Diptychs Drawings

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Diptyche Zeichnungen Dyptiske tegninger

Diptychs Drawings OLE HENRIK HAGEN


Diptyche Zeichnungen In der Art flüchtig gezeichneter Gedankenprotokolle scheinen die in den letzten Jahren entstandenen Zeichnungen Ole Henrik Hagens spontan auf sehr persönliche innere Befindlichkeiten und Wahrnehmungen aus der Umwelt zu reagieren. Sie dokumentieren den Blick des Künstlers, der einem Suchenden gleich, sich vorsichtig tastend, bisweilen spielerisch experimentierend seinen Motiven nähert. Die Arbeiten wachsen allmählich über längere Zeiträume in wiederkehrendem Prozeß. Zeichnungen, die im Studio, auf Reisen, in Bars etc. enstehen, werden gesammelt , sorgfältig sortiert nach Größe, Farben, verwendeten Materialen und Motiven. Aus dem so entstandenen Konvolut werden zwei Blätter zueinander gestellt; nicht zwingend als Gegensatzpaare oder Gleichnisse. Die Bilder können Metaphern sein, die linear gelesene Kommunikationskreise sind. Gegenständliche Motive wie Kopf, Bett, Tasse, Krug erscheinen klar umrissen wie Logos, Gegenstände werden somit zur Chiffre; der Bildaufbau folgt einer scheinbar festen Struktur. Ole Henrik Hagen organisiert seine Blätter einerseits in streng getrennten Ebenen, nebeneinander, bzw. in Übereinanderliegenden Arbeiten, andererseits greifen die Werke ineinander. Der Betrachter sieht neben gegenständlichen Motive abstrakte Lineaturen,geometrische Formen, Molekularstrukturen, Kinderzeichnungen, allesamt miteinander verschlungen und vernetzt. Aus Bildfragmenten werden prägnante Symbole, die an archaische Zeichen erinnern. Jedes Blatt hat seine eigene interessante Prozeßgeschichte. Ole Henrik Hagen verwendet ölgetränktes Papier, Pappen, farbige Karteikarten, alte Skizzenblöcke, Drucke, Texte und Photos. Für gewöhnlich wird das Material in der vorgefundenen Fassung verwertet. Teilweise ändert er dessen Form und Größe; Zerschneidet, zerreist, fügt aneinander, klebt übereinander, stellt gegen-und zueinander. Die Oberflächenspuren der Materialgrundlage und die Zeichen des Gebrauchs werden zu wesentlichen Bestandteilen, bisweilen sogar Ausgangspunkt neuer Zeichnungen. Der Künstler arbeitet mit Öl, Ölfarben, Wachskreiden, Tinte,


Bleistift oder Schellack; flexibel und abhängig von einer augenblicklichen Stimmung. Die neu entstandenen Blätter verbinden Zeichnungen teils auch mit gefundenen oder selbstkomponierten Wörtern. Dinghaftes und sprachliches Treibgut erscheint hier vereint. Über das Bild hinweg findet sich eine Spur der Worte als Meta-Ebene zunächst rätselhafter Art. Flüchtig betrachtet könnte man die nummerierten, mittlerweile 2635 Arbeiten als eine Text - Bild - Assemblage erfassen. Der zweite Blick auf die Arbeiten macht jedoch deutlich, daß Worte hier nicht einfach Zeichnungen erklären oder umgekehrt. Sprache und Zeichnungen stehen in den Arbeiten von Ole Henrik Hagen in einem spannungsreichen Gleichgewicht. Die Zeichnung als Träger der Sprache bekommt eine andere Qualität, bzw. geistige Dimension. Sprachspiel. Die Poesie der Worte wird manipuliert durch das Bild, das Gefühl, einen Zusammenhang, eine eindeutige Beziehung finden zu wollen. Versucht man allein das Wort zu lesen in seiner abstakten Begrifflichkeit als „Überschrift“, „ Inschrift“, oder „Aufschrift“, erscheint es losgelöst von der Zeichnung, die dennoch bewusst mit Sprache kombiniert wurde. Eine Annäherung an die Worte kann erfolgen, indem man Sie als Code oder Chiffre versteht, sie ihrem herkömmlichen Sinn entzieht und in eine lineare Beziehung zu der Zeichnung setzt. Bei systematischer Betrachtung erweisen sich inhaltliche Korrespondenzen zur Dichtung Paul Celans. Begriffe aus dem Werk Celans tauchen gelegentlich auf, ohne die Arbeiten Ole Henrik Hagens zu dominieren. Vielmehr scheint sich durch die mehrfache Integration von Elementen und Metaphern Celanscher Sprechweise seine Arbeitsmethode zu erklären. Die verwendeten Begriffe sind deshalb nicht nur denotativ in ihrer ursprünglichen Begrifflichkeit zu deuten, sondern können ebenfalls in ihrer assoziativen, emotionalen und stilistischen Bedeutungsebene erfaßt werden. Die Sinneinheit und Sinnkohärenz der Bild-Worte lassen sich konsequenterweise innerhalb des Kunstwerkes dechiffieren werden. Die Worte setzen „ Sprachgittern“


gleich Bezüge, zum Teil undurchsichtige Verweise auf biografische Ereignisse, auf eigene Werke oder andere ästhetische Objekte. Sie lösen sich aus ihren festgelegten Zwängen und erleben im Zusammenhang mit den Zeichnungen Methamorphosen ihrer Deutung. Die Bilder geben den Worten Raum für einen jeweils neuen und spezifischen Kontext-Freiraum, einen anderen Ausdruck zu entwickeln Die Bilder lösen sich von ihrer imitierenden Funktion, werden in Beziehung zur Sprache schöpferisch, teils poetisch. Die entstandenen Bild - Text - Serien unterliegen einer Art melodischem Rythmus - sich wiederholende Motive, Farben, Materialien ermöglichen unterschiedliche Lesearten. Die Spannungen zwischen den Ebenen, den Zeichnungen und den Sprachspielen werden zunehmend intensiver, die Grenzen immer mehr hinterfragt, bis die Bild - im - Bild Struktur fast überwunden zu sein scheint. Es bleibt deutlich sichtbar das dialektische Prinzip der Arbeiten, das darin besteht, aus dem Widersprüchlichen eine faszinierende Einheit zu bilden.

Alle Zeichnungen sind auf einen blatt montiert, der ca. 41 x 56 cm groß ist, der ausschnitt ist hier teilweise etwas kleiner, abhängig von format der zeichningen. Alle zeichnungen ist nummeriert von 1- 3121 / zum 15. März 2103

































































Š Ole Henrik Hagen 2013 www.olehhagen.de


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