Johanson // Inspiration
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Cover Poodle / PLUS1 Concept Anna Herrmann Alexander Lervik
Saga Alexander Lervik
3
Johanson hat mit skandinavischem Design und solider Möbelhandwerk ein internationales Publikum erreicht. Seit mehr als 60 Jahren gehört uns der öffentliche Raum Heimspielstätte. Wir haben unsere Produktion immer sehr geschätzt und einen hohen Preis dafür gelegt, qualitativ hochwertige Möbel aus Schweden anbieten zu können. Durch unsere flexible Fertigung ermöglichen wir maßgeschneiderte Kollektionen, bei denen Kunden die Möglichkeit haben, aus 400 RAL-Farben und etwa hundert Textil- und Lederbezügen zu wählen. Qualität und Umwelt sind für uns wichtige Schlagworte. Daher ist das Unternehmen ISO 14001 zertifiziert und die Kriterien für Möbelfakta sind erfüllt. Wir erfüllen auch die höchsten Anforderungen der EU-Normen für Prüfung und Festigkeit im öffentlichen Raum. Wir arbeiten mit einigen der besten Designer in Europa zusammen und wir streben ständig Verbesserungen was Materialien und Technologie betrifft. Die Ideen der Designer, in Kombination mit unserer småländischen Handwerkstradition verleihen unsere Produkte ein ganz besonderer Stil und Haptik. Willkommen bei Johanson
4
Index Apex
Cabin
77
78, 79
Aston
Charlie
110
102, 104
Atticus
Cross
20, 26
56
Atticus BS
Dandy
23
66, 67
Atticus Lounge
Dice
24, 28
12, 14, 15, 131
Bail/ Bail Table
Detroit table
24, 26, 30, 34, 36
70, 98
B-bitz
Eden
108
55, 110
Bella
Edith
96
30, 33, 70
Boston table
Ester
26, 40, 98
18, 19
Bowl
Eye
40
94
5
Eye Lounge
Jackie
94
116
Eye Table
Jupiter
94
117
Frankie
Largo
60
38, 39
Frankie BS
Madison table
63
8, 10, 18, 42, 46, 50, 52, 67, 92, 114
Frankie EC
Milo High
62
12, 131
Friends
Milo Low
64
12
Gap
Milo Footstool
74, 76
12, 131
Haddoc EC
Milo Wing
45
12
Haddoc Shell
Mind
47
48, 49
Haddoc Oyster
Mind BS
46
50
6
Index Mind EC
Pelican BS
50, 51
87
Mississippi
Pilot High
106
92
Moment
Pilot Low
16
93
Moment BS
Plain table
17
49, 81
Norma
Plateau
70, 71
98, 100
Norma Chair
P77
68
114
Parker
Race
28, 36, 104
71, 72
Peak/ Triple/ Quattro
Race Table
16, 38, 58, 60, 64, 68, 76, 82, 87, 90, 96
72
Peak Bench
Reform
87
56
Pelican
Reform Daybed
81, 82, 84, 86
29
7
Rib
Stay table
115
23, 24, 28, 62, 116
Robbie
Sputnik
52
88
Robbie BS
Stroll - Family
54
13, 55, 56, 72, 74, 90, 91
Saga
Studio
2, 8, 10
42, 43
Saga BS
X-bone table
11
54
Shima
U-sit/ U-sit Screen/ U-drop
112, 113
51, 52, 55
Shima Garden
Venus
56, 60, 72, 74
118
Speed
Venus table
58
47, 79, 86, 93, 110, 118
Speed EC
Viggen
59
97
Speed Table
Vinga
44, 45, 51
97
Saga Alexander Lervik Madison table Alexander Lervik
10
Saga Alexander Lervik Madison table Alexander Lervik Saga BS Alexander Lervik
12
13
Milo Low Böttcher & Kayser Milo High Böttcher & Kayser Milo Wing Böttcher & Kayser Milo Footstool Böttcher & Kayser Dice Böttcher & Kayser Stroll Butler Böttcher & Kayser
14
15
Dice Böttcher & Kayser
16
17
Moment Johan Lindstén Peak table Böttcher & Kayser Moment BS Johan Lindstén Peak Quattro Böttcher & Kayser
18
Ester Alexander Lervik Madison table Alexander Lervik
19
20
21
Atticus Erin Ruby
22
Atticus mit Inspiration aus Harper Lees „To Kill A Mockingbird“ Das Atticus-Konzept hat seinen Ursprung in der Natur, besonders inspiriert durch die amerikanische Spottdrossel (engl. „mockingbird“), was in der elegant gerundeten Form zum Ausdruck kommt, die auch an eine Muschelschale erinnert. Der Name Atticus ist der ikonischen Figur im Buch „To Kill A Mockingbird“ entnommen, in Deutschland bekannt unter dem Titel „Wer die Nachtigall stört“. Der amerikanische Klassiker wurde 1960 von Harper Lee geschrieben. „Dies ist nicht nur eines meiner Lieblingsbücher, sondern auch eine unvergessliche Erzählung über Gerechtigkeit für eine machtlose Person, was das Buch auch heute noch höchst aktuell wirken lässt. Ausgehend von diesen Gedanken will ich meine amerikanischen Wurzeln mit Johansons schwedischen Wurzeln vereinen, um eine neue Ikone für das Unternehmen zu gestalten. Atticus ist eine zeitlose Kollektion, die Form, Handwerk, Schlichtheit und Eleganz Respekt erweist.“ // Erin Ruby
23
Atticus BS Erin Ruby Stay table Team Johanson
24
Atticus Lounge Erin Ruby Bail Böttcher & Kayser Stay table Team Johanson
25
26
27
Atticus Erin Ruby Bail Böttcher & Kayser Boston table Team Johanson
28
Atticus Lounge Erin Ruby Parker Färg & Blanche Reform Daybed Alexander Lervik Stay table Team Johanson
29
30
31
Edith Alexander Lervik Bail Böttcher & Kayser Bail Table Böttcher & Kayser
32
„Ich hörte Edith Piaf, als ich den Sessel entworfen habe, und ich dachte mir, dass dieser Sessel ausgesprochen bequem werden sollte, sodass man in ihn hineinsinken und sich in einer Welt der Gedanken verlieren oder Musik für absolute Entspannung genießen kann. Ich wollte einen Sessel machen, der sich behauptet, in seiner Form aber dennoch eine visuelle Leichtigkeit ausdrückt.“ // Alexander Lervik
33
Edith Alexander Lervik Peak Triple Böttcher & Kayser
34
35
36
37
Bail Böttcher & Kayser Parker Färg & Blanche
38
39
Largo Börje Johanson Peak table Böttcher & Kayser
40
41
Bowl Johan Lindstén Boston table Mattias Ljunggren
42
Studio Alexander Lervik Madison table Alexander Lervik
44
Haddoc EC Johan Lindstén Speed Table Johan Lindstén
45
46
47
Haddoc Oyster Johan Lindstén
Haddoc Shell Johan Lindstén
Madison table Alexander Lervik
Venus table Börje Johanson
48
Mind Alexander Lervik Plain table Team Johanson
49
50
Mind EC Alexander Lervik Mind BS Alexander Lervik
Speed Table Johan Lindstén
Madison table Alexander Lervik
U-drop Alexander Lervik
51
52
53
Robbie Böttcher & Kayser U-sit Alexander Lervik Madison table Alexander Lervik
55
U-sit Alexander Lervik U-sit Screen Alexander Lervik Robbie BS Böttcher & Kayser
Stroll Table Böttcher & Kayser
X-Bone table Alexander Lervik
Eden Böttcher & Kayser
56
57
Reform Alexander Lervik Stroll Table Böttcher & Kayser Cross table Johan Lindstén Shima Garden Böttcher & Kayser
58
Speed Johan Lindstén Peak Ouattro Böttcher & Kayser Speed EC Johan Lindstén Peak Triple Böttcher & Kayser
59
61
Frankie Färg & Blanche Peak table Böttcher & Kayser Shima Garden Böttcher & Kayser
62
Frankie EC Färg & Blanche Stay table Team Johanson Frankie BS Färg & Blanche
64
Friends Alexander Lervik Peak Triple Böttcher & Kayser
65
66
67
Dandy Alexander Lervik Madison table Alexander Lervik
68
Norma Chair Färg & Blanche Peak table Böttcher & Kayser
71
Edith Alexander Lervik Norma Färg & Blanche Detroit table Mattias Ljunggren Race Cory Grosser
72
73
Race Cory Grosser Stroll Table Böttcher & Kayser Race Table Cory Grosser Shima Garden Böttcher & Kayser
Gap Simon Pengelly Peak Quattro Böttcher & Kayser Shima Garden Böttcher & Kayser Stroll Bench Böttcher & Kayser
77
Gap Simon Pengelly Apex Johan Lindstén Peak Quattro Böttcher & Kayser
78
Cabin Alexander Lervik Venus table Börje Johanson
79
80
Pelican ist der erste Lehrstuhl in Schweden, der mit dem europäischen Umweltzeichen "EU Ecolabel" ausgezeichnet wurde. "Die Idee, einen leicht stapelbaren Stuhl mit maximalem Sitzkomfort und recycelten Materialien zu schaffen, lag schon lange in der Luft. Das Modell Pelican, das im Frühjahr 2020 auf den Markt kam, ist ein eleganter Stuhl mit weichen Linien und besteht aus recyceltem Kunststoff". // Johan Lindstén
81
Pelican Johan Lindstén Plain table Team Johanson
83
Pelican Johan Lindstén Peak table Böttcher & Kayser
84
85
Pelican Johan Lindstén Peak table Böttcher & Kayser
86
Pelican BS Johan Lindstén Venus table Börje Johanson
Peak table Böttcher & Kayser
Pelican Johan Lindstén
Peak Bench Böttcher & Kayser
89
Saga Alexander Lervik Sputnik Mattias Ljunggren
90
Stroll Böttcher & Kayser Peak table Böttcher & Kayser
92
Pilot High Alexander Lervik Madison table Alexander Lervik Pilot Low Alexander Lervik Venus table Börje Johanson
93
94
Eye Alexander Lervik Eye Lounge Alexander Lervik Eye Table Alexander Lervik
95
Frankie Färg & Blanche Boston Team Johanson
97
Bella Börje Johanson Viggen Börje Johanson Vinga Börje Johanson Peak table Böttcher & Kayser
98
99
Plateau Böttcher & Kayser Detroit table Mattias Ljunggren Boston table Mattias Ljunggren
101
Plateau Böttcher & Kayser
103
Charlie Färg & Blanche
105
Charlie Färg & Blanche Parker Färg & Blanche
106
Mississippi Johan Lindstén
107
109
B-bitz Pinc/ Team Johanson
110
Aston Johan Lindstén Eden Böttcher & Kayser Venus table Börje Johanson
112
Shima Böttcher & Kayser
113
114
P77 Jonas Lindvall Madison table Alexander Lervik Rib Alexander Lervik
115
116
Jackie Mattias Ljunggren Stay table Team Johanson Jupiter Börje Johanson
118
Venus Börje Johanson Venus table Börje Johanson
Geschichte // Von der Sesselindustrie der Gebrüder Johanson zu Johanson Design
120
Hylands Hörna 1966
121
Zweiter Weihnachtstag 1966 Schweden hat immer noch Linksverkehr. Tage Erlander ist Ministerpräsident. Fernsehen ist die große Freude der Menschen, es gibt einen Fernseher in fast jedem Haus eines Mannes. Aber wir haben nur einen einzigen Kanal und alle Programme werden in Schwarz-Weiß gesendet. Der Publikumsdompteur Lennart Hyland ist einer der beliebtesten Menschen des Landes. Seine Live-Unterhaltungssendung, Hyland's Corner, lässt fast zwei Drittel der Bevölkerung erwartungsvoll vor dem Fernsehschirm sitzen. Eines der stehenden Features des Programms ist "Beautiful Mask", bei dem Hyland versucht herauszufinden, wer sich hinter der Verkleidung des Abends versteckt. Auf einem lebendigen Pferd sitzend, rumpelt eine Gestalt, die stark an den genialen Ritter Don Quijote erinnert, auf die Bühne. Mit Hilfe einer Reihe von Fragen und der hilfsbereiten Unterstützung des Studiopublikums kommt ein verwirrter Lennart Hyland zu dem Fazit, dass es der talentierte und etwas exzentrische Schauspieler Per Oscarsson ist, der der heimliche Gast des Abends ist. Und hier beginnt eine der seltsamsten und die am meisten in Erinnerung gebliebenen Aufführungen in der schwedischen Fernsehgeschichte. Oscarsson hält einen Monolog über alles, von der Sexualerziehung bis zur Einwanderungspolitik, aber es ist nicht das, was er sagt, sondern das, was er gleichzeitig tut, was die meiste Aufmerksamkeit auf sich zieht. Er zieht sich aus! Ruhig und methodisch zieht der Schauspieler mehrere Lagen Pullover und lange Unterhosen aus, bis er nur noch in seinen Boxershorts dasteht. Die abgeschälten Kleidungsstücke sind auf einem Barhocker, der vom Studiodekor ordentlich hervorgehoben wird, Teil für Teil abgelegt worden. Drei der fünf Millionen, die mehr oder weniger entsetzt waren, von dem eher unschuldigen Geschehen aus einer zeitgenössischen Perspektive gesehen, befinden sich in einer Villa auf der Drottninggatan in Markaryd. Dieses besondere Trio ist mit ziemlicher Sicherheit eher stolz als erschüttert. Der fragliche Barhocker wurde von der Gebrüder Johanson Sesselfabrik entworfen und hergestellt, nur das wenige Schritte von dem Haus entfernt, in dem sie sich befinden. Weder Großmutter Lilly Johanson, ihr Sohn Börje, noch Schwiegertochter Sylvia haben eine Ahnung, wie der Verkaufserfolg Barhocker 1 des Familienunternehmens, im Requisitenlager von der schwedischen Television, was sich im Gärdet in der Hauptstadt Stockholm befindet, gelandet ist. Doch sobald der Barhocker vor dem Schauspieler Oscarsson steht, merkt Börje, dass jetzt etwas Großes passieren wird. Er nimmt seine Super-8-Kamera in die Hand und verewigt das Spektakel. Für diejenigen, die keinen Zugang zum Archiv der Familie Johanson mit alten Filmrollen haben, ist der Clip zum Glück auf Youtube gepostet! Aber lass uns doch alles von Anfang an angehen.
Barstol 1
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1920 – 1933
1934 – 1952
Der in Vara geborene Albin Johanson arbeitet seit einigen Jahren in Stockholm, als Vorman in einer Lampenindustrie, es zieht ihn aber nach Markaryd, wo sein Bruder und sein Schwager eine Zementfabrik gründeten. Das läuft nicht ganz so, wie Albin es sich gedacht hatte. Albins Bruder und der Schwager lassen ihn die ganze Last in der Fabrik allein ziehen, und das ist langsichtig nicht tragbar. So ist Albin, der sich gerne fortbildet und kompetent ist in allem, was er sich vorgenommen hat, gezwungen, andere Wege zu finden, um sich seinen Lebensunterhalt zu verdienen. Laut dem jüngsten Sohn Sven – der die Hauptquelle für diesen Teil der Geschichte ist – wechselt der Vater oft den Beruf, möglicherweise war er eine rastlose Natur.
Für Gösta Johanson, den Ältesten der sechsköpfigen Geschwistergruppe, ist es an der Zeit, sein Berufsleben zu beginnen. Mit der abgeschlossenen siebenjährigen Grundschule im Hintergrund bekommt er einen Job bei der Fabriks AB Ekå, wie die offizielle Bezeichnung lautet. Keines der anderen Johanson-Geschwister lernt weiter und alle beenden ihre Schulausbildung als Dreizehnjährige. Gösta mit den grünen Daumen, erinnert sich an den kleinen Bruder Sven und ist zudem mit einem außergewöhnlichen Ordnungssinn ausgestattet. Dass er ein geschätzter Mitarbeiter ist, würde sich zeigen: Gösta und zwei weitere besonders talentierte Mitarbeiter erhalten jeweils ein Grundstück, das von Ekås' Gründer und Eigentümer Ernst Andersson gespendet wurde. Wir schreiben das Jahr 1948 und die Adresse ist Hyltevägen. Mit der großzügigen Hilfe von Vater Albin, der inzwischen eine Stelle als Bauinspektor hat, wird bald das eigene Haus für Gösta und seine Geschwister zum Einzug fertig sein. "Als wir heirateten und unsere eigenen Familien gründeten, zogen wir weiter", erinnert sich Onkel Sven.
Kein Übel, das nichts Gutes mit sich bringt; Albin lernt ein Mädchen aus der Gegend kennen. Ihr Name ist Lilly und sie hat ihre Wurzeln in Traryd, mitten im Snapphaneland! Albin und Lilly heiraten am 28. Juli 1922 und ziehen in eine Mehrfamilienvilla in Skärsjödal, direkt neben der alten Tanzfläche. Hier werden in rascher Folge die sechs Geschwister Gösta, Margit, Gunnar, Börje, Britta geboren und 1933 ist endlich der jüngste Bursche Sven an der Reihe, das Licht der Welt zu erblicken. Trotz der großen Anzahl von Kindern hat Mutter Lilly Zeit, für die Haushaltskasse mit beizutragen. Sie übernimmt Näharbeiten für Ekå und näht Bänder für die Sandpapiermaschinen. Ekå, 1928 gegründet, heißt heute Ekamant und ist eigentlich der älteste Schleifpapierhersteller der Welt.
Jetzt, in der zweiten Hälfte der 1940er Jahre, bekommen die jugendlichen Brüder Börje und Sven auch einen Platz als Lehrlinge in der Polsterwerkstatt von Kåre Back. Hier werden sie noch einige Zeit, bis zum nächsten Jahrzehnt, bleiben. Sogar der große Bruder Gösta, der nach einem Zwischenspiel als Gärtner, schließt sich an. Börje und Sven fällt es leicht, das Handwerk aufzunehmen, wahrscheinlich ein Talent, das sie von ihrem multitalentierten Vater geerbt haben. Göstas Stärke liegt eher in der geordneten und logistischen Richtung. Die Eigenschaften der drei Brüder ergänzen sich gut. Im Grunde beherrschen sie selbst das Handwerk. Börjes Unternehmergeist und Sinn für Design werden von Göstas organisatorischen Fähigkeiten begleitet, während Svens erfinderischer Blick für Details, Design und Produktion von unschätzbarem Wert ist, wenn es dazu kommt, sein eigenes Unternehmen zu gründen. Börje ist gut im Fußball und spielt in Markaryds IF. Auf einer Fußballreise nach Dänemark gewinnt er ein Bodenkissen in einer Lotterie. Er hat noch nie eins gesehen und ist beeindruckt von der Idee, dass er und seine Brüder so eins selbst machen können, Polsterer, das sind sie!
Fam Johanson. Die Reihe von hinten links Albin, Lilly, Gösta, Margit. Vordere Reihe: Gunnar, Börje, Sven och Britta.
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1953 – 1971 Die Sesselindustrie der Gebrüder Johanson wurde 1953 gegründet. Die berühmten Bodenkissen werden das erste Produkt des Unternehmens sein, hergestellt aus Kunstleder, gepolstert mit Watte umhüllter Holzwolle. Die Kissen bestehen aus Dreiecken, die zusammengenäht, ein Sternmuster bilden. Das Kunstleder wird zunächst vom Großhändler Karlssons in Oshult gekauft, das wird aber zu teuer und stattdessen wenden sie sich direkt an den Hersteller, die Gamlestadens Konstläderfabrik in Göteborg, wo sie zu einem der größten Kunden werden. Die Bodenkissen werden "wie Butter in Småland" konsumiert. Der Name Gebrüder Johanson Sesselfabrik klingt großartig, so deutet es darauf hin, aber die Realität ist völlig anders. Die Produktion erfolgt zunächst im Keller von Gösta mit einer alten, schlechten Nähmaschine als einzigem Hilfsmittel. Die Nähmaschine ist übrigens von Mutter Lilly geliehen. Mit steigender Nachfrage werden mehr Maschinen angeschafft. Zum Dank das Gunnar Lindberg, dessen Eltern das Bekleidungsgeschäft Lindbergs Konfektion betreiben, bekannt ist, dürfen Sie dort, zu einem erschwinglichen Preis, einige Nähmaschinen kaufen.
Die Sesselindustrie der Brüder Johanson in Hannabadsvägen 1963-1972, heute der Hauptsitz von NIBE.
Ein glücklicher Zufall gibt den Verkaufserfolgen einen regelrechten Schub. Der mittlere Bruder Gunnar hat seine Ambitionen innerhalb der SSU gezeigt und wird dadurch Direktor der Tanzfläche Skärsjödal, die sich dann zu einem Volkspark entwickelte. Auf diese Weise lernt Gunnar den Geschäftsmann Sture Malmgren kennen, der in ganz Schweden Lotteriewaren verkauft. Er findet Gefallen an den Bodenkissen der Brüder Johanson und so werden die Bodenkissen aus Gösta Johansons Keller zu Lottopreisen. Von Ystad im Süden bis Haparanda im Norden, ja in fast jeder Tombola, die es gibt, ist es möglich ein Johanson Bodenkissen zu gewinnen. Als der Keller für das wachsende Geschäft zu klein wird, erkennt Börje, dass es alte Baumodule gibt, für die die Armee keine Verwendung mehr hat. Er kauft ein Kasernenmodul, die auf Göstas Grundstück errichtet wird. Die erste eigene Fabrik ist eine Tatsache! Gegen Ende der 1950er Jahre ist das Interesse an dem Bodenkissen abgeebbt, aber das Geschäft hat sich mit anderen Dingen erweitert. Jetzt werden Sessel, Matratzen, Betten und Ottomanen hergestellt. Die Rahmen werden zunächst von anderswo gekauft. Gleichzeitig wird die Produktion in neu errichteten Räumlichkeiten verlagert, die schließlich von der Wärmepumpenfirma NIBE übernommen werden und immer noch vorhanden sind.
Boda
Bodenkissen
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1953 – 1971
Hier hat auch die Sesselindustrie der Brüder Johanson ihr erstes richtiges Büro. Das Büro wird von Börjes Frau Sylvia unter anderem mit Hilfe des eingeheirateten Schwagers, Arne Lindeberg, geleitet. Im Jahr 1963 wurde eine Frau eingestellt, die zu einem wertvollen Vermögenswert für das Unternehmen werden sollte. Ihr Name ist Anna Greta Johansson, eine gutaussehende Frau mit mit unverwüstlichem Gemüt. Sie kümmert sich um alle ausländischen Agenten und die gesamte Korrespondenz mit denen. Anna Greta ist mit sprachlich begabt und erhält im Laufe der Zeit den Titel Exportmanagerin. Sie ist bis Mitte der 1990er Jahre, bis zu dem Zeitpunkt als neue Kräfte in Form von Börjes Söhnen Dan und Paul die Führung für das Unternehmen übernehmen, parallel mit Börje, sowas wie das Gesicht nach außen. Anna Greta bleibt jedoch bis 2001 offiziell angestellt. Wenn die Produktion wächst, wird natürlich mehr Personal benötigt. Einer der Ersten ist Kåre Back, genau derselbige Polsterer, der Börje, Sven und Gösta als Lehrlinge in seiner eigenen Werkstatt hatte. Der erste Mitarbeiter ist jedoch Lasse Jönsson, der 14 Jahre alt ist, als er 1959 anfing. Lasse wird sich zu einem erstklassigen, energiegeladenen und rekordverdächtigen Polsterer entwickeln und spielt mit seiner enormen Kapazität eine sehr bedeutende Rolle in der Produktion. Lasse ist aus zähem Holz und arbeitet bei Johanson, bis er über 70 Jahre alt ist! Bis in die frühen 1960er Jahre ist die Belegschaft auf etwa zehn Personen angewachsen, von denen sind eine Handvoll Näherinnen, die in der unmittelbaren Umgebung rekrutiert wurden. Aufgabe von Sven Johanson ist es, Nähmaschinen für die neuen Näherinnen zu beschaffen. Singer und Pfaff sind die besten Marken. Die Näherinnen, die auf Akkord arbeiten, leihen sich die Maschinen mit nach Haus. Die Möbelstoffe bekommen sie von Sven geliefert, der nicht nur gelernt hat, wie die effizienten elektrischen Maschinen funktionieren, sondern sie bei Bedarf auch reparieren kann. Es ist auch Sven, der die meisten Dinge konfektioniert und Muster für die Stoffe zeichnet. Die ersten Kunden des Unternehmens sind Menschen, die in der Nähe leben. Der Ruf von hoher Qualität und angemessener Preisgestaltung breitet sich langsam, aber sicher, in immer weiteren Kreisen aus. Um an die wachsende Kundschaft außerhalb zu liefern, ist Börje meistens zu sehen, wie er sein Mofa, mit einer voll beladenen Ladefläche im Shuttle-Verkehr zwischen der Fabrik und dem Bahnhof steuert. Es dauert nicht lange, bis ein eigener LKW angeschafft wird, um mit allen Lieferungen Schritt zu halten. Die Sesselindustrie der Johanson-Brüder ist auch ein ziemlich früh mit der Etablierung von einem eigenen Stab mit Handlungsreisenden aufzubauen. Sie sind auf Möbelmessen unterwegs und zeigen sich, in Stockholm, Malmö und Kopenhagen. Vor den Messen herrscht in der Fabrik immer fieberhaftes Treiben.
Alle Brüder, auch diejenigen, die nicht in der Firma arbeiten, sowie Schwager und alle Kinder die alt genug sind helfen den Lastwagen vor Abfahrt, zu beladen. Im Ausstellungsbereich angekommen, wird der Stand selbst aufgebaut. Seit vielen Jahren ist es Sven, der dafür sorgt, dass alles laut Plan ausgeführt wird. Das Geschäft rollte weiter. Börje Johanson ist die treibende Kraft in der Branche und auch derjenige, der hauptsächlich die Möbel entwirft, aber Sven hat oft den einen oder anderen Finger mit im Spiel, besonders wenn es darum geht, Lösungen für verschiedene Designprobleme zu finden. Die größte Herausforderung besteht darin, neue Modelle zu entwickeln, damit die Verkäufer etwas zu zeigen haben. Aus der Tatsache, dass der Großteil der Produktion auf die häusliche Umgebung ausgerichtet ist, fängt man nun an den öffentlichen Sektor ins Visier zu nehmen. Auf der Vertragsseite macht Gerdmans Einrichtungen fast die Hälfte des Umsatzes aus. Der Exportmarkt beginnt ernsthaft durchzustarten. Mit Hilfe von ein paar amerikanischen Brüdern, die einerseits etwas umständlich im Umgang sind, andererseits aber hunderte von jedem Produkt bestellen, wird der Schritt auf die andere Seite des Atlantiks gewagt. Dort gibt es viele schwedische Nachkommen, die gerne mit schwedischen Möbeln einrichten möchten. In den Jahren vor der Wende des Jahrzehnts 1969-70 nimmt die Sesselindustrie der Brüder Johanson Kontakt mit den dänischen Niels Hørlyck Agencies auf, die für das Unternehmen auf der ganzen Welt zum Vertreter werden. Niels – eine besondere Persönlichkeit – reist mit einem skandinavischen Möbelkatalog herum und schreibt Aufträge am fließenden Band. Er pflegt die meisten seiner Geschäftsbeziehungen auf dem Golfplatz. Im damals größten Exportmarkt, den USA, finden vor allem die Kapitäns-, Houstonund Navigator-Sessel in vielen JR Ewing-ähnlichen Büros Platz. Ein wichtiger Bestandteil dieser Sessel sind die gut konstruierten Stahlsockel. Diese werden, in dem Gebiet Autodidakt, von Sven Johanson entworfen und in der benachbarten Werkstatt Samhall hergestellt, deren Manager, Helge Jansson, ist mit Britta, Schwester von Gösta, Börje und Svens verheiratet. Helge ist sehr gut darin, Lösungen für das Metallschweißen zu finden. Die für Johanson bedeutende und einzigartige Trompetenfußbasis ist aus zwei Teilen, die zusammengepresst und mit einem Halsbandrohr zusammengeschweißt werden, bevor diese vorbildlich fein, ohne Naht geschliffen werden! Die Werkstatt wurde 1998 von Johanson übernommen und heißt heute Metector. Wir können nicht über die 1960er Jahre sprechen, ohne den klassischen eiförmigen Sessel Venus zu erwähnen, eines der meistverkauften Möbel von Johanson aller Zeiten. Vielzählig sind
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1953 – 1971
Venus 1960
Venus 2020
Gösta Johanson
Sven Johanson
die Baren, Restaurants, Nachtclubs, Kreuzfahrtschiffe, Büros und Privathäuser, in denen Venus ein geschätzter Teil der Einrichtung ist. Der Sessel, der nicht ganz einfach herzustellen ist, erhält eine unerwartete Wiederbelebung, als Peter Gaszynski, Besitzer des trendigen Innenarchitekturgeschäfts House in Stockholm, ihn in den späten 90-ger Jahren entdeckt. Er ist auf der Suche nach Retro-Möbeln und wird völlig lyrisch, als er zu Besuch nach Markaryd kommt. Die Krux ist nur, dass Venus nicht mehr produziert wird und deshalb auch keine Werkzeuge mehr
vorhanden sind. Aber es funktioniert. Dan und Paul, die inzwischen die Verantwortung für das Geschäft übernommen hatten, finden die Firma, die das Werkzeug geliefert hat, Strandex in Rävlanda, und bringen sie dazu, ein neues herzustellen. Es wird ein Deal gemacht, der für alle Beteiligten sehr profitabel wird. Hier kommt die Expertise von Sven Johanson zum Tragen, er erinnert sich detailliert daran, wie er die kniffligsten Momente in der Produktion gelöst hat und so wird die Venus' Wiedergeburt ein wichtiger Meilenstein in der Johanson Erfolgsgeschichte.
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1972 – 1993 Nach einigen wackeligen Jahren mit allgemein rückläufigen Branchenzahlen gelingt es Börje Johanson und seinen Brüdern, den Aufruhr wieder in Gang zu bringen. So sehr, dass Sie gezwungen sind, nach größeren Einrichtungen zu suchen. Im Jahr 1972 wurde die Fabrik in neu gebauten und moderneren Räumlichkeiten in den Hässleholmsvägen verlegt. Jetzt steht Johanson auf den Fabrikschildern. Etwas mehr als zehn Jahre später, genauer gesagt 1983, erhält das Eigentümerduo Gösta und Börje ein Angebot ihr Unternehmen an eine Investmentgesellschaft zu verkaufen. Diese haben bereits Gerdmans Einrichtungen übernommen und die waren einige Jahre zuvor der größte Kunde der Brüder. Zu den Synergien, die die Investoren zu sehen scheinen, gehört, dass die beiden Unternehmen ein gemeinsames Computersystem haben können. Ein etwas über ein Kilometer langes Kabel wird daher von Gerdmans Gelände hinunter zum Hässleholmsvägen gezogen, wo neue Terminale installiert werden. Das sind wuchtige Sachen, die stehen und machen krach", erinnert sich Sven Johanson. Der Neffe Lars Wenlid, ist phänomenal an Computern und sehr hilfreich bei der Veränderung. Die neuen Maschinen bedeuten einen Neuanfang für das Unternehmen, sowohl die Verwaltung und auch die Produktion sind betroffen. Der älteste Bruder Gösta, der bis dahin derjenige ist, der den Überblick über alles hat und sich alles in seinem Kopf merkt, ist erleichtert, ebenso wie Börje, der die Kontrolle nicht wirklich loslassen will, aber nun erkennt, dass es eine positive Veränderung für alle Beteiligten ist. Obwohl Börje Johanson
Johanson Design's Räumlichkeiten in der Hässleholmsvägen 1972-2008
einmal, genau am Anfang, wäre fast alles ein Ende mit Bestürzung geworden; Ein Buchhalter zieht versehentlich einen Stecker, so dass Alles schwarz wird! In den frühen 1980er Jahren lag der Umsatz bei etwa 12-15 MSEK, mit einem Höchststand in den Jahren 1987-1988, mit 20 MSEK. Die Investmentgesellschaft hat inzwischen andere Pläne und 1985 kauft Börje das Unternehmen zurück und ist somit alleiniger Eigentümer. Die Gesamtzahl der Mitarbeiter beträgt rund zwölf Personen. Viele sind treue Diener, die ein ganzes Arbeitsleben lang bleiben, einige arbeiten nach Erreichen des Rentenalters weiter. Ein klares Zeichen, dass Sie sowohl mit Arbeitgebern als auch mit Kollegen zufrieden sind. Die Konflikte, die auftreten können, werden schnell und reibungslos gelöst. Alle Möbel werden von Börje entworfen, oft unterstützt von seinem jüngeren Bruder Sven. Der Barhocker 1 "TV-Star" verkauft sich weiterhin gut, ebenso wie der epochentypische AMIGO TV-Sessel. Es ist nicht die Rede davon, die Produktion in ein nahegelegenes Niedrigkostenland zu verlagern, wie viele Konkurrenten. Börje Johanson hat beschlossen, dass alles vor Ort in Markaryd hergestellt wird, damit Sie die volle Kontrolle darüber haben, dass die Arbeit ordnungsgemäß ausgeführt wird. Markaryd in den 1980er Jahren unterscheidet sich nicht von dem, wie es 2021 aussieht. Die rund 6.000 Einwohner, von denen die meisten in eigenen Villen leben, erleben die Gemeinschaft als sicheren Ort. NIBE fängt an schnell zu wachsen, was viele Arbeitsplätze bietet. Während Mama und Papa bei der Arbeit sind, gehen die Kinder Outdoor-Aktivitäten nach. Viel Fußball. Sicherlich haben einige der ballkickenden Knaben, den Stolz der Gemeinde, Nanne Bergstrand als Vorbild! Zwei von denen, die an allen Sportarten mit Leib und Seele teilnehmen, sind die Brüder Dan (geb. 1967) und Paul Johanson (geb. 1972), Börjes Söhne. Ihre Erinnerungen an den Arbeitsplatz ihres Vaters sind etwas begrenzt. Es ist sehr aufregend, mit Mama Sylvia nach der Arbeitszeit mitzugehen und die besonderen Gerüche aus der Werkstatt zu spüren, die Roller auszuleihen, mit denen man zwischen den Stationen in der Werkstatt schneller vorankommt und Tischtennis auf der Tischtennisplatte des Personals spielt! Als sie ein paar Jahre älter werden, bekommen sie Sommerjobs. Zu Anfang Rasen mähen und später auch einige einfachere Aufgaben in der Produktion, sowie Pfoten auf die Stuhlbeine setzen, das Packen des Lastwagens und Messestände bauen. Aber dass sie die Umhänge ihres Vaters und ihrer Onkel im Familienunternehmen schultern würden, ist alles andere als selbstverständlich. Die Schicksalsmänner haben jedoch einen eigenen Wandteppich für die Johanson-Brüder Version 2.0 gewebt...
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1993 – heute Zur Weihnachtszeit 1992 leidet Börje Johanson an einem akuten Herzleiden. Der älteste Sohn Dan, der gerade sein Studium in Halmstad abgeschlossen hat und vor dem Militärdienst einige Monate in Vollzeit in der Fabrikhalle gearbeitet hat, ist vorübergehend in seine Heimatstadt zurückgekehrt und hat nun plötzlich eine größere Verantwortung. In der dritten Januarwoche geht es zur IMM in Köln und kurze Zeit später zur Möbelmesse nach Stockholm. Bei beiden Gelegenheiten wird der kleine Bruder Paul, von einem verständnisvollen Oberst, vom Militärdienst freigestellt und kann auch seinen Teil dazu beitragen. Vater Börje ist auf Besserungswegen, und als es Zeit für die Salone del Mobile in Mailand ist, muss Dan erneut das Ruder halten, diesmal allein, da Paul keine Freistellung von seinem Militärdienst erhalten hat. Alles geht wie ein Tanz. Dan und Paul haben nun die ausländischen Agenten des Unternehmens kennengelernt und die Atmosphäre auf den weltweit führenden Möbelmessen ernsthaft erlebt. Gleichzeitig wird die Möglichkeit gegeben, einen genaueren Einblick in die Funktionsweise des "Geschäfts" zu erhalten. Es gibt Ihnen einen Geschmack für mehr. Aber es gibt noch viel zu besprechen, bevor endgültige Entscheidungen getroffen werden können. Die Sache ist, dass Johanson einige ziemlich harten Jahre hinter sich hat. Stark rückläufiger Umsatz. Es werden keine neuen Modelle entwickelt. Das Unternehmen ist einfach ziemlich erschöpft und es ist so weit gegangen, dass mehr oder weniger entschieden wird, dass das Unternehmen verkauft werden soll. Die Verhandlungen werden mit einer Risikokapitalgesellschaft geführt und führen dazu, dass das Geschäft beibehalten wird, wobei Dan und Paul zu Teileigentümer werden, während Vater Börje und Mutter Sylvia die andere Hälfte besitzen. Sylvia arbeitet immer noch im Büro mit Verantwortung für die Buchhaltung. Börje erholt sich von seinem Herzinfarkt und behält offiziell den CEOTitel, aber aus medizinischen Gründen beschränken sich seine Bemühungen darauf, die Beziehungen zu einigen der wichtigsten Lieferanten der Fabrik zu pflegen. In der Praxis übernehmen Dan und Paul die Verantwortung für das gesamte Geschäft. Dass beide Elternteile zusammen mit der tragenden Säule Onkel Sven bleiben, ist eine große Sicherheit für die jungen Brüder. Gleichzeitig ist es ein Balanceakt. Dan und Paul haben Ambitionen und wollen in die Zukunft investieren und sich entwickeln, während Vater Börje, der formal immer noch auf dem Stuhl des CEO sitzt, ein vorsichtigerer General ist. Folglich müssen Sie sich langsam beeilen, aber mit Geduld kombiniert mit jugendlichem Enthusiasmus und nachgewiesener Kompetenz bekommen Sie schließlich Papa auch mit in den Zug! Dan und Paul haben viele Ideen, welche Maßnahmen umgesetzt werden müssen, um das Blatt in die richtige Richtung zu wenden und das Tempo schrittweise zu erhöhen. Es wird beschlossen, dass die Produktentwicklung eine Voraussetzung für das Überleben ist, also setzen sich Dan und Paul zusammen mit
Paul och Dan Johanson
seinem Onkel Sven zusammen und beginnen zu skizzieren. Hilfe, hat man im Gespräch mit Erik erhalten, der, da er seit mehreren Jahren bei Niels Hørlyck arbeitet, den Weltmarkt gut kennt. Modernere Chefsessel sind eine Nische, auf die man setzen kann, um ihre gemeinsame Analyse von Hand zu geben. Die Kombination, mit fortschrittlicher Mechanik von einem seriösen Lieferanten in Italien, einem schlanken Profil und einer dünnen, schönen, hohen Rückenlehne führt zum Lotus-Stuhl. Es gibt nichts Vergleichbares auf dem Markt und Lotus wird ein Erfolg werden! Mit Hilfe einer Werbeagentur werden Katalog- und PR-Material erstellt und Flyer verschickt. Die neue Generation von Johanson möchte von einer etwas hierarchischen Unternehmenskultur zu einer mehr Lebendigeren und offeneren, gleichmäßigeren Organisation übergehen. "Management by walking around", wie es in der Terminologie der Zeit heißt. Dan profitiert von seinem Universitätsstudium in Marketing und Vertrieb und sie fangen an, ihre eigenen Geschäftspläne zu erstellen. Ein sehr lohnender Schritt wird es, die Halmstad University zu involvieren und einige der Studenten zu bitten, eine Kundenumfrage durchzuführen. Deren Aufgabe war es herauszufinden, wie Johanson vom Markt wahrgenommen wird. Es stellt sich heraus, dass man als extrem erschwinglich gilt und dass man sehr stark mit den oben genannten Trompetenfüßen verbunden ist! Zwei Änderungen, die Dan und Paul schnell als notwendig erkennen, sind die Verbesserung der Vertriebsseite und die Zusammenarbeit mit externen Designern. Nach und nach geschieht ein Generationswechsel im Foreign Agent-Netzwerk und auch die Strategie der Zusammenarbeit mit den internationalen Vertretern dieses Unternehmens verändert sich drastisch
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1993 – heute
In den Jahren 1997-1998 bekommt man einen neuen Agenten auf dem großen Markt Deutschland und etwa zur gleichen Zeit meldet sich Peter Schneider. Peter, der Engländer ist, arbeitet an einem Auftrag für den Flughafen Heathrow und ist auf der Suche nach einem stabilen Tischständer und hat sich zu Johanson hin gesucht. Gegenseitiges Gefallen entsteht und Peter wird der Vertreter des Unternehmens in Großbritannien. Das entpuppt sich als Glücksfall, 2006 übermittelt Mister Schneider einen sehr lukrativen Auftrag von dem Londoner Büro der internationalen Großbank, Arab Bank, der fortlaufend läuft. Fast 50 Prozent des Gesamtumsatzes von Johanson werden exportiert und sind in insgesamt 55 Ländern vertreten. Ein paar weitere Maßnahmen, die unter die Überschrift "Verkaufsseite" passen, ist die wichtige Zielgruppe der Architekten effizienter und bewusster zu verarbeiten und der Übergang von der Netto- zur Bruttopreisliste, das bedeutet, dass diejenigen, die viel kaufen, bessere Konditionen angeboten werden können.
Snaps
Von der Peitsche zum Zuckerbrot, so kan man es zusammenfassen. Anstatt zu drängen und Forderungen zu stellen, reisen Dan und Paul herum und fragen, wie sie helfen können und wie sie ihre Agenten unterstützen können. Sie werden auch mehr hellhörig darauf, welche Art von Produkten der Markt verlangt.
Bis zum Generationswechsel Mitte der 1990er Jahre wurde das gesamte Design im eigenen Haus durchgeführt. Die Zahlung von Lizenzgebühren an Designer wird als unnötige Ausgabe angesehen. Der erste Schritt im Neudenken kommt von externen Initiativen. Der Designer Mattias Ljunggren, der viel mit Källemo zusammengearbeitet hat und ein großer Name ist, meldet sich, weil er Hilfe bei einem von ihm entworfenen Barhocker benötigt. Der Stuhl heißt Sputnik und ist immer noch im Sortiment. Einen so bekannten Designer wie Mattias mit sich im Boot zu haben, ist natürlich eine Feder im Hut und macht es einfacher, wenn sich das nächste Designerprofil für Diskussionen über Zusammenarbeit nähert. Der Designer Leo Thafvelin und seine erste Kreation für Johanson, das ist ein Barhocker und mit dem Namen Snaps, bekommet einen ikonischen Status und wird zu einem großen Exporterfolg. Kunden in Großbritannien, Deutschland und den Niederlanden kaufen den Stuhl. Reedereien werden auf das besondere Design aufmerksam, und somit landet der Stuhl auf einer Reihe von Kreuzfahrtschiffen und Fähren. Stena Line ist einer der ersten Kunden, die zwei neue Boote ausstattet. Der Wettbewerb um den Auftrag war stark, aber Paul und Dan reisen nach Göteborg und schaffen es, die Bestellung nach Hause zu rudern. Stena ist auch heute noch ein wichtiger Kunde. 2003 beginnt die Zusammenarbeit mit dem Designer Alexander Lervik. Alexander ist seitdem ein wichtiges Rädchen in der Johanson-Designmaschinerie. Als er den Auftrag hat, das Interieur für den Indoor-Veranstaltungsort Sturecompagniet in Stockholm zu entwickeln, erhält er vom Nachtclubbesitzer Vimal Kovacs strenge Verhaltensregeln, nur Johanson Möbel zu verwenden – da sie sind die einzigen sind, die mit der harten Abnutzung in Nachtclubs umgehen können!
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Johansons Produktionsstätte in Markaryd 2022
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1993 – heute
Der Stockholmer Magnus Östlin war Mitte der 1990er Jahre einer der größten Kunden von Johanson. Wenn Dan fragt, ob er die Seiten wechseln möchte, braucht es keine Reflexionszeit mehr. Zu den Dingen, die für den Erfolg im Stockholmer Stadtteil am meisten bedeuten, gehört der bereits erwähnte Vimal Kovacs, dem die Stureplansgruppe gehört. Er möchte, dass alle Möbel in den Nachtclubs und Restaurants der Gruppe von Johanson kommen. Die Clubs werden so zu einer Art Schaufenster für den småländischen Möbelhersteller. Im Jahr 2002 wird ein Showroom in der Grev Turegatan 50 im Zentrum von Stockholm eröffnet. Die Stockholmer Abteilung wächst ständig und sechs Jahre später wird Daniel Jonsson als Architektenmanager eingestellt. 2013 wird der Showroom in die Ringvägen 9 verlegt, wo es größere Räumlichkeiten und eigene Parkplätze gibt. Die Verkäufe in den Bezirken Stockholm, Mälardalen und Norrland steigen rasant. Dank Daniel und Magnus schaffen sie es, Johanson Möbel in Unternehmen wie Spotify, Google, Coca-Cola, Trygg Hansa, Klarna, NCC und ABB zu bringen. Einer der Erfolgsfaktoren ist die Reaktionsfähigkeit von Dan und Paul auf Marktveränderungen und Entwicklungsambitionen. Die Brüder finden immer neue Ansätze. Ende der 1990er Jahre vermittelt Magnus den Kontakt zwischen Johanson und der Designagentur Pinc in Stockholm. Pinc hat das fantastische flexible System B-Bitz entwickelt, das sind Sitzpuffs als Basis, die mit allem kombiniert werden können, von Rückenlehnen bis hin zu Leuchtkästen. B-Bitz ist der Ausgangspunkt, um eine breitere Kundschaft zu erreichen, weil es ein System ist, mit dem jeder arbeiten kann und zu diesem Zeitpunkt gibt es nicht Vergleichbares. Zehn Jahre später hat sich B-Bitz zum modularen Sofasystem U-Sit entwickelt. Jahr 2020 macht U-Sit einen Großteil des Umsatzes des Unternehmens aus. Der Mastermind hinter U-Sit ist Alexander Lervik. Nachhaltigkeit ist für viele ein "Schlagwort", aber für die Brüder ist es offensichtlich. Die Philosophie ist einfach: Unsere Möbel sollen umweltfreundlich hergestellt werden, lange leben und das Material soll wieder verwendet werden können. Bei der Entwicklung neuer Produkte wird Nachhaltigkeit vom Reißbrett an mit einbezogen. So entstehen 2011 beispielsweise die Stühle RIB und P77, die sind aus recycelten Materialien und bekommen das Nordic Ecolabel. Die Stuhlserie Pelican, die 2020 von Johan Lindstén entworfen wurde, ist der erste Stuhl in Schweden, der mit dem Umweltzeichen EU Ecolabel ausgezeichnet wurde. Und so geht es weiter. Immer mehr Nachhaltigkeitsmaßnahmen werden eingeführt, das Unternehmen ist 2008 nach ISO 14001 zertifiziert, der Energieverbrauch wird durch verschiedene Maßnahmen gesenkt und 2021 erfüllen nahezu alle Produkte die Kriterien für Möbelfakta. Über 90 Prozent des Sortiments sind für
eine Kreislaufwirtschaft adaptiert. Aber wenn Sie Dan und Paul fragen, ist es hauptsächlich der gesunde Menschenverstand, der hinter allem steckt. Ein Rückblick gibt Perspektive auf die Ambitionen von Dan und Paul und die starke Entwicklung des Unternehmens. Im Jahr 1993, als Dan und Paul ernsthaft ins Bild traten, hat Johanson zwölf Mitarbeiter und einen Umsatz von zehn Millionen SEK. Die Zukunft des Unternehmens steht und wiegt, aber wer nichts wagt wird nicht gewinnen, und die Brüder beschließen, voll all in zu gehen. Im Jahr 2020 besteht das Personal aus 60 Personen auf Anders Anderssons Straße, zu dem der Umzug im Jahr 2009 stattfinden wird. Im Jahr 2020 hat der Umsatz in der Gruppe rund 200 MSEK erreicht. Die Gruppe hat Metector in Markaryd, wo alle Stahlkomponenten von etwa zwanzig Mitarbeitern hergestellt werden, die unabhängige Produktionseinheit LTZ in Litauen, ebenfalls mit etwa 20 Mitarbeitern, den Kunstledergroßhändler Corium (seit Ende der 1990er Jahre) und die neue Marke Decibel, die schallabsorbierende Schallabsorber herstellt. Im Jahr 2021 zieht Johanson in seinen neuen großen Showroom in der Blekingegatan 22 in Stockholm, um sich so an eine nachhaltigere Zukunft vorzubereiten. Hier können Kunden viele der Möbel aus Johanson großem Sortiment in Ruhe ansehen, fühlen und probesitzen, bevor sie sich entscheiden. Die Geschichte von Johanson endet nicht hier. Bodenkissen werden nach Fußballturnieren nicht mehr verlost. Stattdessen entstehen solide Möbel mit zeitlosem Design, das in jedem Eck der Welt Erfolg macht. Mit einer Unternehmenskultur, die Spaß an der Arbeit atmet und dem aufrichtigen Wunsch, den Kunden ein gutes Preis-Leistungs-Verhältnis zu bieten, ist das Unternehmen heute ein starker Akteur in einem großen internationalen Markt. Johanson steht stärker denn je – und immer noch mit fest verankerten Füßen auf småländischem Boden.
Milo 2022 Böttcher & Kayser
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