Glauben & Wissen 08-2014 Leseprobe

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Editorial

Tinte

statt Tastatur

Titel: maleka/Fotolia (1), Elena Schweitzer/Fotolia (1)

W

er schreibt briefe lagern in den endlos scheinenh e u t z u t a g e den Regalen des Vatikanischen Geheinoch Briefe? marchivs. Wahrscheinlich auch der Also solche auf Papier, ein oder andere von Priestern und die man in einen fran- Bischöfen. Und auch 133 Jahre nach kierten Umschlag steckt seiner Öffnung für die Wissenschaft und dann in den Brief- schlummern viele Geheimnisse noch kasten wirft. Vielleicht hinter den Mauern des Vatikans. Insogar auf besonderem formationen über die Täufer finden Papier wie handgeschöpftem Bütten sich dort ebenso wie über Papst Beneund mit einem Füllfederhalter oder dikt XV. Und vielleicht sogar über Tina gar mit einer echten Feder, die man in Turner. Aber auch wenn die meisten ein Tintenfass tunken muss. Wahr- von Ihnen ebenso wenig wie wir Zuscheinlich schauen einen junge Leute tritt zum Geheimarchiv erhalten werheutzutage komisch an, wenn man den – aufs Wesentliche konzentriert, ihnen den Vorschlag macht, so ihren finden Sie zu all diesen Themen auch Liebsten ihre Gefühle mitzuteilen, wo etwas auf den kommenden Seiten von es doch nur Bruchteile von Sekunden „Glauben & Wissen“. Auf Papier. dauert, „h.d.g.d.l.“ zu simsen, zu twittern oder zu posten. Diese digitale Eine gute Lektüre wünscht Ihnen „hab dich ganz doll lieb“-Nachricht, und sei sie von noch so prominenter Stelle geschrieben, wird es aber nie dorthin schaffen, wo Tausende Briefe, mit Feder und Tinte verfasst, Abertausende Historiker aus aller Welt regelmäßig in Verzückung und Erstaunen Martin Mölder versetzen. Eine ganze Menge Liebes- Redakteur

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Ausgabe 08/2014

Glauben & Wissen

Wissen KompaKt 06 im Fokus Christliche Staatsreligion: Welche Länder der Welt sind Träger dieser Staatsform? 08 / Fragen & antworten 128 Spannendes und Skurriles aus der Welt der Religionen 120 Zitate des monats Bemerkenswerte Statements mit Glaubensbezug

Glauben & Wissen 18 thomaschristen In Indien wird der Apostel Thomas besonders verehrt und ist religiöse Identifikationsfigur 76 sommerresidenz der päpste Welche Geschichte verbirgt sich hinter Castel Gandolfo, wie wurde die Provinz zur Residenz? 102 Von asche zu asche Die Feuerbestattung hat weltweit eine lange Tradition. Wo wird sie praktiziert und wie funktioniert das Einäschern? 118 Die Hand der Fatima Wovor soll der muslimische Talismann schützen und welche Bedeutung hat das Symbol der Handfläche?

interVieW 32 nachgefragt Klaus schmidt Der Grabungsleiter des Göbekli Tepe über die geheimnisvolle Kultstätte in der Türkei 114 Hand aufs Herz Veronica Ferres Die Schauspielerin über die Arbeit vor und karitatives Engagement hinter der Kamera 4

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Titelthemen sind rot markiert

Inhalt

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TITelsTory

20 Das geheime archiv der päpste In den rund 90 Regalkilometern des vatikanischen Geheimarchivs lagern mehr als 1.000 Jahre Geschichte, verteilt auf Briefe, Akten, päpstliche Schreiben und handschriftliche Notizen. Ein Dorado für jeden Historiker – wenn er denn die Erlaubnis zum Recherchieren erhält.


Inhalt

sPurensuche

50 Tina Turner Die heute 74-jährige Rockröhre ist für unzählige Hits der Popmusik bekannt. Ihr Leben und ihre Karriere sind geprägt von ständigen Höhen und Tiefen. Im Alter findet sie zu tiefer Spiritualität

KULTUr

Die grössten PäPste aller Zeiten NEUE SEriE

36 Teil iV: Benedikt XV. Das Pontifikat des „Friedenspapstes“ ist geprägt von seinen vergeblichen Bemühungen um Frieden und Aussöhnung zwischen den Kriegsparteien während des Ersten Weltkriegs

STÄTTEN DES GLAUBENS 44 Kloster Mar Saba Wie heute noch zehn Mönche die Klostertradition bewahren 48 Tempelstadt Nara Japans heilige Stätten, wo einst der Buddhismus Fuß fasste

90 Architektur Die Untergrundmoschee In der Türkei stößt die unterirdische Sancaklar-Moschee mitunter auf scharfe Kritik 94 Kunst Genter Altar Der bekannteste Flügelaltar der Welt bleibt geheimnisvoll 98 Musik händels „Belsazar“ Opulentes Werk über König Belsazar und den Juden Daniel 100 Literatur i,Slam Poetry-Slam junger Muslime in deutscher Sprache

grosses Wissen

104 rebellen der reformation Im 16. Jahrhundert bildete sich in Europa die Glaubensgemeinschaft der Täufer. Die Kirche sah in ihnen eine große Gefahr und verfolgte sie mit allen Mitteln

EiNBLicKE 122 Die Vermittlerin Verbunden mit Mensch und Natur: Einblicke in den Alltag einer Schamanin

KörpEr & SEELE 78 Der Kult um die Bohne Ist Kaffee wirklich schlecht für den Blutdruck und das Herz? 82 Wohlfühlfaktor Darm Unser Super-Organ: Warum es sich lohnt, auf das Bauchgefühl zu hören

Weitere rubriken LESEzEichEN 86 Lydia – purpurhändlerin in philippi (roman) Die Lebensgeschichte der ersten Christin Europas

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Bilderwissen Rätsel Meditation Vorschau/Impressum

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„Fantasie ist wichtiger als Wissen. Wissen ist begrenzt, Fantasie umfasst die ganze Welt.“ Albert Einstein (1879–1955) Fragen &aber Antworten

Wer ersetzte einen Kommunisten durch „Gott“?

V

on südlichen Meeren bis zum Polargebiet erstrecken sich unsere Wälder und Felder. Einmalig in der ganzen Welt! So einzig seist Du, von Gott beschütztes Heimatland!“ So heißt es in Strophe zwei der russischen Nationalhymne. Dort wird Russland als Land unter Gottes Schutz gepriesen. In der sowjetischen Vorgängerversion pries Dichter Sergei Michalkow an dieser Stelle noch: „Und Lenin der Große erleuchtete uns den Weg“. Die Nationalhymne der russischen Föderation ist eine musikalische Adaption der „Gimn Sowjetskowo Sojusa“, der Hymne der Sowjetunion, und Michalkov zeichnet für beide Texte verantwortlich. Sie ersetzt im Jahr 2000 auf Geheiß des russischen Präsidenten Wladimir Putin das textlose und deshalb wenig beliebte „Patriotische Lied“, welches von 1990 bis 2000 die Nationalhymne der Russischen Föderation war. HEILIGER GEIST

Was ist ein Heiliggeistloch?

Fotos: IMAGO (2), KAN (1), Wikimedia (1)

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Was ist eine Schinkentour? Schon im 17. Jahrhundert fanden am Himmelfahrtstag vielerorts Prozessionen statt, in denen die Gläubigen für ein gutes Erntejahr beteten. Schon damals, so wird berich­ tet, arteten diese Umzüge mancherorts in Trinkgelage aus. Daraus entwickelten sich seit dem 19. Jahrhundert in manchen Großstädten soge­ nannte Schinkentouren, von Fuhrunternehmern organi­ sierte Ausflugsfahrten, exklusiv für Männer – die Vorläufer der heutigen Vater­ tagstouren! Dabei ist die Tra­ dition des Umzugs biblischen Ursprungs. Sie bezieht sich auf den Gang der Jünger zu einem Berg in Galiläa, wo sie von Jesus den „Missions­ befehl“ erhalten (Mt 28,16).

Welches ist die erste Kathedrale im Weltall?

N „Heiliggeistloch“ oder „Pfingstloch“ wird eine Öffnung in der Decke eines Kirchen­ gebäudes, meist in der Nähe des Chores, bezeichnet. Während des Pfingstgottes­ dienstes wird häufig eine weiße Taube als Symbol für den Heiligen Geist freigelas­ sen, die durch das Heiliggeistloch ent­ schwindet. Im Pantheon in Rom regnet es zu Pfingsten Blütenblätter aus der Öffnung. Sie verkörpern die Feuerzungen, von denen in der Apostelgeschichte (Apg 2,1) die Rede ist.

HERRENPARTIE

ach langer Vorbereitung ist am 28. Mai 2014 der deutsche ESAAstronaut Alexander Gerst zur Internationalen Raumstation ISS aufgebrochen. Vom Weltraumbahnhof in Kasachstan startete er mit einem Sojus-Raumschiff zu seiner exorbitalen Mission – im Gepäck: ein Stück des Kölner Doms. Dies wurde Gerst bereits 2013 von Kölns Oberbürgermeister Jürgen Roters im europäischen Trainingszentrum für die Astronauten der ESA-Missionen in der Domstadt überreicht. Der Stein aus der Fassade des Kölner Doms war vor einiger Zeit bei den immer fortlaufenden Instandsetzungsarbeiten der Kathedrale ausgetauscht worden. „Ich bin stolz, diesen Stein als Zeugen von Jahrhunderten Kölner Geschichte ins All mitnehmen zu dürfen“, so Alexander Gerst.


Wissen kompakt

Wem verdanken wir die ErbsündE wirklich? In der Bibel ist die Sachlage eindeutig: Adam und Eva essen vom Baum der Erkenntnis. Daraufhin verbannt Gott die beiden aus dem Paradies. Inschriften auf ugaritischen Tontafeln, älter als der biblische Text, erzählen die Geschichte etwas anders.

D

ie böse Schlange verführt Eva, vom Baum der Erkenntnis zu naschen. Eva gibt die Frucht an ihren Mann Adam weiter, und das Schicksal nimmt seinen Lauf. Gott verbannt die beiden und die folgenden Generationen aus dem Garten Eden. So weit die „Paradieserzählung“ im ersten Buch Mose. Bibelforscher gehen davon aus, dass die Erzählung im Alten Testament um 400 vor Christus verschriftlicht wurde. Zugleich vermuten sie, dass es noch ältere Überlieferungen geben müsste, die der biblischen zugrunde liegen. Schriftliche Beweise dafür gab es aber keine – bis jetzt! Die niederländischen Wissenschaftler Marjo Korpel und Johannes De Moor sind bei der Übersetzung alter ugaritischer Tontafeln aus dem 13. Jahrhundert vor Christus auf eine Urversion der Geschichte von Adam und Eva gestoßen. Die Tontafeln sind 1929 in Syrien gefunden und bereits in den 1970er Jahren teilweise entziffert worden. Diese Schriften haben sich die Wissenschaftler der Protestantischen Theologischen Universität von Amsterdam noch einmal vorgenommen und sie neu übersetzt und interpretiert. Der in Keilschrift vorliegende Text beschreibt Adam als Gott, der mit einem „bösen Gott“ kämpft. Dieser erscheint ihm als Schlange und vergiftet den „Baum des Lebens“. Mit einem Biss macht er Adam zu einem sterblichen Wesen, woraufhin ihn die Sonnengöttin mit Eva, einer „guten Frau“, tröstet. Durch die natürliche Fortpflanzung, so die Interpretation der Forscher, erhalte die Menschheit eine Art Unsterblichkeit. Fazit: Nicht Eva trägt die Schuld an der Erbsünde, sondern der böse Schlangengott.


Menschen & Zeitgeschehen

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Bilderwissen

Vergebliche Liebesmüh? Am 8. Juni 2014 kommen Papst Franziskus, der israelische Präsident Shimon Peres (l.) und der Präsident der Palästinensischen Autonomiebehörde Mahmud Abbas (r.) im Vatikan zusammen. Ebenfalls mit dabei: Bartholomäus, der Patriarch von Konstantinopel. Der Papst hatte zum Friedensgebet geladen, um dem Friedensprozess im Nahen Osten einen neuen Impuls zu geben. Ein inter-religiöses Gebet wird es freilich nicht. Zu problematisch ist das Binnengischer Reihenfolge gebetet: Die älteste Religion, das Judentum (Peres), macht den Anfang, dann folgen die beiden Christen und zuletzt der Muslim Abbas.

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Fotos: Getty Images

verhältnis zwischen den Religionen. Und so wird nacheinander, in chronolo-

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Titelgeschichte

DIE GEHEIMEN

AKTEN

DER PÄPSTE Das Geheimarchiv des Vatikans beherbergt mehr als 1.000 Jahre Geschichte, verteilt auf rund 90 Regalkilometer. Die Prozessakten von Martin Luther und Galileo Galilei sind dort genauso zugänglich wie Briefe des jungen Wolfgang Amadeus Mozart. Ein Schlaraffenland für Historiker, die gerne Geheimnisse lüften. Martin Mölder [text]

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festung und lange Zeit Platz des geheimarchivs: In der engelsburg in rom fanden oft nicht nur Päpste und Bischöfe Zuflucht. Auch viele wertvolle Dokumente lagerten hier im verborgenen und wurden so vor der Zerstörung, etwa bei der Plünderung roms 1527, bewahrt.

E

igentlich ist es ja „nur“ das persönliche Archiv der Päpste, denn das lateinische Wort „Secretum“ bedeutet so viel wie „zur alleinigen Verfügung“. Aber die Bezeichnung „Archivum Secretum“ hat vor vielen Jahren bereits die vielleicht nicht ganz korrekte, aber sehr treffende Bezeichnung „Geheimarchiv“ im deutschen Sprachgebrauch geprägt. Denn geheimnisvoll war es, ist es

und bleibt es. Egal, mit welchen Kirchenhistorikern man spricht – alle, die jemals das Vatikanische Geheimarchiv betreten haben, schwärmen von diesem Ort. Sie nennen ihn ehrfürchtig „das El Dorado für Wissenschaftler“, so auch der Münsteraner Kirchenhistoriker und Geheimarchiv-Kenner Professor Hubert Wolf. Er glaubt sogar, ein neues Krankheitsbild bei sich und jedem seiner Studenten, die er einmal in diese geheimnisvolle Welt mitgenommen

Der reiz des originals: echte Dokumente mit echten Siegeln lassen jedes historikerherz höherschlagen. hier die Urkunde über die beglaubigten rechte des Klosters Santa Maria in elce in der Provinz Tarragona. 22

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hat, diagnostiziert zu haben: den Geheimarchiv-Virus. Ein unheilbarer Virus, denn, so Wolf, „wer sich damit einmal ansteckt, wird ihn nie wieder los“. „Schatzkammer“ ist der Begriff, den der Historiker und Doktorand Mario Galgano verwendet, wenn er auf das Vatikanische Geheimarchiv angesprochen wird. Und die Stimme beider Experten, Wolf und Galgano, bekommt einen nahezu feierlichen Ton, wenn sie beschreiben, wie sie sich Wochen, Monate und Jahre innerhalb der Vatikanmauern wie Detektive auf die Suche nach alten, zum Teil uralten Dokumenten machen, die sie für ihre Forschungszwecke benötigen. Und sie müssen verdammt gute Detektive sein, um sich im Dokumentendschungel des Vatikans zurechtzufinden. Der AnfAng vor 1.500 JAhren Ein Archiv mit wichtigen Dokumenten, die Ereignisse der Päpste dokumentieren, gab es wahrscheinlich schon im 5. Jahrhundert. Bis dahin reichen die ältesten Dokumente des Geheimarchivs zurück. Es gibt Auf-


Titelgeschichte

zeichnungen darüber, dass dieses Archiv ab dem 7./8. Jahrhundert im Lateran, einem Teil Roms und früherem Papstsitz, aufbewahrt wurde. Aber damals gab es gleich mehrere Stellen, an denen wichtige kirchliche Dokumente lagerten – in verschiedenen Kirchen genauso wie in Klöstern und Privatarchiven verschiedener Bischöfe. Dennoch gab es immer wieder Bestrebungen, ein zentrales Archiv einzurichten. Nach wahren Odysseen der Akten, unter anderem im 14. Jahrhundert zum damaligen Papstsitz nach Avignon, kamen viele Dokumente buchstäblich unter die Räder, besser gesagt, unter die Kutschenräder. Der Grund: Bischöfe, Päpste und Männer der Kurie fuhren mit Büchern und Briefen kreuz und quer durch Frankreich und Italien, und dabei gingen etliche Dokumente für immer verloren. Bis ins 15. Jahrhundert hinein. Papst Sixtus IV. war es dann, der mit der Gründung der Vatikanischen Bibliothek ein Bewusstsein dafür schuf, dass es Sinn macht, bedeutende Dokumente gebündelt aufzubewahren. Ein Teil der Bibliothek wurde zu einer Art

Chronik des „neuen“ Vatikanischen Geheimarchivs Nach einer wahren Odyssee durch verschiedene Länder findet das Geheimarchiv erst Anfang des 17. Jahrhunderts seinen Platz im Vatikan. Trotzdem ging es noch einmal auf Reisen. 1612: Papst Paul V. richtet das „Archivum Secretum Apostolicum Vaticanum“ ein, indem er die Archive der Apostolischen Kammer mit dem Archiv der Engelsburg im Vatikan vereint. 1660: Die Dokumentensammlung des Geheimarchivs wird durch Korrespondenzen aus dem Staatssekretariat, den verschiedenen Kongregationen, den Büros der Römischen Kurie, den Pontifikaten und den Hinterlassenschaften vornehmer römischer Familien erweitert. 1810: Das Geheimarchiv wird unter Napoleon nach Paris überführt. 1815–1817: Bei der Rückkehr aus Paris gehen wertvolle Teile des Archivs verloren. 1870: Nach der Einnahme Roms beschlagnahmt die neue italienische Regierung die Dokumente, die außerhalb der vatikanischen Mauern gelagert sind. 1881: Papst Leo XIII. gibt das Geheimarchiv zur Forschung für Gelehrte und Historiker frei. Auch für nicht katholische. 1892: Das Geheimarchiv wird um den Datenbestand der Apostolischen Datarie, des Amtes der römischen Kurie, das vor allem für kirchliche Gnadensachen und Dispense zuständig ist, erweitert. Zum Bestand gehört unter anderem das Bullenregister ab 1389. 1929: Papst Pius XI. lässt einen neuen Lesesaal für Wissenschaftler einrichten. 1960: Unter Papst Johannes XXIII. entsteht ein Fotostudio und eine Werkstatt für Restaurierung und Buchbinderei. 1980: Papst Johannes Paul II. weiht den von Paul VI. initiierten Erweiterungsbau des Geheimarchivs unter dem Pinienzapfenhof ein. Der zweigeschossige, unterirdische Bau aus Stahlbeton hat eine Kapazität von 31.000 Kubikmetern und 43.000 Regalmetern. 2000: Das gesamte Archiv des Zweiten Vatikanischen Konzils kommt hinzu und wird der Wissenschaft zu Forschungszwecken zugänglich gemacht.

Der Pionier des Archivs. Mehr als tausend Jahre lang lagerten Dokumente der Kirche an vielen verschiedenen Orten. Papst Paul V. änderte das.

2006: Papst Benedikt XVI. gibt alle Dokumente des Pontifikats von Papst Pius XI. aus der Zeit von 1922–1939 frei.

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Akte Papst Pius XII.

Wenn es eine Akte im vatikanischen Geheimarchiv gibt, deren Freigabe von historikern förmlich herbeigesehnt wird, dann ist es die von Papst Pius Xii. (1939–1958). Als apostolischer nuntius in der Weimarer republik kommt eugenio Pacelli mit dem immer stärker werdenden nationalsozialismus in Berührung. seine ersten reaktionen auf die ideologie vor allem ihres Führers Adolf hitler sind deutlich. er soll hitler als „berüchtigten politischen Agitator“ und den nationalsozialismus als „vielleicht gefährlichste häresie unserer Zeit“ bezeichnet haben. 1937 verfasst Pacelli, mittlerweile als Kardinalstaatssekretär im vatikan, gemeinsam mit Papst Pius Xi. die enzyklika „Mit brennender sorge“. Die wurde in einer nacht- und nebelaktion gedruckt und am Palmsonntag 1937 in allen 11.500 katholischen Gemeinden des Dritten reiches verlesen. Darin wird der nationalsozialismus und seine Weltanschauung scharf verurteilt und als irrlehre bezeichnet. Diese kritische haltung Pacellis soll sich mit seiner Wahl zum Papst verändert haben. Zum holocaust habe Papst Pius Xii. zu lange geschwiegen. Wie viel an diesen vorwürfen wirklich dran ist, wird erst die einsicht in die Akten des Pontifikats von Papst Pius Xii. zeigen. 24

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„Geheimbibliothek“ und war für das Archiv bestimmt. Sixtus IV. ließ besonders kostbare Dokumente jedoch in die benachbarte Engelsburg bringen. Ein Glück, denn bei der Plünderung Roms wurde die Engelsburg nicht eingenommen, und die Urkunden und Briefe, die dort lagerten, blieben verschont. Die ersten Archiv-Pioniere In den kommenden Jahren und Pontifikaten gewann die Idee eines Zentralarchivs immer mehr Freunde unter den Kirchenführern. Papst Julius II., Leo X. und später auch Pius IV., Gregor XIII. und Clemens VIII. beauftragten Archivare, möglichst viele Schriften, die den Heiligen Stuhl betrafen, zu sammeln und zu inventarisieren. Das „Archivum Arcis Sancti Angeli“ in der Engelsburg wuchs bis zum Beginn des Pontifikats Papst Pauls V. im Jahr 1605 beträchtlich. Und Paul V. setzte die Bemühungen seiner Vorgänger nicht nur fort, er machte ernst. Im Januar 1606 ordnete er an, dass alle Schriften des Heiligen Stuhls, die noch im Besitz verschiedener Personen waren, unverzüglich in die Vatikanische Bibliothek oder ins Archiv in der Engelsburg gebracht

eines der highlights einer Ausstellung, die 2009 in rom verschiedene Dokumente des Geheimarchivs zeigte: die Abdankungsurkunde der Königin christina von schweden.

werden sollten. Bei Nichtbefolgung dieser Anordnung drohte die sofortige Exkommunikation. Diese Drohung verfehlte ihre Wirkung nicht, und so gelangte Paul V. an Dokumente, die bis dahin als verschollen galten oder gar nicht bekannt waren. Handschriften des Pontifex aus den Jahren 1611 und 1612 beweisen auch die Gründung des sogenannten Neuen Archivs, denn darin befiehlt Paul V., sämtliche Dokumente von der Engelsburg in den Papstpalast bringen zu lassen. Aus eins MAcht ZWei Ob das Neue Archiv von vornherein als eigenständige Institution geplant war und nicht bloß als ein Teil der schon bestehenden Bibliothek, ist nicht zweifelsfrei bewiesen, wohl aber deutet einiges darauf hin. Das von Bibliotheksleiter Bartolomeo Cesi im Jahr 1614 fertig konzipierte neue Archiv zog zunächst in drei Räume neben den Saal der Vatikanischen Bibliothek. Noch heute grenzen die Räume des Archivs und der Bibliothek aneinander. Diese ersten Räume sind heute allerdings ausschließlich Mitarbeitern des Archivs vorbehalten. Nur sie können Tag für Tag die maßgefertigten


Titelgeschichte

Endlos lange gänge mit kilometerlangen regalen: Experten schätzen die Zahl aller seiten, die im geheimarchiv liegen, auf rund 15 Millionen. Betreten dürfen diese gänge nur Mitarbeiter des archivs.

Schränke aus Pappelholz mit dem Adelswappen der Borghese und die reich verzierten Deckenfresken bewundern. „Piano Nobile“, vornehme Etage, wird der Komplex der drei Gründerräume des Geheimarchivs später genannt. Nachdem die ersten Jahre ganz im Zeichen der Einrichtung des Archivs standen, wuchs unter Papst Urban VIII. das Bewusstsein, dass Bibliothek und Archiv autonom werden müssen. Sichtbarer Ausdruck dessen war, dass am 23. Juli 1630 beide Institutionen eigene Leiter bekamen. In den folgenden 40 Jahren wuchs das Archiv, sowohl seine Dokumente betreffend als auch räumlich. ErstE KatalogisiErung Unter Papst Benedikt XIII. begann die Phase der mühevollen Inventarisierung und Katalogisierung des Geheimarchivs. Und die Erstellung geeigneter Hilfsmittel zur Beschreibung und Suche der inventarisierten

Dokumente, vor allem in den Jahren nach Benedikt XIII., 1751 bis 1772. Der damalige Präfekt des Vatikanischen Archivs, Giuseppe Garampi, legte damals selbst eine Kartei an, die aus weit mehr als hundert gebundenen Werken besteht. Die „GarampiKartei“ ist bis heute eine von Historikern gern eingesehene Quelle. Die durften damals jedoch noch keinen Blick in die Dokumente des Archivs werfen. Dass das heute möglich ist, hat die Wissenschaft vor allem Papst Leo XIII. (1878–1903) zu verdanken. Als „Gelehrter und Freund der Gelehrten“ verehrt, setzte sich dieser Papst für eine Annäherung von Kirche und Kultur sowie Kirche und Wissenschaft ein. 1881 war es dann so weit. Fortan dürfen Forscher, egal welcher Konfession, die freigegebenen Datenbestände des Heiligen Stuhls einsehen. Ein Meilenstein für die Wissenschaft und der Grund dafür, dass im Jahr 2014 Historiker wie Professor Hubert Wolf und Mario

hinter dieser tür wartet das Paradies für Kirchenhistoriker. Wer hier steht, hat die hürden schweizergarde und gendarmerie schon überwunden.

Galgano mit leuchtenden Augen und trotz vielfachen Besuchs immer noch aufgeregt die Räume des Geheimarchivs betreten dürfen. Der Zugang ist allerdings nicht unbedingt leichter geworden in all den Jahren. DEr langE WEg hinEin Es ist schwierig, aber es geht. Die Zugangsvoraussetzungen, um die „Schatzkammer des Papstes“, wie der Historiker und Journalist Mario glauben & Wissen 08/2014

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Ein Blick auf einen Teil der Ausgrabungsstätte am GÜbekli Tepe zeigt die steinzeitlichen Kultstätten mit den riesigen T-Pfeilern.


NACHGEFRAGT

Professor Dr. Klaus Schmidt

„Letztes Feuerwerk der Eiszeit-Menschen“ Professor Dr. Klaus Schmidt ist Grabungsleiter am Göbekli Tepe – türkisch für „bauchiger Hügel“ – in der Südosttürkei. Hier wurde eine der ältesten Kultstätten entdeckt, die sich mittlerweile auf der Vorschlagsliste für den Titel des UNESCO-Weltkulturerbes befindet. Anna Hambach [IN TE RVIEW]

Herr Professor Schmidt, wann und warum haben Sie begonnen, am Göbekli Tepe zu graben? Professor Dr. Klaus Schmidt: Nachdem ich 1994 den Platz

das erste Mal besucht hatte, haben wir 1995 begonnen zu graben. Aufgrund der Oberflächenfunde war klar, dass das eine ganz große Entdeckung ist und ein ganz wichtiger Platz für die Zeit des Übergangs von der Jäger-und-Sammler-Kultur hin zur bäuerlichen Kultur. Das war also keine Frage, dass man an diesem Platz mit Ausgrabungen anfangen musste. Die Annahme wurde bestätigt, als wir am Göbekli Tepe die monolithischen T-Pfeiler fanden, die großen Skulpturen aus Kalkstein, die so unerwartet waren für die Zeit des 10. und 9. Jahrtausends vor Christus.

Als Entdecker von Göbekli Tepe ist Klaus Schmidt seit 1995 hier Grabungsleiter im Auftrag des Deutschen Archäologischen Instituts.

Was waren Ihre ersten Grabungsergebnisse?

Gleich von Beginn an monumentale Architektur, Reliefs und Skulpturen, das ist dort das Dominierende. Die monumentale Architektur sind die T-förmigen Pfeiler, wobei das Wort Pfeiler ein Hilfsbegriff ist. Eigentlich sind es Skulpturen, denn wir können sie eindeutig als menschengestaltig identifizieren. Also, hoch stilisierte menschenähnliche, pfeilerartige Wesen, die im Kreis, Oval oder Rechteck aufgestellt sind. Zwei der Pfeiler, die besonders groß sind, sind immer in der Mitte. Das verlangt natürlich nach einer Interpretation. Wer sind diese Pfeilerwesen, in welchen Bereich gehören sie? Sie sind zwar menschengestaltig, aber nicht als Menschen zu verstehen, sondern eher mythische Ahnen bis zum Bereich der ersten monumentalen Götterdarstellungen. Aber da muss man zurückhaltend sein, das ist kein Ergebnis, sondern eher eine Hypothese. Es besteht die Frage, ab wann wir

in menschlichen Gesellschaften mit dem Bewusstsein und der Existenz göttlicher Wesen rechnen dürfen. Es wird angenommen, dass dem im Jungpaläolithikum (jüngere Altsteinzeit, vor mehr als 15.000 Jahren) noch nicht so war, dass wir da etwas hatten, was wir als Animismus bezeichnen. Aber es gab eben noch keine Hochgötter, und die Frage ist, wann kommen die denn, wann kommt denn dieses Denken? Der Göbekli Tepe ist da sicherlich ein Kandidat dafür, dass wir sagen, so, jetzt scheint es passiert zu sein. Aber das ist eben mit Fragezeichen zu versehen. Was konnten Sie bis heute freilegen, und was schätzen Sie, welche Überraschungen hält der Göbekli Tepe noch bereit?

Es sind mehrere dieser Kreisanlagen, die alle noch nicht vollständig ausgegraben sind, manche aber weitgehend. Sie haben generell immer das gleiche Layout, nämlich Glauben & Wissen 08/2014

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Teil IV

Benedikt XV.

Der FrieDenspapst“ – Pazifist und Visionär

Das Pontifikat Benedikt XV. (1914–1922) ist maßgeblich geprägt vom Ersten Weltkrieg und seinen vergeblichen Bemühungen um Frieden und Aussöhnung. Dabei offenbart der Papst visionäre Gedanken, die lange nach seinem Tod tatsächlich Realität werden. Andreas Ohlberger [text]

A

ls Sohn einer markgräfli- Übergang vom 19. ins 20. Jahrhundert chen Adelsfamilie erblickt stellt weltpolitisch eine Zeit gewaltiGiacomo della Chiesa am ger Anspannung dar. Die Machtver21. November 1854 in hältnisse verschieben sich. Das 1871 Genua das Licht der Welt. gegründete Deutsche Reich rüstet In der ligurischen Hauptstadt verlebt militärisch auf und tritt, vor allem in er eine beschauliche Kindheit. Bereits Afrika und Asien, als Kolonialmacht in jungen Jahren denkt er intensiv in Konkurrenz zu Großbritannien und darüber nach, Priester zu werden. Frankreich. Diese fürchten bald um Sehr zum Unwillen seines Vaters. Die- den Verlust ihrer Vormachtstellung in ser hatte für seinen Sprössling eine Europa und der Welt. 1902 schließt andere Laufbahn vorgesehen, und so Großbritannien mit Japan die Anglostudiert Giacomo auf Bestreben des Japanische Allianz. Als Japan 1904 Vaters zunächst Jura. Erst nach der Russland angreift, sieht sich das VerPromotion 1875 genehmigt der Papa einigte Königreich als Bündnispartner dem Sohn ein Priesterstudium. Nach in einen drohenden Krieg mit Russweiteren Studien in Rom wird er 1878 land und dessen Verbündetem, zum Priester geweiht. Frankreich, verwickelt. Um sein Handeln als Papst zu verste- Die Lage zwischen den beiden eurohen, muss man die historischen Zu- päischen Großmächten ist aufgrund sammenhänge kennen. Denn der der beidseitigen Besitzansprüche

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Serie – Die größten Päpste aller Zeiten

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Teil IV

Benedikt XV.

auf Kolonialgebiete in Nordafrika ohnehin schon angespannt. Um einer direkten Konfrontation zu entgehen, sucht Großbritannien verstärkt den Ausgleich mit Frankreich. Am 8. April 1904 unterzeichnen beide Staaten die „Entente cordiale“, um ihren Interessenkonflikt in Nordafrika beizulegen. 1907 tritt Russland dem Abkommen bei, es entsteht die „Triple Entente“, kurz Entente genannt. Diese neue außenpolitische Konstellation wird vom Deutschen Reich als „Einkreisungspolitik“ empfunden. Das Verhältnis zu Frankreich verschlechtert sich, England wird durch die kaiserliche Flottenpolitik zusätzlich herausgefordert. Auf dem Balkan stellt das Deutsche Reich sich als Bündnispartner auf die Seite Österreich-Ungarns und somit gegen Russland. Die Situation verschärft sich, und 1914 herrscht bei allen europäischen Großmächten eine große Kriegsbereitschaft. Als dann beim Attentat von Sarajewo am 28. Juni der österreichische Thronfolger, Erzherzog Franz Ferdinand, und seine Gemahlin Sophie Chotek, Herzogin von Hohenberg, von einem serbischen Nationalisten ermordet werden, kommt es zur „Julikrise“, die schließlich zum Ersten Weltkrieg führt. Am 28. Juli 1914 erklärt Österreich-Ungarn dem Königreich Serbien den Krieg. Aufgrund der Bündnislage wird aus dem Lokalkrieg innerhalb weniger Tage ein Kontinentalkrieg zwischen der Entente auf der einen und der deutsch-österreichischen Allianz auf der anderen Seite. Einen Monat 38

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Als Sohn einer gut situierten markgräflichen Adelsfamilie fehlt es Giacomo della Chiesa in seiner Kindheit an nichts.

nach der deutschen Kriegserklärung an England, besteigt am 3. September 1914 Giacomo della Chiesa in Rom den Papstthron. KARRIERE IM DIPLOMATISCHEN DIENST Politische Krisen sind für ihn kein Neuland. 1880 hat er die Schule der vatikanischen Diplomatie mit einem Doktorat in Kirchenrecht abgeschlossen und währenddessen einen guten Draht zu höchsten Kirchenkreisen entwickelt, besonders zum späteren Kardinalstaatssekretär Mariano Kardinal Rampolla del Tindaro, der ihm guter Freund und Mentor wird. Als sein Sekretär an der Nuntiatur in Madrid wird er bald zu dessen engstem Vertrauten

– und gelangt so auch ins Blickfeld von Papst Leo XIII. Als Kardinal Rampolla 1887 als Kardinalstaatssekretär nach Rom berufen wird, begleitet ihn der 43-jährige della Chiesa als sein Sekretär. Bei der Vermittlung zur Lösung eines Konfliktes zwischen Deutschland und Spanien um die PazifikInselgruppe der Karolinen sowie bei der Organisation von Hilfsaktionen während einer Cholera-Epidemie erwirbt er sich erste Meriten beim Diplomatischen Corps des Heiligen Stuhls. Nach dem Tod Leo XIII. 1903 wird Giuseppe Melchiorre Sarto (Pius X.) zum Papst gewählt. Rampolla, der als Favorit in das Konklave gegangen war, scheidet anschließend als Kardinalstaatssekretär aus dem Amt. Giacomo della Chiesa indes behält seinen Posten als Substitut des Staatssekretariats unter dessen Nachfolger Kardinal Merry del Val zunächst bei. Jedoch wird ihm seine enge Beziehung zum frankreichfreundlichen Rampolla schon bald zum Verhängnis. Die neue, eher konservativ geprägte Kirchenführung entfernt den fleißigen wenn auch unauffällig agierenden della Chiesa aus dem diplomatischen Dienst. Am 16. Dezember 1907 ernennt ihn Pius X. zum Erzbischof von Bologna und spendet ihm höchstpersönlich die Weihe. Am 25. Mai 1914 wird della Chiesa als Kardinalpriester mit der Titelkirche Santi Quattro Coronati in das Kardinalskollegium aufgenommen.


Serie – Die größten Päpste aller Zeiten

Rechtzeitig genug, um nach dem Tod Pius X. am 20. August des gleichen Jahres am Konklave teilzunehmen. Als Kardinal hält er nach dem Ausbruch des Ersten Weltkrieges eine flammende Rede, in der er die aus seiner Sicht richtige Position der Kirche und deren Aufgaben angesichts der akuten politischen Lage beschreibt. Darin hebt er insbesondere die Notwendigkeit von Neutralität und den unbedingten Willen zum Frieden hervor. Eine Haltung, die er während seines gesamten Pontifikats vertreten wird. StolperStart inS pontifikat Das Konklave, das am 31. August in der Sixtinischen Kapelle zusammenkommt, steht unter keinem guten Stern. Zunächst ist unklar, wie viele Kardinäle es aufgrund des Krieges überhaupt nach Rom schaffen können. Insgesamt wären 65 Kardinäle wahlberechtigt, am Ende gelingt es immerhin 57 von ihnen überhaupt teilzunehmen. Die übrigen acht erscheinen entweder zu spät oder müssen krankheitsbedingt absagen. Das nach drei Unabhängigkeitskriegen im 19. Jahrhundert – nicht zuletzt auf Kosten des Kirchenstaats – entstandene Königreich Italien stellt mit 31 Kardinälen die Mehrheit. Zehn Wahlgänge sind notwendig, ehe die Wahl mit 38 zu 18 Stimmen auf Giacomo della Chiesa fällt. Und am Ende wirft ihm Merry Kardinal del Val, sein alter Vorgesetzter im diplomatischen Chor des Vatikans, auch noch Wahlbetrug vor. Della Chiesa habe sich selbst gewählt, so die Anschuldigung. Seit 1621 ist den Kardinälen im Konklave untersagt, für sich selbst abzustimmen. Um sicherzustellen, dass dies

nicht geschieht, werden die Wahl- geöffnet, um zu prüfen, ob sich der zettel nach der Wahl kontrolliert. potenzielle nächste Pontifex nicht Diese sehen zur damaligen Zeit doch selbst gewählt hat. noch anders aus als heute: Jeder Natürlich weiß jeder Kardinal um Kardinal füllt drei Felder aus. In das diese Regelung, so dass della Chiesa erste schreibt er seinen eigenen schon ziemlich gedankenlos geweNamen, in das zweite den des Kan- sen sein müsste, um diesen Fehler didaten, dem er seine Stimme gibt, zu begehen. Aber der Vorwurf steht, und in den dritten einen Motto- wenn auch rasch entkräftet, spruch. Die Felder eins und drei zunächst einmal im Raum. Nicht werden doppelt gefaltet und mit die einzige unangenehme ÜberraWachs versiegelt, so dass sie bei der schung zu Beginn seiner Amtszeit: Auszählung nicht eingesehen wer- Als man ihm vor der Proklamation den können. Erreicht schließlich die päpstlichen Gewänder anlegt, ein Kandidat die nötigen zwei Drit- vergießt er Tränen. Ob aus Trauer, tel der Stimmen, werden die Wahl- Rührung oder vor Freude, ist nicht zettel der Mehrheit vollständig überliefert. Obendrein stellt sich

Giacomo della Chiesa gilt stets als engagierter priester und Beichtvater. Selbst während seiner tätigkeit im Diplomatischen Corps vergisst er seine seelsorgerische aufgabe nie. Glauben & Wissen 08/2014

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FÜR EINE HAND VOLL MÖNCHE

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Stätten des Glaubens

Nur ungefähr 18 Kilometer östlich von Bethlehem, umgeben von kargen Bergen und den Weiten der Judäischen Wüste, erhebt sich das griechisch-orthodoxe Kloster Mar Saba, eines der ältesten bewohnten Klöster der Welt. Im Mittelalter noch ein kulturelles und geistiges Hochzentrum, versuchen heute nur noch einige wenige Mönche, den geschichtsträchtigen Gebäudekomplex zu erhalten und mit Leben zu füllen. David Vinzentz [text]

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ie Zahl klingt beeindruckend und spricht für sich: Bis zu 4.000 Mönche sollen im 7. Jahrhundert in dem Felsenkloster Mar Saba gelebt und diesen heiligen Ort intensiv genutzt haben. Zahlreiche bekannte Kirchengelehrte und Geistliche gingen hier in den folgenden Jahrhunderten ein und aus oder blieben wie Johannes von Damaskus bis zu ihrem Lebensende dort. Heute leben, beten und arbeiten hier nur noch zehn Mönche. Seine

Blütezeit als bedeutendes Zentrum georgischer Gelehrsamkeit und Literatur erlebte das Kloster vor allem im Mittelalter. Nach wie vor besticht Mar Saba durch seine extravagante Lage. Inmitten des Kidrontals erhebt sich das imposante Kloster an einer fast senkrecht emporragenden Felswand. Ringsherum ist nur die Weite der Wüste zu sehen. Mar Saba dient jedes Jahr als Anlaufstelle für zahlreiche Touristen und Pilger. Von Jerusalem oder Bethlehem aus ist das Kloster gut zu erreichen, ein allradgeGlauben & Wissen 08/2014

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Spurensuche

Vom Beat zu Buddha Wie Rockröhre Tina Turner die sanfte Stille entdeckte

Sexy-rockig und samtig-soft – Tina Turner beherrscht die gesamte Klaviatur der Popmusik. Ihr Leben und ihre Karriere kennzeichnen zahlreiche Höhen und Tiefen. Im Alter zur Ruhe gekommen, lebt die 74-Jährige nun ihre Spiritualität aus. Friederike Brauneck [text]


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hre ersten Erfahrungen mit der Musik sammelt Tina Turner als kleines Mädchen im heimischen Kirchenchor. Geboren am 26. November 1939 in Nutbush/Tennessee, auf einer Baumwollplantage als Anna Mae Bullock, Tochter des afroamerikanischen Vorarbeiters Floyd Richard Bullock und seiner Frau Zelma, einer Arbeiterin mit indianischen Wurzeln. Zusam­ men mit ihrer drei Jahre älteren Schwester Alline wächst sie im typischen Südstaatenmilieu im kleinstädtischen Nutbush auf. Die familiären Verhältnisse sind schwierig und lassen kaum das Gefühl von Geborgenheit bei den Kindern aufkommen, wie man 1986 aus der Autobiografie „Ich, Tina“ erfährt. Der Vater über­ nimmt in der Baptistengemeinde

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„Der Buddhismus hilft mir, positiv zu denken und glücklich zu sein.“ als Diakon organisatorische Auf­ Anna Mae im Chor der Baptisten­ gaben. Und so gehören die sonn­ kirche zu singen und fällt bereits täglichen Kirchbesuche zum fes­ hier mit ihrem großen Stimm­ ten Ritual der Familie und volumen auf. Zu Hause nehmen bewirken bei dem Mädchen Anna die Streitigkeiten zwischen den Mae eine tiefe Spiritualität. Jahre­ Eltern merklich zu – dennoch ist lang kümmern sich notgedrungen es ein Schock für die Kinder, als die die Großeltern um die Töchter, Mutter 1950 plötzlich die Familie während die Eltern auf der Suche verlässt. Vater Richard versucht, nach Arbeit unterwegs sind. mit einer schnell gefundenen Im Alter von zehn Jahren beginnt Nachfolgerin eine Ersatzfamilie zu gründen, scheitert aber und ent­ zieht sich der schwierigen Situa­ tion, indem er die 14­ und 16­jäh­ rigen Mädchen der großelterlichen Fürsorge überlässt. Eine wichtige Bezugsperson für den Teenager Anna Mae ist in dieser Zeit eine Cousine namens Margaret, mit der sie eine tiefe Freundschaft verbindet. Deren tödlicher Ver­ kehrsunfall 1954 stellt eine weitere schmerzliche Erfahrung im jungen Leben von Anna Mae dar. Mit 15 erkämpft sie sich auf der Highschool einen Platz im Basket­ ball­Team und wird Mitglied bei den Cheerleadern – vielleicht ein kleiner Vorgeschmack auf Show und Selbstdarstellung. 1955 zieht sie schließlich mit ihrer Schwester Da war noch alles zusammen nach St. Louis zu ihrer gut: Tina Turner Mutter. Das Nachtleben in den und ihr Ehemann Clubs zieht sie magisch an, und sie Ike bei einem gemeinsamen versucht, sich mithilfe ihrer älteren Auftritt im Schwester Zutritt zu verschaffen – Ludwigsburger mit wechselndem Erfolg. 1958 Jahnstadion im Jahr 1975. bringt sie mit 18 Jahren in einem


Spurensuche

Heim für ledige Mütter ihren ersten Sohn Raymond Craig zur Welt, entstanden aus einer Beziehung zu dem Saxofonisten Raymond Hill. Und sie plant, eine Ausbildung zur Kinderkrankenschwester zu machen. Aber daraus wird nichts. ErstEr Erfolg und EhE-höllE Noch im gleichen Jahr, im Alter von 19 Jahren, kommt es in der Musikszene von St. Louis dann zur schicksalhaften Begegnung mit Ike Turner. Sie wird in seiner Band „Kings of Rhythm“ Backgroundsängerin. Als der Sänger Art Lassiter ausfällt, springt sie ein und übernimmt dessen Solopart. Ike erkennt ihr Talent, fördert sie und macht sie zur Frontfrau seiner Band, die später in „Ike & Tina Turner“ umbenannt wird. Denn Tina ist der Künstlername, den er ihr 1960 verordnet. Sie ist inzwischen die langbeinige Augenweide mit glänzend-schimmernder Mähne und geradezu organischer Stimme an seiner Seite. Was auf der Bühne nach einer knisternd-erotischen Liebesbeziehung aussieht, ist für Tina dennoch ein Arbeitsverhältnis – so beschreibt sie es später in ihrer Autobiografie. Ike sieht das anders. Sie wird sein Geschöpf: Er bestimmt, was und wie sie singt, sucht ihre Garderobe aus, behält einen Teil der Gage ein – sie wird regelrecht abhängig von ihm. 1960 wird ihr gemeinsamer Sohn Ronald Renelle geboren. 1962 heiratet Tina schließlich im mexikanischen Tijuana den Mann, der sie formt und über sie bestimmt. Eine Umklammerung, aus der es für sie über viele Jahre kein Entrinnen gibt. Mit der „Ike & Tina Turner Revue“ gehen sie recht erfolgreich auf Tournee. Der Titel „River Deep – Mountain High“ ist für den amerikanischen Markt gedacht, wird aber ein Erfolg in Europa, und sie

1985 steht tina turner in der rolle der Entity mit Mel gibson in dem film „Mad Max – Jenseits der donnerkuppel“ vor der Kamera. 1993 dreht sie noch „last Action hero“ mit Arnold schwarzenegger.

begleiten als Vorprogramm die Rolling Stones. Gleichzeitig wird das Privatleben mehr und mehr zur Hölle: Ike Turner schlägt seine Frau, betrügt und demütigt sie nach Kräften. Durch übermäßigen Drogenkonsum verliert er regelmäßig die Kontrolle über sich. Tina hält das alles lange aus, mit einer Mischung aus stählerner Disziplin und unvorstellbarer Naivität. Um der Kinder willen, wie sie später in ihrer Autobiografie erklärt. Erst

1976, nachdem Ike sie krankenhausreif geschlagen hat, gelingt ihr die Trennung mit nichts als 36 Cent in der Tasche. Sie muss nicht nur für die eigenen Söhne sorgen, sondern übernimmt auch Verantwortung für die beiden Söhne Ikes aus dessen vergangenen Beziehungen. Zwei Jahre später wird die Scheidung rechtskräftig. Um das Verfahren zu beenden, verzichtet Tina Turner auf sämtliche Rechte an den gemeinsamen erfolgreichen glauben & Wissen 08/2014

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Der Kult um die

Bohne

Der Kaffeedurst in Deutschland steigt. Und zwar jedes Jahr! 160 Liter trinkt der Durchschnittsdeutsche jährlich – und damit wesentlich mehr als Bier. Oft hört man, Kaffee sei schlecht für den Blutdruck und das Herz. Zeit, diesen Mythen auf den Grund zu gehen und für die beliebte Bohne eine Lanze zu brechen. Andreas Ohlberger [text]


Körper & Seele

K

affee gehört zu den beliebtesten nichtalkoholischen Genussmitteln in Deutschland. Im Durchschnitt trinkt jeder Deutsche täglich einen halben Liter Kaffee. „Trink nicht so viel Kaffee, denk an deinen Blutdruck und an dein Herz!“, ist nach wie vor eine oft gehörte Warnung. Gut gemeint, aber auch gut gewusst? Neuere Studien zeigen das Gegenteil. So wirkt sich Kaffee keineswegs negativ auf Herz-Kreislauf-Erkrankungen aus. Auch die These, beim Rösten entstehende giftige Stoffe erhöhten das Krebsrisiko, ist nicht haltbar. Kaffee enthält eine Mixtur aus verschiedenen Inhaltsstoffen, die den Körper beeinflussen und sowohl mit positiven als auch mit negativen Gesundheitseffekten in Verbindung stehen. Dazu gehören Koffein, Chlorogensäure sowie Polyphenole, Nikotinsäure und Mineralstoffe – also Substanzen, die den menschlichen Stoffwechsel durchaus beeinflussen. Bei zahlreichen Studien zu den gesundheitlichen Effekten des Kaffeekonsums steht meist die Beziehung zwischen Kaffeegenuss und einer Erkrankungsart im Fokus. Ein Wissenschaftlerteam um Heiner Boeing und Anna Flögel, beide Ernährungs-Epidemiologen am Deutschen Institut für Ernährungsforschung (DIfE) in Potsdam, hat die Langzeiteffekte des Kaffeekonsums hinsichtlich mehrfacher chronischer Erkrankungen erforscht. An der Studie nahmen mehr als 42.600 erwachsene Frauen und Männer teil. In der durchschnittlichen Nachbeobachtungszeit von knapp neun Jahren erkrankten erstmals 1.432 Studienteilnehmer an Typ-2-Diabetes, 394 erlitten einen Herzinfarkt, 310 erlitten einen Schlaganfall, und 1.801 Teilnehmer erkrankten an Krebs. Beim Vergleich der Daten von Personen, die sehr viel Kaffee tranken, mit denen von

Gelegenheitskaffeetrinkern konnten die Forscher keine Risikoerhöhung feststellen. Im Gegenteil: Bei Personen, die viel Kaffee tranken, beobachteten sie sogar ein vermindertes Risiko, an Typ-2-Diabetes zu erkranken. MYTHOS I „KAFFEE IST SCHLECHT FÜR DEN BLUTDRUCK“ Studien haben gezeigt, dass Kaffeetrinken kurzfristig den Blutdruck ansteigen lässt. Diesen Effekt kennt jeder Gelegenheitskaffeetrinker. Bei dieser Klientel und bei Menschen, die ohnehin schon über einen erhöhten Blutdruck verfügen, ist dieser Effekt stärker ausgeprägt als bei Menschen, die regelmäßig Kaffee konsumieren. „Regelmäßiger Kaffeekonsum hängt bei gesunden Menschen nicht mit einem höheren Risiko für Bluthochdruck zusammen“, erklärt Anna Flögel. MYTHOS 2 „KAFFEE ENTZIEHT DEM KÖRPER WASSER“ Falsch! Kaffee besteht selbst zu 98 Prozent aus Wasser und darf deshalb, wie jedes andere Getränk auch, zur Flüssigkeitsbilanz dazugezählt werden. Der Flüssigkeitshaushalt von Kaffee- und Wassertrinkern unterscheidet sich nachweislich kaum.

70 Bohnen für eine Tasse Kaffee Hätten Sie gedacht, dass etwa 70 geröstete Kaffeebohnen benötigt werden, um eine Tasse Kaffee zu erhalten? Diese 70 Bohnen entsprechen acht Gramm Kaffee. Dafür wird die fünffache Menge Kaffeekirschen benötigt. Die zwei Bohnen, die eigentlichen Samen, im Innern der Kaffeekirsche bilden den Kern (siehe Bild). Beim Schälen oder Enthülsen wird das Fruchtfleisch vollständig entfernt, die Pergamenthaut allerdings erst kurz vor dem Export. Am Ende bleibt der Bohne nur noch die Silberhaut erhalten. Beim Röstprozess verliert die Bohne nochmals 20 Prozent ihres Gewichts in Form von Feuchtigkeit.

Kirschhaut Pulpe Kaffeebohne Silberhäutchen

Pergamenthaut mit Schleimschicht

Stiel

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Genter Altar 1432/1433, Jan und hubert van eyck, st.-bavo-Kathedrale

Flanderns

nationalheiligtum der Genter Altar gehört zu den bekanntesten Flügelaltären der welt. Jährlich bestaunen hunderttausende touristen, Gläubige und Kunstexperten den aufwendig gestalteten Flügelaltar in der hauptstadt der belgischen Provinz Ostflandern. und zwar gleich an drei unterschiedlichen Orten. Martin Mölder [text]

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er erste Weg führt jeden, der den Genter Altar sucht, in die St.-BavoKathedrale im Herzen der Stadt Gent. Hier steht das Original des Flügelaltars, den Jan van Eyck und später wohl auch sein Bruder Hubert van Eyck geschaffen haben. Der Blick auf eines der wert-

„König unter den Malern“ wurde er wegen seiner perfekten technik genannt: der niederländische Maler Jan van eyck (1390 bis 1441). 94

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vollsten Kunstwerke des ausgehenden Mittelalters wird hier jedoch durch zwei Umstände beeinflusst. Zum einen schützt ein zentimeterdickes Panzerglas den Altar vor zu neugierigen Betrachtern, und zum anderen ist zurzeit mindestens immer eine seiner insgesamt 20 Tafeln ausgebaut. Eine schwarzweiße Kopie deutet an, welches Bild hier eigentlich hängen sollte. Diese – für manche unvorbereitet zum Genter Altar pilgernden Besucher – etwas irritierende Überraschung führt sie zum zweiten Ort, der bis ins Jahr 2017 Heimat einzelner Stück des Genter Altars sein wird: das Museum für Schöne Künste. Aus blAss wird strAhlend Hier können Besucher sämtliche Stadien des akribischen Restaurierungsprozesses live mitverfolgen. Zwar sind sie auch hier durch eine Glasscheibe von den Restauratoren getrennt, aber manche Genter kommen regelmäßig, um zu sehen, wie beispielsweise Adam oder Eva Stück für Stück wieder zu alter Pracht finden. Und wer sich nach Vollendung der Restaurationsarbeiten Eva „vorher“ und „nachher“ ansieht, kann kaum glauben, dass die nun strahlenden, satten, bunten Farben 580 Jahre auf dem Buckel


Kunst

Wie ein dreigeschossiges Haus: Die Alltagsseite des Genter Altars zeigt unter anderem die Verk端ndigungsszene (Mitte) sowie das Stifterehepaar Jodocus Vijd und Isabella Borluut (unten).


i,Slam Ein muslimischer Poetry-Slam

AM

ANFANAGS WAR D

WORT

I Deutsche Sprache in poetische Form gegossen und rhythmisch rezitiert auf der Bühne dargeboten: So treten junge Muslime im Wettbewerb gegeneinander an. Für einige eine einmalige Möglichkeit, gehört zu werden.

Mit viel Witz, kreativen Texten und passenden Gesangseinlagen gewann Sami El-Ali das erste große Finale der i,SlamWettbewerbe im Sommer 2013.


Literatur

WITZIG UND DRAMATISCH Die Themen der Slammer sind vielfältig innerhalb des islamischen Wertekanons. So ist Blasphemie verboten, Witze über die Familie sind aber durchaus erlaubt. Einige Darbietungen sind geradezu satirisch, andere sogar dramatisch, etwa dann, wenn es um die Situation in Syrien geht. Sami El-Ali verhalfen im Juni 2013 Witze über das gebrochene Deutsch seiner Mutter, gepaart mit humorvollen, passend zum Text eingesetzten Gesangseinlagen, zum Finalsieg. Eine i,Slam-Veranstaltung wird in der Regel mit einer Koranrezitation eröffnet. Bevor die Künstler die Bühne betreten, erläutern die Moderatoren das Regelwerk des i,Slam. Die fünf Regeln werden mitunter in

„Es geht um die Stimme, die die muslimische Jugend zwar hat, der aber oftmals die geeignete Plattform fehlt.“ Anlehnung an die fünf Säulen des Islam auch die „fünf Säulen des i,Slam“ genannt. Bei einem interreligiösen Wettbewerb traten im August 2012 neben Künstlern vier verschiedener Religionen auch Vertreter der Religionen auf. Außer Konkurrenz „slammten“ der Imam und theologische Berater des i,Slams Dr. Ali Özgür Özdil, der Rabbiner Walter Rothschild, ein Vertreter der Baha’i und eine Pastorin. „i,Slam – we,Slam“ nannte sich diese interreligiöse Veranstaltung, bei der je drei Dichter aus den vier Religionen gegeneinander antraten. Neben den diversen regulären i,Slam-Wettbewerben, die in ein großes Finale münden, gab es bisher bereits zwei solcher interreligiöser „i,Slam – we,Slam“-Events und darüber hinaus auch schon einen „Charity-i,Slam“. SLAMMEN FÜR DIE GUTE SACHE Unter dem Motto „Charity i,Slam – Dein Wort gegen das Leid“ kamen Slammer am 31. Januar 2014 in Wuppertal zusammen. Das Publikum stimmte für den besten Slammer mit Spendengeldern ab. Das so eingenommene Geld kam syrischen Flüchtlingsfamilien zugute. Charity, Islam und i,Slam lassen sich hervorragend vereinen, gehört die Unterstützung Bedürftiger doch zu den fünf Säulen des Islam. „Jeder hat eine Richtung, der er sich zuwendet. So wetteifert miteinander

in guten Werken“, heißt es im Koran. „Wo immer ihr auch seid, Allah wird euch allesamt zusammenführen; wahrlich, Allah hat Macht über alle Dinge.“ (Sure 2,148) Dient dieses Wetteifern dann auch noch einem guten Zweck und unterhält es obendrein das Publikum, gibt es am Ende nur Gewinner.

Das i,SlamRegelwerk 1. Respect the Poet – jeder Poet bekommt seine Anerkennung völlig unabhängig von seiner Leistung 2. Own Construction – jeder Poet muss gewährleisten, dass es sich bei den Poems um seine eigenen Texte handelt – kein geistiger Diebstahl! 3. No Aids – der Dichter darf keine Requisiten wie Kostüme oder Musikinstrumente benutzen 4. Time Limit – der Poet darf das Zeitlimit von 6 Minuten nicht überschreiten, sonst droht Punktverlust 5. No Verbalism – verbale Attacken jeglicher Art sind zu unterlassen – der islamische Rahmen muss hier gewahrt bleiben Glauben & Wissen 08/2014

Fotos: Arne List

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er Poetry-Slam hat sich mittlerweile als Kulturgut in unserer Gesellschaft etabliert. Doch die muslimische Variante, den i,Slam, kennen bislang nur die wenigsten. Dabei ist eigentlich vieles genauso wie beim gewöhnlichen Poetry-Slam. Dichter präsentieren ihre Werke auf einer Bühne, und das Publikum bewertet die Kunst. Und doch ist es etwas anders beim i,Slam: Die Bühne befindet sich nicht in einer Kneipe, und es wird auch kein Alkohol ausgeschenkt. Denn nicht nur die Texte, sondern die ganze Veranstaltung soll mit islamischen Werten vereinbar sein. Für Youssef Adlah und Younes AlAmayra, die Initiatoren, Organisatoren und Moderatoren des i,Slams, ist dieser islamische Poetry-Slam eine Möglichkeit für junge, talentierte Muslime, gehört zu werden. Auf der i,Slam-Homepage heißt es daher auch: „Es geht um die Stimme, die die muslimische Jugend zwar hat, der aber oftmals die geeignete Plattform fehlt.“

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Martin Luther forderte für sie die Todesstrafe. Während die geistliche Welt im 16. Jahrhundert noch versuchte, die Kirchenspaltung zu verkraften, bildete sich in ganz Europa zunächst fast unbemerkt die Glaubensgemeinschaft der Täufer. Getragen von charismatischen Persönlichkeiten, forderten sie die Trennung von Staat und Kirche und Glaubensfreiheit. Ihrem enormen Zulauf aus der Bevölkerung folgte eine brutale Verfolgung durch Reformatoren und Katholiken, die ihren Glauben in Gefahr sahen. Noch heute existieren täuferische Gemeinden. David Vinzentz [text] 104

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Großes Wissen

REBELLENDER

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esus erschien Ostern 1534 nicht wie von Jan Matthys angekündigt in der Stadt. Anfang desselben Jahres war Matthys – ein niederländischer Bäcker – in Münster aufgetaucht und hatte sich an die Spitze des hier neu gegründeten Täuferreiches gesetzt. Dort verkündigte er sein apokalyptisches und von Endzeiterwartungen geprägtes Programm. Er forderte die Vernichtung aller Gottlosen vor der Wiederkehr Jesu sowie das Verkünden des bevorstehenden Endes der Welt. Den Sendboten, die diese Botschaft verbreiten sollten, sprach er Unsterblichkeit zu. Mit seinen Reden, die er als sehr talentierter Rhetoriker auf dem Marktplatz in Münster hielt, und seinem selbstbewussten Auftreten schaffte es Matthys, die Bevölke- kompromisslose Verfolgung: Der Täufer Dirk willems rettete auf seiner Flucht einen Verfolger, rung der Stadt hinter sich zu bringen. der im eis eingebrochen war. willems wurde daraufhin gefangen und trotzdem verbrannt. Bei der Ratswahl am 23. Februar 1534 hatten sich die Täufer in Münster endgültig durchsetzen können. Sie herrschten über die Mit dem Tod von Jan Matthys endete das Täuferreich Stadt, und Matthys war von nun an ihr Anführer. Nach in Münster allerdings nicht. Weitere selbst ernannte einer seiner aufpeitschenden Reden wurde jeder, der Propheten verblendeten die Bevölkerung, führten Vielsich nicht von den Täufern erneut taufen lassen wollte, weiberei, Folter und Todesstrafen in der Stadt ein. aus der Stadt gejagt, Kirchen wurden verwüstet und alle Bücher außer der Heiligen Schrift verbrannt, inklusive keine geschlossene bewegung des gesamten Stadtarchivs. Es kam zum Bildersturm, Täuferische Gruppierungen gründeten sich im 16. Jahrsämtliche Darstellungen von Heiligen hatte man zer- hundert in ganz Europa als radikale Form der Reforstört. Unter den in Münster verbliebenen Täufern mation. Sie entstanden in den meisten Fällen herrschte eine apokalyptische Endzeiterwartung, und unabhängig voneinander und vertraten sehr unterdie Zustände in der Stadt wurden immer chaotischer. schiedliche Ansichten und Forderungen. Während in Im April hatte unter der Führung des Bischofs Franz Münster Rache und Vernichtung gepredigt und gefoltert von Waldeck die Belagerung der Stadt begonnen, was und getötet wurde, handelte es sich bei den Anhängern schnell zu Nahrungsknappheit innerhalb der Stadt- der zahlreichen anderen täuferischen Strömungen in mauern führte. Dass die angekündigte Wiederkehr Jesu der Regel um Pazifisten, die vor allem mit ihrer Fordeausblieb, änderte nichts an Matthys Überzeugung von rung nach Trennung von Staat und Kirche die weltliche seiner göttlichen Bestimmung. Er ging davon aus, dass Obrigkeit gegen sich aufbrachten. er als ein von Gott Auserwählter mit Unsterblichkeit Das Täufertum ist keine einheitlich geschlossene Bewegesegnet sei, und schritt am Ostermontag, den 5. April, gung. Biblisch-reformatorische Bestrebungen kamen unter den ungläubigen Blicken der Münsteraner durch ebenso vor wie apokalyptisch oder spiritualistisch gedie Tore vor die Mauern der Stadt. Nachdem Matthys prägte Ansätze. Gemeinsam war ihnen die Forderung sich unter die feindlichen Truppen des Bischofs eines Lebens in der Nachfolge Jesu, die Bibel als entgemischt hatte und anfing, diese zu beleidigen, er- scheidende Quelle des Glaubens und Kritik am Zustand schlugen ihn die Landsknechte und bewarfen sich der etablierten Kirche. Auch ein von sozialen Bedürfanschließend mit seinen Körperteilen. nissen getriebener Erneuerungswille führte zur Grün-

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dung täuferischer Glaubensgemeinschaften. Die soziale Motivation einiger Täufergruppen war ein Grund dafür, dass man die Täuferbewegung fälschlicherweise für das Entstehen der Bauernaufstände in Europa verantwortlich machte. Tatsächlich beschränkten sich die Verstöße der Täufer in der Regel auf gezieltes Fastenbrechen, das Stören von Predigten, mit denen sie nicht übereinstimmten, oder auf das sogenannte „Bilderstürmen“, also das Entfernen von Heiligendarstellungen. Die Täuferbewegung in der Schweiz um Felix Mantz und Konrad Grebel wird häufig als die älteste Traditionslinie des Täufertums genannt. Lange Zeit vermutete man, dass sich die europaweite Täuferbewegung aus den Schweizer Täufern entwickelt hat. Mittlerweile geht man jedoch von mindestens zwei weiteren Strömungen aus, die in etwa zeitgleich entstanden sind: die Bewegung in Oberdeutschland um Thomas Müntzer und Hans Hut und die von Melchior Hoffmanns endzeitlichen Visionen geprägte Strömung aus Straßburg, die ihren Weg in den niederdeutschen Raum fand. Die „Schweizer Brüder“ stellen auf jeden Fall aber eine der bedeutendsten und einflussreichsten Täuferströmungen dar. „RADIKALE“ LESEZIRKEL Eine Person, die neben Luther als wichtige Führungsfigur der Reformation in Erscheinung trat und aus deren Umfeld die Schweizer Täufer entstanden, ist Huldrych Zwingli. Unter ihm wurde die Reformation in Zürich im Jahr 1525 eingeführt. Auch wenn er andere Ansichten als Luther bezüglich der liturgischen Auslegung hatte – Zwingli lehnte beispielsweise die Vorstellung der leiblichen Präsenz Jesu beim Abendmahl ab –, so stimmte er mit ihm und den anderen deutschen Reformatoren doch in vielen Punkten überein. Als Priester am Großmünster in Zürich schloss er sich Luthers Lehrmeinung weitestgehend an. Vor dem Züricher Rat erwirkte er die Entfernung der Statuen aus Kirchen, die Abschaffung der Klöster und die Ablösung der Messe durch eine viermal im Jahr stattfindende Abendmahlsfeier. Die reformatorischen Bestrebungen gingen einigen Schülern Zwinglis nicht weit genug. Personen wie Mantz, Grebel oder Jörg Blaurock zählten zu diesem Kreis. Sie grenzten sich mit radikaler werdenden Ansichten nach und nach von ihrem Mentor ab. Diese Abgrenzung von Zwingli, die die ersten Weichen für die Gründung der Täufer stellte, fand besonderen Ausdruck in dem sogenannten „Castelberger Lesekreis“, benannt nach dem Initiator und Buchhändler Andreas Castelberger. Hier las man seit 1522 die Bibel und debattierte darüber. Gemeinsam verfassten die Mitglieder

Wissensplus

„Schleitheimer Artikel“: die sieben Grundsätze In den sogenannten „Schleitheimer Arti­ keln“ werden verschiedene gemeinsame Grundsätze der Täuferbewegung erstmalig schriftlich fixiert. Dies geht vermutlich auf die Initiative Michael Sattlers zurück, einer einflussreichen Persönlichkeit der Schwei­ zer Täufer. Im November 1515 wurde Sattler wegen seiner Zugehörigkeit zum Täufertum aus der Stadt Zürich verbannt. Unter seiner Leitung kamen schließlich am 24. Februar 1527 Täufer aus Süddeutsch­ land und der Schweiz zusammen, um eine gemeinsame Bekenntnisschrift aufzuset­ zen. Sie trafen sich in Schleitheim in der Schweiz, weswegen das Schreiben auch diesen Namen trägt. Wer der eigentliche Verfasser ist, bleibt unklar. Die dort be­ schlossenen Punkte waren jedoch prägend für das Leben der täuferischen Gemeinden, und auch heute finden sich bei Täuferge­ meinden noch an diesen Regeln orientierte Lebensweisen. Die sieben gemeinsamen Grundsätze lauten: 1. 2.

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Ablehnung der Säuglingstaufe (Taufe nach eigenem Willen). Bei Verfehlungen gegen Gemeinde­ regeln erfolgt nach Mahnungen der Bann. Das Abendmahl (hier „Brotbrechen“ genannt) darf nur von erneut Ge­ tauften (Gläubigentaufe) empfangen werden. Absonderung von der „Welt“. Eine Lebensweise, die noch heute viele Täufer führen. Gemeint ist eine Absonderung von den nicht nach täuferischen Prinzipien Lebenden. Freie Wahl des Pastors für die jewei­ lige Gemeinde. Ablehnung des Wehrdienstes. Den Täufern ist es untersagt, Kriegsdienst zu leisten. Da Jesus seinen Jüngern den Eid ver­ bietet und Täufer darauf bedacht wa­ ren, sich nach Jesu Leben zu richten, ist es ihnen verboten, Eide oder Schwüre abzulegen. Glauben & Wissen 08/2014

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„Glück ist Ansichtssache“ Veronica Ferres ist eine der bekanntesten Schauspielerinnen Deutschlands. Ihren Durchbruch hatte sie 1996 mit dem Kinofilm „Das Superweib“. Seitdem hat sie viele Rollen gespielt. Mit „Glauben & Wissen“ sprach sie über aktuelle Projekte, aber auch über ihren Glauben und das Glück. Anna Hambach, Martin Mölder [text]

Frau Ferres, Sie sagen, Sie seien streng katholisch erzogen. Inwiefern? Veronica Ferres: Meine Eltern sind

sehr gläubige Menschen, was sie natürlich an ihre Kinder weitergeben wollten. Das heißt, wir mussten jeden Sonntag in die Kirche gehen, durften nicht ohne Tischgebet essen, Fluchen war grundsätzlich verboten etc. Das christlich-humanistische Elternhaus hat mich sicherlich sehr geprägt. Ich glaube zum Beispiel, dass der Tod die Liebe, die mich zu Lebzeiten mit jemandem verbunden hat, nicht trennen kann und dass wir auf irgendeine überirdische Art und Weise nach unserem Tod mit den Menschen, die wir geliebt haben, zusammenkommen. 114

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Weshalb sind Sie später aus der Kirche ausgetreten?

Die Kirche hat vieles zu verantworten, das ich durchaus kritisch betrachte. Ich habe damals keinen Grund mehr gesehen, sie zu unterstützen und dafür einzutreten. Ich war enttäuscht von dem, was ich erfuhr, und wollte ein Zeichen setzen. Ich musste mir durch meinen Austritt aus der Kirche in meiner Überzeugung treu bleiben. Welche Gründe gab es für Sie, wieder in die Kirche einzutreten?

Der Tod meiner Mutter, ihr Sterben, das ich begleitet habe. Unser katholischer Pfarrer stand uns während ihrer Sterbetage, sie lag im Koma, überraschend großartig zur Seite.


Hand aufs Herz



Glauben & Wissen

SCHUTZ ZUM MITNEHMEN Die Träger der Hamsa, was so viel wie „Hand der Fatima“ bedeutet, haben hohe Erwartungen an ihren kleinen Talisman. Das Symbol hat an Hauswänden, als Bild und sogar als Schmuck oder Tattoo seinen Platz auch in nicht-muslimischen Gesellschaften gefunden. Michelle Olion [text] Wer war Fatima? heiratet Fatima den ersten Imam Ali, mit dem sie die beiden Söhne Hassan und Hussein sowie die Töchter Umm Kulthum und Zaynab hat. Die Sunniten, auch das „Volk der Tradition“ genannt, glauben, dass Fatima mit Aischa, der Lieblingsfrau ihres Vaters, konkurriert habe. Als jüngste Tochter des Propheten Mohammed sei sie das einzige Kind

Wovor schützt die Hand? Die „Hand der Fatima“ steht in erster Linie als Schutz gegen den bösen, die Muslime glauben neidischen Blick. Sie soll aber auch die Macht der Dschinn bekämpfen. Dschinn sind Naturgeister, die als Gefährten Allahs zwar nicht zwingend böse sind, jedoch den Menschen Schaden zufügen können. Die „Hand der Fatima“ wird von man-

chen Familien sogar dem Vieh umgehängt. Durch den Talisman sollen die Tiere von Krankheiten verschont bleiben. Menschen, die das Symbol bei sich tragen, sollen nicht nur vor allem Bösen geschützt sein. Die Hand soll außerdem Kraft spenden und wird auch, meist als Amulett oder Anhänger, als Glücksbringer getragen.

Welche Bedeutung hat das Symbol? Die große Handfläche mit fünf Fingern ist nicht aus Zufall das Symbol des Schutzes und der Kraft. In vielen Geschichten stehen die fünf Finger für Fatima und ihre Familie, die der Sage nach „unter Gottes Mantel“ Schutz fanden. So soll der Daumen der Hand für Mohammed, Fatimas Vater, stehen. Der Zeigefinger soll Fatima selbst verkörpern, der Mittelfinger ist das Symbol ihres Mannes Ali und der kleine sowie der Ringfinger stehen für die Söhne der beiden, Hassan und Hussein. Eine andere Interpretation stellt die fünf Finger als die „Fünf Säulen des Islams“ da. Die offene Handfläche wird oft mit Vergebung und Mitgefühl in Verbindung gesetzt.

gewesen, dessen Nachkommen das Erwachsenenalter erreicht hätten. Wegen ihrer gesunden Kinder gilt Fatima, ähnlich wie Maria, vielen als Vorbild für alle Frauen und wird auch „Königin der Frauen des Paradieses“ genannt. Fatima steht außerdem für Reinheit und Stärke. Im Krieg half sie als Krankenschwester den Soldaten des Kalifen.

WISSENSPLUS

Das „Auge Allahs“ Ähnlich wie die „Hand der Fatima“ soll auch das „Auge Allahs“ in Form eines kleinen Anhängers vor dem bösen Blick schützen. Mythen besagen, dieser Blick gehe am stärksten von Menschen mit blauen Augen aus. Um sich vor diesen Blicken zu schützen, müsse man etwas Blaues mit sich führen. Als Anhänger vor Haustüren oder als Schmuck getragen, soll dieser Talisman vor Unglück schützen. Geht ein Amulett mit dem „Auge Allahs“ kaputt oder es zersplittert, sagt man, der böse Blick sei empfangen und erfolgreich abgewehrt worden. Der Besitzer des Anhängers muss sich dann einen neuen Talisman zulegen. Strenggläubige Muslime lehnen Talismane als Missachtung Allahs und somit als sündhaft ab.

Fotos: IMAGO

Fatima wird im islamischen Volksglauben als „sündenfreie Jungfrau“ verehrt. Der Begriff „Jungfrau“ wird allerdings – anders als im christlichen Glauben – nicht mit einer Art „unbefleckter Empfängnis“ verknüpft. Fatima spielt in den zwei wesentlichen Glaubensrichtungen des Islams jeweils eine unterschiedliche Rolle. In schiitischen Überlieferungen

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Einblicke

Vermittlerin zwischen Mensch und Natur

Ein erweitertes Bewusstsein für Mensch, Tier und Umwelt gehört zu den Voraussetzungen: Die Schamanin Jutta Qu’ja Hartmann fühlt sich vollkommen verbunden mit der Natur. Aufgrund dieser Verbundenheit bietet sie Menschen ihre Hilfe an, damit diese ihren inneren und äußeren Einklang wiedergewinnen können. Anna Hambach [text]

Z

ahlreich sind die Klischees, mit denen der Schamanismus behaftet ist. In einem ethnologischen Museum erscheint noch alles spannend und interessant. Die Konfrontation mit Schamanen im Hier und Jetzt mag dann auch mal irritieren. Umso erstaunlicher ist es, wie alltäglich die Begegnung mit Jutta Qu’ja Hartmann erscheint. Sie trägt weder auffälligen Federschmuck auf dem Kopf noch eine Kette aus Knochen um den Hals. Ihre langen Haare fallen offen herab, sie geht barfuß in ihrem Garten in der Eifel und strahlt den Besucher mit einem freundlichen Gesicht an. Frau Hartmann kennt die Klischees und findet sie häufig eher lustig als lästig. Sie möchte niemanden von etwas überzeugen. Sie weiß um die

belebte Natur und wie diese helfen kann und ist gleichzeitig der Überzeugung, dass niemand, der zu ihr kommt, an irgendetwas glauben muss: „Es funktioniert trotzdem. Ich glaube genug für zwei.“ Bereits in ihrer Kindheit, so erfuhr sie von ihrer Mutter, habe sie lange einfach nur in der Natur sitzen können. So war auch bereits bei ihren Eltern immer selbstverständlich, dass alles miteinander verbunden ist, und auch das genaue Beobachten der Natur wurde bereits in der Familie geübt. Doch zunächst hat Jutta Hartmann nach der Schule eine ganze Weile Physik studiert, bevor sie das Studium abbrach. Später hat sie im Krankenhaus gearbeitet und begonnen, Medizin zu studieren, aber auch das hat sie nach einer Weile abgebrochen. Der Weg

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nach schama­ nischer vorstel­ lung verbindet sich die Klientin in einer baum­ zeremonie mit der energie des baums. die schamanin kann die Klientin dazu anleiten.

zu ihrer schamanischen Ausbil­ dung erscheint für Außenstehende vielleicht etwas ungewöhnlich: In einer Pfütze auf einer Straße in Köln sah Jutta Hartmann einen Zettel liegen. Und noch bevor sie diesen aufhob, wusste sie, sie wird dort hingehen. Dann erst las sie auf dem Zettel den Text: „Schamanische Ausbildung“. Als Schamanin tätig zu sein hat sie aber zunächst nicht ge­ wählt. Schamanisch zu arbeiten wurde von Menschen in ihrer Um­ gebung an sie herangetragen. Ihr Selbstverständnis als Schamanin vergleicht Jutta Hartmann gerne mit dem von Künstlern. Der Künstler kann einerseits künstlerisch arbei­ ten, andererseits ist er einfach Künstler. So kann sie als Schamanin 124

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schamanisch arbeiten und auch einfach nur Schamanin sein. Scha­ manin sein heißt dabei, auf eine bestimmte Art und Weise in der Welt zu sein, nämlich in Verbin­ dung mit den Kräften der Natur. Damit ist auch gegeben, dass man als Schamane eigentlich keine Wahl hat. Wenn diese Verbindung be­ steht, dann lebt man das Leben eines Schamanen. Qu’ja ist Jutta Hartmanns Medizin­ name aus einer nordamerikani­ schen indianischen Tradition und bedeutet „die auf dem Weg ist“, „die zum Licht geht“ und „die im weib­ lichen Herzen tanzt“. Ganz unterschiedliche Menschen wenden sich an Jutta Hartmann. Zum Beispiel Menschen in Krisen,

die sich Hilfe von einer schamani­ schen Heilarbeit erhoffen. Zunächst findet immer ein Vorgespräch mit der Klientin oder dem Klienten statt. Hier wird geklärt, worum es überhaupt gehen soll. Wenn dann die eigentliche Heilsitzung beginnt, befinden sich Schamanin und Kli­ ent im schamanischen Raum. Das ist kein Raum im eigentlichen Sin­ ne, es handelt sich vielmehr um ein Setting. Die Umgebung wird unter Umständen besonders vorbereitet; gerade auch, wenn Jutta Qu’ja Hart­ mann nicht daheim in ihrem Gar­ ten arbeitet, sondern beispielswei­ se bei Klienten zu Hause. Dann räuchert sie den Raum oder ergreift andere Maßnahmen zur Vorberei­ tung. Das, was wir vielleicht atmo­ sphärische Gestaltung nennen würden, kann aus schamanischer Perspektive auch Reinigung oder Energetisierung des Raums ge­ nannt werden. in verbindung mit allen wesen und gegenständen Der Begriff der Energie wird im schamanischen Kontext sehr häufig verwendet. Gemeint ist damit das Lebendige in jedem und auch in allen Gegenständen. Sie wird auch als authentische Ausstrahlung des Menschen, der Pflanze oder auch des Minerals bezeichnet. Die viel­ leicht naheliegendste Form von Energie bei Lebewesen ist die Wär­ me. Schamanen hingegen arbeiten mehr mit Energie, die sie in Form von Licht wahrnehmen. Ein weite­ rer Punkt ist die persönliche Vor­ bereitung. Auch wenn sich die Schamanin grundsätzlich mit ihrer Umgebung verbunden fühlt, tritt sie vor einer solchen Heilsitzung noch einmal bewusst in Kontakt mit der Umgebung, mit der Klientin und mit den Gegenständen, die bei der Sitzung verwendet werden. Alle


Einblicke

diese Gegenstände sind in diesem Kontext nicht bloß dinglich, son­ dern belebt. Wenn sich Jutta Qu’ja Hartmann im schamanischen Raum befindet, nimmt sie ausnahmslos alles als belebt wahr. Die eigentliche Heilsitzung beginnt mit dem Räuchern der Klientin. Räuchern ist aus schamanischer Sicht eine von zahlreichen Metho­ den, um das energetische Ausglei­ chen zu fördern, eine Reinigung zu erzielen und die Energie zu erhö­ hen. „Als Schamanen arbeiten wir energetisch, wir wirken auf der Ebe­ ne der Energie. Da ist das Räuchern eine ganz traditionelle Methode.“ Das Besondere am Rauch ist, neben dieser energetischen Wirkung, dass er unmittelbar im Hirn angenom­ men wird. Denn das Geruchszent­ rum ist mit dem archaischen Teil

des Gehirns verbunden. Der Ge­ ruch wirkt also, bevor er reflektiert werden kann. Gerüche wirken be­ sonders tief, geradezu auf einer emotionalen Ebene. der Geist und die kraft der tiere und pflanzen Verbrannt wird beim Räuchern eine Kräutermischung: Weißer Salbei oder Wüstensalbei aus Mittelame­ rika, außerdem Lavendelblüten und die grünen Spitzen vom Ze­ dernbaum. „Der Salbei dient zur Reinigung, die Zeder wirkt schwin­ gungserhöhend, und der Lavendel schenkt Schönheit.“ Dieser Rauch wird um die Person herumgewe­ delt. Ein Schamane beobachtet da­ bei, wie sich der Rauch verhält, und zieht daraus Rückschlüsse auf den Energiefluss beim Klienten.

Die dabei verwendete Feder stammt jeweils von einem speziellen Vogel. Die bei der schamanischen Arbeit verwendeten Federn sind immer Mauserfedern oder von verstorbe­ nen Tieren, aber nie von speziell dafür getöteten Tieren. „Für uns Schamanen ist es so, dass in dem, was von den Tieren kommt, der Geist und die Kraft des Tieres noch wohnen.“ Dabei handelt es sich um die Vorstellung, dass nicht der Geist oder die Kraft des einzelnen Tieres in der Feder – oder in einem ande­ ren Fall im Fell – zugegen ist, son­ dern die Kraft oder der Geist der ganzen Tierart. Schamanen ver­ wenden Gegenstände bzw. Fetische von Tieren, Pflanzen und Minerali­ en als ein Art Vermittler. In den Fe­ tischen wohnt die Kraft der ganzen Gattung. Die schamanische Heil­

Häufig beginnt eine schamanische Heilsitzung mit dem räuchern. Hierbei wird eine bestimmte kräutermischung verbrannt und dem klienten der dabei entstehende rauch zugefächert. Glauben & Wissen 08/2014

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