Köln.Sport Leseprobe (08/14)

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Köln.Sport Ausgabe 08 | August 2014 | 31. Jahrgang

2,90 €

Köln.Sport

G7085E

das stadt-sport-maGaZIn

» OHNE ERFOLG IST ALLES NICHTS «

Alexander Wehrle redet Klartext

HARTE ARBEIT Über den steinigen Weg, ein Profiklub zu werden. und es zu bleiben

eingewöhnung im rekordtempo: Warum Simon zoller sogar zum Poldi taugt! www.Koelnsport.de


INHALT

10 effzeh 14 16

10 Alexander Wehrle im ExklusivInterview

Alexander Wehrle Der Geschäftsführer der Geißböcke im Interview Kampf um die Stammplätze Die Aufstellung des FC ist in diesem Jahr so flexibel wie selten Simon Zoller „Kölsche Jung“ oder Wichtigtuer?

30 Fortuna Mit dem neuen Team will sich der Verein in der 3. Liga etablieren 34 Neuzugänge Das sind die neuen Fortunen 36 Ticketpreise Die Fortuna zählt zu den teuersten Adressen der 3. Liga – zu Recht?

38 Viktoria

30 So will Fortuna Köln die Saison in der 3. Liga angehen

Der vergessene Verein 40 DFB-Pokal Alles zum Spiel gegen Hertha BSC

42 Sportpolitik Lanxess arena Geheimplan für die RheinStars 44 Kanuclub Deutz Die Freizeitsportler fühlen sich von der Stadt alleine gelassen 46 Stadtsportbund Neue Führungskräfte gesucht 48 service

Foto: IMAGO (1), Benjamin Horn (1)

Der große Sportsommer in Köln

21 Veedels-Special Chorweiler

21 der sport in Chorweiler im Special

04

Köln.SPORT 08/2014

22 Fühlinger See Die wichtigste Sport-Location des Bezirks 24 Maylife Boxclub Die Ex-Profis Torsten und Rüdiger May geben Erfahrungen weiter 26 Longericher SC Der Fast-Aufsteiger greift wieder an RUBRIKEN 03 Editorial 04 Inhalt 06 Szene 20 Termine 29 Quiz 50 Impressum 50 Vorschau


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SZENE

stadt-

köpfe

Die Gelegenheit, Martin Kaymer zu treffen, wollte ich mir auf keinen Fall entgehen lassen.

Patrick Helmes

Kurz-News aus dem Kölner Sport Peter Stöger, ­Erfolgstrainer des 1. FC Köln, hält die Zügel am Geißbockheim bis 2017 in der Hand. Beim Trainingsauftakt des FC gab der Verein die Vertragsverlängerungen von Stöger und CoTrainer Manfred Schmid bekannt.

Fotos: IMAGO (8), Benjamin Horn (2), pa/dpa (1), Screenshot FCB-TV (1), KKSF (1), Screenshot Facebook (1), ADAC (2), SpVg Porz (1)

Thomas Kraus wird die Ehre zuteil, den Drittliga-Neuling Fortuna Köln in den ersten Saisonspielen als Kapitän aufs Feld zu führen. Die etatmäßigen Spielführer Daniel Flottmann (Kreuzbandriss) bzw. Sebastian Zinke (Bandscheibenvorfall) sind verletzt. Christopher Zeller, Hockey-Superstar von Rot-Weiss Köln, setzt seine Karriere nun doch fort. Nach der enttäuschenden WM hatte es andere Meldungen gegeben, die Zeller aber dementierte. Wolfgang Weber, Kölner Fußball-­ Legende, hat am 26. Juni seinen 70. Geburtstag gefeiert. Der sympathische Mann aus Porz, Torschütze im WM-Finale 1966,­fiebert auch heute noch mit „seinem“ FC und der SpVg Porz, bei der er als junger Kicker begann. 6

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Kaymer beim FC Golf-Superstar Martin Kaymer war kurz vor den BMW International Open, bei denen er nach zwei Runden am Cut gescheitert war, zu Gast im ­RheinEnergieStadion. Dort gab Kaymer eine Pressekonferenz. Begrüßt wurde­ er – im Namen des 1. FC Köln – von Stürmer Patrick Helmes. „Die Gelegenheit, Martin hier zu treffen, wollte ich mir auf keinen Fall entgehen lassen“, sagte der Spieler, der extra seinen Urlaub früher beendet hatte. Als Geschenke hatte ­Helmes zwei FC-Trikots mit besonderer Beflockung dabei. „US Open-Cham­ pion“ und „Players Champion“ stand darauf, Kaymers Erfolge in diesem Jahr.

RheinStars gegen Bayern

Überraschung in Pulheim

Der Kölner Basketball-Regionalligist RheinStars präsentiert seinen Anhängern in der Vorbereitung auf die neue Saison ein sportliches Highlight. Am 5. September (20:30 Uhr) tritt der Aufsteiger in die 1. Regionalliga vor heimischem Publikum in einem Testspiel gegen den Deutschen Basketball-Meister Bayern München an. „Das ist eine große Ehre für uns“, sagt Geschäftsführer Stephan Baeck.

Der Paraguayer Fabrizio Zanotti hat die BMW International Open auf Gut Lärchenhof, das einzige Golfturnier der European Tour in Deutschland, für sich entschieden. Am fünften Extra-Loch setzte sich Zanotti gegen Henrik Stenson durch, der an Bahn 17 seinen Abschlag ins Wasser setzte. Der Sieger strich einen Scheck über gut 333.000 Euro ein. Bester Deutscher wurde Alex Cejka auf Platz 12.


Auf Den

PunKt. Marcel Risse Mittelfeldspieler,

Viel Action

beim Kölner KinderSportfest Bei sommerlichen, aber nicht zu heißen Temperaturen vergnügten sich ca. 3.500 Kinder samt Eltern, Großeltern und Freunden beim Ausprobieren verschiedenster Sportangebote während des KinderSportFestes. Köln.Sport war im NetCologne Stadion der Sporthochschule als Partner mit im Boot: mit einem Stand sowie einer Torwand. Es herrschte ein aufgeregtes Treiben, strahlende Kinder und zufriedene Eltern waren das Ergebnis. Auch Paralympics-Sieger und Weitsprung-Weltrekordler Markus Rehm war als Stargast vor Ort.

1. FC Köln

herr risse, der Aufstieg in die Bundesliga war souverän. Was erwarten Sie von der neuen Saison? Für uns kann es nur darum gehen, den Klassenerhalt zu schaffen. Das ganze Team – und damit meine ich den kompletten 30-Mann-Kader – wird für dieses eine große Ziel arbeiten. Mir persönlich ist es dabei vollkommen egal, wer die nötigen Tore erzielt. Hauptsache, wir haben am Ende Erfolg. Was haben Sie sich denn persönlich für die neue Spielzeit vorgenommen? Erst einmal bin ich sehr zufrieden über die Art und Weise, wie wir als Mannschaft aufgestiegen sind. Ich selber hatte vergangene Saison auch mal eine schwächere Phase mit Spielen, in denen ich nicht so zum Zuge gekommen bin. Deshalb habe ich mir fest vorgenommen, weiter an meiner Konstanz zu arbeiten. Eine bestimmte Torquote gibt’s allerdings nicht. Sie sind gebürtiger Kölner und bekennender fc-fan. Wie speziell ist es für Sie, seit 2013/14 für ihren herzensklub zu spielen? Wenn man sich aussuchen kann, wo man spielen möchte, entscheidet man sich doch für den Klub, der einem am nächsten steht (lacht). Ich bin in Köln mit dem FC groß geworden, stand früher selber in der Kurve. Auch meine Familie, meine Freunde leben hier. Das macht vieles einfacher – gerade, wenn es mal nicht so läuft.

guardiola

lobt Kölner hockeydamen Lob von allerhöchster Stelle für die Hockeydamen von RotWeiss Köln! Die Deutschen Meisterinnen staunten nicht schlecht, als der FC Bayern München eine Videobotschaft von Starcoach „Pep“ Guardiola schickte. „Ich freue mich, dass die Farben Rot-Weiss auch im Damenhockey die Farben des Siegers sind“, übermittelte Guardiola. „Das Endspiel war an Spannung kaum zu überbieten. Toll, wie ihr das Spiel nach einem 0:2-Rückstand noch gedreht habt und im Siebenmeterschießen nervenstark gewonnen habt.“

glauben Sie, dass der Klub das fahrstuhl-image loswerden kann und sich in der liga etabliert? Es ist viel zu früh, jetzt, vor der Saison, darüber zu sprechen. Dafür müssen wir erst einmal schauen, wie das Niveau unserer Mannschaft und der Konkurrenz wirklich ist. Aber wir werden alles dafür geben, die Liga zu halten. Das wäre dann ein erster Schritt in die richtige Richtung!

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EFFZEH

„Ohne Erfolg ist alles nichts“ Dem souveränen Aufstieg folgten weitere Glücksmomente am Geißbockheim: Infront, REWE oder RheinEnergie – es läuft für FC-Finanzchef Alexander Wehrle. In Köln.Sport spricht der „Herr der Zahlen“ über die Euphorie in Köln, den Finanzpatienten 1. FC Köln und Kollege Jörg Schmadtke Interview | Thomas Reinscheid


FC-Finanzboss wehrle im gespr채ch


EFFZEH

Das Positive bei uns derzeit ist, dass sich keiner zu wichtig nimmt. Jeder übernimmt seinen Job und versucht, das Beste für den Verein herauszuholen. Die Gesamtsituation macht auch unsere Arbeit leichter. Der Aufstieg macht es einfacher, den einen oder anderen Spieler zu verpflichten. Er macht es aber auch einfacher, den einen oder anderen Partner hinzuzugewinnen, weil es schon eine gewisse Euphorie gibt. Als Sie Anfang 2013 hier anfingen, lag der fc finanziell mehr oder minder auf der intensivstation – wo ist der Patient derzeit auf dem Weg der gesundung? Bis zur endgültigen finanziellen Konsolidierung wird es noch ein langer Weg sein – das ist keine Frage. In der Zweiten Liga ist das sehr, sehr schwierig. In diesem Jahr erzielen wir dennoch im operativen Geschäft ein ganz gutes Ergebnis, das werden wir auch dementsprechend im Oktober vorstellen können. Wenn wir aber an die beiden Parameter Aufbau von Eigenkapital und Abbau der Verbindlichkeiten denken, dann werden wir mit Sicherheit ein paar Jahre benötigen, um ein vollumfängliches gesundes Bild abzugeben.

„Ziel ist platz 15“: fc-finanzchef wehrle

Pachtvertrag für das Stadion, Verlängerungen von Sponsoren, der neue infront-Deal – derzeit scheint alles, was Sie beim fc anfassen, zu gelingen. fühlen Sie sich manchmal wie gustav gans? Für uns ist das eigentlich nichts Außergewöhnliches, das ist unser Business, dass wir mit den Partnern möglichst gutdotierte und möglichst langfristige Verträge abschließen sollten. Es ist aber natürlich richtig, dass zuletzt viele größere Verträge, die über längere Zeit laufen, dazugekommen sind, das macht es uns in der Planungssicherheit einfacher. gibt es auf diesem Weg auch rückschläge? Sind da auch Sponsoren, die nein sagen? Momentan geben wir durch den Aufstieg und die Ruhe, die im Verein herrscht, ein positives Bild nach außen ab. Es ist im letzten Jahr kein großer Partner weggegangen. Auch im Bereich der Logen haben wir derzeit trotz einer gewissen Fluktuation eine Warteliste. Sie sagten: „Wir werden wieder als verlässlicher Partner wahrgenommen.“ ist das auch eine Auszeichnung für ihre Arbeit? Wie sehr vereinfacht der eindruck ihr Wirken? 12

Köln.SPORT 08/2014

Der Verein versucht zunehmend, innovativ zu agieren, wie das Karnevalstrikot oder die Social-Media-Aktivitäten zeigen. Muss der fc in gewissem Maße Vorreiter sein, um die angesprochenen lücken zu schließen? Wir versuchen schon, in dem einen oder anderen Geschäftsfeld innovativ und schnell zu sein. Wir haben eben nicht dieses Budget, da müssen wir das eine oder andere Alleinstellungsmerkmal etablieren, um bei Sponsoren punkten zu können. Das Beispiel Social Media ist ein gutes: Das wird immer wichtiger, auch für unsere Partner. Unsere Medienabteilung macht einen super Job. Das ist hilfreich, wenn wir in Gesprächen mit möglichen Partnern auch diesen Bereich anbieten können. Da müssen wir uns nicht verstecken, da sind wir unter den Top 5 bei den Bundesligisten. Viele Sponsoren kommen aus dem regionalen umfeld. Braucht der fc diese extrem enge Anbindung an die Stadt, oder muss man sich davon dauerhaft lösen? Eine gesunde Mischung macht es. Eine regionale Identität zu wahren, aber gleichzeitig global zu agieren – das kann nicht schaden, das ist auch kein Widerspruch. Die Idealform ist eine Mischung. RheinEnergie oder REWE sind langjährige, treue Partner, die regional verwurzelt sind. Aber die Rewe Group ist ebenso wie Rimowa oder Ford zugleich ein Global Player. Es wird auch noch ein internationaler Partner hinzukommen. Auch durch die Kooperation mit Infront, die sehr international aufgestellt sind, werden wir sicher den einen oder anderen Partner noch hinzugewinnen. thema infront: Wie ist es zu der entscheidung gekommen, die Vermarktung nicht in die eigenen hände zu nehmen? Unser Benchmark war immer: Wir müssen uns finanziell besser stellen, als wenn wir es selbst machen. Das war die Messlatte, das haben wir hinbekommen.


FC-Finanzboss wehrle im gespräch

Auf Geld für

Yannick Gerhardt waren wir nicht angewiesen. Und wir haben kein schriftliches Angebot vorliegen gehabt Alexander Wehrle

In der Öffentlichkeit sind angesichts des Infront-Deals große Summen genannt worden. Abseits einer konkreten Zahl: Was bedeutet der Vertrag für den FC? Ausgesorgt für die nächsten Jahre? Nein. In erster Linie bedeutet dieser Vertrag für uns Planungssicherheit. Zum anderen werden wir uns perspektivisch dadurch besser stellen, gerade weil wir nicht auf ­einen Schlag eine große Signing Fee eingenommen haben. Im Zweitligafall hätten wir dennoch die Möglichkeit, notfalls so eine Zahlung zu generieren, um dann im Sinne der Wettbewerbsfähigkeit schnell wieder aufsteigen zu können. Wir haben einen Vermarktungs- und keinen Finanzierungsvertrag. Wir wollen uns über die nächsten Jahre im Sponsoring noch steigern. Mit Infront haben wir einen Partner, der ein entsprechendes Netzwerk hat. Ist damit auch inbegriffen, dass Infront ein Büro im Geißbockheim bezieht? Das ist richtig. Die Mitarbeiter von Infront werden hier am Geißbockheim beheimatet sein, so dass es wirklich eine enge Verzahnung gibt. Es gab aber auch bei IMG, die kein Büro hier hatten, eine enge Verzahnung. Auch mit IMG ­haben wir alles Hand in Hand erledigt. Ende 2013 sprachen Sie von infrastrukturellen Dingen, die der Verein angehen will. Das Geißbockheim ist bereits zu großen Teilen renoviert. Was ist als Nächstes geplant? Momentan sind wir erst mal in der Analysephase. Dann müssen wir schauen: Ist es überhaupt realistisch? Zeitplan und Finanzen spielen da auch eine Rolle. Wir haben am Geißbockheim, was die Gastronomie betrifft, einiges umgesetzt. Die Folgeschritte sind aber noch nicht absehbar.

Von daher musst du manchmal ein überschaubares Risiko eingehen, das haben wir im Übrigen letzte Saison gemacht, als wir in die Mannschaft investiert haben und noch nicht alle Verträge endgültig fix waren. Jörg Schmadtke und ich sind hier aber grundsätzlich auf einer Linie: Wir wollen nicht mehr ausgeben, als wir einnehmen. Sportlich im Kampf um den Klassenerhalt wettbewerbsfähig sein und den Konsolidierungsweg fortsetzen – das sind unsere zwei Zielsetzungen. Am Ende des Tages muss aber immer der sportliche Erfolg im Mittelpunkt stehen. Deswegen gehen wir auch mit einem ordentlichen Budget in die neue Saison. Yannick Gerhardt stand kurz vor einem Engagement bei Benfica Lissabon. Haben Sie sich gefreut, dass der Spieler hier bleibt, oder überwog die Trauer über den entgangenen Scheck? Auch da war ich völlig entspannt. Wir sind mit der Prämisse in diese Saison gegangen, dass wir keine großen Transfereinnahmen erzielen müssen. Wir waren nicht darauf angewiesen. Zudem haben wir gar kein schriftliches Angebot vorliegen gehabt.

Köln.Sport.info Wehrles Meilensteine Seit seinem Amtsantritt im Januar 2013 leistete Alexander Wehrle eine Menge Aufräumarbeit. Den klammen Verein plagte eine Etatlücke von knapp 6,5 Millionen Euro. Wehrles kreative Lösung: Das Geißbockheim wurde innerhalb des Vereins an eine Tochtergesellschaft verkauft. Bei den Verhandlungen über die Höhe der Stadionpacht fand der FC-Finanzgeschäftsführer ein Modell, dem sowohl Verein als auch Stadt und die EU zustimmen konnten. Auch bei den Sponsoren ist Wehrle ein Hansdampf in allen Gassen: Bei der Vermarktung wurde mit Infront ein internationaler Partner gefunden, der langfristig Planungssicherheit gab. Viele Sponsoren wie REWE konnte der findige Finanzmann an den FC binden. Auch den Umbau des Restaurants am Geißbockheim leitete er in die Wege und gewann durch die Splittung der Ausschankrechte Reissdorf als weiteren Sponsor hinzu.

2012 und 2013 mussten beträchtliche Etatlücken geschlossen werden. Sie warben dagegen stets für finanzielle Stabilität. Muss auch im Fußball manchmal die wirtschaft­ liche Komponente Vorrang vor der sportlichen haben? Oberste Prämisse bei uns ist es, maximalen sportlichen Erfolg zu erzielen, denn ohne sportlichen Erfolg ist alles nichts. 08/2014 Köln.SPORT

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CHORWEILER

matthias peters (m.) und der lsc geben weiter Gas

nur eine Sekunde hat dem longericher Sc in der relegation zum ersehnten Aufstieg in die Dritte liga gefehlt. Doch das Drama in der eigenen halle in chorweiler soll nicht das ende der sportlichen Ambitionen gewesen sein. nach dem Motto „Jetzt erst recht!“ soll es 2015 mit dem Aufstieg klappen text | tImo BöcKenhÜser

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Der lOnGerICHer SC wIll In lIGA 3

Die relegation

hat gezeigt, dass uns noch einige Dinge gefehlt haben

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itterer hätte es nicht laufen können: Als souveräner Mittelrheinmeister hatte sich die erste Mannschaft des Longericher SC für die Relegation um den Aufstieg in die Dritte Liga qualifiziert. Nur eines ihrer 26 Spiele hatten die Kölner in der kompletten Oberligasaison 2013/14 verloren, dazu zweimal unentschieden gespielt. In der Endabrechnung hatte der LSC (48:4 Punkte) sechs Zähler Vorsprung auf den Zweiten, TuS 82 Opladen. Dazu hatten die Longericher mit nur 612 Gegentreffern die beste Abwehr der Liga und gewannen ihre Spiele im Schnitt mit fast sieben Toren Differenz – so sieht wahre Dominanz aus. Doch auf die Euphorie folgt schnell die Ernüchterung. Mit 22:28 hatte die Truppe von Trainer Christian Stark das erste Aufstiegsduell beim Niederrheinmeister SG Ratingen verloren und brauchte im Rückspiel am 10. Mai ein mittelgroßes Handballwunder. Und kaum zu glauben, das Wunder tritt fast ein: Gegen die starken Ratinger, die in ihren Reihen mehrere ehemalige Erst-, Zweit- und Drittliga-Spieler haben, kämpft der LSC aufopferungsvoll, glänzt mit überragender Defensivleistung und liegt Sekunden vor Schluss mit 21:16 in Front. Ein Treffer fehlt den Kölnern zur Sensation, zum Aufstieg – und er fällt! Nach einem Ballgewinn trifft Jens Warncke zum umjubelten 22:16 – die seit Wochen ausverkaufte Halle der Heinrich-Böll-Gesamtschule steht Kopf. Doch das Kampfgericht erweist sich als Spielverderber und gibt den Treffer nicht – er sei eine Sekunde zu spät gefallen! Die SG Ratingen feiert, die Kölner Spieler und Fans sind fassungslos. „Brutaler kann eine Saison nicht zu Ende gehen“, sagt Christoph Krosch, der auf dem Internetportal „Mittelrheinhandball.de“ zum „Kreisläufer der Oberligasaison“ gewählt wurde.

Aus diesem Grund ist auch trotz des extrem bitteren Saisonendes nicht zu befürchten, dass wichtige Stützen das Team im Sommer verlassen und die Truppe auseinanderfällt. Vielmehr rückt die Mannschaft von Christian Stark noch mehr zusammen und denkt schon jetzt mit einer gehörigen Prise „Jetzt erst recht“-Trotz an die Spielzeit 2014/15. „Wir wollen hoch, gar keine Frage“, stellt Christoph Krosch klar. „Die Mischung passt, zudem haben wir uns noch einmal gut verstärkt. Die bittere Relegation hat gezeigt, dass uns in dieser Saison noch ein bisschen gefehlt hat.“ Zumal die Spielzeit trotz des verpassten Aufstiegs als Erfolg gewertet werden kann. „Wir hatten einen großartigen Saisonhöhepunkt“, sagt Krosch, der auch 2. Vorsitzender des LSC ist. „Einen solchen Rahmen hat es in Longerich lange nicht gegeben.“ Die Strukturen für die Dritte Liga sind bereits gegeben, aus der Jugend drängen immer wieder gute Talente nach oben. Zudem sorgen nicht selten 500 bis 600 Fans bei den Heimspielen an der Merianstraße (Chorweiler) dafür, dass der LSC seit über eineinhalb Jahren daheim ungeschlagen ist. Christian Stark kann bei der Mission Aufstieg wieder auf sämtliche Leistungsträger zurückgreifen. Dazu kommt mit dem 32-jährigen Routinier Christian Born vom TV Leichlingen ein Mann mit Drittligaerfahrung. Zudem wechselt Rückraumspieler Tim Hartmann vom Ligakonkurrenten SSV Nümbrecht in den Kölner Norden. Es ist also angerichtet beim größten Handballverein Kölns. Der Longericher SC will in die Dritte Liga. Und wie heißt es doch so schön: Manchmal muss man eine bittere Niederlage einstecken, um dann einen großen Triumph einzufahren. Anzeige

eS giBt einen neuen AnlAuf „Es ist schade, dass man als Meister nicht direkt aufsteigt und so Planungssicherheit hat“, sagt Stark, der eine Zusammenlegung der Oberligen Mittelrhein und Niederrhein fordert. Dadurch würde eine Relegation überflüssig. Andererseits bekommt eine Spielzeit durch die Playoff-Spiele, die in den letzten Jahren immer sehr knapp ausgingen, eine besondere Dramatik – selbst wenn einer der beteiligten Verbandsmeister, wie diesmal der LSC, seine Liga vorher komplett dominiert hat. Die Spieler, die nun mit leeren Händen dastehen, sind 2014 leider die Longericher, die im Gegensatz zum Relegationsgegner Ratingen nicht auf etliche Alt-Stars bauten, sondern auf ein homogenes Kollektiv. 08/2014 Köln.SPORT

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Fotos: IMAGO (1)

Christian Krosch, Kreisläufer des Longericher SC


FOrTUnA

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Der Aufstieg stand erst spät fest, doch fortunas Kader war früh komplett. trainer uwe Koschinat signalisiert: „Alle Wunschspieler bekommen!“ Köln.Sport nimmt das halbe Dutzend neue unter die lupe

Fotos: imago (6)

text | thomas reInscheId

1 Dino BiSAnoVic Der rÜcKKehrer „Mir war von Anfang an klar, wie gerne ich für diesen Verein spielen würde“ – Worte wie ein Bewerbungsschreiben. Bisanovic hielt sich zuletzt schon in der Südstadt fit und soll das Mittelfeld der Fortuna in der 3. Liga bereichern. „Ich bin sehr glücklich, wieder in meiner Heimat bei einem Traditionsverein spielen zu können.“ Der Kölner mit bosnischen Wurzeln startete die letzte Saison beim Hauptstadtklub FK Sarajevo, wurde dort aber nach einem Trainerwechsel im Winter ausgebootet. „Dennoch bin ich gestärkt aus der Situation hervorgegangen“, so Bisanovic, der in der Jugend des 1. FC Köln groß geworden ist. „Ich erinnere mich gern an die Zeit beim FC zurück“, so der Mittelfeldspieler, der sich jetzt auf seine neue Aufgabe freut. „Mein Eindruck ist durchweg positiv. Gute Spieler und ein kompetenter Trainer, der mich weiterbringt.“ 34

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FoRtUNaS NEUZUGÄNGE IM KÖLN.SPoRt-chEcK

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2 SASchA MArQuet Der AntreiBer Schon lange war Sascha Marquet auf Uwe Koschinats Radar gelandet. Zusammen mit dem heutigen Fortunen Kristoffer Andersen avancierte der 1,88 Meter große Offensivakteur bei Alemannia Aachen zum Fixpunkt. „Im zentralen Mittelfeld, vielleicht auf der 8, fühle ich mich am wohlsten, wenn ich mit dem Ball nach vorne preschen kann“, strebt Marquet auch bei der Fortuna den Platz neben Andersen an. Doch geradlinig verlief seine Karriere in Aachen nicht. „Er war zu schnell zufrieden“, kritisierte ihn Ex-Coach René van Eck. Seine Schwankungen hat Marquet, in Bayer Leverkusens Jugend groß geworden, abgelegt. Durch neun Tore und vier Vorlagen schaffte der 24 Jahre alte Ex-Stürmer seinen Durchbruch in der vierten Liga – und dank des Wechsels in die Südstadt auch den Aufstieg. 3 MArco BAn Der inStinKtSPieler Meister & Pokalsieger – Marco Bans Vita liest sich hervorragend. In der Jugend des 1. FC Köln holte der 19 Jahre alte Angreifer die wichtigsten Titel. Jetzt soll bei der Fortuna der Sprung in den Profifußball her. „Wenn Marco sich an das Tempo und die Härte gewöhnt hat, wird er unser Spiel weiter bereichern”, freut sich Koschinat über den Transfer des Sturmtalents. „Er ist ein Spieler mit einer interessanten Mischung aus Aggressivität gegen den Ball, aber auch dem nötigen Instinkt im

Torabschluss.“ Bei der U21 der „Geißböcke“ traf der Sohn des FC-Zeugwarts Kresimir Ban zuletzt fünf Mal in 21 Spielen. Kommt der Angreifer mit Fortunas physischem Spielstil schnell klar, könnte er zur positiven Überraschung im Angriff werden. 4 Bone uAferro Der erSAtzfelS Den Fixpunkt einer der stärksten Regionalliga-Teams sicherte sich die Fortuna: Von Schalkes Reserve kommt Innenverteidiger Boné Uaferro in die Südstadt und soll den am Knie verletzten Kapitän Daniel Flottmann vertreten. „Schalke habe ich als Bühne genommen, um den Schritt nach oben zu schaffen“, so der gebürtige Berliner. Den schafft er jetzt in Köln: Körperlich robust, kopfballstark und athletisch wirkt der fünffache Juniorennationalspieler, einst bei Union Berlin als großes Talent gehandelt, wie geschnitzt für Uwe Koschinats Anforderungen. Gerade angesichts des Ausfalls von Sebastian Zinke (Bandscheibenvorfall) könnte er ganz schnell wichtig werden.

5 lArS BenDer Der nAMenSVetter Schon bei der Verpflichtung witzelten die Ersten: „Lars Bender? Aber nicht den von Leverkusen, oder?“ Nein, die Fortuna machte keinen Sensationscoup perfekt und holte keinen Nationalspieler. Sein Trierer Namensvetter wechselt in die Südstadt. Schnelligkeit und Dynamik – egal, wo er spielte, das sind die ersten Vorzüge, die dem offensivstarken 26-Jährigen nachgesagt werden. Koschinat wird es wissen: Bender stammt aus der Koblenzer Jugend, der Fortuna-Coach kennt ihn aus dieser Zeit. Nun zieht es den 1,86 Meter großen Mittelfeldakteur zurück zu seinem alten Trainer. Rechts könnte Bender, der auch in Offenbach Drittligaerfahrung sammelte, zusammen mit JanAndré Sievers ein starkes Duo bilden. 6 JohAnneS rAhn Der Alte BeKAnnte Kein unbeschriebenes Blatt ist der 28-Jährige – zumindest für Trainer Koschinat, der mit dem Offensivmann bereits in Koblenz zusammengearbeitet hat. Nachdem er zuletzt in Bielefeld nicht mehr zur Stammelf zählte, finden die beiden nun in der Südstadt wieder zusammen. Und der 1,92 Meter große Rahn passt perfekt ins Beuteschema: Taktisch flexibel kann er auf beiden Außenbahnen und im Angriffszentrum eingesetzt werden. Seine läuferische Qualität beeindruckte bereits Ex-Trainer Stefan Krämer: „Er hat einen Laktatwert, der ist unmenschlich. Jo kann 15 bis 16 Kilometer im Spiel laufen.“ Neben dem Rasen gilt Rahn allerdings als „Feingeist“ – er hat während seiner Karriere die Malerei für sich entdeckt.

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SPOrTPOlITIK XXXXXXXXX

vereinsvorsitzender Jelle verhoef zeigt Kรถln.sport die Baustelle, die seinen verein gerade stark belastet

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kanusportler im clinch mit der stadt

Happy End?

Die Sanierung ihres Vereinsheims schien die Kanusportfreunde Köln in den Ruin zu führen. Knapp 70.000 Euro wollte die Stadt – zu viel für den kleinen Klub. Doch kurz vor knapp könnte sich alles zum Guten wenden

D

ie Sonne lacht, als wir uns an der Deutzer Brücke mit Jelle V ­ erhoef treffen. Auch der Vorsitzende der Kanusportfreunde Köln wirkt gelöst. ­ Vom Ringen um die Zukunft seines Vereins ist dem 59-Jährigen kaum ­etwas anzusehen. Denn: Von eitel Sonnenschein war bei den Deutzer Wassersportlern zuletzt wenig zu merken. Durch die Sanierung der Deutzer Brücke war auch der 1955 gegründete Verein unverschuldet in eine Notlage geraten. Ende 2011 musste der Klub ­ aus den bisherigen Räumen in der Brücke aus- und in ein Ausweichquartier in direkter Nähe umziehen. „Wir haben immer gesagt bekommen: Ihr könnt irgendwann zurück in eure Räumlichkeiten“, so Verhoef, dessen Verein die Räume bis 2024 gemietet und knapp 40.000 Euro investiert hat. nicht zu stemmen Die Rückkehr, zunächst für Ende 2013 anvisiert, gestaltet sich schwierig. „Es war uns aber ­damals schon klar, dass solche Bauphasen immer länger dauern als ursprünglich geplant“, erklärt V ­ ­erhoef. Eine Machbarkeitsstudie brachte dann den Schock. Über 200.000 Euro sollte die Sanierung der Räume kosten, eine Beteiligung der ­Kanusportfreunde inklusive. „Die Überlegungen der Stadt waren recht einfach. Zwei Drittel kommen aus Sport­ fördermitteln, ein Drittel vom Verein. Nur wenn man sich das überlegt: 60.000 bis 70.000 Euro sind für uns nicht zu stemmen“, gibt das Klub-Urgestein zu Protokoll. 140 M ­ itglieder zählt der Verein, den eine solche Belastung wohl in den sicheren Ruin getrieben hätte.

Die provisorische Bootshalle, die der Klub aktuell nutzt, strotzt nicht gerade vor Charme

Schon die aktuelle Situation stellt die Wassersportler vor Probleme. Durch den Baubetrieb müssen die Athleten zig Türen und Schlösser überwinden, wenn sie sich im Sanitärcontainer umziehen oder ihr Material aus der ­ provisorischen Bootshalle besorgen wollen. Von der fehlenden Wohlfühl­ atmosphäre inklusive Taubenkot und Baustellendreck ganz zu schweigen. „Das Vereinsleben liegt relativ am Boden“, bestätigt Verhoef. „Es gibt ­ ­viele, die sagen: Wenn wir nicht endlich die Perspektive kriegen, ihr kommt da wieder rein, verlieren wir die Lust.“ Sportlich scheint es die Kanusport­ freunde jedoch nicht zu beeinträchtigen: 16 Medaillen gewannen Athleten des KSK zuletzt bei den Deutschen

Wildwasser-Meisterschaften. ­Talente wie Valentin Schlesinger oder Lydia Abbing zeugen von der guten Nachwuchsförderung. „Köln ist eine KanuHochburg“, verweist der seit 2000 amtierende KSK-Vorsitzende auch auf die Erfolge der anderen Kölner Vereine. Von der Stadt fühlt sich der kanu­ verrückte Funktionär dagegen alleingelassen. „Der Sport hat hier keine g ­ roße Lobby. Wir werben hier in Köln auf Plakaten mit ‚Sportstadt Köln‘. Wenn ich den Artikel in Köln.Sport lese, wo es um den Vergleich mit den Ausgaben für Kultur geht, dann sage ich: Das kann es nicht sein. Hier geht es um 200.000 Euro – für einen Mietvertrag, der noch besteht. Und die stecken dort was weiß ich wie viele Millionen ins Opernhaus“, beklagt sich Verhoef. Doch nun scheint sich die unendliche Geschichte bei den Kanusportfreunden noch zum Guten zu wenden. Neue Gespräche brachten eine Annäherung zwischen Verein und Stadt. „Wir sind auf einem guten Weg“, erklärt Gerd Neweling, Leiter des Amts für Brücken und Stadtbahnbau. „Der Knoten muss zwar noch endgültig durchhauen werden, aber ich bin zuversichtlich.“ Auch Verhoef hat neue Hoffnung. „Es gibt einen neuen Lösungsvorschlag, mit dem wir uns anfreunden können“, erklärt der Vereinsvorsitzende. Die nächsten Ziele sind nun die Realisierbarkeit des Kompromisses und die ­Detailplanung der Sanierung. Sollte dies glücken, könnte Verhoefs Wunschtraum in Erfüllung gehen: „Mir schwebt vor, das Vereinsheim September 2015 mit dem ‚Großen Wappen von Köln‘ wiedereröffnen zu können.“ 08/2014 Köln.SPORT

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Fotos: Thomas Reinscheid (2)

Text | thomas Reinscheid


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