Leicht muss man sein, mit leichtem Herz und leichten
Händen
halten
und
nehmen, halten und lassen …
DIE MARSCHALLIN IN » DER ROSENKAVALIER « , AKT 1EDITORIAL
Liebe Leser innen, liebe Leser,
Tragen Sie Ihr Herz auf der Zunge? Tanzen Sie etwa heimlich im Rhythmus von Helene Fischers »Herzbeben« unter der Dusche? Zählen Sie zu den Herzensbrechern oder wurde gar Ihr Herz schon einmal gebrochen? Finden Sie es unheimlich, wenn mitten in Ihrem Körper ein Herz Sekunde um Sekunde klopft? Klopf. Klopf …
Während Sie diese Fragen lasen, schlug Ihr Herz etwa 13 Mal. Es wird im Laufe des Tages noch etwa weitere 100.000 Mal nur für Sie schlagen. Ungefähr so groß wie eine geschlossene Faust, birnenförmig, etwa 250 bis 350 Gramm leicht, und dennoch pumpt es täglich etwa 15 Badewannen voll Blut, circa 7500 Liter durch ihren Körper. Ist das nicht ein Wunderwerk der Natur? Das Herz ist sowohl als Organ als auch als Symbol omnipräsent. Es hält uns am Leben, ist das Sinnbild für Emotionen und prägt die Kulturgeschichte vom Minnesang bis zu Roxettes »Listen to Your Heart«. Obwohl uns die Wissenschaft lehrt, dass Emotionen vom Gehirn ausgelöst werden, glauben wir tatsächlich viel mehr von unserem Herz gesteuert zu sein, wenn wir Liebe verspüren. Auch wenn wir Verbundenheit und Respekt zum Ausdruck bringen wollen, oder voller Inbrunst vor einem Länderspiel die Nationalhymne mitgrölen, langen wir uns an das Herz und nicht an den Kopf.
Unser Herz ist zudem sehr anpassungsfähig. Stehen wir auf der Bühne und müssen das hohe C schmettern, unter Zeitdruck die Bühne umbauen oder eine herausfordernde Hebefigur im Pas de deux absolvieren, dann spüren wir, wie sich seine Frequenz erhöht und uns mit dem nötigen Sauerstoff versorgt, um weiterhin Höchstleistung erbringen zu können. Und was fühlen Sie im Zuschauerraum, wenn Sie die Musik mitten ins Herz trifft? Herz und Musik sind nicht nur durch die Reanimationsübungen im ErsteHilfe-Kurs verbunden (»Staying Alive!«). Deshalb widmen wir uns in dieser Ausgabe ganz dem Herzen, um zu zeigen, wie vielfältig dieses Organ ist, wie seine Symbolik unser Leben bereichert und wie eng Kunst und Medizin seit jeher miteinander verflochten sind.
Ihre Marlene Hahn ChefdramaturginZWISCHENSTOPP
WO WIR FÜR
DIESE AUSGABE WAREN
Über (wie hier), auf, neben und unter der Bühne
In der Bäckerei Brotgefuehle
ABGESPEICHERT
WAS WIR VOR DIESER AUSGABE NOCH NICHT WUSSTEN …
Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen gehen heute davon aus, dass Musik eine positive Wirkung auf das Herzkreislaufsystem haben kann. Aber nicht jede Art von Musik wirkt sich gleich aus: Besonders förderlich für einen gesunden Puls und Blutdruck sowie für die optimale Durchblutung des Hirns sind W. A. Mozart und J. S. Bach. Auch italienischer Musik der Barockzeit wird eine positive Wirkung zugeschrieben. Beethovens Kompositionen hingegen konnten keine heilenden Kräfte nachgewiesen werden.
PROMPT FÜR UNSER KI-COVER-MOTIV
extreme close up of laughing middle aged woman with heart shaped sun glasses, pink background --ar 6:7
Inhalt
THEATER U m DAS HERZ.
ERINNERUNGEN AN JOACHI m HERZ.
BILDSTREC k E m IT HERZSCHLAG.
»LADY m ACBETH VON m ZESN k« UND TRUE CRI m E.
INTENDANT TOBIAS WOLFF ÜBER BESONDERE PROJE k TE. 36 Wo ist sie hin?
AUF DER SUCHE NACH GISELLE.
»PETER PAN«: AUF NACH NI mm ERLAND!
»A m ADIS, DER RITTER« –OPER FÜR DIE GANZE FA m ILIE!
CARPENDALE UND DIE m USI k WISSENSCHAFT.
ERINNERUNGEN AN k ÜNSTLERISCHE PROZESSE.
Herzensstück
FOTOS & INTERVIEWS: JOSEPHINE REI m
Ich bin erst seit einem halben Jahr Operngänger, weil ich da herausgefunden habe, dass es die Junge Operncard gibt. Mit »Die Zauberflöte« wurde mein erstes Stück sofort zum Herzensstück! Ein geniales Werk, rund und schön! Zur Herzensinszenierung wurde die Leipziger »Tosca« für mich, da hat einfach alles gepasst.
ROBERT
Eigentlich wurden alle Werke von Richard Wagner, die ich während der letzten Jahre an der Oper Leipzig gesehen habe, zu Herzensstücken für mich. Ganz besonders aber die aktuelle Inszenierung von »Der fliegende Holländer«. Dieses Bühnenbild, das Schiff mit den riesigen roten Segeln – da komme ich heute noch ins Schwärmen! Auch das Wagner-Festival 2022 war ein wahres Highlight für mich: zwischen Gästen aus Israel und Japan zu sitzen und dieses wunderbare Erlebnis mit ihnen zu teilen – das hat mich sehr berührt!
m ARTINA
Wenn ich ein Herzensstück benennen müsste, wäre es »Tristan und Isolde«. Wobei »Der fliegende Holländer« auch wunderbar ist. Wagner liebe ich einfach aber Verdi ist auch toll.
GERALD
Mir ist in der Oper besonders die Musik wichtig, deshalb ist »Lucia di Lammermoor« mir ein wahres Herzensstück. In Sachen Virtuosität können wenige andere mit diesem Meisterwerk des Bel Canto mithalten.
AL k IS
Ich war letztens bei »Mary, Queen of Scots«, ein Stück, was mein Herz ganz unerwartet erobert hat. Ich muss zugeben, ich hatte ein bisschen Angst vor der Musik, aber die Inszenierung war so genial! Das hat mich begeistert.
WILLY
Für mich wurde »The Producers« an der Musikalischen Komödie zu einem richtigen Herzensstück. Ich mag die Ironie, die im ganzen Werk mitschwingt. Außerdem wurde in der Inszenierung nicht mit bissigen Witzen über AfD und Co. gespart. Solche politischen Bezüge sind mir wichtig!
LINA
Kein Stück lässt mein Herz höher schlagen als Bizets »Die Perlenfischer«. Für mich geht nichts über diese Komposition mit ihren tollen Arien.
GABRIELE
Mein Herz gehört Verdis »La Traviata«: ein Werk, das mit seinem traurigen Ende berührt, wie wenige andere!
JÜRGEN
Im Opernbetrieb kommt das Herz oft vor –etwa im gesungenen Text und in Publikumsreaktion. Wie war denn das, als unsere Theaterwerkstätten vor einigen Jahren ein begehbares Herzmodell bauten, das erst auf der Bühne und dann im Herzzentrum eine Rolle spielte … ?
Herz trifft Kunst
PROF. DR. m AR k US BARTEN
Poch, poch, poch, das Herz schlägt mir bis zum Hals.
»Ja, ist das Herz jetzt ein Muskel, ein Motor oder eine Pumpe? Fragen wir doch unseren Experten«, sagt ein Schauspieler. Meine Stichworte, der Augenblick meines Einsatzes in dem Stück »Mitten ins Herz – Eine Theatrale Biologiestunde« des Theaters der Jungen Welt (TdJW) in Leipzig. Mit Herzklopfen steige ich, Herzchirurg von Beruf, aus einem begehbaren Herzmodell auf die Theaterbühne.
Ich blicke auf die Nachbildung unseres Herzmodells auf meinem Schreibtisch und erinnere mich.
Angefangen hat alles mit der Geschichte eines damaligen 9-jährigen Jungen, der mit seinem älteren Bruder und seinen jungen Eltern ein normales Leben geführt hatte, bis er über Nacht ein komplettes Herzversagen bekam. Sein Leben wurde durch den notfallmäßigen Einbau eines Kunstherzens gerettet. Nach Erholung wartete er zusammen
mit seiner Mutter 15 Monate bei uns im Herzzentrum Leipzig, ohne es zu verlassen, bis er ein neues Herz erhielt. Sein Bruder und Vater lebten in dieser Zeit allein 40 Minuten entfernt.
Eine bewegende Herzgeschichte mit allen Facetten über das Herz. Über den Verlauf dieser Geschichte spreche ich mit meinem Freund Jürgen Zielinski, dem damaligen Intendanten des Theaters der Jungen Welt (TdJW), auf unseren gemeinsamen Fahrten zu den Bundesligaspielen unseres Lieblingsvereins.
Dabei diskutieren wir, Arzt und Künstler, über das Herz. Schon Aristoteles nannte das Herz die »Akropolis des Körpers« –ohne Zweifel: Das Herz ist das zentrale Lebensorgan. Aber, wo liegt es im Körper –links, rechts oder eher in der Mitte? Herz, Schmerz und Tod gehören zur täglichen Arbeit des Herzchirurgen und sind für Kunstschaffende die »ureigensten Mittel des Theaters«. In dieser Zeit öffnen sich mir die Augen. Schon Jahrhunderte vor Christus war das herzförmige Efeublatt in griechischen, römischen
und frühchristlichen Kulturen ein Symbol der unsterblichen Liebe. Heute ist das Herz als Symbol überall, in Baumrinden, in Parkbänken, auf Häuserwänden. Es ist ein Symbol für gesundes Essen, Hilfeaktionen benutzen es (»Ein Herz für «). Es ist ein Friedenssymbol.
Doch das Herz ist auch Gefühlszentrum, der romantische Sitz von Geist und Seele.
Jürgen und ich sprechen auch über Menschen, die ein Herz aus Stein oder zwei Herzen in der Brust haben, die ein Herz und eine Seele sind. Natürlich gibt es das abenteuerliche oder sehnsüchtige Herz. Das Herz kann voller Fernweh oder Wehmut sein. Und es gibt das »Tintenherz«, das »gläserne«, »verräterische«, oder das »kalte« Herz. Es gibt beflügelte, gebrochene, leichte und schwere Herzen. Jeder von uns hat sein Herz schon einmal an die große Liebe seines Lebens oder seinen Lieblingssportverein verloren. Der Mensch vergießt Herzblut!
Interessante Beispiele literarischer Redewendungen sind für mich: »Man sieht nur mit dem Herzen gut, das Wesentliche ist für die Augen unsichtbar« (Antoine de Saint-Exupery, »Der kleine Prinz«); »Der Kummer, der nicht spricht, nagt leise an dem Herzen, bis es bricht.« (William Shakespeare, »Macbeth«); »Tränen reinigen das Herz« (Fjodor Dostojewski).
Ich erzähle dem Künstler Zielinski, dass in Zeiten des Organspendermangels sogar willige Organspender oftmals wünschen, ihr Herz nicht zu spenden, oder dass wiederholt Angehörige mich fragen, ob ihre Frau oder ihr Mann sie mit dem neuen Herzen noch genauso lieben können? Der Künstler antwortet philosophisch. Was passiert eigentlich, wenn dem Körper ein fremdes Herz eingepflanzt werden muss? Wenn sich im Innern, dort wo man vor Jahrtausenden den metaphorischen Sitz der Seele, der Liebe, des Gefühls vermutete, ein fremdes Organ befindet, ein »Eindringling«? Geht mit dem Verlust des eigenen Herzens für immer etwas Essenzielles verloren? Bin ich mit fremdem Herzen noch ich? Oder wird hier nur ein Muskel gegen einen anderen Muskel ausgetauscht?
durfte ich die Theaterwerkstätten bei der Ausstattung (z. B. herausnehmbare Herzklappen und deren Prothesen, Stents, Bypass- oder Aorten-Operation, auf Knopfdruck ein Beat aus verschiedenen Herzklappen-Rhythmen).
Das Herzmodell als gelungene Verbindung von Kunst und Medizin – ein Erlebnisraum für Kinder und Erwachsene der besonderen Art. Noch heute steht es im Hörsaal des Herzzentrums Leipzig.
Kein anderes Organ des Menschen ist so reich an Kulturgeschichte wie das Herz.
Kurzum, in unserer Gesellschaft bewegt sich das Herz als Organ, Symbol und Metapher in einem stetigen Spannungsfeld zwischen Kunst und Philosophie, Ethik und Medizin.
Aus diesem Stoff entwickelte im Jahr 2010/2011 der Intendant Jürgen Zielinski die erfolgreiche Spielzeit »Herzklopfen« des TdJW. Die Kooperationspartner TdJW und Herzzentrum Leipzig beauftragten die Theaterwerkstätten Leipzig, ein begehbares Herzmodell zu bauen. Beraten
Ich schmunzele, wenn ich an die sketchartige Darstellung der Reise durch die Herzkultur in der »Theatralen Biologiestunde« denke. Die Sage vom aztekischen Sonnengott, dem die Azteken bereitwillig Herzopfer brachten, damit die Sonne jeden Morgen aufgeht. Sketche über das Herz als Totengericht der Ägypter, dem Nibelungen-Recken Siegfried bis hin zum mittelalterlichen Minnesang. Dessen Lyrik ist mit seinen Redewendungen (z. B. »herzliche Grüße«, »ans Herz gewachsen«, »sein Herz verlieren« oder »aus tiefstem Herzen«) immer noch Bestand unseres Alltags. Die Geschichten von verliebten Jungs, des verkitschten Herzens und HerzZaubers in der Gegenwart sowie der Bedeutung des Valentinstags, den die Schweizer ja nicht erfunden haben, oder? Alles untermalt vom Groove der Herzlieder.
Begleitet wurden die Schauspieler dabei von mir oder meinen Kollegen (dafür meinen Dank!), um die medizinischen Herzfakten zu vermitteln: die Anatomie erklärt, die Leistung des Herzens praktisch vermittelt und dem Publikum auf
Nach 700 Arbeitsstunden in den Theaterwerkstätten war das Herzmodell fertig: ein riesiger roter Koloss, fast so groß wie ein Kleinbus (Höhe: 2,08 Meter, Breite: 2,40 Meter und Länge: 4,20 Meter) mit einem Gewicht von knapp 300 Kilogramm.*
Geht mit dem Verlust des eigenen Herzens für immer etwas
Essenzielles verloren?
» MITTEN INS HERZ « AM TDJW
2010 hatte diese Produktion Premiere, die Theaterkunst und Wissenschaft zusammenbrachte: »Mitten ins Herz«, eine »Theatrale Biologiestunde«, die auch die Kulturgeschichte des menschlichen Pumporgans – vom Herzopfer der Azteken über die Nibelungensage bis hin zur Schneewittchenparodie – vermittelte. Zunächst wurde ein begehbares Herzmodell für die Vorstellungen gemietet und als der große Erfolg eine Wiederaufnahme bescherte, wurde beschlossen: »Wir bauen uns so ein Teil selbst – eine gänzlich neue Herausforderung für die beste Theaterwerkstatt weit und breit, für die Theaterwerkstätten der Oper Leipzig«, so der damalige Intendant Jürgen Zielinski. Das Herzzentrum übernahm die Herstellungskosten. Prof Barten: »Wir haben mitbekommen, dass sich Wissen auf diese Art sehr anschaulich vermitteln lässt. Wir stationieren das Modell in unserem Hörsaal, nutzen es auch, um unseren Patienten und Angehörigen manches zu erklären und Therapien aufzuzeigen. Und, weil wir Uni-Lehrkrankenhaus sind, natürlich auch für die Ausbildung von Studenten.« »Hervorragend« hätten die Theaterwerkstattleute um Doris Hähnert und Mirko Frosch auch diesbezüglich Bartens Extrawünsche umgesetzt. Das neue Modell hat, was das Agentur-Teil nicht hatte: zusätzlich eingesetzte Herzklappen; Möglichkeiten, eine Bypass- oder Aorten-Operation zu demonstrieren. »Da ist jetzt alles viel plastischer, viel moderner und exakter dargestellt. Eine tolle Detailgenauigkeit!« (Quelle: »LVZ« 14.03.2012)
Genießen Sie das Leben mit Herzenslust und erhalten Sie Ihre Herzstärke zur Erfüllung Ihrer Herzenswünsche.
den Puls gefühlt; Ratschläge gegeben, wie jeder selbst Vorsorge leisten kann (wichtigste Regel: Immer den Rat des Arztes befolgen!); aufgeklärt über Therapien der modernen Herzmedizin, um ein Herz zu reparieren.
Denn wir Herzärzte und -ärztinnen können sehr viel: Herzgefäße dehnen und Drahtgeflechte einsetzen, durch knopflochgroße Schnitte Herzklappen operieren, am schlagenden Herzen körpereigene Adern aufnähen und gefaltete Herzklappenprothesen einsetzen. Und ist der Beat unregelmäßig, dann manipulieren wir, oder bauen sogenannte »Wächter« ein, die im Notfall elektrisch rhythmisieren. Ist das Herz zu schwach, dann unterstützen künstliche Pumpen die Herzarbeit. Mit dauerhaften Minipumpen kann man zu Hause leben. Wenn keine Therapie mehr hilft, dann tauschen wir das Herz aus. Unseren Machbarkeitsfantasien sind anscheinend keine Grenzen gesetzt.
Stopp! Nicht vergessen: Einzigartig ist das Herz in jeder Brust. Das Herz ist auch der Sitz der Seele. Genau hier hilft die Psychokardiologie als Spezialdisziplin, um eine Verbindung zwischen Herz und Seele zu schaffen.
Leider fallen Herzpatientinnen und -patienten nach der Therapie schnell wieder in alte – herzungesunde – Verhaltensmuster zurück (»der Mensch bleibt Mensch«). Eine radikale Lebensumstellung bedarf oft professioneller Anleitung und psychologischer Unterstützung.
Anderen gelingt es trotz aller Herzkunst nicht, ihren Alltag wieder aufzunehmen. Wieder andere müssen dem reparierten Herzen neu vertrauen und verstehen lernen, warum sie erkrankt sind. Obwohl optimal behandelt, sind diese Menschen nicht mehr leistungsfähig. Viele Herzkranke machen aus ihrem Herz eine Mördergrube, fressen die Ängste und Sorgen in sich hinein. Oftmals werden sie depressiv und isolieren sich. Es kommt zur Therapie-Untreue.
Was fühlen Patienten und Patientinnen, die am Ende aller Therapiemöglichkeiten auf ein neues Herz warten?
Natürlich kann umgekehrt auch die Psyche das Herz krankmachen. Denn belastender Stress sorgt dafür, dass unser Blutdruck ansteigt. Im schlimmsten Fall kann das – bei Dauerstress – zu einem Herzinfarkt, einer Herzschwäche, Herzrhythmusstörungen oder Herzversagen führen. Auch hier ist die psychologische Mitbehandlung, am liebsten vor der Erkrankung, sehr wichtig.
Herzenstöne
Gerade bei Dauerstress könnte ich mir auch den Einsatz von Musik sehr gut als Behandlung und Vorbeugung von HerzKreislauferkrankungen vorstellen.
Schon Joseph Haydn hat gesagt, er könne Mozarts Klavierspiel sein Leben lang nicht vergessen – »das geht ans Herz«. In Studien wurde belegt, dass gerade die klassische Musik das vegetative Nervensystem, das auch das Herz-KreislaufSystem kontrolliert, beeinflusst. Zum Beispiel das Hören von Bachs Orchestersuite Nr. 3 senkte bei Studienteilnehmenden den Blutdruck signifikant und auch die Herzfrequenz ging um etwa sieben Schläge pro Minute zurück. Nach der Beschallung stiegen der Blutdruck und die Herzfrequenz bei den Teilnehmenden hingegen wieder an.
HERZKREISLAUFERKRANKUNGEN
TO m ASO ALBINONI
Adagio in g-Moll für Orgel und Streicher
JOHANN SEBASTIAN BACH
Brandenburgische Konzerte (BWV 1046−1051)
Kantate 147 (Herz und Mund und Tat und Leben) (BWV 147)
Air (aus der Orchestersuite Nr. 3) (BWV 1068)
Das wohltemperierte Klavier (alle Fugen)
ARCANGELO CORELLI
Adagio
Nicht jede Musik gefällt jedem Menschen. Außerdem spielt die körperliche, geistige und seelische Verfassung eine entscheidende Rolle zusammen mit äußeren Einflüssen, Lebensalter und aktueller Lebenssituation. Dennoch haben sich verschiedene Musikrichtungen bei bestimmten Erkrankungen bewährt.
GEORG FRIEDRICH HÄNDEL
Wassermusik
»Ankunft der Königin von Saba« (aus dem Oratorium »Salomon«)
modifiziert nach dem »Deutschen Ärzteblatt« | Jg. 110 | Heft 51–52 | 23. Dez. 2013
WOLFGANG A m ADEUS m OZART
Andante und Variationen in G-Dur für Orgel zu vier Händen (KV 501)
GIUSEPPE TARTINI
Adagio cantabile
Auch durch das Hören der Musik von Mozart bei Patientinnen und Patienten mit Herzinfarkt kam es zu einer deutlichen Blutdrucksenkung. Dieser Nachweis konnte zum Beispiel bei der Musik der Beatles nicht erbracht werden. Sogar bei der Abstoßung nach einer Herztransplantation wurde der positive Effekt von Mozarts Musik untersucht.
Schlussfolgernd könnte man sagen: Bach und Mozart statt Betablocker. So einfach ist es nicht, aber ich könnte mir vorstellen, klassische Musik bei Herz-Kreislauf-Erkrankungen als Therapie begleitend einzusetzen. Die Entwicklung eines Musikgedächtnisses durch Musikhören und -spielen ist dabei von Vorteil. Natürlich sind individuelle Musikvorlieben zu berücksichtigen und auch andere klassische Kompositionen bei Herz-Kreislauf-Erkrankungen empfehlenswert (s. Tabelle).
Zu guter Letzt:
Genießen Sie das Leben mit Herzenslust und erhalten Sie Ihre Herzstärke zur Erfüllung Ihrer Herzenswünsche. Bitte bedenken Sie auf Ihrem Lebensweg: »Kein Weg ist zu weit, um dort anzukommen, wo das Herz zu Hause ist« (Werner Bethmann).
ZUR PERSON
Das Herz schlägt vor Aufregung bis zum Hals. Milliardenfach, denn Herzklopfen hat die ganze Welt. Mit Herzklopfen wird auch in der Oper Leipzig musiziert, getanzt und gesungen: poch, poch, poch, der Vorhang geht auf ...
Prof. Dr. med. Markus Johannes Barten Oberarzt, Chirurgischer Leiter der Herzinsuffizienz- und Transplantationsambulanz, Facharzt für Herzchirurgie am Universitären Herz- und Gefäßzentrum Hamburg
Tätigkeitsschwerpunkte
Chirurgischer Leiter der Herzinsuffizienz- und Transplantationsambulanz Herzchirurgie | Herzinsuffizienz | Herztransplantation | Lungentransplantation | mechanische Kreislaufunterstützung | Immunsuppression nach Organtransplantation
Herz C.U.O.R.E.
Ida Zenna ist Fotografin für Tanz, Theater und Oper und an vielen Bühnen in Europa gefragt. Seit 2013 arbeitet sie regelmäßig für die Oper Leipzig und fotografiert vor allem Produktionen und Schaffensprozesse des Leipziger Balletts. Für diese Ausgabe baten wir sie, eine Bildstrecke zu unserem Thema »Herz« zu kuratieren. Die Auswahl aus ihrem Archiv erzählt von Momenten, in denen uns das Herz aufgeht.
Jede Kurve ist ein Herzschlag. Innerhalb der Kurve gibt es noch unterschiedliche Bereiche. Hier steht jeder Bereich für eine unterschiedliche Region des Herzens.
Cuore
C. ome
U. na
O. mbra
R. esiliente
E. ffimera
Wie
Ein Resilienter Vergänglicher Schatten
TEXT: DR. k ARA m C k ECHNIE & AXEL PAULUSSEN
Anlässlich des Geburtstages von Regisseur und Operndirektor Joachim Herz, der sich am 15. Juni dieses Jahres zum hundertsten Mal jährt, erinnert die Oper Leipzig an eine prägende Persönlichkeit ihrer Geschichte.
»Leipzig war die sinnvollste Zeit meines Lebens!«
Probe »Katerina Ismailowa« im Opernhaus, 1965.Ausgebildet wurde Joachim Herz an der Musikhochschule seiner Heimatstadt Dresden – nicht allein als Regisseur, sondern auch als Kapellmeister. Seine fundierte musikalische Ausbildung erweiterte er in Berlin um ein Studium der Musikwissenschaft.
Sein Regiedebüt gab Joachim Herz 1950 mit einer Inszenierung von Richard Morhaupts »Die Bremer Stadtmusikanten« am Staatstheater Dresden. Nach einer Zwischenstation in Radebeul wurde er von 1953 bis 1956 an der Komischen Oper Berlin engagiert, wo er als Assistent von Walter Felsenstein wirkte. Letzterer war leidenschaftlicher Vertreter des realistischen Musiktheaters, dessen Gattungsideologie Herz als Regisseur in seiner Berliner Zeit aufgriff und ihr zeitlebens verpflichtet blieb. Im Mittelpunkt der Überlegungen um das realistische Musiktheater stand die Überwindung der Künstlichkeit der Oper: Libretto, Musik, Szene und Darstellende sollten sich in der Inszenierung als gleichwertige Elemente zu einem schlüssigen Wirkungsgespann vereinigen. Oper wurde nicht länger als »kostümiertes Konzert« verstanden, wie Felsenstein es einmal bissig formulierte. Vielmehr sollte sie theatralisiert und die in der Handlung verwirklichte dramatische Aussage hervorgehoben werden. So kam die Gattung in der Mitte des 20. Jahrhunderts an.
Im Jahr 1957 begann in Leipzig die Ära Herz. Nach einem kurzen Intermezzo an der Kölner Oper wurde Herz als Oberspielleiter in Leipzig engagiert, 1959 folgte die Berufung zum Operndirektor. In seiner Leipziger Zeit gelang es Herz, die Errungenschaften des realistischen Musiktheaters virtuos in eigener Handschrift zu verwirklichen und sie für ein alle Epochen umfassendes Repertoiretheater umzusetzen. Dabei stand der Name Herz immer wieder in Zusammenhang mit Meilensteinen der Leipziger Operngeschichte. So etwa am 9. Oktober 1960, als das Opernhaus am heutigen Augustusplatz, der einzige Opernneubau der DDR, feierlich durch Herz’ Inszenierung von Wagners »Die Meistersinger von Nürnberg« eröffnet wurde. Auch erregten seine fortschrittlichen Regiearbeiten immer wieder größtes Aufsehen und wurden wie Händels »Xerxes« mitunter bei internationalen Gastspielreisen auf der ganzen Welt gefeiert. Neben den Klassikern der Opernliteratur wurde unter Herz eine Vielzahl zeitgenössischer Werke in der DDR
Die Eröffnungspremiere des neuen Opernhauses: »Die Meistersinger von Nürnberg« in der Regie von Joachim Herz.
uraufgeführt, so etwa Schostakowitschs »Katerina Ismailowa« (1965). Den unumstrittenen Höhepunkt jedoch erreichte die Ära mit der Produktion des vollständigen Ring-Zyklus’ zwischen 1973 und 1976. Herz war der erste, der die Prinzipien des realistischen Musiktheaters auf Wagners Opus Magnum anwandte: Er interpretierte das Werk als eine Parabel auf den Kapitalismus und das Profitdenken des 19. Jahrhunderts. Die Inszenierung schlug Wellen bis nach Bayreuth, wo sie zur Inspirationsquelle
für Patrice Chéreaus Jahrhundert-Ring wurde, der in Dramaturgie und Bildsprache Anklänge an die Leipziger Produktion aufwies.
Im Jahr 1976 ging Herz an die Komische Oper, um als Intendant und Chefregisseur die Nachfolge von Walter Felsenstein anzutreten, und war danach von 1981 bis 1991 Chefregisseur in Dresden. Trotzdem erklärte er später, die Zeit in Leipzig sei die sinnvollste seines Lebens gewesen. Damit legte er ein Zeugnis ab über den glücklichen wie raren Fall eines visionären Kunstschaffenden, der in Leipzig zur richtigen Zeit am richtigen Ort die Bedingungen vorfand, unter denen er sich künstlerisch verwirklichen konnte. Diesen Glücksfall wusste auch das Leipziger Publikum zu schätzen, das den Regiepionier verehrte. Heute noch erinnert sich manch enthusiastischer Zeitzeuge an Joachim Herz als Ausnahmekünstler zurück, der in Leipzig seine persönliche Sinnerfüllung fand und gleichzeitig zum Sinnstifter einer Opernära wurde.
Wie gefällt Ihnen das Operngebäude? Wenn Sie als Bauherr ein Opernhaus in Auftrag geben müssten, was sollte der Architekt vom Leipziger Opernhaus lernen?
Glänzend! In der Innenausstattung für mich der gelungenste Opernneubau überhaupt – leider hat man jetzt bei der Gastronomie die Gardinen eingespart und farblich gepfuscht.
Die Erbauer haben von Bayreuth gelernt (unsichtbares Orchester) und von der Komischen Oper (Auftritte aus den seitlichen Schlitzen bei hochgefahrenen Seitenpodien, Scheinwerfer von vorn unten). Technische Möglichkeiten superb. Die Größe der Bühne für meine Regie der Massen bestens geeignet, allerdings: Was auf der Bühne sich darbot bei 16 Metern Portalbreite, wirkte wie eins zu eins aus der Wirklichkeit erblickt, nämlich ohne die Wirkung des Portals als eines Vergrößerungsglases.
Wo haben Sie sich am liebsten in diesem Haus aufgehalten und warum?
Ich hatte ein herrliches Eckzimmer mit militärisch schlichtem Mobiliar und habe meine Gäste verbotenerweise sogar bis in die Obermaschinerie geführt.
Was hat der Wechsel nach Leipzig für Sie persönlich für künstlerische Folgen gehabt?
Ich hatte nun, zum ersten Male, ein Haus, das »mein« Haus war. (…) Gespielt haben wir für alle. (…) Unser Stolz: unbekannte oder als schwierig verschriene Werke zu Kassenrennern gemacht zu haben.
Wie schätzen Sie die Größe des Opernhauses im Verhältnis zur Größe der Stadt ein?
Absolut richtig, es war ja auch zumeist voll.
aus: »Oper Leipzig, Schlaglichter auf fünf Jahrzehnte Musiktheater«, 2009.
IN LEIPZIG ZUHAUSE
Jochen sprach immer voller Zufriedenheit und Dankbarkeit über seine Leipziger Jahre. Mit Stolz erinnerte er sich daran, mit seinen 35 Jahren zum jüngsten Operndirektor in beiden deutschen Staaten ernannt worden zu sein; als einer der wenigen ohne Mitgliedschaft in der SED. Natürlich gab es gelegentlich Unstimmigkeiten mit dem Generalintendanten, aber letztendlich setzte Jochen seine Ideen meistens durch.
Leipzig bedeutete ihm auch ein Zuhause in der Naunhofer Straße 17 mit Lesestunden und Klavierspiel inmitten vieler Bücher, Noten und Schallplatten. Hier lebte er ab 1959 – zwischenzeitlich auch in seiner Geburtsstadt Dresden – mit seiner ersten Frau, der Sopranistin Charlotte (1920 – 1994) und arbeitete an seinen neuen Regieaufgaben für Leipzig, London, Buenos Aires und weitere Bühnen.
Jochen war ein leidenschaftlicher Theatergänger. Die Neugier auf die neue Generation hielt seinen Geist wach. Neun Tage vor seinem Tod war er das letzte Mal in »seiner« Leipziger Oper. Prof. Kristel Pappel-Herz
» DER RING DES NIBELUNGEN « VON RICHARD WAGNER
Die alten Wagnerianer aber, die Illusionstheater erwarten, werden wohl etwas schockiert sein. Es wird bei uns auch gezaubert, aber anders, als man das früher gemacht hat. Wir zeigen keinen Mythos von Göttern, Riesen und Zwergen, wir zeigen in einer Parabel von Göttern, Riesen und Zwergen Menschliches. Ich halte diese Konzeption für sehr richtig und wirksam für die heutige Bühne.
Karl Berman in »MNN« 07. / 08. Apr. 1973
Joachim Herz und Rudolf Heinrich bringen mit eminenter Deutlichkeit, mit bestechender Konsequenz die Klassensituation der Wagner-Zeit auf die Bühne.
»Neue Zeit« 18. Apr. 1973
» XERXES « VON GEORG FRIEDRICH HÄNDEL
» k ATERINA IS m AILOWA « VON D m ITRI SCHOSTA k OWITSCH (DDR ERSTAUFFÜHRUNG, 1965)
Joachim Herz, der Inszenator dieser Aufführung, schuf wiederum auf der Bühne die Voraussetzungen dafür, das Szenische ganz aus der Musik Gestalt werden zu lassen. Selten ist eine solch »musikalische« Regie zu finden, die aus dieser Musikalität dem Szenischen von Anfang bis Ende dramatisch fesselndes Profil verleiht. Viele Einzelheiten fügen sich hier zum imponierenden Ganzen zusammen: die plastische Zeichnung des Milieus, der Einfallsreichtum, die Pointiertheit in den satirischen Szenen, die Klarheit, mit der die Charaktere angelegt sind, die Intensität, mit der sich Spiel und Gesang zur Einheit fügen, sich wechselseitig bedingen.
»Neues Deutschland« 04. Okt. 1965
Spannung, Bewegung, Leben waren in jeder Szene, im Tragischen wie im Grotesken zeigte sich die den Kern der Situation erfassende reiche nachschaffende Phantasie des Regisseurs. Zwischen Solisten und Chor erreichte er eine großartige Einheit des Agierens. Das Bühnenbild von Gerhard Schade schuf Atmosphäre; bezwingend vor allem die Konzeption, die Bühne in den ersten drei Akten gleichsam in einen großen Käfig zu verwandeln.
»Union« 05. Okt. 1965
Ich bekenne, kein Fan der Händel-Oper zu sein. Auch in den besten Aufführungen von »Julius Caesar«, »Rodelinde« oder dem zum Schaustück gemachten Oratorium »Belsazar« blieb immer ein Rest von erhabener Langeweile. Herz ist es gelungen, den »Xerxes« so herzurichten, dass man, heiter und gefesselt, zweieinhalb Stunden zuschaut und zuhört und am Schluss bedauert, dass es schon zu Ende ist. Er tut das fast ohne Veränderungen der Handlung, allerdings in einer neuen deutschen Textfassung, die er zusammen mit dem Dirigenten Horst Gurgel und dem Händel-Spezialisten Eginhard Röhlig für die Bühne eingerichtet hat, Bernhard Schröter zeigt ein Bühnenbild mit spielerischem Zwischenvorhang und zahllosen reizenden Landschaften, Stadtbildern und Innenräumen, von dem zwei kleine Treppen ins Orchester führen.
Barocke und antike Elemente mischen sich in den Kostümen. In diesem Rahmen lässt Herz seine Sänger darstellerisch die Bühne munter und gehfreudig ausspielen.
»FAZ« 13. Apr. 1973 (H. H. Stuckenschmidt)
EIN
Fragt man Mitarbeitende der Oper und Publikum, was das Herz des Opernhauses sei, so lautet die fast einhellige Antwort: die Bühne! Wir betrachten diesen riesigen, faszinierenden und komplexen Raum zusammen mit Bühnenmeisterin Sabine Settekorn.
TEXT: DR. k ARA m c k ECHNIE
FOTOS: TO m SCHULZE
»Don Giovanni« – Treppenhaus trifft auf »Rosenkavalier«- Rückwand.
Bühnenmeisterin Sabine Settekorn erklärt mir, wie die Kollegen die Seitenbühnen einrichten, so dass Bühnenbilder für Proben und laufende Vorstellungen koexistieren können.
BLICK
Die Lichtzeichen (hier auf der Unterbühne) werden vom Inspizientenpult aus betätigt. Blinken bedeutet »Achtung!«, Licht aus bedeutet »Los!«.
Blick auf das Inspizientenpult, die Schaltzentrale jeder Vorstellung und Probe. Auf den darüber liegenden Brücken sind die Maschinenstände für die Podien aus der Unterbühne und für die Drehbühne, weiter oben werden Maschinen, die die Kulissen bewegen, bedient, erklärt Sabine Settekorn.
Alle Mitarbeitenden sind bei Vorstellungen über diese Geräte miteinander verbunden, egal ob Unterbühne, Schnürboden, Beleuchtungs- und Tonlogen oder die Foyers. Sabine Settekorn ist u. a. für Sicherheit im Bühnen- und Vorderhaus zuständig und im Notfall in Sekundenschnelle zur Stelle.
Wer erkennt diese Häuser aus einer Ballettproduktion, die von der Unterbühne nach oben gefahren zu werden?
DIE AKTE KATERINA
Journalist Rico Wolf, bekannt durch den True Crime Podcast (MDR), befasst sich mit der Protagonistin Katerina aus Dmitri Schostakowitschs Oper »Lady Macbeth von Mzensk«.
Welchen Tatbestand erfüllt Katerina Ismailowa?
Wir gehen einfach mal davon aus, dass in dem Fall aktuelles deutsches Strafrecht anwendbar ist und wissen sofort, dass Katerina, als sie ihrem Schwiegervater etwas zu Essen bringt, Rattengift ins Essen gemischt hat. Und, dass sie ihm das na türlich nicht sagt. Er ist also vollkommen arglos und dadurch wehrlos, rechnet mit keinem Angriff. Damit erfüllt Katerina das Mordmerkmal der Heimtücke. Zudem weiß sie, dass das Rattengift todbringend ist, und will genau das erreichen. Auch wenn Boris Timofejewitsch ein Scheusal ist, umbringen darf sie ihn unter diesen Umständen nicht. Sie begeht also eiskalt einen Mord. Das gemeinsame Erschlagen des Ehemanns sieht ebenfalls nach Mord aus. Hier könnte das Mordmerkmal der niedrigen Beweggründe vorliegen. Der offenbar impotente Ehemann stört und ist dem Paar im Weg. Ihre Liebe ist ihnen wichtiger als sein Leben. Aus heutiger Sicht hätte es eine ein fache Trennung auch getan. Das ist mitunter schmerzhaft, aber nicht tödlich. Soweit unsere heutige Sichtweise. Im Russ land des 19. Jahrhunderts, also zu der Zeit, aus der die Vorlage, die Novelle »Lady Macbeth aus dem Landkreis Mzensk« von Nikolai Leskow stammt, war das anders. Man konnte sich nicht einfach scheiden lassen. Hatte man jemanden geheiratet, war es auf legalem Weg kaum möglich, diesen wieder loszu werden. Die zuständige Kirche akzeptierte nur in wenigen Aus nahmefällen einen Scheidungsgrund. Gewalt in der Ehe war sicher keiner. Für Katerina also eine ausweglose Situation, und die ist immer gefährlich, auch heute. Ihre dritte Tötungshand lung beendet dann allerdings schnell eine mögliche Strafbarkeit von Katerina. Gegen Tote kann man nicht ermitteln oder prozessieren. Auch wenn sie drei Menschen ermordet hat, stirbt Katerina formal unschuldig.
WENN FRAUEN MORDEN
Wie würden Sie den Fall erzählen? Wen würden Sie befragen? Welche Quellen würden Sie nutzen? Klassischerweise fragt man einen Fall bei der zuständigen Staatsanwaltschaft an. Sie ist Herrin des Verfahrens, hat die Anklage verfasst und kennt die Beweise, die eine zunächst unterstellte Tathandlung stützen. Diese Infos braucht man, weil es ja darum geht, nachvollziehbar zu machen, wie es zu der Straftat gekommen ist, anhand von Fakten.
Nah dran sind immer die Ermittlerinnen und Ermittler, sie kennen die Tatorte, haben Täter und Zeugen persönlich gesprochen, sind mit dem Fall abends zu Bett gegangen und morgens aufgestanden. Wenn ihnen die Staatsanwaltschaft gestattet, über einen Fall zu reden, dann machen sie den größten Teil einer Nacherzählung aus. Und dann ist es immer gut, einen Rechtsmediziner zum Fall zu sprechen. Auch er kann Fakten zum Fall liefern. So setzt sich ein Bild zusammen, das dem Straftäter, der Straftäterin gerecht wird. Denn auch darum geht es ja bei der journalistischen Darstellung eines Falls. Man darf nicht überziehen, muss Tatsachen präsentieren.
Außerdem würde ich mich immer fragen: Kann ich durch das Erzählen dieses Mord-Falles möglicherweise einen zukünftigen Mord verhindern? Erreiche ich mit der Geschichte vielleicht jemanden, der in einer ähnlichen Situation steckt, ungeliebt vom Ehemann, der Ehefrau, verliebt in einen anderen, eine andere, kann ich Auswege zeigen, auch klarmachen, dass sich ein Mord nicht lohnt? Natürlich müssten diejenigen, die keine andere Lösung eines Konflikts sehen, ausgerechnet in dieser Ausnahmesituation dann meine Doku sehen oder den Podcast hören. Möglich wär’s.
Ist Ihnen schon mal ein ähnlicher Fall begegnet?
Inwieweit die Vergiftung in diesem Fall überhaupt aktenkundig geworden ist, wird in der Oper nicht ganz klar. Es wird damals ohnehin gar nicht so einfach gewesen sein, eine Vergiftung nachzuweisen. Die hygienischen Bedingungen im 19. Jahrhundert haben vermutlich öfter mal auf ganz natürliche Weise ein Leben beendet, auch Krankheiten. Es gab damals so viele natürliche Todesursachen, sodass eine unnatürliche wie bei einer Vergiftung selten aufgefallen ist. Ausgeschlossen ist das aber auch heute nicht. Es gibt einen Fall aus Sachsen aus dem Jahr 2003. Eine Frau serviert ihrem Mann einen Eisbecher mit Pfefferminzeis und Medikamenten, deren Duft und Geschmack vom Zucker und der Pfefferminze überlagert werden. Dazu kommen Alkohol und Desinfektionsmittel. Der Mann stirbt. Aber man geht von Suizid aus. Es scheint: der perfekte Mord. Erst 18 Jahre später kommt die Wahrheit ans Licht. Die Frau wird wegen Mordes verurteilt.
Wie wahrscheinlich sind die Geschehnisse dieser Opern handlung im realen Leben? Wäre es ein denkbares Szenarium, Ihrer Meinung nach?
Die Gefühle Liebe, Frustration, Verlangen, Eifersucht sind so alt wie die Menschheit. Sie können einen bei einem TrueCrime-Fall entsetzen, traurig machen, vielleicht sogar verängstigen. In der Oper gehen sie Hand in Hand mit der starken Musik und am Ende stehen alle Getöteten wieder auf und genießen den Applaus.
SEX & CRI m E
LADY MACBETH
VON MZENSK
Dmitri D. Schostakowitsch
Leitung
Musikalische Leitung Christoph Gedschold
Inszenierung Francisco Negrin
Movement Director Fin Walker
Bühne Rifail Ajdarpasic
Kostüme Ariane Isabell Unfried
Licht Michael Röger
Videodesign Marc Molinos
Dramaturgie Marlene Hahn, Dr. Kara McKechnie
Chor der Oper Leipzig Gewandhausorchester
Besetzung
Boris Timofejewitsch Ismailow Randall Jakobsh
Sinowij Borissowitsch Ismailow Matthias Stier
Katerina Ismailowa Ingela Brimberg
Sergej Brenden Gunnell
Aksinja Friederike Meinke
Der Schäbige Dan Karlström
Verwalter | Wächter Michael Raschle / Liam James Karai
Hausknecht Christian Moellenhoff
1. Vorarbeiter | Kutscher Ervin Ahmeti
2. Vorarbeiter | Lehrer Sven Hjörleifsson
3. Vorarbeiter | Betrunkener Gast
Einar Dagur Jónsson
Bote (Mühlenarbeiter) Marian Müller / Vincent Turregano
Pope Ivo Stanchev
Polizeichef Franz Xaver Schlecht
Polizist Marian Müller / Vincent Turregano
Sergeant Kwangmin Seo / Frank Wernstedt
Sonjetka Nora Steuerwald
Alter Zwangsarbeiter Peter Dolinšek
Zwangsarbeiterin Kamila Dziadko
Geist des Boris Timofejewitsch
Randall Jakobsh
Premiere
25. Mai 2024, Opernhaus
Weitere Termine
29. Mai / 02., 05., 08. Juni 2024
Sonntagsmatinee zur Opernpremiere »Der Rosenkavalier«
Theaterpädagogisches
Projekt »Tanz Mal!«
»Future Now« mit Theater Titanick und Leipziger Schulen, Sept. 2023 Tobias Wolff mit Studierenden der HMT nach einem Workshop.Meine Herzenssache: Vermittlung
Auch nach Jahrzehnten in meinem Beruf trifft mich unvermittelt eine schöne Stimme ins Herz. Packt mich eine gut erzählte Geschichte. Bringt mich die virtuose Bewegung eines Tänzers zum Staunen und eine gute Pointe zum Lachen. Noch immer stehe ich in manchen Vorstellungen wie ein Kleinkind vor dem schön geschmückten Weihnachtsbaum und bin ganz losgelöst von der Welt und ihren Problemen. Ich hege größte Bewunderung gegenüber allen Menschen auf und hinter der Bühne oder im Orchestergraben, die mit großer Begeisterung und Professionalität Abend für Abend Wunder vollbringen.
Deswegen habe ich von Amts wegen und ganz persönlich die Motivation und den Ehrgeiz, Kunst zu ermöglichen, Räume für künstlerisches Schaffen zu öffnen, die Stärken der Künstlerinnen und Künstler zu fördern und ihnen eine Bühne zu bieten.
Noch wichtiger allerdings ist mir, dass es uns gelingt, die Menschen der Stadt und darüber hinaus in die Lage zu versetzen, dass sie das Geschenk, das wir ihnen auf unseren Bühnen machen wollen, offen und frei auch annehmen können.
Da wurmt es mich natürlich, dass es Leute gibt, die sagen »Oper ist doof«, »Ballett interessiert mich nicht«, »Operette ist doch nur etwas für alte Leute«. Meist waren
diese jungen oder alten Menschen überhaupt noch nie in einer (richtig guten) Vorstellung.
Nun können Musiktheater und Ballett durchaus beim Erstkontakt tatsächlich ein bisschen einschüchternd oder unverständlich wirken. Es gibt so viele Beteiligte, so viele Ebenen aus Klang, Bewegung, Szene, Bühnenbild und Kostüm … Das kann einen wirklich überfordern. Dann braucht es vielleicht jemanden, der dabei hilft, ein Türchen zu öffnen, jemanden, der im wahrsten Sinne des Wortes vermittelt.
Es gibt viele Menschen an unseren Häusern, die diese Vermittlung als Kernaufgabe ihrer Tätigkeit sehen. Unsere Dramaturginnen Marlene Hahn, Dr. Kara McKechnie, Anna Diepold oder Dr. Inken Meents erzählen mit ihren Einführungen, den Programmheften oder bei Besuchen außerhalb des Hauses oder in Talkformaten, wie Oper, Ballett, Operette und Musical funktioniert; wer die Menschen hinter der Produktion sind, was sie genau tun, was es Wichtiges zum Stück zu wissen gibt. Unsere Pädagoginnen Christina Geißler und Romy Sarakacianis sprechen vor allem mit jungen Menschen und machen ihnen Angebote – direkt in der Schulklasse oder zum selber Ausprobieren in unseren Spielclubs. Für andere Formate engagieren wir Gäste. Maartje de Lint zaubert mit Musik ein Lächeln auf das Gesicht von Demenzkranken und ihren Angehörigen. Anke Nicolai ist die Stimme, die per Audiodeskription blinden Menschen einen Zugang zu
Handlung, Bühne und Kostümen eröffnet. Vermittlerinnen und Vermittler sind natürlich auch unsere Kolleginnen und Kollegen im Marketing und an der Kasse, die auf die Kunst aufmerksam machen und helfen, für jeden Anlass oder Geschmack die richtige Vorstellung zu finden. Natürlich leisten aber auch alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Hauses Vermittlungsarbeit, die in ihrem Freundes- und Bekanntenkreis oder vor Publikum von ihrem Beruf bzw. ihrer Berufung erzählen und damit viele Klischees entkräften.
Denn ohne unser Publikum gibt es keine lebendige Bühnenkunst. Ohne das Knistern im Zuschauerraum kommt auch auf der Bühne kein Zauber zustande. Ohne Reaktionen wie Lachen, Seufzen, Tränen, Buh-Rufen oder Applaus fehlt dem Theater die alles entscheidende Ebene für den Austausch mit den Menschen.
Damit dieser Teil des Zaubers erhalten bleibt, müssen wir Tag für Tag aufs Neue vermitteln, was wir tun, wie wir es tun und warum es wichtig ist, dass wir es tun. Wir müssen immer wieder Menschen in der Stadt und der Region für Oper, Ballett und Musikalische Komödie begeistern.
Darum ist für mich Vermittlung eine absolute Herzenssache.
TOBIAS WOLFF IntendantWo ist sie hin?
Das Leipziger Ballett zeigt eine politische Neufassung des romantischen Klassikers »Giselle« und stellt die Frage: Wo ist Giselle?
TEXT: THILO REINHARDT & AXEL PAULU SS EN
Paris, Anfang der 1830er Jahre: Die Julirevolution ist geglückt! Im letzten Moment konnte die drohende (Rück-)Verwandlung des Staates in eine absolutistische Monarchie unter Karl X. abgewendet werden. Nun regiert der »Bürgerkönig«, Louis Philippe. Ein freudiger Taumel greift um sich in der Bevölkerung, befeuert von den Hoffnungen auf eine sozial gerechte und demokratische, eine bessere Zukunft. Man vergnügt sich zusehends unabhängig von Schicht und Stand in den vielfältigen Etablissements und Straßen der Stadt – so auch in den Theatern, deren Besuch über lange Zeit vorrangig einem höfischen Publikum vorbehalten war. Die Geburtsstunde von »Giselle« schlägt, als der Schriftsteller Théophile Gautier bei der Lektüre von Heinrich Heines »De l’Allemagne « auf die Sage der Wilis stößt. Wilis sind vor der Hochzeit gestorbene Bräute, die getrieben von der Tanzeslust, die sie im Leben nicht befriedigen konnten, in ihren Hochzeitskleidern aus den Gräbern steigen. Mit ihrem elfengleichen Antlitz verführen sie junge Männer dazu, mit ihnen zu tanzen, bis sie tot zu Boden gehen. Heines Schilderungen der Wilis lassen den Ballettliebhaber Gautier sofort an einen zweiten Akt im Sinne des Form-Modell gewordenen »La Sylphide« denken. Inspiration für den ersten Akt, an dessen Ende der Tod der Protagonistin stehen soll, schöpft Gautier aus Victor Hugos Gedicht »Les Fantômes« das von einem jungen Mädchen handelt, dessen Geist im Ballsaal spukt, nachdem es sich zu Tode
getanzt hat. »Giselle« erzählt die Geschichte einer Frau, die eine große Enttäuschung erlebt und in den Tod gehen muss. Für die Neufassung am Leipziger Ballett stellen Ballettdirektor und Chefchoreograph Mario Schröder und sein Team folgende Frage in das Zentrum des Abends: Warum ist Giselle gestorben? In jeder Szene, die sich aus der klassischen Musik von Adolphe Adam und zeitgenössischer Musik des Vokalensembles »Sjaella« zusammensetzt, wird die Antwort auf diese Frage gesucht. Dabei folgen sie keiner monokausalen Erzählung, sondern suchen immer neue Ansätze, um diese Frage aus verschiedensten Perspektiven zu beantworten. Mit »Sjaella« sind nicht nur großartige Musikerinnen an der Seite des Leipziger Balletts, sondern sie schlagen auch die Brücke in die Gegenwart: Sie stellen die Frage »Was hat Giselle mit uns als Frauen heute zu tun?«. Sie wollen mit uns über Giselle sprechen, sie zeigen im Kontrast zu historischen Fassungen deutlich auf, wie Frauen heute denken und fühlen. Die eigens für diesen Abend komponierten Musikstücke von Laura Marconi und die Texte, die Felicitas Erben dazu geschrieben hat, machen den Dialog mit den Tänzerinnen und Tänzern auf der Bühne und mit Adolphe Adams romantischer Musik um eine Ebene reicher. Die Fantasie der sechs Frauen ist der Motor dieser Produktion. Was ihnen durch den Kopf geht, findet sich leibhaftig auf der Bühne wieder. Ausgangspunkt ist das Wissen, dass etwas fehlt. Eine 7. Person. Giselle. Diese siebte Person erfindet das Team in jeder Szene neu.
So eine neue Fassung lässt sich nur in der Auseinandersetzung einer langen und liebevoll bewahrten Tradition erarbeiten.
Ensemble des Leipziger Ballets und Sjaella
Im Prozess kristallisierten sich Begriffe und Themen aus dem Libretto heraus, die das Team besonders in den Fokus gerückt hat und die die szenische Struktur des Abends ermöglichen. Das sind Begriffe wie Grenzüberschreitung, Kontrollverlust, blindes Begehren oder auch das Verlassen von Konventionen. Was bedeutet eine Jagdgesellschaft der traditionellen Fassungen von »Giselle«? Mario Schröder, Paul Zoller (Bühne, Kostüme) und Thilo Reinhardt (Dramaturgie) sehen Machos, toxisches Potenzgehabe, das die Frau als Jagdobjekt fokussiert. Was bedeutet die bedingungslose Liebe, das blinde Begehren und begehrt werden wollen von Albrecht und Giselle im Rahmen ihrer gesellschaftlichen Kontexte? Wie wird mit der Wut, dem Ärger, dem Sterben von Frauen wie Giselle umgegangen? Die Fragen, die sich aus dem Libretto von »Giselle« ergaben, haben uns schnell zu existenziellen Themen unserer Zeit geführt:
Emanzipation und Solidarität mit Frauen, Gewaltstrukturen und Repressionen im Patriachat. Femizid. Der Einfluss von Rollenbildern, »richtigen« Frauen und Männern, Mansplaining.
All das sind keine Einzelschicksale von unglücklichen Frauen, sondern wesentliche gesellschaftliche Phänomene, die uns alle betreffen. Immer wieder erfindet sich »Giselle« neu, findet Tutu, Hose, Spitzenschuh und bricht dadurch eine chronologische Erzählweise auf. Nicht eine Einzelbiographie wird Thema des Abends, sondern es findet sich die Haltung: »Wir alle sind Giselle.«
SEELENTRAU m
GISELLE
Mario Schröder / Adolphe Adam / Sjaella/ Laura Marconi / David Lang / Fjóla Evans / Gianluca Castelli
Leitung
Musikalische Leitung Matthias Foremny
Choreographie Mario Schröder
Bühne, Kostüm Paul Zoller
Dramaturgie Thilo Reinhardt
Leipziger Ballett
Gewandhausorchester
Vokalensemble Sjaella
Premiere
20. Apr 2024, Opernhaus
Weitere Termine
26. Mai / 1., 9., 12. & 29. Juni 2024
EIN TYPISCH SÜDITALIENISCHES GERICHT AUS AUBERGINEN
PARMIGIANA DI MELANZANE
DIE k ÖCHE
Alessandro Repellini stammt aus Italien und ist seit der Spielzeit 2015/16 Ensemblemitglied des Leipziger Balletts. Solistisch war er u. a. als Prinz, Fritz und Mäusekönig in »Der Nussknacker«, in »Othello«, »Blühende Landschaft« und »Lobgesang« sowie als Wagner in »Faust« und Polizist in »Der kleine Prinz« zu sehen.
Soojeong Choi wurde in Südkorea geboren und kam nach ihrem Studium am Institut für Tanz der Sejong Universität Seoul mit der Spielzeit 2017/18 ins Ensemble des Leipziger Balletts. Neben der Clara in »Der Nussknacker« ist sie in zahlrei chen Produktionen des Leipziger Balletts solistisch besetzt, u.a. in den großen sinfonischen Balletten von Uwe Scholz.
60 – 90 Minuten.
3. Öl in der Pfanne erhitzen, die Auberginen einzeln in Mehl wenden und sobald das Öl erhitzt ist, die Auberginen von beiden Seiten goldbraun braten.
4. Mozzarella in Stücke schneiden und den Parmesan reiben.
5. In eine Auflaufform zunächst etwas Soße geben, darüber Parmesankäse streuen, die Auberginen verteilen und die Mozzarellastücke drauf geben. Nochmals Soße drauf, Parmesankäse, Prosciutto cotto, Auberginen, nochmals Soße drauf, Parmesankäse, Prosciutto cotto, Auberginen und Mozzarella. Mit Soße und Parmesankäse abschließen.
Bei Ober- / Unterhitze für ca. 40 Minuten backen und guten Appetit !!!
Wie gucken deine Töchter, wenn sie Papa auf der Bühne sehen?
OHNE WORTE
Dieses Mal:
Mit Matthias Stier, Oper
Matthias Stier ist seit 2019/20 im Ensemble der Oper Leipzig, wo er u. a. Nemorino (»Der Liebestrank«), Tamino (»Die Zauberflöte«) und David (»Die Meistersinger von Nürnberg«) sang. Er arbeitete mit Dirigenten wie Riccardo Muti, Riccardo Chailly und Zubin Mehta und Regisseurinnen und Regisseuren wie Brigitte Fassbaender, Damiano Michieletto und David Pountney und gastierte am Teatro alla Scala. In der Spielzeit 2024/25 singt er die Titelpartie in »Amadis, der Ritter«
Derzeitige Lieblingspartie?
FOTOS: TO m SCHULZEWie guckst du, wenn du dich vor der Schlange in der »Zauberflöte« fürchtest?
Und wie, wenn er tapfer kämpft?
Wie guckt Amadis, wenn ihm Oriane Untreue vorwirft?
Und wie, wenn er vom Zauberer hypnotisiert wurde / bewusstlos ist?
mm ERLAND!
PETER PAN
Musical nach dem Schauspiel von J. M. Barrie | Musik von George Stiles | Gesangstexte von Anthony Drewe |
Buch von Willis Hall | Deutsch von Roman Hinze | Mit Genehmigung des Great Ormond Street Hospital for Children
Leitung
Musikalische Leitung / Einstudierung
Kinder- und Jugendchor Sophie Bauer
Stefan Ebeling und Jan Jochymski
Undine Werchau
Bühne Frank Schmutzler
Kostüme Sonja Elena Schroeder
Dramaturgie Dr. Inken Meents
Kinderchor und Jugendchor der Oper Leipzig
Orchester der Musikalischen Komödie
Premiere 14. Jun 2024, Musikalische Komödie
Weitere Termine 15., 16., 18., 19. Jun 2024
IM HERZEN JUNG
TEXT: DR. IN k EN
Was lässt euch im Herzen jung fühlen?
Was ist euer Nimmerland?
Ein pochendes Motiv, eine magische Melodie ruft erwartungsvoll, gefolgt von melancholisch-schöner Musical-Musik und dann singt der Chor: »Es liegt was in der Luft heut’ Nacht!« Irgendwas ist diese Nacht anders, geheimnisvoll, etwas lauert im Dunkeln der Nacht. Wir befinden uns schon mitten in der Geschichte: »Alle Kinder, außer einem, werden erwachsen«: Peter Pan. Hier haben wir den Grund dafür, warum genau heute etwas anders ist. Denn Peter Pan gerät auf der Suche nach seinem verlorenen Schatten in das Haus der Darlings. Plötzlich eröffnet sich für die Darling-Kinder Wendy, John und Michael eine neue Welt: »Hinterm Sternenzelt, zweite rechts und dann geradeaus bis zum Morgen«, dort liegt Nimmerland, wo man niemals erwachsen wird. Das Abenteuer kann beginnen!
»Nimmerland, lasst die Sorgen zuhaus’!« Aber was ist Nimmerland eigentlich? Und wie wäre das, nie erwachsen zu werden? Wir haben mal im Produktionsteam von »Peter Pan« nachgefragt, darunter bei den Erwachsenen des Regieteams und den Darstellenden unseres Kinder- und Jugendchors:
»Nimmerland ist ein sehr sagenumworbener Ort, ein Ort für Dinge, die normalen Menschen vielleicht nicht normal erscheinen. Ich wüsste nicht, ob ich da für immer bleiben würde, aber mal hin auf jeden Fall. Im Erwachsenwerden sehe ich auch viele schöne Dinge, auf die ich mich freue, ich glaube aber, es ist wichtig, egal wie alt man ist, sich ein Stück weit eine innere Kindlichkeit beizubehalten.«
Gustav, Peter Pan
»Also ich habe mich schon als Kind immer danach gesehnt, endlich erwachsen zu sein und selbst Entscheidungen zu treffen, endlich der erzgebirgischen Enge zu entfliehen.«
Sophie Bauer, Musikalische Leiterin
»Nimmerland ist für mich eine Insel mit einem Dschungel, etwas Abenteuerliches. Ich kann mich lebhaft erinnern, dass ich als Großstadtjunge große Lust hatte, dort zu sein. Wobei es schon gut gewesen wäre, auch fliegen zu können …«
Stefan Ebeling, Regisseur
»Ich würde mich unerwachsen noch machtloser fühlen, bei all den unguten Entwicklungen zu Lasten unserer Demokratie, weltweit …«
Frank Schmutzler, Bühnenbildner
»Nimmerland ist ein Ort, der magisch ist, wo man noch Kind sein kann. Regeln spielen da auch nicht so eine große Rolle. Ein cooler Ort, wo ich mal Zeit verbringen würde. Ich freue mich älter zu werden, aber ich freue mich auch, nicht älter zu werden. Man kann ein bisschen zwiegespalten und emotional sein. Deshalb ist Nimmerland auch so ein besonderer Ort.«
Elin, Wendy Darling
»Gemeinsam mit meinem kleinen Sohn erlebe ich Kindheit noch einmal neu. Ich freue mich über seine Neugier und seinen Wissensdurst und wir erfinden neue Spiele und Abenteuer.
Auch durch meinen jetzigen Beruf als Tanzdozentin und Choreographin erlebe ich das Kindsein durch meine Schülerinnen und Schüler.«
Undine Werchau, Choreographin
»Ich denke sehr oft im Alltag, ›wenn ich mal groß bin, dann …‹ – absurd, weil wachsen werde ich sicher nicht mehr, aber dieser Status ›erwachsen sein‹ scheint mir oft immer noch unerreichbar.«
Sonja Elena Schroeder, Kostümbildnerin
Wie viel Reiz auch das vom Autor J. M. Barrie erdachte Nimmerland, das Nicht-Erwachsenwerden haben, die Sehnsucht nach einem Zuhause packt selbst die Verlorenen Kinder, die sich über die neue Mutter Wendy freuen und am Ende aufgrund dieser empfundenen Nähe und Geborgenheit sogar beschließen, mit ihr und den anderen Darling-Kindern ohne Peter Pan in die reale Welt zurückzukehren – das unvermeidliche Erwachsenwerden in Kauf nehmend.
Überhaupt tickt auch im Nimmerland die Zeit, zum Beispiel wortwörtlich in Form des Weckers, den das Krokodil verschluckt hat, das mit diesem Geräusch seinen Erzfeind Käpt’n Hook verfolgt, um ihn zu fressen. Der Wecker mutiert auch in der Musik zu einem warnenden Herzschlag: Das Leben ist endlich, selbst in Nimmerland, selbst für einen Piraten und letztendlich selbst für Peter Pan, dessen Leben deshalb immer wieder auf dem Spiel steht. Doch dieses Spiel treibt er nur allzu gern, in Endlosschleife, aber eben nie erwachsen werdend –realitätsverdrängend.
Ob reale Welt oder Nimmerland: »Home is where your heart is.« (Zuhause ist, wo dein Herz ist). Die Grenzen zwischen Alt und Jung, Realität und fiktiver Bühnentraum welt verschwimmen auch bei uns: Der Kin der- und Jugendchor der Oper Leipzig erobert erstmals die große Bühne der Erwachsenen, begleitet nur vom Orchester der Musikali schen Komödie. Für viele ein Herzenstraum. Und wenn sich der Vorhang ab dem 14. Juni für das Musical »Peter Pan« hebt, werden alle Herzen lauter schlagen und wir uns dank der Geschichte und mitreißenden Musik im Her zen jung fühlen – die Sorgen zuhause lassend.
DIE SPRACHE DES HERZENS
»Amadis, der Ritter«
Im September wird es spannend und sehr bunt im Opernhaus: Dann ziehen der junge Ritter Amadis, seine geliebte Oriane und das rachsüchtige Zauberer-Geschwisterpaar Arcabonne und Arcalaus auf die Bühne! Natürlich geht es in dieser Geschichte für Kinder, Jugendliche und ihre Erwachsenen um Tapferkeit, Kämpfe und Rache – aber es geht auch ganz viel um Herzensdinge und um Herzschmerz. Als die Oper beginnt, sind Ritter Amadis und Prinzessin Oriana schon ein Paar. Fritz Rudolf Fries’ wunderbare Fassung für Kinder »Es war ein Ritter Amadis« (1988), das viel Inspiration für unsere Produktion bedeutet, erzählt uns darüber, wie das mit den beiden anfing. In diesem Ausschnitt kaufen Amadis und Oriana von einer Händlerin (eigentlich die Fee Urgande!) Tarnkappen und sehen dann ein magisches Einhorn …
ihn sein Lebtag nicht gesehen. Man konnte glauben, alle vier Jahreszeiten entfalteten ihre Pracht auf einmal. Es gab blühende Bäume und Sträucher mit roten und blauen Früchten, und daneben Fichten und Kiefern, deren Äste von einer schweren Schneelast zu Boden edrückt wurden. »Das sind die Jahreszeiten der Liebe«, sagte Oriana und nahm seine Hand.
»Die Kappen nehmen wir«, bestimmte Amadis, und die Alte reichte ihm eine, die von blauweißroter Farbe war. »Und hier, meine Täubchen«, sagte das Weiblein zu Oriana und den Mädchen, »habe ich Perlenketten, die in allen Farben erglühen, sobald Euer Freund sich Euch in wahrer Liebe nähert.« »Schnickschnack«, sagte Oriana, »so etwas gibt es nicht.« Die Alte lachte. »Freilich«, sagte sie, »Ihr, Prinzessin, habt so etwas nicht nötig. Ihr versteht Euch auf die Sprache des Herzens.« Oriana errötete und lief in die Burg, als wolle sie sich verstecken. (…)
Am Abend zuvor – das wollen wir hier noch erzählen –wurde Amadis von Oriana in eine Kammer der Burg geführt, die Arcalaus und seine Krieger nicht zerstört hatten. Im Schein brennender Kerzen erblickten die Liebenden einen wunderschönen Garten, wie Amadis
Im Gras duckte sich ein Löwe, als wollte er das weiße Einhorn, das vor einem Schlehenstrauch stand, angreifen. Schon einmal sind wir in dieser Geschichte einem Einhorn begegnet – es war vor etlichen Jahren, als der junge König Perion den alten König Garinter traf. Damals war das Einhorn wie ein Bote der Liebe erschienen. Hier, in diesem Garten, stand ein Mädchen neben dem Einhorn, und Amadis rief voller Erstaunen: »Das Mädchen bist du!« Da bewegten sich im Schein der Kerzen der Löwe, das Einhorn und das Mädchen. Das Bild aber trog, denn es war kein wirklicher Garten, sondern ein aus vielen tausend Fäden gewebter Wandteppich. Als Amadis näher herantrat, erkannte er im Hintergrund des Bildes einen Jüngling mit gezogenem Schwert. Zu seinem Erstaunen glich dieser Ritter ihm selber von Angesicht und Wuchs.
»Schon als kleines Mädchen«, sagte Oriana, »habe ich dieses Bild betrachtet, als zeigte es mir meine Zukunft. Der Löwe ist das Böse, das du, weil du ein Ritter bist, bekämpfen mußt. Das Einhorn bringt uns die Liebe, denn es erscheint nur, wenn sich zwei Menschen wirklich lieben.«
Statt einer Antwort umarmte und küßte Amadis die Königstochter, und es war ihm, als stünden sie beide unter den blühenden Bäumen des Gartens. »Jetzt haben wir uns heimlich verbunden«, sagte Oriana, »und du bist, ohne daß es meine Eltern wissen, auf immer mein Ritter.«
AUF GEHT'S INS ABENTEUER!
AMADIS, DER RITTER
Tragédie Iyrique in drei Akten von Johann Christian Bach | Libretto von Alphonse-Denis-Marie de Vismes, nach Philippe Quinault
Leitung
Musikalische Leitung Andreas Reize Inszenierung Antje Thoms
Bühne Dirk Becker
Kostüme Lorena Diaz Stephens Videodesign Florian Barth
Dramaturgie Dr. Kara McKechnie
Choreinstudierung
Thomas Eitler-de Lint
Chor der Oper Leipzig Gewandhausorchester
Besetzung
Matthias Stier / Daniel Arnaldos
Olga Jelínková / Samantha Gaul
Sarah Traubel / Olena Tokar
Franz Xaver Schlecht / Jonathan Michie
Jonathan Michie / N. N.
Gabrielė Kupšytė / Nora Steuerwald
Choryphée Franziska Zwink
PA, Ritter aus der Zukunft Paul Wenning
PI, Ritter aus der Zukunft Pius Maria Cüppers
Premiere
21. Sep 2024, Opernhaus
Weitere Termine
3. Okt / 3., 17. & 29 Dez / 1., 2. & 15. Jun
Einführungsmatinee-Special
7. Sep 2024, Parkettfoyer Opernhaus
Kostprobe
17. Sep 2024, Konzertfoyer Opernhaus
Entspannt überrascht
Warum gehen uns
Carpendales Songs so zu Herzen?
TEXT: DR. IN k EN
Welches ist Ihr persönlicher Lieblingssong von Howard Carpendale? »Hello Again«? »Ti amo«? »Tür an Tür mit Alice«? »Lu Le La« (Spuren im Sand)? Oder einer der neueren Songs wie »Let’s Do It Again!«? Welche Songs im Musical »Hello! Again?« von Thomas Hermanns, das am 2. November bei uns in der Musikalischen Komödie uraufgeführt wird, zu hören sein werden, ist noch ein kleines Geheimnis. Aber wir wollen schon mal die Frage stellen: Wieso sind Howard Carpendales Songs so beliebt und treffen direkt ins Herz?
»Thomas Hermanns fragte mich, ob er mit meiner Musik ein Musical schreiben könne. Ich sagte: Um Gottes Willen! Er sagte: Es geht nicht um dein Leben, nur um deine Musik, weil du die schönsten Texte hast, die ich in der deutschen Musik kenne. Ich freue mich auf das Musical und dass die Premiere in Leipzig stattfindet.«
Howard Carpendale
Beitrag auf der Website wissenschaft.de wird der Frage nachgegangen, was einen guten Popsong ausmacht. Eine Gruppe von Neuropsychologen, darunter Vincent Cheung und Stefan Koelsch, fanden 2019 im Max-Planck-Institut für Kognitions- und Neurowissenschaften, Leipzig, heraus: »Menschen mögen Musik mit überraschenden Elementen. Entscheidend für das musikalische Vergnügen ist dabei jedoch auch eine gewisse Erwartbarkeit. So enthüllen Experimente: Nur wenn Zuhörer relativ gut einschätzen können, welcher Akkord wahrscheinlich als nächstes kommt, empfinden sie einen Überraschungseffekt als angenehm. Sind sie dagegen unsicher bei ihrer Vorhersage, kommen weniger überraschende Akkorde besser an.« Sind Howard Carpendales Songs also mit überraschenden Elementen versehen und bieten dennoch auch vorhersehbare Klangerlebnisse?
musikwissen schaftlichen Untersuchung des Künstlers Poxymedon an der Universität Köln, zeichnet sich ein Popsong und damit die Erwartungshaltung der Zuhörenden meist aus durch:
> einfache Musikbausteine mit Wiederholungen (2 Strophen + Refrains)
> Tonalität im Dur- oder Moll-Bereich
> Melodik mit Phrasenwiederholungen und kleinerem Tonumfang
> Harmonik ohne viele Wechsel mit erwartbaren Wendungen
> Gesang ohne Vibrato
> Rhythmen im 3/4- oder 4/4-Takt
> Songtexte über menschliche Emotionen, verständlich mit bekanntem Wortschatz
Hello
again
Du, ich möchte dich heut noch sehen, Ich will dir gegenüberstehen, Viel zu lang war die Zeit.
Uh uh uh, uuh, ich sag nur: Hello again
Uh uh uh, uuh.
Ein Jahr lang war ich ohne dich, Ich brauchte diese Zeit für mich.
Kann sein, dass ich ein andrer bin, Als der, der damals von dir ging.
Knöpfen wir uns daraufhin mal Carpendales »Hello Again« von 1984 vor! All die genannten Dinge treffen zunächst zu: simple Melodiebögen mit Wiederholungen, Durtonalität, 4/4-Takt, vorhersehbare harmonische Wechsel, es geht um die Gefühle beim Wiedersehen nach langer Zeit. Der Aufbau lässt sich so beschreiben:
> Intro mit kurzem Refrain-Teil
> Strophe 1
> Refrain
> Strophe 2
> Refrain
Und da ist sie: eine Überraschung! Der Song beginnt nämlich viel langsamer und noch ohne Beat, ohne vorgegebenen Takt mit der frei von Howard Carpendale vorgetragenen Melodie des Refrains über einem liegenden Akkord mit kleinen Klang-Farbtupfern. Dann bricht, sich steigernd, das Schlagzeug los und der Song startet mit einem kleinen ersten Höhepunkt: einem kleinen Vorgeschmack auf den Refrain, der aber noch nicht vollständig erklingt, denn danach folgt die erste Strophe. Wir erleben also direkt zu Beginn eine kleine Überraschung, steigen so in die Emotion des sehnsuchtsvollen und reflektierten Wiedersehens eines lyrischen Ichs ein, können mitfiebern, wie es weitergeht, uns musikalisch aber zurücklehnen und uns auf das Erwartbare freuen. Übrigens steckt die Überraschung
schon in der Entstehungsgeschichte des Songs: Angeblich sollte der Song ursprünglich »Alone Again« heißen, doch verstand seine damalige Frau beim Vortrag »Hello Again« und fand diese
Aussage noch viel passender dafür, dass sich zwei Menschen ein Jahr nicht gesehen haben. Carpendale nahm den Vorschlag an.
Gut für den Erfolg des Songs und für unser gleichnamiges Musical, in dem Songs wie dieser dank des Komponisten und Arrangeurs Marian Lux dazu noch in einer voll orchestrierten Version vom Orchester des Musikalischen Komödie erklingen werden.
»Die Songs von Howard Carpendale besitzen textlich einen sehr großen Tiefgang, der Menschen im Innersten anrührt. Seine Melodien sind nicht weniger eindrucksvoll und bleiben im Ohr. So sind sowohl Text und Musik zeitlos und werden in einem neuen musikalischen Gewand zu hören sein.«
Marian Lux
Auch wenn Sie Songs also schon im Schlaf mitsingen können, lohnt es sich, nochmal genauer hinzuhören, und erwartet Sie mit dem neuen Orchesterklang, der Auswahl der Songs und der von Thomas Hermanns dazu neuerfundenen Geschichte also eine Überraschung!
Howard Carpendale Marian LuxWachsende Erinnerungen an
künstlerische Prozesse
Für »Giselle« kooperiert Mario Schröder erstmals mit dem Vokalensemble Sjaella. Der Austausch und die Verbundenheit mit Menschen prägt die Arbeiten von Mario Schröder nachhaltig. Während die Erinnerungen von Sjaella noch ganz frisch sind, blicken andere Wegbegleiter auf viele Jahre der Zusammenarbeit zurück.
Das erste Stück, das ich von Mario sah, war »Mörderballaden« und ich wusste sofort, dass ich mit ihm arbeiten wollte. In diesem Stück steckte eine rohe Energie, die mich ansprach und ich fand es einfach unglaublich cool. Mario taucht mit Leib und Seele in seine Arbeit ein und reißt einen mit. Seine Hingabe und Entschlossenheit haben mich inspiriert, und bei der Arbeit mit ihm habe ich gelernt, dass ich viel mehr erreichen kann, als ich für möglich gehalten hätte.
Es gab immer ein Gefühl der Unterstützung und Geduld bei der Arbeit im Studio und auf der Bühne. Selbst wenn das Stück noch nicht so weit war, wie es sein sollte, gab es den Glauben, dass wir es schaffen würden. In meiner Zeit in Leipzig mit Mario hatte ich viel Raum, um als Person, als Tänzer und als Choreograph zu wachsen. Ohne ihn wäre ich heute nicht da, wo ich bin, und dafür bin ich ihm dankbar.
Emil Wedervang Bruland tanzte ein Jahrzehnt unter der Leitung von Mario Schröder. Erst in Kiel, dann beim Leipziger Ballett. Seit der Spielzeit 2020/21 ist er Ballettdirektor und Choreograph am Schleswig-Holsteinischen Landestheater.
Unsere Zusammenarbeit waren intensive und erfolgreiche 23 Jahre. Von Würzburg über Kiel und schlussendlich Leipzig, hat mir Mario die Karriere als erster Ballettmeister an der Oper Leipzig ermöglicht. Unsere Zusammenarbeit war für mich immer bereichernd, auch wenn wir manchmal wie ein altes Ehepaar durch Höhen und Tiefen gegangen sind. Wir haben die Karriere »hinter der Bühne« gemeinsam gestartet, 1999, und ich bin sehr dankbar für diese vielen Jahre.
Roman Slomsk i war bis Ende der Spielzeit 2021/22 erster Ballettmeister für das Leipziger Ballett.
Mario habe ich das erste Mal als Choreograph erlebt, da habe ich selbst noch in Gera getanzt. »The Wall« hat mich tief beeindruckt. So eine Arbeit habe ich noch nie erlebt: er war vorbereitet, alles war klipp und klar, und trotzdem waren da Spielräume, er hat sich auf die Tänzer eingelassen. Jahre später habe ich mich bei ihm beworben, weil ich Teil dieser Arbeit sein wollte. Mario ist sehr produktiv; so viele Ballette zu kreieren, ist anspruchsvoll. Er wusste immer, was er aussagen wollte und was er im Ballettsaal dafür von der Company verlangen musste. Auch wenn mir der Weg zu Beginn manchmal rätselhaft war.
Valentin Vassilev war bis Ende der Spielzeit 2021/22 Ballettmeister für das Leipziger Ballett.
Ich habe immer sehr gern mit Mario gearbeitet –schlussendlich waren es 21 Jahre, ich war einer seiner ersten Tänzer. Er ist ein außergewöhnlicher Künstler und immer fokussiert, unsere Zusammenarbeit auf Augenhöhe. Er liebt es am Detail zu arbeiten, fordert dadurch uns und sich selbst. Seine Stücke sind oft sehr berührend, emotional durchdringend. Die Arbeit mit ihm war immer sehr intensiv und oft habe ich dabei meine Grenzen ausgelotet. Sein Vertrauen in mich und meine Arbeit haben mich als Künstler geprägt. Wir sind in den Jahren durch viele gute und auch weniger gute Zeiten gegangen, was nicht nur unsere Arbeit, sondern auch unsere Freundschaft prägte. Es ist unüblich, so lange mit einem Choreographen zu arbeiten, aber uns beide hat irgendetwas miteinander verbunden, sodass wir nur schwer voneinander loslassen konnten. Das ist wohl auch der Grund, dass ich noch bis 44 getanzt habe. Mario kreiert immer, ich denke, er kann auch gar nicht anders. Durch das Choreographieren konnte er Tänzer bleiben. Wenn man ihn im Saal arbeiten sieht, weiß man, was ich meine. Seine Energie ist ansteckend. Oliver Preiß ist freier Choreograph und tanzte über 20 Jahre in Arbeiten von Mario Schröder, zunächst in Kiel, ab der Spielzeit 2010/11 am Leipziger Ballett.
.. Und was erzählt Mario Schröder selbst über seinen Arbeitsprozess?
Was wir auf der Bühne machen, zeigt unsere Sicht auf die Welt und die Gesellschaft, in der wir uns bewegen. Wir sind das, was wir sind, aus dem Leben heraus. Ich könnte nicht arbeiten, wenn ich nicht frei wäre. Freiheit ist aber nicht dasselbe wie Chaos – sie zeigt sich in den Räumen innerhalb von Strukturen und Rahmen. Obwohl ich mit einer klaren Vorstellung und gut vorbereitet ins Studio gehe, entscheide ich vieles instinktiv. Ich weiß genau, wie die Bewegung aussehen soll. Ich weiß aber nicht, ob sie auch wirklich so instinktiv ausgeführt werden kann, bis ich die Tänzer vor mir habe. Deshalb ist beim Kreieren der Dialog mit den Künstlern so wichtig.
Ich erinnere mich noch an die ersten Gespräche, die wir mit Mario hatten. Da war noch gar nicht ganz klar, dass wir »Giselle« machen würden. Das waren stundenlange, inspirierende Abende, an denen über das Leben gesprochen wurde, über alles, was uns bewegt. Als dann die Nachricht kam, dass Mario »Giselle« machen möchte, war das erstmal eine Überforderung. Aber wir haben uns darauf eingelassen und mittlerweile denke ich, dass die Vorarbeit die Wichtigste war, weil sie die Grundlage bildet, wie wir das Stück zu unserem eigenen machen konnten. Viola Blache ist Teil des Vokalensembles Sjaella. Die sechs Sängerinnen des Ensembles sind in der aktuellen Produktion »Giselle« nicht nur zu hören, sondern auch auf der Bühne zu sehen.
Verbundenheit
SCHNAPP SCHUSS
SCHUSS
Herzensprojekt »In mir
singt ein Lied«. Sängerin und Pädagogin Maartje
de
Lint (im Bild rechts)
leitet seit 2018 Mitsingkonzerte für Menschen mit Demenz und ihre Angehörigen im Opernhaus. Viele unserer Kolleginnen und Kollegen nehmen regelmäßig teil und sind Zeugen der zu Herzen gehenden Momente, in der gemeinsames Singen Verbindungen und Lebensfreude schafft. Im Sommer 2024 erscheint ein Buch von Maartje de Lint und Friederike Pank: »Singen bei Demenz« im Springer Verlag.
NACHGEFRAGT
INWIEWEIT STEHT DAS HERZ IM FOKUS DES » HEALTH DEPARTMENT « DES LEIPZIGER BALLETTS?
Das Herz tanzt mit . Bühnentänzer*innen sind die Spitzenathlet*innen unter den darstellenden Künstler*innen. Um professionell tanzen und sich künstlerisch entfalten zu können, bedarf es eines gesunden und leistungsfähigen Körpers. Dabei kommt dem Herzen als sogenanntem »Lebensmotor« eine besondere Rolle zu.
Es ist der fleißigste Muskel unseres Körpers, der alle Organsysteme mit Sauerstoff und Nährstoffen über den Blutkreislauf versorgt, und zugleich ein hochsensibler Sensor für Stress und psychische Belastungen, durch die das Herz nachweislich geschädigt werden kann. Deshalb stehen den Tänzer*innen des Leipziger Balletts ein regelmäßiges Screening-Angebot ihrer mentalen Gesundheit, Unterstützung und Beratung durch Psycholog*innen und Mental Health Coaches sowie Check-ups ihrer kardio-pulmonalen Leistungsfähigkeit zur Verfügung.
Für letzteres kooperiert das Leipziger Ballett mit dem Team der Sportkardiologie des Universitätsklinikums Leipzig. Insbesondere nach Infekten mit potentiell kardiotropen Viren, wie bspw. Influenzaviren oder dem SARS-CoV2Virus, ist es wichtig die Tänzer*innen sicher wieder in die Spitzenbelastungen in Training und Proben zurückzuführen. Neben der ärztlichen Begleitung stehen den Tänzer*innen dafür im Ballettsaal auch Brustgurte zur Verfügung, um ihre Herzfrequenz während des Trainings beobachten und ihre Belastung selbst steuern zu können.
Dr. Anja Hauschild Ärztliche Leitung Health Program
EIN HERZ FÜR LERCHEN
TEXT: DR. IN k EN m EENTS
Die Lerche. Ein kleiner putziger Singvogel, dessen hoher Gesang melodievollbeherzt aus ihm geradezu herausplatzt. Doch in Leipzig verbinden wir mit der Lerche daneben etwas anderes: Die Leipziger Lerche als Gebäckspezialität. Wer jetzt denkt: lecker – halt! Dazu kommen wir noch, denn ganz so lecker ist die Geschichte leider anfangs nicht. Viele Lerchen-Herzchen hörten hierbei nämlich auf zu schlagen. Doch – Spoiler –es gibt ein Happy End! Aber zurück zum Anfang:
Seit dem Mittelalter wurden Lerchen von Menschen gefangen und verzehrt. Sie galten als Delikatesse. Besonders im 18. und 19. Jahrhundert waren sie dann als herzhafter Snack in Pasteten-Form beliebt. Doch wie so oft in der Geschichte der Menschheit: Überjagung führte dazu, dass zu viele dieser wunderbaren Vögel ihr Leben ließen. Tierschutzvereine forderten ein Jagdverbot.
1876 verbot der sächsische König Albert offiziell die Jagd auf die Tierchen. Es wird vermutet, dass es einen Zusammenhang zwischen diesem Verbot und dem Auftauchen der Lerchen als süßes Gebäck gefüllt mit Marzipan gibt: Die Geburtsstunde der vegetarischen Leipziger Lerche mit rotem Marmeladenherz! Das Kreuz über dem Mürbeteig erinnert dabei übrigens an die Bänder, mit denen einst auch die gefüllten Tiere zugebunden waren …
Wie wir heute wissen, hört das Tierleid bei dieser Lösung mit Kuhmilch und Eiern im Teig leider noch nicht vollkommen auf. Inzwischen gibt es allerdings seit einigen Jahren auch eine Variante ganz ohne Tierquälerei: In Leipzig bietet die Bäckerei Brotgefuehle am Brühl 6 vegane Leipziger Lerchen oder auch
»L(a)erchen« an, die nicht nur lecker, sondern dazu auch noch glutenfrei und mit weniger ungesundem Zucker zubereitet sind. Lerchen für wirklich alle! Damit ist die Leipziger Lerche eindeutig im 21. Jahrhundert angekommen.
Die Leipziger Lerchen von Brotgefuehle zeichnet zudem noch ein weiteres, dazu passendes Alleinstellungsmerkmal aus: Sie ziert ein kleines rotes Herz, was sie auch als Mitbringsel aus Leipzig sehr dekorativ aussehen lässt. Eike Schuster, der Geschäftsführer von Brotgefuehle, verrät, wie es dazu kam:
»Das rote Herz war ursprünglich eine Idee zum Valentinstag, welche so gut ankam, dass wir das Herz dauerhaft beibehalten haben. Da wir die einzige Bäckerei in Leipzig sind, deren Lerchen glutenfrei, vegan und in Bioqualität sind, sind unsere Lerchen mit rotem Herz unverwechselbar. Sozusagen beherzte Lerchen aus Leipzig, gluten- und weizenfrei, bio und vegan.«
»Vom kleinen Braten zum Kleingebäck«, von der Menschen- zur Tierliebe ohne Einbüßen eines Leckerbissens. Da geht die Liebe doch gleich noch besser durch den Magen und Leipzig hat so wahrlich ein Herz für Lerchen und andere lebende Wesen!
VEGANE LERCHEN SELBST BACKEN
Wer es zu Hause mal selbst ausprobieren möchte, kann sich an diesem Rezept der Albert Schweitzer Stiftung probieren:
ZUTATEN
Für den Teig:
100 g Mehl
0,5 TL Backpulver
40 g Zucker
1 Prise Salz
40 g feste Pflanzenmargarine
1,5 TL Wasser
Für die Füllung:
130 g Marzipan
1 Prise Salz
35 g feste Pflanzenmargarine
60 ml Pflanzenmilch
1 EL Kirschwasser
(alternativ: Amaretto oder Rum)
30 g Mehl
6 TL Marmelade nach Wahl
ZUBEREITUNG
Für den Teig:
– Alle Zutaten für den Teig in eine Schüssel geben und gut verkneten.
– Den Ofen auf 180 Grad Ober-/Unterhitze vorheizen.
– Den Teig vorsichtig ausrollen. (Tipp: Sie können den Teig zwischen zwei Blättern Backpapier ausrollen, damit dieser nicht an der Arbeitsfläche festklebt.) 6 Kreise ausstechen, 6 Formen einer Muffinform einfetten und die Teigkreise in die Formen drücken. Den restlichen Teig beiseitelegen.
Für die Füllung:
– Margarine, Salz, Pflanzenmilch, Marzipan und Kirschwasser mixen, bis eine einheitliche Masse entsteht und danach das Mehl mit einkneten.
– Je einen TL Marmelade dünn in den Teigförmchen verteilen und die vorbereitete Füllung daraufgeben.
– Den restlichen Teig nochmals ausrollen und in 1 cm breite Streifen schneiden. Je zwei Streifen auf jedem Gebäck drapieren, sodass ein Kreuz entsteht, und die Streifen an den Rändern andrücken.
– Die Küchlein in den Ofen schieben und für ca. 20 Minuten backen, bis sie goldbraun sind.
– Sie lassen sich am besten aus der Form holen, wenn sie komplett abgekühlt sind.
Quelle: Vegan Taste Week, https://vegan-taste-week.de/vegane -rezepte/leipziger-lerchen
Unterwegs mit Anna Jo
MINI ME
Meine Tochter liebt es, ihr BallettTrikot zu tragen und mag ihre Haare am liebsten hochgesteckt. Sie ist das schönste Kunstwerk, das ich mir vorstellen kann. Seit sie geboren ist, hat sich der Schwerpunkt in meinem Leben verschoben und die vorher wichtigsten Dinge sind nicht mehr alles. Ich fühle mich am allerbesten, wenn ich mit meiner kleinen Familie im Garten bin oder wenn wir drei kuscheln, bevor sie ins Bett geht.
BESTE FREUNDE!
Sie reden in ihrer jeweils eigenen Sprache und verstehen einander sehr gut. Die Sonne gibt uns ihre Energie umsonst und die Liebe zum Draußen ist unkompliziert, wie die Liebe zwischen mir und meiner Tochter.
ATMEN
Es gibt kleine Erhebungen in Leipzig und manchmal gehe ich dorthin, um einfach nur zu atmen. Alles bleibt wie es ist. Ich fühle mich glücklich mit meinem Leben. Viele Dinge haben sich verändert, aber die Unterstützung meiner Leipziger Ballett Company ist eine Konstante. Ich bin nach zwei Jahren
Auszeit zurückgekehrt und trotz anfänglicher Sorgen respektiert meine Familie meine Entscheidung.
BALLETT, BALLETT!
Meine Tochter hält während des Trainings gern meine Hand und das ist gut für meine Core-Muskulatur! Ich tanze zuhause viel zu unterschiedlicher Musik mit ihr. Wann immer sie klassische Musik hört, ruft sie »Ballett, Ballett!« Dann schließt sie die Augen und macht nach, wie ich tanze.
HAPPY MUMMY
Ich sehe hier schön und sehr glücklich aus, wie ich einfach dieses kostbare kleine Geschöpf ansehe.
BEGEGNUNG
Wenn sie traurig oder aufgeregt ist, beruhigt sie der Schnuller. Generell ist sie aber von Leuten und von einer belebten Umgebung fasziniert. Jetzt ist sie schon größer und man kann mit ihr gut in ein Restaurant gehen. Sie liebt das.
COMPANY!
Nach der Vorstellung: mit meinen geliebten Kollegen und Kolleginnen auf der Bühne. Wenn ich in der Oper ankomme, fühle ich eine Mischung aus Stress und Erleichterung – die halbe Arbeit, also für meine Tochter sorgen, ist ja dann schon getan, aber trotzdem mache ich mir Sorgen, dass alles richtig abläuft. Arbeit fühlt sich dagegen fast unkompliziert an. Ich freue mich so, dass ich wieder als Tänzerin arbeiten kann!
ZUR PERSON
Anna Jo stammt aus Südkorea und absolvierte in Seoul ihre Tanzausbildung. Nach einem Engagement am Anhaltischen Theater Dessau ist sie seit der Spielzeit 2013/14 Ensemblemitglied am Leipziger Ballett. Neben zahlreichen solistischen Partien, war sie u.a. als Zuckerfee und Schneekönigin in »Der Nussknacker«, als weißer Schwan in »Schwanensee« oder als Erzählerin in »Johannes-Passion« zu sehen.
LEIPZIG TANZT! ENTDECKEN
Ende Juni heißt es »Leipzig tanzt!«. Das Leipziger Ballett lädt ein, die Kunstform Ballett in all ihren Facetten zu erleben, bewegt zu sein, sich zu bewegen und in den Diskurs zu treten, was Ballett war, ist und sein kann.
F r. 21. 06. 24
PEER GYNT*
Edward Clug / Edvard Grieg
Slowenisches Nationalballett
Maribor | 19:30, Opernhaus
Sa. 22. 06. 24
TANZ MIT
Workshop Angebot
Basics Of Ballet
Ab 10:00, Opernhaus | Kostenfreies Angebot
PEER GYNT*
Edward Clug / Edvard Grieg
Slowenisches Nationalballett
Maribor | 15:00, Opernhaus
SELECTIVE BREEDING
Pablo Girolami / Live Dj-Set von Vermouth Gassosa
Ivona | 19:00, Musikalische Komödie
So. 23. 06. 24
#PANEL
Kunst-Form-Tanz
11:00, Konzertfoyer Opernhaus | Kostenfreies Angebot
TANZ MIT
Workshop Angebot Selective Breeding
12:00 Musikalische Komödie | Kostenfreies Angebot
SELECTIVE BREEDING
Pablo Girolami / Live Dj-Set von Vermouth Gassosa
Ivona | 15:00, Musikalische Komödie
PETER I. TSCHAIKOWSKI*
Cayetano Soto / Peter I. Tschaikowski
Leipziger Ballett | 17:00, Opernhaus
Mo. 24. 06. 24
SULLE SPONDE DEL LAGO
Forward Dance Company | 19:30, Lofft – Das Theater
Di. 25. 06. 24
SULLE SPONDE DEL LAGO
Forward Dance Company | 19:30 Uhr, Lofft – Das Theater
KLANG.KÖRPER.VISIONEN
Mi. 26. 06. 24
JUNGLE BOOK
REIMAGINED
Akram Khan
Akram Khan Company | 19:30, Opernhaus
Do. 2 7. 06. 24
KLANG.KÖRPER.VISIONEN
Ballett der Musikalischen Komödie | 20:30, Kunstkraftwerk Leipzig
MORGEN LEIPZIG! DER ZUKUNFTSTALK
19:00, Opernhaus
Fr. 28. 06. 24
GALA*
Maurice Bejart, Uwe Scholz, Mario Schröder u. a. / Gustav Mahler, Wolfgang A. Mozart, Robert Schumann u. a.
Mit internationalen Ballettstars und dem Leipziger Ballett | 19:30, Opernhaus | Moderation Friederike Lampert
Sa. 29. 06. 24
#PANEL
Zukunft Tanz
11:00, Opernhaus | Kostenfreies Angebot
GISELLE*
Das gesamte Rahmenprogramm sowie alle Informationen zum Festival finden Sie hier:
Ballett der Musikalischen Komödie | 20:30, Kunstkraftwerk Leipzig
Mario Schröder / Adolphe Adam, Sjaella u. a.
Leipziger Ballett | 19:00, Opernhaus
TANZ IN DIE NACHT
House Of Brownies
22:00, Institut für Zukunft
Du kannst gut Entscheidungen treffen.
Du bist sehr ehrgeizig, strebsam und setzt dich für ein besseres Leben ein. Nein
Nein
Du bist immer für ein Abenteuer zu haben.
Aber du wünscht dir sehnlichst Frieden und Freiheit auf der Welt.
Dafür bist du sehr feinfühlig.
WAS IST DEINE HERZENSFIGUR?
Welcher der Figuren aus unseren Stücken der nächsten Spielzeit ähneln Sie am meisten? Sind Sie aufopferungsvoll wie die Mond prinzessin, mutig wie Amadis oder zielstrebig wie Evita? Machen Sie den Test !
RO m EO
»Romeo und Julia«
Und dazu bist du besonders spielfreudig.
Du wirst von vielen Männern verehrt.
CORINNA
»Pique Dame«
»Die Reise nach Reims«
Dafür bist du politisch aktiv.
Aber du bist tapfer und mutig.
Dafür bist du aufopferungsvoll.
Du setzt dich vor allem für die ganze Welt ein.
k AGUYA
»Die Mondprinzessin«
Dafür aber für andere Menschen.
Stattdessen dreht sich deine Aufopferung eher um Liebschaften.
AMADIS
aus »Amadis, der Ritter«
Amadis ist tapfer, noch sehr jung und weiß nicht, woher er kommt. Sein Rittertum hat er sich auf langen Irrfahrten erworben und schließlich Oriane befreit.
NORMA
aus »Norma«
EVA PERÓN
aus »Evita«
Eva Perón ist eine Kämpfernatur! Sie gelangte im Jugendalter in die Großstadt und nutzte ihre Stimme gegen Armut und für das argentinische Volk. Sie schaffte es so vom Dorfmädchen bis zur First Lady Argentiniens.
CHE
HANNA
»Hello! Again?«
NOR m A
»Norma«
Dafür hinterfragst du, was in unserer Gesellschaft »normal« ist.
HELENA
»Ein wenig Farbe«
HER m ANN
»Pique Dame«
Aber du richtest dich stark nach der öffentlichen Meinung.
CHE
»Evita«
HANNA
»Hello! Again?«
ORPHEUS
»Orpheus aus der Unterwelt«
Norma ist Priesterin und hat ein Keuschheitsgelübde abgelegt. Sie führt aber eine Beziehung mit Pollione und sie haben zwei Kinder, von denen niemand weiß. Er betrügt sie, aber sie ist bereit, für ihn in den Tod zu gehen.
CORINNA
aus »Die Reise nach Reims«
Corinna ist Improvisationskünstlerin und wird von allen begehrt. In einem Gasthaus, wo keine Pferde zu bekommen sind, um nach Reims zu fahren, richtet man stattdessen ein Festbankett aus, bei dem Corinna musikalisch brilliert.
HERMANN
aus »Pique Dame«
Hermann ist ein junger Offizier, der den sozialen Aufstieg schaffen möchte, aber besessen vom Glücksspiel ist. Er setzt alles aufs Spielen, gerät dadurch aber in einen gefährlichen Strudel aus Leidenschaft, Eifersucht und Wahnsinn.
ROMEO
aus »Romeo und Julia«
Romeo ist jung, impulsiv und von Emotion getrieben. Seine romantische Natur treibt ihn zu überstürzten Handlungen –mit tragischen Konsequenzen.
aus »Evita«
Che ist ein kritischer Beobachter der argentinischen Politik und verfolgt schaulustig den Aufstieg und Fall von Eva Perón. Die Meinungen und Gefühle anderer sind ihm dabei egal.
KAGUYA
aus »Die Mondprinzessin«
Eine überirdische Schönheit, die die Aufmerksamkeit aller auf sich zieht. Trotz ihrer Zartheit und Anmut verbirgt sie jedoch ein tiefes Geheimnis und eine Sehnsucht nach ihrer Heimat.
HANNA
aus »Hello! Again?«
Hanna hat zwei Liebesanwärter und muss eine Entscheidung treffen: Herz oder Verstand?
HELENA
aus »Ein wenig Farbe«
Alle sehen sie als Klaus, der ein scheinbar »normales« Leben führt. Doch irgendwann traut sich Helena, ihr wahres Ich zu offenbaren. Der Weg in die eigene Freiheit ist nicht einfach, aber unumgänglich für Helenas Glück.
ORPHEUS
aus »Orpheus in der Unterwelt«
Orpheus ist Geigenvirtuose und Musiklehrer, der seine Frau Eurydike betrügt, weil sich das Ehepaar auseinandergelebt hat. Nur die öffentliche Meinunng kann ihn dazu bringen, die in die Unterwelt entführte Eurydike zu retten.
In der Spielzeit 2025/26 wird es zu einer spektakulären Uraufführung an der Oper Leipzig kommen: »COMING UP FOR AIR« – ein Roman, ein Libretto und bald eine Oper! Und schon heute werfen wir einen Blick voraus und lernen die drei kreativen Köpfe hinter der Uraufführung kennen.
Fünf Fragen …
AN AUTORIN SARAH LEIPCIGERHat das Thema des Romans Sie gefunden oder war es anders herum?
Zum ersten Mal hörte ich von »L’Inconnue de la Seine« (»Die Unbekannte aus der Seine«) in einem amerikanischen Podcast, den ich immer schon sehr mochte, Radiolab. Die Geschichte der Entstehung der Wiederbelebungs-Puppe hat mich angezogen – und die Idee, dass ihr Gesicht einer Frau nachgebildet ist, die (möglicherweise) ertrank. Ich bin nur eine in einer langen Reihe von Schriftstellerinnen und Schriftstellern (darunter viel bessere als ich), die es einfach gewagt haben, dieser Unbekannten eine Stimme zu verleihen, aber ich hoffe, dass meine Version eine ist, die ihr gefiele.
Wie war der Schreibprozess – die Erfahrung, mit so vielen verschiedenen Persönlichkeiten, Schicksalen und Zeitperioden zusammenzuleben? Es fühlte sich manchmal ein wenig überwältigend an, so viele Stimmen im Zaum zu halten, die so eine Spanne von Zeitrahmen und Schauplätzen bevöl kerten. Das ist, glaube ich, der Grund, warum ich die Geschichten der verschiedenen Personen alle in unterschiedlichen Erzählstilen verfasst habe. Pieter redet mit seinem Sohn, Bear. Anouk, die ihre Verbindung zu Pieter und L’Inconnue nicht kennt, schreibt die Geschichten anderer auf, und L’Inconnue spricht mit uns allen.
Können Sie den Roman in ein paar Gedanken, Begriffen und Sätzen zusammenfassen?
Schwierigste Frage überhaupt! Es ist ein Roman, der von Geschichtenerzählern handelt, die über Zeit und Entfernung
hinweg durch ein zentrales Artefakt verbunden sind: die Totenmaske von L’Inconnue. Es ist eine Geschichte, die jeweils mit einem einzelnen Atemzug beginnt und endet und dabei Themen wie Liebe, Missverständnisse, die Kreativität im Schatten der Trauer und den Lebenszyklus beinhaltet.
Als Sie hörten, dass die Oper Leipzig beabsichtigt, eine Oper aus Ihrem Roman zu machen, was waren da Ihre ersten Gedanken?
Mein erster Gedanke: Wie um alles in der Welt kann das funktionieren? Ich weiß nichts über Oper und generell sehr wenig über Theater, also, wenn ich wirklich ehrlich bin, kann ich mir unmöglich vorstellen, wie das aussehen wird. Es ist ein unerwartetes und unglaubliches Privileg für jede Autorin oder jeden Autor, in Erwartung dessen zu sein, was so viele talentierte Kunstschaffende kreieren und umsetzen werden, aus dieser bescheidenen Ansammlung von Worten, die ich zu Papier gebracht habe.
Eine Person oder ein Satz aus dem Roman, die oder der Ihnen gegenwärtig geblieben ist?
Vielleicht die erste Zeile: »So bin ich ertrunken«. Je mehr ich schreibe, desto mehr versuche ich, die Grenzen dessen, was ich kann und mit dem ich mich vertraut fühle, zu verschieben. Eine Geschichte aus der Perspektive einer verstorbenen Person zu schreiben, war zur Zeit des Schreibens (vor vielen Jahren) für mich ein bisschen experimentell. Nicht gerade bahnbrechend, aber für mich war es ein Entwicklungssprung. Es ist eine Erinnerung daran, dass ich weiterhin experimentieren muss, dass es mir Spaß machen muss und dass mein Schreiben lebendig bleiben muss.
ZUR PERSON
Die in Kanada geborene Sarah Leipciger lebt mit ihren Kindern in London, wo sie neben ihrer schriftstellerischen Tätigkeit an verschiedenen Universitäten und an Volkshochschulen kreatives Schreiben unterrichtet. Sie ist auch die Autorin von »Der Berg kann warten« (2015) und »Mondstraße« (2024).
Drei Fragen …
AN LIBRETTISTINDer Roman hat 348 Seiten. Wie nähert man sich als Librettistin an?
Um »Coming up for Air« aus der Welt des Buches in die der Oper zu übertragen, musste ich wunderbare Details im Text loslassen und den Reichtum der Ideen, Charaktere und Handlung zu einer Welt formen, die auf der Bühne dargestellt werden kann. Dabei ging es zunächst darum, ein Verständnis der Hauptfiguren zu entwickeln und die Erzählreisen zu planen, die sie jeweils durchlaufen. Anschließend baute ich diese Er zählungen, ihre unterschiedlichen Epochen und Geographien zu einem schlüssigen visuellen und emotionalen Bogen zusammen und fühlte mich verpflichtet, dem Kern des Romans treu zu sein. Die größte Herausforderung bestand darin, die Opernkonvention des Chors bei der Adaptation vom Buch zur Bühne zu nutzen. Ich habe eine Lösung ge funden, die den Chor zu einem integralen Bestandteil der Atmos phäre des Stückes macht. Mehr sage ich vorerst nicht!
Wie sah die weitere Arbeit aus, bevor Sie das Libretto in die Hände von Komponist Bernd Franke geben konnten?
Bevor ich Bernd überhaupt traf, habe ich viele Stunden damit verbracht, seine Musik zu hören, um ein Gefühl dafür zu bekommen, welche Art von Text ihn ansprechen würde. Während unserer Zusammenarbeit sagte er mehr als einmal: »Der Roman ist der Roman – wir müssen
ihn hinter uns lassen.« Er hatte Recht –meine Aufgabe als Librettistin bestand darin, die Essenz des Buchs in eine skelettierte, aber doch starke Struktur zu destillieren, durch die Bernd ein völlig neues Werk schaffen konnte. Es war ein angenehmer und fruchtbarer Prozess. Zunächst besprachen wir Charakternotizen und die Chronologie wichtiger Ereignisse, aus denen ich einen ersten Entwurf zusammenstellen konnte. Dann haben wir viel ausführlicher darüber gesprochen, was für die Erzählung wesentlich ist, was weggelassen werden könnte und was der spirituelle Kern des Stücks ist. Der Roman enthält sehr betörende Passagen poetischer Ausführungen, die für Bernds erstes Interesse an dem Stoff verantwortlich waren. Meine Herausforderung im endgültigen Entwurf bestand darin, einen Text bereitzustellen, der ihn zum Verfassen von musikalischer Poesie und auch gesungenem Drama inspirierte.
Eine Figur, ein Satz aus dem Roman, die /der Sie seitdem nicht mehr verlässt?
Dieser Ausschnitt ist von zentraler Bedeutung für den emotionalen Verlauf des Romans:
»Wo du bist, denke ich, ist es wie ein Fluss, und du bist die Strömung. Und sehr oft kriechen wir – du, ich, alle – aus der Strömung heraus und leben unser Leben. Dieses Leben mag reich und lang sein oder es kann langweilig sein. Es kann ein Desaster sein – es ist ein Glücksspiel. Aber die einzige Gewissheit ist, dass es enden wird, und wenn es endet, findest du dich wieder im Fluss. Der Fluss ist Leben und Tod zugleich.«
ZUR PERSON
Jessica Walker ist Sängerin, Autorin und Wissenschaftlerin. Ihr Fokus liegt auf der Konzeption und Darbietung genreübergreifender Werke. Egal ob in der Oper, Neuer Musik oder im Theater, ihre Kooperationen führten sie vom Barbican in London zum »Adelaide Festival« in Australien und zum »Brits Off Broadway« Festival in New York, wo ihre Stücke bereits dreimal die Top-Empfehlung der Kritikerinnen und Kritiker der »New York Times« waren.
Vier Fragen …
AN k O m PONIST BERND FRAN k E
Können Sie uns mitnehmen – von den ersten Gesprächen zur Neukomposition bis heute?
Anfang 2020 fragte mich Tobias Wolff an, ob ich Interesse hätte, für die Oper Leipzig ein neues Werk zu komponieren. Nach einer längeren Phase des Suchens und Austauschens, nach dem Lesen etlicher Bücher und einer intensiven Recherche empfahl mir Hella Bartnig, eine befreundete Kollegin, das Buch »Coming up for Air« der kanadischen Schriftstellerin Sarah Leipciger, was mich sofort begeisterte. In der nächsten Phase wurde eine Librettistin / ein Librettist gesucht und mit der Londonerin Jessica Walker auch gefunden. Dann gab es mehrere Arbeits treffen mit Jessica hier in Leipzig, aber natürlich auch intensive Kommunikation per E-Mail und Zoom. Seit dem Sommer 2023 ist das Libretto fertig und ich arbeite an dem Stück, das be deutet konkret: dra maturgische Arbeit, grundlegende Ent scheidungen treffen für die musikalisch-kompo sitorischen Strukturen, ausführliche Beschäftigung mit den drei Handlungen und Zeitebenen, auch immer wieder mit dem Libretto und den Personen, besonders den Hauptfiguren, vom Groben immer mehr ins Detail gehend und verfeinernd.
Wie sieht Ihre tägliche Beschäftigung mit dem Werk aus?
Ganz unterschiedlich. Im Sommer war es grundlegende Recherche und Material sammeln, sich über die
Strukturen Gedanken machen, im Prinzip einen »Fahrplan« erstellen. Derzeit arbeite ich chronologisch und gehe von Szene zu Szene weiter, erst mit einer groben Skizze, dann wird die Struktur immer mehr verfeinert. Bei mir muss alles erst im Kopf (und Bauch) vorhanden sein, ich höre mir die Musik immer wieder innerlich an, arbeite nicht am Klavier. Am Anfang sind die Strukturen noch undeutlich, aber nach einer Weile höre ich das ziemlich klar in mir. Die Szenen stelle ich mir natürlich auch vor und versuche, die Hauptfiguren immer besser kennenzulernen, mit ihnen quasi zu leben, Empathie zu entwickeln für sie und ihr Leben.
Was inspiriert Sie bei Ihrem Schaffen? Generell gibt es sehr viele und unterschiedlichste Einspeisungen. Die stärksten Inspirationsquellen in den letzten Jahren und Jahrzehnten waren eindeutig
Reisen, besonders nach Südostasien, nach Japan, In donesien, Taiwan, aber auch nach Afrika. Dann natürlich Begegnungen mit Menschen aus aller Welt, Naturerlebnisse, inspirierende Bücher und immer wieder Musik aus allen Himmelsrichtungen, Genres und Zeitepochen. Das Leben ist zu kurz …
Eine Figur, ein Satz aus dem Roman, die /der Sie gerade sehr beschäftigt? Natürlich beschäftigen mich derzeit am meisten die drei Hauptfiguren, L’Inconnue, Anouk und Pieter, ihre Gedanken, Gefühle, Ängste, Tragödien, Visionen, Hoffnungen.
Die Fragen stellte Marlene Hahn.
ZUR PERSON
Komponist Bernd Franke lotet in seinem Schaffen seit den 1980er-Jahren musikalische sowie gesellschaftliche und topographische Grenzen aus. Inspiration findet er nicht zuletzt bei seinen Reisen, die ihn während der letzten Jahre nebst Zielen in Afrika vor allem nach Asien führten – dort wurden auch einige seiner Werke uraufgeführt. Zusammenarbeiten verbinden Franke mit namhaften Persönlichkeiten wie Riccardo Chailly und Kurt Masur sowie mit Orchestern wie dem Gewandhausorchester oder dem Ensemble Modern.
Beherzt in die Zukunft!
Ein Rückblick auf die
3. Green Culture Konferenz der Bundesbeauftragten für Kultur und Medien an der Oper
Leipzig im Dezember 2023
Was passiert, wenn über 200 Führungskräfte aller deutschen Theater, Orchester, Kulturverbände und -gewerkschaften für zwei Tage das Leipziger Opernhaus einnehmen, um die großen Fragen zur ökologischen Zukunft der Kulturbranche zu diskutieren?
Sie dürfen überrascht sein, aber die Antwort ist: Der Theateralltag geht seinen gewohnten Gang! Am 30. November und 1. Dezember 2023 wurde an der Oper Leipzig gleichzeitig das Jugendstück »Gold« aufgeführt und das (vegane, saisonale und regionale) Catering für die Konferenz aufgebaut; mit Licht, Kostümen und voller Besetzung Puccinis »La Bohème« geprobt und in akribisch an Visionen für Kreislaufwirtschaft und CO2-Kompensation gefeilt; die Ballettvorstellung »Paradise Lost« vorbereitet und neue Grundsätze für die Kulturarbeit der Zukunft formuliert.
Während die Konferenzgäste im Vorderhaus hin und her wuselten, um rechtzeitig zu Vorträgen, Workshops und Diskussionsrunden in den richtigen Räumen zu sein, herrschte in den Büros
und auf den Probebühnen emsiges business as usual. Denn die Oper Leipzig bietet für beides Platz: Arbeit an der Kunst im Hier und Jetzt und visionäres Nachdenken über die Zukunft.
Die 3. Green Culture Konferenz bildete den krönenden Abschluss einer Konferenzserie, die Kulturstaatsministerin Claudia Roth im Jahr 2023 in Auftrag gab, um Kulturschaffende aus Film und Fernsehen, der Kreativwirtschaft und allen deutschen Theatern
und Orchestern zum Brainstorming für eine nachhaltigere Kulturpraxis zusammenzubringen.
Mit viel Elan entwickelten Dramaturginnen und Produktionsleiter, Gewandmeisterinnen und Technische Direktoren, Intendantinnen und Wissen schaftler, Bühnenbildnerinnen und Verbandsvorsitzende in Leipzig gemeinsam Lösungsansätze für verzwickte Themen, die nicht erst seit gestern auf der Agenda der
Kulturbranche stehen. Dazu gehörten Fragestellungen wie:
> Wie können Produktionsabläufe nach kreislaufwirtschaftlichen Prinzipien umgebaut werden?
> Wie sehen moralisch vertretbare Modelle der CO2-Kompensation aus?
> Wie können sich Theater und Konzerthäuser auf Wetterextreme wie Hitze, Stürme und Starkregen vorbereiten?
> Wie lassen sich Mobilitäts- und Tourneeplanung umweltverträglich gestalten?
Die Ideen, Anregungen und Kritikpunkte wurden im Anschluss an die Konferenz der neu eingerichteten Green Culture Anlaufstelle des Bundes übergeben. Diese soll zu einem bundesweiten Kompetenzzentrum für nachhaltige Kultur heranwachsen, den Kulturschaffenden Wissen, Beratung, Ressourcen und Datenbanken zur Verfügung stellen und als branchenübergreifender Motor des ökologischen Wandels fungieren.
Der designierte Leiter der Anlaufstelle spricht mit Vorliebe über Nachhaltigkeit als »Nilpferd im Raum«: Alle spüren, wie akut das Thema ist, wissen aber nicht so recht, wie sie sich ihm nähern sollen. Denn wenn in Kunst und Kultur über Nachhaltigkeit gesprochen wird, macht sich schnell die Befürchtung breit, dass dies die Reduktion der künstlerischen Möglichkeiten und eine Einengung des kreativen Spielraums bedeutet. Genau diese Berührungsängste sollten mit den drei Green Culture Konferenzen abgebaut werden. Vielmehr sollte der offene
Austausch zum Thema Nachhaltigkeit dazu einladen, das Nilpferd zu umarmen und ermutigt mit dem neuen Haustier im Schlepptau in den Theateralltag zurückzukehren.
Wer den Konferenzgesprächen gelauscht hat, konnte beruhigt feststellen: hier sind leidenschaftliche Theatermenschen am Werk, deren Kreativität und Erfindungsreichtum dem Thema Nachhaltigkeit regelrecht Flügel verleihen kann. Sie schmiedeten ambitionierte Pläne für eine Online-Datenbank der Theaterfundi, formulierten Ansätze für gemeinsame ökologische Standards in den darstellenden Künsten, diskutierten Mobili tätskonzepte für den ländlichen Raum, tauschten Expertise über energetische Gebäudesanierung aus und entwickelten Konzepte für eine Betriebsführung, die in ihren Arbeitsprozessen und -bedingungen ökologisch und sozial nachhaltig ist.
Dabei stellten Referent:innen wie Gäste immer wieder fest: die Kultur ist auf dem Gebiet der Nachhaltigkeit schon lange beeindruckend aktiv. Fördermittelstrukturen und Auszeichnungen setzen bereits vermehrt Kriterien der
ökologischen und sozialen Nachhaltigkeit an. Erfolgreiche Praxisbeispiele aus dem Bereich der Kreislaufwirtschaft und nachhaltigen Produktion wurden genauso vorgestellt und wie gelungene Kooperationen zwischen Kultur, Wissenschaft und Verwaltung. Vertreter:innen überregionaler Verbände präsentierten bereits vorliegende Leitfäden für den ökologischen Wandel wie z. B. das »Theatre Green Book« (Renew Culture), der »EcoRider« (Bundesverband Freie Darstellende Künste) oder die »Grüne Bühne« (Szenografiebund). Das Aktionsnetzwerk Nachhaltigkeit des Bundes warb für die eigens entwickelte Weiterbildung für Kulturschaffende, aus der bereits zahlreiche Absolvent:innen als dezidierte Transformationsmanager:innen in Kulturinstitutionen eingestellt wurden.
Die Musikstadt Leipzig wurde von Kulturstaatsministerin Claudia Roth als Vorreiterin der nachhaltigen Kultur besonders gewürdigt. Im Abendprogramm konnten die Gäste anhand von Kurzpräsentationen aus erster Hand erfahren, wie engagiert sich die lokale Kulturszene dem Thema Nachhaltigkeit widmet:
Der Illustrator Jens Nordmann ist Spezialist für Graphic Recording von Veranstaltungen. Er hat im Dezember 2023 unsere Green Culture Conference begleitet und in inspirierenden und informativen Bildern eingefangen. Hier steckt viel Herzblut drin, zur Abwechslung mal in grün! www.jensnordmann.com/illustrationen/
Die Theater- und Kostümwerkstätten nutzen seit jeher Materialien von vergangenen Vorstellungen für zukünftige Produktionen. Das Bach-Archiv pflanzt seit 2013 Bäume zur CO2-Kompensation auf ehemaligen Tage bauflächen. Das Gewandhaus zu Leipzig führt derzeit eine umfassende energetische Sanierung durch. Die Trash Galore in Plagwitz holt seit 2019 recyclebare Reststoffe von Veranstaltungen ab und verteilt sie an andere Projekte weiter. Das Kulturdezernat der Stadt Leipzig führt seit 2021 den Begleit prozess »Klimaneutralität von Kultur einrichtungen und (Kultur-) Veranstaltungen« durch und entwickelte gemeinsam mit dem Amt für Kultur und Denkmalschutz der Stadt Dresden einen Emissionsrechner speziell für den Kulturbetrieb. Die Oper Leipzig verknüpfte in der Spielzeit 23/24 gleich drei Produktionen mit dem Thema Nachhaltigkeit: »Peter Grimes« (nachhaltiges Kostümbild), »Majesty & Madness« (nachhaltiges Bühnenbild) und »Mary, Queen of Scots« (nachhaltiges Bühnenund Kostümbild sowie Klimabilanzierung der gesamten Produktion). Und das Orchester der Musikalischen Komödie engagiert sich als »Orchester
Überall wird an den Konturen der »grünen Kultur« getüftelt
des Wandels« unter anderem für ein Aufforstungsprojekt von im Instrumenten bau benötigten Edel wird an den Konturen der »grünen Kultur« getüftelt, gebastelt und geschraubt.
Das große Anliegen der Konferenz war es, dieses Engagement anzuerkennen
Friederike Pank ist Anthropologin, Musikerin und Kulturmanagerin. Als Projektleiterin der 3. Green Culture Konferenz streifte sie einige Monate lang mit viel Freude durch die Oper Leipzig.
Bei unserer beliebten Familienoper
»Gold« steht ein Wunschfisch im Foyer, an dem die Kinder nach der Vorstellung Schuppen mit ihren Wünschen aufkleben. Theaterpädagogin Christina Geißler hat einige zusammengestellt.
Ich wünsche mir immer mit Vivi zusamen sein
Ich wünze mir liebe
Ich wünsche mir frieden
Ich möchte mall Kommenwider
LIEBE, FRIEDEN & LEGO
Ich wünsche mir das ich in die zeitungGrund-Schulkomme
Mein Wunsch ist das ich ales krige
99 Jahre alt werden
Ich wünsche mir Anwälterin zu sein
Ich wüsche mir ein Motorat Das ich für Immer bei mein Papa und Mama bleib
Ich fand die Forstellung toll!!
Ich wünche mir das mein Papa Lebt
Ich wünsch e kein Krik
Ich wünsche mir mehr LEGO
Mal schlägt das Herz im Durchschnitt in einem Menschenleben.
HERZDRUCKMASSAGE
LERNEN –
LEBEN RETTEN!
Info, Videos und Broschüren bei »Nationales Aktionsbündnis Wiederbelebung«
TIERISCHER VERGLEICH
m io. FUNDSTÜCKE
WAS UNS SONST NOCH SO ÜBER DEN WEG LIEF …
» ICH BIN DER DRAMATURG, ICH BIN DER DRAMATURG DER HERZEN! «
Vor einigen Jahren landete Kollege Henning Hartmann diesen Hit. Wir fühlen uns auch angesprochen.
Bis zur Geburt wächst das menschliche Herz zur Größe einer Walnuss heran, im Erwachsenenalter wiegt es zwischen 250 und 300 Gramm und ist etwa so leicht wie ein Kohlrabi. Das Herz eines ausgewachsenen Blauwals kann so groß
Wie viele Arien oder Songs mit »Herz« im Titel fallen Ihnen in einer Minute ein?
ZWECKMÄSSIGE ENERGIE
Unser Herz erzeugt jeden Tag so viel Energie, dass mit dieser ein Lastwagen eine Strecke von 32 Kilometern fahren könnte. Bei einer Lebenserwartung von 71 Jahren ergibt das eine Strecke, die bis zum Mond und wieder zurück führt.
Quelle: Deutsches Herzzentrum Leipzig
Detailverliebt
Aus welchem Stück stammt diese Detailaufnahme?
Senden Sie die Antwort bis zum 01. September 2024 per Mail an gewinnspiel@oper-leipzig.de oder postalisch an Oper Leipzig, Stichwort: Dreiklang, Augustusplatz 12, 04109 Leipzig.
DU SIEHST AUS, WIE ICH MICH FÜHLE …
IMPRESSUM
OPER LEIPZIG
Intendant: Tobias Wolff (V. i. S. d. P.)
Verwaltungsdirektorin: Lydia Schubert
REDA k TION
Dr. Kara McKechnie (verantwortlich) | Dramaturgie & Marketing
TEXTE
Prof. Markus Barten, Anna Elisabeth Diepold, Bernd Franke, Fritz Rudolf Fries, Marlene Hahn, Dr. Anja Hauschild, Anna Jo, Sarah Leipciger, Dr. Kara McKechnie, Dr. Inken Meents, Friederike Pank, Axel Paulußen, Jessica Walker, Rico Wolf, Tobias Wolff
FOTOS
Kirsten Nijhof (S. 1, 34 u 35 oben, 50, 72) Dr. Inken Meents (S. 1), Tom Schulze (S. 1, 30–31, 40–41, 64–68), Josefine Reim (S. 4–5), Frank-Heinrich Müller (S. 8–9), Ida Zenna (S. 12–25; 34; 37–38, 48, 71), Andreas Birgkit (S. 26), Helga Wallmüller (S. 26-29), Rico Wolf (privat), Malcolm Johnson (S. 34), Michael de Boer (S. 47), Fabian Böhle (S. 47), Anna Jo (S. 54-55), Brotgefuehle GmbH (S. 53), Terri Pengilley (S. 61), Ruth Crafer (s. 62), Kreuzer (s. 63)
INFOS ZUR FOTOSTREC k E Gary Marschall – balletttheatermünchen 2007 (S. 12–13) | Pedro Dias – tanztheatermünchen 2008 (S. 14) | Davidson Farias – Tanz Luzerner Theater 2011 (S. 15) | Ensemble – Tanz Theater Trier - 2023 (S. 16–17) | Beth Andrews – Tanz Theater Trier – 2023 (S. 18 – oben links) | Laura Costa Chaud – Leipziger Ballett 2015 (S. 18 unten links) | Brian McNeal – balletttheatermünchen 2006 (S. 19) | Laura Costa Chaud, Joshua Swain – Leipziger Ballett 2018 (S. 20) | Nela Mrazova – Theater Chemnitz 2018 (S. 21 oben rechts) | Jelena-Ana Stupar – Mecklenburgisches Staatstheater Schwerin 2006 (S. 21 unten rechts) | Sarah Hees-Hochster – Leipziger Ballett 2017 (S. 22–23) | Raul Arcangelo – Theater Chemnitz 2021 (S. 24) | Gary Marschall –balletttheatermünchen 2007 (S. 25)
ILLUSTRATIVE BILDER
formdusche (S. 6, 32–33, 36, 39, 42–45, 46, 52, 56, 60, 69, 70), Drawkit (S. 58)
GESTALTUNG
formdusche, studio für gestaltung
DRUC k EREI
Druckhaus Gera GmbH
REDA k TIONSSCHLUSS
15.4.2024 | Änderungen vorbehalten Urheber, die nicht ermittelt werden konnten, werden zwecks nachträglicher Rechtsabgeltung um Nachricht gebeten. Die Oper Leipzig bemüht sich um eine geschlechtergerechte Sprache. Auch wenn zur Verbesserung des Leseflusses in Einzelfällen das generische Maskulinum verwendet wird, schließen wir ausdrücklich alle anderen Geschlechtsidentitäten mit ein.
SERVICE
TELEFONISCHE k ARTENBESTELLUNG
Mo – Fr 10:00 – 18:00
Sa 12:00 – 18:00
T + 49 (0) 341 – 12 61 261
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T + 49 (0) 341 – 12 61 296
SCHRIFTLICHE k ARTENBESTELLUNG Kartenwünsche können ab dem jeweiligen Termin für den Start des Eintrittskartenverkaufs schriftlich bei der Oper Leipzig eingereicht werden.
Oper Leipzig, Besucherservice Postfach 100346, 04003 Leipzig
Fax + 49 (0) 341 – 12 61 300 service @ oper-leipzig.de
k ARTENBESTELLUNG I m INTERNET / PRINT AT HO m E Online-Ticketkauf mit Ticket-Ausdruck am eigenen PC über unseren Webshop möglich: www.oper-leipzig.de Keine Vorverkaufsgebühren! (bei Gastspielen kein Ticket-Ausdruck möglich).
ABEND k ASSEN Opernhaus eine Stunde vor Beginn der Vorstellung
T + 49 (0) 341 – 12 61 275
Musikalische Komödie eine Stunde vor Beginn der Vorstellung
T + 49 (0) 341 – 12 61 115
PRESSE k ONTA k T
Gudula Kienemund
T +49 (0)341-12 61 266
M +49 (0)160 97 200 430 presse@oper-leipzig.de
Du scheidest nicht von hier, du hast dein Herz verpfändet mir und das bleibt ewig hier zurück.
KUNIGUNDE IN » HANS SACHS « , AKT 2