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Inna Bilash
Aus welcher Welt kommst du gerade? Gerade ist die letzte Vorstellung von On the Move über die Bühne gegangen. Die Choreografien von Hans van Manen, Louis Stiens und Christian Spuck haben mir die Möglichkeit gegeben, mich in drei ganz verschiedenen Tanzsprachen auszudrücken. Unser Probenalltag ist zurzeit wirklich intensiv. Neben Angels’ Atlas und Anna Karenina arbeiten wir auch an Christians grossartiger Interpretation von Verdis Messa da Requiem, mit der wir Anfang März beim Adelaide Festival in Australien gastieren. Darauf freue ich mich schon sehr.
Was bedeutet es dir, in einer Rolle wie Anna Karenina aufzutreten?
Es ist eine wunderbare Aufgabe, mit Tolstoi eine Zeitreise zu unternehmen und diese bewegende Geschichte von Liebe und Verlust zu erzählen. Annas Geschichte ist voller Mehrdeutigkeiten. Mir gefällt, wie Christian Spuck in seinem Ballett die Spannung und Komplexität der Situationen zeigt, die Anna Karenina durchlebt. Die atemberaubenden Kostüme von Emma Ryott tragen dazu bei, die Verwandlung in diese faszinierende Figur perfekt zu machen.
Welches Bildungserlebnis hat dich besonders geprägt?
Die grossen Schritte in meinem beruflichen und persönlichen Leben gingen immer mit Ortswechseln einher. Mein Weg hat mich von Charkiw nach Perm und von dort schliesslich nach Zürich geführt. Ich hatte das Glück, unglaubliche Lehrer zu haben, die mir geholfen haben, zu der Person zu reifen, die ich heute bin.
Von welcher Musik bekommst du nie genug?
Klaviermusik mag ich sehr. Ich versuche, so oft wie möglich ins Konzert zu gehen, um den magischen Klang dieses Instruments live zu hören. In Frédéric Chopins Kompositionen kann ich mich versenken. Seine Musik ist für mich sehr berührend und inspirierend.
Welches Buch würdest du niemals aus der Hand geben?
Erich Maria Remarque ist mein absoluter Lieblingsautor. Romane wie Arc de Triomphe oder Drei Kameraden könnte ich immer wieder lesen. Das ist mir vorher mit keinem anderen Autor passiert.
Welchen überflüssigen Gegenstand in deiner Wohnung liebst du am meisten?
Ein paar Kerzen sind bei mir immer zu finden. Ich liebe es, ins Feuer zu schauen, und irgendwann einen Kamin zu haben, wäre mein grosser Traum.
Mit welchem Künstler, welcher Künstlerin würdest du gern essen gehen?
Ich habe nie Ballett-Idole gehabt, weil ich immer die Gefahr sehe, jemanden aus Bewunderung zu imitieren. Aber in diesem Fall wäre es wohl Darcey Bussell vom Royal Ballet. 2007 hat sie ihre aktive Karriere beendet und ist heute Präsidentin der Royal Academy of Dance Ich wünschte, ich hätte sie noch live tanzen sehen können. Die wenigen existierenden Video-Aufnahmen sind atemberaubend. Mit ihr über Tanz zu sprechen, wäre sicher eine tolle Erfahrung.
Gibt es drei Gründe, warum das Leben schön ist?
Weil nach der Nacht immer wieder ein Morgen kommt. Weil wir fähig sind zu lieben. Weil das Leben fortwährende Bewegung ist.
Inna Bilash stammt aus der Ukraine. Nach ihrer Ballettausbildung in Charkiw und Perm war sie Solistin im Ballett Perm. Seit der Saison 2018/19 ist sie Mitglied des Balletts Zürich. Hier war sie u.a. als Giselle und erst jüngst im Ballettabend «On the Move» zu erleben. Jetzt tanzt sie die Titelrolle in Christian Spucks «Anna Karenina».
Die Mauern der Kaiserstadt. Massige Zinnen umschliessen fast die ganze Szene. Rechts wird der Kreis durchbrochen von einem Laubengang voller Skulpturen und Schnitzereien, die Ungeheuer, Einhörner, Phönixe darstellen, während die Laubenpfeiler auf dem Rücken gewaltiger Schildkröten ruhen. Zu Füssen des Laubenganges ein gewaltiger bronzener Gong. Auf den Zinnen sieht man Pfähle, auf die die Köpfe der Hingerichteten gespiesst sind. Links und im Hintergrund drei riesige Tore in der Mauer. Wenn sich der Vorhang hebt, geht die Sonne gerade unter. Das