Orangezone.Magazin #3 2014/15

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2014/15#3

MAGAZIN + POSTER:

PER GĂœNTHER

Orange Hustle Isaiah Philmore Orange Campus Thomas Stoll Orange Dinner Charity Orange Love Maarty Leunen

ORANGEWINS!


! e k n a D

Das beste Motorenöl. Zum 5. Mal in Folge!

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Unsere Additive, Motorenöle und Autopflegeprodukte reduzieren Reparaturkosten, Spritverbrauch und Schadstoffausstoß. Ihr Auto erhält dadurch seinen Wert und lebt länger. Die herausragende Qualität unserer Produkte verdanken wir vor allem dem Engagement unserer 700 Mitunternehmer/-innen. Denn ein Produkt ist nur so gut, wie die Menschen, die es produzieren und eine Marke ist nur dann erfolgreich, wenn sie die Qualität ihrer Produkte Tag für Tag erneut unter Beweis stellt. Sie honorieren dies und haben uns erneut zur besten Schmierstoffmarke gewählt. Vielen Dank für Ihr Vertrauen und Ihre Entscheidung! Ernst Prost, geschäftsführender Gesellschafter der LIQUI MOLY GmbH

*LIQUI MOLY wurde zum fünften Mal von den Lesern der Auto Zeitung (Ausgabe 06/2015) und auto motor und sport (07/2015) zu Deutschlands Nr. 1 in der Kategorie Schmierstoffe und Motorenöle gewählt.


TITELBILD: Ulli Schlieper GESTALTUNG: Agentur HALMA

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ORANGE ZONE 2014/15 # 3

NOCH LANGE NICHT FERTIG! Seit nunmehr 14 Jahren stehen ich und mein Freund Dr. Thomas Stoll in der Verantwortung von Basketball Ulm. Wenn wir diesen Sommer in unsere 15-jährige JubiläumsSaison starten, blicken wir auf eine Zeit zurück, die alles war, nur nicht langweilig. Fünf Jahren in der zweiten Basketball Bundesliga folgt die zehnte Saison in der Beko BBL. Abstiegssorgen, Titelträume – alles inklusive. Wenn ich nach so langer Zeit höre, dass Experten wie Bundestrainer Chris Fleming – der in diesem Heft ausführlich zu Wort kommt – sagen, Ulm sei ein Club, der nicht stillsteht, der sich durch seine Neugier und Innovation immer weiterentwickelt, dann macht das Mut für die Zukunft. Denn unsere Zukunft wollen wir aktiv mitgestalten. Mit dem Projekt „Orange Campus“ – mehr dazu ab Seite 28 – haben wir ein Konzept für einen Meilenstein vorgelegt, der viele Generationen von jungen Menschen – nicht nur Basketballer – prägen wird, und ihnen den Traum vom Spitzensport und das Erlernen elementarer sportlicher Fähigkeiten gleichermaßen ermöglicht. Ein Sportcampus für alle – mit ganz viel orangem Spirit versteht sich.

Wenn wir es im April mit den drei großen Bs plus Oldenburg und Bonn zu tun bekommen, messen wir uns mit Teams, die budget- und oder tabellentechnisch besser dastehen als wir. Ich freue mich auf diese Herausforderung, weil es kurz vor dem Saisonfinale eine echte Standortbestimmung ist. Um langfristig an diesen Teams dranzubleiben, ist der Orange Campus unsere Nische. Denn den finanziellen Wettstreit werden wir vielleicht nicht gewinnen – dafür vielmehr den um junge, deutsche Spieler. Spätestens dann, wenn sie aus Ulm/Neu-Ulm kommen. Bei allen Ambitionen – natürlich wollen wir gegen Bayern, Berlin und Bamberg gewinnen – sollten wir die Relationen nicht ganz vergessen. Wenn es mit einem Favoritensturz oder auch mal mit einem vermeintlichen Pflichtsieg nicht klappt, wischen wir uns den Mund ab und versuchen es beim nächsten Mal. Wir lassen nicht locker. Wir machen weiter. Wir sind UUUlmer und wir sind noch lange nicht fertig. Auch nicht nach 14 Jahren Basketball Ulm. Ich freue mich auf unsere Zukunft!

Ihr Andreas Oettel

IMPRESSUM Herausgeber OrangeZone GmbH Lessingstraße 10c 89231 Neu-Ulm info@orangezone.gmbh

WHAT’S INSIDE 03 EDITORIAL Inhalt 04 KLICK Per und die alte Liebe. Warum Siege in der Ische die süßesten sind. 06 FASTBREAK Liebe oder Spiel, Orange Numbers, Per vs Siyou, RIP Chris Welp, HerberKolumne. 10 ORANGE HUSTLE Er gibt keinen Ball verloren. Er geht dahin, wo es weh tut. Er ist der Inbegriff für Kampfgeist: Isaiah Philmore.

16 LIEBE AUF DEN ZWEITEN BLICK Krachende Dunkings: Fehlanzeige. Wilde Dribblings: Keine. Maarty Leunens Qualitäten sind subtiler, wer sie erkennt, versteht das Spiel (besser).

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20 INTERVIEW Bundestrainer Chris Fleming über die Ulmer Nationalspieler, die EM 2015 und den Wert eines Dirk Nowitzkis. 24 ORANGE DINNER 180 Gäste, ein DreiGänge-Menü und eine Idee: Geld für den guten Zweck zu sammeln.

Trainingszentrum den nächsten Meilenstein anstrebt. 34 RATIOPHARM AKADEMIE Er bewegt Ulm: Zoltan Nagy trainiert von der U10 bis zur Herren II fünf Teams und formt den Ulmer Nachwuchs wie kein Zweiter.

38 MIND GAMES 32 ORANGE CAMPUS Welcome to Adams World! Exclusive Im Interview erklärt Column of Adam Geschäftsführer Dr. Thomas Stoll, warum Hess. Basketball Ulm mit einem einzigartigen

Redaktion Martin Fünkele Tel. 07 31 . 1 59 29 99 - 40 fuenkele@basketball-ulm.com Julia Günter guenter@basketball-ulm.com Mitarbeiter dieser Ausgabe: Joshua Wiedmann Grafik HALMA GmbH & Co. KG Agentur für Werbung Pfarrer-Weiß-Weg 16 89077 Ulm, Tel. 07 31.1 40 36 - 0 www.agentur-halma.de info@agentur-halma.de Anzeigenleitung Oliver Kratschmann Tel. 07 31 . 1 59 29 99 - 20 kratschmann@ basketball-ulm.com Druck mediaGroup le Roux Daimlerstraße 4-6 D-89155 Erbach www.mediagroup-leroux.de info@mediaGroup-leRoux.de


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KLICK

GEGEN ALLE ZWEIFEL Per Günther und die Ischelandhalle – Pardon, die ENERVIE Arena, das ist eine ganz besondere, eigenartige Beziehung. Schon als Baby hinter der Spielerbank seines Vaters geparkt, machte Günther als Steppke während eines Regionalliga-Spiels seiner Mutter einmal heimlich das Hallen-Licht aus. Doch seit Per seine Heimatstadt 2008 verlassen hat, ist die Leichtigkeit im Verhältnis zwischen Spieler und Spielstätte irgendwie futsch. Fünfmal war Günther bis zum 23. Januar 2015 im Trikot von ratiopharm ulm in Hagen angetreten, viermal hatte er verloren. 14 Mal hatte der Spieler, der aktuell 36,6 Prozent seiner Dreier versenkt, aus der Distanz abgedrückt und nur zweimal getroffen. Verständlich, dass der Jubel über den 96:98Erfolg riesig war. Dass Günther nur einen von sieben Versuchen aus dem Dreipunktland versenkte, passt ins Bild: „Ich treffe hier kein Scheunentor, aber solange wir gewinnen…“

DER ISCHE-FLUCH

3 Treffer bei 21 Versuchen – in keiner anderen Bundesliga-Halle trifft Günther schwächer als in seiner Heimatstadt.

PASSEN STATT WERFEN Dass Günther längst nicht mehr nur von seinem Wurf lebt, demonstrierte der Guard einmal mehr in Hagen: Mit 8 Assists lag er nur ein Zuspiel unter seiner Karrierebestleistung. Aktuell ist sein Assistwert so hoch wie nie – 4,8 pro Spiel.

VIDEOBEWEIS

Wer das Drama von Hagen, das Tim Ohlbrecht mit einem Last-SecondHook-Shoot auf Zuspiel von Maarty Leunen beendete, nochmals sehen möchte, findet hier die Zusammenfassung.

http://bit.ly/ HAGvsULMVideo

PHOTOS: Otate vitiore FOTO: Digitalfoto Matthias


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FOTOS: Apprich, SWU, bildwerk89, privat

FASTBREAK

ORANGE NUMBERS

6.200 46 1.847 78 101

ZUSCHAUER , ALSO 200 MEHR ALS BISHER, FINDEN BEI DEN ULMER HEIMSPIELEN PLATZ IN DER RATIOPHARM ARENA.

LÄNDERSPIELE FÜR GRIECHENLAND UND DAZU EINEN EUROLEAGUE-TITEL (2011 MIT ATHEN) HAT ULMS NEUER CENTER IAN VOUGIOUKAS VORZUWEISEN – EIN ECHTES KALIBER!

LIKES GENERIERTE DER FACEBOOK-POST ZUR GEBURT VON WILL CLYBURNS TOCHTER KAYDENCE – SO VIELE, WIE ZUVOR NUR DER HALBFINAL-SIEG IM TOP FOUR 2014 GEGEN DIE BAYERN EINGEBRACHT HATTE.

ULMER 24/7!

BUNDESLIGA-HEIMSPIELE IN FOLGE FANDEN IN DER RATIOPHARM ARENA VOR AUSVERKAUFTER KULISSE STATT – SO WIRD DIESE ERSTAUNLICHE SERIE NACH ENDE DER HAUPTRUNDE LAUTEN.

PUNKTE MARKIERTE RATIOPHARM ULM IM HEIMSPIEL GEGEN DIE BG GÖTTINGEN – UND ÜBERTRAF DAMIT ZUM ERSTEN MAL IN DIESER SPIELZEIT DIE MAGISCHE GRENZE VON 100 ZÄHLERN.

ODER

Für manche ist es nur eine Ballsportart, für echte Fans ist Basketball eine Lebenseinstellung. Und die besten Fans der Liga sind Fans durch und durch und rund um die Uhr. Von unserer Kreativ-Agentur HALMA haben wir ein Shirt-Motiv gestaltet bekommen, das genau dieses Thema zum Ausdruck bringt. ABER: Dieses Shirt gibt es nicht zu kaufen. Noch nicht. Wir wollen von Euch wissen: Gefällt Euch dieses Motiv? Jetzt auf facebook.com/ratiopharmulm gehen und liken! Vielleicht gibt es das Shirt dann bald in unserem Fanshop!

Wer kennt Maarty Leunen besser? Seine Frau Caitlin oder Teamkollege Will Clyburn? Liebe oder Spiel – was ist wichtiger? Das Prinzip ist einfach: Jede richtige Antwort zählt 3 Punkte.

Es scheint, Will hätte dem routinierten Papa Leunen (3 Söhne) nicht nur in Babyfragen sehr gut zugehört: Will weiß fast so gut Bescheid, als hätte er die Story zu Maarty Leunen (ab Seite 16) schon studiert – denn das mit dem Milchbauer stimmt wirklich, nur hat er auf dem eigenen Hof seiner Eltern dabei wahrscheinlich kein Geld für seine Mithilfe verdient. Dass Caitlin sich selbst als teuerstes Hobby ihres Gatten entlarvt und über die heimliche Schwäche Bescheid weiß, macht im Duell gegen den frisch gebackenen Vater den Unterschied.

LIEBE ODER SPIEL

MAARTY

CAITLIN

WILL

ERSTER JOB

Golfcaddy

Golfcaddy √

Milchbauer

PERSÖNLICHER HELD

Vater

Vater √

Großeltern

GRÖSSTER ERFOLG

Profi-Basketballer

Kids

NBA Draft

HEIMLICHE SCHWÄCHE

Meine Kids

Kids √

Gegenspieler auf den Hosenboden setzen

TEUERSTES HOBBY

Golf, Spielen & meine Frau

Golf & ich √

Golf & Casino √

ROCK ODER HIPHOP

HipHop

HipHop √

HipHop √

BESTER MOVE

Dreier

Dreier √

Jumpshot nach Dribbling

LIEBLINGSTEAM

Oregon

ratiopharm ulm

Oregon √

LEIBGERICHT

italienisch

Steak & Pasta √

Pasta Martino (italienisch) √

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Fruchtig und knackig – so macht man Chips.

So köstlich kann natürlich sein.


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FASTBREAK

„ALS MICH DIE N-BOMBE TRAF“

Der N-Bomber war ein blonder, mittelalter Fernsehjournalist, der bestimmt nichts Böses im Sinn gehabt hatte. Er hatte mir ein rotes Mikro in die Hand gedrückt und jetzt standen wir an der Mittellinie und redeten über die erste Halbzeit der Partie Berlin-Oldenburg, die gerade zu Ende gegangen war. Das Interview lief gut - ich bemerkte es daran, dass ich weniger schwitzte als sonst bei solchen Anlässen. Dann aber, als wir bei der letzten Frage angekommen waren, fiel die N-Bombe. Sie traf mich mitten ins Gesicht. (Zur Erklärung: Das N steht für Nowitzki und die N-Bombe ist die für jeden aktuellen und ehemaligen Nationalspieler totgetretene Frage, nach der Erfahrung mit Dirk auf dem Spielfeld zu stehen.) In meinem Buch „Almost Heaven“ habe ich sie mir selbst gestellt und beantwortet, weil ich keine Lust hatte, mich jemals wieder damit befassen zu müssen. In Zukunft würde ich einfach auf Seite 188 verweisen, falls jemand tatsächlich nochmal fragte, wie das denn nun sei, mit Dirk Nowitzki zu spielen. Dort steht nämlich: „Ziemlich einfach, zumindest für mich. Ich passte ihm den Ball zu, verzog mich in eine Ecke, trocknete die Hände an meinen Shorts, beugte leicht die

Knie, machte mich bereit für den Wurf. Dann sah ich zu und klatschte Beifall, joggte zurück in die andere Hälfte und tauschte einen Blick mit meinem Gegenspieler aus – diese Art ungläubigen Blick, den Männer sich zuwerfen, wenn gerade eine unfassbar schöne Frau an ihnen vorübergegangen ist.“ Aber jetzt in der Berliner Arena, mit dem Mikro in der Hand, dem erwartungsvollen Gesichtsausdruck des Journalisten vor Augen und den Schweißperlen, die sich nun auf meiner Stirn bildeten, konnte ich mich nicht mehr an die Seitenzahl erinnern. Mir fiel stattdessen nichts Besseres ein, als Tim Ohlbrechts genervte Antwort auf meine Frage, wie sich das angefühlt hatte - Level 157 bei World of Warcraft: „Ganz ehrlich, mit dem Mist hab ich schon lange nix mehr am Hut.“ Mehr von Johannes Herber gibt in es der nächsten Ausgabe von OrangeZone.Magazin oder in seinem kürzlich veröffentlichten Buch „Almost Heaven“. Zum Preis von 19,95 Euro beim Buchhändler Ihres Vertrauens oder eben doch bei Amazon.


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YOUNGSTARS AUF DER ERFOLGSWELLE IN DIE

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PLAYOFFS

Gegen keinen Gegner zweimal verlieren – dieses Motto rief Head Coach Danny Jansson kurz vor Halbzeit der Saison aus. Das Ulmer Farmteam war in der Zweiten Basketball Bundesliga ProB gerade ins Laufen gekommen und hatte die drei Niederlagen Anfang November mit einer kleinen Siegesserie vergessen gemacht. Dass der „Winnig-Streak“ allerdings bis zum letzten Spieltag der ProB-Hauptrunde andauern und auf 13 Erfolge anwachsen würde, hätte sich der Finne damals nicht träumen lassen. Sicher wie nie setzten die Youngstars um Joschka Ferner, David Krämer und Marvin Omuvwie (siehe Bild) die Mission in die Tat um und revanchierten sich für jede der fünf Hinspiel-Pleiten. So starten die Youngstars nicht nur voller Selbstvertrauen, sondern auch mit hervorragender Ausgangsposition (Platz 2) in die Postseason, wo allerdings alle Serien und Siege ihre Wertigkeit auf einen Schlag verlieren. Es geht wieder bei null los, es geht um Siegen oder Fliegen!

UNVERGESSLICH: CHRIS WELP

Für eine ganze Basketball-Generation ist der 4. Juli 1993 unauslöschlich mit einem Mann verbunden: Drei Sekunden zu spielen, Unentschieden und nur ein Freiwurftreffer trennt Deutschland vom ersten EM-Titel. Christian Welp hat diesen Freiwurf damals getroffen und sich in diesen drei Sekunden unvergesslich gemacht. Als sich am Samstag, den 7. März 2015 in der ratiopharm arena 6.200 Menschen schweigend von ihren Plätzen erheben, werden viele diese drei Sekunden im Kopf gehabt haben. Einige werden während der Schweigeminute für den mit 51 Jahren verstorbenen Welp aber auch an seine Auftritte in der Kuhberghalle gedacht haben, wo der Center zwischen 1991 und 1998 regelmäßig zu Gast war. Das Bild zeigt Welp in der Meistersaison (1994/95) von Bayer Leverkusen im Duell mit Jens Kujawa. Der SSV ratiopharm ulm 1846 verlor damals mit 84:97.

WELCOME TO ULM, KAYDENCE

Als ratiopharm ulm am 7. März die Eisbären Bremerhaven empfing, musste Will Clyburn ganz kurzfristig absagen: Der Ulmer TopRebounder wurde im Kreißsaal dringender gebraucht als auf dem Parkett. Seine Verlobte Jasmine stand unmittelbar vor der Geburt ihrer ersten Tochter – da durfte THE WILL TO WIN nicht fehlen. Doch bis es soweit war, dauerte es ein wenig länger als bis zum Sieg der Uuulmer über die Eisbären… Am Sonntagmorgen, 8. März, war es dann soweit: Ein kleines Mädchen mit dem Namen Kaydence erblickte das Licht der Welt und machte Will Clyburn zu einem stolzen und sehr glücklichen Papa. Manche Dinge stellen einfach alles andere in den Schatten…

TOTAL ABGEFAHREN

Virales Konzept, statt klassischer Anzeigen-Kampagne. Stars zum Anfassen, statt anonymer Kommunikation. Die Stadtwerke Ulm/NeuUlm haben sich im Frühjahr 2015 für eine mutige Idee entschieden. Um ihre NaturStrom-Botschafter Siyou und Per herum konzipierte die SWU eine überzeugende Werbe-Kampagne fürs Web. Erster Höhepunkt: Das Mitmach-Rennen auf Deutschlands innovativster Gokart-Rennstrecke in Neu-Ulm. Doch damit nicht genug: Das Duo Per & Siyou soll demnächst in einer überraschenden „Mystery-Action“ zu sehen sein. Bald mehr unter: facebook.com/swu.de. Übrigens: Wem der Look der SWU-Filme bekannt vorkam, hat gut aufgepasst. Verantwortlich dafür ist die CinematiczCrew, die als Partner von ratiopharm ulm unseren aktuellen Image-Film produziert hat.


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ISAIAH PHILMORE

ISAIAHS WOHL-FÜHLZONE: IN KORBNÄHE – AM LIEBSTEN MIT DEM RÜCKEN ZUM KORB.

TEXT: Joshua Wiedmann ¦ FOTOS: Florian Achberger, bildwerk89, Ulli Schlieper


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Isaiah Philmore NUMBER 31

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Der Buffel mit dem Lowenherz Isaiah Philmores Lebensweg verlief bislang selten geradlinig. Er führte ihn vom Kinderstar im Fußball zum High-School-Held auf dem Basketball-Parkett, von Deutschland in die USA – und nun wieder zurück. Auch in Ulm musste der Mann mit der Sportbrille seinen Weg erst finden. Und ist nun dabei, mit seiner leidenschaftlichen Spielweise allmählich zum Publikumsliebling aufzusteigen.

Basketball ist ein Business, besonders im Sommer. Dann ist die Zeit von Spielervermittlung und Vertragspoker, und man muss sich schon auskennen, um im OffseasonZirkus den Überblick zu bewahren. Dr. Thomas Stoll kennt die Branche und ihre Regeln nach 14 Jahren als Ulmer Sportgeschäftsführer gut. In Deutschland lautet die derzeit wichtigste: Es gibt keine „heißere Ware“ als einheimische Spieler – denn die sind in Zeiten der Quotenregelung besonders gefragt. Darum wissen auch die Spielervermittler. Im Sommer ist es daher an der Tagesordnung, dass Stoll ausländische Profis angepriesen werden, die vermeintlich auch die deutsche Staatsbürgerschaft besitzen. Nicht immer stellt sich das als richtig heraus. „Aber selbst wenn doch, haben die meisten dieser Spieler nicht das Niveau für die BBL“, berichtet Stoll. Es ist eine Sisyphusarbeit für die Vereine, die wenigen guten von den vielen faulen Äpfeln zu trennen. Und auch danach bleibt immer noch ein Restrisiko. Unter den Akteuren, die ratiopharm ulm im Sommer 2014 angeboten werden, ist ein gewisser Isaiah Philmore. Ein Name, der den Ulmer Machern zunächst wenig sagt – wie so oft auf dem ausufernden Markt für CollegeAbgänger. Doch bei Philmore spüren Stoll und Co. schnell: Das ist kein Blindgänger. Denn der Mann aus Bel Air, Maryland, ist – darauf deutet schon der Name seiner Mutter hin – tatsächlich Deutscher, wie Stoll ermitteln kann. Und: Philmore kann auch Basketball spielen. Es sind weniger die Stats (solide 9,3 Punkte und 5 Rebounds am College), die überzeugen; der DeutschAmerikaner kommt von einer Uni, die traditionell gute Big Men hervorbringt – wie etwa den heutigen Berliner Jamel McLean. „Viele große Spieler aus Xavier sind für ihre physische Spielweise bekannt und hatten damit geringe Anpassungsschwierigkeiten in Europa“, berichtet

Thorsten Leibenath. „Das hat uns bei Isaiah sehr zuversichtlich gestimmt.“ Eine Garantie, dass ein College-Rookie hierzulande funktioniert, gibt es trotzdem nie. Doch bei Isaiah Philmore stehen die Zeichen noch aus anderen Gründen gut – denn für den 25-Jährigen ist Deutschland mehr als nur eine Spur in seinem Pass.

„Basketball hat mich null interessiert“ Der Sohn eines New Yorkers und einer Frankfurterin kommt im Alter von zwei Monaten mit seiner Mutter nach Hessen – und wächst mit klassisch deutscher Sportprägung auf. „Ich habe immer nur Fußball gespielt. Basketball kannte ich als Kind in Deutschland gar nicht“, sagt Isaiah. Als Mama Annette – von Beruf Soldatin – nach Kansas beordert wird, geht es für die kleine Familie zurück über den großen Teich. Für Isaiah, damals zehn Jahre alt, sind die USA ein Kulturschock: Er spricht nur wenige Brocken Englisch, ist aber trotzdem schon bald einer der besten Schüler, denn „viele Public Schools in Amerika sind nicht wirklich anspruchsvoll“, erzählt er. Und sportlich ist der Junge aus dem Land von Beckenbauer und Matthäus ohnehin ein Exot: Ohne Vereinserfahrung spielt er sich direkt in eine überregionale Fußball-Auswahl, fährt mit dieser zu Turnieren bis nach Florida und schießt Tore im Akkordtempo. „Als Junge aus Deutschland fiel mir Fußball in den USA extrem leicht“, sagt Isaiah. Doch mit dem sportlichen Vorsprung ist bald Schluss.


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Ausgerechnet, als die Familie 2001 für einige Monate nach Deutschland zurückkehrt, kommt Isaiah mit Basketball in Berührung. Sein bester Kumpel nimmt ihn in Langen mit zum Training. „Aber das war eine einmalige Sache. Basketball hat mich null interessiert“, erinnert er sich. Das ändert sich auch nach der Rückkehr in die Staaten nicht; dafür aber Isaiahs physische Konstitution. In zwei Sommern schießt er auf über 1,90 Meter in die Höhe – und fühlt sich plötzlich fremd im eigenen Körper: „Ich bin komisch gelaufen und war nicht mehr so schnell“, sagt er. „Fußball ging bald gar nicht mehr.“ Weil Philmore mit 15 bereits die 2-Meter-Marke knackt, es an seiner Schule aber kein Football-Team gibt, probiert er es schließlich doch mit Basketball. In einem Land, wo die Kids mit Crossover und Jumpshot groß werden, scheint der Spätstarter seinen Erfahrungsrückstand kaum noch aufholen zu können.

Der Prophet von Bel Air

GEHT DAHIN, WO ES WEH TUT: ISAIAH PHILMORE GEGEN FRANKFURT.

Jahre im 30 Kilometer entfernten Towson, ehe mit Verspätung 2011 doch noch der Sprung zu einem „Big Player“ gelingt: den Xavier Musketeers in Ohio. Deutschland ist für Isaiah Philmore während den UniJahren weit entfernt. Sein Traum ist die NBA – um den zu realisieren, hängt der Mann mit der Sportbrille sogar noch ein zusätzliches Jahr am College dran. Aber als Profi in seine zweite Heimat zurückkehren? Für Philmore keine echte Option – vor allem, weil er es nicht besser weiß: „Ich hatte keine Ahnung, dass es in Deutschland so etwas wie eine Quote gibt und die deutsche Staatsbürgerschaft ein großer Vorteil für mich ist“, sagt er. Umgekehrt hat auch Basketball-Deutschland Isaiah Philmore nicht wirklich auf dem Schirm: Lediglich drei Anfragen aus BBL und ProA trudeln im Sommer bei ihm ein – aber eine davon passt haargenau: „Bei Thorsten Leibenath habe ich gemerkt: Dem kann ich vertrauen“, erinnert sich Isaiah an die Gespräche mit dem Ulmer Coach. „Er hat mir nichts versprochen – und das war gut so.“ Denn in Xavier verkommt der Forward zuvor, trotz vollmundiger Ankündigungen, fast vollkommen zum Resteverwerter, der für die Drecksarbeit zuständig ist. Philmore fühlt sich damals hintergangen: „Ich habe zeitweise den Spaß am Basketball verloren“, sagt er.

„Er hatte keinen Schimmer von Basketball. Isaiah ist das Feld hoch und runter gerannt ohne zu wissen, was er da wirklich tut“, erinnert sich Duane Coverdale, einer von Philmores frühen Trainern, schmunzelnd an die ersten basketballerischen Gehversuche des Teenagers. „Aber schon damals spielte er furchtlos und mit unglaublicher Leidenschaft.“ Und dank dieser Eigenschaften trumpft Philmore auch schnell auf: In seinem ersten High-School-Spiel erzielt er unfassbare 56 Punkte; über die Saison hinweg sind es durchschnittlich 40. Im Jahr darauf wird Philmore, der wegen einer Kontaktlinsenunverträglichkeit mit einer Sportbrille aufläuft, in Bel Air erstmals unter den besten 100 High-School-Spielern des gesamten Landes gelistet. „In dieser Zeit habe ich realisiert, wie weit ich es mit Basketball bringen kann“, sagt Isaiah – und beginnt damals zu buckeln wie ein Irrer: Im Sommer fährt er regelmäßig anderthalb Stunden zum Training mit Duane Coverdale und nimmt in der Gluthitze mehrere hundert Würfe pro Tag. Nach seiner Schulzeit hat „the prophet“, wie Isaiah nicht nur auf Grund seines biblischen Namens genannt wird, die Qual der Wahl zwischen den Spitzencolleges. Kansas, Michigan oder doch Missouri? Am Ende kommt es ganz anders.

Resteverwerter? Nicht mehr in Ulm!

Denn wichtiger als sein Basketball-Traum ist für Isaiah die Familie. Eine, die so manche Strapazen und Sackgassen über die Jahre zusammengeschweißt haben – denn einfach war es für die Philmores nie. Bis Isaiah 18 Jahre alt ist, zieht die vierköpfige Familie x-mal um, durch sechs Bundesstaaten, immer der Stationierung von Mutter Annette hinterher. Philmore, der in dieser Zeit fünf Middle und zwei High Schools besucht, ist als ältester Sohn einer Alleinerziehenden oft im Haushalt gefragt. „Ich musste meiner Mum häufig mit meinen kleinen Geschwistern helfen“, erzählt er. Als 2009 der Wechsel ans College ansteht, schreibt sich Isaiah deswegen auch nicht bei einem der Top-Programme ein – sondern an der lokalen Towson University. Es ist eine Entscheidung gegen die Karriere, und für die Familie. „Ich konnte sie damals einfach nicht allein lassen. Ich war der Mann im Haus“, sagt Philmore. Also wirbelt der Forward zunächst zwei

In Ulm kehrt der Spaß zurück – auch, weil der Big Man wieder mehr sein darf, ja sein soll, als ein BasketballRoboter. Das gilt insbesondere für seine Beteiligung am Offensivspiel: „Isaiah hat die Freiheit, den Wurf von außen zu nehmen“, betont Cheftrainer Thorsten Leibenath. Stattdessen aber spielt Philmore die Murmel zu Saisonbeginn oft aus aussichtsreichen Positionen weiter, „denn es war noch in meinen Kopf eingebrannt, nicht zu werfen.“ Was Philmore zunächst fehlt, ist der Glaube an die eigenen Fertigkeiten. Dazu kommt, dass ihm – wie vielen College-Abgängern – zunächst die Vertrautheit mit Regelwerk und Spielsystem abgeht. Die Folge: An den Wochenenden sieht Philmore zu Saisonbeginn Minutenzahlen, die sich meist an einer Hand abzählen


„I h old it in t he head n ot out !“

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hÄNDE WiE sAUgNÄpfE – IsaIah beIm reboundIng.

lassen – und unter der Woche „hat mich Tim in jedem Training fertig gemacht“, sagt er über seine Duelle mit Ulms Nationalspieler Ohlbrecht. Isaiah braucht einen „Confidence Booster“ – und der kommt ausgerechnet an einem gebrauchten Ulmer Tag. Während die Teamkollegen in Göttingen wenige Tage vor Weihnachten keinen Fuß auf den Boden kriegen (80:92), überzeugt der Mann mit Sportbrille in elf Minuten mit neun Punkten und vier Rebounds. „So in jedem Spiel“, heißt es danach anerkennend von allen Seiten. „Da habe ich viel Selbstvertrauen getankt“, erinnert sich Isaiah.

Workhorse aus der Wundertüte Auf eines konnte sich ratiopharm ulm indes immer verlassen: Den Motor des Isaiah Philmore. „Isaiah ist ein absolutes Workhorse, einer, der auf dem Feld ungemein hart arbeitet“, so Dr. Thomas Stoll über den 25-Jährigen. Wie hart? Das lässt sich nicht nur an der Rebound-Statistik erkennen – nur sieben BBL-Profis greifen auf 40 Minuten hochgerechnet mehr offensive Bretter ab als Philmore –, sondern auch daran, dass der Rookie nach seinen Kurzeinsätzen häufig klatschnass vom Parkett stiefelt. „Isaiah verausgabt sich immer völlig“, sagt Thorsten Leibenath. Für den Ulmer Head Coach ist Philmore mit seinem Kampfeswillen die ideale Ergänzung auf der Power-Forward-Position: Denn während Starter Maarty Leunen (siehe Seite 16) dem ratiopharm-Spiel mit seiner ruhigen Sachlichkeit Struktur verleiht, gibt Backup Philmore den Energiebeauftragten im Team, „dessen Spiel dazu prädestiniert ist, andere mitzureißen“, so Leibenath. „Beides ist für unser Team sehr wichtig.“ Dass Philmore mit seiner „Ganz-oder-gar-nicht“-Mentalität manchmal noch übers Ziel hinausschießt und sich schnelle Fouls einhandelt, ist für einen Europa-Neuling nicht ungewöhnlich: „Das wird mit mehr Erfahrung besser“, ist Dr. Thomas Stoll überzeugt. Eine neue Erfahrung ist für Isaiah auch Deutschland. Zu verschwommen sind seine Kindheits-Erinnerungen an Bad Vilbel, zu unerheblich spätere Stippvisiten in der Republik, als dass sein Engagement in Ulm eine Art Heimkommen für Philmore gewesen wäre. „Aber Deutsch sprechen zu können, hat mir die Eingewöhnung erleichtert“, sagt er. Dass der Deutsch-Amerikaner in der Öffentlichkeit direkt mit fließendem Deutsch auftritt, „hatten wir so nicht erwartet“, gesteht Stoll. Wie Isaiah Philmore in vielerlei Hinsicht überrascht hat. Und damit beweist: In mancher Wundertüte stecken echte Rohdiamanten.

DAS MODEL UND DER BASKETBALL-PROFI regelmäßig vor tausenden von Zuschauern auftreten und mit dem eigenen hobby geld verdienen? damit ist Isaiah im hause Philmore nicht allein. seine verlobte shelynne Paige arbeitet in los angeles für eine große modelagentur – und hat es in ihrem Job weit gebracht. wie weit? als die ulmer Korbjäger anfang november im rahmen der eurochallenge in södertälje, schweden, gastieren und nach dem abschlusstraining die halle verlassen, ist das staunen groß. denn auf einer werbetafel für einen sportartikelhersteller ist Isaiahs lebensgefährtin abgebildet. „Ich habe sie schon oft auf anzeigen gesehen. aber in schweden, mit dem ganzen team – das war ein besonderer moment“, erzählt Philmore.



TEXT: Joshua Wiedmann ¦ FOTOS: bildwerk89, Florian Achberger

MAARTY LEUNEN

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Liebe auf den zweiten Blick Maarty Leunen ist keiner, der beim ersten Hinschauen auffällt – dafür ist der 29-Jährige zu unscheinbar und seine Spielweise vermeintlich zu unspektakulär. Dennoch wurde Leunen einst vom NBA-Team der Houston Rockets gedraftet, spielte für Team USA und in der Euroleague. Warum? Weil kaum einer Teambasketball besser versteht als der Mann, den sie „the brain“ nennen.

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asketball ist ein Spiel der Zahlen. Ob Spieler, Fan oder Verantwortlicher: Wir alle orientieren uns an einem Wulst von statistischen Messwerten – bis zu 30 verschiedene in einem gewöhnlichen Boxscore. Wieso? Weil sie unseren Sport greifbar machen und uns Erklärungen liefern. Allzu oft leiten wir dabei aber vorschnell aus Statistiken Leistung ab. Ein Spieler, der 20 Punkte macht? Hat sein offensives Tagwerk getan. Ein Allrounder? Zu erkennen an regelmäßigen Double-Doubles. Und wer fünf Blocks oder Steals schafft, muss ein echtes Abwehrass sein. Maarten Arthur Leunen hat im Ulmer Trikot noch nichts von alledem geleistet. Kein Double-Double, keine fünf Blocks oder Steals – und der 20er-Marke kam er bis Redaktionsschluss in 30 Saisonspielen nur einmal wirklich nahe (mit 17 Punkten gegen Weißenfels). Sein Saisonschnitt in den Schlüsselkategorien Punkte (8,0) und Rebounds (4,1) ist ordentlich, aber nichts, was für die meisten Bundesliga-Spieler bei konstanter Spielzeit außer Reichweite wäre.

Kurzum: Leunen ist, statistisch betrachtet, nicht mehr als ein Durchschnitts-Profi. Und dennoch: Abgesehen von Will Clyburn steht in der laufenden Runde kein Akteur länger für ratiopharm ulm auf dem Parkett als der Mann mit der Nummer zehn. Und das hat einen einfachen Grund: „Maartys Wert für unser Team lässt sich mit Zahlen schwer beziffern“, wie Thorsten Leibenath sagt. Dies ist die Geschichte eines Mannes, der sich auf unkonventionelle Weise auf die größten Basketball-Bühnen der Welt spielte.

Aus dem Kuhstall bis nach Rio Maarty wächst im ländlichen Redmond, Oregon, auf einer Rinderfarm auf. Viehwirtschaft ist tief verwurzelt in der Familiengeschichte der Leunens, die den Betrieb in der fünften Generation führen. Der Weg des Ältesten von vier Söhnen scheint vorgezeichnet. „Wäre der Sport nicht gewesen, wäre ich womöglich Farmer geworden“, sagt Maarty. Doch weil er und sein Bruder

Matt sich an der High School im Basketball und Football hervortun, brechen die Eltern mit der Tradition, verkaufen den Hof und ermöglichen ihren talentierten Söhnen eine angemessene Sportförderung in der Stadt. Der Mut wird belohnt: Mit einem Stipendium in der Tasche besucht Maarty als erster in der Familie ein College – und wird zu einem Basketball-Star in Oregon. Der famose Aufstieg des Farmer-Jungen gipfelt 2007 in der Einberufung für die Studentenauswahl, die die USA bei den panamerikanischen Spielen vertritt. Der unscheinbare Forward gilt in den Tryouts für das Kontinentalturnier zunächst als krasser Außenseiter, übersteht aber jeden Cut – und fährt schließlich an der Seite späterer NBA-Stars wie Roy Hibbert nach Rio de Janeiro. Schon damals deutet sich an, was zu einem Signum von Leunens Laufbahn werden soll: Es gibt viele Akteure, die individuell auffälliger sind – aber wenige mit einem vergleichbaren Maß an Spielverständnis und Selbstlosigkeit. Andrea Trinchieri sagt daher auch: „Maarty Leunen ist ein Spieler, wie ihn sich jeder Trainer wünscht. Er versteht Teambasketball nahezu perfekt.“


ORANGE ZONE 2014/15 # 3

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RUHE BEWAHREN: MAARTY LEUNEN IM DUELL MIT DEM EX-ULMER MYLES HESSON

Und Trinchieri muss es wissen, denn kaum einer kennt den Big Man besser als der heutige Bamberger Coach. Vier Jahre arbeiten Trinchieri und Leunen ab 2009 in Cantú zusammen. Die Kleinstadt in der Lombardei wird zu Maartys Heimat – und Trinchieri zu seinem wichtigsten Mentor. Der Italiener erkennt und fördert Leunens seltene Gabe, ein Spiel ohne Scoring beeinflussen zu können: „Andrea hat mir ständig eingetrichtert, geduldig zu spielen, den Ball in Bewegung zu halten und nach der bestmöglichen Abschlussoption zu suchen“, sagt Maarty. Der Amerikaner ist in Teamkreisen bald nur noch „the brain“ – weil keiner den Angriff smarter leitet als er. Während Cantú allmählich zurück zu nationaler und internationaler Bedeutung gelangt, rückt Leunen immer mehr in die Rolle des stillen Dirigenten. Jahr für Jahr nehmen Wurfversuche und Punkteausbeute des Teamcaptains ab. „Am Anfang seiner Karriere schaut man noch etwas mehr auf seine Statistik, weil man sich profilieren will“, erklärt Maarty. „Aber irgendwann geht es nur noch ums gewinnen.“ Und Gewinner sind immer gefragt – auch bei ratiopharm ulm.

Lenker, Denker, Dirigent! Thorsten Leibenath hatte Leunen schon länger auf dem Zettel. Wer fünf Jahre in Folge bei einem hochklassigen EuropapokalClub spielt und dem eigenen Team in zwei Eurocup-Duellen (2014) in toto 37 Punkte einschenkt, bleibt keinem Trainer verborgen. Letzte Gewissheit, welch kompletter Spieler sich hinter der unscheinbaren Fassade des Maarty Leunen verbirgt, liefert die NBA-Summerleague 2014 in Las Vegas. Dort sind Leunen und Leibenath – letzterer als Assistenz-Trainer – fürs selbe Team, die Houston Rockets, tätig. „Ich war vor allem überrascht, wie gut Maarty sich defensiv auf der Fünf geschlagen hat“, erinnert sich der ratiopharm-Coach an Leunens Begegnungen mit den Kolossen der NBA-

HART ZUM BRETT: LEUNEN IST NICHT DER GROSSE SPRINGER, DAFÜR TOUGH UND SMART.


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MAARTY LEUNEN

Welt. Dass der US-Amerikaner überhaupt auf dem Markt ist, ist dabei keine Selbstverständlichkeit. Doch Leunen schließt im Sommer nach fünf Jahren das erfolgreiche Kapitel Cantú. „Als Basketballer hat man nur wenig Zeit, um verschiedene Erfahrungen zu machen. Es war einfach an der Zeit für etwas Neues“, sagt Maarty. Und die international orientierte Doppelstadt Ulm/ Neu-Ulm erscheint dem Vater dreier Söhne als optimaler Ort für den Karriere-Reset.

einer von neun Neuen in einem fast völlig umgekrempelten Kader. Weil ratiopharm ulm bis weit ins erste Saisondrittel nach seiner Identität sucht, kommt der Teamplayer Maarten Leunen anfangs nicht recht zur Geltung. Seine Passqualitäten? Blitzen nur sporadisch auf. Offene Dreier? Gibt es nur selten für den Mann, den sein Coach als „besten Schützen im Team“ bezeichnet.

Super-Maarten ohne WunderStats Doch so rasch der fünfköpfige Leunen-Clan an der Donau heimisch wird – der Sportler Maarty Leunen hat am neuen Arbeitsplatz Anlaufschwierigkeiten. Weg ist die Vertrautheit mit Team und Trainer, die seine Zeit in Cantú ausgemacht hatte. In Ulm ist Leunen

„Der Findungsprozess hat bei uns länger gebraucht als gewöhnlich“, räumt Leunen ein. Doch als es kollektiv ‚klick’ macht, kommen auch die Stärken des Routiniers immer mehr zum Tragen. Leunens persönlicher Brustlöser ist das Spiel in Bremerhaven: Mit der Schlusssirene tippt er Ulm zum 88:86-Sieg bei den Eisbären – und läutet damit seine stärkste Phase im ratiopharmDress ein. Zwischen Anfang Dezember und Anfang Januar erzielt er 12,6 Punkte bei absurden 63 Prozent von „downtown“. Angesichts dieser Videospiel-Quote ist verständlich, wieso Thorsten Leibenath fordert: „Maarty muss noch aggressiver den eigenen Abschluss suchen.“

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ORANGE ZONE 2014/15 # 3

Doch wären es die Punkte, die Leunen auszeichnen, stünde er nicht so lange auf dem Feld – wie gegen Bonn, als er 30 Minuten spielt, aber nur zwei Zähler markiert. Was also genau macht Maarty Leunen für ein Team so wichtig? Wie kommt es, dass der 29-Jährige über eine Saison hinweg nie weniger als 28 Minuten im Schnitt spielte – auch ohne Wunder-Stats abzuliefern? „Es gibt zwei Dinge, die man über mich sagen kann“, so Maarty. „Ich kann werfen und habe ein gutes Spielverständnis. Auf diese beiden Stärken bin ich angewiesen.“ Im modernen Basketball, der verstärkt auf den Drives der kleinen Spieler und dem Breitmachen des Feldes fußt, machen diese Eigenschaften einen Big Man, der „passen kann wie ein Point Guard“ (Leibenath), zur Idealbesetzung. Welch hohen Druck auf eine Verteidigung ein 2,06-Meter-Mann ausübt, der seinen Gegenspieler vom Korb wegzieht, zum Korb schneidende Guards bedienen kann oder andernfalls selbst hochprozentig abschließt? Andrea Trinchieri formuliert es so: „Maarty

ARANTIE!

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Leunen kann die Qualität eines ganzen Teams verändern.“ Wenig überraschend also, dass Trinchieri nach dem Bamberger PokalSieg in der ratiopharm arena Leunen zum Ulmer Schlüsselspieler erklärt: „Für uns war er derjenige, den wir ausschalten wollten.“

Leibenath. Und mit welcher Seelenruhe der 29-Jährige selbst agiert? Beim Nervenspiel in Hagen Ende Januar bedient Leunen in den Schlusssekunden mit einem formvollendeten Anspiel Tim Ohlbrecht, der dadurch per Layup den Ulmer Sieg herstellen kann.

Erfolgsgarant – auch noch mit 40?

Zu einem Star wird Maarty Leunen mit seiner Spielweise nicht mehr. Aber das muss er auch nicht – denn der Erfolg gibt ihm Recht. Ob einst am College in Oregon oder in Cantú, das sich mit Leunen als Leistungsträger zurück in die Euroleague spielte: „Alle Teams, bei denen ich aktiv war, waren erfolgreich. Ich hoffe, das sagt auch etwas über mich aus“, so Leunen. So kann es weitergehen – zum Wohle von ratiopharm ulm, aber auch für Maarty persönlich. Denn am Liebsten, so sagt er, würde er noch weitere zehn Jahre Basketball spielen. „Ich bin schon jetzt nicht der athletischste Spieler“, meint er schmunzelnd. „Was sollte ich also im Alter einbüßen?“ Vielleicht spielt Maarty Arthur Leunen also tatsächlich, bis er 40 ist. Es wäre nicht das erste Mal, dass er unsere Zahlen-Fixiertheit überlistet.

„Super-Maarten“, wie ihn die Fans in Italien einst nannten, ist oft für die kleinen, wenig heldenhaften Dinge zuständig: Das nächste Spielsystem kommunizieren, einem geschlagenen Teammate in der Defensive helfen, per Foul gegnerische Schnellangriffe stoppen. Awards gibt es dafür nicht – aber für das Kollektiv sind solche Spieler unerlässlich: Sie halten ein Team zusammen, wie Klebstoff; daher auch der Begriff „Glue Guy“. „Maarty beruhigt mit seiner Präsenz seine Mitspieler“, betont Thorsten

MITMACHEN UND GEWINNEN beim HUSQVARNA GEWINNSPIEL in der RATIOPHARM ARENA


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CHRIS FLEMING

„EIN RIESENSCHRITT

FUR ULM UND DEN DEUTSCHEN BASKETBALL“ Chris, du hast mit deiner Aussage in der BIG, Per sei „der beste deutsche Game Manager, den wir haben“ für mächtig Aufsehen gesorgt. War dir das bewusst? Chris Fleming: (Lacht). Dieser Satz ist vielleicht ein bisschen zu absolut verstanden worden. Es ging mir lediglich darum, die Stärken und Schwächen eines jeden Spielers zum Ausdruck zu bringen, und dass Per Schluss-Situationen sehr gut managt. Was genau hast du damit gemeint? Fleming: Dass er das Tempo eines Spiels sehr gut steuert. Das ist, was ihn auszeichnet. Mehr wollte ich auch gar nicht sagen. Es ging mir nicht darum zu sagen, dass er bei der Nationalmannschaft der Hauptakteur sein wird. Ich halte sehr viel von ihm, aber ich glaube, dass die Hierarchie der Mannschaft erst zu einem späteren Zeitpunkt bestimmt wird. Hattest du zu deiner Bamberger Zeit schon Interesse an Per? Fleming: Ja, wir wollten ihn in Bamberg haben, bevor er seinen aktuellen Vertrag unterschrieben hat.

„ICH WOLLTE

PER NACH

BAMBERG HOLEN.“

Tim Ohlbrecht, den du zwei Jahre selbst in Bamberg gecoacht hast, spielt nach seiner Rückkehr aus den USA in Ulm eine starke Saison. Wie beurteilst du seine Entwicklung? Fleming: Als sehr positiv. Ich habe Tim 2008 bis 2009 trainiert, das ist lange her und Tim war damals ein sehr junger Spieler. Heute weiß er, wer er ist, ist viel gefestigter – auch

IM INTERVIEW SPRICHT DER BUNDESTRAINER ÜBER DIE NATIONALSPIELER VON RATIOPHARM ULM, DIE ENTWICKLUNG JUNGER SPIELER UND DIE ULMER PLÄNE, AN DER DONAU EIN „ÜBERRAGENDES KONZEPT“ UMZUSETZEN.

als Mensch. Auf dem Feld hat er eine Balance zwischen seinem Lowpost-Spiel und seinen Fähigkeiten als Werfer gefunden. Ich freue mich für ihn, dass er seinen Weg gegangen ist – auch wenn es nicht der Weg war, den viele für ihn vorgesehen hatten. Was man bei all dem nicht vergessen darf: Tim ist erst 26 und seine besten Jahre kommen noch. Was kann Ohlbrecht heute, was er damals in Bamberg noch nicht konnte? Fleming: Heute ist seine Spieleridentität klar. Er ist konstanter in seinem Entscheidungsverhalten, seine Jump-Hooks fallen konstanter – aber das Wichtigste ist: Er weiß, wer er ist. Früher gab es so viele Leute, die ihm sagen wollten, was er zu tun hatte. Das war nicht leicht für ihn als junger Spieler. Was kannst du heute bzw. musst du heute in deinem Job als Bundestrainer können, was als Bundesligatrainer nicht wichtig war? Fleming: Als Club Coach siehst du die Entwicklung eines Teams in zehn Monaten. Fehler kannst du zu einem gewissen Grad in Kauf nehmen, weil du weißt, dass du von ihnen lernen wirst. Jetzt ist der Prozess viel kürzer, alles ist intensiver, enger. In Ulm werden sich einige daran erinnern, wie weit das Team im September 2012 war, als es das Euroleague-Quali-Turnier in Italien gespielt hat. Vergleicht man das September-Team mit dem im Mai 2013 – liegen Welten dazwischen. Für die Nationalmannschaft gibt es diese Entwicklungschance nicht. Das heißt für mich als Trainer: das Spiel vereinfachen ohne dabei die spielerische Qualität einzuschränken. Die Europameisterschaft und ihre Vorrunde in Berlin ist deine erste große Herausforderung als DBB-Coach. Wie planst du dieses Turnier bzw. welche Schritte sind bis zum Beginn des Trainingslagers Anfang August zu tun?

BUNDESTRAINER

CHRIS FLEMING

Fleming: Zunächst geht es mir darum, meine Spieler kennenzulernen und Vertrauen aufzubauen, die dafür nötige Zeit will ich nicht im Sommer verlieren. Die größte Aufgabe wird es dann sein, eine Spielkultur zu entwickeln, mit der sich der Verband und die Spieler identifizieren können.

DIE EM 2015:

SUPER

WERBUNG FÜR BASKETBALL

Welche Stimmung nimmst du bei den Spielern wahr, wenn du mit ihnen über die EM im Sommer sprichst? Fleming: Ich erhalte aus allen Richtungen ein sehr positives Feedback. Für den DBB ist es nach der EM 1993 das erste internationale Turnier in Deutschland. Auch die Bundesliga unterstützt das Projekt und wünscht sich einen Hype. Sind die Erwartungen gerechtfertigt?

OB OHLBRECHT UND GÜNTHER AUCH IM SOMMER GEMEINSAM FÜR DEUTSCHLAND AUFLAUFEN?


INTERVIEW: Martin Fünkele ¦ FOTOS: bildwerk89, Camera 4

Fleming: Ich glaube schon. Wir werden einen tollen Basketball sehen – jeder kennt die Gruppe, in der wir antreten. Wir haben eine sehr junge Generation, die gemischt mit einigen erfahrenen Spielern sicher eine super Werbung für Basketball machen wird.

„ICH WEISS, WAS

ES DIRK

BEDEUTET, FÜR DEUTSCHLAND ZU SPIELEN.“

Welches Anforderungsprofil hast du bei der Zusammenstellung des Kaders und wie wichtig ist dabei Dirk Nowitzkis Entscheidung? Fleming: Meine erste Anforderung an die Spieler ist: bereit sein, sich für Team Deutschland zu opfern. Wir haben keine Zeit, um Egos und kleine Probleme zu befrieden. Jeder muss bereit sein, sich in den Dienst der Mannschaft zu stellen und Verteidigung zu spielen. Dirks Entscheidung kann ich nicht kontrollieren. Ich weiß, dass er sehr ernsthaft darüber nachdenkt und als Mensch ein sehr großes Verantwortungsbewusstsein hat. Außerdem bedeutet es ihm sehr viel, für Deutschland zu spielen. Aber für uns kann das zum jetzigen Zeitpunkt keine große Rolle spielen, weil wir keinen Einfluss auf seine Entscheidung haben. Deshalb würde ich mich freuen, wenn die Medien sich zunächst auf die Spieler konzentrieren, die bereit sind zu spielen. Dass es eine große Verstärkung wäre, einen der besten Spieler der Welt bei uns zu haben, darüber muss man nicht sprechen.

ORANGE ZONE 2014/15 # 3

Gibt es also eine EM-Vorbereitung mit Dirk und eine ohne? Hast du einen Plan B, wenn er nicht kommt? Fleming: Nein, habe ich nicht. Natürlich gibt es Specials, die du machst, wenn Dirk dabei ist. Dirk hat so eine große Bandbreite an Möglichkeiten, dass wir unsere Offensive situativ anpassen werden. Zwei komplett unterschiedliche Planungen wird es aber nicht geben. Dirks Karriere gilt vielen jungen Spielern nicht erst seit dem Film „Der perfekte Wurf“ als Blaupause. Was ist für dich an seiner Entwicklung für junge Spieler vorbildlich? Fleming: Das Besondere an ihm ist, dass er immer bereit war, sehr viel dafür zu opfern, richtig gut zu sein. Ich glaube nicht, dass viele Leute verstehen, was er opfern muss, um im Sommer dabei zu sein. Er kann nicht zwei Tage vorher seine Schuhe anziehen und kommen. Er braucht eine lange Vorbereitungszeit, um sich auf das Level zu bringen, das er von sich erwartet. Dieser Ehrgeiz zeichnet ihn aus. Und: Er hat sehr häufig betont wie wichtig ihm die Nationalmannschaft für seine Entwicklung war.

„WENIGE VERSTEHEN,

WAS DIRK OPFERN MUSS, UM IM SOMMER ZU SPIELEN“

Durch die 6+6-Regelung haben sich die BBLClubs selbst in die Pflicht genommen, deutsche Spieler einzusetzen. Beurteilst du diese

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Regel heute als Bundestrainer anders als du sie früher als Clubtrainer beurteilt hast? Fleming: Nein. Die Regel war damals ganz gut und ich finde sie nach wie vor gut. Aber wenn wir darüber sprechen, Basketball in Deutschland zu entwickeln, ist diese Regel sicher nicht der Schlüsselpunkt. Wir müssen tiefer einsteigen: In der Regionalliga, ProB und ProA. Hier muss es darum gehen, die bestmöglichen Entwicklungschancen für junge Spieler zu schaffen. Hier will ich mich auch als Bundestrainer einbringen. Lasst uns die Point Guard Position anschauen: Hier sind Per und Dennis Schröder absolute Ausnahmeerscheinungen. Warum? Weil jede ernsthafte Mannschaft im Herrenbereich einen ausländischen Point Guard hat. Es ist also kein Geheimnis, warum wir so wenige gute deutsche Point Guards haben – das sollten wir ändern. Mit Ohlbrecht, Günther und Schwethelm hat Ulm aktuell drei potenzielle Nationalspieler. Die Tendenz, dass die besten Deutschen allerdings nach München, Berlin oder Bamberg gehen, ist jetzt schon nicht zu übersehen. Wird so die Kluft zwischen den drei Großen B`s und dem Rest der Liga nicht zu groß? Fleming: Ich würde nicht sagen, dass es nur die 6+6-Regel ist, die diese Kluft schafft. Der Unterschied der Finanzen und Ambitionen ist mittlerweile relativ groß geworden. Wenn ein guter junger Spieler für viel mehr Geld in der Euroleague spielen kann, ist das natürlich sehr reizvoll. Wir müssen uns aber mehr mit der Frage beschäftigen, wie wir eine viel breitere Basis für Toptalente kreieren können. In Ulm wird der Bau eines neuen Trainingszentrums geplant – auch, um mit der Ausbildung eigener Spieler ein Argument im Wettbieten um die Talente zu haben. Ein richtiger Schritt?

DER „BESTE GAMEMANAGER“ BEI DER ARBEIT: GÜNTHER BEIM HEIMSPIEL GEGEN SCHWEDEN.


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CHRIS FLEMING

Fleming: Das ist der Weg! Thomas Stoll hat mir die Pläne gezeigt und das Konzept ist überragend. Es gibt wenig bis gar keine Clubs, die solche Strukturen haben. Alles auf einem Grundstück – das wäre ein Riesenschritt für Ulm und den deutschen Basketball.

Nationalmannschaft auf über 80 Spiele… Absagen wie die von Per im letzten Sommer sind da verständlich. Wie kann man das Problem lösen?

Welchen Rat kannst du den Verantwortlichen bei der Planung dieses Projekts geben? Fleming: Für mich ist es sehr wichtig, die Geschäftsstelle direkt am Trainingszentrum zu haben. So schaffst du die Identifikation unter den Mitarbeitern und auch umgekehrt. So sieht der Spieler, was alles im Office getan wird. Aber die Hauptsache ist: Drei Spielfelder und einen Kraftraum in einem Komplex zu haben. Viele haben Trainingshallen, aber niemand hat mehr als ein Spielfeld. Wenn du wirklich bewegen willst, ist das aber zu wenig. Wir haben jetzt für die Nationalmannschaft eine Halle mit Parkettboden und zwei Feldern gesucht – das findest du in Deutschland fast nicht. Mein zweiter Rat betrifft die Versorgung der Spieler. Der Jahreszyklus der Spieler wird immer länger und enger. Deshalb sind Betreuungs- und Behandlungsmöglichkeiten so wichtig. Vor Ort zu essen und alles, was hilft, kurze Wege zu haben ist, wichtig. Deutsche Topspieler kommen im Jahr mit Liga, europäischem Wettbewerb und

BUNDESTRAINER CHRIS FLEMING FREUT SICH AUF DIE EM-VORRUNDE IN BERLIN.

Fleming: Wir als Verband müssen im athletischen und medizinischen Bereich topbesetzt sein – was wir auch sind. Aber was noch wichtiger ist: Die Kommunikation mit den Clubs muss offen und intensiv sein.

„DAS

ULMER KONZEPT IST ÜBERRAGEND.“

DREI ULMER, DER DIRK UND SCHULLE: OHLBRECHT, SCHULTZE, NOWITZKI, GÜNTHER UND SCHWETHELM FÜR DEUTSCHLAND.

GEWINNSPIEL! Dem Nationalteam auf seinem Weg zur EM 2015 ganz nahe sein – OrangeZone.Magazin und der Deutsche Basketball Bund machen es möglich! Unter allen Einsendungen verlosen wir bis zum 1. Mai zweimal zwei TurnierTickets für den Supercup in Hamburg (Fr. 21. bis So. 23. August mit Deutschland, Lettland, Türkei und Polen) und ein handsigniertes Nationalmannschaftstrikot von Per Günther. Schickt einfach eine Email mit dem Betreff „EM 2015“ an orangezone@basketball-ulm.com und ihr nehmt automatisch an der Verlosung teil. Einsendeschluss ist der 1. Mai. Der Rechtsweg ist ausgeschlossen, Mitarbeiter von Basketball Ulm können nicht an der Verlosung teilnehmen.


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ratiopharm ulm legt sich zum zweiten Mal die Schürzen an und serviert 174 Gästen im Hotel Golden Tulip ein oranges Menü. Die Rückschau auf einen rundum gelungenen Abend, durch den zwei Projekte von OrangeZone.Cares tatkräftig unterstützt werden können.

ORANGE DINNER

TEXT: Julia Günter ¦ FOTOS: Ulli Schlieper, BBU

RIESENKERL MIT FEINGEFÜHL UND EIN BISSCHEN UNTERSTÜTZUNG: TIM OHLBRECHT HILFT GEMEINSAM MIT EHEFRAU KATRINA IN DER KÜCHE.

Begrüßt von den beiden Orange Men Isaiah Philmore und Adam Hess, verköstigt mit drei Gängen und verabschiedet mit orangen Dankeschön-Rosen: Bei der zweiten Ausgabe des Orange Dinners verwöhnte die Mannschaft von ratiopharm ulm seine Gäste rundum – nicht wie üblich mit spektakulären Dunks & Dreiern auf dem Parkett, sondern mit Gaumenfreuden im Hotel Golden Tulip in Neu-Ulm.

Innerhalb eines Tages ausverkauft

ZWEI ECHTE HINGUCKER: ISAIAH PHILMORE UND ADAM HESS STEHT DER ORANGENE ZWIRN.

Und ähnlich wie auf dem Spielfeld kamen die Profis auch in der Küche, im Service und beim Losverkauf ordentlich ins Schwitzen. Innerhalb eines Tages war das Orange Dinner ausverkauft, sodass 174 hungrige Fans und Freunde des Ulmer Basketballs mit einer Karotten-Ingwer-Suppe, Schweinefilet auf Gemüse-Ornament und Süßkartoffeln sowie einem „Basketball im Körbchen“ als Dessert versorgt werden wollten. Den Kochlöffel schwingen und Gutes dabei tun - so lautet das einfache Prinzip des Orange Dinners, welches im Februar 2014


ORANGE ZONE 2014/15 # 3

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seine erfolgreiche Premiere feierte: Die Profis tauschen Trikot gegen Schürzen und legen sich für den guten Zweck ins Zeug; genau genommen für das von ratiopharm ulm gegründete Charity-Projekt OrangeZone. Cares und die beiden unterstützten Projekte „Handicap macht Schule“ und das „Sportprojekt Neu-Ulm“ (nähere Infos siehe unten).

Schürze statt Trikot

ERSTKLASSIGER SERVICE: HOTEL-CHEFIN ANGELIKA KNOEDEL INSTRUIERT DAS TEAM VON RATIOPHARM ULM.

Beim Orange Dinner blitzten indes nicht nur die Servier-Qualitäten einiger Spieler auf: Mit seiner spontanen Rap-Einlage - natürlich inklusive Zugabe - weckte Multitalent Deonte Burton Jubelstürme im Publikum – und ein breites Grinsen bei all seinen Teamkollegen. Für strahlende Gesichter sorgte auch die mit insgesamt 50 Preisen bestückte Tombola. Neben Hauptpreisen wie dem Auto-Rasenmäher von Husqvarna im exklusiven Basketball-Design oder der Luftschiff-Fahrt von ratiopharm waren die von der Mannschaft gestifteten Preise – wie die Schuhe von Per Günther oder der Reise-

Die Projekte HANDICAP MACHT SCHULE Das Projekt „Handicap macht Schule“ vom Württembergischen Behindertenund Rehabilitationssportverband (WBRS) wurde im Herbst 2014 erstmals in der Region Ulm/Neu-Ulm an zehn Grundschulen durchgeführt. Das durch OrangeZone.Cares ermöglichte Angebot zielt darauf ab, Schülerinnen und Schülern der vierten Klassen das Thema Inklusion näher zu bringen und diese am Beispiel Rollstuhl-Basketball für Menschen mit Handicap zu sensibilisieren. Eine treibende Kraft des Projekts ist Werner Rieger, der „Handicap macht Schule“ auch in der Region Ulm/Neu-Ulm in die Tat umsetzt.

SPORTPROJEKT NEU-ULM Im Auftrag der Stadt Neu-Ulm wird das Sportprojekt seit 2008 im Vorfeld und der östlichen Innenstadt Neu-Ulms angeboten, wobei das Projekt in Hinblick auf die steigende Flüchtlingszahl mehr und mehr an Relevanz gewinnt. Kinder und Jugendliche mit Migrationshintergrund können im Rahmen des Sportprojekts Neu-Ulm an verschiedensten Freizeitaktivitäten teilnehmen, welche diese bei der Integration in die Gesellschaft unterstützen und bestärken sollen. Wöchentlich nutzen ca. 80 Kinder und Jugendliche das vielfältige Angebot, welches von Fußball über Boxen und einem speziellen Mädchen-Angebot bis hin zu Basketball reicht.


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ORANGE DINNER

trolley von Thorsten Leibenath – besonders begehrt unter den Fans.

See you next year! Die ausverkaufte Tombola machte das Orange Dinner schließlich perfekt - wie Geschäftsführer Andreas Oettel zu berichten weiß: „Wir konnten mit dem Orange Dinner dieses Jahr über 8.000 Euro sammeln, was bereits mehr ist als im gesamten Gründungsjahr von OrangeZone.Cares. Ich freue mich, dass wir unsere beiden Projekte dadurch tatkräftig unterstützen können.“ Schlemmen, der Mannschaft nah wie nie sein und damit noch Gutes tun – was will man mehr? Logisch, dass das Team zum Abschied „See you next year!“ ruft.

MULTITALENT DEONTE BURTON BEIM FREESTYLE-RAP & RADIO7MANN DOMINIC GEBAUER LIEFERT DIE BEAT-BOX.

Mithilfe des im Herbst 2013 gegründeten Charity-Projekts möchte Basketball Ulm seiner gesellschaftlichen Verantwortung gerecht werden und sich langfristig karitativ engagieren. Besonders im Mittelpunkt steht dabei die Förderung von Inklusion durch Sport. „Wir wollen uns für Gleichberechtigung und gegen Ausgrenzung und Diskriminierung einsetzen“, umschreibt Geschäftsführer Andreas Oettel. ACHTUNG BOY GROUP: DIE SERVICEKRÄFTE MAIER, RUSH UND SCHWETHELM.

Spenden für OrangeZone.Cares können jederzeit auf das Spendenkonto 17017 bei der Sparkasse Ulm überwiesen werden.

ORANGEZONE.TV Die Rap-Einlage von Deonte Burton, Isaiah Philmore und Adam Hess in orangen Suits und die Service-Qualitäten der Profis: Wer nicht dabei war, muss sich all das nicht entgehen lassen. OrangeZone.TV hat die Höhepunkte eines gelungenen Abends zusammengefasst.

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DR. THOMAS STOLL

INTERVIEW: Martin Fünkele ¦ FOTO: Florian Achberger MODELL: Scherr + Klimke ¦ ILLUSTRATION: Halma

„GEMEINSAM SCHAFFEN WIR ES WIEDER!“ Die ratiopharm arena war nur der Anfang. Der nächste städteübergreifende Meilenstein soll ein für alle Bürger offenes Trainingszentrum werden. Von der Bezirks- bis zur Bundesliga, vom Fitnessstudio bis zum Beachvolleyball-Feld – der Orange Campus ist ein in Deutschland einmaliges Projekt. Im Interview erklärt Geschäftsführer Dr. Thomas Stoll die Pläne, Chancen und Widerstände. Herr Dr. Stoll, wie viele Mitglieder hat der Basketball Ulm / Neu-Ulm e.V. heute? Dr. Thomas Stoll: Wir haben momentan 350 aktive Kids, dazu einige Kooperationsvereine wie die Merianschule, den SV Tomerdingen oder die BG Illertal mit über 100 aktiven Jugendlichen. Warum sind es beispielsweise beim USC Freiburg, wo es schon lange kein Bundesligateam mehr gibt, deutlich mehr? Stoll: Bei den offiziellen Statistiken muss man etwas aufpassen. Vereine wie Freiburg oder ALBA Berlin lassen ihre Schulteams in einem geregelten Spielbetrieb mitmachen und rechnen die so als aktive Mitglieder. Wenn wir unsere 24 Schul-AGs zu Mitgliedern machen würden, hätten wir auf einen Schlag auch 300 Kids mehr. Allerdings sind wir der Meinung, dass man diese dann auch öfter als einmal in der Woche in der SchulAG betreuen müsste. Solange wir dafür keine Hallenzeiten haben, wäre das vor allem positiv für die Statistik. Nichtsdestotrotz muss man Freiburg dafür loben, dass dort viele Kinder mit Basketball in Berührung kommen. Das sollte überall so sein. Egal, ob die erste Mannschaft in der Beko BBL oder in der Kreisliga spielt.

Potenzial für 1.000 Basketballer in der Region Wie viele Mitglieder soll der Verein in zehn Jahren haben? Stoll: Ich glaube das Potenzial ist in der Region so groß, dass in den nächsten Jahren über 1.000 Kinder bei uns dem orangenen Ball nachjagen. Was hat die Mitgliederzahl des Vereins mit dem Profi-Team von ratiopharm ulm zu tun?

Stoll: Grundsätzlich nichts, denn einen BBLClub kann man auch ohne Jugendarbeit führen. Aber wir haben schon von Anfang an deutlich gemacht, dass wir junge Spieler entwickeln wollen. Und wenn man eine tolle Spitze entwickeln will, dann braucht man zuerst einmal Breite. Also viele Kinder, die Basketball spielen. Wenn die dann gut trainiert werden, werden einige später in der Bundesliga spielen. Doch auch alle anderen profitieren. Denn beim Basketball lernt man viele Dinge, die man später brauchen kann: Teamfähigkeit, soziale Kompetenz, Durchhaltevermögen, dass Leistung und hartes Training belohnt werden oder die Erfahrung, gemeinsam etwas zu erreichen. Von den positiven gesundheitlichen Folgen des Sports ganz zu schweigen.

Kindern erzählt, weil man dort eine wunderschöne Zeit in seiner Jugend verbracht hat. Ich glaube, da kann man zusammen etwas Einzigartiges entwickeln.

Seit einiger Zeit kennt eine kleine Teilöffentlichkeit die Pläne, ein neues, eigenes Trainingszentrum bauen zu wollen. Wie reagieren die Menschen, denen Sie vom Orange Campus erzählen?

Stoll: Das kann man nicht vergleichen. Da geht es erstens um ganz andere Summen, ich glaube der Anteil von Stadt und Land liegt dort bei über 50 Millionen. Und zum anderen ist das Stadion ja vor allem für die Profimannschaft. Da habe ich viel zu wenig Einblick, um das zu beurteilen. Bei uns geht es um etwas anderes, nämlich um Infrastruktur für den Nachwuchs. In Steine statt in Beine zu investieren. Ich glaube, wir haben während der letzten 14 Jahre gezeigt, dass wir zusammen mit unseren Sponsoren und der Politik tolle Dinge in der Region für die Region entwickeln können. Auf die ratiopharm arena, die es ohne uns nicht geben würde, ist nicht nur eine ganze Region stolz, die rechnet sich auch. Das Trainingszentrum der ratiopharm akademie haben wir aus unserem Etat umgebaut, genauso wie wir den Unterhalt von ca. 50.000 Euro im Jahr selber stemmen. Wir bezahlen drei hauptberufliche Jugendtrainer und geben jedes Jahr über 500.000 Euro aus dem Profietat in die direkte Förderung des Nachwuchses. Jetzt steht der nächste Meilenstein an und da brauchen wir die Hilfe der Politik, denn Sportstättenbau ist eigentlich keine Aufgabe eines Clubs. Aber gemeinsam schaffen wir es wieder.

Stoll: Am Anfang waren die Reaktionen eher verhalten. Inzwischen lassen sich immer mehr von der Idee begeistern. Ein in Deutschland bislang einmaliges Trainingszentrum, direkt an der völkerverbindenden Donau, mit optimalen Trainingsmöglichkeiten; also ein Sportpark mit Freiplatz, Beachvolleyball etc. Und das quasi in der Mitte der beiden Städte Ulm und Neu-Ulm, optimal an den Nahverkehr angebunden und offen für alle Bürger. Was ist das Besondere an diesem Orange Campus? Stoll: Er soll eine Heimat für ganz viele Kids sein, eine Art Campus wie man ihn an amerikanischen Universitäten oft sieht. Profispieler, die neben der U10 trainieren. Hobby-Basketballer, die im Kraftraum neben unseren Nationalspielern an sich arbeiten. Ein Treffpunkt für alle. Ein Ort, von dem man noch 20 Jahre später seinen

„Ich glaube, wir können zusammen etwas Einzigartiges entwickeln“ Nochmal Freiburg: Die Stadt hat ihrem Fußball-Club unlängst eine Millionen-Unterstützung für den Ausbau seines Stadions zugesagt… Werden Sie neidisch, wenn Sie das lesen?


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D R. T H O MA S

STO LL

ORANGE ZONE 2014/15 # 3

Dr. Thomas Stoll: Ein Basketballverrückter, dem die Passion nie den Spaß geraubt hat

Wann wurde die Idee für dieses Ulmer bzw. Neu-Ulmer Projekt geboren – gibt es Vorbilder dafür? Stoll: Wir haben mit der Jugendarbeit ja erst vier Jahre nachdem wir die Verantwortung für den Herrenbereich übernommen hatten, so richtig angefangen. Was sich seitdem entwickelt hat, ist phänomenal und kommt in der Öffentlichkeit manchmal etwas zu kurz. Zurzeit haben wir fünf A- und sieben Jugend-

Nationalspieler im Club. Unsere Jugendteams gehören zu den besten in Deutschland und sorgen bisweilen auch in Europa schon für Furore. Ich glaube, dass wir inzwischen auch in der Jugend zu den Top 5 in Deutschland gehören. Und die Entwicklung würde durch den Orange Campus einen riesigen Schub bekommen. In Deutschland gibt es im Fußball schon einige dieser Jugendzentren. Die sind auch der Grund für den Weltmeistertitel. Im Basketball war in Europa Treviso

lange Jahre das Nonplusultra. Zahlreiche NBA- und europäische Topspieler wurden dort entwickelt. Die letzten Jahre hat Gran Canaria ein sehr erfolgreiches Projekt entwickelt und natürlich nicht zu vergessen, die weltberühmte Sabonis Basketball Academy in Litauen. Aber bisher kann man diese Projekte an einer Hand abzählen. In den USA haben uns die Trainingszentren von Impact begeistert. Insofern würden wir versuchen, diese verschiedenen Ideen zu vereinen.


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DR. THOMAS STOLL

Wer in Treviso nachmittags in der Mensa essen ging, konnte seine Spaghetti am Tisch mit Andrea Bargnani (erster europäischer Nummer 1 Pick der NBA, Anm. d. Red.) essen… ist so etwas in Ulm auch möglich?

nur, weil so vielleicht mittelfristig sehr gute Bundesligaspieler entwickelt werden, sondern weil wir Basketball in der Region ganz tief verwurzeln. Jedes Kind, das bei uns spielt – selbst wenn es später nur in der Kreisliga zockt – wird die Basketballbegeisterung sein Leben lang in sich tragen. Und sich hoffentlich ab und zu daran erinnern.

Stoll: Schon jetzt kommt es bei uns ja vor, dass ein Jaka Klobucar die letzte halbe Stunde von einem U12-Training anschaut und die Kids anfeuert oder ein Brion Rush mit U16-Spielern zusammen im Kraftraum Gewichte stemmt. Aber das wird dann natürlich alles noch viel intensiver. Hausaufgabenbetreuung, eine gemeinsame Kantine, im Optimalfall wohnen sogar die Profis direkt auf dem Campus.

Schon heute: jährlich 500.000 Euro für den Nachwuchs Der Orange Campus soll auf dem ehemaligen Gelände des Donaubades in Neu-Ulm entstehen. Neben der ratiopharm arena und dem ratiopharm akademie Trainingszentrum in der Nelson-Allee also erneut ein Standort in Bayern. Landesgrenzen interessieren Sie nicht, oder? Stoll: Wir sind ein Club, der Fans auf beiden Seiten der Donau hat und wir wollen mit beiden Städten gemeinsam optimale Lösungen finden. Das hat bei der ratiopharm arena super geklappt. Das aktuell favorisierte Gelände liegt zwar in Bayern, aber es gehört zu Dreiviertel Ulm. Insofern wären wir dann quasi auf einem Neu-Ulmer/Ulmer Grundstück. Besser kann es gar nicht gehen. „Steine statt Beine“ wurde ja schon angesprochen, aber die Leute wollen gleichzeitig Siege und den Einzug in die Playoffs sehen. Wie lässt sich dieser Spagat bewältigen? Stoll: Das ist nicht einfach, denn natürlich könnte man auch für ein, zwei Jahre alles Geld bündeln und einem Titel nachjagen, aber wir wollen etwas Dauerhaftes aufbauen. Wir wollen die Grundlagen dafür schaffen, dass es auch in 20 Jahren in der Region noch hochklassigen Basketball gibt. Ein Titel wäre schön und die Fans und die Region hätten das auch mehr als verdient. Aber wir glauben, dass wir dauerhaft höhere Chancen haben, wenn wir parallel in die Steine investieren. Denn man muss sich nichts vormachen: Die drei großen B´s sind beim Etat weit vor uns und auch Oldenburg und Artland leisten sich teurere Spielerkader. Wir sehen eine größere Chance, diese Lücke dauerhaft zu schließen, wenn wir in die Jugend investieren. Nicht

„Der Orange Campus ist der nächste logische Schritt.“ Ohne den Meilenstein ratiopharm arena gäbe es in der Region keinen BundesligaBasketball mehr. Welche Bedeutung hat im Vergleich dazu der Bau des Orange Campus‘? Stoll: Der Orange Campus ist der nächste logische Schritt. Es wäre ein weiterer Meilenstein, der auch für die ratiopharm arena eine langfristige Absicherung bedeuten würde. Die Grundlage für Spitzenbasketball in der Region hat die Politik mit der Entscheidung zum Bau der schönsten Basketballhalle Deutschlands geschaffen. Die Liste junger deutschen Spieler, die es in Ulm zum Nationalspieler geschafft haben, ist lang: Von Wysocki, über Günther, Benzing und Theis. Bis auf Theis führte ihr Weg über die Kuhberghalle, also eine städtische Schulturnhalle. Wieso reicht das nicht mehr? Stoll: Basketball hat sich weltweit enorm entwickelt. Natürlich lernt man auch heute das Basketball-Einmaleins in einer alten Schulturnhalle genauso gut wie in einem modernen Trainingszentrum. Aber man muss dort eben auch Hallenzeiten haben, gute Trainer etc. Durch die schulischen Belastungen haben die Kinder immer weniger Zeit. G8 ist so ein Thema, Ganztagesschule auch. Früher wurden die Fußballweltmeister von 1990 auf den Bolzplätzen entwickelt. Heutzutage haben die Kinder dafür gar keine Zeit mehr. Also müssen wir sie beim Zeitmanagement unterstützen. Wenig Zeit auf dem Weg zum Training verschwenden. Alles aufeinander abstimmen. Und im Orange Campus wird das alles möglich sein. Kids treffen sich nach der Schule auf dem Freiplatz, machen danach zusammen ihre Hausaufgaben, gehen dann in ihr Training und sind nach 5 Minuten Fußweg direkt im Bus nach Hause. Der Bahnhof ist auch so nah, dass talentierte Kinder aus 70 km Entfernung problemlos integriert werden können. In der Bundesliga ist der Kampf um deutsche Spieler seit der Einführung der

6+6-Regel (es müssen immer 6 Deutsche im Team sein, Anm. d. Red.) auch eine Preisschlacht geworden. Lässt sich der „deutsche Weg“, den Ulm seit Jahren geht, überhaupt noch finanzieren? Stoll: Die Preise für deutsche Spieler sind explodiert, so dass sich langsam eine Zweiklassengesellschaft entwickelt. Ein Daniel Theis war für uns nicht mehr bezahlbar. Da es in der Breite zu wenige dieser Toptalente gibt, erhalten inzwischen schon Jugendliche hochdotierte Verträge. Das ist keine gute Entwicklung. Gerade deswegen müssen wir andere Wege finden und die Talente noch früher an uns binden und selber entwickeln. Momentan hätten wir keine Chance mehr, junge Spieler wie damals Per und Robin an uns zu binden. Natürlich versuchen wir es auch weiterhin, solche Spieler vom Ulmer Weg zu überzeugen, aber ein Paul Zipser oder ein Ismet Akpinar verdienen in München und Berlin ganz andere Summen. Trotzdem glaube ich, dass sie auch gut daran getan hätten über den Zwischenstopp Ulm ihren Weg zu gehen. Das muss jeder für sich selbst entscheiden. Mit dem Orange Campus hätten wir auf jeden Fall wieder sehr gute Argumente.

Durch Basketball: Steuereinnahmen von einer halben Million Von wegen Finanzierung: Wie soll der Orange Campus bezahlt werden? Stoll: Das wird die schwierigste Herausforderung. Wir machen das Ganze seit 14 Jahren und wir waren nie diejenigen, die von der Politik Geld gefordert haben. Die ratiopharm arena funktioniert so gut, weil wir jedes Jahr sehr viel Geld für die Benutzung zahlen. In anderen BBL-Städten wird die Hallennutzung stark subventioniert. Mit unserem 5,4 Millionen Etat zahlen wir auch ordentlich Steuern. Davon dürften pro Jahr eine halbe Million direkte Steuereinnahmen in der Region verbleiben. Insofern glaube ich, dass es politisch vertretbar ist, wenn beide Städte sich zusammen an dem Projekt beteiligen. Wir werden hoffentlich mit unseren Partnern und Fans in der Lage sein, mehr als 50 Prozent der Finanzierung zu stemmen. Das ist deutlich mehr, als bei solchen Projekten üblich ist. Welche konkreten Schritte sind bis zu einem möglichen Baubeginn noch zu gehen? Stoll: Wir haben zusammen mit unserem Architekturbüro Scherr + Klimke viele


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Vorarbeiten geleistet. Inzwischen existiert ein faszinierendes Modell, das wir ja auch schon vielen Leuten gezeigt haben. Jetzt geht es an konkrete Planungen wie eine detaillierte Kostenschätzung, Gutachten für Verkehr, Artenschutz und Baugrund. Wir gehen da mit einer sechsstelligen Summe ins Risiko ohne zu wissen, ob die Politik am Ende das Projekt unterstützt. Wenn wir die Unterlagen alle zusammen haben, muss die Politik in Ulm und Neu-Ulm entscheiden. Wenn alles optimal läuft, könnte das noch in diesem Jahr geschehen. Bauzeit wären dann nochmals mindestens eineinhalb Jahre.

uns da auch finanziell in einem großen Maß einbringen würden. Allerdings stehen in der Region viele Projekte an und man kann nicht alles unterstützen. Auch viele Anregungen aus den Fraktionen der beiden Stadtparlamente versuchen wir in das Projekt einzubringen. Wir sind da mit allen in einem offenen und konstruktiven Dialog. Ob es am Ende eine Mehrheit geben wird, kann ich nicht einschätzen.

„Wir gehen mit einer sechsstelligen Summe ins Risiko.“ Welche Signale nehmen Sie aus der Politik wahr? Stoll: Man kann da nicht in die Köpfe reinschauen. Ich glaube, es gibt ein großes parteiübergreifendes Verständnis, dass ein solcher Orange Campus einen deutlichen Mehrwert für die Region bedeuten würde. Es wird auch immer sehr positiv gesehen, dass wir

„Unsere Kinder und Enkel werden es uns danken“ Wo gibt es Widerstände bzw. Kritik? Stoll: Natürlich gibt es immer auch Bedenken. Der Ort ist an exponierter Stelle und man könnte sich dort auch andere Projekte vorstellen. Allerdings sind viele der Wunschprojekte an der Stelle aufgrund der Nähe zur Autobahnbrücke nicht möglich. Dazu muss man erwähnen, dass unsere Suche schon über drei Jahre geht und knapp zehn andere Standorte evaluiert wurden. Der jetzige neben dem Wonnemar ist nicht nur wegen der Synergieeffekte mit dem großen Frei-

zeitbad besonders interessant, sondern wegen der perfekten Lage inmitten beider Städte. Und nicht zu vergessen: Das Gelände gehört Ulm und Neu-Ulm und ist damit prädestiniert für eine solche gemeinsame Nutzung. Prof. Spitzer hat in Aussicht gestellt mit der Finanzierung eines Freiplatzes der allgemeinen Bewegungsarmut entgegenzuwirken. Lässt sich der Gedanke Spitzers auf weitere Teile des Orange Campus übertragen? Stoll: Professor Spitzer hat bei einem überwältigenden Vortrag in der ratiopharm arena 2800 Zuhörern deutlich gemacht, was Lernen bedeutet und wie man seine Kinder optimal fördern kann. Dieser Vortrag sollte überall zu einer Pflichtveranstaltung werden. Dass er auch noch alle Einnahmen für den Bau eines Freiplatzes zur Verfügung stellt, ist da eigentlich die Randnotiz, die uns sehr gefreut hat. Weil die Summe noch nicht reicht, hat er sich spontan zur Verfügung gestellt, im Herbst einen weiteren Vortrag zu halten. Solch eine Motivation würden wir uns von ganz vielen wünschen. Dann bleibt der Orange Campus kein Traum. Unsere Kinder und Enkel werden es uns danken.

3 Trainingshallen Geschäftsstellen- und Büro-Komplex

zweistöckiges Fitnesscenter

Spielerhaus Parkanlage für Outdoor-Sportangebote: z.B. Beachvolleyball, Basketball, Slackline, Spielplatz etc.

Short Facts Herzstück des Orange Campus sollen drei Trainingshallen sein. Eine inklusive einer Tribüne für ca. 500 Zuschauer, zwei mit einer direkten Verbindung zum Kraftraum. Im zweistöckigen Fitnesscenter können alle Clubmitglieder trainieren. Gegessen wird in einer Mensa mit Café-Betrieb. Ebenfalls auf dem Gelände geplant: Ein Spielerhaus und ein Geschäftsstellen- und Büro-Komplex. Der für alle Bürger offen zugängliche Campus soll darüber hinaus ein Beachvolleyball-Feld, einen Basketball-Freiplatz, sowie andere Outdoor-Sportangebote beherbergen.


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FÜR ZOLTAN NAGY, IST DER TRAINERJOB „KEINE ARBEIT, SONDERN DER GRÖSSTE SPASS“, WIE FRAU SZILVIA VERRÄT.

Der GerUstbauer Zoltan Nagy ist keiner, der im Rampenlicht steht; keiner, dem 6.200 Zuschauer in der ratiopharm arena zujubeln. Trotzdem ist der gebürtige Ungar als hauptamtlicher Jugendtrainer der ratiopharm akademie eine der wichtigsten Personalien im Ulmer Basketball – weil es seine Mission ist, das Gerüst der Zukunft zu errichten. Ulmer Kids, die sich das Bundesliga-Trikot von ratiopharm ulm überstreifen – eine der ganz großen Visionen der beiden Macher des Ulmer Basketballs Dr. Thomas Stoll und Andreas Oettel. Um diesem Ziel näher zu kommen, ist nicht nur die bestmögliche Infrastruktur notwendig (siehe Interview mit Dr. Thomas Stoll zum geplanten „Orange Campus“ ab Seite 28). Dafür braucht es das richtige Personal, das diese Herausforderung kompetent und mit viel Herzblut angeht. Zoltan Nagy hat diese Herausforderung vor zwei Jahren angenommen. Stoll dazu: „Wenn wir uns mittelfristig als ambitioniertes Jungendprogramm etablieren und eigene Spieler entwickeln wollen, dann geht das nur mit qualifizierten Trainern und Zoltan ist vielleicht einer der besten Jugendtrainer, die ich kenne.“

Neben dem Training für fünf Mannschaften von der U10 bis zur Herren-Bezirksliga gibt der A-Lizenz-Inhaber Individual- und Stützpunkttraining, leitet Basketball-AGs in Grundschulen, unterstützt die regelmäßigen Basketball-Camps der ratiopharm akademie und bildet Trainer und Lehrer fort. „Man findet nur selten jemanden, der in einer so großen Bandbreite arbeiten kann wie Zoltan“, so der Sportliche Leiter der ratiopharm akademie Artur Kolodziejski. „Ob es um die Vermittlung des Dribblings bei den ganz Kleinen oder um die Taktik gegen eine Zonenverteidigung geht – Zoltan kann alles.“ Die lange Vita des 49-Jährigen verdeutlicht, warum.


TEXT: Julia Günter ¦ FOTOS: bildwerk89

Nagy wird im sportverrückten Ungarn der 70er Jahre groß. „Wir lebten Sport von morgens bis abends“, blickt der Budapester zurück. Als er mit neun Jahren die Aufnahmeprüfung an der renommierten Sportschule Budapest meistert und Basketball zufällig als vorrangige Sportart wählt, ist der erste Schritt getan: In acht Jahren Sportschule entsteht aus einer glücklichen Fügung die Liebe zum orangen Leder und der Traum vom Profi-Basketballer. Als Nagy nach seinem Abitur eine Ausbildung zum Automechaniker abschließt, um Mama Anna zuliebe ein wenig Sicherheit in der Hinterhand zu haben, weiß er längst: In diesem Beruf wird er nie arbeiten. „Ich werde Nationalspieler“, lautet damals Nagys ehrgeiziges und zugleich selbstbewusstes Ziel. „Zoltan ist ein optimistischer Kerl und ein absoluter Kämpfer – so habe ich ihn bereits kennengelernt und so ist er bis heute“, betont Szilvia, die Zoltan Nagy 1992 heiratet und schnell feststellt, was das bedeutet. Die gemeinsame Hochzeitsfeier ist um Punkt zwölf Uhr vorbei – am nächsten Tag steht für den frisch Vermählten schließlich ein wichtiges Endspiel auf dem Plan. Dass sich 100-prozentiger Einsatz für eine Sache lohnt, beweist Nagy anhand seiner mustergültigen Spielerkarriere: Der 1,73 Meter große Point Guard, von Gegenspielern wegen seiner aggressiven Verteidigung gerne als „böser Zwerg“ bezeichnet, bestreitet 61 Länderspiele für Ungarn und gewinnt mit dem ungarischen Kultclub Honved Budapest in den frühen 90er Jahren Meisterschaften am Fließband.

Das sportverrückte Ungarn der 70er Jahre als Ausgang Doch das Kribbeln entsteht bei Nagy nach etlichen Jahren im Profigeschäft nicht mehr beim Emporstrecken von Trophäen. „Ich bemerkte bei Schulbesuchen, dass ich Kinder erreichen und motivieren kann und fragte mich, wie ich aus einem Zehnjährigen einen Nationalspieler formen kann.“ Auf der Suche nach Antworten lässt er 1995 die Wohlfühlzone Budapest hinter sich und wagt mit Frau Szilvia und dem zweijährigen Töchterchen Anna das Abenteuer Deutschland. Mit ein paar Brocken Deutsch, die ihm vom Gymnasium im Gedächtnis geblieben sind, geht er als hauptamtlicher Jugendtrainer der BSG Grevenbroich in Nordrhein-Westfalen seine ersten Schritte in der Nachwuchsförderung. „Zoltan versteht es wie kein Zweiter, mit den Kids zu arbeiten und sie besser zu machen“, ist Artur Kolodziejski heute von Nagys Arbeit an der Basis begeistert.

RATIOPHARM AKADEMIE: ZOLTAN NAGY

In einem Schulprogramm in Nördlingen fällt Zoltan Nagy ein großgewachsener Junge auf, der bereits im Alter von sechs Jahren über viel Beweglichkeit und besondere Führungsqualitäten verfügt. „Joschka und der gesamte Jahrgang 1996 waren ein Glücksfall“, blickt Nagy zurück. Um Joschka Ferner – der im Trikot von ratiopharm ulm als 17-Jähriger seine ersten Minuten im Eurocup erhält und im Januar 2015 seine ersten Bundesliga-Punkte markiert – baut der Nachwuchscoach eine starke Mannschaft auf. Die konzentrierte Arbeit mit diesem Kader, den er von klein auf betreut, wird belohnt: 2010 nimmt das Team am Top Four um die Deutsche U14-Meisterschaft teil, zwei Jahre später erlebt Nagy das wohl erfolgreichste Jahr seiner bisherigen Trainerlaufbahn.

Joschka Ferner: Dank Nagy vom sechsjährigen Talent zum BBLScorer Während Joschka Ferner nach dem dritten Rang beim JBBL-TOP4 zum MVP der Jugend Basketball Bundesliga gekürt wird, erhält Zoltan Nagy die Auszeichnung des JBBL Trainers des Jahres. „Es war ein schönes Gefühl, aber es hätten auch viele andere Menschen verdient gehabt“, beschreibt Nagy, für den kurzfristiger Erfolg und Titelgewinne nie mehr als eine nette Anerkennung sind. Begeisterung erzeugt bei ihm etwas anderes: „Mich treibt es an, wenn U10-Jungs den Weg in die JBBL gehen und später vielleicht sogar Nationalspieler werden.“ Doch als Nagy in Nördlingen sieht, dass die erfolgreichen Talente im Profi-Team nicht die Chancen erhalten, die sie verdient hätten, beschließt er 2013 einen neuen Abschnitt in seiner Karriere zu eröffnen.

Die Mission: Aus einem Zehnjährigen einen Nationalspieler formen Die nächste Station ab 2002: Nördlingen. Die vierköpfige Familie – 1997 kommt Tochter Nora zur Welt – fühlt sich schnell heimisch in der schwäbischen 20.000-Einwohner-Stadt. Das liegt vor allem daran, dass der Vater beim TSV Nördlingen viele Freiheiten genießt und seiner Berufung nachkommen kann. Für Frau Szilvia, die als Zeitungsfotografin selbst viel unterwegs ist, sowie die beiden Töchter ist es normal, dass Wochenenden nicht gleich Familienzeit sind. „Seit ich Zoltan kenne, hat er deutlich mehr Zeit in der Halle als zuhause verbracht“, verrät die Gattin, die viel Verständnis für die langen Arbeitszeiten ihres Mannes aufbringt. Denn dem Ungarn wird als einzigem hauptamtlichem Trainer viel aufgehalst: Von der U10 bis zur Damen-Bundesliga gibt es kaum einen Bereich, den er in den ersten Jahren nicht abdeckt. Doch als Nagy die Nördlinger HerrenMannschaft 2007 in die ProA führt, hat er längst ganz andere, langfristige Erfolge vor Augen.

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ZU VERSTEHEN, DASS ES FÜR EINIGE DER TOPTALENTE NOCH ETWAS ANDERES GIBT AUSSER BASKETBALL, FÄLLT DEM EHEMALIGEN UNGARISCHEN NATIONALSPIELER MANCHMAL SCHWER.


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RATIOPHARM AKADEMIE: ZOLTAN NAGY

In Ulm, wo er bereits im Rahmen eines Jugendförderprogramms für JBBL und NBBL erste Kontakte geknüpft hatte, findet Nagy die Herausforderung, die er sucht. „Ich spürte, dass ich nach elf Jahren etwas Neues brauchte. In Ulm ist es möglich, durch tolle Strukturen eine hervorragende Jugendarbeit aufzubauen und die Kids in die BBL zu führen – das reizt mich sehr“, begründet Nagy. Noch etwas ist in Ulm anders: Hier wird von klein an auf Kontinuität gesetzt. Von der JBBL-Mannschaft (U16), die Nagy seit vergangenem Jahr betreut, spielten alle Jungs schon in der U14 in der ratiopharm akademie. Neun der 13 trugen sogar schon in der U12 das Ulmer Trikot. Im Vergleich dazu z.B. Ludwigsburg: Nur sechs aus der U14 und sogar nur ein einziger aus der damaligen U12-Team schafften den Sprung in die JBBL.

Strukturen, die reizen Um Teil dieser Kontinuität zu sein, nimmt Zoltan Nagy seit zwei Jahren auch das täglich zweistündige Pendeln von Nördlingen nach Ulm auf sich. „Zoltan steckt sehr viel Energie und Stolz in die Arbeit mit den Kids, weil er sich mit der Sache identifiziert“, beschreibt Kolodziejski Nagys Arbeitsstil, welchen man tagtäglich beobachten kann. Ob im Training mit der U10, wenn alle Spieler den Coach per Handschlag begrüßen oder beim JBBL-Spiel, wenn er am Seitenrand – meist in typischer Hockposition – mit seinen Jungs auf dem Parkett inter-

GERÜSTBAUER BEI DER ARBEIT: ZOLTAN NAGY VERDEUTLICHT SEINEN JBBL-JUNGS, WORAUF ES ANKOMMT.

agiert. Frau Szilvia weiß: „Das ist für Zoltan keine Arbeit, sondern der größte Spaß.“ Trotzdem gibt es Tage an denen Zoltan Nagy ein wenig enttäuscht aus Ulm zurückkehrt – wenn eines seiner vielversprechendsten Talente wegen anderer Freizeitaktivitäten auf Training oder ein entscheidendes Spiel verzichtet. Für jemanden, der in einer Sportschule groß geworden ist und sein Leben dem Basketball verschrieben hat, nur schwer nachzuvollziehen. Wer es zum Nationalspieler bringen möchte, so weiß Nagy aus eigener Erfahrung, „muss viel Eigeninitiative mitbringen“. Wenn ihn einer seiner JBBL-Spieler um Einzeltraining früh morgens vor der Schule bittet, verbringt er deshalb gerne eine Nacht auf der Couch in der Ulmer Trainingshalle. Weil er weiß, dass der Einsatz belohnt wird – vielleicht mit der Berufung zum Nationalspieler; vielleicht mit dem ersten Einsatz im Ulmer BBL-Trikot. Vielleicht aber auch nur mit einer Erfahrung, die das Leben eines seiner Schützlinge nachhaltig prägt.

ZOLTAN NAGY GRÖSSTE ERFOLGE ALS TRAINER: JBBL-Playoffs (2014), JBBL Coach des Jahres (2012) 3. Platz beim JBBL-Top Four (TSV Nördlingen; 2012) Süddeutscher Meister U15 weiblich (2012) Teilnahme am Top4 um Deutsche U14-Meisterschaft (TSV Nördlingen; 2010) Qualifikation in 2. Basketball Bundesliga ProA (TSV Nördlingen; 2007) Deutscher Vizemeister U16 weiblich (2002)


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TEXT: Adam Hess ¦ FOTO: Ulli Schlieper

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M u

Welcome to Adams world! On this page Adam Hess takes us into the myths of the game. Personal, straight forward – and yes, honest! I love trying to come up with nicknames. In college, I had a friend from Turkey named Can. I called him Pop Can for over two years. Then one night I called his dorm room and a girl picked up the phone. I was thrilled that Pop Can had a girl over and I did not want to embarrass him by using his nickname. I asked if Can was there and she said I had the wrong number. I was a little confused and I thought that maybe I had dialed the wrong number, so I hung up and immediately redialed. The mysterious vixen answered again, this time I said that I know I dialed the right number, can I please talk to Can? She said nobody in the room had that name, then I heard Can whispering in the background to her and then he picked up the phone. I asked him how in the heck does this girl not even know his name? He said she actually does know his name, it is spelled Can, but in Turkish, in this case, the C has a similar sound as a J and his name is pronounced John. That was enough irony for me and in turn his new nickname became his actual name, Can, pronounced John. Not all nicknames come about or revert full circle like the story of a Turkish guy with what one would normally consider an American sounding name. But, on basketball teams they still seem to form at an alarming rate, at least with regard to teams that I am on. I think it is because coaches are always preaching that we need to communicate on the court. One of the best ways to work on communication is to force us to call out our teammate’s name when we pass or receive a pass in practice. I get bored of constantly repeating guys' actual names, especially the guys who have tons of syllables or hard to pronounce names. I may get tired of it, but I do want to stay in the coach's good graces and keep communicating, so I come up with nicknames to entertain myself. I am always thrilled if I am paired up with Philipp Schwethelm in any drill because his name provides the most creative opportunities of any name in the BBL. Here are a few examples which have formed over many years by many teammates and coaches: Sweaty P, Sweater, Schwetlem, Schweet, Fico, Psweat, Sweateroni, Philopian Tube, The Tube, Philf, Philosopher, Philanthropist, Philthy, Philly Cheese Steak, Philet Mignon, Shootero, The Punisher, Playboy of Cologne and the list goes on and on. It is easy to notice a general pattern in most of his nicknames, which is that it is usually just some adaptation of his first and/or last name. While running drills with the Philistine, I am never bored. I have to admit that I have taken some liberties in mentioning a few of Philster's nicknames because some are not yet fully accredited. To get the proper accreditation, in my opinion, a majority of the team and/or one of the coaches must use the nickname. Final credit may

come at any time, but as of now, I am still waiting for coach to say, “Philopian Tube, get in the game.” Only then will that nickname be written in proverbial stone and count as an official nickname. Other nicknames that are brewing right now with guys on the team are M-block, T-clutch, Jflub, IP address, Perro, Ashot, Big Willy Style, Jakanator, The Immigration Office, The Releaser, Deoooooonteeee and Bambi. For now I will keep the identities of the nicknamees (not a real word) secret, leaving it to everyone’s imagination who is who. Also, as for keeping things secret, players usually end up with private nicknames for the coaches and in these cases only the players use them when the said coaches are not in the room. Embarrassingly, our team has not yet come up with any good ones for this coaching staff. John Dieckelman is just JD and even the head honcho comes out pretty much unscathed, except for Americans refusing to believe it is pronounced Torsten and say the TH, like in the word Thor. Lastly, of course Jesus does not have a nickname because his name is already perfect. I would imagine even non Christians would be excited or at least curious if they saw Jesus was texting or calling. Nicknames do not only help with boredom, they also help us to come together and bond. Anything that helps to bring along team chemistry and help us win is valuable and appreciated. Nicknames help to loosen everyone up, have more fun, and when we are having fun, we usually play better. And when we play better, we have a much better chance of winning; Ipso facto, nicknames lead to winning. Since the fans are integral as well, it is only natural that they get in on the action. We have been trying to get Tim’s air nickname to stick. Whenever he makes a big play, some of us stand up, feet together and arms out to each side, forming a t, for Tim. Per thinks it would be even better and grammatically correct if people also tilted their head in line with their arms so that it is a capital T. Either way is acceptable, but it would be awesome if next game, when he runs out during the introductions, every fan in the gym refrains from clapping and forms a t of their choosing. Togetherness leads to wins.

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Plus T-clutch's (oops, exposed it) reaction to a silent introduction would be priceless.

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