2016/17#3 2015/16#2
Thomas Stoll „Das ist Gift für die Liga!“ Dirk Nowitzki ZOLTAN TRIFFT DIE LEGENDE WoBo Back for good
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ORANGE ZONE 2016/17 # 3
INTENSIV. AUSSERGEWÖHNLICH. MEHR DAVON! Mehr als sechs intensive Monate haben wir gemeinsam erlebt und hoffentlich kommen noch viele weitere dazu. Gerne bis tief in den Juni hinein. Bereits jetzt ist offensichtlich, dass unsere diesjährige Mannschaft eine ganz besondere ist. Warum? Nicht weil wir die längste BBL-Siegesserie in der Clubgeschichte eingefahren haben. Nicht weil wir seit einer gefühlten Ewigkeit mal wieder Bamberg schlagen konnten. Nicht weil wir zum ersten Mal überhaupt in München gewonnen haben. Nein. Außergewöhnlich ist dieses Team, weil sich wirklich außergewöhnliche Persönlichkeiten anscheinend zum Ziel gesetzt haben, als Gruppe eine unverwechselbare Identität zu kreieren. Eine Identität, die sich über konstruktive und konsequente Spielfreude, über bedingungslosen Kampf auch in aussichtslosen Situationen und über den Zusammenhalt und die Kameradschaft auf und abseits des Feldes definiert. Ein Charakter, der sich besonders im Zusammenwirken von „alt“ und „jung“ auszeichnet. Wir sind zu einer großen Familie geworden, in der
unsere erfahrenen Spieler mit fast liebevoller Hingabe die Rolle der Ziehväter für unsere Youngstars übernehmen. Wir lassen uns nicht verrückt machen ob des ständig steigenden Erwartungsdrucks, sondern bleiben konzentriert und fokussiert auf die nächste Aufgabe. So schaffen wir es, keinen Gegner zu unterschätzen und geerdet zu bleiben. Dadurch können wir auch deutlich besser mit Rückschlägen umgehen. Unsere guten Leistungen sind letztlich eine Konsequenz der Arbeitseinstellung eines jeden Einzelnen. Und dieses Paket sorgt dafür, dass auch ihr – unsere Fans – bei den Spielen Höchstleistungen abruft. Die Superlative gehen einem langsam aus, die Stimmung scheint diese Saison noch einmal besser zu sein, als sie eh schon immer ist. Von daher schließe ich mit meinem Eingangssatz, allerdings spreche ich dieses Mal nicht nur von der Mannschaft, wenn ich sage: Mehr als sechs intensive Monate haben wir gemeinsam erlebt und hoffentlich kommen noch viele weitere dazu.
WHAT’S INSIDE 03 EDITORIAL Inhalt 04 KLICK Ein Blick in die Zukunft oder wie ratiopharm ulm im Eurocup aus der Not eine Tugend machte. 06 FASTBREAK Liebe oder Spiel – Got Nexxt – Unterm Radar – Orange Numbers – Uuulmer on Tour – Back to the Roots 12 INTERVIEW Sportchef Dr. Thomas Stoll
über die aktuelle Entwicklung der easyCredit BBL, die Ulmer KaderPlanung und den OrangeCampus als Zukunftsversicherung.
26 INTERVIEW Jonas WohlfarthBottermann über die positiven Aspekte einer langen Verletzungspause und sein Comeback an der Donau.
18 STORY Wie Raymar Morgan sich in Ulm zum „Beast“ verwandelte.
32 STORY Azubi der besonderen Art: Der Ulmer Nachwuchs-Coach Sebastian Ludwig steht vor dem Abschluss seiner BBL Trainerausbildung.
24 FEATURE „We are Choreo“ – wie die Uuulmer Fans den Look der Playoffs aktiv mitgestalten können.
34 BBU ’01 Ladies First: Die Damen 1 stehen vor dem Aufstieg in die
Regionalliga und die Mitgliederzahlen steigen um 100 Prozent. 36 FEATURE Nagy trifft Nowitzki – wie sich der NachwuchsCoach in Dallas einen Kindheitstraum erfüllte.
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Euer Thorsten Leibenath
IMPRESSUM Herausgeber OrangeZone GmbH Lessingstraße 10c 89231 Neu-Ulm info@orangezone.eu Redaktion Martin Fünkele Tel. 07 31 . 1 59 29 99 - 40 fuenkele@bbu01.com Julia Günter guenter@bbu01.com Florian Eisebitt eisebitt@bbu01.com Mitarbeiter dieser Ausgabe: Joshua Wiedmann, André Voigt Grafik HALMA GmbH & Co. KG Agentur für Werbung Pfarrer-Weiß-Weg 16 89077 Ulm, Tel. 07 31. 1 40 36 - 0 www.agentur-halma.de info@agentur-halma.de Druck CEWE-PRINT GmbH Meerweg 30-32 26133 Oldenburg www.cewe-print.de service@cewe-print.de
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KLICK
EIN BLICK IN DIE ZUKUNFT Man muss das ganz klar sagen: Ohne Sieg aus der Eurocup-Top16 auszuscheiden, ist enttäuschend. Doch was ratiopharm ulm in seiner vierten Eurocup-Saison zuvor erreicht hatte, war mehr als respektabel. Insbesondere, da mit Per Günther (6 Spiele), Tim Ohlbrecht (6), Da’Sean Butler (1) und Taylor Braun (1) in jeder Partie immer zwei oder mehrere Leistungsträger fehlten. Die Ulmer Reaktion? Aus der Not eine Tugend machen und im Schnitt mehr als 26 Minuten Einsatzzeit an die junge Garde vergeben. Was damit geht, konnte man am 1. Februar 2017 im Münchner Audi-Dome recht gut beobachten.
DER SPIELVERLAUF
Ohne einen Leistungsabfall zu provozieren mischt Leibenath von Beginn an seine Youngstars unter die Veteranen. Selbst kritische Phasen wie zu Beginn des dritten und vierten Viertels übersteht der ersatzgeschwächte Underdog scheinbar problemlos.
DIE ENTSCHEIDENDE SZENE Bei noch 25 Sekunden auf der Uhr (83:83) leitet Chris Babb den Angriff ein. Der Veteran hat den Auftrag, die Uhr zu „melken“, um dann im richtigen Moment entweder selbst zu kreieren oder zu passen. Er entscheidet sich für das Zuspiel auf den erst 19-jährigen Marcell Pongo. Der Linkshänder zieht mutig zum Korb, verfehlt und bringt damit den neun Monate jüngeren Till Pape ins Spiel. Der 2,03 Meter große Pape sichert sich den Rebound, macht die Punkte trotz Foul und verwandelt auch den Bonusfreiwurf zum 83:86. Die verbleibenden 2,8 Sekunden reichen Bryce Taylor allerdings, um das Spiel in die Verlängerung und letztlich in die Münchner Gewalt zu bringen.
ERKENNTNISGEWINN
Bayern-Coach Alexandar Djordjevic ist überrascht von der Leistung der „jungen Ulmer im falschen Dress“. Coach Leibenath weiß dagegen, dass „das keine Eintagsfliege war“. Er führt die Leistungen von Pape & Co. auf eine „nie gesehene Kameradschaft und Fürsorge“ zurück, mit der Veteranen wie Butler und Babb die Youngstars umsorgten.
FOTOS: Matthias Stickel
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FOTOS: Alexander Fischer, BBU ’01, HALMA, Ulli Schlieper, Camera4, privat ILLUSTRATION: HALMA
FASTBREAK
ORANGE NUMBERS
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PFLICHTSPIELE IN DER BBL – DIESE MAGISCHE MARKE KNACKTE RAYMAR MORGAN AM 25.02.2017 BEIM SIEG DER UUULMER IN OLDENBURG (88:96)
HALMA RETROSPEKTIVE
ZENTIMETER LANG UND 3240 GRAMM SCHWER WAR TIM OHLBRECHT JR. BEI DER GEBURT (24.02.2017). WIR GRATULIEREN AN DIESER STELLE NOCHMALS DEN STOLZEN ELTERN TIM UND KATRINA.
SIEGE IN SERIE – MIT DEM HEIMSIEG GEGEN RASTA VECHTA STELLTE RATIOPHARM ULM EINEN NEUEN CLUBREKORD AUF (VORHER: 23 SIEGE 05/06).
SPIELTAGE – UND GENAUSO VIELE SIEGE GENÜGTEN DEM LEIBENATH-TEAM ZUR VORZEITIGEN PLAYOFFQUALIFIKATION. SO FRÜH HATTE ES ULM IN SEINER 16-JÄHRIGEN CLUBGESCHICHTE NOCH NIE GESCHAFFT.
ULMER EUROCUP-GEGNER IM VIERTELFINALE (KUBAN, JERUSALEM, MÜNCHEN, VALENCIA UND KHIMKI) VERDEUTLICHEN, WAS FÜR EIN HAMMERPROGRAMM ULM AUF INTERNATIONALEM PARKETT ZU BEWÄLTIGEN HATTE.
ODER
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Wer kennt Da’Sean Butler besser? Seine Frau Megan oder Teamkollege Taylor Braun? Liebe oder Spiel – was ist wichtiger? Das Prinzip ist einfach: Jede richtige Antwort zählt 3 Punkte.
Da’Sean lässt sein Herz auf dem Feld – das weiß jeder, der den sympathischen Kämpfer einmal beobachtet hat. Das ist wahrscheinlich auch der Grund, warum sein Teammate Taylor Braun ihn so gut kennt. Dass seine Frau Megan nichts von seiner „heimlichen Schwäche“ weiß, liegt wohl daran, dass sie maßgeblich dafür verantwortlich ist. Und geschadet hat Megans Küche Da’Sean ja auch nicht. Der Sieg geht damit verdient an die Lady!
LIEBE ODER SPIEL
DA’SEAN
MEGAN
TAYLOR
ERSTER JOB
Hotel-Boy
Hotel-Boy √
Hotel-Boy √
PERSÖNLICHER HELD
Mein Dad
Sein Vater √
Sein Vater √
GRÖSSTER ERFOLG
Dass ich wieder Basketball spiele
Vater zu sein
Final Four Teilnahme
HEIMLICHE SCHWÄCHE
Essen
Keine Ahnung
Süßigkeiten √
TEUERSTES HOBBY
Gaming Apps
Video Games √
Clubs
SOCIAL MEDIA CHANNEL
BESTER MOVE
Spin Move
Spin Move √
Spin Move √
LIEBLINGSTEAM
N.Y. Knicks
N.Y. Knicks √
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LEIBGERICHT
Pizza
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Fried Fish
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FASTBREAK
GOT NEXXT: TV TOTAL – EGAL, WIR MECKERN TROTZDEM! Noch nie konnte ein BBL-Fan mehr Ball sehen. Der Eurocup? Kommt auf ProSiebenMAXX und Telekom Basketball. Euroleague? Die Spiele Bambergs sind ebenfalls auf Telekom Basketball zu finden. Die Champions League läuft bei DAZN, genau wie die NBA, NCAA und ausgewählte internationale Ligen. Hinzu kommt der NBA League Pass und andere Streaming-Dienste, die selbst die ProA übertragen.
Basketball im Fernsehen. Wird die Debatte jemals aufhören? Die Debatte darüber, welcher Sender zu wenig für unseren so heiß geliebten Sport tut? Werden wir als Basketballfans jemals zufrieden sein? Wahrscheinlich nicht, aber wir sollten es. Natürlich trauern viele noch immer den ach so goldenen 90er Jahren nach. Die NBA kam im Free TV, die Bundesliga ebenfalls. Ach war das schön. War es auch, aber längst nicht so gut, wie die Situation derzeit ist. Wir leben im Jahr 2017. Lineares Fernsehen ist auf dem Rückzug. Serien? Werden on-demand geschaut. Die großen Samstag-AbendShows? Gibt es nicht mehr. Tatort … gut. Aber sonst? Sport, ja, der wird am liebsten immer noch live verfolgt und natürlich gern im frei empfangbaren Fernsehen … am besten in High Definition. Bezahlen? Will niemand. Deshalb ist das Geschrei in der Basketball-Fangemeinde oft groß. Wir armen Basketballer. Der Fußball macht alles kaputt! Dabei ist die Situation für den geneigten Basketball-Liebhaber seit einiger Zeit so gut wie noch nie. Telekom Basketball zeigt alle Spiele der Saison live und in HD. Sport1 überträgt ausgewählte Partien.
Fragt sich … Warum meckern so viele? Weil diese Angebote (es sei denn, der Fan ist Telekom-Kunde) in der Regel allesamt kostenpflichtig sind und zum Teil über einen Computer auf den Fernseher gezaubert werden müssen. Unvorstellbar. Für Live- und On-Demand-Bewegtbilder vom Basketball Geld bezahlen? Danke Merkel! Es wird lieber nach „Rundfunkstaatsvertrag“ und „Grundversorgung“ gegoogelt, anstatt für den Sport, den man ach so liebt – je nach Angebot – in etwa das Äquivalent von zwei Schachteln Zigaretten, einer Kinokarte oder einer halben Kiste Bier auszugeben. Wir Basketballer sollten lernen, nicht immer nur zu meckern. Im Free-TV laufen diese Saison 48 BBL-Partien, 13 davon in den Playoffs. Selbst wer nicht in einen der Streaming-Dienste investieren kann oder will, wird sehr gut versorgt. Und eine Frage noch: Wie viele Partien der Fußball-Bundesliga gibt es eigentlich live im Free TV? André Voigt ist Chefredakteur der FIVE, Autor & Herausgeber von „Planet Basketball“ und informiert Basketballdeutschland regelmäßig in seinem Audio-Podcast „Got Nexxt“ und auf seiner Homepage 3meter5.de über alles Wissenswerte aus der NBA, Euroleague und BBL. Seine Kolumne erscheint exklusiv für das OrangeZone.Magazin.
Back to the Roots Als Lutz Rininsland (Bild rechts Nr. 16) Ende der 1950er Jahre Ulm verlässt, ist das der Südwest Presse eine kleine Notiz wert. „Mit ihm verlässt den Ulmer Basketballsport wohl seine tüchtigste Kraft“, war damals zu lesen. Bevor Rininsland fast 60 Jahre später erstmals eine Ulmer Mannschaft live und vor Ort im Münchner Audi Dome sieht, postet er seinen Status auf Facebook: „Ich bin sehr aufgeregt.“ Über Berlin und die USA war Rininsland nach Schweden gekommen. Als Trainer hat er dort gearbeitet – vor allem aber als Studien- und Berufsberater. Sein Sohn und seine Schwiegertochter waren im Beach-Volleyball eine große Nummer in Schweden. Heute zählt der 76-Jährige auf seinen Enkel Lukas „der interessiert sich für Basketball“. Kein Wunder: Der Opa verfolgt ja auch jedes Spiel seiner Ulmer live bei Telekom Basketball.
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UNTERM RADAR – CHRISTOPH PHILIPPS
Eigengewächs, Junioren-Nationalspieler, Riesentalent: Der Weg von Christoph Philipps von der Ulmer U8 in Richtung BasketballBundesliga schien vorgezeichnet – bis zum Sommer 2015. Da bekam die steile Entwicklungskurve des gebürtigen Münchners eine tiefe Kerbe. Mit einer bitteren ViertelfinalNiederlage war die NBBL-Saison gerade zu Ende gegangen, als den 16-Jährigen plötzliche Knieschmerzen im Training zu einer Pause auf ungewisse Zeit zwangen. Immer und immer wieder bescheinigten ihm die Ärzte ob der mysteriösen Verletzung eine Verlängerung der Basketball-freien Zeit. „Diese Ungewissheit war schlimm“, bekennt er. Dennoch blieb der
Vollblut-Basketballer seinem Team treu, begleitete seine Mannschaftskollegen auf Auswärtsspiele und rief ihnen aufmunternde Worte von der Bank aus zu. „Nur daheim vor dem Handy zu sitzen wäre nichts für mich gewesen. Ich wollte unbedingt Teil des Teams bleiben“, so der willensstarke 18-Jährige, über den sein Coach Danny Jansson sagt: „Was Trainingsbeteiligung angeht, gehörte Chrissi auch in seiner Verletzungsphase zur Top-Fünf.“ Selbst nach der OP im März 2016, die den Knorpel- und Knochenschaden im Knie behob und dem damaligen Abiturient endlich neue Hoffnung gab, war Philipps regelmäßiger Trainingsgast. Fleißig folgte er im Kraftraum seinem Rehaplan – und lernte, den Basketball, für den seit zwölf Jahren sein Herz schlägt, erst so richtig wertzuschätzen: „Wenn du was nicht haben kannst, dann merkst du erst richtig, wie es dir fehlt. Erst wenn du so einen Albtraum durchgemacht hast, lernst du deinen Sport so richtig zu lieben.“ Und wenn die Teamkollegen mal nicht 100 Prozent gaben, dann lautete Philipps schlichte Antwort: „Seid doch froh, dass ihr trainieren dürft.“
UUULMER ON TOUR Für Außenstehende muss das schon ein wenig befremdlich sein. Da stellt sich ein Ulmer Abiturient in Bali vor eine Bilderbuch-Lagunen-Kulisse und lässt sich im ratiopharm ulm-Trikot fotografieren. Da inszeniert eine Familie das Kuschel-Tier (SPASS) ihres Sohnes (Anton) in Sydney vor der Oper und macht einen Schnappschuss. Und dann gibt es ja noch die zwei Philipps, die zu Fuß von Ulm zum Nordkap wandern – was immerhin 4.500 Kilometer sind. Wer zum ersten Mal ein Heimspiel in der ratiopharm arena erlebt, der denkt vielleicht: „Die Ulmer Fans sind bekloppt.“ Schließlich geht in keiner anderen Basketball-Halle so sehr der Punk ab wie in Ulm. So richtig bekloppt werden die Uuulmer allerdings erst dann, wenn sie einmal nicht zum Basketball dürfen. So wie Lennart (instagram. com/lenbey), der erst in Südost-Asien, dann in Ozeanien die orange Nummer 5 zur Schau stellt. Oder Nina, Harry und der kleine Anton (facebook.com/tonitraveltheworld), die den Plüsch-Hasen im Gepäck haben und ihn an den entlegensten Stellen Australiens und Neuseelands ablichten. Und natürlich Philipp Weigel und Philip Kapitzke, die sieben Monate lang 25 Kilometer pro Tag marschieren wollen. Was die tourenden Uuulmer vereint: Sie verfolgen aus der Ferne mit Hochspannung die Ergebnisse ihres Lieblingsteams. Wenn ihr wissen wollt, wo sich die Ex-Uuulmer rumtreiben, checkt einfach ihre Social Media-Kanäle.
Es waren dann die kleinen Schritte, aus denen das Talent nach der Operation Kraft schöpfte: Vom ersten Gang ohne Krücken über die erste Joggingrunde und den ersten richtigen Sprung bis hin zum ersten Training – „das war alles besonders“. Den Höhepunkt und gleichzeitigen Abschluss seiner Rekonvaleszenz erlebte das 2,01 Meter große Talent schließlich am 5. Februar, als er sich nach 21 Monaten endlich wieder ein Uuulmer Trikot überstreifen durfte. „Ein Wahnsinnsgefühl“, das er so schnell nicht mehr missen möchte, wenngleich die Trainer den Forward mit seinen hohen Erwartungen an sich selbst immer wieder zügeln müssen: „Sie betonen, dass ich Geduld haben muss, aber manchmal ist das schwer zu akzeptieren.“ Dass ihm noch einige Prozente in Sachen Spielübersicht und Kondition fehlen, ist dem Flügelspieler dagegen bewusst: „Ich weiß, dass es ein harter Weg wird, aber ich weiß auch, dass ich es besser kann.“ Den Traum von der Basketball-Karriere hat Chrissi Philipps nach dem 21-monatigen Albtraum jedenfalls noch längst nicht ausgeträumt.
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MACH’S WIE BRAYDON!
PER AUF DIRKS SPUREN
Es kommt nicht häufig vor, dass ein deutscher Basketball-Profi zu Gast in der ARD Sportschau ist. Um genau zu sein, liegt der letzte Besuch eines deutschen Ballers am Kölner Wallraffplatz schon 13 Jahre zurück. 2004 war das, nachdem ein gewisser Dirk Nowitzki in der Köln-Arena bei einem Spiel gegen das US-Olympiateam aufgetreten war. Danach? Lange nichts und jetzt Per! Am 12. März war der Ulmer Kapitän nach der Partie in Bonn mit fliegenden Fahnen – und nassen Haaren – mit dem Kleinbus nach Köln gerast. Abgehängt hat er dabei übrigens die Fußball-Bundesliga. Der eigentlich geplante Beitrag von der Partie Hertha BSC gegen Borussia Dortmund wurde nicht gesendet. Wegen Per. Respekt – Nowitzki hätte das sicher auch gefallen.
Blick nach rechts, Pass nach links – Treffer! Die Erfolgsformel von Braydon Hobbs – mit 5,9 Assists pro Spiel der drittbeste Vorlagengeber der Bundesliga – hört sich einfach an … und ist sie letztlich auch. Denn wer das Spiel so einfach aussehen lassen will wie „No look“ Braydon, der muss einfach ganz viel üben. „No pain, no gain“ – sagen die Amis etwas martialisch. Aber es stimmt! Und wenn ihr in den Oster- (21. bis 23. April 2017) oder Sommerferien (28. bis 30. Juli 2017 / 08. bis 10. September 2017) einmal gemeinsam mit den Profis von ratiopharm ulm trainieren wollt, meldet euch doch einfach unter nachwuchs.bbu01.com an. Mitmachen können Jungs & Mädels der Jahrgänge 2003 bis 2010. Vom ambitionierten Nachwuchsspieler bis zum blutigen Anfänger ist für jeden etwas dabei. Für drei komplette Basketball-Tage (10 – 17 Uhr) bezahlt ihr weniger als 100 Euro!
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INTERVIEW
„WENN WIR
ES MACHEN, MACHEN WIR ES RICHTIG!“
Sportchef Dr. Thomas Stoll spricht im Interview über Spieler, die bei der Abfahrt vergessen wurden, die aktuelle Entwicklung der easyCredit BBL, die Ulmer Kader-Planung und die Chancen, den OrangeCampus so umzusetzen, dass er eine erfolgreiche Zukunft sichert. Thomas, du hast in fast 16 Jahren als Geschäftsführer von BBU ’01 die Verträge von mehr als hundert Spielern unterschrieben. Kannst du dich noch an jeden einzelnen Namen erinnern? Dr. Thomas Stoll: Wenn ich den Namen höre, dann schon, aber die Spieler den Jahren zuzuordnen, wird schon schwer. Erst gestern habe ich mit dem Coach zusammen überlegt, wen wir denn vor zwei Jahren für CJ Harris nachverpflichtet hatten. Wir kamen beide nicht drauf und mussten das Internet bemühen. Deonte Burton wäre die richtige Antwort gewesen. Schon etwas peinlich. Wer war noch gleich Jai Pradia? Stoll: Das war ein Athletik-Monster, dessen Spezialität es war, einen Dunking aus dem Rad – also dieser Turnübung – zu machen.
NIEBLING RUFT AN UND SAGT: „ICH STEH NOCH AM TREFFPUNKT“ Gibt es Anekdoten der Kategorie „Geschichten für die Enkel“, die du vor Veröffentlichung deiner Manager-Memoiren preisgeben kannst? Stoll: Sehr viele, aber dafür braucht es dann schon ein Buch. Wie wir beispielsweise einmal einen Spieler zu Hause vergessen haben. Wir sind zum Auswärtsspiel losgefahren und nach einer halben Stunde rief Michael Niebling an, dass er am Treffpunkt stehen würde. Zum Zurückfahren war es zu spät, also musste ihn jemand mit dem Auto aus Ulm zum Spielort bringen. Aber das gehört noch zu den harmlosen Geschichten.
Wie würdest du deinen Umgang mit dem spielenden Personal beschreiben? Stoll: Das hat sich über die Jahre auch etwas geändert. Früher war ich vielleicht etwas kumpelhafter und man ist mit Spielern auch mal weggegangen. Damals waren es im Jahr auch nur ca. 30 Spiele, inzwischen haben wir jede Saison über 60, so dass man auch mal froh ist, sich nicht zu sehen. Aber die Jungs wissen auch heute noch, dass sie jederzeit zu mir kommen können, wenn sie Probleme haben. Was hat sich im Kontakt zu den Profis in den vergangenen Jahren konkret verändert? Stoll: Es ist alles viel professioneller geworden. In den Anfangsjahren hat man selber die Semmeln im VIP-Raum geschmiert, die Spieler selber zum Arzt gefahren etc. Da war man Mädchen für alles. Jetzt ist das mehr wie in einer Firma mit verschiedenen Aufgabengebieten. Und auch die Spieler sind erwachsener, haben oft bereits Familie und müssen sich in der kargen Freizeit auch mehr um sie kümmern.
„WIR HABEN NOCH NIE NACH STATISTIKEN VERPFLICHTET“ Du hast in den vergangenen Jahren gemeinsam mit Thorsten Leibenath und davor auch mit Mike Taylor immer wieder Spieler gefunden, die andere Teams nicht auf dem Radar hatten. Welche Rolle spielen dabei „Advanced Statistics“ also die smarte Analyse von Spieler-Daten?
INTERVIEW: Martin Fünkele FOTOS: Alexander Fischer, Florian Achberger, privat
Stoll: Gar keine. Das ist zurzeit große Mode und ich schaue mir diese neusten Erkenntnisse auch gerne mal an, aber wir haben noch nie nach Statistiken – egal wie gut die sind – Spieler verpflichtet. Welche Rolle spielen für dich Statistiken bei der Beurteilung einer sportlichen Leistung? Unter dem Stichwort „Moneyball“ erlebte das Thema in den USA einen großen Hype – nicht nur bei Nerds. Stoll: Es gibt immer wieder vermeintlich neue bahnbrechende Entwicklungen, aber der Realitätscheck über Jahre steht da noch aus. Wenn dann alle 18 BBL Teams mithilfe der Statistiken perfekte Teams zusammenstellen, dann gibt es am Ende doch einen, der auf Platz 1 und einen, der auf Platz 18 steht. Ich war im Januar bei den Golden State Warriors und da haben wir auch über solche Entwicklungen gesprochen. Die NBA investiert sehr viel in solche Bereiche, aber auch da sieht man das Ganze nicht als den großen Heilsbringer. Als einer der wenigen Sportlichen Leiter sitzt Du bei Spielen neben den Coaches auf der Bank. Warum ist dir dieser Blick so wichtig? Stoll: Früher hatte das einen ganz einfachen Grund. Viele Trainer haben gar keine Ahnung von Regularien beispielsweise beim Einlegen eines Protests – und das kann schon mal spielentscheidend sein. Über die Jahre habe ich gemerkt, dass man direkt an der Bank sehr gut Strömungen innerhalb einer Mannschaft wahrnehmen kann. Und ich kann ganz selten, einmal im Spiel, dem Trainer meine Sicht mitteilen. Auch wenn er die dann völlig ignoriert. Was fällt dir in dieser Bundesliga-Saison besonders auf? Gibt es Trends, Entwicklungen, die so noch nie da waren? Stoll: Die Qualität auf und neben dem Feld ist über die Jahre kontinuierlich gestiegen. Ob man einen richtigen Center braucht oder am besten nur Guards, das sind Wellen, die kommen und gehen. Wir waren mit einem John Bryant sehr erfolgreich, aber auch ohne einen richtig Dicken unter dem Korb. Da kann man stundenlang drüber philosophieren, aber am Ende hat der, der vorne steht, alles richtig gemacht und der hinten abschließt, alles falsch. Während die Bundesliga in der Vergangenheit davon lebte, dass jeder jeden schlagen kann, ist der Abstand zwischen Tabellenführer und Abstiegsplätzen so groß wie lange nicht. Ist das eine zwangsläufige Entwicklung? Stoll: Ich sehe da rein sportlich keinen so großen Abstand. Die momentane Top-Drei hat sich gegen einige Teams aus dem Tabellenkeller sehr schwer getan. Und an einem guten Tag kann beispielsweise Vechta jeden schlagen. Mehr Sorge bereitet mir, dass der finanzielle Abstand von Bamberg und Bayern zum Mittelfeld immer größer wird. Das ist Gift für die Liga. Maßnahmen dagegen wie ein Salary Cap in der NBA oder ein Draftsystem lassen sich in Deutschland nicht einführen. Das würde vor keinem Gericht Bestand haben.
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zwei, drei Spiele mit mehr Glück als Verstand gewonnen. Im Fußball ist es seit Jahren normal, dass Bayern und Dortmund vorne stehen. Da ist das Ungleichgewicht noch größer und ich habe den Eindruck, dass das öffentliche Interesse an der DFL etwas nachlässt. Sport sollte unberechenbar sein. Da sollte der Fußball kein Vorbild für uns sein. Im Süden der Basketball-Republik wird immer wieder über eine Verkleinerung der Liga diskutiert. Fokussierung auf die Topteams, Schärfung des Profils und Krisensicherheit … sind Argumente, die gerne vorgebracht werden. Warum ist eine kleinere BBL für dich keine Option? Stoll: Die BBL ist unsere Brot- und Butterliga. Da zählt es. Da brauchen wir so viele Leuchttürme wie möglich, um unsere Sportart populärer zu machen. Wir sollten einfach aufhören zu träumen, dass es in absehbarer Zeit Bamberger Fans in Bremerhaven oder Tübingen gibt. Jedes BBL-Spiel hilft der Sportart und das Problem des zu dicht gedrängten Spielplans liegt an den ausgeuferten internationalen Spielplänen. Dem muss man Einhalt gebieten. Ich liebe die internationalen Spiele, aber es braucht kein Mensch eine Euroleague mit 30 regulären Saisonspielen. Genauso wenig wie mehrere Gruppenphasen im Eurocup. Da muss endlich einmal eine Kommission aus Fachleuten die ganzen Felder aufräumen. Inklusive der Nationalmannschaftsfenster und am besten zusammen mit der NBA. Und was man auch auf keinen Fall vergessen darf: Bei einer 14er Liga haben einige Teams gerade Mal 26 Spiele über 9 Monate verteilt. Das kann man weder den Fans noch den Sponsoren an den Standorten verkaufen. Das deutsche Team, das in der Euroleague spielen will, muss eben statt 12 dann 15 bis 18 Spieler im Kader haben. Dafür kann man nicht 17 andere Teams bestrafen. In wie weit beschäftigst Du Dich mit strategischen Fragen rund um das Thema Basketball in Deutschland? Ist dir das zu viel Theorie und Gerede, oder mischt du dich gern in die Debatte ein? Stoll: Ich mische mich da laufend ein, nur leider gibt es viel zu Wenige, die über ihren eigenen Tellerrand blicken. Vor jeder Sitzung kann man bereits sagen, wer wie wo abstimmt, um sich selber einen
BAMBERG UND BAYERN SPIELEN FINANZIELL IN EINER ANDEREN DIMENSION: „DAS IST GIFT FÜR DIE LIGA.“ Sind Siegesserien wie die der Ulmer in dieser Saison zukünftig häufiger zu sehen? Rennen die Großen den Kleinen davon? Stoll: Ich wüsste nicht, dass wir zu den Großen gehören. Aber so eine Siegesserie ist auch ganz viel Glück. Wir könnten genauso bereits bei drei Niederlagen stehen. Und auch Bamberg hat schon
HIGH FIVE: TOCHTER ELINA KLATSCHT AB MIT RAYMAR MORGAN.
AM PULS DES TEAMS: 14 STOLL SITZT ALS EINER DER WENIGEN MANAGER AUF DER SPIELERBANK.
Vorteil zu verschaffen. Und das Abstimmungsverhalten kann sich dann auch noch in kurzen Zeiträumen komplett drehen. Unsere Sportart hat unglaubliches Potenzial. Dafür muss man Dinge angehen. Es kann nicht sein, dass es weltweit unterschiedliche Regeln gibt. Genauso wie Regelauslegungen. Ein Foul muss ein Foul in der NBA genauso wie in der BBL oder der Kreisliga sein. Unterschiedliche Spielzeiten, unterschiedliche Felder, das gibt es in keiner anderen Sportart in der Welt. Dazu unzählige verschiedene Fürsten, die für sich in Anspruch nehmen, den Basketball erfunden zu haben. Aber das zu ändern, wird ein ganz, ganz langer und schwieriger Weg.
„UNSERE SPORTART HAT UNGLAUBLICHES POTENZIAL.“ Dein Kernthema ist die Ausbildung und Entwicklung junger deutscher Spieler. Wie wichtig ist es für das gesamte Programm, dass Spieler wie David Krämer, Till Pape oder Marcell Pongo tatsächlich im Profiteam ankommen? Stoll: Für das BBL-Programm ist es völlig unwichtig. Man kann – siehe auch Eishockey – sehr erfolgreich Spitzensport betreiben, ohne sich überhaupt um die Ausbildung junger Spieler zu kümmern. Aber unsere Philosophie war schon immer eine ganz andere. Von einem Flo Möbius, Chris Grosse über einen Konrad Wysocki, hin zu einem Robin Benzing, Daniel Theis oder Per Günther. Wir wollen es schaffen, junge Spieler so zu entwickeln, dass sie in der BBL ankommen. Und das nicht als Busfahrer. Das gelingt mal mehr und mal weniger und wird umso schwerer, je weiter oben man steht. Aber natürlich machen die Erfolge der letzten Jahre im Jugendbereich stolz und auch Hoffnung, dass wir in vielleicht zehn Jahren fünf oder sechs echte Ulmer als Leistungsträger im BBL Team stehen haben. Der Ulmer Weg gilt spätestens seit dem Einzug in die ratiopharm arena für andere Teams als vorbildlich. Neulich hat Dirk Bauermann Ulm als Blaupause für Würzburg erwähnt. Welche Entscheidungen/Meilensteine begründen den Erfolg der letzten Jahre? Stoll: Wir wollen weder ein Vorbild noch eine Blaupause sein. Der Ulmer Weg wird woanders nicht so funktionieren. Da muss jeder etwas Eigenes entwickeln. Würzburg hat einen Milliardär in der Hinterhand, das wird eher ein zweites Bamberg als ein zweites Ulm. Auf jeden Fall braucht es die richtigen Entscheidungen und eine gehörige Portion Glück. Die Entscheidung für den Bau der ratio-
pharm arena wäre drei Monate später beim Beginn der Finanzkrise wahrscheinlich nicht mehr möglich gewesen. Der Insolvenzverwalter hat vor 16 Jahren gegen viel Widerstand entschieden, die Lizenz an uns zu verkaufen. Zweimal revidierte die Familie Merckle die Entscheidung, dass sich ratiopharm aus dem Sponsoring zurückzieht. Und da gab es noch mehrere solche Situationen, bei denen es Spitz auf Knopf stand. Dafür muss man dankbar sein und sich auch jeden Tag klarmachen, dass man noch so viel arbeiten kann, ohne die richtigen Mitstreiter und ohne Glück geht es nicht.
„WIR WOLLEN WEDER EIN VORBILD NOCH EINE BLAUPAUSE SEIN.“ Zu Beginn der Saison 2016/17 konnten sieben Spieler der Vizemeistermannschaft gehalten werden. Das gelang in dem Maße zuletzt 2012/13, also auch nach der Vizemeisterschaft. Ist Kontinuität nur nach einer erfolgreichen Saison möglich? Stoll: Wir wollen diese unglaubliche Saison einfach noch lange genießen. Was dann im Sommer kommt, müssen wir abwarten. Immerhin haben wir mit Per, Tim, Joschka und David ja bereits mehr Spieler unter Vertrag als vor der Saison 2015/16. Aber es ist völlig unrealistisch, dass wir die Mannschaft so zusammenhalten können. Das ist auch das Spannende. Als Jeff Gibbs ging, gab es ein Ulmer Weltuntergangsszenario, auch als Daniel Theis und John Bryant gingen, war das Ende nahe. Und ich kann jeden Fan verstehen, dem es aufs Gemüt schlägt, wenn geliebte Spieler wieder weggekauft werden, aber wir sehen das auch als Herausforderung. Da muss man nach vorne schauen und das Beste daraus machen.
„KONTINUITÄT WIRD VÖLLIG ÜBERSCHÄTZT.“ Wird Kontinuität als Erfolgsgarant überschätzt? Stoll: Völlig überschätzt. Manche Teams finden sich sofort wie dieses Jahr Bayreuth, manche Teams, die man zusammenhält, spielen danach eine richtig schlechte Saison. Ich erinnere mich an die letzte Saison der Artland Dragons oder zur Zeit Barcelona in der Euroleague. Diese Diskussionen sind immer gute Beispiele für eine selektive Wahrnehmung. Ich glaube, wenn man das einmal wissenschaftlich überprüfen würde, dann würde es keine klare Tendenz geben, dass Kontinuität über den Erfolg am Ende entscheidet.
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INTERVIEW
AUF EXKURSION: STOLL IN DER KABINE DER GOLDEN STATE WARRIORS
Gefühlt würde ich sagen, es macht die Arbeit etwas leichter, aber entscheidet nicht über Erfolg oder Misserfolg. Zukünftig wird es in der NBA zwei Plätze mehr und in der D-League mehr Geld geben. Keine gute Nachricht, wenn man kontinuierlich arbeiten möchte … Stoll: Wir in Ulm waren ja schon immer Durchlauferhitzer. Spieler wie Jeff Gibbs, Robin Benzing, Romeo Travis, Christian Burns, Will Clyburn, Edgar Sosa, Daniel Theis und John Bryant haben sich in Ulm einen Namen gemacht und den dann später versilbert. Das wird sich auch nie ändern, so lange wir nicht oben in der Nahrungskette stehen. Durch die Änderungen in der NBA und der D-League wird es jetzt aber nicht mehr nur Teams wie Ulm treffen, sondern auch die europäischen Topteams werden einige Stars verlieren. Daniel Theis wird nicht zu halten sein, ein Kleber wird wahrscheinlich in die NBA gehen. Da kommt im Sommer einiges auf den europäischen Basketball zu. Du warst neulich für ein paar Tage bei den Golden State Warriors in den USA. Was kann man als Ulmer von einer Multi-MillionenDollar NBA-Franchise lernen? Stoll: Man kann von allen lernen, aber das war schon etwas ganz Besonderes. Für uns war es einfach mal interessant, hinter die Kulissen blicken zu dürfen. Wie sieht das Trainingszentrum aus, worauf legen die Wert, was machen die anders, was machen die gleich usw. Wir durften beispielsweise auf dem Spielerparkplatz parken. Wir mit einem möglichst günstigen Mietwagen neben den Autos WENN MAN SICH AUF der NBA Superstars. Schon EINMAL KLEIN VORKOMMT: alleine das war unglaubSTOLL MIT NBA-LEGENDE lich. Auch der Fanshop, die WILT CHAMBERLAIN. Kartenpreise etc. Da kostet
der normale Parkplatz an der Halle mehr als bei uns das teuerste Sitzplatzticket. Wahnsinn. Die bauen direkt in San Francisco eine neue Halle inklusive Trainingszentrum für 1 Milliarde Dollar. Diese Dimensionen sind für uns gar nicht greifbar. Leider hat der Warriors Coach den morgendlichen Shootaround kurzfristig abgesagt, das wäre ein weiteres Highlight gewesen. Curry, Thompson, KD aus nächster Nähe. Wobei unsere Plätze beim Spiel gegen Cleveland auch sehr gut waren. Ein einzelnes Ticket für 799 Dollar. Es waren sehr spannende Einblicke und vielleicht kommen die Kollegen aus den USA auch demnächst einmal zu einem Gegenbesuch. Da müssen wir uns noch ein wenig rausputzen.
EIN TICKET BEI DEN WARRIORS FÜR 799 DOLLAR. „WAHNSINN!“ Angenommen, ein Investor stellt Dir für fünf Jahre 50 Millionen Dollar zur Verfügung – was die Hälfte des Spieleretats der Warriors ist – was würdest du damit tun? Stoll: Na ja, ob die Zahlen stimmen? Das Gesamtbudget der Warriors dürfte sich auf FC Bayern München Fußball Niveau bewegen. 50 Millionen wären aber ein sehr guter Anfang. ;-) Damit könnten wir den OrangeCampus direkt abzahlen und den Rest über zehn Jahre in die Mannschaft stecken. Oder vielleicht doch eine weitere ratiopharm arena mit 10.000 Zuschauern bauen. „Dream your dream“ würde meine Familie sagen. Da diese Investoren schwer zu finden sind, führt also kein Weg am Selber-Machen und damit am OrangeCampus vorbei …? Stoll: Der OrangeCampus wäre ein nächster wichtiger Schritt für eine erfolgreiche Zukunft. Das muss aber alles solide finanziert sein. Und auch vom Aufwand her machbar. Wir haben bereits jetzt sehr viel Zeit und Geld in das Projekt investiert, es gibt fantastische Ideen für die Umsetzung und wir kriegen sehr viel Zuspruch. Aber der „point of no return“ ist noch nicht erreicht. Wir brauchen wie bei der ratiopharm arena Unterstützung der Städte und unserer Partner. Dann kann man die nächste Stufe zünden. Die Zeit ist eigentlich perfekt, doch es muss am Ende vieles passen. Sonst stellt man es besser zurück. Wenn wir es machen, dann wollen wir es richtig machen.
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RAYMAR MORGAN
RAY
TEXT: Joshua Wiedmann FOTOS: MoodMood, Alexander Fischer, Ulf Duda, Harry Langer
volution
Für viele ist er der beste Spieler der Liga. Raymar Morgan spielt eine Saison wie entfesselt und jagt BBL-Uraltrekorde. Wie aus dem Mann „das Biest“ wurde, hat viel mit dem dunkelsten Kapitel seines Lebens zu tun. Ein Artikel über Selbstzweifel, Anger Management und einen ganz speziellen Song aus dem Sommer 1988 ... Jede Revolution beginnt im Kleinen. Unscheinbar, und oft gegen jede gültige Regel. Wer hätte noch vor Jahren für möglich gehalten, dass Fußball-Torhüter eines Tages weit vor ihrem Kasten passen, grätschen und die letzte Verteidigungslinie bilden? Niemand – bis zu Manuel Neuer. Wer hätte nur einen Cent auf einen schmächtigen Jungen namens Tom Brady gesetzt, der einst als 199. DraftPick in die National Football League kam – und heute als bester Quarterback aller Zeiten gilt? Und wie viele 2,13-Meter-Typen konnten eigentlich Dreier werfen, ehe im Jahr 1998 ein Blondschopf aus Würzburg die NBA-Bühne
betrat? Viele Umwälzungen kommen aus dem Nichts – das macht sie erst zu dem, was sie sind. Oder wie Tracy Chapman in einem ihrer größten Hits singt: „Talkin’ bout a revolution sounds like a whisper.“ Als diese berühmten Zeilen im August 1988 erstmals „on air“ gehen, erblickt Raymar Jeffery Morgan in Canton, Ohio gerade das Licht der Welt – keine Autostunde von Cleveland entfernt, der Heimatstadt von Tracy Chapman. „Talkin’ bout a revolution“ ist einer der Titel, die Chapman damals berühmt machen – eine Sozialkritik an der
steigenden Arbeits- und Hoffnungslosigkeit, die im Rezessionsklima der 80er-Jahre um sich greift. Nichts, was Ray Junior – den Sohn eines Air-Force-Offiziers und einer Beamtin – persönlich betrifft. „Ich hatte eine schöne, glückliche Kindheit“, sagt Ray. Und doch: Einige Jahre später wird Raymar Morgan einmal Teil seiner ganz eigenen Revolution sein. Einer individuellen, sportlichen, menschlichen Entwicklung, die ihn vom Tiefpunkt seiner Karriere aus in neue Höhen führt. Und die ihn gleichsam zu einem Veränderer in seiner Profession macht. Let’s talk about RAYvolution!
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Am Anfang steht ein dreijähriges Martyrium, das das Leben von Raymar Morgan komplett aus den Angeln hebt. Alles beginnt am 26. November 2011: An dem Tag, an dem ratiopharm ulm den Auszug aus der Kuhberghalle feiert, ist im 4.000 Kilometer entfernten Aschkelon, Israel, Morgans zweite Profisaison nach nur zwei Minuten beendet. Bei einem Dunk-Versuch im Fastbreak knickt sein Knie weg, ohne gegnerische Einwirkung, dafür begleitet von Schmerzensschreien, die bis in die letzten Winkel der Halle vordringen. Morgans Coach Eric Alfasi wird später von „einem der schlimmsten Momente meiner Karriere“ sprechen. Die Patellasehne ist gerissen, die wichtigste Sehne im Kniebereich. „Es hieß: ich muss viel Geduld haben – aber die hatte ich damals nicht“, sagt Ray. „Ich habe es übertrieben und wollte zu schnell zu viel.“ Fast auf den Tag genau ein Jahr nach seiner Verletzung steht er wieder auf dem Parkett. Es wird eine Saison im isrealischen
Netanja, die Morgan heute als „Albtraum“ beschreibt, denn der US-Amerikaner wird nie wirklich fit und ist am Saisonende nur noch ein Schatten seiner selbst (6,4 Punkte in den Playoffs). Und das Schlimmste kommt erst noch: Als sich Ray im Sommer zuhause in Michigan durchchecken lässt, sind die Ärzte schockiert: die bereits geflickte Patellasehne hängt nur noch zerfleddert an einem dünnen Faden. Noch bevor der Schock verdaut ist, muss Morgan erneut unters Messer. „Das war die härteste Zeit meines Lebens“, sagt er heute. „Ich hatte viele depressive Tage, an denen ich nicht aus dem Haus wollte.“ Doch er muss – denn als vertragloser Spieler ist er nicht abgesichert, erhält keine Sozialleistungen. Die Geschichte ist bekannt: Vormittags verdingt sich Morgan in einem Jedermann-Job, nachmittags trainiert er in der Reha. Ob sich die Plackerei lohnt, weiß keiner: „Niemand konnte mir sagen, ob ich
wieder der Alte werde oder ob das Knie überhaupt je wieder den Belastungen einer Saison standhalten würde.“
Kunden fragen, ob er nicht dieser CollegeStar sei – und Ray schenkt Kaffee aus Wenn Ray morgens um 5 Uhr das Fitnesszentrum aufsperrt, in dem er arbeitet, wenn er Getränke ausschenkt und dabei gelegentlich von Gästen gefragt wird, ob er nicht der Typ
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RAYMAR MORGAN
sei, der mit Michigan State im College-Finale stand – dann realisiert er, welches Glück er hatte. „Dieser Job hat vieles relativiert – vor allem meine Beziehung zum Basketball. Damit sein Geld verdienen zu können, ist ein Geschenk“, sagt Morgan im Rückblick. Wenn es ihm damals nach neun Stunden hinter der Theke an Motivation für die Reha fehlt, dann ermahnt er sich selbst: „Willst du in diesem Job dauerhaft sein? Nein – also halt’ dich ran!“
„Ein Rezept gegen Morgan? Ich wünschte, ich hätte das“, sagt Brian Qvale Im Juli 2014 ist ein Etappenziel erreicht: Nach 13 Monaten im Wiederaufbau-Training steht, läuft und wirft Morgan erstmals wieder auf einem Basketball-Court. Es ist ein so stolzer Moment, dass Ray ihn per Kamera
Nicht zu fassen! Raymar Morgan verbindet Kraft und Beweglichkeit auf eine einmalige Art.
festhält und über Youtube mit der Welt teilt. Einige Wochen später erkundigt sich ein gewisser Johan Roijakkers bei Morgans Agenten nach dem Forward. „So breit hat er das ganze Jahr nicht gegrinst“, erinnert sich Rays Frau Nathalie an den Moment, als sein Agent ihm vom Interesse aus „Göttingen, Germany“ erzählt. Wo das liegt – Morgan hat keine Ahnung. Es ist ihm auch gleich. Hauptsache, es geht aufwärts. Oder um es mit Tracy Chapman zu sagen: „Finally, the tables are starting to turn.“ Und wie sich das Blatt wendet. Heute, zweieinhalb Jahre später, ist Raymar Morgan zweifacher BBL-Allstar (2015, 2017), griechischer und deutscher Vizemeister (2015 bzw. 2016). Er ist weitgehend gesund geblieben, und unbestritten eine der dominierenden Figuren der easyCredit BBL. „Er ist eine Waffe. Es gibt keinen Spieler in der BBL, der ihn stoppen kann“, meinte Göttingens Coach Roijakkers schon im Dezember im Göttinger Tageblatt. Einer, der es wissen muss, ist Brian Qvale. Sieben Mal trafen der Oldenburger Center und Morgan in den letzten zwei Jahren aufeinander. Beim vermeintlich achten Duell, am 2. Spieltag dieser Saison, fehlte Qvale verletzt; Morgan dominierte mit 22 Zählern. „Ein Rezept gegen ihn? Ich wünschte, ich hätte das“, sagt Qvale später galgenhumorig. „Seine Kombination aus Tempo und Kraft ist selten, und damit hatten wir Probleme.“ Wieder einmal. Denn schon im PlayoffViertelfinale 2016 zerlegt Ulms Achter – eine
Nummer, die auf Morgans Geburtsdatum 08.08.1988 zurückgeht – die große Oldenburger Garde mit 24,3 Punkten und 9,8 Rebounds. Qvale, der effektivste Spieler der Hauptrunde, verkommt bei der MorganShow zum Sparringspartner (11,0 Punkte).
Wie Shaq zu seinen besten Zeiten Die Serie gegen die „Donnervögel“ scheint der Moment zu sein, in dem das „Biest“ entfesselt wird. Dieser grimmige Gladiator, der Center-Kolosse aussehen lässt wie Schulbuben. Und auf den sich die Verteidiger stürzen wie die Köpfe der Hydra auf Herkules. „Da kommen teilweise so früh zwei Verteidiger, wie bei Shaq O’Neal zu seinen besten Zeiten“, so Thorsten Leibenaths Vergleich mit einem der dominantesten Center des 21. Jahrhunderts. Wie Shaq nimmt auch Ray seine Gegner, wenn nötig, mit aufs Poster – egal, wie viele an seinen Armen zerren. „Ray bekommt sehr viel ab, mehr als andere“, fügt Leibenath an. Noch in der letzten Saison seien ihm die Schläge und Stöße merklich an die Nerven gegangen. „Aber in diesem Bereich hat er sich extrem weiterentwickelt“, sagt der Head Coach – und kommt
Catch me if you can! Ray im Duell mit Bambergs Darius Miller.
dann wieder auf die Oldenburg-Serie zurück. Zu einem Zeitpunkt, als die Ulmer Rotation auf sieben gestandene Profis zusammengeschrumpft war, als die Schwaben alles brauchen konnten, nur keine zusätzlichen, foulbelasteten Bankwärmer – da verstand Morgan. Und hielt sich im Zaum. Keine Frustfouls mehr, kein Lamentieren – stattdessen die beste Serie seines Lebens. „Ich bin reifer geworden“, sagt er selbst. „Ich habe gelernt, ruhig zu bleiben und mir zu sagen: ‚Let it go – weiter geht’s’.“ Dieses „Anger Management“ beherrschte er in seiner Karriere nicht immer. „Raymar ist ein sehr intelligenter junger Mann, aber manchmal ist er auch sein größter Feind“, sagte schon Morgans College-Coach, der legendäre Tom Izzo. Damals, an der Michigan State University, gilt Morgan als sensibel, als jemand, der zu viel mit den Referees oder sich selbst hadert, dessen Kopf zu schnell nach unten geht, wenn es nicht läuft. „Ich bin mein schärfster Kritiker – denn ich weiß, was ich leisten kann“, sagt er damals. Und am 4. April 2009 zeigt er das auf der größten Bühne: Im wichtigsten Saisonspiel, dem Halbfinale um die nationale Meisterschaft, bietet der MSU-Kapitän vor 72.000 Zuschauern in Detroit seine beste Leistung und führt die Spartans mit 18 Punkten und 9 Boards ins Endspiel. Das Finale geht zwar verloren; doch Morgan, dieser sanfte Riese – der zu Ehren seiner Mutter ein Tattoo mit
dem Schriftzug „Carole’s Baby Boy“ am Handgelenk trägt – hat die Kritiker mundtot gemacht. „Er ist ein sehr ruhiger Kerl. Aber wenn man ihm zeigt, dass er gebraucht wird, dann ist er da“, meint Coach Izzo.
Auf den Spuren von Bryant, Gibbs und Co. Die ersten fünf Monate der laufenden Saison untermauern Izzos Aussage. Denn Morgan wird mehr gebraucht denn je – und er antwortet mit der besten Saison seines Lebens. Während in Ulm auf den großen Positionen verletzungs- und transferbedingt ein Kommen und Gehen herrscht, ist Ray (neben Da’Sean Butler) die große Konstante. Bis zum 23. Spieltag hatte der BBLTopscorer (19,8 Punkte) in allen Liga-Spielen zweistellig gepunktet; ein Husarenritt, den seit 2007/08 kein Profi über eine volle Hauptrunde geschafft hat. Mehr noch: Sein Effizienzwert von 21,8 ist aktuell der höchste in der BBL seit 12 Jahren. Höher als der von BBU-Legenden wie Bryant oder Gibbs. Für Thorsten Leibenath ist diese Leistungsexplosion kein Zufall. „Ray arbeitet sehr, sehr
hart. Er ist immer schon vor den Einheiten da, schiebt Extraschichten. Man hat nie das Gefühl, auch nicht im Training, dass er die Intensität runterfährt“, betont der Head Coach. Jonas Wohlfarth-Bottermann kann davon ein Lied singen. Als der nachverpflichtete Center Mitte Januar nach zehnmonatiger Reha zu seinem ersten Training in die Halle kommt, „habe ich mich ohnehin gefühlt, als könnte ich niemanden verteidigen“. Als er dann noch einen schweißüberströmten Morgan aus dem Kraftraum stapfen sieht,
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RAYMAR MORGAN
ahnt er Böses. „Ich gegen Ray – da sind zwei Welten aufeinandergeprallt“, lacht WoBo über seine „erste Dosis“ Ray Morgan. Für Morgan selbst ist seine Blue-CollarMentalität die Erfüllung eines Versprechens, das er sich einst selbst gab. „Als ich verletzt war, habe ich mir geschworen: Falls ich wieder Basketball spielen kann, dann werde ich mich über nichts mehr beschweren“, erzählt er. Also arbeitet der Big Man wie ein Besessener – und dreht an jedem noch so kleinen Schräubchen. Er hat seine Ernährung leicht verändert, und versucht, noch mehr Schlaf zu bekommen. „Ich will einfach jede Chance ergreifen, um noch fitter und besser zu werden“, sagt er.
Morgan lässt sein Spiel sprechen – und das schreit: MVP, MVP! Es ist eine Sache, diese Mentalität selbst anzunehmen – aber eine andere, sie auch vorzuleben. Bei Raymar Morgan darf der äußere
Der Vocal Leader – Ray nach dem Sieg in Oldenburg, der 23. der Saison.
Schein des in sich gekehrten, bisweilen grimmigen Malochers nicht fehlleiten: Ray ist eine absolute Leitfigur im Ulmer Team. „Er hat eine Ausstrahlung, die andere mitzieht“, sagt Thorsten Leibenath. Wenn der beste Spieler des Teams morgens als erster an den Geräten sitzt, dann färbt das ab. Und wenn er sich nicht zu schade ist, auch die Youngster anzuleiten – dann gibt er damit den Weg für alle vor. „Wie er die jungen Spieler immer wieder pusht, mit ihnen spricht – das hilft unserer täglichen Arbeit ungemein“, sagt Coach Leibenath. Und schiebt dann noch eine sehr persönliche Aussage hinterher: „Ray ist einfach ein klasse Mensch. Er ist in jeder Hinsicht ein wichtiger Bestandteil unserer Mannschaft.“ Als Morgan davon hört, lächelt er. „Ich bin froh, dass ich etwas zurückgeben kann“, sagt er. „Denn ich verdanke diesen Jungs sehr viel. They make me look good.“ So gut, dass bald wieder einmal ein MVP-Award auf einem Ulmer Kamin stehen könnte. In den ersten Saisonmonaten schienen andere in der öffentlichen Wahrnehmung noch höher zu stehen, Bambergs Nicolo Melli etwa, oder Chris Babb – Typen, die nicht nur mit Skills, sondern auch mit Charisma bezaubern. Morgan dagegen lässt sein Spiel sprechen – und das rückt ihn immer mehr in die Nähe eines anderen Ulmers und zweifachen MVPs (2012 und 2013): John Bryant.
Der neue Prototyp
Morgan und Bryant – zwei Generationen Ulmer Big Men, die auch für einen Zeitenwechsel im deutschen Basketball stehen. Der alles überpowernde 130-Kilo-Gigant ist in der BBL beinahe ausgestorben; agile Center sind heute en vogue. Der Smallball-Erfolg von Bamberg oder Ulm wird diese Entwicklung weiter vorantreiben und die kollektive Suche nach dem nächsten Raymar Morgan intensivieren – dem leichtfüßigen, mehrere Positionen verteidigenden und (inzwischen auch) Dreier treffenden Big Man. An Bäumen wächst dieses Komplettpaket freilich nicht: „Ray ist der beste Spieler der BBL“, sagt Johan Roijakkers, und ist überzeugt: „Er ist bereit für die Euroleague“. Auch TelekomBasketball-Mann Michael Körner legte sich unlängst fest, dass man Morgan „nächste Saison bei einem Euroleague-Team“ sehen werde. Bundesliga’s Finest, MVP-Anwärter, Euroleague-Kandidat: Das Gerede von der RAYvolution ist längst kein Flüstern mehr – sie ist bereits da. „Ich habe das Gefühl, dass sich die ganze Arbeit anfängt auszuzahlen“, sagt Morgan. Wo es ihn im Sommer hinverschlägt, ist Zukunftsmusik. Aktuell geht es ihm um das Hier und Jetzt – und um die Verwirklichung einer Songzeile, die ausnahmsweise nicht von Tracy Chapman stammt. Wie heißt es nämlich bei DJ Khaled und T-Pain: „All I do is win, win, win – no matter what!“
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PLAYOFFS 2017
TEXT: Martin Fünkele ¦ ILLUSTRATION: HALMA FOTO: Ulf Duda
Noch nie war die Vorfreude auf die Playoffs größer als in diesem Jahr. Noch nie waren die Tickets für die „geilste Zeit des Jahres“ Wochen vor dem ersten Playoff-Spiel ausverkauft. Und noch nie durften die Fans den Look der Postseason so sehr beeinflussen wie Anfang Mai 2017. Drei Superlative oder der Grund, warum Superior Partner Ehrmann die größte Fanchoreographie des deutschen Basketballs unterstützt. Die Vorstellung ist verrückt, aber genau so wird es kommen! Wenn Deine Idee gut genug ist, tanzt die ratiopharm arena beim ersten Playoff-Heimspiel nach Deiner Pfeife! 6.200 Zuschauer werden in der ausverkauften ratiopharm arena Anfang Mai genau das Bild erschaffen, das Du Dir ausgedacht hast! Klingt verrückt, ist aber so. Von Ende März bis Ende April dürfen alle Fans von ratiopharm ulm gemeinsam bestimmen mit welcher Choreographie ihr Team in die Playoffs startet. Unter allen eingereichten Vorschlägen werden drei Ideen ausgewählt, die schließlich auf der Facebook-Seite von ratiopharm ulm zur Abstimmung gestellt werden. Der beliebteste Choreographie-Vorschlag gewinnt und wird umgesetzt. WE ARE CHOREO – oder die größte Fan-Choreographie im deutschen Basketball! Weil die Idee so außergewöhnlich ist, war Gunther Wanner von Ehrmann sofort begeistert! „Die Fans in der wichtigsten
Phase der Saison so emotional einzubinden und sie den Look der Playoffs gestalten zu lassen, ist großartig. Es ist beeindruckend, wie der Club das Motto ‚We Are One‘ lebt“, so der Marketingdirektor bei der Familien-Molkerei Ehrmann. Gemeinsam mit dem Superior Partner Ehrmann soll also Anfang Mai schon vor dem ersten PlayoffHeimspiel ein unvergesslicher Moment erschaffen werden. Damit das gelingt, wird auf jedem Sitzplatz in der ratiopharm arena ein A2 großer Folder in unterschiedlichen Farben ausgelegt. Kurz vor Tipoff werden diese Farbpunkte dann kollektiv in die Höhe gehalten und jeder Fan wird so zu einem Pixel des großen Gesamtbildes. Bei der Gestaltung der Playoff-Choreographie sind der Fantasie der Fans keine Grenzen gesetzt. Ob Muster, Schriftzug oder Logo – zur Verfügung stehen alle Sitzplätze der Arena. Einzige Einschränkung: Es dürfen nur die Clubfarben – also orange, schwarz und weiß verwendet werden.
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BLOCKFAHNE UUULMER!
Und so gestaltet ihr die Playoff-Choreographie!
Ladet Euch einfach unter bit.ly/wearechoreo den Saalplan der ratiopharm arena herunter. Mit den Farben Orange, Weiß und Schwarz könnt Ihr nun auf den dafür vorgesehenen (weißen) Flächen kreativ werden. Gestaltet den Innenraum der Arena so, wie Ihr ihn beim ersten Playoff-Heimspiel sehen wollt. Achtet bitte darauf, nicht zu kleinteilig zu werden. Eure Playoff-Choregographie soll ja auch umsetzbar – also in Form von 4.500 Pixeln darstellbar sein. Wenn Ihr mit Eurem Kunstwerk zufrieden seid, fotografiert oder scanned es ab und stellt es uns im Upload-Bereich unter bit.ly/wearechoreo zur Verfügung. Anschließend wählt eine Jury die besten drei Vorschläge aus, über die abschließend die Facebook-Community abstimmt. Das Gewinner-Motiv wird Ende April präsentiert und beim ersten Playoff-Heimspiel umgesetzt.
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INTERVIEW: Florian Eisebitt FOTOS: BBU ’01, Camera4, Ulf Duda, Marcel Merli
INTERVIEW
VON DER
REALITÄT
EINGEHOLT Jonas, zu allererst wollen wir wissen: Wie hält das Knie der Belastung des Profisports wieder stand? Jonas Wohlfarth-Bottermann: Insgesamt sehe ich das als Prozess. Ich bin schon fähig zu spielen – sonst wäre ich nicht nach Ulm gekommen – aber es ist schon so, dass ich immer noch nicht bei 100 Prozent stehe. Das kann bis zu einem Jahr dauern – jetzt bin ich im zehnten Monat. Aber bisher läuft alles nach Plan, das Knie hält ganz gut und schwillt auch nach Belastungen nicht an. Generell waren Verletzungen bei Dir immer ein Thema – Knie, Mittelhand etc. – wann konntest Du das letzte Mal eine komplette Saison durchspielen? WoBo: Ich glaube in meinem ersten Jahr in Berlin habe ich mehr oder weniger durchgespielt – wobei am Anfang, da hatte ich eine Bänderdehnung. Ich lebe von meiner Intensität (lacht). Es passiert halt einfach. Der Mittelhandbruch war auch einfach Pech, da bin ich sehr unglücklich gefallen, wobei das nach acht Wochen auch gegessen war. Das ist jetzt nicht so das Thema, Verletzungen gehören eben einfach dazu.
Nach zehnmonatiger Verletzungspause hat Jonas Wohlfarth-Bottermann den Weg zurück aufs Parkett gefunden. Aus seiner Rekonvaleszenz zieht ‚WoBo‘ viel Positives. OrangeZone.Magazin hat mit ihm über seine RehaPhase, Trainerphilosophien und seine persönlichen Zukunftspläne gesprochen.
Zwischen Deinem letzten Spiel als Berliner und dem ersten als Ulmer sind rund zehn Monate vergangen. Hat Dir der Basketball gefehlt? WoBo: Natürlich, es ist hart, wenn man sich verletzt. Egal wie anspruchsvoll und mental fordernd es war, unter Obradovic Basketball zu spielen – klar du wirst besser und lernst sehr viel, aber es ist schon sehr anstrengend – am Ende merkst du, wie dir der Sport trotz der Anstrengungen fehlt. Es war eine schwierige Zeit. Aber rückblickend habe ich auch viel Positives daraus gezogen. Es gehört jetzt einfach zu mir – es war ein Prozess, den ich durchmachen musste. Jetzt bin ich froh, hier in Ulm zu sein und es macht mir wieder riesigen Spaß Basketball zu spielen.
ZURÜCK ZU ALTER STÄRKE.
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JONAS WOHLFARTH-BOTTERMANN
Als verletzter Profisportler warst Du gezwungen aus Deinem gewohnten Rhythmus – Training, Spiel, Regeneration – auszubrechen. Was hast Du mit der vielen freien Zeit angefangen? WoBo: In erster Linie tut man alles, um wieder gesund zu werden und verbringt sehr viel Zeit damit. Man unterschätzt auf den ersten Blick, wie viel Zeit das in Anspruch nimmt – man fährt Hin und Her, ist vier bis fünf Stunden in der Reha, fährt dann zurück und hat im Anschluss noch Physiotherapie, Elektrotherapie, Ergotherapie, Wassertherapie und was es sonst noch alles gibt. Dann kommt man am Ende des Tages wieder nach Hause und hat dann mehr oder weniger Freizeit. Aber ich habe schon geguckt, auch abseits des Sports etwas zu machen – habe die Zeit genutzt, um mit meinen Freunden etwas zu erleben. Wenn man sich verletzt, schwerer verletzt, dann sensibilisiert es einen und man überlegt sich, was man nach der Karriere machen möchte. Man beschäftigt sich eigentlich automatisch wieder mit anderen Dingen, weil man einfach aus den gewohnten Strukturen ausbricht. Als Spieler bekommst du eine Wohnung und ein Auto gestellt, deine Versicherungen werden bezahlt – und wenn du verletzt bist und aus deinem Vertrag herausfällst, dann musst du dich erstmal wieder um alles selbst kümmern. Rückblickend war das
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gut für mich, denn dieser Prozess kommt so oder so irgendwann auf mich zu – man kann ja nicht ewig spielen – und deswegen ist es gut, dass ich es jetzt schon ein wenig durchlebt habe.
„ICH BIN FROH, HIER IN ULM ZU SEIN UND ES MACHT MIR WIEDER RIESENSPASS, BASKETBALL ZU SPIELEN!“ Als Du mit Basketball angefangen hast – Du hattest gute körperliche Voraussetzungen, warst schon über 2 Meter groß – was war der Basketballtraum Deines 16-jährigen Ichs? WoBo: Wenn ich ehrlich bin, dann habe ich mir damals gar nicht so viele Gedanken darüber gemacht, was einmal werden könnte. Das war so eine Phase, in der ich alles ausprobiert habe. Ich habe vorher lange Fußball gespielt, musste durch einen Umzug dann aber aufhören. Dann habe ich Badminton ausprobiert, ganz verschiedene Sachen – ich bin sogar Skateboard gefahren. Und dann bin ich quasi durch meinen damaligen Klassenlehrer – der hat mich die ganze Zeit getriezt, dass ich zu groß wäre und es doch mal mit Basketball versuchen solle – an meinen ersten Verein in Bonn geraten. Dann ging alles ziemlich schnell bei mir und ich hatte nie wirklich Zeit, mir darüber Gedanken zu machen. Klar habe ich auch die NBA verfolgt – das hast du einfach getan, wenn du selbst Basketball gespielt hast. Aber es war nie so, dass ich davon geträumt hätte, selbst dort zu spielen. Vielleicht kam so eine Art Traum dann auf, als ich angefangen habe, in der Nationalmannschaft zu spielen und mir einige Leute gesagt haben, dass für mich einiges möglich wäre. Wenn man so ein Feedback bekommt, dann denkt man natürlich schon darüber nach – aber es war nie so, dass ich mich darin verbissen habe.
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DAS SPIEL ÜBER RINGNIVEAU – SEINE SPEZIALITÄT SIND DUNKS UND BLOCKS. Detlef Schrempf hatte Dir einmal NBA-Potenzial bescheinigt und Dirk Bauermann hatte Dir eine Nationalmannschafts-Karriere vorausgesagt – wie groß war der Druck als junger Sportler, mit derartigen Vorschusslorbeeren umzugehen? WoBo: Natürlich ist es immer schwierig, gerade als junger Spieler, damit umzugehen. Wenn man quasi in den Himmel hoch gelobt wird, dann ist es schwierig, den Erwartungen auch gerecht zu werden. Im Endeffekt sehe ich darin aber etwas Gutes, wenn Leute über einen reden – sowohl positiv als auch negativ. Ich habe beides erlebt und eigentlich heißt das nur, dass sie sich für dich interessieren. Ich persönlich habe nie viel darüber nachgedacht, was andere über mich sagen. Ich habe einen Schritt nach dem nächsten getan, habe mir nie selbst Druck gemacht und immer versucht, mein Bestes zu geben. Was letztendlich dabei rum kommt, das wird man sehen – aber ich glaube, bisher kann ich ganz zufrieden sein. Ganz generell, wie gefährlich sind Karriere-Prognosen bei jungen Sportlern? WoBo: Es ist die Frage, wie man damit umgeht – es kann negative aber auch positive Auswirkungen haben. Die meisten Jungs, die ich bisher kennengelernt habe, die sind immer ganz gut damit umgegangen. Es ist nicht immer leicht, wenn man dem aufgebauten Erwartungsdruck gerecht werden muss – wenn man als Jugendspieler von dir erwartet, immer abzuliefern. Man muss die Möglichkeit haben, Fehler zu machen, das gehört dazu, wenn man jung ist. Man sollte von keinem Jugendlichen erwarten, dass er seine zehn Minuten im Schnitt spielt und regelmäßig Punkte macht. Es ist ein Prozess, den man durchläuft und das sollten Außenstehende verstehen. Niemand ist so geboren – außer vielleicht Dirk Nowitzki (lacht).
„ICH HABE NIE VIEL DARÜBER NACHGEDACHT, WAS ANDERE ÜBER MICH SAGEN!“ Wie kann man Jungprofis vor einem Höhenflug bewahren – welche Aufgaben werden an das Umfeld der jungen Sportler gestellt? WoBo: Ich fand es damals sehr schade, dass ich nicht auf eine Schule ging, die perfekt mit dem Verein kooperiert hat. Ich glaube da hat sich jetzt viel getan, Schulen und Vereine sind näher zusammen gerückt, das kann wirklich viel ausmachen. Es ist wichtig, einen vernünftigen Schulabschluss zu machen, da man nie weiß, wie die ganze Sache ausgeht – ob man es in die NBA schafft, in der Bundesliga spielt oder ob man überhaupt irgendwas erreicht. Ich finde es toll, wenn auch im Hintergrund richtig gut gearbeitet wird und man die Möglichkeit bekommt, sich sowohl auf die Schule als auch aufs Training konzentrieren zu können. Nicht zu unterschätzen ist auch der Einfluss eines Trainers – da hattest Du ja so einige große Persönlichkeiten vor Dir. Was verbindest Du mit Deinen ehemaligen Trainern? WoBo: Natürlich verbindet man automatisch mit allen Trainern, unter denen man gespielt hat, etwas. Alle haben ihren Teil zu meinem Werdegang beigetragen. Ich muss sagen, ich hatte wirklich Glück und ich bin froh über all meine bisherigen Trainer. Sie haben alle an mich geglaubt – von der Jugend an hatte ich immer Trainer, die positiv waren, begeistert und mir einiges bescheinigt haben – und mich dann aber auch punktuell abgemahnt haben, sodass ich immer weiter arbeiten musste. Ohne Kritik kommt man auch nicht weiter. Natürlich hat jeder Coach seine eigene Art. Das war schon interessant. Ich bin zwar erst 26 und ich hoffe, dass ich noch ein bisschen spielen kann, aber ich habe so einige Trainertypen kennengelernt. Und ich denke, ich habe für mich herausgefunden, was für mich das Beste ist und mit welcher Art ich persönlich am besten klarkomme.
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INTERVIEW
MIT ALBA BERLIN GEWANN WOBO 2014 UND 2016 DEN POKAL.
Wie würdest Du Deine Rolle im Ulmer Team beschreiben? WoBo: Ich weiß, dass ich erst seit kurzem dabei bin und meine Rolle erst finden musste. Ich sehe mich ganz klar als Rollenspieler, der versucht, eine schon gut funktionierende Mannschaft zu entlasten – und vielleicht noch ein bisschen besser zu machen. Ich denke, das hat die ersten Spiele auch gut funktioniert. Aug und Ray sind zwei sehr wichtige Protagonisten im Team und wir haben es geschafft, die Jungs unter den Körben wieder ein wenig zu entlasten. Da sich Tim verletzt hat, hat sich die Rotation auf den großen Positionen verkürzt – mit mir ist sie jetzt wieder ein kleines Stück länger geworden. Du bist jetzt 26 Jahre alt, kommst jetzt in das „beste Basketballalter“ – hast Du einen Karriereplan, was Du sportlich noch erreichen willst? WoBo: Das ist schwierig zu beantworten, gerade nach so einer Verletzung. Ich würde gern sagen – ich spiele noch bis Mitte 30 – aber wenn man sich verletzt, dann holt einen die Realität doch manchmal schneller ein als gewollt. Bestenfalls spiele ich noch so lange auf höchstem Niveau, wie ich es mit meinem Körper vereinbaren kann. Andererseits mache ich mir jetzt aber keinen Druck. Vielleicht würde ich gern noch ein Jahr im Ausland spielen – das wäre sicherlich noch ein Ziel.
Welche Art wäre das? WoBo: Thorsten ist für mich genau die richtige Art Trainer. Er ist sehr kommunikativ, stets positiv und damit erfolgreich. Ich kenne ihn schon etwas länger – als ich noch für Rhöndorf in der zweiten Liga aktiv war, war er Trainer in Osnabrück. Und dann sind wir uns natürlich immer wieder auf dem Feld über den Weg gelaufen. Ich schätze es sehr, hier zu sein. Ich weiß, was ich an ihm habe und ich denke, er weiß auch was er an mir hat. In Berlin hast Du drei Jahre lang unter Sasa Obradovic gespielt – der ja nicht unbedingt für seine ruhige Art bekannt ist. Wie hast Du ihn wahrgenommen? WoBo: Mit Sasa musste ich mich arrangieren. Ich musste erst lernen, mit seiner ganz persönlichen Art umzugehen. Rückblickend kann ich sagen, dass ich über die drei Jahre unter ihm extrem viel gelernt habe. Sasa hat sehr viel Ahnung von Basketball – es ist wirklich unfassbar, wie viel Wissen er hat. Er lebt den Sport – das hat er als Spieler getan und jetzt eben als Trainer. Er hat seine eigene Philosophie und du kommst als Spieler nicht umhin, diese zu verinnerlichen – anders kannst du unter ihm nicht spielen. Ich bin extrem dankbar, dass ich diese Erfahrung gemacht habe, auch wenn es nicht immer leicht war. Klar gab es in den drei Jahren auch Phasen, in denen es mir nicht so viel Spaß gemacht hat – aber ich habe mich darauf eingestellt und insgesamt betrachte ich es als Privileg, drei Jahre lang Sasas Basketball verinnerlicht zu haben.
„THORSTEN IST FÜR MICH GENAU DIE RICHTIGE ART TRAINER!“
Ganz zu Beginn hast Du erwähnt, dass Du während Deiner Verletzung Zeit hattest zu schauen, wohin es nach dem Profisport gehen könnte – wie hast Du Dich auf die Zeit nach der Karriere vorbereitet? WoBo: Privat habe ich mich eine Zeit lang mit Immobilien beschäftigt und auch eine Zeit lang überlegt, in diesem Bereich ein Praktikum zu machen. Dadurch, dass ich längere Zeit in Berlin war, hatte ich gute Möglichkeiten, mit verschiedenen Leuten aus ganz unterschiedlichen Berufssparten zu reden. Ein Praktikum erscheint mir gerade als Quereinsteiger die beste Möglichkeit. Auf der anderen Seite überlege ich noch, mein Studium zu beenden. Ich habe angefangen, Medienwirtschaft zu studieren – über vier Semester an einer Fern-Uni. Aber als Sportler ist das wirklich schwierig. Außer du legst eine Disziplin wie Obradovic an den Tag. Man muss wirklich viel Disziplin haben, um das komplett durchzuziehen. Ich möchte das jetzt nicht ausschließen, aber ich glaube, wenn, dann beende ich mein Studium an einer richtigen Uni und nicht übers Fernstudium.
NACH ZEHNMONATIGER VERLETZUNGSPAUSE STEHT WOBO WIEDER AUF DEM FELD.
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TEXT: Julia Günter FOTOS: TSG Reutlingen, privat
BBU ’01
Arbeit unterm Radar Sebastian Ludwig ist seit 2014 Trainer-„Azubi“ bei BBU ’01. Die Geschichte eines gebürtigen Berliners, der seinen Weg zurück zum Basketball fand und einen großen Anteil an der starken Ulmer Nachwuchsentwicklung hat.
SEBASTIAN LUDWIG MIT DER LITAUISCHEN LEGENDE ŠARŪNAS JASIKEVIČIUS
Eigentlich hatte Sebastian Ludwig mit dem Basketball schon abgeschlossen. Mit 16 Jahren war Schluss mit dem Leistungssport – das Knie des Berliner Talents hielt den hohen Belastungen nicht mehr stand. Stattdessen fand der Schüler eine neue Leidenschaft. „Wie die Halle hat es die Bühne geschafft, den Alltag hinter mir zu lassen“, so Ludwig, der nach dem Abitur bereits nach Schauspielschulen Ausschau gehalten hatte. Sein Freiwilliges Soziales Jahr (FSJ) bei der Basketball-Gemeinschaft Zehlendorf brachte ihn schließlich wieder auf Basketball-Kurs. Rückblickend sagt er: „Es war nicht unbedingt mein Plan, Trainer zu werden.“ In Stahnsdorf entwickelte sich Ludwig dann trotzdem zu einem festen Bestandteil des Coaching Staffs und traf mit seiner U18 Mannschaft beim Wiener Osterturnier auf die von Artur Kolodziejski betreute Ulmer Mannschaft. Eine Begegnung mit nachhaltigen Folgen. „Wir machten gegen Ulm unser bestes Spiel im Turnier“, erinnert sich Ludwig, dessen Gegenüber sichtbar beeindruckt war. Denn der damalige Nachwuchskoordinator von BBU ’01 sprach den unbekannten Berliner Coach an – und unterbreitete ihm „ein Angebot, das ich nicht ablehnen konnte“.
„Es war nicht mein Plan, Trainer zu werden“ Als einer von zehn Clubs hatte Ulm einen Platz im dreijährigen Trainer-Ausbildungsprogramm der BBL erhalten und Sebastian Ludwig erhielt die Ausbildungsstelle. „Wir haben Sebo gezielt ausgesucht, weil wir uns sicher waren, dass er ein Team coachen kann“, betont Dr. Thomas Stoll. Der Sportchef von BBU ’01 schenkte dem „Trainer-Azubi“ von Beginn an sein Vertrauen. „Wir wollten ihm eine gute Perspektive geben, damit er sich bestmöglich weiterentwickeln kann“, so Stoll. Während andere Auszubildenden vorranging als Assistenztrainer eingesetzt wurden, durfte der Berliner von Beginn an als Head Coach ran. „Die Menschen hier – ob Kollegen im Office oder Coaches – haben mir den Einstieg sehr leicht gemacht“, erinnert sich
SEBASTIAN LUDWIG ALS HEAD COACH DER REGIONALLIGA-MANNSCHAFT
Ludwig an den Sommer 2014. Im März 2017 blickt der 26-Jährige auf drei lehrreiche Jahre zurück. „Sebo ist mittlerweile auf einem neuen Coaching-Level angekommen“, lobt Stoll. Sichtbar wurde Ludwigs Weiterentwicklung schon vor einem Jahr beim Aufstieg der Landesliga-Herren in die Oberliga. Statt gegen den Abstieg zu kämpfen legte die junge Ludwig-Truppe mit einem Altersschnitt von 16 Jahren einen Durchmarsch hin.
Arbeit am Schreibtisch, die sich auf dem Court auszahlt Die Landesliga-Meisterschaft ist das offensichtlichste Resultat der tagtäglichen Arbeit Ludwigs – nicht nur in der Halle, sondern vor allem am Schreibtisch. „Der eigentliche Trainer-Job ist nicht das Beantragen einer Auszeit oder das Spielerwechseln am Wochenende. Ein Großteil der Arbeit findet vor dem PC statt“, erläutert Ludwig. „Sebos Job findet unter dem Radar statt, von seinen Erfolgen steht nichts in der Zeitung“, erklärt Danny Jansson. Gelingt jungen Spielern wie Marius Stoll, Bjarne van Schwartzenberg oder Julian Lerch allerdings ein Leistungssprung, weiß Jansson, bei wem er sich bedanken muss. „Wenn die Jungs es schaffen, sich in der NBBL zu etablieren, dann ist das Sebos Verdienst“, so der Ulmer U19- und ProB-Coach über Ludwig.
Trinchieri, Pešić und der FC Barcelona Doch Ludwig muss während der BBL-Ausbildung auch seine eigene Weiterentwicklung im Blick haben: „Das ist die Kehrseite der Ausbildung – ich kann mich nicht zu 100 Prozent auf den Basketball in Ulm konzentrieren.“ Bei acht Clubs erhielt der „Azubi“ wertvolle Einblicke in die tägliche Arbeit, lernte in Gesprächen mit Andrea Trinchieri (Bamberg), Svetislav Pešic (München) oder Šarunas Jasikevicius (Kaunas) die unterschiedlichsten Trainerphilosophien und Spielstile kennen und kam zu der Erkenntnis wie „unberechenbar“ die Zukunft in der Basketball-Welt ist. „Es ist eben nicht wie im Golf, wo der Erfolg ausschließlich von dir, dem Ball und dem Schläger abhängt“, sagt der 26-Jährige, der im Juni die BBL-Ausbildung beendet und seine A-Lizenz ablegt. Für seine mittelfristige Zukunft hat der Trainer sich deswegen ein schlichtes Motto gesetzt: „Jeden Tag den bestmöglichen Job machen.“ Wo es damit hingeht, lässt Sebastian Ludwig bewusst offen. „Und wer weiß, vielleicht lande ich nach meiner Trainerkarriere ja irgendwann mit 50 oder 60 wieder auf der Theaterbühne.“
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TEXT: Martin Fünkele FOTOS: Rudi Apprich, BBU ’01, Sport-Px.de
BBU ’01
Ladies first!
DIE DAMEN 1 STEHEN VOR DEM AUFSTIEG IN DIE REGIONALLIGA, DIE ULMER FANS ERINNERN SICH AN EINE TRADITION UND DIE MITGLIEDERZAHLEN STEIGEN UM 100 PROZENT. EINE ERFOLGSGESCHICHTE.
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er Damen-Basketball ist zurück in Ulm! Den Eindruck muss man gewinnen, wenn man das wahrscheinlich entscheidende Spiel der Damen 1 Anfang Februar gegen Konstanz in der gut gefüllten Listhalle miterlebt hat. Die rund 150 Zuschauer sind ein Indiz dafür, ein anderes die Klatschpappen, die viele der Besucher in den Händen halten. Womit einen Tag zuvor noch in der ratiopharm arena beim Heimspiel von ratiopharm ulm gegen Bayreuth Lärm gemacht wurde, wird heute gegen Konstanz geklatscht.
Wie die Profis von Sieg zu Sieg
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nd wie der Vizemeister in der Bundesliga von Sieg zu Sieg eilt, gewinnen auch die Damen ein Spiel nach dem anderen. Der souveräne Erfolg über Verfolger Konstanz ist
bereits der 14. Sieg der Saison 2016/17 – die beeindruckende Serie wird nur von der bislang einzigen Niederlage in Ludwigsburg unterbrochen. Als entscheidenden Faktor für den Erfolg führt Coach Christoph Burrer an, „dass die Mädels 15 Freundinnen sind und diese Stimmung und den Spaß, den wir haben, das Team in dieser Saison trägt. Von Spiel zu Spiel, und von Sieg zu Sieg“. Ein bisschen erstaunlich ist es aber schon, dass ein Team, das im Vorjahr 100 Prozent mehr weibliche Mitglieder: Hier die Landesliga-Damen beim Selfie.
mit acht Niederlagen im Mittelfeld der Oberliga Württemberg landete, nun der Regionalliga entgegeneilt. „Wir haben uns als Mannschaft einfach besser gefunden. Alle sind motiviert, aufzusteigen“, sagt Anja Müller-Reinartz. „Außerdem zeichnet uns unser Kampfeswillen aus, den hatten wir so im letzten Jahr nicht“, sagt die Topscorerin, die mit 17,3 Punkten pro Spiel als zweitbeste Punktesammlerin der Liga geführt wird.
ORANGE ZONE 2016/17 # 3
Linda Ansa ist der Ruhepol der Mannschaft und ist mit knapp zwei Dreiern pro Spiel die siebtbeste Distanzwerferin der Liga.
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Head Coach Chris Burrer mit seiner verlässlichsten Punktesammlerin Anja Müller-Reinartz.
elingt der Aufstieg, wären die Damen 1 wieder dort, wo sie 2013 auch schon einmal waren – allerdings unter etwas anderen Vorzeichen. Als sich der DJK/Sportbund Ulm – wo der Ulmer Damen-Basketball seit 1993 zuhause ist – durch die missglückte Suche nach einem neuen Vorstand fast selbst abschafft, fandet Uli Schäfer nach einer alternativen Heimat. Der Mann, der seit Anfang der 1990er Jahre den Damen-Basketball in Ulm maßgeblich prägt und als Trainer über viele Jahre auch die erste Mannschaft betreut, kann Artur Kolodziejski von seiner Idee überzeugen. Nach anfänglichen Bedenken treibt der ehemalige Nachwuchskoordinator von BBU ’01 gemeinsam mit Schäfer den Beitritt der DJKDamen in die BBU-Welt voran.
Annika Holzschuh, der ihr Coach anerkennend eine „Basketball-Sucht“ attestiert, hat BBU ’01 nach sieben Jahren erstmals wieder eine Junioren-Nationalspielerin. Und mit vier Damen-Mannschaften sowie unzähligen Mädels-Teams ist der Club so breit aufgestellt wie nie zuvor.
Über 100 Prozent mehr weibliche Mitglieder
ie 150 Zuschauer, die dabei waren, als das Burrer-Team den Aufstiegskonkurrenten Konstanz dominierte, haben die Unterschiede zum Herrensport sehr wohl bemerkt. Die Damen spielen langsamer und konsequent unter Ring-Niveau – spektakuläre Flugeinlagen gibt es nicht. Für Coach Burrer, der selbst unter Marian Spiridon in der Regionalliga auflief, stellt sich der Vergleich mit den Herren aber nicht. Burrer, der mit seiner Statur als klassischer Brett-Center durch-
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ährend bei BBU ’01 damals lediglich ein weibliches Team in der U13 und der U15 am Spielbetrieb teilnahm, brachte der DJK/Sportbund rund 40 aktive Spielerinnen mit in den Club. Drei Jahre später hat sich die Mitgliederzahl um mehr als 100 Prozent gesteigert und die rund 150 Spielerinnen verteilen sich auf zehn Teams von der U11 bis zur Oberliga-Mannschaft. Für Schäfer war der Wechsel zu BBU ’01 deshalb „absolut richtig“. Und der Auftritt unter einer bundesweit bekannten Marke habe „vieles professionalisiert“, meint Schäfer. „Seit wir bei BBU ’01 zuhause sind, gibt es deutlich mehr junge Mädels. Das merken wir auch in der Damen 1. Da steigt der Konkurrenzkampf und die Motivation, zu gewinnen“, erklärt Müller-Reinartz, die schon seit vier Jahren, auch noch zu DJK/ Sportbund-Zeiten, für Ulm spielt.
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er Damen-Basketball beginnt also ganz langsam, seine alte Kraft zurückzuerlangen, die er in Ulm schon vor 30 Jahren hatte (siehe Kasten). Mit der 15-jährigen
Überraschend: die Leidenschaft der Mädels für Basketball
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Sweet Fifteen: Annika Holzschuh ist „Basketball-süchtig“ und schon als Teenie bei den Damen am Start.
Nice Shot: Caroline Schmidt demonstriert einen blitzsauberen Sprungwurf. geht, hat längst den ganz eigenen Reiz des Damen-Basketballs entdeckt. Weniger athletisch, dafür mehr von der Taktik geprägt. „Was mich überrascht hat, ist die Leidenschaft, die diese Mädels für Basketball haben“, so Burrer. Der Aufstieg ist seiner Mannschaft so gut wie sicher und wenn es nach Anja Müller-Reinartz geht, die Burrer „meinen Thomas Müller“ nennt, muss das nicht das Ende der Erfolgsgeschichte sein. „Ich glaube, da ist noch mehr als die Regionalliga möglich. Wenn der Nachwuchs noch weiter ausgebaut wird, ist noch mehr drin.“
Mehr als ein
One-Hit-Wonder Woran sich heute die wenigsten erinnern können: Damen-Basketball hat Tradition in Ulm. Insgesamt zweimal schaffte eine Ulmer Damenmannschaft den Aufstieg in die 2. Bundesliga Süd. Das erste Mal gelang dies in der Saison 1988/89 unter Hanne Spiridon (Bild) – der Frau der Ulmer Trainer-Legende Marian Spiridon. Zuletzt „zweitklassig“ spielten die Ulmer Damen in der Saison 2005/06 – nach einem Durchmarsch durch die Regio-
nalliga inklusive Württembergischem Pokalsieg. Und auch danach ging es erfolgreich weiter. 2010 wurde mit Annika Schlüter – die Schwester der (Ex-) BBU-Spieler Lars und Kai Schlüter – eine Ulmerin in die U15-Nationalmannschaft berufen. Und auch als Annika schon in Freiburg in der Bundesliga an den Start ging, wurde die Ulmer U15 Zweiter bei den Baden-Württembergischen Meisterschaften und zählte so 2013 zu den besten 16 Teams in Deutschland.
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INTERVIEW
INTERVIEW: Julia Günter FOTOS: Camera4, privat.
Dirk: „Jungs, das hat
Tragen wird Dirk das Uuulmer Trikot wahrscheinlich nie, seinen Überbringer aber auch so schnell nicht vergessen.
sich gelohnt!“
Mit seinem Besuch in Dallas erfüllt sich BBU ’01 Trainer Zoltan Nagy einen Kindheitstraum. Dass er dabei eine kleine Rolle in Dirks 30.000 Punkte-Show spielte, war so nicht geplant. Nowitzki bedankt sich auf seine Art und lässt Zoltan hinter die Fassade der NBA-Glitzerwelt schauen. Im Interview erzählt der Jugendcoach von einem unvergesslichen US-Trip. früher mit ihm in der 2. Liga für Würzburg gespielt. Dirk meinte, der Besuch sei kein Problem, aber er hat wohl nicht geahnt, dass es wirklich passieren würde (lacht). Es war aber nicht dein erstes Treffen mit Dirk, oder? Unter welchen Umständen bist du dem langen Blonden schon einmal begegnet? Zoltan: Zum ersten Mal begegnet bin ich ihm 2009, als er sich mit Holger (Anm. d. Red.: Gschwindner, Mentor von Dirk Nowitzki) in Würzburg auf die neue Saison vorbereitete und dem Camp einen Besuch abstattete. Nur wir Coaches wussten Bescheid, für die 150 Kids war das damals natürlich eine riesige Überraschung.
Mit einem Weltstar im besten Steakhouse der Stadt
Zoltans erste Begegnung mit Dirk: Bei einem Camp in Würzburg (2009).
Einmal Dirk Nowitzki in Dallas treffen – wie lange hast du davon schon geträumt? Zoltan Nagy: Um genauer zu sein hatte ich zwei Träume. Der erste war, selbst einmal in den USA zu spielen. Den habe ich mir 1992 erfüllt, als ich drei Wochen lang mit Honved Budapest gegen CollegeTeams gespielt habe. Seit wir in den 80er Jahren Magic Johnson und Larry Bird gesehen haben – die VideoKassetten konnte man per Post bestellen – war es außerdem mein Traum, ein NBA-Spiel live zu sehen. Dass es jetzt mit Dirk und Dallas geklappt hat, war natürlich mehr, als ich mir erträumt habe. Wie hat es sich ergeben, dass dein NBA-Traum nun in Erfüllung ging? Zoltan: Seit 2002 bin ich regelmäßig als Coach in den Basketball-Camps der TG Würzburg tätig. Migo Wiegand und Manfred Kraus kenne ich daher schon ewig und im letzten Sommer kamen wir auf die Idee, Nowitzki einmal in Dallas zu besuchen. Migo ist dabei die Schlüsselfigur, denn er ist einer der besten Freunde von Dirk und hat
Hat Dirk sich noch an dich erinnert? Zoltan: Ja na klar, wir hatten uns ja erst 2016 im Rahmen seiner Stiftung „basKIDball“ in Würzburg wiedergetroffen und bereits unseren Besuch angekündigt. Mit dem Trip ist die Verbindung natürlich noch stärker geworden, wir haben sehr viel gequatscht. Vergessen wird er mich jetzt nicht mehr. (grinst) Was hat dich bei deinem zehntägigen Dallas-Trip am meisten beeindruckt – was waren die größten Highlights? Zoltan: Diese Woche lief einfach perfekt, es war der Wahnsinn. Für mich war der Besuch im Kennedy-Museum sehr beeindruckend und daneben natürlich der Moment, als Dirk die 30.000 Punkte-Marke knackte. Das war Gänsehaut pur.
30.000 NBA-Punkte – „Gänsehaut pur“ Bei einem gemeinsamen Dinner in Dirks Lieblingssteakhouse konntest du in aller Ruhe mit ihm quatschen. Was ist er für ein Typ? Und: Wer hat die Rechnung bezahlt? Zoltan: Dirk hat uns ins wohl beste Steakhouse von Dallas eingeladen – und ich kann es bestätigen, das war unglaublich gut. Er war sehr locker drauf, zugleich bodenständig, höflich, gesprächig und herzlich. Und er hat Humor und ist auf jeden Scherz eingegangen. Du hast überhaupt nicht gemerkt, dass du mit einem Weltstar beim Essen sitzt. Als er dann am nächsten Tag die 30.000 Punkte geschafft hatte, meinte er in der Kabine zu uns: „Mensch Jungs, dieser Ausflug ins Steakhouse hat sich aber gelohnt.“
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INTERVIEW
Unnachahmlich: Der beste deutsche Basketballer bei seinem besten Move – dem Fadeaway Jumpshot.
Wie hast du diesen Moment im American Airlines Center erlebt? Was war los, als Dirk seinen 30.000sten NBA-Punkt erzielt hatte? Zoltan: Das war wirklich emotional und für Dirk ein ganz besonderes Erlebnis. Im Spiel zuvor gegen OKC hatte er sich noch geärgert, weil er drei, vier einfache Würfe liegen gelassen hatte. Das machte die Aufgabe gegen die Lakers natürlich schwerer, denn 20 Punkte zu erzielen, ist eine ganze Menge. Aber wie er dann innerhalb weniger Minuten bei 13 Punkten stand, das war einfach der Wahnsinn. Die ganze Mannschaft hat dann nur noch für Dirk gespielt. Als es passiert war, hat man über den Videowürfel beobachten können, wie Holger Gschwindner die Tränen kamen. Und auch Dirk musste kämpfen und hat die Tränen mit dem Handtuch versteckt.
Feiern mit Mark Cuban – „wir waren richtige Glückspilze“ Durch den ganzen Trubel rund um „Dirk’s 30K“ hattest du leider keine Gelegenheit mehr, Dirk die Fragen der BBU-Familie zu stellen. Beschreibe doch einmal den Hype um Dirk – also um einen der sechs besten Scorer der NBA-Geschichte? Zoltan: Minutenlang standen alle 22.000 Zuschauer in der Arena und das Spiel wurde einfach unterbrochen. Das ganze war super professionell vorbereitet, die größten Momente seiner Karriere wurden auf dem
„Gänsehaupt pur!“ Zoltan war live dabei, als Nowitzki die 30.000-Punkte-Marke knackte.
Videowürfel eingespielt, Prominente gratulierten per Video. Dazu waren alle 22.000 Plätze mit 30K-Shirts ausgestattet. Als Dirk nach dem Spiel mit den Interviews durch war, hat er uns in die Kabine und später zur Party mitgenommen. Mit der Mannschaft feiern zu dürfen – mit Champagner und allem, was dazu gehört – das war einfach unglaublich und völlig unerwartet. Mavericks-Besitzer Mark Cuban war übrigens auch da. Man kann schon sagen, da waren wir richtige Glückspilze. Auch wenn du jetzt keine konkreten Antworten dabei hast: Was wirst du deinen Jugendspielern erzählen – was können sie von Dirk lernen? Zoltan: Mir gefällt an Dirk seine Disziplin, seine Bodenständigkeit und seine Einstellung. Und trotz seines Alters hat er immer noch riesigen Spaß am Basketball. Er liebt den Basketball und das macht neben dem vielen Training ganz viel aus. Auch für meine Jungs gilt, dass sie nie den Spaß am Basketball verlieren dürfen. Und was hast du gelernt? Wie helfen dir die Eindrücke aus dem Trainingsalltag eines NBA-Clubs als Jugendtrainer weiter? Zoltan: Um seine Ziele und Träume zu erreichen, muss man alles geben. Das sieht man täglich bei Dirk, wenn er nach dem Mannschaftstraining direkt in die nächste Trainingshalle geht, um mit Holger Gschwindner an seinem Wurf zu arbeiten. Besonders beeindruckt hat mich Mavericks Head Coach Rick Carlisle, der es schafft, seine vielen Coaches und Spieler unter einen Hut zu bekommen und in dieselbe Richtung zu lenken. Er hat mich immer wieder an Thorsten erinnert.
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