OrangeZone.Magazin #2 2015/16

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ORANGE POSTER: RUBIT, BUTLER, BABB & Ferner


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Die beste Motorenölmarke. Zum 5. Mal in Folge!

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Unsere Additive, Motorenöle und Autopflegeprodukte reduzieren Reparaturkosten, Spritverbrauch und Schadstoffausstoß. Ihr Auto erhält dadurch seinen Wert und lebt länger. Die herausragende Qualität unserer Produkte verdanken wir vor allem dem Engagement unserer 700 Mitunternehmer/-innen. Denn ein Produkt ist nur so gut, wie die Menschen, die es produzieren und eine Marke ist nur dann erfolgreich, wenn sie die Qualität ihrer Produkte Tag für Tag erneut unter Beweis stellt. Sie honorieren dies und haben uns erneut zur besten Schmierstoffmarke gewählt. Vielen Dank für Ihr Vertrauen und Ihre Entscheidung! Ernst Prost, geschäftsführender Gesellschafter der LIQUI MOLY GmbH

*LIQUI MOLY wurde zum fünften Mal von den Lesern der Auto Zeitung (Ausgabe 06/2015) und auto motor und sport (07/2015) sowie zum vierten Mal von den Lesern der Auto Bild (15/2015) und der Motor Klassik (13/2015) zu Deutschlands Nr. 1 in der Kategorie Schmierstoffe und Motorenöle gewählt.

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TITELBILD: Florian Achberger GESTALTUNG: Agentur HALMA

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GESCHICHTE SCHREIBEN „Geschichte schreiben“ – so steht es auf 4.500 Saisontickets, die wir zur 15. Saison von BBU ’01 Ende des Sommers zugestellt haben. Ist das sportlich bisher eine historische Saison? Nein, sicher noch nicht. Das Team ist jung, neu zusammengestellt, hatte Verletzungspech – die Gründe sind hinlänglich bekannt. Mehr muss man dazu nicht sagen. Außer vielleicht: Ich glaube an unsere Mannschaft, das wird! Die Geschichten dieser Saison fanden bisher vornehmlich abseits des Parketts statt, sind aber für unsere Zukunft mindestens genauso wichtig. Dass unser Hauptsponsor Teva seinen Vertrag um 5 Jahre verlängert, ist ein starkes Signal. Die Marke ratiopharm begleitet uns seit den Anfängen in der zweiten Liga und wird auch dabei sein, wenn mit dem Orange Campus ein neues Kapitel der Clubgeschichte aufgeschlagen wird.

Seit am 24. November 2015 der Neu-Ulmer Bauausschuss mit seinem klaren Votum den Bebauungsplan am alten Donaubadgelände auf den Weg gebracht hat, können wir ein in Deutschland einmaliges Nachwuchsprojekt weiter konkretisieren. Zur Erinnerung: 95 Prozent der Hallennutzung auf dem Orange Campus sind für die Jugend reserviert. Das wird sich auszahlen – auch für die Profis. Wenn Sie – wie Teva – gemeinsam mit uns in diese Zukunft gehen wollen, würde ich mich persönlich sehr freuen, wenn Sie sich für eine Mitgliedschaft oder eine Lifetime Membership bei BBU ’01 entscheiden. Gemeinsam können wir etwas schaffen, was deutlich länger währt als eine Saison. Das ist unser Verständnis von „Geschichte schreiben“.

Ihr Andreas Oettel

In diesem Sinne,

IMPRESSUM Herausgeber OrangeZone GmbH Lessingstraße 10c 89231 Neu-Ulm info@orangezone.eu

WHAT’S INSIDE 03 EDITORIAL Inhalt 04 KLICK Eat this: Carlon Brown lässt es krachen. 06 FASTBREAK Orange Numbers, 50 Jahre BBL, Unterm Radar, Per´s Heimspiel, Wer bin ich?

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20 INTERVIEW DAVID BREMBLY Über Musik, seine Zeit in Polen und erschwerte StartBedingungen in Ulm. 24 FANSHOP Neue Produkte. Neues Design. Neue Features.

10 AUGUSTINE RUBIT Warum der Power Forward so wertvoll ist.

26 ORANGEZONE Der größte Fanblock der Liga oder wie es sich anfühlt, ganz dicht hinter der Mannschaft zu stehen.

16 DA'SEAN BUTLER Hard work pays off! Oder warum Aufgeben keine Option für die #17 ist.

30 EIN LEBEN LANG ORANGE Warum Lifetime Member von BBU ’01 etwas Besonderes sind

32 WORKOUT Athletiktrainer Sebastian Sieghart verrät Profi-Tricks zum Selbermachen.

38 HISTORY Emeka Erege oder der erste Franchise Player der Clubgeschichte.

36 AKADEMIE Till Pape aka „Baby John“ ordnet seinem Traum Profi zu werden alles unter.

Redaktion Martin Fünkele Tel. 07 31 . 1 59 29 99 - 40 fuenkele@bbu01.com Julia Günter guenter@bbu01.com Joshua Wiedmann wiedmann@bbu01.com Mitarbeiter dieser Ausgabe: Marcus Heckenberger, André Voigt, Judit Dippold Grafik HALMA GmbH & Co. KG Agentur für Werbung Pfarrer-Weiß-Weg 16 89077 Ulm, Tel. 07 31.1 40 36 - 0 www.agentur-halma.de info@agentur-halma.de Anzeigenleitung Oliver Kratschmann Tel. 07 31 . 1 59 29 99 - 20 kratschmann@bbu01.com

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Druck le ROUX Druckerei Daimlerstraße 4 – 6 D-89155 Erbach www.leroux.de info@leroux.de


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KLICK

EAT THIS! Es ist noch nicht das Jahr des Carlon Brown. Das Knie, die Wade – bis zum Redaktionsschluss dieser Ausgabe stand der Hochtalentierte erst 9 Mal auf dem Parkett. Doch Brown arbeitet weiter an seinem Comeback. Und warum sich das Warten lohnt, demonstrierte er am 27. Oktober im Heimspiel gegen Valencia mit zwei halsbrecherischen Flugeinlagen. Den ersten Dunk hämmerte Brown zur 67:60-Führung durch die Reuse, den zweiten (siehe Bild) prügelte der 1,96 Meter große Athlet über den 2,04-Meter-Mann John Shurna hinweg. Dass Valencia das EurocupSpiel letztlich knapp gewann, ist bitter – Carlon Brown in Action zu sehen, tröstet allerdings über einiges hinweg.

DER PROLOG

Den Dunk erst möglich gemacht haben Joschka Ferners flinke Finger. Mit einem Steal an Valencias Rafa Martinez eröffnete der 19-Jährige den Schnellangriff und bediente Carlon Brown auf Höhe der Dreipunktelinie mit einem lässigen Bodenpass.

DER KLIMAX

Als Brown beim Stand von 77:76 den Boden verließ, war noch weniger als eine Minute zu spielen. Sein Dunk und die zwei Punkte zum 79:76 verwandelten die ratiopharm arena in ein Tollhaus. 20 Sekunden oder zwei Dreier von Guillem Vives später herrschte Schockstarre: Der spanische Favorit hatte mit 79:82 gewonnen.

VIDEOBEWEIS

Ihr habt noch nicht genug von Carlon gesehen? Geht uns auch so! Bis er wieder on Court ist, empfehlen wir folgendes Video! https://www.youtube.com/ watch?v=aAZbOF4a8b4

FOTOS: Alexander Fischer



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FASTBREAK

FOTOS: Beko BBL, DBB-Archiv, Alexander Fischer, Florian Achberger, BBU

ORANGE NUMBERS

350 544 20 6 40

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BBL-SPIELE SEIT DEM WIEDERAUFSTIEG – DIESE MARKE HAT RATIOPHARM ULM AM 12. DEZEMBER GEGEN FRANKFURT ERREICHT. DIE BILANZ: 190 SIEGE, 160 NIEDERLAGEN.

UM SO VIELE FANS WUCHS DIE INSTAGRAM-GEMEINDE VON RATIOPHARM ULM IM NOVEMBER. DAMIT WIES DER ULMER ACCOUNT UNTER DEN 10 FOLLOWERSTÄRKSTEN CLUBS DER BBL DAS GRÖSSTE WACHSTUM AUF!

SIEGE GELANGEN DEN ULMER JUGENDLEISTUNGSTEAMS AUS NBBL (7-0), JBBL (7-0) UND U14 (6-0) GEMEINSAM ZUM START IN DIE SAISON. BRAVO!

IN SO VIELEN KATEGORIEN STAND AUGUSTINE RUBIT BEI REDAKTIONSSCHLUSS UNTER DEN TOP10 DER BBL: PUNKTE, REBOUNDS, BLOCKS, EFFIZIENZ UND GETROFFENE FELDWÜRFE SOWIE FREIWÜRFE.

EURO SIND DURCH DIE BEIDEN VORTRÄGE VON MANSIEHE FRED SPITZER IM HERBST 2014 UND 2015 (SIEHE UNTEN) INSGESAMT FÜR DEN BAU EINES FREIPLATZES ZUSAMMENGEKOMMEN.

UNTERM RADAR: FELIX GUTSCHE Basketball „24/7“: Im Fall von Felix Gutsche ist das kein Overstatement. Wer, wie Gutsche, seinen Bundesfreiwilligen-Dienst bei der ratiopharm akademie ableistet, hat bereits 40 Stunden die Woche mit Basketball zu tun. Doch damit nicht genug: Der 18-Jährige spielt obendrein seit dieser Saison selbst für die ratiopharm akademie im NBBL- und Regionalliga-Team. Basketball als Fulltime-Job – für Gutsche ein Traumszenario und der Grund, wieso der gebürtige Berliner nach Ulm gekommen ist: „Ich kann hier auf hohem Niveau spielen und zugleich Berufserfahrung sammeln“, sagt er. „Das ist genau, was ich wollte.“ Dabei gehen seine Rollen als Spieler und Organisator im Hintergrund nahtlos ineinander über. Wenn vormittags eine Trainingseinheit ansteht, holt Gutsche seine Teamkollegen in Hohlstunden von der Schule ab, fährt sie zur Halle und schlüpft dann selbst in Shorts und Trikot. Danach geht’s zurück in die Schule – bzw. für den Fahrer wieder auf Arbeit. Termine bei Grundschul-AGs oder der ratiopharm akademie minioffensive warten auf Gutsche – und abends wieder Trainingseinheiten. Vor halb zehn ist er selten zuhause. So geht das fünf Tage die Woche, und am Wochenende stehen meist zwei Spiele an. „Man hat selten Ruhe, um mal runterzukommen“, gesteht der Berliner Jung, der den Kontakt nach Ulm über Sebastian Ludwig – Coach bei der ratiopharm akademie und ebenfalls Berliner – herstellte. Im Vergleich zur Hauptstadt „ist Ulm eine andere Dimension“, sagt er: „Hier ist Basketball die klare Nummer eins.“ Gutsche kommt das entgegen, wenngleich der 18-Jährige realistisch genug ist, um seine Zukunftspläne nicht allein am Basketball festzumachen. Deswegen der Freiwilligendienst. Und deswegen der feste Vorsatz: „Ich will auf jeden Fall studieren. Wenn ich dann nebenher weiter auf hohem Niveau Basketball spielen könnte, wäre das optimal.“

MÜTZE AUF – HUT AB! Für unsere Weihnachtsaktion "Wünsch Dir was!" hat uns die Agentur HALMA mal wieder mit großartigen Foto-Retuschen unterstützt. Sowohl in Anzeigen, als auch auf Flyern und nicht zuletzt auf fast lebensgrossen Aufstellern in der Ulmer City waren Morgan, Rubit und Günther mit orangenen Weihnachtsmützen zu bewundern. Wir sagen: Gute Arbeit – Hut ab!


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FASTBREAK

GOT NEXXT: DIRK 2.0 VOR DER HAUSTÜR! Es ist nie zu früh, das kommende Basketballjahr zu planen. Allstarday? Der ist am 09. Januar 2016 in Bamberg. Top-Four? Steigt vom 20. bis 21. Februar 2016 in München. Viel wichtiger aber ist die folgende Woche, nämlich die vom 26. März bis zum 04. April 2016. Dann steigt in Mannheim und Viernheim das 28. Albert Schweitzer Turnier für U18-Nationalmannschaften. Das AST ist eine Mini-WM vor der eigenen Haustür in einem Land, das in den vergangenen 20 Jahren nicht so viele große FIBATurniere austragen durfte. Dort gibt es alle zwei Jahre eine Vorschau auf die nächste Generation der besten Spieler der Welt. Sicher: Die USA bringen kaum noch ihre absoluten Topleute nach Germany, aber das tut der Sache keinen Abbruch. Über die Jahre konnten in Mannheim spätere Weltstars wie Magic Johnson, Dirk Nowitzki, Tim Duncan, Tony Parker, Vince Carter, Arvydas Sabonis, Hidayet Türkoglu, Mehmet Okur, Pau Gasol oder Toni Kukoc bewundert werden. Keine Frage, das AST ist ein Muss. Für jeden. Fans, Trainer, Jugendspieler – alle sollten sie in die beiden Hallen in Mannheim und Viernheim pilgern. Dort gibt es die

Zukunft des Sports ohne große Show und Superlativgebrüll. Das AST bringt einfach verdammt guten Basketball inklusive Blick in die Zukunft der Sportart … besser geht es eigentlich nicht. Eine Sache schmerzt jedoch: Dass die alte, stickige, immer zu heiße Sports Arena des Benjamin Franklin Village nicht mehr als Austragungsort zur Verfügung steht, ist ein ganz dicker Wermutstropfen. Alle, die vor 2012 beim AST waren, wissen dass der alte Backsteinbau mit dem gebogenen Dach eine Zeitreise in die 50er Jahre war, die einfach fehlt. Egal. Das AST 2016 ist Pflicht für jeden Basketballer, vor allem der Finaltag. Fahrt hin. Merkt euch ein, zwei Namen der Spieler und sagt dann Jahre später: „Den habe ich damals schon in Mannheim gesehen.“ André Voigt ist Chef-Redakteur der FIVE, Autor & Herausgeber von „Planet Basketball“ und informiert Basketballdeutschland regelmäßig in seinem AudioPodcast „Got Nexxt“ über alles Wissenswerte aus der NBA, Euroleague und BBL. Seine Kolumne erscheint exklusiv für OrangeZone.Magazin.

PER BEDANKT SICH BEI DEN VEREINSWICHTELN Wer kennt sie nicht, die guten Seelen des JedermannSports? Die Kassenwarte, die Trikotwäscher, die Übungsleiter… Jeder kennt sie, sie sind schließlich immer da und sorgen dafür, dass sich in und um Ulm herum was bewegt. Nur: Kaum einer spricht über die „Muttis“ der Amateursport-Kompanie. Per tut es. Bei der ersten Folge in dieser Saison von „Per's Heimspiel“ luden Per & Marc Herrmann die Vereinswichtel am 3. Advent ins Café Fräulein Berger ein. Bei Stollen, Glühwein und Piraten-Wichteln plauderte nicht nur der Ulmer Point Guard aus dem BasketballNähkästchen, sondern erzählten auch die Vereinswichtel von ihrer ehrenamtlichen Arbeit. Nachzuhören ist der wie immer von Radio 7 produzierte Podcast in der Soundcloud von ratiopharm ulm (soundcloud.com/ratiopharmulm).


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WIN DER PROFESSOR UND DER FREIPLATZ!

50 JAHRE BUNDESLIGA: LEGENDEN SATT! 6.582 Punkte. Sechstausendfünfhundertzweiundachtzig. Alle im Trikot des SSV. Elf Jahre Ulmer. Scorer. Publikumsliebling. Legende. Der Combo-Guard aus Michigan verbringt seine gesamte Profikarriere in Deutschland, kaut Kaugummi, ist in seinen besten Jahren kaum aufzuhalten. In der Saison 1992/93 legt er in 32 Spielen stolze 811 Punkte auf, wird 1997/98 Bundesliga-Topscorer mit 23,3 Punkten im Schnitt. 1996 führt er die Spatzen nach zwei Finalniederlagen zum Pokalsieg. 1,86 Meter, quirlig, fokussiert, Distanzwurf mit beachtlicher Flughöhe. Dass er an der Freiwurflinie den Ball vor jedem Wurf über dem Kopf dreht, wird ein ligaweit bekanntes Stilelement. Nach dem Ulmer Abstieg in die zweite Liga 2001 beendet er seine Karriere als zweitbester Scorer der Ligageschichte. Noch mehr legendäre Storys lest Ihr in „50 Jahre Basketball Bundesliga“. Auf 220 Seiten geht es um Helden, Anekdoten, Triumphe und Tragödien. Jetzt bestellen unter www.50JahreBBL.de! Oder eines von zwei Exemplaren gewinnen. Schreibt uns in einer Mail an orangezone@bbu01.com bis 31. Januar 2016, wer im oben stehenden Text beschrieben wird.

Er hat es schon wieder getan. Zum zweiten Mal innerhalb von 14 Monaten sorgte Prof. Dr. Dr. Manfred Spitzer für ein ausverkauftes Haus und beeindruckte Mienen in der ratiopharm arena. 2.600 Zuschauer erlebten am 20. November, wie der renommierte Hirnforscher zum Thema „Cyberkrank – digital und trotzdem gesund!“ referierte, und dabei nicht nur mit Worten, sondern auch Taten überzeugte. Denn wie schon beim ersten Mal fließen alle Erlöse von „Manfred Spitzer live“ in den Bau eines Freiplatzes. Und genau darum ging es in dem kurzweiligen 90-Minuten-Vortrag dann auch: Sport und Bewegung an der frischen Luft – und wie sie der Gesundheit dienen: „Wer sich bewegt und einfach mal offline geht, tut Körper und Geist etwas Gutes“, so der ärztliche Direktor der Psychiatrischen Uniklinik Ulm. Und weil Spitzer selbst schon zum zweiten Mal etwas Gutes tat, wurde er im Anschluss mit einer Ehrenmitgliedschaft bei BBU ’01 ausgezeichnet. Tipp: Wer den Vortrag verpasst hat oder nachhören will, kann ihn unter www.auditorium-netzwerk.de als DVD oder Hörbuch erwerben.

WER BIN ICH? „In meiner Familie spielen Rippchen und Steaks eine große Rolle – denn mein Vater betreibt ein eigenes BBQRestaurant. Zwei Verbindungen nach Ulm hatte ich schon vor meinem Wechsel hierher: Ich bin an eine Uni gegangen, die andere Ulmer mit und nach mir besucht haben; als Profi habe ich später für einen ehemaligen Ulmer Coach gespielt. Ich war schonmal All-Star und im Defensivteam des Jahres. Zuletzt habe ich mit dem besten Dreierschützen der Welt zusammengespielt. Was wenige wissen: Auf meinem Unterschenkel trage ich einen Schneemann als Tattoo.“ Ihr wisst, wer ich bin? Dann schreibt eine Mail an orangezone@bbu01.com mit meinem Namen. Unter allen richtigen Einsendungen verlost ratiopharm ulm ein brandneues oranges Spieltrikot mit meinem Namen darauf!


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AUGUSTINE RUBIT

TEXT: Joshua Wiedmann ¦ FOTOS: Florian Achberger, Alexander Fischer, privat

Er ist der Leisetreter im Ulmer Team. Würde Augustine Rubit nicht regelmäßig HighlightDunks und Monster-Blocks abliefern, er würde kaum auffallen. Doch stille Wasser sind bekanntlich tief: Wer hinter die Fassade von „Big Aug“ blickt, entdeckt einen 26-Jährigen, dessen schwierige Vergangenheit ihn geprägt, aber nicht gebrochen hat – und der erst am Anfang einer großen Karriere steht.


FOTOS: Otate vitiore peditate landi simus quunt. te vitiore peditate landi

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HERR DER LÜFTE Es gibt nichts im Leben, was so wenig greifbar ist wie Glück. Mal ist es uns hold, mal nicht – mal klappt alles, dann nichts. Besonders im Unglück stellen wir uns die immer gleiche Frage: Warum? Warum dreht sich mein Wurf zum Sieg aus dem Korb, während ein anderer hineinfällt? Warum Verletzungen, wo sonst nie welche waren, wieso Unheil, Pleiten, Pech? Warum ich, warum jetzt?

40-Quadratmeter-Appartment. „Andere Kinder hatten ständig Süßigkeiten oder neue Schuhe – ich hatte das nie“, erinnert sich Aug. Doch das ist das geringere Problem.

RUBIT, THE RIM-ROCKER: KEINER FLIEGT ÖFTER UND

RUBIT AN DER FREIWURFLINIE – EIN HÄUFIGES BILD! NUR DREI SPIELER NEHMEN IN DER BEKO BBL MEHR FREIWÜRFE ALS DER ULMER (4,9 PRO SPIEL).

Augustine Rubit hatte in den ersten 15 Jahren so viel Unglück, dass es für zwei Leben reicht. Er wuchs ohne Vater auf, verlor seine Mutter an die Drogenszene in Houston, hatte kein Geld, kein stabiles Umfeld, keine Perspektive. Er lebte mal hier, mal da, wurde von der Patentante an die Großmutter weitergereicht und landete schließlich bei der älteren Schwester. Er wechselte die Schule so häufig, dass er sich an die genaue Anzahl nicht mehr erinnern kann, brach sie in der sechsten Klasse ab und schlitterte in eine Gang hinein, die ihn für ihre Machenschaften missbrauchte. In einem Alter, in dem andere Kinder noch mit Bauklötzen spielen, vertickte Rubit in den Straßen von Houston Marihuana. Warum immer ich? Eine Frage, zu der Augustine Rubit allen Anlass gehabt hätte. Doch wer den Ulmer Power Forward heute auf seine Kindheitserfahrungen anspricht, erhält eine überraschende Antwort: „Für mich war all das normal“, sagt er. „Es war sicher nicht immer einfach, aber es hätte schlimmer kommen können.“ Klagen, das ist nicht Rubits Art. Stattdessen folgte er einem Motto, das ihm seine älteste Schwester und Ersatzmutter Lorraine einst mit auf den Weg gab. Als zu Weihnachten einmal kein Geld für Geschenke da war, schrieb sie ihrem Bruder einen Brief: „Es mag gerade nicht gut laufen“, hieß es darin. „Aber wenn du dran bleibst und stets dein Bestes gibst, wird sich das eines Tages auszahlen.“ Und es zahlte sich aus – auf eine Weise, die mit Glück nur unzureichend beschrieben wäre.

Die zwei Leben des Augustine Rubit Der Nordosten von Houston gehört zu den übelsten Gegenden der USA. Dreimal so viele Verbrechen wie im nationalen Durchschnitt werden hier begangen, die Armutsquote ist exorbitant. Es ist ein Moloch, in dem illegale Geschäfte wuchern und Existenzen untergehen – wie die von Kimberly Rubit. Zugrunde gerichtet von Crack, schwankt Rubits Mutter ständig zwischen Knast, Klinik und Straße – eine Stütze ist sie ihren fünf Kindern jedenfalls nicht. Lorraine, mit 18 Jahren die älteste, nimmt ihre Geschwister schließlich zu sich auf – da ist Augustine gerade 11. Zu sechst lebt der Rubit-Clan, zu dem auch Lorraines Sohn gehört, von da an in einem

SPEKTAKULÄRER AM KORB EIN!

Der jüngste Rubit-Zögling muss an seinem neuen Wohnort täglich den Bus nehmen, um die Schule zu erreichen – doch manchmal reicht das Geld nicht einmal dafür. Als er mehrmals zu spät zum Unterricht kommt, verlangt die Schule nach einem Erziehungsberechtigten. Bei Augustine läuten die Alarmglocken: „Ich wusste, dass es nur eine Frage der Zeit ist, bis sich das Jugendamt einschaltet“, sagt er. Ein Elfjähriger ohne elterliche Fürsorge, in der Obhut einer Minderjährigen – für den Jugendschutz ein klarer Fall. Das weiß auch Aug: Weil er nicht von seinen Geschwistern getrennt und in eine Pflegeeinrichtung kommen will, schmeißt er die Schule. Er will retten, was noch an Familie zu retten ist! Doch mit dem Schulabbruch beginnt die Abwärtsspirale erst: Augustine verbringt seine neu gewonnene Freizeit häufig auf der Straße, wird von älteren Jungs angequatscht und mitgezogen. Irgendwann beginnen die Rüpel, denen Rubit hinterher trottet, mit Einbrüchen. Dass die Grenze zum Ernst da bereits überschritten ist – für einen Elfjährigen ist das nicht ersichtlich. Erst, als die Clique bei einem Hauseinbruch von den Eigentümern gestellt und mit Schusswaffen verfolgt wird, öffnet sich der stille Aug seiner Schwester: „Er war nie jemand, der Probleme mit nach Hause brachte“, erinnert sich Lorraine. „Augustine war nur so jung – ihm tat sein Umfeld nicht gut.“ Daher beschließt sie,


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AUGUSTINE ORANGE ZONE RUBIT 2015/16 #2

FOTOS: Otate vitiore peditate landi simus quunt. te vitiore peditate landi

UNWIDERSTEHLICH: AUGUSTINE RUBIT AUF DEM WEG ZUM KORB!

ihren Bruder in die Hände einer Familienfreundin zu übergeben. Für Rubit ist es der erste Schritt aus dem Schlamassel. Augustines erste sportliche Liebe gehört dem Football. Als Teenager ist er zwar groß und massig, aber trotzdem behände und schnell – eine Dampfwalze auf zwei Beinen! Es sind Attribute, die ihn schließlich auch im Basketball zu einem aussichtsreichen Talent machen, erst recht, als er mit 15 Jahren binnen kurzer Zeit auf über 1,90 Meter in die Höhe schießt. Nach Ablauf seines ersten High-School-Jahres wird Rubit zu einem neu gegründeten Sommerteam eingeladen: Die TUAC Warriors sind ein stadtübergreifendes Basketball-Projekt, das Kinder aus allen Vierteln zusammenbringt. Für Rubit eine völlig neue Erfahrung: „Das war das erste Mal, dass ich in engen Kontakt zu Weißen kam.“

Raus aus dem Schlamassel! Die Warriors werden für Rubit zur Ersatzfamilie. An Spieltagen versammelt sich das Team fortan regelmäßig auf dem Familienanwesen von Point Guard Matt Trauber, dessen Eltern das Projekt mit Herzblut leiten. Vater Stephen – ein ehemaliger College-Spieler – coacht das Team, Mutter Leticia kocht für alle und fährt die Spieler ohne eigenen Abholservice vom Training nach Hause – darunter auch Rubit. „Er stach hervor, und das nicht nur, weil er der beste Spieler im Team war“, erinnert sich Leticia Trauber. „Augustine war sehr schüchtern, trug oft die gleichen Klamotten und sah häufig aus, als hätte er schlecht gegessen.“ In der Folge laden die Traubers Rubit immer öfter zu sich ein. Er verbringt ganze Wochenenden mit dem gleichaltrigen Matt, begleitet die Familie auf Ausflüge – und wird so nach und nach ein Teil von ihr. Später, als die Elite-Unis

bei dem Toptalent anklopfen, ermöglichen Leticia und Stephen Augustine Besuche an einem halben Dutzend Hochschulen im ganzen Land. Die Bekanntschaft mit der Trauber-Familie ebnet Rubit den Weg in den Leistungssport. „Man kann nicht in Worte fassen, was sie für mich getan haben“, sagt er heute. „Ohne sie wäre ich jetzt nicht hier.“

Der Zwei-in-Eins-Spieler Wie sehr die Traubers als fürsorgliche Ersatzfamilie hinter Rubit stehen, zeigt ein Vorfall aus dem Sommer 2006. Es ist zwei Tage vor dem Endspiel um die texanische Sommermeisterschaft, als Rubit im Schlaf von einer Spinne ins Knie gebissen wird; am nächsten Morgen ist das Gelenk auf die doppelte Größe angeschwollen. Aussetzen kommt für Rubit aber nicht in Frage, „denn ich hatte nie zuvor so viel Spaß wie in diesem Sommer.“ Doch Leticia Trauber bleibt hart – und trotzt Rubit ein schicksalsträchtiges Versprechen ab: Zur Halbzeit muss er die Halle verlassen; ein Arzttermin ist anberaumt. Rubit hält Wort – und hat großes Glück: Der Spinnenbiss erweist sich als so giftig, dass ein weiterer Aufschub schwere Folgen bis hin zur Amputation des Unterschenkels hätte haben können. So kommt Aug mit dem Schrecken davon, und kehrt nach kurzer Antibiotika-Behandlung aufs Parkett zurück, wo er bald auch am College alles in Grund und Boden spielt. Augustines erster Berufswunsch ist Tierarzt. Ihn faszinieren die verschiedenen Tierarten, und besonders Hunde, seit er in den Straßen von Houston einen Welpen auflas und selbst aufzog. Später, an der University of South Alabama, entscheidet er sich dann für ein Studium der Kommunikationswissenschaften. Sein Ziel aber bleibt das Gleiche: Als erster aus seiner Familie einen College-Abschluss


Foto: Ulli Schlieper

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Der

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Faktor


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AUGUSTINE UND SEINE ERSATZMUTTER RUBITS

LETICIA: „SIE UNTERSTÜTZT MICH IMMER!“

VORZEIGEMOVE AM KORB: DER HAKENWURF!

machen. Basketball? Spielt in seinen Zukunftsplänen eine untergeordnete Rolle: „Ich wollte Basketball als Hobby weiter betreiben“, erzählt er. „Eine Profi-Karriere hatte ich lange nicht im Blick. Ich dachte nicht, dass ich gut genug wäre.“ Er täuscht sich: Am Ende der Saison 2011/12 wird Rubit zum Spieler des Jahres in seiner Conference gekürt, zu Beginn seiner Abschlusssaison bricht er den 17 Jahre alten Rebound-Rekord an seiner Uni. Er wird als NBAAnwärter gehandelt, ESPN berichtet, die Scouts sitzen bei seinen Spielen in Scharen auf den Tribünen. Doch die Draft 2014 vergeht, ohne dass Rubits Name genannt wird. Letztlich ist da bei allen Teams der eine Vorbehalt: Für einen Innenspieler in der NBA zu klein – für einen „Stretch-Vierer“ zu wurfschwach. Thorsten Leibenath teilt diese Einschätzung nicht – zumindest für den europäischen Basketball. Als der Ulmer Head Coach in der Offseason die Besetzung der Power-Forward-Position abwägt, sieht er in Rubit einen Spieler, der seine Spielidee „auf Groß“ von Grund auf verändern könnte. „In den Vorjahren hatten wir immer einen klassischen Shooter auf der Vier – und daneben einen Wühler“, verdeutlicht Leibenath eine Aufgabenteilung, die Maarty Leunen und Isaiah Philmore zuletzt beispielhaft ausführten. „In Augustine sehen wir das Potential, diese beiden Spielertypen in einem Akteur zu vereinen.“ Und Rubit zahlt das Vertrauen zurück: In seinen ersten drei Bundesliga-Spielen im orangen Dress tritt er nicht nur gewohnt dominant am Korb auf – und fischt sich 26 Rebounds –, „Big Aug“ versenkt auch insgesamt fünf Dreier. Allein bei der Saisonpremiere in Berlin sind es drei Distanzbomben. Rubit, ein Two-in-One-Player – quasi der „Drei-Punkte-Wühler“.

Masse + Bewegung = pure Dominanz! Während Rubits Leistungskurve danach weiter konstant hoch verläuft, fällt seine Produktivität als Schütze ab. Bis Redaktionsschluss nimmt er 13 weitere Distanzwürfe, trifft davon jedoch nur einen. Die Dreierflaute ist aber erklärbar, so, wie vieles im Spiel eines 26-Jährigen, dessen spielerische Reife seinem Alter noch hinterher hinkt. Bis zur High School – da ist Aug 15 – spielt er kaum Basketball, und auch danach nur bedingt organisiert: „Wir waren 30 Kinder, die wild durcheinander rannten – so niedrig war das Niveau“, beschreibt Aug seine Schulerfahrungen mit Basketball. Am College lernt er erstmals überhaupt taktisches Rüstzeug, erfährt, was Pick-and-Roll ist, und wie ein Block korrekt zu stellen ist. Bis dahin ist Rubit übrigens ausschließlich der Typus „Wühler“. Dreier werfen? Darf er nicht. Es dauert bis zu seiner Abschlusssaison, ehe seine Trainer die Mottenkiste zuklappen und ihrem Big Man auch den Distanzwurf zutrauen. Dass Rubit trotz alledem so schnell

Wurfqualitäten entwickelt hat, verwundert Thorsten Leibenath nicht: „Augustine saugt Informationen auf wie ein Schwamm. Er ist extrem lernbegierig“, so der Head Coach von ratiopharm ulm. Wie ein Spieler trotz dieses Rückstands bei den sogenannten „Fundamentals“ – also den Grundlagen des Spiels – zu den besten Spielern seiner Position zählen kann? „Athletik“, sagt Thorsten Leibenath. In Rubit verbinden sich körperliche Attribute, wie sie in dieser Form selten zusammen kommen: „Augustine hat einen Oberkörper, der für Verdrängung sorgt“, so Leibenaths Beschreibung. „Gleichzeitig ist er sehr schnellkräftig und meist eher oben als andere Spieler.“ Masse plus Bewegung, dazu Hände von satten 25 Zentimeter Länge – das ergibt in der Summe einen der dominantesten Big Men Deutschlands. Nirgendwo wird das deutlicher als an den Brettern: Im ersten Saisondrittel greift Ulms Nummer 21 die fünftmeisten Rebounds der Beko BBL ab (6,9 pro Spiel); die vier vor ihm liegenden Spieler sind allesamt größer als der Ulmer (2,01 Meter).

„Ich muss meine Zurückhaltung ablegen“ Doch Augustine Rubit auf seine Qualitäten am Korb zu beschränken, wäre falsch. Denn wer genau hinblickt, entdeckt mehr. Da ist Rubit, der auch aus der Halbdistanz ein weiches Händchen besitzt. Rubit, der am eigenen Korb aufräumt und so die letzte Ulmer Verteidigungsreihe bildet (1,6 Blocks). Und Rubit, der defensive Tausendsassa, dem Thorsten Leibenath bescheinigt: „Augustine kann alle fünf Positionen verteidigen, zumindest vorübergehend. In dieser Hinsicht hätten wir keinen besseren Spieler finden können“, betont der Ulmer Head Coach. Was also fehlt Augustine Rubit noch zum kompletten Basketballer, vielleicht zu einem Spieler mit Euroleague-Format? Woran hapert es – außer an etwas spielerischer Reife? Die Antwort liegt – buchstäblich – in dem, was der 26-Jährige nicht sagt, und so dauert es 40 Minuten, bis zu eben dieser letzten Frage nach seiner größten Schwäche, ehe es aus Rubit heraussprudelt: „Das Team braucht deutlichere Ansagen von mir. Das ist mein größtes Problem. Ich habe immer viel allein gemacht. Als Kind saß ich allein in meiner Ecke und habe gespielt, später bin ich allein auf den Freiplatz gegangen. Ich bin noch zu zurückhaltend. Das muss ich ablegen.“ Er sei aber schon offener geworden, sagt Rubit, und auch Thorsten Leibenath meint: „Wenn er sich einmal an sein neues Umfeld gewöhnt hat, ist da Potential, dass er kommunikativer wird.“ Geben wir Augustine Rubit etwas Zeit – es hat sich bislang immer gelohnt.


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TEXT: Martin Fünkele ¦ FOTOS: Florian Achberger, Alexander Fischer, Harry Langer

IM SCHWEISSE SEINES ANGESICHTS: BUTLERS TRIKOT IST NACH DEM SPIEL ZWEI KILO SCHWERER.

Da’Sean Butlers Karriere stand schon mehrfach vor dem Aus. „Ich habe meinen Glauben und den Spaß am Basketball verloren“, sagt der Mann, dem viele eine große Zukunft in der NBA zugetraut hatten. Erst die Geburt seines Sohnes änderte alles und ließ ihn das Wort „Aufgeben“ aus seinem Wortschatz tilgen. Eine gute Voraussetzung, um in Ulm eine erfolgreiche Saison zu spielen. Der Sport erzählt seine Geschichten häufig aus der Retroperspektive. Helden werden aus der Rückschau dechiffriert, unglaubliche Leistungen im Nachhinein eingeordnet und gefeiert. Für Da’Sean Butler wäre es ein Leichtes gewesen, seine Geschichte schon frühzeitig zu erzählen. Zweimal sogar. Der 3. April 2010 wäre ein guter Zeitpunkt dafür gewesen oder das Frühjahr des Jahres 2012. Das erste Mal, als Da’Sean Butlers Karriere zerbarst, hielten 70.000 Menschen beim College-Halbfinale zwischen West Virginia und Duke geschockt den Atem an; das zweite Mal teilte ihm ein Arzt mit, dass nach zwei Jahren Rehabilitation eine dritte Knie-Operation unumgänglich sein würde.

Spätestens als Butler 2013 als Assistant Coach in West Virginia anheuerte, hätte er sich zurücklehnen und sein Schicksal akzeptieren können. Und der damals 25-Jährige hätte einiges zu berichten gehabt.

„You can’t do that: sitting back and quit“ Doch er weigerte sich. Sein Sohn ließ es nicht zu. „You can’t do that: sitting back and quit“. Diese Botschaft wollte Da’Sean seinem Sohn Drae einmal glaubhaft vermitteln. Als ihm das klar wurde, änderte sich sein Leben – wieder einmal. Seine Frau

Megan erinnert sich noch gut an den Abend. „Es war Anfang März 2013. Er arbeitete damals als Assistant Coach, ich stand kurz vor meinem Abschluss an der Uni. Er kam nach Hause, strahlte mich an und sagte: ‚Ich werde wieder Basketball spielen.‘“ Da’Sean Butler, der Mann, den sie nach einer Serie von Buzzer-Beatern in seinem Senior-Jahr am College „The clutchest of the clutch“ nannten und den die Miami Heat trotz seines Kreuzbandrisses an Position 42 gedraftet hatten, stand also vor seinem zweiten Comeback. Wirklich überrascht war Megan nicht. Sie hatte längst gespürt, dass das Glück eines Trainers nicht mit dem eines Spielers zu vergleichen ist.


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Heute kann Butler die Bilder längst ohne Problem ansehen. Heute weiß er, dass sie Teil seiner Biographie sind. „Ich kann es nicht ändern, hätte es nie ändern können – außer ich hätte damals einen Jump Shot statt des Drives genommen.“ Tat er aber nicht. Stattdessen knickte sein linkes Knie bei einer Kollision mit Dukes Brian Zoubek nach innen weg. Die Schmerzen, die Butler anschließend durchlitt, müssen gewaltig gewesen sein. Das Bild, wie sein Trainer Bob Huggins minutenlang den am Boden liegenden Spieler umarmt, brennt sich ins Gedächtnis der Sportnation ein.

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Butler seit seiner zweiten Operation kein wirkliches Aufbautraining gemacht hatte. Er hatte gespielt, mit seiner Bandage und die sollte nun weg. Butler ließ sich überreden und verzichtete auf die Kniestütze. Im dritten Spiel ohne Bandage verteidigte er einen Schützen, sprintete zum „Close out“, drückte sich energisch vom Parkett ab „und ich spürte, wie sich das Knie verdrehte“. Der Schmerz war sofort da. Nicht so heftig wie beim ersten Mal, aber schlimm genug, als dass sich Butler auswechseln ließ. VATER & SOHN: EIN UNZERTRENNLICHES DUO UND DER GRUND, WARUM DA'SEAN NOCH AKTIV IST.

Eine der dramatischsten Verletzungsszenen der Final Four History

„Klar, versuch es“, sagte sie damals, ohne zu wissen, was diese Entscheidung bedeuten würde. Sie bedeutete nicht weniger als die Wiedergeburt eines Spielers, der einmal als einer der begehrtesten seiner Generation galt. „In West Virginia waren sie sehr stolz darauf, dass Da’Sean sich für die Schule entschieden hatte“, erinnert sich Joe Herber an das Jahr 2006. Der ehemalige Nationalspieler absolvierte zu jener Zeit sein Senior-Jahr in Morgantown. „Da’Sean war ein stark umworbenes Talent“, so Herber. Und Butler erfüllte die Erwartungen. Nicht nur wegen des Dreiers, den er 1,8 Sekunden vor dem Buzzer zum Sieg über Marquette versenkte, nicht wegen des Layups, der 1,2 Sekunden vor dem Ende Cleveland State besiegte – die Serie der Game Winner, die Butler als Senior traf, ist lang. 19,1 Punkte und 5,6 Rebounds im Schnitt inklusive seines 43-Punktespiels gegen Villanova – Butler lieferte. Vor allem eine der dramatischsten Verletzungsszenen der Final Four History.

Butler wird trotz des Totalschadens im Knie gedrafted – nicht früh in der ersten Runde, wie sich die Experten sicher waren, sondern erst an Position 42. Aber immerhin. Wenige NBA-Teams verpflichten einen Spieler mit zerstörtem Knie. Für den verletzten Butler wird das folgende Jahr zur Qual. „Ich hatte immer von der NBA geträumt. Jetzt war ich dabei, durfte aber nur wie eine Puppe dabeisitzen und nicht mitspielen.“ Als Miami ihn schließlich entließ, war es die erste Degradierung seiner Karriere. Bis zum Alter von 23 Jahren war Butler noch nie aussortiert worden. Die Entlassung traf ihn umso härter, weil mittlerweile eine zweite Operation nötig gewesen war. „Das hatte ich noch nie erlebt. Ich weiß nicht, was aus mir geworden wäre, wenn die Spurs mich nicht unter Vertrag genommen hätten.“ Wenngleich Butler auch in San Antonio nicht spielte, findet er dort zumindest seinen Glauben an Gott und an die eigenen Fähigkeiten wieder. Zwei Jahre und zwei Operationen nach dem NCAA-Halbfinale kehrt Butler schließlich in der D-League für die Austin Toros zurück aufs Parkett.

Das Kreuzband hatte sich erneut abgelöst Wenige Monate später steht er zum zweiten Mal vor dem Karriereende. „Du brauchst die Knie-Bandage nicht mehr“, rät ihm der Teamarzt der Toros. Da’Sean fühlt sich mit der Einschätzung des Mediziners nicht wohl; der Mann ist zwar Orthopäde, kennt ihn aber kaum und weiß noch nicht einmal, dass

Nach einer kurzen Behandlungspause auf der Bank warf er seinen geschundenen Körper erneut in die Schlacht. Wenig später humpelte er vom Feld und erfuhr die niederschmetternde Diagnose: Das Kreuzband war erneut beschädigt. Erst Tage später stellte sich heraus, dass sich das implantierte Band schon vor Monaten abgelöst haben musste. Butler hatte also den Großteil der Saison 2011/12 ohne Kreuzband gespielt; als er die Kniebandage ablegte, war der Schaden nicht mehr zu kaschieren und Butlers Karriere stand zum zweiten Mal am Scheideweg. Nach einer dritten Operation quälte sich Butler erneut durch die Reha-Hölle. Schritt für Schritt – mit Aufs und Abs. Nach der Schwellung folgte die Eistherapie, dann die nächste Schwellung dann wieder Eis. Endlose Stunden Schinderei im Trainingskomplex der West Virginia University. Da der Kontakt zu Head Coach Bob Huggins nie abgerissen war, lag es auf der Hand, dass sein ehemaliger Collegetrainer ihm die Stelle als Assistenz-


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DA’SEAN BUTLER

SEINE KNIEBANDAGE WIRD BUTLER (HIER GEGEN ADAM HESS) ERST NACH SEINEM KARRIEREENDE ABLEGEN.

trainer anbot. Neben der Reha arbeitete Butler also fortan mit den Mountaineers. Während der Heilungsprozess voran ging, dachte Butler immer seltener an sein Comeback als Spieler. „Ich hatte Spaß am Coaching, ich mochte die Aufgaben.“

Ein Spieler, der sich DAMIT arrangiert hatte, nicht mehr seiner Bestimmung nachzugehen Und dann kam Drae. Als Megan ihm ihre Schwangerschaft offenbarte, dachte Da’Sean: „Okay, cool – das bekommen wir schon hin.“ Sein damaliges Gehalt war nicht üppig, aber er stand auch erst am Anfang seiner Coaching-Karriere. Als ihn sein Agent im März 2013 dann aber anrief, um ihm einen Job als Basketballer in Aussicht zu stellen, überlegte er nicht lange. Längst hatte er sich eingestanden, dass er noch nicht bereit dazu war, jungen Spielern von der Bank aus zu helfen. Da’Sean Butler war immer noch ein Spieler. Ein Spieler, der sich damit arrangiert hatte, nicht mehr seiner Bestimmung und Leidenschaft nachzugehen. Einer, der sich selbst belog. Seinem Sohn wollte er diese Geschichte nicht erzählen – also korrigierte er sie. „Mir wurde klar, dass Drae mich nie als Spieler sehen würde. Das wollte ich nicht.“

Auf sein zweites Comeback bereitete er sich wie besessen vor. Butler trainierte im Sommer 2013 drei Mal täglich, verlor 15 Kilo und unterschrieb schließlich im August bei Okapi Aalstar in Belgien. Er lief in 48 Spielen auf, erzielte 16,2 Punkte im Schnitt und traf 34,7 Prozent seiner Dreier. Auch im darauffolgenden Jahr hält das Knie: 30 Spiele, 10,6 Punkte und eine Dreierquote von 37,7 Prozent sind ein solides Arbeitszeugnis für Chalons-Reims in der ersten französischen Liga.

„Den kann man nachts um drei wecken, und er würde sofort Shorts anziehen und aufs Feld kommen.“ In Ulm angekommen, lässt sich Butler als erstes den Schlüssel zur Trainingshalle in der Nelson-Allee geben. Noch am Abend nach dem ersten gemeinsamen Treffen der Mannschaft beim Fotoshooting geht er in die Halle und arbeitet an seinem Spiel. In der Saisonvorbereitung ist Butler der beste Ulmer, fällt aber zum Start der Beko BBLSaison in ein Loch. In 11 Spielen punktet er nur dreimal zweistellig und trifft vor allem von jenseits der 6,75-Meter-Linie ungewohnt schwach (20 Prozent). Seine Reaktion? Er arbeitet noch härter. „Ich habe selten einen Spieler erlebt, der mehr Extra-

Training macht. Den kann man nachts um drei wecken, und er würde sofort Shorts anziehen und aufs Feld kommen. Irgendwann wird der Knoten bei ihm platzen; er tut alles dafür“, so Manager Dr. Thomas Stoll. Auch Per Günther ist beeindruckt von Butlers Arbeitsethos. Vor versammelter Mannschaft spricht der Kapitän Butlers Extratraining an. „Leute, das ist ein NBAZweitrunden-Pick, der sich hier den Arsch aufreißt“, so Günther. Da’Sean Butler ist also noch nicht fertig mit dieser Saison, die für viele so unbefriedigend begann. Er ist auch noch nicht fertig mit seiner Karriere. Da’Sean Butler wird schuften bis es weh tut – und sogar noch ein bisschen mehr. Er wird niemals aufgeben. Denn mittlerweile verfolgt sein Sohn Drae jedes seiner Spiele. Und: Erst wenn er seine Bandage einmal endgültig abgelegt hat, kann seine Geschichte zu Ende erzählt werden.

VIDEOBEWEIS Die Szene, die Da’Sean Butler lange nicht anschauen konnte, weil sie seinen Traum von einer NBA-Karriere zerstört hatte. https://www.youtube.com/ watch?v=ruHQzO6N75c


Partner des Sports

Unsere Ärzte und Therapeuten für das Team

Dr. Daniel Dornacher Dr. Tugrul Kocak Mannschaftsarzt Mannschaftsarzt

Claudia Semle Reha-Trainerin

Sebastian Sieghart Athletiktrainer

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Als Partner des Sports betreuen unsere Mannschaftsärzte und Therapeuten die Ulmer Profi-Basketballer. Wir wünschen unseren Jungs einen guten Start in die neue Saison. RKU - Universitäts- und Rehabilitationskliniken Ulm

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INTERVIEW

ICH WILL EIN KOMPLETTER SPIELER WERDEN. David Brembly

HOCH HINAUS: DAVID BREMBLY TRÄUMT GROSS.

David Brembly hat für seine 22 Jahre schon viel erlebt. Der Ulmer Neuzugang hat in vier Ländern gelebt, besitzt drei Staatsbürgerschaften und spricht fließend Deutsch, Englisch und Polnisch. Und: Brembly ist nicht nur ein sportlicher Tausendsassa, sondern auch musisch begabt. Im Interview spricht der Sohn einer polnischstämmigen Choreografin und eines amerikanischen Gospelsängers über Musik, Heimatgefühle, seine Zeit in der Basketball-Akademie von Sopot und erschwerte Start-Bedingungen in Ulm.


INTERVIEW: Joshua Wiedmann ¦ FOTOS: Florian Achberger, Harry Langer

David, nach über einem Vierteljahr in Ulm: Wie hast du dich hier eingelebt? David Brembly: Sehr gut. Ulm fühlt sich schon wie ein Zuhause an. In meinem ersten Bundesliga-Jahr in Bayreuth hatte ich keine Ahnung, was auf mich zukommt. Deswegen habe ich damals nur das Wichtigste mitgenommen – Trainingssachen, Klamotten, Laptop. In Ulm bin ich auf jeden Fall für zwei Jahre. Außerdem wohne ich jetzt mit meiner Freundin zusammen, es ist wichtig, dass sie sich genauso wohlfühlt. Zumal sie mehr daheim ist als ich, denn wir Spieler sind ja permanent unterwegs. Das Leben aus dem Koffer musst du eigentlich gewohnt sein, immerhin bist du in deiner Kindheit vielfach umgezogen. Brembly: Stimmt. Meine Mutter ist Choreografin von Beruf, und als Choreografin hat man mal hier Jobs, mal da. Wenn sie Engagements über mehrere Monate hatte, dann haben mein Bruder und ich sie begleitet. Wir hatten irgendwann nicht nur einen Wohnsitz in Berlin, sondern auch einen in Polen, außerdem hat mein Vater in Paris gelebt, und für sieben Monate waren wir in den USA. Wir haben die Welt gut bereist – deswegen kann ich heute neben Deutsch auch Polnisch und Englisch fließend. Wie hast du die vielen Länder und Ortswechsel erlebt? Brembly: Am Anfang war es immer etwas schwer, denn als Kind musst du bei jedem Umzug die Schule wechseln. Ich war immer überall der Neue. Aber mit der Zeit habe ich mich daran gewöhnt und gelernt mich anzupassen. Und ich glaube: Dadurch, dass ich so viel herumgekommen bin, habe ich einen ganz anderen Blick auf die Welt bekommen. Ich habe die verschiedensten Menschen und Kulturen kennengelernt. Ich glaube, dadurch bin ich ein offener Mensch geworden.

MIT 12 JAHREN: NORDRHEINWESTFÄLISCHER MEISTER IM FECHTEN! Ist dir eine Auslandserfahrung besonders nachhaltig in Erinnerung geblieben? Brembly: Die Zeit in der polnischen Basketball-Akademie. Das war anfangs unglaublich hart. Mit 14 Jahren habe ich in Sopot ein Basketball-Stipendium bekommen. Sopot hatte damals nicht nur eine Euroleague-Mannschaft, sondern auch die NachwuchsAkademie. Ich war damals in einer Basketball-Klasse. Morgens war zwei Stunden Training, danach Schule, abends wieder Training – und die Talentiertesten durften danach noch mit den Profis trainieren. Für mich war das sehr schwer. Ich hatte zuvor noch nie professionell gespielt – und dann kommst du nach Polen und hast eine Euroleague-Mannschaft über dir. Das Niveau war unfassbar hoch. Gehen wir noch weiter in deine Kindheit zurück: Du warst ein echtes Allround-Talent im Sport, bist als Kind geschwommen, hast Leichtathletik gemacht und gefochten. Wie kamst du zum Basketball? Brembly: Sport war immer schon mein Ding. Mein Vater ist Amerikaner, ich kannte also die ganzen Sportarten aus seiner Heimat. Wir hatten immer einen Football, einen Baseball und einen Basketball zuhause. Aber die anderen Sportarten waren lange wichtiger für mich, im Fechten war ich sogar nordrhein-westfälischer Meister. Mit 12 habe ich dann mit Basketball angefangen. Ich wollte einen Ausgleich zur Schule und hatte Lust auf Sport. Allerdings war ich auf einer Ganztagesschule – und die Leistungsteams in Berlin haben schon mittags trainiert. Also habe ich beim TV Pfefferwerk angefangen, das ist ein ziemlich kleiner Verein. Mit der Zeit habe ich gemerkt: Basketball, das macht richtig Bock!

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Was hat dir Basketball gegeben, was die anderen Sportarten nicht hatten? Brembly: Ich war immer schon ein Gruppenmensch. Ich kann mich an Fechtturniere erinnern, an denen ich als Kind teilgenommen habe. In den Pausen saß ich immer alleine rum, konnte nur mit dem Trainer reden. Das war mir irgendwann zu einsam. Ich bin jemand, der gerne Spaß hat, sich mit anderen unterhält. Beim Basketball hatte ich dieses Teamgefühl.

„ICH WAR DER EINZIGE DUNKELHÄUTIGE JUNGE, DER POLNISCH SPRACH“ Du hast es angesprochen: Dein Jugendverein in Berlin, TV Pfefferwerk, war ein kleiner Club ohne großes Nachwuchsprogramm, wie es TuSLi oder ALBA haben. Wie kamst du damit zu dem BasketballStipendium in Sopot? Brembly: Im Sommer gab es in Sopot immer ein Basketball-Camp. Da habe ich einmal teilgenommen. Ich war der einzige dunkelhäutige Junge im Camp, der Polnisch sprach – vielleicht bin ich deswegen aufgefallen. (lacht) Als meine Mutter ein paar Jahre später nach einer Basketball-Ausbildung für mich gesucht hat, machte in Sopot gerade die Akademie auf. Ich war dort zum Probetraining, und die haben mich direkt genommen. Es hat sich dann ergeben, dass meine Mutter auch in Sopot arbeiten konnte. Aber ich wäre auch allein nach Polen gegangen. Ich wollte das damals unbedingt machen. Neben Sport gibt es noch etwas anderes in deinem Leben: die Musik. Du spielst Gitarre, Klavier und Schlagzeug. Hast du jemals daran gedacht, Musik zu deinem Beruf zu machen – so wie deine Eltern? Brembly: Eltern sind immer Vorbilder, und in meiner Familie haben Musik und Tanz immer eine Rolle gespielt. Als ich ganz klein war, hatte meine Mutter in Berlin eine Tanzschule. Da habe ich Ballettunterricht genommen und Breakdance gemacht. Ich wollte damals Tänzer werden. In Polen haben mich meine Eltern dann in eine Musikhochschule gesteckt. Der Unterricht bestand aber aus viel Theorie, das war mir irgendwann zu trocken. Also habe ich privat Gitarre und Schlagzeug gelernt. Aber irgendwann musste ich mich eben zwischen Musik und Basketball entscheiden – und da war die Wahl klar.

ANGEKOMMEN: DER 22-JÄHRIGE HAT SICH IN SEINEM ZWEITEN JAHR IN DER BEKO BBL ETABLIERT.


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ORANGE ZONE 2015/16 #2

FOTOS: Otate vitiore peditate landi simus quunt. te vitiore peditate landi

IM JERSEY VON RATIOPHARM ULM WILL SICH DAVID BREMBLY ZUM LEISTUNGSTRÄGER ENTWICKELN.

Du warst mit 18 Jahren fester Bestandteil der ersten Mannschaft Sopots, hast in der polnischen Liga und in der Saison 2012/13 auch im Eurocup gespielt. Wie kann es sein, dass in Deutschland solange niemand Notiz von dir genommen hat? Brembly: Die polnische Liga ist in den letzten Jahren tief gefallen. Ich glaube, aus Deutschland schauen da nicht mehr viele Leute hin. Vielleicht war ich auch unter dem Radar, weil ich bei keinem großen deutschen Programm gespielt habe, vielleicht wussten viele auch nicht, dass ich einen deutschen Pass habe. Das Thema mit dem Pass kam erst dann so richtig auf, als ich mich zwischen der polnischen und der deutschen U20-Nationalmannschaft entscheiden musste. Das war keine einfache Entscheidung. Der polnische Jahrgang 1993 ist kurz davor in Hamburg Vize-Weltmeister geworden. Das war ein richtig talentiertes Team. Also war das keine reine Basketball-Entscheidung, sondern auch eine des Herzens? Ist Deutschland für dich Heimat? Brembly: Für mich ist es schwer zu sagen, wo meine Heimat ist. Ich habe drei Pässe – ein Teil von mir ist Amerikaner, ein Teil Pole, ein Teil Deutscher. Es war schon mehr eine Basketball-Entscheidung. Ich wollte für Deutschland spielen, zumal die polnische U20 damals nur in der B-Division gespielt hat. Im Sommer 2014 bist du nach Deutschland zurückgekehrt. Hat es dich selbst überrascht, wie schnell du dich in der Beko BBL durchsetzen konntest? Brembly: Überrascht nicht. Ich bin sicher nicht mit der Erwartung nach Deutschland gekommen, dass ich gleich All-Star werde. Aber ich habe Bayreuths Coach Mike Koch damals gefragt: ‚Ist es realistisch, dass ich bei dir auch spiele?‘ Er hat mir versichert, dass ich eine faire Chance erhalte. Und er hat Wort gehalten. Jetzt bist du in Ulm. Was ist für dich der nächste Schritt, den es zu erreichen gilt? Brembly: Jeder Basketballer will eines Tages in der NBA spielen – auch wenn dieses Ziel vielleicht noch fern erscheint. Man muss groß träumen dürfen. Dafür braucht man aber auch einen klaren Karriereplan. Für mich ist der nächste Schritt, ein wichtiger Spieler in einem Team zu werden, das um die Playoffs mitspielt – und deswegen bin ich in Ulm. In den nächsten zwei Jahren will ich ein Leistungsträger in Ulm werden. Ich denke, das ist durchaus realistisch. Was fehlt dir noch, um ein solcher Spieler sein zu können? Brembly: Es war immer mein Ziel, mit 25 Jahren ein kompletter Spieler zu sein. Auf den Positionen zwei und drei muss man das sein. Man muss scoren können, passen, verteidigen. Dafür braucht man

Athletik, aber man muss auch ein Spiel lesen können. Ich glaube, da ist noch Luft nach oben bei mir. Auf dem Feld bessere Entscheidungen zu treffen und mein Ball-Handling zu verbessern – das sind die Dinge, die ich mir in erster Linie für die nächsten zwei Jahre vorgenommen habe. C

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„ES HAT SICH ANGEFÜHLT, ALS HÄTTE MAN MIR BEIDE BEINE WEGGENOMMEN“

Du hast einen verletzungsgeplagten Sommer hinter dir: Gegen Saisonende in Bayreuth hattest du eine Sprunggelenksverletzung rechts, dann beim A2-Nationalteam eine Bänderverletzung im linken Knöchel. Wie hat dich das beeinflusst? Brembly: Es hat sich zeitweise angefühlt, als hätte man mir beide Beine weggenommen. Auf den Knöcheln lastet im Sport alles. Es ist schwer, sich zu bewegen wie man es gewohnt ist, wenn man bei vielen Bewegungen Schmerzen hat. Ich war davor nie verletzt. Ich musste erst lernen, damit umzugehen, war am Anfang oft ungeduldig. Da bin ich auch manchmal überehrgeizig. Du hast dich trotz der Probleme durchgebissen – auch in der Vorbereitung. War Pausieren nie ein Thema? Brembly: Nein. Es bestand kein Risiko, dass die Verletzungen sich verschlimmern, also konnte ich auch trainieren. Das einzige waren die Schmerzen. Ich hätte natürlich auch aussetzen können, aber danach hätte ich wieder bei Null anfangen müssen. Außerdem hatten wir in der Vorbereitung in Ulm so viele Verletzte, da konnte ich nicht so leicht sagen: ‚Ich bin jetzt einfach mal raus!‘ Apropos Verletzungen: Dein Vorbild ist NBA-Legende Kobe Bryant, der auch mit 38 Jahren und nach vielen Rückschlägen noch spielt. So lange professionell zu spielen, ist das für dich auch eine Option? Brembly: Ich will so lange Basketball spielen, wie es geht. Die entscheidende Frage ist immer: Wie lange macht der Körper mit? Deswegen bin ich der Meinung: Man sollte frühzeitig anfangen, vorzusorgen – auch in jungen Jahren. Als junger Spieler denkt man ja oft, man muss nichts für den Körper tun; sich nicht dehnen, die Gelenke nicht kühlen, kein Eisbad nehmen nach dem Training. Ronnie Burrell hat mir im letzten Jahr in Bayreuth gesagt: ‚Dehne dich lieber jetzt schon – mit 30 wirst du dir dafür dankbar sein!‘ Ich gucke mir in Deutschland immer Sasa Nadjfeji an, der ist 39 und spielt immer noch. Er scheint etwas richtig gemacht zu haben.

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IM EPIZENTRUM DER ARENA Sie ist der größte Fanblock in BasketballDeutschland. Die OrangeZone ist, wo das Herz der ratiopharm arena schlägt, wo Basketball gelebt und Schweiß und Tränen vergossen werden. Bis zu 1.700 Zuschauer stehen hier bei Heimspielen von ratiopharm ulm. Kaum einer kennt dieses Areal besser als Marcus Heckenberger. Für OrangeZone. Magazin berichtet der „Heckenschütze“ über das Epizentrum der ratiopharm arena – und warum ein Besuch in der OrangeZone eine einzigartige Erfahrung ist.


TEXT: Marcus Heckenberger ¦ FOTOS: bildwerk89, Florian Achberger, Alexander Fischer

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1.699 FANS UND DU! Teil sein des größten Fanblocks in Deutschland? Einen garantierten Stehplatz bei allen acht Heimspielen der Rückrunde haben – inklusive des ausverkauften Spiels gegen die Bayern? Wem das zusagt, der sollte sich jetzt ein Rückrunden-Abo für den Stehplatz-Bereich sichern! Und die Dauerkarte für die OrangeZone kommt durchaus charmant daher: Nicht nur ist sie bereits ab 48 Euro (Kind; ermäßigt: 64 Euro; Erwachsene: 80 Euro) zu haben, sie bietet auch 20 Prozent Rabatt im Vergleich zum Tagesticketpreis. Aber aufgepasst: Das Rückrunden-Abo ist auf 100 Stück begrenzt – also schnell zugreifen unter ratiopharmulm.com


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ORANGE ZONE

Nüchtern betrachtet ist sie nicht mehr als ein Konstrukt aus Beton, Stahl und resistenten Kunststoff-Belägen. Ein schnörkel- und farbloses Areal, welches sich auf knapp 500 Quadratmetern unmittelbar hinter der Korbanlage ausbreitet. Tristesse aus gegossenem Stein, die den Vergleich zur sonst so schmucken Arena scheut. Nichts deutet auf die besondere Anziehungskraft hin, die sie auf uns ausstrahlt. Einzig die in den Blöcken 6 und 7 angebrachten Wellenbrecher lassen Rückschlüsse auf die Energie zu, die durch die 1.700 Fanseelen an jedem Spieltag entwickelt wird. Der Außenstehende wird in der OrangeZone lediglich den preiswerten Parkplatz für einen Haufen eigenwilliger, wilder Fans erkennen. Doch für uns Supporter stellen gerade diese Stehplätze – oder „Steher“, wie wir sie liebevoll nennen – viel mehr als nur eine kostengünstige Möglichkeit dar, an einem Basketballspiel teilzuhaben!

DIE ORANGEZONE IST NICHT NUR KULT, SIE IST EIN STÜCK HEIMAT! Die Orange Zone ist nicht nur Kult, sie ist ein Stück Heimat! Ein Ort, an dem sich „la familia“ in ihrem Wohnzimmer versammelt, um den Spieltag zu zelebrieren. Mögen die V.I.P.-Bereiche noch so luxuriös, die Courtside Plätze noch so nah am Spielfeldrand sein – nirgendwo ist die Nähe zum Spiel, die Spannung deutlicher zu spüren. Wir leben, lieben und leiden in unserem Block, und tragen unseren Teil zur Dramaturgie des Spiels bei! Unruhig und zum Warten verdammt werden lange vor Spielbeginn die Plätze in den ersten Reihen der Blöcke 6 und 7 eingenommen, um voller Vorfreude auf den harten Betonstufen Platz zu nehmen. Dies sind die wenigen Augenblicke, an dem das Sitzfleisch eines Supporters Kontakt mit festem Untergrund hat. Herzliche Begrüßungen werden untereinander ausgetauscht und gehören dabei nicht nur zum guten Ton, sondern zeugen vielmehr von einer Fanbase, die mit natürlicher Selbstverständlichkeit vollkommen vorurteilslos auf alle Anhänger des Vereins zugeht. Herkunft, Hautfarbe oder sozialer Stand sind für uns nicht von Bedeutung.Hier trifft Lehrer auf Schüler, Akademiker auf Student, Arbeitnehmer auf Arbeitgeber. Was sie alle eint, ist der Fanatismus, die Liebe, Leidenschaft und bedingungslose Hingabe zu ratiopharm ulm. Zu Beginn eines jeden Spiels, wenn die riesige Blockfahne über unseren Köpfen ausgezogen wird, geschieht etwas beinahe Magisches. Unter der 21 mal 21 Meter großen Stoffbahn vollziehen die unterschiedlichsten Charaktere einen Schulterschluss, um für die folgenden Stunden als geschlossene Einheit hinter ihren „Uuulmern“ zu stehen. Ein Moment, der mit stolz geschwellter Brust erlebt wird und das Ende des Wartens bedeutet. Das Spiel verdrängt die letzten Alltagsgedanken aus dem Kopf und übernimmt die Kontrolle über

die Hirnwindungen des limbischen Systems. Wenn die ratiopharm arena zur Hölle wird, ist die OrangeZone das Epizentrum des Fegefeuers, an deren Flamme wir uns nur zu gerne aufheizen. Emotionen entladen sich in ihr explosionsartig und sind dem Adrenalinschub geschuldet, der wie ein Flächenbrand unter uns Supportern wütet. Die Freisetzung des orangen Dopamins lässt die Wahrnehmung des Spiels zu einer ganz eigenen Erfahrung werden. Während des gegnerischen Ballbesitzes ticken die 24 Sekunden auf der Shotclock in quälender Zeitlupe vor unseren Augen herunter. Die gefühlte Ewigkeit wird genutzt, um jedes kleinste Foul zu enttarnen, Schrittfehler aufzudecken und lautstark deren Ahndung einzufordern. Unsere Stimmbänder quälen sich durch vier Viertel und erliegen letztlich der massiven Einwirkung durch Jubelschreie und Gesänge. Das Geschehen auf dem Spielfeld spiegelt sich eins zu eins in unserem Block wider. Fäuste schnellen triumphierend in die Höhe, High-Fives begleiten jede gelungene Aktion und die „Bro Fist“ wird auch zwischen Schwestern ausgetauscht. Wir werden religiös und senden Stoßgebete unter das Hallendach, wo sie auf kurz zuvor ausgestoßene Flüche treffen. Gesichter vergraben sich tief in Schweiß durchnässte Handflächen, während der erhöhte Blutdruck – in den Halsschlagadern pochend – ernsthaft um die Herzgesundheit bangen lässt, wenn das Spiel zwischen Genie und Wahnsinn schwankt.

HERKUNFT, HAUTFARBE ODER SOZIALER STAND – ALLES WURSCHT Es gibt kaum eine Gefühlsregung, die wir noch nicht durchlebt haben. Gestandene Männer vergießen hier Tränen der Freude, und tragen Hoffnungen und Träume zu Grabe. Support wird zu einer körperlichen Erfahrung, die – einmal selbst erlebt – süchtig macht. Am besten wird diese Sucht an einem Ort gestillt: in der OrangeZone! Erlösend wirken die Augenblicke des Triumphs, die ihren Höhepunkt in einem Buzzer-Beater finden. Selbst die Sirene zu einer bereits besiegelten Niederlage löst die Anspannung, wenngleich diese meist unmittelbar vom Moment der Trauer abgelöst wird. Doch nichts könnte schöner sein, als einen Spieltag zusammen mit der Mannschaft im Block bei einer HUMBA zu Ende zu bringen. Was bleibt, ist die Verlässlichkeit, Freude und Trauer gemeinsam zu erleben, denn ein oranges Herz schlägt niemals allein. Dafür stehen die OrangeZone und die Fans, die in ihr einen festen Bezugspunkt sehen. Die Tür zur Selbsterfahrung steht immer offen und wir möchten jeden dazu einladen, das Spiel aus einem ganz neuen, elektrisierenden Blickwinkel zu sehen.Werde zum Herzschlag der Arena! Werde ein Teil der OrangeZone!

DER HECKENSCHÜTZE Marcus Heckenberger ist ein guter Beobachter. Das benötigt er für seinen Job als CAD-Konstrukteur genauso, wie für seinen Blog „Der Heckenschütze“. Hier schreibt der 38-Jährige regelmäßig über seine Erfahrungen als Fan von ratiopharm ulm. Sein basketballerisches Auge hat Heckenberger bereits in der Kuhberghalle geschult. Damals zu Bo Dukes‘, Calvin Oldhams und Jarvis Walkers Zeiten. Gespielt hat er nur sporadisch – mit Jens Kujawa auf dem Freiplatz, der wie Heckenberger in Westerstetten wohnte. In der OrangeZone ist sein Platz als Trommler immer rechts unten – der Mann mit der „Ulm since 2001“ Cap ist nicht zu übersehen. Mehr vom Heckenschützen lest ihr unter: www.heckenschuetze.ratiopharmulm.com


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BBU ´01

TEXT: Martin Fünkele ¦ FOTOS: Florian Achberger

EIN LEBEN LANG ORANGE! Lifetime Member von BBU ’01 sind etwas ganz Besonderes. Für die neuesten Mitglieder im „Club der 100“ trifft das in mehrfacher Hinsicht zu. Der Club der 100 ist schon gut gefüllt. Prominente wie Per Günther, Thorsten Leibenath oder Teva-Chef Dr. Markus Leyck Dieken haben ihren Namen auf die Liste gesetzt. Ebenso wie Ralf Wagner und Felix Schied. Anfang November 2015 hatte BBU ’01 seine Fans dazu aufgerufen, ganz besondere Menschen vorzuschlagen, die sich eine Lifetime Membership im Wert von 2001,- Euro verdient hätten. Unter den Nominierten waren auch Ralfs und Felix‘ Namen. Einmal der Fan und Familienvater, für den Basketball mehr ist als nur ein Spiel – und einmal der elfjährige Junge, der einem Hirntumor trotzte, „weil er gekämpft hat wie ein Basketball-Profi“, wie seine Mutter verrät. Die Liste der vorgeschlagenen Menschen war lang, und viele hätten sich eine Lifetime Membership bei BBU ’01 verdient gehabt. Doch

mehr als eine Mitgliedschaft konnte der Club nicht verschenken, schließlich kommen alle Mitgliedsbeiträge zu hundert Prozent dem OrangeCampus zugute. Die Wahl fiel letztlich auf Ralf Wagner und damit auf einen, der immer da ist, wenn man ihn braucht. Am Kampfgericht, bei den Fanclubs – von der Bundesliga bis zur Jugend. Als jedoch Teva-Chef Markus Leyck Dieken von Felix’ Geschichte hörte, überlegte er nicht lange. „Den Jungen müssen wir auch nehmen – darum kümmert sich Teva“, sagte Leyck Dieken und ernannte Felix persönlich zum Lifetime Member von BBU ’01. Somit hat der Club der 100 nun gleich zwei neue Mitglieder. Wer seinen Namen ebenfalls auf die exklusive Liste setzen möchte, findet alle Infos unter www.bbu01.com.

FELIX SCHIED

RALF WAGNER

Für den elfjährigen Felix ist es keine Selbstverständlichkeit, ein Basketballspiel von ratiopharm ulm live zu erleben. Dass der lebenslustige Junge, dem im Alter von vier Jahren ein Gehirntumor entfernt wurde, überhaupt dazu in der Lage ist, hat aber ganz viel mit seinem Lieblingssport zu tun. „Felix hat gekämpft wie ein Profi – die Basketballer sind Vorbilder für ihn“, beschreibt seine Mutter Nadine die Phase, als ihr Sohn eine neunmonatige Therapie abgeschottet vom Rest der Welt überstehen musste. Heute wirft Felix ein-, zweimal die Woche selbst in Mähringen auf Körbe. Dass er dabei nach der Operation motorisch etwas gehandicapt ist, stört ihn nicht weiter. Felix liebt das Spiel, das ihm so viel Kraft gegeben hat, über alles. „Er lebt den Teamgedanken und braucht immer ganz viele Menschen um sich herum“, erklärt seine Mutter. Als Lifetime Member mit der Nummer 90 wird er davon ein Leben lang reichlich haben. Das vom kompletten Team unterschriebene Trikot, das ihm Teva-Chef Dr. Markus Leyck Dieken überreichte, ist ihm momentan allerdings wichtiger als alles andere.

In der ersten Reihe steht Ralf eher unfreiwillig. Als Trommler in der OrangeZone gibt er an vorderster Front den Takt vor. Aber eigentlich ist das Rampenlicht nicht sein Ding. Der 38-jährige ist zwar immer da, wenn es um Basketball geht, auffällig wird er dabei aber eher nicht. Seine Dauerkarte begleitet ihn seit über zehn Spielzeiten, seine Lebensgefährtin Steffi seit mehr als acht Jahren. Bei einer Fanclubweihnachtsfeier lernten sich die beiden kennen, heute gehen sie gemeinsam zu jedem Spiel von ratiopharm ulm – inklusive der drei Kids. Wenn Ralf nicht trommelt, ist er Teil des Kampfgerichts. Im Eurocup, in der BBL, in Weißenhorn oder auch mal für die ratiopharm akademie. Ralf ist eigentlich immer da. Für die Weißenhorn Youngstars kümmert er sich um die Homepage, für Fan-Attack-Ulm ist er als Beisitzer Mitglied des Vorstandes. „Leider lassen es unsere finanziellen Mittel momentan nicht zu, dass wir selber Mitglieder werden; drei Kinder und vier Dauerkarten und viele tolle Auswärtsfahrten wollen ja auch getätigt werden“, sagt Steffi. BBU ’01 freut sich, Ralf mit der Mitgliedsnummer 97 für immer in der BBU-Familie begrüßen zu dürfen.


ORANGE ZONE 2015/16 # 2

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WORKOUT

TEXT: Sebastian Sieghart, Julia Günter ¦ FOTOS: Ulli Schlieper

WEG MIT DER WEIHNACHTSWAMPE! WEIHNACHTSSTRESS UND WINTERKÄLTE SIND DIE SPORTKILLER SCHLECHTHIN: OFT FEHLT DIE ZEIT UND DANN IST’S ZUM JOGGEN AUCH NOCH ZU KALT, NASS UND DUNKEL. SEBASTIAN SIEGHART, DER SICH SONST UM DIE FITNESS DER BASKETBALL-PROFIS KÜMMERT, ZEIGT, WIE WIR „NORMALOS“ DENNOCH INS SCHWITZEN KOMMEN – OHNE GERÄTE, OHNE VIEL ZEIT, MITTEN IM WOHNZIMMER!

FIT IN 4 VIERTELN Das nachfolgende Workout umfasst 6 Übungen. Jede der Übungen wird 24 Sekunden mit möglichst vielen Wiederholungen ausgeführt. Zwischen den Übungen möglichst wenig Pause machen, sondern gleich zur nächsten übergehen. Erst nach Abschluss des ersten Viertels (alle 6 Übungen à 24 Sekunden) folgt die 90-Sekunden-Viertelpause. Gleiche Abfolge bis zum 4. Viertel. Insgesamt erreicht man so eine Trainingsdauer von 18 Minuten. Durch dieses Herz-Kreislauf-Training wird der Stoffwechsel angeregt, was wiederum die Fettverbrennung ankurbelt. Zudem wird durch die Übungen eine bessere Haltung gefördert. Wichtig ist: Technik beherrschen geht vor Schnelligkeit – also lieber Zeit lassen und auf die richtige Form achten. Bei wöchentlich 2- bis 3-maliger Ausführung sollte sich nach 4 bis 6 Wochen ein erster Trainingseffekt einstellen.

Sebastian „Kraft-Sebo“ Sieghart (28) ist in seiner zweiten Saison der Athletikspezialist von ratiopharm ulm und der ratiopharm akademie. Von der U12 über U14, JBBL, NBBL, Regionalliga- und ProB-Team bis hin zu den BundesligaProfis betreut der gebürtige Ludwigsburger über 100 Basketballer in den Bereichen Athletik, Krafttraining und Kondition. Das Spektrum ist dabei breit: Von klassischen Einheiten im Kraftraum, über Athletiktests und Ernährungstipps bis hin zu Speed Agility Quickness Einheiten hat „Kraft-Sebo“ so einiges auf Lager, um die uuulmer so richtig fit zu machen.


01 HOP SQUAT

BEANSPRUCHTE MUSKELGRUPPEN: Oberschenkel, Gesäß Im Basketball wichtig für: Stabilität in der Defense 1. Hüftbreit leicht in die Knie gehen, Rücken dabei gerade halten, die Arme vor dem Körper anwinkeln. Diese Position so kurz wie möglich halten. 2. Die Beine explosiv zum Sprung nach oben strecken. In der Luft ebenso die Arme nach oben schieben. 3. Landung in einer weiten Kniebeuge. Die Arme werden zur Seite ausgestreckt. Die Beine werden soweit nach außen gestellt, sodass sich die Sprunggelenke immer noch unter den Knien befinden. Die Füße werden leicht nach außen rotiert.

02 SPIDERMAN PLANK

BEANSPRUCHTE MUSKELGRUPPEN: Gesäß, Bauch Im Basketball wichtig für: Seitliche Bewegungen in der Defense 1. Auf dem Bauch liegend auf den Unterarmen und den Zehenspitzen stützen. Gesäß anspannen und gleichzeitig Spannung von den Ellenbogen bis zur Zehenspitze aufbauen. 2. Abwechselnd den linken und den rechten Fuß vom Boden abheben und das Knie außen am Körper vorbei Richtung Oberarm ziehen.

03 PUSH UP TO SUPERMAN

BEANSPRUCHTE MUSKELGRUPPEN: Bauch, Brust, Schultern, Oberarm, Rückenstrecker Im Basketball wichtig für: Schnelles Aufstehen z.B. bei Hustle Plays 1. Liegestütz-Position einnehmen. Kopf, Schulter, Hüfte und Ferse bilden eine Gerade. Schulterblätter ziehen nach hinten unten. Ellenbogen zeigen leicht nach außen und befinden sich auf Brusthöhe. 2. Der Körper wird einmal stabil nach oben gedrückt und wieder abgelassen (1 x Liegestütz). 3. Sobald der Oberkörper auf den Boden abgelegt wird, werden Arme und Beine so weit wie möglich nach vorne bzw. hinten gestreckt. Dabei zeigen die Daumen nach oben, die Zehen werden Richtung Schienbein gezogen.


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04 SWORD PULLER

WORKOUT

BEANSPRUCHTE MUSKELGRUPPEN: Schultern, Rücken Im Basketball wichtig für: Rebounding & Pässe 1. Hüftbreiter Stand. Knie und Hüfte beugen sich leicht und der Oberkörper neigt sich mit einem geraden Rücken nach vorne. Die Arme werden zur Seite gestreckt, sodass die Daumen nach oben zeigen und die Handinnenflächen nach vorn. 2. Den Oberkörper und die Knie beugen. Währenddessen schiebt nun der rechte Arm hinter dem Kopf entlang und der linke Arm soweit wie möglich an der Lendenwirbelsäule vorbei. Hierbei zeigen die Daumen zueinander. 3. Im Anschluss werden die Arme wieder gestreckt, der Körper wird aufgerichtet. 4. Anschließend wieder Hüfte und Knie beugen und nun schiebt der rechte Arm an der Lendenwirbelsäule vorbei und der linke Arm hinter den Kopf.

05 SKIP LUNGE

BEANSPRUCHTE MUSKELGRUPPEN: Hintere Oberschenkel-, Gesäß-, Rumpfmuskulatur Im Basketball wichtig für: 1 on 1 Defense / Close out 1. 3 schnelle Schritte auf der Stelle mit gegengleicher Armbewegung. 2. Der 4. Schritt wird diagonal weit nach vorne außen zu einem Ausfallschritt gesetzt. Dabei werden die Arme bis zu den Fingerspitzen nach oben gestreckt. 2. Der vordere Fuß drückt den Körper wieder zurück in die Ausgangsposition und die Arme werden wieder angenehm an den Rumpf geführt. 4. Nun ist das andere Bein an der Reihe: 3 schnelle Schritte plus Ausfallschritt auf der anderen Seite.

06 SIDE PLANK

BEANSPRUCHTE MUSKELGRUPPEN: Bauch, Brust, Schultern, Oberarm, Rückenstrecker Im Basketball wichtig für: Schnelles Aufstehen z.B. bei Hustle Plays 1. Unterarmstütz-Position einnehmen. Die Ellenbogen befinden sich unterhalb der Schultern und die Hände haben Kontakt mit dem gegenüberliegenden Ellenbogen. 2. Aus dieser Position rotiert sich nun der gesamte Körper auf eine Seite, sodass beide Versen Kontakt zum Boden bekommen und der obere Arm soweit es geht nach oben gestreckt wird. 3. Gestreckte Position kurz halten und über die Ausgangsposition auf die andere Seite wechseln.

DAS GANZE WORKOUT ALS VIDEO UNTER: youtube.com/BasketballUlm


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RATIOPHARM AKADEMIE

TEXT: Julia Günter ¦ FOTOS: Tobias Egle, Alexander Fischer, privat

RAUS AUS DEM SCHATTEN Nach einer bemerkenswerten Saison 2014/2015 und einem genauso bemerkenswerten Abitur wechselte Till Pape im Sommer nach Ulm, um im NBBL-, Regionalliga- und ProBTeam die nächsten Schritte zu gehen. Die Geschichte eines Nachwuchs-Big Mans, der auf und abseits des Parketts Köpfchen beweist und dem in Ulm ein besonderer Ruf vorauseilt. Wenn der Sportliche Leiter der Ulmer Nachwuchsabteilung einen Vergleich zu John Bryant anstellt, dann horcht man in Ulm schon mal auf. „Er ist so etwas wie der John Bryant der NBBL“, hatte Artur Kolodziejski seinen Neuzugang Till Pape im Sommer umschrieben. Und tatsächlich sind es ähnliche Stärken wie beim ehemaligen Ulmer Center, die Pape in der letzten Saison zum effizientesten Spieler der Nachwuchs Basketball Bundesliga machten: Eine starke Präsenz unter dem Korb kombiniert mit einem weichen Händchen von außen – das kennt man doch in Ulm irgendwo her. Der 18-Jährige kann darüber nur schmunzeln: „Mit dem doppelten BBL-MVP verglichen zu werden, ist mir natürlich eine Ehre. Ich hoffe, Ulm wird für mich eine tolle Entwicklungsplattform – wie sie es auch für John Bryant war.“

Der John Bryant der NBBL Die Grundlage seiner basketballerischen Entwicklung legt Till Pape vor gut 13 Jahren. Schon bevor er seinen fünften Geburtstag feiert, schnürt sich der Sohn zweier langjähriger Fans der Paderborner Basketballer zum ersten Mal die Sneaker – und hört nicht mehr damit auf: Von der U6 bis zur ProA durchläuft der gebürtige Paderborner in seiner Heimatstadt jegliche Altersklasse. Während die Schule immer mehr zum Selbstläufer wird – die siebte Klasse überspringt Till Pape –, geht es im Basketball steil bergauf. Der Nachwuchs-Big Man wird zweimal in Folge Deutscher Meister: 2011 mit der Paderborner U14, im Jahr darauf mit dem JBBL-Team der finke baskets. Doch noch steht er im großen Schatten eines prominenten Positionskollegen. Niklas Kiel bekleidet nicht nur vor Pape den Spot des Power Forwards, Kiel ist es auch, dem die Coaches in allen wichtigen Situationen das Vertrauen schenken. Till Pape sieht in der Crunch Time meist von der Bank zu. „Ich spielte über lange Zeit nur die zweite Geige“, beschreibt Till Pape die Situation, die sich erst im Sommer 2014 ändert. Kiel gilt mittlerweile als ein Talent mit Aussichten auf die NBA, nationale und internationale Topclubs stehen Schlange. Das Frankfurter Nachwuchsprogramm angelt sich schließlich die Dienste des Prospects. Erstmals seit der U14, als Kiel nach Paderborn wechselte, ist da keiner mehr, der Till Pape in den Schatten stellt. „Niklas’

Weggang hat mir ganz neue Möglichkeiten eröffnet“, sagt er rückblickend auf die Saison 2014/2015, die Till Pape zu seinem großen Durchbruch verhilft. Im Paderborner NBBL-Team avanciert er zum Go-to-Guy, steht rund 35 Minuten auf dem Court, führt seine Mannschaft in Punkten (21,8) sowie Rebounds (11,2) an und glänzt mit einer Feldwurfquote von 57,5 Prozent. Der Paderborner Leader, der parallel als Leistungsträger der Regionalliga agiert und erste Einsätze im Paderborner ProA-Team feiert, wird mit der Nominierung zum NBBL-Allstar belohnt – und kurz darauf als effizientester Spieler (26,0) der gesamten Nachwuchs Basketball Bundesliga ausgezeichnet. „Till verfügt über ein sehr gutes Entscheidungsverhalten und unglaublich viel Spielintelligenz“, hat Artur Kolodziejski beobachtet. Doch nicht nur auf dem Court agiert Till Pape mit Köpfchen: Nebenher meistert der Nachwuchs-Leistungssportler das Abitur mit Bravour und beendet seine Schullaufbahn ganz nebenbei mit einem Notenschnitt von 1,6: „Die Schule fiel mir sehr leicht. Wenn Klausuren anstanden, habe ich mir den Stoff nach dem Training im Bett einmal durchgelesen.“ Kaum verwunderlich, dass Till Pape ein gutes halbes Jahr später das Gefühl hat: Es fehlt etwas für den Kopf.

Raus aus dem Schatten, rein ins Rampenlicht Till Papes Fabeljahr bleibt nicht unbeachtet. Die Talentschmieden der Nation klopfen bei ihm an. Erst dann kommt Till Pape ins Grübeln. „Ich überlegte, ob es nicht Sinn machen würde, jetzt – direkt nach dem Abi – , meinem Traum nachzugehen“, so Pape, der erst nach den ersten Anfragen über eine mögliche Zukunft als Basketball-Profi nachdenkt. Er besucht Probetrainings in Frankfurt und in Ulm und entscheidet sich schließlich für die ratiopharm akademie als nächste Entwicklungsstation. Erstmals lässt der Abiturient im Sommer 2015 seine Heimatstadt hinter sich; erstmals hunderte Kilometer entfernt von der Familie; erstmals 100 Prozent Fokus auf den Basketball. Zum Start ins Profileben kommt der Grüne Winkel gerade recht. Im Nachwuchs-Haus der ratiopharm akademie lebt er gemeinsam mit fünf Jungs, die sich ebenso früh ihrer Liebe zum orangen Leder verschrieben haben. „Der Grüne Winkel ist eine tolle Alternative zur eigenen Wohnung. Hier hast du immer jemanden um dich rum“, schätzt Pape das Zusammenleben.


ORANGE ZONE 2015/16 # 2

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MIT 18 JAHREN SCHON EINE FESTE GRÖSSE IM PROB-TEAM: „TILL IST EINER UNSERER KONSTANTESTEN SPIELER“, SO COACH DANNY JANSSON.

Der einzige Unterschied zu den anderen Jungs: Die meisten besuchen noch die Schule. So übernimmt Till mit seinen 18 Jahren im Haus häufig die Rolle des Nachhilfelehrers. „Till ist ein sehr vorbildlicher junger Erwachsener und für sein Alter schon sehr weit“, hat Stefan Arnold, pädagogischer Leiter des Grünen Winkels, bemerkt. Dabei liegen Mathe und Physik dem 2,04 Meter großen Youngster besonders gut.

Nachhilfe-Job im Grünen Winkel Nach den ersten Monaten als Vollzeit-Basketballer bemerkt Till Pape: Fünf bis sechs Basketball-Stunden, die paar NachhilfeEinheiten und sein Engagement für den Club in Schul-AGs und Camps reichen ihm nicht. „Nur Basketball war in den ersten Monaten ganz schön, aber ich merke immer mehr, dass ich zum

Ausgleich etwas für meinen Kopf tun muss.“ Ein Mathe-Studium an einer Fernuni soll Abhilfe schaffen. Denn mit der Verwirklichung seines Basketball-Traumes hat Till Pape in der Donaustadt ja gerade erst begonnen: In seinem letzten NBBL-Jahr gehört er mit 20,8 durchschnittlichen Punkten wieder zu den Leistungsträgern der Mannschaft. 9 Rebounds pro Spiel und 40 Prozent Dreierquote unterstreichen seine Flexibilität à la John Bryant. Auch das Regionalliga-Team kann sich auf Pape als besten Werfer (16,6 Punkte pro Spiel) verlassen, für die Weißenhorn Youngstars sammelt er in bereits über 16 Minuten kräftig Spielpraxis in der Zweiten Basketball Bundesliga ProB.* „Till zeichnet sich durch sein großes Spielverständnis aus, was ihn zu einem unserer konstantesten und verlässlichsten Spieler macht“, zeigt sich sein Head Coach Danny Jansson begeistert. Und in dieser Saison hat der gebürtige Paderborner noch so einiges vor. In der Nachwuchs Basketball Bundesliga will er mit Ulm weit kommen. „Die Chance auf das Top Four ist auf jeden Fall da“, blickt der 18-Jährige optimistisch in die nahe Zukunft, in der er sich auch im Herrenbereich (ProB) etablieren möchte.

BBL? Nochmal ’ne ganz andere Nummer Apropos Herren: Jeden Donnerstag darf Till Pape bereits in John Dieckelmans Individualtraining mit den Bundesliga-Big Men hineinschnuppern. „Das ist noch einmal eine ganz andere Nummer“, zeigt sich der Youngster schwer beeindruckt von Rubit, Morgan und Co. – und setzt sich gleichzeitig doch ein ehrgeiziges Ziel: „Regelmäßig mit der BBL-Mannschaft zu trainieren – das ist etwas, was ich in meinen mindestens zwei Jahren in Ulm erreichen will.“ In seinem zweiten Jahr in Ulm ist „Big“ John Bryant bekanntlich als wertvollster Spieler der Liga ausgezeichnet worden. DEN GRÜNEN WINKEL ZIEHT TILL PAPE DER EIGENEN WOHNUNG VOR: „DA WEISS MAN, DASS IMMER JEMAND DA IST.“

*Statistiken bis zum 10.12.2015


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TEXT: Martin Fünkele ¦ FOTO: Thilo Hensel

HISTORY

Emeka Erege

DER ERSTE SEINER ART

Emeka Erege spielte von 2003 bis 2009 für ratiopharm ulm und war damit so etwas wie der erste Franchise Player der jungen Vereinsgeschichte.

G

eplant war das nicht. Als Emeka Erege 2003 in Ulm ankam, hatte er nicht vor, bis zum Sommer 2009 zu bleiben. Als der gebürtige Nigerianer den Club nach dem erstmaligen Erreichen der Playoffs schließlich verließ, ging er als drittbester Scorer der jungen Clubgeschichte. Hinter Per Günther (2728*) und Jeff Gibbs (1970) und vor John Bryant (1247) werden Ereges 1644 Zähler notiert, die er in insgesamt 156 Spielen für ratiopharm ulm erzielt hatte. „Ich hatte nicht vor, drei Jahre in der zweiten Liga zu verbringen. Wir dachten damals alle, dass wir schon 2004 aufsteigen würden“, erinnert sich Erege. Doch da die „Mission BBL“ erst 2006 „accomplished“ wurde, wurde der heute 37-Jährige – „ein überragender Verteidiger“ (Thomas Stoll) – zu so etwas wie dem ersten Franchise Player der BBU ’01 Ära. Gleichzeitig wurde Erege, dessen Buzzer Beater gegen Oldenburg vom 9. Dezember 2007 unvergessen bleibt (checkt hierfür das OrangeZone.Magazin 2010/11 #1 oder den untenstehenden QR-Code), zum Zeitzeugen einer Entwicklungsphase, die den Grundstein der heutigen Erfolge legte. Seine Teamkollegen hießen Tobias Waitzinger, Peter Heizer oder Michael Bree – gespielt wurde in der Kuhberghalle, trainieren ließ der damalige Coach Mike Taylor von Montag bis Mittwoch zweimal am Tag, sonst reichte eine Übungseinheit. Ereges erste Saison endete mit 24 Siegen und vier Niederlagen und der Vizemeisterschaft in der Südstaffel der zweiten Liga. Wenngleich Ulm auch 2004/05 als Vizemeister abschloss (24/6), bleibt das Jahr für Erege als „das schlechteste meiner Karriere“ in Erinnerung. Schuld sind nicht seine Zahlen – mit 14 Punkten, 6 Rebounds, 2,3 Assists und 1,4 Steals liefert der Small Forward das gewohnte Gesamtpaket ab. Doch interne Querelen und der erneut verpasste Aufstieg zehren an den Nerven. Als ein Jahr später mit nur einer Niederlage endlich der Durchmarsch in die Bundesliga gelingt, ist die Erleichterung riesig. Die Erinnerungen an die Aufstiegssause sind allerdings längst verblasst. „Ich weiß nur noch, dass wir die Netze abgeschnitten haben – der Rest ging wie im Rausch an mir vorbei.“ Blickt der Wirtschafts- und Finanzwissenschaftler heute aus dem Bürogebäude der Schweizer Privatbank Julius Bär im Frankfurter Westend-Süd auf seine sechs Jahre in Ulm zurück, sind es die kleinen Dinge, die ihn nach wie vor prägen. „Es klingt platt, aber harte Arbeit zahlt sich aus – das lernst du im Profisport.“ Wenn jedes Training ein Kampf ist, wird das Durchhaltevermögen geschult. Die Kunst dabei ist: „Mit den Jungs, mit denen du im Training um deine Position streitest, im Spiel ein gemeinsames Ziel zu verfolgen. Teamfähigkeit ist ein hartes Stück Arbeit – das ist im Business genauso wie im Sport.“

Erege, der 2009 mit Bayreuth noch einmal in die Bundesliga aufstieg und anschließend seine Profisportkarriere beendete, schaut sich heute nur noch selten Bundesligaspiele an. Er ist mittlerweile in der Wirtschaftswelt angekommen. Nur wenn ab und zu ein Neuer in der Bank anfängt, wird er mit seiner Vergangenheit konfrontiert. „Dann finden die Leute auf Youtube meinen Buzzer Beater und die Geschichte entwickelt ein Eigenleben.“ Bei Makkabi Frankfurt wissen sie längst, dass der 1,93-Meter-Mann zur Not auch von der Mittellinie trifft. Dort trainiert Erege zweimal die Woche. In der 2. Regionalliga. „Der Wurf seines Lebens“ https://www.youtube.com/ watch?v=pS65YvExG3E

* Stand 10. Spieltag 2015/16.

ULMER ARBEITSZEUGNIS Saison

SP

Min [ø]

2P-%

3P-%

FGA

FGM

FG-%

FT-%

RB-Off [ø]

RB-Def [ø]

RB [Total]

RB [ø]

Ast [ø]

ST [ø]

TO [ø]

BS [ø]

PTS [Total]

PTS [ø]

2003/2004

28

31:21

62,94%

40,63%

318

193

60,69%

59,80%

1,9

3,2

143

5,1

1,8

2,1

2,0

0,0

472

16,9

2004/2005

30

31:18

53,42%

38,18%

289

146

50,52%

67,52%

2,1

3,9

181

6,0

2,3

1,4

1,8

0,5

419

14,0

2005/2006

30

31:06

55,23%

40,82%

288

152

52,78%

66,39%

2,4

3,2

168

5,6

2,7

1,6

1,7

0,4

405

13,5

2006/2007

33

25:31

48,81%

29,73%

205

93

45,37%

69,32%

1,4

1,6

99

3,0

1,1

0,9

1,7

0,1

258

7,8

2007/2008

16

14:53

50,00%

26,32%

57

24

42,11%

54,55%

1,2

1,3

40

2,5

0,4

0,4

0,7

0,2

65

4,1

2008/2009

17

04:43

35,00%

33,33%

29

10

34,48%

11,11%

0,3

0,6

15

0,9

0,2

0,2

0,6

0,0

24

1,4

Gesamt

154

25:23

55,33%

36,32%

1186

618

52,11%

65,58%

1,7

2,5

646

4,2

1,6

1,2

1,5

0,2

1570

10,2

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