2015/16#3 2015/16#2
MAGAZIN
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ORANGE POSTER
Story: Pierria Henry History: Alon Stein
Der B채bbt! Chris Babb: Der Sekundenkleber f체r ratiopharm ulm
G체nther, Neumann, Henry & Brown
Streetball: Orange Street Battle Highlight: NBBL & JBBL TOP4 in Ulm
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Die beste Motorenölmarke. Zum 5. Mal in Folge!
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Unsere Additive, Motorenöle und Autopflegeprodukte reduzieren Reparaturkosten, Spritverbrauch und Schadstoffausstoß. Ihr Auto erhält dadurch seinen Wert und lebt länger. Die herausragende Qualität unserer Produkte verdanken wir vor allem dem Engagement unserer 700 Mitunternehmer/-innen. Denn ein Produkt ist nur so gut, wie die Menschen, die es produzieren und eine Marke ist nur dann erfolgreich, wenn sie die Qualität ihrer Produkte Tag für Tag erneut unter Beweis stellt. Sie honorieren dies und haben uns erneut zur besten Schmierstoffmarke gewählt. Vielen Dank für Ihr Vertrauen und Ihre Entscheidung! Ernst Prost, geschäftsführender Gesellschafter der LIQUI MOLY GmbH
*LIQUI MOLY wurde zum fünften Mal von den Lesern der Auto Zeitung (Ausgabe 06/2015) und auto motor und sport (07/2015) sowie zum vierten Mal von den Lesern der Auto Bild (15/2015) und der Motor Klassik (13/2015) zu Deutschlands Nr. 1 in der Kategorie Schmierstoffe und Motorenöle gewählt.
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TITELBILD: Florian Achberger GESTALTUNG: Agentur HALMA
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ORANGE ZONE 2015/16 # 3
IM ZENTRUM EUROPAS Eigentlich wissen wir das ja schon lange. ULM ist das Zentrum Europas. An der völkerverbindenden Donau gelegen, verkehrstechnisch fast optimal angebunden (wenn die Bahntrasse fertiggestellt ist) und umgeben von einer Wachstumsregion sondergleichen. Dass die schönste Sportart der Welt hier inzwischen so gewachsen ist, dass wir in Ulm regelmäßig Teams aus ganz Europa begrüßen dürfen, macht uns alle etwas stolz. Extrem stolz macht uns auch die Vertragsverlängerung unseres Hauptsponsors Teva ratiopharm. Fünf Jahre sind in der heutigen Zeit keine Selbstverständlichkeit! Übrigens: Die ganze Liga beneidet uns um weltweit agierende Konzerne wie MercedesBenz, Liqui Moly, Husqvarna, REWE, Uzin Utz, CEWE oder Oscorna. Die Erfolge auf und neben dem Parkett sind aber kein Grund, sich auszuruhen. Nach BBL Pokalfinale und All Star Game wartet die nächste Großveranstaltung auf die Münsterstadt: Am 21. und 22. Mai treffen die jeweils besten vier Teams der U19 und der U16 in der Ulmer Kuhberghalle aufeinander und spielen dort den Deutschen Meister aus (siehe Seite 34). Die Chancen, dass auch ein Ulmer Team bei diesem TOP4 dabei ist, stehen gut, denn sowohl die NBBL-Mannschaft von Danny Jansson als auch das JBBL-Team von Zoltan Nagy führen ihre jeweilige Division an. Jetzt heißt es Daumendrücken für die Playoffs der Jugend.
Auch an den Planungen für den Orange Campus wird weiter mit Hochdruck gearbeitet. Das beste Trainingszentrum Europas würde nicht nur dem Basketball in der Region einen Riesenschub geben. Ich war in den letzten Wochen zu vielen Gesprächen unterwegs und die Resonanz ist begeisternd. Der Einstieg von Nike, die in Europa seit Jahren fast nicht mehr im Basketball präsent waren, zeigt das wachsende Interesse am Ulmer Basketball. In den USA habe ich mit strategischen Partnern gesprochen, die uns helfen werden auch Toptalente aus der ganzen Welt nach Ulm zu bringen. NBASpieler, die in Ulm ausgebildet wurden, sollen keine Träumereien bleiben. Der Fitnessbereich soll durch das Knowhow der Partner aus der besten Liga der Welt ebenfalls einzigartig in Europa werden. Jetzt spinnen die Basketballer mal wieder, wird sich der eine oder andere denken. Nicht nur einmal haben sich das bestimmt auch unser Alt-OB Ivo Gönner und NeuOB Gunter Czisch in den letzten 15 Jahren gedacht. Gemeinsam fanden wir aber immer Lösungen, die über den Basketball hinaus positiv für die Region waren. Wir sind zuversichtlich, dass uns dies auch in Zukunft gelingen wird. Hier im Zentrum eines hoffentlich auch in Zukunft vereinten Europas.
04 KLICK Orange Dinner 3.0: Das CharityEreignis für den guten Zweck 06 FASTBREAK Orange Numbers, Unterm Radar, Got nexxt – die Kolumne, Liebe oder Spiel
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10 PIERRIA HENRY Der Terrier im Ulmer Spiel jagt seine Gegner bis zur Erschöpfung
26 STREETBALL Die Orange Street Battle bringt das Sommer-Feeling in die Stadt
34 TOP4 Willkommen in Ulm: Die Deutschen U19und U16-Meisterschaften
16 CHRIS BABB Der bäbbt – oder warum Chris Babb so gut zu Ulm passt
30 INTERVIEW Die JBBL-Talente Tim Köpple und Mate Fazekas sind „ziemlich beste Freunde“
38 HISTORY Alon Stein warf sich von der Kuhberghalle in den Euroleague-Himmel
22 STATS 2.0 Statistiker können längst mehr als nur Punkte und Rebounds zählen
IMPRESSUM Herausgeber OrangeZone GmbH Lessingstraße 10c 89231 Neu-Ulm info@orangezone.eu Redaktion Martin Fünkele Tel. 07 31 . 1 59 29 99 - 40 fuenkele@bbu01.com Julia Günter guenter@bbu01.com Joshua Wiedmann wiedmann@bbu01.com
WHAT’S INSIDE 03 EDITORIAL Inhalt
Ihr Dr. Thomas Stoll
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Mitarbeiter dieser Ausgabe: André Voigt, Judit Dippold Grafik HALMA GmbH & Co. KG Agentur für Werbung Pfarrer-Weiß-Weg 16 89077 Ulm, Tel. 07 31.1 40 36 - 0 www.agentur-halma.de info@agentur-halma.de Druck le ROUX Druckerei Daimlerstraße 4 – 6 D-89155 Erbach www.leroux.de info@leroux.de
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KLICK
SCHÜRZENTRÄGER 3.0 An einem Mittwochabend im März stand für ratiopharm ulm nicht wie gewöhnlich Team Practice in der Halle auf dem Plan, sondern Orange Dinner 3.0 – eine Trainingseinheit der ganz besonderen Art, die BBU ’01 zugunsten von OrangeZone.Cares zum dritten Mal nach 2014 und 2015 auf die Beine stellte. Statt Sneakers schnüren und Bälle dribbeln hieß es für die Bundesliga-Mannschaft an diesem Abend im Tewaga Husqvarna Center in Senden Schürzen umschnallen, Teller aufladen und servieren. Was für Basketball-Profis nach einer großen Herausforderung klingt, meisterten die Mannen in orange bravourös – und immer mit einem breiten Lächeln auf den Lippen. Daran freuten sich nicht nur die rund 170 Gäste des Orange Dinner, sondern auch „Handicap macht Schule“ und das „Sportprojekt Neu-Ulm“, die mit dem Erlös unterstützt werden.
AUSVERKAUFT!
Und zwar gleich im doppelten Sinne: Während die 171 Tickets innerhalb weniger Stunden vergriffen waren, hatten Joschka Ferner und David Brembly all ihre 300 Tombola-Lose schon vor der Vorspeise los.
SPENDABEL!
Gastgeber Hans-Joachim Endress (Geschäftsführer Husqvarna Deutschland) überraschte zum Abschluss des Orange Dinner mit einer Spende von 10.000 Euro an OrangeZone.Cares.
LECKER!
Was mit einer Karotten-IngwerSuppe begann, wurde von Schweinefilet und geschmorten Kalbsbäckchen abgelöst und von Orangen-Panna-Cotta auf Schokoladenmousse vollendet. Für noch mehr kulinarische Eindrücke OrangeZone.TV checken: bit.ly/OrangeDinner2016
FOTOS: Schlieper
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FOTOS: Schlieper, Fischer, Telekom, Achberger, BBU, privat
FASTBREAK
ORANGE NUMBERS
6 92 14 27 9.9 99.950
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ZUSCHAUER KAMEN SEIT ERÖFFNUNG DER RATIOPHARM ARENA INSGESAMT ZU DEN ULMER HEIMSPIELEN (STAND: 12. MÄRZ).
– SO VIELE BBL-HEIMSPIELE WAREN BIS REDAKTIONSSCHLUSS IN DER ARENA AUSVERKAUFT. MACHT DIE 100 VOLL, UUULMER!
Wir hätten auch „There is no I in TEAM“ auf die Plakate schreiben können. Oder es mit der Fußballanalogie „fünf Freunde müsst ihr sein“ versuchen können. „We are one“ trifft es aber aus unserer Sicht besser. Wir sind eins! Ein Team. Eine Stadt. Eine Leidenschaft! Inspiriert zu dem Claim hat uns unser Team. Assists sind ein Gradmesser von Teamwork aber noch deutlicher sehen wir den Ulmer Spirit in den gemeinsamen Emotionen. Die Jungs freuen sich zusammen, feuern sich an – gehen gemeinsam durch das Feuer. Schaut euch die Motive auf Seite 7 bzw. 29 an und ihr versteht, was wir meinen.
JAHRE UND 25 TAGE MUSSTE DIE KUHBERGHALLE WARTEN, BIS SIE AM 28. FEBRUAR WIEDER MAL EIN DERBY GEGEN ELCHINGEN ERLEBTE (99:93 FÜR DIE YOUNGSTARS).
LAUTETE DIE BILANZ DER ULMER JUGEND-TEAMS AUS JBBL (15-0) UND NBBL (12-2) KURZ VOR DEM PLAYOFF-START. DIE JUNGS SIND ON THE #ROADTOTOP4!
PUNKTE MEHR ALS DER GEGNER MACHT ULM MIT CHRIS BABB AUF DEM FELD. DER BESTE WERT ALLER BBL-PROFIS, DIE NICHT AUS BAMBERG ODER MÜNCHEN KOMMEN.
ODER
WE ARE ONE
Wir bei HALMA glauben ganz fest an dieses Team. An die Fans. An die Leidenschaft. An die Playoffs. „We are one!“
Wer kennt Carlon Brown besser? Seine Frau Cassie oder Teamkollege Per Günther? Liebe oder Spiel – was ist wichtiger? Das Prinzip ist einfach: Jede richtige Antwort zählt 3 Punkte.
Auf der beliebten Flirtplattform „tinder“ würden Carlon und Per ein Match ergeben; aber das ist ja auch gut so, schließlich muss sich ein Shooting Guard auf seinen Kapitän verlassen können. Die Partnerschaft von Cassie und Carlon sehen wir – trotz einiger Wissenslücken – dennoch nicht in Gefahr. Vielleicht sollten die beiden einmal drüber nachdenken, Onkel Per zum Patenonkel ihres ersten Kindes zu machen.
LIEBE ODER SPIEL
CARLON
CASSIE
PER
ERSTER JOB
Videothek / Spielhalle
Santa Cruz Warriors D-League
Rasen mähen
PERSÖNLICHER HELD
keiner
Onkel Jeffery
Vater
GRÖSSTER ERFOLG
PAC12-Championship
Heirat & Kind mit mir
Billard-Sieger auf Gran Canaria
HEIMLICHE SCHWÄCHE
Süßigkeiten
Süßigkeiten √
Süßigkeiten √
TEUERSTES HOBBY
Golf
Jordan Sneakers
Golf √
LIEBLINGSKANAL
Twitter √
Twitter √
BESTER MOVE
Fadeaway-Jumper
Er hat sooo viele
Stepback-Jumper √
LIEBLINGSTEAM
Ulm
–
Lakers
LEIBGERICHT
Burrito
Großmutters gebackener Seebarsch
Mexikanisch √
6
13.5
WE are
on fire WE are one
T icke t s: r at iop h a rmul m.com
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FASTBREAK
GOT NEXXT: DAS RECHT AUF ECHTE GESCHICHTEN! Es war ein Coup. Gelandet von Telekombasketball.de. Uli Hoeneß’erster TV-Auftritt nach seiner Haftstrafe fand in einer Talkrunde des Senders zum Status Quo des deutschen Basketballs statt. Zusammen mit DBB-Präsident Ingo Weiss, BBL-Präsident Alexander Reil, BIG-Herausgeber Kai Zimmermann und Phoenix Hagens Headcoach Ingo Freyer tauschte sich Hoeneß unter der Anleitung Frank Buschmanns über den Basketball in Deutschland aus.
Und wenn die Liga sich am „Storytelling“ versucht, etwa indem sie den neuen ewigen Assist-Leader Dru Joyce sozialmedial pusht, steht sie sich sofort selbst im Weg. Auf der offiziellen Website der Liga ist die ewige Statistikliste nicht zu finden. Dafür muss der interessierte Fan schon einiges an Spürsinn aufwenden und die folgende – etwas sperrige – URL finden: http://statistik.beko-bbl.de/recherche/ history.php?content=topPlayers.
Über 90 Minuten identifizierten die Anwesenden die altbekannten Probleme: zu wenig Geld im System, zu wenig Identifikation, zu wenig Menschen, die in Deutschland Basketball spielen oder zumindest Fan der Sportart sind. Soweit so bekannt.
Eine Elefantenrunde mit Uli Hoeneß ist eine gute Sache. Die großen Negativthemen medial wirksam zu benennen ebenfalls. Allerdings sollte die BBL, der Basketball an sich, nicht immer nur in Richtung Uli Hoeneß schauen, wenn sie eine Geschichte erzählen will und die vielen kleinen Fehler beheben, die sie daran hindern.
Die Zusammenkunft war 2015/16 einer der wenigen Momente in denen die BBL national in den Medien besprochen wurde … wegen Uli Hoeneß. Die Liga selbst erzählt noch immer keine Geschichten, die bundesweit relevant sind. Was wurde sonst von dieser Saison in Deutschlands höchster Spielklasse medial von Flensburg bis zur Zugspitze wahrgenommen? Der Eigenkorb von Garlon Green. Das ist kein Ruhmesblatt.
André Voigt ist Chef-Redakteur der FIVE, Autor & Herausgeber von „Planet Basketball“ und informiert Basketballdeutschland regelmäßig in seinem AudioPodcast „Got Nexxt“ über alles Wissenswerte aus der NBA, Euroleague und BBL. Seine Kolumne erscheint exklusiv für OrangeZone.Magazin.
WAHR ODER FALSCH?
Neulich am Münchner Flughafen: Da’Sean Butler begleitet seine Familie zum SecurityCheck. Sein Sohn Draelyn (2) wird als erstes durchgewunken. Als Da`Sean folgen möchte, hält ihn ein technischer Defekt auf. Draelyn beginnt zu weinen. Der Zweijährige ist nicht zu beruhigen, bis ihn ein kleinerer Mann (1,74 m) mittleren Alters (55) tröstet. Drealyn beruhigt sich und die umstehenden Fluggäste machen Fotos. Nicht von Butlers Sohn mit der Don-King-Frisur, sondern vom unbekannten Tröster. Da’Sean erfährt, dass es sich bei dem Mann um einen „Matthäus“ handeln soll. Als er am nächsten Tag seinen Kollegen Per Günther in der Kabine fragt, ob er einen „Matthäus“ kennt, klärt Günther ihn auf. „Mann, Lothar ist eine Legende. Er war Weltfußballer!“. Da’Seans Reaktion: „Cool, cool, cool!“
Kann das sein – stimmt die Geschichte? Schickt uns eine Mail an orangezone@bbu01.com mit dem Betreff „Wahr oder falsch“ und gewinnt ein Trikot Eures LieblingsWas ein Monat für Joschka Ferner (20). Erst verlängert spielers. er am 11. Februar 2016 seinen Profivertrag bei ratiopharm ulm vorzeitig bis 2018, dann gelingt ihm im Derby gegen Oberelchingen (28. Februar) eine Karrierebestleistung in der ProB! 37 Punkte oder 8 von 12 Dreiern lötete Joschka in der Kuhberghalle für die Weißenhorn Youngstars durch die Reuse. Der Kommentar von BBL-Assistant Coach John Dieckelman: „Erst wenn er das zweimal macht, zählt’s.“ Dazu hat Ferner ja nun noch mindestens zwei Jahre Zeit. Übrigens: Joschkas Karriere ist beispielhaft dafür, was in Ulm möglich ist. Von der NBBL und ProB bis in die Beko BBL fand Ferners Entwicklung an der Donau statt. Wir sagen: FERNnomenal!
FERNNOMENAL!
Hier gibt es die FernerFestspiele zum Genießen http://bit.ly/Ferner_Festspiele
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UNTERM RADAR: ANDREAS LANGBEIN Dass Trainer und Manager ihre Wochenenden in der Halle verbringen, ist nichts Ungewöhnliches. Wenn ein Hobby-Baller das tut, dann schon eher. Andreas Langbein ist so ziemlich überall, wo in der Region Basketball gespielt wird. Der 29-Jährige ist Teamleiter der Scouting-Crew von BBU ’01 und zwischen Freitag und Sonntag schon mal bis zu acht Stunden in der Halle. Langbein macht das gerne: „Für mich ist Scouten ein bezahltes Hobby“, sagt der Mann mit dem Pferdeschwanz.
KUSCHEL-SPASS VORPROGRAMMIERT!
Seit er als Knirps Jarvis Walker von den Teppichplätzen am Kuhberg aus zujubelte, ist Langbein eigentlich immer dabei. Zunächst als Fan und DauerkartenInhaber, seit 2010 als Scouter. Ein Kumpel schleppte ihn damals in die Halle – und Langbein bestand beim FUM-Cup in der Kuhberghalle seine Feuertaufe als Scouter. Inzwischen ist er im fünften Jahr Teamleiter und hat damit die Verantwortung über die komplette Scouting-Arbeit der BBU-Teams. Das heißt: unter der Woche Koordination der siebenköpfigen Scouting-Crew und am Wochenende Einsätze bei den Heimspielen in Bundesliga, ProB und den Nachwuchsligen NBBL und JBBL. Besonders umfassend ist ein BBL-Spieltag: Rund eine Stunde vor Tipoff beginnt die Einrichtung der Spielinformationen und der Scouting-Software. Ab dem Sprungball sind alle Abläufe automatisiert: Ein Kollege sagt die Ereignisse auf dem Parkett an, Langbein trägt am PC ein. „Vieles geht sehr schnell, da muss man akkurat arbeiten“, sagt er. Wenn doch einmal ein Fehler passiert, ist ein dritter Scouter zur Stelle, der die Eingaben im laufenden Spiel korrigiert. Ohnehin steige die Qualität der ScoutingArbeit, „das bekommen wir vor allem von den Referees im Eurocup zu hören, die immer gern nach Deutschland kommen“, so Langbein. Allen recht machen kann es der Anschreibetisch aber nie. Besonders heftig war die Kritik am letzten Spieltag der Saison 2006/07, als es zwischen Jeff Gibbs und Tübingens Katic im direkten Zweikampf noch um die Rebound-Krone ging. Gibbs ging als Sieger aus dem Duell hervor, Katic wütete auf serbisch. Andreas Langbein lässt sich von so etwas nicht stören. Er scoutet im Akkord weiter. In dieser Saison hat er erst zwei Spiele verpasst – BBL, ProB und Jugendligen zusammengenommen.
Was hat zwei Ohren, trägt die Nummer 1 und ist ganz besonders knuffig? Richtig, das Maskottchen von ratiopharm ulm, das Kinderherzen im Sturm erobert. Und weil wir alle nicht genug (von) SPASS bekommen können, gibt es die Mini-Edition aka „das SPÄSSLE“ für nur 19,90 Euro zum Knuddeln für zuhause. Wie gut, dass mit dem Osterfest die perfekte Gelegenheit vor der Tür steht, den Liebsten anstatt eines Schoko-Hasens einen Artgenossen mit dem nötigen Kuschelfaktor ins Nest zu legen. Und wer gleich den doppelten SPASS haben möchte, der spart so richtig: Denn auf den zweiten Hasen gibt’s 50 Prozent Rabatt. Der Kuschel-SPASS ist ab sofort erhältlich im Online-Shop unter ratiopharmulm.com, oder im Fanshop im Foyer der ratiopharm arena und bei Möbel Mahler.
JUST DO IT! Nike is back in Germany! Dass der Sportartikelgigant aus den USA sein Deutschland-Comeback ausgerechnet in Ulm gibt, macht uns schon ein bisschen stolz. Schließlich stattet Nike sonst nur Basketball-Größen wie den FC Barcelona oder Galatasaray Istanbul aus. Jetzt kommt der „swoosh“ also nach Ulm – und wird ab der neuen Saison nicht nur die Spielkleidung der Profis, sondern auch die der Nachwuchsteams zieren. Wir freuen uns jetzt schon wie Bolle auf die neuen Trikots und Merchandise-Artikel. #justdoit
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TEXT: Martin Fünkele ¦ FOTOS: Achberger, Fischer
PIERRIA HENRY
Terrier Henry
Pierria Henry ist der defensive Motor von ratiopharm ulm. Wie ein Terrier jagt der 23-Jährige seine Gegner und gibt dabei keinen Ball verloren. Wer diese Geschichte liest, weiß warum.
Wer Pierria Henry das erste Mal persönlich trifft, lernt einen zuvorkommenden und nachdenklichen Menschen kennen. Wer ihn das erste Mal als Basketballer erlebt, sieht einen Terrier, der seinen Rivalen wie ein Besessener verfolgt. Wer Henrys Namen bei Google eingibt, erfährt, dass er in South Charlston, West Virginia, geboren wurde, 23 Jahre alt und in seinem Sport „Verteidiger“ ist. Wer PA, wie ihn seine Teamkameraden nennen, auf dem Parkett etwas genauer beobachtet, erkennt, dass die Suchmaschine mit ihrer verkürzten Jobbeschreibung absolut richtig liegt. Pierria Henry ist ein Verteidiger, der Beste, den ratiopharm ulm aktuell hat. Am 23. Januar 2016 können das 6.200 Augenpaare in der ausverkauften ratiopharm arena bezeugen. Der Gegner: Braunschweig. Die Geschichte des Spiels: Ein umkämpftes Duell zweier Playoff-Aspiranten. Der Unterschied: Henry, der sieben Rebounds holt, drei Würfe blockt und seinem Gegenüber, Derek Needham, viermal den Ball klaut. „Er kann defensiv einen Spieler so sehr unter Druck setzen, dass der die Nerven verliert“, beschreibt Head Coach Thorsten Leibenath Henrys offensichtlichste Stärke. „Ich glaube, mein Kopf ist meine größte Waffe auf dem Feld. Wenn es mir gelingt, in den Kopf eines Gegners zu gelangen, dann habe ich gewonnen“, sagt Henry.
DRUCK. DRUCK. DRUCK. BIS DER ANDERE DIE NERVEN VERLIERT. Der 23-Jährige, der seine erste Profisaison in Europa spielt und davor vier Jahre für das Collegeteam der Charlotte 49ers auflief, hat es in kürzester Zeit nicht nur geschafft, in die Köpfe seiner Gegner vorzudringen, er hat auch die Herzen der Ulmer Fans erreicht. Seine Intensität ist ansteckend, sein bedingungsloser Einsatz wird honoriert. „Pierria war auch am College ein Fanliebling. Einer, der in jedem Spiel sein Herz auf dem Parkett lässt, wird geliebt. Er war einfach so selbstlos und hat sich immer für das Team aufgeopfert“, beschreibt 49ersTeambetreuer Tyler Parr den Mann, der in Charlotte die ewigen Rekorde für Steals (296), Assists (566) und gespielte Minuten (3.947) hält. Doch Pierrias Geschichte lässt sich nicht an Zahlen festmachen. Nicht an den College-Rekorden und auch nicht an den 1,6 Steals bei nur 1,1 Ballverlusten pro Spiel, die ihn in der deutschen Bundesliga zu einer Ausnahmeerscheinung machen. Pierrias Geschichte – und auch sein Spiel – lassen sich nur über seine Herkunft erzählen.
Ende der 90er-Jahre beginnt der Sohn einer alleinerziehenden Mutter mit Basketball. Schnell wird ihm klar, dass Sport eine Alternative zum alltäglichen Elend sein kann. Gangs, Drogen, Gewalt, das sind für Pierria nicht nur Inhalte eines HipHop-Songs, sondern unmittelbare Realität: „Während meine Freunde und Cousins auf der Straße herumhingen, war ich auf dem Court.“ Während die anderen dem Schicksal entgegensteuern, das eine von Armut geprägte Kleinstadt mit wenigen Jobs und viel Gewalt für sie bereithält, sucht PA auf dem Basketballfeld einen Ausweg. Und zwar möglichst schnell.
GANGS, DROGEN, GEWALT – REALITÄT STATT HIPHOP-ROMANTIK Denn was auch immer seine Mutter Lora unternimmt, um ihre Töchter (2) und Söhne (2) durchzubringen, es reicht nie. „Wir mussten uns häufig zu viert einen Fünferpack Chicken-Nuggets teilen, während meine Mum oft nicht mehr als eine Tüte Pommes am Tag gegessen hat.“ Der Kampf ums Nötigste wird für Henry zum permanenten Begleiter. „Meine Mutter hat mir beigebracht, dass es in dieser Welt nichts umsonst gibt – dass du für alles, was du willst, hart arbeiten musst.“ Also arbeitet er. „In der 10. Klasse hatte ich schon zwei Jobs, musste zum Beispiel nach einem Basketballspiel nachts um 12 Uhr zur Arbeit, um dann morgens um 7:15 Uhr wieder in die Schule zu gehen.“
AUFGEPASST! DER DRITTBESTE BALLDIEB DER LIGA LÄSST SICH DAS SPIELGERÄT UNGERN KLAUEN.
EMOTIONEN PUR: PIERRIA HENRY FEIERT EINE BALLEROBERUNG.
ORANGE ZONE 2015/16 # 3
Um den Straßengangs zu entgehen und seine Mutter finanziell zu entlasten, lebt Pierria während seiner Highschool-Zeit bei einer Pflegefamilie. Hier entdeckt er seine wahre Liebe: Football. „Basketball ist mein Herz, aber Football ist meine Seele“, sagt er heute. Für einen Jungen, der so viel Armut und Gewalt erlebt hat, bietet der Vollkontaktsport das perfekte Ventil. „Ich hatte so viel Wut in mir – Football hat mir geholfen, damit klar zu kommen.“ Und Pierria ist gut – so gut, dass ihm mehr als fünf Colleges ein Stipendium anbieten. Im Basketball sind es weniger. Bis zu einem Nachmittag im August 2010 sieht es also so aus, als ob Henry sich tatsächlich ein Ticket aus dem Elend erkämpft hätte. Doch dann macht ein vermeintlich harmloser Pferdekuss seine Träume zunichte. Gegen wen er an diesem Sonntagnachmittag spielte, weiß er nicht mehr. Auch der Schmerz im Oberschenkel ist vergessen – er hindert ihn damals ja auch nicht daran, das Spiel seiner Highschool-Mannschaft zu Ende zu bringen. In der darauffolgenden Woche trainiert er normal weiter. „Ich habe nicht wirklich auf meinen Körper geachtet, nicht gesund gegessen, sondern einfach nur weitergemacht“, erzählt er.
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Am nächsten Wochenende wird er während eines Spiels erneut am Oberschenkel getroffen. Der Bluterguss, der sich in seinem Bein gebildet hatte, wird durch den Schlag also ein zweites Mal verletzt. Es entsteht ein Verschluss, eine Art Thrombose, die die Blutzufuhr einschränkt. Doch das weiß Pierria zu diesem Zeitpunkt noch nicht. Er spielt weiter, kann zwar nicht mehr in die Hocke gehen oder hart abspringen, aber es sind ja noch drei Viertel zu gehen und er erinnert sich an das Mantra seiner Mutter: „Mind over Matter“.
15 MINUTEN BIS ZUR AMPUTATION – 60 MINUTEN BIS ZUM TOD Was so viel heißt wie: Der Wille ist stärker als dein Körper. Als das Spiel vorbei ist, bricht PA in der Dusche zusammen – der Körper hat den Willen besiegt. Als er schließlich im Krankenhaus ankommt, trifft ihn die Diagnose unverhofft: Wäre der Krankenwagen 15 Minuten später eingetroffen, das Bein hätte amputiert werden müssen. 60
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PIERRIA HENRY
Minuten später und die Ärzte hätten gar nichts mehr für ihn tun können. Doch es sind nicht die Schmerzen oder die Beinahe-Amputation, die ihn fast umbringen. Es ist der Verlust seiner Stipendien. Sämtliche FootballColleges erteilen ihm eine Absage. „Niemand wollte das Risiko eingehen, einen Spieler zu verpflichten, der acht Monate raus sein würde und von dem niemand wusste, ob er je wieder spielen würde“, sagt er. Was bleibt, ist die vage Aussicht, für die Charlotte 49ers Basketball spielen zu können.
bei dem die 64 besten Collegeteams ihren Meister suchen, nimmt Pierria nie teil. Nur 2013 gelingt dem Außenseiter die Qualifikation für das National Invitation Tournament (NIT). Sein einziger Trip in die Postseason endet spektakulär. Gegen das favorisierte Richmond liegt sein Team fünf Sekunden vor Ende der Partie mit fünf Punkten zurück: Henry wehrt sich verbissen gegen die Niederlage und verdient sich acht Freiwürfe in Folge. Mit starken Nerven und ohne Fehlwurf führt er sein Team zum Sieg.
Als Pierria Henry diesen Teil seiner Geschichte erzählt, sitzt er auf der Tribüne der leeren ratiopharm arena. Er hat es geschafft; hat vier Monate früher, als die Ärzte prognostiziert hatten, seine Krücken in die Ecken geworfen; hat wieder laufen gelernt und einen CollegeAbschluss gemacht. Dennoch ist ihm diese Zeit seines Lebens auch im Frühjahr 2016 so präsent wie der nächste Bundesligagegner. „Schmerz ist der größte Motivator und ich hatte so große Schmerzen“, sagt er. Dann zitiert Henry einen Song der HipHop-Legende Tupac, der sich aus seinem Mund wie ein Glaubensbekenntnis anhört: „If you can make it through the night, there's a brighter day. Everything will be alright if ya hold on. It's a struggle everyday, gotta roll on.”
Eine Woche später endet Henrys erfolgreichste Collegesaison in St. Louis. Kurz vor Ende einer klaren Niederlage erhält Henry einen harten Schlag auf den Kehlkopf. Ein Foulpfiff bleibt aus, ebenso die Luftzufuhr. Mehrere Minuten bleibt PA auf dem Parkett liegen, ehe er mit einem Rollstuhl in die Katakomben geschoben wird. Am nächsten Tag – das Krankenhaus hat er bereits wieder verlassen – liest er in der landesweit erscheinenden Tageszeitung USA Today von dem Vorfall.
“IT'S A STRUGGLE EVERYDAY, GOTTA ROLL ON” (TUPAC) Pierria „rollt” weiter. Gegen alle Zweifel und trotz zahlreicher Rückschläge. Seine Zeit in Charlotte, North Carolina, ist für ihn eine Art Erweckungserlebnis. Nicht der persönlichen Rekorde wegen – sie bedeuten ihm nichts –, sondern weil ihm am College endgültig klar wird, dass es ein Leben außerhalb South Charlstons, außerhalb seiner Vorstellungen gibt. „Das College hat mir die Augen geöffnet, es hat mir Hoffnung gegeben.“ Wobei das englische Wort „HOPE“ für mehr steht als nur Hoffnung: Hold On Pain Ends – oder: Halt durch, dann lässt der Schmerz nach. Sportlich läuft es für Henrys 49ers eher durchwachsen. Am NCAA Tournament, dem alljährlichen Wahnsinn,
MIND GAME: PA NERVT BRAUNSCHWEIGS DEREK NEEDHAM UND KLAUT IHM VIER MAL DEN BALL.
Wenngleich sein Team anschließend nicht mehr so häufig im nationalen Fokus steht, bleiben Henrys Leidenschaft und Einsatzbereitschaft nicht unbesehen. James Blackburn, Director of Scouting bei Basketball Elite, beschreibt
ABOVE THE RIM: HENRY IST AN BEIDEN SEITEN DES FELDES EINE WAFFE.
Ein wahres Dreamteam unter den Snacks.
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PIERRIA HENRY
Pierria aka Felix Neureuther: Sein Slalomlauf gegen Bremerhaven.
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MEDIATHEK
Möbel Mahler Fantalk: Pierria über seinen Namen und seine dramatische Verletzung.
Pierria lässt es krachen und wird disqualifiziert.
Pierria in einem exklusiven Interview bei Radio 7.
Henry als außergewöhnliches Talent: „Er ist ein hervorragender Passgeber und Anführer, ein guter Verteidiger mit sehr aktiven Händen.” Wenngleich Blackburn Henry die NBA nicht zutraut, wird er von den Charlotte Hornets zum Workout eingeladen.
Offensive seine Schnelligkeit ausspielen. Dass er dazu in der Lage ist, demonstriert er beim Heimspiel gegen Bremerhaven. Mehrfach umkurvt er seine Gegenspieler so lässig, dass TV-Kommentator Stefan Koch ihn mit Skirennfahrer Felix Neureuther vergleicht.
GEORGIEN STATT NBA ODER: FRUST STATT GLAMOUR
„Gut reicht mir nicht. Ich will großartig sein. Mein Antrieb ist es, auf dem Feld keine Schwächen zu haben. Doch mehr noch als ein guter Basketballer will ich ein guter Mensch werden“, formuliert Henry sein Ziel. Auch Thorsten Leibenath weiß, dass sein Rookie, der sich erst an den europäischen Basketball gewöhnen muss, noch nicht am Ende seiner Entwicklung ist. „Ich sehe bei ihm noch sehr viel Potenzial – nicht nur bei seinem Wurf.“
Seinen ersten Profivertrag unterschreibt Henry dann trotzdem nicht in der NBA. Anfang September 2015 landet er stattdessen in Tiflis, Georgien. Elf Mal tritt er mit seinem überforderten Team in der übernationalen VTB League an, elf Mal setzt es eine deftige Niederlage; gegen das russische Topteam aus St. Petersburg ist die Schmach (50:101) besonders deutlich. „Das war furchtbar. Aber das Schlimmste war, dass die Leute sich mit den Niederlagen arrangiert hatten. Es hat mich wütend gemacht, aber auch härter.“ Wieder einmal zieht Henry seine Motivation aus einer negativen Erfahrung. Eine Perspektive gibt es für ihn in Tiflis dennoch nicht. Das Angebot aus Ulm, wo nach dem Abgang von DeAndre Kane ein Point Guard gesucht wird, kommt wie gerufen. Als er nach einem siebenstündigen Trip in Ulm ankommt und wenig später das Heimspiel seiner zukünftigen Mannschaft gegen Frankfurt von der Bank aus verfolgt, kommt er aus dem Strahlen gar nicht mehr heraus. „Ich bin unheimlich aufgeregt und freue mich riesig, für ratiopharm ulm spielen zu können“, so sein erster Kommentar. Und Henrys Verpflichtung macht sich bald bezahlt. Das Defensiv-Rating (siehe dazu Seite 22), das die Verteidigungsleistung einer Mannschaft subsummiert, weist für ratiopharm ulm vor Henrys Verpflichtung einen unterdurchschnittlichen Wert von 109,8 aus – seither hat sich das Team von Thorsten Leibenath zu einem der besten Defenseteams der Liga gemausert (99,8). Dass ratiopharm ulm seit Henrys Ankunft am 12. Dezember 2015 elf Spiele gewann und nur eines verlor (Stand: 24. Spieltag), ist ein weiteres Indiz für seinen Einfluss.
KURVENLAGE WIE FELIX NEUREUTHER Für Thorsten Leibenath hat Pierria Henry dennoch noch Luft nach oben. Dafür wirft der 1,93 Meter große Guard aus der Distanz noch zu unsicher (21,4 Prozent Dreier) – doch das ist auch nicht seine primäre Aufgabe. Henry soll den Ball kontrollieren (1,1 Turnovers), in der Defensive Druck machen (1,6 Steals / 0,4 Blocks) und in der
Wer Pierria Henrys Geschichte kennt, versteht, warum der 23-Jährige keinen Ball verloren gibt. „Ich gebe dir alles. Ich lasse nicht zu, dass ein anderer härter spielt als ich, und ich lasse nicht zu, dass mich jemand von meinem Weg abbringt.“ Was sich anhört wie die Kampfansage eines HipHop-Machos, ist nur die halbe Wahrheit. Denn Pierria kämpft nicht nur für sich. South Charlston ist zwar einen Ozean weit entfernt, und doch untrennbar mit ihm verbunden. Er trägt Verantwortung. Seine Mutter, die kein Telefon besitzt, hat er seit September nicht mehr gesprochen. Dennoch weiß er: „Zuhause gibt es viele Menschen, die auf mich zählen.“ Seine Herkunft lässt ihn nicht los und sie ist der Schlüssel zu seinem Spiel: „Meine Vergangenheit ist ein großer Motor für mich. Ich glaube sie ist der Grund, warum ich so hart spiele, wie ich spiele.“
HERZENSSACHE. FÜR HENRY GEHT ES IN JEDEM SPIEL UM ALLES.
Partner des Sports
Unsere Ärzte und Therapeuten für das Team
Dr. Daniel Dornacher Dr. Tugrul Kocak Mannschaftsarzt Mannschaftsarzt
Claudia Semle Reha-Trainerin
Sebastian Sieghart Athletiktrainer
Andreas Lacher Physiotherapeut
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TEXT: Joshua Wiedmann ¦ FOTOS: Achberger
CHRIS BABB
Er kam, sah – und klebte: Als Chris Babb im November nach Ulm kam, schlug die Saison von ratiopharm ulm eine neue Richtung ein. Genauso wie Babbs Karriere. Das Porträt über einen Glue Guy, der nach ewigem Auf und Ab endlich angekommen ist. Chris Babb konnte nicht schlafen. Er lag in seinem Bett, starrte an die Decke und konnte seine Gedanken nicht von einer Szene lösen, die sich Stunden zuvor beim Spiel seiner Boston Celtics in Indiana ereignet hatte. In Dauerschleife lief alles vor Babbs’ innerem Auge ab: Der Rebound, den er beim Stand von 81:87 gesichert hatte; sein hektischer Blick auf die Uhr, die nur noch 119 Sekunden Spielzeit anzeigte; wie er Point Guard Rajon Rondo gesucht und überhastet zum Pass angesetzt hatte, als plötzlich ein Verteidiger im Passweg auftauchte. Das Stocken, die kurze Unsicherheit – was nun? Der Pfiff des Referees hatte ihm die Entscheidung abgenommen. Schrittfehler. Ein Ballverlust, der den Celtics das Genick gebrochen und Indiana den Weg zu einem 83:94-Sieg geebnet hatte. Beim Gang vom Parkett hatte Babb vorwurfsvolle Blicke geerntet, die alle das zu fragen schienen, was ihn nun den Schlaf kostete: Warum hatte er nicht ruhiger agiert, nicht selbst den Ball nach vorn gebracht? So, wie er es sonst immer gemacht hatte.
DAS SCHWERE EINGESTÄNDNIS: „ICH WAR NICHT ICH SELBST“ Babb stöhnte, schlug die Decke zurück und verließ das Hotel, in dem er sich während seines Kurzzeitvertrags einquartiert hatte. Gegen halb Drei erreichte er das TrainingsCenter der Celtics und begann Würfe zu nehmen. 20, 100, 500. Als er das nächste Mal auf die Uhr schaute, war es fast Vier. „In diesem Moment verstand ich, dass ich nicht ich selbst war“, sagte Babb später. „Ich spielte nicht so, wie ich es kann.“ Er war ein Roboter geworden, einer, der zwanghaft versuchte das Richtige zu tun, in jedem Moment, jeder kostbaren Sekunde, die er
während seiner 10-tägigen Vertragslaufzeit aufs NBA-Parkett durfte. „Ich versuchte, perfekt zu sein – und verkrampfte dabei völlig.“ Chris Babb spielte nicht den Basketball, der ihn in die beste Liga der Welt gebracht hatte. Eine Erkenntnis, die ihn in der Nacht des 12. März mit voller Wucht traf. Es war ein Eingeständnis, dass einen Wendepunkt in seiner Karriere ankündigte. Babb, der seinem NBA-Traum fast ein Jahr nachgejagt war, sah ein, dass sich etwas ändern musste. Zum zweiten Mal in wenigen Wochen hatten die Celtics ihn von ihrem Farmteam, den Maine RedClaws, einberufen, um für 10 Tage auszuhelfen. Ein Vertrag, wie er in der NBA Usus und für den Emporkömmling eine große Chance ist. Oder aber eine Bürde. Zweimal pro Saison darf ein solcher Zeitarbeitsvertrag an einen Spieler ausgestellt werden – dann heißt es hop oder top, NBA oder D-League. Chris Babb stand vor diesem „point of no return“. Wenn er nicht lieferte, würde er in die D-League zurück müssen. Und in der neuen Saison – wieder dasselbe Spiel? „Ich wollte es in die NBA schaffen. Aber ich merkte, dass mich dieses System nirgendwo hin brachte“, erzählt Babb. „Es ging nicht vor und nicht zurück.“ Bis er die Reißleine zog, vergingen noch anderthalb Jahre. Als er dann in Ulm ankam, war das das Ende von über zwei Jahren in der Gefühlsachterbahn. Babbs Ehrgeiz hat auch damit zu tun, dass sportlicher Erfolg fest in seiner DNA verankert ist. Vater Mike spielte erfolgreich Basketball am College, ebenso dessen Brüder Bob und Davy, während Cousin John eine Football-Legende in Kansas war. Chris folgte der Familien-Tradition früh – und entwickelte bereits als Grundschüler eine Art Star-Kult. Anders kann man es jedenfalls kaum nennen, wenn ein Drittklässler in Serie Dreier ballert – und zwar aus eigens für ihn kreierten Plays. „Wir sind Systeme gelaufen, die ihm offene
For three: „CB“ trifft satte 40 Prozent seiner Dreier (Stand: 25. Spieltag).
Ein Grund zur Freude: Babb wird im Sommer Papa!
Dreier ermöglichten“, erinnert sich Schultrainer Danny Carlson. „Ich weiß nicht, wie oft so etwas vorkommt.“ Babb ist ein Naturtalent. Und so wirft und wirft und wirft er – seine Teams zu Pokalen und sich selbst zu Meilensteinen. In seinem letzten HighSchool-Jahr gewinnt er die Bezirks-Meisterschaft und hinterlässt der Oakridge School in Arlington, Texas, mit 1.125 Punkten einen Rekord, der bis heute Bestand hat.
BEREITS ALS DRITTKLÄSSLER: SYSTEME FÜR BABBS DREIER Doch was den Shooting Guard noch mehr ausmacht als sein Shooting zeigt sich erst auf dem nächsten Level – und doch nicht. Denn zunächst darf es Babb nicht zeigen. Am College in Penn State – 2.000 Kilometer
von Zuhause entfernt – hat er erst Heimweh und spielt kaum. Dann wechselt er nach zwei Jahren an die Iowa State University – und sitzt weiter. Gemäß den College-Regularien muss ein Athlet nämlich eine Saison pausieren, wenn er die Schule wechselt. Babb ist froh über den Neustart, aber anfangs auch gefrustet: „Es hat sich angefühlt, als hätte ich drei Jahre verloren.“ Das Gute ist: Iowa State hat in der Saison 2010/11 eine größere Fraktion von „red shirts“, wie College-Akteure ohne Spielerlaubnis genannt werden. „Wir haben uns gegenseitig gepusht, uns im Training an die Grenzen gebracht und abends Extraschichten eingelegt, wenn die anderen bereits aus der Halle waren“, so CB über das „vielleicht wichtigste Jahr meiner Karriere.“ Am meisten prägt den Texaner die Beziehung zu Fred Hoiberg. Der junge Coach der „Cyclones“ hat ein Herz für Schützen, war er doch einst selber einer: Bis 2005 spielte Hoiberg zehn Jahre lang für Chicago, Indiana und Minnesota in der NBA, in seiner
letzten Saison führte er die Liga bei der Dreierquote an. „Er war der erste Coach, der mir gesagt hat, dass ich eine Zukunft als Profi haben kann“, sagt Babb. Es sind aber nicht nur dessen 35 Prozent von „downtown“, die Hoiberg überzeugen; es ist das Zusammen-
Ein Teamplayer par excellence – und ein wichtiger Grund für die Kehrtwende in Ulm! spiel von Wurf und Defense, besser bekannt als „Three and D“. Im modernen Basketball ist ein ganzer Markt für diesen Spielertypus entstanden, dessen Jobbeschreibung lautet: das Feld breit machen, den offenen Dreier treffen und hinten bedingungslos verteidigen. Der ultimative Komparse also. „Chris hat sofort verstanden, dass er mit dieser Rolle Erfolg haben kann und hat sie direkt angenommen. Das zeugt von seinem Charakter“, lobt Coach Hoiberg. Und: sie ist der Grund – und nicht seine College-Stats, die sind unauffällig –, warum 2013 die beste Liga der Welt anklopft.
DER ULTIMATIVE KOMPARSE Mit einer Einladung zum Trainings Camp der Boston Celtics beginnt im September 2013 das Auf und Ab, das Babb zwischen Himmel und Hölle, NBA-Traum und D-League-Realität schwanken lässt. Der Anfang ist vielversprechend: Als CelticsCoach Brad Stevens den Guard am 1. März 2014 erstmals ins kalte Wasser wirft, steht ihm Indianas Paul George gegenüber; in Babbs 98-Sekunden-Auftritt bleibt der Allstar ohne Punkt. Es folgen Höhen (etwa Babbs 10 Zähler gegen New York) und Tiefen (wie der Neckbreaker gegen Indiana), doch die Höhen überwiegen – und dann hat der Schwebezustand ein Ende: Am 21. März legt Boston Babb einen Mehrjahres-Vertrag vor. NBA, Baby! Doch die Freude währt nur kurz.
Wenige Wochen vor Beginn der neuen Saison machen die Celtics von einer Klausel Gebrauch und entlassen ihren Guard. Es ist ein rein wirtschaftlich motivierter Schachzug, denn Babbs Arbeitspapier ist nicht garantiert, es kann kostensparend gestrichen werden. Kurz zuvor hatte Celtics-Coach Stevens noch geschwärmt: „Chris hat enormen Eindruck hinterlassen. Er ist ein großartiger Mitspieler, den wir unbedingt halten wollen.“ Machen sie dann auch. Nach einigen Monaten in Maine verpflichtet Boston den Guard erneut – nur, um kurz darauf das BusinessTheater am lebenden Objekt fortzusetzen: Per Tauschgeschäft wird Babb nach Golden State verschifft; nicht etwa, weil die Celtics ihn los werden wollen, sondern weil sein Vertrag den Deal, der David Lee nach Boston bringt, finanziell abrundet. Die Warriors – na klar – kündigen dem Texaner wenig später. Babb reicht’s: „Ich wollte nicht nochmal zurück in die D-League. Ich war diesen Kampf leid. Wo bist du morgen, spielst du, wirst du entlassen? Ich wollte einfach in eine gute Situation kommen und Sicherheit haben.“ In der NBA findet er die nicht. Also geht es nach Übersee – zu einem Team, das in diesem Moment selbst nach Orientierung sucht.
Alex Mumbru ist genervt. Bilbaos Altmeister hat schon viele Schlachten geschlagen, allein auf europäischer Ebene über 170 – aber so irrelevant wie an diesem 6. Januar in der ratiopharm arena fühlte sich Mumbru selten. Es hakt im Getriebe, oder besser: es bäbbt.
EINMAL, ZWEIMAL, DREIMAL DURCH DEN FLEISCHWOLF NBA DANN REICHT’S! Chris Babb folgt dem Weltmeister von 2006 wie ein Schatten, hat immer eine Hand im Gesicht, immer einen Arm im Passweg des 36-Jährigen. „Chris hat ihn komplett aus dem Spiel genommen“, erinnert sich Thorsten Leibenath an Mumbrus „Off-
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Beim Weihnachtsspiel: Chris zieht an Oldenburgs Qvale vorbei.
ein paar Monaten sein wird. Ich habe schon einen Drei-Jahres-Vertrag unterschrieben und wurde nach drei Monaten wieder gewaivt.“ Babb ist ein gebranntes Kind. Apropos Kind: Gemeinsam mit Freundin Samantha erwartet Chris im Sommer Nachwuchs. Ein weiterer Grund, als Profi sesshaft zu werden. Nur eines wird sich damit wohl nicht ändern: Dass die Nächte bisweilen schlaflos bleiben.
DER PEYTON MANNING DES BASKETBALLS Der Vergleich mit dem Ex-Football-Star, der Zeit seiner Karriere mehr Standsportler als Athlet war, mag seltsam klingen. Doch wenngleich Kraftpaket Babb (102 kg) physisch eine ganz andere Nummer ist, verbindet ihn einiges mit Manning: Wie der ehemalige Quarterback glänzt Babb nur selten mit athletischen Ausnahmeleistungen. Und: Wie Manning macht Ulms No. 19 quasi keine Fehler. „Ich denke das Spiel mehr als andere und versuche immer das richtige Play zu machen“, sagt er. In Babbs Stat-Line sorgt das für merkwürdige Schwankungen – so wie Anfang Februar, als er gegen München mit 29 Punkten (9/13 Würfe) überragt, nur um dann in Tübingen punktlos zu bleiben (0/2). Ein Problem mangelnder Konstanz? Im Gegenteil: „Ich versuche nichts zu forcieren und geduldig auf meine Möglichkeiten zu warten“, sagt Babb. Auch Thorsten Leibenath meint: „Chris lässt das Spiel sehr gut zu sich kommen.“ Es ist kein Zufall, dass mit Chris Babbs Verpflichtung Mitte November der Erfolg nach Ulm zurückgekehrt ist – wenngleich es genug andere Variablen in dieser Gleichung gibt, nicht zuletzt die
Seinen NBA-Traum hat der 26-Jährige trotzdem nicht begraben. Die drei großen Buchstaben bleiben Babbs erste Wahl. „Aber ich glaube nicht, dass ich noch einmal in die D-League zurück gehe. Ich kann mir jetzt auch vorstellen, auf Dauer bei einem Europaligisten zu spielen.“ Den Namen Ulm vermeidet Babb tunlichst. Nicht, weil er ausschließt, hier zu bleiben, sondern weil ihn das NBA-Hickhack eines gelehrt hat: Nothing is safe – nichts ist sicher. „In diesem Business ist es unmöglich zu wissen, was in
Volle Konzentration auf den Rest der Saison!
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Gesundheit des Ulmer Kaders. Doch Chris Babb hat eine Selbstlosigkeit und defensive Stabilität ins Team gebracht, die gut tut – oder auch weh tut (siehe Mumbru, Alex). Chris selbst hat vor allem eines wieder: Spaß am Spiel. „Es fühlt sich gut an, hier wertgeschätzt zu werden und einfach Basketball spielen zu können, ohne ständig einen Anruf vom Manager erwarten zu müssen, dass es woanders hingeht“, sagt Babb.
Der smarte Mr. Babb kann’s auch mit Urgewalt.
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Night“ (7 Punkte). Was Babbs Defensivleistung aber besonders macht, nicht nur im Eurocup-Spiel gegen Bilbao: der gelungene Zwiespalt zwischen individueller und kollektiver Verteidigung. „Man kann ihm eine Spezialaufgabe geben, er ist aber grundsätzlich immer in der Lage, eine gute TeamDefense zu spielen“, so Leibenath. „Das ist seine besondere Qualität.“ Das sieht Mike Taylor ganz ähnlich. Der Ulmer Ex-Trainer (2003 – 2011) trainierte Babb zwei Jahre lang in Maine und sagt: „Chris ist einer der intelligentesten Spieler, die ich kenne. Er ist eine Art Peyton Manning auf dem Court.“
„Believe in me“: Chris jagt seinen NBA-Traum.
Foto: Ulli Schlieper
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Der
-
Faktor
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FEATURE
TEXT: Joshua Wiedmann ¦ FOTOS: Achberger, Fischer, Langer
STATS PUNKTE, REBOUNDS, WURFQUOTEN: LANGE WAREN ZAHLEN WIE DIESE DAS NONPLUSULTRA IM BASKETBALL. JETZT SCHWAPPT AUS DEN USA EINE STATS-REVOLUTION ÜBER DEN GROSSEN TEICH, DIE DEN SPORT NACHHALTIG VERÄNDERN KÖNNTE. ORANGEZONE.MAGAZIN ERKLÄRT, WAS HINTER DEN „ERWEITERTEN STATISTIKEN“ STECKT – UND WIE SIE DEN BASKETBALL IN EIN NEUES ZEITALTER DER LEISTUNGSANALYSE FÜHREN. Es geht schnell, dass sich Behauptungen zu vermeintlichen Wahrheiten verdichten. Thorsten Leibenath weiß das nur zu gut. Seit der Leverkusener in Ulm Trainer ist, gibt es einen Vorwurf, den er einfach nicht los wird: No Defense. Der 40-Jährige mag vieles können, aber verteidigt hätten seine Teams noch nie – so der Tenor seiner Kritiker. Leibenath kennt diesen Vorwurf natürlich, und er ärgert ihn, „denn man arbeitet nicht acht Jahre als Coach in der BBL, wenn man nichts vom Verteidigen versteht.“ Allein: seine Kritiker hatten lange die schlagkräftigeren Argumente parat. Sie konnten auf die Defensiv-Rankings der BBL verweisen und so aufzeigen, dass Ulm unter Leibenath in drei von vier Jahren unter den zehn Teams mit den meisten kassierten Punkten lag. Leibenath konnte das nicht – nicht so einfach, nicht so griffig. Es fehlten brauchbare Gegenargumente, harte Fakten. Zahlen. Jetzt gibt es sie. Aus Nordamerika schwappt derzeit eine Statistik-Welle über den großen Teich, die den Basketball-Sport und seine Wahrnehmung nachhaltig verändern könnte. Wo jahrzehntelang eine Handvoll Zahlen den Sport dominierten, wo sich Können aus der Zahl der Punkte, Rebounds und Assists zusammensetzte und der Boxscore der heilige Gral der Leistungsanalyse war, gibt es jetzt neue Werkzeuge. Die „erweiterten Statistiken“ führen den Basketball in ein neues Zeitalter der Analysetechnik. OrangeZone.Magazin erklärt die Stats-Revolution.
DER HEILIGE GRAL DER LEISTUNGSANALYSE Basketball war schon immer ein Spiel der Zahlen. Rudimentäre Werte wie Punkte und Körbe wurden in der NBA schon in den 1940er-Jahren aufgezeichnet; heute umfasst ein Boxscore in der BBL 18 verschiedene Kennzahlen. „Es gibt vieles, was messbar ist“, erklärt Ingo Levin, Statistik-Experte aus Berlin, den Hang zu Zahlen im Basketball. „Gleichzeitig passiert über 40 Minuten Spielzeit sehr viel. Diese Fülle an Ereignissen macht die Statistiken valide.“ Trotzdem waren die Analyse-Möglichkeiten mit dem vorhandenen
Material irgendwann ausgeschöpft. Wie sollte etwa der defensive Einfluss eines Akteurs gemessen werden, der nicht mit Steals oder Blocks glänzte? Und was machte den Wert eines Profis aus, der viel spielte, ohne sich statistisch hervorzutun? „Einiges ließ sich nicht mit klassischen Zahlen verifizieren“, sagt Levin. So blieb es oft beim „eye-test“ – also Wertungen nach Augenmaß. Dass die nicht immer fair sind, zeigte sich zu Saisonbeginn am Fall von Philipp Neumann. Als Thorsten Leibenath immer wieder auf seinen vermeintlich schwächelnden Center angesprochen wurde, analysierte der ratiopharm-Coach genauer – und stellte fest: Neumann spielte nicht schlecht, sondern nur weniger. „Auf 40 Minuten hochgerechnet war er einer der besten Rebounder im Eurocup. Das hat aber keiner gemerkt – denn Philipp stand nur 15 Minuten auf dem Feld.“ Die Angleichung auf 40 Minuten war eine der ersten neuen Techniken, die auch in Europa ankamen. Sie war Vorbote dessen, was die „advanced stats“ ermöglichen: Verhältnismäßigkeit und ein tieferes Verständnis des Spiels.
NEUMANN-BASHING? UNBERECHTIGT – BELEGEN STATISTIKEN! Die große Zahlen-Flut kommt indes aus den USA. Im Land der unbegrenzten Möglichkeiten experimentierten Fans und Experten schon in den Nuller-Jahren mit neuen Metriken. Inzwischen ist aus dem Hinterzimmer-Projekt ein Multimillionen-Business geworden. Vor drei Jahren hat die NBA ein Video-System eingeführt, das bei allen Spielen mit sechs Kameras jede Bewegung, jeden Pass und jeden Abschluss einfängt. Um die Auswertung kümmert sich im Liga-Office eine eigene Abteilung, die die gewonnenen Daten in eine Hundertschaft von Zahlen verarbeitet. Das Ergebnis ist eine Datenbank, die den Sport bis ins Kleinste seziert. Wer ist der beste Crunchtime-Spieler der Liga? Welcher Profi legt die meisten Meter zurück? Und von wo nimmt eigentlich LeBron James seine Würfe? Der Analyse sind kaum mehr Grenzen gesetzt.
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Taylor Braun – wertvoller, als es die klassischen Stats aussagen!
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Nach Europa dringen diese Analyse-Tools nur tröpfchenweise vor. Die Ligen – inklusive der Beko BBL – halten sich bislang vornehm zurück. Was es an Zusatz-Zahlen gibt, ist die Arbeit von Fans und Bloggern – wie Ingo Levin. Der 35-Jährige publiziert seit der Saison 2013/14 auf der Webseite basketball.de seine „advanced stats“ zur Beko BBL. Sie beschreiben für alle 18 Erstligisten Daten wie Offensiv-Rating, Spielgeschwindigkeit oder angepasste Wurfquoten, die etwa den größeren Wert eines Dreiers berücksichtigen. Zwei Monate hat Levin an dem Projekt gewerkelt, ehe aus den Rohdaten der BBL ein statistischer Schuh wurde. Eine Heidenarbeit, die der Berliner neben seinem Job als IT-Experte aber gern gemacht hat. Levin ist überzeugt: „Die Zahlen ermöglichen uns einen ganz neuen Blick auf den Sport.“
Plus-Minus, Shot Charts, 40-Minuten-Vergleiche: Begriffe, die Basketball-Deutschland erst noch lernen muss – und wird, genauso wie einst „Rebound“ oder „Assist“. Dazu braucht es aber auch die aktive Mithilfe der Ligen, die bislang Abstand halten zu den neuen Statistiken. „Die Aufbereitung und Auswertung von Daten ist sicher noch nicht ausgereizt“, gibt Beko BBL-Sprecher Dirk Kaiser aber zu. Das sieht auch Thorsten Leibenath so. Der Ulmer Coach steht mit Sport-Geschäftsführer Dr. Thomas Stoll in ständigem Austausch über neue Methoden der Leistungsmessung. Im Sommer befassten sich die Ulmer Macher mit einem Kamerasystem für die ratiopharm arena, das etwa die Laufleistung der Profis hätte feststellen können. Kostenpunkt: ein mittlerer fünfstelliger Betrag. Leibenath musste einsehen: „Da steht der Preis in keinem Verhältnis zum Nutzen.“
„EIN GANZ NEUER BLICK AUF DEN SPORT“
Wie weit der Zahlen-Wahn gehen darf, wird ohnehin heiß diskutiert. Ab welchem Punkt wird aus Sport Mathematik, wann aus Spielern statistikgesteuerte Roboter? Andrea Trinchieri argumentiert im Magazin FIVE gegen die Übernutzung von Daten: „Am Ende sind Spieler nur Menschen mit Emotionen, Gefühlen, Höhen und Tiefen. Was immer ihre Kreativität reduziert, tötet das Spiel“, so der Bamberger Trainer. Das wird längst nicht überall so gesehen: „In der NBA kommt es vor, dass Teams Spieler in erster Linie anhand von Statistiken auswählen“, berichtet Thorsten Leibenath, der ähnlich wie Trinchieri sagt: „Zahlen sollten ein unterstützendes Tool sein. Ich würde meinen eigenen Eindruck aber immer höher werten.“
Inzwischen sind Erhebungen wie die von Ingo Levin längst bei den Clubs angekommen. Auch Thorsten Leibenath nutzt sie – „um Gegner, aber auch uns selbst einzuschätzen“, wie der Ulmer Coach sagt. Ein häufig genutztes Tool sind Shot Charts – also Grafiken, die aufzeigen, von welcher Stelle auf dem Feld ein Spieler wie oft und wie gut wirft. Blickt Leibenath etwa auf die Wurfgrafik von Chris Babb, stellt er fest: Der 26-Jährige trifft von der linken Seite des Felds über 40 Prozent seiner Dreier – von der rechten dagegen „nur“ 33 Prozent. Was dieses Wissen bringt? „Es hilft, Schwächen zu erkennen und entsprechend daran arbeiten zu können“, so Leibenath. Die größten Nutznießer der Stats 2.0 sind aber die Spieler, die statistisch nicht auffallen. Was zunächst paradox klingt, lässt sich am Beispiel Taylor Braun verdeutlichen. 8,1 Punkte erzielt der 24-Jährige pro Partie in der Bundesliga – keine statistische Offenbarung. Trotzdem schickt Thorsten Leibenath seinen Flügelspieler jeden Abend für 25 Minuten auf die Bretter. Warum? Mit Braun auf dem Court erzielt Ulm im Schnitt über sechs Punkte mehr als der Gegner. „Taylor hat mit seiner Defense und den Allround-Qualitäten einen hohen Wert für das Team“, erklärt sein Coach. „Das spiegelt sich in seinem Plus-Minus-Wert wider.“
SPORTLER – KEINE ROBOTER! Im Falle seines Teams haben die Zahlen Thorsten Leibenaths Eindruck bestätigt: ratiopharm ulm verteidigt aktuell besser denn je. Die zugelassenen Punkte geben das nur bedingt wieder – das erweiterte „Defensiv-Rating“ spricht aber eine deutliche Sprache: Auf 100 Ballbesitze hochgerechnet verteidigt seit Dezember kein Bundesligist so gut wie Ulm. Thorsten Leibenath hat endlich ein Argument an der Hand, das auch den bissigsten Kritiker mundtot machen dürfte.
DIE STATS-PIONIERE Wenn es um Stats 2.0 geht, ist basketball.de die erste Anlaufstelle in Deutschland. Der Berliner Ingo Levin publiziert für die größte deutschsprachige Basketball-Website die erste „advanced stats“-Datenbank zur Beko BBL. Auf Basis der Spieldaten der BBL ist inzwischen eine zweistellige Zahl an Kategorien entstanden. Abrufbar sind alle Daten über basketball.de sowie Levins Blog (www.korbrechnung.de).
Thorsten Leibenath: „Wir beschäftigen uns intensiv mit neuen Wegen der Leistungsmessung.“
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FEATURE
DIE WICHTIGSTEN NEUEN ZAHLEN: PLUS-MINUS-RATING (+/-): Die älteste erweiterte Statistik. Das Plus-Minus-Rating stellt fest, wie viele Punkte mehr oder weniger ein Team erzielt, wenn ein bestimmter Spieler auf dem Feld ist. Ulm’s finest: Chris Babb (+ 9,9 Punkte).
PACE (SPIELGESCHWINDIGKEIT): Ein Wert, der das Spieltempo eines Teams angibt. Konkret werden die Ballbesitze eines Teams gemessen. Liga-Spitze ist Hagen (77 Ballbesitze), am Langsamsten spielt Frankfurt (70).
OFFENSIV-/DEFENSIV-RATING: Wie viele Punkte erzielt bzw. kassiert ein Team auf 100 Ballbesitze hochgerechnet? Diese Frage beantworten Offensiv- und Defensiv-Rating. Der Vorteil: Schnell und langsam spielende Teams werden auf einen Nenner gebracht!
TRUE SHOOTING: In Ergänzung zur normalen Wurfquote wird der unterschiedliche Wert von Zweiern, Dreiern und Freiwürfen berücksichtigt. Das wertet etwa die Quote von Schützen auf, die oft per Dreier scoren. Auch hier heißt Ulms Bester Chris Babb (67,1 %TS).
ULMER HOT-SPOTS
VON WO TREFFEN DIE PROFIS VON RATIOPHARM ULM AM BESTEN? EIN BLICK AUF DIE HOT-SPOTS GIBT AUFSCHLUSS!
51,3%
46,8%
61,9%
70,6%
66,3%
47,1%
Wie Günther ist auch Babb von links fast „tödlich“. Chris‘ Hotspot: Die Ecke an der Grundlinie.
Von 25 Prozent (2008/09) zu über 42 in dieser Saison – Per’s Entwicklung zum Dreierkönner ist beeindruckend. Besonders heiß ist Günther vom linken Flügel.
Überraschung: Aug ist nicht nur am Korb eine Macht, sondern auch sicherster Ulmer Schütze aus der Halbdistanz.
Wenn Taylor den Turbo anschmeißt, gibt es kein Halten mehr. Beachtlich: als Rechtshänder schließt er besonders gut von links ab.
Die Zone ist Ter-RAY-torium: Kein Ulmer erzielt direkt am Korb mehr Punkte als Morgan!
Ulms Routinier erlebte einen toughen Saisonstart, trifft seit Dezember aber über 47 Prozent seiner Dreier von rechts.
CHRIS BABB
PER GÜNTHER
AUGUSTINE RUBIT
#24 TAYLOR
TAYLOR BRAUN
RAYMAR MORGAN
DA’SEAN BUTLER
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CY
CMY
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#08 RAY
#19 CHRIS #21 AUG
C
#17 DA’SEAN
#06 PER STAND: 25. SPIELTAG BEKO BBL / QUELLE: KORBRECHNUNG.DE
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TEXT: Martin Fünkele ¦ FOTOS: K1X, BBU
STREETBALL
S
treetball war schon immer da! Als 1911 die „Playground Basketball League” in New York gegründet wurde, war die NBA, die National Basketball Association, noch 35 Jahre von ihrer Entstehung entfernt. Die Geschichte des „Straßenbasketballs“ ist so eng mit der Historie des Spiels verwoben, das James Naismith 1882 in Springfield erfand, wie die Maschen eines Ballnetzes. Wusstet ihr, dass unter dem Dach des Madison Square Gardens – dem Sporttempel New Yorks – das Trikot von Dick McGuire hängt? McGuire ist ein ehemaliger Knicks-Spieler und Hall of Famer – vor allem aber ist er eine Streetball-Legende, die in den 40er Jahren des letzten Jahrhunderts die Courts von Queens dominiert hat. Die Straßen von New York brachten schon immer etwas andere Spieler hervor, die durch ihren Spielwitz, ihre Härte oder einfach durch ihren Style beeindruckten.
Von Queens unter das Hallendach des Madison Square Gardens
Earl „The Goat“ Manigault war einer dieser Typen. NBA-Ikone Kareem Abdul-Jabar nannte „The Goat“ einmal den „besten Spieler, gegen den ich je gespielt habe“. Wenngleich es Manigault nie in die NBA schaffte, wurde sein Leben 1996 mit OscarPreisträger Forrest Whitacker verfilmt (siehe Kasten S. 12). Oder Stephon Marbury. Der Point Guard, der in der NBA zum Millionär wurde, trainierte seinen Crossover auf den Blacktops in Coney Island. Was ist mit Jamal Crawford? In der NBA wurde er zweimal zum „besten 6. Mann gewählt“, auf dem Freiplatz ist „J Creezy“ dank seiner atemberaubenden Dribblings eine Ikone. Sie alle kommen von der Straße, sie alle hat der Streetball zu Stars gemacht. Auch für Marco Schlafke war und ist der Freiplatz ein wichtiger Teil seiner Karriere. Schlafke, der 2001 Mitglied der ersten BBU-Mannschaft war, sagt: „Auf der Straße lernst du dich durchzusetzen, hier kannst du an deinen individuellen Skills arbeiten.“ Schlafke, dem mit Bremerhaven 2005 der Aufstieg in die Basketball Bundesliga gelang, liebt das kreative Spiel unter freiem Himmel. Sobald im Frühsommer die Sonne an Kraft gewinnt und den Asphalt erwärmt, schnappt sich der Guard mit dem „krassen Handle“
Zum 15. Geburtstag kehrt BBU ’01 zu den Wurzeln des Basketballs zurück. Bei der Orange Street Battle geht es um Punkte, Dunks, Tricks und jede Menge Spass – um Streetball eben. SHORT FACTS SAVE THE DATE: Sa., 20. August 2016 MODUS: 3-gegen-3 auf einen Korb / bis 11 Punkte (max. 10 Minuten) / make it take it / Mädchen-Punkte zählen doppelt TEAMS: Max. 5 Personen / mixed KATEGORIEN: unter 12 Jahren / unter 16 Jahren / offene Kategorie / Partner & Sponsoren ANMELDUNG: demnächst unter ratiopharmulm.com SPASSFAKTOR: Dunking-Contest, Live Band, DJ LOCATION: Wiley-Gelände, Neu-Ulm
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Die „Streets of New York“ sind die Wiege des Streetballs und einiger NBA-Stars Pssst, nicht weitersagen! Per hat auch Street Credibility und ist als Gast bei der Orange Street Battle fest eingeplant.
Ein Ball, ein Court und Sonnenschein – mehr braucht der Streetballer nicht zum glücklich sein.
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STREETBALL
seine Sneaker und spielt draußen. Früher zockte er beim „HaLo“ in der Friedrichsau, heute auf den Courts in Stuttgart, wo er lebt und arbeitet. Wenngleich Schlafke schon im And1 Mixtape Team stand und auch schon in Köln die NBA Challenge gewonnen hat, ging es ihm nie nur um den Style und die Show. „Ich bin ein Basketballverrückter, der immer und überall gespielt hat. Und wenn im Sommer die Hallen zu waren, sind wir eben rausgegangen.“
„Auf der Strasse lernst du dich durchzusetzen“ Und am 20. August seid ihr dran! Wenn zum 15. Geburtstag von BBU ’01 die erste Orange Street Battle ausgetragen wird, erwartet euch ein 3-gegen-3-Turnier mit ganz viel Streetball-Feeling. Gespielt wird auf einen Korb, gefeiert wird zu Live-Musik und gejubelt nicht nur beim Dunking-Contest. Die Orange Street Battle soll ein Turnier für jeden sein – auch deshalb zählen Damen-Punkte doppelt. „Rund um das BBU-Jubiläum im August wollen wir ein Turnier anbieten, bei dem sowohl Kids, Könner als auch Partner ihren Spaß haben“, beschreibt Geschäftsführer Andreas Oettel den Grundgedanken. Wenn auf den Freiplätzen im Wiley-Park Ende August die Sonne auf den Asphalt brennt, der Schweiß die Trikots schwer werden lässt und aus einem Handwechsel ein Killer-Cross-Over wird, dann ist der Basketball dort, wo er herkommt: Auf der Straße und bei all denen, die ihn 24/7 lieben. Wenn es am 20. August Hunde und Katzen regnet? Dann werden wir trotzdem da sein, denn die Orange Street Battle ist nichts für Schönwetterspieler, sondern das erste legitime Streetball-Turnier Ulms seit einer gefühlten Ewigkeit. Word!
Nothing but net … okay, in dem Fall müsste man den Satz mit: „Alles, nur kein Netz“ übersetzen.
Streetball-Feeling
Um auch in der kalten Jahreszeit ein bisschen Sommer-Sonne-Streetball-Feeling aufkommen zu lassen, hier ein paar Empfehlungen.
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Soul in the Hole: Must see movie, um das Streetball-Lebensgefühl in den schwarzen Siedlungen der USA nachvollziehen zu können – feiner Soundtrack inklusive Wu-Tang Clan. Rebound: The Legend of Earl „The Goat" Manigault: Erzählt die wahre Geschichte des wahrscheinlich besten Basketballers, der nie in der NBA gespielt hat – inklusive Starbesetzung. White Man can’t jump: Klassiker mit Woody Harrelson und Wesley Snipes, den man sich vor jeder Streetball-Saison ansehen sollte – feinster Trashtalk!
BÜCHER
The Last Shot: Der Autor begleitet Stephon Marbury und drei seiner Mitschüler der Abraham Lincoln Highschool für ein Jahr hautnah. Erzählt wird von verlogenen College-Offerten, korrupten Agenten und der harten Schule auf den Courts von Coney Island. Heaven is a Playground: Das erste Playground-Buch entstand 1974, als der Autor für einen Zeitungsartikel ein paar Tage in Brooklyns Forster Park recherchierte. Aus Tagen wurden Monate und daraus eine genaue Beschreibung des komplexen Mikrokosmos’.
ONLINE
Einfach bei Twitter #ruckerpark eingeben und ihr findet umfassende Infos zu Amerikas bekanntestem Streetcourt, dem Rucker Park. Bei Youtube den Suchbegriff „And1 Mixtape“ platzieren und ihr seht stundenlang die irrsten Tricks, die man mit einem Basketball anstellen kann.
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INTERVIEW
#15 MATE FAZEKAS GEBURTSDATUM: 19.01.2000 GEBURTSORT: Győr (Ungarn) GRÖSSE: 2,09m POSITION: Center VORBILD: Demarcus Cousins LIEBLINGSSPIELER: Lebron James LIEBLINGSSNEAKERS: Nike LIEBLINGSFARBE: Orange LIEBLINGSSCHULFACH: Englisch AUSSER BASKETBALL MAG ICH: Zocken, Schuhe kaufen, Freunde treffen MOTTO: Never give up!
ZIEMLICH BESTE FREUNDE Der eine ist 209,5 und der andere 183 Zentimeter groß. Zusammen bilden sie als Center und Point Guard eines der effizientesten Duos in der Jugend Basketball Bundesliga. Und: Obwohl fast 30 Zentimeter zwischen ihnen liegen, sind Mate Fazekas und Tim Köpple abseits des Parketts ziemlich beste Freunde. Im Interview quatschen die beiden Nachwuchstalente über Stärken und Schwächen, gleiches Schuhwerk und das TOP4 im eigenen Wohnzimmer. Könnt ihr euch noch an euer erstes Aufeinandertreffen erinnern? Mate Fazekas: Nachdem Zoltan (Anm. d. Red.: Nagy; JBBL-Trainer) den Kontakt hergestellt hatte, war ich zwar im Dezember 2013 zum Einzeltraining in Ulm. Aber Tim habe ich dann erst einen Monat später zum ersten Mal gesehen, als feststand, dass Tims Familie mich als Gast für das erste halbe Jahr in Ulm aufnimmt. Tim Köpple: Die erste Begegnung fand über Skype statt, kurz nachdem meine Eltern mir erzählt hatten, dass wir Mate aufnehmen. Wir haben uns ‚Hallo‘ gesagt, uns gegenseitig unsere Zimmer und unsere Basketballposter gezeigt und dann eigentlich schon wieder aufgelegt – Mate konnte damals ja noch überhaupt kein Deutsch und auch kein Englisch.
So richtig einschätzen, was da auf euch zukommt, konntet ihr also noch nicht? T: Nein, überhaupt nicht. Das war schon eine komische Situation. Ich war ganz schön aufgeregt, bevor Mate dann hier in Ulm ankam. Man bekommt ja nicht jeden Tag einen neuen Bruder…
KENNENLERNEN VIA SKYPE Mate, welche Rolle spielten Tim und seine Familie für dein Einleben in der neuen Umgebung? M: Sie sind für mich wie eine zweite Familie. Nach sechs bis acht Wochen habe ich mich schon zuhause gefühlt – und mich allmählich getraut, Deutsch zu sprechen. Ich habe zwar von Beginn alles verstanden, was Tim erzählt hat, aber das mit dem Sprechen war sehr schwierig.
T: Ich habe einfach versucht, mit ihm ganz normal zu quatschen – ohne Rücksicht darauf, dass er noch kein Deutsch konnte. Deshalb hat es dann auch so schnell mit der Sprache geklappt. Es ist nicht gerade selbstverständlich, mit 14 Jahren aus dem Elternhaus in Ungarn auszuziehen, um nach Ulm zu kommen. Fremdes Land, fremde Sprache: Warum war dieser Schritt für dich der richtige? M: Hier in Ulm ist einfach alles perfekt. Mir werden hier tolle Entwicklungsmöglichkeiten geboten, wir haben eine tolle Trainingshalle und wenn es tatsächlich mal Richtung Profi-Karriere geht, hätte ich hier auch die Möglichkeit auf die Bundesliga. Dazu finde ich es klasse, dass ich endlich Deutsch lernen konnte und in der Schule bin ich aktuell auch schon dran, Englisch zu lernen.
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INTERVIEW: Julia Günter ¦ FOTOS: BBU, bildwerk89, Tobias Egle
#5 TIM KÖPPLE GEBURTSDATUM: 03.09.2000 GEBURTSORT: Ulm GRÖSSE: 1,83m POSITION: Point Guard VORBILD: Per Günther LIEBLINGSSPIELER: Lebron James LIEBLINGSSNEAKERS: Nike LIEBLINGSFARBE: Orange LIEBLINGSSCHULFACH: Sport & Englisch AUSSER BASKETBALL MAG ICH: Schuhe kaufen, mit Freunden abhängen MOTTO: Gib niemals auf!
Obwohl du noch zuhause wohnst, ist auch deine Investition in den Basketball riesig. Wie muss man sich den Alltag eines Basketball-Nachwuchstalentes hier in Ulm vorstellen? T: Zwischen 6 und 7 aufstehen, mit dem Bus in die Schule, zweimal pro Woche steht zwischen den Schulstunden Einzeltraining an, von der Schule geht es weiter ins Training, nach Hause, essen, noch etwas für die Schule tun und ab ins Bett. Man hat sich an diesen Alltag gewöhnt – ich kenne es eigentlich gar nicht anders. Und Zeit mit unseren Freunden verbringen wir eben, indem wir Basketball spielen. Wir machen das ja nicht, weil uns jemand dazu zwingt, sondern weil es uns Spaß macht.
„EINEN 2,10 METER-MANN HAT NICHT JEDER“ Seit Mate hier in Ulm ankam, steht ihr auch gemeinsam auf dem Parkett, harmoniert als Point Guard-Center-Duo wie kaum ein anderes und habt zusammen bereits die Deutsche U14-Vizemeisterschaft gewonnen. Mate, was sind Tims größte Stärken als Spielmacher?
(beide lachen) T: Sag’ bloß nichts Falsches, Mate! M: Tim ist einfach ein klasse Point Guard. Er ist ein unglaublicher Kämpfer, seine Defense ist mega und er spielt immer erst den Pass anstatt zu scoren. Und wenn er doch zum Korb zieht, macht er das perfekt. Von seinem Ehrgeiz und seiner Defense kann ich mir auf jeden Fall noch einiges abschauen. Und warum ist Mate unter dem Korb kaum zu stoppen, Tim? T: Ich bin schon ganz schön stolz auf ihn und wie er sich bei uns entwickelt hat. Wenn ich mich an die Anfangszeiten zurückerinnere – da dachte ich mir schon manchmal „Ohje, was soll nur aus ihm werden?“. Und jetzt freut es mich einfach, dass ich meinen Anteil an seiner bisherigen Entwicklung leisten und ihn motivieren konnte. Mittlerweile sehe ich, wie ehrgeizig er auf dem Parkett geworden ist. Ansonsten dominiert Mate ja sowieso alles unter dem Korb mit seinen Rebounds und seinen Punkten. Ganz schön cool, so einen 2,10 Meter-Mann hat ja auch nicht jeder im Team.
Apropos Größe: Ihr seid ja erst 15 bzw. 16 Jahre alt – da geht noch ein bisschen was, oder? M: 3 bis 5 Zentimeter gehen bei mir glaube ich schon noch. Und bei Timmi sind es bestimmt 30. (lacht) T: Naja, dass ich kein 2-Meter-Kind werde, ist mir klar. Und ich muss ja realistisch bleiben: Mein Papa ist auch nicht der Größte. Aber mit 1,86 Meter hätte ich in Deutschland als Point Guard schon ne ganz gute Größe. Und Per Günther habe ich schon eingeholt. (grinst)
„VON TIMS EHRGEIZ KANN ICH MIR NOCH EINIGES ABSCHAUEN!“ In der Jugend-Nationalmannschaft seid ihr auch schon aktiv – lauft aber getrennt auf: Tim für Deutschland – Mate für Ungarn. Eine ganz besondere Ehre? T: Auch wenn Mate und ich da für verschiedene Teams spielen, bleiben wir eigentlich immer in Kontakt und tauschen uns über die Spiele aus. Und da sind wir uns glaube ich einig: Es gibt nichts Geileres als für die Nationalmannschaft zu spielen. Wenn die Ulmer
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Saison im Sommer vorbei ist, gilt die volle Konzentration der Natio. M: Klar, wenn man die Möglichkeit hat, für sein eigenes Land zu spielen, dann muss man sie nutzen – und zwar gut nutzen. Im Ulmer Team muss ich die ganze Zeit Deutsch sprechen – wenn ich dann ab und zu bei der Nationalmannschaft in Ungarn bin, ist das immer eine tolle Abwechslung. Letztes Jahr war die U16-EM als jüngerer Jahrgang hart, da trifft man halt die ganzen anderen 2,12 und 2,15 Meter-Jungs, die körperlich schon ein bisschen weiter sind als ich. Dieses Jahr bin ich der ältere Jahrgang, da freue ich mich drauf (grinst).
PER GÜNTHER SCHON EINGEHOLT Apropos Ungarn: Das letzte Silvester habt ihr gemeinsam in Mates Heimat gefeiert. Wie kam es dazu? M: Wir hatten das schon länger geplant, dass Tim auch einmal mit nach Ungarn kommt. Und dann war Silvester eine gute Gelegenheit, um mit meiner Familie in Györ zu feiern und einen Ausflug nach Budapest zu machen. T: Da konnte ich mich richtig gut in Mates Anfangszeit in Deutschland hineinversetzen. Das ist schon hart, wenn du einfach gar niemanden verstehst. Zum Glück sprechen Mate und seine Eltern richtig gut Deutsch – da habe ich mich gar nicht fremd gefühlt. Geht es bei euch eigentlich 24/7 nur um Basketball? T: Es gibt eigentlich nichts, über was wir nicht reden. Natürlich steht Basketball im Mittelpunkt, aber es geht auch um Schule, Mädels und alles andere. Bevor Mate jetzt vor kurzem in den Grünen Winkel (Anm. d. Red.: Jugendhaus der ratiopharm akademie) gezogen ist, hat Mates Gastfamilie ganz in der Nähe gewohnt. Da haben wir uns eigentlich immer montags auf einer Bank ganz oben auf dem Eselsberg getroffen, um einfach nur zu quatschen.
DIE LIEBE ZUM BASKETBALL ALS GRÖSSTE GEMEINSAMKEIT M: Und das Zocken auf der Playstation hat mir Timmi beigebracht. Mindestens einmal im Monat treffen wir uns entweder im Grünen Winkel oder bei Tim, um die ganze Nacht Basketball oder Madden zu zocken. T: Aber da kann Mate noch einiges von mir lernen. Da ist das Real-Duell auf jeden Fall ausgeglichener als auf der Playstation …
In der Zone kaum zu halten: Mit längst über 2 Metern Körpergröße gehört Mate Fazekas zum Längsten, was die JBBL zu bieten hat.
Was die Körpergröße angeht, trennen euch fast 30 Zentimeter voneinander. Aber welche Dinge verbinden euch? (beide denken nach und schauen sich gegenseitig an) M: Wir sind einfach gleich. T: Ja, irgendwie schon – außer der Körpergröße gibt es eigentlich nichts, was uns wirklich trennt. Vielleicht noch die Intelligenz, ab 2 Meter lässt die einfach nach… (beide lachen) Die größte Gemeinsamkeit ist natürlich die Liebe zum Basketball und dass wir beide wohl ein ganz gutes Talent dafür haben. Wir haben sogar die gleichen Basketball-Schuhe, mit jeweils beiden Namen drin. Und dass dann auch noch unsere Eltern jeweils Peter und Susanne heißen, ist schon ein witziger Zufall … M: Es ist jetzt zwei Jahre her, dass ich nach Ulm gekommen bin, aber es kommt mir so vor, als würden wir uns schon seit unserer Geburt kennen.
Ihr seid also eigentlich wie Brüder … Tim: Auf jeden Fall. Wobei ich sagen muss, dass sich das erst so entwickelt hat, als Mate nach dem ersten halben Jahr zu seiner Gastfamilie gezogen ist. Aber ist schon Wahnsinn: Von heute auf morgen wurden wir in ein Haus gesteckt und mussten uns quasi verstehen. Das hat ja zum Glück gut geklappt und mit der Zeit hat sich daraus eine richtig gute Freundschaft entwickelt.
„WENN TIM ZUM DRIBBLING ANSETZT, WEISS ICH BESCHEID“ Ist diese Freundschaft auch die perfekte Grundlage dafür, dass ihr auf dem Parkett harmoniert? M: Wir wissen eigentlich immer genau, was der andere macht. Wenn Tim zum Dribbling ansetzt, kann ich sofort vorhersagen, was er machen wird. T: Wir kennen unsere Spielstile. Obwohl natürlich nicht immer alles perfekt läuft.
ORANGE ZONE 2015/16 # 3
Es kommt schon vor, dass wir uns auf dem Feld mal gegenseitig anschreien, aber das gehört dazu. In dieser Saison steuert ihr bisher ohne Niederlage auf die JBBL-Playoffs zu. Warum läuft es in dieser Saison besonders rund? M: Der Kern dieses Teams spielt seit vier Jahren zusammen. T: Zoltan pusht uns ohne Ende; er will, dass wir immer 100 Prozent geben. Und das macht unsere Mannschaft auch aus: Wenn ich uns mit anderen Teams vergleiche, sind wir diejenigen, die als letztes aufgeben. So ist das aber eigentlich seit ich hier mit Basketball angefangen habe: Es gab viele Spiele, die wir nur durch unsere kämpferische Leistung gewonnen haben.
„WIR HABEN NOCH NICHT ALLES GEZEIGT, WAS IN UNS STECKT“ Erst kürzlich wurde verkündet, dass das NBBL / JBBL TOP4 im Mai in der Kuhberghalle stattfinden wird (alle Infos ab Seite 34). Träumt ihr vom Meisterschaftsfinale im eigenen Wohnzimmer? T: Auf jeden Fall! Zoltan arbeitet mit uns
in jedem Training auf das große Ziel hin. Er ist überzeugt: wenn wir unsere Leistung abrufen, dann schaffen wir das. Ich glaube, dass wir bisher noch nie alles gezeigt haben, was wirklich in uns steckt. Da können wir schon nochmal 10 bis 20 Prozent drauflegen, wenn es in den Playoffs ernst wird.
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auf einem ganz guten Weg, aber wir sind ja erst 15 und 16 Jahre alt und es kann noch so viel passieren. Aber einen großen Traum muss man ja haben. Und den werden wir beide auch nicht so schnell aufgeben. (Mate nickt zustimmend)
M: Zoltan will das mit einer Art positivem Druck aus uns herauskitzeln. Sodass wir uns in den Playoffs nicht in die Hose machen. Was spielt es für euch für eine Rolle, dass das NBBL-Team mit euch quasi im Gleichschritt agiert und ebenso vom TOP4 träumt? M: Wir pushen uns gegenseitig. Wenn wir hören, dass die NBBL gewonnen hat, dann sagen wir uns, dass wir auch unbedingt gewinnen müssen, um wieder gleichzuziehen. T: Zusammen mit dem NBBL-Team beim TOP4 in der eigenen Halle – das wär schon geil … Okay, das Saisonziel ist das TOP4. Aber was sind eure großen Träume? T: Irgendwann mit Basketball mein Geld zu verdienen. Gerade sind wir da denke ich
Wo ein Wille ist ... Spielmacher Tim Köpple gibt im Spiel immer 100 Prozent.
TOP4 IN ULM, DIE ZWEITE! Zwei Jahre ist es her, dass rund um das Beko BBL Top Four in der ratiopharm arena ein zweitägiges Basketball-Fest gefeiert wurde. Bald ist die Zeit für eine Neuauflage gekommen: In der Ulmer Kuhberghalle will BBU ’01 am 21. und 22. Mai mit dem NBBL / JBBL TOP4 eine ebenso hochklassige Basketball-Veranstaltung auf die Beine stellen – diesmal gilt die volle Aufmerksamkeit aber den besten Nachwuchs-Basketballern der Republik. Hinter dem NBBL / JBBL TOP4 verbirgt sich die Endrunde der jeweils vier besten Mannschaften der Nachwuchs Basketball Bundesliga (NBBL) und der Jugend Basketball Bundesliga (JBBL) – die jeweilige Beletage Deutschlands in den Altersklassen U19 und U16. Bei der Premiere des Turniers 2007 hatte einst ein gewisser Per Günther mit Hagen die deutsche Vizemeisterschaft errungen (siehe TOP4 History). Dass Deutschlands Nachwuchs-Basketball-Elite zehn Jahre später zum ersten Mal Halt in der Donaustadt macht, kommentiert BBU ’01 Geschäftsführer Dr. Thomas Stoll so: „Mittlerweile kann man ohne Übertreibung sagen, dass wir im Jugendbereich zu den vier Top-Organisationen in Deutschland gehören. So ist die Ausrichtung des NBBL / JBBL TOP4 eine große Anerkennung für die jahrelange Arbeit, die viele ehrenamtliche Trainer und Helfer zugunsten der Jugend in den Verein stecken.“ Und tatsächlich bildet das TOP4 einen weiteren Meilenstein in der Erfolgsgeschichte des Ulmer Nachwuchs-Basketballs: 2006 gestartet mit 4 gemeldeten Mannschaften, zählen zu BBU ’01 mittlerweile 27 Teams, die sich von der U10 bis in die Herren-Regionalliga im Spielbetrieb befinden. Dazu gesellen sich 25 Basketball-AGs, die an den Grundschulen der Region Ulm/Neu-Ulm von BBU ‘01 betreut werden. An der Spitze einer breiten Basis stehen die beiden Leistungsteams in der Jugend und Nachwuchs Basketball Bundesliga, die in diesem Frühling die große Chance haben, den bisher größten Erfolg in die Geschichtsbücher einzutragen: Es winkt das Finale im eigenen Wohnzimmer – was den erstmaligen Einzug einer Ulmer Mannschaft ins NBBL / JBBL TOP4 bedeuten würde. „Für unsere beiden Teams ist die Nachricht von der Austragung des TOP4 ein riesiger Ansporn und gleichzeitig ein Statement, dass wir zu 100 Prozent an sie glauben“, sagt Artur Kolodziejski, Leiter der Ulmer Nachwuchsabteilung mit Blick auf den bisherigen Saisonverlauf, der durchaus hoffnungsvoll stimmt (siehe Road to TOP4).
In der Kuhberghalle werden am Samstag (21. Mai) je zwei Halbfinal-Partien ausgetragen, bevor am Sonntag (22. Mai) in den beiden Endspielen um die Deutsche Meisterschaft gekämpft wird. Rund um das TOP4 finden außerdem eine Coach Clinic und die Auszeichnungen der wertvollsten Spieler beider Ligen statt. Ob des zweitägigen Großevents verrät Kolodziejski: „Es macht uns stolz, dass Ulm an diesem Wochenende den Mittelpunkt des deutschen Nachwuchsbasketballs bildet. Mithilfe der gesamten BBU-Familie wollen wir eine rundum gelungene Veranstaltung auf die Beine stellen.“
AB 21. MÄRZ TICKETS SICHERN! Wer sich das beste deutsche Jugendturnier nicht entgehen lassen und den Gastgeber in der Kuhberghalle würdig vertreten will, der sollte ab 21. März (12 Uhr) zuschlagen – schließlich erhält man auf alle WochenendTickets 25 Prozent Rabatt; Sitzplätze für beide Tage und insgesamt sechs hochklassige Spiele gibt es so bereits für günstige 12 Euro. Und Mitglieder von BBU ’01 sparen gleich doppelt: In der Early-Bird-Phase gibt es bis 3. April nämlich noch einmal 20 Prozent oben drauf.
Tickets: shop.bbu01.com
TEXT: Julia Günter ¦ FOTOS: Fischer, Egle, Kutzschmar, Unverferth
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RATIOPHARM AKADEMIE
Zeitplan Freitag, 20. Mai 2016 Anreisetag / Get together Samstag, 21. Mai 2016 12.30 Uhr JBBL-Halbfinale 1 15.00 Uhr JBBL-Halbfinale 2 17.30 Uhr NBBL-Halbfinale 1 20.00 Uhr NBBL-Halbfinale 2
TOP4 History Das NBBL TOP4 wurde im Jahr 2007 in Paderborn unmittelbar nach der Gründung der Nachwuchs Basketball Bundesliga ins Leben gerufen. Prominenter Premieren-Teilnehmer: Per Günther, der Phoenix Hagen als Spielmacher ein Jahr vor dem Wechsel nach Ulm bis ins Finale um die Deutsche U19-Meisterschaft führte. Zum ersten wertvollsten Spieler der NBBL wurde damals übrigens ein gewisser Philipp Schwethelm gekürt, der seiner Zeit bei den Köln 99ers gemeinsam mit dem jetzigen deutschen NBA-Center Tibor Pleiss (Utah Jazz) das Herzstück bildete. Nach der Premiere in Paderborn folgten Langen, Berlin, Bamberg (2x), Ludwigsburg – dort wurde Daniel Theis 2011 zum NBBL-MVP gekürt –, Hagen (2x) und Quakenbrück als weitere Ausrichter des Turniers, das seit 2010 als Doppel-Veranstaltung für NBBL und JBBL ausgetragen wird. Apropos Doppel: Im Jahr 2012 feierten zwei heutige Ulmer einen doppelten Erfolg: Während Zoltan Nagy (damals Nördlingen) als JBBLTrainer des Jahres ausgezeichnet wurde, kürte die JBBL seinen Schützling Joschka Ferner zum MVP. In Ferners jetziger Heimat werden im Mai nun die Nachfolger der amtierenden Deutschen Meister FC Bayern München (NBBL) und BBA Porsche Ludwigsburg (JBBL) gesucht.
Sonntag, 22. Mai 2016 11.00 Uhr Finale um die Deutsche U16-Meisterschaft 13.30 Uhr Finale um die Deutsche U19-Meisterschaft
ROAD TO TOP4: DAS PLAYOFF-BRACKET
ULM
SIEGER
SIEGER
SIEGER
SIEGER
So könnte der Weg der Ulmer Mannschaften ins NBBL- und JBBL-Finale im eigenen Wohnzimmer gezeichnet sein.
NBBL/JBBL TOP4 Kuhberghalle Ulm 21./22. Mai HALBFINALE Gelost
FINALE
HALBFINALE Gelost
Alle Infos zu den Playoff-Gegnern und zur Uuulmer Road to TOP4 immer unter ratiopharmakademie.com & auf facebook.com/ratiopharmakademie
SIEGER
SIEGER
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SIEGER
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RATIOPHARM AKADEMIE
ROAD TO TOP4: JBBL
HIER SPRICHT DER HEAD COACH
ROAD TO TOP4: NBBL
HIER SPRICHT DER HEAD COACH
Ohne Fehl und Tadel – so könnte die Überschrift über dem bisherigen Saisonverlauf der ratiopharm akademie JBBL-Mannschaft lauten. Mit einer weißen Weste (13 Siege in Folge) sicherte sich das Team rund um das effektivste Duo der JBBL, Tim Köpple und Mate Fazekas (Interview siehe S. 30), bereits drei Spieltage vor Ende der regulären Saison die Pole Position der Hauptrunden-Gruppe 4. Auch Topteams wie der FC Bayern München oder JBBL-Titelverteidiger Ludwigsburg bildeten auf dem Ulmer Weg in die Playoffs keine Stolpersteine. Damit geht die Nagy-Truppe als einer der TOP4-Favoriten in die am 3. April beginnende Postseason, in der es dann allerdings noch zwei schwere Aufgaben zu bestehen gilt: Erst nach dem Überstehen von Achtel- und Viertelfinale winkt das Finalwochenende im eigenen Wohnzimmer.
Eine sehr überzeugende Hauptrunde liegt hinter dem Team von Head Coach Danny Jansson, das sich in 14 Partien nur 2 bedeutungslose Niederlagen erlaubte, als der erste Rang in der Division Südwest bereits gesichert war. So geht Ulm, angeführt von David Krämer, Marvin Omuvwie und Till Pape (zusammen 48,5 Punkte pro Spiel) und Top-Rebounder Bernhard Benke (9,4 Rebounds), mit viel Selbstvertrauen in die NBBL Playoffs. Über die Zwischenstationen Achtel- und Viertelfinale könnte der erstmalige Einzug einer Ulmer Mannschaft in das NBBL TOP4 gelingen. In der Runde der besten 16 Teams Deutschlands trifft Südwest-Spitzenreiter Ulm dabei ab dem 20. März auf Chemnitz, den Vierten des Südostens. Bei einem Erfolg gegen die Sachsen winkt im Viertelfinale dann entweder das erneute Derby gegen Tübingen oder das schwäbisch-bayerische Duell gegen die IBA München (IBAM).
Zoltan Nagy: „Wir haben uns in der regulären Saison durch starke Leistungen eine komfortable Situation erarbeitet. Gleichzeitig aber habe ich jede Menge Schrecksekunden erlebt, die aufzeigen, an welchen Stellen wir im Training noch hart arbeiten müssen. In den Playoffs gilt es, mentale Stärke und Charakter zu zeigen. Wir müssen als Team ans Limit gehen – das war auch im bisherigen Saisonverlauf unser größtes Plus. Wenn uns das gelingt, dann haben wir die einmalige Chance, eine bereits gelungene Saison mit dem TOP4 in der Kuhberghalle zu krönen.“
Danny Jansson: „Das TOP4 ist ein großer Traum für uns alle – für das JBBL-Team, unsere Mannschaft und die gesamte Ulmer Nachwuchsabteilung. Natürlich ist dieser Traum, der dazu noch in der eigenen Halle stattfindet, ein wahnsinniger Ansporn für die Playoffs. Mit Chemnitz erwartet uns im Achtelfinale aber keine leichte Aufgabe – nicht zuletzt wegen einer kräftezehrenden Anfahrt. Im Vergleich zur Hauptrunde müssen wir in den Playoffs noch konstanter und disziplinierter agieren und unsere Stärken ausspielen: Mit unserer Vielseitigkeit und der Dominanz beim Rebounding haben wir zwei Asse im Ärmel.“
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TEXT: Joshua Wiedmann ¦ FOTO: Volkmar Könneke
HISTORY
Alon Stein
BIG GAME ALON
Alon Stein spielte nur ein Jahr in Ulm, blieb Fans und Verantwortlichen aber trotzdem in Erinnerung – als eiskalter Schütze und Meister der Marotten.
Alon Stein wusste, auf was er sich einließ. Als im Sommer 2002 ein Angebot aus Ulm in seinem Postfach lag, war ihm klar: Das ist es. Dabei hatte Stein, damals 23 Jahre jung, zuvor nie außerhalb seiner israelischen Heimat gespielt. Doch Ulm, dieser Name hatte sich bei Stein festgebrannt seit einem Kurztrip an die Donau im September 1997. Im Saporta-Cup war das gewesen, Stein hatte für Hapoel Elyon gespielt und beim Vorrunden-Auftakt in Ulm sein EuroDebüt gegeben. Womöglich blieb ihm auch deshalb die Reise nach Schwaben und das Erlebnis Kuhberghalle in besonderer Erinnerung: „Dass die Zuschauer so nah am Spielfeld sitzen – das hatte ich noch nie erlebt. Die Atmosphäre war fantastisch“, beschreibt Stein den Hallo-Wach-Moment. Auf den Tag genau fünf Jahre später setzte der Deutsch-Israeli sein Kürzel unter einen 1-Jahres-Vertrag in Ulm. Es sollte das einzige Jahr bleiben. Im Sommer 2002 zog der Point Guard weiter. Was blieb, waren ein dritter Platz in der 2. Liga und 17,1 Punkte pro Spiel – kein Material, aus dem Legenden gemacht sind. Und doch blieb Stein im kollektiven Basketball-Gedächtnis Ulms. „Alon war ein faszinierender Typ, ausgezeichneter Schütze und im besten Sinne Basketball-besessen“, sagt sein damaliger Mitspieler Artur Kolodziejski. Dabei fiel der 1,87-Meter-Mann nicht durch äußerliche Attribute auf. Stein spielte mit Köpfchen und einer Gleichmütigkeit, die unterkühlt wirken konnte – doch in wichtigen Momenten war sie seine größte Stärke. Landesrivale Tübingen schoss er an seinem Geburtstag mit 28 Punkten fast im Alleingang ab; „stone-cold“ eben. Auftritte wie dieser machten den Spielmacher zu einem der ersten Fanlieblinge der BBU-Geschichte. Stein war aber auch ein Exot im Ulmer Team, einer, der meist für sich blieb und doch auffiel. Auf nächtlichen Bus-Reisen schlief der Guard stets im Mittelgang, und an Spieltagen nahm Stein immer zu einer festen Uhrzeit dieselbe Mahlzeit zu sich: Hühnchen mit Reis – komme, was wolle. „Er hatte auf die Sekunde genau durchgetaktete Rituale“, berichtet Artur Kolodziejski, der Stein nichtsdestotrotz einen „sympathischen Kauz“ nennt. Auch Manager Dr. Thomas Stoll sah angesichts von Steins Fähigkeiten gern über dessen Marotten hinweg: „Alon war damals sicher einer der talentiertesten Spieler in der Zweiten Liga.“ Der Durchbruch gelang Stein aber erst spät. Nach seinem Engagement in Ulm tingelte er durch Deutschland, die Schweiz, Holland und Israel; nur in
Bremerhaven (2004 – 2006) blieb er länger als ein Jahr. Als sich Steins Karriere im Sommer 2011 schon gen Ende neigte, rief David Blatt bei ihm an. „Er bot mir an, mit seinem Team zu trainieren, bis sich etwas ergeben sollte“, erinnert sich Stein. Blatts Team: das war Maccabi Tel Aviv, der israelische Serienmeister und ein Big Player in Europa. Eigentlich eine Nummer zu groß für Stein. Dort trainierte er zum Nulltarif mit dem Euroligisten mit, blieb bis Saisonende und wurde schließlich mit einigen Kurzeinsätzen belohnt. Noch wichtiger aber: Der Veteran wuchs in die Rolle eines Assistenz-Trainers hinein. Als im Jahr darauf ein Platz im Coaching-Staff von Blatt frei wurde, rückte Stein auch formell auf – genau zur rechten Zeit: Maccabi spielte eine denkwürdige Saison 2013/14, die vom Tripel und dem Gewinn der Euroleague in Mailand gekrönt wurde. „Es kam alles zusammen: Talent, Teamgeist und eine große Portion Glück“, erinnert sich Stein an ein „märchenhaftes Jahr“. Bei allen Erfolgen hat er den Draht nach Deutschland nie verloren. Schon deshalb nicht, weil sein Opa bei Dortmund lebt – ihm hat Stein seinen deutschen Pass zu verdanken. Mit Ex-Teammate Tobias Waitzinger steht er in regelmäßigem Austausch, mit einigen Ulmer Fans ist er bis heute gut befreundet. Über die Entwicklung des Basketballs in Ulm freut sich Stein sehr: „Die Stadt und die Fans haben den Erfolg verdient.“ Und vielleicht kehrt er demnächst zurück – als Gast und Gegner. Im vergangenen Sommer endete sein Engagement in Tel Aviv, jetzt sieht sich Stein nach einem neuen Job um – und hat eine klare Präferenz: „Ich würde gern in Deutschland arbeiten.“
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