OrangeZone.Magazin #1 2016/17

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2016/17#1 2015/16#2

Interviews Tim Ohlbrecht Karsten Tadda Portrait Braydon Hobbs

guess who's back!

History 15 Jahre BBU ‘01 Das erste Jugendteam

Orange Bike das Fanfahrrad Eurocup NBA-Allstar Amar’e Stoudemire in Ulm


s d n a h Deutsc

e t s e t b e i e b e i r e S

5 Jahre in Folge die Nr. 1 bei den Lesern der AutoBild

*6 Jahre in Folge die Nr. 1 bei den Lesern der auto motor und sport

5 Jahre in Folge die Nr. 1 bei den Lesern der Motor Klassik

*6 Jahre in Folge die Nr. 1 bei den Lesern der Auto Zeitung

TOP MARKE 2016

Ausgabe 06/2016

Ausgabe 06/2016

2016

KATEGORIE Schmierstoffe

Ausgabe 07/2016

Ausgabe 13/2016

LESERWAHL

BEST BRAND

Made in Germany seit 1957


TITELBILD: Ulli Schlieper GESTALTUNG: Agentur HALMA

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ORANGE ZONE 2016/17 # 1

15 JAHRE BBU ’01 – UND EIN BUCH! Wir haben lange überlegt, wie wir das Baby nennen sollten. Ist es eine Chronik, ein Bilderbuch, ein Rückblick? Von 2001 bis 2016 – 15 bewegende Basketballjahre in Ulm und um Ulm herum … Das ist ja noch nicht die Welt, aber es ist unser Fundament, unsere Geschichte. Deshalb haben wir uns dazu entschieden, das 84 Seiten dicke Buch „Das war erst der Anfang – 15 Jahre Clubgeschichte“ zu nennen. Und ich denke, das trifft es ganz gut. Wir sind sicher noch weit davon entfernt, ein Traditionsclub wie ALBA Berlin oder ein Urgestein wie Gießen zu sein, denn wir stehen 15 Jahre nach unserer Gründung am 17. August 2001 ja erst am Anfang unserer Historie. Das Beste kommt noch, da bin ich mir sicher. Dennoch haben wir in diesen 15 Spielzeiten – zehn davon in der Basketball Bundesliga – gemeinsam mit unseren Partnern und Fans viel erlebt und vorzuweisen. Die zwei Vizemeisterschaften sowie die zwei Pokalfinals sind nur die offensichtlichsten Erfolge. Unvergessen bleibt auch der Aufstieg 2006, die finale Entscheidung für

den Bau der ratiopharm arena 2009 oder unsere erste Top Four Teilnahme in Bonn mit ihrer epischen Niederlage im Halbfinale gegen Bamberg. Es ist an der Zeit, all diese großen und kleinen Geschichten zwischen zwei Buchdeckeln festzuhalten. Denn unsere schnelllebige Zeit vergisst rasch – im Sportbusiness reicht die Erinnerung häufig nur bis zum letzten Spiel. Doch so sehr wir uns als dynamischer Club dem Zeitgeist anpassen und insbesondere in diesem Sommer die Weichen für die „digitale Revolution“ gestellt haben, so sehr wissen wir um die Bedeutung unserer Wurzeln. Nicht erst seit der intensiven Beschäftigung mit dem Großprojekt OrangeCampus weiß ich, wie wichtig ein solides Fundament ist. Und das haben wir in Ulm und Neu-Ulm – das haben wir in den vergangenen 15 Jahren gezeigt. Deshalb freue ich mich umso mehr auf die kommenden 15 Jahre – und ganz besonders auf das erste Heimspiel der Saison 2016/17 am 1. Oktober!

04 KLICK Die zweite Vizemeisterschaft! Oder die Bedeutung von 0,3 Sekunden. 06 KLICK Big Point für den OrangeCampus – der Bauantrag ist eingereicht! 08 FASTBREAK NBA-Allstar Amar’e Stoudemire in Ulm, Orange Numbers, Unterm Radar, Liebe oder Spiel Hochzeitsspecial, Orange Bike.

12 INTERVIEW Deshalb kehrt Tim Ohlbrecht das erste Mal zu einem Club zurück. 18 BRAYDON HOBBS „Der GlücklichMacher“! Warum der neue Ulmer Point Guard jedes Team besser macht. 22 INTERVIEW Neuzugang Karsten Tadda über seinen Rollenwechsel in Gießen, seinen schönsten Meistertitel mit Bamberg und seine Ambitionen in Ulm.

IMPRESSUM Herausgeber OrangeZone GmbH Lessingstraße 10c 89231 Neu-Ulm info@orangezone.eu

WHAT’S INSIDE 03 EDITORIAL Inhalt

Ihr Andreas Oettel

26 NACHWUCHS Ein Team und seine Geschichte. Was aus der ersten Nachwuchsmannschaft von BBU ’01 geworden ist.

32 15 JAHRE BBU ’01 Ein Club feiert Geburtstag! Ein emotionaler Rückblick auf 15 Jahre Basketball in Ulm und Ulm herum.

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Redaktion Martin Fünkele Tel. 07 31 . 1 59 29 99 - 40 fuenkele@bbu01.com Julia Günter guenter@bbu01.com Joshua Wiedmann wiedmann@bbu01.com Mitarbeiter dieser Ausgabe: Florian Eisebitt, André Voigt, Judit Dippold Grafik HALMA GmbH & Co. KG Agentur für Werbung Pfarrer-Weiß-Weg 16 89077 Ulm, Tel. 07 31.1 40 36 - 0 www.agentur-halma.de info@agentur-halma.de Druck le ROUX Druckerei Daimlerstraße 4 – 6 D-89155 Erbach www.leroux.de info@leroux.de


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KLICK

EIN MOMENT FÜR DIE EWIGKEIT Am 31. Mai 2016 um 21.26 Uhr brechen alle Dämme: Zum zweiten Mal steht ratiopharm ulm in den Finals um die deutsche Meisterschaft! Es ist ein Moment, der zwischen den Extremen erlebt wird. Zwischen purer Erleichterung – weil Frankfurt beim 73:72 fast noch den Party-Crasher gegeben hätte –, totaler Erschöpfung (wie bei Per Günther) und absoluter Ekstase. Ekstase, die Geschäftsführer Dr. Thomas Stoll ins Gesicht geschrieben ist und die Extreme der vergangenen 10 Monate widerspiegelt.

DER CLIFFHANGER

Einwurf Frankfurt an der Mittellinie, noch 0,3 Sekunden auf der Uhr. 6.200 Menschen halten den Atem an. Jordan Theodor bedient Mike Morrison, der Ball berührt den Ring, landet dann aber in den Händen von Chris Babb. Game Over.

DIE VORGESCHICHTE

Der Saisonstart misslingt, nach 2-7 Siegen rücken die Playoffs in weite Ferne. „Wir kamen von ganz unten. Das macht diese Finalteilnahme ungleich emotionaler als die 2012“, sagt BBU-Geschäftsführer Andreas Oettel.

HISTORISCHES SCHICKSAL

Was beide Endspiel-Teilnahmen verbindet: auch 2016 scheitert Ulm letztlich mit 0-3 an einem Bamberger Team, das zu seiner Zeit als bestes der BBL-Historie geadelt wird.

NOCH MEHR MAGISCHE MOMENTE AUS 15 JAHREN BBU ’01 FINDEN SIE IM JUBILÄUMSBUCH. Siehe S. 38


FOTO: Alexander Fischer


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KLICK

BIG POINT FÜR DEN ORANGECAMPUS 75 Seiten stark plus zehn detaillierte Pläne und das in fünffacher Ausfertigung, so sieht das Paket aus, das Andreas Oettel am 28. Juli 2016 um 9 Uhr auf dem NeuUlmer Rathaus bei Oberbürgermeister Gerold Noerenberg (Bild Mitte) persönlich abgibt. Nüchtern betrachtet handelt es sich dabei lediglich um den Bauantrag inklusive eines amtlichen Lageplans, Flächenberechnungen und unterschiedlichster Ansichten des Gebäudekomplexes, den BBU ’01 auf dem ehemaligen Donaubadgelände errichten möchte.

DIE BEDEUTUNG

„Das ist ein weiterer, sehr wichtiger Schritt für den OrangeCampus“, erklärt Gerold Noerenberg. Und der Neu-Ulmer OB ergänzt: „Ich bin optimistisch, dass wir bald den Spatenstich realisieren können.“

DIE DETAILS

Wie weit BBU ’01 mit seinen Vorbereitungen schon jetzt ist, zeigt ein Blick in die von Generalplaner Scherr + Klimke angefertigten Pläne. Neben unterschiedlichsten Ansichten des OrangeCampus enthält der Bauantrag weitere Details wie ein Schallschutzgutachten und ein Entwässerungsgesuch.

DIE BOTSCHAFT

„Wir stehen in den Startlöchern“, sagt BBU ’01 Geschäftsführer Andreas Oettel, der gemeinsam mit Wolfgang Klimke (Bild rechts) seit über einem Jahr die Realisierung des OrangeCampus vorbereitet. „Jetzt sind die Städte gefragt. Sie beeinflussen maßgeblich, ob das für alle Bürger der Region relevante Bauvorhaben so umgesetzt werden kann, wie wir es planen.“


FOTO: Alexander Fischer


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FOTOS: Schwethelm, Fischer, privat

FASTBREAK

WIN

ORANGE NUMBERS HISTORY SPECIAL

2 1 135 64 36 ,13

METER – DAMIT WAR BRIAN CUSWORTH IN DER SAISON 2012/13 DER GRÖSSTE ULMER ALLER ZEITEN.

,78

METER MASS SHAHEEN HOLLOWAY (2005/06), DER KLEINSTE ULMER DER GESCHICHTE.

IHR WOLLT NOCH TIEFER IN DIE STATISTIKEN SEIT 2001 EINTAUCHEN? DANN EMPFEHLEN WIR EUCH DEN INFOFLIP „15 JAHRE RATIOPHARM ULM“ ERHÄLTLICH IM FANSHOP FÜR 6,95 EURO.

KILOGRAMM BRACHTE JOHN BRYANT IN SEINER ERSTEN SAISON AUF DIE WAAGE; SCHWERER WAR KEINER.

KILO WOG FEDERGEWICHT YANN SAUTER, DER 2008 EINMAL FÜR ULM AUFLIEF.

JAHRE UND 289 TAGE WAR DENNIS WOOLFOLK ALT, ALS ER 2004 DAS ERSTE MAL DAS ULMER TRIKOT TRUG.

UNVERGESSLICHE MOMENTE 15 Jahre Ulmer Basketball-Historie ausgebreitet auf 84 Seiten, bebildert mit 201 teilweise unveröffentlichten Fotos – so die Kurzbeschreibung des ersten Buchprojektes, das wir als Agentur HALMA für BBU ’01 gestaltet haben. Wenngleich wir erst fünf dieser 15 Jahre partnerschaftlich erlebt haben, hat uns das Buch „Das war erst der Anfang – 15 Jahre Clubgeschichte“ tief bewegt. Die magischen Momente der jüngeren Vergangenheit – wie das Top Four Wochenende 2014 – oder die unvergesslichen Augenblicke der früheren Jahre – wie der Buzzer-Beater von Emeka in Oldenburg 2007 – haben wir bei HALMA mittlerweile alle verinnerlicht. Wir sind gespannt darauf, wie euch das Buch gefällt. Schreibt uns euren „unvergesslichen Moment“ aus 15 Jahren BBU-Geschichte an info@agentur-halma.de. Unter allen Einsendungen verlosen wir fünf von Per Günther handsignierte Bücher. Einsendeschluss ist der 31. Oktober 2016.

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SPECIAL

ODER

HOCHZEITS

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So muss das sein: Leonie kennt ihren Per – sie sind ja auch schon lange genug zusammen – in- und auswendig. Allerdings schätzt sie ihren Gatten in einem Punkt falsch ein: Die getwitterte Version (Manuel Neuers Parade) ist nicht immer wahr. Pers emotionalster Moment war, als er seine Herzdame das erste Mal im Brautkleid gesehen hat. In einem Punkt glauben wir Per allerdings nicht: Das Spargel-Risotto war sicher lecker… nachhaltigeren Eindruck hat aber der Sliwowitz gemacht – deshalb geht der Punkt an Phil!

Seit dem 1. Juli ist es amtlich: Per und Leonie sind verheiratet, also offiziell ein Paar. Doch wie hat unser Kapitän die Hochzeit selbst erlebt? Wir haben nachgefragt, bei der Braut und bei Philipp Schwethelm. Das Prinzip ist einfach: Jede richtige Antwort zählt 3 Punkte. LIEBE ODER SPIEL

Per

Leonie

Phil

Emotionalster Moment

Als ich Leonie das erste Mal sah

Manuel Neuer hält den 11er gegen Italien

Pers Versprechen an Leonie

Coolstes Geschenk

Personalisierte Golfbälle

Personalisierte Golfbälle √

Ulmer Hocker (HfG)

Lustigstes Hochzeitsspiel

ES GAB KEINE SPIELE!

Es gab keins √

Jungs-Kick am Morgen

Bewegendste Ansprache

Meine

Pers Rede √

Vom Schwiegervater

Kulinarisches Highlight

Das Spargel- Risotto

Hochzeitsmenü

Sliwowitz √

Bestes Outfit

Leonies

Meins √

Coleman Collins’ Jogginganzug

Lange Nacht oder völlig fertig

Dance Floor bis 5, dann ins Hotel gestolpert

lange Nacht √

lange Nacht √

Wer hat wen über die Schwelle getragen

Tragen konnte ich niemanden mehr

Ich mehr ihn, als er mich √

John Bryant beide zusammen

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MIT ÜBER 1.000 SPEZIALISTEN BEDIENEN WIR NEBEN DER TRADITIONELLEN IT AUCH DIE NEUEN ANFORDERUNGEN DER DIGITALEN TRANSFORMATION. DAS MACHT UNS ZU EINEM 360° IT-PARTNER FÜR UNSERE KUNDEN.

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FASTBREAK

GOT NEXXT: AMAR’E STOUDEMIRE KOMMT IN DIE STADT

Wer vor einer Saison den Spielplan der eigenen Mannschaft studiert, der sucht vor allem die Highlights. Die Tage, an denen Basketball vor geht, egal was im richtigen Leben auf dem Programm steht. In der BBL sind die Toppartien schnell identifiziert: zu Hause gegen Bamberg, Bayern, Alba, die Derbys gegen Tübingen, später dann die Playoffs. Partien in den diversen Europapokalen (wer weiß eigentlich auf Anhieb wirklich, wie die alle heißen?) finden sich zuallermeist nicht auf dieser Liste – zumindest nicht, wenn der eigene Club nicht in der Euroleague gegen die Schwergewichte des Kontinents antritt. 2016/17 ist das anders. Den 9. November sollte sich jeder Basketballfan in und um Ulm ganz dick im Kalender anstreichen. Der Grund: Amar’e Stoudemire kommt in die Stadt. Nein, der sechsfache NBA-All-Star ist nicht auf

Promotiontour, er spielt Basketball. Für Hapoel Bank Yahav Jerusalem. Im Eurocup. Ja, es geht um was. Der 33-Jährige beendete im Sommer seine Karriere in der besten Basketballliga der Welt und schloss sich dem Team an, bei dem er seit 2013 Teilbesitzer ist. Der Power Forward verkaufte diese Anteile vor seinem Engagement und will zwei Jahre in der israelischen Hauptstadt spielen. Stoudemire mag nicht mehr die überathletische Dunkmaschine sein, die mit den Phoenix Suns selbst Tim Duncan vor nur schwer lösbare Rätsel stellte, aber er konnte bis zuletzt in der NBA beitragen – für Miami lieferte er 2015/16 immerhin noch 14,7 Punkte und 4,3 Rebounds im Schnitt ab. Vor allem dank seiner ausgereiften Bewegungen am Zonenrand dürfte es dort zu interessanten Duellen kommen … etwa mit Tim Ohlbrecht oder Raymar Morgan.

Es lohnt sich also am 9. November besonders Eurocup zu schauen. Denn dann kommt kein abgehalfterter NBA-Ex-Star in die ratiopharm arena, der in Übersee noch mal ein paar Gehaltsschecks mitnehmen will. Stoudemire spielt in Jerusalem, weil er Land und Leute kennenlernen, „als Mensch wachsen“ und Basketball spielen will. Das Zuschauen dürfte sich lohnen. André Voigt ist Chefredakteur der FIVE, Autor & Herausgeber von „Planet Basketball“ und informiert Basketballdeutschland regelmäßig in seinem Audio-Podcast „Got Nexxt“ und auf seiner Homepage 3meter5. de über alles Wissenswerte aus der NBA, Euroleague und BBL. Seine Kolumne erscheint exklusiv für das OrangeZone. Magazin.


ORANGE ZONE 2016/17 # 1

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UNTERM RADAR – STEFAN ARNOLD

Aufwecken, Frühstück vorbereiten, die Jugendlichen zur Schule schicken, ihnen bei den Hausaufgaben unter die Arme greifen und abends dafür sorgen, dass die Bettruhe eingehalten wird – ganz alltägliche Aufgaben für Eltern eines jungen Heranwachsenden. Doch Stefan Arnold (Foto links) ist für die sechs Jugendlichen zwischen 16 und 19 Jahren, die aktuell im „Grünen Winkel“ wohnen, kein Elternteil im klassischen Sinn. Er ist pädagogischer Leiter im BBU-Spielerhaus, „ein väterlicher Freund, der den Jungs mit Rat und Tat zur Seite steht“. Für die Nachwuchssportler ist der 41-Jährige der Ansprechpartner in allen Lebenslagen. Der diplomierte Sportwissenschaftlicher, der früher selbst Handball und Tennis gespielt hat, ist über Umwege zu seinem Beruf gekommen. Nach seinem Studium war er im Gesundheitsbereich tätig und engagierte sich nebenbei als Sportlehrer und Handballtrainer. Über die Station des Sportinternats in Ludwigsburg ist er

Orange Bike

Farbe bekennen und den OrangeCampus unterstützen – mit dem Orange Bike ist beides drin. Unter dem Motto „Ein Bike von Ulmern für Ulmer“ hat der Fahrradtüftler Klaus Runge ein Rad entwickelt, das höchsten technischen Ansprüchen genügt und je nach Wunsch individuell bestückt werden kann. Was alle von der Fahrradmanufaktur Hartje stammende Modelle eint: die auffällige orange Farbe und die unverwechselbaren Signets am Unter- und Steuerrohr. Während am Rahmen der Schriftzug „Orange Bike“ prangt, ziert die Front das BBU ’01 Logo. Das Bike ist nicht nur cool, umweltfreundlich und gut für die Fitness, es unterstützt auch den OrangeCampus! Mindestens 10 Prozent des Verkaufspreises (ca. 900 Euro) kommen dem Bau des zukunftsweisenden Ulmer und Neu-Ulmer Projekts für Spitzen-, Breiten-, und Freizeitsport zu Gute! Mehr Infos findet ihr unter: www.orangebikeulm.de Zu haben ist das orange Schmuckstück ab Anfang September.

seit letztem Jahr in Ulm angekommen. Sein Beruf versteht er mehr als Berufung. „Ich helfe den Jugendlichen, ihren Traum vom Profisportler zu verwirklichen und trage Sorge, dass die sozialen Kompetenzen dabei nicht hinten runterfallen“, ordnet er seinen Aufgabenbereich ein. „Stefan wird sehr positiv wahrgenommen, gerade auch, weil er die Jungs trotz ihrer jungen Jahre sehr ernst nimmt“, so Rajiv Althaus, Nachwuchskoordinator bei BBU ’01. „Die Erfolge in seiner Arbeit sieht er vor allem in den Erfolgen seiner Schützlinge auf und vor allem neben dem Feld“, berichtet Althaus weiter. Wenn sich Stefan Arnold doch mal etwas Zeit für sich nimmt, dann ist er unterwegs – auf dem Longboard, zu Fuß über die Alpen oder auch mal für ein Konzert nach Moskau – um dann am nächsten Morgen wieder den Frühstückstisch zu decken.


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INTERVIEW

„Ich habe es bereut, Ulm verlassen zu haben.“


TEXT: Martin Fünkele ¦ FOTOS: Schlieper, Achberger, Loeb

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„In Ulm wurde ich das erste Mal richtig akzeptiert“ Tim Ohlbrecht kehrt nach einem Jahr in Sibirien zurück nach Ulm. Im Interview mit OrangeZone.Magazin spricht der 27-jährige Center über Extreme in Russland, Privates und darüber, warum er in Ulm das erste Comeback seiner Karriere gibt. Tim, das erste Mal in deiner Karriere kommst du zu einem Club zurück, für den du bereits gespielt hast. Wie kam es dazu? Tim Ohlbrecht: Ich bin ja im Sommer 2015 mit einem weinenden Auge aus Ulm gegangen und wäre wirklich gerne geblieben. Aber als das finanziell einfach riesige Angebot aus Russland kam, musste ich das annehmen. Jetzt habe ich mit meiner Frau Katrina gemeinsam überlegt, was wir für die nächsten Jahre wirklich wollen. Wollen wir noch mal ein Abenteuer wie Russland oder was total Verrücktes wie Nordkorea machen, oder wollen wir zu einem Verein gehen, wo wir wissen, was wir haben? Ich kenne den Trainer, die Stadt und auch Katrina hat sich im Ulm wohlgefühlt. Wenn du mehr Spaß bei dem hast, was du tust, gewinnst du auch häufiger. In Russland hatte ich vielleicht mehr Geld, dafür aber eben nicht so den Draht zu meinem Team, wie ich das in Ulm erlebt habe. Außerdem siehst du in Sibirien nicht viel mehr als dein Apartment – es gibt ja nichts zu tun. Vor dem Hintergrund, dass meine Frau ein Kind erwartet, habe ich mir all diese Dinge genau überlegt und mich dann sehr gerne für Ulm entschieden. Du hast dich also trotz besserer Angebote von anderen Vereinen bewusst für Ulm entschieden? Ohlbrecht: Ja, aber die Frage ist ja, was heißt bessere Angebote? Finanziell gab es vielleicht bessere Angebote, aber wenn ich das

Gesamtpaket betrachte, hatte Ulm das beste Angebot. Wenn mir andere Vereine mehr Geld bieten, heißt das ja nicht, dass das dann dort für mich und meine Frau besser ist. Für uns hatte Ulm das beste Angebot – deshalb habe ich unterschrieben. Hast du es bereut, Ulm verlassen zu haben? Ohlbrecht: Auf jeden Fall. Mir hat es in Ulm ja super gefallen und ich wusste, wo mein Platz war. Natürlich habe ich mir in Russland manchmal gedacht, warum tue ich mir das an? Aber ich hatte mich eben dazu entschieden, nach Sibirien zu geben und dann ziehe ich das auch durch. Was ist anders an Ulm im Vergleich zu Bamberg, Leverkusen, Frankfurt und den anderen Teams bei denen du deine Spuren hinterlassen, aber nie ein Comeback gegeben hast? Ohlbrecht: Ich wurde in Ulm das erste Mal so anerkannt, wie ich es mir vorgestellt habe. Ich wurde respektiert und so gesehen, wie ich mich auch selbst sehe. Sowohl mit dem Coach, dem Staff, den Fans und den Leuten im Office hat es einfach gut funktioniert. Ich glaube, ich habe als Charakter gut reingepasst und das war auch der Grund, warum ich wieder zurückgekommen bin. Du warst als erster deutscher Basketballer in Sibirien, hast heute deinen Hauptwohnsitz in San Antonio … also in glühender Hitze. Du liebst die Extreme, oder?

Ohlbrecht: Auf jeden Fall. Ich schrecke vor gar nichts zurück. Ich mag es, gegen den Strom zu schwimmen und meinen eigenen Weg zu gehen. Kritik höre ich mir gerne an, Entscheidungen treffe ich aber auf meine Weise. Manchmal fällst du hin, dann stehst du wieder auf. Und manchmal musst du dich einfach durchbeißen. Das lernst du nur in Situationen, in denen es auch ein bisschen brenzlig werden kann. Deshalb bin ich auch nach Russland gegangen.

„Ich schrecke vor gar nichts zurück. Ich mag es, gegen den Strom zu schwimmen.“ Was war deine extremste Erfahrung in Krasnojarsk? Ohlbrecht: Das Extremste war, als ich bei minus 45 Grad vom Flughafenbus zum Flieger laufen musste. Das waren zwar nur 300 Meter, aber das hat gereicht, dass ich fast eingefroren bin. Die Kälte war extrem, was den Fliegern nichts ausgemacht und die Frauen dort nicht davon abgehalten hat, mit Stöckelschuhen raus zu gehen. Aber auch Alltagssituationen waren extrem. Wenn du in einen großen Supermarkt kommst


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INTERVIEW

Ohlbrecht: Ich bin mit meinen Stats recht zufrieden, auch, wenn ich selten mehr als 20 Minuten pro Spiel auf dem Feld war. Trotzdem glaube ich nicht, dass ich mein Potential voll zeigen konnte – dafür waren einfach zu viele Egos im Spiel. Als Center bist du mehr als auf anderen Positionen auf deine Mitspieler angewiesen. Generell ist die VTB aber eine sehr starke Liga – besonders die Top8 Teams, da ist eine Menge Qualität und Geld im Spiel.

und feststellst, dass einige Lebensmittel für mehrere Wochen nicht da sind, ist das schon gewöhnungsbedürftig. Da in Sibirien alles importiert wird, kann es sein, dass Produkte ausgehen, weil der Nachschub durch die Kälte nicht rechtzeitig geliefert wird. Da musst du schnell sein – das war eine kleine Herausforderung.

mindestens acht Stunden fliegen. Fünf Stunden nach Moskau, dort vier Stunden warten und dann nochmal drei Stunden fliegen – plus den Zeitunterschied. Als wir in Frankreich gespielt haben, mussten wir sechs Stunden Zeitunterschied wegstecken. Das war echt brutal. Und dann immer in der Holzklasse. Nix BusinessClass mit Füße-hochlegen …

Ademola Okulaja hat von seiner Zeit bei Khimki Moskau von vergoldeten Wasserhähnen und einem Privatchauffeur erzählt. Hast du in Sibirien Ähnliches erlebt?

Auf der FIBA Europe Seite wirst du damit zitiert: „Du musst dich an die Russen anpassen, sonst hast du keine Chance.“ Welche Anpassungen hast du gemacht?

Ohlbrecht: Das war in Khimki – nicht in Krasnojarsk. Aber die Russen legen schon großen Wert auf die Apartments. Ich hätte eines mit eigener Sauna haben können, habe aber ein kleineres genommen, weil wir nur zu zweit waren und uns eh keiner besuchen kam. Einen Fahrer hatte ich nicht, aber die Taxen sind extrem billig. Wenn du dem Taxifahrer sagst, er soll dich zum Essen fahren, warten und dich später wieder nach Hause chauffieren, zahlst du vielleicht 5 Euro. Aber Khimki ist da schon nochmal anders – die haben auch ihren eigenen Flieger. Und Fliegen ist in Russland ja nicht ganz so einfach …

Ohlbrecht: Du musst gewisse Sachen akzeptieren. Es ging mir so wie den Amis, die das erste Mal nach Deutschland kommen, die müssen sich auch umstellen. Es spricht niemand Englisch, auch die meisten russischen Teamkollegen nicht. Du musst positiv an die Sache rangehen und einige Dinge hinnehmen, wie sie sind. Wenn du das nicht machst, dich aufregst und so den Fokus verlierst, ist es schon zu spät. Ich habe versucht, ein bisschen Russisch zu lernen und mit den Leuten zu sprechen, das haben einige Amis nicht gemacht, die blieben lieber für sich. Deshalb kam es vor, dass ich bei Stress in der Kabine zwischen den Fronten stand.

Ohlbrecht: Ich glaube, ich fange dort an, wo ich aufgehört habe. In Ulm habe ich einen großen Schritt in Richtung meiner HundertProzent gemacht. Ich denke, ich werde mich schnell wieder eingewöhnen und ein guter Baustein sein, um das letztjährige Team zu ergänzen. Ich war beeindruckt davon, wie Ulm letztes Jahr zusammen funktioniert hat. Ich glaube, es herrscht eine wirklich gute Teamchemie in der Mannschaft. Das sagen mir die Leute, die ich dort kenne und das sieht man einfach. Ich habe es lieber, wenn du ein Team hast, das vielleicht ein bisschen weniger Talent, dafür aber großen Charakter hat.

Ohlbrecht: Du kannst dir gar nicht vorstellen, wie sehr ich mich auf die Busfahrten in der Bundesliga freue – die sind ja so angenehm. Die Fliegerei in Russland war einfach der Horror. Bei jedem Auswärtsspiel mussten wir

Du hast die VTB League mit ähnlichen Zahlen (11,3 Punkte, 5,2 Rebounds) abgeschlossen wie 2015 deine Bundesliga-Saison in Ulm (12,1/5,3). Wie fällt dein persönlicher Vergleich der beiden Ligen aus?

Wie gehst du damit um, dass du in Ulm ein Team vorfindest, das letztes Jahr zu einer funktionierenden, erfolgreichen Einheit zusammengewachsen ist und schon einige Schlachten zusammen geschlagen hat?

Was können wir von dir bei deiner Rückkehr erwarten – was erwartest du selbst?


Einsatz für die Mundgesundheit – Leidenschaft für den Sport „Gesunde Zähne – gesunder Mensch – mehr Leistung!“ Das Team der Zahnärzte im Wengentor ist offizieller Gesundheitspartner der Ulmer Basketball-Profis. Ihre Zahnärzte im Wengentor – Mit bester Aussicht auf Qualität und Nachhaltigkeit Beratung und Information: 0731 / 690 90

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INTERVIEW

„Du wirst nicht in der Starting Five spielen, wenn du dem Trainer jeden Tag Kaffee bringst.“

Ohlbrecht: Ich mache mir keine Sorgen, dass ich nicht zur Mannschaft passen könnte. Als Teamkollege hatte ich noch nie Probleme. Ich bin schon zu Teams gekommen, bei denen alles perfekt war und ich war in Teams, die noch nicht fertig waren – da habe ich kein Problem. Ich finde es einfach nur großartig, wie Ulm die letzte Saison gedreht hat. Und die Geschichte ist ja noch nicht vorbei. Dadurch, dass der Kern der Mannschaft zusammen geblieben ist, müssen wir nicht wieder von null anfangen. Ich glaube, ich kann helfen die Geschichte erfolgreich weiterzuschreiben. Wird es nicht schwer für dich, dir deinen Platz zu erkämpfen? Ohlbrecht: Einen Platz musst du dir immer erkämpfen. Du wirst nicht in der Starting Five spielen, wenn du dem Trainer jeden Tag Kaffee bringst. Das habe ich so gelernt, das ist einfach so. Da ist es egal, was der Trainer dir vor der Saison erzählt. Wenn du dein

Potential nicht abrufst und dich nicht in die Mannschaft integrierst, dann landest du auf der Bank.

„Ich glaube, ich kann helfen die Geschichte erfolgreich weiterzuschreiben.“ Privat hast du einen bewegten Sommer hinter dir: Erst der Hauskauf mit deiner Frau Katrina, dann der Tod eures Hundes Dudley – zuletzt die Nachricht von Katrinas Schwangerschaft … das hört sich nach einer Achterbahnfahrt der Gefühle an.

Ohlbrecht: Die Sache mit Dudley hat mich echt getroffen. Es war schon bitter, dass die Nachricht seines Knochenkrebses in den Zeitraum fiel, als wir erfahren haben, dass Katrina schwanger ist. Dudley war für uns wie ein Kind. Für mich war er einfach alles. Vielleicht hat Dudley in den zwei Jahren, als wir vergeblich versucht haben, ein Kind zu bekommen, die Lücke gefüllt. Jetzt, als es mit der Schwangerschaft geklappt hat, war seine Aufgabe vielleicht einfach erfüllt. Sein Tod hat uns beide sehr mitgenommen. Aber jetzt schauen wir nach vorne und freuen uns auf zwei tolle Jahre in Ulm.


Partner des Sports

Unsere Ärzte und Therapeuten für das Team

Dr. Daniel Dornacher Dr. Tugrul Kocak Mannschaftsarzt Mannschaftsarzt

Claudia Semle Reha-Trainerin

Sebastian Sieghart Athletiktrainer

Andreas Lacher Physiotherapeut

Als Partner des Sports betreuen unsere Mannschaftsärzte und Therapeuten die Ulmer Profi-Basketballer. Wir wünschen unseren Jungs einen guten Start in die neue Saison. RKU - Universitäts- und Rehabilitationskliniken Ulm

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FOTOS: Otate vitiore peditate landi simus quunt. te vitiore peditate landi

BRAYDON HOBBS

EIN HOBBS ZUM GLUCK!

BRAYDON HOBBS IST KEIN TYP, DER AUF DEN ERSTEN BLICK AUFFÄLLT. WER ULMS NEUEN POINT GUARD ABER EINMAL IN AKTION GESEHEN HAT, WEISS, WIE BASKETBALL GESPIELT WERDEN SOLLTE. DIE GESCHICHTE ÜBER EINEN GLOBETROTTER, TITELSAMMLER, AUFBAUVIRTUOSEN UND TEAMPLAYER, ÜBER DEN SEIN COLLEGE-COACH SAGT: „DER BASKETBALL BRAUCHT MEHR SPIELER WIE BRAYDON HOBBS.“

Basketball ist ein Business. Am Ende des Tages sind Profis immer auch Ich-AGs, denen es um Ruhm und Ehre, vor allem aber um den nächsten Vertrag geht. Verständlich, denn Basketball-Karrieren sind kurz und die Jahre nach dem Sport lang. Also wird stets auch für die eigene Agenda gespielt, wobei es eine Währung gibt, die den Marktwert der Profis diktiert: Statistiken, besonders: Punkte. Niemand weiß das besser als Braydon Hobbs.

Speerfischen in Australien, habe Kängurus getroffen und war auf den Fidschis“, erzählt Braydon von vier Profijahren, die ihn über Spanien nach Australien, Ungarn, erneut Australien und schließlich nach Deutschland führten. Heute, mit 27 Jahren, scheint der US-Amerikaner endlich als Spieler angekommen zu sein. Dass es so lang dauerte, lag weniger an ihm, sondern mehr am System des professionellen Basketballs. Aber der Reihe nach.

In seinem ersten Profi-Jahr spielt Hobbs in Cáceres. Spanische Provinz, mittelalterliches Stadtbild – und ein kleiner Club, der sich dem lokalen Standard anpasst. Weil es kein modernes Eisbecken gibt, werden zur Regeneration der Spieler mit Wasser befüllte Mülltonen herbeigekarrt. Wo sonst Abfall deponiert ist, versenken in der Sommerhitze zwölf Spieler ihre geschundenen Körper. Es ist Hobbs „kurioseste Profi-Erfahrung“ – aber bei Weitem nicht die einzige: „Ich war

BASKETBALL STATT BOND Eigentlich hat Braydon Hobbs nicht vor, Sportler zu werden. Nach der High School wählt er seine Alma Mater, die Bellarmine University in Kentucky, nach Heimatnähe („Ich war ein Home Buddy“) und Studienfach aus. Ob die Uni sportlich taugt, davon hat er damals „keine Ahnung“: Hobbs will Strafjustiz studieren und später zum FBI gehen. „Die Noten dafür hatte ich. Aber


FOTOS: Otate vitiore peditate landi simus quunt. te vitiore peditate landi

TEXT: Joshua Wiedmann FOTOS: Vogel, Kessler Mediashots, Achberger, privat

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Im Profi-Metier ist die Resonanz trotzdem überschaubar – zu uninteressant ist Division2-Basketball für die großen Clubs aus der NBA oder Europa. Hobbs hat aber noch einen Wettbewerbsnachteil: Er ist kein athletischer Überflieger, keiner, der sich aufdrängt und für ein pralles Punkte-Konto spielt. Als er 2012/13 seine erste Profi-Saison in Spanien absolviert, ist er mit 7,1 Punkten ein kleines Rädchen im Getriebe. „Ich war nie der stärkste Athlet oder Scorer. Aber ich glaube, dass viele Trainer genau das von ihren amerikanischen Spielern verlangen“, meint Hobbs und ergänzt: „So zu spielen wie ich, das ist ein harter Weg.“ Er hat ihn dennoch durchgezogen – weil er es von klein auf nicht anders kannte.

„DER BASKETBALL BRAUCHT MEHR SPIELER WIE BRAYDON HOBBS“

dann kam die Sache mit dem Basketball dazwischen.“ Diese ‚Sache’, wie Hobbs sie augenzwinkernd nennt, beginnt mit der Auszeichnung als Conference-Freshman des Jahres und endet in einem historischen Doppel-Triumph: 2011 schafft es Bellarmine sensationell bis ins Division-2-Finale und

gewinnt – auch dank seines Point Guards – die erste nationale Meisterschaft der UniGeschichte. Im Jahr darauf geht Hobbs als erster landesweiter MVP der „Knights“ in deren Annalen ein. Die Agenten-Karriere liegt nun erst einmal auf Eis.

Braydon wächst in einer Basketball-Familie auf. Bis auf Zwillingsbruder Cameron – der heute als Musiker auf einem Kreuzfahrtschiff arbeitet – ist der Hobbs-Clan fest in den Händen des orangen Leders: Vater Richard ist Coach, Braydons älterer Bruder Derick spielt im selben High-School-Team – und gilt lange als der Bessere der Beiden: „Er war immer der stärkste Werfer im Team“, sagt Braydon. „Mein Dad hat mir immer gesagt: ‚Versuch Derick freizuspielen.‘ Also habe ich das getan.“ Hobbs findet seine Nische als Passgeber – und legt diese Rolle nie mehr ab. Auch später, als er am College mit Auszeichnungen überhäuft wird, definiert sich der drahtige Hobbs vor allem über eines: Team-


play. Sein Punkte-Schnitt überschreitet nie die Marke von 12,8, nie nimmt er mehr als zehn Würfe im Saisonmittel. „Braydon kann ein Spiel dominieren, ohne zu punkten“, sagt sein College-Coach Scott Davenport damals, und setzt noch einen drauf: „Gute Basketballer punkten, rebounden und verteidigen. Außergewöhnliche Basketballer machen die Leute um sich herum besser – und das macht Braydon. Der Basketball braucht mehr Spieler wie ihn.“

WEISER RAT VON HUMPHREY – GUTE NASE VON WUCHERER Aber es sind nicht nur warme Worte, die Hobbs’ Wert belegen: Es ist auch eine

imposante Titelsammlung. Kaum hat Hobbs Bellarmine als Champion und MVP verlassen, gewinnt er mit den Mackay Meteors 2012 die australische Sommerliga, die zwischen Mai und September ausgetragen wird. Es folgt ein Halbfinale in der 2. spanischen Liga, ehe der 1,96-Meter-Mann in der Saison 2013/14 Teil des Teams ist, das als erstes in der ungarischen Geschichte im Eurocup spielt. 11,9 Punkte und 3,6 Assists für den Zungenbrecher-Club aus Szekesfehervar sind sein internationaler Durchbruch – sollte man meinen. Aber ein Folgevertrag bleibt aus, genauso wie Angebote aus anderen großen Ligen. Es braucht schließlich einen Ex-Ulmer, um Hobbs’ Karriere auf die richtige Bahn zu lenken. Lee Humphreys

Zeit als Schütze vom Dienst in Ulm liegt schon drei Jahre zurück, als er im Frühjahr 2014 Hobbs’ Teammate in Ungarn wird. Der einstige ratiopharm-Kapitän (2009 bis 2011) gibt seinem Kumpel den Rat: „Wenn du kannst, geh nach Deutschland! Du wirst es nicht bereuen.“ Als Hobbs im Sommer darauf ein Angebot von ProA-Ligist Nürnberg erhält, ignoriert er das Label „Zweite Liga“ geflissentlich: „Ich hatte Lees Rat noch in den Ohren, und dachte: Vielleicht kann ich mir so einen neuen Markt erschließen.“ Eine Rechnung, die aufgeht: Als Kopf eines jungen Teams führt Hobbs Nürnberg durch die beste Hauptrunde der Club-Geschichte und wird als Spieler des Jahres in der ProA ausgezeichnet. Der NBC scheitert letztlich


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Dass er aber knapp ein Jahr später um seinen eigenen BBL-Rekord bangen muss, kann Wucherer nicht ahnen. Mit 10,3 Punkten, 5,1 Rebounds und 4,9 Assists pro Spiel schrammt Hobbs in der Saison 2015/16 nur um Haaresbreite bzw. vier Assists an der magischen „10/5/5“-Statistiklinie vorbei, die zuletzt Wucherer 2003/04 aufgelegt hatte. Intern zieht der Coach seinen Spielmacher damit auf, öffentlich stellt er im Gießener Anzeiger klar: „Braydon hat eine überragende Saison gespielt. Er war der Denker und Lenker der Mannschaft und für mich einer der besten fünf Guards in der BBL.“

HOBBS’ NO-LOOK-PÄSSE? POETRY IN MOTION!

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der Eleganz und Präzision seines Spiels laben. Trainer, die seine selbstlose Art und Intelligenz schätzen. Und Mitspieler, die wissen, dass Braydon Hobbs sie mit seinen Pässen finden wird. „Basketball ist ein Teamsport – deswegen passe ich gerne“, sagt der Familienvater. „Wenn alle fünf Spieler auf dem Feld ins Geschehen eingebunden sind, dann wird das nicht nur erfolgreicher sein, sondern auch allen Spaß machen.“ Eine Denkweise, von der sich auch Thorsten Leibenath einiges erhofft – vor allem eine gewisse Ansteckungsgefahr: „Meine Erwartung ist, dass wir auch durch Braydon eine Mannschaft sein werden, die den Ball noch besser bewegt“, so der Ulmer Head Coach. „Mit seiner Uneigennützigkeit kann er ein Vorbild für seine Mitspieler sein.“

Wie gut Braydon Alexander Hobbs als Bundesliga-Debütant war, versteht man erst, wenn man tief in die Statistik eintaucht. Trotz moderater 10,3 Punkte rangierte Gießens Nummer neun auf dem zwölften Platz im ligaweiten Effektivitäts-Ranking. Geschuldet ist das nicht zuletzt seinen Quoten, die überragend waren – sowohl aus dem Dreierland (41,8 Prozent), als auch von der Freiwurflinie (86,8). Mehr noch: Hobbs dominierte auch in der Verteidigung. Seine 1,7 Steals bedeuteten Platz vier, und mit 5,1 Brettern war Hobbs gar der am besten reboundende Guard der BBL. Und all das von einem – wie Sportdeutschland.tv schrieb – „schlaksigen Typen, der zudem recht langsam wirkt und für die Position des Point Guards eher nicht geschaffen scheint“.

„BRAYDON KANN EIN VORBILD FÜR SEINE MITSPIELER SEIN“

zwar im Playoff-Halbfinale am späteren Meister Gießen, doch Hobbs wird zum heimlichen Gewinner der Serie. Von der gegnerischen Seitenlinie aus sieht ihm nämlich ein Mann zu, der in Hobbs ein wenig von sich selbst erkennt. Denis Wucherer war um die Jahrtausend-Wende Deutschlands vielseitigster Basketballer, ein Tausendsassa, dem einmal ein fulminantes Triple-Double aus 37 Punkten, 13 Rebounds und 10 Assists gelang. Als die Saison 2014/15 Geschichte ist, und Wucherer – nun Coach in Gießen – sein Team für die Bundesliga rüstet, holt er Hobbs an Bord. Dass der ProA-MVP „ein großartiges Spielverständnis“ besitzt, weiß der Ex-Nationalspieler schon damals.

So viel ist klar: „Ich werde niemandem Angst einflößen, wenn ich in die Halle komme“, sagt Hobbs mit erfrischender Ehrlichkeit. Muss er aber auch nicht. Wo in der BBL 2K16 athletische Guards und bewegliche Center en vogue sind, ist Hobbs ein Anachronismus. Ein Finessespieler, der mit Pässen statt Wucht dominiert, der das Spiel zwei Schritte voraus denkt, clever antizipiert – und vielleicht keine „Hops“ hat, aber trotzdem spektakulär ist. Wer einmal gesehen hat, wie Hobbs einen No-Look-Pass übers Feld feuert oder leichthändig einen Neun-Meter-Dreier versenkt, versteht, was „poetry in motion“ bedeutet. Sein alter und neuer Mitspieler Karsten Tadda sagt einen Satz, der simpel klingt, aber viel Aussagekraft besitzt: „Es macht einfach extrem Spaß, mit Braydon zusammenzuspielen.“ Zweifellos: Im professionellen Sport, der von Egos und Ich-AGs übersät ist, hat Braydon Hobbs die Gabe, andere glücklich zu machen. Fans, die sich an

In einem Team, das nach der Vizemeisterschaft auf acht Schlüsselpostionen intakt geblieben ist, wird der 27-Jährige ein wichtiger neuer Impuls sein. Klar scheint: Einer wie Hobbs ist ein Gewinn für jedes Team – nicht nur sportlich. Karsten Tadda bezeichnet ihn als „total bodenständig“, und Thorsten Leibenath schätzt die Aufgeschlossenheit seines Neuen: „Braydon ist keiner, der sich hinter der Playstation versteckt. Er ist immer offen für neue Eindrücke; gerade bei einem Point Guard ist mir das sehr wichtig.“ In seinen vier Profijahren hat der Wanderfan Hobbs schon halb Europa gesehen, von den „Cinque Terre“ in Italien bis zu den Stammburgen der süddeutschen Fürsten. „Bei uns gibt es selten langweilige Wochenenden. Wir sind fast immer unterwegs“, sagt er. Das soll so bleiben – auch wenn Hobbs nun Vater einer einjährigen Tochter ist. Die ersten Ausflugsziele in Ulm haben er und Ehefrau Sadie bereits ausfindig gemacht. Welche das sind? „Ehrlich: das hab’ ich vergessen – aber meine Frau hat sie aufgeschrieben“, lacht Hobbs. Gut zu wissen, dass der Mann auch nicht alles kann.


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TEXT: Florian Eisebitt ¦ FOTOS: Achberger, Tadda, Löb, Camerar4, Kessler

INTERVIEW

„ICH BIN NOCH NICHT AM LIMIT“ Neuzugang Karsten Tadda über seinen Rollenwechsel in Gießen, seinen schönsten Meistertitel mit Bamberg und seine Ambitionen mit Ulm.

Karsten, du kommst mit fünf Meistertiteln, drei Pokalerfolgen sowie einer Saison beim letztjährigen BBL-Aufsteiger aus Gießen im Gepäck nach Ulm. Was hast du dir für die neue Spielzeit vorgenommen? Karsten Tadda: Ich möchte an die Erfolge, die Ulm in der letzten Saison hatte, anknüpfen. Klar ist das ambitioniert, immerhin sind sie ins Finale gekommen. Ich weiß noch nicht, wie unsere internen Ziele als Mannschaft aussehen, das muss man alles noch besprechen. Aber ich möchte, dass wir erfolgreich Basketball spielen und persönlich ist es mir ein Anliegen, wieder die Playoffs zu erreichen.

Die ersten Berührungspunkte mit einigen deiner jetzigen Teamkollegen liegen schon mehr als 9 Jahre zurück. Beim NBBL TOP4 2006 hast du zusammen mit Tim (bei TSV Tröster Breitengüßbach) gegen Hagen und Per Günther gespielt. Welche Erinnerungen hast du an dieses Aufeinandertreffen? Tadda: Rückblickend war es für Tim und mich ein sehr enttäuschendes NBBL TOP4. Wir sind mit sehr hohen Erwartungen dorthin gefahren. Wir waren der Favorit beim ersten TOP4 überhaupt und konnten die Erwartungen letztendlich nicht erfüllen. Unter anderem auch, weil Per mit seinen Hagenern uns im


TADDA

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Du bist ein Bamberger Eigengewächs: vom Nachwuchsprogramm bis zu den Profis hast du alles mitgemacht und in der Folge mit Bamberg auch zahlreiche Titel gewonnen. Welcher Titel von den fünf Deutschen Meisterschaften und drei Pokalsiegen war der schönste? Tadda: Ich würde sagen, der erste Titel ist der Schönste. Damals als Jugendspieler habe ich mir die Spiele von den Rängen angeschaut und habe natürlich auch die Meisterschaft als Zuschauer mitgefeiert. Ich habe mir nie zu träumen gewagt, selbst einmal auf dem Feld zu stehen und eine Meisterschaft zu feiern. Deswegen ist die erste Meisterschaft, die ich in Bamberg gewonnen habe, natürlich die allerschönste.

„Mein Papa ist mein größter Kritiker, er findet immer etwas, was ihm nicht gefällt.“

Halbfinale schon den Wind aus den Segeln genommen hat. Deswegen sind meine Erinnerungen an das TOP4 an sich nicht sehr positiv. Wenn wir schon weit zurückblicken, wie bist du eigentlich zum Basketball gekommen? Tadda: Mein Papa hat früher Basketball gespielt. Ich bin dann als kleiner Junge mit zu den Spielen gefahren und habe in den Auszeiten und in der Halbzeit auf die Körbe geworfen. Aber ich habe nicht nur Basketball gespielt – sondern auch Fußball und Tennis. Irgendwann musste ich mich dann aus schulischen Gründen entscheiden, welche Linie ich fahren wollte, welche Sportarten ich fortführe. Am Ende ist Basketball übrig geblieben. Würdest du deinen Papa als deinen persönlichen Mentor bezeichnen? Tadda: Kann man schon so sagen. Ich würde auch sagen, dass mein Papa mein größter Kritiker ist. Er findet immer was, was nicht gut war oder ihm nicht gepasst hat. Ich bin sehr froh darüber, dass ich jemanden an meiner Seite habe, der mich in meiner gesamten Karriere bisher immer unterstützt und gefördert hat. Also werden wir deinen Papa auch des Öfteren in der ratiopharm arena begrüßen dürfen? Tadda: Selbstverständlich. Da die Distanz von Bamberg nach Ulm nicht die größte ist, werden wir definitiv auch meine Familie das eine oder andere Mal in der ratiopharm arena sehen.

Theoretisch könnte man sagen, du hast im deutschen Basketball bereits alles gewonnen, mehrfach. Was treibt dich an, trotzdem weiter zu machen? Tadda: Weiterhin erfolgreich zu spielen und weiterhin Titel gewinnen zu wollen. Wenn ich jetzt sagen würde, ich wäre zufrieden, bräuchte ich gar keinen Basketball mehr spielen. Ich bin ein Spieler, der sehr ehrgeizig ist, der, wenn es möglich ist, immer gewinnen möchte. Und das treibt mich an. Du hast in deiner Karriere auch schon mit vielen großen Spielern – auf Vereinsebene oder auch in der Nationalmannschaft – zusammenspielen dürfen. Gibt es Persönlichkeiten, die dich besonders geprägt oder beeindruckt haben? Tadda: Für mich war es eine extrem große Ehre letztes Jahr bei der EM mit Dirk Nowitzki zusammen zu spielen. Ich denke, davon träumt fast jeder Basketballer – mit ihm Seite an Seite zu stehen und ihn auch als Mensch kennen zu lernen. Das war für mich auf jeden Fall ein großes und bewegendes Erlebnis. Aber auch in Bamberg hatte ich Mitspieler, die jetzt auf NBA-Niveau spielen. Es waren viele Spieler dabei, die mich geprägt haben, von denen ich auch viel lernen konnte. Ich bin sehr froh darüber, dass ich diese Möglichkeit hatte. Du bist ein bissiger Verteidiger – ein Kettenhund – und warst bisher immer gefährlich von der Dreierlinie. Würdest du dich als Prototyp des „Rollenspielers“ sehen? Tadda: Ja, das kann man im Prinzip so sagen. Ich war natürlich immer in Mannschaften, in denen Spieler mit großen Namen waren. Und da muss es natürlich auch Rollenspieler geben, die sich um Aufgaben kümmern, die andere Spieler nur selten übernehmen. Ich würde mich in dieser Hinsicht schon als Rollenspieler bezeichnen. Letztes Jahr in Gießen war es natürlich anders. Da war ich dann weniger der Rollenspieler, sondern eher einer mit Führungsqualitäten. Ich würde sagen, es ist von Mannschaft zu Mannschaft unterschiedlich, in welcher Rolle ich in Erscheinung trete. War der Rollentausch also der Grund, wieso du letzte Saison nach Gießen gegangen bist? Tadda: Auf jeden Fall. In Bamberg war es speziell im letzten Jahr so, dass ich kaum mehr eine Chance, kaum mehr Einsatzminuten gesehen habe. Deswegen wollte ich mit meinem Wechsel nach Gießen auch meinen Kritikern zeigen, dass noch mehr in mir steckt als nur in der Ecke zu stehen und Dreier zu werfen oder eine Verteidigungsrolle zu übernehmen. Das habe ich dann im Großen und Ganzen auch gut ausgeführt. Ich war aber noch nicht an meinem Limit.


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„Ja, das war damals in Bamberg so, dass ich immer auf die rechte Toilette gegangen bin. Das war jetzt in Gießen nicht der Fall, da wir dort nur eine hatten.“


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Wie groß war die Umstellung für dich, vom amtierenden Deutschen Meister zu einem Aufsteiger zu wechseln? Tadda: Vereinstechnisch war es schon ein ganz großer Schritt, aber Basketball wurde auch in Gießen gespielt. Was das Training angeht und die Gegebenheiten drum herum war die Umstellung schon gewaltig. Bamberg ist halt einfach ein großer Verein, da stimmt einfach alles – in Gießen habe ich schon gemerkt, dass es auch anders sein kann. Aber das war für mich nicht ausschlaggebend. Ich wollte einfach Basketball spielen, ich wollte auf dem Feld stehen. Ich wollte dem nachgehen, was mir den meisten Spaß macht und das blieb mir zu dieser Zeit in Bamberg verwehrt. Dein Trainer in Gießen, Denis Wucherer, hat Folgendes über dich gesagt: „Karsten versteht das Spiel, er hat einen hohen BasketballIQ. Er besitzt herausragende Qualität. Er ist ein Vorzeigeprofi, der als Erster zum Training die Halle betritt und sie als Letzter verlässt. Solch ein Vorbild brauchen unsere jungen Spieler.“ Du warst also ein Führungsspieler in Gießen. Hat dich das in deiner persönlichen Entwicklung vorangebracht? Tadda: Wie schon gesagt, es hat mir extrem viel geholfen, mit welchen Persönlichkeiten ich bisher zusammengearbeitet habe. Ich habe vieles von Spielern gelernt, die auf hohem Niveau gespielt haben oder noch spielen. Ich denke, solche Dinge wie als Erster beim Training zu sein und als Letzter zu gehen, das hilft einem, nicht nur sich selbst weiter zu entwickeln, sondern bringt einem auch Respekt bei den Trainern und Mitspielern. In einer Mannschaft ist es extrem wichtig, dass es auch solche Vorzeigeprofis gibt, an denen sich andere Spieler messen können und zu denen der Nachwuchs aufblicken kann. Persönliche Rituale sind ein ebenfalls nicht zu unterschätzender Faktor bei Sportlern. Wie verhält es sich bei dir, hast du ein typisches Pregame-Ritual? Tadda: Wenn man den Tagesablauf betrachtet – wir haben morgens einen kleinen Shootaround, dann steht Essen an, wenn die Zeit reicht, ein kleiner Nap und dann geht die volle Konzentration aufs Spiel.

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Wir haben gehört du hast ein sehr persönliches Ritual und benutzt vor den Heimspielen gern immer die gleiche Toilette. Tadda: Ja, das war damals in Bamberg so, dass ich immer auf die rechte Toilette gegangen bin. Das war jetzt in Gießen nicht der Fall, da wir dort nur eine hatten. Da habe ich das Ritual so ein bisschen abgelegt. Aber das ist ja im Prinzip nichts, was nicht wieder kommen könnte. Ich muss mir mal die Gegebenheiten in der Ulmer Kabine anschauen. Und vielleicht wird das eine oder andere Ritual, wenn es gut läuft, wieder dazukommen. (lacht) Vom Meister, über einen Aufsteiger, zum Vizemeister – wie denkst du, wird deine Rolle im Team unter Coach Leibenath sein? Tadda: Ich habe mit Thorsten lange geredet und er hat mir gesagt, dass er meine Defensivqualitäten sehr schätzt und die in Ulm gut benötigt werden. Er weiß, dass ich gute Passqualitäten habe, dass ich den Ball gut laufen lasse, dass ich gut für die Mitspieler kreieren kann und auch kreieren soll, wenn die Möglichkeit besteht. Also im Prinzip ist es eine Mischung meines Spiels aus Bamberger und Gießener Zeiten. Der Kader von ratiopharm ulm ist weitestgehend zusammengeblieben, wurde punktuell verstärkt – wie schätzt du das aktuelle Team ein? Tadda: Wir sind auf jeden Fall noch mal besser geworden. Ich denke, der Kader ist noch tiefer. Dadurch, dass wir alle relativ jung sind und immer noch hungrig, werden wir auf jeden Fall viel, viel Spaß miteinander haben und einen guten Basketball zusammen spielen. Bei mir ist es momentan so, dass ich wieder richtig Bock, habe Basketball zu spielen und mich auf die neue Saison freue. Zuletzt noch einen kurzen Ausblick auf deine ersten Spiele in der ratiopharm arena. In Gießen hast du nach drei Partien bereits deinen eigenen Fangesang bekommen – wie lange wird es in Ulm dauern? Tadda: Das ist schwer zu sagen. Ich lasse mich gern überraschen, mit welchen kreativen Ideen die Ulmer Fans kommen. Ich weiß aus meinen Erfahrungen, dass in der Halle sehr engagiert angefeuert wird und eine sehr geile Atmosphäre herrscht. Deswegen lasse ich mich mal überraschen, wie lange es dauern wird.


Text: Julia Günter ¦ FOTOS: Egle, bildwerk89

Der Nachwuchs der ersten Stunde Als die Profis von ratiopharm ulm längst um den Aufstieg in die Bundesliga kämpften, da steckte der eigene Nachwuchs wahrlich noch in den Kinderschuhen. „Die Profis hatten sich nach den ersten Jahren stabilisiert. Da war uns klar, dass wir im nächsten Schritt auch in die Jugend investieren müssen“, so Geschäftsführer Dr. Thomas Stoll. So wurde 2006 die erste eigene Basketballakademie gegründet, der vier Teams angehörten.

Ob per Flyer in der Kuhberghalle, Zeitungsanzeige oder mit Messe-Ständen: Auf unterschiedlichsten Wegen wurden kleine Korbjäger für die neu gegründete U8 und U10 gesucht. Das Ergebnis ist dieses Teambild, auf dem sich der Ulmer Nachwuchs der ersten Stunde zusammenfand. Über einmal Training pro Woche, teils in einer Mini-Halle in Böfingen, in der die Körbe noch von Hand nach unten gekurbelt werden


Stehend von links: Leon Ngnoubamdjum, Luis Scheck, Tim Altenbeck, Alex Kinikopulus, Christian Fay, Name unbekannt, Bernhard Benke, Anton Schogger, Lukas Rosenbohm, Thorsten Musch, Jeremy Diem. Kniend von links: Malte Koppmann, Christoph Philipps, Robin König, Jannik Vikari, Name unbekannt, Elias Mauritius, Max, Tim Allgöwer, Philipp Rothe, Felix Reinecke. Sitzend von links: Tim Semle, Dzenan Begi , Jonas Sauer, Jakob Wunderle, Dejan Puhali, Marius Stoll, Ciello. Liegend: Felix Rothe. Hinten: Konrad Wysocki, Rebecca Bittner, Dr. Thomas Stoll

mussten, tasteten sich die Kinder an den Basketball heran. Stück für Stück wurden die ersten Erfolge gefeiert, neue Teams gegründet und das Trainingspensum erhöht. Als am 17. März 2012 das eigene Trainingszentrum – kurz „ratz“ – in der NeuUlmer Nelsonallee eröffnet wurde, da war der Nachwuchs von BBU ’01 endgültig auf dem nächsten Level angekommen. Heute hat BBU ’01 drei Deutsche Vizemeisterschaften errungen

und mit dem NBBL / JBBL TOP4 in diesem Jahr das beste Jugendturnier Deutschlands ausgerichtet. In 29 Mannschaften sind mittlerweile fast 400 Mitglieder aktiv, darunter neun Jungs, die zum Team der ersten Stunde gehörten. Von Luis Scheck, der seinem Hobby heute in der Landesliga nachkommt, bis zu Bernhard Benke und Lukas Rosenbohm, die 2016/17 erstmals im Trainingskader der Bundesliga-Mannschaft stehen.


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NACHWUCHS

DEJAN PUHALI

JONAS SAUER

Bereits mit sechs Jahren beginnt die Ulmer Basketball-Karriere von Dejan Puhali, der von Vater Damir, selbst einmal BasketballSpieler in der 2. Bundesliga, inspiriert wird. In den bisher zehn Jahren in Diensten der BBU-Teams sammelt der 16-Jährige in U14 und U16 zwei Deutsche Vizemeisterschaften ein und wechselt nach der umjubulten JBBL-Silbermedaille im Mai nun altersgemäß in das NBBL-Team von Head Coach Danny Jansson, wo der Realschüler die letzten drei Jahre seiner Jugendkarriere bestreiten wird.

Basketball im Blut – dieser Satz passt spätestens dann auf die Familie Sauer, als sich der sechsjährige Jonas im Jahr 2005 entschließt, mit Basketball zu beginnen und so in die großen Fußstapfen seines Vaters Uwe zu treten, der zwei Deutsche Meisterschaften errang und in 55 Länderspielen für Deutschland unter anderem an den Olympischen Sommerspielen 1984 in Los Angeles teilnahm. Apropos USA: Dorthin verschlägt es jetzt auch den Sohnemann, der in St. Augustine, Florida ein High School-Jahr absolviert und so seine BBU-Karriere zum ersten Mal seit elf Jahren unterbricht.

MARIUS STOLL

TIM SEMLE

Dr. Thomas Stoll ist nicht nur Begründer und Geschäftsführer von BBU ’01, sondern steht auch regelmäßig als leidenschaftlicher Jugendcoach in der Halle. Das weiß Sohn Marius am allerbesten, der unter Trainer und Vater Stoll seine Liebe zum orangen Leder entdeckte. Den Spaß am Zuschauen, aber vor allem am selber Spielen hat Marius in all den Jahren nie verloren – ganz im Gegenteil: Mit seinem unbändigen Trainingsfleiß möchte sich der 17-Jährige trotz anstehendem Abitur sowohl in der NBBL als auch in der Regionalliga viele Einsatzminuten erkämpfen.

Als die Nachwuchsentwicklung bei BBU ’01 noch in den Kinderschuhen steckt, da wird schon mal eine Zeitungsanzeige geschaltet, um Kinder ins Basketball-Training zu locken. Tim Semle ist einer derjenigen, der so auf den Ulmer Nachwuchsbasketball aufmerksam wird, ins U8-Training bei Coach Stoll hineinschnuppert und vom Basketball-Virus infiziert wird. Nach U8, U10, U12, U14 und JBBL möchte der Abiturient, der im Oktober sein Studium an der Hochschule Neu-Ulm beginnt, seine Jugendkarriere in der NBBL erfolgreich abschließen.

Bei BBU ’01 seit: 2006 Team: NBBL / Regionalliga Position: Shooting Guard Geburtsdatum: 03.01.2000

Bei BBU ’01 seit: 2005 Team: NBBL / Regionalliga Position: Point Guard Geburtsdatum: 09.07.1999

Bei BBU ’01 seit: 2005 Team: NBBL / Regionalliga Position: Shooting Guard Geburtsdatum: 01.09.1999

Bei BBU ’01 seit: 2006 Team: NBBL / Regionalliga Position: Point Guard Geburtsdatum: 26.03.1998

Wenn es der Körper des 18-Jährigen zulässt: Wegen einer ausgekugelten Schulter verpasste Tim mit dem NBBL TOP4 das Highlight der vergangenen Saison. Aktuell widmet sich der Point Guard Tag für Tag der Reha – natürlich unter Anleitung seiner Mutter Claudia, die als Reha-Trainerin seit vielen Jahren dem Medical Staff von ratiopharm ulm angehört.

ELIAS MAURITIUS Bei BBU ’01 seit: 2005 Team: Position: Schiedsrichter Geburtsdatum: 26.03.1998

Fußball war Elias immer zu langweilig, deswegen war schnell klar, dass er es seinem älteren Bruder Josef gleichtut: „Beim Basketball ist immer Action.“ In der U8 beginnt Elias also seine Basketballkarriere – und regt sich Saison über Saison über die Entscheidungen der Schiedsrichter auf. So entschließt er sich schließlich, die Einladung zum Schiri-Lehrgang anzunehmen. Mittlerweile spielt der Abiturient nur noch gelegentlich Streetball, gehört als Referee aber immer noch zur BBU-Familie. „Das Pfeifen ist ein sehr verantwortungsvoller Job“, betont Elias, der sich derzeit für den gehobenen Dienst bei der Polizei bewirbt – ein Hüter der Ordnung durch und durch also.


der beste

eurocup aller zeiten! MI., 19.10. VS. LJUBLJAN A MI., 09.11. VS. JERUSALEM MI., 16.11. VS. VALENCIA MI., 30.11. VS. KUBAN MI., 07.12. VS. FUENLABR ADA

Foto: Ulf Duda

ratiopharmulm.com


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NACHWUCHS

CHRISTOPH PHILIPPS Bei BBU ’01 seit: 2005 Team: NBBL / Regionalliga Position: Small Forward Geburtsdatum: 15.09.1998

Nichtsahnend besucht Christoph Philipps 2005 die Messe „Leben-WohnenFreizeit“ auf dem Ulmer Messegelände. Dass er ausgerechnet auf der großen Verbrauchermesse seine große Liebe kennenlernen würde – das hätte der damals Sechsjährige wohl auch nicht gedacht. Am BasketballKorb, den die damaligen Ulmer Zweitliga-Profis Jan Sprünken und Florian Möbus betreuen, bleibt Chrissi hängen – und wird nach zwei erfolgreichen Würfen mit Freikarten belohnt. Nach einigen Zweitliga-Spielen, die er von den berühmten Teppichplätzen in der Kuhberghalle verfolgt, findet sich der damals noch begeisterte Fußballer im Basketball-Camp wieder. Es folgt eine kleine Erfolgsgeschichte vom Wischerkind über eine unvergessliche USA-Reise mit der U14 unter Coach Dr. Thomas Stoll bis hin zur Berufung in die U16-Nationalmannschaft. „Ich habe irgendwann gemerkt, dass Basketball mehr als Spaß für mich ist und dass ich in Ulm sogar die Chance auf die Bundesliga habe.“ Doch der Traum droht zu platzen, als der Forward im Sommer 2015 von einer schweren Verletzung am linken Knie zum Aussetzen gezwungen wird. Wenngleich der Abiturient in der Saison 2015/16 kein einziges Spiel bestreitet, verpasst er kaum eine Partie seiner Mannschaft, sitzt auch im Training oft an der Seitenlinie, will zeigen, dass er ein Teil davon ist – und bleibt: Nach einer OP und zehn Wochen an Krücken arbeitet der Abiturient an seinem Comeback, widmet sich tagtäglich dem Muskelaufbau im Kraftraum und beim Aqua Jogging seiner Kondition. Wenn die Reha nach Plan läuft, dann könnte das Riesentalent im Oktober, ganze 17 Monate nach seinem letzten Basketball-Spiel, ins Teamtraining zurückkehren – und zwar mit einem Riesenlächeln im Gesicht.

LUKAS ROSENBOHM

BERNHARD BENKE Bei BBU ’01 seit: 2006 Team: Regionalliga / ProB / Bundesliga Position: Center Geburtsdatum: 29.06.1997 Zwei Monate Fußball, zwei Monate Volleyball, zwei Monate Tischtennis: Es dauert ein Halbjahr bzw. drei Sportarten, bis Familie Benke aus Illerkirchberg den groß gewachsenen Sohnemann erstmals zum Basketball-Training nach Ulm fährt. Doch schnell stellt sich heraus: Die 20-minütige Fahrt muss Mama Ilona nun öfter zurücklegen, Börni entwickelt sich auf dem Parkett so gut, dass er nach dem Hineinschnuppern in der U10-2 in die U12-1 aufsteigt und dort gemeinsam mit Lukas Rosenbohm und Chrissi Philipps die ersten Erfolge feiert. Mama Benke sitzt schnell bis zu viermal die Woche im Auto, um es ihrem Sprössling zu ermöglichen, dem großen Vorbild nachzueifern: Konrad Wysocki. „Konrad hat mich immer begeistert, weil er immer mit so viel Energie spielt.“ Über dem Benke-Schreibtisch hängt bis heute ein gemeinsames Foto mit dem Ulmer Aufstiegshelden, den Börni nicht nur aus der Kuhberghalle, wo er ihm von den Teppichplätzen aus zujubelt, sondern auch als Co-Trainer kennt. Angespornt von Wysocki reift 2013, als der Center in seinem zweiten JBBL-Jahr zum Führungsspieler wird, die Hoffnung, „später einmal neben der Uni Geld mit dem Basketball verdienen zu können“. Dass es schon drei Jahre später dazu kommen sollte, hätte sich der Abiturient damals wohl nicht träumen lassen. Doch im Sommer 2016 unterzeichnet Börni Benke gemeinsam mit Lukas Rosenbohm seinen ersten BasketballVertrag; und noch besser: Die beiden Eigengewächse gehören gar zum Bundesliga-Trainingskader. Das Studieren soll dann nächstes Jahr, nach einer Saison mit 100 Prozent Fokus auf Basketball, dazukommen. Entweder Maschinenbau oder Tiermedizin.

Bei BBU ’01 seit: 2005 Team: Regionalliga / ProB / Bundesliga Position: Forward Geburtsdatum: 25.05.1997

Wenn man einen Ulmer Spieler als BBU-Leader bezeichnen möchte, wäre Lukas Rosenbohm ein ganz heißer Kandidat dafür. Denn ob U12, U14, U16 oder U19: Lukas ist immer der Mannschafts-Kapitän; immer derjenige, der sich traut, den Mund aufzumachen, auf und abseits des Parketts. Seine Führungspersönlichkeit baut der gebürtige Ulmer mehr und mehr aus – auch in den Vereinigten Staaten, wo er die Saison 2013/14 in Diensten der Haverford School verbringt. Das Auslandsjahr in Pennsylvania ist die bislang einzige Lücke in Lukas’ BBU-Karriere, die 2005 in der Kuhberghalle ihren Lauf nimmt. Der kleine Lukas wird bei einem Zweitliga-Spiel auf ausgelegte Flyer aufmerksam. Die darauf abgedruckte Einladung zum Schnuppertraining nimmt der damals Achtjährige gerne an. Elf Jahre später verkündet Lukas’ erster Trainer Dr. Thomas Stoll stolz, dass mit Lukas Rosenbohm und Börni Benke zwei zu 100 Prozent in Ulm ausgebildete Basketballer zum Bundesliga-Kader stoßen. „Das ist schon Wahnsinn, das ganze Programm von unten durchlaufen zu haben und jetzt auf dem obersten Level angekommen zu sein“, zeigt sich der sonst so abgeklärte Teamleader ein klein wenig beeindruckt. In der eigenen Familie ist der älteste von vier Brüdern längst zum Vorbild avanciert: Mittlerweile findet man in gleich vier Teams einen Rosenbohm-Vertreter. Denn neben Lukas sind auch Jakob (Jahrgang 2002), Noah (2004) und Simon (2008) Teil der großen BBU-Familie.


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15 JAHRE BBU ’01

Text: Joshua Wiedmann ¦ FOTOS: Achberger, Fischer, Duda, Camera4, BBU ’01, Hörger, Burmann, Könneke

Ein Club feiert Jubiläum!

HRE JAH 15

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Am 17. August 2001 wurde BBU ’01 aus der Taufe gehoben. 15 Jahre später steckt ein zweifacher Deutscher Vizemeister und eines der ehrgeizigsten Nachwuchsprogramme Deutschlands in dem Doppelstadt-Club. Zeit zurückzublicken – auf Höhen, Tiefen und Schlüsselmomente einer rasanten Entwicklung.

E

igentlich, dachte Dr. Thomas Stoll, würde er den Job nur vorübergehend machen. Ein, vielleicht zwei Jahre – bis der Neustart geglückt wäre. Bis die Gesellschaft bürgerlichen Rechts, die Stoll und seine Mitstreiter im Juli 2001 behelfs mäßig zur Rettung des Ulmer Basketballs gegründet hatten, in sichere unternehmerische Bahnen gelenkt wäre. Bis der Patient reanimiert, stabilisiert und wiederhergestellt sein würde – um in der Sprache des Arztes Stoll zu sprechen. Doch der Patient, der am 17. August 2001 zur BBU ’01 GmbH wurde, ließ ihn nicht mehr los, und aus einer spontanen Idee wurde ein Lebensprojekt. „Es macht einfach so viel Spaß“, sagt der Ulmer Geschäftsführer heute, da aus „ein, vielleicht zwei“ 15 Jahre geworden sind. Wenn es einen Leitbegriff gibt, der diese Zeit geprägt hat, dann vielleicht gerade diesen: Spaß. Spaß, den Stoll und Partner Andreas Oettel zum Selbstverständnis eines Clubs auserkoren, dessen Maskottchen sie „SPASS“ nannten und der 2006 „mit Spaß in die BBL“ ging. Spaß, den die BBU-Macher dabei immer auch selbst vorlebten – wenngleich das Tun der beiden

Geschäftsführer auch mal auf Gegenwind stieß, wie ein Kommentar aus der Südwest Presse belegt, die 2011 harsch titelte: „Ein Freak zu sein, reicht nicht.“ Vor allem aber: der Spaß, zu dem eine ganze Basketball-Region nach dem Neustart in Liga zwei zurückfand. „Danke, es macht wieder Spaß“, stand in großen Lettern auf einem Banner, mit dem die Ulmer Fans im April 2002 eine starke Premierensaison honorierten. Von Platz fünf im ersten Jahr ging es steil nach oben – wobei das Schicksal der Basketball-Doppelstadt nach dem Aufstieg und der ersten Playoff-Teilnahme (2009) stets an einer Personalie hing: der „Multi-Halle“. Wo der Ulmer Basketball heute wäre, wenn die Städte im November 2009 nicht den Bau der ratiopharm arena bewilligt hätten, weiß keiner. Fest steht nur: mit dem Einzug in die neue Spielstätte im Dezember 2011 wurde aus dem klammen Underdog ein Boomclub, der seither zwei Pokal-Finals (2013, 2014) und zwei Vizemeisterschaften (2012, 2016) feierte. Was außerdem passiert ist, welche Höhen und Tiefen BBU ’01 durchschritten hat, ist auf den nachfolgenden Seiten in einem Potpourri aus Geschichten, Zahlen und Zitaten aus 15 Jahren aufbereitet.


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Meilensteine und Momente aus 15 Jahren

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150.000 EURO: Mit diesem Startkapital beginnt die Debütsaison 2001/02. „Spitz auf Knopf“ sei damals kalkuliert worden, sagt Andreas Oettel im Rückblick. 15 Jahre später hat der Finanz-Geschäftsführer den Etat mehr als vervierzigfacht.

3./6. OKTOBER 2001: TIEFSCHLAG ZUM ZWEITLIGA-START So spektakulär BBU ’01 im Sommer 2001 geboren wird, so dramatisch startet das Zweitliga-Projekt. Nach einer gelungenen Generalprobe im Pokal gegen Leipzig (50:114) gibt es zur Premiere in Breitengüßbach eine kalte Dusche: Angeführt von einem jungen Steffen Hamann überrollt Güßbach die Gäste mit 98:58 – zu groß ist die Nervosität, (noch) zu wacklig das junge Ulmer Team. Und es kommt noch härter: Als das Heimdebüt gegen Langen drei Tage später per Buzzerbeater in einer 76:77-Pleite endet, sinken die ratiopharm-Spieler weinend auf dem Parkett der Kuhberghalle zusammen. „Schlimmer geht’s nicht“, meint ein konsternierter Coach Rainer Bauer (Foto). Als sich das Team um Kapitän Nils Mittmann von dem Schockstart erholt hat, wird die Jungfern-Saison mit der zweitbesten Rückrunden-Bilanz und Platz fünf aber noch ein Erfolg.

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18. OKTOBER 2003 „Wir sollten vielleicht vor dem Spiel alle ‚Happy Birthday‘ singen und so tun, als hätte Alon Geburtstag.“ --- Rainer Bauer vor dem Derby gegen Tübingen, nachdem Alon Stein (Foto links) das Hinspiel an seinem Geburtstag mit 28 Punkten entschieden hatte. Das Rückspiel geht zwar mit 102:107 verloren, aber Scharfschütze Stein liefert mit 26 Zählern eine weitere „classy performance“.

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APRIL 2005 „Nicht die besten Spieler steigen auf, sondern die beste Mannschaft. Wir hatten die besten Spieler, waren aber nicht das beste Team.“ --- Mike Taylors ehrliches Fazit nach einer turbulenten Saison 2004/05, die ratiopharm ulm als TopAnwärter auf den Aufstieg begonnen hatte. Eine Vielzahl von Verletzungen und eine chronische Auswärtsschwäche zerstören den BBL-Traum jedoch frühzeitig – Ulm wird erneut „Vize“!

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6. MÄRZ 2004: DER GEPLATZTE BUNDESLIGA-TRAUM Nach drei Jahren Zweite Liga steht ratiopharm ulm im Frühjahr 2004 vor dem Tor zur Bundesliga. Was fehlt, ist ein Sieg im Derby zwischen dem Ersten (Tübingen) und Zweiten (Ulm). Es wird ein Spiel für die Ewigkeit, das nach 45 wilden Minuten in einem Wechselbad der Gefühle endet: Erst sichert Emeka Erege Ulm mit einem „and one“ den 84:84-Ausgleich. Der Zusatzfreiwurf geht daneben, doch per Steal ergattert Erege noch einmal den Ball. Ulm schmeißt die Kugel postwendend aber wieder weg – und ein fragwürdiger Pfiff, der Tübingen zwei Freiwürfe beschert, stürzt Fans wie Spieler ins Tal der Tränen (86:84). Ed Williams (Mitte) können auch die aufbauenden Worte von Tübingens Coach Georg Kämpf (Zweiter von links) nicht trösten.


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31 SPIELE in Folge gewinnt Ulm zwischen April 2004 und 2006 in der Kuhberghalle. Die „Hölle“ ist Ulms Rückhalt auf dem Weg Richtung BBL.

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15. APRIL 2006: DER SPASS GEHT IN DIE BBL! Nach fünf Jahren in der zweiten Bundesliga, nach 131 Spielen und 42 Niederlagen ist es am 15. April 2006 endlich soweit. Als um 20.45 Uhr das Spiel gegen den USC Freiburg mit 106:73 gewonnen ist, steht zwei Spieltage vor Ende der Saison 2005/06 der Aufstieg in die Basketball Bundesliga fest. Nach zwei zweiten Plätzen in Folge (2004, 2005) kennt die Erleichterung keine Grenzen. Jonathan Levy, mit 20 Punkten Topscorer der Saison, glänzt auch im Aufstiegsspiel mit 25 Zählern. Die Meisterzigarre zündet der 23-Jährige dennoch nicht an. Gefeiert wird schließlich die ganze Nacht und später nochmal auf Mallorca. Thomas Stoll sagt direkt nach dem Spiel: „Fünf Jahre haben wir auf diesen Tag gewartet. Alle haben so hart dafür gearbeitet, dass es die Spieler jetzt so richtig krachen lassen können.“ Das tun sie dann auch – und irgendwann ist auch Jonathan Levys Zigarre weg.

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DEZEMBER 2006 „Es ist sensationell, wie eine fast unveränderte Mannschaft aus der Zweiten Liga hier aufspielt. Ulm ist eine Bereicherung für die gesamte BBL.“ --- Dirk Bauermann, Bamberger Coach und Bundestrainer, als der Aufsteiger im Winter an den Playoff-Plätzen schnuppert. Im Saisonendspurt (2-5) schwächelt Ulm dann zwar, doch auch Platz 12 in der Abschlusstabelle ist eine beachtliche Leistung für den Liga-Neuling.

9. DEZEMBER 2007: AUS 12 METERN ZUM SIEG! Emeka Erege wirft ratiopharm ulm mit einem Buzzer-Beater aus der eigenen Hälfte zum 72:73-Erfolg in Oldenburg. Erege, der sieben Sekunden vor dem Ende beim Stand von 72:70 eingewechselt wird, erhält den Ball bei noch einer verbleibenden Sekunde kurz vor der Mittelinie. Nachdem Oldenburgs Branimir Longin einen Korbleger zum Sieg vergeben hatte, sammelt Jeff Gibbs den Ball ein und bedient Erege, dessen Wurf direkt im kollektiven Ulmer Basketballgedächtnis landet. Ereges Gamewinner ist einer der Höhepunkte in einer wechselhaften Saison 2007/08, in der Ulm zwischen Favoriten-Killer und Abstiegskandidat schwankt – und letztlich Elfter wird.

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11. NOVEMBER 2009 „Da geht nur noch die deutsche Meisterschaft drüber.“ --- Andreas Oettel nach dem Beschluss der Städte zum Bau der ratiopharm arena. Sportlich gesehen ist Jahr eins nach dem Playoff-Debüt ein Umbruch-Jahr, in dem 13 neue Spieler die Sneakers für den Tabellen-Elften schnüren.

NULL MINUTEN BUNDESLIGA-ERFAHRUNG hat Per Günther, als er am 24. September 2008 in Bamberg ins kalte BBL-Wasser geschmissen wird. Der Rookie – der den erkrankten Dru Joyce als Starter ersetzt – schwimmt sich schnell frei und trägt 6 Punkte zum 64:66-Coup in Freak City bei.


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173 SPIELE bestreitet ratiopharm ulm bis zum 26. November 2011 in der Kuhberghalle. Der 86:72-Sieg im Abschiedsspiel gegen Hagen ist einer von 142 am Kuhberg.

10. DEZEMBER 2011: EINE NEUE WELT! Es ist der Tag, der alles verändert in der Club-Geschichte. Der Traum von einem modernen Basketball-Tempel, von Spielen vor 6.000 Zuschauern und zeitgemäßen Vermarktungs-Möglichkeiten: All das, wofür Thomas Stoll und Andreas Oettel über zehn Jahre gekämpft haben, wird an diesem Tag Realität. Und wie sich dieser Kampf gelohnt hat. Der rauschartige 101:83Sieg, mit dem Ulm beim Arena-Debüt über Oldenburg hinwegfegt, ist dabei nur die oberfl ächliche Bestätigung der jahrelangen Arbeit. Wichtiger sind die glänzenden Augen bei Fans und Sponsoren, und die kollektive Erkenntnis: Basketball in Ulm ist jetzt „high class“! Der Umzug in die ratiopharm arena ist wie der Aufbruch in eine neue Welt: mit der Arena im Rücken stürmt das Ulmer Team prompt bis ins Playoff-Finale und feiert 2012 die erste Vizemeisterschaft der Club-Historie.

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24. MÄRZ 2013: „Es nervt langsam, den anderen beim Feiern zuzusehen.“ --- Per Günther nach der Niederlage im Pokal-Finale gegen Berlin (67:88), die ratiopharm ulm neun Monate nach dem verlorenen Playoff-Finale erneut mit leeren Händen dastehen lässt.

29./30. MÄRZ 2014: EINE STADT SIEHT ORANGE! Es ist die beste Basketball-Party Deutschlands. Mit dem Beistand des orange leuchtenden Ulmer Münsters und dem Support seiner Fans stürmt ratiopharm ulm beim Heim-Top-Four nach 2013 zum zweiten Mal ins Pokalfinale. Auf dem Weg dorthin wird zunächst Bayern München mit 90:72 überrollt, ehe Alba Berlin nach einem dramatischen Finale (80:86) seinen achten Pokalerfolg bejubelt. Doch das Top Four 2014 bietet mehr als nur einen Titel. Thorsten Leibenath nennt die 12.000 Besucher, die an den zwei Tagen in die ratiopharm arena strömen, eine große „Basketball-Familie“. Während auf dem Parkett die Intensität kaum zu toppen ist, herrscht auf den Rängen Party-Stimmung. Münchner, Bamberger, Berliner und Ulmer oder anders: rot neben rot und gelb neben orange. Am Ende triumphiert zwar nur einer, gefeiert haben aber alle.

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15 – AUF DIESEM TABELLENPLATZ findet sich ratiopharm ulm Mitte November 2015 nach einer 91:69-Klatsche in Gießen wieder. Es ist der Tief- und Wendepunkt der Saison: Mit sieben Siegen in Folge kämpft sich Ulm anschließend aus dem Tabellenkeller in Richtung Playoff-Ränge vor.

30. AUGUST 2015: „So etwas wie heute in Ulm habe ich noch nicht erlebt!“ --- Joe Dumars, ehemaliger NBA-Spieler und -Champ, ist begeisterter Zuschauer bei Basketball125. Bei dem Open-Air-Event auf dem Münsterplatz feiern 5.500 Menschen nicht nur einen 129:127-Erfolg über Bamberg, sondern auch den 125. Geburtstag des Münstersturms.

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Foto: Ulli Schlieper

www.goldochsen.de

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101 – AND COUNTING: Bei allen Liga-Heimspielen seit dem 10. Dezember 2011 war die ratiopharm arena ausverkauft. Inklusive Pokal-Quali und internationalem Geschäft kamen seither 761.250 Zuschauer in die Arena. Danke für eure Treue, Uuulmer!

31. MAI 2016: WE ARE FINALS! Am 31. Mai um kurz vor 21:30 Uhr ist ein historischer Turnaround perfekt. Nach dem 73:72-Sieg im vierten Halbfinale gegen Frankfurt steht ratiopharm ulm zum zweiten Mal nach 2012 in den Finals – und das unerwarteter denn je. Denn niemand hatte auch nur einen Cent auf ein Team gewettet, das noch im November, nach einem 2-7-Start, in Abstiegsgefahr schwebte. „Wir kamen von ganz unten. Das macht diese Finalteilnahme ungleich emotionaler als 2012“, sagt Geschäftsführer Andreas Oettel. In der Endspiel-Serie kann Ulm ein Bamberger Überteam zwar nicht ernsthaft gefährden (0-3), liefert mit einem Overtime-Krimi in Spiel zwei aber ein All-Time-Highlight der BBU-Historie ab (90:92). „Was wir an kämpferischer Leistung geboten haben, war übermenschlich“, so ein stolzer Thorsten Leibenath.

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