Books Magazin 2/2013

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Das Magazin der Orell Füssli Buchhandlungen Nr. 2/2013

Ihr persönliches Exemplar – mit Wettbewerb!

Lügen ist menschlich «Das Verschwiegene» von Linn Ullmann

Es muss nicht immer «Shades» sein Erotische

Neuerscheinungen

Verbindung über Raum und Zeit «Die vierzig Geheimnisse der Liebe» von Elif Shafak

Und ausserdem: Neue Bildbände, neue Kinderbücher, neue Reiseführer


STARTER PAKET 187.– statt 212.– Angebot solange Vorrat

INTEGRIERTER SHOP – ÜBER 400’000 400 000 eBOOKS DOWNLOAD VIA WLAN PAPIEROPTIK – LESEN AUCH BEI SONNE

BOOKEEN ODYSSEY 2013 EDITION

eReader, Hülle, Ladegerät und Fr. 25.– Prepaid Card


Editorial | 3

Inhalt

András Németh Mitglied der Geschäftsleitung

© Muammer Yanmaz

Bücher sind erotisch Liebe Leserin Lieber Leser Im vergangenen Jahr war eine erotische Geschichte der weltweit grösste Bucherfolg: «Shades of Grey». 70 Millionen Exemplare der Trilogie von E.L. James wurden verkauft. Seit «Harry Potter» hat keine Buchserie mehr derart abgeräumt. Dass erotische Literatur die Bestseller-Listen anführt, ist ungewöhnlich – dass sie gut ankommt, hingegen nicht. Einige der ältesten Werke der Weltliteratur sind erotischen Inhalts, und viele Longseller gehören zu diesem Genre. Bei der Erotik spielt das Buch eben alle seine Stärken aus: Es kann uns ins Welten entführen, die uns im wirklichen Leben verschlossen bleiben. Bücher kennen keine Scham und beurteilen uns nicht. Mit ihnen können wir Abenteuer erleben, auch wenn wir selber keine Helden sind. Und ist nicht das Lesen per se erotisch? Doch, findet Alex Pschera: «Lesen ist ein erotischer Akt», schreibt der deutsche Publizist. «Besitz und Vereinigung sind seine Merkmale. Das Riechen am Druckwerk ist Vorspiel des Kommenden. Das Buch ist ein Körper. Jedes Buch hat seinen eigenen Geruch, wie auch jeder geliebte Mensch seinen eigenen Geruch hat.»

Verbindung über Raum und Zeit Erotische Literatur:

«Die vierzig Geheimnisse der Liebe» von Elif Shafak

Seite 10

Reisebücher-Spezial

Vorfreude und Hilfe vor Ort

Seite 23

Wir, die wir täglich mit Büchern zu tun haben, teilen diese Meinung natürlich: Bücher bereiten tiefe Freude und machen stets Lust auf mehr. Und weil Bücher so erotisch sind, widmen wir den Hauptbeitrag in diesem «Books» der erotischen Literatur. Ich wünsche Ihnen damit viel Vergnügen!

Die nächste Ausgabe von Books, dem Magazin der Orell-Füssli-Buchhandlungen, erscheint am 13. September 2013. Sie erhalten Books kostenlos in jeder Filiale. Bestellungen nehmen wir gern entgegen über www.books.ch, orders@books.ch und Telefon 0848 849 848. Buchhandlungen von Orell Füssli finden Sie in Basel, Bern, Frauenfeld, St.Gallen, Winterthur und Zürich sowie am Flughafen Zürich.

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Preisänderungen vorbehalten. Unsere aktuellen Verkaufspreise und eine umfassende Auswahl an Büchern, Filmen und Spielen finden Sie auf www.books.ch.

Es muss nicht immer «Shades» sein

Seite 14

4 Notizen 20 Neue Bildbände Schön, schöner, Krauthammer 32 Kaffeepause Die Debatte 36 Fantastisch! Fantasy-Neuerscheinungen 40 Im Schaufenster «Das Verschwiegene» von Linn Ullmann 42 Kinderwelt Freunde machen Freude 44 Neues von Orell Füssli 45 Mein Buch 46 Kochbücher «Jerusalem» 48 Kreuzworträtsel 49 Veranstaltungen 51 Kolumne Darum schreibe ich – von Linus Reichlin

Impressum Herausgeber: Orell Füssli Buchhandlungs AG, Dietzingerstrasse 3, Postfach, 8036 Zürich Gesamtherstellung: Media Tune AG, Zürich Redaktion: Die Blattmacher GmbH, Zürich Gestaltungskonzept/Layout: Strichpunkt GmbH, Winterthur Coverfoto: Agnete Brun Alle so gekennzeichneten Bücher sind auf www.books.ch auch als eBook erhältlich.


4 | NOTIZEN

Books Nr. 2/2013

Notizen Marius Leutenegger

Die Ernährung gehört zu den Fundamenten des Menschseins. Entsprechend gross ist denn auch das Angebot an Ratschlägen, Tipps und Ideen rund um die Ernährung. Die vielen Informationen machen es zwischendurch aber vielleicht nötig, sich ein wenig zu erden – und das gelingt hervorragend mit dem Buch «Essen Sie nichts, was Ihre Grossmutter nicht als Essen erkannt hätte», erschienen bei Kunstmann. Mit erfrischender Unoriginalität erinnert uns Autor Michael Pollan darin an die Binsenwahrheiten rund ums Essen: Die ganze westliche Ernährung ist ungesund, weil zu fett, zu süss und zu künstlich. Wie soll man darauf reagieren? Pollan antwortet mit einfachen Rezepten: Meiden Sie Produkte mit Zutaten, die ein Drittklässler nicht aussprechen kann; meiden Sie Nahrungsmittel, für die im Fernsehen geworben wird; meiden sie Esswaren, die in allen Sprachen denselben Namen haben. Und besonders sinnvoll: «Zahlen Sie mehr, essen Sie weniger.» Die schönen Illustrationen von Maira Kalman machen das Buch auch zu einem optischen Vergnügen. Manche Wörter kann man kaum noch hören, weil sie bis zum Gehtnichtmehr ge- und missbraucht werden. Dazu zählt «Nachhaltigkeit». Und darüber soll man gleich ein ganzes Buch lesen? Unbedingt – denn Ulrich Grober gibt in «Die Entdeckung der Nachhaltigkeit», erschienen bei Kunstmann, dem Begriff seine Würde und sein Ge-

wicht zurück. Auf faszinierende Weise legt der Autor dar, wie alt das Konzept ist, das heute als modernes Mass aller Dinge gilt. 1994 definierte zum Beispiel die UNO Nachhaltigkeit als ein Dreieck aus ökologischem Gleichgewicht, ökonomischer Sicherheit und sozialer Gerechtigkeit – exakt so umschrieb Hans Carl von Carlowitz den Begriff bereits 1713. Die Notwendigkeit, nachhaltig zu handeln, ist also schon lange bekannt, und Grober zeigt auf, warum es so schwer ist, dieses Wissen in konkretes Handeln zu übertragen. Ein kulturhistorisches Sachbuch, das man nicht so schnell vergisst.

Mit seinem Erstling «Flieg, Hitler, flieg!» räumte der junge britische Autor Ned Beauman ziemlich ab – er gewann damit unzählige Preise, die internationale Kritik überschlug sich geradezu vor Begeisterung. Jetzt liegt der neue Roman von Beauman vor, und er ist ähnlich schillernd, böse und vergnüglich wie das Debüt. Der gezwungen originelle Titel der bei Dumont publizierten Übersetzung sollte einen nicht vom Lesen abschrecken: «Egon Loesers erstaunlicher Mechanismus zur beinahe augenblicklichen Beförderung eines Menschen von Ort zu Ort», im Englischen «The Teleportion Accident», ist eine Art Road-Movie, der sich über mehrere Jahrzehnte hinzieht. Der Bühnenbildner Egon Loeser, der nicht zufälligerweise einen Namen wie ein Schimpfwort trägt, verfolgt seine Traumfrau Adele Hitler («weder verwandt noch verschwägert») von Berlin über Paris nach Los Angeles. Er ist von zwei Dingen besessen: Adele endlich ins Bett zu kriegen – und hinter die Geheimnisse des Grössten seiner Zunft zu kommen: Dem venezianischen Bühnenbildner Lavicini soll es nämlich einst gelungen sein, eine barocke Maschine zum Beamen von Menschen zu bauen. Auch KGB und Forscher in Kalifornien sind hinter dem Teleportionsgerät her, schliesslich herrscht Krieg. Beauman staffiert seinen bizarren Plot mit einem Ideenreichtum aus, der locker für drei Romane gereicht hätte; das durchwegs exzentrische Personal wächst einem ziemlich ans Herz, obwohl es aus ausnahmslos unsympathischen Neurotikern besteht. Das Buch ist brillant geschrieben und hat seinen Platz auf der Longlist des Booker Prizes mehr als verdient.


NOTIZEN | 5

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© Joy Matter

Leute, die das mögen, mögen auch ...

Oft ist die letzte Seite eines Buchs jene, die man am wenigsten mag – weil man nicht möchte, dass das Lesevergnügen schon zu Ende ist. Glücklicherweise gibt es Fachleute, die einem in solchen Momenten Bücher mit vergleichbaren Qualitäten empfehlen können – Fachleute wie Marcel Rauber. Der 42-Jährige arbeitet als Abteilungsleiter im Parterre bei Rösslitor Bücher in St.Gallen. Das Lesen entdeckte er während seiner Lehre zum B ä c k e r - K o n d i t o r. «Wegen der Arbeitszeiten lebte ich an meinen Bekannten vorbei – und so füllte ich mir die freie Zeit mit Lesen», erinnert er sich. Bücher begeisterten ihn schliesslich derart, dass er sich auch noch zum Buchhändler ausbilden liess. «‹Tschick› des Berliner Schriftstellers Wolfgang Herrndorf war 2010 eines der erfolgreichsten deutschsprachigen Bücher; die Geschichte einer ungewöhnlichen Freundschaft zwischen einem 14-Jährigen aus bürgerlichen Verhältnissen und einem verwahrlosten jugendlichen Spätaussiedler aus Russland, die ein wenig an ‹Huckleberry

Finn› von Mark Twain erinnert, gewann unzählige Preise. Wer ‹Tschick› mochte, wird auch ‹Wunder› der US-Amerikanerin Raquel J. Palacio lieben. Beide Romane erzählen vom Erwachsenwerden, von den Schwierigkeiten, sich im Leben zurechtzufinden – und beide Bücher vergisst man als Leser nicht mehr. ‹Wunder› ist ein Debütroman und hat das Potential zum Lieblingsbuch. Im Mittelpunkt steht der zehnjährige August, der mit seinen Eltern und seiner grossen Schwester in New York lebt. Weil er seit seiner Geburt mindestens 27-mal am Gesicht operiert werden musste, ist er noch nie auf eine richtige Schule gegangen. Aber jetzt soll er in die 5. Klasse kommen. August ist es gewohnt, angestarrt zu werden, und er weiss, dass die meisten Schüler nicht absichtlich gemein zu ihm sind. Sein sehnlichster Wunsch ist es aber, nicht weiter aufzufallen, ein ganz normaler Junge zu sein und Freunde zu finden. Doch nicht aufzufallen ist nicht leicht, wenn man so viel Mut und Kraft besitzt, so witzig, klug und grosszügig ist wie August … Tun Sie sich einen Gefallen und lesen Sie dieses Buch!»

Mani Matter ist ein Schweizer Mythos. Die Ausstellung «Mani Matter (1936-1972)» war ein so grosser Erfolg, dass sie nach einer langen Tournee durch die Schweiz noch einmal – und bis September – im Landesmuseum in Zürich zu sehen ist. Mitgearbeitet an der faszinierenden Schau hat auch Wilfried Meichtry; der Historiker ist vor allem bekannt für sein Buch über Iris Roten, «Verliebte Feinde», das auch verfilmt wurde. Durch seine Tätigkeit für die Ausstellung lernte Meichtry die Witwe von Mani Matter kennen, Joy Matter. «Und eines Tages sagte ich ihr, dass ich gern eine Biographie über Mani Matter schreiben würde», erzählte der Autor in einem Interview. Diese Biographie ist jetzt von Nagel&Kimche veröffentlich worden – und sie ist ein Genuss nicht nur für die vielen MatterFans. Meichtry hat eine literarische Biographie verfasst, die einem einen überaus sympathischen Menschen in seiner ganzen Vielschichtigkeit näher bringt – denn der Autor konnte erstmals auf 31 Archivschachteln von Joy Matter zugreifen; zudem präsentiert einem «Mani Matter» auch ein Panoptikum der Nachkriegsschweiz zwischen Tradition und Aufbruch. Der Erfolg, den dieses Buch zweifellos haben wird, ist ihm zu gönnen.


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Books Nr. 2/2013

Hollywood – der Glanz dieses Namens rührt nicht von den heutigen Blockbuster-Produktionen her, sondern entstand, als die Filmfabrik noch wie eine Fussballliga organisiert war. Bis in die 1960er-Jahre hinein hielten sich die grossen Studios wie MGM, Paramount oder Warner Brothers feste Teams von Schauspielerinnen

und

Schauspieler.

Die Stars waren vertraglich gebunden und den Studio-Bossen mehr oder weniger ausgeliefert – welche Rollen sie spielen durften, wie oft sie vor der Kamera standen, welches Image sie letztlich hatten, entzog sich ihrer Kontrolle. Auch die Gestaltung des Privatlebens wurde zu einem Teil von den Studios vorgegeben. Auf diese Weise wurde Hollywood zu seinem grössten Produkt: eine inszenierte, glamouröse Welt voller Stars und Sternchen. Dieses Produkt strahlte einen Zauber aus, der heute verschwunden ist. Aber wir können ihn noch immer spüren – zum Beispiel dank des wunderbaren Fotobands «Hollywood Unseen» von Prestel. Der Untertitel verspricht «Filmstars hinter den Kulissen», doch der Alltag, in dem die berühmtesten Darsteller ihrer Zeit gezeigt werden, war natürlich ebenfalls sorgsam inszeniert und vorteilhaft ausgeleuchtet. Man entdeckt in diesem Band also keine Geheimnisse, sondern erfährt anhand der Bilder viel darüber, wie das goldene Hollywood funktionierte, wie es die Stars machte und für welche Werte es stand.

In «Books» berichten wir vorwiegend über Literatur aus dem deutschsprachigen Raum – und über internationale Bestseller. Die Romandie kommt nur selten vor. Das ist ein Makel, den es schleunigst zu korrigieren gilt – mit dem Verweis auf ein mehr als lesenswertes Buch einer jungen französischsprachigen Autorin: «Bestseller» der Freiburgerin Isabelle Flükiger, erschienen im Rotpunkt-

Verlag. Das schmale Bändchen, das man an einem Sonntagmorgen vor, während und nach dem Zmorge in einem Stück verschlingen kann, handelt von einem jungen, urbanen und sehr verliebten Paar, das Perspektiven sucht und wortwörtlich auf den Hund kommt. Flükiger beschreibt mit viel Selbstironie das Leben von Fastdreissigern in der Schweiz – von Menschen also, die in aller Regel mit beiden Beinen auf dem Boden stehen und den Überfluss so sehr verachten, wie sie ihn auch als selbstverständlich betrachten. Doch keine Angst: Es geht hier nicht um Gesellschaftskritik, sondern um eine leichte G esch icht e, von der man sich wünscht, sie ginge noch lange, lange weiter ...

In dieser Ausgabe von «Books» dreht sich vieles um die Liebe: Ab Seite 10 stellen wir zahlreiche Liebes- und Erotikromane vor. Es ist zwar nicht unbedingt wahr, dass ein Bild mehr sagt als 1000 Worte, aber manchmal sind Bilder natürlich genauso schön wie Geschriebenes. Deshalb wollen wir hier noch auf ein Buch über die Liebe hinweisen, bei dem es viel zu sehen gibt: «Die schönsten Liebespaare in der Kunst», erschienen bei Prestel. Der Bildband hält genau das, was der Titel verspricht. Er zeigt rund 80 Bilder, auf denen geküsst, geschmachtet, umarmt, bewundert und liebkost wird. Die Werke stammen aus allen Epochen und von den bekanntesten Künstlern; die meisten von ihnen hat man schon irgendwo gesehen, erst in diesem Kontext spürt man aber so richtig, wie zart sie Gefühle darstellen. Begleitet wird die Auswahl von angenehm wenigen kunsthistorischen Erläuterungen und schönen Gedichten, die wiederum belegen: Manchmal sagen wenige Worte eben doch so viel wie ein Bild.


NOTIZEN | 7

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Was lesen Sie gerade? Ellen Ringier, Juristin und Präsidentin der Stiftung «Elternsein»

Leichter Lesen Die eReaDeR von oRell Füssli. einFach zu hause.

«Seit dem Zerfall der Sowjetunion im Jahr 1991 glaubte ich, Russland sei auf dem Weg zu einer Demokratie. Zugegebenermassen auf einem ausserordentlich schwierigen Weg. Dass nach Gorbatschow und Jelzin ein KGB-Mann ‹gewählt› worden war, irritierte anfangs, aber die Hoffnung auf den jungen Putin blieb. Das, was ich in der mir zur Verfügung stehenden Presse zu den wenig rechtsstaatlichen Verurteilungen von Oligarchen wie Chodorkowski und Lebedjew las, irritierte zwar ungemein. Andererseits – gibt es ein Recht auf Staatsplünderung? Musste man Mitleid mit Leuten wie Gussinski in Israel oder Abramowitsch in London haben, die sich mit astronomischen Besitztümern aus Russland verabschiedet hatten? Und der Krieg gegen Terroristen in Tschetschenien, war er als Selbstverteidigungsmassnahme etwa nicht gerechtfertigt? Masha Gessen, Autorin von ‹Der Mann ohne Gesicht. Wladimir Putin – eine Enthüllung›, belehrt mich eines Besseren! Wer diese Auflistung von im Namen des

(manipulierten) Rechts begangenen Verbrechen – wahrlich eine Enthüllung – gelesen hat, kann nicht anders, als die Hoffnung auf den demokratischen Prozess zu vergessen! Klar, die Beweiskette, die Gessen auflistet, basiert zu weiten Teilen auf Indizien. Sie überzeugt jedoch in hohem Masse – nicht zuletzt weil die Autorin mit keinem Wort vorgibt, die Dinge seien tatsächlich so geschehen, als hätten sich die Verbrechen gegen dissidente Bürger Russlands mit Sicherheit so abgespielt. ‹So oder ähnlich›, ist man jedoch nach dem Lesen der (selbstverständlich nicht autorisierten) Biografie Putins überzeugt! Wladimir Putin hat von nun an ein Gesicht.»

Der Mann ohne Gesicht Masha Gessen 384 Seiten CHF 36.90 Piper


8 | NOTIZEN

Books Nr. 2/2013

Quelle: Dieter Hildebrandt: Ödön von Horváth, Rowohlt 1975

Jahrestage

75 Jahre ist es her, dass Ödön von Horváth in Paris starb. Der österreichisch-ungarische Schriftsteller befand sich auf der Flucht vor den Nazis, als er am 1. Juni 1938 von einem herabfallenden Ast erschlagen wurde. Da war er gerade einmal 37 Jahre alt. Seine sozialkritischen Werke waren zu diesem Zeitpunkt verboten, wurden aber in Exilverlagen weiterhin veröffentlicht. Sein bekanntester Roman ist wohl «Jugend ohne Gott», der die Lieblosigkeit von Jugendlichen in Nazideutschland anprangert. Zeitlebens galt von Horváth aber vor allem als grosser Theaterautor, etwa dank seiner noch heute oft gespielten Dramen «Geschichten aus dem Wiener Wald», «Glaube Liebe Hoffnung» und «Kasimir und Karoline». Pflichtlektüre nicht nur für Schüler! Am 2. Juli jährt sich der Todestag von Lisa Tetzner zum 50. Mal. Es gibt nicht viele Jugendbücher, die so eindrücklich sind wie ihr Roman «Die schwarzen Brüder». Dass das 1940 verfasste Buch das Schicksal von Tessiner Buben beschreibt, die als Kaminfeger nach Italien verdingt wurden, ist kein Zufall: Die Deutsche flüchtete 1933 vor den Nazis nach Carona bei Lugano, zusammen mit ihrem Mann Kurt Kläber. Das Paar lebte dort in der Nachbarschaft von Hermann Hesse und zuweilen mit Bert Brecht zusammen. Tetzners Mann war übrigens auch kein Unbekannter: Er nannte sich Kurt Held und verfasste «Die rote Zora und ihre Bande». «Die schwarzen Brüder» war denn auch ein Gemeinschaftswerk des Paars, wegen der Verfolgung von Kläber durch die Nazis erschien es aber nur unter Lisa Tetzners Namen.

Mit Oliver Sacks wird am 9. Juli einer der bekanntesten Sachbuch-Autoren der Welt 80-jährig. Seit Jahrzehnten begeistert der britische Neurologe mit seinen Beschreibungen komplexer psychischer Krankheiten. Weltberühmt machte ihn das Buch «Awakenings» über Menschen, die vorübergehend aus der Schlafkrankheit aufwachen und sich des Lebens erfreuen – es diente gar als Vorlage für einen Film mit Robert de Niro als Patient und Robin Williams als Dr. Sacks. In anderen Büchern beschäftigte sich Sacks mit dem Tourette-Syndrom, mit Autismus oder Gehörlosigkeit. Dabei gelang ihm stets das Kunststück, blendend zu unterhalten und Fallbeispiele mit viel Empathie, aber ohne Kitsch darzustellen. In seinem neuen, bei Rowohlt erschienenen und ebenfalls sehr lesenswerten Werk «Drachen, Doppelgänger und Dämonen» geht es um Halluzinationen.

Am 14. August jährt sich der Todestag des Rennfahrers und Rennautobauers Enzo Ferrari zum 25. Mal. Was das mit Büchern zu tun hat? Der Jahrestag bietet eine gute Gelegenheit, um auf eine originelle Neuerscheinung aufmerksam zu machen: «Nachdenkliche Rennfahrer», zusammengestellt vom Journalisten Max Küng und erschienen bei der Edition Patrick Frey. Das schmale Buch zeigt Fotos von – Überraschung! – nachdenklichen Rennfahrern. Diese Abenteurer haben ja auch viel Grund zum Grübeln, denn sie schweben ständig in Todesgefahr und werden oft genug auch tatsächlich mit dem Tod konfrontiert. Ein Buch nicht nur für Leute, die wissen, wer Enzo Ferrari war. Ein Abenteurer, der dem Tod ebenfalls gern hin und wieder ins Auge blickte, war auch T.E. Lawrence. Am 16. August ist es 125 Jahre her, dass er geboren wurde. Sein Leben liest sich wie ein einziger Roman: Er war Archäologe, Geheimagent und briti-

scher Offizier. Als solcher beteiligte er sich im Ersten Weltkrieg am Aufstand der Araber gegen das osmanische Reich – und wurde so zu Lawrence von Arabien. Seine Erlebnisse in Arabien beschrieb er im Bericht «Die sieben Säulen der Weisheit», der heute zur Weltliteratur zählt und von Ullstein als Taschenbuch angeboten wird. Und zum Schluss noch zwei Geburtstage für alle Comicfans: Im Juni 1938, also vor genau 75 Jahren, wurde erstmals eine Geschichte über Superman veröffentlicht – das war auch die Geburtsstunde eines neuen Comicgenres, nämlich der Superheldengeschichten. Batman, Spiderman, Hulk, Iron Man und wie sie alle heissen, sie sind durchwegs im Sog des Riesenerfolgs um den «Stählernen» entstanden, der inkognito als der tapsige Reporter Clark Kent arbeitet und im Notfall zu einem fliegenden und mit unglaublichen Kräften ausgestatteten Helden mutiert. Superman zählt zu den Figuren mit dem weltweit höchsten Wiedererkennungswert, und längst gibt es die legendäre Schöpfung der beiden Teenager Jerry Siegel und Joe Shuster in unzähligen Varianten. Für Erstleser empfehlen wir hier die Comics, die bei Fischer KJB erscheinen; die etwas älteren bzw. ewigjungen Leser dürften an der Neuerscheinung «Der letzte Sohn» von Panini Manga und Comics ihre helle Freude haben. Erwachsene Comicfans haben ebenfalls Grund zum Feiern: Robert Crumb wird am 30. August 70 Jahre alt. Er begann als UndergroundZeichner zur Flower-Power-Zeit; seine bekannteste Figur Fritz the Cat begeisterte als drogensüchtiger Faulpelz die Hippies und erschreckte das Establishment. Viele seiner Comics gelten als sexistisch und pornografisch, aber Crumb kann auch anders: Seine Comic-Interpretation des ersten Buch Mose, erschienen als «Genesis» in der Bibliothek der Süddeutschen Zeitung, gilt als Meisterwerk.


NOTIZEN | 9

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... und ausserdem

Auch wenn die meisten Bücherfreunde kluge Leute sind und daher naturgemäss im Zuge reisen, kennen sie wohl ebenso die Freude am Fahren: im Auto gemütlich durch den Périgord schaukeln, wo Martin Walkers Romane spielen (mehr dazu rechts), oder auf vier Rädern die südsizilianische Welt von Commissario Montalbano erkunden. Für sie gibt es jetzt mit

«The Joy of Driving» auch die ideale Ablage für all die kleinen Dinge, die im Auto herumliegen – das Handy, die Reisedokumente oder die Taschentücher. Natürlich lassen sich mit dem GeheimfachBuch auch ein paar Goldbarren oder ähnliches diskret im Büchergestell verwahren. Geheimfach-Buch CHF 29.90

Wettbewerbs-Gewinner In der letzten Ausgabe von «Books» verlosten wir unter den Teilnehmenden unseres Kreuzworträtsel-Wettbewerbs drei Büchergutscheine. Gewonnen haben:

1. Preis: Margrit Kloter, Dietlikon 2. Preis: Christa Montoya, Zürich 3. Preis: Marco Heiniger, Zürich

Herzliche Gratulation! Das Lösungswort lautete übrigens «Wortschoepfungen». Die Gewinnerinnen und Gewinner der Preise 4 bis 10 werden schriftlich benachrichtigt. Das aktuelle Kreuzworträtsel finden Sie in dieser Ausgabe auf Seite 48.

Der schottische Historiker und Schriftsteller Martin Walker ist in das französische Périgord verliebt – deshalb hat er seine Krimis um den Chef de Police Bruno Courrèges in dieser Region angesiedelt. Die spannenden Geschichten im ländlichen Ambiente kommen gut an: Walker zählt zu den heute erfolgreichsten Krimiautoren, bislang gingen allein auf Deutsch über 700’000 Bruno-Romane über die Ladentische. Jetzt liegt der fünfte Band der Serie vor: «Femme fatale», erschienen bei Diogenes. Der neue Fall ist der vielleicht bisher beste, denn Walker hat einige seiner früheren Laster überwunden: Allzu selbstverliebte Ausschweifungen haben einer präzisen Sprache Platz gemacht, es gibt kaum noch langfädige Beschreibungen regionaler Rezepte, mit denen Walker seinen Helden – und damit auch sich selber – als grossen Connaisseur ausweisen wollte. Bruno hat allerdings auch kaum Zeit, in fremde Kochtöpfe zu schielen, denn das neueste Verbrechen in seiner Gemeinde St-Denis hält ihn auf Trab: Eine wunderschöne nackte Frau liegt tot auf einem alten Kahn – inmitten obskurer Gegenstände …


10 | Reportage

Books Nr. 2/2013

Verbindung über Raum und Zeit Die türkische Autorin Elif Shafak verwebt in «Die vierzig Geheimnisse der Liebe» das amerikanische Vorstadtleben auf faszinierende Weise mit der Mystik des mittelalterlichen Orients. Benjamin Gygax

Eigentlich müsste Ella Rubinstein glücklich sein: Sie hat drei Kinder, einen gut verdienenden Zahnarzt zum Mann und ein schönes viktorianisches Haus in Massachusetts. «An erster Stelle auf Ellas Prioritätenliste standen ihre Kinder», beschreibt Elif Shafak ihre Protagonistin. «David und sie hatten eine wunderschöne Tochter, Jeannette, die aufs College ging, und Zwillinge im Teenageralter, Orly und Avi. Außerdem hatten sie einen zwölf Jahre alten Golden Retriever namens Spirit, der Ella schon als Welpe auf ihrer morgendlichen Runde begleitet hatte, ein stets aufmunternder Gefährte an ihrer Seite.» Dennoch: Ella ist nicht glücklich. Ja sie ist noch nicht einmal zufrieden. Als sie von ihrem Mann zum Valentinstag einen Diamantanhänger geschenkt erhält und die Widmung liest, ist sie erschüttert: «Ella hatte es David nie gesagt, aber als sie die Karte las, hatte sie das Gefühl, einen Nachruf zu lesen.» Und als wäre das nicht genug, brüskiert sie gleichzeitig auch noch ihre 19-jährige Tochter. Als diese nämlich verkündet, sie wolle ihren Freund heiraten, kann Ella ihre mütterlichen Befürchtungen nicht für sich behalten und interveniert, indem sie den Freund der Tochter anruft und von den Hochzeitsplänen abzubringen versucht. Dass diese Einmischung nicht den gewünschten Erfolg haben wird, weiss sie eigentlich selbst, doch sie glaubt, den Lauf der Dinge kontrollieren zu müssen.

Liebe als Weg und Ziel David versucht, Ella inmitten ihres Scherbenhaufens eine neue Aufgabe zu verschaffen. Er vermittelt ihr eine kleine Arbeit für eine Bostoner Literaturagentur. Die diplomierte Anglistin soll ein eingesandtes

Goekhan Celem

Manuskript begutachten. Etwas lustlos und von Selbstzweifeln gehemmt, beginnt Ella mit Lesen: «Sie fühlte sich leer, geradezu ermüdet von allem, was in ihrem Kopf umherwirbelte. Die Kreditkartenzahlungen für diesen Monat, Orlys schlimme Essgewohnheiten, Avis schlechte Noten, Tante Esther mit ihren traurigen Kuchen, die schwindende Gesundheit ihres Hundes Spirit, Jeannettes Heiratspläne, die heimlichen Affären ihres Mannes, die fehlende Liebe in ihrem Leben ... Einen nach dem anderen sperrte sie ihre Gedanken in kleine Schachteln ein. In dieser Stimmung nahm sie das Manuskript aus dem Umschlag und hielt es einen Moment in den Händen, wie um es zu wiegen. Auf dem ersten Blatt stand in indigoblauer Schrift der Titel des Romans: ‹Süsse Blasphemie›.» Dieser Roman eines geheimnisvollen Schriftstellers mit Namen A.Z. Zahara wird den weiteren Fortgang von Ellas Leben verändern. Schon im Prolog lässt uns die Autorin Elif Shafak wissen, wie die Geschichte ausgehen wird: «Für Ella bedeutete es schon eine gewaltige Anstrengung, auch nur ihre gewohnte Kaffeemarke zu wechseln. Weshalb sich niemand, auch sie selbst nicht, erklären konnte, warum sie im Herbst 2008 nach zwanzig Jahren Ehe die Scheidung einreichte.»

Süsse Blasphemie Elif Shafak lässt uns nicht nur in einem Entwicklungsroman an den letzten fünf Monaten von Ellas festgefahrenem Eheleben teilhaben, sondern auch tief in eine Geschichte aus dem 13. Jahrhundert eintauchen. Die Autorin hat nämlich Ellas Geschichte mit den Kapiteln aus «Süsse Blasphemie» zu einer Collage montiert. Jedes Kapitel von «Die vierzig Geheimnisse der

Elif Shafak Die 42-jährige Elif Shafak ist neben Orhan Pamuk die meistgelesene türkische Autorin. Sie studierte Internationale Beziehungen in Ankara und publizierte ihren ersten Roman 1997. Weltweit erlangte sie 2006 Bekanntheit, als sie in der Türkei wegen «Herabwürdigung des Türkentums» angeklagt wurde. Sie hatte eine Figur aus ihrem Roman «Der Bastard von Istanbul» sagen lassen: «Ich stamme aus einer Familie, deren gesamte Verwandtschaft 1915 von den Türken abgeschlachtet worden ist, ich habe gelernt, meine Herkunft zu verleugnen, und mir wurde beigebracht, dass es keinen Völkermord gegeben hat.» Aus Mangel an Beweisen wurde sie freigesprochen. Nach 2006 lehrte sie an der Abteilung für Nahost-Studien der University of Arizona in Tucson, zurzeit forscht sie an der Kingston Universität London. Elif Shafak ist mit dem Journalisten Eyüp Can Sağlık verheiratet und wohnt in London und Istanbul. Das Paar hat eine Tochter und einen Sohn.


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Reportage | 11


12 | Reportage

Books Nr. 2/2013

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Der Sufismus bringe einen dazu, mit dem Herzen zu denken, sagt Elif Shafak.

Liebe» ist mit dem Namen einer Person überschrieben und aus deren Sicht erzählt. Der fiktive historische Roman Zaharas erzählt von der Begegnung des armen Wanderderwischs Schams-e Tabrizi mit dem persischen Gelehrten und Dichter Dschalal ad-Din Rumi um 1244 in der anatolischen Stadt Konya. Damals litt diese Weltregion unter den Kreuzzügen, dem Einfall der Mongolen unter Dschingis Khan und inneren Konflikten. In einem Essay zu ihrem Roman erklärt die Autorin: «In einer Zeit tief verwurzelter Bigotterie und von Konflikten standen Schams und Rumi ein für eine universelle Spiritualität und öffneten ihre Tür für Menschen jeder Herkunft gleichermassen. Sie sprachen von Liebe als Essenz des Lebens; Liebe, die über Länder, Kulturen und Städte verband.»

Eine innige Beziehung Nicht nur die harten Lebensumstände sind historisch verbürgt, sondern auch die Personen des Romans. Der Sufi Schams existierte tatsächlich; der Wanderprediger wurde «Sonne des Glaubens von Tabriz» genannt, und er begegnete Rumi auch in der Wirklichkeit. Die innige spirituelle Verbindung der beiden stiess auf Unverständnis oder Eifersucht, und die kompromisslose Ehrlichkeit von Schams schuf ihm viele Gegner – so, wie es Elif Shafak beschreibt. 1246 verschwand der mittellose

Wanderprediger aus Konya und kehrte noch einmal kurz zurück, bevor sich 1247 seine Spur ganz verlor. Ob Schams wirklich umgebracht wurde, ist unklar, doch es wird allgemein angenommen. Bis heute ist das Grab Schams im iranischen Khoy ein viel besuchtes Monument. Noch bekannter ist sein Schüler Rumi, der auch den Namen Maulana – «unser Meister» – trägt. Seine Verehrung verdankt der Dichter vor allem den während 30 Jahren gesammelten Versen aus «Der Diwan von Shams-e Tabrizi», mit denen er nach dem Verlust seines Freundes seine grosse Trauer ausdrückte. Am bekanntesten sind aber seine Sammlung von Lebensweisheiten, die er in poetischen Vierzeilern festhielt.

Der Weg der Sufis Elif Shafak kam 1971 in Strassburg zur Welt und wuchs unter anderem in Madrid, Amman und Köln auf. Die Tochter einer Diplomatin schrieb in einem Essay zur Geschichte hinter «Die vierzig Geheimnisse der Liebe»: «Ich war ein Einzelkind und wurde von einer alleinerziehenden, arbeitenden Mutter aufgezogen, die nicht viel Zeit mit mir verbringen konnte.» Wie kommt eine junge Frau aus einer so kosmopolitischen, säkularen und gebildeten Welt dazu, sich mit islamischer Mystik zu beschäftigen? Die Gegenwelt lernte die Autorin als Mädchen bei ihrer Grossmutter


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kennen. Sie schreibt: «Weil ich einen Teil meiner Kindheit bei meiner liebevollen Grossmutter mit ihrem Aberglauben verbrachte, war mir klar, dass die Welt nicht ausschliesslich aus materiellen Dingen bestand, dass am Leben mehr dran war, als ich sehen konnte.» Und weil sie Bücher liebte und gern in ihren eigenen Geschichten lebte, begann ihr Interesse am Sufismus mit Büchern: «Ich begann aus intellektueller Neugierde darüber zu lesen, ein Buch führte zum nächsten ... Und je mehr ich las, desto mehr verlernte ich, denn das ist es, was der Sufismus mit uns macht: Er führt uns dazu, das zu tilgen, was wir wissen und dessen wir sicher sind. Danach denken wir noch einmal nach – diesmal nicht mit dem Verstand, sondern mit dem Herzen.» Ihre Auseinandersetzung mit dem Sufismus hat Elif Shafak in jene vierzig Regeln der Liebe gegossen, die dem Roman seinen Namen geben. Schams offenbart sie im Buch nach und nach in seinen Begegnungen mit den unterschiedlichsten Menschen. Beim Lesen kann man sich den Spass machen, die Regeln zu sammeln. Und wer das nicht selbst tun will, kann sich auf einen Leser verlassen, der die Arbeit übernommen hat: Auf der Webseite wilfried-ehrmann2.blogspot.ch werden die Regeln kommentiert.

Reportage | 13

Der mystische Islam der Sufis Sufismus ist eine Sammelbezeichnung für Strömungen im Islam, die ein asketisches Leben und den mystisch-spirituellen Kern der Religion suchen, einen «inneren Sinn» des Korans. Sufis, oder auf Persisch Derwische, verstehen ihre Religion als Weg zu Gott und zur Wahrheit durch Liebe und Hingabe. Besonders interessieren sie sich deshalb für jene Suren, die von der individuellen Beziehung des Gläubigen zu Gott handeln. Dem Tanz kommt eine wichtige Rolle zum Erlangen religiöser Ekstase zu, so zum Beispiel beim türkischen Mevlevi-Orden und seiner Sema, dem Kreistanz in Trance. Der Sufismus prägte nicht nur den Islam, sondern auch die westliche Welt – erstmals bereits im Mittelalter, als er die Vorstellungen von romantischer Liebe und Ritterlichkeit beeinflusste. Seit der Mitte des 20. Jahrhunderts löst sich der Sufismus teilweise ganz vom Islam und zieht Sinnsuchende aus aller Welt an.

Spannung vom Feinsten

Klappenbroschur. 368 Seiten

Weitere Bücher von Elif Shafak

Spiegel der Stadt (2004) 365 Seiten CHF 31.90 Literaturca

Die jüdische Familie Pereira gerät im 17. Jahrhundert in die Fänge der Inquisition, doch zwei Familienmitgliedern gelingt die Flucht nach Istanbul, wo Moslems, Christen und Juden nebeneinander leben. Ein autobiographischer Bericht von Elif Shafak: Als Mutter bin ich nicht genug (2010) 352 Seiten CHF 27.90 Egmont

Die vierzig Geheimnisse der Liebe 503 Seiten CHF 31.90 Kein & Aber

Aus dem Schwedischen von Dagmar Lendt Klappenbroschur. 416 Seiten

Eine Frau trägt einen ganzen Harem in sich: Mit subtilem Witz und berührender Offenheit erzählt Shafak von der Schwierigkeit, als Frau allen Rollen gerecht zu werden. Nach der Geburt ihres Kindes verliert sie ihr inneres Gleichgewicht und fällt in eine Depression. www.kiwi-verlag.de


14 | Erotische Literatur

Books Nr. 2/2013

Es muss nicht immer « Shades » sein Der durchschlagende Erfolg von «Shades of Grey» hat ein Genre wieder belebt: die erotische Literatur, in der es um Dominanz und Unterwerfung geht. Dieses Genre ist alt und bietet unzählige Höhepunkte. Marius Leutenegger


Erotische Literatur | 15

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Zeichnete man einen Stammbaum der Unterwerfungsliteratur, wäre «Venus im Pelz» wohl die Grossmutter von «Shades of Grey» – und vielleicht gar die Stammmutter des gesamten Genres. Das schmale Bändchen erschien 1870 und wurde von Leopold von Sacher-Masoch verfasst. Der österreichische Autor ist als Namensgeber in die Geschichte eingegangen – nicht der süssen Sachertorte, sondern des viel pikanteren Masochismus’. Zu Lebzeiten war Sacher-Masoch ein international gefeierter Autor und hochgeachteter Universitätsprofessor; ihn überlebt hat aber eigentlich nur «Venus im Pelz». Darin erzählt er die Geschichte von Severin, der sich leidenschaftlich in die junge Witwe Wanda verliebt. Sie kann sich nicht recht dazu durchringen, ihn zu heiraten, denn sie weiss, wie unbeständig Gefühle sind. Severin schlägt Wanda vor, ihn als Sklaven zu akzeptieren, den sie jederzeit nach Belieben demütigen darf – denn er meint, dass seine Liebe zu ihr dann immer grösser werde, frei nach dem Grundsatz: Was man nicht wirklich besitzen kann, begehrt man umso stärker. Wanda zögert; sie weiss, ein solches Arrangement könnte ihre schlimmsten, bislang unterdrückten Eigenschaften wecken. Schliesslich aber willigt sie ein. Sie quält ihren Sklaven fortan psychisch und physisch, gibt sich ihm aber auch liebevoll hin. Dass Wanda andere Liebhaber hat, treibt Severin schier in den Selbstmord, er kann sich von seiner Herrin aber nicht lösen – bis sie bewusst zu weit geht und ihn von einem ihrer Liebhaber auspeitschen lässt. Severin ist von seiner Obsession geheilt und nimmt wieder sein früheres Leben an.

Von Peitschen und Stiefeln Interessant ist, dass «Venus im Pelz» nachträglich fast zur Autobiographie von Sacher-Masoch wurde: 1873 heiratete der Autor eine junge Angelika, die sich wegen des Buchs in Wanda umbenannte. Mit ihr schloss Sacher-Masoch einen Sklavenvertrag ab, und wie die fiktive Wanda hielt es auch die echte am Ende nicht neben ihrem Sklaven aus. Doch zurück zu «Venus im Pelz». Das Buch enthält bereits viele Genre-typische Ingredienzien. Uniformen, Peitschen, Stiefel, Pelze und nächtliche Aussschweifungen kommen ebenso vor wie das Hin und Her zwischen Erniedrigung und Zärtlichkeit. Doch das Buch erschien in einer Zeit, in der es Zensur gab, und es beschränkt sich daher auf Andeutungen. Wer «gewisse Stellen» sucht, kann lange blättern – es gibt sie kaum, erregend ist allenfalls der Unterton der Geschichte. Die Dialoge des Buchs, das derzeit von Ro-

man Polanski verfilmt wird, sind feinsinnig; Sacher-Masoch bedient sich gern bei der Hochkultur, um die Vorliebe seines Helden – und damit auch seine eigene – zu begründen, er zitiert fortlaufend Goethe oder antike Autoren. «Venus im Pelz» ist daher eher Literatur für den feinsinnigen Kenner als Pornografie, die bekanntlich nur auf eines abzielt: die Lesenden sexuell zu erregen.

«Mein Körper hatte nicht mit mir zu tun. Er war ein Köder, ein Mittel – so zu benutzen, wie er es entschied, mit dem Ziel, uns beide zu erregen.» «9 ½ Wochen»

Die Hure mit den Rehaugen Dass auch die Österreicher der vordergründig prüden Habsburgerzeit keineswegs auf solche Werke verzichten mussten, beweist der 1906 erschienene Roman «Josefine Mutzenbacher. Die Geschichte einer Wienerischen Dirne. Von ihr selbst erzählt.» Auf dem Stammbaum jener Literatur, um die es hier geht, würde dieses Buch wohl die Position einer etwas verqueren Tante einnehmen. Der Titel verspricht Autobiografisches, doch eine Josefine Mutzenbacher ist nicht aktenkundig. Schon bei der Erstveröffentlichung des Buchs wurde daher munter über dessen Urheberschaft spekuliert. Am häufigsten fiel damals der Name Felix Salten. Der österreichische Autor gilt generell nicht gerade als Pornograf, denn er schrieb vor allem über Häschen und Rehe – sein wichtigstes Werk ist «Bambi», die Vorlage für den berühmten Disney-Film. Die Tatsache, dass sich Salten nie gegen die Zuschreibung des Mutzenbacher-Romans wehrte, macht ihn allerdings schon sehr verdächtig, denn er hätte allen Grund gehabt, sich von ihm zu distanzieren: Das Buch wurde schnell als jugendgefährdend und unsittlich verfemt, und noch 1992 stuften es deutsche Richter als «Kinderpornografie» ein.


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«‹Du willst also durchaus gepeitscht werden?›, rief sie, indem sie den Kopf in den Nacken warf. ‹Ja.›» «Venus im Pelz»

«Gewisse Stellen» Man kann lächeln über das steife Beamtendeutsch, in dem das damalige Urteil verfasst wurde – im entscheidenden Punkt muss man den Richtern aber Recht geben: Der Dauerbrenner «Josefine Mutzenbacher» IST Kinderpornografie. Das Buch erzählt nämlich, wie Josefine ihre Sexualität entdeckt und auszuleben beginnt. Am Ende des ersten Bands ist sie 14 Jahre alt. «Pepi» wird schon als Fünfjährige missbraucht und kann darüber nur lustvoll lächeln, sie hat inzestuöse Beziehungen und gibt sich freudig jedem hier, der sich mit ihr vergnügen will. Anders als bei SacherMasoch sind hier die «gewissen Stellen» die absolute Hauptsache. Meist leiten nur zwei, drei Sätze von einem feurigen Abenteuer zum nächsten über. Wenn Wikipedia schreibt, hier werde auch «ein Sittenbild des Wiener Proletariats im ausgehenden 19. Jahrhunderts präsentiert», ist das eine wohlwollende Übertreibung. Die Sprache ist zwar tatsächlich von anno dazumal, al-

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les in allem bleibt «Josefine Mutzenbacher» aber Pornografie in reinster Form. Immerhin aber eine fröhliche – hier hat jemand beim Schreiben offenbar viel Spass gehabt und sich einer beneidenswerten Fantasie bedienen können.

Verlust: «Es ist jetzt schon Jahre her, und manchmal frage ich mich, ob mein Körper je wieder anders reagieren wird als lau», lautet der letzte Satz des kurzen Romans.

«Sie» und «Er»

Als «9 ½ Wochen» erschien, schlug der Roman wie eine Bombe ein – das Interesse an Unterwerfungsliteratur verläuft wellenförmig und wird offenbar immer wieder von einzelnen Werken ausgelöst, die genau den Nerv der Zeit treffen. Die Welle schwappte damals auch ins Kino, denn «9 ½ Wochen» wurde mit Kim Basinger und Mickey Rourke in den Hauptrollen verfilmt. Heute können sich die meisten wohl nur an den erfolgreichen Film erinnern, das Buch ist aber weiterhin erhältlich. Und es ist eigentlich unverständlich, dass es nicht eine grössere Verbreitung gefunden hat, denn es ist über weite Stellen faszinierend. Über

Ist «Venus im Pelz» die Grossmutter von «Shades of Grey», dann muss man den 1978 erschienenen Roman «9 ½ Wochen – Erinnerungen an eine Liebesaffäre» von Elizabeth McNeill als dessen Mutter bezeichnen. Das Buch hat bereits viele Ähnlichkeiten mit den aktuellen Titeln der Unterwerfungsliteratur: Es ist in der Ich-Form aus Sicht der Frau erzählt, es spielt in der Grossstadt, die männliche Hauptfigur ist ein stinkreicher und knallharter Geschäftsmann. Die Erzählerin unterwirft sich dem Mann mehr und mehr – bis zur völligen Selbstaufgabe. Ihr Leben teilt sich bald in einen beruflichen Alltag, in dem sie sehr erfolgreich ist, und in das vorwiegend sexuell geprägte Leben mit dem ungenannt bleibenden «Ihm», in dem sie fast immer gefesselt bleibt – an den Tisch, ans Bett, mit Handschellen im Bad. Er macht sie komplett von ihr abhängig, bestimmt ihr Programm, füttert sie, wäscht sie, kämmt ihr die Haare, liest ihr aus der Zeitung vor – und sie ist einfach wahnsinnig verliebt in diesen weltgewandten, sowohl dominanten wie mütterlichen Kerl. Doch wie so oft kann der Erregungspegel nur hoch bleiben, wenn ständig die Dosis der Demütigungen erhöht wird. Schliesslich bricht die Ich-Erzählerin zusammen, muss ins Krankenhaus – und löst sich von ihrem Dominator. Der Befreiungsschlag ist aber auch ein

Glaubwürdige Darstellung des Abdriftens

«Seine Stimme klang kultiviert und samtig, mit einem gewissen rauen Unterton, der mich sofort an Sex denken liess. An aussergewöhnlichen Sex.» «Crossfire»

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die Autorin lässt sich heute kaum noch etwas herausfinden, aber man darf annehmen, dass sie hier ihre eigene Geschichte erzählt – derart eindringlich und glaubwürdig wird die Transformation einer humorvollen Erfolgsfrau zum flehenden SexSpielzeug beschrieben. Hier kann man besser als bei Sacher-Masoch nachvollziehen, wie sich eine sexuelle Abhängigkeit entwickelt. Und anders als bei «Josefine Mutzenbacher» sind die sexuellen Passagen nicht Selbstzweck, sondern Teil der Entwicklungsgeschichte.

Von der Fanfiction zum Welterfolg Machen wir nun aber den Sprung in die Gegenwart. «Schuld» an der neuesten Erfolgswelle der Unterwerfungsliteratur ist bekanntlich die 2011 und 2012 erschienene Romantrilogie «Shades of Grey». Die britische Autorin E.L. James verfasste zunächst eine sogenannte Fanfiction zu den «Biss»-Büchern von Stephenie Meyer; sie verwickelte deren Protagonisten Edward Cullen und Bella Swan in eine Geschichte voller Lustschmerz und spielerischer Bestrafung. Das kam bei den «Biss»-Fans nicht nur gut an, deshalb arbeitete die heute 50-jährige ehemalige Fernsehproduzentin ihren Text um – die Hauptfiguren hiessen nun Anastasia Steele und Christian Grey – und veröffentlichte ihn auf ihrer eigenen Website. Dann wurde er als eBook und schliesslich als Taschenbuch zum Welterfolg: Bislang wurden 70 Millionen Exemplare der Trilogie verkauft. Das «Time»-Magazin kürte E.L. James 2012 zu den 100 einflussreichsten Menschen der Welt, und bezüglich der Welt der Unterhaltung stimmt diese Einschätzung auf jeden Fall: «Shades of Grey» hat unzählige Trittbrettfahrer motiviert, ähnliche Bücher auf den Markt zu werfen. Die Parallelen der Epigonen zum Original sind dabei auffallend: Fast alle richten sich an die gleiche Zielgruppe – urbane Frauen –, haben eine weibliche Urheberschaft und zeigen, dass eine klug agierende Frau vom ihrem dominanten Liebhaber am Ende nicht nur «süssen Schmerz», sondern auch wahre Liebe geschenkt erhält.

«Ein Seufzen entfährt mir, bevor ich es zurückhalten kann.» «Colours of Love – Entblösst»

Verklemmt statt wild Über den Qualitätsbegriff lässt sich so gut streiten wie über Geschmack, und auch «Shades of Grey» wurde von vielen in die Pfanne gehauen. Die englischsprachige Kritik bezeichnete die Trilogie als «Mummy Porn» – als Pornografie für Hausmütterchen. In diese Schublade gehören auch einige der Epigonen. Es ist jedenfalls erstaunlich, wie bieder manche der klar pornografischen Bücher wirken. Geht es zur Sache, wirkt die Atmosphäre oftmals eigenartig verklemmt und aseptisch. Im hervorragenden Film «Sophie’s Choice» mit Meryl Streep gibt es die Figur eines Bürgertöchterleins, das lernen muss, schmutzige Wörter in den Mund zu nehmen – und aus ihrem Mund klingen diese dann eben besonders befangen. So kommt es einem auch bei vielen Neuerscheinungen vor: Die Autorinnen beschreiben zwar mit deftigen Ausdrücken, was ihre Hauptfiguren miteinander anstellen, stellen aber sozusagen nur Behauptungen von Lust auf; die Beschreibungen bleiben so deutlich wie distanziert.

durchaus verstehen. Diese beiden weniger geglückten Beispiele von erotischer Literatur belegen am Ende vor allem, wie schwierig es bleibt, eine gute Sexgeschichte zu schreiben. Eine erotische Stimmung zu

«Mein Körper hatte nicht mit mir zu tun. Er war ein Köder, ein Mittel – so zu benutzen, wie er es entschied, mit dem Ziel, uns beide zu erregen.» «9 ½ Wochen»

Es ist schwierig Ein Beispiel dafür ist «Fire after dark» von Sadie Matthews. Auch hier wird Hauptfigur Beth ständig «fast in den Wahnsinn getrieben vor Lust»; ein Klischee reiht sich ans andere, der Maskenball ist ebenso unvermeidlich wie der gefährliche russische Oligarch. Doch die Sexszenen lassen wohl nicht nur den Schreiber dieser Zeilen kalt – gemäss dem Bonmot «Man spürt die Absicht und ist verstimmt». Ähnliches lässt sich auch über «Im Schatten der Lust» der deutschen Autorin Sandra Henke sagen – nur ist hier die Hauptfigur ausnahmsweise nicht gertenschlank, sondern üppig. Als männlicher Leser kann man deren Lebenspartner, der auf ihre eher billigen Verführungsversuche nicht mehr reagiert,

schaffen, ist ja schon im wahren Leben, wo einem ganz andere Möglichkeiten zur Verfügung stehen, nicht immer einfach – auf dem Papier wird der Grat zwischen plump und intensiv noch einmal schmaler.

Geduld bringt Lust Mit Beschreibungen des Sexakts ist es jedenfalls nicht getan – ohne eine sorgsam aufgebaute erotische Stimmung, ohne starke Charaktere bleibt alles an der Oberfläche und wird am Ende langweilig. Die Autoren und Autorinnen sind daher gut beraten, nicht gleich mit der Tür ins Haus zu fallen. Hervorragend gelingt das zum Beispiel dem anonymen Autoren-Duo, das unter dem Namen Vina Jackson die Serie


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«Kaum hatten die Mädchen das Lehrerzimmer verlassen, als er mich auf das Podium rief.» «Josefine Mutzenbacher»

«80 Days» verfasst. Der erste Band «80 Days – Die Farbe der Lust» beginnt mit dem Satz «Schuld war Vivaldi» – und einer komplett unerotischen Begegnung der Hauptfigur Summer mit ihrem Freund. Das Begehren Summers nach einem anderen Leben ist fast mit Händen zu greifen, doch das Autorenduo versteht es, das verbale Vorspiel gekonnt auszudehnen und aufzubauen. Lange gibt es nur Sehnsucht und unerfüllte Lust, man lernt die Protagonistin kennen und verstehen – und beginnt, mit ihr der Erlösung entgegenzufiebern.

Lustig ist lustvoll Ähnliche Qualitäten bietet «Crossfire» von Sylvia Day. Die Serie gilt gemeinhin als weiterer Epigone von «Shades of Grey», ist das aber nicht, denn sie entstand gleichzeitig wie die Trilogie von E.L. James. Auf Englisch verkaufte sich das Buch etwa fünf Millionen Mal. In diesem Frühjahr ist es in 38 weiteren Sprachen erschienen, darunter auch auf Deutsch. Der grosse Erfolg ist verständlich, denn «Crossfire» hat etwas, was vielen anderen Neuerscheinungen des Genres abgeht: Humor. Natürlich beschreibt auch Sylvia Day alle Protagonisten als superschöne, dauererregte Sexgötter, die genau wissen, mit welchen Knöpfen sie das Gegenüber in Sekundenschnelle anwerfen können – aber sie überdreht die entsprechenden Schräubchen zuweilen so genüsslich, dass eine leise Ironie den Text durchweht. Dabei geht es durchaus um ernste Themen: Die beiden Hauptfiguren, die hinreissende Eva und der – Überraschung! – knallharte Milliardär Gideon sind als Kinder beide missbraucht worden und können ihre Sexualität jetzt nur noch in den Kategorien von Dominanz und Unterwerfung ausleben. Gemeinsam müssen sie einen Weg zu einer gesunden, funktionierenden Beziehung finden. Das alles liest

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sich sehr flüssig, die Charaktere sind vielschichtig und machen neugierig. Und bei den wohldosiert eingestreuten Sexszenen findet Sylvia Day sogar einige Beschreibungen, die man so noch nicht gelesen hat – und das ist wahrlich nicht einfach!

Wie den Spreu vom Weizen trennen? Die Verwandtschaft der neuen Unterwerfungs- zur populären Bekenntnisliteratur wie «Bridget Jones» ist gross. Die meisten Hauptfiguren berichten aus der Ich-Perspektive aus einem urban geprägten Alltag, wir nehmen teil an ihren Gedankengängen und erfahren, dass sie eigentlich überhaupt nicht masochistisch veranlagt sind und selber über die grosse Lust staunen, die ihnen dominante Partner bereiten können. Besonders deutlich wird dieser Aspekt beim Roman «Colours of Love – Entblösst» von Kathryn Taylor. Hier begleitet die Hauptfigur ihren dominanten Geliebten in einen «dieser Clubs», doch sie kann sich anderen Männern nicht hingeben. Der Geliebte versteht seine Herzensdame, verteidigt sie mit Fäusten und entschliesst sich, eine echte Beziehung mit ihr aufzubauen. Die Gratwanderung zwischen verrucht und brav gelingt hier vorzüglich, und diese Gratwanderung macht wohl auch den Erfolg der neuen Unterwerfungsliteratur aus: Im Zentrum stehen nicht lasterhafte Weiber, sondern gewöhnliche Frauen, die sich trauen, ein paar Schritte aus der Normalität zu machen. Das alles erhöht das Identifikationspotenzial beträchtlich, und wenn man die Sache nicht zu ernst nimmt, können solche Bücher Spass machen. Wie aber soll man bei den Hunderten von Neuerscheinungen Spreu vom Weizen trennen? Nun, die meisten neuen Titel erscheinen als Taschenbücher oder als eBooks und sind nicht teuer. Deshalb kann man ohne grossen Verlust eine Art SpeedDating mit Büchern wagen: Man kauft gleich ein paar Titel – und macht sich lustvoll auf die Suche nach dem, das wirklich zu einem passt.

Venus im Pelz Leopold von Sacher-Masoch 281 Seiten CHF 14.90 Insel Taschenbuch

Josephine Mutzenbacher 247 Seiten CHF 11.60 Rowohlt

9 ½ Wochen Elizabeth McNeill 160 Seiten CHF 24.90 Marterpfahl

Fire after Dark – Dunkle Sehnsucht Sadie Matthews 375 Seiten CHF 15.90 Fischer Taschenbuch

Im Schatten der Lust Sandra Henke 239 Seiten CHF 12.90 Heyne

80 Days – Die Farbe der Lust Vita Jackson 368 Seiten CHF 19.90 carl’s books

Crossfire – Versuchung Sylvia Day 413 Seiten CHF 15.90 Heyne

Colours of Love – Entblösst Kathryn Taylor 320 Seiten CHF 16.90 Bastei-Lübbe


BUCHtipps | 19

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Andrea Camilleri

Derek B. Miller

Ina Haller

Arne Dahl

Im Fahrwasser einer Luxusjacht wird ein namenloser Toter angespült. Die mondäne Schiffskapitänin wirkt ebenso mysteriös wie ihre Besatzung. Aber das ist nicht der einzige Grund, weshalb Commissario Montalbano so häufig am Hafen von Vigàta anzutreffen ist. Denn Salvo ist verliebt – und zwar in Laura, die Chefin der Hafenkommandatur. Doch wie soll er ihr das sagen? Wie soll er es seiner Livia beibringen? Darf er überhaupt in Laura verliebt sein, oder ist sie nur der emotionale Rettungsanker für sein fortgeschrittenes Alter? Und wie soll er hinter das Geheimnis des Toten kommen, wenn alle Zeugen tun, als wären sie stumm wie Fische? Der 14. Teil der erfolgreichen Serie um Commissario Montalbano.

Nach dem Tod seiner Frau ist der 82-jährige Sheldon Horowitz zu seiner Enkelin nach Oslo gezogen – in ein fremdes Land ohne Juden. Viel Zeit, um über die Vergangenheit nachzudenken. All die Erinnerungen. All die Toten. Eines Tages hört Sheldon aus dem Treppenhaus Krach: Er öffnet die Tür, und in seiner Wohnung steht eine Frau mit einem kleinen Jungen. Kurze Zeit später ist die Tür aufgebrochen, die Frau tot und Sheldon mit dem Kind auf der Flucht den Oslofjord hinauf. Was wollen die Verfolger von dem Jungen? Sheldon weiss es nicht. Aber er weiss: Sie werden ihn nicht kriegen. Ein humorvoller Thriller mit einem Schuss Roadmovie und einer Portion Lebenserinnerungen.

Nach der spektakulären Ermordung eines Erfolgsautors muss sich die Verlagsmitarbeiterin Andrina den bohrenden Fragen der Polizei stellen. Dann überschlagen sich die Ereignisse: Andrina findet die Verlagsräume verwüstet vor. Kurz darauf nimmt sich eine der beiden Verlegerinnen das Leben, und die Lektorin überlebt nur knapp einen Mordanschlag. Nach und nach erhärtet sich der Verdacht, dass die schrecklichen Ereignisse mit Andrina selbst zusammenhängen und sie in akuter Gefahr schwebt. Doch wer könnte einen Grund haben, sie zu töten?

Spätsommer in Stockholm, Sonntagnachmittag zwischen drei und vier: In dieser scheinbar friedvollen Zeit geschieht ein buchstäblich unsichtbares Verbrechen. Der schiere Zufall macht Lena Lindberg, ein Mitglied der A-Gruppe, zur ahnungslosen Zeugin. Während ihr Vorgesetzter Paul Hjelm den undankbaren Auftrag erhält, den verschwundenen Geheimdienstchef zu finden, stösst die A-Gruppe auf eine Serie sadistischer Morde an jungen Frauen. Doch nicht allein die Tatsache, dass auch Hjelms Tochter Tora ins Visier des Täters gerät, ist der Grund für die aussergewöhnlichen Mittel, zu denen die A-Gruppe greift ... Der zehnte Fall für die legendäre Stockholmer A-Gruppe: Arne Dahl lässt Böses mit Bösem vergelten und beschert seinen Lesern das überraschende Finale seiner vielfach preisgekrönten Serie.

251 Seiten

416 Seiten

224 Seiten

464 Seiten

CHF 31.90

CHF 23.90

CHF 15.90

CHF 32.90

Lübbe

rowohlt POLARIS

Emons

Piper

ISBN 978-3-7857-2466-8

ISBN 978-3-499-23086-8

ISBN 978-3-95451-076-4

ISBN 978-3-492-04969-6

Die Tage des Zweifels

Ein seltsamer Ort zum Sterben

Tod im Aargau

Bussestunde


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Schöner Lesen Schöne Bücher findet man überall bei Orell Füssli – die allerschönsten gibt es aber bei Krauthammer, der Abteilung für Kunst-, Architektur-, Design- und Fotobücher in der Filiale Kramhof in Zürich. Abteilungsleiterin Mirjam Kühnis hat einige besonders eindrückliche Neuerscheinungen herausgepickt. Marius Leutenegger

«Zum Thema Wohnen findet man bei Krauthammer eine grosse Auswahl an Büchern zu jedem Stil und für jeden Geschmack. ‹Holly Beckers wunderbare Wohnideen› finde ich besonders gelungen, weil es nicht einfach geglückte Einrichtungen zeigt, sondern eine konkrete Anleitung gibt, wie man beim Einrichten vorgehen kann. Ich gehöre auch zu denen, die beim Einrichten nicht so recht wissen, wie sie beginnen sollen, und mir erscheint dieses Buch deshalb so schön wie nützlich. Die US-Amerikanerin Holly Becker zeigt, wie man sein Zuhause in acht Schritten – vom Vorbereiten bis zum Dekorieren – neu gestalten kann. Das Buch bietet viele nützliche Tipps sowie wertvolle Listen und Fragebögen; es unterstützt einen beim Budgetieren und beim Finden des eigenen Stils. Und natürlich wartet es auch mit vielen tollen Einrichtungsbeispielen auf, die von der Autorin kompetent kommentiert werden.»

Holly Beckers wunderbare Wohnideen Holly Becker 207 Seiten CHF 39.90 Callwey

Holly Becker erklärt einem minutiös, wie man sein Heim so toll einrichtet.


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«Wer sich für fremde Welten interessiert, dürfte auch am nächsten Buch seine helle Freude haben – an ‹The Design Hotels Book›. Der elegante bronzefarbene Schmöker präsentiert die grösste mir bekannte Zusammenstellung von Designerhotels. Vorgestellt werden neue und bewährte Häuser aller Weltregionen; schön gemachte Karten erleichtern die Orientierung, die kurzen Hotel-Porträts bieten umfassende Informationen über die Architektur und die Besonderheiten des jeweiligen Hauses. Natürlich wird alles mit vielen tollen Fotos abgerundet. Das Buch macht grosse Lust, gleich die Koffer zu packen und abzurauschen – wären diese Hotels nur nicht so teuer!»

The Design Hotels Book 792 Seiten CHF 85.– Die Gestalten

«Wenn wir gerade bei Stilfragen sind: Für viele ist ja auch das Velo Ausdruck ihres Lifestyles. Das schöne Buch ‹Velo – 2nd Gear› dokumentiert die aktuelle urbane Zweirad-Kultur. Grosszügige Bildstrecken zeigen originelle Bikes und nicht minder originelle Accessoires, geben Einblick in bestimmte Fahrrad-Szenen und verraten, wer die schönsten Gefährte herstellt. Alles nach dem Motto: ‹I Bike, Therefore I Am› – ich fahre Velo, also bin ich. Dieses Buch spricht wohl nur eine ganz kleine Zielgruppe an, aber ich habe es hier trotzdem vorstellen wollen – als gutes Beispiel dafür, dass man heute wirklich für jeden und jede ein tolles Buch findet. Einfach in den Krauthammer kommen und schmökern!»

«René Burri war unser Stargast, als wir vor zwei Jahren den Krauthammer im Kramhof eröffneten. In der Regel kennt man Burri als Schwarz-Weiss-Fotografen; weltberühmt sind seine Porträts von Che Guevara, Pablo Picasso oder Le Corbusier. Das neue Buch ‹Impossible Reminiscences› präsentiert nun eine Sammlung von BurriBildern in Farbe. Der grosse Band belegt, dass der Zürcher auch ein Meister der Farbfotografie ist. Die bislang zumeist unveröffentlichten Bilder entstanden während Burris fotojournalistischer Reisen rund um die Welt; sie geben Einblick in den Alltag ganz verschiedener Kulturen, und mir imponiert, wie Burri überall eine gewisse Ästhetik einfangen kann. Spannend ist auch, dass er am Ende des Buchs jede einzelne Aufnahme kommentiert und in einen Kontext stellt. Dieses Buch ist ein Genuss für Fotografie-Fans und alle, die sich für fremde Welten interessieren.»

Velo – 2nd Gear

Impossible Reminiscences

Sven Ehmann 168 Seiten CHF 53.– Die Gestalten

René Burri 240 Seiten CHF 122.– Phaidon


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«Mein Liebling unter den Neuerscheinungen ist ‹A map of the world›. Es scheint unter jungen Designerinnen und Designer grosse Mode zu sein, sich mit Landkarten zu beschäftigen. Anders lässt sich die Fülle an spannenden, hübschen, aufregenden, überraschenden, bunten, dekorativen und von A bis Z speziellen Landkarten und Stadtplänen, die dieses Buch vereint, wohl kaum erklären. Manche Karten sind exakt und lesbar, andere gehören eher in die Kategorie ‹Experimente› – alle aber machen grossen Spass. Manchmal fühlt man sich fast an Wimmelbilder erinnert, so übervoll sind manche Karten. Und man kann sich in vielen Darstellungen regelrecht verlieren, vor allem in jenen, die sich mit einer bekannten Stadt beschäftigen.»

A Map of the World Antonis Antoniou 221 Seiten CHF 59.– Gestalten

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Krauthammer Orell Füssli Jahrzehntelang war die Buchhandlung Krauthammer an der Oberen Zäune im Zürcher Niederdorf ein Mekka für alle, die Kunstbücher liebten – Architekten, Designer oder Kulturfreunde. 2001 übernahm Orell Füssli das renommierte Geschäft und verlegte es in einen vergrösserten Laden an der Marktgasse. Die Erweiterung der Filiale Kramhof 2011 ermöglichte dann einen erneuten Umzug: Heute ist der Krauthammer eine 300 Quadratmeter grosse, helle und besonders schön gestaltete Abteilung des Hauptgeschäfts an der Zürcher Bahnhofstrasse, sozusagen eine Spezialbuchhandlung in der Buchhandlung. Krauthammer bietet die schweizweit grösste Auswahl an Architektur-, Grafik-, Design- und Kunstbüchern und ist ein Eldorado für alle, die schöne Bücher mögen: Hier findet man neben den klassischen Bildbänden auch viele originelle Neuerscheinungen zu sämtlichen Themen rund um Mode, Inneneinrichtung, Fotografie und Style – und unzählige Bücher, die sich zum Schenken eignen. Geleitet wird die Abteilung von der 37-jährigen Mirjam Kühnis; sie hat auch die Bücher ausgesucht, die wir in diesem Beitrag vorstellen. «Am schönsten finde ich die Atmosphäre im Krauthammer, wenn es sich am Abend viele Leute mit unseren Büchern in der Sitzlounge gemütlich machen», sagt sie über ihren Arbeitsort.

Buchhändlerin Mirjam Kühnis: «Eine Flut von tollen Sachen!»


Spezial – R atgeber | 23

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Books Spezial

Reisebücher: Vorfreude und Hilfe vor Ort Wer eine Reise tut, der kann nicht nur etwas erleben. Er kann sich mit Reiseführern schon Monate vorher auf das Ziel einstellen und dadurch die Vorfreude erhöhen. Vor Ort aber erleichtern Reiseführer die Orientierung und liefern viele Informationen, die den Genuss erhöhen.


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Weltweit wegweisend Hallwag Kümmerly+Frey ist der führende Schweizer Verlag für Touristik. Fritz Ruchti ist zuständig für den Verkauf in der Schweiz – und weiss, welche Reiseführer besonders beliebt sind. Markus Ganz

sind Stadtführer für Paris, London, Berlin, Wien, Hamburg, Rom und – zunehmend – Barcelona.

Fritz Ruchti von Hallwag Kümmerly+Frey: «Viele Reisende benützen die Bücher schon Wochen oder Monate im Voraus für die Planung.»

«Books»: Der Buchhandel stagniert. Gilt das auch für den Bereich Touristik? Fritz Ruchti: Nein, hier nahm der Umsatz im Schweizer Markt um 4,5 Prozent, in den Teilbereichen der Reiseführer und Karten sogar um 9 Prozent zu. Wie erklären Sie sich dieses erstaunliche Wachstum? Die Wirtschaftslage in der Schweiz ist anhaltend gut. Die Schweizer reisen deshalb nach wie vor sehr gern und benötigen dazu Informationen. Das gute Ergebnis hat auch damit zu tun, dass die Abwanderung ins Internet in diesem Bereich nicht so ausgeprägt ist wie etwa bei der Belletristik. Hat sich die Nachfrage nach bestimmten geografischen Zielen verändert? Zunehmend gefragt sind Reiseführer für Europas Metropolen in Kombination mit sehr guten Karten. Das Gebiet Nordamerika mit Schwerpunkten an der West- und Ostküste sowie Kanada liegt ebenfalls im Trend. Zugenommen hat zudem das Interesse nach Individual-Reiseführern für Asien, Australien und Südamerika, abgenommen hat dafür die Nachfrage nach Büchern über Nordafrika und über die klassischen Badeferiendestinationen entlang des Mittelmeers. Anhaltend gefragt

Sehen Sie einen Trend bei der Aufmachung der Reisebücher? Es werden mehr Bilder und wesentlich mehr Grafiken eingesetzt, etwa 3DDarstellungen von Gebäuden wie Kirchen und Palästen bei Baedeker. Zunehmend finden Leserinnen und Leser auch Links und QR-Codes, die sehr einfach zu weiterführenden Informationen im Internet führen. Dies ist vor allem bei sich schnell verändernden Themen wichtig, damit die Aktualität gesichert bleibt. Gibt es ungewöhnliche neue Konzepte? Neue Ansätze haben es schwer. Grundsätzlich decken neu aufgelegte Reiseführer ein wesentlich breiteres Spektrum an Themen ab als früher.

wird die positive Art, sich mit der Reise auseinanderzusetzen, zum «Stressfaktor». Hat das Buch auch Vorteile bei der Handhabung? Viele Reisende benützen die Bücher schon Wochen oder Monate im Voraus für die Planung, machen Notizen, kleben Zettel hinein, geben sie den späteren Mitreisenden weiter. Diese eigentlich sehr einfachen Praktiken funktionieren elektronisch nur mit Hindernissen oder gar nicht. Aus diesen Gründen ist der eReiseführer ganz einfach noch nicht «massentauglich». Der Umsatzanteil von eReiseführern hat bis heute bei kaum einem Reiseführer-Verlag die 5-Prozent-Marke erreicht. Aber er wird wachsen. Wieso werden über zwei Drittel aller Reiseführer noch immer im stationären Buchhandel gekauft? Der Kunde will das Buch in der Hand halten und durchblättern können. Denn er will sehen, ob es seine Erwartungen erfüllt oder nicht. Dies hat auch damit zu tun, dass Reiseführer keine Romane sind. Es gibt Angebote der verschiedenen Anbieter zu ein und derselben Stadt, die sich oft stark unterscheiden; zum Glück, denn die Geschmäcker und Bedürfnisse sind ja auch sehr verschieden. Beim Kauf übers Internet sind diese Unterschiede nur sehr schwer feststellbar.

Werden Reiseführer spezifischer auf die Bedürfnisse bestimmter Zielgruppen ausgerichtet? Nein, es würde sich nicht lohnen, mehrere Titel für eine Destination zu schaffen. Es wird vielmehr versucht, in den einzelnen Reiseführern verschiedene Zielgruppen besser bedienen zu können. Stimmt der Eindruck, dass eBooks bei den Reiseführern noch keine grosse Bedeutung haben? Ja, denn die meisten Lesegeräte haben nur eine schwarzweisse Anzeige. Sie sind deshalb zum Betrachten eigentlich farbiger Reiseführer nicht geeignet, machen schlicht keinen Spass. Tablets haben zwar farbige Displays, sind aber meist zu gross und zu schwer. Sie spiegeln zudem bei Sonnenlicht stark, sind somit schlecht zum Lesen geeignet. Sowohl eReaders wie Tablets kosten immer noch relativ viel, und die Diebstahlgefahr ist in den Ferien meist grösser. Man muss deshalb viel vorsichtiger sein als bei einem Buch, kann die Geräte nicht einfach im Auto oder auf einem Café-Tisch liegen lassen. Somit

Hallwag Kümmerly+Frey Hallwag Kümmerly+Frey ist vor allem bekannt für Kartografie, pflegt aber auch ein breites Programm an Reiseführern. Er vertreibt Reiseführer der Verlage Baedeker, Marco Polo, DuMont, Dorling Kindersley, Lonely Planet, promobil, Caravaning, National Geographic Deutschland und Kunth Verlag in der Schweiz exklusiv.


SPEZIAL – Reisebücher | 25

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Für jede Reise das richtige Buch Markus Ganz

Dorling Kindersley: Der Bestseller

DuMont: Anspruchsvoll

Bikeline: Alles für die Veloferien

Als weltweit erfolgreichste Reihe gilt «Visà-Vis» von Dorling Kindersley. Der neue Reiseführer zu New Orleans zeigt deren herausragenden Merkmale. Trotz kompaktem Format vermitteln ungewöhnlich viele Fotografien, dreidimensionale Aufrisszeichnungen und Illustrationen einen guten Eindruck des Reiseziels. Vor Ort überzeugt die Reihe mit vielen Informationen zu Attraktionen sowie einer umfangreichen Liste von Restaurants und Hotels. Für viele Städteziele gibt es neu eine herausnehmbare Extrakarte auf plastifiziertem Papier.

Der deutsche Verlag DuMont hat mit seinen anspruchsvollen Kunst-Reisebüchern einen neuen Standard gesetzt, den er auch mit neuen Titeln etwa zu China und Sizilien einhält. Er bietet mit der Reihe «DuMont direkt» aber auch Kompaktführer für Citytrips und Kurzreisen an – schliesslich ist man auch bei einem Wochenendausflug auf gute Informationen angewiesen. Im neuen Band zu Istanbul werden die Highlights in kurzen Kapiteln vorgestellt, dazu gehören natürlich alle wichtigen Adressen und ein grosser, herausnehmbarer Faltplan.

Ein Naturerlebnis der besonderen Art bieten Velotouren. Der deutsche Verlag Esterbauer präsentiert mit seiner Reihe Bikeline eine Vielzahl von Büchern, die bei Touren in ganz Europa helfen. Für Schweizer besonders spannend ist wohl der «BodenseeRadweg», der auf rund 260 Kilometern rund um Obersee, Untersee und Überlinger See führt. Das Buch stellt alle wichtigen Sehenswürdigkeiten vor und empfiehlt sinnvolle Etappen.

New Orleans

Istanbul

Bodensee-Radweg

Marilyn Wood 248 Seiten CHF 43.90 Dorling Kindersley

120 Seiten CHF 18.90 DuMont

119 Seiten CHF 19.90 Esterbauer

Kenya. Masai Mara.

Migration – ein einmaliges Erlebnis Auf der Suche nach Nahrung wandern 2 Millionen Gnus, 250 000 Zebras und unzählige Antilopen jährlich ins Masai Mara Reservat. Dieses einmalige Naturschauspiel dürfen Sie auf gar keinen Fall verpassen. Sie übernachten im luxuriösen Exploreans Mara Rianta Camp ****(*). CHF 465 pro Person/ Nacht, Reisedatum 1.8. – 31.10.2013 Inbegriffen: All Inclusive, Übernachtung inkl. Pirschfahrt und Parkgebühren, Transfer vom/zum Airstrip Masai Mara. ST/J/NBO/EXPMARA0121

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SPEZIAL – Reisebücher | 27

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Baedeker: Synonym für Reiseführer

Marco Polo: Auch für Einwohner

Der erste Reiseführer des deutschen Verlags erschien bereits 1832 – kein Wunder, galt Baedeker lange als Synonym für Reiseführer. Seinen herausragenden Ruf hat Baedecker bis heute halten können, obwohl die Konkurrenz gross geworden ist. Dies ist darauf zurückzuführen, dass der Verlag die bewährten Qualitäten seiner Produkte bis heute pflegt. Dies bestätigen die neuen Reiseführer, die optisch aufgefrischt und übersichtlicher gemacht wurden. Die neue Ausgabe des Paris-Führers etwa besticht wie eh und je mit der Fülle und Genauigkeit der Angaben sowie mit speziellen Tipps. Hinzu kommen ein grossformatiger Stadtplan im Massstab 1:15’000, anschauliche Infografiken und eindrückliche 3D-Darstellungen.

Von Marco Polo gibt es Reiseführer zu unzähligen Destinationen. Die Reihe «InsiderTipps» bietet neben den üblichen Informationen und Karten auch Hinweise auf Attraktionen, die in anderen Reiseführern oft fehlen. Ein gutes Beispiel dafür ist der aktuelle Berlin-Führer, welcher der Berliner Clubszene viel Platz einräumt. Für einige Städte wie Zürich gibt es neu Cityguides, die sich nicht an Touristen, sondern an die Bewohner dieser Stadt richten. Einzigartig aber ist der Stadtführer «My New York City», der vom Pop-Art-Künstler James Rizzi farbenfroh illustriert wurde – allein sein Cityplan ist ein Kunstwerk für sich. Von «My New York City» gibt es auch eine grossformatige Kunstführer-Ausgabe mit ungewöhnlichen Gadgets wie einem Poster, zwei CDs sowie Gutscheinen für ein Kaffeetassen-Set und einen Regenschirm.

Paris 389 Seiten CHF 39.90 Baedeker

My New York City James Rizzi, Peter Bührer 239/352 Seiten CHF 32.90/145.– Marco Polo MairDuMont

Indien.

Märchen und Mythen. Geführte Gruppenreise – Rajasthan aus dem Märchenbuch Tauchen Sie ein in eine Zauberwelt voller Legenden und Traditionen. Prunkvolle Paläste, exotische Landschaften, bunte Märkte und eine lebensfrohe Bevölkerung reich an Traditionen und phantasievollen Geschichten werden Sie in ihren Bann ziehen. 14 Tage CHF 2445 pro Person, z. B. Reisedatum 6.10.2013 Inbegriffen: Rundreise im klimatisierten Bus, Deutsch sprechende Reiseleitung. 12 Übernachtungen in guten Mittelklassehotels mit Halbpension, 1 Übernachtung im Manvar Desert Camp mit Vollpension, Besichtigungen inkl. Eintrittsgebühren. Reisedaten: 6.10., 4.11., 2.12.2013, 6.1., 2.2., 9.2., 3.3., 7.4. und 5.10.2014. SI/A/DEL/RTP100 Weitere Infos zu diesem Angebot: www.travelhouse.ch/DEL7100

Kontaktieren Sie den Indien-Spezialisten. Telefon 058 569 95 04 Inditours Sägereistrasse 20 8152 Glattbrugg info.inditours@travelhouse.ch www.travelhouse.ch Spannende Reiseberichte: blog.travelhouse.ch & facebook.com/travelhouse.ch

Haffmans & Tolkemitt: Raus in die Natur Ist Campieren spiessig? Nein, meinen die Autoren der Reihe «Cool Camping», die eine neue Generation zum Schlafen unterm Sternenhimmel animieren will. Wer keine Lust auf Klimaanlage und Frühstücksbuffet habe, solle raus in die Natur. In «Cool Camping Europa» werden 80 «sensationelle Orte» zum Campen in ganz Europa vorgestellt, von Berlin Mitte über eine Insel vor Peniche in Portugal bis zu einem Platz direkt vor der Eigernordwand. Wer sich auf deutsche Orte konzentrieren möchte, für den gibt es «Cool Camping Deutschland». Und wer das Naturerlebnis kulinarisch abrunden möchte, findet im «Cool Camping Cookbook» angepasste Rezepte für klassische oder exotisch-raffinierte Gerichte. Cool Camping Europa Sophie Dawson u.a. 318 Seiten CHF 29.90 Haffmans & Tolkemitt


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SPEZIAL – Reisebücher | 29

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Reisen – aber nicht nach Plan Die Engländer sind sozusagen die Erfinder des neuzeitlichen Tourismus’ – und damit auch des Reiseberichts. Zwei neue Bücher sind besonders lesenswert, denn sie zeigen, wohin eine Reise führen kann, wenn sie nicht von Tourismusbüros, Fahrplänen und Websites in geordnete Bahnen gezwängt wird. Hanspeter Künzler

Die Expedition auf den höchsten Berg der Erde, Rum Doodle genannt, beginnt mit einer Panne: Ausgerechnet Humphrey Jungle, der Mann, der als Funkexperte und Navigator ins Team eingeladen wurde, geht auf dem Weg zur Vorbesprechung im Londoner Verkehrsdschungel verloren. Erst viel später gelangt er doch noch zur Gruppe – nach einer Irrfahrt, die ihn über Cockfosters, Hounslow, Wales und Buenos Aires in eine Banditenhöhle in Yogistan führt. Zu diesem Zeitpunkt ist den ur-englischen Gentlemen, die sich zur Besteigung aufgemacht haben, bereits ein weiteres Ungeschick zugestossen. Lancelot Constant, «eigens wegen seines Taktgefühles und Kameradschaftsgeistes ausgesucht», hat wegen seiner lückenhaften Kenntnisse der Lokalsprache aus Versehen statt 3000 Träger deren 30’000 engagiert. Die desaströse Besteigung endet – so scheint es zumindest – mit dem desolaten Ausruf: «Wir hatten den falschen Berg bestiegen!» Eine absurdere, tölpelhaftere Expedition ist unmöglich. Und doch: den Zeitgenossen, die den zum Heulen lustigen Roman im Jahr 1956 erstmals zu Gesicht bekamen, war der Inhalt plausibel genug, dass die Kritikerin der ehrwürdigen Publikation «Good Housekeeping» zugeben musste, erst nach der Hälfte des Buches gemerkt zu haben, dass es sich nicht um einen Dokumentarbericht handle. «Die Besteigung des Rum Doodle» ist ein Meisterwerk bitterböser Satire. Denn die Lektüre von den Berichten, welche die grossen englischen Bergsteigerpioniere ein paar Jahre früher aus dem Himalaya oder vom Cresta Run in St. Moritz zurückgeschickt hatten, zeigt, dass die Realität von der Fiktion so weit nicht entfernt war. Da wie dort haben wir es mit exzentrischen Engländern privile-

gierter Abstammung zu tun, lauter Männern, die sich ins ferne Abenteuer stürzen, ohne sich dabei viel zu überlegen. Ihre Ausrüstung ist dürftig, dafür ihr Bewusstsein, heldenhafte Pioniertaten zu unternehmen, gewaltig. Die Lokalbevölkerung besteht für sie aus ungehobelten Muskelpaketen, die selbst dann, wenn es ohne ihre tatkräftige Mithilfe nicht mehr weiterginge, mit herablassender Nonchalance behandelt werden. «Die Besteigung des Rum Doodle» gilt in der britischen Bergsteigerszene längst als Insider-Tipp. Es ist sogar ein Flecken Antarktis offiziell nach ihm benannt worden, Mount Rumdoodle. Doch der Roman bietet mehr als amüsanten Lesestoff für Kletterer. «The Guardian» hat ihn auf seine Liste der «1000 Bücher, die jeder gelesen haben muss» gesetzt, denn er kann durchaus als Kritik an der Überheblichkeit gelesen werden, die das Verhalten vieler Briten im Imperium prägte. Vielleicht war die Satire dem Publikum aber zu bissig: dem Autor William E. Bowman (1911-1985) brachte sie jedenfalls nicht allzu viel Glück. Bowman wuchs in Middlesbrough auf, entwickelte früh eine Passion fürs Wandern, bestieg aber nie einen höheren Berg als den Scafell Pike im Lake District. Er verdiente sich den Lebensunterhalt als Ingenieur. Obwohl «Die Besteigung des Rum Doodle» in mehrere Sprachen übersetzt wurde, konnte Bowman nur noch ein weiteres Buch veröffentlichen – eine Parodie auf Thor Heyerdahls Reisebericht von der Kon-Tiki. Jetzt liegt sein Meisterwerk endlich in einer neuen Übersetzung auf Deutsch vor. Ein Reisebuch ganz anderer Art ist «Slow Travel – Die Kunst des Reisens». Dan Kier-

an gehörte zehn Jahre lang zur Redaktion von «The Idler», einer englischen Publikation, die sich dem Müssiggang verschrieben hat. Kieran nimmt als Anfangspunkt seiner Reisen ein Zitat des chinesischen Philosophen Lao Tzu: «Ein guter Reisender hat keinen festen Plan. Und hat nicht vor, je an ein Ziel zu gelangen ...» Das moderne Reisen mit peinlich genau berechneten, auf Effizienz bedachten Fahr- und Flugplänen sei gleichermassen ein Anti-Reisen, meint er: Statt den Reisenden mit dem Unerwarteten zu konfrontieren und im wahrsten Sinn des Worts seinen Horizont zu erweitern, sei die moderne Reiseindustrie darauf bedacht, ihn nicht mit unerwarteten Erlebnissen zu stressen. Mit sanfter Eindringlichkeit und vielen appetitanregenden Anekdoten aus den eigenen Reisetagebüchern – ein Wochenende auf der Insel Mull, eine Zugreise nach Prag und so weiter – plädiert er für das instinktive Reisen ganz der Nase nach. «Slow Travel» ist ein Buch wie eine Reise, die alleweil ein lesendes Hockenbleiben in der Stube wert ist.

Die Besteigung des Rum Doodle William E. Bowman 180 Seiten CHF 29.90 Rogner & Bernhard

Slow Travel – Die Kunst des Reisens Dan Kieran 250 Seiten CHF 29.90 Rogner & Bernhard


30 | Buchtipps

Books Nr. 2/2013

Marseille – Porträt einer widerspenstigen Stadt

Yann Arthus-Bertrand

Der Mensch und die Weltmeere

Vis-à-Vis Italien

Ray Hartung

Marseille spielte immer eine besondere Rolle unter Frankreichs grossen Städten. Sie verteidigte ihre Eigenständigkeit und wehrte sich gegen Zugriffe des Zentralstaats. Dafür wurde sie auch mehrmals hart bestraft. Das Buch beschreibt die Bedeutung des Marseiller Hafens als Durchgangsstation für Waren und Reisende, Einund Auswanderer, Kolonialbeamte, Truppen- und Fluchtbewegungen. Wellen von Immigranten haben das Bevölkerungsgemisch dieser Stadt hervorgebracht. Dass die zentralen Viertel noch heute von Immigranten und kleinen Leuten bewohnt sind, passt der aktuellen Stadtpolitik nicht ins Konzept. Ob aber die «Normalisierung» gelingt, ist bei dieser Stadt fraglich.

Yann Arthus-Bertrand ist der wohl erfolgreichste Luftbildfotograf der Welt – und ein engagierter Umweltschützer. In diesem überwältigenden Band porträtiert er gemeinsam mit dem Unterwasserfotografen Brian Skerry die Grossartigkeit der Weltmeere und ihrer Bewohner in über 200 Fotografien. Namhafte Journalisten, Wissenschaftler und Umweltaktivisten weisen mit ihren Beiträgen auf die Überfischung, das Artensterben und die Verschmutzung der Meere hin. Gleichzeitig zeigen sie Lösungswege auf. Dieses Buch dokumentiert auf nie zuvor gesehene Weise die Faszination und Bedeutung der Meere für uns Menschen – und zeigt, was wir tun müssen, um diesen Lebensraum in Zukunft zu bewahren.

Nur wenige Länder können sich mit Italien hinsichtlich Kunst, Küche und historischem Erbe messen. Mindestens ebenso berühmt wie für seine Kultur ist das Land auch für seine Lebensfreude und natürlich für die traumhaften Strände. Dieser Reiseführer macht den Urlaub in Italien zum unvergesslichen Erlebnis. Neben Landschaft, Geschichte und Charakter werden die Höhepunkte jeder Region Italiens detailliert vorgestellt. Drei ausführliche Kapitel über Venedig, Florenz und Rom zeigen die schönsten Sehenswürdigkeiten dieser Städte. Umfassende Informationen zu Hotels, Restaurants, Shopping und Unterhaltung sowie viele praktische Reisetipps bieten alles Wichtige für eine entspannte Reise.

Nepal ist ein Land der Superlative: Neben dem Mount Everest befinden sich weitere sieben 8000er im Norden des Landes. Gerade einmal 200 Kilometer trennen die Berggiganten des Himalaya vom Flachland des Terai mit seinem subtropischem Klima. Mehr als 60 Völker leben in Nepal, ebenso vielfältig sind die Traditionen und religösen Bräuche. Ausgangspunkt vieler Trekkingrouten ist das schön gelegene Pokhara am PhewaSee. Die meisten Urlauber zieht es in die Berge, wo sich fantastische Wanderungen unternehmen lassen. Dieser Reiseführer beschreibt alle Regionen Nepals, die wichtigsten Städte und Nationalparks. Zahlreiche bekannte und weniger bekannte Trekkingrouten werden ausführlich vorgestellt.

Günter Liehr

Nepal

«Günter Liehrs Darstellung von Marseille fasziniert – weil Liehr ein guter Erzähler ist.» SRF 2 Kultur

12. Auflage 2013/2014 260 Seiten, Mit farbigem Bildteil

304 Seiten

720 Seiten

456 Seiten

CHF 42.90

CHF 59.00

CHF 49.90

CHF 29.90

Rotpunktverlag

Knesebeck

Dorling Kindersley

Trescher

ISBN 978-3-85869-5352

ISBN 978-3-86873-569-7

ISBN 978-3-8310-2313-4

ISBN 978-3-89794-198-4


BUCHtipps | 31

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Catharina IngelmanSundberg

Susan Elizabeth Phillips

Kristin Harmel

Astrid Rosenfeld

Alles begann mit dem Chor in einem trostlosen Altersheim. Das Singen erinnerte Märtha, Snille, Kratze, Stina und Anna-Greta an bessere Tage – und daran, dass es im Leben einst noch so viel zu entdecken gab. Überall ist es besser als hier, sagen sich die fünf Freunde und schmieden einen verwegenen Plan: Sie werden ein Verbrechen begehen, um ins Gefängnis zu kommen. Denn dass es dort besser sein wird, weiss doch jeder. Aber ein Verbrechen zu planen und durchzuführen ist gar nicht so einfach – schon gar nicht, wenn man es eigentlich ehrlich meint. Eine wunderbare Geschichte über eine diebische Rentnergang, die nach einem Aufruhr im Altersheim ein neues Leben beginnt.

Wo ist die Braut? Ausgerechnet an ihrem Hochzeitstag flüchtet Lucy in letzter Sekunde und lässt ihren eigentlich so unwiderstehlichen Bräutigam vor dem Altar stehen. Er – und die komplette Kleinstadt – bleiben ratlos zurück. Als Lucy auf einen bedrohlich aussehenden, aber auch sehr reizvollen Fremden trifft, schwingt sie sich spontan auf den Rücksitz seines Motorrads. Das Ziel: unbekannt! Auf ihrem wilden Roadtrip versucht Lucy, mehr über diesen Mann zu erfahren, der so viel über sie zu wissen scheint, aber nichts über sich selbst preisgeben will …

Rose McKenna liebt den Abend. Wenn am Himmel über Cape Cod an der amerikanischen Westküste die ersten Sterne sichtbar werden, erinnert sie sich – an die Menschen, die sie liebte und verlor und von denen sie nie jemandem erzählte. Doch Rose weiss, dass es bald zu spät sein wird, irgendjemandem irgendetwas zu erzählen – denn sie hat Alzheimer. Bald wird niemand mehr an das junge Paar denken, das sich 1942 in Paris die Liebe versprach. Als Rose ihre Enkelin Hope bittet, nach Frankreich zu reisen, ahnt diese nichts von der herzzerreissenden Geschichte, die sie dort entdecken wird: eine Geschichte voller Hoffnung, Schmerz und einer alles überwindenden Liebe.

Lorenz Brauer ist der neue Star der internationalen Kunstszene. Doch kaum einer ahnt, dass hinter seinem kometenhaften Aufstieg nicht nur Talent, sondern der raffinierte Plan zweier einflussreicher Frauen steckt. Karl Brauer, Lorenz’ jüngerer Bruder, kennt die Hintergründe. Und er weiss auch, dass die verrätselten Bilder des aufstrebenden Malers ihren Ursprung in der Kindheit haben: als Lorenz und Karl ihre Mutter verloren hatten und Elsa in ihr Leben trat. Elsa mit den Streichholzarmen, dem rotzfrechen Mundwerk, den extravaganten Kleidern. Das Mädchen, an das einer der Brüder sein Herz verlor und der andere seine Illusionen. Das Mädchen, das keiner von beiden vergessen kann.

416 Seiten

512 Seiten

480 Seiten

288 Seiten

CHF 24.90

CHF 23.90

CHF 15.90

CHF 31.90

FISCHER Scherz

Blanvalet

Blanvalet

Diogenes

ISBN 978-3-651-00060-5

ISBN 978-3-7645-0455-7

ISBN 978-3-442-38121-0

ISBN 978-3-257-06850-4

Wir fangen gerade erst an

Wer Ja sagt, muss sich wirklich trauen

Solange am Himmel Sterne stehen

Elsa ungeheuer


32 | K affeepause

Books Nr. 2/2013

Die Debatte Was machen Buchhändlerinnen in der Kaffeepause? Sie plaudern über Bücher. Books hat sich im Café Bagels in der Filiale Winterthur zu den Orell-Füssli-Mitarbeiterinnen Patrizia Melaugh und Bettina Zeidler gesetzt. Marius Leutenegger

Das dritte Licht Claire Keegan 96 Seiten CHF 25.90 Steidl

Dunkle Gewässer Joe R. Lansdale 320 Seiten CHF 31.90 Tropen bei Klett-Cotta

In Küstennähe Joachim B. Schmidt 368 Seiten CHF 33.90 Landverlag

Erik Brühlmann

«Books»: Heute beginnen wir mit einem schmalen Buch: «Das dritte Licht» von Claire Keegan. Du hast es mitgebracht, Patrizia. Worum geht’s? Patrizia Melaugh (PM): Die Geschichte spielt im ländlichen Irland. Ein Mädchen kommt für ein paar Sommermonate zu Pflegeeltern; sie stammt aus einer grossen Familie, ihre Mutter ist schon wieder schwanger, und der Vater bringt das Mädchen zur Gastfamilie, einem kinderlosen Paar. Claire Keegan beschreibt die Zeit, die das Mädchen bei den Pflegeeltern verbringt; alltägliche Dinge wie das Essen bei der Ankunft oder der abendliche Besuch von Freunden sind für das Mädchen ungewohnt, und erstmals fühlt es sich umsorgt. Diese Erwachsenen kümmern sich um das Mädchen, kaufen ihm neue Kleider oder führen es auch einmal an der Hand. Aus Kinderperspektive wird hier eine ganz einfache Geschichte erzählt. Wie endet sie? Bettina Zeidler (BZ): Das Mädchen kommt zurück zu ihrer Familie, denn der Bruder ist zur Welt gekommen. Das Ende hat mich tief beeindruckt: wie das Mädchen von den leiblichen Eltern lieblos empfangen wird und dann ihrem Gastvater nachrennt, um ihn noch einmal zu umarmen. PM: Das Mädchen hat in den Monaten bei den Pflegeeltern wichtige Erfahrungen gemacht und auch ein Geheimnis entdeckt. Ich fand eindrücklich, wie die Pflegemutter zu Beginn mit dem Problem des Bettnässens umging – geschickt und unaufgeregt löst sie das Problem. Claire Keegan zeigt, wie unterschiedlich Familien sein können und dass die eigene Familie nicht unbedingt ein Hort von

Geborgenheit und Liebe sein muss. Trotz seines geringen Umfangs hat «Das dritte Licht» eine unheimlich grosse Tiefe. Wie bist du auf dieses Buch gestossen? PM: Ich habe ein gewisses Interesse an irischer Literatur und entdeckte diese Neuerscheinung in einer Vorschau. Weil das Buch nicht einmal hundert Seiten umfasst, habe ich allerdings erst gezögert, es in diese Runde einzubringen ... BZ: Aber manchmal ist weniger einfach mehr – und das gilt bei diesem Buch auf jeden Fall. PM: Ja, für mich ist «Das dritte Licht» ein echtes Juwel, eine perfekte Kurzgeschichte. Dies auch deshalb, weil die Autorin nicht alles sagt, sondern vieles nur andeutet. BZ: Sie lässt uns Lesenden einen grossen Spielraum. Sie mutet uns zu, dass wir das, was sie schreibt, schon richtig interpretieren können. Mir hat auch sehr gefallen, dass alles sehr authentisch wirkt. Nie hatte ich das Gefühl, die Autorin übertreibe oder überzeichne etwas. Und die Sprache hat mich ebenfalls beeindruckt. PM: Bei diesem Buch liegt die Schönheit in der Einfachheit. Und in der Präzision: Oft benötigt Claire Keegan nur einen Satz – schon sieht man die Situation vor sich. Wem könnte dieses Buch gefallen? BZ: Allen, die eine berührende Geschichte suchen. Die Geschichte ist so einfühlsam geschrieben. PM: Ich finde, dieses Buch kann jeder lesen, der sich nicht nur für Thriller interessiert. «Das dritte Licht» stammt von einer unbekannten Autorin und erscheint bei einem unabhängigen Verlag. Kann so ein Buch überhaupt ein Erfolg werden?


K affeepause | 33

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PM: Wir machen es zum Bestseller! Ich werde es auf jeden Fall jedem und jeder ans Herz legen. BZ: Ja, das ist ein Buch, das unbedingt empfohlen werden muss. Und das sicher sein Publikum finden wird. Es gibt zum Glück viele Leute, die kürzere Geschichten mögen. Das nächste Buch, über das wir sprechen, ist wesentlich dicker: «Dunkle Gewässer» von Joe R. Lansdale. BZ: Dieses Buch ist nicht nur bezüglich Umfang ganz anders als «Das dritte Licht». Es sieht von aussen aus wie ein Fantasy-Epos. BZ: Das ist es aber nicht. Was dann? BZ: Das ist schwierig zu sagen. Es ist auch kein Thriller und kein Krimi, wie auf dem Cover angekündigt wird. Im Internet fand ich den Begriff «Lansdale-Genre»; der Autor schreibt offenbar sehr eigen. Auf einer Fanseite erfuhr ich auch, dass Lansdale Zombie-Bücher schreibt. Zum Glück vernahm ich das erst, nachdem ich mich entschieden hatte, dieses Buch hier zu lesen – denn ich mag es zwar deftig, aber mit Zombies kann ich gar nichts anfangen. In «Dunkle Gewässer» kommen sie allerdings auch nicht vor. Die Geschichte spielt in den 1930er-Jahren in einer rückständigen Gegend von Osttexas. Es ist eine düstere Zeit, die von Prohibition, Depression und Rassismus geprägt wird. May Lynn, eines der schönsten Mädchen der Gegend, wird von ihrer besten Freundin Sue Ellen ermordet am Ufer des River Sabine aufgefunden. Gemeinsam mit ein paar Freunden beschliesst Sue Ellen, die Asche der Freundin nach Hollywood zu bringen, denn May Lynn wollte immer Filmstar werden. Sue Ellen und ihre Freunde stossen auf Geld, das May Lynns Bruder bei einem Banküberfall erbeutete, und machen sich damit, mit der Asche von May Lynn und Sue Ellens tablettensüchtiger Mutter auf den Weg nach Hollywood – sie fahren auf einem Boot den River Sabine hinunter. Wegen der Beute aus dem Banküberfall ist eine ganze Menge Leute hinter ihnen her: der Sheriff, die gierige Verwandtschaft und vor allem der schwarze Kopfgeldjäger Skunk. Die Reise wird wegen der Verfolger sehr gefährlich und abenteuerlich, es passiert dabei ungeheuer viel. Das ist also sozusagen die Entsprechung zu einem Road-Movie – ein River-Book? BZ: Das kann man so sagen. Einige ver-

gleichen dieses Buch mit «Huckleberry Finn», und inhaltlich gibt es tatsächlich gewisse Ähnlichkeiten. Aber «Dunkle Gewässer» ist viel brutaler als ein Buch von Mark Twain, es ist blutig und derb. Einem Jugendlichen kann man es jedenfalls nicht zu lesen geben. Weil ich selber aber Düsterkeit und Brutalität zwischen zwei Buchdeckeln mag, hat mir dieser Roman sehr gefallen – und auch deshalb, weil er so abenteuerlich ist und die Figuren so skurril sind. Ich habe als Leserin mehrere Seelen in mir, und hier ist meine Schlachtplattenseite gut bedient worden. Patrizia, du machst seit über drei Jahren bei der Debatte in «Books» mit, ich kenne deinen Geschmack daher ein wenig und wage die Behauptung: Lansdale ist nicht dein Stil. PM: Tatsächlich nicht. Ich merkte sofort, dass dies kein Buch für mich ist. Ehrlich gesagt gefiel mir an diesem Roman gar nichts, weder der Ton noch die Geschichte noch das Personal. Aber hier geht es wohl um Geschmacksfragen, und ich muss sagen, dass ich eben auch «Huckleberry Finn» nie mochte. Ich sehe allerdings, dass man «Dunkle Gewässer» durchaus als spannendes Buch lesen kann. BZ: Mir war klar, dass dieses Buch polarisiert. Niemand wird sagen, das finde ich jetzt sosolala. Entweder mag man so etwas – oder nicht. Dieses Buch hat einfach meine düstere Seite angesprochen. Und mir gefällt sehr, wie Lansdale schreibt – er findet aussergewöhnliche Wege, einem etwas näherzubringen, und man kann sich alles hervorragend vorstellen. Ich roch beim Lesen förmlich, wie Skunk stinkt. Für wen eignet sich denn dieses Buch? BZ: Ich werde es nur jenen empfehlen, die ich kenne und bei denen ich weiss, dass ihnen so etwas gefällt. Man kann sich mit der Empfehlung dieses Buchs auch in die Nesseln setzen, denn es ist schon sehr brutal – selbst ich als geübte ThrillerLeserin habe gelegentlich schlucken müssen. Aber manche Abenteurer unter den Lesern werden diesen Roman heiss und innig lieben. Kommen wir zum dritten Buch: «In Küstennähe». Autor ist der Schweizer Joachim B. Schmidt, der in Island lebt. Spielt der Roman auch dort? BZ: Ja. Erzählt wird die Geschichte einer sich anbahnenden Freundschaft zwischen zwei Männern, die unterschiedlicher nicht sein können. Auf der einen Seite haben wir den 23-jährigen Lárus, auf der anderen den alten Grímur, einen alten

Patrizia Melaugh, 61, lebt in Schaffhausen und arbeitet in der Abteilung Belletristik der Filiale Kramhof. Sie mag vor allem Bücher aus dem englischen Sprachraum.

Patrizia Melaugh: «Wir machen dieses Buch zum Bestseller! Ich werde es auf jeden Fall jedem und jeder ans Herz legen.» Bettina Zeidler: «Ja, das ist ein Buch, das unbedingt empfohlen werden muss. Und das sicher sein Publikum finden wird.»

Bettina Zeidler, 48, lebt in St. Gallen. Sie arbeitet in der Abteilung Belletristik der St. Galler Buchhandlung Rösslitor, die zu Orell Füssli gehört. Am liebsten liest sie skandinavische Krimis und Thriller


34 | K affeepause

Patrizia Melaugh: «Ich habe auch ‹Huckleberry Finn› nie gemocht.»

Mann in jenem Altersheim, in dem Lárus als Gehilfe des Hauswarts arbeitet. Es gibt zwei Erzählstränge. Der eine handelt vom Hier und Jetzt und der Begegnung der beiden Männer, der andere beschäftigt sich mit dem Leben von Grímur, den man den «Schlächter» nannte und der immer ein Einzelgänger war. Die beiden Erzählstränge laufen immer stärker zusammen – bis sich das Geheimnis um Grímur lüftet. Es gibt nämlich Gerüchte, er habe einst seine Halbschwester umgebracht ...

Books Nr. 2/2013

PM: Schon der Anfang des Buchs ist super. Im Zimmer 37a ist der Heizkörper kaputt, Lárus muss ihn flicken. Er tritt ins Zimmer und sieht da diesen alten Mann mehr tot als lebendig im Bett liegen. Bald erfährt Lárus, dass es sich beim Alten um Grímur handelt, dem er als Kind immer Streiche spielte. Er und seine Freunde hatten früher wahnsinnig Angst vor dem grimmigen Alten, jetzt liegt dieser Mann einfach so da – aber der Junge hat immer noch Angst. Das ist alles auch sehr witzig geschrieben. Lárus ist ein Schlitzohr und vertickt zum Beispiel so nebenbei auch noch Drogen. Ganz allmählich findet eine Annäherung zwischen den beiden statt, die auch von viel gegenseitiger Neugier genährt wird. Schmidt wechselt sehr clever von einem Erzählstrang zum anderen, verbindet Vergangenheit und Gegenwart, und das Geheimnis von Grímur interessiert einen immer mehr. BZ: Man muss sich vor dem Autor wirklich verneigen, wie raffiniert er seinen Roman aufgebaut hat. Bei vielen Details habe ich erst am Ende gemerkt, wie geschickt alles verwoben ist – und wie schlau alles aufgelöst wird. Es gibt für mich nur einen negativen Punkt: Ich hatte

zu Beginn Mühe, in die Geschichte reinzukommen. Aber nach dem ersten Drittel konnte ich das Buch nicht mehr weglegen. PM: Eine besondere Qualität des Romans ist auch, dass er so humorvoll ist. Der Autor foutiert sich zum Beispiel mit Genuss um politische Korrektheit. BZ: Und er bedient gern auf spielerische Weise die Klischees. Merkt man, dass er Schweizer ist? PM: Ich würde sagen: Das ist ein isländischer Roman mit Schweizer Akzent. Isländisch machen ihn die Themen, die Atmosphäre, das Eigenbrötlerische der Figuren. Schweizerisch finde ich gelegentlich die Schreibe des Autors. Wem würdet ihr «In Küstennähe» empfehlen? PM: Ich habe es gerade jemandem nahe gelegt, der etwas lesen wollte, das leicht und lustig ist. BZ: Das ist einfach ein guter Unterhaltungsroman in einer guten Sprache – und mit super Figuren. PM: Spannend, unterhaltsam, witzig – was will man mehr!

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BUCHtipps | 35

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Cheryl Strayed

Sabine Ebert

August Strindberg

Alice Munro

Cheryl Strayed ist gerade 26 geworden und hat alles verloren. Mit Drogen und Männern tröstet sie sich über den Tod ihrer Mutter und das Scheitern ihrer Ehe hinweg. Als ihr ein Outdoor-Führer über den Pacific Crest Trail in die Hände fällt, trifft sie die folgenreichste Entscheidung ihres Lebens: über 1000 Meilen zu wandern – allein, ohne Erfahrungen und mit einem Rucksack, den sie Monster nennt. Klapperschlangen und Schwarzbären, Hitze und Strapazen, Abenteurer und Einsamkeit sind die Begleiter auf dieser Reise, die sie fast umbringt, stärkt und schliesslich heilt. Das atemberaubende Abenteuer einer Selbstfindung – voller Witz und Intensität und mit einer respektlosen Heldin, die man einfach lieben muss.

Frühjahr 1813: Europa stöhnt unter Napoleons Herrschaft. Nach der dramatischen Niederlage der Grande Armée in Russland gehen Preussen und das Zarenreich zum Gegenangriff über. Im ausgebluteten Sachsen müssen Menschen Entscheidungen treffen, die ihr Leben unwiderruflich verändern werden: eine Mutter, die verzweifelt auf die Rückkehr ihrer Söhne hofft, ein General, der seinen Kopf riskiert, damit sich Sachsen den Alliierten anschliesst, eine Gräfin, die aus Liebe zur Spionin Napoleons wird, zwei Studenten, die zu den Lützowern wollen, die junge Henriette auf der Flucht vor Plünderern. Die Menschen ersehnen den Frieden, während die Herrscher Europa längst unter sich aufgeteilt haben und eine gewaltige Schlacht heraufbeschwören.

Das Meer prägt die Bewohner der Schäreninseln. Strindberg schildert die Insellandschaft oft als Idylle, das bäuerliche Zusammenleben der Schärenbewohner humoristisch. Allerdings geht es auf den Inseln keineswegs nur beschaulich zu: In der Abgeschiedenheit wird Neuankömmlingen mit Misstrauen begegnet, Hierarchien werden ausgereizt und harte Konflikte ausgetragen. Auch für die Befindlichkeit des modernen Menschen – zwischen Tradition, Fortschritt und Glaubenskrise – beweist der Dichter der Jahrhundertwende ein feines Gespür. Die facettenreiche «Meeresprosa» August Strindbergs – Erzählungen und die beiden Romane «Die Hemsöer» und «Am offenen Meer» – wurde zum 100. Todesjahr erstmals in einer dreibändigen Ausgabe zusammengeführt.

Zu viel oder zu wenig: Für das Glück gibt es kein Mass – nie trifft man es richtig. Alice Munros Heldinnen und Helden geht es nicht anders. Sie haben das Zuviel und Zuwenig erlebt, sie kennen die Namen der Bäume, die Last ungeschriebener Briefe. Sie wissen, wie es sich anfühlt, wenn man den Mann, der die gemeinsamen Kinder getötet hat, in der Anstalt besucht. Alice Munro ist die Meisterin des Nachhalls, der einem Leben seinen besonderen Klang, seine Spannung und Vibration gibt, der unserer Existenz Farbe verleiht. Alice Munro macht ihre Leserinnen und Leser zu Komplizen der schwierigen Mission, das Glück zu finden. Nicht zu viel, nicht zu wenig, sondern das ideale «genau richtig». Und plötzlich verstehen wir unser Leben neu.

448 Seiten

928 Seiten

792 Seiten

368 Seiten

CHF 29.90

CHF 39.90

CHF 99.00

CHF 16.90

Kailash

Knaur

mareverlag

Fischer

ISBN 978-3-424-63024-4

ISBN 978-3-426-65214-5

ISBN 978-3-86648-151-0

ISBN 978-3-596-18686-0

Der grosse Trip

1813 – Kriegs­ feuer

Bis ans offene Meer

Zu viel Glück


36 | Fantastisch!

Books Nr. 2/2013

Fantastisch! Eine Mitarbeiterin von Orell Füssli präsentiert Neuerscheinungen und Geheimtipps aus dem Fantasy-Genre: Bücher für alle, die sich gern in fremde Welten entführen lassen. Marius Leutenegger

«Die drei Titel, die ich heute vorstelle, haben etwas gemeinsam: Alle sind zu Beginn etwas düster und melancholisch – auch wenn dies nicht alle Buchumschläge vermuten lassen. ‹Rot wie das Meer› ist bereits ein paar Monate alt, ich empfehle es aber trotzdem sehr gern. Die US-amerikanische Autorin Maggie Stiefvater verzeichnete ihre ersten Erfolge mit Elfenbüchern, die stark von irischen Volksmärchen inspiriert waren. ‹Ballade› und ‹Lamento› gefielen mir aber gar nicht, ich fand die beiden Bände langatmig und flach. Dann folgte die Werwolf-Trilogie ‹Nach dem Sommer›, für die sie sich offensichtlich von Stephenie Meyers ‹Twilight› animieren liess. Den Werwölfen bescherte der Mond schlaflose Nächte, mir die Bücher. Selten habe ich mit Figuren in Büchern so mitgefiebert wie mit Grace und Sam aus ‹Nach dem Sommer›. Diesmal hat Maggie Stiefvater eine ganz andere Inspirationsquelle gefunden: die alte irische Sage über die ‹Capaill Uisce›. Dabei handelt es sich um riesige und gefährliche Wasserpferde, die einmal jährlich mit der Flut aus dem Wasser steigen. ‹Rot wie das Meer› spielt auf der irischen Insel Thisby, auf der jährlich das SkorpioRennen stattfindet, ein Wettkampf, bei dem auch Wasserpferde mitmachen. Bislang war das Rennen fest in Männerhand – bis sich die junge Puck Connolly entschliesst, mit ihrer kleinen Stute Dove

ebenfalls teilzunehmen. Das führt zu roten Köpfen und heissen Diskussion. Die zweite Hauptfigur des Buchs ist Sean Kendrick. Er pflegt die Pferde, reitet sie zu und besitzt selbst ein Wasserpferd. Der Roman erzählt drei Geschichten: jene von Puck, jene von Sean und die Sage über die Wasserpferde. An diesen Strängen schaukelt sich die Geschichte zu ihrem Höhepunkt hoch, dem grossen Rennen. Und ganz allmählich entwickelt sich auch eine ungewöhnliche Liebesgeschichte zwischen Sean und Puck. Vielleicht klingt das alles ein wenig dünn, aber Maggie Stiefvater schafft es, eine enorme Spannung aufzubauen. Beim Lesen hatte ich das Gefühl, tief in einen Nebel getaucht zu sein, um mich herum gab es nichts mehr – diese Stimmung schlug mich völlig in ihren Bann. Ich habe aber gemerkt, dass sich dieses Buch nicht wie viele andere Fantasy-Romane von allein verkauft, sondern dass es empfohlen werden muss. Also: ‹Rot wie das Meer› eignet sich für alle, die unergründliche Liebesgeschichten mögen. Junge Frauen, die eine Fantasy-Geschichte mit Tiefgang suchen, sind ebenfalls hervorragend bedient – sowie natürlich alle Fans von Maggie Stiefvater. Während ‹Rot wie das Meer› eine abgeschlossene Geschichte ist, handelt es sich bei meiner nächsten Empfehlung um den Auftakt zu einer Trilogie. ‹Für immer die Seele› der Kalifornierin Cynthia J. Omo-

Angelina Rubli, 28, ist im Kanton Schaffhausen aufgewachsen, wohnt in Dachsen und arbeitet bei Orell Füssli am Bellevue. «Das erste Geschenk, an das ich mich erinnern kann, war das Buch ‹Ronja Räubertochter›», erzählt sie. «Von da an wollte ich nur noch lesen. In der Oberstufe machte ich mehrere Schnupperlehren, aber ich spürte stets: Ich will Buchhändlerin werden.» In der Filiale am Bellevue arbeitete Angelina zuerst in der Reisebuch-Abteilung, aber «dann willst du nur immer in die Ferien». Ihr Traum sei ein Wechsel in die Kinder- und Jugendbuchabteilung gewesen, weil «ich das den spannendsten Bereich finde – er ist extrem vielseitig, jeden Monat gibt es neue Strömungen». Der Traum ging mittlerweile in Erfüllung. Heute liest Angelina etwa drei bis vier Bücher pro Woche. Eigentümlicherweise beginnt sie dabei meistens mit dem Schluss. «Ich weiss auch nicht weshalb, aber ich lese zuerst immer die letzten Seiten – und schaue dann, wie die Geschichte zu diesem Schluss hingeführt wird.»


Fantastisch! | 37

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lolu erzählt die Geschichte der 16-jährigen Cole, die immer wieder Visionen hat. Plötzlich sieht sie sich zum Beispiel auf einem Schafott stehen. Man liest, wie sie sich in diesem Moment fühlt, was zum Todesurteil geführt hat – und zack ist man wieder zurück in der Gegenwart. So geht es hin und her. Zu Beginn spielen die Visionen von Cole immer in der frühen Neuzeit, später werden auch Ereignisse aus den 1920er-Jahren beschrieben. Cole machen ihre Visionen grosse Sorgen, sie hat Angst, sie sei plemplem, und sie vertraut sich niemandem an. Nachdem sie wegen einer Vision im Tower von London ohnmächtig geworden ist, wacht sie in den Armen des jungen Griffon auf. Sofort hat sie das Gefühl, diesen gutaussehenden jungen Mann schon lange zu kennen. Griffon erklärt Cole, dass sie eine herumwandernde Seele sei, die immer wieder neue Existenzen durchlebe. Darüber hinaus erfährt Cole, dass es viele wie sie gibt – und dass sie eine Aufgabe zu erfüllen hat. Irgendwo in Zeit und Raum ist da aber auch noch eine böse Feindin, die sie seit jeher vernichten möchte. Schon diese kurze Zusammenfassung zeigt: ‹Für immer die Seele› ist extrem fantasievoll. Ich las das Buch, weil der Klappentext mein Interesse weckte. Da ich historische Romane liebe, gefiel mir der Auftakt im 16. Jahrhundert ganz besonders – und ich war schon etwas enttäuscht, als das Buch dann plötzlich im Hier und Jetzt spielte. Aber dann zog es mich doch immer tiefer in die Geschichte hinein, denn ich wollte wissen, was es mit diesen Seelenwanderungen auf sich hat und wie die einzelnen Geschichten aus der Vergangenheit weitergehen. Cynthia J. Omololu hat die Fähigkeit, immer dann eine Episode zu verlassen, wenn es am spannendsten ist – so liest man immer weiter. Ich bin jedenfalls sehr gespannt, wie die Trilogie weitergeht. Dieses Buch eignet sich für alle, die historische Romane mögen, aber auch ganz besonders für die Leserinnen und Leser von ‹Liebe geht durch alle Zeiten›. Auch das dritte Buch, das ich hier vorstelle, spielt grösstenteils ins England. Und auch wenn seine Autorin Deutsche ist, hat es einen sehr englischen Anklang. Kein Wunder: Alexandra Pilz ist am gleichen Tag wie Jane Austen geboren und liebt deren Werke. Hauptfigur von ‹Zurück nach Hollyhill› ist Emily; ihre Eltern kamen vor längerer Zeit bei einem Autounfall ums Leben. An ihrem 17. Geburts-

tag erhält Emily von ihrer Grossmutter, bei der sie aufwächst, einen Brief, den ihr einst ihre Mutter schrieb. Darin fordert die Mutter sie auf, nach Hollyhill zu gehen und dort ihre Vergangenheit kennenzulernen. Einst lebte nämlich ihre Mutter dort, doch sie verliess das Dorf, weil sie sich in Emilys Vater verliebt und dieser nicht dem Dorf angehört hatte. Doch Hollyhill findet man auf keiner Karte. Emily macht sich auf den Weg von Deutschland nach England und landet in einer verregneten Jane-Austen-Gegend, einem Moorgebiet irgendwo im grausten Gebiet Englands. Dort wird sie, verzweifelt wie sie ist, von Matt aufgegabelt. Und dieser attraktive Junge behauptet doch tatsächlich zu wissen, wo Hollyhill ist. Emily steigt in seinen Jeep, mit der er sie nach Hollyhill bringen will, und schläft ein. Als sie erwacht, ist alles anders. Und Emily erfährt: Hollyhill ist ein Dorf, das in der Zeit reist. Es ist immer dort, wo jemand Hilfe braucht. Das gilt auch im Fall von Emily. Im Jahr 1980 geschehen grausame Mädchenmorde, und Emily, die inzwischen mit dem Dorf in eben jenes Jahr gereist ist, gerät selbst ins Visier des Mörders. Die Idee hinter diesem Plot ist so cool! Am meisten Spass machten mir die Beschreibungen der 1980er-Jahre. Emily erlebt, wie Lady Di heiratet, und sie kann sich nur wundern über die damals aktuelle Mode. Aber lustige Passagen sind in diesem Buch eigentlich eher die Ausnahme, auch hier dominiert eine düstere, fast traurige Stimmung. Das Buch eignet sich für alle, die genau das mögen: Romane, die sehr abwechslungsreich sind und ganz unterschiedliche Stimmungen erzeugen. Ich zähle mich selber zu dieser Gruppe, und deshalb hoffe ich, dass Alexandra Pilz ihre Idee vom zeitreisenden Dorf noch für weitere Bücher nutzt.»

Rot wie das Meer Maggie Stiefvater 430 Seiten CHF 29.90 script5

Für immer die Seele Cynthia J. Omololu 381 Seiten CHF 27.90 Dressler

Zurück nach Hollyhill Alexandra Pilz 348 Seiten CHF 26.90 Heyne


38 | Fantastisch!

Books Nr. 2/2013

Junge Mitarbeitende von Orell Füssli geben weitere Tipps: Tim Lenny George, 18, absolviert im Kramhof in Zürich das dritte und letzte Jahr seiner Buchhändler-Lehre. Er lebt in einem Dorf ausserhalb von Bern und braucht täglich vier Stunden, um morgens zur Arbeit und danach wieder nach Hause zu gelangen. «Den weiten Weg nehme ich aber gern auf mich», sagt er. «Denn die Zeit im Zug kann ich zum Lesen nutzen.» Sein Tipp: «Departement 19 – Die Wiederkehr» von Will Hunt. «Fantasy-Reihen finde ich grundsätzlich toll. Es gibt jedoch in vielen Fällen einen Makel: Je mehr Bände eine Reihe umfasst, desto langweiliger und plumper wird sie. Nicht so die Reihe ‹Department 19› von Will Hill. Schon der erste Band, den ich bereits in ‹Books› empfahl, begeisterte mich. Jetzt knüpft Hill mit einer Fortsetzung gekonnt daran an. Graf Dracula wurde von seinem treuen Anhänger Valeri, dem ältesten der Gebrüder Rusmanov, wieder zum Leben erweckt. Der grösste Alptraum des Departments 19 wird damit Wirklichkeit. Doch Draculas Gegnern bleibt noch etwas Zeit, denn der Vampir muss erst wieder seine ursprünglichen Kräfte zurückerlangen. Bis zur Stunde Null dauert es noch genau vier Monate – dann kann Dracula nichts mehr aufhalten ... ‹Department 19 – Die Wiederkehr› ist, wie schon sein Vorgänger, ein spannungsgeladener und mit reichlich Knalleffekten ausgestatter Fantasy-Kracher, der einem das Herz schneller pulsieren lässt.»

Manuela Bigler, 25, arbeitet in der Kinder- und Jugendbuchabteilung von Orell Füssli im Berner Einkaufszentrum Westside. «Das Lesen hat mich von Kind auf begleitet», sagt sie, «deshalb wollte ich auch beruflich mit Büchern zu tun haben.» Am liebsten mag sie Fantasy-Romane. «Bei diesem Genre kann ich am besten abschalten», sagt die Bernerin. «Ich lese nicht so gern Geschichten, die zu nahe an der Realität sind, denn Lesen soll ja auch einen Ausgleich zum Alltag bieten.» Ihr Tipp: «Incarceron» von Catherine Fisher. «Claudia, die Tochter des Wächters von Incarceron, weiss nicht viel über dieses ‹Paradies›, das vor Jahrhunderten geschaffen wurde. Denn keiner kommt mehr hinein, keiner hinaus. Incarceron ist ein Gefängnis; es beobachtet seine Insassen, es reagiert auf sie und denkt. Claudia will mehr herausfinden, bricht in das Arbeitszimmer ihres Vaters ein – und findet einen kristallenen Schlüssel. Er könnte Finn helfen, endlich aus Incarceron zu fliehen, wenn Claudia ihn dabei unterstützt ... Die Idee zu dieser Reihe ist völlig neu. Die Geschichte spielt in der Zukunft, aber jeglicher Wandel ist verboten – die Menschen müssen wie im 17. Jahrhundert leben. Erzählt wird die Story abwechselnd aus der Sicht von Claudia und Finn. Erst nach und nach kann man alles zusammensetzen. Und das tut man sehr gern – denn die Geschichte ist äusserst spannend, die Figuren sind interessant und die Wendungen überraschend.»

Departement 19 – Die Wiederkehr

Incarceron – Fliehen heisst sterben

Will Hill 688 Seiten CHF 27.90 Lübbe

Catherine Fisher 475 Seiten CHF 29.90 Penhaligon

Marino Castelli, 28, wohnt in Ruswil und arbeitet bei Orell Füssli am Bellevue. Buchhändler wurde er, weil «ich ein leidenschaftlicher Leser bin und mein Hobby zum Beruf machen wollte». An seiner Tätigkeit schätzt er vor allem, dass er immer neue Bücher entdecken kann – auch dank der Kunden, die etwas Bestimmtes suchen. Marino liest querbeet, vor allem Krimis und Fantasy-Romane. Sein Tipp: «Return Man» von V.M. Zito. «Horden von Untoten haben die USA überrollt. Das Land ist aufgeteilt in den Osten, wo sich die letzten lebenden Menschen verschanzt haben, und in den Westen, wo Zombies Menschen jagen. Nur ein Mann wagt es noch, in die verseuchten Gebiete zurückzukehren, um im Auftrag der Lebenden deren untoten Verwandten die letzte Gnade zu erweisen und Spezialeinsätze auszuführen: Henry Marco ... Zombiebücher sind im Moment recht in – und sie werden wohl eine noch grössere Lesergemeinde bekommen, wenn im Juni ‹World War Z› von Marc Foster mit Brad Pitt in die Kinos kommt. Dieses Buch hier hat mir sehr gut gefallen, denn es hält, was man sich von einem Roman dieses Genres verspricht, es ist spannend und hat eine düstere und beklemmende Atmosphäre. Als Leser sitzt man förmlich auf Kohlen, weil man weiss, dass überall Gefahr lauert – trotzdem ist man überrascht, wenn das Unglück dann tatsächlich zuschlägt. Die Hauptperson wirkt zu Beginn kühl und gefühllos, bekommt aber von Kapitel zu Kapitel mehr Seele. Ich empfehle das Buch besonders allen Fans der weltweit erfolgreichen Kultserie ‹Walking Dead›.»

Return Man V.M. Zito 541 Seiten CHF 14.90 Heyne


BUCHtipps | 39

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Koethi Zan

Tess Gerritsen

Tania Carver

Robert Harris

Angst

Abendruh

Ein altes Haus soll abgerissen werden. Da entdecken die Arbeiter etwas Grauenhaftes im Keller: einen Käfig aus Menschenknochen. Und darin ein verwahrlostes Kind. Wer ist dieser Junge? Wer hat ihm das angetan? Mit ihren Ermittlungen stören Kommissar Phil Brennan und Profilerin Marina Esposito einen kaltblütigen Menschensammler, der seit über 30 Jahren einem grausamen Ritual folgt. Doch dieser Killer duldet keine Einmischung. Er will den Jungen zurück. Und der Knochenkäfig enthält noch weitere Überraschungen – Geheimnisse, die Brennan und den Killer miteinander in Verbindung bringen. Die Zeit drängt, und niemand weiss, dass sich der Killer vor aller Augen verbirgt ...

Der amerikanische Physiker Alexander Hoffmann war lange im Europäischen Kernforschungszentrum CERN mit dem Aufbau des neuen Teilchenbeschleunigers beschäftigt. Zusammen mit seinem Partner, einem Investmentbanker, betreibt er nun einen äusserst lukrativen Hedgefonds. Hoffmann hat eine revolutionäre Form des algorithmischen Aktienhandels entwickelt: Künstliche Intelligenz und Angstparameter werden zu einer hochgeheimen Software verknüpft, die mit geradezu unheimlicher Präzision die Bewegungen der Finanzmärkte voraussagen kann. Eines Nachts überwindet ein Einbrecher die Sicherheitsanlagen von Hoffmanns Anwesen. Ein albtraumhafter Tag voller Paranoia und Gewalt beginnt.

Sie sind die einzigen Überlebenden von schrecklichen Familientragödien. Erst wurden ihre Eltern brutal ermordet, dann auch noch die Pflegefamilien. In «Abendruh», einem Internat in der Abgeschiedenheit des amerikanischen Bundesstaats Maine, sollen drei Jugendliche ihre Sicherheit wiedergewinnen und in ein normales Leben zurückfinden. Doch obwohl die Schule nach aussen hin abgesichert ist, kommt es zu höchst beunruhigenden Vorfällen. Plötzlich bangen die drei Jugendlichen um ihr Leben. Maura Isles, die eine persönliche Verbindung zu «Abendruh» hat, ist vor Ort, als die Situation endgültig eskaliert. Der bislang bedrohlichste Fall für Jane Rizzoli und Maura Isles!

448 Seiten

576 Seiten

384 Seiten

416 Seiten

CHF 24.90

CHF 24.90

CHF 15.90

CHF 29.90

FISCHER Scherz

List

Heyne

Limes

ISBN 978-3-651-00045-2

ISBN 978-3-471-35078-2

ISBN 978-3-453-43713-5

ISBN 978-3-8090-2578-8

Danach

Sarah Farber hat drei lange, grausame Jahre in einem Kellerverlies überlebt. Zehn Jahre ist das her, aber Sarah kann die Dunkelheit, die Kälte, die Verzweiflung, die Panik nicht vergessen. Und sie weiss noch immer nicht, was damals mit ihrer besten Freundin Jennifer geschah. Jetzt kann sie nicht länger vor der Vergangenheit davonlaufen. Ihr Peiniger soll auf Bewährung freikommen, und sie ist die einzige, die das verhindern kann – aber nur, wenn sie sich dem Schlimmsten stellt, das sie sich vorstellen kann: der Wahrheit. Koethi Zans Kunst ist es, das Grauen als Kino im Kopf erfahrbar zu machen: Sarahs Martyrium wird zum eigenen Martyrium, zu einer Qual, die das Vorstellbare übersteigt.

Stirb, mein Prinz


40 | im schaufenster

Books Nr. 2/2013

Lügen ist menschlich Mit «Das Verschwiegene» liefert die norwegische Schriftstellerin und Journalistin Linn Ullmann einen ungewöhnlichen Roman ab, der das Publikum in die alltäglichen Untiefen des Menschseins führt. Erik Brühlmann

Viel mehr als die Tochter ml. Viele Söhne und Töchter verweigern sich oft dem Bereich, in dem die prominenten Eltern tätig sind – und werden zum Beispiel lieber Wissenschaftler als Politiker, lieber Lehrer als Schauspieler. Manche haben sich jedoch im gleichen Gebiet versucht. Eines der spannendsten Beispiele dafür ist Franz Xaver Wolfgang Mozart, das jüngste Kind von Wolfgang Amadeus. Seine Mutter Constanze hatte ihn schon früh zum Musiker bestimmt. Der Bub erhielt Unterricht von den bekanntesten Lehrern in Wien und galt als überaus talentiert. Er wurde dann auch Musiklehrer und Komponist in Lemberg, unternahm ausgedehnte Konzertreisen durch ganz Europa und schuf einige beachtliche Werke. Doch er blieb stets nur «der Sohn» – ein Umstand, der ihn vor allem im späteren Leben immer mehr ärgerte. Franz Grillparzer dichtete für den Nachruf des berühmten Mannes: Begabt, um höher aufzuragen, Hielt ein Gedanke deinen Flug; «Was würde wohl mein Vater sagen?» War dich zu hemmen schon genug. Auch Linn Ullmann ist die Tochter berühmter Eltern: Ihre Mutter ist die norwegische Schauspielerin Liv Ullmann; diese wurde vor allem durch ihre Mitwirkung in Filmen von Ingmar Bergman, des bedeutendsten skandinavischen Regisseurs, berühmt. 1997 wurde Bergman bei den Filmfestspielen in Cannes als «Bester Filmregisseur aller Zeiten» geehrt. Auch wenn man solche Superlative nicht mag, gibt es nichts daran zu rütteln, dass Bergman die Filmgeschichte geprägt hat – mit Dramen wie «Wilde Erdbeeren», «Szenen einer Ehe» oder «Herbstsonate». Bergman und Liv Ullmann führten fünf Jahre lang eine Beziehung, der die 1966 geborene Linn entsprang.

Drei junge Burschen wollen im Wald bei Mailund, in der Nähe von Oslo, einen Schatz bergen, den sie vor einiger Zeit vergraben hatten. Stattdessen buddeln sie eine Leiche aus: Mille, ein Mädchen, das zwei Jahre zuvor spurlos verschwunden war. Der Anfang von «Das Verschwiegene» der norwegischen Autorin Linn Ullmann würde jedem Krimi gut zu Gesicht stehen. Doch nicht in jedem Buch, in dem eine Leiche auftaucht, steckt auch ein Kriminalroman drin. Vielmehr bereitet die Tochter der Schauspielerin Liv Ullmann und des Regisseurs Ingmar Bergmann mit dem Leichenfund den Tisch für eine Mischung aus einem Psychogramm des allzu Menschlichen und der Geschichte einer nicht perfekten Familie.

Eigentlich ist alles anders «Ich schreibe über Dinge, vor denen ich Angst habe», sagte Linn Ullmann einmal in einem Interview. «Und ich habe Angst davor, angelogen zu werden – und es nicht zu bemerken.» Die Lüge steht in all ihren Varianten denn auch im Zentrum von «Das Verschwiegene»: Notlügen, Selbstbetrug, Dinge, die nicht gesagt werden oder auf den ersten Blick anders scheinen, als sie sind. Da wäre zum Beispiel Jon, der Vater, ein Schriftsteller, der schon seit Jahren unter einer Schreibblockade leidet. Er belügt sich selbst, indem er sich ständig einredet, dass der lang erwartete dritte Teil seiner Trilogie bald fertig sein wird. Es ist nur eine Frage der Zeit, der Umgebung, der Eingebung, der Organisation seiner Noti-

Das Mädchen wuchs in Europa und in den USA auf, später studierte Linn Ullmann Literatur in New York. Sie foutierte sich um die schwere Hypothek, die ihre Abstammung mit sich brachte, und wagte sich schon früh in die Welt der Kunst; schon mit fünf Jahren wirkte sie neben ihrer Mutter in einem Film mit, sie wurde Kulturjournalistin und veröffentlichte 1998 ihren ersten Roman. Die Tatsache, dass sie so berühmte Eltern hat, nimmt sie so locker, wie das nur möglich ist – was ihr viel Respekt eingebracht hat. «Offensichtlich gibt es einen Einfluss der Eltern auf mich», sagte sie in einem Interview, «aber ich weiss nicht, auf welche Weise und in welchem Mass. Meine Eltern sind beide grosse Erzähler.» Das ist sie selber auch – als Schriftstellerin steht Linn Ullmann auf eigenen Beinen. Ihre Romane und Novellen werden mittlerweile in 15 Sprachen übersetzt; auf Deutsch ist zum Beispiel auch «Die Lügnerin» erhältlich – ebenfalls ein Buch mit beachtlichem Tiefgang und hohem Unterhaltungswert.


im schaufenster | 41

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zen ... Siri, seine Frau, lädt sich Unmengen von Arbeit und Verpflichtungen auf – damit sie einerseits Jons Untätigkeit und den Familienunterhalt finanzieren kann und um andererseits vor sich selbst zu verbergen, dass ihr Leben nicht das ist, was es sein sollte, was sie sich vorstellte. «Was habe ich eigentlich aus meinem Leben gemacht?», fragt sie sich denn auch in einem Moment der Schwäche – und findet keine Antwort. Jenny wiederum, Siris Mutter, ist eine Alkoholikerin, die nach langen Jahren der Abstinenz an ihrem 75. Geburtstag wieder zu trinken beginnt. weil sie mit ihrem Leben anfangen darf, was sie will – und nicht etwa, weil sie es braucht oder weil sie den frühen Tod von Siris Bruder noch immer nicht verwunden hat ...

Wie ein Fächer «Das Verschwiegene» ist eine Geschichte, die sich vom Zeitpunkt des Leichenfunds an wie ein Fächer immer weiter öffnet. Mit jedem Kapitel erkennt man ein neues Stück des grossen Ganzen, setzt hier ein Stück Vergangenheit, dort ein Stück Gegenwart ein – und weiss doch nie so recht, wo das Ganze hinführen wird. Klar ist nur, dass Siris und Jons Familie in einem Netz von Lügen und Ungesagtem lebt und sich darin windet. Das erscheint zunächst grotesk, erweist sich bei näherem Hinsehen aber nur als eine scharfsinnige Betrachtung des Alltäglichen. Gleiches lässt sich auch über die Ehe sagen, die Jon und Siri führen und die alles andere als märchenhaft oder romantisch perfekt ist – eine Situation, welche die Autorin, die mit dem Dichter und Bühnenautor Niels Fredrik Dahl verheira-

tet ist, aus eigener Erfahrung kennt: «Wir beide haben gescheiterte Ehen hinter uns; es ist uns nicht fremd, wie bedrückt und einsam man sich in einer Beziehung fühlen kann», sagt sie und liefert mit Jon und Siri ein literarisches Beispiel. Jon betrügt seine Frau mehrfach, ist ständig bemüht, seine Mailbox «Siri-kompatibel» zu halten, schläft statt im Ehebett lieber im Arbeitszimmer. Und Siri kontrolliert Jons Handy, seine E-Mails, weiss um seine Fremdbeziehungen und wird nicht müde, ihn mit der Nase auf seine Schreibblockade zu stossen. Alles, nur nicht sich aussprechen, ist die Devise.

Und die Tat? Was dies alles mit dem Tod von Mille zu tun hat? Obwohl niemand in der Familie die Tat begangen hat, hat doch jeder mit seinem Verhalten zum Tod Milles beigetragen, bewusst oder unbewusst. Wer letztlich der Täter ist, bleibt nebensächlich. Denn dieses Wissen ändert nichts mehr am Tod des Mädchens. Viel wichtiger ist – und das ist wohl die oft zitierte Moral der Geschicht’ –, dass es selbst aus verfahrenen Situationen Auswege geben kann. Wenn man sich denn dazu entschliesst, das Verschwiegene auf den Tisch zu bringen.

Der Kinder wegen? Natürlich, die beiden haben Kinder – Liv und die ältere Alma –, da muss man den Schein des Perfekten natürlich wahren. Und dann ist da auch noch Mille, das Mädchen, das bei Jon und Siri als Au-Pair arbeitet, sodass man die funktionierende Familie geben muss. Doch was hat dieser Schein mit dem Sein zu tun? Mille beispielsweise ist sowieso mehr an den menschlichen Seiten interessiert, die im Verborgenen liegen. Deshalb liebt sie es auch, Menschen zu fotografieren, ohne dass sie es bemerken. Und Alma wird mit der Zeit, wie es heisst, immer schwieriger, wird sozusagen zum Gegenentwurf von Jon und Siri. «Fuck you, Mama!», sagt sie mit unschöner Offenheit, rauft sich mit anderen Mädchen und lässt sich sogar dazu hinreissen, der Lehrerin den Zopf abzuschneiden – einfach, weil sie es kann. Mit dieser Offenheit, egal ob gespielt oder ehrlich, kommen Jon und Siri einfach nicht klar.

EINE KOMÖDIE NACH EINEMARTIN KOMÖDIE SUTER NACH EINE MARTIN KOMÖDIESUTER NACH MARTIN SUTER 6. – 22. JUNI 2013 6. – 22. JUNI 2013 6. – 22. JUNI 2013 WWW.CASINOTHEATER.CH WWW.CASINOTHEATER.CH WWW.CASINOTHEATER.CH Aufführungsrechte Diogenes Verlag Aufführungsrechte Zürich Diogenes VerlagAufführungsrechte Zürich Diogenes Verlag Zürich

Das Verschwiegene 352 Seiten CHF 29.90 Luchterhand


42 | Kinderwelt

Books Nr. 2/2013

Freunde machen Freude Pippi, Thomas und Annika; Kasperl und Seppel; Pettersson und Findus. In der bewährten Kinderliteratur spielen Freundschaften oft eine besondere Rolle. Deshalb wollen wir von unserer Gewährsfrau für Kinderbücher wissen: Gibt es auch gute Neuerscheinungen rund ums Thema Freundschaft? Marius Leutenegger

© joelle tourlonIas / beltZ & gelberg

Wendel. Während seines Abenteuers merkt Jannis allmählich, dass der weise Salamander sich mit seiner Einschätzung eines Schrats ziemlich geirrt hat ... Der heimliche Star dieses Buchs ist der Schrat Wendel, der total herzig gezeichnet wurde: Er hat eine Haut wie ein Pilz und sieht irgendwie aus wie eine grosse Bohne. Der Text ist sehr sympathisch und äusserst unterhaltsam geschrieben, und die Bilder sind sehr attraktiv. Ich kann mir vorstellen, dass ‹Wecke niemals einen Schrat› das Lieblingsbuch vieler Kinder werden wird. Sie können es selber lesen, es eignet sich aber auch zum Vorlesen für Buben und Mädchen im Kindergartenalter.

Werden wahre Freunde: die Elfen Jannis und Motte aus «Wecke niemals einen Schrat».

«Freundschaft gibt Geborgenheit, deshalb kommt sie in vielen Kinderbüchern vor. Aus der grossen Fülle von Neuerscheinungen, die dieses Thema aufnehmen, habe ich vier Titel ausgewählt, für die ich sozusagen meine Hand ins Feuer legen würde – sie alle sind aussergewöhnlich gut. ‹Wecke niemals einen Schrat› von Autor Wieland Freund und der Illustratorin Joëlle Tourlonias finde ich zum Beispiel wahnsinnig schön – das ist ein richtiges Herzensbuch, das mit viel Liebe gemacht wurde. Die Geschichte spielt im Elfenwald. Jannis und Motte sind zwei Elfenkinder, die gerade ihre Elfenprüfung ablegen mussten. Das Mädchen Motte hat sie mit Bravour bestanden, Jannis aber ist durchgerasselt, weil er immer den Unterricht schwänzte. Er kennt daher auch ‹Amsel

Salamanders Buch über alles› nicht genau, und deshalb stochert er auf einem Streifzug durch den Wald dummerweise in einem vermeintlichen Pilz herum – und weckt so den Schrat Wendel auf. In Salamanders weisem Buch steht, dass man niemals einen Schrat aufwecken darf; tut man es doch, folgt er einem für immer und bringt einem nur Unglück. Jannis will vor dem Schrat fliehen, doch er kann ihn nicht abschütteln. Weil er auf seiner Flucht den ganzen Elfenwald durcheinanderbringt, wird Jannis verstossen. In der ersten Nacht, in der er allein ist, beschwört der böse Zauberer Holunder einen Sturm herauf, der das ganze Elfenvolk und auch Salamanders Buch verweht. Jannis Freundin Motte und die Elfenkönigin werden vom bösen Zauberer entführt, und nur Jannis kann sie retten – zusammen mit

Das nächste Buch gefällt wohl vor allem Mädchen – Buben lesen ja nicht so gern Geschichten mit weiblichen Hauptfiguren. ‹Superhelden fliegen geheim› von Alice Pantermüller erzählt die Freundschaftsgeschichte von Karline und Rose. Karline hat ein Geheimnis, das sie nicht einmal Rose anvertrauen kann: Sie stammt aus einer Superheldenfamilie. Die Eltern und Geschwister von Karline retten dauernd die Welt, und es ist anzunehmen, dass auch die Jüngste irgendwelche Superkräfte hat – nur haben sich diese noch nicht gezeigt. Wie bei Superhelden üblich, agiert auch die Familie von Karline im Verborgenen. Dummerweise zieht Professor Puvogel in die Stadt, der berühmteste Superheldenforscher, der hinter dem Geheimnis der Superhelden her ist. Und sein Sohn Jona kommt ausgerechnet in die Klasse von Karline und Rose. Weil Jona auch eher ein Aussenseiter ist, freunden sich die beiden Mädchen aber mit ihm an. Und das ist gut, denn der Professor wird von zwei Gangstern entführt und braucht dringend Hilfe. Glücklicherweise entdeckt Karline endlich ihre Gabe: Sie versteht alle Tiere, und das erweist sich bei der Rettung des Professors als unschätzbar wertvoll ... ‹Superhelden fliegen geheim› ist ein sehr unterhaltsames und witziges Buch – und ein ausserge-


Kinderwelt | 43

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wöhnliches obendrein. Die Geschichte wird rasant und mit viel Humor erzählt. Von Alice Pantermüller stammt auch die erfolgreiche Reihe ‹Mein Lotta-Leben›, aber dieses neue Buch hat mir besser gefallen, weil es so energiegeladen ist.

Katastrophe führen, die es zu verhindern gilt ... In dieser Geschichte ist alles sehr mysteriös und speziell. Alexander Smoltczyk erzählt in seinem Debüt zwar schlüssig und klar, aber die Sache ist ein wenig verzwickt, deshalb eignet sich das Buch eher für geübte Leserinnen und Leser ab neun, zehn Jahren. Sie können sich auf viel Spannung und höchst originelle Wendungen freuen!

© ulF K. / aren

Aussergewöhnlich ist auch das nächste Buch – darauf deutet ja bereits der Titel hin: ‹Päpste pupsen nicht›, geschrieben von Alexander Smoltczyk. Im Mittelpunkt stehen zwei Mädchen. Die Familien der beiden jungen Schweizerinnen leben in

Comiczeichner Ulf K. lockert «Superhelden fliegen geheim» mit hübschen Illustrationen auf.

Rom – die eine Familie aus romantischen Gründen, die andere, weil der Vater Kommandant der Schweizergarde ist. Die beiden Mädchen streifen zusammen durch die Stadt, über die man übrigens sehr viel erfährt, und sie stellen irgendwann fest, dass die Stare in diesem Jahr bei ihrem Flügen im Schwarm höchst ungewöhnliche Formationen bilden. Die beiden Mädchen machen sich auf die Suche nach den Ursachen für dieses Phänomen und begegnen dabei eigenartigen Leuten. Und sie stossen auf ein grosses Geheimnis: Ein Priester im Vatikan erfand eine Maschine, mit der sich der Flug der Stare manipulieren lässt, und diese Maschine wurde gestohlen. Komischerweise bringen die manipulierten Stare die Menschen jetzt dazu, rundheraus die Wahrheit zu sagen. Und das könnte im Falle des Papstes zu einer

Und dann ist mir gleich noch eine erstklassige Neuerscheinung zum Thema Freundschaft in die Hände geraten: ‹Ein Krokodil taucht ab› von Nina Weger – ein Superbuch! Das schöne Cover könnte einen auf eine falsche Fährte leiten, denn die Geschichte ist schon etwas düsterer, als der Umschlag verspricht. Hauptfigur ist Paul, der mit seinem Vater und dem MississippiAlligator Orinoko zusammenlebt; der Vater arbeitet mit Tieren und ist dadurch zu diesem ungewöhnlichen Haustier gekommen. Leider verliebt sich der Vater, und die neue Freundin zieht zusammen mit ihrer Tochter Elektra bei Paul ein. Es gibt ständig Streit, und bei einem Krach fällt Orinoko ins Klo und wird aus Versehen heruntergespült. Paul macht sich auf die Suche nach seinem besten Freund und geht in die Kanalisation. Dort trifft er auf eine grosse Bande von Kindern, die sich in der Kanalisation ein eigenes Reich eingerichtet hat. Paul muss schwören, dass er für immer bei diesen Ausreissern bleibt, und sie helfen ihm in Gegenzug, Orinoko zu finden. Doch dann taucht Elektra auf. Sie wollte Orinoko ebenfalls retten, um sich mit Paul zu versöhnen, doch sie hat sich in der Kanalisation verirrt. Erst verstehen sich Paul und Elektra überhaupt nicht, dann merkt er aber, dass sie es ehrlich meint mit der Versöhnung – und die beiden beschliessen, die Kanalisation gegen den Willen der Bande zu verlassen. Das alles ist total spannend, ein Abenteuer jagt das nächste, und man kann als Leserin oder Leser kaum Luft holen. Irgendwie hat mich das Ganze ein wenig an ‹Die rote Zora› erinnert – zumindest bezüglich Spannung ist der Vergleich durchaus angebracht.»

Nicole Stäuble, 40, ist Buchhändlerin bei Orell Füssli in Frauenfeld; sie hat einen dreijährigen Sohn. «Ich machte bereits meine Lehre zur Buchhändlerin bei Orell Füssli», erzählt sie. Schon in der Lehre seien Kinder- und Jugendbücher für sie das Grösste gewesen, denn «dieser Bereich ist so vielseitig und fast so etwas wie eine Buchhandlung in der Buchhandlung!» Ausserdem könne man die Kundinnen und Kunden, die Kinderbücher suchten, umfassend beraten: «Die meisten Leute sind dankbar für Empfehlungen, weil sie sich mit den Neuerscheinungen nicht so gut auskennen.»

Wecke niemals einen Schrat Wieland Freund, Joëlle Tourlonias (Illustrationen) 217 Seiten CHF 23.90 Beltz & Gelberg ab 8 Jahren

Superhelden fliegen geheim Alice Pantermüller, Ulf K. (Illustrationen) 163 Seiten CHF 15.90 Arena ab 9 Jahren

Päpste pupsen nicht Alexander Smoltczyk CHF 18.90 Dressler ab 10 Jahren

Ein Krokodil taucht ab Nina Weger 336 Seiten CHF 19.90 Oetinger ab 10 Jahren


44 | ORELL FÜSSLI

Books Nr. 2/2013

«Das kleine Gespenst» in Winterthur Ein Theatererlebnis für die ganze Familie: Der Kinderbuch-Klassiker «Das kleine Gespenst» wird auf Schloss Mörsburg unter freiem Himmel aufgeführt. Benjamin Gygax

Am 18. Februar 2013 starb einer der grössten deutschen Kinderbuchautoren: Otfried Preussler. Er wurde fast 90 Jahre alt. Mit seinen Büchern hat Preussler Generationen von Kindern und Jugendlichen unterhalten. «Der kleine Wassermann», «Die kleine Hexe» oder «Der Räuber Hotzenplotz» sind auch Jahrzehnte nach ihrem Erscheinen bekannt und beliebt; und «Krabat» sorgt auch heute noch für Gänsehaut bei jugendlichen Leserinnen und Lesern. Preusslers 32 Bücher wurden in 55 Sprachen übersetzt und rund 50 Millionen Mal gedruckt.

Wie bühnentauglich die Geschichten des deutschen Schriftstellers sind, zeigt jetzt die Produktionsgesellschaft «summerträumli» der beiden Schauspieler Patrizia Gasser und Samuel Vetsch. Sie führt «Das kleine Gespenst» in einer werkgetreuen Dialektbearbeitung auf, unter freiem Himmel und vor perfekter Kulisse: im Hof von Schloss Mörsburg bei Stadel, Winterthur. «Viele Kindertheater sind Tourneeproduktionen und müssen deshalb auf aufwändige Bühnenbilder und Requisiten verzichten», sagt Mit-Initiant und Regisseur Samuel Vetsch. «Wir wollten aber einmal

Wettbewerb: Kurzgeschichten gesucht! nahmsweise nicht die beste Beschäftigung, denn der Zug durchquert vom Bodensee bis zum Vierwaldstättersee einige der schönsten Gegenden der Schweiz. Warum also nicht einfach aus dem Fenster schauen und die Eindrücke geniessen? Und wer seine Eindrücke in eine Kurzgeschichte packt, kann jetzt auch attraktive Preise gewinnen. Der Voralpen-Express und Orell Füssli suchen die spannendsten, lustigsten oder romantischsten Kurzgeschichten. Einzige Bedingung: Die Geschichte darf höchstens 5000 Zeichen lang sein und muss die fünf Begriffe «VoralpenExpress», «Rothenthurmer Hochmoor», «Rickentunnel», «Sitterviadukt» und «unbekannter Koffer» enthalten.

Während einer Zugfahrt lässt sich wunderbar lesen – die Zeit bis zum Ziel ist sozusagen geschenkt, und man kann ungestört in Geschichten abtauchen. Reist man mit dem Voralpen-Express, ist Lesen aber aus-

Senden Sie Ihre Geschichte bis zum 15. Oktober 2013 unter www.voralpen-express.ch ein und gewinnen Sie ein Wochenende für zwei Personen in Bad Zurzach, eine Schreibwerkstatt mit Milena Moser oder einen E-Reader. Alle Informationen unter www.books.ch/geschichten-spinnen.

ein richtiges Spektakel präsentieren, das Gross und Klein etwas bietet.» Die Macher, die schon beim MärliMusicalTheater von Andrew Bond zusammenarbeiteten, versprechen Live-Musik und Action. Geplant sind 15 Vorstellungen. Sie gehen zwischen dem 10. August und dem 15. September jeweils am Mittwoch-, Samstagund Sonntagnachmittag über die Bühne. Damit das Spektakel auch bei Regen nicht ins Wasser fällt, ist die Tribüne gedeckt. Informationen und Hinweise zum Vorverkauf unter www.summerträumli.ch.

Preis für den Kramhof Seit 2004 vergibt die Arbeitsgemeinschaft für Jugendbuchverlage avj, der rund 90 Verlage im deutschsprachigen Raum angehören, jährlich den «Kinderbuchhandlungspreis». Die Auszeichnungen für 2013 wurden im Rahmen der Leipziger Buchmesse überreicht – und zu den Preisträgern gehört auch Orell Füssli. Die Filiale Kramhof an der Zürcher Bahnhofstrasse gewann den Preis für die Schweiz mit der Aktion «Testleser». Dabei empfehlen Kinder anderen Kindern Neuerscheinungen, die sie für besonders gelungen halten. Zum Testleser-Team gehören etwa 20 Buben und Mädchen, die sich auf einen Aufruf gemeldet haben. Sie können sich bei den Leseexemplaren bedienen und verfassen dann eine Rezension, die in der Buchhandlung ausgestellt wird. «Eine kreative Idee, mit der ein Beitrag zur Leseförderung geleistet wird und welche die Buchhandlung für junge Kundinnen und Kunden interessant macht», urteilte die Jury.


Mein Buch | 45

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Einkaufen auf dem Weg in die Ferien Wir möchten von Orell-Füssli-Kundinnen und -Kunden wissen: Welches ist Ihr liebstes Buch? Heute antwortet David Auf der Maur aus Guarda. Erik Brühlmann

nach Gran Canaria. Da kommt ihm die Buchhandlung von Orell Füssli gerade gelegen, um sich vor dem Flug noch mit Lesefutter einzudecken. «Ich lese eben sehr viel», sagt er, «Fachliteratur rund um die Landwirtschaft, Kochbücher, Krimis und am liebsten historische Romane.» Mit digitalen Büchern kann David Auf der Maur wenig anfangen: «Ich liebe es einfach, ein Buch in der Hand zu halten!» Und von der Hand wandern die Bücher dann in die eigene Bibliothek, denn in den allermeisten Fällen behält er, was er gelesen hat. «Ich finde es einfach toll, eine eigene Bibliothek zu haben.» In der Filiale von Orell Füssli am Flughafen Kloten herrscht zuweilen ein babylonisches Sprachwirrwarr. Deutsch, Englisch und Französisch sind ebenso in Gebrauch wie Idiome, die nicht so leicht zu identifizieren sind. Kein Wunder, sind doch die meisten Kundinnen und Kunden im wahrsten Sinn des Wortes auf der Durchreise. Das gilt auch für den 42-jährigen David Auf der Maur. Der Landwirt aus dem Engadin ist eigentlich auf dem Weg in die Ferien

ich das Buch; wenn ich den Film sehe, sehe ich den Film. Oft haben beide Aufbereitungen eines Stoffs ihre Qualitäten, wenn auch nicht unbedingt dieselben.» Konsequenterweise empfiehlt der Landwirt für unsere Rubrik auch ein Buch, das sowohl in Buchform als auch in der Verfilmung mit Ben Whishaw und Dustin Hoffman zu den Grosserfolgen zählt: «Das Parfum» von Patrick Süskind aus dem Jahr 1985. Der Roman – der einzige, den Süskind je geschrieben hat – erzählt die Geschichte von Jean-Baptiste Grenouille, der einen geradezu phänomenalen Geruchssinn besitzt, jedoch selbst ohne menschlichen Eigengeruch geboren wurde. Er beschliesst, grösster Parfumeur aller Zeiten zu werden. Für seine Vision, mit allen Mitteln das perfekte Parfum zu kreieren, wird er sogar zum Mörder – und muss erkennen, dass seine Kreation nur eine Illusion ist. «Wahnsinnig spannend geschrieben und total faszinierend!», findet David Auf der Maur.

Bei der Auswahl seiner Bücher verlässt sich David Auf der Maur auf seine Intuition: «Entweder gefällt mir das Cover, oder der Titel fasziniert mich – und meistens ist das dann eine gute Wahl.» Zu seinen Lieblingsautoren gehören Ken Follett, Donna Leon, Dick Francis und Paulo Coelho. «Gefällt mir das Buch eines Autors, lese ich oft auch alle anderen von ihm», so der 42-Jährige, der auch kein Problem mit Literaturverfilmungen hat. «Ich gehe da ganz unbefangen heran. Wenn ich das Buch lese, lese

Das Parfum Patrick Süskind 319 Seiten CHF 17.90 Diogenes

Geniessen Sie spontane und spannende Ausflüge ohne zeitraubende Vorbereitungen. Verwöhnen Sie kulinarisch eine Gruppe mit neuen Ideen und einer stressfreien Planung. Die Freizeitführer des Werd Verlags helfen Ihnen dabei und sind Ihre sicheren Begleiter. JUDITH GMÜR I KARIN PREDIERI

URSULA KOHLER

G A B R I E L L E AT T I N G E R

Feine Rezepte und praktische Tipps für Lager, Schulen, Mittagstische, Kantinen, Feste und grosse Familien. Mit farbigen Illustrationen und Spiralbindung. ISBN 978-3-85932-704-7

20 zweitägige Ausflüge mit Kind und Kegel. Zahlreiche Karten und farbige Abbildungen. ISBN 978-3-85932-700-9

20 neue Tipps für Kurzferien in der Schweiz. Zahlreiche farbige Abbildungen. ISBN 978-3-85932-699-6

Wer Neues entdecken will, findet unter den 20 quasi pfannenfertigen zweitägigen Touren mit vielfältigen Varianten bestimmt immer wieder den passenden Ausflug.

Wer diesen Reiseführer in der Hand hat, braucht nur noch die Tasche zu packen und los geht’s – in rundum genussreiche, erholsame Kurzferien.

Die Frage nach dem «Was koche ich heute?» erübrigt sich mit diesem Buch. Freuen Sie sich auf strahlende Gesichter und dankbare Komplimente an langen Esstischen. und bewertet.

werdverlag.ch


46 | Kochbücher

Books Nr. 2/2013

Ein kulinarisches Mosaik Jerusalem ist ein Brennpunkt vieler Menschengruppen. Dies hat zu andauernden Konflikten, aber auch zu einer Konzentration von Kochtraditionen geführt. Yotam Ottolenghi zeigt mit seinen Kochbüchern, dass Völkerverständigung durch den Magen gehen kann. Markus Ganz

geschmacksintensiven Kreationen ihrer mediterran-orientalischen Küche stiessen in der britischen Hauptstadt auf grosse Begeisterung. «Wir bemühen uns zu überraschen und die Neugierde zu wecken», schreiben sie auf ihrer Website.

© Richard Learoyd / Dorling Kindersley

Kräftig und kühn

Yotam Ottolenghi: «Wir bemühen uns zu überraschen und die Neugierde zu wecken.»

Eine einzige für Jerusalem typische Küche kann es nicht geben. In der jahrtausendealten Stadt leben Angehörige verschiedener Strömungen des Judentums und des Islams, aber auch griechisch- und russisch-orthodoxe Christen, christliche Araber oder Kopten. Sie alle pflegen unterschiedliche Kochtraditionen, die von ihrer geografischen, kulturellen und religiösen Herkunft geprägt sind. Trotz dieser Vielfalt kann man aber auch Gemeinsamkeiten finden. Das zeigen Yotam Ottolenghi und Sami Tamimi mit ihrem aussergewöhnlichen Kochbuch «Jerusalem».

Freundschaft in London Yotam Ottolenghi wurde 1968 als Sohn einer deutschen Mutter und eines italienischen Vaters im jüdisch geprägten WestJerusalem geboren; der gleichaltrige Palästinenser Sami Tamimi wuchs zur selben Zeit im muslimischen Ost-Jerusalem auf. Die beiden sind einander dort nie begegnet. Zufällig lernten sie einander 1999 in London kennen, wo Yotam Ottolenghi eine Kochausbildung absolviert hatte. Zusammen eröffneten sie 2002 eine Bar, dann kam ein Restaurant hinzu. Mittlerweile besitzen sie deren vier – denn die

Um diese Ziele zu erreichen, setzen sie «kräftige Aromen und kühne Farbkombinationen» ein, als Lieblingszutaten nennen sie Zitrone, Granatapfel, Knoblauch und Chili. Die bald landesweite Popularität ihrer Küche ist auch darauf zurückzuführen, dass sich Yotam Ottolenghi mit einer Kolumne im Wochenend-Magazin von «The Guardian» einen Namen gemacht hat. Er beschreibt dort auf zum Kochen verführende Weise, wie schmackhaft vegetarische Gerichte sein können. Dies führte zu zwei Kochbüchern, die international auf grosse Beachtung stiessen: «Genussvoll vegetarisch – mediteran. orientalisch. raffiniert» und «Das Kochbuch – mediteran. orientalisch. raffiniert».

Kindheitserinnerungen Das neuste Kochbuch hat Yotam Ottolenghi nun mit seinem Freund und Geschäftspartner Sami Tamimi geschaffen. «Jerusalem» sei eine Suche nach den wundervollen Geschmackserlebnissen ihrer Kindheit, erklären die beiden in der Einführung. Neben traditionellen Gerichten, die sie teilweise heutigen Essgewohnheiten anpassten, bieten sie auch eigene Rezepte, die von dieser Stadt inspiriert wurden. Der grossformatige Bildband besticht jedoch nicht nur mit appetitanregend bebilderten Gerichten wie Mangoldkuchen, geschmorten Wachteln mit Aprikosen, Korinthen und Tamarinde oder gefüllten Quitten. Eindrücklich sind – neben stimmungsvollen Fotos aus dem Leben in Jerusalem – auch die Texte, die oft weit übers Kulinarische hinausgehen.

Kulinarische Wege Zu den erklärten Lieblingsrezepten der Autoren gehört ein einfaches Couscous mit

Tomaten und Zwiebeln. Es basiert auf einem Gericht aus Samis Kindheit, das ihm seine Mutter Na’ama im muslimischen Ostjerusalem kochte. Im selben Zeitraum ass Yotam im jüdischen Westteil der Stadt oft ein ähnliches Gericht, das ihm sein Vater Michael zubereitete. Doch statt Couscous verwendete dieser Ptitim, kleine Pastakugeln. «Die eine Variante schmeckte so herrlich wie die andere», schreiben die Autoren und schlagen den Bogen noch weiter: In der Küche der libyschen Juden gebe es ein ähnliches Gericht wie das von Michael. Es heisse Shorba und widerspiegle die Zeit der italienischen Besatzung in Libyen im frühen 20. Jahrhundert. Michaels Ptitim sei also möglicherweise von der libyschen Küche in Jerusalem beeinflusst, die ihrerseits wiederum italienische Spuren aufweise. «Und das Sahnehäubchen auf diesem interkulturellen Kuchen: Michaels Grossonkel Aldo Ascoli war Admiral der italienischen Marine, die 1911 in Tripolis einfiel und Libyen besetzte.» Jerusalem – Das Kochbuch Yotam Ottolenghi und Sami Tamimi 318 Seiten CHF 36.90 Dorling Kindersley

Genussvoll vegetarisch – mediterran. orientalisch. raffiniert Yotam Ottolenghi 287 Seiten CHF 36.90 Dorling Kindersley

Das Kochbuch – mediteran. orientalisch. raffiniert Yotam Ottolenghi 303 Seiten CHF 37.90 Dorling Kindersley


Kochbücher | 47

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Für Sie probiert: Geschmortes Kalbfleisch mit Dörrpflaumen und Lauch Rezept aus dem nebenan besprochenen Buch «Jerusalem» Die Küche der «Spanioli» – sephardische Juden, die seit vielen Generationen in Jerusalem ansässig sind – ist etwas ganz Besonderes. Die ersten Spanioli kamen im Zug der Judenvertreibung 1492 ins Land, oft nicht auf dem direkten Weg aus Spanien, sondern über andere Länder. Daher ist ihre Art zu kochen von vielen Traditionen beeinflusst, die sie auf ihrem Weg nach Jerusalem kennenlernten. Inzwischen sind

in ihre Gerichte auch Elemente der aschkenasischen Küche eingeflossen – eine absolut faszinierende Mischung. Typisch für die sephardische Tradition ist die Kombination von Fleisch und getrockneten Früchten, wie wir sie hier finden. Das unterscheidet ihre Gerichte deutlich von der Küche der Palästinenser, in der trotz mancher Ähnlichkeiten Süsses nie mit Pikantem kombiniert wird.

Für 4 Personen (reichlich)

Zutaten:

Zubereitung:

110 ml Sonnenblumenöl 4 grosse Scheiben Kalbshaxe mit Knochen (etwa 1 kg) 2 grosse Zwiebeln (etwa 500 g), fein gehackt 3 Knoblauchzehen, zerdrückt 100 ml trockener Weisswein 250 ml Hühner- oder Rinderbrühe 1 Dose Tomatenstücke (400 g) 5 Zweige Thymian, die Blätter fein gehackt 2 Lorbeerblätter Schale von 1 Bio-Orange, in Streifen abgeschält 2 kleine Zimtstangen ½ TL gemahlener Piment 2 Sternanis 6 Stangen Lauch (nur die weissen Teile), in 1 ½ cm breite Ringe geschnitten 200 g Dörrpflaumen, entsteint Salz und schwarzer Pfeffer

Den Backofen auf 180 °C vorheizen.

Zum Servieren: 120 g griechisches Joghurt 2 EL fein gehackte glatte Petersilie 2 EL abgeriebene Zitronenschale 2 Knoblauchzehen, zerdrückt

In einer grossen Pfanne mit schwerem Boden 2 Esslöffel Öl erhitzen, das Fleisch darin auf jeder Seite 2 Minuten bei starker Hitze anbraten, danach in einem Sieb abtropfen lassen. Den grössten Teil des Fetts wegschütten. Erneut 2 Esslöffel Öl in der Pfanne erhitzen und darin die Zwiebeln mit dem Knoblauch etwa 10 Minuten bei mittlerer bis starker Hitze goldgelb anbraten. Dabei gelegentlich umrühren und den Bratensatz vom Boden lösen. Den Wein angiessen und 3 Minuten bei starker Hitze kochen lassen, bis er fast vollständig verdampft ist. Die Hälfte der Brühe angiessen, Tomaten, Thymian, Lorbeerblätter, Orangenschale, die Gewürze, 1 Teelöffel Salz und etwas Pfeffer hinzufügen, gut umrühren und aufkochen lassen. Das Fleisch in die Pfanne legen und in der Sauce wenden.

lösen lässt. Die Fleischstücke aus der Sauce nehmen und in einer grossen Schüssel etwas abkühlen lassen. Das Fleisch von den Knochen lösen und das Mark mit einem kleinen Messer aus den Knochen herauskratzen. Die Knochen wegwerfen. Das restliche Öl in einer Pfanne erhitzen, den Lauch darin etwa 3 Minuten unter gelegentlichem Rühren bei starker Hitze anbraten, dann zu der Sauce in die Form geben. In der Pfanne die Dörrpflaumen mit der restlichen Brühe, dem ausgelösten Fleisch und dem Knochenmark verrühren und ebenfalls in die Form geben. Mit Alufolie abdecken, die Form nochmals für 1 Stunde in den Backofen schieben und anschliessend die Sauce noch einmal abschmecken. Mit dem Joghurt garnieren und mit einer Mischung aus Petersilie, Zitronenschale und Knoblauch bestreuen; heiss servieren.

Anmerkungen: Das Fleisch mit der Sauce in eine ofenfeste Form füllen und gleichmässig darin verteilen. Mit Alufolie abdecken und für 2½ Stunden in den Backofen schieben. Gelegentlich prüfen, ob die Sauce nicht zu dick wird und am Rand verbrennt. Ist dies der Fall, etwas Wasser hinzufugen. Das Fleisch ist gar, wenn es sich mühelos vom Knochen

Das Kalbfleisch kann schon deutlich früher gar sein, deshalb frühzeitig überprüfen. Als Beilage passt Trockenreis, den man beispielsweise mit Butter, gehackten Zwiebeln, gerösteten Mandelsplittern und Kardamom anreichern kann.


48 | WETTBEWERB

Books Nr. 2/2013

Das Literatur-Kreuzworträtsel Unter den richtigen Lösungen verlosen wir Gutscheinkarten von Orell Füssli: 1. Preis: CHF 200.–, 2. Preis: CHF 100.–, 3. Preis: CHF 50.–, 4. bis 10. Preis: je CHF 20.–.

✁ Lösungswort: Vorname / Name Adresse Bis am 27. Juli 2013 in einer der Orell-Füssli-Filialen in Zürich, Basel, Bern, Winterthur, Frauenfeld, am Flughafen Zürich oder bei Rösslitor Bücher in St. Gallen abgeben – oder per E-Mail an: books@books.ch. Über den Wettbewerb wird keine Korrespondenz geführt.

PLZ / Ort E-Mail


VERANSTALTUNGEN | 49

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Veranstaltungen von Orell Füssli Mai 16.

25.

Filiale Marktgasse, Winterthur

13-15 h

9. Filiale am Bellevue, Zürich

20.30 h

Theo der Bär kommt zu Besuch

17.

17-20 h

Handanalysen mit Monika Hauser Filiale Frauenfeld

6. Filiale Kramhof, Zürich

Kaufleuten, Pelikanplatz, Zürich

20 h

L-Reihe Lesung von Daniel Kehlmann, Veranstaltet mit der Filiale Kramhof

«Zürich» und «Basel» Mark van Huisseling und Alain Claude Sulzer lesen aus ihren Büchern über ihre Städte

10.30 h

25.

Märlischtund

11. Filiale Marktgasse, Winterthur

17-20 h

27.

10.30 h

Filiale Marktgasse, Winterthur

19 h

Zürich liest: Lesung und Diskussion mit Milena Moser

Handanalysen mit Monika Hauser

Juni 1.

Filiale Marktgasse, Winterthur Nachmittag

1.

Filiale Kramhof, Zürich

Theo der Bär kommt zu Besuch 13-15 h

Theo der Bär kommt zu Besuch

Filiale Frauenfeld

Märlischtund

August 3.

Filiale Kramhof, Zürich

13-15 h

Theo der Bär kommt zu Besuch

31. Filiale Frauenfeld

10.30 h

Märlischtund

September

26.

1.-30. Filiale Kramhof, Zürich

Filiale Frauenfeld

10.30 h

Märlischtund

20-Jahr-Jubiläum

30.

Diverse Veranstaltungen

3.

Filiale Rösslitor, St. Gallen

20 h

Literaturcafé

12. Filiale Frauenfeld

7.

Theo der Bär kommt zu Besuch

12. Filiale Marktgasse, Winterthur

17-20 h

Handanalysen mit Monika Hauser

13. Filiale Marktgasse, Winterthur Filiale Frauenfeld

21. Kaufleuten, Pelikanplatz, Zürich

20 h

L-Reihe: «Sprechen wir über Eulen – und Diabetes»

10.30 h

Märlischtund

Lesung von David Sedaris, veranstaltet mit der Filiale Kramhof

Juli 1.-7.

November 2.

Filiale Marktgasse, Winterthur

13-16 h

Globi kommt zu Besuch

17-20 h

Handanalysen mit Monika Hauser

29.

19 h

Filiale Marktgasse, Winterthur Nachmittag

19 h

Lesezirkel

Filiale Frauenfeld

Lesezirkel

28.

Filiale Basel

Filiale Frauenfeld

10.30 h

Märlischtund

14. 23. 23.

Filiale Marktgasse, Winterthur

17-20 h

Handanalysen mit Monika Hauser Filiale Frauenfeld

10.30 h

Märlischtund Filiale Rosenberg, Winterthur

13-16 h

Globi kommt zu Besuch

10 Jahre Orell Füssli Basel 3-fache Bookpoints aufs ganze Sortiment Glücksrad am 2., 4. und 7. Juli, jeweils 16-19 h

3. Filiale Basel

25.

Oktober 5.

Filiale Marktgasse, Winterthur Nachmittag

Theo der Bär kommt zu Besuch

Kaufleuten, Pelikanplatz, Zürich

Lesung von Leon de Winter, veranstaltet mit der Filiale Kramhof

14-17 h

Globi kommt zu Besuch 20 % Rabatt aufs Globi-Sortiment

10. Filiale Marktgasse, Winterthur

20 h

L-Reihe: «Ein gutes Herz»

17-20 h

Handanalysen mit Monika Hauser

Mehr Veranstaltungen und Informationen finden Sie auf www.books.ch


GESCHICHTEN SPINNEN

Hauptpreis: 2 Übernachtungen für 2 Personen in der Literaturküche in Bad Zurzach voralpen-express.ch

n e t h c i h c s e g Der Kurz ! 13 0 2 b r e w e b t t e w


Kolumne | 51

Books Nr. 2/2013

Der schönste Ort um zu lesen ist für mich ein frisch bezogenes Hotelbett. Nach einem guten Abendessen und reichlich Wein legt man sich kurz vor Mitternacht in die duftenden Laken, und im Schein der Nachttischlampe versinkt man in dem Buch, das man gerade liebt, folgt dem Helden auf seinen Wegen und wird von Seite zu Seite müder. Es ist mein erklärtes Ziel, Bücher zu schreiben, die den Lesern in einem Hotelbett solche Glücks- und Geborgenheitsgefühle verschaffen. Obwohl aber das Bett der primäre Ort der Leselust ist, soll man meine Bücher natürlich auch in der Hotellobby lesen können oder in der Hotelbar, meinetwegen auch im Speisesaal – Hauptsache Hotel. Literatur und Hotels gehören untrennbar zusammen, nirgendwo sind Bücher so sehr Bücher wie in Hotels, und keine Bibliothek ist so verlockend und abenteuerlich wie die in einem Hotel. Literatur ist immer Aufbruch, mit dem ersten Satz packen Autor und Leser gleichermassen ihr Bündel und betreten fremde Welten. Und wo stimmt das besser mit der Wirklichkeit überein als eben in einem Hotel, in dem auf den Aufbruch die Ruhe folgt und man bestenfalls in einem Kaminzimmer in einem englischen Ohrensessel sitzt und den Roman weiterliest, der nun gleichfalls nach dem Aufbruch in eine Phase der Ruhe eingetreten ist, in der die Geschichte vorübergehend an Tempo verliert, so als

würde sie Tee aus einem Samowar trinken und sich überlegen, wohin die Reise als nächstes führt, ob man einen Spaziergang zum Strand macht oder nicht doch lieber sich ein Pferd mietet. Schade für den Schriftsteller ist nur, dass er immer ein bisschen weniger Reisender ist als der Leser. Er ist gewissermassen der Reiseleiter und kennt deswegen sämtliche Sehenswürdigkeiten und Aussichtspunkte schon. Zweifellos ist das Auftauchen der Pyramiden aus dem Kairoer Smog morgens um halb sechs auch für ihn immer wieder ein Ereignis, aber es ist eben nicht mehr so überraschend wie für den Reisenden, der es zum ersten Mal sieht. Und selbst wenn der Reiseleiter – beispielsweise bei einem Trekking-Urlaub – ebenfalls, wie der Reisende, zum ersten Mal unbekanntes Terrain betritt, wenn er also vorangeht und mit der Machete den Weg freihackt, ist für ihn das Erlebnis des Neuen mit Arbeit verbunden, während der Reisende hinter ihm auf dem frisch geschlagenen Weg das Neue mühelos geniessen kann. Der Schriftsteller arbeitet, der Leser geniesst, und deswegen ist es nur gerecht, dass er für den Genuss etwas bezahlt. Ich schreibe, damit Menschen in Hotels meine Bücher lesen, für die sie zuvor bezahlt haben. Mit einem Teil des so verdienten Geldes begleiche ich meinerseits die Rechnung des Hotels, in dem ich wiederum das Buch eines Kollegen lese, mit dem Unterschied, dass ich meistens für die Bücher von Kollegen nichts bezahlen muss, weil ich sie mir auf irgendeinem Weg erschnorre. Dadurch spare ich im Jahr rund 500 Franken an Bücherkosten. Man könnte also auch sagen: Ich schreibe, um zu sparen, auch beispielsweise Schlusspointen.

© Susanne Schleyer

Schweizer Autorinnen und Autoren erzählen in «Books», warum sie schreiben. Heute: Linus Reichlin

Linus Reichlin Linus Reichlin, 56, kam in Aarau zur Welt und lebt heute in Berlin. Bekannt wurde er erst als Journalist, dann als Kolumnist – und schliesslich als Schriftsteller. Für «Die Sehnsucht der Atome» erhielt er 2009 den Deutschen Krimipreis.

Das Leuchten in der Ferne 299 Seiten CHF 29.90 Galiani


UNSERE BUCHHANDLUNGEN Z ÜR ICH KRAMHOF Füsslistrasse 4, 8001 Zürich MO – FR: 09.00 – 20.00 | SA: 09.00 –18.00 AM BELLEVUE Theaterstrasse 8, 8001 Zürich MO – FR: 09.00 – 20.00 | SA: 09.00 – 18.00 THE BOOKSHOP Bahnhofstrasse 70, 8001 Zürich MO – FR: 09.00 – 20.00 | SA: 09.00 – 18.00 FLUGHAFEN Airport Center, 8060 Zürich-Flughafen MO – SO: 08.00 – 21.00 ZÜRICH HAUPTBAHNHOF Shopville, Halle Landesmuseum, 8001 Zürich MO – FR: 07.00 – 21.00 | SA : 08.00 – 21.00 SO: 09.00 – 20.00 BAHNHOF STADELHOFEN Stadelhoferstrasse 8, 8001 Zürich MO – FR: 08.00 – 20.00 | SA: 09.00 – 19.00 SO: 10.00 – 18.00 ORELL FÜSSLI IM FRANZ CARL WEBER Bahnhofstrasse 62, 8001 Zürich MO – MI: 09.00 –18.30 | DO / FR: 09.00 – 20.00 SA: 09.00 –18.00

W I NT ERT HU R MARKTGASSE Marktgasse 3, 8400 Winterthur MO – MI / FR: 09.00 –18.30 | DO: 09.00 – 21.00 SA: 09.00 –17.00 ROSENBERG Einkaufszentrum Rosenberg Schaffhauserstrasse 152 8400 Winterthur MO – FR: 08.30 – 20.00 | SA: 08.00 –18.00

7MIO. ARTIKEL JETZT ONLINE VERFÜGBAR

ST.G A L L E N RÖSSLITOR BÜCHER Multergasse 1– 3, 9001 St.Gallen MO – MI / FR: 09.00 –18.30 | DO: 09.00 – 21.00 SA: 09.00 – 17.00 BAHNHOF ST.GALLEN Poststrasse 28, 9000 St.Gallen MO – FR: 08.00 – 21.00 | SA / SO : 10.00 – 20.00

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KU N D EN SERV I C EC E N TER Telefon: 0848 849 848 Fax: 044 455 56 20 E-Mail: orders@books.ch Orell Füssli Buchhandlungs AG Kundenservicecenter Dietzingerstrasse 3, Postfach 8036 Zürich


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