Ihr persönliches Exemplar – mit Wettbewerb!
Das Magazin der Orell Füssli Buchhandlungen Nr. 1/2013
«Das Menschsein ist nie die reine Tragik» Interview mit
Eveline Hasler Altmeister aller Klassen Neue Romane von Andrea Camilleri Spezial: Ratgeber Noch schöner leben
Vom Versuch, Liebe zu kaufen «Der Zauber der Casati» von Camille de Peretti
Editorial | 3
Leichter Lesen Die eReaDeR von oRell Füssli. einFach zu hause.
Inhalt
Lesen Sie sich wohl! Liebe Leserin Lieber Leser Gehören Sie auch zu den Menschen, die so viel zu tun haben, dass sie keine Zeit zum Entspannen und Geniessen finden? Dann wird es Zeit, die berühmte «Work-Life-Balance» wieder in die Waage zu bringen! Anleitungen dazu gibt es unzählige, für jeden Menschen, für jede Lebensphilosophie und für jede Situation.
Interview mit Eveline Hasler
«Das Menschsein ist nie die reine Tragik» Seite 10
Sollen die überflüssigen Pfunde weg, helfen Diätbücher; soll der gute Vorsatz, mehr Sport zu treiben, umgesetzt werden, verraten Fitnessbücher Tipps und Tricks. Selbst ganze Lebenseinstellungen lassen sich mit Ratgeberbüchern umkrempeln – wenn man denn gewillt ist, nach dem Lesen aufzustehen und das Buch des eigenen Lebens in die Hand zu nehmen. Denn selbst der beste Ratgeber ist nutzlos, wenn der Leser oder die Leserin nicht zur Tat schreitet. In dieser Ausgabe von Books stellen wir Ihnen einige Höhepunkte der neuesten Ratgeberliteratur vor. Die einfachste Methode zur Entspannung sei jedoch jetzt schon verraten: aufstehen, zum Bücherregal gehen, ein Buch auswählen, sich gemütlich aufs Sofa setzen, das Buch aufschlagen und in die Geschichte abtauchen! Auch für diese Therapie finden Sie in diesem «Books» unzählige Empfehlungen.
Spezial Ratgeber
Noch schöner leben Seite 23
Im Schaufenster
«Der Zauber der Casati» von Camille de Peretti Seite 18 4 Notizen 14 Thriller 20 Gartenbücher Es spriesst! 22 Mein Buch 32 Kaffeepause Die Debatte 36 Fantastisch! Fantasy-Neuerscheinungen 38 Im Schaufenster «Die Sekte der Engel» und «Der Hirtenjunge» von Andrea Camilleri 41 Im Schaufenster «Swiss Made» von James Breiding 42 Neues von Orell Füssli 44 Kochbücher 48 Kreuzworträtsel 49 Veranstaltungen 50 Kolumne
Ihr András Németh Mitglied der Geschäftsleitung
Die nächste Ausgabe von «Books», dem Magazin der Orell-Füssli-Buchhandlungen, erscheint am 24. Mai 2013. Sie erhalten «Books» kostenlos in jeder Filiale. Bestellungen nehmen wir gern entgegen über www.books.ch, orders@books.ch und Telefon 0848 849 848. Buchhandlungen von Orell Füssli finden Sie in Basel, Bern, Frauenfeld, St.Gallen, Winterthur und Zürich sowie am Flughafen Zürich.
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Preisänderungen vorbehalten. Unsere aktuellen Verkaufspreise und eine umfassende Auswahl an Büchern, Filmen und Spielen finden Sie auf www.books.ch.
Impressum Herausgeber: Orell Füssli Buchhandlungs AG, Dietzingerstrasse 3, Postfach, 8036 Zürich Gesamtherstellung: Media Tune AG, Zürich Redaktion: Die Blattmacher GmbH, Zürich Gestaltungskonzept/Layout: Strichpunkt GmbH, Winterthur Coverfoto: Francesca Mantovani Alle so gekennzeichneten Bücher sind auf www.books.ch auch als eBook erhältlich.
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Books Nr. 1/2013
Notizen Marius Leutenegger
2009 stellte der bulgarische Grafiker Yanko Tsvetkov eine satirische Karte auf seine Website. Sie zeigte ein Europa der Vorurteile – Russland wurde darauf zum Beispiel mit «Paranoides Öl-Imperium» beschriftet, die EU mit «Subventionierte Bauern-Union», Island mit «Björk». Bald zirkulierte die lustige Karte im Internet. Tsvetkov beschloss, weitere Karten zu produzieren – und schnell wurde aus einem Geheimtipp ein weltweit beachtetes Phänomen. Britische Zeitungen berichteten über die originelle Idee und druckten Tsvetkovs Werke ab. Nun sind die Karten, die der «Stern» als «Satire des Jahres 2011» würdigte, endlich in einem Buch greifbar. Der «Atlas der Vorurteile» ist bei Knesebeck erschienen. Es beginnt mit «Die Welt aus der Sicht der alten Griechen», reicht über «Die Scheibenwelt aus der Sicht von US-Republikanern» oder «Die Welt aus der Sicht von Frankreich/Deutschland/Grossbritannien» bis zu thematischen Karten: «Europa aus der Sicht von schwulen Männern» oder «Europa aus der Sicht der Zukunft 2020». Viele Sichtweisen sind lustig, manches nur so knapp nachvollziehbar – aber alles macht Spass. «Um über einen Ort zu sprechen, bleibt man am besten zu Hause», ist der Franzose und selbsternannte «sesshafte Reisende» Pierre Bayard überzeugt. Denn es gäbe bessere Formen für die Begegnung mit anderen Kulturen als die des physischen Ortswechsels, die oft nur in Enttäuschung mündeten. Wie man sesshaft reist, zeigt Bayard im Buch «Wie man über Orte spricht, an denen man nicht gewesen ist», erschienen bei Antje Kunstmann. Wie in seinem früheren Bestseller «Wie man über Bücher spricht, die man nicht gelesen hat», der auch schon mit vielen Klischees aufräumte, führt uns der Literaturprofessor und Psychoanalytiker
vor Augen, dass es ganz normal ist, über ein Thema zu schwadronieren, von dem wir keine Ahnung haben. Marco Polo, Karl May oder Jules Verne folgten zum Beispiel mit viel Einflussreichtum der schönen Devise «Se non è vero, è ben trovato» – und prägten damit unsere Einschätzung der Welt. Der Bildungsbürger Bayard schöpft mit so viel intellektueller Schärfe und subtilem Witz aus seinem riesigen Wissensschatz, dass man liebend gern im Lesesessel hocken bleibt: Eine solche Meditation über das Reisen, das Lesen und das Schreiben ist zweifellos schöner als die meisten modernen Rudeltrips rund um die Welt.
J.R. Moehringer ist ein Tausendsassa: Als Journalist gewann er den renommierten Pulitzer-Preis für eine Reportage über eine Kleinstadt. 2009 verfasste er zusammen mit Andre Agassi dessen Autobiografie «Open». Und mit dem Entwicklungsroman «Tender Bar», in dem er seine Kinder- und Jugendjahre beschrieb, gelang ihm ein internationaler literarischer Grosserfolg. Jetzt liegt ein neues Buch von ihm vor: «Knapp am Herz vorbei», erschienen bei S. Fischer. Wieder erzählt der New Yorker eine wahre Geschichte. Hauptfigur ist der sympathischste aller Kriminellen, Willie Sutton. Er überfiel 100 Banken, ohne einen einzigen Schuss abzufeuern. Aus dem Gefängnis entlassen, begibt sich Sutton mit einem Journalisten und einem Fotografen an jene Orte, die sein Leben prägten. Er erzählt davon, wie er immer wieder versuchte, einen geraden Weg einzuschlagen, aber wie ihn die Verhältnisse und seine eigenen Talente immer wieder zum Bankräuber machten. Vor allem aber berichtet er von Bess, seiner grossen Liebe, die ihm das Herz brach ... Auch wenn wir bei «Books» Anglizismen vermeiden, hier ist einer angebracht – schliesslich spielt «Knapp am Herz vorbei» ja auch in den USA: Das Buch ist ein echter Pageturner, leicht geschrieben, stets berührend und doch höchst unterhaltsam. Eine besondere Stärke von Moehringer ist die Figurenzeichnung: Starke Charaktere begleiten die Leserinnen und Leser durch eine ganz starke Geschichte.
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Was lesen Sie gerade? Hanspeter Müller-Drossaart, Schauspieler und Kabarettist: «Ich lese gerade, wie bei mir üblich, drei Bücher parallel: Peter Bichsel berührt mich mit seinem Kolumnen-Band ‹Im Hafen von Bern im Frühling› einmal mehr. Seine wie beiläufig notierten Betrachtungen zur Welt und unseren Lebenshaltungen sind innig, manchmal kratzbürstig und von grosser poetischer Eindringlichkeit. Mit Bichsel im JanuarBlues unterwegs zu sein, bedeutet mir vertiefende, geistige Nahrung. Michael Haneke habe ich vor Jahren bei den Dreharbeiten zu «Bennys Video› kennengelernt. Ich war damals schon fasziniert von seiner charismatischen
Im Hafen von Bern im Frühling Peter Bichsel 190 Seiten CHF 28.90 Radius
Intelligenz und gedanklichen Unerbittlichkeit. Im Buch ‹Nahaufnahme Michael Haneke: Gespräche mit Thomas Assheuer› geniesse ich zurzeit seine konzisen Überlegungen und Einsichten in die ethischen und künstlerischen Grundlagen seiner Filmarbeit. Es ist höchst spannend zu lesen, wie Haneke die mündige Autonomie des Zuschauers definiert, sich voreiligen Antworten zum MenschlichAbgründigen enthält und klar beschreibt, welche Fragen ihn beschäftigen. Als Krimi-Habitué kann ich mir natürlich das neueste Werk des schwedischen Grossmeisters Håkan Nesser nicht entgehen lassen: ‹Am Abend des Mordes›. Nessers psychologisches Einfühlungsvermögen und seine differenzierte Sprachkraft beflügeln auch diesmal seinen hochdramatischen Plot. Ich habe zum Beispiel selten eine so bewegende Beschreibung wie die des persönlichen Dramas seines neuen Kommissars Barbarotti gelesen.
Nahaufnahme Michael Haneke: Gespräche mit Thomas Assheuer Michael Haneke 216 Seiten CHF 23.90 Alexander
Am Abend des Mordes Håkan Nesser 473 Seiten CHF 23.90 btb
Es klingt unglaublich: Bis heute wurden insgesamt 1,2 Milliarden KnaurTaschenbücher verkauft. Diese Zahl bleibt auch dann eindrücklich, wenn man weiss, dass sich diese Gesamtauflage auf 15’000 verschiedene Titel und über einen Zeitraum von genau 50 Jahren verteilt. Zu den grössten Erfolgen der Marke zählen die Romane von Johannes Mario Simmel, «Der Medicus» von Noah Gordon oder «Die weisse Massai». Anlässlich des 50-Jahr-Jubiläums präsentiert Knaur Taschenbuch das «8 x 1 des Taschenbuchs» in Form von acht exklusiven Originalausgaben. Die neuen Werke von Sebastian Fitzek, Tanja Kinkel, Markus Heitz und anderen sind geradezu festlich ausgestattet – und werden die imposanten Verkaufszahlen garantiert noch einmal deutlich erhöhen.
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Books Nr. 1/2013
Der Begriff «Afropolitan» bezeichnet eine Generation von jungen, urbanen und kulturell aufgeschlossenen
Afrikanern.
Kreiert hat ihn Taiye Selasi; ihre Wurzeln befinden sich in Ghana und Nigera, sie kam in London als Kind eines Ärztepaars zur Welt und wuchs in den USA auf. 2005 sorgte sie mit einem Essay © Gaby Gerster
über die afropolitane Lebensweise für derart viel Aufsehen, dass sie von der Literaturnobelpreisträgerin Toni Morrison unter die Fittiche genommen wurde. Jetzt liegt der erste Roman von Taiye Selasi vor, «Ghana must go». Er erscheint gleichzeitig in 15 Ländern – auf Deutsch bei S. Fischer unter dem Titel «Diese Dinge geschehen nicht einfach so». Das Buch erzählt von einer afroamerikanischen Familie, die über die halbe Welt verstreut ist, von nationalen und kulturellen Identitäten – und vor allem von der Liebe. Das Bemühen, hier den ganz grossen Wurf zu landen, ist zuweilen etwas gar spürbar; die Autorin verliert sich oft in poetisch gemeinten oder vermeintlich präzisen Ausschweifungen, die ihr Buch eher schwerfällig machen. Doch ebenso spürbar ist, dass dieser Erstling von einem grossen, sprachgewaltigen Talent stammt. Dieses kann man demnächst auch bei uns live bewundern: Taiye Selasi liest am 16. April 2013 im Rahmen der L-Reihe im Zürcher Kaufleuten. Die Redewendung «... kennt jedes Kind» ist extrem abgedroschen, bei Grimms Märchen dürfte sie ausnahmsweise aber tatsächlich zutreffen. Wer jetzt noch ein Buch über Schneewittchen und Co. publiziert, muss sich also schon einiges einfallen lassen, um aufzufallen. Dem Berliner Illustrator Frank Flöthmann ist dieses Kunststück gelungen. In «Grimms Märchen ohne Worte», erschienen bei Dumont, erzählt er die berühmten Geschichten in herrlich reduzierten Piktogramm-Comics nach. Nicht das «Was» ist dabei entscheidend, sondern das «Wie». Mit offenbar unerschöpflicher Kreativität findet er originelle Umsetzungen für das Altbekannte «Wer ist die Schönste im Land?» oder die märchenhaften Erlebnisse von Prinzessinnen, Fröschen, Wölfen und bösen Stiefmüttern. Man kommt aus dem Staunen kaum noch heraus.
Es gibt neben Flöthmann noch andere Meister der Reduktion: In «Das Leben in 5 Sekunden» erzählen die Mailänder Werber Matteo Civaschi und Gianmarco Milesi die Biografien von 200 Prominenten auf je einer Seite und in jeweils vier bis fünf Piktogrammen. In erster Linie bietet das Buch, das bei Scherz erschienen ist, viel Ratespass, denn es ist oft recht knifflig, die wenigen Strichmännchen und Accessoires richtig zu interpretieren. Also: Decken Sie den Namen der dargestellten Promis von Pippi Langstrumpf bis zum Papst immer schön ab, wenn Sie Ihre Lieblingsseiten Ihren Freundinnen und Freunden zeigen – und prüfen Sie so deren Auffassungsgabe.
Hilary Mantel ist die erste Frau, die den renommiertesten britischen Literaturpreis, den Booker Prize, gleich zweimal gewonnen hat. Das Besondere an diesem Doppelschlag ist, dass er eigentlich dem gleichen Werk gilt. 2009 gewann Mantel mit «Wölfe», 2012 mit «Falken» – und bei diesen beiden Büchern handelt es sich um den ersten und zweiten Teil einer Trilogie über Thomas Cromwell. Auf Deutsch sind beide Bände bei Dumont erschienen. Schon auf den ersten Seiten von «Falken» wird klar, warum Hilary Mantel ihre Preise verdient: Sie verleiht ihren historischen Romanen eine selten gelesene Tiefe. Wie Eveline Hasler, deren neues Buch wir auf Seite 10 vorstellen, versteht es Hilary Mantel hervorragend, sich in die geschichtlich bedeutsamen Figuren einzuleben und ihnen menschliche Dimensionen zu verleihen. Wir werden zu echten Leidensgenossen von Thomas Cromwell, der die englische Geschichte prägt und seinem Umfeld doch in vielerlei Hinsicht ausgeliefert ist. Die Dialoge sind lebhaft und die Beschreibungen einer untergegangenen Epoche plastisch. Dass man das Buch gelegentlich zur Seite legen möchte, hat nichts mit der Autorin zu tun, sondern mit dem zuweilen bedrückenden Lauf der Geschichte: Das Schicksal von Anne Boleyn, der zweiten der sechs Frauen Heinrichs VIII., ist schockierend – wohl vor allem, weil uns Hilary Mantel stets mit ihren Figuren mitfühlen lässt.
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... und ausserdem Eierkochen ist pure Literatur – spätestens seit Loriots legendärer Nummer «Das Ei», in der ein Ehepaar über die korrekte Zubereitung eines Vier-Minuten-Eis debattiert. Kein Wunder also, bieten die Buchhandlungen von Orell Füssli jetzt auch Eieruhren an. Und weil Eierkochen eine ganz besondere Kunst ist, sind auch diese Eieruhren besonders kunstvoll: Sie wurden von internationalen Designerinnen und Designern gestaltet. Der besondere Clou der Eieruhren ist aber nicht ihr Aussehen, sondern ihr Gesangstalent: Ist die gewünschte Kochzeit erreicht, lassen sie eine bekannte Melodie erklingen. Wer ein «Weichei» mag, muss sich zum Beispiel auf «Killing Me Softly» gefasst machen, bei hart gekochten Eiern erschallt «The Final Countdown». PiepEi CHF 36.90
Ihnen als Kundin oder Kunde von Orell Füssli muss man das ja nicht sagen: Ist man irgendwo eingeladen, gibt es kaum ein besseres Mitbringsel als ein schönes Buch. Denn damit kann man exakt auf sein Gegenüber eingehen – bei den jährlich Zehntausenden von Neuerscheinungen gibt es wirklich für jeden Geschmack das genau Richtige. Was aber, wenn man immer bei den gleichen Leuten eingeladen ist und es allmählich angezeigt wäre, die eigene Originalität zwischendurch einmal durch eine Alternative zu signalisieren? Auch da weiss Orell Füssli Rat: Schenken Sie den Gastgebern die «Pegzini Family». Denn zwischendurch muss auch der grösste Bücherwurm alltägliche Arbeiten verrichten, und mit diesen Wäscheklammern macht der Gang in den Trocknungsraum wenigstens ein bisschen Spass. Pegzini Family CHF 23.90
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Books Nr. 1/2013
Im Oktober letzten Jahres erschütterte Philip Roth während eines Interviews mit einem französischen Kulturmagazin seine riesige Fangemeinde: Der 2010 veröffentliche Roman «Nemesis» sei sein letztes Werk, er ziehe sich vom Schreiben zurück. Man kann diesen Schritt vielleicht besser verstehen, wenn man weiss, dass der US-Amerikaner am 19. März dieses Jahres seinen 80. Geburtstag feiert. Roths Verlag liess verlauten, der Schriftsteller habe in den letzten Jahren noch einmal alle seine eigenen Bücher sowie die Werke seiner Lieblingsautoren Hemingway, Conrad und Dostojewski gelesen – und habe jetzt mit der Literatur abgeschlossen. Glücklicherweise bedeutet das nicht, dass Roth auch gleich seine Bücher vom Markt nimmt. So können wir die zumeist eher schmalen Werke des Meisters weiterhin geniessen – zu empfehlen sind vor allem «Das sterbende Tier», «Der menschliche Makel» und «Amerikanisches Idyll». Während man beim stets jugendlich wirkenden Philip Roth vielleicht denkt: «Was, der ist schon 80?», staunt man bei Bob Woodward wohl in die umgekehrte Richtung: «Was, der ist erst 70?» Woodwards Name bleibt untrennbar mit dem Watergate-Skandal verbunden, und der ist ja schon längst Geschichte. 1972 war Woodward Journalist bei der «Washington Post»; zusammen mit Carl Bernstein deckte er die Korruption der US-Regierung auf, was schliesslich zum Rücktritt von Präsident Nixon führte. Woodward wurde durch die gefährlichen Enthüllungen zu einer Medien-Ikone, und bis heute zählt er zu den ganz Grossen seines Fachs. Dank seiner hervorragenden Kontakte ist fast jedes seiner Sachbücher ein Ereignis; zuletzt erschien von ihm auf Deutsch bei DVA der Insider-Bericht «Obamas Kriege» über die Aussenpolitik des US-Präsidenten.
Erstleser, ein Hochzeitsbuch, einen zehnteiligen Comic, einen Pop-up-Band und so weiter und so weiter. Der Autor hat den Riesenerfolg seines Märchens nicht erleben können: 1944 stürzte er bei einem Aufklärungsflug ins Mittelmeer und verschwand für immer.
Leute, die das mögen, mögen auch ... Am 21. Mai wird einer der ganz grossen Schweizer Autoren 75 Jahre alt: Urs Widmer. Der vielfach ausgezeichnete Basler ist
© Isolde Ohlbaum
© Nancy Crampton
Ja hrestage Gleich alt – und gleich jung – wie Bob Woodward ist eine ganze andere Figur, die sich tief in unser Bewusstsein eingegraben hat: «Der kleine Prinz». Am 6. April 1943, also vor genau 70 Jahren, erschien das Buch von Antoine de Saint-Exupéry zum ersten Mal. Veröffentlicht wurde es in New York gleichzeitig in einer englischen und einer französischen Version. Bis heute wurde das Plädoyer für Freundschaft und Menschlichkeit in 180 Sprachen und Dialekte übersetzt – sogar auf Lateinisch. Momentan ist es auf Deutsch in unzähligen Varianten erhältlich; eben erschien bei Ars Edition ein Geschenkbuch mit den schönsten Zitaten aus dem Originaltext, es gibt ein 3D-Mal- und Erlebnisbuch, ein Babyalbum, eine Version für
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ein universeller Vielschreiber; sein grosses Werk umfasst Romane, Erzählungen, Hörspiele und oft gespielte Theaterstücke. Der Grundton, den Widmer anschlägt, ist meist leicht ironisch und macht selbst sozialkritische Inhalte erstaunlich leicht lesbar. Um so schöner, dass Diogenes zum Geburtstag einen fast 800 Seiten dicken Schmöker veröffentlicht: «Gesammelte Erzählungen» reicht von Widmers Erstling «Alois» aus dem Jahr 1968 bis zu aktuellen Werken. Die meisten Medien möchten immer etwas schneller sein als alle anderen – deshalb erscheinen Jahresrückblicke für gewöhnlich bereits Ende November. Und deshalb ist auch ein Jahrestag meistens schon überall bis zum Abwinken abgehandelt, wenn er dann endlich eintritt. So verhält es sich zum Beispiel mit dem 200. Geburtstag von Richard Wagner am 22. Mai: Seit Monaten überquellen die Feuilletons von Würdigungen des Komponisten, und auch der Buchmarkt versucht schon seit einiger Zeit, aus dem Jubiläum Kapital zu schlagen. Piper, dtv, Diogenes, Beltz & Gelberg, Reclam und viele andere publizieren neue oder neu aufbereitete Biografien, C.H.Beck wirft mit «Richard Wagner und die Deutschen» einen Blick auf eine «Geschichte von Hass und Hingabe», es gibt viel Neues über einzelne Werke, über Bayreuth und Wagners Familie. Unser vorläufiger Liebling unter all den Neuerscheinungen: «Richard Wagner mit den Augen seiner Hunde betrachtet» von Kerstin Decker, erschienen bei Berenberg. Schon der Verlagstext ist hübsch: «Kerstin Decker hat diesen Begleitern, die ihrem Herrn gewiss treuer ergeben waren als dieser den Frauen, ein Buch gewidmet.»
Oft ist die letzte Seite eines Buchs jene, die man am wenigsten mag – weil man nicht möchte, dass das Lesevergnügen schon zu Ende ist. Glücklicherweise gibt es Fachleute, die einem in solchen Momenten Bücher mit vergleichbaren Qualitäten empfehlen können – Fachleute wie Désirée Stucki von Orell Füssli Frauenfeld. Die 29-Jährige ist begeisterte Buchhändlerin. «Mir gefällt vor allem die Arbeit mit den Kundinnen und Kunden», sagt sie. «Es ist eine tolle Herausforderung, auf die einzelnen Kundenwünsche einzugehen. Der Job ist zudem extrem abwechslungsreich.» Heute hat sie einen überraschenden Tipp für alle, die «Schiffbruch mit Tiger» von Yann Martel liebten – das Buch kam ja kürzlich als «Life of Pi» in die Kinos. «Bei den Kinderbüchern habe ich eine witzige Parallele dazu gefunden», sagt Désirée Stucki, «sie heisst ‹Bär im Boot›, geschrieben und illustriert von Dave Shelton. Schon das Cover, das sehr abgegriffen aussieht, gefiel mir, und der Klappentext überzeugte mich dann, das Buch zu lesen – er kündigt einen Buben, einen Bären und ein Boot an, dazu ein Seeungeheuer, drei Schiffbrüche und ein gefährliches Sandwich. Tatsächlich enthält das Buch genau diese Zutaten. Ein Bub steigt mit seinem Koffer in das Boot Harriet. Dessen Kapitän ist ein Bär, und der
soll den Buben nun irgendwo hinbringen. Die Umstände werden nicht erläutert, und sie spielen auch keine Rolle. Aufgrund ‹unvorhersehbarer Anomalien im Strömungsverlauf› kommt der Bär von der Route ab, und von da an paddeln die beiden verloren über den endlosen Ozean. Aus Langeweile spielen sie ‹ich sehe was, was du nicht siehst›, und der Bär ist tief beeindruckt, wie schnell der Bub ‹etwas Blaues› identifizieren kann. Irgendwann kommt es zur Begegnung mit einem Seeungeheuer, die Harriet geht verloren, die beiden landen auf einer mysteriösen Insel, es gibt einen schweren Sturm, der so stolze Bär verliert den Mut und endgültig sein Boot – und am Ende paddelt der Bub auf dem Bären Richtung Sonnenuntergang ... Die Parallelen zu ‹Schiffbruch mit Tiger› sind offensichtlich, hier wie dort geht es um eine Zweckgemeinschaft zwischen einem Menschen und einem Tier auf kleinstem Raum, darum, wie sich das Verhältnis zwischen den beiden entwickelt, wie die Hauptfiguren voneinander abhängig sind – und um ein gewaltiges und sehr unterhaltsames Abenteuer auf hoher See. Natürlich ist ‹Bär im Boot› ein Kinderbuch, aber Erwachsene können das ebenso gut lesen. Ich werde es jedenfalls allen zeigen, denen ‹Schiffbruch mit Tiger› gefallen hat!»
Wettbewerbs-Gewinner
In der letzten Ausgabe von «Books» verlosten wir unter den Teilnehmenden unseres Kreuzworträtsel-Wettbewerbs drei Büchergutscheine. Gewonnen haben: 1. Preis: Brigitte Boir, Wettingen 2. Preis: Martina Koschenz, Winterthur 3. Preis: Sandra Schuhmacher, Zürich
Herzliche Gratulation! Das Lösungswort lautete übrigens «Kriminalgeschichte». Die Gewinnerinnen und Gewinner der Preise 4 bis 10 werden schriftlich benachrichtigt. Das aktuelle Kreuzworträtsel finden Sie in dieser Ausgabe auf Seite 48.
Liebe ist nicht immer
das, was man
denkt.
Louisa weiß, dass sie ihren Freund Patrick eigentlich nicht liebt. Sie weiß nicht, dass sie schon bald ihren Job verlieren wird. Will weiß, dass es nie wieder so sein wird wie vor dem Unfall – und dass er dieses neue Leben nicht führen will. Er weiß nicht, dass er schon bald Lou begegnen wird … Eine Liebesgeschichte, anders als alle anderen. Die Liebesgeschichte von Lou und Will. Mehr Infos: www.buch-boutique.de
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Books Nr. 1/2013
«Das Menschsein ist nie die reine Tragik» Eveline Haslers neueste literarische Annäherung an eine Biografie beleuchtet eine kaum bekannte Geschichte aus dem Zweiten Weltkrieg: Der US-Amerikaner Varian Fry ermöglichte von Marseille aus unzähligen prominenten Künstlerinnen und Künstlern die Flucht vor den Nazis. «Books» sprach mit Eveline Hasler im Tessin, wo sie seit zwanzig Jahren lebt, über die Entstehung ihres spannenden und berührenden Buchs. Marius Leutenegger
«Books»: Zuletzt sahen wir einander im September 2010 – für ein Gespräch über Ihr Buch «Und werde immer Ihr Freund sein», das gerade veröffentlicht wurde. Wussten Sie damals schon, dass Ihr nächster Roman von Varian Fry handeln wird? Eveline Hasler: Nein. Während ich an einem Buch schreibe, scheuche ich alle Einfälle für andere Projekte weg. Ist ein Projekt abgeschlossen, bin ich darum wie eine tabula rasa. Natürlich habe ich immer ein paar vage Ideen, aber bis mich eine davon wirklich packt, ist es ein weiter Weg. Und ein Thema muss mich packen – denn ich beschäftige mich dann ja auch drei Jahre lang intensiv damit. Diesmal wurden Sie von einem wahrhaft filmreifen Stoff gepackt. «Mit dem letzten Schiff» erzählt die Geschichte des US-Amerikaners Varian Fry, der sich 1940 nach Marseille begibt. Gesandt hat ihn das «Emergency Rescue Committee», eine durch Thomas Mann angeregte New Yorker Hilfsorganisation, die intellektuellen Gegnern der Nazis zur Flucht in die USA verhelfen will. Bis 1942 retten Fry und sein Team rund 2200 Menschen auf abenteuerlichen Wegen, darunter Marc Chagall, Heinrich Mann, Lion Feuchtwanger und Hannah Arendt. Warum ist diese dramatische Geschichte nicht bekannter? Es ist wahr: Kaum jemand kennt Varian Fry. Vieles, was in unserer jüngeren Vergangenheit geschah, ist während Jahrzehnten einfach zur Seite geschoben worden – und stösst erst jetzt allmählich wieder auf Interesse.
Erik Brühlmann
Wie sind denn Sie auf Varian Fry gestossen? Ich hörte seinen Namen erstmals in Sanary-sur-Mer. In diesem Hafenstädtchen in der Nähe von Toulon lebten nach der Machtergreifung der Nazis unzählige deutsche Künstler. Weil es in Sanary sehr schön ist und mich die Emigranten interessierten, war ich zwei-, dreimal da. Einmal empfahl mir ein Freund, dessen Frau aus Sanary stammt, das Archiv der Stadt aufzusuchen. An einem Schlechtwettertag gingen wir tatsächlich hin, und bei der Durchsicht der Akten stiess ich dann immer wieder auf den Namen Varian Fry – er hatte auf irgendeine Weise mit fast jedem Emigrantenschicksal zu tun. Ich fragte mich: Warum kommt dieser Mann immer wieder vor? Und ich begann, der Sache nachzugehen. Es war also letztlich ein Zufall, dass Varian Fry in Ihr Leben trat? Ich würde nicht von Zufall sprechen. Offenbar habe ich eine Affinität für solche Dinge. Ich lese von einem Menschen – und irgendetwas stachelt mich dann an, ihm näher zu kommen, ihn auf intellektueller und emotionaler Ebene zu begreifen. Das führt zu Recherchen, die sehr intensiv und persönlich sind, denn man merkt in ihrem Verlauf, dass alle Menschen irgendwie miteinander verwandt sind und es am Ende nichts gibt, was einem ganz fremd ist. Bei Varian Fry berührte mich zudem ein Aspekt, der in meinen Büchern immer wieder vorkommt: Dass einer viel für andere tut – ihm diese Leistung aber kaum verdankt wird. Fry galt nach der Rückkehr in die USA als Kommunist und hatte kaum
berufliche Chancen. Henry Dunant erlebte Ähnliches. Ich finde es wichtig, dass man die Taten solcher Menschen wieder ans Licht holt. «Mit dem letzten Schiff» spielt in der Kulturszene, und so erstaunt es nicht, dass es viele Zeugnisse gibt – in Büchern von Varian Fry selber, von seiner Helferin Lisa Fittko, die zahlreiche Flüchtlinge über die Pyrenäen führte, oder von den Schriftstellern Hans Sahl, Walter Mehring und Hertha Pauli. War es für Sie angesichts der vielen Dokumente einfacher als bei früheren Romanen mit historischem Hintergrund, sich den Stoff anzueignen? Als ich mit der Recherche begann, kam es mir vor, als würde ich eine uralte Villa mit unzähligen Fenstern und Türen betreten: Überall eröffneten sich neue Ausblicke, gab es Hinweise auf andere Werke. Das Herumgehen in dieser Villa war ein Genuss, denn die Autoren, die Varian Fry rettete und die alle in der Zwischenkriegszeit erfolgreich waren, konnten so gut schreiben! Die Fülle des Materials bot aber eine besondere Herausforderung: Ich musste erkennen, was wesentlich für meine Geschichte ist. Die Historikerin in mir läuft in solchen Momenten Gefahr, alles lesen zu wollen, die Schriftstellerin aber nicht. Ich spüre irgendwann, was ich brauche und worauf ich verzichten kann. Sie haben nicht nur in Büchern recherchiert, sondern auch einen Zeitzeugen befragt – Justus Rosenberg, dem das Buch neben anderen gewidmet ist. Ich könnte einmal ein Buch schreiben
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Eveline Hasler Berühmt ist Eveline Hasler für ihre Bücher über historische Frauen und Männer – doch erfolgreich war sie zuerst als Kinderbuch-Autorin. Bekannt sind von ihr zum Beispiel «Komm wieder, Pepino» oder «Die Hexe Lakritze». Für ihre Kinder- und Jugenderzählungen erhielt sie 1978 den Schweizer Jugendbuchpreis. Der erste historische Stoff, den sie für ein Buch aufarbeitete, war «Anna Göldin. Letzte Hexe». Der historisch-biografischen Linie blieb Eveline Hasler seither mit vielen Bestsellern treu. Für ihre Werke erhielt sie unter anderem den Buchpreis der Stadt Zürich, den Kulturpreis der Stadt St. Gallen, den Droste-Preis der Stadt Meersburg und den Justus Kerner Preis. 1990/91 war sie Guest Lecturer am German Departement der City University in New York, 2012 wurde sie Ehrendoktorin der Universität Bern. Geboren wurde Eveline Hasler in den 1930er-Jahren in Glarus. Sie studierte Psychologie und Geschichte in Paris und Fribourg, bevor sie in Zug und St. Gallen unterrichtete. Ihre drei Kinder wuchsen in St.Gallen auf. Seit zwei Jahrzehnten lebt und schreibt sie im Tessin.
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über die sogenannten Zufälle beim Bücherschreiben! Bei jedem meiner recherchierten Romane ist etwas passiert, das mich wesentlich voranbrachte. In diesem Fall las ich immer wieder von Justus «Gussie» Rosenberg, einem damals vielleicht 15-jährigen Burschen, der als Kurier bei Varian Fry gearbeitet und alle beeindruckt hatte. Ich dachte: Wenn einer aus dieser Zeit noch lebt, dann er. Aber wie sollte ich Gussie finden? Ich nahm an, dass es ihn wie viele andere Emigranten in die USA verschlagen hatte. Eines Tages erzählte mir eine Nachbarin, sie fliege demnächst nach New York. Ich antwortete, ich würde da auch hinwollen, denn ich sei auf der Suche nach jemandem. Ich erzählte ihr von Justus Rosenberg – und meine Nachbarin sagte, sie habe kürzlich im Internet einen kleinen Film über einen Mann gesehen, der Gussie sein könnte. Und tatsächlich: Dieses Filmchen handelte von ihm! Justus Rosenberg ist heute 86 Jahre alt und arbeitet als Professor für Linguistik in New York. Es ist schon toll, welche Chancen einem das Internet bietet.
Roman. 157 Seiten. Gebunden. Fr. 25.90 Auch als eBook erhältlich
Das Verschwinden des Philip S. Ulrike Edschmid erzählt vom unaufhaltsamen Verlust eines Menschen, der in den bewaffneten Untergrund geht. Sie wirft einen Blick zurück auf die prägenden Jahre im Leben ihrer Generation – und auf eine Tragödie, die so noch nie beschrieben wurde.
Suhrkamp Verlag www.suhrkamp.de
Wie sind Sie an Justus Rosenberg herangetreten? Ich schrieb ihm in einer E-Mail, dass mich seine Lebensgeschichte interessiere und ich mich gern mit ihm austauschen würde. Er antwortete ziemlich schnell und bat mich um einen Anruf. Anschliessend telefonierten wir miteinander über eine Stunde lang. Er identifizierte meinen Schweizer Akzent, und so plauderten wir erst einmal über die Schweiz. Seither haben wir viel Kontakt miteinander, telefonisch und vor allem per E-Mail. Wie wichtig waren seine Erzählungen für Ihr Buch? Sehr – denn für mich war es auch wichtig, über die Erfahrungen von Kindern oder Jugendlichen im Krieg zu schreiben. Das Erleben der Kinder hat für mich viel mit dem authentischen Menschsein zu tun; ein Kind ist nicht beleckt von einer Ideologie und tritt unvoreingenommen an etwas heran, es bewertet nicht und geht meist kreativ mit einer Situation um. Es war fantastisch, dank Gussie einen entsprechenden Strang in mein Buch einflechten zu können. Hat er Ihnen denn detailliert erzählt, was er im Krieg erlebte? Nein, das wollte ich auch nicht. Ich schrieb ihm, dass ich ein literarisches Buch verfassen würde und er zu einer literarischen Figur werde. Das fand er in
Books Nr. 1/2013
Ordnung. Er habe selber Literatur unterrichtet und wisse schon, wie das gehe: genau zu recherchieren und die Erkenntnisse dann literarisch umzusetzen. Was hiess das in diesem Fall? Ich wusste zum Beispiel, dass Gussie auf dem Fahrrad von Paris nach Südfrankreich geflüchtet war. Ob er dabei tatsächlich bei einer Bäuerin übernachtet hatte, wie ich jetzt ausführe, weiss ich nicht. Aber das spielt auch keine Rolle. Eine andere eindrückliche Figur im Buch ist Rösy Näf, eine Krankenschwester, die bei Albert Schweitzer arbeitete und während des Kriegs das Kinderheim La Hille in Südfrankreich führte. Sie stammte aus Glarus – wie Sie. Wie sind Sie auf diese Frau gestossen? Durch ein Rotkreuz-Sachbuch. Ich habe viel über Rösy Näf recherchiert, aber leider fand ich niemanden in Glarus, der sie gekannt hat. Auf Fotos sieht man, dass Rösy Näf eine zupackende Glarnerin war, ein richtiges Bauernmädchen. Offenbar war sie auch sehr mutig, und sie legte sich mit jedem an, wenn es um den Schutz der ihr anvertrauten Kinder ging. Im Buch kommen auch noch andere Schweizerinnen und Schweizer vor – fast immer als Helfer der Schwächsten. Hätten Sie diese Figuren auch eingeführt, wenn Sie selber keine Schweizerin wären? Auf jeden Fall. In vielen Berichten von Flüchtlingen wird zum Beispiel Maurice Dubois erwähnt, der beherzte Vertreter des Schweizerischen Roten Kreuzes in Toulouse. Und auch die Krankenschwester Elsbeth Kasser spielte im Internierungslager von Gurs eine wichtige Rolle. Die Schweiz hat im Zweiten Weltkrieg hinsichtlich ihrer Flüchtlingspolitik zum Teil eine unrühmliche Rolle gespielt, und ich erzähle den Leserinnen und Lesern gern davon, dass es auch Menschen wie Dubois, Elsbeth Kasser oder die Fluchthelferin Anne-Marie Piguet gab, die auf ihr Gewissen hörten und nicht auf die offizielle Politik. Auffallend an «Mit dem letzten Schiff» ist, wie Sie den Fokus wechseln. Eine Zeit lang geht es um die Flucht der beiden Burschen Justus und Fred; dann bleibt man an Miriam Davenport hängen, einer jungen Amerikanerin, die Varian Fry unterstützt; nachher fasziniert die Flucht von Heinrich und Golo Mann über die Pyrenäen. Die verschiedenen
Interview | 13
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Stränge sind geschickt miteinander verwoben. Haben Sie dieses Buch auf dem Reissbrett entworfen? Ich schreibe nie nach Plan, sondern gehe mitlebend durch den Plot. Ich lebe eine solche Geschichte! Irgendwann bekomme ich dann ein Gefühl für die Proportionen und die innere Balance des Stoffs. Bei einem solchen Buch ist dieser Prozess natürlich anspruchsvoller als bei linearen Geschichten wie zum Beispiel «Und werde immer Ihr Freund sein». Das Buch wirkt sehr frisch, trotz des schweren Inhalts fast leichtfüssig. Fiel Ihnen das Schreiben leicht? Schreiben ist nie einfach. Thomas Mann sagte, eigentlich sei der Schriftsteller ein Mensch, der schwer schreibe. Ich glaube, es muss einem verdächtig vorkommen, wenn man Passagen leicht schreibt. Es ist sehr wichtig, seinen Text immer wieder abzuklopfen. Eine Kolumne kann man vielleicht locker hinwerfen, aber ein solches Buch muss ein inneres Gleichgewicht bekommen, und der Stil muss mit dem Inhalt korrespondieren. Dass der Text trotz der schweren Thematik eine gewisse Leichtigkeit ausstrahlt, hat wohl vor allem damit zu tun, dass viele der Menschen um Varian Fry nicht bereit waren, ihre Persönlichkeit der Angst zu opfern. Als ich mich dem Thema annäherte, befürchtete ich zuerst, das alles kaum auszuhalten – denn diese Geschichte spielt ja mitten im Horror. Ich stellte dann aber fest, dass man trotzdem oft aufschnaufen und schmunzeln kann. Die Menschen begegneten ihrer Situation mit einer leisen Distanz der Weisheit. Es wäre falsch, hier einen Ton voll triefender Tragik anzuschlagen. Das Menschsein ist nie die reine Tragik; es gab auch in einer solchen Situation immer wieder Menschlichkeit, Humor, Sympathie – und zum Beispiel Freude darüber, dass man die Geheimpolizei übertölpelt hatte. 2011 veröffentlichte Charles Lewinsky einen Roman über den jüdischen Schauspieler Kurt Gerron, der in Auschwitz ermordet wurde. Sie behandeln jetzt ebenfalls jüdische Künstlerschicksale im Zweiten Weltkrieg. Ist das einfach ein Zufall – oder liegt dieses Thema in der Luft? Das Fernsehen zeigt jetzt gerade auffallend viele Dokumentationen über den Zweiten Weltkrieg. Ich denke, es ist Zeit für diese Themen. 70 Jahre nach dem Krieg hat ein Generationenwechsel stattgefunden; jetzt sind die Enkel der Kriegsgeneration da, und sie wollen
wissen, was damals geschah. Vorher war es aus Scham eher tabu, diese Themen anzuschneiden. Mir ist es übrigens ein paar Mal so ergangen, dass ein Thema, über das ich schrieb, beim Erscheinen des Buchs gerade in den Fokus rückte. Es kam mir manchmal vor, als hätte ich eine Antenne für Themen, die in der Luft liegen. Eine solche haben Schriftsteller ja oft. Mit dem letzten Schiff
Wie befangen ist man, wenn man über die Nazi-Zeit schreibt? Ich war nicht befangen, aber sehr vorsichtig. Wichtig ist mir immer, keine Schuld zuzuweisen. In allen meinen Büchern versuche ich Schuldzuweisungen zu vermeiden, denn ich denke, Menschen werden in Konditionen hineingeboren und befinden sich immer im Geschiebe ihrer Zeit. Sie beschreiben auch die Zustände im berüchtigten Camp de Gurs, dem grössten Internierungslager Frankreichs. Wie sehr ringt man bei solchen Abschnitten um die richtigen Worte? Sehr. Und es gibt Dinge, die ich nicht beschreibe, denn ich will aus dem Horror kein Kapital schlagen. Man muss dem Leser zutrauen, dass er Lücken selber ausfüllen kann. Einfach weglassen kann ich solche Sachen aber auch nicht ganz, weil ich zeigen will, wie Menschlichkeit selbst in einer sehr schwarzen Situation ihren Platz hat.
218 Seiten CHF 29.90 Nagel & Kimche
Weitere Bücher von Eveline Hasler Anna Göldin. Letzte Hexe (1982) 238 Seiten | CHF 29.90 | Hanser Die unrühmliche und packende Geschichte des letzten Hexenprozesses in Europa. Ibicaba. Das Paradies in den Köpfen (1985) 279 Seiten | CHF 16.90 | dtv
Als 1855 Hunger und Elend in der Schweiz unerträglich werden, beschliesst eine Gruppe von Männern, Frauen und Kindern, ins vermeintliche Paradies Brasilien auszuwandern. Die Wachsflügelfrau (1991)
457 Seiten | CHF 16.90 | dtv
Emily Kempin-Spyri darf in Zürich zwar doktorieren; Anwältin und Dozentin werden darf sie jedoch nicht. Die Lebensgeschichte der ersten Juristin Europas. Der Zeitreisende. Die Visionen des Henry Dunant (1994)
205 Seiten | CHF 16.90 | dtv
Jetzt steht das Buch, an dem Sie drei Jahre lang gearbeitet haben, in den Buchhandlungen. Was überwiegt am Ende eines solchen Projekts: die Freude, etwas erreicht zu haben – oder die Wehmut, die Protagonisten, mit denen Sie sich so intensiv beschäftigten, loslassen zu müssen? Für mich ist das Abschliessen eines Projekts immer schwierig. Ich lebe dann zuerst mit einer grossen Lücke, mir fehlen diese Figuren. Kurieren Sie diese Wehmut gleich mit einem neuen Projekt? So wie viele das Ende einer Beziehung kurieren, indem sie schon am nächsten Wochenende eine neue beginnen? Ich finde es begreiflich, dass man auf diese Weise einen Verlust übertünchen will – aber ich finde es nicht gut. Ich stürze mich jedenfalls nicht leichtfertig in ein neues Projekt, sondern warte darauf, dass mich ein neues Thema packt.
Dunant, der sich um Kriegsversehrte kümmert und das Rote Kreuz begründet, erlebt auch die Schattenseiten des Lebens. Tells Tochter (2004)
256 Seiten | CHF 16.90 | dtv
Julie Bondeli mischt sich im Bern des 18. Jahrhunderts in die Politik der Männer ein und missachtet die Regeln für das weibliche Geschlecht. Und werde immer Ihr Freund sein (2010) 219 Seiten | CHF 15.90 | dtv
Die ungewöhnliche Freundschaft des Schriftstellers Hermann Hesse mit den Dadaisten Hugo Ball und Emmy Hennings.
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Books Nr. 1/2013
Frisches Blut Grosse Namen zum Frühlingsbeginn: Krimifans bekommen lang ersehntes Lesefutter von Jussi Adler-Olsen, Arne Dahl, James Patterson und weiteren Autoren. Benjamin Gygax
Krimis & Thriller | 15
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Fernsehen lief. Sie brachte es auf 40 Folgen in drei Staffeln und erhielt zahlreiche Auszeichnungen. Die Serie kreist um eine fiktive Kopenhagener Polizeistation und Kommissarin Sarah Lund, dargestellt von Sofie Gråbøl. «Sarah Lund war 38, eine ernste Frau, die unablässig die Welt um sich herum betrachtete, nie sich selbst.» Die nüchterne Polizistin mit dem schwarzweissen Norwegerpulli hat inzwischen auch im deutschsprachigen Raum eine grosse Fangemeinde – die dritte Staffel startete im Februar 2013 auf ZDF. Und jetzt erscheint also ein Buch, das zwar mit dem Fernsehfall nichts zu tun hat, aber alle Freunde der Kopenhagener Polizistin freuen wird: Der Krimi ist ein klassischer «Whodunit», ein «Werhatesgetan» – also eine Geschichte, die mit einem Mord beginnt und den Spuren seiner Aufklärung folgt. Lund ist gerade dabei, ihre Sachen zu
chen wie Pest oder Cholera. Ob er mit dem Verbrechen wirklich etwas zu tun hat, soll hier natürlich nicht verraten werden. Das Buch erscheint übrigens auch als Hörbuch. Gelesen wird es von Anneke Kim Sarnau, die man als Rostocker Kommissarin Katrin König aus der Serie «Polizeiruf 110» kennt.
Spanien und Frankreich. Damit schuf sich der Autor eine Spielwiese für das, was er so gut kann und was wir an seinen Büchern lieben: Charaktere mit Ecken und Kanten treffen in einem Team zusammen, um sich in mühsamer Arbeit durch das Dickicht eines ungelösten Falls zu schlagen. Das ist immer spannend und oft auch witzig.
Globalisiertes Verbrechen Bleiben wir in Skandinavien. Arne Dahl erfreut seine zahlreichen Leserinnen und Leser mit einem neuen Buch: «Zorn». Der schwedische Autor, der eigentlich Jan Arnald heisst, ist Literaturwissenschaftler und arbeitet für die Schwedische Akademie, die alljährlich den Nobelpreis vergibt. Bekannt wurde er 1998 mit einer Krimireihe über die Sonderermittler der «A-Gruppe» mit ihren Chefs Paul Hjelm und Kerstin Holm. Die Polizisten mussten sich um spezielle Fälle kümmern, die eine internationale Dimension vermuten liessen – und sie
In «Zorn» wird die Opcop-Gruppe eingeschaltet, als ein hoch qualifizierter plastischer Chirurg erhängt gefunden wird. Alles deutet zunächst auf einen Selbstmord hin, doch weil der Arzt für ein geheimes Forschungsprogramm arbeitete, mit dem Terroristen nach plastischen Gesichtsoperationen erkannt werden sollten, schaut die Polizei genauer hin. Kurz darauf stirbt ein albanischer Waffenhändler in einer Stockholmer Kneipe im Kugelhagel eines eiskalten Killers, und auf der ehemaligen italienischen Gefangeneninsel Capraia wird ein
Die USA am Abgrund Bruce Jansen ist demokratischer Senator und befindet sich auf der Zielgeraden für das Präsidentenamt. Einer seiner Kampagnen-Trümpfe ist seine Frau Mimi Todd Jansen, die sich mit sicherem Tritt auf dem öffentlichen Parkett bewegt und die Herzen der Wähler zu gewinnen weiss. Als die Jansens kurz vor der Entscheidung auch noch bekanntgeben können, dass sie ein Kind erwarten, ist dem Senator die Wahl eigentlich sicher. Und dann geschieht das Unglaubliche: In der Wahlnacht schiesst ein Hotelangestellter auf das Präsidentenpaar und tötet die First Lady und ihr ungeborenes Kind. Was auf dieses Attentat folgt, erzählt AdlerOlsen aus der Sicht des Mitarbeiterstabs
von Präsident Jansen. Dazu gehört auch die junge Dorothy Rogers, genannt Doggie. Tatort war ausgerechnet das Hotel ihres konservativen Vaters – und der Täter war einer seiner Mitarbeiter. So gerät Doggies Vater unter Verdacht, zum Mordanschlag angestiftet zu haben. Als ob das nicht genug wäre, spitzen sich die Ereignisse weiter zu: Bruce Jansen, für den der Verlust nicht der erste schwere Schicksalsschlag ist, entwickelt sich zum politischen Amokläufer. Der liberale Politiker entwickelt das «Washington-Dekret», das jeden Grundsatz der amerikanischen politischen Kultur auf den Kopf stellt: «Strenge Restriktionen für vorschriftsmässig arbeitende Waffenfabriken, Zwangsablieferung von Munition, Zwangsentlassung von Arbeitskräften, generelle Ausweispflicht, strenge Zensur der Medien ...» Dass rechtsnationale Milizen zum Aufstand blasen und sich politische Attentate häufen, trägt nur dazu bei, die Notstandsmassnahmen durchzusetzen. Als Doggie auch noch beschuldigt wird, den Vizepräsidenten angegriffen zu haben, muss sie fliehen – mit der Hilfe einiger weniger verbleibender Freunde kämpft sie darum, eine politische Verschwörung aufzudecken und die Hinrichtung ihres Vaters zu verhindern.
Unbeliebter Republikaner, demokratischer Hoffnungsträger, eingeschränkte Bürgerrechte ... Das alles klingt ein bisschen wie aus der jüngsten Geschichte entlehnt. Aber zu viel Realismus darf man von Jussi AdlerOlson nicht erwarten. Wenn man vor Augen hat, wie zäh es wirklich ist, die Waffengesetze auch nur ein bisschen zu verschärfen, dann wirkt die Durchsetzung des Washington-Dekrets doch recht illusorisch. Trotzdem herrscht Hochspannung – und es macht Spass, den Protagonisten bei den Ränkespielen im Stab und in den Ministerien über die Schulter zu schauen.
Das Buch zum Film Wahlkampf herrscht auch bei «Das Verbrechen», nämlich um das Amt des Oberbürgermeisters von Kopenhagen. Doch das Buch von David Hewson und Søren Sveistrup soll hier aus einem anderen Grund vorgestellt werden: Immer wieder mal werden erfolgreiche Kriminalromane verfilmt – die bekanntesten Beispiele dafür sind wohl die Wallander-Verfilmungen und die Millenium-Trilogie von Stieg Larsson. Im Fall von «Das Verbrechen» verhält es sich für einmal genau umgekehrt. Unter diesem Titel produzierte nämlich der Dänische Rundfunk eine Serie, die ab 2007 im
© Limes
Wer gern politische Thriller mit einem Schuss Verschwörung liest, sollte sich gleich über das neue Buch von Jussi AdlerOlsen hermachen. Genau ein solcher ist nämlich der dicke Wälzer «Das Washington Dekret» des erfolgreichsten dänischen Schriftstellers. Wie der Titel vermuten lässt, handelt die Geschichte in der Politikerwelt der US-amerikanischen Hauptstadt.
© Iden Ford
James Patterson ist momentan der bestverdienende Autor der Welt. Sein Kollege Ian Hamilton kann sich aber auch nicht über mangelndes Interesse an seinen Werken beklagen.
packen, um mit ihrem Sohn Mark nach Schweden zu ziehen, als sie – sozusagen mit ihren Bürosachen unter dem Arm – doch noch in einen scheusslichen Mordfall rutscht. Eine Gymnasiastin wird vermisst und kurz darauf missbraucht und grausam ermordet aufgefunden. Sie liegt in einem schwarzen Lieferwagen, der dem Wahlkampfteam des politischen Herausforderers um das Amt des Oberbürgermeisters gehört. Der jugendlich-dynamische Troels Hartmann ist gerade dabei, den alten Fuchs Poul Bremer, Oberbürgermeister von Kopenhagen seit zwölf Jahren, ein korpulenter, gemütlicher Politiker, aus seinem Amt zu drängen. Dabei kann er die Verwicklung in einen Mordfall so gut brau-
machten sich unter den Leserinnen und Lesern viele Freunde. Nach zehn Fällen ging Arne Dahl einen Schritt weiter: Die A-Gruppe wurde aufgelöst, und viele ihrer Mitglieder zogen nach Den Haag, um bei Europol die nicht offiziell existierende «Opcop-Gruppe» zu verstärken. Jetzt geht es also definitiv darum, das globalisierte Verbrechen zu bekämpfen. 2012 erschien der erste Opcop-Roman «Gier». Er belegte monatelang die Spiegel-Bestsellerliste. Mit von der Partie waren bekannte Figuren wie Paul Hjelm, Kerstin Holm, Jorge Chavez und der schrullige Arto Söderstedt, aber auch Polizisten aus Deutschland, Polen, Litauen, Griechenland,
kommunistischer Politiker aus Tschechien erstochen aufgefunden. Die scheinbar unzusammenhängenden Fälle könnten nach Ansicht von Hjelms Team doch Verbindungen aufweisen – und ihre Ermittlungen führen sie in die Vergangenheit, auf die Spuren einer jahrzehntelangen Rache. Wer schon mal eines von Arne Dahls Büchern gelesen hat, weiss: Sie sind nichts für zarte Gemüter. Sie gehören zwar nicht zum Genre der blutigen «Schlachtplatten», aber bei Dahls Tätern sind die Emotionen stark und das Leiden, das sie zufügen, gross.
Crime and the City Im Dunkeln lauert der Neid, schreibt der Verlag von «Das 10. Gebot». Neid dürfte
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Books Nr. 1/2013
seinem Autor bekannt sein, denn James Patterson ist gemäss dem Magazin «Forbes» der momentan bestverdienende Autor überhaupt. Bekannt wurde er mit seiner Serie um den Washingtoner Polizeipsychologen Alex Cross. 76 seiner bisher 102 Bücher schafften es auf die Bestsellerliste der «New York Times». Er verkauft zwar etwas weniger Bücher als die Spitzenreiterin J. K. Rowling mit ihren
Jörg Maurer
Unterholz
Kult-Ermittler Hubertus Jennerwein vor seinem abgründigsten Fall: Auf der Wolzmüller-Alm, hoch über dem idyllischen alpenländischen Kurort, wird eine Frauenleiche gefunden. Nur das Bestatter-Ehepaar ausser Dienst Grasegger ahnt, dass es sich bei der Toten um die so genannte «Äbtissin» handelt – eine Auftragskillerin, die in der Branche ebenso berühmt wie berüchtigt war. Dann geschieht ein weiterer Almenmord. Und Kommissar Jennerwein pirscht mit seiner Truppe durchs Unterholz ... Der fünfte Alpenkrimi von BestsellerAutor Jörg Maurer.
David Hewson
Das Verbrechen – Kommissarin Lunds 1. Fall Sarah Lund ist eine eigentlich furchtlose Kommissarin bei der Polizei in Kopenhagen. Doch der grausame Mord an der 19-jährigen Nanna Birk Larsen, deren Leiche aus einem Kanal nahe der Stadt gezogen wird, geht auch ihr nahe. Der Wagen, in dem sich die Leiche befand, gehört zum Fuhrpark von Troels Hartmann, dem liberalen Herausforderer des Bürgermeisters – und die Spuren des Verbrechens scheinen in die Politik zu weisen. Lund gelingt es, politische Abgründe, Intrigen und private Gewalt aufzudecken. Am Ende wartet eine Überraschung ... Das lang erwartete Buch zur ZDFKultserie – als Hörbuch, gelesen von Lund-Darstellerin Anneke Kim Sarnau.
Volker Klüpfel und Michael Kobr
Herzblut
Kluftinger ist sich sicher: Bei einem anonymen Handyanruf, der ihn ausgerechnet während einer der gefürchteten Pressekonferenzen seines Chefs erreicht, wird er Zeuge eines Mords. Kluftinger ermittelt auf eigene Faust und findet am vermeintlichen Tatort jede Menge Blut – aber keine Leiche. Plötzlich überschlagen sich die Ereignisse: Mehrere brutale Mordfälle, anscheinend ohne Zusammenhang, erschüttern das Allgäu. Als dann doch noch der Grossteil des Toten auftaucht und Kluftinger endlich herausfindet, was all die Verbrechen verbindet, ist es fast schon zu spät – was das heftige Herzstechen, unter dem er seit Tagen leidet, auch nicht gerade mildert ...
Hugh Howey
Silo
Seit Generationen leben die Menschen unter der Erde. Was aber, wenn das Leben im Silo nicht das ist, was es zu sein scheint? Drei Jahre nach dem mysteriösen Tod seiner Frau Allison setzt Sheriff Holston seiner Aufgabe ein Ende und entschliesst sich, die strengste Regel von allen zu brechen: Er will das Silo verlassen. Doch die Erdoberfläche ist hochtoxisch. Sie zu betreten bedeutet den sicheren Tod. Holston nimmt das in Kauf, um endlich mit eigenen Augen zu sehen, was sich hinter der grossen Luke befindet, die sie alle gefangen hält. Seine Entdeckung ist ebenso ungeheuerlich wie es die Folgen sind, die sein Handeln nicht zuletzt für seine Nachfolgerin Juliette hat ...
432 Seiten
636 Minuten
400 Seiten
544 Seiten
CHF 25.90
CHF 33.90
CHF 29.90
CHF 29.90
Scherz
Random House Audio
Droemer
Piper
ISBN 978-3-651-00042-1
ISBN 978-3-8371-1926-8
ISBN 978-3-426-19937-4
ISBN 978-3-492-05585-7
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Patterson bestimmt die Gestaltung der Umschläge und die Erscheinungstermine, lässt auch gern andere mitschreiben und bezahlt sie dafür.
400 Millionen verkauften «Harry Potter», verdient aber nach Schätzungen mit 94 Millionen Dollar pro Jahr am meisten. Einen solchen Erfolg schafft man nur, wenn man nichts dem Zufall überlässt. Der ehemalige Werber Patterson hat die volle Kontrolle über seine Bücher. Er bestimmt die Gestaltung der Umschläge und die Erscheinungstermine, lässt auch gern andere mitschreiben und bezahlt sie dafür. Auch «Das 10. Gebot» hat Patterson mit einer Co-Autorin verfasst. Maxine Paetro unterstützt den Bestseller-Autor in seiner Reihe «Women’s Murder Club», zu der auch das soeben erschienene Buch gehört. An wen es sich vor allem richtet, erkennt man sofort. Die Ich-Erzählerin, Detective Lindsay Boxer, heiratet. Doch der Tag, an dem die harte Ermittlerin Mrs. Joseph Molinari wurde, rückt schnell in den Hintergrund. Der Arbeitsalltag holt sie nach den Flitterwochen mit einem schrecklichen Fall ein: Die 15-jährige Avis Richardson wird schwer verletzt auf der Strasse gefunden. Sie hatte vor wenigen Stunden ein Kind geboren, doch das Neugeborene ist und bleibt verschwunden, genauso wie der Täter. Die Spannung steigt, als sich weitere Angriffe auf Frauen häufen und als sich zeigt, dass auch Avis ihre Geheimnisse hat. Die Ermittlungen beginnen, Lindsays Privatleben zu beeinflussen, und die junge
Polizistin überlegt sich ernsthaft, ob sie jemals Kinder haben sollte. Wie es sich für ein Buch von Patterson gehört, findet sich bis zur letzten Seite auf alle Fragen eine Antwort.
Das Washington Dekret Jussi Adler-Olsen 648 Seiten CHF 29.90 dtv
Agentin Ava aus Asien Und zum Schluss zu einem etwas weniger bekannten Autor: Ian Hamilton. Der 1946 geborene Kanadier arbeitete als Journalist, für die Regierung und als Geschäftsmann während Jahrzehnten im asiatischen Raum. Seit 2011 schreibt der Autor in schneller Folge Bücher über die chinesisch-kanadische Agentin Ava Lee. Bisher erschienen sind «Der Jünger von Las Vegas» und «Die Wasserratte von Wanchai». Jetzt kommt der dritte Fall «Die wilden Bestien von Wuhan» in die Buchläden – und noch in diesem Jahr soll «Der rote Pfahl von Macao» folgen. Mit Mut, messerscharfem Verstand, unkonventionellen Methoden und stählerner Faust ermittelt die auf Geldeintreibungen spezialisierte Wirtschaftsprüferin Ava Lee rund um den Erdball. Für ihre Abenteuer gestählt wird sie von Grossmeister Tang, bei dem sie den uralten Kampfsport Bak Mei trainiert: «Derek scherzte gern, Grossmeister Tang träume wohl davon, dass sie eines Tages zusammen ein Kind zeugen würden, das er in die perfekte Kampfmaschine verwandeln könne.» Doch darauf wird er lange warten, denn Lee fühlt sich zu Frauen hingezogen. Der dritte Fall für Ava Lee beginnt geruhsam: «Sie war im Familienurlaub mit ihren Eltern, ihrer zwei Jahre ältere Schwester Marian, deren Mann Bruce und den beiden Töchtern. Acht Tage Kreuzfahrt hatte sie bereits hinter sich, sechs lagen noch vor ihr. Sie fragte sich, wie sie die Rückreise nach Miami überstehen sollte.» Rechtzeitig führt ein Telefonanruf ihres Onkels Lee zu ihren nächsten Ermittlungen ins Kunstmilieu. Im Auftrag des einflussreichen chinesischen Kunstsammlers Wong Changxing, genannt «der Kaiser von Hubei», nimmt sie die Spur einer Fälscherbande auf. Ihr Weg führt sie nach Holland, auf die Färöer Inseln, nach Dublin, London und New York. Und sie kommt einfach nicht vorbei an May Ling, der verführerischen und irgendwie undurchsichtigen Frau von Wong. Wer mit den Abenteuern von Ava Lee begonnen hat, wird Hamiltons rasante Jagden rund um die Welt mit ihrem hübschen Lokalkolorit schnell mögen.
Das Verbrechen – Kommissarin Lunds 1. Fall David Hewson & Soeren Sveistrup 798 Seiten CHF 32.90 Zsolnay
Zorn Arne Dahl 480 Seiten CHF 26.90 Piper
Das 10. Gebot James Patterson/Maxine Paetro 379 Seiten CHF 29.90 Limes
Die wilden Bestien von Wuhan Ian Hamilton 345 Seiten CHF 26.90 Kein & Aber
Noch mehr Krimis im «Booklet» Alle Inhaberinnen und Inhaber einer Bookpoints-Karte von Orell Füssli erhalten regelmässig das «Booklet», ein kleines Magazin voller Neuerscheinungen. Die erste Ausgabe ist dem Thema Krimi gewidmet; sie liegt auch in allen Buchhandlungen von Orell Füssli auf.
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Vom Versuch, Liebe zu kaufen Was haben eine zeitgenössische französische Autorin und eine italienische Marchesa aus dem letzten Jahrhundert gemeinsam? Dieser Frage geht Camille de Peretti in «Der Zauber der Casati» ebenso einfühlsam wie ehrlich nach. Benjamin Gygax
Tom Ford. Doch bekannt ist die Marchesa Luisa Casati, die 1957 in London mausarm starb, heute nicht mehr.
Vom Abgrund auf die Überholspur Jetzt beschreibt die Schriftstellerin Camille de Peretti in ihrem neuen Werk das spektakuläre Leben der italienischen Selbstdarstellerin und Mäzenin – und sie wird ihr damit wohl wieder zu etwas mehr Bekanntheit verhelfen. «Der Zauber der Casati» ist das vierte Buch der 33-jährigen Französin und das zweite, das ins Deutsche übersetzt wurde. Die Autorin selbst ist eine Frau, deren Leben ebenfalls einigen Stoff bietet. Camille de Peretti fühlte sich früh zum Schreiben und zum Film hingezogen, studierte aber als fügsame und disziplinierte Tochter aus wenig begütertem Haus an der ESSEC, einer der führenden privaten Wirtschaftshochschulen Frankreichs. Sie machte eine Ausbildung zur Finanzanalystin, dann folgte der Absturz in eine schwere Magersucht. «Mit 20 Jahren brach ich zusammen und liess mitten während der Schulausbildung, die mich geradewegs zu einer Stelle im Höheren Dienst führen sollte, meine Ängste Oberhand über meinen Geist gewinnen. Ich kotzte, bis mir die Sinne schwanden. Ein Psychiater weckte mich auf und stellte sich meiner Anorexie in den Weg; dank seiner Hilfe fand ich ins normale Leben zurück.» Seither kanalisiert Camille de Peretti ihre disziplinierte Schaffenskraft in einem Leben auf der Überholspur. Sie gründete eine Firma für Eventmanagement und eine Theatergruppe in Paris, sie ist in Filmen zu sehen und zeichnet verantwortlich für eine Fernsehserie über die französische Küche in Japan. «Ich habe geliebt, hatte Ehemänner – Ehemänner im Plural!», bilanziert die junge Autorin. «Ich bin gereist, bin den Männern, die ich geliebt habe, gefolgt, nach England, in die Schweiz. Ich gebe vielleicht schon mehr Gas als andere.»
Von der Pubertät bis zum Altersheim
Wissen Sie, wer Luisa Casati war? Die wenigsten Menschen könnten auf diese Frage wohl die richtige Antwort geben. Das ist eigentlich überraschend – und wäre für die Betreffende selbst wohl ziemlich niederschmetternd. Immerhin hatte die 1881 geborene Luisa ihr ganzes Leben darauf verwendet, dass man sie kennt. Luisa Adele Rosa Maria Amman, die Tochter eines unermesslich reichen norditalienischen Web-
maschinenherstellers, heiratete den verarmten Marchese Camillo Casati Stampa di Soncino und inszenierte sich mit altem Adel und neuem Geld in Europas High Society und Avantgarde. Man sagt, sie sei öfter porträtiert worden als die Jungfrau Maria oder Kleopatra. Und bis heute inspiriert der Stil der «göttlichen Marchesa» Künstler und Modeschöpfer, so zum Beispiel John Galliano, Yves Saint Laurent und
In ihrem ersten Buch «Thornytorinx» verarbeitete Camille de Peretti 2005 ihre Magersucht. Rückblickend sagt sie: «Dieses erste Buch war nicht zur Publikation bestimmt. Es sollte mir nur bestätigen, dass ich in der Lage bin, eine Geschichte mit Anfang, Mittelteil und Schluss zu schreiben.» Als es dann doch herausgegeben wurde, lasen es viele nicht als Literatur, sondern als Erfahrungsbericht. Der Erfolg des Buchs habe den Nachteil gehabt, dass sie nicht als Schriftstellerin gesehen worden sei, sondern als «die arme Kleine, die so viel gekotzt hat», sagt Camille de Peretti.
im schaufenster | 19
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Der Blick auf die Autorin veränderte sich aber mit ihren nächsten Büchern. Es folgten der Briefroman «Nous sommes cruels», der von Choderlos de Laclos «Les Liaisons dangereuses» inspiriert wurde; und danach «Wir werden zusammen alt». Das hoch gelobte Buch über einen Sonntag im Altersheim ist ein auch formal ambitioniertes Werk: Jedes Kapitel entspricht einer Viertelstunde im Tagesablauf, beginnend um 9 Uhr am Empfang – und mit den 64 Kapiteln führt die Autorin uns durchs ganze Haus.
Biografie als Spiegel Camille de Peretti entfernt sich mit ihren Werken erzählerisch immer weiter von ihrer eigenen Person, doch persönlich Erlebtes oder eine Erzählerin mit dem Namen Camille findet man in jedem Buch, auch in ihrem jüngsten. «Der Zauber der Casati» ist nicht einfach eine Biografie, sondern eine literarische Annäherung. Die Autorin erzählt nicht nur die Lebensgeschichte der skandalumwitterten Marchesa, sondern schiebt immer wieder eine Szene aus dem Leben der Erzählerin ein – und diese Szenen weisen zumindest starke Parallelen zur eigenen Biographie auf: Gehversuche im Film, eine gescheiterte Ehe mit einem Maler, der Weg zum Schreiben. Und dabei geht die Autorin nicht zimperlich mit sich selbst um. Auch Camille sucht den Sinn im Künstlerleben. Sie will Schauspielerin sein und heiratet den Maler Caesar: «Er glaubte nicht an meine Schriftstellerei, meinte, ich sei keine Autorin, sondern eine Bücherverkäuferin. Eine Musterschülerin, eine beschissene Kommerzkünstlerin, die den Mechanismen eines Systems diente. Er al-
R .. Traume Ein
lein sei der Künstler, ich sei unwürdig, ihn zu inspirieren. Die ganze Zeit hätte ich nichts getan, als seine Phantasie zu kastrieren. Da flüchtete ich. Ich ging weg und schrieb weiter Bücher, überzeugt, dass sie höchstens mittelprächtig waren. Und im Grunde waren sie es auch. Man kann nicht einfach so beschliessen, eine Künstlerin zu sein.»
Kleine und grosse Rebellionen Auch wenn Camille de Peretti für ihr Buch gewohnt akribisch recherchierte, geht es ihr nicht einfach um eine wahrheitsgetreue Lebensschilderung der Casati. Dies deklariert die Autorin mit einem Satz, den sie dem Buch voranstellt: «Sie ist meine Figur, sie ist mein Schatz. Ich darf sie sagen lassen, was immer ich will.» Was die beiden Frauen zu verbinden scheint, ist ihre Suche nach Liebe und Sinn in der Kunst. Luisa Amman und ihre Schwester wurden nach dem Tod des Vaters 1896 Vollwaisen. Sie wuchsen in Watte gepackt, aber ohne Zuneigung auf. Mit ihrem Reichtum kaufte sich Luisa die Rolle der Mäzenin, als sie merkte, dass es als Muse nicht so recht klappte. Gegen Geld liess sie sich von über 100 Künstlern malen, fotografieren und modellieren. «Jetzt erlebte sie erstmals wirklich erregende Berühmtheit», schreibt Camille de Peretti. «Wie eine, die eben einen herrlichen Zaubertrunk genossen hat, fühlte sie sich in Sicherheit und gab sich der Illusion hin, sie empfange mehr Liebe, als sie gab. Sie machte Überschuss. Das unerträgliche Gefühl innerer Leere wich, sie fühlte sich endlich erfüllt. Leider war diese Wirkung nur von kurzer Dauer.» Voll Mitgefühl beschreibt die Autorin, wie die
oma n, der
wahr werden
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lasst
Wie wird ein junger Tagedieb, der seine Kindheit in einer Höhle verbracht hat, zu einem glühenden Verfechter der Freiheit? Wie wird ein jüdischer Betrüger zu einem berühmten Arzt? Und wie wird ein junges Mädchen ohne Perspektive zu einer einflussreichen Modeschöpferin? Die Antwort liegt in Venedig. Denn dort, im Labyrinth der Gassen und Kanäle der geheimnisvollsten Lagune Europas, zwischen der Pracht San Marcos und dem Elend der Spelunken von Rialto findet sich das gesamte Panorama des Lebens …
Casati dennoch weiterkämpft: «Es bedarf doch immerhin einer gewissen Art von Mut, Proust auswendig zu lernen, exzentrische Projekte auszuhecken, um Unbekannte zu beeindrucken, oder eine Nummer abzuziehen, um einen Kardinal zu foppen. Den Mut, morgens aufzustehen und sich dem Leben, das eigentlich keinen Inhalt hat, zu stellen und Gründe zum Lachen zu suchen.» Mit solchen Aussagen entzaubert sie die Selbstdarstellerin. Wie Camille de Peretti Menschen mit scharfem Blick erfasst und mit klarer Sprache, aber viel Wärme und Sympathie beschreibt, ist gekonnt. Deshalb darf man das Buch nicht nur jungen Frauen empfehlen, die sich für ein It-Girl des frühen 20. Jahrhunderts interessieren.
Der Zauber der Casati 253 Seiten CHF 31.90 Rowohlt
ISBN 978-3-404-16777-7
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www.luebbe.de
20 | Gartenbücher
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Es spriesst ! Die Lust am Pflanzen und Ernten gedeiht in unseren Breitengraden wieder gut: Immer mehr Stadtbewohner kultivieren allein oder in Gruppen Balkone, Rabatten und Familiengärten. Für sie sind rechtzeitig zum Anbruch der Vegetationszeit schöne neue Bücher rund ums Gärtnern erschienen. Benjamin Gygax
Wenn die Tage länger und wärmer werden, wenn es nach feuchter Erde zu riechen beginnt und aus der braun-grünen Wiese die ersten Schneeglöckchen stossen, dann zieht es viele Menschen ins Freie. Nicht nur die eigene Wohnung will dann aufgeräumt und geputzt werden, sondern auch Balkone, Gärten und Rabatten rufen nach Pflege. Uns befällt das scheinbar tief verwurzelte Verlangen, die Reste des Winters zusammenzurechen, in der dunklen Erde zu wühlen und Blumen oder gar Gemüse zu pflanzen.
Sehnsucht nach Natur Es scheint, dass immer mehr Menschen in unserer urbanisierten, durch und durch gestalteten und organisierten Lebenswelt das Anlegen eines Pflanzflecks als Zeichen der persönlichen Entfaltung und Freiheit sehen. Das Bedürfnis, als Intellektueller auch ein wenig Bauer zu bleiben, ist gar
nicht so neu. Viele Literaten haben darüber geschrieben, so zum Beispiel Marcus Tullius Cicero: «Wenn du einen Garten und dazu noch eine Bibliothek hast, wird es dir an nichts fehlen.» Hermann Hesse, Elisabeth von Arnim und viele andere Autoren waren bekennende Gartenliebhaber. Wer die Hände für die Gartenarbeit frei haben will, kann das neu erschienene Hörbuch «Blütenherz & Zaubergarten» mit Texten von Goethe, Hesse, von Arnim und vielen weiteren mit Kopfhörer geniessen. Doch hier soll es nicht so sehr um die literarische Verarbeitung von Gartenerlebnissen und Naturschwärmerei gehen, sondern um handfeste Arbeit im Freien! Wer sich dafür begeistern kann, findet in diesem Frühling ein paar passende Neuerscheinungen.
Nach Lust und Laune Sabine Reber lebt und gärtnert auf dem
Tessenberg oberhalb des Bielersees und hat schon viele Gartenbücher geschrieben. Jetzt präsentiert sie «Gärtnern – die neue Freiheit!». In ihrem schön gestalteten Buch will sie die Gartenarbeit von Vorurteilen befreien und als Ausgleich, Kreativobjekt und soziales Vergnügen beschreiben. Die rund 200 Seiten sind eingeteilt in die Kapitel «Gärtnern gegen alle Regeln», «Befreite Gärten», «Befreite Pflanzen», «Gärtnern befreit uns», «Der grüne Bauchladen», «Geteilter Garten, doppelter Garten». Wen diese Überschriften nicht schon davon überzeugen, zum Spaten zu greifen, den befällt spätestens nach dem Betrachten der Fotos die Lust auf Gartenarbeit. Die Autorin lässt es aber nicht bei der Motivation bewenden, sondern gibt ihren Leserinnen und Lesern viele praktische Tipps. Häufig geht es darin um den Aufruf, etwas zu wagen, nicht alles immer so zu tun, wie es im Lehrbuch steht. Damit eignet sich das Buch wohl nicht als Nachschlagewerk für routinierte Hobbygärtner, sondern eher als Einsteigerbuch – und um neue Ideen in einen lustlos gepflegten Garten zu bringen.
Gegen die Armut Nun lebt die Mehrheit unter uns nicht in idyllischer Natur, sondern in dicht bebauten Städten. Das ist einer der Gründe, weshalb seit einigen Jahren Themen wie «Urban Gardening» oder «Guerilla Gardening» populär wurden. Seinen Ursprung hat der urbane Gartenbau zwar auch in einem anderen Kontext: Die rasante Verstädterung stellt Entwicklungs- und Schwellenländer vor grosse soziale und ökologische Probleme. Die kleinräumige Nutzung städtischer Brachen soll in Zeiten der Landflucht die Armut bekämpfen, Menschen mit gesunder Nahrung versorgen und Transportprobleme entschärfen. So hat zum Beispiel die Welternährungsorganisation FAO der UNO 2001 das interdisziplinäre Programm
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«Growing greener Cities» lanciert. Sie unterstützt damit Projekte und Schulungen in zahlreichen Ländern, vor allem in Afrika und Südamerika.
Mit anarchischem Potenzial Bei uns liegen die Interessen etwas anders. Auch hier geht es darum, einen Beitrag zu einer nachhaltigen Welt zu leisten und gesundes, frisches Gemüse zu essen. Aber in der industrialisierten Welt wollen wir uns und unseren Kindern einen Bezug zur Natur schaffen – und irgendwie hat Urban Gardening doch auch ein anarchisches Po-
«Wenn du einen Garten und dazu noch eine Bibliothek hast, wird es dir an nichts fehlen.»
tenzial in unseren zugepflasterten Stadtlandschaften. Wir holen uns ein Stück Boden zurück, das wir nicht der Tiefbau- und Grünanlagenbehörde oder sich selbst überlassen, sondern in Eigenregie gestalten. Zum Thema Urban Gardening sind gerade zwei neue Bücher erschienen. Beide stammen von deutschen Autorinnen und Autoren, und beide stellen Beispiele und Projekte aus Deutschland vor. Doch die Themen sind universell, und die Beispiele reizen zur Nachahmung.
So vielfältig wie die Pflanzenwelt «Das ist Urban Gardening!» von Karen Meyer-Rebentisch geht kurz auf die Geschichte des öffentlichen Grüns in der Stadt und auf jene des Urban Gardening ein. Doch der Hauptteil des Buchs präsentiert das Phänomen in seinen spannendsten Formen: Gemüseanbau auf dem ehemaligen Berliner Flughafen Tempelhof, interkulturelle Gärten, in denen Migranten und Alteingesessene einander begegnen und sich austauschen, Imker in der Stadt und umweltpädagogische Projekte. Viel-
leicht findet sich unter diesen vielfältigen Beispielen eines, das sich für die Nachahmung in der eigenen Stadt eignet? Ein kleines bisschen weniger hübsch, dafür mehr auf praktische Tipps ausgerichtet ist «Vom Gärtnern in der Stadt» von Martin Rasper. Der Autor präsentiert zum Beispiel eine Liste von guten Ideen, wie man zu einem geeigneten Pflanzfleck kommt: ob am Stadtrand gemietet, durch Anschluss an eine bestehende Initiative oder durch Zusammenarbeit mit Wohnsiedlungen, Kindergärten oder Altersheimen. Einige Abschnitte sind den Themen Bodenqualität und Schadstoffe gewidmet. Wer dieses Buch gelesen hat, ist bereit für die Landnahme im Stadtdschungel.
Erde wie im Regenwald Etwas weiter weg führt ein interessantes neues Buch von Ute Scheub und ihren CoAutoren. «Terra Preta» lautet der Titel – das ist die portugiesische Bezeichnung für eine besonders fruchtbare Erde. Das Buch stellt eine Methode zur Herstellung von Schwarzerde vor, die sich bis in den Regenwald Südamerikas zurückverfolgen lässt. Die Rezeptur ist erstaunlich einfach: Es braucht dazu nur Küchen- oder Gartenabfälle, Holzkohle und Regenwürmer. Terra Preta kann man auf jedem Balkon und in jedem Kleingarten selbst herstellen. Das Buch liefert darüber hinaus eine fundierte Erklärung zu Klimafarming und Kreislaufwirtschaft sowie ein flammendes Plädoyer gegen Kunstdünger und Gentechnik.
Blütenherz & Zaubergarten – Der Schriftsteller im Garten seiner Träume 280 Minuten CHF 33.90 DHV Der HörVerlag
Gärtnern – die neue Freiheit! Sabine Reber 192 Seiten CHF 44.90 BLV Buchverlag
Das ist Urban Gardening! Karen Meyer-Rebentisch 176 Seiten CHF 31.90 BLV Buchverlag
Vom Gärtnern in der Stadt Martin Rasper 206 Seiten CHF 31.90 oekom
Terra Preta – Die schwarze Revolution aus dem Regenwald Ute Scheub 208 Seiten CHF 29.90 oekom
Im Garten mit Kindern Wer sich ernsthaft mit dem Gedanken befasst, in der Stadt Blumen und Gemüse zu kultivieren, braucht vielleicht noch die Bereitschaft der Kinder, sich an diesem grossen Abenteuer zu beteiligen. Ausserdem ist es ja immer auch ein Anliegen, Stadtkindern einen sinnlicheren und gesünderen Alltag zu bieten. Wer also seine Sprösslinge für ein Gartenprojekt begeistern will, kann mit ihnen erst einmal ein Bilderbuch anschauen: «Unser Garten mitten in der Stadt» von Parastu Karimi erzählt, wie drei Kinder ein Brachgelände entdecken und dort die Idee eines eigenen Gartens realisieren. Die wilden, bunten Bilder werden den Nachwuchs schnell für die Idee begeistern!
Unser Garten mitten in der Stadt Parastu Karimi 32 Seiten CHF 24.90 Atlantis
22 | Mein Buch
Books Nr. 1/2013
«Es muss nicht immer gehaltvoll sein!» Wir möchten von Orell-Füssli-Kundinnen und -Kunden wissen: Welches ist Ihr liebstes Buch? Heute antwortet Jenny Chi aus Zürich. Erik Brühlmann
aus allem, was ich mag und was mich bewegt.» Immer wieder verbringt Jenny Chi wegen der Musik Zeit in Brasilien; für ihr drittes Album, das im Herbst erscheinen wird, hat sie einige Songs zusammen mit befreundeten Musikern aus Brasilien geschrieben.
Raum Emma Donoghue 409 Seiten CHF 15.90 Piper
Jenny Chis Empfehlung für diese Rubrik ist der Roman «Raum» der irischen Autorin Emma Donoghue. Es ist die Geschichte des
ISBN 978-3-7857-2469-9
Jenny Chi mag es abwechslungsreich: Einerseits ist die 37-jährige Zürcherin mit chinesischen Wurzeln Sängerin, andererseits arbeitet sie als Online-Journalistin. «In der Schweiz ist es sehr schwierig, allein von der Musik zu leben», sagt sie. Ihr Job als Online-Journalistin sei die ideale Ergänzung zur Musik, denn er sei flexibel und lasse ihr genügend Zeit für das, was sie liebt: den Bossa Nova. Seit über zehn Jahren interpretiert Jenny Chi mit ihrer Band ChiBossa den brasilianischen Musikstil – «früher eher puristisch, heute als Mix
Lesen ist für Jenny Chi Entspannung. «Oft nehme ich abends vor dem Schlafen ein Buch zur Hand – und dann muss es etwas sein, das sich leicht liest», sagt sie. «Ab und zu darf es auch mal sogenannter ‹Schund› sein, der nicht vor Gehalt strotzt.» Allerdings müssten die Geschichte und die Gedanken darin interessant sein; allzu Vorhersehbares liege ihr nicht. Auch gehöre sie nicht zu denen, die Bücher sammeln oder sie immer und immer wieder lesen. «Ich habe schon oft festgestellt, dass ein Buch mir meist nur in einem gewissen Lebensabschnitt etwas bedeutet. Lese ich es später noch einmal, fasziniert es mich viel weniger.»
fünfjährigen Jack, der mit seiner Mutter in einem 12 Quadratmeter grossen Raum lebt, den er noch nie verlassen hat. «Es dauert ein wenig, bis man sich eingelesen hat», sagt die Sängerin. «Die Geschichte ist aus der Sicht und in der Sprache des Jungen geschrieben. Daran muss man sich erst gewöhnen.» Mit der Zeit werde klar, dass das Buch kein Thriller, sondern eine tragische Geschichte sei – eine, die an den Fall des Österreichers Josef Fritzl angelehnt ist. Faszinierend sei an diesem Roman, dass es für Jack kein Problem darstellt, in nur einem Raum zu leben. «Er kennt ja nichts anderes, für ihn ist es die normale Welt.» Ganz anders ist es, als dem Jungen die Flucht gelingt: «In der grossen Welt ist der Junge total überfordert. Die Dinge sind neu, anders, irgendwie falsch.» «Raum» sei gleichermassen rührend wie philosophisch, findet Jenny Chi: «Das Buch zeigt, dass Realität und Normalität subjektive Konzepte sind, die für jeden Menschen etwas anderes bedeuten.»
Anno 777. Für den jungen Frankenkrieger Roland ist es eine große Ehre, als er in den erlauchten Kreis der Paladine von König Karl aufgenommen wird; und sein Glück scheint perfekt, als Karl ihm die schöne Arima als Frau verspricht. Doch Arimas Herz gehört einem anderen: ausgerechnet Afdza Asdaq, dem Heerführer der Mauren – und damit einem Feind der Franken …
www.luebbe.de
Spezial – R atgeber | 23
Alle Bücher finden Sie auch auf
Books Spezial
Wohlfühl-Ratgeber: Noch schöner leben Jeder spricht von der Work-Life-Balance – doch bei den meisten kippt die Waage viel zu sehr in Richtung Work. Dabei gibt es unzählige Bücher mit Tipps, wie man es sich rundum gut gehen lassen kann. Egal, ob man abnehmen, sich entspannen oder sein Leben neu ausrichten will, die Regale bieten jedem die richtige Dosis Wohlgefühl.
24 | Spezial – R atgeber
Books Nr. 1/2013 Mit Hot Stones entspannen
Für jedes Anliegen ein Buch
Sissi Eichhorn-Schleinkofer 95 Seiten CHF 19.90 Irisiana
Immanuel Peter ist in der Filiale Kramhof für die Abteilung «Besser Leben» zuständig. Er weiss, welche Ratgeber gefragt sind. Markus Ganz, Erik Brühlmann
SPEZIAL – R atgeber | 25
Alle Bücher finden Sie auch auf
Besser leben mit neuen Büchern
Mit Herz und Verstand alles erreichen
Erik Brühlmann Wellness-Steine – Hot Massage Stones 9 Steine CHF 12.90 Classic Line
«Books»: Welche Bedeutung haben Ratgeberbücher im Kramhof? Immanuel Peter: Im letzten September erreichten sie einen Anteil von 13,5 Prozent des Gesamtvolumens, wobei Kochbücher und Reiseführer nicht eingerechnet sind. Eine klare Abgrenzung ist zudem schwierig, da sich auch in anderen Abteilungen eigentliche Ratgeber finden – bei der Wirtschaft etwa Bücher zum Thema Selbstmanagement. Wenn man diese berücksichtigt, kommt man schätzungsweise auf einen Sechstel des Gesamtvolumens. Was hat sich in den letzten Jahren verändert? Der Wellness-Boom ist vorbei. Das heisst aber keineswegs, das Interesse an diesem Thema habe abgenommen. Der Bereich Wellness wurde vielmehr aufgesplittert, wie sich auch im Kramhof zeigt. Wir hatten früher einen einzigen grossen Bereich für Wellness. An seiner Stelle wurden jetzt Bereiche zu Themen wie Massage, Entspannung, Meditation und so weiter geschaffen. Gibt es auch eine gewisse Kontinuität? «Glück» ist ein Dauerthema. Stets gefragt sind auch Ratgeber zur körperlichen Wellness; Karin Schutts Buch «Massagen» etwa ist schon fast ein Standardwerk. Von solchen Ratgebern, die sich bewährt haben und deshalb gefragt bleiben, gibt es immer wieder Neuauflagen. Das gilt auch für das Buch «Mit Hot Stones entspannen» von Sissi Eichhorn-Schleinkofer, in dem verschiedene Selbstanwendungen mit «Wellness-Steinen» beschrieben werden. Neu ist, dass wir auch ein Set mit neun solcher Steine anbieten, die man zu diesem Buch, aber natürlich auch losgelöst davon für die Hot-Stone-Therapie verwenden kann. Hat die Bedeutung von praktischen Tipps und Anleitungen zugenommen? Es gibt zumindest Beispiele dafür. In Brigitte Bräutigams Buch «Naturkosmetik – Das Rezeptbuch» findet man sogar An-
leitungen, wie man Sonnencreme selbst herstellen kann – samt Bezugsquellen für die benötigten Materialien. Gibt es Ratgeber, die umstritten sind? Ja, im Gesundheitsbereich etwa gibt es Bücher, die nicht streng wissenschaftlich ausgerichtet sind. Solche Ratgeber stossen trotzdem immer wieder auf breite Beachtung, vielleicht gerade deshalb, weil sie kritisch gegenüber der Schulmedizin eingestellt sind und doch konkrete Gesundheitstipps geben. Dies gilt auch für Werke, die von bekannten Autoren wie Andreas Moritz stammen. Diesem war mit «Die wundersame Leber- und Gallenblasenreinigung» ein Bestseller geglückt. Das letzte Werk des kürzlich verstorbenen, in Deutschland geborenen Amerikaners heisst «Zeitlose Geheimnisse der Gesundheit und Verjüngung» und ist in zwei Bänden erschienen. Stellen Sie einen Trend im Bereich Spiritualität fest? Das Thema Meditation ist in letzter Zeit wieder stark aufgekommen und entsprechend gefragt. Beliebt bei jung und alt sind auch Mandalas zum Ausmalen wie etwa Rüdiger Dahlkes «Mandala Malblock». Auch die darin enthaltenen anspruchsvollen Mandala-Vorlagen eignen sich für die meditative Entspannung. Gibt es auch Entspannungshilfen für Leute, die keine spirituelle Ader haben? Ein guter Tipp ist Antje Haubners «AntiStress-Kritzelblock». Er verführt zum Knobeln und Kritzeln, so dass man sich zwischendurch auf vergnügliche Weise ablenken und entspannen kann. Immanuel Peter, 28, lebt in Zürich und arbeitet in der Abteilung «Besser Leben» der Filiale Kramhof an der Bahnhofstrasse. Er liest gern ganz unterschiedliche Romane sowie Sachbücher im Bereich Gesundheit und Meditation.
Naturkosmetik – Das Rezeptbuch
ISBN 978-3-86882-440-7 240 Seiten
Brigitte Bräutigam 144 Seiten CHF 15.90 Anaconda
Zeitlose Geheimnisse der Gesundheit und Verjüngung Andreas Moritz Band 1: 408 Seiten CHF 31.90 Band 2: 384 Seiten CHF 31.90 United Book Group B
Mandala-Malblock Rüdiger Dahlke 72 Seiten CHF 14.90 Neptun Media
Anti-StressKritzelblock Antje Haubner CHF 8.90 80 Seiten Carlsen
Yoga
Feldenkrais
Auch wenn das Cover anderes vermuten lässt: Yoga ist nicht nur etwas für Supergelenkige, die ihre Gliedmassen kunstvoll verknoten wollen. Vielmehr ist Yoga eine uralte Methode, um Körper und Geist zu stärken und wirkungsvoll den kleinen und grossen Problemen des Alltags zu begegnen. Ob Kopfschmerzen, Gliederschmerzen oder Erkältung – für alles gibt es eine Yoga-Lösung. Und diese Lösungen werden so einfach und reich bebildert vorgestellt, dass auch Anfänger schnell zum Erfolg kommen.
Feldenkrais ist eine immer noch wenig verbreitete, aber schon seit vielen Jahren bewährte Methode zur Linderung akuter sowie chronischer Muskel- und Gelenkschmerzen. Durch die Verbesserung der Körperhaltung und achtsame Bewegungsabläufe lösen sich Verspannungen und entstehen neue, gesündere Bewegungsgewohnheiten. Das Einsteigerbuch enthält eine CD mit Übungen, die jeder ausführen kann – auch allein.
Wie Yoga heilt
Feldenkrais
Tara Stiles 272 Seiten CHF 31.90 Droemer/Knaur ISBN 978-3-426-65729-4
Feldenkrais Verband Deutschland 78 Seiten CHF 28.90 Gräfe & Unzer ISBN 978-3-8338-2583-5
ISBN 978-3-86882-425-4 192 Seiten
ISBN 978-3-86882-260-1 192 Seiten
www.m-vg.de
26 | Spezial – R atgeber
Books Nr. 1/2013
SPEZIAL – R atgeber | 27
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Heilmethoden aus Russland
Selbstheilungskraft
Positives Denken
Carpe diem
Suche nach dem Glück
Aus der russischen Volksmedizin entwickelten sich im Lauf der Zeit geistige Heiltechnologien, die altes Wissen mit neuen quantenphysikalischen Erkenntnissen vereinen. Das Buch versteht sich als Einführung in die Materie und stellt die führenden russischen Heiler sowie ihre Methoden einfach und fundiert vor – von der Arbeit mit Heilsteinen bis zu visuellen Übungen mit geometrischen Formen.
Mens sana in corpore sano – ein gesunder Geist setze einen gesunden Körper voraus, befand der römische Dichter Juvenal in einer Satire. Ist der Körper jedoch einmal nicht so gesund, kann der Geist viel zur Heilung beitragen. Psyche und innere Haltung beeinflussen den Heilungsverlauf positiv; so kann jeder selbst sein Scherflein zur Gesundung beitragen.
Sorgen, Ängste – wer kennt das nicht? Höchste Zeit, sich davon zu befreien und das positive Denken zu lernen! Vielleicht wird sich dadurch zwar äusserlich nichts ändern. Trotzdem trägt positives Denken viel dazu bei, den Alltag besser zu meistern und das Leben gelassener zu nehmen. Frei nach Monty Python: «Always look on the bright side of life.»
«Wenn ich einmal Zeit dafür habe ...» Viele Menschen verpassen ihre Zukunft, weil sie unentwegt auf sie warten. Dabei gilt es, jetzt aktiv zu werden und die Weichen zu stellen, um in Zukunft genau das Leben führen zu können, das man sich vorstellt – allerdings nicht mit egoistischem Einzelkämpfertum, sondern in Einklang mit sich selbst und seinen Mitmenschen.
Selbstbewusstsein, Gelassenheit, Zuversicht – jeder Mensch hat eine andere Vorstellung von Glück. Deshalb benötigt auch jeder Mensch andere Zutaten für seinen perfekten Glückskuchen. Das Gute dabei ist: Alle Zutaten stehen jedem zur Verfügung. Die grosse Kunst ist es, die richtigen Fläschchen aus dem Schrank zu holen und ihr Inhalt zu einem ganz persönlichen Glückscocktail zu verrühren.
Petra Neumayer und Tom Peter Rietdorf 144 Seiten CHF 26.90 Arkana ISBN 978-3-442-34127-6
E
Peter Allmend Elision Begegnung mit einer Weisen Hardcover mit Schutzumschlag 160 Seiten mit Illustrationen ISBN 978-3-89427-625-6
www.aquamarin-verlag.de
Aquamarin Verlag
Die Heilkraft des inneren Arztes
Lass los, was dir Sorgen macht!
Sabine Goette 272 Seiten CHF 31.90 Droemer/Knaur ISBN 978-3-426-65719-5
Sigrid Engelbrecht 128 Seiten CHF 21.90 Gräfe & Unzer ISBN 978-3-8338-2332-9
in Züricher Anwalt zieht sich für einige Tage in die Berge zurück und trifft dort vor einer Almhütte völlig unerwartet auf eine ungewöhnliche Frau. Er erkennt allmählich, dass er es mit einer Meisterseele zu tun hat, die ihn in die großen Geheimnisse des Lebens einweiht. Was diese Wesenheit, die sich ihm gegenüber „Elision“ nennt, ihm über Verzeihen und Güte, über Glück und den Sinn des Lebens, über Tiere und Pflanzen, über die Geistige Welt und das innere Erwachen oder über das Geheimnis der Liebe erzählt, lässt ihn zu einem neuen Menschen reifen. „Elision“ ist ein Werk erfüllt von tiefer Weisheit, einer fast poetischen Sprache und einer Botschaft der Hoffnung und der Liebe. Ein Buch, das in den Tag ein LICHT fallen lässt und jedes Herz berührt!
Die Zukunft beginnt jetzt
Vorhang auf fürs Glück
Kurt Tepperwein 172 Seiten CHF 14.90 Heyne ISBN 978-3-453-70216-5
Heide-Marie Smolka 223 Seiten CHF 23.90 Knaur ISBN 978-3-426-65510-8
Glück Glück ist, wach zu sein. Glück ist, frei zu sein. Glück ist, lieben zu können. Glück ist, der Stille zuzuhören. Glück ist, nichts zu erwarten. Glück ist, Menschen an seiner Seite zu haben, von denen man verstanden wird.
www.gu.de
Russische Heilweisen
Glück ist, einem Menschen Trost zu bringen, der eine schwere Wegstrecke zurücklegen muss. Glück ist, spontan lachen zu können.
»Glück ist, überhaupt die Fähigkeit zu haben, glücklich zu sein. Vielen Menschen begegnet das Glück, aber sie sind nicht in der Lage, es zu erkennen. Andere wiederum suchen es an Orten, wo es sich niemals aufhalten wird.
Das Glück liegt in den einfachen Dingen!«
Zahlreiche vegane Rezepte für alle Lebenslagen, Tageszeiten und Gelegenheiten.
Naschen erlaubt! Das umfassende Kochbuch für alle, die gerne Süßes essen.
Für alle, die saftige Burger lieben – egal, ob aus Fleisch, Fisch, Geflügel oder Gemüse.
ISBN 978-3-8338-3310-6
ISBN 978-3-8338-2892-8
ISBN 978-3-8338-3335-9
Books Nr. 1/2013
Bauch ade! Bald ist es wieder so weit: Der Sommer kommt, die Kleider werden kürzer und enger, die Badeanzüge liegen bereit. Höchste Zeit, den Winterspeck loszuwerden! Das geht ganz einfach, glaubt man den Diät-Ratgebern. Vielversprechend ist zumindest, dass es für jeden Typ das genau passende Buch gibt. Erik Brühlmann
Alle Jahre wieder kommt die Zeit, da man in den Spiegel schaut, die Nase rümpft und sich vornimmt, endlich die überflüssigen Pfunde loszuwerden. Es gibt 1001 Arten, dies zu tun – auch ohne sich nach Feierabend ins Fitness-Studio zu schleppen und sich leicht beschämt zwischen durchtrainierten Damen und Herren abzustrampeln. Das Zauberwort lautet «Diät». Doch man weiss: Die Menschen sind nicht gleich, und deshalb gibt es auch nicht die eine Diät, die für alle funktioniert. «Books» hat sich durch die grosse Vielfalt an Ratgeber durchgekämpft – und für jeden Typ eine Diätempfehlung herausgezupft.
Für Weitermacher «Die Dukan-Diät – 100 Lebensmittel, 100 neue Rezepte» ist ein Bestseller. Das Schlankheitsgeheimnis der Franzosen mit seinem ausgeklügelten Vier-Phasen-Programm kommt bei Herrn und Frau Schweizer an. Kein Wunder – denn das Buch listet 100 Lebensmittel auf, die man unbegrenzt essen darf. Vorbei die Zeiten der Entbehrung und des Verzichts! Mit den 100 Lebensmitteln kreiert Dr. Dukan 100 schmackhafte Fleisch-, Fisch-, Eier-, Gemüse- und Dessert-Rezepte. Genuss und Abwechslung sind eben Trumpf, auch wenn man abnehmen will.
Für Eilige Die Zeit verfliegt. Und mal ehrlich: Neben Arbeit, Haushalt, Hobbys, Vereinen und Freizeit bleibt einfach keine Muse mehr, sich auch noch ewig mit Diäten herumzuschlagen. Ausserdem dauert es sowieso viel zu lange, um in Form zu kommen, oder? Falsch! «Die OMG-Diät» verspricht
Grossen unter den Fernsehköchen ist der Urbayer Alfons Schuhbeck. Wertvolles Essen liegt dem Starkoch seit je am Herzen. Nun hat er «Die Schuhbeck-Diät» entwickelt. Das Motto: Es gilt, mit möglichst wenig Kalorien dem Körper möglichst viel Energie zuzuführen. Sechs Kilo in sechs Monaten sind das Ziel, und zwar ohne anschliessenden Jojo-Effekt. Dass das Buch des Meisterkochs einen grossen Rezeptteil enthält, versteht sich von selbst.
Für Paare
eine nachhaltige Gewichtsreduktion in nur sechs Wochen! Dabei setzt sich der Autor Venice A. Fulton gepflegt über altbekannte «Gesetze» hinweg und proklamiert zum Beispiel, dass kleine, häufige Mahlzeiten kontraproduktiv seien und dass es gar gesund sein könne, aufs Frühstück zu verzichten. Fulton wird es schon wissen, schliesslich ist er Sportwissenschaftler und Personal Trainer.
Für echte Männer Der Bierbauch gehört zum Mann wie die Mähne zum Löwen. Dumm nur, dass die Damenwelt das «Büüchli» so gar nicht sexy findet. Mann muss es also loswerden. Aber wie? Zum Beispiel mit einer zünftigen Currywurst! Rüdiger Busche hat «Die Manndiät» nicht nur erfunden, sondern auch gleich an sich selbst ausprobiert. Das Resultat: 30 Kilogramm verbrannt, ohne zu hungern. Es kommt eben nicht darauf an, was man isst, sondern vielmehr darauf, wie man etwas zubereitet. Die über 130 Rezepte im Buch zeigen, wie man schlemmend den Bauch verliert.
Für Fans Was wäre das Nachmittagsprogramm im Fernsehen ohne all die vielen Kochsendungen? Richtig: Ziemlich fad! Einer der ganz
Nichts ist gemeiner, als sich mühsam an Diätpläne halten zu müssen, während der Partner oder die Partnerin nach Herzenslust eine Tüte Chips, ein Stück Torte oder eine Portion gebratenen Speck verdrückt. Kein Wunder, dass da selbst der eisernste Wille irgendwann zu rosten beginnt! Rettung naht in Form von «Wir sind dann mal schlank: Das Abnehmprogramm für zwei». Die Autoren Martin Kleeberger, Carsten Eichner, Patric Heizmann und Johannes Rodach nehmen sich der kleinen, aber wichtigen Unterschiede zwischen Mann und Frau an und lassen diese in eine Partnerdiät einfliessen. So können Mann und Frau mit dem gleichen Programm und über 40 leckeren Rezepten miteinander abnehmen. Das ist gut für die schlanke Linie – und noch besser für den Hausfrieden.
Für Nachtmenschen Im Dunkeln ist nicht nur gut munkeln, sondern auch gut abnehmen. BMI, Körperwaage und ähnliches gehören seit dem Diät-Buch «Schlank im Dunkeln» der Vergangenheit an. Jetzt legt das Autorenduo Sascha Oliver Martin und Ralf Mechlinski nach: «Schlank im Dunkeln: Tools» bietet praktische Hilfsmittel für den Ernährungsalltag. Wie umgeht man die typischen Supermarkt-Fallen? Was kann man tun, wenn man Chips und Schokolade zum Leben braucht wie die Luft zum Atmen? Was bedeutet eigentlich der Begriff «Bio»? Neben Alltagstipps bietet das Buch auch Fitnessübungen für jede Situation und Rezepte für alle Lebenslagen – die man natürlich auch am Tag kochen kann.
Für Interaktive Myspace, Myshop, Myirgendwas – heutzutage muss alles irgendwie internettig, personalisiert und interaktiv sein. Wieso also nicht auch das Abnehmen? «myBook – 3 echte Kilo weg» von Marion Grillparzer richtet sich an alle mit Kritzel- und NotizDrang. Das Buch verspricht, dass die User drei Kilo in zehn Tagen abspecken können.
Alle Bücher finden Sie auch auf
SPEZIAL – R atgeber | 29
Wie das geht? Mit einer Mischung aus Achtsamkeit, Bewegung und gesunder Ernährung. Das ist jetzt vielleicht nicht das revolutionärste Konzept, aber immerhin ein buntes und interaktives.
Die Dukan-Diät – 100 Lebensmittel, 100 neue Rezepte
Für Naschkatzen
Die OMG-Diät
Die oberste Regel beim Abnehmen lautet: Finger weg vom Süsskram und allem anderen, was lecker ist! Völliger Blödsinn, finden Ursula Vybral und Michaela Ernst und legen mit «Nasch dich schlank» auch gleich die Lösung für Geniesser vor. Das Konzept ist verblüffend einfach: Statt rigoros auf die täglichen Leckerli zu verzichten, sollte man sein Essverhalten besser sanft umstellen – und zwar ohne die Sinnesfreuden aus dem Speiseplan zu verbannen, sondern indem man die alten schlechten Gewohnheiten in neue gute Verhaltensweisen umwandelt. Schliesslich hat Essen mit Lust zu tun, und der Mensch will sich in seinem Körper wohl fühlen.
Pierre Dukan 224 Seiten CHF 26.90 Gräfe & Unzer
W W W. A U F B A U - V E R L A G . D E
RACHEL SIMON
Venice A. Fulton 320 Seiten CHF 16.90 Goldmann
Die Manndiät Rüdiger Busche 144 Seiten CHF 22.90 Heel
Die Schuhbeck-Diät Alfons Schuhbeck 168 Seiten CHF 29.90 Zabert Sandmann
Für Mathematiker Wer genug hat von Essverboten, sollte einmal «Das grosse Schlank-ohne-Diät-Praxisbuch» zur Hand nehmen. Statt seinem Körper unzählige Diäten anzutun, gilt hier nämlich: Alles ist erlaubt – solange man nicht mehr Kalorien zu sich nimmt, als man verbraucht. Die Autorinnen Ingrid Kiefer und Theres Rathmanner machen den Leserinnen und Lesern deshalb den Kaloriengehalt von Lebensmittel bewusst und zeigen, wie man mit der richtigen Wahl der Nahrungsmittel, einem vernünftigen Bewegungsprogramm und dem Vermeiden von Fett- und Zuckerfallen fast wie von selbst sein Gewicht reduziert und zu einem bewussten Essverhalten findet.
Für Clevere Sie haben schon Dutzende von Diäten hinter sich? Haben schon auf alles Mögliche und Unmögliche verzichtet und können den Gürtel trotzdem immer noch nicht enger schnallen? Dann versuchen Sie es doch einmal anders herum, und zwar mit «Iss Dich schlanker» von Natalie Lambertz. Bewusste Ernährung kann nämlich durchaus Spass machen und dafür sorgen, dass die Pfunde purzeln – ohne Qualen und ohne Verzicht. Natalie Lambertz zeigt, wie das geht: mit Rezepten, einem Ratgeberteil zu Wirkstoffen, Lebensmitteln und Zubereitungsarten und allerlei Wissenswertem zu Lebensmitteln und ihrem Effekt auf den Körper.
Wir sind dann mal schlank: Das Abnehm programm für zwei Martin Kleeberger, Carsten Eichner, Patric Heizmann, Johannes Rodach 160 Seiten | CHF 31.90 Gräfe & Unzer
Schlank im Dunkeln: Tools Sascha Oliver Martin und Ralf Mechlinski 300 Seiten CHF 29.90 Goldegg
myBook – 3 echte Kilo weg Marion Grillparzer 204 Seiten CHF 23.90 Südwest
Nasch dich schlank Ursula Vybral und Michaela Ernst 176 Seiten CHF 36.90 Amalthea
Das grosse Schlankohne-Diät-Praxisbuch Ingrid Kiefer und Theres Rathmanner 176 Seiten CHF 26.90 Kneipp
Iss Dich schlanker Natalie Lambertz 128 Seiten CHF 12.90 Compact
»Ein Roman über tiefe, verstörende Wahrheiten.« Washington Post
415 Seiten | Klappenbroschur | ISBN 978-3-352-00859-7 | Auch als E-Book erhältlich | © Dave Reede / Stephen Carroll Photography, getty images
28 | Spezial – R atgeber
30 | Buchtipps
Martin Staffler
Stadtbalkon und Dachterrasse. Grüne Oasen individuell gestalten Eine grüne Oase mitten in der City – das ist der Wunsch vieler Stadtbewohner. Wer einen Balkon oder eine Dachterrasse besitzt, kann diesen Traum vom eigenen kleinen Paradies auf ganz verschiedene Arten verwirklichen. Ob mediterran oder minimalistisch, asiatisch oder orientalisch, verspielt oder elegant: Der Kreativität sind keine Grenzen gesetzt. Landschaftsgärtner Martin Staffler hat eine Fülle von Inspirationen für jeden Geschmack zusammengestellt. Neben eindrucksvollen Gestaltungsideen für grössere Flächen und charmanten Vorschlägen für Minibalkons finden sich in diesem Buch auch Kapitel zum Obst- und Gemüseanbau sowie zur Pflanzenauswahl, passend zur jeweiligen Jahreszeit.
Books Nr. 1/2013
Jesper Juul
Schulinfarkt.
Was wir tun können, damit es Kindern, Eltern und Lehrern besser geht Jesper Juul ist einer der bedeutendsten und innovativsten Gruppen- und Familientherapeuten Europas. Dieses Buch bringt seine Analysen, Vorschläge und Provokationen zum Thema Schule auf den Punkt. Er bezieht vor allem Position für die Schülerinnen und Schüler, dabei aber nicht gegen die Lehrerschaft. In seinem Plädoyer, die bestehenden Zustände an Schulen nicht mehr länger hinzunehmen, beschreibt der Konfliktberater die Bausteine, die eine neue Schule braucht, damit sie nicht länger eine Institution ist, die Kindern und Jugendlichen die natürliche Freude am Lernen austreibt – zum Beispiel, indem sich Schüler, Eltern und Lehrer als Leidtragende am überkommenen Schulsystem verbünden.
Anjum Anand
Ayurvedisch kochen
Yotam Ottolenghi, Sami Tamimi
Jerusalem. Das Kochbuch
BUCHtipps | 31
Alle Bücher finden Sie auch auf
Brunhilde Bross-Burkhardt
Gemüse.
Das GrünerDaumen-Konzept
Herbert Vinken
Kräuter.
Das GrünerDaumen-Konzept
Michael Breckwoldt und Gabriele Lindmeir
Thomas Rath
Der GenussBalkon
Der Fashion Rath für die Frau
Ayurveda ist weit mehr als eine blosse Ernährungslehre – als das «Wissen vom Leben» ist sie eine Philosophie und uralte Naturheilkunde zugleich. Sie will dem Menschen helfen, gesund zu bleiben und in Harmonie mit sich selbst und seiner Umwelt zu leben. Die Rezepte in diesem Buch helfen dabei: 75 Gerichte unterstützen den individuellen Stoffwechsel und liefern, was der Körper braucht. Neben der indischen Küche bietet das Buch abwechslungsreiche Rezepte aus der ganzen Welt mit einer Vielfalt an Zutaten und Aromen für jeden Geschmack: von Blaubeerpfannkuchen über Süsskartoffelsalat mit Ziegenkäse bis zu Himbeer-GranatapfelTörtchen – alles lässt sich einfach zubereiten und unkompliziert in den Alltag integrieren.
Die Autoren, ein Israeli und ein Palästinenser, stellen mit diesem Buch die Küche ihres Heimatlands vor. Jerusalem hat schon immer Menschen aus aller Welt angezogen. Nicht nur kulturell, auch kulinarisch ist die Stadt ein Schmelztiegel. Die Melange aus den Küchen Europas, Nordafrikas und des Nahen Ostens sorgt für ein wahres Feuerwerk der Aromen. Insgesamt 126 köstliche Rezepte widerspiegeln dies: Von Spinatsalat mit Datteln und Mandeln über Latkes bis zum Reispudding mit Rosenwasser gleicht jedes Gericht einer kulinarischen Entdeckungsreise. Eindrucksvolle Bilder von Land und Leuten sowie kleine Alltagsgeschichten lassen zudem ein authentisches Porträt der vielgestaltigen Metropole entstehen.
Eigenes Gemüse? Das hätten wir wohl alle gern. Aber welche Sorten wachsen garantiert? Was passt zu meinem Garten oder meinem Stück Land in der Stadt? Welches Selbstgezogene schmeckt am besten? Gartenneulinge, Urban Gardener, Selbstversorger und Bio-Fans aufgepasst: Wer schon immer wissen wollte, welches die am besten anzupflanzenden Gemüsesorten sind, ist mit diesem Buch hervorragend bedient. Anbau, Pflege und Ernte werden darin ebenso thematisiert wie die Verwertung der gesunden Lebensmittel. Kompakte Texte ergänzen das üppige Bildmaterial und machen das Buch zu einem wertvollen Nachschlagewerk für Hobby-Gärtner – und alle, die es werden wollen.
Wer sein Gemüse hat, braucht für ein feines Gericht auch noch die richtigen Kräuter. Da kann Herbert Vinken helfen. Der Gartenspezialist und professionelle Biogärtner führt in Bremen einen eigenen Betrieb, und jetzt präsentiert er sein vielfältiges Wissen, das er über die Jahre angesammelt hat, in einem Buch: kurz, knapp, aber dennoch äusserst informativ. Wer schon immer wissen wollte, wie man Bärlauch einsetzen kann, welchen Einfluss Kräuter auf den Geschmack von Speisen haben oder weshalb man die Petersilie regelmässig an einem anderen Standort anpflanzen sollte, kommt um diesen Kräuterratgeber nicht herum.
Es müssen nicht immer Geranien sein: Um aus seinem Balkon das Beste herauszuholen, ist dieses Buch unverzichtbar. Welches sind die beliebtesten Nutzpflanzen für sein kleines buntes und wohlriechendes Pflanzenparadies? Wie wird was angebaut, wann soll man was ernten? Und natürlich: Wie lässt sich die Ernte zu einem Menü verarbeiten, das Familie und Freunde freut? Zusätzlich geben die Autoren Dekorations-Ideen für jedes Fest und jede Jahreszeit. Kreativ und nützlich – wer solche Eigenschaften mit Balkonien verbindet, liegt mit diesem Buch genau richtig.
Seit Jahren ist Thomas Rath ein gefragter Mann im internationalen Modebusiness. Er ist ständig unterwegs zwischen Düsseldorf, Berlin, Rom, Paris, Los Angeles und New York. In diesem Buch macht er sich Gedanken darüber, was Mode heute sein kann und was es für Frauen heisst, ihren eigenen Stil zu finden. Er räumt ihre Kleiderschränke auf und ersetzt alte Klamotten durch wenige VintageTeile, macht Lust auf Farben und gewagte Kombinationen und verbietet blickdichte schwarze Strumpfhosen. Er verrät auch, welche Schnittführung eine Frau zu einer Ikone werden lässt und worauf es wirklich ankommt, wenn man eine gute Figur machen will. Seine Botschaft: Seid selbstbewusst und mutig!
142 Seiten
192 Seiten
160 Seiten
320 Seiten
128 Seiten
128 Seiten
144 Seiten
240 Seiten
CHF 31.90
CHF 28.90
CHF 31.90
CHF 37.90
CHF 26.90
CHF 26.90
CHF 26.90
CHF 35.90
Kosmos
Kösel
Dorling Kindersley
Dorling Kindersley
BLV Buchverlag
BLV Buchverlag
BLV Buchverlag
DuMont
ISBN 978-3-440-13460-3
ISBN 978-3-466-30984-9
ISBN 978-3-8310-2372-1
ISBN 978-3-8310-2333-2
ISBN 978-3-8354-1137-1
ISBN 978-3-8354-1136-4
ISBN 978-3-8354-1122-7
ISBN 978-3-8321-9709-4
32 | K affeepause
Books Nr. 1/2013
Die Debatte Was machen Buchhändlerinnen in der Kaffeepause? Sie plaudern über Bücher. Books hat sich im «Starbucks» der Filiale am Bellevue zu den Orell-Füssli-Mitarbeiterinnen Patrizia Melaugh und Franziska Sonderer gesetzt. Marius Leutenegger
Im Griff Stephan Enter 224 Seiten CHF 27.90 Berlin
Betibú Claudia Piñeiro 349 Seiten CHF 35.90 Unionsverlag
Elsa ungeheuer Astrid Rosenfeld 276 Seiten CHF 23.90 Diogenes
Erik Brühlmann
«Books»: Unsere traditionelle Debatte in neuer Besetzung: Franziska Sonderer ist zu unserem Kaffeetreff gestossen. Patrizia, stell doch bitte deinen neuen Tipp vor. Patrizia Melaugh (PM): Gern. Ich finde es immer recht anspruchsvoll, ein Buch gebührend zu vertreten, wenn es mir gut gefällt – denn ich will ja, dass es alle kaufen. Das gilt auch für «Im Griff» von Stephan Enter, ein Roman, der für mich eine grosse positive Überraschung ist. Zwei Männer treffen einander am Bahnhof, um mit der Eisenbahn von Holland nach Wales zu fahren. Dort wollen sie mit zwei weiteren Leuten zusammenkommen. Vor 26 Jahren waren die vier zusammen in den norwegischen Lofoten auf einer Klettertour, seither haben sie sich nie wieder getroffen. Wir begleiten die beiden Männer auf ihrer Zugreise. Stephan Enter wechselt immer wieder die Perspektive und die Zeitebene: Mal erzählt er aus der Sicht des einen, dann des anderen Manns, mal befinden wir uns in der Gegenwart, dann wieder in der Vergangenheit auf den Lofoten. Die Klettertour war für alle Beteiligten ein einschneidendes Erlebnis. Es gibt ja immer diese Punkte im Leben, an denen Weichen gestellt werden – und oft merkt man erst im Nachhinein, wie wichtig sie waren. Einerseits lässt Enter seine Protagonisten erzählen, was damals passierte, andererseits reflektiert er auf wunderbare Weise über das Reisen und das Bergsteigen. Vor genau einem Jahr debattierten wir über den gelungenen Roman «Vom Ende einer Geschichte» von Julian Barnes. Dort geht es ja auch um den Rückblick auf vergangene Ereignisse. Lassen sich die Bücher miteinander vergleichen?
PM: Nein, denn Barnes ging der Frage nach, wie stark man sich die Vergangenheit zurechtbiegt, und das ist hier kein Thema; bei Enter geht es ums Reisen und den Lauf der Zeit. Franziska Sonderer (FS): Ich bin froh, dass wir über dieses Buch sprechen, denn ich weiss nicht so recht, was ich davon halten soll. Gefallen hat mir, wie Enter die Zugreise und die vergangenen Ereignisse beschreibt. Ich habe aber nie herausgefunden, worum es ihm eigentlich geht. PM: Es geht ihm um das Nachdenken über die Vergangenheit, darum, was wichtig und unwichtig ist im Leben – und er will aufzeigen, wie bedeutend gewisse Momente sind. Ohne diese Momente würde ein Leben vielleicht ganz anders verlaufen. FS: Mich irritiert, dass er diese Weichenstellungen als derart bedeutend darstellt – als wäre das Leben danach vorgespurt und als hätte man in der Gegenwart nicht ständig wieder die Möglichkeit, seine Weichen zu stellen! PM: Diese Lofoten-Reise war einfach ein wichtiger Moment. Die Figuren blicken zurück auf eine Zeit, in der noch alles möglich schien, und sie fragen sich: Sind wir noch dieselben wie damals? Was, wenn wir uns nichts mehr zu sagen haben? FS: Für mich deutet Enter vieles an, aber mir fehlt oft die gedankliche Konsequenz. Und ausgerechnet dann, wenn das Buch seinen dramaturgischen Höhepunkt erreicht, ist es zu Ende – der spannende Moment wird nicht aufgelöst. Für mich war dieses Ende so abrupt, dass ich dachte: Der Autor drückt sich hier davor, die Geschichte aufzulösen. PM: Gerade dieses Ende hat mir aber ge-
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fallen. Das Leben geht eben immer weiter, es löst sich nichts einfach auf. Natürlich würde ich auch gern wissen, wie die Sache ausgeht, aber der Autor hat sich entschieden, den Schluss so zu gestalten, und das kann ich gut annehmen. Doch um auf das zurückzukommen, was ich besonders stark finde: Es gibt im Buch so schöne Abschnitte über das Reisen oder die Berge, die ich am liebsten einrahmen und aufhängen würde. Wie Enter das Licht auf den Lofoten beschreibt oder das Gefühl der eigenen Bedeutungslosigkeit angesichts eines Bergmassivs – das ist einfach hervorragend FS: Dass mich das alles nicht so berührt hat, hängt vielleicht damit zusammen, dass mir das Thema nicht so nahe geht. Ich habe keinen besonderen Bezug zu Bergen. PM: Ah, das ist ein wichtiger Unterschied – ich liebe die Berge, und das ist sicher eine gute Voraussetzung, um auch dieses Buch zu mögen. Und Bücher, die in nördlichen Landschaften spielen, mag ich generell. Das nächste Buch, über das wir sprechen, stammt aus einem ganz anderen Kulturraum. Franziska, du hast «Betibú» der argentinischen Erfolgsautorin Claudia Piñeiro in die Debatte eingebracht. Worum geht’s? FS: Das Buch ist als Krimi angelegt. Die Geschichte spielt in einer sogenannten «Gated community», also in einer geschlossenen Wohnsiedlung, zu der nur die Bewohner, deren Gäste und Angestellte Zutritt haben. Dort wohnt man, weil man sich sicher fühlen will – doch ausgerechnet hier wird ein Mann mit aufgeschlitzter Kehle aufgefunden. Eine Schriftstellerin, deren letzter Roman floppte und die sich jetzt neue Einnahmequellen erschliessen muss, wird von einer Zeitung in die Siedlung geschickt, um den Fall zu untersuchen. Unterstützt wird sie vom jungen Polizeireporter der Zeitung – und dieser wiederum bekommt Hilfe von seinem Vorgänger, den die Zeitung zwangsversetzte. Die Anlage des Buchs klingt vielleicht nicht besonders originell, entpuppt sich dann aber als gesellschaftskritische Milieustudie: Piñeiro durchleuchtet die Mechanismen in einer Gated community. Ein anderes Thema ist der Umgang mit dem Scheitern – der alte Polizeireporter und die Schriftstellerin sind beide gescheitert. Und weiter finde ich das Buch auch sprachlich sehr raffiniert. Ich habe es aber auf Spanisch gelesen.
Franziska Sonderer, 32, lebt in Zürich und arbeitet in der Abteilung Belletristik der Filiale am Bellevue. Sie hat Deutsch und Spanisch studiert – und liest am liebsten Familiengeschichten oder Werke von spanischsprachigen Autorinnen und Autoren.
Franziska Sonderer: «Für mich war dieses Ende so abrupt, dass ich dachte: Der Autor drückt sich hier davor, die Geschichte aufzulösen.» Patrizia Melaugh: «Gerade dieses Ende hat mir aber gefallen. Das Leben geht eben immer weiter, es löst sich nichts einfach auf.»
Kannst du dich diesem positiven Urteil anschliessen, Patrizia? PM: Zunächst fand ich das Buch leicht zu lesen und auch durchaus amüsant. Dann stolperte ich über etwas, das mein feministisches Herz störte: Frauen werden ständig als «Die Kleine» bezeichnet. Und als ich herausfand, dass der Übername der weiblichen Hauptfigur, Betibú, an eine niedliche Comicfigur angelehnt ist, standen mir die Haare gleich noch einmal zu Berge. Eine solche Verniedlichung finde ich furchtbar. Weiter erscheint mir die Gesellschaftskritik, die du erwähnt hast, doch etwas zahm; sie dürfte für meinen Geschmack stärker sein. Für mich plätschert das Buch einfach so dahin: eine nette Geschichte mit ein paar niedlichen Frauen drin. FS: Dazu muss ich aber sagen, dass solche Verniedlichungen im Spanischen völlig normal sind. Sie haben nicht unbedingt mit der Autorin zu tun. Was ist dir positiv aufgefallen, Patrizia? PM: Mir haben zum Beispiel die Zeitungsartikel, welche die Hauptfigur über den Fall schreibt, gefallen. Und ein Stilmittel finde ich sehr geglückt: Piñeiro beschreibt manchmal im gleichen Satz, was verschiedene Leute gleichzeitig machen. Dennoch habe ich die Intensität vermisst. FS: Sicher wird mich dieses Buch nicht die nächsten 20 Jahre lang beschäftigen, aber ich fand die Lektüre spannend, süffig und sehr unterhaltsam. Das Buch ist humorvoll und gut geschrieben. Ich werde es allen empfehlen, die gern Krimis lesen und auf eine gute Sprache wert legen. Patrizia, kann es sein, dass dir lateinamerikanische Autorinnen generell nicht so gefallen – so, wie Franziska keinen besonderen Bezug zu den Nordländern hat? PM: Das ist tatsächlich so. Piñeiro ist in Argentinien ja sehr erfolgreich, und sie wird auch bei uns geschätzt.
Patrizia Melaugh, 61, lebt in Schaffhausen und arbeitet in der Abteilung Belletristik der Filiale Kramhof. Sie mag vor allem Bücher aus dem englischen Sprachraum. Ihre zwei Kinder sind bereits erwachsen.
Kommen wir zum letzten Buch, «Elsa ungeheuer». Die Autorin Astrid Rosenfeld kam mit ihrem Debütroman «Adams Erbe» auf die Longlist für den Deutschen Buchpreis, entsprechend hoch sind die Erwartungen an das Nachfolgewerk ... FS: Im Mittelpunkt stehen zwei Brüder, die auf einem Hof wohnen. Ihre Mutter, die als verrückt gilt, nimmt sich das Leben, und ungefähr zur gleichen Zeit kommt das elfjährige Mädchen Elsa ins Dorf. Seine Mutter hat es dem hier leben-
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den Vater gebracht, weil sie auf Weltreise geht. Der jüngere der beiden Brüder, der kleine dicke Karl, will sich mit der ziemlich exzentrischen Elsa anfreunden. PM: Karl ist der Erzähler, und er wird Elsa ein Leben lang lieben. Die drei Kinder wachsen zu dritt auf und verbringen viel Zeit miteinander – bis in ihrer Jugendzeit etwas passiert, das sie trennt. FS: Nach dieser Nacht ist nichts ist mehr wie vorher. Der zweite Teil des Buchs spielt zehn Jahre nach dem ersten. Elsa ist in die USA ausgewandert und hat dort geheiratet, der ältere der beiden Brüder ist ein erfolgreicher Künstler geworden. Jetzt geht es vor allem darum, wie die Kunstwelt funktioniert: Wie wird jemand erfolgreich? Wer definiert, was Kunst ist? Es scheint, als hätte Astrid Rosenfeld da ziemlich viel in ihren Roman gepackt.
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FS: Ja, und alle ihre Figuren sind eher exzentrisch – und bei allen geht es irgendwie um Missbrauch. Um sexuellen Missbrauch, um Missbrauch von Drogen oder Macht. Ich finde, das Buch ist fast ein wenig zu voll. Ich habe es nicht ungern gelesen, weil ich stets wissen wollte, wie es weitergeht, aber mir kam alles sehr trostlos vor. War Astrid Rosenfeld überambitioniert? Wollte sie es nach ihrem erfolgreichen Erstling ganz besonders gut machen? FS: Also angestrengt fand ich das Buch nicht. Im Gegenteil kam es mir eher so vor, als habe sich die Autorin nicht richtig entscheiden können, in welche Richtung sie sich anstrengen wollte. PM: Die Geschichte selber finde ich eigentlich gut. Dieses Surreal-groteske hätte ich aber sicher besser ertragen,
wäre es mit Humor gepaart. Irgendwie kam mir das Buch einfach wie ein in zu grellen Farben gemaltes Bild vor. Irgendwann dachte ich: Astrid Rosenfeld und ich verstehen uns wohl einfach nicht. Sie lebt in einer anderen Welt. Aber das ist ja gerade das Schöne an Literatur, dass man in andere Welten eintauchen kann! PM: Ja, aber verstehen möchte ich sie schon, diese andere Welt, hier blieb sie mir fremd. FS: Man muss aber sagen, dass Astrid Rosenfeld stellenweise sehr mitreissend schreibt. Es gibt ein paar grossartig beschriebene Figuren – und einige gute Ideen. Doch sie bieten in diesem eher düsteren Roman nur kleine Aufhellungen.
Zülfü Livaneli
Hans Schaub
Hannah Richell
Joanne Harris
Eigentlich soll die junge Türkin Maya den deutschstämmigen Professor Maximilian Wagner nur während eines Kongresses in Istanbul betreuen. Doch als der 87-Jährige am Ufer des Schwarzen Meers bis zu seinem Zusammenbruch Geige spielt, wird sie in dessen Lebensgeschichte hineingezogen. Und sie erfährt, was es auf sich hat mit der Serenade, die Wagner während des Naziterrors für seine jüdische Geliebte Nadja komponierte. Maya kommt vom traurigen Schicksal von Nadja und Maximilian nicht los – und sie liest aus den Parallelen den Auftrag heraus, ihr eigenes Leben noch einmal neu zu beginnen.
Waldenburg in den 1920er-Jahren: Bauer Albert Stoll ist Alkoholiker und im Städtchen verpönt. Er misshandelt seine Familie auf brutalste Art. Nachdem seine Frau Linda nach schwerer Krankheit stirbt, wird Stoll enteignet, die Kinder werden fremdplatziert. Sohn Max muss nach Holland zu einer sektiererischen Tante übersiedeln. Als Max während der Nazizeit als junger Mann zurückkehrt, scheint sein beruflicher Aufstieg auf bestem Weg zu sein – bis er mit Marta einen Sohn zeugt, obwohl er bereits der Tochter seines Chefs versprochen ist. Wider Willen geht Max mit Marta eine Zwangsehe ein, doch sein Ruf ist zerstört ... Eine tragische Familiensaga aus dem Jura, eine Mischung aus wahren Begebenheiten und Fiktion.
Dora Tide ist fast noch ein Kind, als ihr kleiner Bruder beim Spielen zwischen den Klippen an der Küste von Dorset verschwindet. Nach dieser Katastrophe bricht die Familie Tide auseinander. Elf Jahre später kehrt Dora zurück nach Dorset, in das Zuhause ihrer Kindheit. Sie sucht Antworten auf die Fragen, die sie seit jenem Tag quälen: Wo waren die Eltern, als Dora mit ihren Geschwistern am Meer spielte? Welches Geheimnis verbirgt ihre Mutter Helen bis zum heutigen Tag vor ihrer Tochter? Nach all den Jahren erfährt Dora eine Wahrheit, die Helen ihr viel zu lange verschwieg. Für die beiden Frauen ist der Moment gekommen, sich der Vergangenheit zu stellen.
Vianne Rocher lebt mit ihren Töchtern auf einem Hausboot in Paris. Noch immer verzaubern ihre Schokoladenkreationen die Menschen. Eines Tages erhält sie ein Brief von ihrer alten Freundin Armande, die sie bittet, zurück in das kleine Dorf Lansquenet im ländlichen Frankreich zu kommen. Vianne soll sich um Armandes Haus und vor allem um den alten Pfirsichbaum kümmern. Und das Dorf braucht ihre Hilfe ... Der Duft von Pfirsichen und ein verheissungsvoller Wind locken Vianne und ihre beiden Töchter in Richtung Süden. Und wirklich, der kleine Ort ist zutiefst zerstritten – und ausgerechnet der Priester Reynaud scheint hinter allem zu stecken.
336 Seiten
318 Seiten
496 Seiten
400 Seiten
CHF 33.90
CHF 29.90
CHF 31.90
CHF 32.90
Klett-Cotta
WOA
Diana
List
ISBN 978-3-608-93963-7
ISBN 978-3-9523657-6-2
ISBN 978-3-453-29146-1
ISBN 978-3-471-35091-1
Serenade für Nadja
Geniesse dein Lieblingsgetränk – perfekt zubereitet in deinem Starbucks. Besuche auch unsere Coffeehouses in den Orell Füssli Buchhandlungen im Westside in Bern sowie im Kramhof und am Bellevue in Zürich. All unsere espressobasierten Getränke sind mit 100% Fairtrade-zertifi ziertem Espresso zubereitet.
BUCHtipps | 35
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Schuldig geboren
Geheimnis der Gezeiten
Himmlische Träume
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Angelina Rubli, 27, arbeitet bei Orell Füssli am Bellevue. «Ich liebe Kinderund Jugendbücher», meint sei, «denn dieses Segment ist extrem abwechslungsreich und verändert sich ständig – eine Saison lang stehen Vampirromane im Vordergrund, dann kommen Krimis oder dystopische Geschichten wie ‹Panem›.» Fantasy-Romane liebt Angelina Rubli ganz besonders. «Sie ermöglichen mir, in eine Welt einzutauchen, die nicht existiert. Auf 500 Seiten kann ich etwas Magisches erleben, mit dem ich in Wirklichkeit nie zu tun hätte.» Ihr Tipp: «Asche und Phoenix» von Kai Meyer. «Die junge Ash gehört zu den ‹Unsichtbaren›. Die Mitglieder dieser Gruppe haben keinen festen Wohnsitz, keine feste Arbeitsstelle, kein festes Einkommen. Niemand weiss, dass sie existieren – was Ash ganz recht ist. Doch eines Tages wird sie in einer Hotelsuite von Parker Cale, dem angesagten Jungstar der ‹Glamour›-Filmreihe, beim Stehlen erwischt. Parker ist das pure Gegenteil von Ash, er ist weltberühmt und kann niemals unerkannt auf die Strasse treten. Obwohl er die Aufmerksamkeit braucht wie andere die Luft zum Atmen, möchte er aus allem ausbrechen. Da kommt ihm Ash gerade recht. Die beiden verschwinden aus dem Hotel – und damit beginnt ein teuflisches Abenteuer. Die beiden werden von einer Macht verfolgt, die böser nicht sein kann ... Wer die ‹Arkadien›-Trilogie von Kai Meyer gelesen hat, weiss, dass man bei diesem Autor manchmal etwas geduldig sein muss. Tatsächlich ist der Anfang von ‹Asche und Phoenix› eher harzig. Ich hätte das Buch beinahe weggelegt – aber als Ash und Parker aus dem Hotel verschwanden und von Paparazzis verfolgt wurden, gab’s für mich kein Entkommen mehr. Ich las lieber als zu essen, zu trinken oder zu schlafen. Das Buch ist besonders empfehlenswert für alle, die sexy Filmstars und etwas eigenartige Mädchen mögen.» Asche und Phoenix Kai Meyer 459 Seiten CHF 29.90 Carlsen
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Fantastisch! Vier Mitarbeitende von Orell Füssli präsentieren Neuerscheinungen und Geheimtipps aus dem Fantasy-Genre: Bücher für alle, die sich gern in fremde Welten entführen lassen. Marius Leutenegger
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Manuela Bigler, 24, arbeitet in der Kinder- und Jugendbuchabteilung von Orell Füssli im Berner Einkaufszentrum Westside. «Das Lesen hat mich von Kind auf begleitet», sagt sie, «deshalb wollte ich auch beruflich mit Büchern zu tun haben.» Am liebsten sind ihr Fantasy-Romane. «Bei diesem Genre kann ich am besten abschalten», sagt die Bernerin. «Ich lese nicht so gern Geschichten, die zu nah an der Realität sind, denn Lesen soll ja auch einen Ausgleich zum Alltag bieten.» Ihr Tipp: «Die Bestimmung – Tödliche Wahrheit» von Veronica Roth. «Im ersten Buch dieser Trilogie ging es darum, zu welcher von fünf Fraktionen die 16-jährige Tris gehört. Jetzt, im zweiten Band, zerfallen die Fraktionen, es kommt zum Krieg. Tris muss sich gegen ihre Liebe entscheiden und sich mit dem Feind verbünden, um alle zu retten ... Bei dieser Geschichte steckt man sofort mittendrin. Es gibt keine Rückblenden, keine langen Erläuterungen, und deshalb eignet sich das Buch vor allem für jene, die bereits den ersten Band gelesen haben. Sie werden von Veronica Roth sehr gut bedient: Man gewinnt tiefere Einblicke ins System der Fraktionen und versteht immer besser, warum es scheitert. Die Figuren durchleben eine starke Entwicklung, aus Feind wird Freund und umgekehrt. Das führt zu unerwarteten Wendungen und auch zu grosser Spannung, denn man weiss nie, wem man noch trauen kann. Tris, die Hauptfigur, reift zur Erwachsenen und trifft eigene Entscheidungen. Oft versteht man nicht, warum sie so handelt, wie sie es tut, aber am Schluss erkennt man ihren Plan und ihre wahre Stärke. Zuweilen ist die Geschichte etwas arg brutal und brachial, ich finde sie aber sehr geschickt gesponnen – und ich kann den abschliessenden Band der Trilogie kaum erwarten!» Die Bestimmung – Tödliche Wahrheit Veronica Roth 508 Seiten CHF 27.90 Cbt
Tim Lenny George, 18, absolviert im Kramhof in Zürich das zweite Jahr der Lehre zum Buchhändler. Er lebt in einem Dorf ausserhalb von Bern und braucht täglich vier Stunden, um morgens zur Arbeit und abends wieder nach Hause zu gelangen. «Den weiten Weg nehme ich aber gern auf mich», sagt er. «Denn die Zeit im Zug kann ich zum Lesen nutzen.» Sein Tipp: «The Peculiar» von Stefan Bachmann. «Als ich in der Zeitung von Stefan Bachmanns Sensationserfolg in den USA las, war ich zunächst skeptisch. Ein erst 19-jähriger Schweizer, der gute Fantasy schreibt – dazu noch auf Englisch? Kann das sein? Meine anfängliche Skepsis wurde schnell weggefegt. Der mitreissende Roman dreht sich um die Abenteuer von Bartholomew Kettle. Der Junge lebt in England während der Industrialisierung, und er ist wie seine Schwester Hettie ein ‹Peculiar›: das Kind einer Fee und eines Menschen. Als sich mysteriöse Mordfälle häufen, bei denen ‹Peculiars› spurlos verschwinden und später tot in der Themse gefunden werden, ändert sich Bartholomews Leben schlagartig. Die bösartige Lady in Lila, die mit den Mordfällen zu tun hat, entführt seine Schwester Hettie. Es beginnt eine rasante Verfolgungsjagd quer durch ein England voller Feen, Trolle und böser Dämone. Unterstützt wird Bartholomew vom unauffälligen Politiker Arthur Jelliby – und bald zeigt sich: Hinter den Entführungen der ‹Peculiars› steckt viel mehr, als sich Bartholomew und Jelliby träumen liessen ... Ein toller Fantasy-Roman für alle jungen und junggebliebenen Leser ab neun Jahren.» The Peculiar Stefan Bachmann 384 Seiten CHF 27.90 Harper Collins USA
Piyasena Dürst, 28, ist Buchhändler in der Filiale am Bellevue; berufsbegleitend studiert er W i r t s c h a f t s i n for matik. Als begeisterter Fantasy-Leser ist er für die Fantasy-Abteilung verantwortlich. Unter anderem informiert er sich auf einschlägigen englischsprachigen Fan-Sites über alle Trends und Neuigkeiten; dadurch kann er den Kundinnen und Kunden immer frühzeitig die spannendsten Titel empfehlen. Sein neuester Tipp: «Wo die Nacht beginnt» von Deborah Harkness. «Noch eine Vampirgeschichte? Ja, und was für eine! Nach ‹Die Seelen der Nacht› legt Deborah Harkness jetzt mit der Fortsetzung ‹Wo die Nacht beginnt› nach – das ist der zweite Teil ihrer ‹All-Souls›-Trilogie. Im Mittelpunkt der Geschichte steht Diana Bishop, die eigentlich eine mächtige Hexe ist. Sie hat jedoch nach dem gewaltsamen Tod ihrer Eltern allem Übersinnlichen abgeschworen und sich der Wissenschaft zugewandt. Bis ihr eines Tages dank ihrer Magie ein seit langem verschollenes Manuskript in die Hände fällt. Plötzlich sind nicht nur die Hexen hinter ihr her, sondern auch Dämonen und Vampire. Zum Glück scheint ihr der nicht unattraktive 1500-jährige Vampir Matthew Clairmont helfen zu wollen. Zusammen machen die beiden sich daran, die Geheimnisse des Manuskripts zu ergründen ... Deborah Harkness beschreibt eine magische und romantische Reise durch Raum und Zeit, auf der Matthew und Diana auch mit den Geistern ihrer eigenen Vergangenheit konfrontiert werden. Von Anfang an schlugen mich die Geschichte um Diana und Matthew, die grossartige Welt, in der die Bücher spielen, sowie die tollen Figuren, die sie bevölkern, in den Bann. Atemlos begleitete ich Diana und Matthew auf ihrer Reise, bis ich um sechs Uhr morgens den zweiten Band zu Ende gelesen hatte. Für jeden Vampir- und RomantasyFan unbedingt zu empfehlen!» Wo die Nacht beginnt Deborah Harkness 800 Seiten CHF 31.90 Blanvalet
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ten geht es um Metamorphosen. Diesmal steht der junge Giurlà im Zentrum. Er wächst in einem Fischerdorf auf, liebt das Meer, wird dann aber in die Berge geschickt, um dort Ziegen zu hüten. Zunächst verliebt er sich in die für ihn ungewöhnliche Landschaft – und dann in die Ziege Beba. Aus dem Fischerjungen wird ein begeisterter Bergbub. Als Giurlà Anita kennenlernt, die Tochter des Marchese, entscheidet er sich zwar für die Liebe zur Frau, aber auch Anita macht einen Wandel durch, der dem jungen Mann schliesslich die Erfüllung aller Träume ermöglicht.
Altmeister aller Klassen Andrea Camilleri ist ungemein produktiv: In diesem Frühling erscheinen von ihm gleich mehrere neue Bücher auf Deutsch. Sie lassen erkennen, warum der Sizilianer nicht allein wegen seiner Montalbano-Krimis ein Bestseller-Autor ist. Marius Leutenegger
Es scheint einfallslos, einen Beitrag über Andrea Camilleri mit einer Bemerkung über dessen Alter einzuleiten. Doch man kommt einfach nicht umhin, fortwährend daran zu denken, wie betagt dieser Mann ist, wenn man über ihn schreibt. Denn sein Alter macht seine ohnehin eindrückliche Schaffenskraft zu einem fast wundersamen Ding: Camilleri wird diesen Sommer sage und schreibe 88 Jahre alt – und wirft scheinbar völlig unberührt von dieser Tatsache Buch um Buch auf den Markt. Es ist aber nicht allein die schiere Masse, die tiefen Respekt einflösst, sondern vor allem die hohe Qualität dieses Alterswerks: Fast jedes neue Buch von Camilleri bietet neue Überraschungen und macht Freude. Es kommt einem vor, als hätte hier einer viel Inspiration und Talent für sein Spätwerk aufgespart – und käme kaum noch nach, die vielen Ideen und Projekte, die ihm im Kopf herumschwirren, zu verwerten.
Ein Sizilianer in Rom Ausnehmend produktiv war Camilleri aber schon immer. Bis zu seiner Pensionierung arbeitete er als Regisseur bei der RAI, der italienischen Rundfunkanstalt. Dort gingen 1300 Radioproduktionen und 80 Fernsehspiele auf sein Konto; nebenher führte Camilleri auch noch bei 120 Theaterinszenierungen Regie. Er war einer der ersten, der dem italienischen Publikum Dramatiker wie Strindberg, Beckett oder Ionesco näherbrachte. Noch heute lebt der dreifache Vater und vierfache Grossvater mit seiner Frau in der Nähe der RAI-Studios in Rom. Seine Wurzeln hat Camilleri aber in Sizilien, genauer: In der Hafenstadt Porto Empedocle in der Nähe von Agrigento. Dort kam er am 6. September 1925 zur Welt, zu einer Zeit also, als Mussolini in Italien regierte. Camilleri setzte seine Geburtsstadt auf die literarische Landkarte, indem er sie unter dem Namen Vigàta zum Schauplatz
seiner berühmtesten Buchreihe machte: In Vigàta spielen die Kriminalfälle um Commissario Salvo Montalbano. Porto Empedocle war über diese Ehrung übrigens so entzückt, dass es den offiziellen Namen vorübergehend in «Porto Empedocle Vigàta» änderte – mit freundlicher Genehmigung von Andrea Camilleri, der sich seiner Heimat tief verbunden fühlt. «Ich bin Sizilianer und bleibe Sizilianer», sagte er in einem Interview. «Es gibt keinen Sizilianer, dem Sizilien nicht fehlt. Deshalb kann ich nur davon und über nichts anderes sprechen.»
Ein besonderer Menschenschlag Tatsächlich spielt die Insel in gewisser Weise die Hauptrolle im Werk Camilleris. Fast jede europäische Macht war einmal auf Sizilien tonangebend, zuweilen gaben sich ausbeuterische Herrscher hier förmlich die Klinke in die Hand. Die Bevölkerung lernte vor diesem Hintergrund, sich selber zu arrangieren, auf die Familie zu bauen, dem Staat abgrundtief zu misstrauen, im richtigen Moment zu schweigen und diskret zu agieren. Das brachte einen aussergewöhnlichen Menschenschlag hervor – und begünstigte auch das Entstehen der Mafia. Immer wieder geht es bei Camilleri um die grossen und kleinen Klüngeleien in Gesellschaft und Politik, um diffuse Hierarchien, natürlichen Respekt – und darum, wie man in einer geheimnisvoll strukturierten Gesellschaft einen eigenen Weg findet, ohne völlig aus dem Tritt zu geraten. Auch Commissario Salvo Montalbano ist ein Einzelgänger, der vielem misstraut, aber dank seinem Hang zum Genuss als lebensfroher Schwarzseher daherkommt. Die Figur des Commissario, die er übrigens nach seinem Vater zeichnete, ermöglicht Camilleri den engagierten Positionsbezug – gegen die schlampige, jede Institution verachtende Regierungsführung von
© Nagel & Kimche Verlag
Messerscharf beobachtet
Berlusconi zum Beispiel, gegen Buckeleien, gegen den Niedergang wertvoller Beziehungsstrukturen und die Macht des Internets.
Ein greiser und weiser Jungspund Wie Montalbano ist Camilleri aber kein Stänkerer – und auch keiner, der schwer an den Umständen leidet. Das Spätwerk von Camilleri ist deshalb so gut, weil es das Beste aus mehreren Lebensaltern vereint: den sprühenden Einfallsreichtum der Jugend, den Witz und das Selbstbewusstsein des Mannes in den besten Jahren, die Weisheit und Milde des Greises. Camilleri ist in gewissem Sinne ein Lausbub geblieben, ein zuweilen rotzfrecher sogar – aber einer, dem man nun wirklich nicht mehr erklären muss, wie der Hase läuft. Dass sein Werk so frisch daher kommt, hat vielleicht auch damit zu tun, dass Camilleri erst spät hauptberuflicher Autor wurde. Als sein erster Roman «Hahn im Korb» erschien, war er bereits 53 Jahre alt. Und Montalbano erblickte vor nicht einmal 20 Jahren das Licht der Welt. Seither schreibt Camilleri fast so schnell wie der in dieser Hinsicht unerreichbare Georges Simenon: in gewissen Jahren gleich vier Romane. Auch 2012 ist ein Camilleri-Jahr. Kindler veröffentlicht «Ein Samstag unter Freunden», die Übersetzung eines Romans von 2009, und Klett-Cotta bringt «Richter» in
die Läden; diese Geschichte verfasste Camilleri 2011. Fast gleichzeitig erscheinen auch noch zwei neue Romane, auf die wir hier etwas näher eingehen wollen: «Die Sekte der Engel», herausgegeben von Nagel & Kimche, und «Der Hirtenjunge», erschienen bei Kindler.
Zumindest halbwahr Als kulturell interessierter und beschlagener Autor hat Camilleri schon viele historische Romane verfasst. Nagel & Kimche publiziert eine Reihe von Geschichten, in denen sich der Sizilianer auf wahre, wenn auch zuweilen äusserst mysteriöse Begebenheiten abstützt – und diese gekonnt in unterhaltsame Romane packt. «Streng vertraulich» handelte von einem nichtsnutzigen äthiopischen Prinzen, der in der Mussolini-Zeit zum Studium nach Italien kam – und hier die Behörden auf Trab hielt. In «Die Münze von Akragas» erzählte Camilleri von einem Goldstück, das 400 v. Chr. verloren ging, im 20. Jahrhundert plötzlich wieder auftauchte und eine Spur aus Glück und Unglück hinter sich herzog. Der neueste Band dieser Reihe, «Die Sekte der Engel», handelt von einer mehr als seltsamen Welle von Schwangerschaften, die über eine sizilianische Kleinstadt schwappt: Unverheiratete junge Frauen tragen plötzlich dicke Bäuche vor sich her – und es handelt sich dabei ausgerechnet um die gottes-
fürchtigsten Bürgerinnen. Der linke Anwalt Teresi, ein typischer Camilleri-Held, versucht, hinter das Geheimnis zu kommen – und sieht sich plötzlich mit Mauern von eisigem Schweigen und unverhohlenen Drohungen konfrontiert. Dass er den Skandal schliesslich aufdeckt, bringt ihm keinen Ruhm ein, sondern nur Verachtung.
Deftig und plastisch Mit spürbarer Lust, aber fein geführter Klinge zerfetzt Camilleri den schönen Schein der Rechtschaffenheit, hinter der sich die Gesellschaft versteckt. Selbst die Bösewichter geniessen offenbar seine Sympathie – es handelt sich bei ihnen ja auch um echte Sizilianer –, schlimmstenfalls werden sie einfach mit verschmitztem Spott übergossen. Als eine Art «Volksliterat», als der er sich immer verstanden hat, spart Camilleri auch nicht mit Deftigkeiten. Und fast unerreicht ist seine Kunst, seinen Leserinnen und Lesern Schauplätze und Umstände mit wenigen Worten näherzubringen – man riecht die Kleinstadt förmlich, man spürt die Sonne brennen und erlebt die ungemütliche Situation von Teresi am eigenen Leib. Fast noch intensiver taucht man in «Der Hirtenjunge» ins Geschehen ein. Mit diesem Roman schliesst Camilleri einen Zyklus ab, zu dem auch «Die Frau aus dem Meer» und «Der Bahnwärter» zählen. In allen diesen Geschich-
Zwischendurch stockt einem beim Lesen ein wenig der Atem – Camilleri scheut sich nicht, Giurlàs Liebe zur Ziege über das Platonische hinaus darzustellen. Und der Schluss des Buchs, der hier natürlich nicht verraten wird, könnte den einen oder anderen Leser ebenfalls etwas irritieren. Wunderschön aber sind die Beschreibungen des einfachen Hirtenlebens und der süditalienischen Landschaften. Messerscharf beobachtet Camilleri die Beziehungen der Hirten untereinander, auch hier sagt er mit ganz wenigen Worten viel. Als Einstieg ins grosse Werk des Sizilaners ist «Der Hirtenjunge» aber nur bedingt zu empfehlen; die Liebe zur Ziege, so nachvollziehbar sie hier auch dargestellt wird, lässt einfach einen etwas schalen Nachgeschmack zurück. Camilleri scheint sich dessen durchaus bewusst zu sein – denn seiner Geschichte stellt er ein Schlusswort nach, das den ganzen Schalk des Altmeisters erkennen lässt: «In der Antike liessen sich Metamorphosen leichter erzählen und auch leichter durchführen.»
Die Sekte der Engel 234 Seiten CHF 28.90 Nagel & Kimche
Der Hirtenjunge 201 Seiten CHF 23.90 Kindler
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Das Geheimnis des Schweizer Erfolgs Schweizer Firmen und Unternehmer sind auf der ganzen Welt bekannt – und in den allermeisten Fällen auch gern gesehen. Woran das liegt, ergründet der Finanzexperte R. James Breiding in seinem neuen Buch. Erik Brühlmann
Rachel Hartman
Serafina – Das Königreich der Drachen Die Drachen könnten die Menschen ganz einfach vernichten. Doch sie sind zu fasziniert von ihnen. Dies ist die Basis des fragilen Friedens zwischen den beiden Völkern – eine Basis, die plötzlich zu bröckeln droht, als der Thronanwärter ihres gemeinsamen Königreichs brutal ermordet wird. Auf Drachenart. Die junge Serafina hat guten Grund, beide Parteien zu fürchten. Denn das erst seit kurzem am Hof lebende Mädchen hütet selbst ein Geheimnis. Als sie in die Mordermittlungen verwickelt wird, kommt der scharfsinnige junge Hauptmann der Garde, Lucian Kiggs, diesem Geheimnis gefährlich nahe und droht, ihre Verstrickung mit der Welt der Drachen zu enthüllen und ihr ganzes Leben für immer zu zerstören.
Justin Cronin
Die Zwölf
Zu Anfang waren es nur zwölf Kriminelle, die auf die Todesstrafe warteten. Doch dann wurden sie auserwählt für ein geheimes Experiment. Es sollte den Fortschritt bringen – aus den Kriminellen sollten mehr als nur Menschen werden. Doch das Projekt schlug fehl. Jetzt sind es diese Zwölf, die das Leben auf der Erde bedrohen und die das Ende der Menschheit bedeuten könnten. Die letzte Hoffnung ruht auf einem Mädchen. Amy ist die Einzige, die sich der Macht der Zwölf entgegenstellen kann. Aber der Gegner ist stark, und Amys Kraft scheint mehr und mehr zu schwinden … Der zweite Band von Justin Cronins erfolgreicher Endzeit-Trilogie, die mit «Der Übergang» ihren furiosen Anfang nahm.
Josephine Angelini
Göttlich verliebt
Ein zweiter Trojanischer Krieg steht unmittelbar bevor. Weil die Scions sich gegenseitig bekämpfen, liegt es allein an Helen, Lucas und Orion, neue Verbündete für ihre bislang grösste Schlacht zu finden. Und Verbündete brauchen sie dringend, um zu verhindern, dass die sterbliche Welt in die Hände der zwölf unsterblichen Götter fällt. Zugleich wächst Helens Macht – und damit das Misstrauen ihrer Freunde. Doch Helen kann deren Vertrauen zurückgewinnen und den unsterblichen Zeus in letzter Minute bezwingen. Aber was wird aus ihrem ganz persönlichen Kampf um ihre Liebe zu Lucas? Der fulminante Abschluss der erfolgreichen «Göttlich»-Trilogie.
Dieter Borchmeyer
Richard Wagner. Werk – Leben – Zeit 2013 jährt sich Richard Wagners Geburtstag zum 200. Mal. Viele Biografien erscheinen. Besonders fundiert ist jene des Wagner-Experten Dieter Borchmeyer – sie stellt die Summe seiner jahrzehntelangen Wagner-Forschungen dar. Borchmeyer verbindet Wagners Leben – mit all seinen künstlerischen und politischen Implikationen – mit einer ungemein aufschlussreichen Beleuchtung von Wagners Werk. Die musikalisch-dramatischen, literarischen und theoretischen Betrachtungen bewegen sich im Spannungsfeld von Wagners Leben, seinen persönlichen Beziehungen und seiner Zeit. So entsteht ein Bild des grossen Komponisten, das ebenso authentisch wie spannend ist – ein würdiger Beitrag zum Wagner-Jahr!
512 Seiten
832 Seiten
464 Seiten
404 Seiten
CHF 27.90
CHF 35.90
CHF 29.90
CHF 36.90
cbj
Goldmann
Dressler
Reclam
ISBN 978-3-570-15269-0
ISBN 978-3-442-31179-8
ISBN 978-3-7915-2627-0
ISBN 978-3-15-010914-4
Mit «Wirtschaftswunder Schweiz» ging der schweiz-amerikanische Finanzexperte R. James Breiding auf die Suche nach Gründen, weshalb die Schweiz reich wurde. Sein neues Buch «Swiss Made – The untold story behind Switzerland’s success» erzählt vom Aufschwung der Schweizer Wirtschaft, von ihren Flaggschiffen und den Kapitänen, die kleine Unternehmen zu weltweit bekannten und angesehenen Unternehmen machten.
Auf Englisch, aber auch für Schweizer Der Titel lässt es vermuten: «Swiss Made» kommt in englischer Sprache daher – und das mit Absicht. Schliesslich, so der Autor, gebe es noch kein Buch für ein englischsprachiges Publikum, das sich ernsthaft mit der Schweiz im Allgemeinen und mit ihren wirtschaftlichen Errungenschaften im Besonderen auseinandersetze. Dies sei vor allem deshalb schade, weil Besucher aus aller Welt oft ein verzerrtes Bild der Schweiz hätten, das entweder von den idyllischen Skiferien in den Bergen oder von den Negativschlagzeilen zu Themen wie dem Bankgeheimnis beeinflusst sei. Aber auch das englischsprechende Schweizer Publikum kann bei der Lektüre viel Neues erfahren. Denn das Buch ist nicht nur ein Crash Course in Schweizer Wirtschaftsgeschichte, sondern es zeichnet auch den Werdegang von Unternehmen wie Holcim, Nestlé oder Sulzer nach und gräbt dabei so manche lustige Anekdote aus. Oder hätten Sie gewusst, dass das Nestlé-Management von der mega-erfolgreichen Produktlinie «Nespresso» zunächst so wenig überzeugt war, dass man nur im fernen Japan und höchst widerwillig einen kleinen Testballon steigen liess?
Die Aussensicht des Schweizers Es ist wohl kein Zufall, dass ein Buch wie «Swiss Made» von einem schweizerisch-
amerikanischen Doppelbürger geschrieben wurde. Wahrscheinlich könnte ein Schweizer das Buch in dieser Form auch gar nicht präsentieren, liegt es dem «homo helveticus» doch überhaupt nicht, seine Leistungen ins Rampenlicht zu stellen – schon gar nicht, ohne den Moralfinger zu heben und nicht mindestens da und dort (Selbst-)Kritik zu üben. Breiding hingegen, 1958 in Cincinnati geboren, präsentiert die Leistungen der Schweizer Wirtschaftspioniere in typisch amerikanisch-positiver Manier. Glücklicherweise widersteht er dabei der ebenfalls typisch amerikanischen Versuchung, die Dinge zu verherrlichen, was vermutlich dem Schweizer in ihm zuzuschreiben ist. So entstand ein Buch, das die Dinge aufzeigt, ohne sie auf- oder abzuwerten.
Viele Steine für das Puzzle Woran liegt es denn nun, dass die kleine Schweiz, die weder über natürliche Ressourcen noch über einen Meeranschluss verfügt, in so unterschiedlichen Branchen wie der Pharma-, Uhren- oder Nahrungsmittelindustrie weltweit erfolgreiche Firmen hervorgebracht hat? Und woran liegt es, dass internationale Konzerne wie Google oder Cisco nur allzu gern grössere Niederlassungen oder gar Hauptquartiere in der Schweiz betreiben? Wie so oft ist die Antwort weder einfach noch eindeutig. Vielmehr liege sie, so Breiding, im Zusammenspiel vieler Faktoren wie der zentralen Lage der Schweiz in Europa, der hiesigen Wertschätzung von individueller Leistung und Arbeit sowie der Bedeutung von Wissen und Ausbildung.
Erfolgsfaktor Neutralität Nicht zuletzt habe auch die politische Neutralität der Schweiz eine grosse Rolle in so mancher unternehmerischer Erfolgsgeschichte gespielt. Dadurch, dass sich die
Schweiz traditionell im Grossen und Ganzen aus internationalen Querelen herausgehalten habe, sei sie zu einer Art sicherem Hafen für unzählige Immigranten geworden. So manches Unternehmen, das wir heute ganz selbstverständlich als gut Schweizerisch anerkennen, wurde denn auch von Einwanderern gegründet oder erfuhr durch solche den entscheidenden Entwicklungsschub. So hiess zum Beispiel Henri Nestlé eigentlich Heinrich Nestle und war ein politischer Flüchtling aus Deutschland; Leo Henryk Sternbach, der für Hoffmann-La Roche das konzernrettende Valium erfand, war ein Flüchtling aus Polen; Swatch-Mastermind Nicolas Hayek war gebürtiger Libanese; und Zigarrenkönig Zino Davidoff stammte ursprünglich aus der heutigen Ukraine. Nicht schlecht für ein Land, dem R. James Breiding ein gewisses Mass an Xenophobie attestiert.
Lehrreich und unterhaltsam Alles in allem ist «Swiss Made» ein Buch, das sowohl lehrreich als auch unterhaltsam ist und damit ganz in der anglo-amerikanischen Tradition von Sachbüchern steht. Für eine ausländische Leserschaft zeichnet es ein Bild der Schweiz und ihrer wirtschaftlichen Leistungen, das akkurat und wertneutral ist; dem Schweizer Publikum bietet es Einblicke in Unternehmen und ihre Geschichten, wie es sie in dieser Dichte bisher nur ganz selten, vielleicht gar nicht gegeben hat. Grund genug, das Buch zu öffnen und sich auf die Reise vom Instantkaffee zur Eternitplatte zu begeben!
Swiss Made – The untold story behind Switzerland’s success 388 Seiten CHF 49.90 Profile in englischer Sprache
42 | ORELL FÜSSLI
Books Nr. 1/2013
eBooks zum Anfassen
ORELL FÜSSLI | 43
Alle Bücher finden Sie auch auf
Die eReader mit Shopanbindung
eBooks haben viele Vorteile: Sie brauchen keinen Platz, sind günstiger als gedruckte Bücher und können auf dem eReader in gewünschter Schriftgrösse gelesen werden. Bislang hatten sie aber den Nachteil, dass der Bücherkauf kein besonders sinnliches Erlebnis war. Diese Zeiten sind vorbei: In Zürich hat Orell Füssli den ersten eBook-Shop der Schweiz eröffnet! Marius Leutenegger
Dank kostenlosem WiFi kann man gleich vor Ort eBooks herunterladen – bei 400'000 verfügbaren Titeln herrscht auch hier bereits die Qual der Wahl.
Hemmschwellen abbauen
Schon seit Jahren ist das eBook ein Medienthema – dennoch fristete es im Markt bislang eher ein Nischendasein. Damit ist es allmählich vorbei: eBook und eReader werden mehr und mehr zur Selbstverständlichkeit. Zwischen 2011 und 2012 stieg der Marktanteil von eBooks in den USA von 6,2 auf sagenhafte 25 Prozent. Das heisst: Im letzten Jahr war jedes vierte in den USA verkaufte Buch ein elektronisches. Das mag auch damit zusammenhängen, dass es in den USA – vor allem in kleineren Städten – nur wenige Buchhandlungen gibt. In Europa, wo der stationäre Buchhandel traditionell stark ist, entwickeln sich die Verkaufszahlen von eBooks etwas weniger spektakulär. Doch auch hier ist die Tendenz eindeutig: Der Marktanteil der eBooks steigt und steigt. Bei Orell Füssli rechnet man damit, dass er sich bis 2015 jährlich verdoppeln wird.
Nur spezialisierte Mitarbeitende Orell Füssli ist ein uraltes Unternehmen – mit Gründungsjahr 1519 gehört es zu den
200 ältesten der Welt. Das bedeutet aber nicht, dass es besonders konservativ wäre, im Gegenteil: Wer so lange überlebt, hat sich wohl immer wieder erfolgreich der Zeit angepasst. Deshalb nimmt Orell Füssli die digitale Herausforderung an. Das Unternehmen hat ein ganzes «eReading-Ökosystem» aufgebaut, vom eigenen eReader bis zum vielseitigen eBook-Sortiment und verschiedenen Apps. Das jüngste und am meisten Aufsehen erregende Element des Systems ist aber der eBook-Shop: Als erste Buchhandlung der Schweiz verfügt die Filiale Kramhof an der Zürcher Bahnhofstrasse über eine Abteilung rund um eReader und eBook. Und diese findet man nicht irgendwo im Laden, sondern an prominentester Stelle: im Eingangsbereich. Auf 20 Quadratmetern kann man die verschiedenen elektronischen Lesegeräte testen und attraktive Accessoires aussuchen. Fünf spezialisierte Mitarbeitende beraten Kundinnen und Kunden bei der Geräteauswahl, unterstützen sie bei der Erstinstallation eines eReaders und bieten Support.
Angelpunkt der eBook-Welt von Orell Füssli ist ein eReader mit Shopanbindung: der Bookeen Odyssey. Das handliche, nur gerade 180 Gramm schwere Gerät, auf dem sich standardmässig etwa 2000 eBooks abspeichern lassen, ist sozusagen der Hyundai unter den Readern: ein Modell, das keine Wünsche offen lässt, aber bezahlbar ist. Mit dem Bookeen Odyssey, den es auch in einer Ausführung mit LED-Beleuchtung gibt, kann man alle eBooks von Orell Füssli ohne Umweg über einen PC herunterladen. Das sei ein Kinderspiel, meint András Németh von der Geschäftsleitung der Orell Füssli Buchhandlungs AG. «Natürlich muss man das System zuerst kennenlernen, aber unsere spezialisierten Mitarbeitenden zeigen gern, wie alles funktioniert.» Für Berührungsängste gegenüber der neuen Technologie gibt es also keinen Grund mehr.
Bookeen Odyssey Frontlight HD Der Bildschirm in HD-Auflösung – der aktuell bestmöglichen auf dem Markt – ist auf Knopfdruck beleuchtet. CHF 165.–
Bookeen Odyssey 2013 Edition Marktüblicher Bildschirm ohne Beleuchtung. CHF 129.–
Ein neues Geschwister für Globi! Kinderbücher produziert der Orell Füssli Verlag (OFV) schon lange – auch wenn man das auf den ersten Blick nicht unbedingt sieht. Denn zum OFV gehören auch die beiden höchst erfolgreichen Verlage Globi und Atlantis, die zusammen fast einen Drittel des Gesamtumsatz erwirtschaften. Zu den Stärken der beiden Kinderbuchverlage zählt ihr klar umrissenes Profil. Das hat allerdings auch einen Nachteil: «Uns wurden immer wieder interessante Projekte und Neuheiten angeboten, die nicht so recht in die Programme passten und die wir deshalb andern überlassen mussten», sagt die langjährige Globi-Verlegerin Gisela Klinkenberg. Nun hat der OFV darauf reagiert – und einen dritten Kinderbuchverlag gegründet: Orell
Spezifikation beider Geräte: p 20 Schriftgrössen p E-Ink-Bildschirm mit 16 Graustufen für ein gestochen scharfes Schriftbild in Papieroptik. p 2 GB interner Speicher für rund 2000 eBooks; mit Speicherkarte auf 32 GB erweiterbar p Akkulaufzeit von etwa zwei Monaten p Grösse: 12 x 16 cm, 1 cm dünn p Gewicht: 180 Gramm
Füssli Kinderbuch. Das Programm ist auf Buben und Mädchen von eins bis elf ausgerichtet. Zu den Schwerpunkten zählen Serien, etwa die Reihen «Was ist hier los?» und «Entdecke ...», bei denen sich die Kinder spielerisch einem Thema annähern können. «Wir publizieren aber auch herausragende Einzelwerke», versichert Gisela Klinkenberg, die den neuen Verlag führt. Beispiele dafür sind «Frechdachs und Angsthase» des Baslers Nicolas d’Aujourd’hui oder «Olivia und das grosse Geheimnis» von Tor Freeman. «Gross werden mit Orell Füssli Kinderbüchern»: Der Slogan des jungen Verlags ist kein leeres Versprechen, denn mit seinem breiten Angebot kann er Kinder tatsächlich während Jahren begleiten.
Happy Birthday, Filiale! Gleich zwei Filialen von Orell Füssli konnten in jüngster Zeit Jubiläen feiern: Das neu umgebaute Geschäft an der Marktgasse in Winterthur wurde 15 Jahre alt – und die Filiale am Zürcher Bellevue schloss ihr erstes Lebensjahrzehnt ab. Gefeiert wurde natürlich mit viel Literatur: Am Bellevue beehrten Michael Theurillat und Nele Neuhaus das Geburtstagskind mit einem Besuch und einer Lesung. Vor allem boten die Jubiläen aber Gelegenheit, den Kundinnen und Kunden Danke zu sagen – und ihnen ein süsses Stück Geburtstagstorte anzubieten.
Weitere Läden geplant Das enorme Interesse von Kundinnen und Kunden am neuen Angebot zeigt: Der Entscheid, einen physischen eBook-Shop zu eröffnen, war richtig. Beratung, Support und Testmöglichkeiten sind begehrt. «Wir richten daher auch in anderen grösseren Filialen eBook-Shops ein», versichert der CEO von Orell Füssli, Michel Kunz. Denn das eBook wird das gedruckte Buch wohl nicht verdrängen – aber es ist auf dem besten Weg, sich als ganz normales Medium zu etablieren.
Geniessen Sie spontane und spannende Ausflüge ohne zeitraubende Vorbereitungen. Verwöhnen Sie kulinarisch eine Gruppe mit neuen Ideen und einer stressfreien Planung. Die Freizeitführer des Werd Verlags helfen Ihnen dabei und sind Ihre sicheren Begleiter. JUDITH GMÜR I KARIN PREDIERI
URSULA KOHLER
G A B R I E L L E AT T I N G E R
Feine Rezepte und praktische Tipps für Lager, Schulen, Mittagstische, Kantinen, Feste und grosse Familien. Mit farbigen Illustrationen und Spiralbindung. ISBN 978-3-85932-704-7
20 zweitägige Ausflüge mit Kind und Kegel. Zahlreiche Karten und farbige Abbildungen. ISBN 978-3-85932-700-9
20 neue Tipps für Kurzferien in der Schweiz. Zahlreiche farbige Abbildungen. ISBN 978-3-85932-699-6
Wer Neues entdecken will, findet unter den 20 quasi pfannenfertigen zweitägigen Touren mit vielfältigen Varianten bestimmt immer wieder den passenden Ausflug.
Wer diesen Reiseführer in der Hand hat, braucht nur noch die Tasche zu packen und los geht’s – in rundum genussreiche, erholsame Kurzferien.
Die Frage nach dem «Was koche ich heute?» erübrigt sich mit diesem Buch. Freuen Sie sich auf strahlende Gesichter und dankbare Komplimente an langen Esstischen. und bewertet.
werdverlag.ch
44 | Kochbücher
Books Nr. 1/2013
Mit Würze kochen
Eine Prise eines Gewürzes kann ein Gericht zum Gedicht, ein anderes aber ungeniessbar machen. Neue Kochbücher helfen, gezielt zu würzen. Markus Ganz
Wissenschaftliche Hilfe Nicht nur für Hobbyköche ist es immer wieder eine Überraschung, dass gewisse Gewürze und Lebensmittel zusammenpassen – und andere wiederum gar nicht. Wenn das Kombinieren keine Lotterie sein soll, dann ist «Aroma – Die Kunst des Würzens» ein Buch, das neue Türen zum Kochen eröffnen kann. Der Polymerforscher und Gastrosoph-Professor Dr. Thomas A. Vilgis und der Publizist Thomas A. Vierich erklären darin auf wissenschaftlicher Grundlage, warum etwa Chili zu Vanille, Lavendel zu Basilikum und Sojasauce zu Erdbeeren passen. Sie verraten auch, bei welcher Temperatur sich ein Aroma optimal entfalten kann und weshalb etwa der Geruch der Nori-Algen verschwindet, wenn sie gekocht werden. Neben solchen Geschmacksbeispielen bietet dieses Buch auch Rezepte und einen Lexikonteil mit Angaben zu über 400 aromatischen Zutaten. Dank einem raffinierten Farbleitsystem wird es überraschend einfach, diese zu kombinieren.
Kochbücher | 45
Alle Bücher finden Sie auch auf
Gewürze Tanja Grandits, Michael Wissing (Fotos) 336 Seiten CHF 41.90 AT
Für Sie probiert: Kichererbsen-Lorbeer-Kroketten mit Avocadocreme Rezept aus dem nebenan besprochenen Buch «Gewürze»
Aroma – Die Kunst des Würzens Thomas A.Vierich, Thomas A. Vilgis 510 Seiten CHF 59.– Stiftung Warentest
550 Jahre Schabziger Erika Lüscher 160 Seiten CHF 29.90 FONA
Uralt und urwürzig
Eines der ältesten Markenprodukte der Welt: Glarner Schabziger. Zu seinem ziemlich runden Geburtstag erscheint das schöne Buch «550 Jahre Schabziger».
Gewürze sind weit mehr als ein Mittel, um Speisen mehr Geschmack zu verleihen. Sie können den Eigengeschmack von Lebensmitteln nicht nur ergänzen, sondern auch stark verändern, sie können durch Kombinationen sogar neue Aromen schaffen – und sie können Erinnerungen wecken: Zimt etwa an Weihnachten zuhause, Lavendel vielleicht an eine Liebschaft in der Provence und Sechuanpfeffer an eine Chinareise.
Erinnerungen wecken «Gewürze sind pures Gold – neben den besten Grundprodukten der grösste Schatz in meiner Küche», schreibt die Spitzenköchin Tanja Grandits in ihrem prächtigen Bildband «Gewürze». Die Chefin des Basler Restaurants Stucki betont aber auch, dass Gewürze Leidenschaft in ein Gericht bringen können und oft eng mit unseren Erinnerungen verknüpft sind. «Meine Kindheit duftet nach Zimt», schreibt sie in
der Einleitung, «so duftet Grossmutters Apfelmus – es ist süss und hat doch eine gewisse Schärfe.» 50 Gewürze stellt sie im ersten Buchteil vor und charakterisiert sie auf ebenso prägnante wie persönliche Weise. Sie könne sich ein Leben ohne Ingwer gar nicht mehr vorstellen: «Er schmeckt frisch nach Limette, liefert auch ordentlich Schärfe und heizt einem damit von innen schön ein.» Neben allgemeinen Tipps zur Anwendung gibt Tanja Grandits auch Anregungen für Kombinationen: Ingwer kitzle aus der Pfefferminze die Frische erst richtig heraus. Im zweiten Buchteil präsentiert sie 150 Rezepte, und nicht etwa nur für ungewöhnliche Gerichte wie safranglasierter Rehrücken mit Mango-Hummus oder kardamomkonfierter Zander mit Grüntee und Pistazien-Couscous. Es finden sich auch viele Rezepte für einfache ApéroLeckerbissen wie Pistazien-Ajowan-Cracker und Basics wie Paprika-KorianderCreme.
Auch den Glarner Schabziger kann man als Gewürz einsetzen, obwohl er eigentlich ein magerer Hartkäse ist, dem bei der Herstellung Bockshornklee-Pulver beigemischt wird. Sein eigenwilliger Geschmack ist in der Schweiz wohlbekannt. Nur wenige Leute wissen jedoch, dass der Schabziger eines der ältesten Markenprodukte der Welt ist. Am 24. April 1463 legte die Glarner Landsgemeinde fest, wie der Ziger herzustellen sei. 550 Jahre später erscheint nun ein Buch, das die Geschichte dieses einzigartigen Käses und Geschichten über diesen erzählt. Erika Lüscher blickt in «550 Jahre Schabziger» aber nicht nur weit zurück, sondern berichtet auch von der Gegenwart – dass etwa 2002 die Schabzigerproduktion beinahe aufgegeben werden musste. Hinzu kommen Rezepte, nicht nur solche von klassischen Schabzigergerichten wie Glarnerhörnli, sondern auch neue von vielversprechend klingenden Kreationen wie Schabzigerpralinen im Nussmantel mit Birnenchutney.
Kochen für viele Wer schon für ein grösseres Fest, ein Ferienlager oder einen Mittagstisch in der Schule gekocht hat, weiss: Es kommt selten gut, wenn man die Rezeptangaben irgendeines Gerichtes nimmt und auf 12 oder 40 Personen hochrechnet. Judith Gmür-Stalder und Karin Predieri zeigen in ihrem Buch «Kochen für viele», wie man mit speziellen Rezepten für kleinere und grössere Gruppen gut und gesund kochen kann. Und dass dafür keineswegs Halbfertig- oder Fertigprodukte nötig sind. Unter den vielen vorgestellten Rezepten finden sich vor allem Gerichte, die in der Schweiz populär sind – wie etwa Hackbraten, Dampfnudeln oder Chili con carne. Die Autorinnen machen zudem Vorschläge für das Frühstück, für Getränke, Apérobuffets, Picknicks und Lunchboxen. Und sie geben viele praktische Tipps, wie man ein Essen für viele Personen vorbereitet und durchführt. Kochen für viele Judith Gmür-Stalder, Karin Predieri, Sjoerd van Rooijen (Illustrationen) 160 Seiten CHF 38.90 Werd
Zum Apéritif Zutaten:
Zubereitung:
Kroketten: 5 dl Milch 10 g Butter 2 EL Olivenöl 1 TL Fleur de Sel 2 Lorbeerblätter, zerbrochen 1 TL Korianderkörner, gemörsert ½ Limette, abgeriebene Schale 125 g Kichererbsenmehl 50 g Hartweizengriess zum Panieren Öl zum Frittieren Kresse zum Garnieren
Milch, Butter, Olivenöl und Fleur de Sel aufkochen. Lorbeerblätter, Korianderkörner und die Schale der Limette hinzugeben und 10 Minuten ziehen lassen. Die Gewürze abseihen und die Milch nochmals aufkochen. Das Kichererbsenmehl einrühren und 4 Minuten unter kräftigem Rühren köcheln lassen. In einer mit Backpapier ausgelegten Form etwa 2 cm dick ausstreichen. Abkühlen lassen. Runde Taler ausstechen, in Hartweizengriess wälzen und in 170 Grad heissem Öl frittieren. Auf Küchenpapier abtropfen lassen.
Avocado-Limetten-Creme: 1 Limette, Saft und abgeriebene Schale 2 TL Zucker 2 TL Grüntee 1 TL Koriandersamen 1 EL Crème fraîche 1 Avocado Salz, schwarzer Pfeffer aus der Mühle
Für die Avocado-Limetten-Creme Limettensaft und -schale mit Zucker und Grüntee aufkochen, wenig einkochen. Die Crème fraîche einrühren und 5 Minuten ziehen lassen. Durch ein Sieb streichen. Die Avocado mit der Limettencreme mixen und mit Salz und Pfeffer abschmecken. Die Kichererbsenkroketten aufspiessen und einen Tupfer Avocadocreme daraufgeben. Eventuell mit etwas Kresse garnieren.
46 | Buchtipps
Books Nr. 1/2013
BUCHtipps | 47
Alle Bücher finden Sie auch auf
Susanna Tamaro
Fulvio Ervas
Danielle Hawkins
Fabio Volo
Nicholas Sparks
Rainer Merkel
Hilary Mantel
Taiye Selasi
Matteo lebt ganz im Einklang mit der Natur in einer Hütte im Bergwald. Er ist auf der Suche nach Antworten – denn das Leben des einstmals angesehenen Kardiologen zerbrach, als ihm alles genommen wurde, was er liebte. Erst als er eines Tages überraschenden Besuch bekommt, begreift er: Nichts im Leben ist je wirklich hoffnungslos, und nichts ist vergeblich. Ein Buch voller Weisheit, Spiritualität und Liebe. Seit «Geh, wohin dein Herz dich trägt» hat Susanna Tamaro keinen so reichen und berührenden Roman mehr geschrieben.
Der 17-jährige Andrea lacht viel und wirkt glücklich. Aber er ist wie ein Funkgerät, das nur empfangen, aber nicht senden kann – er ist autistisch. Gefühle vermag er nicht zu formulieren, und um einen Eindruck von einer anderen Person zu erhalten, legt er die Arme um deren Bauch. Deshalb lassen Andreas Eltern den Satz «Wenn ich dich umarme, hab keine Angst» auf seine T-Shirts drucken. Über Jahre absolviert die Familie Therapie um Therapie. Bis sich Vater und Sohn auf ein Motorrad setzen und eine Fahrt ins Blaue antreten. Sie reisen von Florida nach Kalifornien, von Mexiko nach Guatemala und durch Brasilien. Und je weiter sie sich von zu Hause entfernen, desto näher kommen sie sich.
Als Josie ihren Freund in flagranti mit ihrer besten Freundin erwischt, packt sie kurzerhand die Koffer und flieht nach Neuseeland, auf die Farm ihrer Tante Rose. Zwischen Kühen und Schafen hofft sie, ihr Leben wieder in den Griff zu bekommen. Tante Rose empfängt sie mit offenen Armen – und einem kräftigen Gin Tonic. Das hilft fürs Erste. Aber dann begegnet Josie ihrer Jugendliebe Matt, und das Gefühlschaos ist komplett. Als Rose schwer erkrankt, wird Matt zu Josies wichtigster Stütze. Gemeinsam kümmern sie sich um Rose, die Farm und das Hausschwein Percy. Dabei kommen sie sich schnell wieder näher. Wartet die grosse Liebe vielleicht doch in der neuseeländischen Provinz?
Lorenzo wurde im Leben wenig geschenkt: Er wuchs in einfachen Verhältnissen auf und musste all seine Kraft darauf verwenden, sich durchzuboxen. Beruflich hat ihm das zu einer Traumkarriere in der Werbung verholfen. Seine Familie und seine Freundin kamen dabei jedoch zu kurz. Nun hat ihn Federica verlassen, und sein Vater hat sich enttäuscht von ihm abgewendet. Lorenzo setzt alles daran, die beiden geliebten Menschen zurückzugewinnen, doch womöglich ist es schon zu spät. Lieben und sich lieben lassen – kann man das überhaupt lernen? Die Geschichte eines jungen Mannes, der auf der Suche nach der verlorenen Liebe zu mehr Echtheit und zu sich selbst findet.
Die kleine Gemeinde Southport in North Carolina hat Zuwachs bekommen: Die junge Katie hat sich in einem komplett abgelegenen Bungalow niedergelassen. Sie ist sehr hübsch, gibt sich aber unscheinbar: Sie arbeitet als Kellnerin und schafft es dennoch, jeden näheren Kontakt zu vermeiden. Niemand kennt sie, und niemand weiss von ihrer Herkunft – oder von ihrem dunklen Geheimnis. Doch zwei Menschen kämpfen um ihre Zuneigung: Alex, der freundliche junge Witwer, und Jo, Katies schlagfertige Nachbarin. Wider Willen lässt sich Katie von beiden in eine freundschaftliche Beziehung verstricken. Und schon bald hegt sie für Alex stärkere Gefühle. Aber sie ist wild entschlossen, nie mehr einen Mann zu lieben.
Eigentlich sollte Benjamin von seinem Vater abgeholt werden. Stattdessen steht der 13-Jährige mitten in der Nacht allein am Flughafen von Monrovia. Ohne Pass und Gepäck, aber mit einem fremden Mantel, in dessen Taschen dicke Geldbündel stecken. Auf dem Weg in die Stadt wird er von zwielichtigen Gestalten verfolgt – und steht plötzlich vor dem gleichaltrigen Bo und der wohlstandsverwöhnten Brilliant. Haben die beiden ihn etwa schon erwartet? Auf der Suche nach seinem Vater lernt Benjamin, wie man über sich hinaus wächst, und er erlebt ein mitreissendes Abenteuer fürs Leben. Rainer Merkel erzählt eine Reise durch die afrikanische Welt und das Erwachsenwerden – eine rasante Road-Novel!
Thomas Cromwells Aufstieg am Hof von Henry VIII. verläuft parallel zu dem von Anne Boleyn. Wegen ihr hatte der König mit Rom gebrochen und eine eigene Kirche gegründet – und damit England ins politische Abseits manövriert. Als Anne ihm keinen Thronfolger schenken kann und sich der König in Wolf Hall in die stille Jane Seymour verliebt, begreift Cromwell, was auf dem Spiel steht: das Wohl der gesamten Nation. Beim Versuch, die erotischen Fallstricke und das Gespinst der Intrigen zu entwirren, muss er eine «Wahrheit» ans Licht bringen, die Henry zufriedenstellen und seine eigene Karriere sichern wird. Doch weder Minister noch König gehen unbeschadet aus dem blutigen Drama um Annes letzte Tage hervor.
Olu, Sadie und Taiwo sind in Boston, London und Ghana zu Hause – eine Familie, über Weltstädte und Kontinente verstreut. In Afrika haben sie ihre Wurzeln und überall auf der Welt ihr Leben. Bis plötzlich der Vater in Afrika stirbt. Nach vielen Jahren sehen sich die Familienmitglieder wieder und machen eine überraschende Entdeckung. Und sie finden das verloren geglaubte Glück: Zusammenhalt und Geborgenheit. Endlich verstehen sie, dass die Dinge nicht einfach ohne Grund geschehen. So wurde noch kein Familienroman erzählt. Taiye Selasi ist die neue internationale Stimme – jenseits von Afrika.
224 Seiten
320 Seiten
416 Seiten
260 Seiten
464 Seiten
688 Seiten
480 Seiten
400 Seiten
CHF 27.90
CHF 26.90
CHF 27.90
CHF 19.90
CHF 16.90
CHF 34.90
CHF 35.90
CHF 35.90
Piper
Diogenes
Marion von Schröder
Diogenes
Heyne
S. Fischer
DuMont
S. Fischer
ISBN 978-3-492-05509-3
ISBN 978-3-257-06851-1
ISBN 978-3-547-71187-5
ISBN 978-3-257-30016-1
ISBN 978-3-453-41053-4
ISBN 978-3-10-048444-4
ISBN 978-3-8321-9698-1
ISBN 978-3-10-072525-7
Mein Herz ruft deinen Namen
Wenn ich dich umarme, hab keine Angst
Dinner mit Rose
Zeit für mich und Zeit für dich
Safe Haven – Wie ein Licht in der Nacht
Bo
Falken
Diese Dinge geschehen nicht einfach so
48 | WETTBEWERB
Books Nr. 1/2013
VERANSTALTUNGEN | 49
Alle Bücher finden Sie auch auf
Das Literatur-Kreuzworträtsel
Veranstaltungen von Orell Füssli
Unter den richtigen Lösungen verlosen wir Bücher-Gutscheine: 1. Preis: CHF 200.–, 2. Preis: CHF 100.–, 3. Preis: CHF 50.–, 4. bis 10. Preis: je CHF 20.–.
16. Kaufleuten, Pelikanplatz, 8001 Zürich
März 16. 18.
Filiale Frauenfeld
20 h
L-Reihe: «Diese Dinge geschehen nicht einfach so»
17-21 h
Nacht der Frau
Lesung von Taiye Selasi, veranstaltet mit der Filiale Kramhof
Kellerbühne St. Gallen, St.Georgen-Str. 3
16. Filiale Marktgasse, Winterthur
17-20 h
25.
10.30 h
Filiale Frauenfeld
Märlischtund
19.30 h
JUNi
Buchverstellung und Demonstration von Gabriel Palacios
27.
Filiale Frauenfeld
10.30 h
Märlischtund
1.
Filiale Marktgasse, Winterthur Nachmittag
3.
Filiale Rösslitor, St. Gallen
Theo der Bär kommt zu Besuch
17-20 h
Handanalysen mit Monika Hauser
29.
10.30 h
28. Filiale Frauenfeld
Kellerbühne St. Gallen, St.Georgen-Str. 3
20 h
«Liebesgeschichte» Lesung mit Pedro Lenz, veranstaltet von der Kellerbühne in Zusammenarbeit mit der Filiale Rösslitor
Märlischtund
13. Filiale Marktgasse, Winterthur
17-20 h
29. Filiale Frauenfeld
10.30 h
Handanalysen mit Monika Hauser
Märlischtund
April 6.
Filiale Marktgasse, Winterthur Nachmittag
9.
Filiale Kramhof, Zürich
Theo der Bär kommt zu Besuch 18-20 h
«33 Dinge, die man in der Schweiz unbedingt getan haben sollte»
Mai
Buchvernissage mit Autor Wolfgang Koydl
1.
10.-14. OFFA Frühlings- und Trendmesse, St. Gallen
Filiale Rösslitor, St. Gallen
20 h
«Mit dem letzten Schiff» Lesung mit Eveline Hasler
Büchertisch
Veranstaltet mit der Filiale Rösslitor Filiale Marktgasse, Winterthur
17-20 h
Handanalysen mit Monika Hauser
✁ Lösungswort: Vorname / Name Adresse Bis am 18. Mai 2013 in einer der Orell-Füssli-Filialen in Zürich, Basel, Bern, Winterthur, Frauenfeld, am Flughafen Zürich oder bei Rösslitor Bücher in St. Gallen abgeben – oder per E-Mail an: books@books.ch. Über den Wettbewerb wird keine Korrespondenz geführt.
PLZ / Ort E-Mail
20 h
Literaturcafé
19 h
«Lesen für Leser»
11.
20.30 h
«Besser»
Handanalysen mit Monika Hauser
«Ich sehe dich»
30. Filiale Frauenfeld
Theo der Bär kommt zu Besuch
Lesung mit Doris Knecht
Lesung mit Thomas Meyer, veranstaltet von der Kellerbühne in Zusammenarbeit mit der Filiale Rösslitor
28. Filiale Marktgasse, Winterthur
Filiale Marktgasse, Winterthur Nachmittag
15. Filiale Bellevue, Zürich
20 h
«Wolkenbruchs wunderliche Reise in die Arme einer Schickse»
26. Filiale Rösslitor, St. Gallen
4.
Mehr Veranstaltungen und Informationen finden Sie auf www.books.ch
50 | Kolumne
Books Nr. 1/2013
UNSERE BUCHHANDLUNGEN ZÜ R I CH KRAMHOF Füsslistrasse 4, 8001 Zürich MO – FR: 09.00 – 20.00 | SA: 09.00 –18.00 AM BELLEVUE Theaterstrasse 8, 8001 Zürich MO – FR: 09.00 – 20.00 | SA: 09.00 – 18.00 THE BOOKSHOP Bahnhofstrasse 70, 8001 Zürich MO – FR: 09.00 – 20.00 | SA: 09.00 – 18.00
Schweizer Autorinnen und Autoren erzählen in «Books», warum sie schreiben. Heute: Thomas Meyer Ich schreibe, weil ich muss. Damit meine ich keine selbstauferlegte Pflicht, sondern eine der Seele, die leidet, wenn ich dieser Aufgabe nicht nachgehe, und die jubiliert, wenn ich sie erfülle. Es gibt nichts, was ich lieber mache, als zu schreiben, und ich wäre bereit, alles dafür zu geben. Bloss mein Sohn ist mir noch lieber als das Schreiben. Diese Radikalität ist sehr angenehm, denn sie befreit mich von diversen Fragen. Beispielsweise von jener, was noch aus mir werden soll. Darüber muss ich mir schon lang keine Gedanken mehr machen. Wie auch nicht darüber, wie ich mich mit den unsäglichen Launen arrangieren soll, welche die Leute jeden Tag in die Büros dieser Stadt hineintragen. Denn ich arbeite seit sechs Jahren selbstständig und damit ausserhalb jeglicher energetischen Schussdistanz. Ich schreibe aber nicht, um meine Ruhe zu haben. Die Ruhe ist bloss ein schöner Nebeneffekt des Schreibens, das in meinem Empfinden keine Reaktion sein kann auf die Unzulänglichkeit der Welt und der Menschen, obschon diese als Thema wiederum bestens taugt. Schreiben ist auch keine Entscheidung, die man rational trifft. Vielmehr ist es ganz einfach und wie schon gesagt ein Auftrag, den einem das Innerste erteilt. Vielleicht ist das Wort Berufung so gemeint: Man wird innerlich zu einer Tätigkeit berufen. Dieser Ruf ist anfangs noch leise und undeutlich, ein seltenes Flüstern bloss. Wohl habe ich mich immer für Sprachen interessiert, aber ein Interesse ist noch keine Berufung. Erst mit etwa 20 Jahren, wenn es
um eine Berufswahl geht, meldet sich die Seele ernsthaft zu Wort und empört sich, wenn der junge Mensch sie etwa an die Universität schleppt: Was soll das, was machst du hier, was willst du da, ruft die Seele dann, doch weil der junge Mensch keine Alternative hat zur juristischen Laufbahn, welche die Hochschule für Angewandte Psychologie nach einem teuren Prüfverfahren als den idealen Weg empfohlen hat, trägt er die Seele eben weiterhin in die entsprechenden Vorlesungen, wo sie empört herumnörgelt.
Es wird Leute geben, die sagen, dass man mit einem solchen Menschen nicht zusammen sein könne, weil er bereits verheiratet sei, und zwar mit seiner Arbeit. Auch sie haben recht. Die Liebe gilt zuerst dem Schreiben und erst dann einer Frau. Der Autor findet sich irgendwann damit ab. Aber erklären Sie das mal einer Frau.
ORELL FÜSSLI IM FRANZ CARL WEBER Bahnhofstrasse 62, 8001 Zürich MO – MI: 09.00 –18.30 | DO / FR: 09.00 – 20.00 SA: 09.00 –18.00
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Thomas Meyer Thomas Meyer, 1974 in Zürich geboren, arbeitet seit 2006 selbstständig als Autor und Texter. Zuvor war er in Redaktionen und Werbeagenturen tätig. 2012 erschien sein Debütroman, der für den Schweizer Buchpreis 2012 nominiert wurde:
Darum schreibe ich. Weil ich nicht mehr anders kann. Und das ist gut so. Doch wie alle Berufungen, die diesen Namen verdienen, ist auch diese umfassend. Ich schreibe immer. Wenn ich nicht gerade etwas in den Computer tippe, denke ich an Sätzen und Themen herum. Liege ich am Strand, überlege ich, wie ich den Sand beschreiben würde; wandere ich in den Bergen, sind diese das Objekt zahlreicher spontaner Formulierungen.
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Dieses Nörgeln, das nur erklingt, wenn man etwas tut, das nicht zu einem passt, muss man ernst nehmen. Die Klänge, die in einem entstehen, sollten stets freudige, helle und leichte sein, nicht schwere und finstere. Ob es nun um die Wahl eines Berufs oder eines Partners oder auch nur schon um die eines Restaurants geht: Wenn die Seele nachher schimpft, hat man danebengegriffen und sollte weitergehen. Es wird Leute geben, die ein Verhalten, das sich allein nach dem Klang der Seele richtet, für launisch und unstet halten, und sie haben recht. Doch wer die Arbeit finden will, die für ihn vorgesehen ist, muss dem Ruf der Seele, eben der Berufung zuhören. Und das hat nun einmal zur Folge, dass man immer wieder weitergeht – bis man dort gelandet ist, wo man hingehört. An einem Ort, der keine Alternativen mehr offerieren kann. In einem Wort: am Ziel.
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