Books Magazin November

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books – das Magazin der Orell Füssli Buchhandlungen – September 2011

«Ich bin ganz

und gar in diese Figur hinein­ gekrochen» Interview mit Charles Lewinsky

Sagenhafte Geschichten

Literatur aus Island

Das begehbare Buch

Ein Buchspektakel in der Zürcher Villa Mainau – präsentiert von Orell Füssli

Für die Küche viel zu schade

Illustrierte Kochbücher

Mit Wettbewerb!

www.books.ch


SO BEREITET LESEN NOCH MEHR FREUDE FORDERN SIE JETZT IHRE KOSTENLOSE BOOKPOINTS-KUNDENKARTE AN UND PROFITIEREN SIE VON ZAHLREICHEN VORTEILEN: – Gültig in allen Orell Füssli Buchhandlungen, bei Rösslitor Bücher und auf www.books.ch – Jeder bezahlte Franken wird mit Punkten belohnt. Für 300 gesammelte Punkte erhalten Sie einen Gutschein von 10 Franken. – Sie profitieren regelmässig von exklusiven Spezialangeboten.

10

Streifzüge durchs Buch

16

40

Liebe Leserin, lieber Leser Lieben Sie es auch, wenn Sie ein Buch derart in Bann schlägt, dass Sie sich durch die Geschichte bewegen – sie beinahe spüren, riechen und hören? Das ist Lesevergnügen pur. Und jetzt haben Sie das erste Mal die Gelegenheit, sich wirklich in Büchern zu bewegen: im «begehbaren Buch».

Inhalt 4

Notizen

10 «Ich bin ganz und gar in diese Figur hineingekrochen»: Interview mit Charles Lewinsky 15 Mein Buch 16 Saison: Literatur aus Island 20 Kaffeepause: Die Debatte 23 Special: Das begehbare Buch 32 Fantastisch! Fantasy-Neuerscheinungen 36 Kinderwelt: Zwei Jubiläen auf einen Streich 40 Kochbücher: Für die Küche viel zu schade 44 Kreuzworträtsel

Book POINTS JETZT ANMELDEN UNTER: www.books.ch/bookpoints oder in jeder Orell Füssli Buchhandlung

48 Veranstaltungskalender 50 Kolumne: So schreibe ich Die nächste Ausgabe von books, dem Magazin der Orell-FüssliBuchhandlungen, erscheint am 18. November 2011. Sie erhalten books kostenlos in jeder Filiale. Bestellungen nehmen wir gern entgegen über www.books.ch, orders@books.ch und Telefon 0848 849 848. Buchhandlungen von Orell Füssli finden Sie in Bern, Frauenfeld, Luzern, St.Gallen, Winterthur und Zürich sowie am Flughafen Zürich.

Impressum Herausgeber: Orell Füssli Buchhandlungs AG Dietzingerstrasse 3 Postfach 8036 Zürich Gesamtherstellung: Media Tune AG, Zürich Redaktion: Die Blattmacher GmbH, Zürich Gestaltung: Strichpunkt GmbH, Winterthur Coverfoto: Caro Bonink

Alle so gekennzeichneten Bücher sind auf www.books.ch auch als eBook erhältlich. Alle Preise ohne Gewähr. Preisänderungen bleiben vorbehalten.

Dieses einmalige Projekt bieten wir Ihnen im September im Zürcher Seefeld. Dort wartet die romantische Villa Mainau neben dem bekannten ehemaligen Kino Razzia auf den Abriss. Doch vorher treibt die Villa eine letzte, spektakuläre Blüte: «Das begehbare Buch» präsentiert in 36 Zimmern vielseitige Installationen zu Büchern von 17 Verlagen. Spazieren Sie durch die Erlebniswelten für Belletristik, Thriller oder Kinderbücher. Jedes Buch ist originell und dreidimensional in Szene gesetzt und wartet darauf, von Ihnen entdeckt zu werden. Abgerundet wird das Programm mit einem bunten Strauss hochkarätiger Abendveranstaltungen. Weitere Informationen dazu finden Sie in der Heftmitte. Ich wünsche Ihnen anregende Streifzüge durch die Welt des Buchs – sei diese zwei- oder dreidimensional.

Ihr András Németh Mitglied der Geschäftsleitung


Notizen Der Basler Zoologe Jörg Hess hat während Jahrzehnten das Verhalten von Menschenaffen beobachtet – im Zoo Basel, aber auch im Regenwald Ruandas. Da er auch als freiberuflicher Tierfotograf tätig ist, entstand in dieser Zeit eine riesige Sammlung beeindruckender Aufnahmen. Oder, wie es Jörg Hess selber ausdrückt, ein «Berggorilla-Bilderberg». Jetzt hat Hess die schönsten Fotos der Öffentlichkeit in einem prunkvollen Bildband zugänglich gemacht: «Berggorillas – eine Hommage», erschienen bei Echtzeit. Der 256 Seiten dicke Band kommt fast ohne Text aus, doch in diesem Fall sprechen die Bilder wirklich für sich selbst: Sie erzählen von Freundschaft, von Elternliebe, von Lebensfreude und der ganzen Üppigkeit des Daseins.

Notizen Haben Sie in den Sommerferien den Entschluss gefasst, nach Spanien auszuwandern? Dann lesen Sie doch einmal «Alles inklusive» des deutschen Multitalents Doris Dörrie. Danach werden Sie Ihren Entscheid entweder noch einmal überdenken – oder Sie werden wissen, dass Sie wirklich reif sind für die iberische Halbinsel. In ihrem neuen, bei Diogenes erschienenen Roman erzählt Doris Dörrie die Geschichte von Apple, die in ihrer Kindheit jeden Sommer mit ihrer chaotischen Hippie-Mutter Ingrid in Torremolinos verbringen musste – bis eine Liebesgeschichte mit tödlichen Folgen das Leben aller Beteiligten erschütterte. Seither sind 30 Jahre vergangen, und jetzt kommen die Protagonisten wieder in Torremolinos zusammen. Aus dem früher halbwegs malerischen Fischerdörfchen ist eine Betonhölle geworden, und verschwunden ist auch die sommerliche Unbeschwertheit von damals. «Alles inklusive» ist ein Buch übers Älterwerden, über Ferien, über die Einsamkeit unter Freunden, über die Liebe, über Haustiere, über die Familie und was von ihr übrig bleibt – und auch über Spanien. An Stimmungen löst das Buch die ganze Palette aus, von Trauer und Melancholie über (Schaden-)Freude bis zur hellen Aufregung. Sie sehen: Der Titel dieses lesenswerten Buchs ist wahrlich keine Übertreibung.

4 – www.books.ch – September 2011

Zwei grosse, sowohl beim Publikum wie bei der Kritik beliebte Deutschschweizer Autoren haben fast gleichzeitig ein neues Buch vorgelegt: Bei Diogenes ist «Stille Post» des 73-jährigen Urs Widmer erschienen, bei Luchterhand «Der Stein» des 68-jährigen Franz Hohler. Die jüngsten Publikationen der vielfach ausgezeichneten Autoren sind mit jeweils weniger als 180 Seiten zwar schmal, aber gehaltvoll. «Stille Post» vereint kurze Geschichten, die von Widmers elegant-einfacher Sprache und seiner unverkennbaren Ironie geprägt sind. «Der Stein» umfasst mehrere Erzählungen im typischen präzis-knappen HohlerTon: Sie handeln vom Kleinen im Grossen und umgekehrt – und sie lassen den zuweilen melancholischen Humor ihres Verfassers auf jeder Seite spüren. Parallelen zwischen den beiden Neuerscheinungen gibt es also viele, und Vergleiche darf man durchaus anstellen. Aber wie sagte Urs Widmer eben erst in einer Rede, die er anlässlich der Verleihung des Ingeborg-Bachmann-Preises hielt? «Literatur funktioniert nicht nach dem K.o.-System, in dem am Schluss einer der Sieger ist. Die Frage ist nicht, ob Goethe oder Kleist oder Büchner, die Antwort auf diese Frage ist: Goethe und Kleist und Büchner.» Und darum lautet die Wahl in diesem Spätsommer ganz klar: Widmer UND Hohler.

Leute, die das mögen, mögen auch ... Oft ist die letzte Seite eines Buchs jene, die man am wenigsten gern mag – weil man nicht möchte, dass das Lesevergnügen schon zu Ende ist. Glücklicherweise können einem Fachleute in solchen Momenten weiterhelfen und Bücher mit vergleichbaren Qualitäten empfehlen. Heute macht das Marcel Rauber. Der 41-Jährige ist Abteilungsleiter Parterre bei Rösslitor Bücher in St.Gallen, der führenden Buchhandlung der Ostschweiz. Das Lesen entdeckte Marcel Rauber während seiner Lehre zum Bäcker-Konditor. «Wegen der Arbeitszeiten lebte ich an den Menschen meines Bekanntenkreises vorbei – und so füllte ich mir die Zeit mit Lesen», erinnert er sich. Bücher begeisterten ihn damals derart, dass er sich auch noch zum Buchhändler ausbilden liess.

DAS LEBEN IST EIN CHAOS …

«‘Zwei an einem Tag’ von David Nicholls war äusserst beliebt, und ich werde immer wieder von Kundinnen und Kunden nach einem ähnlichen Buch gefragt. Jetzt kann ich ihnen eines empfehlen: ‘Elf Leben’ von Mark Watson. Das ist ebenfalls ein Buch, das einen hervorragend unterhält und das man nicht mehr weglegen kann, wenn man darin zu lesen begonnen hat. Im Mittelpunkt steht ein 35-jähriger Mann, der aus unerklärlichen Gründen von Australien nach London reist und dort eine neue Identität annimmt. Bald moderiert er eine erfolgreiche Radio-Nachtsendung, bei der Menschen ihre Probleme erzählen. An einem Speed-Dating lernt der Mann schliesslich eine Putzfrau kennen. Er engagiert sie – und verliebt sich in sie, obwohl sie überhaupt nicht sein Typ ist. Sie entlockt ihm das Geheimnis seiner Flucht aus Australien ... Im Buch geht es um elf Menschen. Man lebt mit diesen Figuren mit, sie gehen einem mit der Zeit richtig nahe. Die Protagonisten von ‘Elf Leben’ erinnern stark an jene von ‘Zwei an einem Tag’ – sie stecken in ähnlichen Situationen, haben die gleichen Probleme, Sorgen und Ängste. Ausserdem spielen beide Bücher in London, und sie liegen atmosphärisch nah beieinander. Ja, ich bin sicher: Wer Nicholls mochte, wird auch Watson lieben!» Siobhan Dowd zählte zu den vielversprechendsten Jugendbuchautorinnen. Ihr Debüt «Ein reiner Schrei» kam 2007 auf die Auswahlliste des Deutschen Jugendbuchpreises, ihr drittes Buch «Anfang und Ende allen Kummers ist dieser Ort» gewann 2009 die begehrte Carnegie Medal. Da war die irisch-britische Schriftstellerin aber bereits tot – sie starb mit nur 47 Jahren an Brustkrebs. Zu ihrer Hinterlassenschaft zählte unter anderem die Skizze zu einem Buch über einen Jungen, dessen Mutter an Krebs sterben wird. Die unendlich traurige Geschichte handelt vom Lieben und Loslassen, von schweren Krisen und der Notwendigkeit, sich der Wahrheit zu stellen: Der 13-jährige Connor wird jede Nacht von einem Monster besucht, doch der Bub hat viel mehr Angst vor einem Albtraum, der ihn ebenfalls regelmässig heimsucht ... Dowds Vorlage überzeugte derart, dass der Verlag der Verstorbenen einen Autor suchte, der daraus einen eigenständigen Text macht. Mit Patrick Ness fand er diesen Spezialisten. Der junge US-Amerikaner, selber ein bereits vielfach ausgezeichneter Autor, verarbeitete Siobhan Dowds Vorlage zum Buch «Sieben Minuten nach Mitternacht» – und landete damit im englischsprachigen Raum einen grandiosen Überraschungserfolg. Ende August erschien das Buch in 13 Sprachen, darunter auch auf Deutsch. «Ein so anrührendes, bewegendes, so poetisches, erschütterndes, kluges und wichtiges Buch habe ich seit vielen Jahren nicht mehr gelesen», meint Jürgen Weidenbach, Verleger bei cbj. Der renommierte Jugendbuchverlag ist nicht der einzige, der das Werk von Dowd und Ness auf Deutsch publiziert – gleichzeitig erscheint es auch bei Goldmann in einer Aufmachung für Erwachsene. Wie ein Selbstversuch in der Familie zeigt, ist «Sieben Minuten nach Mitternacht» mit den düsteren Zeichnungen von Jim Kay und seiner unprätentiösen Sprache tatsächlich ein überwältigendes Erlebnis für alle Generationen. «Es ist gut, wenn man dieses Buch daheim liest», schreibt ein weiblicher Fan auf einer Kritikerseite, «denn die Art des Weinens, die es auslöst, gehört ins Private.» Und ein anderer Fan meint: «Das ist schlicht und einfach eines der besten Bücher, die ich je gelesen habe.»

gebunden, 48 Seiten, ISBN 978-3-0369-5297-0

»Genialer Einfall eines ordentlichen Schweizers.« Die Welt

KEIN & ABER

www.books.ch – September 2011 – 5


Notizen

Notizen

Die erfolgreichsten Bücher der Geschichte Regelmässig erscheinen Listen der erfolgreichsten Filme – und die Berichte über die neuesten Produktionen aus Hollywood und ihre Einspielergebnisse lesen sich zuweilen wie Wirtschaftsartikel. Da wollen wir Bücherfreunde natürlich nicht nachstehen und fragen uns: Welches sind denn die «Titanics» und «Avatars» unter den Büchern? Welcher Autor kann für sich in Anspruch nehmen, das meistverkaufte Werk der Literaturgeschichte verfasst zu haben? Die folgende Liste, die im Internet kursiert und auf unzähligen Daten beruht, erhebt nicht den Anspruch, vollständig zu sein – zu komplex ist die Aufgabe, die Auflagen aller Übersetzungen und Editionen zu addieren. Religiöse Bücher wie der Koran oder die Bibel wurden weggelassen, weil sich da überhaupt keine Zahl mehr festlegen lässt. Ebenfalls nicht auf die Liste schafften es Bücher, die von obskuren Autoren wie Adolf Hitler und Mao verfasst und dann in grosser Zahl unters Volk gebracht wurden. Auch RatgeberPublikationen haben wir weggelassen, denn wir reden hier von Literatur. Die grösste Überraschung auf dieser Liste ist wohl der Spitzenrang – oder kennen Sie jemand, der kürzlich «Eine Geschichte aus zwei Städten» verschlang? Dass früher mehr gelesen wurde, ist offensichtlich: Die riesige Weltbevölkerung des 21. Jahrhunderts kaufte bislang erst ein Buch in die Top 15. Rang

Name

Autor/Autorin

1.

Eine Geschichte aus zwei Städten

Charles Dickens

2.

The Lord of the Rings

J.R.R. Tolkien

3.

Erscheinungsjahr

Verkaufte Exemplare in Millionen

1859

200

1954/55

150

Und dann gab’s keines mehr

Agatha Christie

1939

100

Der kleine Hobbit

J.R.R. Tolkien

1937

100

Der Traum der Roten Kammer

Cao Xueqin

1759

100

Der König von Narnia

C.S. Lewis

1950

85

7.

Sie

Henry Rider Haggard

1887

83

8.

Der kleine Prinz

Antoine de Saint-Exupéry

1943

80

Sakrileg

Dan Brown

2003

80

Der Fänger im Roggen

J.D. Salinger

1951

65

Der Alchimist

Paulo Coelho

1988

65

Lolita

Vladimir Nabokov

1955

50

Heidis Lehr- und Wanderjahre

Johanna Spyri

1880

50

Anne auf Green Gables

Lucy Maud Montgomery

1908

50

Black Beauty

Anna Sewell

1877

50

Der Name der Rose

Umberto Eco

1980

50

6.

10. 11.

Gottfried Keller ist einer der wichtigsten Schriftsteller der Schweiz – und «Martin Salander» einer seiner interessantesten Romane. Doch zu kaufen gab es das Alterswerk des Zürchers während langer Zeit nicht mehr, frühere Ausgaben waren allesamt vergriffen. Diese Lücke gab den Anstoss zur «Kollektion Nagel & Kimche»: 2003 legte der Zürcher Verlag «Martin Salander» neu auf. Seither publiziert er regelmässig Kostbarkeiten der Schweizer Literatur, die nicht mehr oder in dieser Form noch nie erhältlich waren. Mittlerweile umfasst die Kollektion zehn Bände; herausgegeben wird sie vom Schweizer «Literaturpapst» Peter von Matt, der auch meistens das Nachwort zu den Büchern beisteuert. Zu den interessantesten Folgen der Serie zählen «Der verhinderte Schauspieler» von Arnold Kübler, «Herr Tourel» von Otto F. Walter und «Die grosse Angst in den Bergen» von Charles Ferdinand Ramuz. Der Star ist in diesem Fall aber das Ensemble: die schön gemachte Gesamtkollektion, die eigentlich in das Regal aller Liebhaberinnen und Liebhaber von Schweizer Literatur gehört.

6 – www.books.ch – September 2011

Terry Pratchett ist einer der erfolgreichsten Autoren der Welt. Seine fast 40 Scheibenwelt-Romane wurden in 37 Sprachen übersetzt und über 60 Millionen Mal verkauft. Besonderen Respekt gebührt dem Briten aber aus einem anderen Grund: 2007 gab er öffentlich bekannt, dass er an Alzheimer leidet. Seither hat er über eine Million Pfund für die Erforschung der tückischen Krankheit gespendet und sich stark in der Debatte über die Sterbehilfe engagiert. Unter anderem produzierte er einen auch bei uns stark beachteten BBC-Film über zwei Engländer, die in die Schweiz reisen, um hier unter Aufsicht von Dignitas zu sterben. Trotz viel Düsterkeit in seinem Leben findet Pratchett offenbar immer noch die Musse, weiter an seinem literarischen Universum zu basteln. Eben ist der dicke neue Scheibenwelt-Roman «Das Mitternachtskleid» erschienen. Er handelt von der Junghexe Tiffany Weh, die bereits in drei Büchern vorkam und sich hier einer ganz besonderen Herausforderung stellen muss. Das neue Werk von Pratchett ist homogener als frühere ScheibenweltRomane, in denen geniale Einfälle zuweilen arg überdrehtem Slapstick gegenüberstanden. Es eignet sich daher besonders gut für Scheibenwelt-Einsteiger – zumal Pratchett seinen unvergleichlichen Humor trotz Krankheit nicht verloren zu haben scheint: Im neuen Roman präsentiert er eine seiner schönsten Schöpfungen, das raufende, saufende und fluchende Volk der Wir-sind-die-Grössten. Diese Winzlinge sind eigentlich Feen – aber das sollte man ihnen wirklich nur sagen, wenn man auf bösen Ärger aus ist.

Aus dem Leben einer Buchhändlerin Kundin: Wo haben Sie Bücher über Logistik? Buchhändlerin 1: Ähm, über Logistik, Sie möchten ...? Kundin: Jaja, ich muss mein logistisches Denken trainieren! (Dialoge in dieser Rubrik sind authentisch und wurden in einer Filiale von Orell Füssli geführt.)

... und ausserdem Vielleicht erinnern Sie sich: Als Kind gab es kaum etwas Schöneres, als nach einem Schaumbad in ein warmes Tuch eingewickelt ein Bilderbuch erzählt zu bekommen. Damit dieser Moment wirklich perfekt gelingt, braucht es natürlich auch das richtige Badeset. Das bekommt man jetzt – wie auch das passende Bilderbuch – in allen Filialen von Orell Füssli. Das Geschenkset «Bärenstark» bietet neben 200 ml Badeschaum mit Apfelaroma einen lustigen Badeschwamm. Und die «Zaubermaus» bringt farbige Schaumwolken und Erdbeeraroma ins Bad. Beide Produkte kosten je CHF 19.90 und enthalten ausschliesslich Inhaltsstoffe natürlichen Ursprungs.

Wettbewerbs-Gewinner In der letzten Ausgabe von books verlosten wir Büchergutscheine. Gewonnen haben:

1. Preis: Elsbeth Aebischer, Zürich 2. Preis: Jacqueline Dossenbach-Schuler, Baar 3. Preis: Freddy Hummel, Eglisau Herzliche Gratulation! Die Gewinnerinnen und Gewinner der Preise 4 bis 10 werden schriftlich benachrichtigt.

Was lesen Sie gerade ? Daniel Jositsch, SP-Nationalrat, Winterthur

«Der erfolgreiche Anwalt Wörle sitzt in Untersuchungshaft, nachdem er einen Mann scheinbar ohne Grund umgebracht hat. Doch Wörle ist kein normaler Täter – er ist ein Spieler. Das ganze Leben besteht für ihn nur aus spielerischen Herausforderungen, die er begierig annimmt. Nachdem er alle Spiele, die das Leben ihm bieten konnte, gewonnen hat, muss er eine neue Herausforderung suchen. Deshalb hat er den ihm völlig unbekannten Mann getötet. Nun geht es für Wörle darum, seine Verteidigung vorzubereiten – auch sie ist für ihn nur ein Spiel. ‘Das Napoleon-Spiel’ von Christoph Hein ist als Schreiben Wörles an seinen Anwalt gestaltet. Der Täter erzählt dabei sein Leben, erklärt seine Denkweise und bereitet sein letztes Spiel vor, den Kampf um seine Freiheit. Der Roman von Hein überzeugt mich einerseits durch die analytische Darstellung einer Persönlichkeit, deren kühle und nihilistische Intelligenz einen frösteln lässt. Andererseits ist Heins grossartige und federleichte Sprache ein Genuss.» (Foto: admin.ch)

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Notizen

Jahrestage Normalerweise erinnern wir hier an Schriftstellerinnen und Schriftsteller, doch für einmal sei eine Ausnahme erlaubt: Vor 100 Jahren, am 1. August 1911, starb Konrad Duden, der die deutschsprachige Literatur so stark prägte wie mancher Autor. Zeitlebens beschäftigte sich der Direktor des Königlichen Gymnasiums in Hersfeld damit, die Orthographie der deutschen Sprache zu vereinheitlichen. Ehe er Regeln aufstellte, durfte man zwar nicht gerade schreiben, wie man wollte, es galten jedoch überall andere Grundsätze – praktisch jeder Verlag und jede Schule verteidigte eine andere Orthographie. 1880 veröffentlichte Duden sein Hauptwerk, das «Vollständige orthographische Wörterbuch der deutschen Sprache» mit 28’000 Stichwörtern. Zwei Jahrzehnte später wurde es von den deutschsprachigen Staaten als verbindlich für die Rechtschreibung erklärt. Auf der Website des Duden-Verlags wird der Namensgeber übrigens mit keinem Wort erwähnt. Ver|gäng|lich|keit die. Dieser Tage wäre der Pole Stanislaw Lem 90 Jahre alt geworden – er kam am 12. September 1921 zur Welt. Lem gilt als einer der wichtigsten Science-FictionAutoren überhaupt; seine Werke sind von einem einzigartigen Ideenreichtum sowie einem hohen philosophischen Gehalt geprägt und haben auf der ganzen Welt eine glühende Anhängerschaft gefunden. Man geht davon aus, dass Lem bis zu seinem Tod 2006 rund 45 Millionen Bücher verkaufte. Sein berühmtester Roman ist vermutlich «Solaris», der bis anhin dreimal verfilmt wurde – zuletzt mit George Clooney in der Rolle eines Psychiaters, der auf einem bizarren Planeten landet. Das Werk von Stanislaw Lem erscheint bei Suhrkamp.

8 – www.books.ch – September 2011

Die wichtigste literarische Auszeichnung im englischsprachigen Raum ist der Pulitzerpreis; für Schriftsteller hat er fast die gleiche Bedeutung wie der Oscar für Schauspieler. Gestiftet wurde er vom Journalisten Joseph Pulitzer, der am 29. Oktober 1911 starb, also vor genau 100 Jahren. Zur Welt kam Pulitzer 1847 in Ungarn. Er wollte Söldner werden, wurde aber fast überall abgelehnt. Schliesslich erbarmten sich die New Yorker seiner und schickten ihn in den amerikanischen Bürgerkrieg. Nach dem Krieg blieb Pulitzer in den USA; er wurde Journalist bei einer deutschsprachigen Zeitung und machte sich von diesem Posten aus daran, den US-amerikanischen Zeitungsmarkt zu erobern: Er kaufte serbelnde Blätter auf und führte sie auf die Erfolgsstrasse zurück. Erst setzte Pulitzer ganz auf den Sensationsjournalismus – der Begriff «Yellow Press» geht auf einen seiner Titel zurück –, dann wandte er sich der verantwortungsvollen Berichterstattung zu. In seinem Testament setzte Pulitzer einen Teil seines grossen Vermögens für einen Journalisten-Preis ein. Seit 1917 wird der Pulitzer-Preis vergeben, heute gibt es Ehrungen in 21 Kategorien. Auf der Liste der Preisträger finden sich fast alle Stars der englischen und amerikanischen Literatur – von Ernest Hemingway über Thornton Wilder, Eugene O’Neill, Tennessee Williams, William Faulkner, Norman Mailer, John Updike, Neil Simon bis zu Philip Roth. Am 5. Oktober würde Flann O’Brien 100 Jahre alt, wäre er nicht bereits 1966 gestorben. Berühmt wurde der Ire vor allem dank einer äusserst komischen Kolumne, die er ab 1940 26 Jahre lang täglich zur «Irish Times» beisteuerte. Zu seinen wichtigsten Themen zählten neben der irischen Tagespolitik der Kultur- und Wissenschaftsbetrieb, die Trunksucht sowie das Velofahren. «Seine Humorskala reichte von aggressiv über

kryptisch bis irr», schrieb ein Kritiker – und meinte das durchaus wohlwollend. Dass der langjährige Ministerialbeamte auch ein grossartiger Romanautor war, blieb zeit seines Lebens mehr oder weniger unbeachtet; literarische Anerkennung erhielt O’Brien erst posthum. In unserem Sprachraum verdankt er seine Bekanntheit vor allem dem begnadeten Übersetzer Harry Rowohlt, der sein Werk kongenial auf Deutsch interpretiert hat. Lesenswert ist zum Beispiel O’Briens Erstling «Auf Schwimmen-zwei-Vögel», der als einer der ersten Romane der Postmoderne gilt. Oder der eben bei Kein & Aber erschienene Band «Trost und Rat», der einige der besten Kolumnen von O’Brien vereint.

50 Jahre ist es hier, seit «Breakfast at Tiffany’s» ins Kino kam. Einem gehobenen Magazin wie «books» verbietet sich eigentlich ein so abgedroschener Begriff wie Kultfilm, aber in diesem Fall lässt er sich wirklich kaum vermeiden: Blake Edwards bittersüsse Komödie IST ein Kultfilm. Diesen Status verdankt er vor allem seiner mehr als bezaubernden Hauptdarstellerin Audrey Hepburn, die als It-Girl Holly Golightly das kleine Schwarze zur Standardausstattung jeder jungen Dame machte, sowie dem Soundtrack von Henry Mancini mit dem wunderschönen Lied «Moon River». Anlässlich des PremierenJubiläums hat Knesebeck jetzt einen umfassenden Bildband veröffentlicht, der jeden denkbaren Aspekt des Films beleuchtet und der in die Sammlung jedes Cineasten gehört: «Frühstück bei Tiffany – das grosse Buch zum Film».

Jahrestage spezial: 125 Jahre S. Fischer Einer der wichtigsten Verlage für deutsche Literatur hat Geburtstag: Der S. Fischer Verlag ist 125 Jahre alt. Gegründet hat ihn 1886 der Buchhändler und -enthusiast Samuel Fischer in Berlin. Zu den ersten Publikationen gehören Kursbücher für die Eisenbahn, doch schon bald greift Fischer nach höheren Sternen: Er veröffentlicht ein Schauspiel von Henrik Ibsen. Das ist typisch für ihn, denn Fischer hat einen Hang zum Naturalismus, zu skandinavischen Autoren und zum Theater. Bald wird er auch für deutsche Schriftsteller wichtig. Zum Beispiel für Thomas Mann, dessen Erstling vom jungen Verlag publiziert wird. Manns Roman «Buddenbrooks» wird später zum grössten Erfolg der Verlagsgeschichte. Zu den weiteren prägenden Autoren der ersten Jahrzehnte zählen Arthur Schnitzler, Hermann Hesse, Alfred Döblin und Gerhard Hauptmann.

»Dieses Buch leuchtet.« Bookreporter

Dann ergreifen die Nazis die Macht in Deutschland. Samuel Fischer nimmt die Bedrohung, die von der neuen Diktatur ausgeht, nicht besonders ernst – und er muss auch nur noch am Rand erleben, welche Auswirkungen der Naziterror auf seinen Verlag hat, denn er stirbt 1934. Weil viele Fischer-Autoren verboten werden, einigt man sich in der Verlagsleitung auf eine Zweiteilung des Programms: Samuel Fischers Schwiegersohn und Nachfolger Gottfried Bermann geht nach Wien, um von dort aus die Werke der jüdischen und unerwünschten Der Gründer: Samuel Fischer Autoren zu publizieren, und Vorstandsmitglied Peter Suhrkamp (1859 bis 1934) betreut in Berlin die nicht verbotenen Autoren. Der Anschluss Österreichs an Nazideutschland zwingt Gottfried Bermann erneut ins Exil; sein Verlag zieht mit ihm nach Schweden und schliesslich nach New York. In Berlin wird der Fischer-Verlag inzwischen in Suhrkamp-Verlag umbenannt, denn der jüdische Verlagsgründer darf nicht mehr erwähnt werden. Nach dem Krieg dauert es mehrere Jahre, bis die zwei Verlage wieder in Frankfurt vereint werden. Peter Suhrkamp scheidet aus dem Unternehmen aus und gründet einen eigenen Verlag. Die meisten Autoren, darunter Bertolt Brecht und Hermann Hesse, folgen ihm, doch der Verlag S. Fischer geht nicht unter. Im Gegenteil: Mit der Veröffentlichung des Werks von Franz Kafka landet er einen Coup. Zu den Bestsellern des Hauses zählen in der Folge auch «Das Tagebuch der Anne Frank» oder «Doktor Shiwago». Einen besonderen Namen macht sich der Verlag zudem mit seiner literarischen und historischen Aufarbeitung der Nazi-Zeit. Seit 1962 gehört S. Fischer zur Verlagsgruppe Georg von Holtzbrinck. Ihm unterstehen heute auch die Verlage Fischer Taschenbuch, Krüger, Scherz, Fischer FJB und Schatzinsel. Die Traditionen, die Samuel Fischer begründete, haben Bestand: Der Verlag ist weiterhin bedeutend im Bereich der Modernen Klassiker und der deutschen Gegenwartsliteratur. Daneben publiziert er auch wichtige Werke der internationalen Gegenwartsliteratur und hochkarätige Sachbücher. Die Liste der Autorinnen und Autoren umfasst Hunderte von bekannten Namen – darunter Herta Müller, Markus Werner, Elias Canetti, Alice Munro, Carlos Ruiz Zafón, Julia Franck, Judith Hermann und Peter Stamm.

Roman. 477 Seiten. Geb. CHF 32,90 ISBN 978-3-352-00809-2

Der neue Besteller der Autorin von »Die Tochter des Fotografen« »Spannend wie ein Krimi und herzergreifend wie ein Liebesroman...« Cosmopolitan

Der Star: Thomas Mann (1875 bis 1955) veröffentlichte seine Bücher bei S. Fischer.

Alle Notizen von Marius Leutenegger

Das Logo des Verlags wurde bereits 1895 erstmals verwendet: Es symbolisierte Fischers Bestreben, gute Literatur aller Länder «einzuholen».

www.books.ch – September 2011 – 9


Reportage

Reportage

Interview: Marius Leutenegger – Fotos: Erik Brühlmann

«Ich bin ganz und gar in diese Figur hinein­ gekrochen»

Nach dem Grosserfolg «Melnitz» legt Charles Lewinsky wieder einen gewaltigen Roman vor: «Gerron». Im grossen books-Interview erzählt der Zürcher Autor, wie er zu seinem aufwühlenden Stoff kam, was ihn an seiner Hauptfigur interessierte und wie er für das Buch die passende Form fand. books: «Gerron» erzählt die wahre Geschichte des Juden Kurt Gerron, der nach dem Ersten Weltkrieg Kabarettist und Schauspieler wird. Berühmt macht ihn seine Mitwirkung bei der legendären Erstaufführung von «Die Dreigroschenoper»; als Filmstar ist er in «Der blaue Engel» zu sehen, als Regisseur arbeitet er mit Heinz Rühmann und Hans Albers zusammen. Später landet er im KZ von Theresienstadt, wo der Lagerkommandant von ihm verlangt, einen beschönigenden Film über das Lagerleben zu drehen ... Wie sind Sie auf Kurt Gerron und seine Geschichte gestossen? Charles Lewinsky: Sehr naheliegend war das tatsächlich nicht. In den frühen 1930er-Jahren war Kurt Gerron zwar richtig berühmt, aber als ich während meinen Recherchen zu diesem Buch Kollegen nach ihm befragte, kannte ihn nur ein einziger. Viele erinnern sich an die Figur, die Gerron in «Der blaue Engel» spielte, aber sie verbinden diese nicht mit seinem Namen. Ich selber hörte einmal vor vielen Jahren eine Radiosendung über Künstler, die im Holocaust ermordet wurden, und dort kam Kurt Gerron vor. Seither brachte ich seine Geschichte nicht mehr aus dem Kopf. Was hat Sie denn daran interessiert? Schwer zu sagen. Vielleicht kennen Sie das Gefühl, dass Ihnen eine Melodie im Ohr hängt. Bei mir ist es manchmal ein Gedanke, den ich nicht loswerde – dann muss ich ihn irgendwann verarbeiten, um ihn abhaken zu können. An Gerrons Geschichte hat mich zum Beispiel die Frage bewegt, warum er nicht rechtzeitig in die USA ging wie seine Kollegen Peter Lorre und Marlene Dietrich. Und noch mehr hat mich wohl der Auftrag beschäftigt, den er vom Lagerkommandanten erhielt. Gerron stand vor einer Entscheidung über Leben und Tod: Soll er diesen Propagandafilm drehen und

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alles verhöhnen, was er selber erlebt? Oder soll er ablehnen – und in Kauf nehmen, dass er und seine Frau sofort nach Auschwitz kommen? Man kann sich kaum vorstellen, dass jemand in Gerrons Situation einen solchen Auftrag ablehnen würde. Gab es für ihn tatsächlich einen inneren Konflikt? Das kann man nicht beantworten. Das Filmdrehbuch ist zwar überliefert, ebenso ein Stapel Notizen von Gerron – doch über seine innere Verfassung in Theresienstadt wissen wir nichts. Ich habe die wenigen bekannten Fakten als Leinwand genommen, um darauf mein Porträt von Kurt Gerron zu zeichnen. Das Buch ist keine Biographie, sondern gibt wieder, wie ich mir Gerron vorstelle. Und ich kann mir schon vorstellen, dass er einen inneren Konflikt austrug.

Charles Lewinsky: Ein Tausendsassa ml. Gibt es etwas, das Charles Lewinsky als Autor nicht kann? Bis jetzt scheint der Zürcher mit Jahrgang 1946 jedenfalls nirgendwo an Grenzen zu stossen, im grossen Haus der Literatur bewegt er sich mit imponierender Sicherheit auf allen Parketten: Lewinsky hat

Dass über Gerrons Leben in Theresienstadt wenig bekannt ist, erstaunt nicht. In Ihrem Buch lassen Sie Kurt Gerron als IchErzähler aber sein ganzes Leben passieren. Wie viel weiss man denn über den Kurt Gerron vor Theresienstadt? Es gibt Unmengen Material, Fotos und Interviews aus der Zeit, in der er berühmt war. Doch das alles betrifft nur das Äussere. Über den inneren Gerron weiss man praktisch nichts. Ich musste aus sehr wenigen Informationen ein Gesamtbild herstellen. Ein Beispiel: Gerron war offenbar ein grosser Kinderfreund, hatte selber aber keine Kinder. Im Ersten Weltkrieg war er verwundet worden – wie, wann und wo, ist aber unbekannt. Man weiss zudem, dass er gelegentlich Machosprüche machte, und auf Fotos sieht man, dass er sehr dick war und einen so genannten «eunuchoiden Habitus» hatte. Ich habe dann versucht, das alles zusammenzubringen, unterhielt mich mit Fachleuten für Medizin – und so kam ich auf die Idee, er sei im Ersten Weltkrieg durch einen Granatsplitter an den Hoden verletzt worden. Plötzlich ging alles auf! Ich musste grosse Teile des Lebens von Gerron auf diese Weise konstruieren. Doch deswegen ist der Roman nicht einfach Fiktion: Alles, was bekannt ist, blieb unverändert, das Gerüst der Handlung entspricht den Tatsachen. Doch alles, was privat war, ist unbekannt. Dass Sie so viel konstruieren mussten, erstaunt mich – denn ich hatte beim Lesen

über 1000 TV-Shows verfasst, darunter die erfolgreichste Sitcom des Schweizer Fernsehens, «Fascht e Familie»; seine Kolumnen in der NZZ am Sonntag sind kleine Juwelen; seine Drehbücher und Theaterstücke entsprechen allen Regeln der Kunst. Und darüber hinaus ist Lewinsky auch ein grosser Romancier: «Melnitz» verkaufte sich in Europa bis jetzt rund 600’000 Mal und wurde 2006 in China als bester deutscher Roman sowie 2008 in Frankreich mit dem «Prix du meilleur livre étranger» ausgezeichnet. Etwas weniger bekannt ist, dass Lewinsky auch 700 Liedtexte verfasste, darunter «Das chunnt eus spanisch vor», mit dem Maja Brunner einst den Grand Prix der Volksmusik gewann. Lewinsky studierte Germanistik und Theaterwissenschaft, schloss aber kein Studium ab. An verschiedenen Bühnen arbeitete er als Dramaturg und Regisseur, später wurde er Redakteur und Ressortleiter beim Schweizer Fernsehen.

jederzeit den Eindruck, Sie könnten aus dem Vollen schöpfen, so viele Details und Anekdoten reihen Sie aneinander. Der Rechercheaufwand war ja auch sehr gross. Um wirklich jede erhältliche Information über Gerron zusammenzutragen, habe ich Leute beauftragt, für mich in Holland oder in Deutschland ins Archiv zu gehen. Ich selber habe neben den gezielten Recherchen vor allem das betrieben, was ich als «unscharfes Recherchieren» bezeichne und auch viel interessanter finde: www.books.ch – September 2011 – 11


Reportage Luis Sepúlveda

Der Schatten dessen, was wir waren Roman Aus dem Spanischen von Willi Zurbrüggen 160 Seiten, gebunden, 2011 isbn 978-3-85869-455-3 Fr. 24.90

Der letzte Coup 35 Jahre nach Pinochets Putsch treffen sich die Exilanten Cacho, Lolo und Lucho in ihrer Heimat Chile wieder. Sie sind der verschollenen Beute eines legendären Banküberfalls auf der Spur…

Al Imfeld

Wie die Arche Noah auf den Napf kam Kindheitsgeschichten aus dem Luzerner Hinterland 160 Seiten, gebunden, 2011 ISBN 978-3-85869-457-7 Fr. 24.90

Humor und Wehmut Der Priester, Landwirtschaftsexperte, Journalist und Weltreisende beschreibt in seinen Kindheitserinnerungen, wie die Käserei vor Ort einging, die historischen Wirtshäuser der Roten und der Schwarzen verschwanden und aus seinem Dorf eine bloße Ortschaft wurde.

Vincenzo Todisco

Rocco und Marittimo Roman Aus dem Italienischen von Maja Pflug 280 Seiten, gebunden, 2011 ISBN 978-3-85869-456-0, Fr. 29.90

Zwischen Berg und Meer Eine Familiensaga, episch, schmerzlich, leidenschaftlich und komisch: Rocco und Marittimo kommen 1965 im fahrenden »Zug der Hoffnung« zur Welt, der die Emigranten aus Süditalien in die Schweiz bringt. Fatalerweise werden die Neugeborenen miteinander vertauscht. Es ist der Anfang einer aufregenden Geschichte.

Rotpunktverlag. 12 – www.books.ch – September 2011

www.rotpunktverlag.ch

Ich habe eine Unmenge Bücher aus der Zeit gelesen. Nicht gezielt, aber sehr bewusst – die Autobiografie von Max Schmeling zum Beispiel oder Bücher über die Kultur der 1920er-Jahre. Dort fand ich viele Details, die ich brauchen konnte. Wie lange haben Sie am Buch gearbeitet? Drei Jahre lang. Ich recherchiere und schreibe parallel. Beim Schreiben merke ich erst, welche Informationen mir noch fehlen. Gibt es nach der langen Beschäftigung mit Kurt Gerron noch Lücken in Ihren Recherchen, die Sie gern füllen würden? Ja, ich würde zum Beispiel wahnsinnig gern wissen, wie Gerron seine Frau Olga wirklich kennenlernte. Wie kommt ein Schauspieler aus Berlin zu einer Röntgenassistentin aus Hamburg? In einem Interview mit der SonntagsZeitung antworteten Sie 2006 auf die Frage, warum Ihr Roman «Melnitz» mit dem Zweiten Weltkrieg ende: «Weil der Holocaust eine absolute Zäsur war. Einerseits ist diese Geschichte oft erzählt worden, andererseits ist sie so gewaltig gross, dass sie auch vorhanden ist, wenn man sie nicht beschreibt.» Jetzt haben Sie sie doch beschrieben. Warum dieser Sinneswandel? Ich habe den Holocaust nicht beschrieben! «Gerron» endet im Zug nach Auschwitz. Ich könnte Auschwitz nicht beschreiben. Kurt und Olga Gerron waren in zwei Lagern interniert, in denen man in Privatkleidern herumlief. Das war schon etwas anderes. Trotzdem ist mir beim Lesen die Ungeheuerlichkeit des Holocaust nach Jahren wieder einmal richtig bewusst worden ... Die Geschichte von Kurt Gerron im Alltag des Grauens eignet sich gut, um den Wahnsinn des Holocaust zu transportieren. Sieht man eines dieser Bilder von Leichenhaufen in einem Ermordungslager, kann man das nicht mehr verarbeiten, weil es so unsagbar grauenhaft ist. Ich könnte das als Schriftsteller jedenfalls nicht adäquat behandeln. Doch die Schrecklichkeit lässt sich oft an Details oder an alltäglichen Dingen zeigen. Es gibt doch dieses Bild mit einem ganzen Berg von Brillen in einem Konzentrationslager – in gewisser Hinsicht ist es fast grässlicher als ein Berg von Toten.

«Sieht man eines dieser Bilder von Leichenhaufen in einem Ermordungslager, kann man das nicht mehr verarbeiten, weil es so unsagbar grauenhaft ist.» Zwischendurch musste ich das Buch weglegen, weil mich derart anwiderte, was Gerron widerfährt. Wie erging es Ihnen diesbezüglich beim Schreiben? Wollten Sie manchmal nicht einfach nichts mehr mit diesem Grauen zu tun haben? Das hat mich meine Frau auch gefragt. Schreiben gibt mir aber eine gewisse Distanz. Und ich habe die Erfahrung gemacht, dass mich Geschichten mehr treffen, wenn ich ihren Ausgang nicht kenne, als wenn ich weiss, wo sie hinführen. Bei «Gerron» war mir das Ende von Anfang an bekannt, und damit kann ich besser umgehen – warum das so ist, kann ich auch nicht erklären. Aber natürlich gab es Dinge ... nun, es war nicht so, dass ich in der Nacht nicht schlafen konnte, aber etwas zu beschreiben heisst ja zunächst, sich etwas exakt vorzustellen. Und manche Dinge hätte ich mir lieber nicht vorgestellt. Worin lag denn Ihr ganz persönlicher Lustgewinn beim Schreiben dieses Buchs? Vielleicht darin, ein handwerkliches Problem zu lösen. Normalerweise erzählt man eine Geschichte chronologisch. Wenn ich in «Melnitz» Ereignisse von 1871 beschreibe, muss ich nicht wissen, was 1938 passiert. Bei «Gerron» ist der Blick aber rückwärts gerichtet. Weil Gerron sich an sein Leben erinnert, musste ich jederzeit sein ganzes Leben kennen – denn man erinnert sich ja nicht einfach schön der Reihe nach, sondern springt in den Zeiten herum. Wie Sie diese Herausforderung bewältigen, ist faszinierend: Sie spulen vor und zurück, trotzdem kann man der Geschichte jederzeit problemlos folgen. Das Buch wirkt raffiniert konstruiert. Haben Sie es auf einer Flipchart entworfen?

Das kann ich nicht! Ich muss das ganze Material verinnerlichen, dann beginne ich einfach einmal zu schreiben, um den richtigen Ton zu finden. Sehen Sie, es gibt zwei Sorten von Autoren. Legt Ihnen jemand fünf Zeilen von Thomas Mann vor, wissen Sie sofort: Das ist Thomas Mann. Sie erkennen seine persönliche Sprache und Erzählweise. Ich gehöre zur anderen Sorte: Ich erfinde bei jedem Buch die Form und Sprache anhand der Geschichte neu. Ich muss herausfinden, welchen Satzbau eine Geschichte hat, wie sie klingen soll. Bei «Melnitz» ist der Satzbau durchkonstruiert, denn dort spricht ein allwissender Erzähler. «Gerron» ist aber ein innerer Monolog, da löst ein Gedanke den nächsten aus – und das gibt dann ganz andere Sätze. Es dauert manchmal Jahre, bis ich die richtige Form gefunden habe. Bei «Gerron» verfasste ich zuerst einmal 150 Seiten. Ich zeigte sie dann der besten Lektorin Westeuropas, meiner Tochter. Sie sagte: «Wenn du dieses Buch so schreibst, läufst du an die Wand. Diesen Ton hältst du nicht durch.» Ich sah, dass sie Recht hatte, und schrieb eine neue Version. Sie sagte: «Schon besser, aber das ist es immer noch nicht ganz.» Also begann ich noch einmal. Entscheidend war, von welcher Perspektive aus Kurt Gerron seine Geschichte erzählt. Was weiss er schon? Welche Gedanken hat er sich schon gemacht? «Melnitz» erzählt die Geschichte von Schweizer Juden, «Gerron» jene eines jüdischen Filmstars. Fürchten Sie nicht, dass Sie in eine Schublade gesteckt werden – und fortan als Schriftsteller gelten, der jüdische Schicksale beschreibt? Grundsätzlich glaube ich, dass ich schwierig in eine Ecke zu stellen bin – und ich will auch nicht in eine Ecke gestellt werden. Ich mache zu viele verschiedene Sachen zu gern. Gerade erst lief in Thun das Musical «Gotthelf», dessen Text ich schrieb, und das ist etwas völlig anderes als «Gerron». Das finde ich ja auch so traumhaft schön am Schriftsteller-Beruf: Man kann den Beruf wechseln und trotzdem im gleichen Beruf tätig sein. Ich will auch nicht zweimal das gleiche Buch schreiben. Die Vorstellung, den siebten Roman über Kommissar XY zu verfassen, finde ich grauenhaft. «Melnitz» war ein riesiger Publikumserfolg. «Gerron» ist viel härtere Kost – fürch-

ten Sie nicht, dass Sie damit weniger gut ankommen? Ich schreibe nicht, um möglichst hohe Umsatzzahlen zu bolzen! Ich schreibe ein Buch, weil ich eine bestimmte Geschichte interessant genug finde, um mich mehrere Jahre lang damit zu beschäftigen. Nach «Melnitz» schrieb ich zum Beispiel erst einmal ein Buch zum Privatvergnügen. Ich wusste, «Zehnundeinenacht» kann kein Erfolg werden, aber ich hatte einfach Lust, dieses Buch zu schreiben. Ich habe mir einen wahnsinnigen Luxus erarbeitet: Ich kann heute jene Sachen schreiben, die ich gern schreibe. Und welches ist das nächste Buch, das Sie gern schreiben werden? Jetzt sind die Batterien total leer. Wenn ich an einem Buch arbeite, tue ich das während sieben Tagen in der Woche von früh bis spät. Ich kann mir momentan nicht vorstellen, je wieder ein Buch zu schreiben. Ich weiss aber, dass noch immer wieder etwas Neues kam. Liest man «Gerron», hat man stets das Gefühl, dem Schauspieler persönlich zuzuhören. Wie viel Gerron steckt in Ihnen? Diese Frage wird mir immer gestellt! Man steckt wohl in jedes Buch mehr Persönliches hinein, als einem bewusst ist. Ich hätte sicher nicht die Geschichte eines Theatermanns beschrieben, wenn ich nicht selber Theatermann wäre – denn ich weiss, wie Theaterleute denken. Ich bin ganz und gar in diese Figur hineingekrochen, am Schluss habe ich so gedacht, wie die Figur denkt. Aber mein Gerron bleibt immer eine Figur, die ich mir ausgedacht habe.

Weitere Bücher von Charles Lewinsky Melnitz (2006) 772 Seiten CHF 19.90 dtv

«Melnitz» brachte Charles Lewinsky den Durchbruch als Romancier. Das auf jeder Seite fesselnde Buch erzählt die Geschichte einer weit verzweigten jüdischen Familie in der Schweiz von 1871 bis 1930 – ein Meisterwerk. Johannistag (2009) 315 Seiten CHF 15.90 dtv

Ein Fremder kommt in ein verschlafenes Dorf in der französischen Provinz und wird bald Teil undurchsichtiger Intrigen. Der Roman erschien erstmals 2000 und wurde nach dem Grosserfolg von «Melnitz» neu aufgelegt. Zehnundeinenacht (2008) 189 Seiten CHF 29.90 Nagel & Kimche

Eine alternde Prostituierte als Scheherazade, die einem Ganoven jede Nacht eine Geschichte erzählt. Die raffinierten Erzählungen mit ihren oft überraschenden Wendungen kreisen alle um die Frage der Identität: Was macht ein Menschenleben aus? Doppelpass (2009) 319 Seiten CHF 29.90 Nagel & Kimche

Dieser Roman entstand als Fortsetzungsgeschichte für die «Weltwoche»: In 50 Folgen erzählt Lewinsky von zwei Männern aus dem Ausland, die in der Schweiz Fuss fassen wollen. Der eine ist ein Fussballstar, der andere ein illegaler Immigrant. Scharfsinnig und satirisch nimmt Lewinsky Vorurteile und das Schweizer Asylwesen ins Visier.

Gerron 544 Seiten CHF 39.90 Nagel & Kimche

www.books.ch – September 2011 – 13


Buchtipps

Der Traum des Kelten Mario Vargas Llosa 1916 in der Todeszelle des Pentonville Prison in London: Roger Casement denkt zurück an seine Kindheit in Ulster, an die Zerrissenheit seiner Herkunft mit einem streng protestantischen Vater und einer tiefgläubigen katholischen Mutter. Er erinnert sich an die Jahre in Afrika, als er im Auftrag der britischen Regierung einen Bericht über die Menschenrechtsverletzungen im damaligen belgischen Kongo verfassen musste. Mit Ausbruch des Ersten Weltkriegs hat der ehemalige Diplomat die Unterstützung der deutschen Regierung für die irische Unabhängigkeitsbewegung gesucht. Er ist mitten im Krieg heimlich nach Berlin gereist; doch sein Begleiter und Geliebter Eivind Adler Christensen hat ihn an den britischen Geheimdienst verraten ...

Mein Buch

Der Hundertjährige, der aus dem Fenster stieg und verschwand Jonas Jonasson Allan Karlsson hat Geburtstag. Er wird 100 Jahre alt − eigentlich ein Grund zu feiern. Doch während sich der Bürgermeister und die lokale Presse auf das grosse Spektakel vorbereiten, hat der Hundertjährige ganz andere Pläne: Er verschwindet einfach. Bald steht ganz Schweden Kopf wegen seiner Flucht. Doch so etwas ist sich Allan gewöhnt, schliesslich hat er schon in jungen Jahren die ganze Welt durcheinandergebracht ... Jonas Jonasson erzählt von einer urkomischen Flucht und zugleich von der irrwitzigen Lebensgeschichte eines Mannes, der sich zwar nicht für Politik interessiert, aber trotzdem in die grossen historischen Ereignisse des 20. Jahrhunderts verwickelt war.

447 Seiten

416 Seiten

CHF 39.90

CHF 25.90

Suhrkamp

carl’s books

ISBN 978-3-518-42270-0

ISBN 978-3-570-58501-6

Das Buch der Kinder

Sterneneis

A. S. Byatt

Kristín Marja Baldursdóttir

Im Süden Englands, in London, Paris und im zügellosen Schwabing suchen die Familien Wellwood, Fludd und Cairn am Ende des 19. Jahrhunderts ein freieres und erfüllteres Leben. Sie erproben neue Wege in Kunst und Politik, Liebe und Erziehung. Immer mit dabei sind die vielen Kinder, die sich mit ihren unterschiedlichen Talenten und Temperamenten einen Weg durch die Lebensexperimente ihrer Eltern bahnen. Aber alle Familien, auch die fortschrittlichsten, haben ihre dunklen Geheimnisse. Am Ende drohen Enttäuschung, Verrat und der grosse Krieg. Der Roman berührt immer wieder die intimen Momente, die jedes Leben unverwechselbar machen.

In der Nacht waren Einbrecher gekommen und hatten sie beraubt. Hatten in ihren Sachen gewühlt, ihren Schmuck entwendet. Hatten sie wahrscheinlich im Schlaf beobachtet. Die Vorstellung, eine weitere Nacht in diesem Haus zu verbringen, ist ihr unerträglich geworden. Deshalb hat sie fort gewollt, in ihr Sommerhaus. Mit der 14-jährigen Tochter einer Bekannten fährt sie aufs Land. Doch wie verbringen eine Frau in den Fünfzigern und ein Mädchen im Teenageralter, das an Handy, PC und Fernsehen gewöhnt ist, drei Tage in völliger Abgeschiedenheit miteinander? Ein wunderbarer, atmosphärischer Roman, der die Lesenden vor einem grossen landschaftlichen Panorama ins Reich der Phantasie mitnimmt.

896 Seiten

240 Seiten

CHF 39.90

CHF 27.90

S. Fischer

Krüger

ISBN 978-3-10-004417-4

ISBN 978-3-8105-0266-7

14 – www.books.ch – September 2011

«Ich mag das Spiel mit Identitäten» Wir möchten von Orell-Füssli-Kundinnen und -Kunden wissen: Welches ist Ihr liebstes Buch? Heute antwortet Thomas Hügi aus Kilchberg. Aufzeichnung: Erik Brühlmann

Thomas Hügi ist ein Nacht- und Ferienleser. Er würde zwar schon gern häufiger lesen – doch durch seinen Beruf als Anwalt und durch seine vier Kinder verlagert sich das Lesen fast automatisch an die Randzeiten. «Dafür liegen immer zwei, drei Bücher auf meinem Nachttisch», verrät der 45-Jährige, der meist mehrere Bücher parallel liest. Manchmal bleibe ein Buch auch länger liegen. «’Der Zauberberg’ von Thomas Mann ist ein Beispiel dafür. Einen solchen Roman kann man nicht einfach im Vorbeigehen lesen, dafür muss man Zeit und Musse haben.» Die ausgelesenen Bücher kommen in ein eigenes Zimmer − «die Bibliothek sozusagen. Ich gebe meine Bücher nach dem Lesen nicht weiter. Regale voller Literatur sind etwas Schönes!»

Literatur ist für Thomas Hügi ein vielschichtiger Begriff. Neben Fachbüchern und verständlich geschriebenen philosophischen Abhandlungen stehen Romane auf seinem Lesemenü. «Ein eigentliches Lieblingsgenre habe ich nicht», sagt der gebürtige Basler. Nur Theaterstücke seien nicht seine Lesewelt. Zu seinen Lieblingsbüchern zählt unter anderem «Der Fechtmeister» von Arturo Pérez-Reverte. «Ich habe früher selbst gefochten und konnte die Faszination der Fechtszenen gut nachvollziehen», sagt er. Auch Schweizer Autoren haben es Thomas Hügi angetan. «Durch den Schweiz-Bezug fühlt man sich als Leser in einer Geschichte sofort heimisch», findet er. Generell faszinieren den Anwalt Geschichten, in denen sich die Protagonisten verwandeln. «Ich mag das Spiel mit verschiedenen Identitäten», sagt er, «und auch Geschichten, welche die Suche nach ungelebten Träumen beschreiben.» Genau diese Vorlieben sind es, die Max Frischs «Mein Name sei Gantenbein»

zu einem besonderen Buch für Thomas Hügi machen. Im brillanten Verwirr- und Maskenspiel hinterfragt Max Frisch schonungslos das Wesen des Menschen und seine Rolle in der Gesellschaft, indem er seinen Erzähler verschiedene Charaktere wie Kleidungsstücke an- und ausprobieren lässt. «Einerseits ist es eben dieses Spiel mit den Identitäten, das mich fasziniert», sagt Thomas Hügi. «Andererseits ist es aber auch höchst spannend zu verfolgen, wie die Menschen dem Erzähler die verschiedenen Rollen abkaufen.» Es sei irgendwie wie im richtigen Leben: Werde eine Rolle überzeugend genug gespielt, hinterfrage sie kaum jemand. «Und mir gefällt auch Max Frischs ganz eigene, sehr direkt wirkende Sprache», ergänzt Thomas Hügi. Man merke beim Lesen auch, wie sehr sich die Welt in den wenigen Jahrzehnten seit dem Erscheinen des Romans 1964 verändert habe. «Da gibt es Szenen, die einen glauben lassen, man sei in einer völlig anderen Welt.»

Mein Name sei Gantenbein Max Frisch 287 Seiten CHF 14.90 Suhrkamp

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Orell Füssli The Bookshop, Bahnhofstrasse 70, 8001 Zürich

www.books.ch – September 2011 – 15


Saison

Saison

Sagenhafte Geschichten

Die landschaftlichen Reize von Island sind berühmt. Weniger bekannt sein dürfte hingegen, dass der Inselstaat auch ein Bücherland ist: Jede Einwohnerin, jeder Einwohner kauft pro Jahr durchschnittlich acht Bücher.

Island ist Ehrengast an der Frankfurter Buchmesse im Oktober. Nicht weniger als 180 Neuerscheinungen in deutscher Übersetzung unterstreichen, welch grosse Bedeutung die Literatur im kleinen Inselstaat hat. Ob mittelalterliche Sagas oder zeitgemässe Romane: Im Zentrum stehen spannend erzählte Geschichten.

infantil. Und so charakterisiert Sigurður Óli auch seine «Klienten». Er zeigt kein Verständnis für die Gründe, die sie auf Abwege geführt haben. Bis er merkt, dass hinter dem Tod einer sexuell freizügigen Frau mehr als ein plumper Erpressungsversuch mit Bildern steckt. Unversehens ergeben sich Verbindungen zum Tod eines Bankers. Und Sigurður Ólis Augenmerk wechselt von unbedarften Kleinganoven zu durchtriebenen Finanzspezialisten, welche die Isländer noch vor wenigen Jahren bewundernd «Expansionswikinger» nannten. Arnaldur Indriðason thematisiert mit diesem Krimi nicht nur die «Abgründe» mancher Finanzgeschäfte, sondern auch den «absurden Grössenwahn einer winzigen Nation», wie es einmal in diesem feinsinnigen Buch heisst. Kein Wunder, ist Arnaldur Indriðason auch im deutschsprachigen Raum ein Bestsellerautor geworden.

Text: Markus Ganz

Wenn in den letzten Jahren von Island die Rede war, ging es meist um kollabierende Banken oder aschespeiende Vulkane, die den Flugverkehr lahmlegten. Doch die weitab im Nordatlantik liegende Insel verdient auch Beachtung wegen ihrer reichen und lebendigen literarischen Tradition. Obwohl das Land nur 320’000 Einwohner zählt, also weniger als die Stadt Zürich, hat der Isländische Schriftstellerverband 391 Mitglieder. Rund 70 von ihnen können allein von ihrer schriftstellerischen Tätigkeit leben – in der Schweiz sind es nur knapp doppelt so viele. Rekordverdächtig ist auch, dass die Isländer durchschnittlich acht Bücher pro Jahr kaufen. Die herausragende Stellung der Literatur in Island erklärt man sich damit, dass der Inselstaat während Jahrhunderten zu den ärmsten Ländern Europas gehörte. Das kulturelle Angebot war auch wegen der abgelegenen Lage lange sehr beschränkt, sodass fast nur das Lesen blieb.

Sagas des Mittelalters Der Ausgangspunkt der isländischen Literatur liegt im 13. und 14. Jahrhundert, als die beiden von skandinavischen Göttern und Helden handelnden «Edda»-Werke sowie die Isländersagas niedergeschrieben wurden. Letztere gelten innerhalb der europäischen Literatur als einzigartig, weil sie von Autoren geprägt wurden und die Schilderungen wirklichkeitsnah sind. Schon Dashiell Hammett soll ihre Dialoge und Jorge Luis Borges ihren zynischen Realismus bewundert haben. Im Hinblick auf die Frankfurter Buchmesse wurden 64 Sagas neu auf Deutsch übersetzt, wobei es die erklärte Absicht war, den Lesern die Geschichten leichter verständlich zu machen und sie literarisch zu akzentuieren. Die Texte der fünfbändigen Sammlung «Isländersagas» berichten sehr anschaulich vom 16 – www.books.ch – September 2011

schwierigen und konfliktreichen Leben der ersten Siedler vom 9. bis zum 11. Jahrhundert. Aber auch von ihren weiten Seefahrten, die viel zum rauen Ruf der Isländer beitrugen. Noch heute sind die isländische Identität und das literarische Schaffen eng mit diesen Sagas verknüpft.

Belehrungen des Nobelpreisträgers Der 1902 geborene und 1998 verstorbene Halldór Laxness erneuerte die isländische Erzähltradition und wurde zum ersten grossen Autor der modernen isländischen Literatur. 1955 erhielt er den Nobelpreis für Literatur – dies machte Island zum Staat mit der höchsten Nobelpreisdichte pro Einwohner. Erstmals liegt nun Laxness’ «Das Volksbuch. Über Island und Gott und die Welt» auf Deutsch vor. Mit diesem 1929 erschienenen Essay versuchte der junge Schriftsteller, die Isländer zu belehren. Er wollte seine damals noch stark vom Rest der Welt isolierten Landsleute teilhaben lassen an seinen Erkenntnissen, die er im Ausland gewonnen hatte; diese betrafen die kleinen praktischen Dinge ebenso wie die grossen gesellschaftlichen Fragen, die noch heute von Bedeutung sind.

Abenteuer eines Gelehrten Wie stark alte Geschichten und Mythen auch junge Schriftsteller von heute inspirieren können, zeigt besonders eindrücklich das Beispiel von Sigurjón B. Sigurdsson alias Sjón. Der Autor, der auch Texte fürs Theater und die Popsängerin Björk schreibt, hat sich für sein neues Buch «Das Gleissen der Nacht» auf autobiografische Schriften von Jón Guðmundsson Lærði gestützt, eines von Paracelsus beeinflussten isländischen Forschers (1574 bis 1658). Er habe diese Texte mit «jener Verantwortungslosigkeit und Sorglosigkeit behandelt,

Die Kälte der Moderne

die das Spiel des Dichters von der Arbeit des Wissenschafters unterscheiden». So ist ihm ein hinreissender Schelmenroman mit Hang zur Groteske geglückt, der manchmal an «Der abenteuerliche Simplicissimus» erinnert und sich doch durch einen ganz eigenen Grundton auszeichnet. Sjón lässt die gewitzte Hauptfigur Jónas in quirliger Sprache erzählen, wie er schon als Kind mit höchst unkonventionellen Forschungsmethoden nach Erklärungen für die kleinen und grossen Rätsel des Lebens sucht. Jónas wird zum Gelehrten, der mit seinem Eigensinn überall aneckt und in allerlei Abenteuer verwickelt wird – bis er im Bauch eines Wals seine Ruhe findet.

Wir werden Island Ein eigenwilliger Kerl ist auch die Hauptfigur in Huldar Breiðfjörðs Roman «Liebe Isländer». Der junge Mann, vermutlich der Autor selbst, hat das gemütliche Le-

ben in Reykjavík satt. Mitten im Winter beschliesst er, mit dem Auto Island zu umrunden, um seine Heimat, seine Landsleute und sich selbst kennenzulernen. Denn er will endlich ein richtiger Isländer werden, und das geht nur im Januar und Februar: «Das sind eindeutig die isländischsten Monate. (...) Unsere Stimmung schwankt in dieser Zeit genauso wie die der Wettergötter. Wir werden Island.» Mit einem kapriziösen Jeep namens Lappi zieht er los und erlebt nicht nur mit diesem einige Abenteuer. Bald bereut er seinen Übermut und hinterfragt seine Mission: Sollte er etwa wie einst Halldór Laxness herumziehen und dann den Leuten in der Stadt raten, die Zähne zu putzen? In Begegnungen mit allerlei merkwürdigen Menschen baut er bald seine Vorurteile gegenüber dem Leben in der Provinz ab. Und lernt dabei auch anspruchsvolle Tugenden der Isländer wie gemeinsames Schweigen. Mit «Liebe Islän-

der» hat Huldar Breiðfjörðs ein amüsantes literarisches Roadmovie geschrieben, das zugleich ein Buch der Selbstfindung wie auch ein anrührendes Porträt Islands und seiner Bewohner ist.

Wahn einer Nation Über ein Drittel der Isländer wohnt in Reykjavík. Und selbst viele Bewohner der geschäftigen Hauptstadt fühlen sich dort abgeschnitten vom Puls der weiten Welt. Kommissar Sigurður Óli, die Hauptfigur im Krimi «Abgründe» von Arnaldur Indriðason, fühlt sich eigentlich nur in seinen eigenen vier Wänden wohl. Reisen in Island sind ihm ein Gräuel – und Ferien im Ausland macht er nur, um an die Sonne zu kommen und nicht etwa der Sehenswürdigkeiten wegen. So schaut er sich zu Hause im Fernsehen nur Actionfilme aus Hollywood an und schaltet sofort aus, wenn nicht englisch gesprochen wird; Isländisch findet er

Auch in «Ein Herz so kalt» von Árni Thórarinsson ist von der «Magie moderner Finanzgeschäfte» die Rede. Aber diese steht als Metapher dafür, dass auch hinter scheinbar unerklärlichen Phänomenen oft nur profane menschliche Absichten stehen. In diesem unterhaltsam geschriebenen Krimi geht es um einen einsamen Lokaljournalisten in einer Kleinstadt, der einer Spukgeschichte nachgeht, weil gerade Sauregurkenzeit ist. Als Einar zum zweiten Mal dem Telefonanruf eines weiblichen Mediums folgt, findet er in einem leerstehenden Haus zwar keinen Geist, aber die Leiche einer jungen Frau. Die sich aber nicht selbst umgebracht hat, wie die aufgeschnittenen Pulsadern andeuten sollen, sondern die erwürgt wurde – und dies bestimmt nicht von einem Geist. Gleichzeitig findet ein Stadtfest statt, an dem die alkoholisierten Besucher und Einars minderjährige Tochter zunehmend die Hemmungen verlieren. Und da taucht auch noch eine amerikanische Filmcrew mitsamt zweier Stars auf, die viele Dollars in die Kleinstadt pumpen wollen, um im besagten Haus einen Erotikthriller drehen zu können. Kurz: www.books.ch – September 2011 – 17


Saison Einar hat es nicht einfach, den Überblick zu behalten und den Fall zu lösen.

Eine Pastoralsonate Wie der Protagonist in «Liebe Isländer» will auch jener in «Am Sandfluss» von Gyrðir Elíasson zu sich und zum «wirklichen» Leben finden. In einem ruhig fliessenden Monolog erzählt ein geschiedener Mann von seinem Leben auf einem Campingplatz in der isländischen Wildnis. Er versucht Bäume des in Island seltenen Waldes zu malen, ist mit den Ergebnissen aber nie zufrieden. Zwischendurch streift er durch die Gegend, beobachtet ab und zu Leute, sucht aber keinen Kontakt. Er fragt sich, ob er oder die anderen Bewohner des Campingplatzes von einem anderen Planeten stammen, doch die anderen verschwinden im Herbst ohnehin zunehmend. Allein bleibt er schliesslich in der Kälte zurück. Das Buch bietet eine eindrücklich lyrische Beschreibung der Beziehung zwischen Mensch und Natur. Die Bedeutung der Kunst und der Endlichkeit schwingt stets mit – der Untertitel des Buchs, «Pastoralsonate», passt daher gut.

Saison Isländersagas 3384 Seiten CHF 148.– S. Fischer (die 5 Bände sind auch einzeln erhältlich)

Das Volksbuch – Über Island und Gott und die Welt Halldór Laxness

Abgründe Arnaldur Indriðason 432 Seiten CHF 29.90 Bastei Lübbe

Eine Frau bei 1000° Hallgrímur Helgason Ein Herz so kalt Árni Thórarinsson

CHF 39.90 Steidl

416 Seiten CHF 33.90 Droemer

Das Gleissen der Nacht Sjón

Am Sandfluss Gyrðir Elíasson

282 Seiten CHF 29.90 S. Fischer

124 Seiten CHF 26.90 Walde+Graf

Liebe Isländer Huldar Breiðfjörðs 224 Seiten CHF 24.50 Aufbau

Weitere lesenswerte isländische Bücher

530 Seiten CHF 29.90 Tropen bei Klett-Cotta

Der isländische Kultautor erzählt mit isländischer Skurrilität von der 80-jährigen Herbjörg, die mit einem Laptop und einer alten Handgranate in einer Garage lebt. Nun hat sie genug und möchte für sich einen Termin für die Einäscherung buchen. Was allerdings erst möglich ist, wenn die betroffene Person tot ist. Der Schmerz der Engel Jón Kalman Stefánsson 352 Seiten CHF 32.90 Piper

Der Postbote Jens entrinnt knapp dem Tod: Festgefroren auf seinem Pferd, erreicht er mit letzter Kraft die Herberge, im Gepäck zwei Leichen und die Postkiste. Auf seine nächste Reise in die weiten Fjorde wird ihn ein Junge begleiten und mit ihm sein Leben für ein ungewöhnliches Poststück aufs Spiel setzen.

Bankster Guðmundur Óskarsson

Vorübergehend nicht erreichbar Einar Már Guðmundsson

254 Seiten CHF 37.90 Frankfurter Verlagsanstalt

332 Seiten CHF 29.90 Hanser

2008 erschüttert die Finanzkrise Island. Markús verliert über Nacht seinen Job bei einer Bank und ist völlig perplex, dass der Verzehr von Foie gras Vergangenheit sein soll und er täglich 24 Stunden ohne Arbeit bewältigen muss. Auch seine Lebensgefährtin Harpa verliert ihre Stelle als Bankerin. Doch eines Tages zeigt sich, dass sie ein Geheimnis hat, das sein Leben erneut auf den Kopf stellt. Isländischer Literaturpreis 2009. Die Winterfrau Vilborg Daví ðsdóttir 320 Seiten CHF 17.90 btb

Eine Saga aus dem mittelalterlichen Island. Die Eskimofrau Naaja wird verstossen, weil sie mit ihren Zauberkräften Unheil über ihr Dorf gebracht haben soll. Sie überlebt und findet einen neuen Mann, den isländischen Jäger Mikjáll, dem sie das Leben rettet. Aber die Isländer betrachten die Ungläubige mit Misstrauen.

Literarische Meisterwerke der Schweiz neu entdeckt

Es ist die Geschichte einer schwierigen Liebe, denn die beiden Hauptfiguren sind alkoholund drogenabhängig – und der Mann sitzt in den Niederlanden im Gefängnis. So schreiben die Liebenden einander Briefe, in denen sie ihr Leben erzählen und dadurch letztlich von ihrer Sucht loskommen. Speziell an dieser Geschichte ist auch, dass der Autor sein eigenes Alkoholproblem in die Geschichte eingewoben hat. Traumland - Was bleibt, wenn alles verkauft ist? Andri Snær Magnason 285 Seiten CHF 35.90 Orange Press

In Island soll der grösste Staudamm Europas entstehen – und einem US-Konzern Strom zur Aluminiumherstellung liefern. Welchen Prozess hat die drastische Ressourcenausbeutung zur Folge? Der Autor liest am 29. November 2011 um 20.30 Uhr bei Orell Füssli am Bellevue.

Veranstaltungen zur Kollektion Nagel & Kimche mit Peter von Matt 01.11. Literaturhaus Zürich 07.11. Kino Bourbaki / Stadtbibliothek, Luzern 10.11. Literaturhaus Basel Weitere Informationen unter www.nagel-kimche.ch Aus dem Französischen von Yvan Goll Mit einem Nachwort von Dieter Meier 152 Seiten. Geb. mit Schutzumschlag sFr 29,90

HERAUSGEGEBEN VON PETER VON MATT 18 – www.books.ch – September 2011

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Kaffeepause

Kaffeepause

Die

Debatte Was machen eine Buchhändlerin und ein Buchhändler in der Kaffeepause? Sie plaudern über Bücher. books hat sich im «Starbucks» der Filiale Kramhof zu den Orell-Füssli-Mitarbeitenden Patrizia Melaugh und Immanuel Peter gesetzt. Aufzeichnung: Marius Leutenegger

books: Beginnen wir mit dem schmalsten der drei Bücher, die auf unserem Tisch liegen: «Irgendwann werden wir uns alles erzählen», dem Debütroman der Deutschen Daniela Krien. Patrizia Melaugh (PM): Die Geschichte spielt 1990 in der DDR, also unmittelbar nach der Wende. Im Mittelpunkt steht die 16-jährige Ich-Erzählerin Maria. Sie ist gerade zu ihrem Freund Johannes gezogen, der mit seiner Familie auf einem Bauernhof lebt. Maria steht im letzten Schuljahr, schwänzt aber meistens und hilft auf dem Hof mit. Alles ist sehr intensiv und sinnlich beschrieben: die Natur, die Menschen, der Alltag. Ganz in der Nähe des Hofs der Familie von Johannes steht jener des 40-jährigen Henner. Mit diesem attraktiven Aussenseiter beginnt Maria schon bald eine leidenschaftliche Affäre. Die junge Frau 20 – www.books.ch – September 2011

wundert sich, dass ihr niemand auf die Schliche kommt, ist hin- und hergerissen von ihren Gefühlen – bis die Geschichte zu einem dramatischen Ende führt. Immanuel Peter (IP): Ich fand ziemlich heftig, worauf sich Maria da einlässt. PM: Maria entscheidet sich ja nicht bewusst für die Liebesbeziehung mit Henner, sondern wird von ihren Gefühlen fortgerissen. Ich finde nachvollziehbar, wie sie in diese Geschichte hineinrutscht, und ich konnte mir genau vorstellen, wie sich das Leben an der Schwelle zum Erwachsenwerden für sie anfühlt. Jetzt bin ich aber gespannt, wie dieses Buch bei dir angekommen ist – du stehst Maria altersmässig ja viel näher. IP: Ich las das Buch gern, fand es spannend und hatte keinen einzigen Durchhänger. Mich interessierte auch die Zeit, in der es spielt. Insgesamt ging mir der Text aber nicht so nahe wie dir; mich berührte zum Beispiel auch das dramatische Ende nicht so sehr. Das hat vermutlich damit zu tun, dass ich das Verhalten von Maria weniger gut nachvollziehen konnte. PM: Sie wird doch einfach von ihrer Leidenschaft fortgetragen! IP: Diese Leidenschaft hat aber auch eine destruktive Komponente. Maria lebt mit Henner zum Beispiel eine gefährliche Art

von Sexualität aus. Zu Beginn entsteht fast der Eindruck, er vergewaltige sie – bis man erkennt, dass Maria auch etwas Unterwürfiges hat. Ich hatte ein bisschen Mühe damit, dass sie sich alles gefallen lässt und ihr die Affäre sozusagen einfach zustösst. PM: Ist das jetzt eine Kritik am Buch oder an der Person? IP: Mehr an der Person, doch das wirkt sich natürlich auch auf die Gesamteinschätzung aus. Ich hatte Mühe, der Hauptfigur nahe zu kommen, und deshalb konnte ich auch nicht richtig ins Buch eintauchen. PM: Ich verstehe schon, was du meinst. Beim Lesen des ersten Teils des Buchs dachte ich auch immer wieder: Was macht die jetzt für einen Quatsch? Das ist doch ein leichtsinniges junges Mädchen, jemand sollte sie davon abhalten solche Dummheiten zu machen! Aber je länger ich las, desto besser konnte ich nachvollziehen, wie Maria in einen Strudel von Liebe und Erotik gerät. Ihre Leidenschaft ist wirklich sehr gut dargestellt. IP: Ja, das stimmt auf jeden Fall. PM: Interessant finde ich auch die Perspektive des Buchs. Es gibt ja bereits viele Romane über die Beziehung älterer Männer mit jungen Frauen – die nehmen aber meistens die Männerperspektive ein. Hier wird die Geschichte aus der Sicht einer jungen Frau beschrieben. Auch unser zweites Buch erzählt eine Geschichte aus der Perspektive eines jungen Menschen: «Alle Toten fliegen hoch» von Joachim Meyerhoff. Du hast diesen Titel vorgeschlagen, Immanuel. IP: Der Autor Joachim Meyerhoff ist ein sehr erfolgreicher Schauspieler, der auch schon am Schauspielhaus Zürich zu sehen war. Zu seinen grossen Erfolgen gehört das Projekt «Alle Toten fliegen hoch». In diesem sechsteiligen autobiografischen Bühnenprogramm, das zuerst am Burgtheater Wien gezeigt wurde, erzählt Meyerhoff auf lustige und nachdenkliche Weise aus seinem Leben. Den ersten Teil «Amerika» gibt es jetzt auch in Buchform. Er spielt in den 1980er-Jahren: Joachim ist 17 Jahre alt, lebt mit seiner Familie in einer norddeutschen Kleinstadt und giert nach Neuem. Er plant ein Austauschjahr in den USA, das ihm die Grosseltern finanzieren. Schliesslich landet er in einer Kleinstadt in Wyoming – und verbringt dort ein Jahr, das für seine Entwicklung sehr wichtig ist. Der

Irgendwann werden wir uns alles erzählen Daniela Krien 240 Seiten CHF 29.90 Graf

Alle Toten fliegen hoch Joachim Meyerhoff 319 Seiten CHF 29.90 Kiepenheuer & Witsch

Rote Spur Deon Meyer 625 Seiten CHF 32.90 Rütten & Loening

Immanuel Peter: Ich hatte ein bisschen Mühe damit, dass sich Maria alles gefallen lässt und ihr die Affäre sozusagen einfach zustösst. Patrizia Melaugh: Ist das jetzt eine Kritik am Buch oder an der Person? Immanuel Peter: Mehr an der Person, doch das wirkt sich natürlich auch auf die Gesamteinschätzung aus. Ich hatte Mühe, der Hauptfigur nahe zu kommen, und deshalb konnte ich auch nicht richtig ins Buch eintauchen.

tödliche Unfall seines Bruders holt ihn vorübergehend nach Deutschland zurück, aber weil Joachim die Trauer seiner Familie fast nicht ertragen kann, flieht er wieder nach Wyoming. Das Buch präsentiert eine riesige Fülle von Episoden und Nebensträngen: Joachim erzählt von seiner Freundin, die er in Deutschland zurücklässt, von seiner Kindheit, seinen Wutanfällen, die er in den Griff bekommt, und vom Erwachsenwerden. Es handelt sich also um einen Entwicklungsroman? IP: Ja, und zwar um einen wirklich lustigen. Ich lachte beim Lesen häufig, vor allem zu Beginn. Am Ende liess mich das Buch aber auch mit einer gewissen Trauer zurück; es bekommt mit der Zeit immer mehr Tiefe und steckt voller überraschender Wendungen. Genau das macht für mich auch seine Qualität aus: Es ist unglaublich vielseitig, sowohl bezüglich Figuren als auch hinsichtlich der Stimmungslagen. PM: Aber grundsätzlich ist das Buch schon sehr unterhaltsam. Viele Figuren sind geradezu bizarr und manche Erlebnisse äusserst witzig. Ich muss jetzt noch lachen, wenn ich daran denke, wie Joachim seine ältesten Erinnerungen hervorholt – und dann die Geschichte erzählt, wie seine Schulklasse einen Ausflug zu einer riesigen Rutschbahn machte. IP: Alle Kinder steigen die Rutschbahn hoch und freuen sich darauf, dass sie nacheinander hinuntersausen dürfen. Doch Joachim bringt die ganze Anordnung zum Stillstand – er bleibt auf der Rutschbahn stecken, weil er Lederhosen trägt. Dabei sagte ihm die Mutter noch, er müsse stolz

darauf sein, als einziger eine solche Hose zu besitzen. Da kriegt Joachim gleich einen seiner legendären Wutanfälle. PM: Der Grundton des Buchs verrät einen ausgeprägten Hang zur Selbstironie und hat mich manchmal an Nick Hornby erinnert. Schön ist auch, wie zwei Welten gezeigt werden, wie der junge Deutsche aus der Kleinstadt das Leben in einer ländlichen Gegend der USA wahrnimmt. IP: Das Buch ist eigentlich genau so wie sein Cover. Das finde ich auch ziemlich witzig, und es zeigt sofort: Hier geht es um die 1980er-Jahre. Ich habe aber gemerkt, dass es den meisten Leuten überhaupt nicht gefällt, und darum habe ich das Buch bis jetzt leider noch nicht so oft verkaufen können, wie ich es gern getan hätte. PM: Auch der Titel ist nicht sehr verkaufsfördernd. Ich habe das Buch ein paar Mal als Geschenk empfohlen – aber wer verschenkt schon ein Buch namens «Alle Toten fliegen hoch»! Ich weiss übrigens nicht einmal, warum das Buch so heisst. IP: Das ist der Name des sechsteiligen Programms und wird vermutlich erst in einer anderen Folge aufgelöst. Das dritte Buch, über das wir heute sprechen, hast du empfohlen, Patrizia: «Rote Spur» von Deon Meyer. PM: Ich wählte diesen Titel, weil mich Meyers Krimi «Weisser Schatten» begeisterte. Hauptfigur dieses Romans war Bodyguard Lemmer, um den es auch in «Rote Spur» geht. An «Weisser Schatten» gefiel mir, dass das Buch in Südafrika spielt und dass es auch etwas zum Schmunzeln gab. Ich lese gern einen Krimi, in dem ein Naswww.books.ch – September 2011 – 21


Kaffeepause horntransport vorkommt oder eine Giraffe über eine Strasse spaziert. Und die Figur von Lemmer finde ich stark: Er ist ein sympathischer, aber zwielichtiger Kerl mit einer dunklen Vergangenheit. Wovon handelt denn der neue LemmerRoman? PM: Das lässt sich gar nicht so leicht beantworten. Deon Meyer hat unheimlich viel in seinen Krimi hineingepackt, es geht um Diamantenschmuggel, Waffenhandel, um den Geheimdienst, um einen Anschlag auf die Fussball-Weltmeisterschaft durch islamistische Extremisten ... das ist ein ziemlich bunter Cocktail! IP: Im Zentrum der ersten 150 Seiten steht Milla Strachan. Sie hat einen fast erwachsenen Sohn und einen untreuen Mann. Jetzt lässt sie ihr Hausfrauendasein hinter sich und landet als ehemalige Journalistin beim Geheimdienst, der einen Anschlag auf die Fussball-Nationalmannschaft der USA verhindern muss. Welche Rolle spielt Lemmer? PM: Der kommt erst im zweiten Teil des Buchs vor. Bei seiner Geschichte geht es um einen Diamantenschmuggel, der als Nashorntransport getarnt ist. Die beiden Handlungsstränge werden später zusammengeführt. IP: Aufbau und Themenreichtum des Buchs sind anspruchsvoll. Ich hatte jedenfalls Mühe, den Überblick zu behalten – auch hinsichtlich der Figuren. Als ich begann, die wichtigen Personen auf einer Liste festzuhalten, war ich schnell bei zwölf Namen. Interessant ist die Themenvielfalt zwar schon, aber ich finde die Erzählweise von

Das begehbare Buch

Patrizia Melaugh, 59, lebt in Schaffhausen und arbeitet in der Abteilung Belletristik der Filiale Kramhof. Sie mag vor allem Bücher aus dem englischen Sprachraum. Ihre zwei Kinder sind bereits erwachsen.

Immanuel Peter, 27, lebt in Zürich und arbeitet in der Abteilung «Besser Leben» der Filiale Kramhof. Er liest gern ganz unterschiedliche Romane sowie Sachbücher im Bereich Gesundheit und Meditation.

Meyer im ersten Teil zu kompliziert und auch zu trocken. Die Geschichte bekommt erst Fahrt, als Lemmer auftaucht – dieser Nashorn-Transport ist wirklich sehr spannend beschrieben. PM: Aber es dauert wirklich zu lange, bis diese Episode endlich kommt. IP: Bei Krimis mache ich oft die gleiche Erfahrung: Vieles wird unnötig ausgeschmückt, und das, was die Geschichte ausmacht, erfährt man erst am Ende eines Kapitels. Natürlich hat dies auch mit Spannungsaufbau zu tun, aber manchmal verliere ich beim Lesen einfach die Geduld. Vor allem, wenn der Text sprachlich zu wenig bietet. Und das ist bei «Rote Spur» der Fall? IP: Ja, ich finde, Meyers Roman gibt diesbezüglich viel weniger her als die beiden anderen Bücher, über die wir gesprochen haben.

Patrizia, kannst du nach der Lektüre denn noch dahinterstehen, dass du dieses Buch für unsere Runde empfohlen hast? PM: Eher nicht. «Weisser Schatten» hat mir sehr gut gefallen, und ich dachte, die Fortsetzung liesse sich damit vergleichen. Doch die Handlung von «Rote Spur» erscheint mir fast zu komplex. Als Buchhändlerin würde ich einer Kundin oder einem Kunden daher eher den vorhergehenden Krimi ans Herz legen. IP: Es kommt natürlich darauf an, was einen interessiert. In «Rote Spur» gibt es zum Beispiel genaue Beschreibungen von Waffen- oder Kameratypen. Technisch Interessierte kommen da voll auf ihre Kosten. Wer Spionage-Thriller mag, ist mit diesem Buch wohl gut bedient. Ich persönlich hätte aber gern mehr über die Figuren erfahren.

Ein Buchspektakel in der Zürcher Villa Mainau – präsentiert von Orell Füssli

Probier’s mal ...

17 Verlage – 36 Zimmer Auch dabei: FCZ, Zürcher Hochschule der Künste, Restaurant Hiltl und viele andere

mit etwas Altbekanntem.

Eintritt kostenlos

Caramel Macchiato

Eine Empfehlung der Starbucks Coffeehouses in den Orell Füssli Buchhandlungen im Westside (Bern), im Kramhof und am Stadelhofen (Zürich).

22 – www.books.ch – September 2011

Caffè Latte mit extra Shot Espresso

Hausgemacht mit unserem 100% Fairtrade zertifizierten Espresso Roast. © 2011 Starbucks Coffee Company. All rights reserved. Printed in Germany.

Abendprogramm im ehemaligen Kino Razzia: 30 Veranstaltungen – von der Lesung bis zum Konzert

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«Wir wollen unsere Begeisterung fürs Buch weitergeben!» Ein Projekt wie «Das begehbare Buch» in der Villa Mainau hat es noch nie gegeben: 17 Verlage und weitere Partner thematisieren in 36 Räumen je ein Buch auf ganz unterschiedliche Weise. Die Projektverantwortlichen Daniela Mitidieri und Giulio Pè sagen, wie «Das begehbare Buch» zustande gekommen ist – und was die Besuchenden erwartet.

wichtig zu zeigen: Wir verkaufen Bücher nicht nur, wir identifizieren uns damit. Wir leben für das Buch und wollen unsere Begeisterung für dieses Medium weitergeben. Daniela Mitidieri: Darüber hinaus können wir zeigen, dass es auch in Zürich eine enorme Vielfalt an schönen Verlagen gibt. Dieser grosse, weitgehend unbekannte kulturelle Schatz soll einen Monat lang eine attraktive Bühne erhalten.

Interview: Marius Leutenegger

Was bieten Sie den Besuchenden? Giulio Pè: In der Villa Mainau finden Besucherinnen und Besucher 36 Zimmer und Orte mit Installationen zu einem Buch – zu einer Neuerscheinung oder einem bereits erhältlichen Titel. Einige Zimmer werden auch von Partnern ausserhalb der Verlagswelt bespielt, zum Beispiel vom FCZ oder von der Zürcher Hochschule der Künste. Auch in diesen Fällen hat das Zimmer aber einen eindeutigen Bezug zu Büchern. Daniela Mitidieri: In jedem Zimmer wird ein einzelner Titel dreidimensional thematisiert – auf sehr unterschiedliche, subjektive und unterhaltsame Weise. Die Zimmer sind selbstredend und brauchen keine Erklärungen. Man muss kein Leser oder Bücherfan sein, um «Das begehbare Buch» zu geniessen; man kann einfach von einem Raum zum nächsten spazieren und wird überall emotional berührt. Die Installationen sprechen alle Sinne an: Die Besuchenden werden zum Schauen, Tasten, Hören, Malen ermuntert. Das Tolle an diesem Projekt ist ja, dass es in einer Abbruchvilla stattfindet; der Fantasie und Kreativität sind fast keine Grenzen gesetzt.

«Das begehbare Buch» ist ein ausgesprochen originelles Projekt. Wie ist es entstanden? Giulio Pè: Während einer Auslandsreise begegnete ich der Idee, ein Abbruchhaus kulturell zu bespielen. Das Konzept gefiel mir sehr, und ich wollte es nach Zürich holen. Bei meinen Recherchen sah ich, dass es in Deutschland oder Österreich schon ähnliche Aktionen gab – allerdings ging es meines Wissens dabei noch nie ums Buch. Das heisst, die Idee war zuerst da – und Sie suchten dann ein passendes Gebäude? Giulio Pè: Genau! Es dauerte ein halbes Jahr, bis wir das passende Haus fanden. Die Villa Mainau bietet dem begehbaren Buch ein sehr atmosphärisches Umfeld. War es schwierig, die Eigentümer vom Projekt zu überzeugen? Giulio Pè: Im Gegenteil. Die Villa Mainau gehört der Ledermann Immobilien AG, die im Seefeld viel investiert. Urs Ledermann und sein Team waren von der Idee schnell angetan und erteilten uns die Bewilligung innerhalb weniger Wochen. Welches ist denn das Ziel des Projekts? Giulio Pè: Eine Erlebniswelt für das Buch zu schaffen. Für uns Buchhändler ist es

Wie gross ist die Vielfalt der Zimmer? Daniela Mitidieri: Sehr gross – es gibt wirklich für jede und jeden etwas, die Palette reicht vom Kinderbuch über Architektur, Belletristik und Biografie bis zu

Drogen, Mord und Krimi. In einem Zimmer können Kinder eine Bilderbuchfigur gestalten. Ein anderer Raum ist einem Psychothriller gewidmet: Man begibt sich in eine Dunkelkammer und wird dazu aufgefordert, in Kästen zu greifen und herauszufinden, was darin liegt. Im Zimmer des Restaurants Hiltl geht es ums Riechen von Gewürzen und Düften. Wir haben auch ein Zimmer, das sich ständig verändert: Der Verlag Hochparterre beschäftigt sich mit dem Thema Zersiedelung und veranschaulicht täglich, wie viel Schweiz gerade wieder verbaut worden ist. Und im Dachstock zeigt die Zürcher Hochschule der Künste «Und alles, was dazwischen war – die Leben der Mina Schirmherr». Erstmals werden in den ehemaligen Wohn- und Arbeitsräumen der legendären Büchersammlerin und Autorin Mina Schirmherr Arbeiten von ihr und über sie einer breiten Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Wie wurden die Verlage, die ein Zimmer gestaltet haben, ausgewählt? Giulio Pè: Wir erstellten eine Liste mit unterschiedlichen Prioritäten – und kontaktierten dann unsere Wunsch-Partner. Wie kam die Idee bei den Verlagen an? Giulio Pè: Es war überhaupt kein Problem, die Zimmer zu füllen – im Gegenteil. Am Anfang waren die kleineren Verlage noch etwas zurückhaltend, weil sie dachten, das Projekt sei für sie zu gross. Aber als sie sahen, wie gut es sich für sie eignete, waren auch sie gern dabei. Haben die Verlage ihr Zimmer völlig frei gestalten können? Giulio Pè: Sie mussten uns ein ausführliches Konzept vorlegen. Wir wollten ja keine Werbeveranstaltung aufziehen, sondern den Besuchenden ein richtiges Erlebnis bieten. Die meisten Konzepte gefielen uns auf Anhieb, bei einigen wünschten wir noch feine Anpassungen. Die Villa Mainau bildet mit dem früheren Kino Razzia einen Gebäudekomplex. Das Projekt nutzt dieses Potenzial: In der Villa findet die Ausstellung statt, im Razzia gibt es während des ganzen Septembers beinahe jeden Abend eine andere Veranstaltung. Wie haben Sie das Abendprogramm zusammengestellt?

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Schreiend komisch und manchmal tieftraurig Daniela Mitidieri, freischaffende Kulturagentin und Projektverantwortliche: «Es gibt wirklich für jede und jeden etwas, die Palette reicht vom Kinderbuch über Architektur, Belletristik und Biografie bis zu Drogen, Mord und Krimi.»

Giulio Pè, Verkaufsleiter von Orell Füssli und Initiator des Projekts: «Wir wollten keine Werbeveranstaltung aufziehen, sondern den Besuchenden ein richtiges Erlebnis bieten.»

Giulio Pè: Ganz einfach: Jeder unserer Partner in der Villa Mainau hat sich verpflichtet, einen Abend zu bestreiten. Daniela Mitidieri: Das Abendprogramm ist daher genauso vielfältig wie das Angebot in der Villa. Es finden viele Lesungen statt, der Globi-Verlag präsentiert ein Kinderkonzert mit dem Zürcher Kammerorchester, an einem Abend kommen Spieler des FCZ vorbei, das «Du» setzt auf Barbetrieb mit Kulturschaffenden, die sich als DJ versuchen. «Das begehbare Buch» ist täglich von 11.30 bis 19 Uhr offen – das Razzia öffnet um 19 Uhr. Man kann also das begehbare Buch geniessen und sich dann im Razzia bei einem Apéro auf das Abendprogramm freuen. Die BegehBar im Razzia ist immer bis Mitternacht geöffnet.

Wenn der Eintritt gratis ist, geniessen die Kundinnen und Kunden von Orell Füssli bei dieser Aktion also kein besonderes Privileg? Giulio Pè: Doch: Die Abendveranstaltungen im Razzia sind nicht kostenlos, und dort bezahlen unsere Bookpoints-Kunden nur den halben Preis.

Kann man sich eigentlich auch im begehbaren Buch verpflegen? Daniela Mitidieri: Selbstverständlich! Das Café Mainau im Erdgeschoss bietet rund 30 Sitzplätze und flirtet mit der Dolce Vita: Hier bekommt man Pasta, Pizza und Köstlichkeiten für zwischendurch, vom Mittagessen bis zum Aperitivo. Das Bistro ist jeden Tag ab 11.30 Uhr geöffnet, und wir hoffen, dass es sich auch zu einem temporären Treffpunkt entwickelt. Der Eintritt ins begehbare Buch ist kostenlos, man kann also immer wieder vorbeikommen.

Sie müssen. Daniela Mitidieri: Dann nehme ich das Hochparterre-Zimmer. Dieses Konzept habe ich als erstes erhalten; ich war total begeistert und dachte: Wenn wir noch mehr solche tolle Ideen bekommen, wird das begehbare Buch spektakulär. Und das ist es auch geworden. Und auch wenn ich gar nicht ans Ende der Villa Mainau denken möchte, freue ich mich ganz besonders auf den Abschlussabend im Razzia. Da werden wir in Anwesenheit von Boris Blank und Dieter Meier die Vernissage des Buchs über Yello feiern.

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Zum Schluss noch eine persönliche Frage: Welches ist Ihr Lieblingszimmer? Giulio Pè: Da ich mich sehr für die russische Sprache und Kultur interessiere, freue ich mich besonders auf die Installation der Galerie Brykina mit dem Künstler Andrei Krasulin. Daniela Mitidieri: Muss ich mich entscheiden? Ich bin von jedem Zimmer begeistert.

Deutsch von Brigitte Jakobeit Gebunden. 384 Seiten. sFr 32,90

Als Will Miller sieben Jahre alt ist, stirbt seine Mutter. Während sich sein Vater Big Bill und seine Brüder mit Bodybuilding weitere Muskeln antrainieren, hört Will auf zu wachsen. Das ändert sich erst an dem Tag, an dem Big Bills neue Frau mit ihrer Tochter Lulu einzieht. Denn Will verliebt sich unsterblich in Lulu.

www.kiwi-verlag.de


Das begehbare Buch – das Buchspektakel von Orell Füssli «Das begehbare Buch» in der Villa Mainau ist täglich von 11.30 bis 19.00 Uhr geöffnet. Die BegehBar im Razzia öffnet um 19 Uhr. Der Eintritt in die Villa Mainau ist kostenlos. Tickets für die Abendveranstaltungen gibt es im Laden MainBuch in der Villa Mainau sowie in den Orell Füssli Buchhandlungen Kramhof und am Bellevue in Zürich. Kundinnen und Kunden mit Bookpoints-Karte erhalten eine Ermässigung von 50 Prozent. Tickets und weitere Informationen finden Sie unter www.dasbegehbarebuch.ch.

Z Märli am Örtli Erzähler/Verfasser: Patrick Frey

erlebt & erinnert Reise durch die Hörbiographien von Schweizer Persönlichkeiten Märli am Örtli Erzähler/Verfasser: Timmermahn

Razzia: Das Programm Do, 01.09., 19 h* Orell Füssli: Geschlossener Eröffnungsanlass

Fr, 16.09., 20 h, CHF 20.-* Edition Moderne: Konzert zum 30-Jahr-Jubiläum

Fr, 02.09., 19.30 h, Eintritt frei* ZHdK: Stefan Zweifel begrüsst zur oulipoetischen Lektüre

Sa, 17.09., 20 h, CHF 15.-* Salis: «Hautsache wohl» – Buch-Vernissage mit Erica Matile

Sa, 03.09., 21 h, CHF 15.-* swissandfamous: 10 Jahre Märli für Erwachsene

So, 18.09., 11 h, Eintritt frei NordSüd: Kinderkonzert mit Bruno Hächler

So, 04.09., 20 h, CHF 30.-* Orell Füssli: Iris Berben liest Némirovskys «Rausch»

Mo, 19.09., 20 h, CHF 30.-* swissandfamous: Carla Del Ponte und Bernard Thurnheer erzählen aus ihren Leben

Mo, 05.09.* Manic Monday – Programm gemäss www.dasbegehbarebuch.ch Di, 06.09., 19 h, CHF 10.-* Graf: «Canta Napoli», canzoni e antipasti Mi, 07.09., 14.30 h, Eintritt frei NordSüd: «Mein liebster Geschichtenschatz» mit Jolanda Steiner Mi, 07.09., 20 h, Eintritt frei* Hochparterre: «Jede Sekunde ein m2» mit Gabriel Vetter

Ein Trip durch Hollywoods dunkle Seiten: Willkommen in «Sick City»!

Do, 22.09., 19.30 h, CHF 10.-* FCZ: 90 Minuten FCZ, danach lauter gute Fussballmusik

Genuss für alle Sinne: bepflanzt, behängt, besprayt, beduftet und betwittert

hdk

— Zürcher Hochschule der Künste

Departement Kulturanalysen und Vermittlung «99 potentielle Bücher» – die Spuren der Mina Schirmherr

«99 potentielle Bücher» – die Spuren der Mina Schirmherr

Tratsch- und Twitterküche

Bücher über Künstler, die erst heute anerkannt sind. Mitgestaltet von Andrey Krasulin

Begehbare Rauminstallation zum Thema «Rückeroberung»

Wie anständig essen Sie? Setzen Sie Ihr Zeichen an die Wand!

Nur Du, und nur Ich. Eine Hingabe an Sprache und Liebe in Bild, Ton und Wort

Inszenierung des Romans «Das Gewicht des Schmetterlings» von Erri de Luca

Im stockdunklen «BlindgängerZimmer» liest man wie Blinde – hörend

«Jede Sekunde ein m2»: Zwei Künstler gestalten die Zerstörung der Schweiz

Telefonbücher sind soziale Netzwerke. www.heldendesalltags. ch

«Die Bekehrung», eine begehbare Graphic Novel von Matthias Gnehm

Märli am Örtli Erzähler/Verfasser: Reeto von Gunten

Dunkelkammer zum Thriller «Der Augensammler» von Sebastian Fitzek

Erzählerin/Verfasserin: Fritz Bisenz

Magnificent Obsession The Love Affair Between Movies And Literature

Objekte aus der besonderen Biographie des FCZ

Kritzeln, malen, kleckern und toben!

Fr, 23.09., 20.30 h, CHF 18.-* Walde+Graf: «Sick City» mit Tony O’Neill und Robert Stadlober

Fr, 09.09., 20.30 h, CHF 24.-* Galiani: «Anständig essen» mit Karen Duve

So, 25.09., 11 h, CHF 20.Globi-Verlag: Globi im Orchester – Kinderkonzert des ZKO

Sa, 10.09., 20 bis 02 h, CHF 15.Geschlossene Veranstaltung der Kanti Rämibühl

Mo, 26.09., 20 h, CHF 15.-* Nadja Brykina Gallery: «Venushaar» mit Mikhail Shishkin

So, 11.09., 19.30 h, CHF 15.-* Walde+Graf: Rabenmutter – die ganze Wahrheit über das Mutter werden und Mutter sein

Di, 27.09., 20 h, CHF 15.-* Römerhof: Gespräch übers Schreiben von Biographien

Mi, 14.09., 20.30 bis 02 h, CHF 20.Du Kulturmagazin: Jazz and more, danach Party mit DJs aus dem Kulturbereich

Die Besuchenden treten aktiv in den Austausch mit dem «Du»

Z

hdk

— Zürcher Hochschule der Künste Departement Kulturanalysen und Vermittlung

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Mi, 21.09., 19 h, CHF 10.-* Pretty in pink – DJ’ette Diva D. bittet zum Tanz für dragonflycambodia.org

Sa, 24.09., 23 bis 05 h, CHF 25.Hiltl AG: «Letztes Kapitel» – Party by Club Hiltl

Di, 13.09., 19.30 h, CHF 15.-* Wörterseh: «Der Blindgänger – das gewagte Leben des Steven Mack» – Buch-Vernissage

Märli am Örtli Erzähler/Verfasser: Beat Schlatter

Di, 20.09., 20 h, CHF 15.-* Edition Patrick Frey: Buchpräsentation «Neue Menschen» mit Special Guest

Do, 08.09., 19.30 h, CHF 15.-* Droemer Knaur: «Der Augensammler» mit Sebastian Fitzek

Mo, 12.09.* Manic Monday – Programm gemäss www.dasbegehbarebuch.ch

1000 Tipps und Tricks für unsere Schönheit und unser Wohlbefinden

Café Mainau – Essen, Trinken & Schmökern ab 11.30 h

Mi, 28.09., 19.30 h, Eintritt frei* local.ch: Was mach ich? Heiteres Beruferaten mit Bruno Weisskopf

Spiel und Spass mit Globi und Papa Moll persönlich. Tagesprogramm unter www.dasbegehbarebuch.ch

Buchhandlung MainBuch

«Bücher fürs Leben». 60 Buchempfehlungen von schreibgewandten Persönlichkeiten aus Kultur, Politik und Medien

Infodesk Veranstaltungstickets

Do, 29.09., 19.30 h, CHF 15.-* Secession: Christian Uetz mit «Nur Du, und nur Ich» – Performance Fr, 30.09., 20 h, CHF 20.-* Orell Füssli & Echtzeit: Buch-Vernissage mit Yello und Daniel Ryser * Barbetrieb bis Mitternacht

Installation «Neue Menschen» von Rico Scagliola und Michael Meier

Do, 15.09., 19.30 h, Eintritt frei* ZHdK: «99 Bücher aus der Sammlung Mina Schirmherr» – Katalog-Vernissage

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Medienpartner:

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Die einzelnen Räume nicht mehr, doch seine Blindheit hält ihn nicht davon ab, am 1. September anlässlich der Eröffnung des «Begehbaren Buchs» die Fassade der Villa Mainau zu erklettern. Am 13. September wird er dann im Rahmen seiner Buchvernissage das Publikum im Dunkeln in seine Welt entführen.

Hereinspaziert! 36 Zimmer gibt es in der Villa Mainau zu sehen, zu bestaunen und zu begehen – so viele, dass man fast schon ein eigenes Buch über die Räume schreiben könnte. Deswegen sollen einige Appetithäppchen genügen, um die Lust auf das ganze literarische Menü zu wecken.

wir ruhig etwas präsentieren, das jenseits davon liegt.» Die Kapitel, die zu den jeweiligen Illustrationen gehören, bekommt man mittels ausgeklügelter Soundinstallationen vorgelesen. Anaïs Walde: «So machen wir aus dem zweidimensionalen Buch ein multimediales Kopfkino!» Tony O’Neill wird am 23. September im Razzia aus «Sick City» lesen.

Edition Moderne präsentiert:

«Die Bekehrung»

Text: Erik Brühlmann

Walde+Graf präsentiert:

Wörterseh präsentiert:

«Sick City»

«Der Blindgänger – Das zweite Leben des Steven Mack»

Es ist, als hätte man eine Zeitreise ins kitschig-trashige Amerika der 1980er-Jahre unternommen. Alles ist ein bisschen extrem, alles ein bisschen «over the top» − passend zum Roman «Sick City», den der Zürcher Verlag Walde+Graf in seinem Raum thematisiert. Die grossformatigen Illustrationen aus dem Buch lassen erahnen, worum es im Roman von Tony O’Neill geht: um Sex, Drugs und blutiges Geld. Nicht gerade ein massenkompatibles Thema! «Das haben wir mit Absicht so gewählt», erklärt Verlegerin Anaïs Walde. «Wir haben vermutet, dass der Mainstream im begehbaren Buch schon gut vertreten sein wird. Also können

Vergessen Sie alle Ihre bisherigen Leseerfahrungen, denn im Raum des Wörterseh-Verlags werden Sie eines ganz bestimmt nicht können: sehend lesen. «Wir möchten zeigen, wie ein Blinder ein Buch liest – mithilfe eines Computers», begründet Verlegerin Gabriella Baumann-von Arx das Konzept der Totalverdunkelung. So nämlich − hörend − liest auch Steven Mack, der nach einem freien Fall aus 150 Metern Höhe das Augenlicht verlor. «Für ihn ist diese Art zu lesen Realität, und wir wollen den Besuchenden be-

Der Blindgänger trainiert: Steven Mack klettert die Fassade der Villa Mainau hoch.

wusst machen, wie sich diese Realität anfühlt.» Steven Mack ist früher viel in den Bergen geklettert. Dies kann er jetzt zwar

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DER TRUE-CRIME-KLASSIKER DES AUTORS VON

Globi ist ein Phänomen: Seit Jahrzehnten ist der blaue Papagei der Liebling aller Schweizer Kinder. «Eine ähnliche Erfolgsgeschichte ist auch Papa Moll», sagt Gisela Klinkenberg, Verlagsleiterin des Globi-Verlags. Klar, dass die beiden beliebten Figuren höchstpersönlich im begehbaren Buch anwesend sein und mit ihren Fans spielen und basteln werden. Und die Eltern? «Für die ist kein Platz!», sagt Gisela Klinkenberg lachend. «Natürlich können die Eltern bleiben und auf ihre Kleinen aufpassen, aber mitmachen dürfen sie nicht.» Dafür gibt es für die Kinder in den Räumen des GlobiVerlags umso mehr zu spielen, zu basteln und zu staunen. «Gleich zu Anfang werden wir zum Beispiel ein Murmelspiel bauen, das dann Teil des Raums wird», verrät die Verlagsleiterin. Sie hofft auf möglichst viele Kinder, die den Globi-Raum mit Leben füllen. In der Zwischenzeit können deren Eltern in Ruhe den Rest des begehbaren Buchs erkunden, denn für ihre Kleinen ist bestens gesorgt: Sie erhalten Schutzkleidung, und für den Fall der Fälle lassen die Eltern ihre Handynummern bei den Aufsichtspersonen.

Die ersten drei Veranstaltungen beginnen jeweils um 13 Uhr. Die Kinder können bis 18 Uhr durchgehend mitmachen. Die übrigen Veranstaltungen dauern jeweils etwa eine Stunde und werden mehrmals am Nachmittag durchgeführt. Die genauen Termine und weitere Informationen erhalten Sie unter http://globi.ch/veranstaltungen/

Das Programm: 3.9.2011: Wände bemalen 4.9.2011: Murmelspiel bauen 7.9.2011: Globi-MixMax-Spiel 10./17.9.2011 Globi-Abenteuer malen 11./25.9.2011: Raketen im Kometenregen 14.9.2011: Globi-Domino-Spiel basteln

Sie träumen schon lange davon, ein Buch zu schreiben? Sie haben eine wunderbare Idee für einen spannenden Krimi, eine romantische Liebesgeschichte, wissen aber nicht genau, wie daraus ein Buch entstehen kann? Sie haben ein aufregendes Leben geführt und wollen Ihre Biographie schreiben? 832 Seiten, Klappenbroschur SFr 39,90; ISBN 978-3-88897-723-7

»Das beste Buch, das je ein amerikanischer Autor über die Ermittler einer Mordkommission geschrieben hat.« NORMAN MAILER

WWW. TATORT- BALTIMORE . DE :

kunstmann

Globi und Papa Moll

18.9.2011: Pfannkuchengesichter kreieren und essen 21.9.2011: Spiel und Spass mit Papa Moll 24.9.2011: Globi-Girlanden basteln 25.9.2011: Gespenster erobern die Ritterburg! 28.9.2011: Spiel und Spass mit Globi und Papa Moll

VON DER IDEE ZUM EIGENEN BUCH

verlag antje

«Dieser Raum ist eine echte Weiterentwicklung für mich und mein Buch», schwärmt Matthias Gnehm, Autor der Graphic Novel «Die Bekehrung». Matthias Gnehm hat den Raum, der das Zimmer seiner Hauptfigur Kurt zum Leben erweckt, gleich selbst ausgestattet. «Ich bin ja Architekt und arbeite auch als Szenograf. Da habe ich gern zugesagt, als Edition Moderne mich anfragte, für das begehbare Buch einen Raum zu gestalten.» Natürlich sei es aufwendig, das Zimmer eines 14-Jährigen aufzubauen – komplett mit Modelleisenbahn und allem, was dazugehört. «Aber es ist grossartig auszuprobieren, ob die Atmosphäre des Buchs auch in der dritten Dimension wirkt», meint Gnehm. Der Künstler wird auch am Anlass der Edition Moderne am 16. September im Razzia anwesend sein. «Und wer weiss», ergänzt er schmunzelnd, «vielleicht gefällt mir mein Zimmer ja so gut, dass die Besuchenden in der Villa Mainau mal einen schlafenden Autor auf dem Bett antreffen werden.»

Globi-Verlag präsentiert:

www.books.ch – September 20

11 – 22

Im Seminar erfahren Sie, wie erfundene Figuren lebendig werden, was einen Spannungsbogen ausmacht, warum ein Manuskript den Leser packt – oder eben nicht. Und Sie erfahren, wie es in der aufregenden Bücherwelt zugeht.

KURSDATEN Montag, 12. September 18.00 – 21.00 Montag, 17. Oktober 18.00 – 21.00 Samstag, 5. November 12.00 – 16.00

SEMINAR-LEITUNG: Anne Rüffer, Verlegerin rüffer&rub Sachbuchverlag und Römerhof www.books.c h – September 2011 – 22 Verlag, Zürich

Kursgebühr CHF 350.inkl. Besprechung Ihres Manuskripts an einem der drei Daten.

Kursort: Zürich, der genaue Ort wird mit der Anmeldebestätigung bekannt gegeben. Anmeldung unter: www.books.ch/Buchidee


Buchtipps Römerhof präsentiert:

swissandfamous präsentiert:

«Magnificent Obsession – The Love Affair Between Movies And Literature»

«erlebt&erinnert» und «Yello.» «Märli am Örtli» Gibt es jemanden über 30, der «Yello» nicht

Eine Szene aus dem Film «Hairspray»: Pia Zadora liest «Howl» von Allen Ginsberg. Ein Ausschnitt aus «Dead Poets Society»: Robin Williams erklärt seiner Klasse die Kraft der Poesie. Ein Stückchen von «Belle de Jour»: Jean Sorell liest Catherine Deneuve etwas vor. Eine riesige Fülle solcher Filmsequenzen flimmert kunstvoll umgesetzt über die Wände des Raums des Römerhof-Verlags. «Wir versuchen, dem Buch eine weitere Dimension hinzuzufügen, denn die Verbindung zwischen Buch und Film ist eng – nur schon deswegen, weil die Grundlage für jeden Film ein Drehbuch ist», erklärt Verlegerin Anne Rüffer die Hintergründe der Installation, die Kinospezialist This Brunner entwickelt hat. Zudem bestehe auch ein enger Zusammenhang zwischen dem Film und dem biografisch gewichteten Programm des Römerhof-Verlags: «Eine Biografie ist ja nichts anderes als ein spannender LebensPRÄSENTIERT film,ORELL der vor FÜSSLI dem inneren Auge des Lesenden abläuft.» Um dies zu verdeutlichen, betreten die Besuchenden den Raum durch den Rücken eines riesigen aufgeschlagenen Buchs.

Hörbuchverlage gehören noch immer zu den Exoten der Buchwelt. «Deshalb ist das begehbare Buch für uns auch eine tolle Gelegenheit, uns einem breiteren Publikum zu präsentieren», sagt Verlegerin Rea Eggli. Im Rahmen des Projekts stellt der Verlag sein Hörbiografien-Programm «erlebt&erinnert» vor: «Man hört berühmte Schweizer Personen wie Bertrand Piccard und Trudi Gerster, die Erlebnisse aus ihrem Leben erzählen.» Sehen wird man diese Persönlichkeiten ebenfalls – wenn auch «nur» auf stimmungsvollen Porträtfotografien. «Das stimmt allerdings nicht ganz», korrigiert Rea Eggli, «Carla Del Ponte und Bernard Thurnheer, deren Hörbiografien ebenfalls erscheinen, werden am 19. September im Rahmen eines Gesprächs auftreten!» Das zweite Verlagsprojekt ist ungleich kleiner und intimer: «Das ‚Märli am Örtli’ ist im eigentlichen Sinn ein Märli-WC», sagt die Verlegerin. Die Besuchenden haben dabei die Gelegenheit, am «stillen Örtchen» modernen Märchen für Erwachsene zu lauschen − «eine Art ‚Best of’ unserer Veranstaltungen ‚Märli am See’».

Die Nacht der Erinnerungen

Echtzeit präsentiert:

kennt? Kaum, denn das Duo Dieter Meier und Boris Blank sorgte in den 1980erund 1990er-Jahren mit seinem Elektropop weltweit für Furore. Die beiden Musiker erzählten dem Zürcher Journalisten Daniel Ryser, wie Yello entstand, was der Erfolg für sie bedeutete und wie es sich anfühlte, ein Lied für Shirley Bassey zu komponieren. Ryser befragte aber auch Musiker wie Moby und Afrika Bambaataa über ihre Bewunderung für das Duo. Den riesigen Berg an Material hat er jetzt in einem reich bebilderten Buch aufbereitet. Orell Füssli ist stolz darauf, dass dieses Standardwerk seine Buchvernissage im Rahmen des Projekts «Das begehbare Buch» erlebt: Am 30. September 2011 bestreitet der Verlag Echtzeit gemeinsam mit Orell Füssli den Schlussabend der Veranstaltungsreihe im Kino Razzia. Selbstverständlich werden die Zürcher Weltstars Dieter Meier und Boris Blank ebenso mit dabei sein wie Autor Daniel Ryser. Aber Achtung: Besorgen Sie sich die Karten frühzeitig im Shop MainBuch der Villa Mainau – die Platzzahl ist beschränkt.

DA S BEGEHBA RE BUCH 0 1. – 3 0. 0 9. 2 0 11 Seiten 26/27: Illustration von Lea Wäckerlin

MEHR ALS 20 VERLAGE LADEN EIN, DER WELT DER BÜCHER EINE NEUE SEITE HINZUZUFÜGEN. VILLA MAINAU / KINO RAZZIA SEEFELDSTRASSE 82, 8008 ZÜRICH

Infos: www.dasbegehbarebuch.ch

www.books.ch – September 20

11 – 33

Super Sad True Love Story Antonio Muñoz Molina

Gary Shteyngart

Madrid 1935/36, am Vorabend des Spanischen Bürgerkriegs: Ignacio Abel, ein erfolgreicher Architekt, beginnt eine leidenschaftliche Affäre mit der attraktiven Amerikanerin Judith Biely. Als Ignacios Frau das Verhältnis entdeckt, versucht sie, sich umzubringen. Judith, geschockt und geplagt von Gewissensbissen, verschwindet spurlos. Auf der Suche nach ihr irrt Ignacio durch die Straßen von Madrid, in denen die politische Lage sich zuspitzt. Wie durch ein Wunder gelingt es ihm, einem Erschiessungskommando zu entkommen und nach Amerika zu fliehen. Dort trifft er überraschend Judith wieder, mit der er eine letzte Nacht verbringt: die grosse «Nacht der Erinnerungen».

Lenny Abramov träumt vom ewigen Leben, von seinen Büchern − und vor allem von Eunice Park, einer viel jüngeren koreanischstämmigen Amerikanerin, die Gift für ihn ist: sexuell erfahren, gewitzt, abgebrüht. Doch gewisse Umstände − ihre nervigen Eltern, sein weiches Herz und der allgemeine Zustand Amerikas − ermöglichen das Unwahrscheinliche: eine superaltmodische, superromantische und supertraurige Liebesgeschichte, frei nach Tschechow und Tolstoi. Denn die Liebenden leben in einem zunehmend bedrohlichen und bedrohten Land: Technologisch hochgerüstet, auf ewig verschuldet bei den Chinesen und kontrolliert vom «grossen Bruder», stehen die USA vor einem Bürgerkrieg ...

1008 Seiten

464 Seiten

CHF 45.90

CHF 32.90

DVA

Rowohlt

ISBN 978-3-421-04499-0

ISBN 978-3-498-06414-3

Lieben sich zwei

Liebe am Ende der Welt

Stefan Moster

Anthony McCarten

Ines und Daniel sind aus ihrer Pfälzer Heimat nach Hamburg gezogen, in eine der begehrten Immobilien der HafenCity. Daniel ist Städteplaner, Ines führt eine Weinhandlung in Alsternähe. Die beiden lieben sich – zu ihrem Glück fehlt nur noch ein gemeinsames Kind. Doch ihr Wunsch will nicht so schnell in Erfüllung gehen wie erhofft. Langsam und zunächst fast unmerklich zeigen sich feine Risse in der Beziehung. Schliesslich gerät das Paar in einen Strudel, dem sich beide nicht mehr entziehen können. Behutsam und schonungslos zugleich legt der Autor Stefan Moster die Psychologie hinter dem rücksichtsvollen Umgang zwischen den Liebenden frei. Brillant!

Ein verlottertes Provinzstädtchen am Ende der Welt. Kurz vor Heiligabend behauptet die 16-jährige Delia, einen Ausserirdischen gesehen zu haben. Sie wird von allen ausgelacht. Das ändert sich, als in einem Kornkreis eine plattgewalzte Kuh entdeckt wird − und als das schöne Mädchen merkt, dass es schwanger ist, obwohl es mit keinem der jungen Männer im Ort intimen Kontakt hatte. Als Delias besten Freundinnen Lucinda und Yvonne dasselbe widerfährt, kann selbst der Pfarrer dieses Wunder nicht erklären. Nun versuchen drei Männer, jeder auf seine Art, das Geheimnis zu ergründen: der Pfarrer, der Skandaljournalist Vic und der gutaussehende neue Bibliothekar Phillip.

416 Seiten

368 Seiten

CHF 35.90

CHF 39.90

mareverlag

Diogenes

ISBN 978-3-86648-163-3

ISBN 978-3-257-06764-4

www.books.ch – September 2011 – 31


Fantastisch!

Fantastisch! jägerin’ eignet sich ‚Firelight – Brennender Kuss’ aber eher für ein junges Publikum, zum Beispiel für alle, denen die ‚Bis(s)’-Bücher gefallen haben.

und dem Narren des Königs verbündet. Die beiden helfen ihr – und sind natürlich beide nicht das, was sie zu sein scheinen. Der Narr erweist sich sogar als Drachenjäger. Er bringt Linn alles bei, was er kann, und verrät ihr ein grosses Geheimnis: dass die Welt ohne Drachen aus den Fugen geriete ...

Eine junge Mitarbeiterin von Orell Füssli präsentiert Neuerscheinungen und Geheimtipps aus dem FantasyGenre: Bücher für alle, die sich gern in fremde Welten entführen lassen. Aufzeichnung: Marius Leutenegger

«Die ersten zwei Bücher, die ich Ihnen heute ans Herz legen möchte, stehen in einem thematischen Zusammenhang: Es geht in beiden Fällen um die Jagd auf Drachen. ‚Die Drachenjägerin 1. Das Hohe Spiel’ von Maja Winter ist der erste Teil einer Trilogie. Das Buch spielt in einer Fantasy-Welt, die ans Mittelalter erinnert. Hauptfigur ist Linn. Sie lebt in einem Dorf und träumt immer wieder davon, von Drachen angegriffen zu werden. Eines Tages muss das Dorf tatsächlich einen Drachenangriff erleben, und die Bewohner glauben, Linn hätte diesen mit ihren Träumen heraufbeschworen. 32 – www.books.ch – September 2011

Das Mädchen wird verstossen und geht in die Stadt. Dort will sie der Drachengarde beitreten und sich zur Drachenjägerin ausbilden lassen. Erstens will sie beweisen, dass sie nicht für den Angriff der Drachen verantwortlich ist, zweitens war schon ihr verstorbener Vater ein berühmter Drachenjäger. Doch sie kann nicht in seine Fussstapfen treten, denn sie erfährt, dass ihr Vater einst einen Pakt mit den Drachen schloss und damit den Namen der Familie in Verruf brachte. Linn wird gezwungen, bei einem ‚hohen Spiel’ mitzumachen. Bei diesem Wettkampf verliert der Unterlegene alle seine Rechte, fortan muss er dem Gewinner als Diener zur Verfügung stehen. Um diesem Schicksal zu entrinnen, flieht Linn aus der Stadt, obwohl eine solche Flucht mit der Todesstrafe geahndet wird. Zum Glück hat sich Linn zuvor mit dem Schreibgesellen Nival

Maja Winter ist ein Pseudonym von Lena Klassen, der Autorin von ‚Magyria’. Ihre neue Heldin Linn macht die besondere Qualität dieses Buchs aus. Die letzten drei Bücher, die ich gelesen habe, hatten entweder eine total hilflose Heldin, die man selbst vor Ameisen und Mäusen retten muss, oder eine unglaubwürdige Hauptfigur, die im Alleingang ganze Reiche erobert. Linn hingegen ist ein starker und glaubwürdiger Charakter, der eine interessante Wandlung durchmacht. Die Geschichte ist gut nachvollziehbar, und anders als bei vielen anderen Fantasy-Romanen gibt es hier keine Wendungen, bei denen man denkt: Warum tun sie das jetzt, obwohl ja völlig klar ist, dass sie das nicht tun sollten? Das Buch ist derart spannend und seine Sprache so harmonisch, dass es sich gleichermassen für Erwachsene und Jugendliche eignet. Ich konnte es jedenfalls nicht mehr aus der Hand legen, nachdem ich es zu lesen begonnen hatte. Einzig Fans von gigantischen Schlachten mit Tausenden von Rittern und Trollen werden hier vielleicht nicht das finden, was sie suchen – aber in den nächsten Folgen der Serie werden offenbar auch sie auf ihre Kosten kommen. Wie fühlen sich die Drachen, wenn sie gejagt werden? Eine mögliche Antwort darauf gibt mein zweiter Buchtipp: ‚Firelight – Brennender Kuss’ von Sophie Jordan. Die 17-jährige Hauptfigur Jacinda ist eine so genannte Draki, ein Drache, der sich in einen Menschen verwandeln kann. Jacinda wohnt mit ihrer Drachensippe in den Bergen und geht in der Stadt zur Schule. Strenge Verhaltensregeln verhindern, dass die Menschen erfahren, wer sie ist – denn es gibt Jäger, die Drachen töten. Jacindas Vater starb durch einen Drachenjäger, und deshalb ist es auch verständlich, dass Jacinda von ihrer Mutter bös drangenommen wird, nachdem sie verbotenerweise in der Gegend herumgeflogen ist. Eigentlich sollte Jacinda den Führer ihrer Sippe heiraten, den coolen und sehr mys-

Katharina Iten Katharina Iten, 24, lebt in Dübendorf. Fantasybücher liebt sie, weil «die Geschichten in einer anderen Welt spielen, aber meistens sehr realistisch klingen. Sie erlauben mir, für kurze Zeit in eine völlig andere Welt einzutauchen. Zudem haben sie fast immer ein Happy End.» Wer eine persönliche Leseempfehlung von Katharina Iten erhalten möchte, kann sich von ihr jeden Mittwoch und Freitag beraten lassen – in der Fantasyabteilung von Orell Füssli Kramhof

Mein absoluter Favorit unter den Neuerscheinungen ist ‚Die Enklave’ von Ann Aguirre. Es ist superdüster und furchtbar negativ – also genau so, wie ich es liebe. Die Geschichte spielt in der Zeit nach dem Weltuntergang durch Säureregen. Einige Überlebende haben im Tunnelsystem unterhalb New Yorks eine Art gesicherte Stadt gegründet – die Enklave. Sie wird von den Ältesten regiert, doch diese sind kaum älter als 20, denn keiner lebt lang. Das Mädchen Zwei gehört zu jenen Mitgliedern der Enklave, die Nahrung beschaffen und die Gemeinschaft vor verwesenden Halbtoten beschützen müssen. Ihr wird als Begleiter auf ihren Patrouillen Bleich zugeteilt, ein Junge, der auf der Erdoberfläche zur Welt kam und schon als Kleinkind in die Enklave gelangte. Die beiden beginnen, die Entscheide der Ältesten zu hinterfragen, und das führt schliesslich zu ihrer Verbannung. Diese wäre der sichere Tod, doch Zwei und Bleich beschliessen, sich zur Erdoberfläche hochzukämpfen, wo es irgendwo im Norden noch andere, glücklichere Überlebende geben soll ...

Der elfjährige Samuel ist eigentlich ein ganz normaler Junge, doch leider hat er vollkommen bescheuerte Nachbarn, die in ihrer Freizeit gern ein bisschen Dämonenbeschwörung betreiben. Blöderweise gelingt es ihnen tatsächlich, ein Portal zu öffnen, das den Dämonen den Eintritt in unsere Welt ermöglicht. Bald ist die ganze Nachbarsfamilie besessen. Die Dämonen möchten die Weltherrschaft antreten und machen jetzt erst einmal Jagd auf Samuel und seinen Dackel Boswell. Der Junge recherchiert im Internet, wie man mit Dämonen fertig wird und nebenher die Welt rettet, holt sich überall Ratschläge ein – und schafft es nach manchen Fehlschlägen am Ende tatsächlich, die Dämonen zu bannen. John Connolly beherrscht sein Metier, und darum ist auch dieses Buch sehr spannend. Dazu ist es superschräg – manchmal musste ich beim Lesen einfach loslachen, und das erlebt man ja nicht so oft. Was Samuel alles unternimmt, um die Dämonen wegzubringen, ist wirklich sehr originell. Natürlich richtet sich das Buch vor allem an Kinder ab zehn Jahren, aber ich denke, dass sich auch viele Jugendliche, die auf lustige Bücher stehen, dafür begeistern können.

an der Zürcher Bahnhofstrasse.

teriösen Cassian. Doch sie verliebt sich in Will, einen Jungen aus ihrer Klasse. Der weiss natürlich nicht, dass sie eine Draki ist, und nimmt sie zu sich nach Hause. Dort entdeckt Jacinda, dass Will zu den Drachenjägern gehört. Doch sie vertraut ihm weiterhin, denn schon nach dem ersten Kuss wird klar: Die beiden sind füreinander geschaffen ... Dieses Buch, das in der heutigen Zeit spielt, ist äusserst temporeich, ab der ersten Seite gibt es viel Action – und Jacinda hüpft sofort von einem Schlamassel in den nächsten. Die US-amerikanische Autorin Sophie Jordan schreibt einfach, aber eindrücklich; die Beschreibungen der Drachen sind sehr schön, und das Geschehen schlägt einen sofort in den Bann. Das Romeo-und-JuliaMotiv von zwei Liebenden, die verfeindeten Gruppen angehören, ist natürlich immer eine gute Basis für eine interessante Geschichte. Im Unterschied zu ‚Die Drachen-

Wie gesagt: Das alles ist wirklich düster, aber wer so etwas mag, wird ‚Die Enklave’ lieben. Ich habe dieses Buch in einem einzigen Tag gelesen, weil ich es hammerspannend fand. Beeindruckt haben mich vor allem die sehr realistisch anmutenden Schilderungen der Welt im Untergrund – sie ist bis ins Detail durchdacht und in sich völlig stimmig. Dieses Buch hat die Messlatte für weitere Weltuntergangs-Geschichten sehr hoch gelegt. Glücklicherweise ist es erst der Auftakt zu einer ganzen Serie, deren nächsten Teile für 2012 und 2013 angekündigt sind. Ich freue mich darauf! Zuletzt noch ein Buch für jüngere Leserinnen und Leser. Momentan erscheinen immer wieder Jugend- und Kinderbücher von sehr renommierten Erwachsenenautoren. Auch ‚Das Portal’ ist so ein Fall – denn verfasst hat es John Connolly, der berühmte irische Krimi-Schriftsteller. In seinen Büchern vermischen sich oft realistische und übersinnliche Elemente, und das ist auch hier der Fall.

Die Drachenjägerin 1. Das Hohe Spiel Maja Winter 540 Seiten CHF 22.90 Blanvalet

Firelight – Brennender Kuss Sophie Jordan 375 Seiten CHF 29.90 Loewe

Die Enklave Ann Aguirre 352 Seiten CHF 23.90 Blanvalet

Das Portal John Connolly 320 Seiten CHF 25.90 cbj

www.books.ch – September 2011 – 33


Fantastisch!

Buchtipps

Junge Mitarbeitende von Orell Füssli geben weitere Tipps:

Cornelia Steck, 20, wohnt im kleinen Dorf Seelmatten bei Turbenthal. Ihre Lehre zur Buchhändlerin bei Orell Füssli Winterthur schloss sie vor einem Jahr ab. «Mir gefällt vor allem die Vielseitigkeit», begründet sie ihre Berufswahl. «Und ich finde es toll, mit Büchern zu arbeiten, denn sie verströmen eine schöne Atmosphäre.» Cornelia Steck liest selber viel – «aber langsam» – und mag vor allem Fantasy-Literatur. Ihr Tipp: «Gerechte Engel» von Mary Stanton. «Bree WinstonBeaufort ist einerseits eine ganz gewöhnliche Anwältin für Sterbliche – andererseits arbeitet sie für bereits Verstorbene, die von der Hölle verschont bleiben wollen. In ihrem vierten Fall muss Bree das Geheimnis um den Mord an einer berühmten Tänzerin in den 1950erJahren lösen, gleichzeitig vertritt sie eine alte Dame, die in der Verfilmung des Lebens eben dieser Tänzerin eine Rolle spielt ... Die Idee einer Anwältin, welche die Toten vertritt, finde ich sehr originell. Jeder Band bietet zwar eine abgeschlossene Geschichte, man sollte aber schon mit dem ersten der überirdischen Fälle beginnen, um Bree, ihre Freunde und Mitarbeiter gut kennenzulernen. ‚Gerechte Engel’ eignet sich für junge Frauen, die gern lesen und nicht unbedingt auf grosse Action und Spannung stehen – sondern eher auf eine starke Hauptprotagonistin, die sich selbst, ihre Gefühle und Stärken gut kennt. Wer die TV-Serie ‚Ghost Whisperer’ mag, wird sich auch über die überirdischen Fälle freuen!» Die überirdischen Fälle der Bree Winston 4. Gerechte Engel Mary Stanton 340 Seiten CHF 15.90 Piper

34 – www.books.ch – September 2011

Tim Lenny George, 16, absolviert im Kramhof in Zürich das zweite Jahr seiner Buchhändler-Lehre. Weil Tim in einem Dorf ausserhalb von Bern lebt, braucht er täglich vier Stunden, um morgens zur Arbeit und danach wieder nach Hause zu gelangen. «Den weiten Weg nehme ich aber gern auf mich», sagt er. «Denn die Zeit im Zug kann ich zum Lesen nutzen.» Sein Tipp: «Höllendämmerung» von Richard Kadrey. «Los Angeles. Die Stadt der Engel. Oder etwa nicht? Ausser den Engeln leben hier zum Beispiel auch Luzifer, Jaden und Stark. Stark war der beste Magier von Los Angeles, bis ihn sein Zirkel in die Hölle beförderte. Jetzt ist er entkommen – nach elf Jahren –, und er will sich genüsslich an seinem Zirkel rächen. Doch es gibt eine noch grössere Gefahr, von der Fegefeuer und Himmelstrompete noch gar nichts ahnen ... Dieses Buch und seine Hauptfigur erinnern mich stark an den Mystery-Thriller ‘Constantine’ mit Keanu Reeves und Rachel Weisz – auch dort geht es um die Hölle. Das Buch trieft nur so von Sarkasmus und schwarzem Humor. Ein bitterböser Urban-Fantasy-Roman, gleichzeitig sehr spannend und zum Totlachen. Vor Kraftausdrücken und Gewaltexzessen wird allerdings gewarnt!» Höllendämmerung Richard Kadrey 428 Seiten CHF 24.90 Rowohlt Polaris

Raffi Marty, 18, steht im dritten Lehrjahr; gegenwärtig arbeitet er am Kundendienst im Kramhof. «Ich wollte im Verkauf arbeiten und schaute mir die verschiedenen Branchen an», erzählt er. «Der Buchhandel gefiel mir sofort am besten.» Denn zum einen sei das Gespräch mit den Kundinnen und Kunden in dieser Branche besonders intensiv – zum anderen ist Raffi ein begeisterter Leser, der sich gern mit Büchern umgibt. Er liest allerdings fast nur dicke Fantasy-Romane, «etwas anderes geht praktisch nicht. Warum das so ist, weiss ich auch nicht.» Sein Tipp: «Piratenmond» von Chris Wooding. «Der Autor fackelt nicht lang und zieht uns sofort hinein in den absolut verrückten Alltag der Luftschiffcrew um den Kapitän und Teilzeitpiraten Darian Frey. Der anscheinend leichte Auftrag, das Luftschiff ‘Ace of Skulls’ zu überfallen, geht mit dessen versehentlichem Abschuss völlig schief – und plötzlich werden Frey und Co. von der Navy als Piraten gejagt. Für die Crew eine nicht allzu ungewöhnliche Situation, da sie doch immer wieder scheinbar leichte Aufträge annimmt, viel zu wenig Profit macht und in den Schlamassel gerät. gerät. ‘Piratenmond’ ist erfrischend anders und strotzt nur so vor scharfem Humor. Für alle Liebhaber humoristischer Fantasy ein absolutes Muss!» Piratenmond Chris Wooding

Ich. Darf. Nicht. Schlafen.

Raum

S. J. Watson

Emma Donoghue

Als Christine aufwacht, ist sie verstört: Das Schlafzimmer ist fremd, und neben ihr im Bett liegt ein unbekannter älterer Mann. Sie kann sich an nichts erinnern. Schockiert muss sie feststellen, dass sie nicht Anfang zwanzig ist, wie sie denkt – sondern 47, verheiratet und seit einem Unfall vor vielen Jahren in einer Amnesie gefangen. Jede Nacht vergisst sie alles, was gewesen ist. Sie ist völlig angewiesen auf ihren Mann Ben, der sich immer um sie gekümmert hat. Doch dann findet Christine ein Tagebuch. Es ist in ihrer Handschrift geschrieben – und was darin steht, ist mehr als beunruhigend. Was geschah wirklich mit ihr?

Auch seinen fünften Geburtstag feiert Jack in Raum. Raum hat eine immer verschlossene Tür, ein Oberlicht und ist 12 Quadratmeter gross. Dort lebt der Kleine mit seiner Mutter. Dort wurde er auch geboren. Jack liebt es fernzusehen, denn da sieht er seine «Freunde», die Cartoonfiguren. Aber er weiss, dass die Dinge hinter der Mattscheibe nicht echt sind – echt sind nur Ma, er und die Dinge in Raum. Bis der Tag kommt, an dem Ma ihm erklärt, dass es eine Welt draussen gibt und dass sie versuchen müssen, aus Raum zu fliehen. Ein packender, von der wahren Geschichte von Elisabeth Fritzl angeregter Roman, der 14 Wochen lang auf der Bestsellerliste der «New York Times» stand.

400 Seiten

416 Seiten

CHF 24.90

CHF 32.90

Scherz

Piper

ISBN 978-3-651-00008-7

ISBN 978-3-492-05466-9

Der Fall Collini

Das Licht in einem dunk­ len Haus Jan Costin Wagner

Ferdinand von Schirach 34 Jahre arbeitete der Italiener Fabrizio Collini als Werkzeugmacher bei Mercedes-Benz. Unauffällig und unbescholten. Dann ermordet er in einem Berliner Luxushotel einen alten Mann − grundlos, wie es scheint. Der junge Anwalt Caspar Leinen bekommt die Pflichtverteidigung in diesem Fall zugewiesen. Was für ihn zunächst wie eine vielversprechende Karrierechance aussieht, wird zu einem Albtraum, als er erfährt, wer das Mordopfer ist: der Grossvater seines besten Freundes, ein freundlicher, warmherziger Mensch. Collini gesteht zwar den Mord, aber zu seinem Motiv schweigt er sich aus. Und so muss Leinen einen Mann verteidigen, der gar nicht verteidigt werden will.

Der Mord an einer ohnehin todgeweihten Frau stellt die Polizei in Turku vor mehrere Rätsel: Wer bringt in einem Krankenhaus eine Koma-Patientin um? Und welcher Mörder hinterlässt auf dem Bettlaken des Opfers eine einzige Spur –Tränenflüssigkeit? Eigentlich müsste Kimmo Joentaas ganze Aufmerksamkeit der ungewöhnlichen Tat gelten, aber der junge Ermittler hat gerade eine andere Sorge: Larissa, die Frau, die wieder Licht in sein Leben brachte, ist verschwunden. Während dem Täter weitere Menschen zum Opfer fallen, führt Kimmo Joentaa die Suche schliesslich in ein kleines Dorf in der tiefsten finnischen Provinz – und mitten in die Dunkelheit eines lange vergangenen Sommers.

200 Seiten

320 Seiten

CHF 28.90

CHF 32.90

Piper

Galiani

ISBN 978-3-492-05475-1

ISBN 978-3-86971-016-7

576 Seiten CHF 17.90 Heyne

www.books.ch – September 2011 – 35


Kinderwelt

Kinderwelt

Die Kinderwelt

Atlantis: Grosse Vergangenheit, spannende Gegenwart Vor 75 Jahren veröffentliche Atlantis erstmals ein Kinderbuch. Dank Albertli, Xaver und Wastl oder Barbapapa – sowie einer grossen Zahl herausragender Autoren und Illustratoren – zählt der Verlag heute zu den wichtigsten der Schweiz.

In den Filialen von Orell Füssli im Zürcher Kramhof und in Winterthur sind attraktive neue Abteilungen für junge und ganz junge Leser entstanden: die Kinderwelten. Auch in «books» haben Bücher für Kinder und Jugendliche ihren ganz besonderen Raum – diesmal sogar auf drei Seiten! Alle Beiträge von Markus Ganz und Marius Leutenegger

Weil Kinder und Jugendliche am besten wissen, was Gleichaltrigen gefällt, gibt es im Kramhof an der Zürcher Bahnhofstrasse eine Testleser-Gruppe. Wer dazugehört, kann sich während eines halben Jahres kostenlos Neuerscheinungen ausleihen. Über jedes gelesene Buch schreiben die jungen Leseratten eine Kritik, die in der Buchhandlung aufgehängt und von den Besucherinnen und Besuchern mit viel Interesse gelesen wird. Die Testleserinnen und -leser bewerben sich schriftlich um die Aufnahme in die Gruppe und werden dann von den Buchhändlerinnen ausgewählt. Ein neues Mitglied ist Anna Maria Köllner aus Bad Zurzach. Die 13-Jährige eignet sich ideal für die Gruppe, denn sie liest enorm viel; manchmal verschlingt sie ein ganzes Buch in einem Tag. «Mein Vater hat auch schon gesagt, ich solle lieber ein bisschen mehr Wörter für die Schule büffeln», erzählt Anna, die seit den Sommerferien die 3. Klasse der Bezirksschule besucht. Grundsätzlich freuen sich die Eltern aber, dass ihre Tochter eine derart begeisterte Leserin ist. Am liebsten mag Anna Fantasy-Romane wie «Harry Potter» oder die Arena-Thriller – «alles von romantisch bis spannend». Bei diesen Vorlieben erstaunt der Tipp, den sie den jungen Leserinnen und Lesern von «books» gibt, nicht besonders: Anna empfiehlt die vierte Folge der «Twilight»-Saga, «Bis(s) zum Ende der Nacht» von Stephenie Meyer. «Das Buch habe ich inzwischen achtmal gelesen», sagt die Schülerin, «aber ich kenne es noch immer nicht ganz auswendig – bei jedem Durchgang erfahre ich noch etwas, das ich beim letzten Mal übersehen habe.» Worum geht es im letzten Band der Serie? Anna erzählt: «Bella und Edward haben 36 – www.books.ch – September 2011

geheiratet und fahren in die Flitterwochen. Schon bald müssen sie aber wieder nach Hause: Bella ist schwanger. Weil ihr Kind ein Halbvampir ist und sehr schnell wächst, hat sie enorme Schmerzen. Bei der Geburt der Tochter namens Renesmee stirbt Bella fast – aber Edward kann sie retten, indem er sie zur Vampirin macht. Aufatmen kann die junge Familie allerdings noch nicht, denn in der Welt der Vampire darf es eigentlich keine Kinder wie Renesmee geben.» Wie die Geschichte weitergeht, wie Bellas zweiter Verehrer Jacob zu seinem Glück findet und wie es am Schluss doch noch für alle ein Happy End gibt, will Anna nicht verraten. «Aber eines kann ich sagen: Als ich das Buch zu Ende gelesen hatte, war ich traurig darüber, dass die Serie jetzt fertig ist. Ich hätte gern noch einen Roman über Renesmee gelesen.»

Der Bilderbuch-Tipp Irene Yoker, 53, lebt in Zürich-Altstetten. Die frühere Sozialpädagogin wollte schon immer bei Orell Füssli arbeiten. Sie begann mit einem Teilzeitpensum im Kundendienst, absolvierte dann einen «Seiteneinsteigerkurs» und arbeitet jetzt seit drei Jahren mit viel Leidenschaft als Buchhändlerin in der Kinderwelt im Kramhof. Die Mutter von drei Töchtern liebt vor allem Bilderbücher, denn «mich fasziniert die Kombination von Bild und Text». Ihr aktueller Tipp: «Das grosse Waldorchester» von Guido van Genechten. «In diesem Buch geht es um ein Thema, das nur ganz selten in Bilderbüchern

Gerüchten zufolge ist es nicht ganz unwahrscheinlich, dass Annas Wunsch in Erfüllung geht: In Interviews hat Stephenie Meyer bislang offen gelassen, ob sie ein Buch über Renesmee schreiben wird. Und sollte es keine weiteren Bis(s)-Bücher mehr geben, können Fans sich damit trösten, dass demnächst die Verfilmung des vierten Teils in die Kinos kommt.

vorkommt: um den Beginn des Tags. Ein Vogel nach dem anderen erwacht und singt, bis ein ganzes Waldorchester erklingt. Gezeichnet ist das Buch in Pastellkreide; auch das sieht man eher selten bei Bilderbüchern, ist aber sehr hübsch. Der Hintergrund wandelt sich von Bild zu Bild, zuerst ist es noch tiefe Nacht, dann wird das Blau des Himmels heller und heller. Das Buch berührt einen in seiner Schlichtheit und ist für Kinder bestimmt sehr eindrücklich.»

Das grosse Waldorchester Guido van Genechten Anna Maria Köllner, besucht die 3. Klasse der Bezirksschule in Bad Zurzach – und liest enorm viel. Bis(s) zum Ende der Nacht Stephenie Meyer ab 14 Jahren 800 Seiten CHF 19.90 Carlsen

Es ist eine Geschichte, wie man sie kaum schöner erfinden könnte. Der aus Zürich stammende Historiker und Fotograf Martin Hürlimann gründet im Berlin der frühen 1930er-Jahre die Kulturzeitschrift «Atlantis» und einen gleichnamigen Verlag. Dann heiratet der junge Verleger seine Mitarbeiterin Bettina Kiepenheuer, eine Verlegertochter und Schriftsetzerin aus Weimar. Der Verlag wächst, und das Paar wird zur Familie. Doch als der Vater seiner zweijährigen Tochter ein Kinderbuch schenken will, findet er kaum etwas, das seinen hohen Ansprüchen genügt. Kurzerhand beschliesst das Paar, selber Bücher für Kinder zu verlegen.

ab 3 Jahren 32 Seiten CHF 24.90 Bloomsbury

Lorenz Pauli, Kathrin Schärer, Linard Bardill, Claudia de Weck, Angelika Waldis, Christoph Badoux oder Anne Möller. 2003 stösst der Verlag zu Orell Füssli, weil Pro Juventute im Rahmen einer Umstrukturierung das Verlagsgeschäft verkauft. Seit 2004 ist Hans ten Doornkaat für Atlantis verantwortlich. Er verleiht dem Programm mit Grosserfolgen wie «mutig, mutig» oder mit der Neuauflage aller BarbapapaBücher neuen Schub. «Ich liebte die Barbapapas in meinen frühen Buchhandelsjahren heiss», sagt der Verleger. «Und als ich merkte, dass auch andere Erwachsene diese Figuren für ihre Kinder suchen, war mir klar, dass ich die Barbapapas neu auflegen will. Die frühen Bände sind Toptitel der Pop-art und zugleich wirklich populäre Bücher.» Die Barbapapas entsprächen auch seiner Programm-Philosophie, so Hans ten Doornkaat: «Wir präsentieren Eingängiges und Experimente nebeneinander – so haben Überraschungen eine bessere Plattform.»

Ein Jahr später, im Herbst 1936, erscheinen bei Atlantis die ersten Kinderbücher. «Eia Popeia» mit deutschen Texten und «Alti Versli und Liedli» in Schweizer Mundart zeigen bereits zwei Anliegen des Kinderbuchprogramms von Atlantis auf: Das Eigene soll bewahrt und das Fremde vermittelt werden. Für die Illustration der Bücher werden angesehene Künstler engagiert. Dank ihrer internationalen Kontakte kann Bettina Hürlimann bald Lizenzen für Bücher aus aller Welt erwerben. Sie zeigt zudem ein gutes Gespür für junge Talente. «Der Xaver und der Wastl» stammt von der damals 14-jährigen Heidrun Petrides und ist heute noch gefragt.

Viele Bücher von Atlantis sind zu modernen Klassikern geworden: der Bestseller «Albertli», der Grosserfolg «mutig, mutig» oder die Geschichten um die Familie von Barbapapa.

Als 1967 Martin Hürlimann und 1974 auch seine Frau Bettina aus der Leitung des mittlerweile nach Zürich umgezogenen Verlags zurücktreten, gerät Atlantis in eine schwierige Phase. 1982 übernimmt Pro Juventute den Bereich Kinderbücher. Dann geht es wieder aufwärts: 1987 erscheint «Albertli» von Albert Manser und verkauft sich über 100’000 Mal. Zu den berühmten Illustratoren und Künstlern, die für Atlantis arbeiten, gesellen sich in der Folge viele neue Leute:

Die Gründer von Atlantis: Bettina HürlimannKiepenheuer und Martin Hürlimann.

Drollige Eiszeit

Hans de Beer Kleiner Eisbär Lars, bring uns nach Hause! 32 Seiten, inkl. Hörbuch 22.90 CHF ISBN: 978-3-314-10028-4 Lars liebt es, im Schnee herumzutollen. Dabei entdeckt er ein grosses U-Boot und macht Bekanntschaft mit Dackel Fredi. Fredis Herrchen sind Forscher, die im Polarmeer nachmessen, wieviel Eis bereits weggeschmolzen ist. Dabei haben sie zwei kleine Eisbär-Findelkinder gefunden. Lars beschliesst, die beiden zurück zu ihren Eltern zu bringen. www.nord-sued.com

im är f. isb m h o E a in e li K r . 1 1 s 09 . kle –üs37 r www.books.ch – September 2011 . r D e e ll F 2 4 U h 2 r m 1 a O um


Kinderwelt

Buchtipps Die Märchenwand im Kramhof

50 Jahre lang jung geblieben Es gibt gleich noch ein Jubiläum in der Schweizer Kinderbuch-Verlagslandschaft zu feiern: Der NordSüd-Verlag, der die Geschichten um den kleinen Eisbären Lars und den Regenbogenfisch publiziert, wird 50 Jahre alt. Der NordSüd-Verlag gilt als traditionsreicher Schweizer Kinderbuchverlag. Wenig bekannt ist, dass er mit den beiden Tochtergesellschaften NorthSouth Books in den USA und Editions NordSud in Frankreich sowie zahlreichen Vertriebs- und Partnerverlagen auch international stark vertreten ist. Der Zürcher Verlag pflegt ein überraschend grosses und vielfältiges Programm. Dieses umfasst zurzeit etwa 220 Titel, jährlich werden rund 40 Neuerscheinungen verlegt. Das Verlagsprogramm zeichnet sich durch ein breites Spektrum an prächtig illustrierten Büchern aus, die mit viel Liebe zum Detail und hoher Originalität kleine und grosse Leute anzusprechen vermögen.

setzt und verkauften sich allein im deutschsprachigen Raum über zwei Millionen Mal. Mitte 2004 übernahm der heutige Verleger Urs Gysling mit einer Gruppe von Aktionären den in einen Liquiditätsengpass geratenen Verlag. Die neuen Besitzer legten das Fundament für die erfolgreiche Weiterführung. Seit Mitte 2009 gehört der NordSüdVerlag durch Mehrheitsbeteiligung zur Verlagsgruppe Oetinger. 2011 kann der Verlag gleich mehrere Jubiläen feiern: Er veröffentlicht mit «Was macht die Farben bunt?» das 50. (!) Bilderbuch von Marcus Pfister, dem Schöpfer des Regenbogenfischs. Im August sind zudem das zehnte Abenteuerbuch von «Der kleine Eisbär» und ein günstiger Sammelband mit zehn der beliebtesten Bilderbücher aus der 50-jährigen Verlagsgeschichte erschienen. Natürlich mit dabei: Eisbär Lars und der Regenbogenfisch! Was macht die Farben bunt? Marcus Pfister ab 4 Jahren 32 Seiten CHF 24.90 NordSüd

Mein liebster Geschichtenschatz

Eine Legende aus dem NordSüd-Verlag: Das Kätzchen Pitschi, das gern ein Hahn, eine Ziege oder Ente wäre.

Gegründet wurde der NordSüd-Verlag 1961 von Dimitri und Brigitte Sidjanski. Viele der bis heute für den Verlag arbeitenden Künstler wie Bernadette, Eleonore Schmid oder Binette Schroeder veröffentlichten bei NordSüd ihre ersten Bilderbücher. Junge Illustratoren wie Janosch, David McKee, Józef Wilkón oder Celestino Piatti bereicherten später das Verlagsprogramm. Viele Titel wurden mehrfach ausgezeichnet und zählen zu den Klassikern der Bilderbücher. International bekannt wurden vor allem «Der Regenbogenfisch» und «Der kleine Eisbär». Die von Hans de Beer geschaffenen Bücher über den kleinen Eisbären Lars wurden in 26 Sprachen über38 – www.books.ch – September 2011

ab 4 Jahren 288 Seiten CHF 24.90 NordSüd

Im September 2011 nehmen Märchen einen besonderen Platz in der Kinderwelt im Kramhof ein: Während des ganzen Monats werden die schönsten Bilderbücher zu Märchen an einer eigenen Wand präsentiert. Anlass für die aussergewöhnliche Präsentation ist die Tatsache, dass in diesem Sommer einige ausnehmend schöne neue Titel erscheinen – nachdem Bilderbücher zu Märchen in den letzten Jahren eher ein Schattendasein fristeten. Wer wissen möchte, warum Märchen für Kinder so bedeutsam sind, findet in der Kinderwelt ein empfehlenswertes Buch zu diesem Thema: «Von der Weisheit der Märchen» von Susanne Stöcklin-Meier. Von der Weisheit der Märchen Susanne Stöcklin-Meier 256 Seiten CHF 31.90 Kösel

Sagas aus Island – von Das ewige Abenteuer Roger Kappeler Wikingern, Berserkern und Trollen Reinhard Hennig, Rudol Simek (Hrsg.) Mike ist tot – und staunt nicht schlecht, als er plötzlich an der oft zitierten Dieses Buch vereint vier der schönsten isländischen Sagas: die Saga von Egil Skalla-Grimsson, die Saga von Grettir Asmundarson, die Saga von Bard, dem Schutzgeist des Snaefell, sowie die Saga vom einhändigen Egil und dem Berserkertöter Asmund. Die Sagas erzählen von einer fernen fremden Welt hoch im Norden, von ihren geheimnisvollen und sagenhaften Bewohnern: von Wikingern, die sich das ganze Nordmeer erschliessen; von unangepassten Häuptlingssöhnen der Island-Siedler, die schon als Baby oft blau sind und ein böses Ende nehmen; von sturen Bauernschädeln und hochbegabten Dichtern; von Riesen, Trollen und Halbtrollen; und vom ebenso berüchtigten wie rätselhaften Berserker.

Himmelspforte steht und sich lebendiger denn je fühlt. Völlig überrascht stellt er fest, dass jetzt nicht etwa alles zu Ende ist, sondern dass das wahre Leben erst richtig losgeht. Zusammen mit neuen Gefährten bricht er auf, um dem Geheimnis des ewigen Abenteuers auf die Spur zu kommen. Auf dieser unglaublichen und verrückten Reise kreuz und quer durch unzählige Universen erfährt Mike auf witzige und zugleich dramatische Weise, dass in dieser gigantischen Schöpfung alles miteinander verbunden ist. Doch wer hat sich das alles überhaupt ausgedacht?

596 Seiten

247 Seiten

CHF 52.−

CHF 21.90

Reclam

Wagner

ISBN 978-3-15-010799-7

ISBN 978-3-86729-048-7

Martha im Gepäck

Das vergessene Kind

Ulrike Herwig

Kate Atkinson

Tante Martha liebt geknüpfte Deckchen und kitschige Malerei – und ist eine Despotin. Das bekommt auch die Familie ihrer Nichte zu spüren, als Martha plötzlich zwischen den Kindern auf der Rückbank des Kombis sitzt: im karierten Reisekostüm, mit einem Koffer auf dem Schoss und mit einem Regenschirm bewaffnet. Selbstverständlich kommt die Tante mit in den Schottlandurlaub! Doch es ist kaum zu glauben, Tante Martha zeigt auf den Britischen Inseln Seiten, die ihr niemand zugetraut hat. Sie zockt Truckfahrer beim Kartenspiel ab, bringt die Familie im Schloss eines Liebhabers unter und entpuppt sich als Whiskey-Expertin. Und sie hat noch mehr Trümpfe im Ärmel.

Tracy Waterhouse, eine ehemalige Polizistin und absolut gesetzestreue Bürgerin, kauft ein Kind. Niemand ist davon mehr überrascht als sie selbst. Zwar handelt es sich dabei um eine Rettungsaktion − doch legal ist das Ganze keineswegs. Plötzlich befindet sich Tracy auf der Flucht vor dem Gesetz, das sie früher selbst vertrat. Da kommt es ihr höchst ungelegen, dass ein gewisser Privatdetektiv namens Jackson Brodie sie unbedingt wegen eines 30 Jahre alten Falls sprechen möchte. Tracy hat diesen speziellen Fall nie so ganz verwunden. Auch damals ging es um ein Kind, und nun ist Tracy fest entschlossen, das Richtige zu tun.

272 Seiten

464 Seiten

CHF 26.90

CHF 33.90

Marion von Schröder

Droemer Knaur

ISBN 978-3-547-71180-6

ISBN 978-3-426-19910-7

www.books.ch – September 2011 – 39


Kochbücher

Kochbücher

Für die Küche viel zu schade

Für Sie probiert: Zitronentörtchen mit Meringue-Haube (Rezept aus dem links besprochenen Buch «Meta kocht»)

Dessert für 4 Personen:

Schöne Verbindung von alt und neu: Lorenz Meiers Radierungen zu Marianne Kaltenbachs «Aus Italiens Küchen».

Die meisten Kochbücher regen heute mit prächtigen Fotos den Appetit an. Es gibt aber auch eine kleine, ausgesprochen feine Nische illustrierter Kochbücher. Text: Marius Leutenegger

Dank Digitalisierung kann heute fast jeder Hobbyfotograf erstklassige Bilder schiessen. Doch ein Bereich bleibt weiterhin den Profis vorbehalten: die so genannte FoodFotografie. Es braucht viel Erfahrung, Fingerspitzengefühl und ein vorzügliches technisches Equipment, um Speisen so aufzunehmen, dass sie appetitlich wirken – wer das nicht glaubt, muss nur einmal die Schilder von Döner-Lokalen studieren.

Zeit- und kostenintensiv Da das Auge bekanntlich immer mitisst, sind die meisten Kochbücher Meisterwerke der Food-Fotografie. Kochbücher, die auf Fotografie verzichten, bilden nur eine kleine Nische – aber eine sehr interessante. Denn wer nicht die üblichen brillanten 40 – www.books.ch – September 2011

Nahaufnahmen von gluschtigen Menüs präsentieren will, muss schon besonders kreativ sein, um ein Publikum zu finden. Etwa so kreativ wie der junge Zürcher Verlag WALDE+GRAF. Für das Buch «Meta kocht» der Fernsehköchin Meta Hiltebrand engagierten die Verleger den niederländisch-spanischen Gestalter Jose Luis Garcia Lechner. Er schuf exzellente Bilder in kräftigen Farben, die sich auch an jeder Küchenwand vorzüglich machen würden. Für Peter Graf, der den Verlag zusammen mit Anaïs Walde leitet, war die Verbindung von Kochbuch und Illustration naheliegend – denn die beiden Verleger haben eine grosse Affinität zur Illustration und arbeiten bei fast jeder Publikation mit diesem Stilmittel. «Die Illustrationen zeichnen unser Verlagsprogramm aus», so Peter Graf. «Denn ich bin überzeugt, dass Publikationen, welche die physische Qualität eines Buches herausarbeiten, sich auch in Zukunft unentbehrlich machen werden – das E-Book kann dieses Erlebnis nicht bieten, es gibt nur Inhalte wieder.» Bücher illustrieren zu lassen, sei aber zeit- und kostenintensiv. «Vie-

le Verlage scheuen den Aufwand», weiss Graf, «und weil die meisten Kochbuchverlage grosse Häuser sind, die auch auf ein grosses Publikum abzielen, gibt es nur wenige Experimente in diesem Bereich.»

Zutaten: Für die Zitronentörtchen: 250 g Butter 250 g Zucker 3 Zitronen, davon Saft und hauchdünne Streifen der Schale (Zeste) 5 Eier 8 Mürbeteigtörtchen Für die Meringues: 4 Eiweiss 200 g Kristallzucker 1 EL Zitronensaft

Unendliche Vielfalt Für «Meta kocht» hat der Verlag eine appetitlich-sinnliche Form gesucht. Peter Graf: «Wir wollten eine ganz bestimmte Ästhetik transportieren, die gleichermassen für Retro wie für Modernität steht.» Dieses Ziel wurde zweifellos erreicht. Aber «Meta kocht» ist natürlich nicht nur der Illustrationen wegen empfehlenswert. Die Rezepte sind so originell wie einfach – und man staunt wieder einmal, was jungen Köchinnen und Köchen alles einfällt. Man könnte denken, dass irgendwann jede Kombination ausprobiert ist, aber die Vielfalt in der Küche ist offenbar unendlich. Nun gut – aus gerade einmal zwölf verschiedenen Tönen sind ja auch schon unendlich viele Musikstücke entstanden.

Zum Fertigstellen: 4 Zitronenschnitze 4 Minzespitzen Puderzucker Zubereitung: Zitronentörtchen: Die Butter schmelzen. Zucker, Zitronensaft und Zitronenzeste dazugeben. Die 5 Eier aufschlagen und unter kräftigem Rühren mit der Masse vermischen. Auf dem Herd die Masse unter kräftigem Rühren erwärmen. Die Masse darf nie kochen, sonst stockt das Ei! So lange rühren, bis die Masse zu einer Creme eingedickt ist. In die Mürbeteigtörtchen füllen.

Meringue: Eiweiss in einer Schüssel schaumig schlagen. Den Zucker während des Rührens dazurieseln lassen. Zuletzt den Zitronensaft beigeben und alles weiter zu einer schaumigen Schneemasse schlagen. Das steife Eiweiss in einen Spritzsack füllen und Hauben auf die Törtchen spritzen. Das Küchlein in der Mitte des auf 180 Grad vorgeheizten Ofens 7—10 Minuten lang backen. Etwas Puderzucker darüberstreuen und mit Minze und Zitronenschnitzen dekorieren.

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www.books.ch – September 2011 – 41


Kochbücher

Buchtipps «Ein Eingeklemmtes» von Andy Fischli: Kochen lernt man bei diesem Kochbuch eher nicht – aber dem Genuss dient es trotzdem.

Ein Küchencomic

Ein Klassiker – schön illustriert

Während bei «Meta kocht» die Illustrationen der Visualisierung von Rezepten dienen, gibt es auch Kochbücher, bei denen die Zeichnungen ganz im Zentrum stehen. Ein schönes Beispiel dafür ist «Ein Eingeklemmtes» von Andy Fischli. Der Illustrator aus Zürich hat unter anderem regelmässig für die «WochenZeitung» gearbeitet. Für sie zeichnete er 2005 ein Rezept für zwei Zöpfe. «Es folgten eine Rührei- und eine Riesenschnitzelgeschichte», erzählt der Künstler. «Über die Jahre ist mir die Kochfigur immer mehr ans Herz gewachsen, und es entstand die Idee, ihr ein ganzes Buch zu widmen.» Jetzt ist diese eigenwillige und höchst vergnügliche Mischung aus Comic und Kochbuch erschienen. Wie der Titel bereits andeutet, werden nur super-alltägliche Gerichte vorgestellt – vom Gemüserührei bis zum Zimtstern. Es geht eben vor allem um den Spass am Zeichnen. Lustig ist, dass Text und Bild oft ganz unterschiedliche Geschichten erzählen. Während die Legenden im Kapitel «Birchermüesli» das Originalrezept genau wiedergeben, dokumentieren die Bilder den erfolglosen Kampf des Kochs gegen die Stubenfliegen. Manchmal kann man dem Koch dabei zuschauen, wie ihm alles daneben geht – doch das Rezept wird unbeirrt weiter kolportiert. Beim Rezept für ein Zucchetti-Süppchen schnipselt sich der arme Kerl zum Beispiel eine Fingerbeere ab, und das freut dann die gestreiften Eier. Sie treten als Nebenfiguren auf und springen herum wie das Rumpelstilzchen, wenn sie für Nahrungsmittel gehalten werden.

Illustrationen haben manchmal etwas Altehrwürdiges, und darum eignen sie sich auch ideal für Kochbuchklassiker. Das beweist eine andere Neuerscheinung. Marianne Kaltenbach (1921­­–2005) war eine der bekanntesten Kochbuch-Autorinnen der Schweiz. Ihr beliebtestes Werk «Aus Italiens Küchen» war schon lange vergriffen, jetzt hat es der Echtzeit-Verlag wieder neu herausgebracht – als abschliessenden Teil einer Trilogie, zu der auch die Klassiker «Aus Frankreichs Küchen» und «Aus Schweizer Küchen» gehören. Wie diese beiden Bände wurde auch «Aus Italiens Küchen» mit Radierungen von Lorenz Meier illustriert. Die filigranen und äusserst atmosphärischen Werke des Zürcher Künstlers, der an der Hochschule Design & Kunst in Luzern doziert und sich vor allem mit Arbeiten für die NZZ einen Namen gemacht hat, rechtfertigen allein schon den Kauf des Buchs. Es ist bemerkenswert, welchen Aufwand der Verlag für diese Publikation betrieb, denn Marianne Kaltenbachs Rezepte wären selbst dann unentbehrlich, wenn man sie auf billiges Zeitungspapier drucken würde. So viel Liebe zum schönen Buch gehört belohnt, und deshalb gibt es nur eine Empfehlung: Kaufen!

42 – www.books.ch – September 2011

Himmlisches von den Chamäleons Und gleich noch ein illustriertes Kochbuch aus der Schweiz bringt Freude in die Küche: «Himmlische Küchengelüste» von El Tipico. Hinter dem Namen steht ein Winterthurer Verein, dessen Mitglieder in der Region an kulturellen oder privaten Anlässen

kochen. Die besten Rezepte seiner «Weltküchenchamäleons» präsentiert der Verein als «amouröse Zusammenstellung» in einer kulinarisch weltumspannenden Reise. Illustriert (und in Form von Illustrationen auch kommentiert) hat das Ganze die deutsche Karikaturistin und Kabarettistin Michaela Drux – mit so spitzer Feder, dass man gelegentlich vergisst, ein Kochbuch in den Händen zu halten, weil man nur noch die Cartoons anschaut. Für «Himmlische Küchengelüste» gilt daher das Gleiche wie für die drei anderen vorgestellten Bücher: wunderbar – aber für die Küche, wo gelegentlich das Fett spritzt, natürlich viel zu schade!

Meta kocht Meta Hiltebrand, Jose Luis Garcia Lechner 144 Seiten CHF 49.90 WALDE+GRAF

Ein Eingeklemmtes Andy Fischli 96 Seiten CHF 38.90 Pica

Aus Italiens Küchen Marianne Kaltenbach, Lorenz Meier

Blindflug Abu Dhabi Dieter Eppler

Survival-Guide für Selbstständige Svenja Hofert

10 Jahre nach dem Swissair-Grounding erscheint der faszinierende Erfahrungsbericht von Dieter Eppler. Er ist Captain bei der Swissair. Dann, am 2. Oktober 2001, liegt die einstmals stolze Airline am Boden, Epplers Lebensstelle ist infrage gestellt. Doch eines Tages landet ein Angebot von Etihad Airlines auf seinem Schreibtisch. Hautnah und mit feinsinnigem Humor erzählt der Captain von seinen Abenteuern im Land der Scheichs und über den Wolken.

Freiberufler verdienen mit sich selbst und ihrem Wissen Geld. Sie können ihre eigene Arbeit bestenfalls teilweise an Mitarbeitende übergeben. Das sorgt für ganz besondere Probleme und typische Krisen: ständiger Honorardruck, Abhängigkeit von schwierigen Kunden und Auftraggebern, aggressive Konkurrenz oder ausufernde Büroarbeit. Finanzielles Wachstum ist zudem schwer, wenn parallel zum Aufbau neuer Standbeine oder der Erweiterung des Geschäftsmodells Geld verdient werden muss. Dieses Buch greift über 70 typische Schwierigkeiten von Freiberuflern auf, die allein oder mit bis zu zehn Mitarbeitern arbeiten, und zeigt humorvoll und mit vielen Beispielen aus der Praxis, wie man sie erfolgreich bewältigt.

288 Seiten

168 Seiten

CHF 28.90

CHF 34.90

WOA

Linde

ISBN 978-3-9523657-0-0

ISBN 978-3-7093-0353-5

Mountainbike Map 11: Engadin–St. Moritz

Heilige Scheisse

Für echte Mountainbiker sind gute Karten so wichtig wie die Luft in den Reifen. Die speziellen Karten von Hallwag, entwickelt in Zusammenarbeit mit «GPS-Tracks.com» und «Scott», garantieren allen, denen Velo fahren zu wenig ist, Bike-Erlebnisse pur. Sie liefern Ihnen tolle Routenvorschläge ohne Ende. Der ideale Massstab von 1:50 000 verschafft einen raschen Überblick über die geplante Tour. Die Karten orientieren über Höhenprofile, Schwierigkeitsgrade, Distanzen, Fahrzeiten, Sicherheitshinweise und vieles mehr! Sie sind praktisch, strapazierfähig, wasser- und reissfest. Zudem erlauben es die GPS-Koordinaten, jederzeit festzustellen, wo man sich genau befindet. 12 Destinationen erhältlich. Weitere folgen.

Anne Weiss und Stefan Bonner fragen: Wären wir ohne Religion wirklich besser dran? Tatsächlich können viele mit Religion nichts mehr anfangen und halten ALDI für glaubwürdiger als den Papst. Sonntägliche Gottesanbetung passt nicht mehr zum Lifestyle, und Gott hat bei Facebook nur 137 Freunde. Sind wir von allen guten Geistern verlassen? Das Autoren-Duo nimmt Ahnungslose und Erleuchtete unter die Lupe und stellt fest: Immer mehr Menschen finden, dass sie auch als Heidenkinder einen Heidenspas haben können.

Format: 11×20 cm

256 Seiten

CHF 25.90

CHF 14.90

Hallwag Kümmerly & Frey

Bastei-Lübbe

ISBN 978-3-8283-0746-9

ISBN 978-3-404-60187-5

Stefan Bonner, Anne Weiss

560 Seiten CHF 70.00 Echtzeit

Himmlische Küchengelüste El Tipico, Michaela Drux 208 Seiten CHF 62.00 El Tipico

www.books.ch – September 2011 – 43


Fluch der Karibik 4 – Fremde Gezeiten

Wettbewerb

Das Literatur-Kreuzworträtsel Unter den richtigen Lösungen verlosen wir Bücher-Gutscheine: 1. Preis: Fr. 200.–, 2. Preis: Fr. 100.–, 3. Preis: Fr. 50.–, 4. bis 10. Preis: je Fr. 20.-.

Wasser für die Elefanten Drama

1

Abenteuer

Secretariat – Ein Pferd wird zur Legende

Konfuzius 2

Abenteuer

Drama

3

4

Während der Weltwirtschaftskrise 1931 schliesst sich der verarmte Student Jacob einem Zirkus an. Dort verliebt er sich auf den ersten Blick in die schöne Kunstreiterin Marlena. Doch die Romanze der beiden wird zum riskanten Drahtseilakt, denn Marlena ist mit dem tyrannischen Zirkusdirektor August Rosenbluth verheiratet und glaubt nicht an eine gemeinsame Zukunft mit Jacob. Das Blatt wendet sich erst, als Jacob das Geheimnis der scheinbar undressierbaren Elefantendame Rosie lüftet ...

Captain Jack Sparrow ist wieder da! Diesmal kreuzen sich seine Wege mit jenen einer mysteriösen Frau aus seiner Vergangenheit – der attraktiven Angelica (Penélope Cruz). Sie hat Sparrow schnell am Haken und treibt ihn aufs Schiff des legendären Piraten Blackbeard. Auf der Suche nach der sagenhaften Quelle der Jugend nimmt Captain Sparrow erneut Kurs auf ein atemberaubendes Abenteuer und stösst dabei auf anmutige Meerjungfrauen sowie seinen alten Rivalen Hector Barbossa ...

In einer Zeit, in der das chinesische Reich noch nicht geeint ist, wird Konfuzius als Berater an den Hof von Lu berufen. Dort macht er sich jedoch wegen seines milden Herrschaftsstils schnell Feinde. Obwohl Konfuzius sogar einen Staatsstreich verhindert, wird er durch eine List des Herrschers von Qi vom Hof gejagt. Fortan widmet er sich auf der Reise ins Ungewisse seiner Arbeit an antiken Schriften, die er überarbeitet und lehrt. Doch seine Dienste werden noch benötigt.

Hinter jeder Legende verbirgt sich ein scheinbar unerfüllbarer Traum: In einer Zeit, iin der der Pferderennsport eine reine Männerdomäne ist, übernimmt die Hausfrau Penny Chenery den einst erfolgreichen Rennstall ihres kranken Vaters. Allen Zweifeln zum Trotz gelingt ihr mithilfe des exzentrischen Trainers Lucien Laurin (John Malkovich) das Unglaubliche: Sie führt den Hengst Secretariat zum Triumph. Eine aussergewöhnliche Geschichte nach einer wahren Begebenheit.

CHF 22.90

CHF 24.90

CHF 24.90

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Ab 12 Jahren

Ab 12 Jahren

Ab 16 Jahren

Ohne Altersbeschränkung

EAN 8712626998907

EAN 8717418319557

EAN 4260181989419

EAN 8717418296322

3 2 1

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✁ Lösungswort: Vorname / Name Adresse Bis am 21. Oktober 2011 in einer der Orell-Füssli-Filialen in Zürich, Bern, Luzern, Winterthur, Frauenfeld, am Flughafen Zürich oder bei Rösslitor Bücher in St. Gallen abgeben – oder per E-Mail an: books@books.ch. Über den Wettbewerb wird keine Korrespondenz geführt.

44 – www.books.ch – September 2011

PLZ / Ort E-Mail

www.books.ch – September 2011 – 45


DVD

Barfuss auf Nacktschnecken

4

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Drama

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Drama

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46 – www.books.ch – September 2011

Drama

3

Drama

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Der wichtigste Mensch im Leben von Betty Anne Waters ist ihr grosser Bruder Kenny. Als Kenny zu lebenslanger Haft verurteilt wird, trifft Betty Anne eine mutige Entscheidung: Sie will ihren Schulabschluss nachholen, Jura studieren und den Prozess neu aufrollen. Mithilfe ihrer besten Freundin Abra besteht sie Jahre später die Anwaltsprüfung, doch Kennys Fall ist bereits verjährt. Trotzdem kämpft Betty Anne weiter – und entdeckt schliesslich eine heisse Spur.

Paris 1942. Der elfjährige Joseph ist ein aufgeweckter Bengel, der sich auf die Sommerferien freut. Doch an einem Junimorgen ist alles anders: Joseph bemerkt, dass er von einem Tag auf den anderen keinen Zutritt mehr zu Kinos, Jahrmärkten und öffentlichen Parks hat. Dennoch geniessen er, seine Familie und Freunde die bescheidene Idylle auf der Butte Montmartre. Sie fühlen sich trotz deutscher Besatzung in Sicherheit – bis zum Morgen des 16. Juli ...

Ein Kloster in den maghrebinischen Bergen in Algerien. Acht christliche französische Mönche leben in Eintracht mit ihren muslimischen Brüdern. Als islamische Extremisten in das Kloster eindringen, müssen sich die Mönche entscheiden: bleiben oder flüchten? Im Einklang mit der Lehre ihres Gründers und ihrem Glauben folgend harren sie aus – und zahlen einen hohen Preis. Verfilmung der wahren Geschichte der Zisterziensermönche von Tibhirine in Algerien.

CHF 22.90

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CHF 24.90

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Ab 12 Jahren

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Ab 12 Jahren

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EAN 4042564131567

EAN 7619965022403

EAN 4011976878582

EAN 7619965022489

Manipulation

Red Riding Hood – Unter dem Wolfsmond

Gossip Girl – 3. Staffel

König der Löwen – Diamond Edition

Fantasy

TV-Serie

Schweizer Film

6

2

Des Hommes et des Dieux

Lily lebt in ihrer eigenen skurrilen Fantasiewelt und macht meistens das, wozu sie gerade Lust hat. Zusammen mit ihrer Mutter wohnt sie in einem idyllischen Landhaus. Als die Mutter plötzlich stirbt, kommt Lily zu ihrer Schwester Clara, die mit einem Anwalt in Paris lebt. Unter dem Einfluss der eigenwilligen und freiheitsliebenden Lily findet Clara mehr und mehr Geschmack an der von Lily vorgelebten Ungebundenheit ...

7 5

Die Kinder von Paris

Conviction

5

8

6

7

Zeichentrick

8

1956, die Zeit des Kalten Kriegs: Der Schweizer Staatsschutz überwacht zehn Prozent der eigenen Bevölkerung. Als ein kompromittierendes Foto den Star-Reporter Werner Eiselin als sowjetischen Spion entlarvt, ist dieser dem Druck nicht gewachsen und nimmt sich im Verhörraum das Leben. Spezialagent Urs Rappold von der AntispionageAbteilung plagen Zweifel: Waren die Fotos wirklich echt? Bald realisiert Rappold, dass er selber Teil eines Komplotts ist.

Jahrelang haben sich die Bewohner des Dorfs Daggerhorn mit einem Werwolf arrangiert. Doch das Monster bricht den Waffenstillstand und tötet die ältere Schwester der jungen Valerie. Als ein Werwolfjäger davor warnt, dass die Bestie tagsüber menschliche Gestalt annimmt, bricht Panik aus – und die Zahl der Opfer steigt. Valerie merkt, dass sie auf aussergewöhnliche Weise mit dem Wolf verbunden ist. Dadurch macht sie sich verdächtig und wird zum Köder.

Auch auf dem College halten Liebe und Skandale die beliebten Upper East Siders in Atem. Neue Figuren und bekannte Gesichter (Georgina ist wieder da!) sorgen für neuen Herzschmerz. Alte Geheimnisse führen zu neuen Verwicklungen. Chuck und Serena arbeiten ihre Vergangenheit auf – mit unerwarteten Konsequenzen. In den 22 Episoden auf den fünf DVDs der dritten Staffel trügt oft der Schein. Zum Glück deckt Gossip Girl verlässlich all die Lügen, Affären und Intrigen auf.

Unter der Obhut seines gutmütigen Vaters Mufasa wächst der aufgeweckte Löwenjunge Simba unbeschwert heran. Eines Tages soll er dessen Platz als König einnehmen. Aber bis dahin ist es ein langer Weg. Begleitet von seinen witzigen Freunden Timon und Pumbaa – sowie deren gemütlicher Lebensphilosophie «Hakuna Matata» – muss sich Simba schliesslich dem Kampf mit seinem hinterhältigen Onkel Scar um die Herrschaft über das Land stellen.

CHF 28.90

CHF 22.90

CHF 44.90

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Ab 12 Jahren

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EAN 7613059308817

EAN 5051890034519

EAN 5051890040510

EAN 8717418317607

www.books.ch – September 2011 – 47


Orell Füssli

Veranstaltungen von Orell Füssli Buchvernissage: «Gallusland – Auf den Spuren des heiligen Gallus» von Christian Schmid Mittwoch, 14. September 2011, 20 h Rösslitor Bücher, Multergasse 1-3, 9000 St. Gallen

Lesung von Renate Dehner und Karla Kunz: «Karlaohneaugen» Literaturfest Wortlaut Samstag, 1. Oktober 2011, 18/19/20 h Rösslitor Bücher, Multergasse 1-3, 9000 St. Gallen

Lesung mit Erwin Koch: «Was das Leben mit der Liebe macht» Im Rahmen von «Zürich liest» Freitag, 28. Oktober 2011, 20.30 h Orell Füssli am Bellevue, Theaterstrasse 8, 8001 Zürich

Bilderbuchlesung für die Kleinen mit Karl Rühmann Samstag, 17. September 2011, 14 h Orell Füssli Kramhof, Füsslistrasse 4, 8001 Zürich

Ein Nachmittag mit Prinzessin Lillifee und mit Sue Bachmann für Kinder ab 3 Jahren Mittwoch, 5. Oktober 2011, 15 h Orell Füssli Westside, Gilberte-de-Courgenay-Platz 4, 3027 Bern

Lesung mit A.L. Kennedy (englisch) Im Rahmen von «Zürich liest» Freitag, 28. Oktober 2011, 20.15 h Orell Füssli The Bookshop, Bahnhofstrasse 70, 8001 Zürich

Lesung von Franz Hohler: «Der Stein» Rösslitor Bücher in Zusammenarbeit mit der Kellerbühne St. Gallen Montag, 19. September 2011, 20 h Kellerbühne St. Gallen, St. Georgen-Strasse 3, 9000 St. Gallen

Als Muhammad Ali Swissair-Präsident werden wollte Hans Kissenpfennig und Urs von Schroeder erzählen Geschichten von Swissair-Vertretern auf Aussenposten Donnerstag, 6. Oktober, 19–21 h Orell Füssli Flughafen Airport Center, 8060 Zürich-Flughafen

Ü70: «Oh mein Gott!» Im Rahmen von «Zürich liest»: Die Gewinnerinnen und Gewinner des Schreibwettbewerbs für ältere Menschen lesen aus ihren Texten. Moderation: Richard Reich Samstag, 29. Oktober 2011, 18.30 h Orell Füssli am Bellevue, Theaterstrasse 8, 8001 Zürich

Lesung von Markus A. Will: «Der Schwur von Piräus» Mittwoch, 18. Oktober 2011, 20 h Rösslitor Bücher, Multergasse 1-3, 9000 St. Gallen

Zürich liest: Bilderbuchlesung «Gugus? Dada!» von Claudia de Weck, 13 h On parle français! – Lesung mit Dominique de Rivaz, Chansons interpretiert von Clara Moreau, 16 h «Zürich ermittelt» – Gespräch mit den Krimiautoren Sunil Mann, Isabel Morf und Petra Ivanov und dem Kommissar der Stapo Zürich Daniel Mrawek, 18.30 h Samstag, 29. Oktober 2011 Orell Füssli Kramhof, Füsslistrasse 4, 8001 Zürich

Lesung von Miriam Meckel: «Erinnerungen an eine Zukunft ohne uns» Mittwoch, 21. September 2011, 20 h Rösslitor Bücher, Multergasse 1-3, 9000 St. Gallen Handanalysen mit Monika Hauser Donnerstag, 22. September, 17–20 h Orell Füssli Winterthur, Marktgasse 3, 8400 Winterthur «Der kleine Eisbär» in Lebensgrösse auf Besuch in der Kinderwelt Samstag, 24. September 2011, 11–14 h Orell Füssli Kramhof, Füsslistrasse 4, 8001 Zürich Buchvernissage: «Switzerland» mit Robert Bösch (Fotograf), Jürg Schmid (Schweiz Tourismus) und Emil Zopfi (Autor) Donnerstag, 29. September 2011, 18 h Orell Füssli Kramhof, Füsslistrasse 4, 8001 Zürich Literatur-Café Buchhändlerinnen und Buchhändler stellen neue Bücher vor. Donnerstag, 29. September 2011, 19 h Orell Füssli Winterthur, Marktgasse 3, 8400 Winterthur Lesung mit Amanda Hodgkinson: «22 Britannia Road» (englisch) Freitag, 30. September 2011, 20.15 h Orell Füssli The Bookshop, Bahnhofstrasse 70, 8001 Zürich

Interview und Signierstunde mit Simon Ammann und Andreas Küttel, Buchpräsentation «Die ungleichen Zwillinge» Donnerstag, 19. Oktober 2011 Orell Füssli Kramhof, Füsslistrasse 4, 8001 Zürich Lesung von Catalin Dorian Florescu: «Jacob beschliesst zu leben» Rösslitor Bücher in Zusammenarbeit mit der Kellerbühne St. Gallen Montag, 24. Oktober 2011, 20 h Kellerbühne St. Gallen, St. Georgen-Strasse 3, 9000 St. Gallen Handanalysen mit Monika Hauser Donnerstag, 27. Oktober, 17–20 h Orell Füssli Winterthur, Marktgasse 3, 8400 Winterthur Herbstlese im Literatur-Café Buchhändlerinnen und Buchhändler stellen neue Bücher vor; mitdiskutieren beim Apéro ist erwünscht! Im Rahmen von «Zürich liest» Freitag, 28. Oktober 2011, 19 h Orell Füssli Winterthur, Marktgasse 3, 8400 Winterthur

Vegetarisch kochen mit Globi und dem Haus Hiltl, für Kinder von 6 bis 12 Jahren Mittwoch, 2. November 2011, 14–17 h Orell Füssli Westside, Gilberte-de-Courgenay-Platz 4, 3027 Bern Literatur-Café Montag, 7. November 2011, 20 h Rösslitor Bücher, Multergasse 1-3, 9000 St. Gallen Einstimmung auf die Adventszeit 14.–19. November 2011 Mit grossen Kalenderverkauf Orell Füssli Frauenfeld, Eingangsbereich Passage Bahnhofstrasse 70/72, 8500 Frauenfeld

Mehr Veranstaltungen und Informationen finden Sie auf www.books.ch 48 – www.books.ch – September 2011 48 – www.books.ch – September 2011

Handanalysen mit Monika Hauser Donnerstag, 17. November, 17–20 h Orell Füssli Winterthur, Marktgasse 3, 8400 Winterthur Lesung von Charles Lewinsky: «Gerron» Rösslitor Bücher in Zusammenarbeit mit der Kellerbühne St. Gallen Montag, 21. November 2011, 20 h Kellerbühne St. Gallen, St. Georgen-Strasse 3, 9000 St. Gallen Literatur-Café Buchhändlerinnen und Buchhändler stellen neue Bücher vor. Donnerstag, 24. November 2011, 19 h Orell Füssli Winterthur, Marktgasse 3, 8400 Winterthur Night-Shopping mit Glücksrad und weihnachtlichen Gesängen Donnerstag, 24. November 2011, 18 h Orell Füssli Kramhof, Füsslistrasse 4, 8001 Zürich Buchpräsentation mit Andri Snær Magnason: «Traumland – Was bleibt, wenn alles verkauft ist?» Dienstag, 29. November 2011, 20.30 h Orell Füssli am Bellevue, Theaterstrasse 8, 8001 Zürich Märlistunden für Kinder ab 3 Jahren Jeden letzten Samstag im Monat um 10.30 h: Orell Füssli Frauenfeld, Bahnhofstrasse 70/72, 8500 Frauenfeld

Ein behagliches Wohnzimmer für Bücherfans Orell Füssli hat seine grosse Filiale in Winterthur rundum erneuert – und zur modernsten Grossbuchhandlung der Schweiz umgebaut.

Filiale sind aber andere Neuerungen. Die Filiale wurde so gestaltet, dass sie jetzt ein angenehmes Wohnzimmer-Ambiente ausstrahlt; dafür sorgen die Farbgebung, die Wahl der Teppiche, die Beleuchtung, vor allem aber die Möglichkeit, sich immer und überall mit einem Buch hinzusetzen und darin zu schmökern. Auf jedem Stockwerk findet man mindestens eine einladende Lounge und im ersten Stock die beliebte Café-Bar in neuem Kleid.

Text: Marius Leutenegger

1997 wagte Orell Füssli erstmals den Schritt aus der Stadt Zürich heraus: Das Unternehmen, das zu den ältesten der Schweiz gehört, eröffnete eine grosse Filiale an der Marktgasse 3 in Winterthur. Obwohl sich der Standort von Beginn weg gut entwickelte, wurde er seither nie erneuert. Das sah man ihm in letzter Zeit auch an: Die Möbel, die Teppiche oder die Beleuchtung hatten das Ende ihres Lebenszyklus’ erreicht. Statt da und dort zu flicken, entschied sich Orell Füssli vor einem Jahr, das 1500 Quadratmeter grosse Geschäft vollständig neu zu gestalten. «13 Jahre sind mehr als genug für einen Laden», begründet Filialleiterin Franziska Tschumi diesen Entscheid. «In einer so langen Zeit verändern sich auch die Bedürfnisse der Kundinnen und Kunden, und darauf muss man reagieren.» Viel ist passiert – auch hinter den Kulissen: Die Technik wurde zum Beispiel auf den neuesten Stand gebracht. Offensichtlicher für die Besucherinnen und Besucher der

Die Orientierung im riesigen Bücher-Angebot wird den Kundinnen und Kunden nun auf vielerlei Art erleichtert. Wichtige Gebiete werden optisch besonders hervorgehoben – mittels der so genannten «Highlight-Wände». Sie präsentieren die neuesten Bücher eines Genres, sorgen dabei für eine stimmige Atmosphäre und sind allein schon einen Besuch der Filiale wert. Bei den Kochbüchern hängen zum Beispiel unzählige Löffel von der Decke, Plättli-Elemente gemahnen an die Küche. Auch wenn sich bei Orell Füssli alles ums Buch dreht: Die neu eröffnete Filiale an der Marktgasse ist mehr als eine Buchhandlung. Kundinnen und Kunden finden hier auch eine riesige Auswahl an Geschenkartikeln und ein breites Sortiment an Familienspielen. Und wem die Kopfreisen, die ein Buch ermöglicht, nicht genug sind, der kann im Laden gleich eine richtigen Trip buchen: Im zweiten Stock, wo die Reisebücher zu finden sind, betreibt STA Travel ein grosses Reisebüro.

Jeden ersten Samstag im Monat um 14 h: Orell Füssli Kramhof, Füsslistrasse 4, 8001 Zürich Jeden ersten Samstag im Monat um 10 h: an hour full of stories, fun and activities Orell Füssli The Bookshop, Bahnhofstrasse 70, 8001 Zürich Kinderspezialprogramm immer samstags – ausführliche Informationen unter www.books.ch Orell Füssli Kramhof, Füsslistrasse 4, 8001 Zürich

Entspannung erwünscht: Auf jedem Stockwerk findet man jetzt mindestens eine einladende Lounge. www.books.ch – September 2011 – 49


Kolumne Es ist einfacher zu erzählen, wie ich nicht schreibe: Ich liege nicht in der Hängematte meines Gartenpavillons und warte mit verzücktem, in die Ferne gerichtetem Blick auf den Musenkuss. Erstens besitze ich keine Hängematte, geschweige denn einen Gartenpavillon. Und zweitens küssen die Musen sehr unzuverlässig. Meistens tauchen sie auf, wenn sie nicht erwünscht sind. Mitten in der Nacht zum Beispiel. Wenn ich nichts lieber tun möchte als in den Schlaf zu gleiten, tanzen sie um mich herum, flüstern mir Ideen zu und nötigen mich, diese aufzuschreiben. In der Regel gehorche ich. Falls ich das Gekritzel am Morgen noch entziffern kann, staune ich über die Banalität der Worte, die mir im nächtlichen Halbdämmer als Inspirationen von unglaublicher Brillanz erschienen.

geeignete Schauplätze, forsche im Internet nach bestimmten Waffenmodellen, befrage Fachleute und lese Bücher über Pfeilgiftfrösche, Amnesien oder Wahnvorstellungen. Einmal war ich am Institut für Rechtsmedizin bei einer Autopsie dabei, ein anderes Mal schenkte mir eine befreundete Gärtnerin eine giftige Alraune zur Förderung des kreativen Schreibflusses. Für das aktuelle Buch liess ich mich durch die psychiatrische Klinik Burghölzli führen, da sich meine Detektivin für ihre Ermittlung in eine geschlossene Anstalt einweisen lässt.

so die Schattenseiten des Schriftstellerlebens. Zu den Sonnenseiten gehören für mich Anfänge. In meiner Ideenbox habe ich Dutzende Anfangskapitel versammelt, unter anderem jenes des letzten NoraTabani-Bands, in dem meine Detektivin den Mord an ihrem Vater aufklären wird. Und in dem ich das Wort «zappenduster» einbauen werde.

Nach dem Bestseller «bad banker» erscheint nun der zweite Wirtschaftsthriller von Markus A. Will.

Sobald ich genügend Informationen für die Story beieinander habe, setze ich mich an den Laptop, mache mich ans Schreiben und trinke dazu viel Grüntee. Eine disziplinierte Regelmässigkeit hilft mir, den

Schweizer Autorinnen und Autoren erzählen in books, wie sie schreiben. Heute: Mitra Devi

In dieser Phase mache ich jeweils eine Kapitelübersicht, auf der ich vermerke, welche Haupt- und Nebenfiguren sich wann an welchen Orten befinden, schreibe Namen, Motive, Mordmethoden und Alibis auf, Täter, Opfer und falsche Fährten. Dann stelle ich Recherchen an. Ich suche 50 – www.books.ch – September 2011

roten Faden nicht zu verlieren. Mehrere Monate lang arbeite ich von Montag bis Sonntag, bis die Erstfassung steht. Dann lasse ich das Manuskript einige Wochen ruhen, um es danach mit der nötigen Gnadenlosigkeit zu überarbeiten. Nach zwei bis drei Korrekturdurchgängen, die in erster Linie aus Straffen und Verdichten bestehen, schicke ich den Text meiner Lektorin. Zu ihrem Leidwesen habe ich eine Affinität zu Adjektiven. Immer wieder muss sie mich überzeugen, dass vielsilbige, blumige Begriffe das Lesetempo hemmen, womit sie natürlich Recht hat. Das Streichen schmerzt trotzdem. Kürzlich diskutierten wir über das Wort «zappenduster», das ich endlich einmal verwenden konnte – freudvoll wie das Kind einer Vegetarierfamilie, das mit heimlicher Lust in eine Bratwurst beisst. Ich meine, wann hat eine Autorin schon die Möglichkeit, dieses einmalige Wort einzubauen? Da können Jahre ins Land gehen. Leider passte das Adjektiv nicht zur Textstelle und wurde eliminiert. Das sind

Markus A. Will

bad banker

736 Seiten, schlag gebunden mit Schutzum -7 89 -16 ISBN 978-3 -7245

Mitra Devi, 48, besuchte eine Kunstschule in Zürich und war in verschiedenen Berufen tätig, ehe sie sich als freie Autorin, bildende Künstlerin und Journalistin durchsetzen konnte. Sie hat sich vor allem mit ihren Kurzgeschichten eine Namen gemacht – und mit ihrer Krimiserie um die Zürcher Detektivin Nora Tabani. Ende September erscheint Tabanis vierter Fall:

Markus A . Will

n Piräus Der Schwur vo

Kampf gegen Carl Bensien im af ten ch ns dunkle Mache ges Währungskrie n de en eines droh 448 Seiten, ag Schutzumschl gebunden mit 6 976 45 -1 ISBN 978-3-72

Das Kainszeichen 336 Seiten CHF 38.90 Appenzeller

Bild zVg Mitra Devi

Und so schreibe ich: Vor ein paar Jahren sass ich in der S-Bahn, schaute gedankenverloren auf die blauen Schliessfächer des Bahnhofs Stadelhofen und fragte mich, ob es möglich sei, jemanden darin einzusperren. Nicht in die kleinen Kästen für fünf Franken, sondern in die grossen für acht. Als Krimiautorin muss ich solchen Gedanken nachgehen. Ich stieg also aus dem Zug und kroch ins Schliessfach Nummer 58. Ich hatte Platz. So entstand das erste Kapitel meines Buches «Filmriss», in dem sich ein junger Mann gefesselt und geknebelt in dieser Situation vorfindet. Nun hatte ich einen Anfang, aber keine Ahnung, wie die Story weitergehen sollte. Die Phase der Planung begann.

Ab 1. Oktober im Buchhandel oder unter www.reinhardt.ch. www.books.ch – September 2011 – 51


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