517 | JUNI 2015
Monatszeitschrift der Christlichen Ostmission
JAHRESBERICHT 2014
jahresbericht
ostvision wird monatlich herausgegeben von der CHRISTLICHEN OSTMISSION (COM), Worb
Nr. 517: Juni 2015 Jahresabonnement: CHF 15.– Redaktion: Georges Dubi
Inhaltsverzeichnis Editorial
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Wort des Missionsleiters
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Profil der Christlichen Ostmission
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Wir helfen direkt Nothilfe
6–11
Wir schützen Frauen- und Kinderhandel
12–15
Wir bauen auf Bildung und Gewerbeförderung
16–21
Wir Kinder von Moldawien
22–23
Ehrenamtliche Mitarbeit
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Aktion Weihnachtspäckli
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Patenschaften
26–27
Adresse: Telefon: Fax: E-Mail: Internet:
Christliche Ostmission Bodengasse 14 3076 Worb BE 031 838 12 12 031 839 63 44 mail@ostmission.ch www.ostmission.ch
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30-6880-4 Spar + Leihkasse Münsingen, 16 0.264.720.06
Kontrolle der Bücher: Unico Treuhand AG, Burgdorf Spenden sind in allen Kantonen steuer abzugsberechtigt. Nähere Auskünfte erteilt unser Sekretariat. Gehen für ein Projekt mehr Spenden als benötigt ein, werden diese für ähnliche Zwecke eingesetzt. Bildquellen: COM Wenn nicht anders vermerkt, haben die abgebildeten Personen keinen Zusammenhang mit den erwähnten Beispielen. Gestaltung: Thomas Martin Druck: Stämpfli AG, Bern Papier: Das Magazin ist auf chlorfrei gebleichtem und FSC-zertifiziertem Papier gedruckt. Geschäftsleitung: Georges Dubi, Missionsleiter Gallus Tannheimer Stephan Schär Stiftungsrat: Mario Brühlmann, Orpund, Präsident Pfr. Thomas Hurni, Leutwil, Vizepräsident Lilo Hadorn, Selzach Christian Bock, Seedorf Thomas Haller, Langenthal Pfr. Jürg Maurer, Hirschthal Beauftragter des Stiftungsrates: Günther Baumann Die Christliche Ostmission hat den Ehrenkodex unterzeichnet. Das Gütesiegel verpflichtet die Unterzeichner zu einem verantwortungsvollen Umgang mit Ihrer Spende.
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editorial Ja, die Hilfe kommt an Liebe Leserin, lieber Leser
«Kommt eure Hilfe wirklich bei den Bedürftigen an?» Diese Frage wird mir oft gestellt. Ich verstehe sie. Viele Menschen in der Schweiz möchten gerne sinnvolle Projekte, bedürftige Menschen oder Hilfswerke unterstützen. Sie möchten aber sicher sein, dass ihr Beitrag am richtigen Ort ankommt. Tatsächlich ist es für Hilfswerke gar nicht so einfach, wirkungsvolle Projekte zu gestalten und die Umsetzung in allen Phasen genau zu kontrollieren. Auf dem Weg zu den Bedürftigen gibt es zahlreiche Klippen, die überwunden werden müssen. Leider sind Bürokratie und Korruption weltweit noch immer grosse Themen. Gerade in Entwicklungs- und Schwellenländern ist die Versuchung für viele Funktionäre gross, sich ein Stück des Kuchens aus Hilfsprojekten widerrechtlich anzueignen. Ein allzu gutgläubiges Management von Hilfsprojekten wäre naiv und würde die Mittel in falsche Hände führen. Bei der Christlichen Ostmission befassen wir uns seit Jahrzehnten mit diesem Thema. Dabei haben wir gelernt, Projektpartner sehr gründlich zu prüfen. Das hat sich gelohnt. Mit vielen von ihnen verbindet uns eine langjährige Zusammenarbeit. Das bringt Sicherheit und Zuverlässigkeit in die Projekte. Dann haben wir auch gelernt, Projekte systematisch auf ihre Kosten und Wirkung zu prüfen. Unsere Projektleiterinnen und -leiter reisen häufig in die Empfängerländer, um sich persönlich einen Überblick zu verschaffen, wie die Arbeiten laufen und welche Wirkung sie für die Bedürftigen haben. Dabei wenden sie professionelle Projektmanagement-Methoden an. Auch das lohnt sich sehr. So sind wir stets informiert über den Stand der Projekte. Bei Be-
darf können wir schnell reagieren und zum Beispiel Projekte stoppen oder zusätzliche Mittel einsetzen. Wir können mit gutem Grund sagen: Ja, die Hilfe kommt wirklich an! Allerdings gibt es dafür noch andere Gründe. Es sind nicht nur professionelle Methoden und Projektverantwortliche, die zum guten Ergebnis führen. In unseren Projekten stehen wir dauernd in einem geistlichen Kampf. Nicht alle freuen sich, wenn christliche Werte und die befreiende Botschaft von Jesus Christus verkündet werden. Letztlich ist es aber die Hinwendung zu Jesus Christus, die im Leben der Menschen Veränderung bewirkt. Das gilt insbesondere für Arme und Bedürftige in unseren Zielländern. So sind wir darauf angewiesen, dass der Heilige Geist uns in allem professionellen Schaffen leitet und Weisheit schenkt. Auch in den Fragen rund um Bürokratie und Korruption. Diese göttliche Leitung dürfen wir immer wieder praktisch erfahren. Vielleicht haben gerade Sie mit Ihren Gebeten schon Gottes Arm bewegt, so dass er uns gute Türen öffnete, die zu gesegneten Projekten führten, oder andere verschloss, um uns vor Schaden zu behüten. Deshalb sind wir Ihnen so dankbar für alle Ermutigungen, Spenden, Gaben und Gebete. Möge unser HERR Sie dafür reich segnen. In Christus verbunden,
Mario Brühlmann Präsident
«Wer da bittet, der empfängt; und wer da sucht, der findet; und wer da anklopft, dem wird aufgetan.» Matthäus 7,8
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wort des missionsleiters O Heiliger Geist, o heiliger Gott, du Leben, das die Welt durchwallt, du Feuer, das die Welt durchstrahlt, du Wort, das alle Welt durchhallt. Abraham Emanuel Fröhlich
Mission ist voll im Trend Für westliche Christen ist es schwierig geworden, über ihren Glauben zu sprechen. Christen werden von vielen Zeitgenossen als Zumutung wahrgenommen, als etwas, was in unserer modernen und aufgeklärten Welt keinen Platz mehr hat. Das Wort Mission ist gar zu einem Unwort geworden. Dabei wird unsere Gesellschaft gewaltig missioniert. Es gibt kaum eine Gruppierung, so klein sie auch sei, die uns nicht mit ihrer Überzeugung konfrontiert, sie als überlebenswichtig und politisch korrekt anpreist. Wir werden belehrt, was Gerechtigkeit sei, wie wir zu leben und zu glauben hätten oder was nicht mehr korrekt sei zu glauben. Die Welt ist in einem regelrechten Missionsfieber. Nur den Christen wird nicht mehr zugestanden zu missionieren. Mehr noch: Es wird kaum jemand in der Öffentlichkeit dermassen blossgestellt, verspottet und lächerlich gemacht wie gläubige Christen. Eigentlich erstaunlich, waren es doch Christen, Kirchen, christliche Organisationen und Missionen, die in vielen Ländern, besonders in der westlichen Welt, soziale Werte und Gerechtigkeit erst möglich gemacht haben. Diese Errungenschaften bilden bis heute das Fundament unserer Gesellschaft.
Darauf dürfen wir mit grosser Dankbarkeit zurückblicken. Und wir müssen wieder lernen, darüber zu sprechen. Denn, wo Gott verleugnet und «abgeschafft» wird, versiegt die Lebensquelle. Ohne Gott kein Leben. In ihren Einsatzländern wird die Christliche Ostmission mit viel Gottlosigkeit, Ungerechtigkeit, Armut, Leid und Schmerz konfrontiert. Sie nimmt sich der Bedürftigen an, unabhängig ihrer Herkunft und Religion. Sie hilft ihnen, ermutigt und begleitet sie auf ihrem Lebensweg. Den Mitarbeitenden der Mission ist es wichtig, dass diese Menschen spüren und erfahren, dass es ausserhalb der düsteren Welt, die sie kennen, noch eine andere gibt. Dass es Gott gibt, der sie als wertvoll erachtet und liebt. Dass dieser Gott alle menschliche Ungerechtigkeit und alles Leid sprengen kann, dass Er die Quelle des Lebens ist. Mission hat eine Vergangenheit und eine Zukunft, eine faszinierende Zukunft! Georges Dubi Missionsleiter
jahresbericht
PROFIL DER CHRISTLICHEN OSTMISSIONI Seit über vierzig Jahren setzt sich die Christliche Ostmission in Osteuropa, Zentral- und Südostasien für arme, verfolgte, benachteiligte und missbrauchte Menschen ein. Die COM arbeitet ganzheitlich und verfolgt wo immer möglich das Ziel, dass Menschen ihrer Armut entrinnen und ein selbständiges, würdiges Leben beginnen.
WIR HELFEN DIREKT IN NOTSITUATIONEN UND KATASTROPHEN In einigen Ländern der ehemaligen Sowjetunion lebt die Hälfte der Menschen unter der Armutsgrenze, oft in bitterster Armut. Die Christliche Ostmission kümmert sich um solche Menschen. Sie unterstützt sie mit Lebensmitteln, Kleidern und Medikamenten. Das hilft, Krisen oder Engpässe zu überstehen. Für viele wird die Hilfe zum Mutmacher, der sie befähigt, wieder Tritt zu fassen und selbst für sich zu sorgen.
WIR BAUEN AUF DURCH BILDUNG, GEWERBE- UND LANDWIRTSCHAFTSFÖRDERUNG Menschen ohne Arbeit leben in Armut. Die Gewerbe- und Landwirtschaftsförderung schafft Arbeitsplätze und hilft vielen, der Armut und Hoffnungslosigkeit zu entkommen. Seit über 20 Jahren bildet die COM Menschen aus und berät sie beim Aufbau von Unternehmen. Erfolgreiche Unternehmer sorgen für sich und ihre Familien – und sie tragen zur Bekämpfung von Armut und Ungerechtigkeit in ihren Ländern bei.
WIR SCHÜTZEN VOR FRAUEN- UND KINDERHANDEL Jedes Jahr werden weltweit über zweieinhalb Millionen Menschen Opfer des Menschenhandels. Die Christliche Ostmission kämpft auf verschiedenen Ebenen gegen dieses Verbrechen: Sie engagiert sich in der Prävention und hilft, Kinder und Frauen aus den Fängen von Menschenhändlern zu befreien. Sie hilft Opfern, Zuflucht an sicheren Orten zu finden, wo sie betreut und unterstützt werden, bis sie wieder in der Gesellschaft Fuss fassen können. Für gefährdete Kinder sucht die Mission lokale Pflegefamilien.
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WIR HELFEN DIREKT in Notsituationen und Katastrophen
«ICH KONNTE ES NICHT GLAUBEN: NOCH NIE WAR JEMAND MIT EINER SOLCHEN HILFE ZU UNS GEKOMMEN!»
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Ruth Thomann Projektleiterin
NOTHILFE GIBT BEDÜRFTIGEN NEUEN MUT Über lokale Kirchen, Hilfsorganisa tionen und Sozialämter versorgt die Christliche Ostmission Bedürftige mit Lebensmitteln, Kleidern, Schu hen und Heizmaterial. Zielgerich tete Hilfe befreit Menschen aus der grössten Not und lässt sie neuen Mut fassen. Die Nothilfe erreicht Tausende von Bedürftigen. Unsere Partnerorganisationen pflegen persönlichen Kontakt zu den Empfängern, kennen deren Nöte und Bedürfnisse. Neben materieller Hilfe bieten sie auch Gespräche und Seelsorge an. Die Grundnahrungsmittel – rund 700 Tonnen pro Jahr – werden vor Ort eingekauft und durch unsere Partner an Notleidende
verteilt. Dazu kommen Kleider, Wäsche und Schuhe: Um die 200 Tonnen werden jährlich in der Schweiz gesammelt, sortiert und verpackt. Per Lastwagen gelangen sie zu Kleiderstuben, Kirchen, Behindertenvereinen und Sozialämtern, die sie Bedürftigen kostenlos abgeben. Eine Form von Nothilfe sind auch die Ferienlager für Kinder aus schwierigen Verhältnissen. Unzählige träumen davon, in ein Sommerlager reisen zu dürfen. Für über 6000 von ihnen ist der Traum 2014 in Erfüllung gegangen. Die Lager in Osteuropa und Zentralasien werden von Kirchen durchgeführt und von der Mission mitfinanziert. Wo immer möglich bleiben Leiter nach dem Lager in Kontakt mit den Kindern und begleiten sie im Alltag weiter.
NOTHILFE
HILFSGÜTER, WEIHNACHTSPÄCKLI UND SOMMERLAGER 2014 1
Moldawien Lebensmittel 331 Tonnen Kleider, Wäsche 100 Tonnen Weihnachtspäckli 60 Tonnen Sommerlager 3000 Kinder in 4 Lagern
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Moldawien – dank Spenden erhielt Liudmila und ihre Familie Kohle zum Heizen und hatte im letzten Winter eine warme Stube.
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Rumänien Lebensmittel 30 Tonnen Kleider, Schuhe, Wäsche 12,5 Tonnen Sommerlager 370 Kinder in 2 Lagern
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Ukraine Lebensmittel 71 Tonnen Kleider, Schuhe, Wäsche 12,5 Tonnen Weihnachtspäckli 30 Tonnen Sommerlager 1200 Kinder in 9 Lagern
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Russland (Kaliningrad) Lebensmittel 32 Tonnen Sommerlager 340 Kinder in 2 Lagern
Zentralasien Lebensmittel Sommerlager
30 Tonnen 690 Kinder in 4 Lagern
Weissrussland Lebensmittel 140 Tonnen Kleider, Schuhe, Wäsche 75 Tonnen Weihnachtspäckli 45 Tonnen Sommerlager 750 Kinder in 2 Lagern
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WIR HELFEN DIREKT in Notsituationen und Katastrophen
NEUE HOFFNUNG DANK LEBENSMITTELN UND KLEIDERN Ruth Thomann Projektleiterin
MOLDAWIEN Swetlana lebt mit ihren Kindern in Sturzovca, einem kleinen Dorf im Nor den Moldawiens. Sie steht als Bei spiel für Tausende von Bedürftigen in Osteuropa, welche die Christliche Ostmission unterstützt. Swetlana T., eine 45-jährige alleinerziehende Mutter von vier Kindern im Alter zwischen 14 und 5 Jahren, erzählt: «Ich habe eine angeborene Sehbehinderung und bin arbeitsunfähig. Bereits bei der Heirat nahmen mein Mann und ich uns vor, unseren Kindern eine gute Ausbildung zu ermöglichen, damit sie bessere Chancen im Leben haben. Zuerst lief alles nach Plan. Unsere erste Tochter Tanja kam auf die Welt, ein Jahr später unser Sohn Maksim. Drei Jahre später folgte Lena. In jener Zeit verlor mein Mann seine Arbeitsstelle. Es war eine sehr schwere Zeit, wir wussten oft nicht, wie es weitergehen sollte. Doch mein Mann bemühte sich sehr und fand schliesslich wieder eine Stelle. Die neue Arbeit auf dem Bau war hart für ihn, aber der Lohn war einigermassen gut für ländliche Verhältnisse. Obwohl es im Winter nicht viel Arbeit gab, konnten wir davon leben und hatten alles, was eine Familie braucht.
Die Lebensmittelpakete sind für Swetlana ein riesiges Geschenk.
Vor fünf Jahren kam unser jüngster Sohn Pjotr zur Welt – mit der gleichen Behinderung wie ich. Das war sehr schwer. Völlig unerwartet starb mein Mann 2013 an einem
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Herzinfarkt. Seither versuche ich, meine Familie durchzubringen. Mit meiner Rente und derjenigen meines behinderten Sohnes kommen wir monatlich auf umgerechnet rund 100 Schweizer Franken. Damit kann eine fünfköpfige Familie in Moldawien nicht überleben. Vor allem im Winter, wenn Heizkosten anfallen und wir manchmal Medikamente brauchen, reicht das Geld nicht. Ich kaufte immer nur das Allernötigste. So mussten die Kinder nicht hungern. Eine gute Ernährung konnte ich ihnen aber nicht mehr bieten. Damit wir zu essen hatten, musste ich in der zweiten Monatshälfte jeweils im Dorf laden anschreiben lassen. Kleider zu kaufen, war unmöglich. Und an die gute Ausbildung für die Kinder war gar nicht mehr zu denken. Im Herbst 2013, ein halbes Jahr nach dem Tod meines Mannes, lernte ich Mitarbeiter der Mission kennen. Sie besuchten uns und brachten uns ein grosses Paket mit Lebensmitteln. Wer meine Situation nicht erlebt hat, kann sich nicht vorstellen, was das für mich
bedeutete: Endlich wusste ich wieder, dass meine Kinder nicht hungern müssen! Wir bekamen auch Kleider für den bevorstehenden Winter. Es war ein riesiges Geschenk für mich.
«Wer meine Situation nicht erlebt hat, kann sich nicht vorstellen, was das Lebensmittelpaket für mich bedeutete!» Nach und nach konnte ich meine Schulden abbezahlen. Herzlichen Dank an die Menschen, die unserer Familie mit ihrer Unterstützung wieder Mut und Zuversicht geschenkt haben!» Die Mission versorgt Swetlana und ihre Familie regelmässig mit Lebensmittelpaketen und zweimal pro Jahr mit Kleidern.
Seit dem Tod ihres Ehemannes vor zwei Jahren versucht Svetlana, die Kinder selber durchzubringen.
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WIR HELFEN DIREKT in Notsituationen und Katastrophen
SPITEX-PROJEKT BETHANIEN, WEISSRUSSLAND Seit 1998 pflegen und betreuen Spitex-Teams in den Städten Minsk, Mogiljow, Grodno und Gomel bedürftige Behinderte und Betagte. Viele Patienten werden über Jahre betreut. Für manche sind die Spitex-Betreuerinnen die einzigen Kontaktpersonen, die sie haben. Die 85-jährige Anna B. ist sehbehindert und seit sieben Jahren verwitwet. Sie erzählt: «Mein Mann half mir und machte alles, was ich meiner Behinderung wegen nicht konnte. Als er starb, wusste ich nicht, wie ich weiterleben sollte. Ich hatte niemanden mehr. Dann bekam ich Besuch von den Spitex-Betreuerinnen. Sie erkundigten sich, wie es mir gehe und welche Unterstützung ich brauche. Zuerst war ich skeptisch, denn ich war es nicht gewohnt, dass fremde Menschen zu mir kamen. Aber ich brauchte dringend Hilfe, so nahm ich das Angebot an. Heute sind die Betreuerinnen die Personen, die mir am nächsten stehen. Ich weiss nicht, was ich ohne sie machen würde. Ich sage immer: Sie sind der Sonnenschein, den ich selbst nicht mehr sehen kann. Ich bin so dankbar, nicht nur für die praktische Hilfe, auch für die Gespräche und die Zeit, die sie mir schenken!»
Sorgsame Betreuung für Betagte und Kranke
ZAHNKLINIK DENTA, RUSSLAND Die Zahnklinik Denta liegt in Kaliningrad, einer russischen Exklave an der Ostsee. Sie führt jährlich rund 3000 Zahnbehandlungen durch. Weil von staatlicher Seite keine Schulzahnpflege angeboten wird, legen die Verantwortlichen besonderes Augenmerk auf die Behandlung von Kindern und den prophylaktischen Zahnpflegeunterricht in Schulen. Weiter betreut die Klinik Behindertenheime. Diese haben sonst kaum Zugang zu zahnärztlicher Versorgung. Die Mehrheit der Patienten sind Kinder.
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KRIEGSNOT IN DER OSTUKRAINE Seit dem Frühjahr 2014 herrscht in der Ostukraine Krieg. Er hat Hunderttausende in die Flucht getrieben. Ihre Häuser wurden verwüstet, sie haben Angehörige und ihr Hab und Gut verloren. Die Vertriebenen suchen Zuflucht in den kriegsfreien Gebieten im Westen der Ukraine oder in Russland. In der Stadt Saporoschje, ca. 100 km vom aktuellen Kriegsgebiet entfernt, treffen täglich Kriegsflüchtlinge ein. Um ihnen zu helfen, haben Christen aus verschiedenen Gemeinden gemeinsam einen Hilfsverein gegründet. In ihrem Zentrum empfangen sie täglich über hundert Vertriebene und versorgen sie mit Lebensmitteln, Hygieneartikeln und Kleidern. Darüber hinaus haben die hilfesuchenden Menschen auch das Bedürfnis zu reden. Das Team im Hilfszentrum nimmt sich Zeit für Gespräche, Trost und Seelsorge. Die Christliche Ostmission unterstützt diese Arbeit mit monatlich rund zehn Tonnen Lebensmitteln. Zudem liefert sie dem Hilfszentrum Kleider, Schuhe und Hygieneartikel zur Verteilung unter den Vertriebenen. Die Christen aus Saporoschje helfen auch im Kriegsgebiet selber. Immer wieder bringen sie Lebensmittel zur Zivilbevölkerung in den umkämpften Gebieten. Die Christliche Ostmission finanziert diese Transporte. Marina K., eine der Vertriebenen, lebte im Gebiet um den Flughafen Donjezk. Ihr Mann ist in den Kriegswirren verschollen. Sie erzählt: «Unsere Wohnung wurde von einer Rakete getroffen und ist nicht mehr bewohnbar. Ich konnte mit meiner kleinen Tochter und meiner Schwester fliehen. Wir haben einfach einen Bus bestiegen und sind
zufällig hier gelandet. Wir kennen niemanden in Saporoschje. Wir haben je einen Koffer mit dem Allernötigsten mitnehmen können. Wir sind dankbar, dass wir mit dem Leben davongekommen sind. Ich hätte nie gedacht, dass so etwas bei uns in der Ukraine möglich ist.
«Herzlichen Dank an alle Menschen, die mit uns leiden und mit uns teilen!» Im Hilfszentrum habe ich ein grosses Lebensmittelpaket erhalten. Das ist eine riesige Hilfe für uns. Meine Schwester und ich versuchen, Arbeit zu finden. Es ist aber sehr schwierig. Ich bin froh, dass sich Tatjana, die Leiterin des Hilfszentrums, Zeit für mich genommen hat. Sie hat mir zugehört und mir Tipps gegeben, wo ich vielleicht Arbeit finden kann. Ich bin so dankbar, dass ich mit jemandem reden kann über das, was wir erlebt haben und noch erleben. Herzlichen Dank an alle Menschen, die mit uns leiden und mit uns teilen!»
Christen aus Saporoschje bringen Lebensmittel zur Zivilbevölkerung in den umkämpften Gebieten.
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WIR SCHÜTZEN vor Frauen- und Kinderhandel
«ICH WEISS JETZT: ICH HABE DAS RECHT, SELBER ZU ENTSCHEIDEN – UND OHNE ANGST ZU LEBEN.»
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Beatrice Käufeler Projektleiterin
WENN DER MENSCH NICHT MEHR MENSCH SEIN DARF Menschenhandel ist ein abscheu liches Verbrechen, das jährlich an 2,5 Millionen Menschen begangen wird. Opfer werden richtiggehend entmenschlicht: Ihre Rechte werden mit Füssen getreten, ihr Wille wird gebrochen, ihr Wert auf Geld redu ziert. Wie Waren werden sie verkauft und ausgebeutet.
einmalig geschaffen als Ebenbild Gottes, wird aufs Schlimmste angegriffen, seine Identität zerstört. Eine teuflische Strategie. Wir sind dankbar zu erleben, wie Gott eingreift und Betroffene wieder lernen, dass sie wunderbar und wertvoll sind. Fakten Menschenhandel
«Ich wusste nicht mehr, ob ich ein Mensch bin oder ein Tier.» Das sagte eine junge Frau, die dem Menschenhandel zum Opfer gefallen war und von der Christlichen Ostmission bei der Aufarbeitung ihrer traumatischen Erlebnisse begleitet wurde. Ihre Aussage lässt erahnen, wie die Ausbeuter ihre Opfer demütigen, erniedrigen, kaputtmachen. Der Mensch,
Weltweit
2,5 Millionen Opfer jährlich (80% davon Frauen und Kinder)
In der EU
500 000 Opfer jährlich (20 – 40% aus Osteuropa)
In der Schweiz
offiziell 1500 – 3000 Opfer jährlich (hohe Dunkelziffer)
Umsatz Sexgewerbe 3,5 Milliarden Franken jährlich in der Schweiz
FRAUEN- UND KINDERHANDEL
LÄNDER UND PROJEKTE 1
Schweiz
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Moldawien
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• Öffentlichkeitsarbeit • Vernetztes Arbeiten mit anderen Organisationen • Schulung von ehrenamtlich Mitarbeitenden für ihre Sensibilisierungsarbeit • Nationales Gebetsnetz gegen Menschenhandel 2
• Pflege-, Ferien- und Adoptionsplätze für Heimkinder in moldawischen Familien • Schulische Förderung und Begleitung von gefährdeten Kindern aus sozial schwachen Familien • Schutzhaus für Opfer, psychologisch-medizinische Hilfe, Weiterbildungskurse • Betreuung ehemaliger Opfer an ihrem Wohnort • Aufklärung und Öffentlichkeitsarbeit 3
• Schutzhaus für Mütter und ihre Kinder, ganzheitliche Betreuung • Auffangen von Mädchen und Frauen an indisch-nepalesischen Grenzübergängen, bevor sie an Bordelle verkauft werden, Betreuung, Repatriierung • Aufklärung in Dörfern durch Mädchen, die speziell dafür geschult wurden
Kambodscha
• Betreuung, Ausbildung und Wiedereingliederung ehemaliger Opfer • Schulische Förderung traumatisierter oder verletzlicher Kinder 6
Afghanistan
• Schutzhaus für ausgebeutete Frauen und Kinder, Ausbildungsmöglichkeiten, Reintegrationshilfe 7
Rumänien
• Aufklärungsarbeit unter Risikogruppen (Roma, Jugendliche an Berufsmittelschulen, Heimkinder)
Indien
• Tageszentrum und Nachtkrippe für Kinder in einem Rotlichtviertel • Auffangen von Kindern an Bahnhöfen, bevor sie in eine Ausbeutungssituation geraten • Tageszentren in Dörfern, wo Kinder verkauft werden • Aufbau von Selbsthilfegruppen, Fördern der Dorfentwicklung
Nepal
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Ukraine
• Opferbetreuung, Öffentlichkeitsarbeit und politisches Engagement
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WIR SCHÜTZEN vor Frauen- und Kinderhandel
HARTER KAMPF ZURÜCK INS LEBEN MOLDAWIEN
Es gibt Hoffnung für Frauen, die ausgebeutet wurden.
Beatrice Käufeler Projektleiterin
Yelena* ist 33 Jahre alt und allein erziehende Mutter. Sie wurde Opfer von Menschenhändlern. Heute ist sie frei. Sie erhält Hilfe, um in ein nor males Leben zurückzufinden. Yelenas halbes Leben war geprägt von Schmerz und Ausbeutung. Mit 15 Jahren wurde sie von sieben Männern vergewaltigt. Später wurde sie sechs Mal verkauft – nach Rumänien, in die Türkei, nach Israel und nach Griechenland. Überall musste sie sich prostituieren. Mehrmals gelang ihr die Flucht, doch bald landete sie wieder im Netz der Menschenhändler. Dann schaffte sie es, aus einem tür-
kischen Bordell zu fliehen und nach Moldawien zurückzukehren. In einem Spital, wo Yelena und ihr Sohn betreut wurden, lernten unsere Partner sie kennen. Es ging ihr sehr schlecht und sie brauchte dringend psychologische Hilfe. Nach dem Spitalaufenthalt lebten sie und ihr Sohn im Schutzhaus unserer Partner und wurden in ihrem Aufarbeitungsprozess begleitet. Beide haben die Rehabilitation gut durchlaufen, leben heute in einem moldawischen Dorf und versuchen, im Leben wieder Tritt zu fassen. Das ist schwierig und braucht viel Kraft. Unsere Partner besuchen und betreuen sie weiterhin.
*Die Namen wurden zum Schutz der Betroffenen geändert.
VON DER FREUNDIN VERKAUFT
Beatrice Käufeler Projektleiterin
Laxmi*, eine hübsche Frau mit lan gen Haaren, taucht hie und da im Ta geszentrum für Kinder auf, das die COM unterstützt. Die Geschichte der 25-Jährigen steht für viele Frauen, die im Rotlichtviertel Kamatipura ar beiten.
INDIEN
Laxmi stammt aus Kalkutta, wo sie mit einem älteren Bruder in einer armen Familie aufwuchs. Sie erzählt: «Meine Mutter ist Hausfrau, mein Vater arbeitet auf dem Feld eines Grundbesitzers. Er hat nie genug verdient, um auch nur unsere Grundbedürfnisse zu decken. Darum musste ich die Schule nach acht Jahren abbrechen und in einem fremden Haushalt arbeiten. Mit 16 wurde ich von meinen Eltern verheiratet. Zuerst gefiel es mir gut bei der neuen Familie und ich gebar zwei Kinder. Dann wurde die Beziehung zu meinem Ehemann sehr schwierig. In meiner Not wandte ich mich an eine Freundin. Sie riet mir, wegzugehen und eine Haushaltsstelle in Mumbai anzunehmen. Dort würde ich viel mehr verdienen und meine Familie besser unterstützen können. Ich vertraute ihr, denn sie war meine Freundin. In der Falle Sie brachte mich nach Mumbai. Im Rotlichtviertel Kamatipura stellte sie mich einem Zuhälter vor. Ich merkte nicht, wo ich war. Auch verstand ich die dortige Sprache Marathi nicht. Für 10 000 Rupien (rund 150 Schweizer Franken) verkaufte meine Freundin mich diesem Zuhälter. Er sperrte mich in ein Zimmer, wo seine Kunden mich vergewaltigten. Das Geld, das sie dafür bezahlten, nahm er für sich.
Tageszentrum – ein Ort, wo Frauen und Kinder Hilfe bekommen
Nach sieben Jahren im Bordell hatte ich endlich meinen Kaufpreis abbezahlt und der Zuhälter liess mich frei. Seither habe ich weiter als Prostituierte gearbeitet, um meinen Eltern Geld schicken zu können. Doch ich will raus. Ich will ein neues Leben anfangen, eine Ausbildung machen. Ich sehne mich nach einem anderen Leben! Hie und da komme ich ins Tageszentrum und rede mit den Betreuern. Sie sagen, dass sie mir helfen können.» Laxmi ist voller Hoffnung. Unsere lokalen Mitarbeiterinnen begleiten sie auf ihrem Weg. Im Schutzhaus ist ein Platz für sie bereit. Parallel dazu hat sie die Möglichkeit, Weiterbildungen zu besuchen. Im Rotlichtviertel gibt es viele Frauen wie Laxmi, die in die Prostitution gezwungen wurden. Dank Gottes Eingreifen und mit Hilfe unserer Partner schaffen jährlich um die 20 von ihnen den Ausstieg.
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WIR BAUEN AUF durch Bildung und Gewerbeförderung
«WER EHRLICH IST, KANN GROSSARTIGES ERREICHEN.»
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Gallus Tannheimer Projektleiter
UNTERNEHMER SCHULEN HEISST ARMUT BEKÄMPFEN Die Gewerbeförderung hat bei der Christlichen Ost mission eine lange Tradition. Seit bald 25 Jahren bildet die COM Unternehmer aus. Zuerst geschah dies in Ost europa, später auch in Zentral- und Südostasien. Die praxisorientierte Ausbildung gibt Unternehmern wich tige Werkzeuge in die Hand. Je nach Situation gewährt die COM den Unternehmern auch Kredite oder vermittelt diese. Die Mission berät die Unternehmer bei auftretenden Herausforderungen und hilft beim Lösen von Problemen. Die wichtige Grundausbildung wurde mit Kursen zu Themen wie Zeitmanagement, Verhandlungstechnik, Konfliktlösung oder Projektmanagement ergänzt. Unternehmer werden ermutigt, sich vor Ort zu vernetzen und gegenseitig zu unterstützen. Moldawien In Moldawien bietet die COM die Ausbildung in Zusammenarbeit mit der Christlichen Universität Divitia Gratiae an. Sie steht sowohl Studierenden als auch Unternehmern offen. Studierende können einen Bachelor in Betriebswirtschaftslehre erwerben. Rumänien ROMCOM, die rumänische Tochterorganisation der COM, gewährt und vermittelt lokalen Unternehmern Kredite und Fördergelder der EU. Weiter bietet ROMCOM Ausbildung und Seminare zu verschiedensten Themen an. Früher war ROMCOM mit Spendengeldern aus der Schweiz unterstützt worden, doch seit Jahren finanziert sich die Organisation aus eigenen Mitteln. Im Auftrag der Christlichen Ost-
mission sind Dozenten aus der Schweiz an der Emanuel-Universität in Oradea tätig. Im Fachbereich Unternehmensführung lehren sie Themen wie Zeitmanagement, strategisches Management oder Projektmanagement. Nepal – Familienbetriebe In Nepal bildet die COM lokale Trainer aus, die Menschen helfen werden, einen eigenen Familienbetrieb zu starten. Die Seminar inhalte unterscheiden sich von denjenigen der klassischen Gewerbeförderung, denn sie sind den Bedürfnissen von Familienbetrieben angepasst. Jährlich werden rund 200 Trainer ausgebildet. Vietnam In Vietnam arbeitet die COM sowohl in der Dorfentwicklung als auch in der Schulung von Unternehmern. Die Schulungen sind sehr gefragt, 2014 hat bereits die 6. Klasse die Grundlagenseminare abgeschlossen. 2014 startete die COM mit Audits zur Verleihung des Swiss Create Award. Diese Auszeichnung wird 2015 erstmals verliehen. Sie motiviert Unternehmer, ihre Firmen kontinuierlich zu verbessern.
IN DIESEN LÄNDERN BETREIBT DIE CHRISTLICHE OSTMISSION GEWERBEFÖRDERUNG: Einwohner in Millionen
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Vietnam – gut funktionierende Firmen schaffen Arbeitsplätze und Zukunfts perspektiven.
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Bruttoinlandprodukt pro Kopf in US$
Moldawien Rumänien Vietnam Nepal Zentralasien Schweiz
Lese- und Schreib fähigkeit
3,6 3 800 21,7 14 400 93,4 4 000 30,9 1 500 86,3 6 833 8,1 54 800
Quelle: World Factbook, CIA (2013)
99,1 % 97,7 % 93,4 % 57,5 % 99 % 99 %
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jahresbericht
WIR BAUEN AUF durch Bildung und Gewerbeförderung
IVOM KINDERTRAUM ZUM ERFOLGREICHEN GESCHÄFT
MOLDAWIEN
Gallus Tannheimer Projektleiter
Der Erfolg von Ions und Olgas Unternehmen gründet auf ihrer Kreativität und ihrem Angebot an Spezialtorten.
Im Dorf gab es keine Arbeit. Die Stadt mit Verdienstmöglichkeiten war weit weg. Was nun? Ion und Olga Istrati eröffneten eine Kondi torei mit Cafeteria. Dass sie erfolg reich sind, hat auch mit den Kursen der Christlichen Ostmission zu tun, die sie gemeinsam besuchten. Ion und Olga Istrati leben im Distrikt StefanVoda im Süden Moldawiens. Verdienstmöglichkeiten in der Region sind selten und die
Löhne reichen nicht, um eine Familie zu ernähren. Schon mit 14 hatte Olga davon geträumt, Konditorin zu werden. Sie hatte ihre Familie und Freunde immer wieder mit feinen Kuchen überrascht und mit ihrem Talent und ihrer Kreativität zum Staunen gebracht. Später arbeitete sie in Chisinau in Restaurants und als Kochlehrerin. Doch sie verdiente sehr wenig und lebte weit weg von der Familie. Als Olga und Ion heirateten, ermutigten ihre Familien sie, ein eigenes Unterneh-
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men aufzubauen. Zu Beginn fertigte Olga zuhause Torten und Kuchen, denn sie fanden keine passenden Räumlichkeiten. Bald waren ihre Leckereien im ganzen Dorf bekannt, die Leute waren begeistert vom feinen Geschmack und von der guten Qualität. Später konnten Ion und Olga Räume im Zentrum von Stefan-Voda mieten. Für Olga ist es eine wahre Freude, dass täglich viele Kunden kommen und ihre Produkte kaufen.
Was Ion und Olga im Kurs lernten, war entscheidend für ihren Erfolg. Grundlage des Erfolgs Das Ehepaar besuchte gemeinsam die Ausbildung der Christlichen Ostmission. Der vermittelte Stoff war sehr praxisnah und konnte unmittelbar umgesetzt werden. Was Ion und Olga lernten, war entscheidend für ihren Erfolg. Ihnen wurde wichtig, nur beste Qualität anzubieten, innovativ zu sein und zufriedene
In der Konditorei werden nur Produkte in bester Qualität angeboten.
Kunden zu haben. Ion und Olga legen gros sen Wert auf natürliche Zutaten. Der Erfolg ihres Unternehmens gründet auf ihrer Kreativität und ihrem Angebot an Spezialtorten, die zu unterschiedlichen Gelegenheiten bestellt werden. Bereits denken sie daran, in andere Regionen zu expandieren. Im Dorf geschätzt Als Olga und Ion zum Café eine Terrasse bauen wollten, erlebten sie zuerst Widerstand von Nachbarn und Behörden. Doch weil sie sich auch sozial engagierten, erhielten sie schliesslich die Bewilligung. Sie richteten einen Kinderspielplatz ein. Das wird von der Bevölkerung sehr geschätzt. So werden Barrieren zwischen Menschen abgebaut. Zufriedene Kunden Im Café Smile kann man aus einer Vielzahl von Suppen, Menus und Torten auswählen. Auch wenn die Cafeteria auf den ersten Blick sehr einfach wirkt und eher klein ist, trifft man dort viele Leute aus dem Ort: Beamte, Bankangestellte, Polizisten, Lehrer und Studenten – alle kommen hierher für ein feines Essen.
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jahresbericht
WIR BAUEN AUF durch Bildung und Gewerbeförderung
IIN ZENTRALASIEN HABEN ES CHRISTEN SCHWER Georges Dubi Missionsleiter
MOLDAWIEN ZENTRALASIEN
In Zentralasien können Christen ih ren Glauben nicht frei leben. Es ge hört zu ihrem Alltag, dass sie behin dert, manchmal sogar verfolgt wer den. Trotzdem sind Christen bereit, sich in den Dienst der Kirchen zu stellen. An der Christlichen Univer sität Chisinau, mit der die COM seit Jahren verbunden ist, bereiten sie sich darauf vor. Ein Grossteil der Studierenden an der Christlichen Universität «Divitia Gratiae» in Chisi nau kommt aus Zentralasien. Trotz den schwierigen Bedingungen in ihren Heimatländern kehren die meisten von ihnen nach dem Abschluss dorthin zurück. Die beiden Studienrichtungen Theologie und Sozialarbeit werden ab Herbst durch einen Lehrgang in Betriebswirtschaft in russischer Sprache ergänzt. Dieses Angebot hat für Studierende aus Zentralasien eine besondere Bedeutung. Sie erhalten dadurch nebst einer Ausbildung zum Pastor, Sozialarbeiter oder Religionslehrer das Handwerkszeug zu einer Tätigkeit als Unternehmer. Dies ist wichtig, weil die meisten nach ihrer Rückkehr von ihrer Kirche keinen Lohn erhalten. Vielmehr müssen sie neben dem Dienst in einer Gemeinde einer bezahlten Tätigkeit nachgehen, um ihren Lebensunterhalt zu bestreiten.
Die meisten Studierenden wollen in ihrer Heimat Gott dienen.
Trotz allem bereit für den Dienst Vuila, eine Studentin der Christlichen Universität, stammt aus Usbekistan. Die dortige Regierung übt grossen Druck auf Christen und Kirchen aus. Kirchen erhalten keine Be-
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willigung und werden streng überwacht. Versammlungen von mehr als drei Personen sind illegal und werden vom Staat geahndet. Treffen von Christen gelten als kriminelle Tat und werden unerbittlich bestraft. Deshalb können sich Christen nur in Privathäusern treffen. Pastoren werden regelmässig verhört und in Haft genommen.
Treffen von Christen gelten als kriminelle Tat und werden unerbittlich bestraft. Vuila ist in einer christlichen Familie aufgewachsen, ihr Vater ist Pastor. Eine Kirche, in der er tätig war, wurde geschlossen. Die Familie musste danach den Wohnort wechseln. Sie weiss also, was sie erwartet. Trotzdem wird sie nach dem Studium in die Heimat zurückkehren. Sie möchte in ländlichen Gebieten eine Arbeit unter Familien und Kindern aufbauen. Neue Leiter für die kirgisische Kirche Huan stammt aus Kirgistan, er wuchs in einer christlichen Familie auf. Achtzig Prozent seiner Landsleute sind Muslime. Wer sich in Kirgistan zum Christentum bekehrt oder sich als Christ zu erkennen gibt, muss mit Verfolgung rechnen. Wenn die Behörden merken, dass Kirgisen Besuch aus dem Ausland haben, folgt meist eine Hausdurchsuchung. Es kommt zu Verhören und hohen Bussen. Christliche Literatur weiterzugeben, ist verboten. Schwierigkeiten kommen aber nicht nur vom Staat, sondern oft auch von den Familien, die Christen aus ihrem Kreis verbannen. In der kirgisischen Gesellschaft spielt die Familie eine äusserst wichtige Rolle: Sie ist das soziale Netz, das den Einzelnen trägt. Wird jemand aus der Familie ausgeschlossen, hat er grosse Schwierigkeiten, eine eigene Existenz aufzubauen.
Seit einiger Zeit kommen vermehrt islamisch-fundamentalistische Gruppierungen ins Land. Radikalisierte Muslime verüben Mordanschläge auf Menschen, die in ihren Augen nicht richtig glauben. Trotzdem will Huan in die Heimat zurückkehren und sich für sein Land einsetzen. Er ist überzeugt, dass die kirgisische Kirche neue Leiter braucht. Wer eine Bibel hat, wird bestraft Dirshot kommt aus Usbekistan. Er wurde im Jahr 2000 Christ. Zwei Jahre vorher hatte bereits seine Frau diesen Schritt getan. Die beiden sind die einzigen Christen in ihren Familien. Schwierigkeiten und Verfolgung sind ein Teil ihres Lebens. In der Region, aus der Dirshot stammt, ist der Islam sehr stark. Wer öffentlich christliche Anlässe durchführt, bringt sich und auch die Kirche in Gefahr. Wer eine Bibel besitzt, muss mit einer Busse von 500 Dollar rechnen. Das ist sehr viel Geld in Usbekistan und kann bedeuten, dass die Familie hungern muss. Die Schikanen und die drohende Verfolgung führen dazu, dass viele Leute Angst haben, als Christen zu leben. Dirshot bereitet sich zusammen mit seiner Frau auf den kirchlichen Dienst in seinem Heimatland vor – trotz allen Schwierigkeiten und möglicher Verfolgung. Aus Sicherheitsgründen haben abgebildete Personen mit den im Bericht erwähnten keinen Zusammenhang.
In zentralasiatischen Ländern sind Bibeln oft nicht erlaubt.
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jahresbericht
ISCHREIBEN WIR MITEINANDER GESCHICHTE MOLDAWIEN
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Georges Dubi Missionsleiter
«Wir Kinder von Moldawien» ist die Geschichte von 250 000 Mädchen und Buben, die in grosser Armut und oft ohne elterliche Fürsorge auf wachsen. 2014 haben wir beschlos sen, für sie eine grosse Hilfsaktion ins Leben zu rufen. Mit Ihrer Hilfe ist die Wende zum Guten möglich. Bittere Armut, Migration und zerrüttete Familien sind Gründe, dass Kinder in Moldawien als sogenannte Sozialwaisen aufwachsen. Zwei von fünf Erwachsenen im erwerbsfähigen Alter verlassen das Land. Sie hoffen, im Ausland Arbeit zu finden. Zurück bleiben die Kinder. Viele verwahrlosen bei Verwandten, andere müssen sich ganz alleine durchschlagen. Wir lassen sie nicht allein Die Christliche Ostmission engagiert sich seit vielen Jahren für Kinder und Jugendliche in Moldawien. Nun nimmt sie sich der Sozialwaisen landesweit an. In Zusammenarbeit mit einer moldawischen Universität sowie lokalen Kirchgemeinden, Organisationen und Behörden setzt sie alles daran, dass diese Kinder eine lebenswerte Zukunft bekommen.
der Ausbildung. Oberstes Ziel ist eine lebenswerte Zukunft – für 250 000 Sozialwaisen und ihr Land.
Es geht um die Zukunft von 250 000 Kindern – und um die Zukunft Moldawiens! Wie geht die Geschichte weiter? Schreiben Sie die nächsten Kapitel mit! Sie können: • eine Patenschaft für die Kinder Moldawiens übernehmen. Ein Anmeldeformular finden Sie in der Mitte dieses Jahresberichts. • das Projekt mit einer Spende unterstützen. • Freunden und Bekannten von der Möglichkeit, Kindern zu helfen, erzählen und den Jahresbericht weitergeben. Zusätzliche Zeitschriften sowie Flyer mit Anmelde formularen für Patenschaften können Sie über die Website oder mit dem Talon in der Heftmitte anfordern. Herzlichen Dank für Ihre Unterstützung!
Kinderschicksale zum Guten wenden Wenn es weitergeht wie bisher, haben diese Kinder keine Zukunft. Mit vereinten Kräften aber können wir dafür sorgen, dass die nächsten Kapitel ihrer Geschichte erfreulicher verlaufen. Die Kinder Moldawiens, Kirchgemeinden und Organisationen vor Ort sowie die Christliche Ostmission sind bereit zum Handeln. Schliessen Sie sich an? Mit dem Projekt «Wir Kinder von Moldawien» wollen wir das Leben benachteiligter und verwahrloster Kinder zum Guten wenden. Sie erhalten täglich eine warme Mahlzeit. Bezugspersonen betreuen und ermutigen sie liebevoll und schützen sie vor allerlei Gefahren. Die Kinder bekommen Unterstützung bei der Berufswahl und während
An jedem Schultag eine warme Mahlzeit
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jahresbericht
WIR BRAUCHEN SIE! Barbara Inäbnit Verantwortliche Kleidersammlung
Über 20 Lastwagen mit gebrauchten Kleidern, Schu hen und Weihnachtspäckli verlassen jedes Jahr Worb in Richtung Rumänien, Moldawien, Weissrussland und in die Ukraine. Zehntausende bedürftiger Men schen erfahren dadurch Hilfe und Ermutigung. 200 ehrenamtlich mitarbeitende Frauen und Männer ma chen diese Hilfe möglich.
Möchten Sie auch mithelfen? • Kleiderannahme in Worb: Annahme und Sortieren von Kleidern für unsere Hilfsgütertransporte nach Rumänien, Moldawien, Weissrussland und in die Ukraine. Ideal ist ein Wohnsitz im Grossraum Bern. • Transporte: Kleidertransporte in der ganzen Schweiz mit einem Kleinbus. Chauffeure müssen den Führerschein Kategorie B besitzen. Ideal ist ein Wohnsitz im Grossraum Bern. • Eine Kleidersammelstelle betreiben: Möchten Sie für die Christliche Ostmission eine Kleidersammelstelle eröffnen und betreiben? Wir suchen Ehrenamtliche, welche diese Aufgabe übernehmen möchten. • Aktion Weihnachtspäckli: Mithilfe bei einer Sammelstelle (gesamte Schweiz), Annahme und Stapeln der Weihnachtspäckli. Für diese Aufgabe ist eine gute körperliche Verfassung notwendig. • Frauen- und Kinderhandel: Andere für das Thema sensibilisieren. Der Menschenhandel lebt vom Schweigen. Für Opfer – verzweifelte Frauen und Kinder – ist es entscheidend, dass andere ihre Stimme erheben. Wir suchen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die uns dabei unterstützen, ihr persönliches Umfeld sensibilisieren und das Engagement der Christlichen Ostmission bekannt machen. Sind Sie interessiert an einer dieser Aufgaben? Melden Sie sich, wir freuen uns auf Ihren Anruf! Telefon: 031 838 12 12.
Ohne das Engagement Ehrenamtlicher wäre vieles nicht möglich.
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WEIHNACHTSFREUDE 2014
Kathrin Bürki Weihnachtspäckli
AKTION WEIHNACHTSPÄCKLI 91 100 bedürftige Kinder und Erwachsene in Osteuropa erhielten ein Weihnachtspäckli! In Dorfläden und Einkaufszentren wurden einzelne Produkte und ganze Päckli gesammelt. Hauskreise, Nachbarinnen und Jung scharen stellten gemeinsam Päckli zusammen. Kirchen, Zeitungen, Schulen und zahlreiche Einzelpersonen öffneten ihre Türen für die Aktion. An 490 Sammelstellen in der Schweiz wurden die Päckli zusammengetragen. 30 Sattelschlepper transportierten die wertvolle Fracht nach Albanien, Bulgarien, Moldawien, Rumänien, Serbien, Weissrussland und in die Ukraine. Dort erlebten Kinder und Erwachsene durch die Geschenke Gottes Mut machende Liebe. Staunende Empfänger Andächtig klaubt der fünfjährige Ion in Moldawien ein Schöggeli nach dem anderen aus einer roten Tüte, die er in seinem Päckli gefunden hat. Der wachsende Berg Süssigkeiten beeindruckt ihn. Als die Tüte leer ist, packt er mit der gleichen Sorgfalt eines nach dem anderen wieder ein. Strahlend kramt er weiter in seinem Päckli und betrachtet verblüfft all die Schätze.
Daneben sitzt sein elfjähriger Bruder Vasile. Auch er hat staunend sein Päckli ausgepackt und anschliessend alles wieder in die Schachtel gelegt. Er wartet, bis der Besuch gegangen ist und er den Inhalt in Ruhe untersuchen kann. Zwei Spielzeugautos hat er nicht wieder verstaut, verträumt spielt er damit. Ob die beiden jemals ein so grosses Geschenk erhalten haben? Im anderen Zimmer packen die älteren Schwestern ihre Päckli aus. Die 15-jährige Alina geht gern zur Schule, sie freut sich besonders über ein schönes Etui. Carolina ist 18-jährig, seit einem Monat verheiratet und schwanger. Ihr Mann und seine fünfjährige Tochter leben auch im kleinen Haus, man teilt sich die Betten. Seinen Vater hat Ion nie kennengelernt. Dieser starb, als seine Mutter Maria mit ihm schwanger war. Seither bringt sie ihre Familie mit Gelegenheitsjobs und den Renten mehr schlecht als recht durch. Dankbar beobachtet sie, wie ihre Kinder die Geschenke aus der Schweiz öffnen. Ihr eigenes Päckli mit seinen Kostbarkeiten spart sich Maria für später auf. Sie freut sich darauf!
Ion staunt über die Süssigkeiten in seinem Weihnachtspäckli.
Die Aktion Weihnachtspäckli ist ein gemeinsames Projekt von AVC, Hilfe für Mensch und Kirche (HMK), Licht im Osten (LIO) und der Christlichen Ostmission (COM). Unter www.weihnachtspäckli.ch finden Sie weitere Informationen.
jahresbericht
NACHHALTIG HELFEN MIT PROJEKTPATENSCHAFTEN
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Projektpatenschaften ermöglichen langfristige Hilfe für Familien, Kinder, ältere Leute oder ganze Dörfer. Sie ermutigen die Begünstigten und lassen sie hoffnungsvoll in die Zukunft blicken.
PATENSCHAFT FRAUENUND KINDERHANDEL
PATENSCHAFT LEBENSMITTEL
Wahlweise CHF 50.– oder CHF 100.– pro Monat
Wahlweise CHF 45.– oder CHF 90.– pro Monat
Mit einer Projektpatenschaft «Frauen- und Kinderhandel» ermöglichen Sie:
Mit einer Projektpatenschaft «Lebensmittel» ermöglichen Sie:
Schutz, Vergangenheitsbewältigung und Förderung von ausgebeuteten Kindern und Frauen. Schulbesuch, Ausbildung und berufliche Integration. Prävention und Aufklärungskampagnen in den Herkunftsländern
Verteilung von Grundnahrungsmitteln und Winterhilfe an bedürftige Familien, alleinstehende Rentner, Behinderte und Kranke in Osteuropa
PATENSCHAFT SPITEX «BETHANIEN» IN WEISSRUSSLAND
PATENSCHAFT «KINDER MIT ZUKUNFT»
CHF 50.– pro Monat
Wahlweise CHF 50.– oder CHF 100.– pro Monat
Mit einer Projektpatenschaft «Spitex Betha nien» in Weissrussland ermöglichen Sie:
Mit einer Projektpatenschaft «Kinder mit Zukunft» ermöglichen Sie:
Betreuung von allein gelassenen Behinderten, von einsamen Alten und Kranken, Hilfe bei der Körperpflege und im Haushalt sowie medizinische Grundversorgung
Schutz, Betreuung, Förderung und Schulbildung für gefährdete Mädchen und Buben. Vermittlung von lokalen Pflegefamilien für Heimkinder
In den Bereichen Mission, Indien, Kambodscha und Albanien werden bestehende Patenschaften weitergeführt, jedoch keine neuen angeboten.
WIR GEWÄHREN KINDERN SCHUTZ, GEBORGENHEIT UND SICHERHEIT – UND EIN UMFELD, IN DEM SIE GEFÖRDERT WERDEN UND AUFBLÜHEN.