Ostvision - Februar 2019

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561 | FEBRUAR 2019

Monatszeitschrift der Christlichen Ostmission

MEHR TAGESZENTREN LINDERN MEHR NOT Persönlich Igor Kohaniuk | Moldawien Mehr Tageszentren | Zentralasien «Beten Sie für das kirgisische Volk» | Lebensmittel «Eine echte Überlebenshilfe» | Porträt Veronika Moser


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ostvision februar 2019

editorial

«Suche Frieden und jage ihm nach.»

ostvision Psalm 34,15 wird monatlich herausgegeben von der CHRISTLICHEN OSTMISSION (COM), Worb

Liebe Missionsfreunde Nichts braucht unsere zerrissene Welt mehr als Frieden. Die Kriege der letzten Jahrhunderte haben tödliche Spuren hinterlassen. Seit den beiden verheerenden Weltkriegen gibt es nicht weniger, sondern mehr Kriege. Korruption, Neid, Misswirtschaft und Machtgier sind allgegenwärtig und Grund dafür, dass Millionen Menschen darben, hungern und sterben. Zwar werden weltweit viele Friedenskonferenzen und Friedensaktionen durchgeführt, doch vieles verebbt und führt nicht zum Ziel. Schon der Prophet Jeremia im Alten Testament (Jeremia 6,14) musste feststellen: «Sie rufen alle ‹Friede! Friede!› und doch ist nicht Friede.» Der Mensch ohne Gott ist offenbar nicht friedensfähig. Es ergibt keinen Sinn, an einer Demonstration gegen den Krieg teilzunehmen und eine regenbogenfarbene Peace-Fahne ans Haus zu hängen, wenn zuhause die Beziehungen vergiftet sind und mit dem Nachbarn ein Kleinkrieg geführt wird ... Wir brauchen den Frieden (Schalom) von Gott, von dem die Jahreslosung 2019 in Psalm 34,15 spricht: «Suche Frieden und jage ihm nach.»

senheit von Streit und Krieg. Im Alten Testament bezieht sich Schalom auf alle Lebensbereiche. Wer im Schalom lebt, stellt die Beziehung zu Gott an erste Stelle und dadurch wird ein versöhntes Miteinander unter dem Schatten des Allmächtigen möglich. Das ist das Ziel der Christlichen Ostmission: Hilfe zu bieten auf der Grundlage des Friedens, den der Sohn Gottes, Jesus Christus, am Kreuz vollbracht hat. Nachhaltiger Friede ist dort gegeben, wo Menschen Hilfe an Seele und Leib erfahren. Gerade das möchte die COM tun: Suche Frieden und jage ihm nach! David, der Dichter von Psalm 34, ist auf der Flucht vor dem mächtigen König Saul, der ihn um seine Erfolge beneidet und ihm nach dem Leben trachtet. Er vergilt nicht Böses mit Bösem, sondern legt sein Schicksal in Gottes Hand: Der Gott des Friedens wird mich führen! Frieden für Zeit und Ewigkeit – das finden wir bei Jesus. «Friede sei mit euch!», sagte Er nach der Auferstehung seinen Jüngern (Joh. 20,19).

Wahrer Friede ist verbunden mit dem Erlöser Jesus Christus: «Er ist unser Friede», lesen wir in Epheser 2,14. Jesus Christus ist für unsere Schuld am Kreuz von Golgatha gestorben und hat den Zaun der Feindschaft, der uns von Gott trennt, durchbrochen (siehe Johannes 14,6 und Epheser 2,14). Gemäss Römer 5,1 ist wahrer Friede das Resultat einer Glaubensbeziehung zum Sohn Gottes: «Da wir nun gerecht geworden sind durch den Glauben, haben wir Frieden mit Gott durch unseren Herrn Jesus Christus.»

Vielen Dank, dass Sie mit der Christlichen Ostmission verbunden sind, damit wir gemeinsam diesen Frieden in Wort und Tat weitergeben können. Jesus macht uns zu Friedensstiftern – und in der Bergpredigt (Matthäus 5,9) sagt Er: «Selig sind, die Frieden stiften; denn sie werden Gottes Kinder heissen.»

Schalom, der hebräische Begriff für Frieden, bedeutet weit mehr als nur die Abwe-

Pfr. Matthias Schüürmann Mitglied des Stiftungsrats

Nr. 561: Februar 2019 Jahresabonnement: CHF 15.– Redaktion: Georges Dubi, Beatrice Käufeler, Thomas Martin, Christine Schneider, Petra Schüpbach, Gallus Tannheimer Adresse: Christliche Ostmission Bodengasse 14 3076 Worb BE Telefon: 031 838 12 12 Fax: 031 839 63 44 E-Mail: mail@ostmission.ch Internet: www.ostmission.ch Postkonto: 30-6880-4 Bankkonto: Spar + Leihkasse Münsingen, 16 0.264.720.06 Kontrolle der Bücher: Unico Treuhand AG, Burgdorf Spenden sind in allen Kantonen steuer­ abzugsberechtigt. Nähere Auskünfte er­teilt unser Sekretariat. Gehen für ein Projekt mehr Spenden als benötigt ein, werden diese für ähnliche Zwecke ein­gesetzt. Bildquelle: COM Wenn nicht anders vermerkt, haben die abgebildeten Personen keinen Zusammenhang mit den erwähnten Beispielen. Gestaltung: Thomas Martin Druck: Stämpfli AG, Bern Papier: Das Magazin ist auf chlorfrei gebleichtem und FSC-zertifiziertem Papier gedruckt. Geschäftsleitung: Georges Dubi, Missionsleiter Gallus Tannheimer Stiftungsrat: Mario Brühlmann, Orpund, Präsident Pfr. Thomas Hurni, Madiswil, Vizepräsident Lilo Hadorn, Selzach Pfr. Matthias Schüürmann, Reitnau Thomas Haller, Langenthal Beauftragter des Stiftungsrates: Günther Baumann Das unabhängige Gütesiegel der Stiftung Ehrenkodex attestiert eine umfassende Qualität der Arbeit sowie einen sorgsamen Umgang mit Spendengeldern.

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persönlich

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Igor Kohaniuk Moldawien

MENSCHEN unterwegs mit uns

Ich kam während der Sowjetzeit zur Welt und wuchs in einer kommunistischen Familie auf. Vater war Fernfahrer und Mutter Buchhal­ terin. Noch bevor ich dreijährig war, liessen sie sich scheiden. Mutter heiratete dann noch zweimal. Meine Grossmutter war Christin. Sie war die erste, die uns Kindern von Gott erzählte und über Spiritualität redete. Sie war darin sehr geschickt. Sie erzählte von einer unsichtbaren Welt, wo es Gut und Böse gibt. Ich war noch sehr jung, verstand aber, dass nur Gott mich vor dem Bösen retten kann.

helfen. 2011 schloss ich das Studium an der Hochschule für Theologie und Pädagogik in Chisinau ab. Meine Frau Rodica und ich wuss­ ten damals schon, dass wir in Tadschikistan dienen würden, einer ehemaligen Sowjet­ republik mit überwiegend muslimischer Be­ völkerung. Wir arbeiteten in einem Waisen­ haus und engagierten uns gleichzeitig in der Studentenarbeit einer kleinen tadschikischen Kirche. Mit einem ehemaligen Mitstudenten gründeten wir die erste Bibelschule.

Grossmutter schenkte mir das erste evange­ listische Buch. Ich las dort, dass Jesus wieder­ kommen wird, um die Menschheit zu rich­ ten. Für mich war klar, dass ich bei Gott im Paradies sein wollte und nicht in der Finster­ nis, fern von Gott. So sprach ich mein erstes ­Gebet. Jahre später an einem christlichen ­Jugendtreffen wurde mir zutiefst bewusst, dass ich Jesus brauchte, dass ich Erlösung und Vergebung brauchte. Ich war damals zwanzig.

Nach fast fünf Jahren Dienst in Tadschikistan hatten wir den Eindruck, unseren Auftrag er­ füllt zu haben. Wir kehrten in unsere molda­ wische Heimat zurück. Über zwölf Jahre war ich danach Studiendekan an der christlichen Universität Divitia Gratiae in Chisinau. Par­ allel dazu half ich im Verein meines Schwie­ gervaters mit, der sich um Waisenkinder und Jugendliche kümmert und eng mit der Christlichen Ostmission zusammenarbeitet. 2017 wurde ich zum Präsidenten dieses Ver­ eins gewählt. Da mir dieses Engagement am Herzen liegt und es viel Zeit erfordert, habe ich mein Pensum als Dekan reduziert.

Schon früh lehrte mich ein Pastor, dass wir Christen berufen sind, anderen zu dienen und Gottes Liebe weiterzugeben, indem wir die frohe Botschaft teilen und Menschen in Not

Ich bin überzeugt, dass die Kirche berufen ist, die Liebe Gottes mit allen Menschen zu teilen, indem sie das Evangelium verkündet und sich sozial engagiert.

«Ich bin überzeugt, dass die Kirche berufen ist, die Liebe Gottes mit allen Menschen zu teilen.»


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MEHR TAGESZENTREN LINDERN MEHR NOT

Wir wollen die Anzahl Tageszentren verdoppeln, hat die Christliche Ostmission letztes Jahr beschlossen. Viele kleine Schritte sind nötig, um dieses Ziel zu erreichen. Einige Monate ist es her, seit die Christliche Ostmission beschlossen hat, die Anzahl Ta­ geszentren für vernachlässigte Kinder in Moldawien zu verdoppeln. Damals waren knapp 50 Zentren in Betrieb. Im Budget 2019 wurden die Mittel für rund 100 Zentren ein­ geplant. Die COM bezahlt die Mahlzeiten für die Kinder, die Betreuungspersonen vor Ort arbeiten alle ehrenamtlich.

Alle Beteiligten verpflichten sich Bis es soweit ist, dass ein Tageszentrum den Betrieb aufnehmen kann, müssen einige Be­ dingungen erfüllt sein. Zum einen sind dies administrative Anforderungen. Träger der Tageszentren sind in der Regel christliche Gemeinden. Weil die COM ihre Beiträge über eine Bank überweisen muss, brauchen die Gemeinden ein Bankkonto. Zudem verpflich­ ten sie sich, genaue Abrechnungen samt Be­ legen vorzulegen. Dies fordert im Übrigen auch die moldawische Regierung. Andererseits müssen die Gemeinden genü­ gend Freiwillige haben, die bereit sind, ver­


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bindlich mitzuarbeiten. Sie alle unterschrei­ ben eine Verpflichtung zum Kinderschutz. Die Verantwortlichen müssen aufzeigen, wie sie den Kindern eine gesunde, warme Mahl­ zeit anbieten können. Manche bereiten das Essen vor Ort zu, andere, die keine Küche ha­ ben, beziehen es in einer Kantine. Zwischen jedem Tageszentrum und der COM bzw. Pro Filios, ihrer Partnerorganisation in Molda­ wien, wird eine Vereinbarung unterschrie­ ben, welche die eingegangenen Verpflich­ tungen festhält. Eine geistliche Bewegung Der Leiter oder die Assistenten von Pro Filios besuchen die Zentren regelmässig, um ins­ besondere die Leitungspersonen zu beraten und zu unterstützen. Auch wollen sie selbst sehen, ob der Betrieb wie vereinbart läuft, ob zum Beispiel so viele Kinder anwesend sind, wie die Verantwortlichen gemeldet haben. Zudem bietet Pro Filios Weiterbildungen für Mitarbeitende sowie Leitertreffen an. Diese

sind sehr wichtig als Plattform zum Erfah­ rungsaustausch, aber auch zur geistlichen Schulung. Mancher Zentrumsleiter, der an seinem Ort vielleicht Einzelkämpfer ist, ent­ deckt erst durch die Treffen: Ich bin Teil einer grösseren Bewegung, die für die verwahrlos­ ten Kinder im Land ein grosser Segen ist und viel bewirken kann. Die Vernetzung der ein­ zelnen Zentren dient also der Stärkung und Ermutigung aller Beteiligten.

Die Vernetzung der einzelnen Zentren dient der Stärkung und Ermutigung aller Beteiligten. Vom ersten Kontakt zu Pro Filios bis zum Start eines Tageszentrums geht es manch­ mal sehr schnell, manchmal dauert es Jahre. Oft haben Verzögerungen damit zu tun, dass

«DAS ESSEN SCHMECKT IMMER SEHR GUT.» «Die Grosseltern, bei denen meine Brüder und ich leben, haben nicht immer Geld für Lebensmittel. Wir mussten darum oft hungern, bis wir ins Tageszentrum eingeladen wurden. Hier habe ich zum ersten Mal seit vielen Jahren Kartoffeln mit Sauce und Fleisch gegessen. Das Essen schmeckt immer sehr gut. Hier habe ich verstanden, dass ich in der Schule hart arbeiten muss. Nur wenn ich viel lerne, habe ich eine Chance, dass es mir später einmal besser geht.» Nicolai, 7-jährig (Name geändert)


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Gemeinden nicht registriert sind und darum kein Bankkonto haben. 2011 forderte die mol­ dawische Regierung Kirchen und Nichtregie­ rungsorganisationen auf, sich neu zu regist­ rieren. Manche Kirchen sahen darin nur bü­ rokratischen Aufwand und verzichteten. Die

Registrierung kann nachgeholt werden, was aber Zeit braucht. Manchmal findet sich eine Lösung, indem die Gelder über das Konto einer anderen Gemeinde oder einer befreun­ deten Nichtregierungsorganisation überwie­ sen werden.

Helfen Sie uns, die Geschichte weiterzuerzählen Möchten Sie uns helfen, weiteren Menschen die Not moldawischer Kinder ans Herz zu legen? Das Buch «Wir Kinder von Moldawien» von Georges Dubi ist das beste Instrument dazu. Es erzählt Geschichten von verwahrlosten Kindern und zeigt auf, wie die Zuwendung und die praktische Hilfe im Tageszentrum ihr Schicksal zum Besseren wenden. Das Buch ist gratis, Sie können auch mehrere Exemplare zum Weitergeben bestellen. Rufen Sie uns an unter 031 838 12 12 oder senden Sie eine Nachricht an mail@ostmission.ch.

ZUM BEISPIEL CRASNOARMEISCOE Victor Grec ist Pastor im Dorf Crasnoarmei­ scoe im Westen Moldawiens, nahe der ru­ mänischen Grenze. Lange schon hat ihn das Elend vieler Kinder im Dorf beschäftigt. Er sah ihre materielle Not, aber auch die emo­ tionalen und geistlichen Bedürfnisse und betete, Gott möge ihm Möglichkeiten geben zu helfen. Gleichzeitig fing er eine Arbeit unter diesen Kindern an. An einer Konferenz sprach er mit anderen Pastoren über sein An­ liegen und diese verwiesen ihn an Pro Filios.

Tageszentrum von Crasnoarmeiscoe

Letzten Oktober reiste der Leiter von Pro Fi­ lios erstmals nach Crasnoarmeiscoe und sprach mit Victor Grec über die Situation. Die beiden wurden sich einig und vereinbarten, künftig zusammenzuarbeiten. Schon am 1. November konnten Victor Grec und sein Team anfangen, den Kindern zu es­ sen zu geben. So schnell ging es nur, weil ein Bankkonto vorhanden war und weil bereits ein Kinderangebot bestand, einfach noch ohne Essen. Dreimal wöchentlich kommen nun in Crasnoarmeiscoe 40 verwahrloste Kinder in den Genuss einer warmen Mahl­ zeit. Das Team darf für sein Angebot ein ehe­ maliges Schulhaus nutzen. Dort hat es genü­ gend Räume für die Mahlzeiten, für Aktivitä­ ten wie Musikunterricht, Sport, Basteln und Bibellektionen sowie für die Küche. Neben dem Pastor arbeiten vier bis fünf Christen aus dem Dorf ehrenamtlich mit. Das Zent­ rum liegt im Ortsteil, wo viele Arme leben. Die Leute im Dorf reagieren sehr positiv, viele wissen, dass verwahrloste Kinder hier Hilfe bekommen.


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Mehr Tageszentren erfordern mehr Geld Wir brauchen Ihre Hilfe, um unser Ziel – die Verdoppelung der Anzahl Tageszentren – zu erreichen. Christinnen und Christen in Moldawien setzen ihre Zeit ein, um verwahrlosten Kindern beizustehen. Unterstützen wir sie mit unseren Gebeten und unseren Spenden. Herzlichen Dank für alle Gaben.

45.–

Sie ermöglichen einem Kind tägliche Mahlzeiten und Betreuung während eines Monats.

Viele Ehrenamtliche sorgen für das Wohlergehen der Kinder.

Stand im Februar 2019

Partnergemeinden

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Partnergemeinden

UKRAINE

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Kinder besuchen regelmässig ein Tageszentrum

MOLDAWIEN

Transnistrien

Chisinau

RUMÄNIEN Entwicklung seit Projektbeginn Anzahl Partnergemeinden

UKRAINE

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Schwarzes Meer

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«BETEN SIE FÜR DAS KIRGISISCHE VOLK» ZENTRALASIEN

An der christlichen Universität UDG in Moldawien bilden sich junge Christen aus Zentralasien für einen Dienst in ihrer Heimat aus. So zum Beispiel Sofia. Sofia* stammt aus Kirgistan. Weil ihre Eltern geschieden sind, lebte sie zeitweise bei ihrer Grossmutter. Diese war Christin. Sie betete für ihre Enkelin und nahm sie mit in die Gemeinde. So lernte Sofia den christlichen Glauben kennen und bekehrte sie sich. Bald schon half sie bei Jugendtreffen und Gottesdiensten mit. Und damit wuchs ihr

Wunsch, mehr über den christlichen Glauben zu erfahren. Eines Tages hörte sie von der christlichen Universität in Chisinau. «Dort möchte ich hin!», war ihr Wunsch und sie be­ warb sich. Alle Studienplätze seien besetzt, wurde ihr mitgeteilt. Enttäuscht begann sie, Pläne für ein Wirtschaftsstudium zu schmie­ den, als sie einen Anruf aus Chisinau erhielt. Ein Student habe sich zurückziehen müssen, ob sie stattdessen kommen wolle? Sofia sah darin Gottes Wirken und sagte freudig zu. Die christliche Universität war eine völlig neue Welt für sie. Noch nie war sie längere Zeit mit anderen Christen zusammen gewe­


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tus zu verkünden.» Sofia ist sehr dankbar, dass sie an der christlichen Universität stu­ dieren kann. «Es fehlt mir hier an nichts, wir bekommen zu essen und bei Bedarf so­ gar Kleider», erzählt sie. «Vielen herzlichen Dank den Spenderinnen und Spendern in der Schweiz.»

«Hier habe ich gelernt, was Hingabe ist.» Bald geht Sofias Studium zu Ende. Sie will nach Kirgistan zurückkehren und am Ort, wo sie herkommt, missionarisch tätig sein. Es gibt dort nur wenige Christen und keinen Pastor mehr. Weil viele Kirgisen auswan­ dern, dezimieren sich auch christliche Ge­ meinden. Es gelte nun, neue Menschen anzu­ sprechen, sagt Sofia. «Wir müssen den Men­ schen von Gottes Liebe erzählen und ihnen ganz praktisch Liebe erweisen.»

Sofia will nach dem Studium wieder nach Kirgistan.

sen. Das Zusammenleben mit Studentinnen und Studenten, der Unterricht und der inten­ sive Austausch mit den Dozenten: All das war für sie überwältigend. «Hier bin ich geistig gewachsen wie nie zuvor und habe gelernt, was Hingabe ist», erzählt Sofia. Besonders beeindruckt war sie von der Liebe der Do­ zenten für die Studierenden, für notleidende Menschen und für alle, die Jesus noch nicht kennen. Im Rahmen des Studiums nahm Sofia an Missionseinsätzen teil. Sie war begeistert und ihr wurde klar: «Gott hat mich berufen, den Menschen die Erlösung in Jesus Chris­

Die junge Frau erinnert sich daran, dass sie zum christlichen Glauben kam, weil an­ dere für den Bau der Gemeinde Zeit, Kraft und Geld einsetzten. Nun liegt die Verant­ wortung bei Menschen wie ihr, ist sie über­ zeugt. «Andere haben mich unterstützt, da­ mit ich mich ausbilden konnte. Nun will ich die Kenntnisse, die ich von meinen moldawi­ schen und schweizerischen Dozenten erwor­ ben habe, in meiner Heimat anwenden», ver­ sichert sie. Und sie bittet: «Beten Sie für das kirgisische Volk und darum, dass der Herr dort viele Menschen aufweckt.»

Die Christliche Universität UDG in Chisinau spielt eine Schlüsselrolle bei der Verbreitung des Evangeliums in Zentralasien. Für Christen aus dieser Weltgegend ist sie die einzige Ausbildungsstätte, die sie für den Dienst in ihrer Heimat vorbereiten kann.

* Name zum Schutz der Betroffenen geändert.


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«EINE ECHTE ÜBERLEBENSHILFE» LEBENSMITTELHILFE

Vor lauter Sorgen wusste Tamara nicht mehr ein und aus. Seit sie von der Mission Lebensmittel erhält, hat sie wieder Hoffnung und neuen Mut. Tamara zieht ihre vier Kinder alleine gross. Das hätte sie sich nicht vorstellen können, als sie heiratete. Sie und ihr Mann liebten sich und waren glücklich. Sie bekamen vier Kinder und der Mann erwies sich als fürsorglicher Familienvater. Dann aber geschah irgendet­ was Gravierendes. Was, weiss nur Tamara – und sie kann und will nicht darüber reden. Jedenfalls erlitt die Beziehung Schiffbruch und die Eheleute liessen sich scheiden. Zu wenig zum Leben Der Mann erklärte sich bereit, etwas an den Unterhalt der Kinder zu bezahlen. Danach verschwand er, Tamara weiss nicht, wo er sich aufhält. Immerhin schickt er jeden Mo­ nat umgerechnet 30 Franken. Dies und der Lohn des ältesten Sohnes Gleb bilden heute das Familieneinkommen. «Es reicht nicht, um nur schon genug Lebensmittel zu kau­ fen», erzählt Tamara. Doch sie sieht keine Möglichkeit, zu mehr Geld zu kommen.

Lebensmittel machen den Menschen Mut und lassen sie Hoffnung schöpfen.

Gleb arbeitet bei einer Firma, wo er Autos zerlegt. Was noch brauchbar ist, kommt als Ersatzteil auf den Markt. Einen Vertrag hat er nicht und sein Lohn ist klein und schwankt auf und ab. In der Regel kommt der junge Mann auf 75 bis 100 Euro pro Monat. Den grössten Teil davon gibt er der Mutter, damit sie die Rechnungen für Strom, Wasser und Heizung bezahlen und Lebensmittel kaufen kann.


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Alle Bemühungen fruchten nicht Tamaras Zweitälteste, die Tochter Nadja, fing eine Ausbildung zur Köchin an. Die Berufs­ schule war gratis, bis der Staat eines Tages seine Zahlungen einstellte. Seither müssen die Jugendlichen für ihre Ausbildung bezah­ len und das ist eine zusätzliche Belastung für Tamara. Sie versuchte, Arbeit in einer Schuh­ fabrik zu bekommen – ohne Erfolg. Sie sei zu alt, beschied man ihr, sie würde es nicht schaffen, so schnell wie die 30-Jährigen zu arbeiten. Es tat Tamara weh, das zu hören. Nach langen Bemühungen gelang es Tamara, die Telefonnummer ihres ehemaligen Ehe­ mannes ausfindig zu machen. Sie flehte ihn an, Geld für Nadjas Ausbildung zu schicken, doch er ging nicht darauf ein. Sie solle ihn ver­ schonen mit solchen Ansinnen, sagte er nur. Tamara versuchte erfolglos, eine Arbeitsstelle zu finden.

Tamaras Jüngster ist erst 5-jährig und geht in den Kindergarten. Immer um 15 Uhr muss er abgeholt werden. Diese Einschränkung stört potenzielle Arbeitgeber. Weil sie nicht bedingungslos zur Verfügung stehen kann, wird Tamara erst gar nicht eingestellt, nicht einmal als Tagelöhnerin. Lebensmittel lindern die Not Seit einiger Zeit bekommt die Familie von der Mission Lebensmittelpakete. Die Pakete seien eine echte Überlebenshilfe, versichert

die dankbare Tamara. «Wenn ein Paket ein­ trifft, vergessen wir jeweils für einen Moment die Sorgen und den Hunger.» Besonders glück­ lich war Tamara, als sie Anfang Winter gleich vier Säcke Kartoffeln erhielt. Damit wusste sie, dass sie und ihre Kinder die kalten Mo­ nate überstehen würden. «Vielleicht gibt es Menschen, welche diese Hilfe als unbedeu­ tend einschätzen», vermutet Tamara, «aber für uns sind die Lebensmittel eine riesige Hilfe.»

«Wenn ein Paket eintrifft, vergessen wir jeweils für einen Moment die Sorgen und den Hunger.»

Tamaras jüngster Sohn

Wegen ihrer Sorgen ums tägliche Überleben ist Tamara im Dauerstress. Um Wasser und Strom zu bezahlen, hat sie einen Kredit auf­ genommen und dieser belastet sie nun zu­ sätzlich. Oft habe sie vor lauter Sorgen nicht schlafen können, erzählt die Mutter. Seit sie Hilfe von der Mission bekommt, ist vieles bes­ ser geworden. «Ihr teilt meine Last», sagt sie dankbar: «Nun habe ich wieder Hoffnung.»


ostvision porträt

WER IST ...? Ich wohne in Ruswil im Kanton Luzern, bin verheiratet und seit 15 Jahren glückliches Grossmami von drei Kindern. Vor sechs Jahren bin ich in der Zeitschrift Ostvision auf ein Inserat gestossen. Es wurden ehrenamtliche Mitarbeitende gegen Menschenhandel gesucht. Ich fühlte mich angesprochen und wollte mithelfen, eine Stimme für ausgebeutete Frauen und Kinder zu sein. Doch das war für mich am Anfang gar nicht so einfach. Schon wollte ich aufgeben, dann wurde ich aber sehr ermutigt, dran zu bleiben. Da Malen meine Begabung ist, kam mir in den Sinn, dass ich das Thema so aufnehmen könnte. Ich hatte dann die Möglichkeit, Illustrationen zu einem Büchlein zu machen, das eine andere Ehrenamtliche schrieb. Das war für mich zwar eine grosse Herausforderung, aber es gelang mir mit viel Engagement und Freude. Das Büchlein hilft mir, bei Mitmenschen Interesse für die Thematik zu wecken. Veronika Moser

EHRENAMTLICHE MITARBEIT MENSCHENHANDEL Erwägen Sie, sich ehrenamtlich gegen Menschenhandel einsetzen? Dann laden wir Sie herzlich ein: Samstag, 18. Mai 2019, ab 9.30 Uhr Informationsveranstaltung für ehrenamtlich Mitarbeitende und alle, die sich für ein ehrenamtliches Engagement im Bereich Menschenhandel interessieren.

✁ ANMELDUNG | SAMSTAG, 18. MAI 2019 Möchten Sie sich unverbindlich informieren? Melden Sie sich für diese Veranstaltung an.

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Talon einsenden an: Christliche Ostmission Bodengasse 14 3076 Worb oder mail@ostmission.ch

PLZ Ort Telefon E-Mail OV 2/19

menschenhandel ist grausam auch! e s ch w e ig

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