Bächli Inspiration 2017/03

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DA S BERGSPORTMAGA ZIN

INSPIR AT ION R E P O R TA G E

K A U F B E R AT U N G

TRAILRUNNING: IM LAUFSCHRITT DURCH DEN JURA

DRAUSSEN ESSEN: DIE TAUSEND-STERNE-KÜCHE



ZUSTIEG

DAS BESTE ZUM SCHLUSS Im Herbst fügt sich alles zu einem grossen Ganzen zusammen. Da ist zum einen das Wetter. Die heftigen Sommergewitter und die davon ausgehenden Gefahren spielen bei der Tourenplanung nur noch eine untergeordnete Rolle. Die Luftfeuchtigkeit nimmt ab, der Dunst wird weniger, weshalb der Weitblick in den Bergen besonders eindrücklich ist. In dieser Jahreszeit stellen sich besonders oft stabile Hochdruckphasen ein, die eine Planung über mehrere Tage erlauben. Auch wenn es morgens schon empfindlich kühl sein kann, so sind die Temperaturen geradezu ideal für jegliche alpinistische Unterfangen – egal, ob Hochtouren, Sportklettern oder Wandern. Wie zu keiner anderen Jahreszeit stehen im Herbst fast sämtliche Möglichkeiten gleichzeitig offen: alpine Sportkletterrouten beispielsweise – in den Dolomiten, an den Wendenstöcken oder auch in den exponierten und langen Routen des Bergells, wie wir sie in dieser Ausgabe ab S. 18 vorstellen. Eine der wenigen Einschränkungen sind die immer stärker ausapernden Gletscher, deren Spalten und Schründe die Erreichbar-

«Im Herbst stehen sämtliche Möglichkeiten offen.»

keit einiger alpinen Routen erschweren. Sollte das Wetter in den Alpen einmal nicht mitspielen, so bieten sich jetzt auch sämtliche Destinationen im Mittelmeerraum an, weil auch hier die Temperaturen mittlerweile auf ein erträgliches Mass abgesunken sind. Klettern in den Denti della Vecchia im Tessin? Oder doch weiterfahren bis nach Finale Ligure? Wandern auf der Via Alta Vallemaggia (siehe Inspiration Ausgabe 2017-2) oder in den Cinque Terre? Im Herbst gibt es auf diese Fragen nur «richtige» Antworten. HERZLICHST,

FELIX BÄCHLI, GESCHÄFTSFÜHRER BÄCHLI BERGSPORT AG

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FOREVER WARM FOREVER DRY FOREVER NATURE

von tobenden Stürmen in den Bergen bis zur vollkommenen Stille in verschneiten Wäldern – wir freuen uns über alles, was die Natur zu bieten hat. Nicht, um es zu bezwingen, sondern um es zu geniessen und wertzuschätzen. Wir stellen Kleidung her für ein Leben in der Natur. Kleidung, die dich warm und trocken hält, das ganze Jahr über. Egal, wer du bist und wohin du gehst – wir bieten dir langlebige und funktionale Ausrüstung, produziert nach den Vorgaben der Natur. w w w. f j a l l r av e n . d e


I N H A LT

AUSGABE 03 / 2017 G I P F E LT R E F F E N WEGWEISER

FELS UND FIRN

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Ob der höchste Gipfel des Bergells Ruhe und Einsamkeit seinem Namen zu verdanken hat? Monte Disgrazia – was wenig verlockend klingt, entpuppt sich als wilde Traumtour.

AUSSICHT Die schönste Seite der Berge

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3 X 3 Produktneuheiten und Bergsport-News

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WEGWEISER Trailrunning auf dem Jura-Höhenweg Hochtour auf den höchsten Gipfel des Bergells

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EXPERT Ratgeber Trekkingstöcke Hintergrundwissen Outdoor-Küche

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MAXIMALER EINSATZ «Die stärksten Bilder entstehen, wenn es am Berg nicht mehr lustig ist.» Thomas Senf ist einer der wenigen Alpin-Fotografen, die Extrembergsteiger bis auf den Gipfel begleiten können. Im Interview verrät er, was das perfekte Bild ausmacht und wie weit er dafür geht.

PA R T NERC HEC K Die kalifornische Kletter- und Yoga-Marke prAna 32 HOCHGENUSS Schweizer Alp- und Bergkäse

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G I P F E LT R E F F E N Alpin-Fotograf Thomas Senf

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BERGK AMER AD Der Bergsportexperte Michael Wicky

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Impressum 50 I N S P I R A T I O N 0 3   /  2 0 17

Titelseite: Janine Patitucci und Kim Strom laufen am Rand des Felsabbruchs Creux du Van auf ihrem dreitägigen Traillauf durch den Schweizer Jura. Foto: Dan Patitucci

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AUSSICHT

LOHN FÜR DIE MÜHE Phänomenale Ausblicke wie diese sind auf der Via Alta della Verzasca allgegenwärtig. Sie bleiben allerdings nur sehr erfahrenen, absolut trittsicheren und schwindelfreien Bergwanderern vorbehalten: Die mehrtägige Höhenwanderung über die schroffe, einsame Gipfelkette zwischen Valle Verzasca und Leventina ist besonders anspruchsvoll. Steil, ausgesetzt und mit Kletterpassagen bis zum II. Grad, erreichen die erste und die dritte Etappe der Route den höchsten Schwierigkeitsgrad der sechsteiligen SACWander­skala. Wer damit zurechtkommt, nimmt vielleicht auch noch den einen oder anderen Gipfel mit – wie den 2442 m hohen Pizzo di ­Vogorno, von dem aus man weit über den Lago Maggiore blickt.

Ein bisschen weniger schwer, aber ebenfalls sehr beeindruckend: die Via Alta Vallemaggia. Siehe unsere Reportage in der Ausgabe 2017-2. vialtavallemaggia.ch

VIA ALTA DELLA VERZASCA, TESSIN, SCHWEIZ DAN PATITUCCI (PATITUCCIPHOTO.COM)

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3 X 3

NEUES AUS DER WELT DES BERGSPORTS KNALLIGER KÄLTEBLOCKER Wenn's mal wieder kälter wird: Odlo setzt beim WARM Revelstoke Facemask Shirt voll auf Wärmeisolierung. Der eng anliegende, extra-weiche Baselayer sorgt dafür, dass die Wärme nah am Körper bleibt. Besonders fein ist die integrierte Sturmhaube, die herabgerollt den Hals umhüllt und aufgezogen als Gesichtsmaske dient. Und falls man doch ins Schwitzen gerät: Das Polyestermaterial trocknet schnell und ist Silber-Ionen antibakteriell und damit geruchshemmend ausgerüstet.

BÄCHLI BERGSPORT IN ZAHLEN

33 SEILE

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KLETTERHELME

109 KLETTERSCHUHE

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REVELSTOKE SHIRT LS FACEMASK WARM M ODLO Preis CHF 72.—

HEISSE HÜLLE Wer einen warmen und gleichzeitig leichten Schlafsack sucht, ist mit dem Phase 20 gut beraten: Mit einer Füllung aus hochwertiger Gänsedaune (Bausch­ kraft 850 Cuin), einer gut geschnittenen Kapuze, Wärmekragen und Abdeckleiste hält er bei Temperaturen um den Gefrierpunkt mollig warm. Sowohl die Daunen als auch der Oberstoff sind wasserabweisend behandelt, sodass der Schlafsack wenig feuchtigkeits­ empfindlich ist. Die speziell konstruierten Kammern verhindern ein Verrutschen der Füllung und erhöhen so die Wärmeleistung. Neben einem Seitenreissverschluss über die gesamte Länge erlaubt ein kurzer seitlicher Reissverschluss das komplette Herunterklappen zum bequemen Reinschlüpfen. PHASE 20 MARMOT Gewicht 660 g (regular) Preis ab CHF 579.—


3 X 3

KUNDE FRAGT GEREIZTE AUGEN

FRÜHER VOGEL

«Meine Augen sind sehr schnell reizbar. Das hat mir leider schon manche Bergtour vermiest. Was kann ich dagegen tun?»

Der nächste Winter kommt bestimmt. Sind Sie bereit? Wer bis zum 31. Oktober 2017 den grossen Skiservice von Bächli Bergsport ausführen lässt, spart Bares. Für 50 (statt 65) Franken bringen wir Ihre Tourenund Freeride-Ski in Schuss.

Anton Indergand, Malters BÄCHLI BERGSPORT ANTWORTET Gerade in den Bergen sind wir den UV-Strahlen stark ausgesetzt. Dort treffen sie uns pro 300 Höhenmeter um rund fü̈nf Prozent intensiver. Verstärkt wird die Strahlung durch Reflexion – Schnee zum Beispiel reflektiert 40 bis 90 Prozent der UV-Strahlen. Mit Sonnenbrillen können wir schmerzhafte Entzündungen von Horn- und Bindehaut vermeiden. Voraussetzung für eine gute Sonnenbrille ist ein 100-prozentiger Schutz vor UVA- und UVB-Strahlung, also im Bereich bis 400 Nanometer, was mit dem CE-Zeichen und dem Vermerk «100% UV» deklariert wird. Noch besser ist der Schutz, wenn auch ein Filter für den Violettund Blaubereich vorhanden ist, denn auch dieses Licht schädigt die Netzhaut. Entscheidend im Outdoor-Sport ist ein lichtdämpfender Filter. Die Tönung sorgt dafür, dass das sichtbare Licht und damit die Blendung reduziert wird. Dafür gibt es eine Skala von 0 bis 4. Blendschutz 2 bedeutet beispielsweise 18-43 Prozent Lichtdurchlässigkeit. Im Hochgebirge und auf Gletschern empfiehlt sich die 4. Kategorie mit einer maximalen Lichtdurchlässigkeit zwischen 3 und 8 Prozent. Yannick Gloggner, Bergsportberater Ihre Fragen an: marketing@baechli-bergsport.ch

PREIS GEKRÖNT Der Ribelle Tech OD von Scarpa hat auf der globalen Sportartikel-Leitmesse ISPO in diesem Jahr den begehrten «Product of the Year»-Award abgeräumt. Begründung: Die Italiener hätten «eine neue Schuhkategorie» erschlossen. Dem können wir nur zustimmen: Der semi-steigeisenfeste Bergschuh mit integrierter Socken-Gamasche, Outdry-Membran, dem komplett neu konstruierten Schnürschutz und hohem Rundum-Geröllschutz ist hinsichtlich Gewicht, Komfort und Funktionalität einzigartig. RIBELLE TECH OD SCARPA Gewicht 1160 g Preis CHF 519.—

Das Angebot umfasst: vorschleifen auf Band, Belag steinschleifen/strukturieren, Seitenkanten schleifen, Kanten tunen, wachsen und polieren.

DURCH DICHT In Seattle regnet es an 122 Tagen im Jahr – kein Wunder, dass die Mitarbeiter der dort ansässigen Firma Outdoor Research echte Niederschlagsprofis sind. Dass sie ihr Metier verstehen, beweisen sie mit der Wetterschutz­ hose Aspire W Pants für Damen. Wind und Nässe hält das leichte Zweilagen-Laminat Paclite von Gore-Tex vom Körper fern. Die gute Passform ist das Resultat von vorgeformten Kniepartien, einem Zwickel im Schritt und einem elastischen Einsatz an der Taille. Mit einer innenliegenden Schlaufe kann die Hose unter der Schuhsohle fixiert werden. Sollte die Sonne dann doch einmal zum Vorschein kommen, kann man die Hose dank den ¾-Reissverschlüssen auch mit Schuhen ausziehen und sie anschliessend in der hoseneigenen Gesässtasche verstauen. ASPIRE W PANTS OUTDOOR RESEARCH Gewicht 277 g Preis CHF 199.—

Erhältlich ab Anfang Oktober

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3 X 3

FILIALE NO. 11 Bächli Bergsport erweitert sein Filialnetz und öffnet am 27./28. Oktober 2017 im Gais-Zentrum in Aarau seine Türen. Das bewährte Ladenkonzept findet auch am neuen Standort Anwendung: Neben dem Hauptgeschäft mit 1000 Quadratmetern Verkaufsfläche wird es am neuen Standort auch einen Outlet-Shop mit Qualitätsprodukten geben. Die Fachberatung übernehmen ausgewiesene Produktspezialisten und Bergsportler. Für weitere Informationen: baechli-bergsport.ch/aarau

AAL GLATT Regelmässiges Trinken ist ärztlich empfohlen – nicht nur auf Tour. Den Rat zu befolgen ist besonders einfach, wenn die Flüssigkeit dank Trinkblase und Schlauch jederzeit verfügbar ist. Die Reinigung des Trinksystems war bisher allerdings immer mühsam. Aus diesem Grund hat Source sein Premium Kit mit einem UV-undurchlässigen Trinkschlauch und extrem glatten, auf Glasmolekülbasis basierendem und antibakteriell behandeltem Material ausgestattet. Die riesige Öffnung erleichtert nicht nur die Reinigung, sondern auch das Befüllen des 2-Liter-Sacks. WIDEPAC PREMIUM KIT SOURCE Gewicht 240 g (2 Liter) Preis ab CHF 46.—

SPIEGEL BERGE In Wasseroberflächen gespiegelt, scheint die Welt Kopf zu stehen. Symmetrisch verdoppelt, ergeben Landschaften Bilder und Muster mit einer ganz eigenen Ästhetik. Schon ein Windhauch genügt, sie zu verändern. Fünf Jahre lang hat der Fotograf Simon Walther Spiegelungen von Schweizer Berglandschaften mit der Kamera festgehalten. Die schönsten Momentaufnahmen sind jetzt in einem fast zweihundertseitigen Panorama-Bildband erschienen, der exklusiv bei Bächli vorbestellt werden kann.

HYBRID LÖSUNG Praktisch – der Hybrid Midlayer wärmt als Isolationsschicht unter der Wetterschutzja­ cke, kann aber ebenso gut auch als äusserste Schicht getragen werden, die winddicht und sehr wasserdampfdurchlässig ist. Für den Brust- und Oberarmbereich werden ein dehn­bares Gewebe und eine leichte Isolierung verwendet. Seiteneinsätze und Kapuze sind aus einem besonders dehnbaren Powerstretch-Material. Dadurch liegt die Ja­cke insgesamt eng, aber bequem am Körper an, schränkt aber die Bewegungsfreiheit in keins­ter Weise ein. Ein hoher Kragen schützt vor kühler Zugluft. Die Jacke ist mit zwei seitlichen Einschubtaschen und einer Brusttasche mit Reissverschluss ausgestattet. Gut für die Umwelt: Hier kommt recyceltes Polyester zum Einsatz. BL HYBRID MIDLAYER JACKET PEAK PERFORMANCE Gewicht 330 g Preis CHF 249.—

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BERGÜBER BENTELI VERLAG Preis CHF 48.—

TEXTILE LEGENDE Mammuts Eiger Extreme Kollektion setzt seit 20 Jahren die Mass­ stäbe in alpiner Bekleidung und Ausrüstung. Auch deshalb, weil mit David Lama, Daniel Arnold, Stephan Siegrist und Caro North einige der weltbesten Alpinisten in die Entwicklung involviert sind. Einzig­ artig in der Branche: Alle Produkte gibt es auch in einer speziell für Frauen entwickelten Version. Die neue Mammut Eiger Extrem Kollektion wurde am 1. September in der Bächli Bergsport Filiale Oerlikon erstmals präsentiert — von den Schweizer Vorzeige-Alpinisten Stephan Siegrist und Daniel Arnold. Event verpasst? Viele Teile der neuen Eiger Extrem Kollektion finden Sie im Bächli Bersport Katalog SELECTION (S. 2 und 6).


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SORG LOS GEWINN SPIEL Ein Besuch in einer der zehn Bächli Bergsport Filialen lohnt sich zwischen dem 4. September und dem 15. Oktober besonders. In jeder Filiale liegen Wettbewerbstalons auf, die komplett ausgefüllt abgegeben werden können. Am 15. Oktober verlost dann jede Filiale je eine Kashgar Down Jacket von Schöffel. Mit der schönen Jacke im ­Step-Look können sich 10 glückliche Gewinner auf die kalte Jahreszeit freuen – dank hochqualitativer Daune (Bauschkraft 650 Cuin) und robustem Oberstoff (Pertex Quantum) ist man bestens gewappnet für den anstehenden Temperatursturz.

Die Mission von Pacsafe: diebstahlsicheres und funktionelles Reisegepäck. Der mit nützlichen Innentaschen und ergonomischem Alurahmen ausgestattete Venturesafe EXP65 fasst alles, was Backpacker beim Weltenbummel so brauchen – und zwar hinter stichfesten Reissverschlüssen, die sich zudem per Roobar-Ankerschloss verriegeln lassen. Auch ein Edelstahlkabel zum Ansperren des Rucksacks ist integriert. VENTURESAFE EXP65 PACSAFE Gewicht 2900 g Preis CHF 265.—

EXTREM LAUF

SPÜR SOHLE Klobig und schwer – das ist das Bild, das viele noch immer haben von Bergschuhen. Dass Trittsicherheit und Stabilität nicht immer mit einer markanten Gewichtszunahme verbunden sein müssen, beweist der deutsche Sportschuster Lowa mit dem bedingt steigeisenfesten Alpine Pro GTX. Er überzeugt nicht nur mit tiefem Gewicht, sondern mit einer besonders dünnen Zwischensohle, die einen tiefen Stand und ein gutes Gespür für den Untergrund bringt. Die griffige Vibram-­Sohle mit Kletterzone und die bewährte Gore-Tex-Membran runden das stimmige «Bergpaket» ab.

6700 Höhenmeter verteilt auf 101 Kilometer – das ist die Strecke, welche die ambitioniertesten Läuferinnen und Läufer am Eiger Ultra Trail zurücklegen. Die schnellsten unter ihnen brauchen dafür gerade mal 11 Stunden. 2600 Teilnehmer aus 67 Nationen nahmen in diesem Jahr an dem Anlass teil, der wegen der einmaligen Kulisse einen ausgezeichneten Ruf geniesst und deshalb meist auch schnell ausgebucht ist. Wer sich also überlegt, eine der verschiedenen Strecken (16, 35, 51 oder 101 km) 2018 in Angriff zu nehmen, sollte nicht lange zögern. Die Anmeldung des von Bächli Bergsport unterstützten Anlasses ist ab dem 31. Oktober 2017 um 10.00 Uhr möglich. eigerultratrail.ch

ALPINE PRO GTX LOWA Gewicht 1500 g/Paar (Grösse 8.0) Preis CHF 439.—

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Innehalten und staunen – die Gorges de l'Areuse sind gleichermassen bekannt wie sehenswert.

LAUFSCHRITT ÜBER DINOSAURIERSPUREN


WEGWEISER JUR A

TEXT KIM STROM FOTOS PATITUCCI PHOTO

Selten steht der zweitgrösste Schweizer Gebirgszug im Fokus. Den Jura zu ent­ decken lohnt sich jedoch unbedingt, wie ein dreitägiger Lauf hoch über dem Bie­ ler- und dem Neuenburgersee beweist.

W

ir hängen noch ein paar Runden im Gegenuhrzeigersinn an die ursprünglich geplante Route. In etwa so, wie wenn man eine Uhr und somit die Zeit zurückdreht. Und genau so fühlt es sich auch an: Der Weg führt uns durch stille und weitgehend verkehrs­ freie Weiler und Dörfer. Man fühlt sich in eine längst vergangene Zeit zurückversetzt – auf den Spuren von Dinosauriern, oder einfach in einer Märchenwelt. Wir laufen durch einen schattigen, kühlen Wald. Das Terrain ist bisweilen so steil, dass wir auf dem moosigen Pfad die Hände zu Hilfe nehmen, um schliesslich wieder auf die offene Weide zu gelangen. Der vertraute Klang von Kuhglocken lockt uns weiter in die Höhe, bis wir schliesslich den feuchten Wald hinter uns lassen. Vor uns breiten sich grüne, mit Wildblumen übersäte Weiden aus, der Himmel wirkt grenzenlos. Der Weg wechselt häufig zwischen Wald und Krete: Mal laufen wir im Wald unter grünem Blätterdach, dann wieder auf dem Grat und schauen auf die Baumkronen hinunter. UNBEKANNTER FERNWANDERWEG Wir folgen den grünen Wegweisern mit der grossen, weissen Fünf in der Mitte – diese markieren den 310 Kilometer langen Fernwanderweg, der Dielsdorf mit Nyon verbindet und damit quasi vor den Toren der zwei grössten Schweizer Städte endet. Mehr als die Hälfte des JuraHöhenweges schlängelt sich durch französischsprachige Kantone der Schweiz. Unser Lauf beginnt in Val-de-Ruz und endet in Chambrelien, am Ende der von einem Gletscher einst tief ausgekerbten Areuse-Schlucht. Entlang der Route erwarten uns einige Höhepunkte – auch im Wortsinn. So zum Beispiel der im ganzen Mittelland sichtbare markante Sendeturm auf dem Chasseral, der mit seinen 1607 Metern den höchsten Punkt des Berner I N S P I R A T I O N 0 3   /  2 0 17

Mit leichtem Gepäck lässt es sich leichtfüssig laufen.

Juras markiert. Von Natur aus spektakulär ist der Creux du Van. Das natürliche Amphitheater aus Kalkstein ist einer der eindrücklichsten und meist besuchten Orte des Juras. Doch den besonderen Reiz dieser Mittelsektion des Jura-Höhenweges machen vor allem die Ruhe und die Abgeschiedenheit aus. Der sich scheinbar endlos dahinschlängelnde Weg durch diese grüne Traumwelt bildet eine ideale Kulisse für unseren dreitägigen Lauf. TRADITIONSREICHE ALPWIRTSCHAFTEN Die Schlaufe zum Chasseral führt uns an ein paar Alpwirtschaften vorbei, die sogenannten Métairies. Die Versuchung, dort zu verweilen, ist gross, doch wir laufen weiter. Wir winken dem 120 Meter hohen Sendeturm kurz zu und laufen nun talwärts über wellig abfallende Wiesen voller

Den besonderen Reiz des Jura-Höhenweges machen die Ruhe und die Abgeschiedenheit aus.

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WEGWEISER

JURAHÖHENWEG

310

KILOMETER LÄNGE

13'800 HÖHENMETER

Entschleunigung als Abendprogramm – im Jura ist der Alltag schnell vergessen.

Löwenzahn, vorbei an dicht mit Enzian bewachsenen Stellen. Bald geht es aber wieder aufwärts und wir haben freie Sicht auf den Bielersee, als wir den Grat beim Col de la Vue des Alpes – ein rege genutzter Picknickplatz, an dem Schokolade und Aprikosen verkauft werden – erreichen. Wir laufen den breiten, grasbewachsenen Grat entlang, vorbei an Tête-de-Ran, Pouet Carre, Grandes Pradières-Dessus und Mont Racine. Dabei werden wir von kurzen, aber heftigen Regenschauern verfolgt und suchen schliesslich Schutz unter dem pyramidenförmigen Dach eines Vermessungspunktes. Die Regenwolken bewegen sich nur langsam, und so weichen wir ihnen aus, indem wir auf der Nordseite des Grats nach Grande Sagneule und La Tourne hinunterlaufen. Dabei kommen wir an Bauernhöfen und Vieh vorbei, das unterwegs zu den höher gelegenen Sommerweiden ist. Wir verbringen die Nacht im L’Aubier, einem Öko-Hotel in Montezillon – ein sehr lohnenswerter Abstecher. Das leckere Abendessen und die hausgemachten Desserts versüssen uns den Tagesabschluss.

Der vertraute Klang von Kuhglocken lockt uns weiter in die Höhe. 14

1680

M. Ü. M. DER HÖCHSTE PUNKT

Mit dem Bus fahren wir zurück zum Col de la Tourne, wo wir unseren Lauf fortsetzen. Erst führt uns der Weg an weidenden Kühen vorbei, dann tauchen wir wieder in den Wald ein. Der weiche Boden des Weges federt unsere Schritte ab. Der Weg schlängelt sich zwischen flechtenbewachsenen hohen Bäumen hindurch. Nur wenige Sonnenstrahlen erreichen durch das dichte Blätterdach den Waldboden. Vogelgezwitscher bildet einen angenehmen Klangteppich. Ab und zu machen wir einen kurzen Abstecher zu einem der zahlreichen Felsenvorsprünge, um einen Blick auf die in der Ferne liegenden Alpen zu erhaschen. Der ebene Weg verlangt keine besondere Aufmerksamkeit und so können wir unsere Umgebung verstärkt wahrnehmen: die kühle Feuchte des Waldes, die kalten Berührungen von Farnwedeln, die in den Weg hineinragen, den Geruch von Zwiebeln und Tannen. Im «Auto-Pilot-Modus» laufen wir, jeder hängt seinen eigenen Gedanken nach. JURA FLASHBACK Meine Gedanken wandern zurück zu meinen ersten Trail-Running-Abenteuern im Jura, zurück zu Nebel und Dunst, Pilzen, Gämsen und Wildschweinen. Während einer Wanderung vernahm ich damals den Ruf des Waldes,


JUR A

Das natürliche Amphitheater des Creux du Van ist ein geradezu magischer Ort.

Im Laufschritt durch den «Märchenwald».

der mich schneller und weiter in den Wald hineinlockte, weiter den Pfaden entlang. Meine Füsse lernten, über feuchte Steine hinwegzuhuschen, das Unsichtbare verfolgend erst steile, felsdurchsetzte Hänge hinauf und dann wieder über wurzelbewachsene Hänge hinunter. Das Laufen auf dem heutigen Weg fühlt sich vertraut an, obwohl ich diesen Weg noch nie vorher gelaufen bin. Der synchronisierte Rhythmus der Schritte zieht mich voran. Und ich stelle mir lauernde Luchse vor, die uns beim Vorbeiziehen beobachten. Wir laufen hinunter nach Noiraigue, durchs Dorf hindurch und am Gegenhang aufwärts bis Les Oeuillons. Anfangs laufen wir auf einer steilen, breiten Strasse, später auf dem «Sentier des 14 Contours», der im Zickzack hinauf zum Creux du Van führt. ATEMBERAUBENDER CREUX DU VAN Eine krumme Steinmauer verläuft parallel zum Abgrund. Wir laufen vorsichtig zwischen dieser Schranke und dem tiefen Abgrund des natürlichen Amphitheaters entlang. I N S P I R A T I O N 0 3   /  2 0 17

Den Nachmittag verbringen wir am Rand des Creux du Van und zählen die Linien im Kalkstein, die an die Wachstumsringe eines Baumes erinnern. Ein halbes Dutzend Steinböcke ruht sich ebenfalls in unserer Nähe aus. Später kreuzen wir zwischen Grenzsteinen hin und her, die die Hoheitsgebiete der Kantone Neuenburg und Waadt markieren. Ein kurzer Regenguss treibt uns ins Le Soliat, ein Restaurant und Landwirtschaftsbetrieb unweit des Aussichtspunkts. Mehrere Wanderer und Tagestouristen haben sich hier versammelt, geniessen in fröhlicher ­Runde Fleischplatten und etwas Wein. Uns zieht es weiter – entlang des Felsabgrunds zum ­Sentier du Single. Der Lauf talwärts zum Berggasthof Ferme Robert, der 1750 erbaut wurde, ist oft sehr steil und rutschig. Wir überqueren die Areuse zurück nach Noi­ rai­gue. Zwei Zughaltestellen weiter kommen wir in Couvet an, wo wir beim Abendessen die während des Laufes verlorene Flüssigkeit wieder zuführen: Bier von der Brasserie des Franches Montagnes (BFM) und Absinth-­Sprudel 15


WEGWEISER JUR A

– die grüne Fee aus dem Val de Travers weckt unsere Lebensgeister wieder. ZIELSPRINT DURCH DIE SCHLUCHT Von Noiraigue aus durchstreifen wir eine dunkle, von Gletschern ausgefurchte Schlucht. Wir überqueren die Sautde-Brot-Brücke und laufen nun der Areuse entlang, deren Wasser das Grün des Mooses und der sich an der steilen Felswand ankrallenden Bäume reflektiert. Graureiher patrouillieren den Fluss wie Pterosaurier aus längst vergangenen Zeiten. Während wir den Fluss über mehrere schmale Brücken immer wieder überqueren, kommen wir an auf Holztischen ausgestellten Fossilien vorbei. Auf dieser relativ flachen Etappe gibt es nur einen kurzen Anstieg zur SBB-Station in Chambrelien, von wo aus wir nochmals freie Sicht auf den Neuenburgersee geniessen.

Aussichtsreich: An schönen Tagen sucht das Panorama über Juraketten, Seen und die entfernten Alpen seinesgleichen.

Die grüne Fee aus dem Val de Travers weckt unsere Lebensgeister wieder. Wir sitzen im Zug zurück zu unserem Ausgangspunkt in Biel. Die drei Tage sind wie im Flug vergangen. Es war nicht immer einfach, ein Gleichgewicht zu finden zwischen dem Drang nach Bewegung und dem Verlangen, die üppige Natur und die spektakulären Aussichten über das Drei-Seen-Land und die Alpen zu geniessen. Aber wir sind uns sicher, dass es ein Wiedersehen geben wird im Jura. Jetzt, da wir diesen wenig beachteten Gebirgszug für uns entdeckt haben.

ABSINTH DIE GRÜNE FEE Zum Besuch im Val de Travers gehört einfach eine Kostprobe der einst verbotenen «grünen Fee» (Absinth) – ein alkoholisches Getränk, das im späten 17. Jahrhundert in dieser Gegend entwickelt wurde. 1905 wurde es verboten und erst in 2005 wieder legalisiert.

Informationen zu Trailrunning im Jura finden Sie unter: baechli-bergsport.ch/jura

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IM GARTEN DER FEE Der Crêt de la Neige ist mit bescheidenen 1720 m ü. M. der höchste Punkt des Schweizer Juras. Die Gebirgskette über­ rascht halt mehr mit Höhepunk­ ten statt mit hohen Punkten. Bächli Bergsport macht sie bereit für die Entdeckungstour. Weitere Trailrunning-Produkte finden Sie im Selection auf den Seiten 32-35 oder online auf baechli-bergsport.ch

«Der Jura – für viele eine grosse Unbekannte. Die Entdeckung lohnt sich!»

RAMON HÖFLER ABTEILUNGSLEITER TEXTIL FILIALE BASEL

BÄCHLI SERVICE EINKAUFSBEGLEITUNG Unsicher, welcher Laufschuh am besten passt und für den geplanten Einsatz geeignet ist? Am besten lassen Sie sich beraten. Der Bächli Bergsport Einkaufsbegleiter hilft gerne weiter.

https://www.baechli-bergsport.ch/ de/Service/Einkaufsbegleiter.htm

LANG LÄUFER VERSORGUNGS EINHEIT Der minimalistische Trailrunning-Rucksack mit einer Rückenkonstruktion aus dehnbarem Mesh-Gewebe schmiegt sich wie eine Weste an den Körper an. Sein Volumen beträgt insgesamt acht Liter und er bietet viele Verstaumöglichkeiten für die Ausrüstung. Zwei passende Trinkflaschen sind mit dabei; in den Fronttaschen untergebracht lassen sie sich jederzeit bequem erreichen. Das Material trocknet sehr schnell. Reflektoren erhöhen die Sicherheit bei Dunkelheit.

S-LAB SENSE ULTRA 8 SET SALOMON Gewicht 200 g Preis CHF 179.—

LEICHTSICHT GLÄSER

Die Italiener von La Sportiva bauen ihre Trailrunning-Kollektion konsequent aus. Der Akyra GTX kommt als Spezialist für schlechtes Wetter und längere Laufeinheiten zum Einsatz: Sein Volumen ist umhüllend, aber nicht einengend. Der mit einer Gore-Tex-Membran versehene Schuh bietet eine komfortable Sprengung von 9 mm. Das 5 mm dicke Ortholite-Fussbett und die Zwischensohle aus EVA sorgen für gute Dämpfung. Die hauseigene FriXion-Red-Sohle ist als Kompromiss aus Grip und Langlebigkeit auf allen Untergründen konzipiert. Die Mesh und TPU Microlite Skeleton Konstruktion kann man optimal der Fussform anpassen.

26 Gramm leicht ist die Aero Spectron 3 von Julbo und wischt damit das Gewichtsargument locker vom Tisch, das bisher für Kon­ takt­linsen sprach. Leicht macht schnell – gut also, dass unter den rahmenlosen Panoramagläsern die Luft von allen Seiten zirkuliert und so ein Beschlagen der Brille verhindert. Der Nasensteg lässt sich in alle Richtungen verbiegen und die beiden Bügel sind innen so beschichtet, dass einem die Brille auch dann nicht von der Nase rutscht, wenn die Gangart etwas ruppiger wird. Mit Faktor 3 von 4 auf der Spectron-Skala reicht die Brille für die allermeisten Alpin-Ausflüge.

AKYRA GTX LA SPORTIVA Gewicht ca. 700 g/Paar (42) Preis CHF 219.—

AERO SPECTRON 3 JULBO Preis CHF 105.—


Kletterei in perfektem Granit, eine imposante Firnschneide und erstklassige Panoramablicke. Und das alles in völliger Einsamkeit? Am höchsten Gipfel des Bergells? Bezwinger des Nordostgrats am Monte Disgrazia fragen sich wahrlich, woher dieser Berg seinen Namen hat. Eine wilde Traumtour am «Unglücks»-Berg.

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WEGWEISER BERGELL Granit vor der Nase, die Berninagruppe (Bildmitte am Horizont) im Rücken: Am Monte Disgrazia gibt´s Einsamkeit, während sich gegenüber am Biancograt die Alpinisten auf den Füssen stehen.

WILDER BERG MIT FALSCHEM NAMEN TEXT & FOTOS FLORENTIN VESENBECKH

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indergeburtstag oder Liegewiese? So leicht lässt sich die Atmosphäre nicht einordnen. Eine Grossfamilie hat sich auf dem prallgefüllten Parkplatz in Chiareggio häuslich eingerichtet. Vor dem Campingmobil tischt eine füllige Italienerin gerade die Abend-Pasta auf, aus einem Tischradio säuselt Adriano Celentanos «Azzurro». Einige Meter weiter wirft eine Gruppe gröhlender Jungs Steine über den Torrente ­Mallero, den Fluss, der das hinterste Valmalenco zum grössten und malerischsten Freibad des Bergells macht. So kommt es Bergsteigern zumindest vor, die am langen Wochenende um den italienischen Nationalfeiertag ­Naturgenuss, Abenteuer und Abgeschiedenheit suchen. DIE RUHE AM BERG Umso zufriedener schlürfen Caro und Hannes am Abend den italienischen Rotwein im urigen Rifugio Porro, denn die Gaststube teilen sie sich mit gerade mal fünf anderen Gästen. Dabei liegt das gemütliche Heim nur eine Stunde und 400 Höhenmeter vom Parkplatz-Trubel entfernt. Die Hoffnungen auf ein alpines Abenteuer abseits der Massen sind zurück und dafür soll der Monte Disgrazia sorgen. Obwohl der Granit-Riese mit 3678 Metern der höchste Gipfel des Bergells ist, tummeln sich Bergsteiger und Kletterer lieber an den Modegipfeln Piz Badile, CenI N S P I R A T I O N 0 3   /  2 0 17

galo oder der Sciora-Gruppe, wo einige Kletterführen mit Weltruhm warten. Noch deutlich abgeschiedener, wilder, aber auch anspruchsvoller als der Normalweg auf den Monte Disgrazia ist der Anstieg über den Nordostgrat. Die Beschreibung im Alpin-Führer: «Gewaltiger, schöner Nordanstieg zum Monte Disgrazia. Was für eine Tour!» Also los. BLECHSCHACHTEL MIT PANORAMABLICK Der nächste Morgen. Um 9.13 Uhr nehmen Caro und Hannes das erste Mal kompakten Granit unter ihre ­Finger. Nach einer imposanten Gletscherquerung geht es im griffigen Felsgelände hinauf, die Tiefblicke auf den Eisbruch des Ventina-Gletschers zwingen aber immer wieder zum Innehalten. Tagesziel der beiden ist das Bivacco Oggioni, eine Blechschachtel in exklusivster Panoramalage, 3151 Meter über dem Meer. Für normal­ sterbliche Alpinisten ist eine Übernachtung in dieser Not­ unterkunft der einzige Weg, den Nordostgrat halbwegs entspannt zu besteigen – vom Rifugio oder aus dem Tal ist es zu weit. Wer dem Erlebnis die volle Würze verleihen will, nimmt im Zustieg zum Bivacco noch die Punta Kennedy mit und reiht somit zwei gewaltige Gratanstiege aneinander. Eine Tour der Extraklasse, die sich Caro und Hannes nicht entgehen lassen wollen. 19


WEGWEISER

EINE ABENTEUERLICHE ROUTE Der Einstieg in dieses Abenteuer ist nicht ganz leicht zu finden. Der schneebedeckte Gletscher schmiegt sich auf der Nordseite an den Grat und zieht sich an verschiedenen Stellen rinnenförmig in Richtung Schneide, als wolle er Bergsteiger zum Eintritt in eine schier unendliche Kletterreise locken. Ein Topo oder detaillierte Beschreibungen zum Ostgrat der Punta Kennedy haben Caro und Hannes im Vorfeld ergebnislos gesucht. Zwei Schlüsselseillängen im vierten Schwierigkeitsgrad – darüber sind sich die einzeilige Anmerkung im Alpinführer und die wenigen Erlebnisberichte im Internet zumindest einig. Der restliche Grat ist Kletterei bis zum oberen dritten Schwierigkeitsgrad und damit wohl nicht näher beschreibenswert. Viele zeitraubende Meter mit unklarer Wegführung und mittelmässigem Fels später taucht unverkennbar die Schlüsselstelle auf. Der Grat verengt sich und steilt auf. Die erste Seillänge ist plattig, die Möglichkeiten, mit mobilen Sicherungsmitteln nachzubessern, kaum ­vorhanden. Immerhin ragen weiter oben hier und da Schlaghaken aus engen Rissen, die ersten eindeutigen Begehungsspuren der gesamten Tour, ganze vier Stück auf insgesamt 40 Metern. Die schweren Bergstiefel suchen Halt auf flachen Reibungstritten, Hannes wird mal wieder klar, wie unangenehm sich ein alpiner Plattenvierer im kletterschuh-verwöhnten Zeitalter anfühlen kann. Um die Nerven zu beruhigen, legt er eine Bandschlinge

Gipfelglück an der Punta Kennedy, den Piz Bernina zieren Wolkenfetzen.

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Das Wasser für den Morgenkaffee will im Bivacco Oggioni erst mal aus Schnee geschmolzen werden. Dafür ist der Blick auf den Sonnenaufgang inklusive.

über ein angedeutetes Felsköpfchen, dessen Nase sich auf der Platte nur minimal nach oben wölbt. «Versuchen kann man es ja mal», ruft er zu Caro hinab und schiebt sich beherzt auf den nächsten Tritt. Die zweite Schlüssellänge ist deutlich steiler. Im griffigen Fels weicht die Anspannung einem breiten Grinsen – auch, wenn weder Absicherung noch Wegfindung Sportkletter-­Gefühle aufkommen lassen. Immerhin nimmt der Fels hier zwischen den Schlaghaken willig Friends und Keile auf. Während die Touren an den beliebtesten Kletterbergen des Bergells meist sanft saniert wurden, finden sich auf dieser Führe bis zum Gipfel keine Bohrhaken, ein dicker Pluspunkt für den Abenteuer- und Einsamkeitsfaktor. EINSAM AM BERG Die zweite Grathälfte zur Punta Kennedy ist reiner Genuss. In festem und griffigem Granit zackt sich die Schneide schier endlos in Richtung Westen, traumhafte Kletterei bis in den oberen dritten Schwierigkeitsgrad. Wie im Rausch spulen Caro und Hannes Meter um Meter zum Gipfel, die drohende Dämmerung drückt zusätzlich aufs Tempo. Felsköpfchen für Bandschlingen, Rissverschneidungen für Klemmgeräte: Die Strukturen scheinen wie gemacht für Kletterer. Kaum zu glauben, dass auch der Bergeller Granit


BERGELL

vergänglich ist: Im Winter 2011 stürzten am berühmten Kletterberg Cengalo zwei Millionen Kubikmeter Fels ins Tal, das entspricht dem Volumen von 2500 Einfamilienhäusern. Die Punta Kennedy bleibt heute standhaft. Vom Gipfel ist die rot schimmernde Blechschachtel des Bivacco Oggioni nicht mehr zu verfehlen, romantisch schmiegt sie sich 150 Höhenmeter tiefer in den Sattel zwischen Monte Disgrazia und Pizzo Ventina. Die letzten Meter über den firnigen Gletscher werden zum Schaulaufen der Gefühle. Die Abendsonne taucht die umliegenden Berge in zartes Rosa, beim Blick nach rechts fällt direkt der Piz Bernina ins Auge, an dessen berühmten Biancograt sich Caro und Hannes auch schon in die Perlenschnur der Berg­ steigermassen eingereiht haben. Heute haben sie seit dem Frühstück im Rifugio Porro nicht einen Menschen gesehen. Das ändert sich auch nicht, als sie die Tür der Blechschachtel öffnen, erleichtert und betört von den Eindrücken des Tages bereiten sie ihr Lager für die Nacht. EINE LEGENDE AUS STEIN Die Sonne hat sich gerade über die Gipfel der Engadiner Bergriesen geschält, als Caro und Hannes am oberen Ende der Firnflanke ihre Steigeisen verstauen und in die Granitreise zum Disgrazia-Gipfel starten. Der Tag beginnt, wie der letzte aufgehört hat: genussvolle Kletterei

SIEBEN PÄSSE Auch Wanderer kommen in der Region auf ihre Kosten. Ein echtes Highlight ist beispielsweise der Sentiero Roma. Sieben Pässe werden in fünf Tagen überquert. Der Weitwanderweg führt auf der Südseite entlang sämtlicher Bergeller Granitriesen. Landesgrenze

SOGLIO

CH

CHIAVENNA

CHIAREGGIO

Pizzo Badile

Monte Sissone

IT

Monte Disgrazia SAN MARTINO

I N S P I R A T I O N 0 3   /  2 0 17

Wanderweg

Abmarsch am Bivacco Oggioni, den Gipfel des Monte Disgrazia und die «Corda Molla» bereits im Blick.

mit atemberaubenden Tiefblicken. Schier endlos zieht sich der Grat nach Südwesten auf den höchsten Punkt des Bergells zu. Was vom Bivacco wie ein Katzensprung wirkte, offenbart sich als ständiges Auf und Ab durch rot leuchtenden Granit. Die Schlüsselstelle des Anstiegs ist zugleich Namensgeber der Tour: Via «Corda Molla». Wie ein «hängendes Seil» zieht eine gut 45 Grad steile Firnschneide zu den Gipfelfelsen. Bei gutem Trittfirn ist die Passage nicht allzu schwer. Heikel wird es bei Blankeis, denn die Flanke fällt steil ab, um dann in einem Abbruch über dem Disgrazia-Gletscher zu enden. Zusätzliche Eisschrauben sollten unbedingt im Gepäck sein. In griffigem Firn stapfen Caro und Hannes die ersten, flacheren Meter hinauf. Auf halber Strecke hat der schwindende Schnee eine Felsnische freigegeben, in der ein Stand aus soliden Schlaghaken für Entspannung sorgt. Die zweite Hälfte steilt deutlich auf und auch der Untergrund wird anspruchsvoller. Hannes versenkt einige Eisschrauben. Auf den letzten Metern zeigt die Schlüsselstelle Zähne: Die Frontalzacken der Steigeisen bohren sich in eine dünne Blankeis-Auflage und krachen auf Granit. Auch das zusätzliche Eisgerät, das Hannes vorsorglich an den vollgepackten Rucksack gesteckt hat, leistet nervenschonende Dienste. Steil leiten die Felsen der schattigen Nordwand von hier zum Gipfel. Trotz unklarer Wegfindung sind die letzten Meter schnell vollbracht, leider kann die Felsqualität nicht mit den hervorragenden Gratpassagen der vergangenen Stunden mithalten. Dennoch: Caro fällt Hannes überglücklich in die Arme. «Was für eine Mega-Tour!» 21


WEGWEISER BERGELL

Vor ziemlich genau einem Jahr standen sie gemeinsam auf dem Bergeller Paradegipfel Piz Badile. Den Weg über dessen Nordgrat hatten sie sich allerdings hart erkämpfen müssen: Stau an jedem Standplatz, wildes Seil-Wirrwarr und rücksichtsloses Gerangel um Griffe, Tritte und Platzierungen. Jetzt können es beide kaum fassen: Auch am Gipfel begegnen sie keinem Menschen. Ein alpines Abenteuer in völliger Einsamkeit. Kurz unterhalb steht mit dem Bivacco Rauzi eine weitere Notunterkunft parat. Ein Blick auf die Uhr verrät jedoch: Noch ist Zeit für den Abstieg zum Bivacco Kima. Als sie sich im bestens ausgestatteten Steinbau Die Abbrüche in der Nordwand vor Augen: An der «Corda Molla» geht's luftig zu. ihr Abendessen auf dem Gaskocher brutzeln, bekommen sie nach 36 Stunden Zweisamkeit zum ersten Mal wieder fremde Gesichter zu sehen: Ein italienisches Pärchen gesellt sich ebenfalls Alternative ausgetüftelt: Über den Passo Mello zurück ins ins heimelige Bivacco Kima, das direkt am beliebten Valmalenco. Dieser Übergang wird in der Literatur kaum Weitwanderweg Sentiero Roma liegt. Auf dem Rückweg erwähnt, aktuelle Infos gibt es keine. Erst der Hüttenwart begegnen sie am nächsten Tag keinem Menschen. Denn des Rifugio Porro konnte über diese Variante Auskunft anstatt ins Veltlin abzusteigen und mit dem Taxi oder Bus geben – zumindest einigermassen: «Not impossible. But zum Ausgangspunkt zurückzukehren, wie es die meisten be careful», hatte er den beiden mit auf den Weg gegeÜberschreitungs-Aspiranten machen, hat Hannes eine ben und von einem kaum mehr genutzten, etwas heiklen Übergang gesprochen. Entsprechend gross sind Freude und Erleichterung, als Caro und Hannes jenseits des Passo Mello die Randkluft auf den Disgrazia-Gletscher überwunden haben – das letzte fehlende Puzzlestück zu einer gewaltigen Überschreitung. Zwei Stunden später stehen sie wieder auf dem staubigen Parkplatz, es riecht nach Holzkohle, Grillfleisch und Sonnencreme. Kaum zu glauben, dass in unmittelbarer Nähe dieses Trubels einsame Abenteuer warten. Ein wahrer Alpinisten-Segen.

Der Weg zum Passo Mello führt durch ein Meer aus Granitbrocken.

Informationen zum Kletterziel Bergell finden Sie unter: baechli-bergsport.ch/bergell

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BERG(ELL) LEGENDEN Die Nordwand des Piz Badile ist eine der sechs legendären Wände in den Alpen. Hier hat nicht nur der grosse Riccardo ­Cassin seine Spuren hinterlassen. Das Bergell ist auch heute noch ein Ziel erster Güte. Bächli Bergs­ port hat, was es in den Wänden und auf Graten braucht.

BÄCHLI ON TOUR «Die im August 1937 erstbegangene Via Cassin ist legendär und auch heute noch respekt­ einflössend!»

BRUNO ADANK FILIALLEITER, BÄCHLI BERGSPORT THUN

Sie wollen selber die Grundlagen für die Begehung von Mehrseillängenrouten erlernen und das Wissen gleich in die Praxis umsetzen? Dann melden Sie sich noch heute an für das Ausbildungswochen­ ende, das von erfahrenen Bächli Bergsport Bergführern im Tessiner Granit durchgeführt wird. baechli-bergsport.ch/ de/baechliontour

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Egal, ob Sport-, Alpin- oder Mixedklettern – der Klettergurt AR-395a ist nie fehl am Platz. Taillengürtel und Beinschlaufen sind mit einer speziellen Polsterung ausgestattet, welche die Belastung gleichmässig über die gesamte Breite verteilt und deshalb mit hohem Tragekomfort glänzt. Die Beinschlaufen lassen sich in der Weite verstellen, die Schnal­ len sind selbstsichernd. An vier Materialschlaufen und vier Schlaufen für Ice Clipper ist die Ausrüstung stets in Griffweite.

Fürs Klettern, Klettersteige und Wandern: Diese Hose ist vielseitig einsetzbar. Dank 4-Wege-Stretch-Material und ergonomischem Schnitt macht sie jede Bewegung mit. Zwei reissverschlussgesicherte Einschubtaschen und eine Beintasche bieten genügend Stauraum für Karte und Kleinigkeiten. Die Hose verfügt über Gürtelschlaufen, ist aber ansonsten am Bund sehr flach gehalten. Auch die Nähte an den Beinen sind seitlich versetzt, um Scheuerstellen zu vermeiden. Eine PFC-freie Ausrüstung hält Wasser ab.

Der Spirit ist der komfortabelste Allround-­ Kletterschuh der Red-Chili-Produktpalette und deshalb besonders für Einsteigerinnen eine gute Wahl. Er wurde über einem leicht asymmetrischen Leisten gefertigt, die Ferse ist gedämpft. Mit einem Fussbett aus Leder sitzt er präzise, über drei Klettverschlüsse lässt er sich zusätzlich perfekt an den Fuss anpassen. Die zweiteilige Zunge ermöglicht es, bequem und einfach in den Schuh einzusteigen.

AR-395A ARC’TERYX Gewicht 395 g Preis CHF 159.—

LIZARD II W PANTS HAGLÖFS Gewicht 310 g (Grösse M) Preis CHF 159.—

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ALTER FALTER!

Für die meisten Berggänger gehören Trekkingstöcke inzwischen zur Grundausrüstung. Entsprechend breit gefächert ist das Angebot, das von der ultraleichten Fixlänge bis zum mehrteiligen Faltstock reicht. Wie findet man das Paar, das passt? Fünf Fragen, fünf Antworten.

TEXT THOMAS EBERT

FALT- ODER TELESKOPSTOCK – WAS EIGNET SICH FÜR WELCHEN EINSATZ? Das hängt vom Einsatzzweck ab, ist aber auch ein bisschen Geschmackssache! Für die mehrtägige Trekkingtour und die winterliche Skitour empfehlen sich Teleskop- oder Faltstöcke, deren Länge man dem Gelände anpassen kann. Sie lassen sich ohne grossen Kraftaufwand und mit Handschuhen bedienen und lassen sich auch bei tiefen Temperaturen fixieren. Faltstöcke funktionieren über ein Spannseil im Inneren, ähnlich einer Lawinensonde. Ihr grosser Vorteil ist das winzige Packmass, was nicht nur auf Reisen sehr praktisch ist. Weil jedes Segment auf dem anderen liegt, können sie auch unter hoher Belastung nicht durchrutschen und den Besitzer aus der Balance bringen. Die meisten Faltstöcke lassen sich zusätzlich um einige Zentimeter in der Länge verstellen. Es gibt aber auch Fixlängen, die sich eher für Skifahrer und Freerider eignen. Fixlängen sind leichter und zeichnen sich durch ein besseres Schwungverhalten aus. Natürlich kommen aber auch Teleskopstöcke beim Skifahren zum Einsatz. 24

VIELE STÖCKE SIND HEUTE AUS CARBON. HALTEN DIE WIRKLICH? Carbonstöcke sind sehr leicht und trotzdem hochstabil! Für Trailrunner sind sie die erste Wahl. Allerdings verbiegt sich Carbon im Extremfall nicht (so wie Aluminium), sondern bricht – dessen muss man sich beim Kauf bewusst sein. Da Carbon anfälliger gegen harte Schläge ist, wird das unterste Stocksegment oft mit Aluminium ummantelt. Vorteil im Winter: Carbon ist besonders kälteresistent. WORAUF MUSS ICH BEIM GRIFF ACHTEN? Ein sehr individuelles Thema. Griffe aus Kunststoff sind preiswerter, aber auch schwerer, und die Hände neigen zum Schwitzen. Deutlich angenehmer bei warmen Temperaturen sind Griffe aus Kork. Ebenso griffig, aber noch leichter und schön weich sind Schaumstoffgriffe, die zudem auch Vibrationen dämpfen. Jeder Hersteller formt seine Griffe anders – hier hilft nur ausprobieren in der Bächli Bergsport Filiale. Trekker und Skitourengeher sollten auf


E XPERT TREKKINGSTÖCKE

einen verlängerten Griff am Schaft achten, der es erlaubt, in steilerem Gelände schnell tiefer zu greifen. STIMMT ES, DASS MAN MIT STÖCKEN SEINEN GLEICHGEWICHTSSINN VERLIERT? Das Gehen mit Stöcken reduziert nachweislich die Belastung auf Knie und Sprunggelenke. Bei schwerem Gepäck, losem Untergrund oder steilen Passagen kann zudem das Gleichgewicht leichter ausbalanciert werden. Ohne Stöcke ermüdet man schneller, da die Muskulatur in den Beinen, der Hüfte und im Rumpf viel mehr arbeiten muss. Ausserdem können Stöcke auch eine psychische Stütze sein. Es empfiehlt sich jedoch, auch ab und zu ohne Stöcke zu gehen, damit die Stabilisationsmuskulatur sowie der Gleichgewichtssinn weiterhin gut trainiert bleiben. GIBT ES AUCH EINEN STOCK FÜR SOMMER UND WINTER, WENN ICH NUR EIN PAAR KAUFEN WILL? Natürlich gibt es das! Neben persönlichen Vorlieben (Gewicht, Packmass, Material ...) ist es wichtig, ein Modell mit auswechselbaren Tellern und Spitzen zu kaufen. Für normales Trekking und weiches Gelände sind kurze Spitzen angebracht, auf Wintertouren und eisigem Untergrund bieten lange Spitzen mehr Halt. Kleine Teller bleiben beim Wandern nicht so schnell zwischen Felsen und Gebüschen hän­ g­en, grosse Teller braucht es im Winter, damit man im Schnee nicht zu stark einsinkt.

RAUSGEPICKT So unterschiedlich die möglichen Einsatz­ zwecke, so verschieden auch die Produkteigenschaften – eine feine Auswahl.

LEICHT UND FIX Ein leichter, faltbarer Stock aus Carbon mit verlängertem EVA-Schaumstoffgriff, austausch­ baren Spitzen und besonders niedrigem Gewicht – der Distance Carbon Z richtet sich an Trailrunner, Speedhiker und minimalistische Trekker. Je nach Fixlänge (110-130 cm) liegt das Gewicht bei nur 285-295 g pro Paar. DISTANCE CARBON Z BLACK DIAMOND Gewicht 285-295 g pro Paar Preis CHF 135.—

GANZJAHRES STOCK Zusammengelegt misst dieser robuste ­Aluminiumstock nur 38 cm, voll entfaltet lässt er sich zwischen 110 und 130 cm ­s­tufenlos verstellen. Für guten Griff sorgen der ergonomische Aergon-Griff aus offen­ porigem EVA-Schaumstoff, samt Manschette für Querungen. MICRO VARIO TI SYSTEM LEKI Gewicht 540 g pro Paar Preis CHF 155.—

ANDREA BRÄNDLI PRODUKT MANAGERIN HARTWAREN «So findet man die Stocklänge heraus: Stöcke am Griff umfassen und auf ebenem Boden aufsetzen. Liegt zwischen Unter- und Oberarmen ein rechter Winkel, ist die Länge ideal. Alternativ hilft diese ­Faustregel: Körpergrösse x 0,68.»

WEICH MACHER Aufsteckbarer Gummipuffer für besten Halt und Grip beim Gehen auf Asphalt oder als Schutzkappe im Reisegepäck. GUMMIPUFFER TREKKING LEKI Preis CHF 9.—

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STERNEN KÜCHE

Egal, ob am offenen Feuer oder auf dem Kocher, im Klettercamp oder auf der Wanderung: Kreatives Kochen ist auch draussen mög­ lich. Weshalb also nicht einfach bei schönem Wetter die Küche ins Freie verlagern? An die Pfannen, fertig, los!

TEXT MIRJAM MILAD

Als Kind haben wir draussen im Sommer mit Leidenschaft Sandkuchen «gebacken» und Blütensuppe «gekocht». Dabei ging es nicht alleine darum, das Kochen nachzuahmen, sondern auch darum, kreativ zu sein, etwas mit dem zu machen, was die Umgebung uns bot. Später wurde zusammen mit den Grossen am Lagerfeuer gegrillt oder Schlangenbrot gebacken. Erwachsen geworden, «spielen» wir immer noch gerne an der frischen Luft. Beim Brätlen sind viele Outdoorsportler echte Profis. Aber wie spielerisch gehen wir an die anderen Kochdisziplinen heran?

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SCHNELL GEZAUBERT Wie sehr wir uns ins Zeug legen können, hängt natürlich auch von der jeweiligen Situation und den Bedingungen ab. Wer nach einem anstrengenden Tag auf Tour endlich ins Zelt kriecht, freut sich mit Recht über die fast fertige Trekkingmahlzeit. Sie liefert viel Energie bei minimalem Aufwand. Alles, was zu tun bleibt: Wasser aufkochen, auf die dehydrierte Nahrung giessen, umrühren, Packung verschliessen und einige Minuten warten. Egal, ob mit Fleisch, vegetarisch oder vegan; Frühstück, Hauptmahlzeit oder Dessert: Bei Bächli Bergsport gibt es mittlerweile eine grosse Auswahl an Leckereien. Ein Dessert zum Abschluss geht immer – auch weit weg vom heimischen Kühlschrank


EXPERT OUTDOORKÜCHE

oder dem Lieblingsitaliener. Das Mousse au Chocolat (z. B. von Trek'n Eat) für Outdoorer wird einfach mit Wasser angerührt und braucht nicht viel Platz im Rucksack. Jedenfalls nicht für lange – die Wahrscheinlichkeit, dass sie schon am ersten Abend «verschwindet», ist jedenfalls sehr hoch. Mit etwas Glück werden die Gerichte mit frischen Zutaten verfeinert: An warmen Standorten im Süden findet man wilden Thymian, in nährstoffarmen Wäldern Heidelbeeren. Wildfrüchte, Speisepilze oder frische Kräuter machen häufig das gewisse Etwas in der Trekking-Mahlzeit aus. Alternativ lassen sich Kräutermischungen, gefriergetrocknetes Obst und Gemüse von zu Hause mitnehmen (z. B. von Lyofood). Tipp: Wo es das Klima erlaubt, ein Stück Trockenwurst oder Hartkäse einpacken. Das Plus an Geschmack wiegt ein paar Zusatzgramme im Rucksack locker auf. FASZINATION DES FEUERS Sich beim Kochen unter freiem Himmel so richtig austoben – das geht besonders dann, wenn es nicht auf das Gewicht von Zutaten und Zubehör ankommt: im «Basislager», im Klettercamp, auf der Kanutour oder beim Picknick am See. Brätlen, schmoren, kochen, backen … alles ist auch draussen möglich. Und oft reicht hierfür schon die Kochstelle in ihrer ursprüng-

OUTDOOR KOCH-KURSE VON PROFIS LERNEN Draussen Kochen ist kein Hexenwerk. Es gibt mittlerweile zahlreiche Kursangebote. swisslocaltravel.ch/ erlebnisse/gruppenerlebnisse/ outdoor-kochkurs/

lichsten Form – das Lagerfeuer. Kaum etwas fasziniert uns auf ähnliche Weise: Stundenlang können wir in die tanzenden Flammen starren, auf das leise Knacken und Knistern der Glut lauschen und nebenbei Essen zubereiten. Wann genau der Mensch begann, die Kraft des Feuers für sich zu nutzen, ist nicht eindeutig belegt. Bekannt ist allerdings, dass bereits vor mehr als 30’000 Jahren Pyrit und Feuerstein zum Feuermachen eingesetzt wurden. Durch das Kochen wurde Nahrung nicht nur leichter verdaulich, auch Krankheitserreger konnten abgetötet und Fleisch durch Räuchern länger

BÄCHLI BERGSPORT BUCHTIPPS

«Essbare Wildpflanzen einfach bestimmen», AT Verlag, CHF 21.90

«Wildes Brot. Archaisch backen im Freien – am Feuer, über der Glut, auf dem Grill und im Ofen», AT Verlag, CHF 26.90

«Wilde Küche. Das grosse Buch vom Kochen am offenen Feuer», AT Verlag, CHF 32.90 27


EXPERT OUTDOORKÜCHE

haltbar gemacht werden. Noch Anfang des 20. Jahrhunderts wurde bei uns am offenen Feuer gekocht. Entsprechend haben viele Utensilien, die in der Outdoorküche eingesetzt werden, wie Schmortöpfe oder Feuerschalen, eine lange Tradition. Was früher Notwendigkeit war, ist heute purer Genuss: Über dem Feuer lassen sich nicht nur Fleisch und Gemüse, sondern auch Brot oder Pizza zubereiten. Eine simple Variante ist das «Bannock-Brot». Das Grundrezept besteht lediglich aus Mehl, Wasser und Salz und kann nach Belieben abgewandelt werden – zum Beispiel mit Zwiebeln und Speck oder Käse und Kräutern. Empfehlung für Romantiker: Die Liebste oder den Liebsten mit einem 5-Gänge-Outdoor-­ Menü im «Eine-Millionen-Sterne-Restaurant» überraschen. Oder wie wäre es mit einem gemeinsamen Outdoor-Kochkurs?

BÄCHLI SERVICE EINKAUFSBEGLEITUNG Unsicher, welcher Kocher für den geplanten Einsatz am besten ge­ eignet ist? Am besten lassen Sie sich beraten. Der Bächli Bergsport Einkaufsbegleiter hilft gerne weiter. baechli-bergsport.ch/de/Service/ Einkaufsbegleiter.htm

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DREI MAL DRAUSSEN KOCHEN Leicht oder luxuriös? Unterschiedliche Kocher plus Zubehör für unterwegs.

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Ein ultraleichter, vielseitiger Gaskocher für den ganzjährigen Einsatz. Über eine 34 cm lange Schlauchleitung mit der Kartusche verbunden, steht der Kocher separat und stabil auf dem Untergrund. Bei niedrigen Temperaturen wird die Kartusche einfach auf den Kopf und die ausklappbaren Standfüsse gestellt, wodurch Flüssiggas durch die Leitung fliesst. Die Flamme lässt sich präzise regulieren. Durchschnittliche Kochzeit für 1 Liter Wasser: 4,5 Minuten. Windschutz inklusive.

Ein Kocher, zig Möglichkeiten: Der «OmniFuel» macht seinem Namen alle Ehre und funktioniert mit Flüssiggas, Benzin, Diesel, Petroleum und sogar Kerosin. Und das sogar bei Temperaturextremen oder auf grosser Meereshöhe. Die durchschnittliche Kochzeit für 1 Liter Wasser beträgt etwa 3 Minuten, hinzu kommen ca. 40 Sekunden für die Vorwärmzeit. Die Flamme lässt sich präzise regulieren.

«Glamping» ist ein Wortspiel aus Glamour und Camping, denn Komfort, Stil und Genuss werden bei dieser Art des Draussenseins grossgeschrieben. Bächli hat den passenden Grill: Der leistungsstarke Zwei-Flammen-­ Kocher «Onja» vereint Design und Funktionalität. Zusammengeklappt wird er am Gurt über der Schulter getragen, aufgeklappt steht er stabil und bietet zwei grösseren Töpfen oder Pfannen Platz. Die Abdeckung aus Eichenholz ist zugleich Schneide- und Servierbrett.

VEGA OPTIMUS Gewicht 178 g Preis CHF 99.—

OMNIFUEL PRIMUS Gewicht 450 g Preis CHF 235.—

ONJA PRIMUS Gewicht 3000 g Preis CHF 159.—

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TERRA SOLO COOK SET OPTIMUS Gewicht 200 g Preis CHF 39.—

PRIMETECH POT SET PRIMUS Gewicht 450 g Preis CHF 89.—

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EXPERT OUTDOORKÜCHE

ANDREA BRÄNDLI PRODUKT MANAGERIN KOCHEN Mein Outdoor-Rezept-Tipp: Alpenheu-Suppe (für ca. 4 Personen) Eine gute Hand voll frisches Bergheu mit ca. 3-4 dl Wasser aufkochen. Eine Stunde ziehen lassen und absieben. Eine Zwiebel klein hacken und mit Butter andämpfen, dann den Alpenheu-Sud mit 2 dl Vollrahm und 1 dl Milch erneut aufkochen. Mit Salz, Pfeffer und, je nach Geschmack, etwas Muskatnuss abschmecken. Ich füge der Suppe noch etwas Weisswein und Gemüseboullion zu. Je nach Konsistenz mit etwas Mehl abbinden. Guten Appetit!

VOLLGAS AM OUTDOOR-HERD Auf Mehrtageswanderungen, Hochtouren oder bei der Biwaknacht auf dem Lieblingsgipfel – überall dort, wo ein Feuer zu umständlich, zu gefährlich oder nicht möglich ist, haben Trekking-Kocher Vorrang. Der erste russfreie Kerosinkocher wurde übrigens 1892 in einer Stockholmer Garage gebaut – seine Entwickler, Lindqvist und Svensson, nannten ihn «Primus». Die tragbaren Kocher der Schweden kamen auf vielen Expeditionen zum Einsatz, so auch bei Amundsens Eroberung des Südpols oder Hillarys und Norgays Erstbesteigung des Everests. Gas-, Benzin- oder Multifuelkocher, einflammig oder mehrflammig, mit oder ohne Schlauch, als kompaktes System aus Kocher und Topf ... heute haben wir die Qual der Wahl. Vorteil der Benzin- und Multifuelkocher: Sie funktionieren temperaturunabhängig. Zudem ist geeigneter Brennstoff nahezu überall auf 30

der Welt verfügbar. Spezielles Reinbenzin (z. B. von Optimus oder Primus) verbrennt rückstandsfreier. Nachteil: Die richtige und sichere Handhabung der Kocher erfordert etwas Übung. Gaskocher sind unkomplizierter und sauberer in der Anwendung, passende Kartuschen sind aber nicht überall erhältlich. Während herkömmliche Kartuschen bei Kälte an Leistung verlieren, ermöglichen spezielle Wintergas-Kartuschen (z. B. von Primus) den Einsatz bei Temperaturen bis etwa -20 Grad. Bei einigen Gaskochern lässt sich das Ventil besonders fein regulieren, wodurch ein gleichmässiges, langsames Köcheln ohne Anbrennen möglich ist – perfekt, um (selbst in nur einem Topf) etwas aufwendiger zu kochen. Wie wäre es mit feinem Pilz-Risotto oder Ratatouille mit frischen Kräutern? Mehrflammige Gaskocher im stabilen Gehäuse eignen sich dagegen besonders für die komfortable Campingküche. Kocherfrage geklärt? Pfannen und Besteck parat? Dann steht dem Frischluft-Menü nicht mehr viel im Weg. Keine Sorge, wenn nicht alle Zutaten zur Hand sind – das Improvisieren und Abwandeln zeichnet die Outdoor-Küche ebenfalls aus. Eben aus dem, was möglich ist, schmackhafte Mahlzeiten zu kreieren. Und dann heisst es: Servieren und geniessen! Am besten im umweltfreundlichen Geschirr (z. B. von EcoSouLife). Übrigens, für die «Nachwuchs-­ Outdoor-Köche»: Die leichten Tassen und Schüsseln eignen sich auch hervorragend zum Sandkuchen-Backen ...

ZUSATZ INFO Detailinformationen zu den erwähnten Produkten finden Sie online unter baechli-bergsport.ch/ Camping-De.htm


WE PUSH OUR FABRICS TO THE LIMIT.

WILL YOU?

ENGINEERS OF ACTIVE LAYERS SINCE 1946


P A R T N E R C H E C K

P R A N A


PA R T NE R C HEC K P R A N A

MEHR GEBEN ALS NEHMEN Das Wort «Prana» bedeutet im Hinduismus Lebensenergie. Die ist der sympathischen Bekleidungs­ marke aus Kalifornien eindeutig inne: Vor 25 Jahren in einer Garage in der Surfer-Stadt Carlsbad gebo­ ren, begeistert sie auch heute noch Kletterer, Yogis und Abenteurer mit bequemen Schnitten und einer läs­ sigen Optik – und setzt Massstäbe in Sachen Nachhaltigkeit.

TEXT MIRJAM MILAD FOTOS  ZVG

C

arlsbad/Kalifornien, Anfang der 1990er-Jahre. Pam und Beaver Theodosakis sind leidenschaftliche Kletterer und Yogis. Und sie sind unglücklich mit der engen, technischen Sportbekleidung, die in der Kletterszene getragen wird. In einer Garage entwerfen sie deshalb ihre eigenen Hosen und Shirts, schneidern die ersten Stücke selbst, versehen sie mit Etiketten aus handgemachtem Recyclingpapier und verschicken sie in gebrauchten Obstkisten. Sie nennen ihre Marke «prAna», was im Sanskrit für Lebensenergie steht und tief mit der Yogaphilosophie verwurzelt ist.

I N S P I R A T I O N 0 3   /  2 0 17

Die Gründer von prAna, Pam und Beaver Theodosakis, treffen mit ihrer Bekleidung den Nerv der Zeit.

SCHWEIZER VERBINDUNGEN Zwei Jahre später ist die Bekleidung in neun spezialisierten Läden in den USA erhältlich. Der erste Exportmarkt ist die Schweiz. Zufällig. Ein gemeinsamer Freund stellt den Kontakt her zwischen Beaver und dem Schweizer Kletterer Michi Wyser, der mit seiner Outdoor-Handelsfirma Gecko Supply ein feines Händchen für spannende Marken hat. Sie verabreden sich auf der ISPO-Messe in München. Am Vorabend übernachtet Michi beim Münchner Kletterer Toni Lamprecht, wo ihn eine wilde Punkrock-Party erwartet. Er erinnert sich: «Ich gehe trotzdem irgendwann schlafen – schliesslich habe ich am nächsten Tag einen wichtigen Termin. Als ich mich am Morgen aus der Wohnung stehlen will, wacht Toni auf und beschliesst kurzerhand, mich zu begleiten. Also erscheine ich mit

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PA R T NE R C HEC K

«Es war Liebe auf den ersten Blick.» MICHI WYSER

Erstes prAna-Salesmeeting 1996 mit Michi Wyser (vorne rechts).

diesem riesigen, völlig verkaterten Punk mit rotem Iro zu meinem Termin. Und dann sehe ich Beaver – im Anzug!» Doch: «Es war Liebe auf den ersten Blick.» Michi wird Distributor für prAna, der erste überhaupt. In den Folgejahren finden die ersten Verkaufstreffen statt – jedes Jahr in einem anderen Klettergebiet. Unter den ersten Kunden war auch schon Bächli Bergsport – seit nunmehr 17 Jahren bildet die Marke Bestandteil des Sortiments. VERKÖRPERUNG EINES LEBENSGEFÜHLS Von Anfang an wurde die Kleidung für unterschiedliche Aktivitäten konzipiert und verkörpert dabei den südkalifornischen Lebensstil. «Vielseitig, abenteuerlustig, dabei nachhaltig und verantwortungsvoll», erklärt Sasha Dietschi-Cooper, Vice President Sales bei prAna. Die Erweiterung des Produktspektrums um Wassersport-Bekleidung, unter anderem für Surfer oder Stand-up-Paddler, passt gut ins Konzept. Eine Reihe assoziierter Athleten, unter ihnen Kletterer, Surfer, Yogis und Fotografen, prüfen die Produkte auf Herz und Nieren und geben Feedback zu Schnitt und Funktion. Chris Sharma ist der «Dienstälteste» unter ihnen. prAna unterstützt den 36-jährigen Ausnahme-Kletterer, seit er 14 ist. «prAna ist wie eine Familie für mich», sagt Sharma. «Ich bin quasi mit der Marke und ihren Gründern gross geworden, wir sind zusammen geklettert und zu Wettbewerben gereist. prAna hat mir geholfen, meine Träume zu verwirklichen. Meine Beziehung zur Marke und meine Beziehung zum Klettern sind mehr oder weniger die gleiche.» MEHR GEBEN ALS NEHMEN Heute, ein Vierteljahrhundert nach der Gründung, befindet sich der Sitz von prAna immer noch in Carlsbad. Pam und Beaver haben sich aus den Alltagsgeschäften zurückge-

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zogen, schauen aber regelmässig in «ihrer» Firma vorbei. Aus der einstigen Garagenfirma ist ein global agierendes Unternehmen mit 150 Angestellten geworden. Als Teil der Columbia Sportsgroup, wird die Ware in fünf Flagship­ stores und 1400 Läden weltweit verkauft. Trotz ihrer heutigen Grösse bleiben die Kalifornier ihrer Philosophie treu: mehr geben als nehmen. Mit dem Wachstum der Marke, aber auch der Bedeutungszunahme ökologischer Standards in der Bekleidungs- und Outdoorindustrie, seien auch die Möglichkeiten gewachsen, nachhaltig zu produzieren, sagt Sasha. So war prAna einer der ersten Bekleidungshersteller, der Fair Trade zertifizierte Produkte im Sortiment hatte und ihren Anteil stetig erhöhte. Seit 2010 ist die Marke ausserdem Mitglied der Fair Labor Association. PrAna zählte in den USA auch zu den ersten, die bluesign® zertifizierte

MEILENSTEINE

1992

1996

Pam und ­Beaver Theodosakis gründen die Marke prAna in Carlsbad, Kalifornien.

Der US-Kletterer Chris Sharma erhält mit 14 Jahren den ersten Sponsoringvertrag.


PRANA

Umweltschutz, u. a. durch Energieeffizienz und Recycling, wird auch im Hauptsitz in Carlsbad gross­geschrieben.

Seit drei Jahren im Sortiment: Schwimm­ bekleidung für aktive Wassersportler.

Bekleidung anboten. Nächstes Jahr, zum Sommer 2018, werden sämtliche Baumwollprodukte der Kollektion aus biologisch produzierter Baumwolle bestehen, worauf man bei prAna besonders stolz ist. Rezykliertes Polyester, Wolle – davon ein Grossteil rezyklierte Garne – oder Hanf kommen ebenfalls zum Einsatz. Und: Seit 2011 verzichtet das Unternehmen weitgehend auf den Versand in Plastikverpackungen. Auf diese Weise konnten schon mehr als 10,6 Millionen Plastiktüten eingespart werden. «Ihr Gewicht würde in etwa dem von 25 ausgewachsenen Blauwalen entsprechen», sagt Sasha.

PRANA BEI BÄCHLI baechli-bergsport.ch/De/Marken/ Prana

Und welche Pläne gibt es für die Zukunft? «Unseren Endkunden noch näherzukommen, weitere Gleichgesinnte zu erreichen», meint Sasha. «Es wird keine radikalen Veränderungen geben.» Radikal? Das würde auch gar nicht zu prAna passen.

2000

2010

Bekleidung von prAna ist erstmals im Sortiment von Bächli Bergsport zu finden.

prAna wird Mitglied der Fair Labor Association.

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2014

prAna erweitert das Produktspektrum um Swimwear.

2018

Die Marke wird Teil der Columbia Sportsgroup.

100 % der Baumwollprodukte werden aus ökologisch produzierter Baumwolle bestehen.

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PA R T NE R C HEC K P R A N A

INTERVIEW MIT KLETTERIKONE CHRIS SHARMA

CHRIS SHARMA ... ... kommt 1981 im kalifornischen Santa Cruz zur Welt. Mit 12 Jahren beginnt er zu klettern, schon zwei Jahre später gewinnt er die nationale Bouldermeisterschaft der USA. Er meistert viele der schwierigsten Kletterrouten der USA und weltweit. Darunter «Realization» (9a+), «Es Pontàs» (9a+), «Jumbo Love» (9b) und «La Dura Dura» (9b+). Seit 2007 lebt Sharma in Spanien, wo er 2015 eine eigene Kletterhalle eröffnete.

Als du 14 warst, hast du dich bei prAna um ein Sponsoring beworben. Warum gerade prAna? Ende der 80er-, Anfang der 90er-Jahre dominierten Leggings die Kletter­ mode. Ich war ein Teenager, also ohnehin in einer schwierigen Lebens­ phase. Das war einfach nicht die richtige Zeit für mich, um Leggings zu tragen (lacht). Die lässigen Klamotten von prAna waren dagegen einfach perfekt: Ich konnte sie ebenso gut in der Schule wie beim Training in der Halle oder auf meinen Kletterreisen tragen. Ich ging einfach klettern und war ich selbst. Das war mir immer sehr wichtig: nicht zu versuchen,

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jemand anderes zu sein. Also auch anziehen zu können, was mir gefällt, und trotzdem hart zu klettern. Bei prAna praktiziert man das hinduistische Prinzip Seva, den selbstlosen Dienst für die Gemeinschaft. Jeder Mitarbeiter erhält 2 Tage Extraurlaub pro Jahr, um sich für Umwelt und Mitmenschen einzusetzen. Wo engagierst du dich? Ich habe eine Stiftung, die es sozial benachteiligten Jugendlichen er­ möglicht, klettern zu gehen und in der Natur zu sein. Das ist mir sehr wichtig. Ich habe selbst so viel Unterstützung von meiner Kletter-­ Community und Sponsoren wie prAna erhalten, da möchte ich etwas zurückgeben.

wichtig für mein Leben war und ist, finde ich schön. Viele gehen ja auch nach der Arbeit in die Kletterhalle anstatt ins Fitnessstudio, einige von ihnen klettern allerdings niemals am Fels. Letzteres ist für mich schwer verständlich, weil klettern in der Natur für mich immer essenziell war. Aber die Dinge verändern sich und wir müssen uns ein Stück weit anpassen.

Bedeutet Sponsoring auch mehr Druck? Ich habe mich nie unter Druck gesetzt gefühlt. Meine Sponsoren haben mich immer ermutigt, das zu tun, was ich gerne tun möchte, ohne mir etwas vorzuschreiben. Ich denke, ein Athlet gibt einer Marke AuthentiziKlettern hat tät und die Marke auch eine spirisollte ihre Athletuelle Seite für ten dazu ermutidich. Kannst du gen, authentisch das erläutern? zu sein. Aber beiIch habe ganz de Seiten, Sponsor sicher eine und Athlet, sind in spirituelle der VerantworCHRIS SHARMA Seite, die mit tung. Generell allem, was ich lauert ja in allen tue, verbunden ist. Ich habe mich mit Lebensbereichen die Gefahr, seine dem Buddhismus beschäftigt und viel Seele zu verkaufen, den Wettbewerb Zeit mit Meditation verbracht. Wenn in den Vordergrund zu stellen. Aber ich klettern gehe, kann ich mich sehr mich hat nicht der Wettkampf mit leicht mit dem Hier und Jetzt, dem anderen zum Klettern gebracht, Augenblick, verbinden. Für mich ist sondern einfach die Freude daran, das eine Form von Meditation. etwas auf meine Art zu machen, meinen eigenen Weg zu finden. Und Klettern und Bouldern sind zur dazu möchte ich auch andere MenTrendsportart geworden ... schen ermutigen. Sich inspirieren zu Klettern war lange Zeit eher ein lassen, vielleicht an seine Grenzen Nischensport. Zu sehen, dass immer zu gehen. Das ist der Inbegriff von mehr Menschen die Vorteile des Klettern und kann von jedem auf Kletterns für sich entdecken, sich ähnliche Weise erlebt werden, egal, für den Sport begeistern, der so auf welchem Level man klettert.

«Meine Beziehung zu prAna und meine Beziehung zum Klettern sind mehr oder weniger die gleiche.»


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HOCHGENUSS

DAS AROMA DES BERGSOMMERS In der Schweiz verbringt jede fünfte Kuh den Sommer in den Bergen. Wird die Milch gleich dort verarbeitet, kommt Alpkäse auf den Teller. Unterschiedliche Gräser und Kräuter sowie das Handwerk des Käsens ergeben charakterstarke Delikatessen, die per Label geschützt sind.

TEXT MIA HOFMANN FOTOS ZVG

Käse gehört zum klassischen Wander-Proviant vieler Berggänger: Das Milchprodukt, für das die Schweiz auf der ganzen Welt bekannt ist, liefert gleichzeitig Eiweiss und (idealerweise nicht zu viel) Fett. Produziert wird es unter anderem in den Bergen: in zahlreichen Alpwirtschaften, wo man die Spezialität oft auch kaufen kann. Alpkäse lässt sich problemlos im Rucksack verstauen und kann später zu Hause – in Erinnerungen schwelgend – genüsslich verzehrt werden. QUIZFRAGE: ALP- ODER BERGKÄSE? Doch längst ist nicht jeder Käse ein Alpkäse: Nur rund drei Prozent des jährlich in der Schweiz produzierten Käses entstehen auf einer Alp aus Milch von Kühen, Ziegen oder Schafen, die dort den Sommer verbringen. Der Name «Alpkäse» ist deshalb streng geschützt. Das macht Sinn:

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Auf Alpwiesen wachsen oft über hundert verschiedene Gräser und Kräuter – im Tal unten meist weniger als zwölf. Die Luft ist sauberer, und die Milch wird im Idealfall noch warm und ohne lange Transportwege schonend verkäst. Dadurch bleiben die gesunden Nährstoffe und natürlichen Geschmacksträger erhalten: Alpkäse enthält überdurchschnittlich viel Kalzium, was für den Aufbau und den Erhalt von Knochen und Zähnen wichtig ist. Die Schweizer Alpkäse weisen einen hohen Qualitätsstandard auf. Ein grosser Teil davon wird nach dem AOP-Pflichten­ heft hergestellt. Das Label AOP («Appelation d‘Origine Protégée») garantiert, dass der Käse zu 100 Prozent aus dem genannten Ursprungsgebiet stammt. Beispiele dafür sind L’Etivaz, Berner Alp- und Hobelkäse, Tessiner Alp­ käse, Le Gruyère d’alpage, und Vacherin Fribourgeois d’alpage, Alp-Sbrinz und Glarner Alpkäse mit dem AOP-Label.


ALP- UND BERGK Ä SE

Handarbeit: Willi Schmid fixiert ein Rindenstück der Bergfichte um den jungen Käse.

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HOCHGENUSS ALP- UND BERGK Ä SE

«Das Käsen ist eigent­lich eine simulierte Verdauung.» WILLI SCHMID, KÄSER

TILSITER TYPISCH SCHWEIZERISCH? Während der Auswanderungswelle im 19. Jahrhundert emigrierten auch Käser. Einer von ihnen landete in der ostpreussischen Stadt Tilsit und betrieb dort sein Handwerk. Als er Jahre später wieder in die Schweiz zurückkehrte, brachte er Rezept und Name der heute so typisch schweizerischen Käsespezialität mit.

SBRINZ VON BRIENZ IN DIE WELT Zu den bekanntesten Käsesorten der Schweiz gehört der Sbrinz: Sein Name ist vermutlich romanischen Ursprungs und kann mit dem rumänischen Wort brinza in Verbindung gebracht werden. Auch Brienz gilt als Namensgeber, weil das Dorf am Brienzersee im Mittelalter der Hauptumschlagplatz für Sbrinz war. Viele Schweizer sprechen den Namen immer noch in zwei Silben (Schbri-enz – mit Betonung auf dem i) aus.

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Lechzt nach Streicheleinheiten: Auch die «Bergfichte» braucht beim Lagern Pflege.

Neben Alpkäse gibt es auch Bergkäse: Dieser wird ebenfalls in Gebirgsregionen hergestellt, meist aber in Dorfkäsereien im Tal und das ganze Jahr über, also auch, wenn die Tiere im Stall stehen und mit Heu gefüttert werden. So kann es passieren, dass ein Käse aus Milch von Weiden auf 1200 m ü. M. in einer zentralen Käserei zu einem Bergkäse wird, während ein anderer von Weiden auf 900 m ü. M. (aber ­direkt auf der Alp produzierter) das Label Alpkäse erhält. «CASEUS HELVETICUS» Schweizer Käse wird vom römischen Historiker Plinius dem Älteren erstmals im ersten Jahrhundert nach Christus erwähnt, als «Caseus Helveticus». Lange Zeit beschränkt sich der Begriff aber auf Hüttenkäse: Erst im 15. Jahrhundert beginnen die Bauern nördlich der Alpen, mit Lab – einer Substanz aus dem Kuhmagen – Hartkäse herzustellen. Dieser ist viel länger haltbar und war schon damals als Reiseproviant beliebt. Mit der längeren Haltbarkeit folgte der Export nach ganz Europa: Seit dem 18. Jahrhundert ist Käse ein wichtiges Schweizer Handelsgut. Über die Landesgrenzen hinaus bekannt sind die Emmentaler Jürg Wyss (Ju) und Mike Glauser (Mi) von Jumi mit ihren


innovativen Käsespezialitäten. Die beiden Freunde haben sich 2006 selbstständig gemacht und schafften mit der «Belper Knolle» international den Durchbruch. Zu deren Entstehung verhalf wie so oft ein Zufall: Ein Frischkäse wurde im Keller vergessen. Als die zwei Jungkäser ihn wiederfanden, hatte er sich zum trockenen und geschmacks­ intensiven Hartkäse verwandelt. Heute wird die Belper Knolle etwa auf dem Borough Market in London, in Wien und in den Maschinen der Edelweiss Air verkauft.

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DIE KUH HINTER DER MILCH KENNEN Der Pionier-Betrieb aus dem bernischen Boll hat auch zwei Alpkäse im erlesenen Sortiment: «Toms Alpkäse» und «Chrigus Alpkäse». Die erste Sorte ist benannt nach Tom Haldimann, der im Winter bei Jumi aushilft und die Sommer auf der Suldalp bei Grindelwald verbringt. «Chrigu» ist Mike Glausers Bruder, der wie der Vater, der Cousin und der Onkel zu den Milch- oder Käse-Lieferanten der ­Firma zählt. Die Philosophie von Jumi: Zu jedem Käse einen direkten Bezug haben, wie die Produzenten zu den Tieren. «Wenn du 20 Kühe hast, kennst du jede einzelne mit Namen und merkst, wenn ihr etwas fehlt», erzählt Mike Glauser. Für den 33-Jährigen ist die «schöne Milch» die Basis

«Nur bei separater Aufbewahrung jeder Milch kann jede ihre einzigartige Aromatik beibehalten!»

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WILLI SCHMID, KÄSER

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HOCHGENUSS

für guten Käse. Wichtig seien Kräuter, Gräser und die Gesundheit der Tiere: «Schon die Milch einer einzigen kranken Kuh von hundert kann die ganze Milch zerstören.» Ein richtig guter Käse muss für Mike Glauser zwei ­Geschmackswellen haben: Nach der ersten Explosion im Mund folge die zweite, mildere Stufe. Wie bei einem Wein komme es beim Käse sehr darauf an, zu welchem Zeitpunkt man ihn geniesse: «Was es ausmacht, ist die Bitternote, die sich mit der Zeit mehrmals verstärkt und wieder abklingt.» ROHMILCH FÜR MEHR GESCHMACKSNUANCEN Bei Willi Schmid von der Städtlichäsi Lichtensteig im Toggenburg besteht jeder Käse garantiert aus der Milchlieferung von einem einzigen Hof: «Nur bei separater Aufbewahrung jeder Milch kann jede ihre einzigartige Aromatik beibehalten!» Auch ihn haben seine Käsespezialitäten berühmt gemacht: 2010 wurde er mit dem Blauschimmelkäse Jersey Blue gar Käseweltmeister. Der 49-Jährige produziert zwischen 25 und 30 Sorten Käse parallel, verkauft an namhafte Affineure und frisch ab Keller in Lichtensteig im Toggenburg.

In Schmids Sortiment gibt es zwei Bergkäse-Variationen: «Bergfichte» und «Bergmatter». Der erste wird von Hand mit einem Rindenstück der Bergfichte umhüllt, während der zweite nur im Herbst und Winter entsteht, wenn die Kühe von der Schwägalp zurück sind. Der ausgebildete Käser schwört auf Rohmilch: «Durch die Enzyme entsteht ein viel breiterer Geschmack. Schön, rund und nicht scharf.» Wenn man diese beim Erhitzen abtöte, werde der Käse einseitiger. Genau das wolle er aber nicht: «Ich finde es nach wie vor faszinierend, wie viele Geschmacksrichtungen man aus dem faden Saft Milch erschaffen kann!»

«Wenn du 20 Kühe hast, kennst du jede einzelne mit Namen und merkst, wenn ihr etwas fehlt.» MIKE GLAUSER, KÄSER

Fitness? Mike Glauser wuchtet einen «Spahn», im Hinter­ grund liegen «65er» und «Schlossberger».

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ALP- UND BERGK Ä SE

DIE KÄSER AUF WANDERSCHAFT Sowohl Mike Glauser als auch Willi Schmid zieht es immer wieder auch selbst in die Berge. Glauser macht oft ganze Wochenendausflüge zu seinen Produzenten und Freunden. Wenn es um «Wander-Käse» geht, hat er einen klaren Favoriten: den Schlossberger aus dem Jumi-Sortiment. Dieser Hartkäse schwitze nur ein bisschen und sei schön ausgeglichen. «Ob morgens oder abends, mit Wein oder Brot, den kann ich immer essen.» Bei Schmid sind die Wanderungen meist Sonntagsausflüge mit der Familie. Im Rucksack mit dabei ist dann immer der Innerschweizer Klassiker Sbrinz. Der naturverbundene Käser hat auch fürs Wandern ein eigenes Rezept: Er ist immer barfuss unterwegs, egal, ob Geröllhalde oder Kalk, Regen oder Schnee, zwei oder zehn Stunden Marsch. «So bekommt man kein Rückenweh. Man schaut immer, wohin man tritt und sieht alles am Boden.» Auf diese Weise lerne man letztlich die Natur besser kennen: «Und das nützt dann auch wieder fürs Käsen.»

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G I P F E LT R E F F E N T H O M A S S E N F

«DAS TOTALE GLÜCK GIBT’S NUR BEI MAXIMALEM EINSATZ»

Bei einem Speed-Solo-Rekord werden die Bilder meistens nachgestellt: Hier fotografiert Thomas Senf (l.) Dani Arnold in der Matterhorn-Nordwand. Der Urner Extremalpinist durchstieg sie vorher in 1 Stunde 46 Minuten (April 2015).

Thomas Senf gehört weltweit zu den wenigen Alpin-Fotografen, die Extrembergsteiger bei Erstbesteigungen bis auf den Gipfel begleiten können. Im Interview sagt er, wann die stärksten Bil­ der entstehen, was er von Hochrisiko-Touren hält und wo er die Grenzen zieht. INTERVIEW NATASCHA KNECHT FOTOS THOMAS SENF

Thomas Senf, wie gut müssen Sie als Fotograf und Filmer klettern können, um die besten Bergsteiger der Welt zu begleiten? Schon bevor meine Fotografenkarriere startete, kletterte ich mit den Profis. Auf den Expeditionen war ich dann oft der Einzige, der brauchbare Bilder machte. Mittlerweile ist das Fotografieren mein Beruf geworden. Ich gehe aber immer noch als Teil des Kletterteams mit und steige auch mal eine Seillänge voraus, um von oben fotografieren zu können. Es kommt vor, dass ich bei einer Erstbegehung als Erster auf dem Gipfel stehe. Sie klettern auf Augenhöhe mit den Profis und schleppen zusätzlich die schweren Foto- und Filmkameras mit? Stimmt, mein Rucksack ist selten der leichteste von allen. Wir versuchen zwar, das Gewicht der gesamten Expeditionsausrüstung im Team aufzuteilen. Aber grundsätzlich ist der Fotografenjob schon eine Plackerei. Ich bin mehr Packesel als Speedalpinist. 44

Für die Profi-Alpinisten sind gute Bilder wichtig, um ihre Touren vermarkten können. Gibt es so etwas wie ein Drehbuch, bevor Sie aufbrechen? Das ist unterschiedlich. Als ich zum Beispiel mit Stephan Siegrist in den Kaschmir-Himalaja ging, wussten wir im Voraus nicht mal, welchen Berg wir besteigen werden. Da hielt ich spontan fest, was mir relevant schien. Bei einer solchen Expedition versuche ich, mit den Bildern eine runde Geschichte erzählen zu können – so, wie ich sie erlebt habe, und so, dass sie für Aussenstehende nachvollziehbar ist und fesselt. Wann sind Ziel und Erwartungen vordefiniert? Seit vielen Jahren fotografiere ich etwa den russischen Profi-Basejumper Valery Rozov, wenn er als erster Mensch mit dem Flügelanzug von einem Berg springt. Als er 2013 vom Mount Everest segelte, war es meine Aufgabe, dieses eine Bild vom Absprung zu erwischen. Dazu hatte ich genau eine Sekunde Zeit, denn ein Basejump geht extrem schnell. Für mich zählte während der ganzen Expedition diese eine Sekunde. Dafür war ich sechs Wochen unterwegs und stieg auf 7220 Meter.



G I P F E LT R E F F E N

Haben Sie bei solchen HochrisikoAktionen nie Angst, «das letzte Bild» eines Athleten zu machen? Wenn Valery Rozov einen neuen Rekordsprung plant, oder Dani Arnold ein Speed-Solo, setze ich mich vorher intensiv damit auseinander, ob ich dabei sein will. Entscheidend ist für mich, dass der Athlet die Aktion gut geplant hat, dass ich seine Fähigkeiten einschätzen und ihm vertrauen kann, dass er die Aktion bei schlechten Gefühlen oder Bedingungen abbricht. Bei Dani oder Valery ist dieses Vertrauen da. Wenn ich dann mit ihnen unterwegs bin, geht es mir nur noch ums Bild. Ich stelle alle Emotionen ab, verstecke mich vielleicht auch ein bisschen hinter der Kamera.

«Grundsätzlich ist der Fotografenjob schon eine Plackerei.»

In welchen Situationen wird abgebrochen? Mit Valery harrte ich am Uschba in Georgien eine Woche auf 4000 Meter aus bis das Wetter besser wurde und der Cognac aufgebraucht war. Oder diesen Frühling mit Dani in Kanada – er brach das Projekt ab, weil das Risiko zu hoch war. Bleiben wir beim Risiko: Wie wichtig ist es fürs Bild? Es spiegelt sich nicht zwingend im Bild. Ausserdem lassen sich nicht diese Bilder am besten vermarkten, bei denen ein Bergsteiger am meisten Risiko einging. Der Einsatz wird in den seltensten Fällen honoriert – das musste ich auch erst lernen.

Das erste Einfachseil unter 50 g/m.

www.beal-planet.com


THOMA S SENF

Können Sie ein Beispiel nennen? Mit Ines Papert war ich in Kirgistan. Wir wollten die Erstbesteigung der Süd-Ost-Wand am 5842 Meter hohen Mount Kyzyl Asker im Alpinstil realisieren. Vier Wochen quälten wir uns bei minus 20 Grad. Letztlich scheiterte die Expedition an den äusseren Bedingungen. 200 Meter unter dem Gipfel kehrten wir um. Das Leiden, das hinter diesen Bildern steckt, interessierte niemanden. Kein Magazin wollte sie kaufen. Nach einer Tour in Nepal hatten Sie sogar ernsthafte Erfrierungen an den Zehen. Ja. Wir waren in einem Stil unterwegs, den ich «One-Way» nenne: Es gab keine Rückzugsmöglichkeit. Es war ein Schlüsselmoment in meinem Leben. Ich bin glimpflich davongekommen, musste mir aber überlegen, wie viel Risiko ich künftig noch eingehen will. Mit der Erkenntnis: One-Way-Besteigungen sind nichts für mich. Dazu bin ich nicht mehr bereit. Vor sechs Monaten ist Ihr Sohn Ben auf die Welt gekommen. Hat die Vaterschaft Ihre Risikobereitschaft verändert? Interessanterweise nicht. Aber ich bin heute ohnehin anders unterwegs als vor zehn Jahren. Ich machte meine Erfahrungen und hatte mehrmals Glück. Aus Fehlern wird man klug, darum ist einer nicht genug. Ihre Risikobereitschaft ist dennoch grösser als «normal». Ich weiss nicht, was normal ist. Aber ich will nichts schönreden. Bergsteigen ist grundsätzlich gefährlich und Extrembergsteigen noch ein Zacken mehr. Wann entstehen die stärksten Bilder? Sobald es am Berg nicht mehr lustig ist. Wenn schlechtes Wetter herrscht I N S P I R A T I O N 0 3   /  2 0 17

Im besten Licht: Die Neuseeländerin Mayan Smith-Gobat klettert diese Schlüsselseillänge in «Riders on the Storm» als erster Mensch frei. Damit Thomas Senf sie in der ersten Morgensonne fotografieren kann, verlassen sie das Biwak in völliger Dunkelheit. Torre Central, Patagonien (Februar 2016).

«Wenn man im Elbsandstein klettern lernt, kann man überall auf der Welt klettern und findet selbst die wildesten Routen ‹plaisir›.»

und man sich am liebsten nur noch in Daune verkriechen möchte. Warum? Weil es solche Bilder am seltensten gibt, und wir uns alle für solche Aufnahmen überwinden müssen. Ich weiss, dass meine Finger vor Kälte schmerzen, sobald ich die Kamera hervorhole. Die Jungs und Mädels achten nicht mehr darauf, vorteilhaft für die Kamera zu posieren. Sie wollen nur noch heil aus diesem Wetter rauskommen. Für mich sind solche Bilder der Inbegriff von Authentizität. 47


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Können Sie als Fotograf und Filmer die Kletterei überhaupt geniessen? Mit der Professionalisierung geht die Unbeschwertheit verloren, was ich schade finde. In meinem Kopf dreht sich während einer Expedition alles darum, wo ich die besten Positionen finde, welche Bilder es noch geben muss. Sowohl am Berg wie an den Ruhetagen im Lager. Ich kann nie herumsitzen. Am extremsten zeigt sich das auf dem Gipfel. Wenn die anderen erleichtert das Ziel erreichen, kann ich den freudigen Moment nicht geniessen. Ich muss sogleich wieder schauen, von wo ich das schönste Gipfelbild und die Emotionen in den Kasten bekomme. Das ist Teil des Jobs. Für mich übrigens ein Traumjob.

Eisklettern illuminieren: Die Verwirklichung seiner Idee dauert drei Jahre. «Das Ergebnis in einer Grotte in Norwegen übertraf meine kühnsten Erwartungen», sagt Thomas Senf (März 2013).

Wann ist ein Bild perfekt? Wenn es eben authentisch ist und die Kraft und Faszination der Berge zeigt. Wenn der Betrachter sieht, wie klein der Mensch im Gebirge doch ist. Für mich steht immer die Natur im Vordergrund. Ich gebe den Bergen Priorität und versuche, den Menschen darin zu platzieren. Um die Gefahr möglichst bildhaft zu inszenieren? Als Fotograf möchte ich vor allem Geschichten erzählen. Und auf einem Bild ist eine Geschichte nur nachvollziehbar, wenn der Betrachter die Emotionen fühlen kann. Dieses Wechselspiel zwischen Gefahr, Leiden, Kälte und Schönheit, Freude, Zufriedenheit. Das totale Glück gibt’s nur bei maximalem Einsatz. 48

«Als Fotograf möchte ich vor allem Geschichten erzählen.»

Sie stammen ursprünglich aus Leipzig in Ostdeutschland. Wo haben Sie klettern gelernt? Im Elbsandstein. Er ist psychisch eines der anspruchsvollsten Klettergebiete der Welt, weil es extrem wenige Bohrhaken hat. Da lernte ich, mit der Angst umzugehen und mich selber wahnsinnig gut einzuschätzen. Ich stand so oft höchst verzweifelt zehn Meter über dem letzten Sicherungspunkt und musste mich selber aus dieser Situation herausbringen. Wenn man im Elbsandstein klettern lernt, kann man überall auf der Welt klettern und findet selbst die wildesten Routen «plaisir». Trotzdem zogen Sie in die Schweiz, wo die Routen meist bestens gesichert sind. Was brachte Sie hierher? Die grossen Berge. Während des Studiums suchte ich eine Praktikumsstelle im Alpenraum. So kam ich zu Mammut nach Seon. Es war Zufall. Nun leben Sie seit 15 Jahren im Berner Oberland. Warum gerade da? Letztlich wegen Stephan Siegrist. Er vermittelte mir damals eine Saison­


THOMA S SENF

stelle als Skilehrer in Gstaad. In dieser Zeit begann ich die Ausbildung zum Bergführer, was schon zu Teenagerzeiten mein grosser Traum, aber für mich als Leipziger Lichtjahre entfernt schien. Jetzt arbeiten Sie aber nicht mehr als Bergführer. Wie sich vieles in meinem Leben durch Zufall ergab, startete auch meine Fotografenkarriere zufällig. Irgendwann musste ich mich zwischen den beiden Berufen entscheiden. Nochmals zurück zur DDR: Als die Mauer fiel, waren Sie 9-jährig. Welche Erinnerungen haben Sie? Für mich war es das Grösste, wenn mir meine Tante aus dem Westen zum Geburtstag eine Büchse Ananas schickte, das gab's bei uns nicht. Lange schämte ich mich dafür, in der DDR aufgewachsen zu sein. Heute bin ich eher stolz. Diese Zeit hat mich stark geprägt. Wäre die Mauer nicht gefallen, was wäre mit mir geschehen? Ich kann mir vorstellen, dass ich an der Mauer erschossen worden wäre, weil ich versucht hätte, zu fliehen. Hat Ihr Freiheitsdrang mit der Mauer zu tun? Als die Mauer noch da war, war ich ein Kind, sie hat mich damals nicht eingeengt. Meinen Freiheitsdrang habe ich unabhängig davon. Aber durch meine Vergangenheit bin ich vielleicht etwas radikaler, wenn es darum geht, mir die Freiheit zu suchen. Dennoch entschieden Sie sich, ein Haus zu kaufen und eine Familie zu gründen. Für Sachen, die mir wichtig sind – wie die Familie –, bin ich bereit, meine Freiheit ein Stück weit aufzugeben. Das bedeutet jedoch nicht, dass ich einen konventionellen Lebensstil führe. I N S P I R A T I O N 0 3   /  2 0 17

Fotografenleben in schwindelerregender Kälte: Vier Wochen lang dient dieses Portaledge Thomas Senf als Büro, Küche und Schlafplatz. 500 Meter über Boden in der Route «Riders on the Storm», Torre Central, Patagonien (Januar/Februar 2016).

VERTIKAL FOTOGRAF Thomas Senf – 1981 in Leipzig geboren – lebt seit 2002 im Berner Oberland und spricht nahezu akzentfrei Schweizerdeutsch. Schon während seines Studiums zum Maschinenbauingenieur zog es ihn in die hohen Wände dieser Welt. Ihm gelangen mehrere Erstbesteigungen und Erstbegehungen in den Alpen, in Asien und in Patagonien. Er ist diplomierter Bergführer und arbeitet seit zehn Jahren hauptberuflich als Fotograf und Dokumentarfilmer der Profi-Alpinisten. Sie schätzen ihn nicht nur wegen seiner Bilder und als Kletterer, sondern auch wegen seiner umsichtigen, humorvollen Art. Sein neuester Film «Tupendeo» wird derzeit an verschiedenen internationalen Bergfilmfestivals gezeigt.

Ihre Lebenspartnerin Rahel ist auch Bergsteigerin. Ist das für Sie wichtig? Ja. Meine vorherige, langjährige Beziehung scheiterte genau daran, dass meine Partnerin ein klassisches Leben führen wollte – und ich das weder konnte noch wollte. Ihr Sohn Ben musste schon mit zwei Monaten zum Bouldern in Frankreich mit ... Bis jetzt funktioniert mein Familienleben, wie ich mir das vorstelle. Ben verbringt viele Stunde in der Hänge­ matte am untersten Bohrhaken. Wegen meiner neuen Familiensituation unternehme ich dieses Jahr auch keine Expedition. Ich will Zeit mit meinem Sohn verbringen und ihn aufwachsen sehen. Das ist mir mehr wert als alles. 49


BERGK AMER AD MICHAEL WICK Y

«STROHBALLEN WAREN IN UNSERER FANTASIE MÄCHTIGE EISWÄNDE» Michael Wicky (52) ist einer der profiliertesten Bergführer und Bergsportexperten der Schweiz. In den Bergen sucht er die Auseinandersetzung mit der Natur und das Abenteuer. Das teilt er am liebsten mit möglichst vielen Menschen.

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TEXT JÜRG BUSCHOR FOTO CHRISTIAN JÄGGI

Vorbilder hatte ich keine in der Familie – und trotzdem war diese Faszination fürs Bergsteigen schon immer da. Ich war ein kleiner Knirps und konnte noch nicht lesen, als ich mir in einer Buchhandlung ein Buch aussuchen durfte. Die Comics interessierten mich nicht, stattdessen entschied ich mich für das Buch ‹Taktik in Fels und Eis› von Paul Etter. Den ersten Schlaghaken erstand ich in der zweiten Klasse, er kostete zwei Franken. Weil ich aber nur 20 Rappen Sackgeld pro Woche erhielt, musste meine Mutter den restlichen Betrag vorschiessen. Zusammen mit meinem drei Jahre jüngeren Bruder übte ich nach der Schule Alpintechniken, wie etwa das Abseilen oder Sichern. Unsere Stiefel versteiften wir mit einer Holzinnensohle und aus Armierungseisen von der Baustelle bastelten wir Frontzacken. Hoch gestapelte Strohballen waren in unserer Fantasie mächtige Eiswände.

Der Weg schien bereits damals vorgezeichnet. Mit 27 Jahren habe ich schliesslich die Ausbildung zum Bergführer abgeschlossen, vier Jahre später mein Physikstudium. Dazwischen kamen unsere zwei Söhne zur Welt. Als Bergführer habe ich lieber Gruppen als Einzelgäste, weil ich den Austausch mit ganz vielen Menschen liebe. Wie entwickelt sich eine Gruppendynamik? Wie kann ich sie positiv beeinflussen? Ich liebe es, wenn man als Gruppe gemeinsam ein Ziel erreicht. Gerade auch dann, wenn es Schwierigkeiten zu überwinden gilt. Die Auseinandersetzung mit der ­Natur und das Abenteuer sind zwei wichtige Elemente, die ich an meinem Beruf schätze. Zusammen mit meinem Bergführer-Kollegen Emmanuel Wassermann habe ich 2000 die Bergschule Bergpunkt gegründet. Die alpinistische Ausbildung war uns immer sehr wichtig. Das zeigen auch die verschiedenen Alpin-Lehrbücher,

die wir publiziert haben. Ich war auch in der Bergführerausbildung tätig, erstelle heute Unfall-Gutachten und Expertisen und unterrichte regelmässig Risikomanagement für das CAS Outdoorsport Management an der HTW Chur.

Impressum «Inspiration», die Kundenzeitschrift der Bächli Bergsport AG, erscheint 4 x jährlich und ist in allen Filialen kostenlos erhältlich. Auflage: 130’000 Exemplare

Redaktion & Layout outkomm gmbh Eichbergerstrasse 60, 9452 Hinterforst Telefon 071 755 66 55 E-Mail info@outkomm.com

Konzept: outkomm gmbh & Hej GmbH

Herausgeber Bächli Bergsport AG Gewerbestrasse 12, 8606 Nänikon Telefon 0848 448 448 (8 Rp./Min.) E-Mail info@baechli-bergsport.ch

50

Druck Bruhin AG, Pfarrmatte 6, 8807 Freienbach Telefon 055 415 34 34 E-Mail info@bruhin-druck.ch

Am 1. Juni 2001 trafen wir Heinz Bächli zum ersten Mal. Schnell war klar, dass wir ähnliche Wertvorstellungen haben – Langfristigkeit, Verlässlichkeit und ein hohes Mass an Professionalität haben seither unsere langjährige Zusammenarbeit geprägt. Bergpunkt bildet seit rund 15 Jahren die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von Bächli Bergsport in halbjährlichen Kursen am Berg aus. Dabei stehen nicht nur die Alpintechniken im Vordergrund, sondern vor allem auch die praktische Anwendung von Produkten. Diese Fachkompetenz macht Bächli Berg­ sport einzigartig.»

Copyright Alle Beiträge sind urheberrechtlich geschützt. Jede Verwendung ist ohne Zustimmung des Herausgebers unzulässig und strafbar. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elek­tronischen und multimedialen Systemen.


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