Bächli Inspiration 2017/02

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DA S BERGSPORTMAGA ZIN

INSPIR AT ION R E P O R TA G E

K A U F B E R AT U N G

HOCHTOUREN: GROSSE GRATE AM MONT BLANC

SOFTSHELLS: WEICH IM GRIFF, HART IM NEHMEN


TRIOLET GTX

STEP FREE Dieser Schuh von SCARPA ist der ideale „Kumpel“ für das klassische Bergsteigen, beim Trekken und auf Klettersteigen. Entsprechend lieben ihn viele Bergführer: Er ist leicht, agil, mit halbautomatischen Steigeisen einsetzbar und schlechthin die perfekte Verbindung von Performance, Komfort und Schutz. Sein Obermaterial ist ein robustes, mit Gore-Tex gefüttertes Wildleder. Gummischutzrand und Pentax-Precision-XT-Sohle garantieren auch im schwierigsten Gelände Halt. Den wunderschönen Schuh gibt es zudem in einer speziellen Damenversion!

WWW.SCARPA.NET

SINCE 1978


ZUSTIEG

INSPIRATION & SELECTION Unser Informationsverhalten ist in stetem Wandel. Wir beziehen immer mehr Informationen aus immer zahlreicheren Quellen. Diesem Umstand trägt Bächli Bergsport Rechnung und hat deshalb die eigenen Kommunikationsmittel einer eingehenden Überprüfung unterzogen. Das Resultat halten Sie in Händen: Unsere Kundenzeitschrift INSPIRATION wurde nach 15 Ausgaben einem Redesign unterzogen und ist jetzt noch serviceorientierter sowie stärker mit den anderen Medien vernetzt. Den Katalog gibt es in seiner bisherigen Form nicht mehr. Stattdessen erhalten Sie ab sofort SELECTION – auf 48 Seiten präsentieren wir Ihnen vier Mal jährlich eine feine und erlesene Produktauswahl aus unserem aktuellen Sortiment. Alle weiteren 70‘000 Artikel finden Sie tagesaktuell auf unserer Website. Auch auf Facebook und Instagram sowie unserem monatlichen Newsletter dürfen Sie von uns zukünftig noch mehr Service, Informationen, aber auch Inspiration erwarten. Bei allen Veränderungen bleibt eines unverändert: Es ist das

«Im Mittelpunkt steht auch in Zukunft der Mensch.»

Selbstverständnis von Bächli Bergsport, aus der Fülle des Angebots jeweils die besten Produkte zu selektieren, selber zu testen und Sie aus eigener Erfahrung umfassend zu beraten. Im Mittelpunkt steht also auch in Zukunft der Mensch. Sie als Kunde, mit Ihren Bedürfnissen. Und unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter – mit all der Erfahrung und Beratungskompetenz. Wir freuen uns deshalb, wenn wir auch in Zukunft Ihr erster und starker Ansprechpartner in Sachen Bergsport sind. HERZLICHST,

FELIX BÄCHLI, GESCHÄFTSFÜHRER BÄCHLI BERGSPORT AG

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GRIGRI® +

Photo © www.kalice.fr

Serienmäßig mit Bremsassistent, Anti-Panik-Funktion und Gangschaltung.

Mit dem GRIGRI + wächst die Familie der Petzl Sicherungsgeräte Das GRIGRI + ist neben dem GRIGRI 2 das zweite bremskraftunterstützende Sicherungsgerät von Petzl. Es verfügt über eine Anti-Panik-Funktion und ist für Seildurchmesser von 8,9 bis 10,5 mm optimiert. Anwender können zwischen einem Vorstiegs- und einem Toprope-Modus wählen. Das Handling ist komfortabel – in der Halle wie am Fels. www.petzl.com


I N H A LT

AUSGABE 02 / 2017 G I P F E LT R E F F E N WEGWEISER

GROSSE GRATE

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Für Alpinisten ist das Mont-Blanc-Massiv der höchstgelegene und vielfältigste Spielplatz Europas. INSPIRATION nimmt Sie auf eine Tour über spektakuläre Grate mit.

AUSSICHT Die schönste Seite der Berge

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3 X 3 Produktneuheiten und Bergsport-News

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WEGWEISER Alpine Grattouren im Mont-Blanc-Massiv Wandern auf der Via Alta Vallemaggia

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EXPERT Hintergrundwissen Softshell-Jacken

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PA R T NERC HEC K Die Schweizer Outdoormarke Exped

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HOCHGENUSS Drei aussergewöhnliche Berghotels

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G I P F E LT R E F F E N Die jüngste Bergführer-Aspirantin

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BERGK AMER AD Hobby-Alpinist Daniel Wirth

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Impressum 50

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BERGFÜHRER-NACHWUCHS Wenn alles nach Plan läuft, dann steckt sich Carla Jaggi in diesem Herbst die Stecknadel der Bergführer an den Fleece-Pullover – als jüngste ihres Berufsstands. Weshalb für die junge Bernerin die Berge auch privat immer in Reichweite sein müssen, erklärt sie im INSPIRATION-Interview.

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DA S BERGSPORTMAGA ZIN

INSPIR AT ION R E P O R TA G E

K A U F B E R AT U N G

HOCHTOUREN: GROSSE GRATE AM MONT BLANC

SOFTSHELLS: WEICH IM GRIFF, HART IM NEHMEN

Titelseite: Nils Wülker auf dem Forbes Grat an der Aiguille du Chardonnet. Der Grat gehört zu den besten Touren oberhalb von Chamonix: Nicht zu schwer, nicht zu lang, nicht zu hoch (3824 m) – und trotzdem gesegnet mit fantastischen landschaftlichen Eindrücken. Foto: Ralf Gantzhorn

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AUSSICHT

AM SILBERNEN TURM Bloss nicht loslassen ...! Der Schweizer Extrembergsteiger Stephan Siegrist klettert am Schilthorn die mit 7b bewertete Route «Silvertower». Unterhalb der auf 2677 Metern gelegenen Mittelstation «Birg» führt sie ihn über ein grosses, ausgesetztes Dach. Am äussersten Vorsrpung hängend, ist Stephan Siegrist voll auf den nächsten Zug konzentriert. Jungfrau, Äbeni Flue, Gletscher-, Mittag- und Grosshorn ... die Bergprominenz, die ihn dabei umgibt, rückt in diesem Moment buchstäblich in den Hintergrund. Während die Weiden oberhalb von Mürren bereits in saftigem Grün leuchten, werden die Gipfel der Berner Alpen an diesem sonnigen Tag im Juni noch von Schnee bedeckt.

Weniger anstrengend, aber genauso spektakulär – der Mürrener Klettersteig. Infos: klettersteig-muerren.ch

SCHILTHORN, SCHWEIZ THOMAS SENF (VISUALIMPACT.CH)

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AUSSICHT

ÜBER DEM NEBELWALD In zweihundert Metern Höhe balanciert ein Athlet in den frühen Morgenstunden über den Tijesno Canyon, während sich der Nebel rasch hebt. Die siebzig Meter lange Highline in der Nähe von Banja Luka im Norden BosnienHerzegowinas wurde im Rahmen des «Drill and Chill Climbing and Highlining Festivals» gespannt. Auch wenn Klettern hier eine lange Tradition hat, verlor es während der Jugoslawienkriege für einige Jahrzehnte an Bedeutung. Mit dem Festival sollen die beiden Sportarten innerhalb des Landes gefördert und das Klettergebiet etabliert werden. Mehr als 30 Routen bis zum Schwierigkeitsgrad 8c/9a und neun unterschiedliche Highlines mit bis zu 400 Metern Länge wurden schon erschlossen. «Wenige Augenblicke nachdem ich das Foto gemacht hatte, hüllten Wolken die Highline vollständig ein», erzählt der Fotograf.

Informationen zum diesjährigen Festival finden Sie hier: facebook.com/drillandchillfestival/

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BANJA LUKA, BOSNIEN-HERZEGOWINA SEBASTIAN WAHLHUETTER (WAHLHUETTER.NET) 9


3 X 3

NEUES AUS DER WELT DES BERGSPORTS

BÄCHLI BERGSPORT IN ZAHLEN

250 MITARBEITER

ADLER AUGE Egal, ob den Adler am Himmel oder die perfekte Freeride-Abfahrt: Das Monokular Adventure M 8x25 active ist die Lösung für alle, die gerne mehr von der Bergwelt sehen wollen als mit blossem Auge. Die achtfache Vergrösserung hat eine farbechte, brillante Bildwiedergabe durch den Einsatz von mehrschichtvollvergüteter Linsen und BaK-4-Prismen. Die Innenoptik ist mit Stickstoff gefüllt, weshalb sie auch bei grossen Temperatur- oder Feuchtigkeitsunterschieden nicht beschlägt und jederzeit einsatzbereit ist. Das spezielle Brillenträger-Okular gewährt auch bei Verwendung mit (Sonnen-) Brille ein optimales Sehfeld. Das Gehäuse des Monokulars ist wasserdicht und hat eine spezielle Gummiarmierung, die es vor allen Unachtsamkeiten schützt. ADVENTURE M 8X25 ACTIVE ESCHENBACH Gewicht 160 g Preis CHF 129.—

17'500 M2 VERKAUFSLÄCHE

70'000 ARTIKEL IM ANGEBOT

LIEBLINGS JEANS Eine Hose für alles? Voilà – das bietet Damen die Centa Pants von Red Chili. Das elastische Mischgewebe aus Baumwolle, Polyester und Elasthan gibt die notwendige Bewegungsfreiheit beim Bouldern und Klettern und verzeiht den Kontakt mit dem Felsen. Die Hose hat eine lässige JeansOptik mit Zierband an den Seitennähten und macht so auch im Café am Nachmittag oder an der Bar am Abend eine gute Figur. Zusätzlicher Blickfang: der fransige Hosensaum und der kontrastfarbige Kordelzug am Hosenbund zur Weitenregulierung. Zwei Eingrifftaschen vorn und zwei grosse aufgesetzte Gesässtaschen bieten ausreichend Stauraum für alle Boulder-Accessoires. CENTA W PANTS RED CHILI Preis CHF 135.—

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3 X 3

KUNDE FRAGT SCHMERZENDE FÜSSE

SAISON ERÖFFNUNG

«Bei langen Touren habe ich häufig schmerzende Füsse. Ich habe gehört, dass es, wie bei Skischuhen auch, spezielle Einlegesohlen für Berg- und Sportschuhe gibt – stimmt das?» Janine Favre, Lausanne

Feiern Sie am 5./6. Mai mit uns den Saisonstart in den Bergsommer 2017. In allen zehn Filialen erwarten sie ein vielfältiges Rahmenprogramm, attraktive Wettbewerbe, leckere Verpflegung und 10 % Rabatt auf das gesamte Sortiment*. Wir freuen uns auf Sie!

BÄCHLI BERGSPORT ANTWORTET Verkrampfen des Fussgewölbes ist eines der Schmerzen. Im Skischuhbereich haben spezielle und vor allem individualisierte Einlegesohlen den Tragekomfort massiv erhöht. Seit einigen Jahren bieten Spezialistenmarken wie Sidas oder Superfeet auch Lösungen für nahezu jede Sportaktivität an. Da jeder Fuss unterschiedlich gebaut ist und auch die Stellung von Sprunggelenk und Fussgewölbe individuell abweichen, sind komplett auf deinen Fuss abgestimmte Einlegesohlen natürlich eine optimale Lösung. Wir haben dafür in unseren Filialen spezielle Anlagen, bei denen zuerst ein Negativabdruck des Fusses auf einer weichen Unterlage angefertigt wird. Dieser härtet umgehend aus und wird dann als Vorlage verwendet. Innerhalb weniger Minuten halten Kunden die passgenau auf den Fuss angefertigte Einlage in den Händen. Universellere Sportsohlen sind eine Alternative. Dafür stellt man sich in der Bächli-Filiale auf eine Druckmessplatte, danach kann das geschulte Personal sagen, welche Art von Unterstützung das Fussgewölbe braucht – flach, mittel oder hoch. Ernst Scherrer, Produkt-Manager

SCHARFES GERÄT Leichtes, kleines und handliches Klappmesser aus hochwertigem, rostfreiem Edelstahl mit matter Oberfläche. Die beidseitig geschliffene Klinge lässt sich arretieren und ist mit unterschiedlichen lasergravierten Motiven verziert. Die Auflage am Griff besteht je nach Modell aus Wacholder-, Grenadill- oder Rosenholz. Inklusive Gürtelclip und Geschenkbox. Klingenlänge: 10 cm. Gesamtlänge geschlossen: 11 cm. Gesamtlänge geöffnet: 20,5 cm. TATTOO WOOD KNIFE DEEJO Gewicht Preis

* Ausgenommen sind Nettoartikel, Ski, Bindungen, elektronische

Geräte, Bücher, Karten, Gutscheine, Reparatur- und Serviceleistungen. Weitere Informationen unter: baechli-bergsport.ch/saisonstart

ZUSATZ HÜLLE Wetterschutz für sportliche Bergsteigerinnen: Die Hybrid-Softshell-Jacke wurde speziell für das Speedhiking entwickelt. Sie kombiniert stark wasserabweisendes, atmungsaktives Powertex-Material im Schulterbereich mit einem leichten, aber strapazierfähigen 4-Wege-StretchGewebe an Oberkörper und Armen. Der lange Schnitt sowie elastische Einfassbänder an Saum und Bündchen verhindern ein Verrutschen. Die angeschnittene Kapuze und eine winddichte Leiste hinter dem Front-Reissverschluss schützen vor Regen und kühler Zugluft. Leicht und klein verstaubar, nimmt die Softshell-Jacke nicht viel Platz im Rucksack ein. PEDROC HYBRID 2 DST/PTX W JKT SALEWA Gewicht 296 g (Grösse M) Preis CHF 179.—

37 g

CHF 52.—

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3 X 3

ZEHENSPITZEN GEFÜHL

TECHNIK TICKER High-End-Sportuhr im kleinen Format: Das Display der Fenix 5S misst nur 42 mm, ist kratzfest, wasserdicht und auch bei starker Sonneneinstrahlung gut lesbar. Die Mulitfunktionsuhr bietet unter anderem Herzfrequenzmessung und Trainingsfunktionen für unterschiedliche Sportarten wie Laufen, Biken, Skifahren, Schwimmen und Golfen. Anhand von Thermometer und Barometer können Wetteränderungen abgelesen werden; GPS, Kompass und Höhenmesser erlauben die zuverlässige Orientierung im Gelände. Über eine Bluetooth-Verbindung mit dem Smartphone oder per USB-Kabel am Computer werden Daten in die Garmin-Connect-Cloud geladen. Der Akku wird über das mitgelieferte Ladegerät bzw. USB-Kabel geladen. Bei GPS-Nutzung beträgt seine Laufzeit rund 14 Stunden, im normalen Uhren-Modus bis zu 9 Tage. FENIX 5S GARMIN Gewicht Preis

ab 67 g

CHF 619.—

Mit der Verbindung von Präzision und Komfort hat sich der spanische Kletterschuh-Hersteller Tenaya einen Namen gemacht. Mit dem Modell Oasi bieten die Spanier einen Boulder- und Sportkletterschuh mit exzellentem Feingefühl auf kleinen Tritten. Schlank geschnitten, liegt er eng wie eine zweite Haut an, lässt sich aber durch zwei Klettverschlüsse noch individuell an den Fuss anpassen. Der asymmetrische Leisten zusammen mit dem eigens entwickelten MRRB-System (Maximum Range in Response and Balance) und einer Vibram XS Grip 3.5 mm Sohle sind für eine gute Kraftübertragung vom Fuss an den Fels konzipiert. Durch das Obermaterial aus formstabilem Kunstleder behält der Schuh auch bei häufigem Einsatz seine Passform.

OASI TENAYA Gewicht Preis

340 g

CHF 155.—

KLAPP STOCK Stabiler Ganzjahres-Stock aus Aluminium. Das 3-teilig zusammenfaltbare System wurde von Lawinensonden inspiriert und mit der praktischen Längenverstellbarkeit eines Teleskopstockes kombiniert. Die einzelnen Segmente lassen sich schnell per Knopfdruck entriegeln, die Länge des obersten Segments kann um bis zu 20 cm verstellt werden. Der Griff aus Naturkork liegt angenehm in der Hand und ist nach unten mit Schaumstoff verlängert – Pluspunkt bei steilen Aufstiegen oder Traversen. Spitzen (Hartmetall oder Gummi) und Teller (für Trekking oder Powder) können schnell gewechselt werden. Länge zusammengefaltet: je nach Ausführung 36 bis 42 cm. ALPINE FLZ BLACK DIAMOND Gewicht Preis

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ca. 535 g/Paar (Länge 105-125 cm)

CHF 135.—


3 X 3

SICHERHEITS PLUS

WANDERS FRAU Bei mittleren bis höheren Temperaturen ist der Kapstadt GTX in seinem Element. Zwischen Obermaterial – einem Veloursleder-Mesh-Mix – und Schuhfutter eingearbeitet, ist die Gore-Tex Extended Comfort Membran im wahrsten Sinne Kernstück des Damen-Wanderschuhs. Ursprünglich für militärische Zwecke in Wüsten und Tropen entwickelt, zeigt sie eine besonders gute Kombination aus Wasserdichtigkeit und Atmungsaktivität: Eindringendes Wasser wird blockiert, gleichzeitig kann Schweiss in Form von Wasserdampf vom Schuhinneren nach aussen entweichen. Selbst bei sportlichen Bergtouren im Sommer bleiben die Füsse angenehm trocken und kühl. Für eine präzise Anpassung reicht die Schnürung weit bis in den Zehenbereich. Die Vibram Profil-Sohle gibt guten Halt auf unterschiedlichen Untergründen.

Keine Panikaktionen mehr! Das Sicherungsgerät GriGri Plus ist ein neues Mitglied in der GriGri-Familie von Petzl und speziell auch für Klettereinsteiger gedacht. Der Ablasshebel hat jetzt eine sogenannte Panikfunktion: Wird beim Ablassen der Hebel panikartig gezogen, blockiert das Gerät und stoppt den Fall. Ein verstellbarer Hebel lässt die Umstellung des Geräts zwischen Toprope- und Vorstiegssichern zu: Er verändert die Reibung zwischen Seil und Gerät je nach Bedarf. Die Lippe am Gerät, über die das Seil läuft, ist aus Edelstahl gefertigt und dadurch besonders abriebfest. Für Seildurchmesser von 8,9-10,5 mm geeignet. GRIGRI+ PETZL Gewicht Preis

200 g

CHF 125.—

KAPSTADT GTX W MEINDL Gewicht Preis

820 g/Paar (Grösse 4,5)

CHF 165.—

EINSTEIGEN AUFSTEIGEN

WANDERTAG ZÜRIOBERLAND

Bächli Bergsport ist das führende Schweizer Fachgeschäft für Berg- und Outdoorsport. An zehn Standorten bieten wir unserer anspruchsvollen Kundschaft die besten Produkte und Marken, fachkundige Beratung und hochstehenden Service. Wir suchen regelmässig erfahrene Alpinisten, die als motivierte Kolleginnen und Kollegen unser Team ergänzen. Unsere Stellenangebote finden Sie tagesaktuell auf unserer Website.

Von wegen «old school»! Radio 1 und Bächli Bergsport lassen die Radiowanderung wieder aufleben und organisieren eine unvergessliche Wanderung im Zürcher Oberland. Medienzampano Roger Schawinski und die Radio1-Moderatoren Marc Jäggi und Dani Wüthrich begleiten die Wandergruppe. Ebenfalls mit von der Partie sind die Wanderschuhexperten von Meindl, die Tipps zur Schuhwahl und -pflege mit auf den Weg geben.

baechli-bergsport.ch/stellenangebote

Termin: Samstag, 20. Mai (Ausweichdatum bei sehr schlechter Witterung: Samstag, 24. Juni) Die Startplätze werden auf Radio 1 verlost in der Woche vom 2. bis 6. Mai. Gespielt wird dreimal pro Tag – also, Radio 1 hören und gewinnen!

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GROSSE GRATE

Das Mont-Blanc-Massiv – für Alpinisten ist es nicht nur der höchste Spielplatz Europas, sondern auch der vielfältigste. Keine Spielart des Bergsteigens, die hier zu betreiben unmöglich ist, kaum eine touristische Sünde, die hier nicht schon begangen wurde. Und trotzdem bleibt noch genügend Platz für das Wesentliche: Erlebnisse in einer einzigartigen Bergwelt.

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WEGWEISER MONT BL ANC

TEXT & FOTOS RALF GANTZHORN

E

inen noch idiotischeren Platz hätten wir uns kaum aussuchen können: Über uns ein haushoher Serac, neben mir eine Spalte, so tief, dass man darin ein Hochhaus versenken könnte. Es ist mitten in der Nacht und wir stehen auf dem Charpoua-Gletscher. Und wir diskutieren. Über den Sinn und Unsinn, bei nächtlichen Temperaturen von über null Grad über den Sans-Nom-Grat auf die Aiguille Verte zu steigen. Nach einer «gefühlten» Stunde (in Tat und Wahrheit waren es kaum zehn Minuten) gehen wir weiter, um keine 30 Minuten später doch umzudrehen. Ein faustgrosser Stein auf meinem Helm gibt den letzten Anstoss, unser Unternehmen abzublasen und auf bessere Bedingungen zu warten. Stillschweigend marschieren wir im Gänsemarsch zurück.

Moderat in den Schwierigkeiten und landschaftlich ein Traum: der Forbes-Grat auf die Aiguille du Chardonnet. Im Hintergrund die Nordabstürze von Courtes, Droites und Aiguille Verte. Wenn das nicht Lust auf mehr macht?

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In die Charpoua-Hütte reingehen wollen wir noch nicht, schliesslich schlafen der Hüttenwirt und die wenigen Gäste noch. Kitschig rot geht nun am gegenüberliegenden Mont Blanc die Sonne auf. Ein grandioser Tag beginnt und wir sind wieder unten statt am Berg. War es wirklich die richtige Entscheidung, umzudrehen? Angewärmt durch die ersten Sonnenstrahlen mag man kaum glauben, dass wir noch vor wenigen Stunden mit weichen Knie am Berg standen. Aber die Delle auf dem Helm sowie der blutige Kratzer an meiner Augenbraue sprechen eine deutliche Sprache: Es war die richtige Entscheidung, auch wenn sie für mich besonders bitter ist, da ich jetzt schon zum dritten Mal an der Aiguille Verte umdrehen musste. Bergsteigen in der MontBlanc-Gruppe hängt eben schon lange nicht mehr nur vom Wetter ab, sondern vor allen Dingen von den Verhältnissen. Zwei Monate später treffen wir uns wieder in Chamonix. Um nicht nochmal ein ähnliches Desaster wie an der Aiguille Verte zu erleben, gilt unser erster Gang dem Office de Haute Montagne, dem lokalen Bergführerbüro. Zusammen mit Dutzenden von muskulösen, gut trainierten Männern und Frauen schauen wir uns das riesige Plastikmodell der Mont-Blanc-Gruppe an und werfen anschliessend einen Blick in die ausliegenden Tourenbücher. 15


WEGWEISER

Der Kuffnergrat weist auch einige Mixed-Passagen auf. Tom Höck packt sie an.

Bei einem Kaffee im englischsprachigen Café Nacional besprechen wir die weitere Planung. Gemeinsam wollen wir einige der grossen Grate der Umgebung angehen. Und von denen gibt es hier auf engstem Raum mehr als in jeder anderen Gebirgsgruppe der Alpen: Ob Kuffner-, Rochefort-, Teufels- oder Peuterey-Grat, Namen die jeder Bergsteiger kennt und die man nur mit einem erhabenen Schauer über die Lippen zu bringen wagt. Wir diskutieren, wie wir uns denn nun all den grossen Zielen nähern wollen.

Die Delle auf dem Helm sowie der blutige Kratzer an meiner Augenbraue sprechen eine deutliche Sprache: Es war die richtige Entscheidung, umzudrehen.

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Je nach Jahreszeit öffnen sich am Cirque Maudit riesige Gletscherspalten. Dem Grand Capucin im Hintergrund ist das egal (während des Zustiegs zum Biwakplatz unterhalb des Teufelsgrats).

ABSEITS AUSGETRETENER GRATE Möglichkeit A ist sicherlich die Seilbahn auf die Aiguille du Midi: Von 1033 auf 3842 m in 15 Minuten, anschliessend Schlange stehen am Cosmique-Grat, den Geruch von Erbrochenem stets in der Nase? Wir entscheiden uns für eine andere Möglichkeit und die wird uns morgen in den Südwesten des Mont Blanc, in das Val Montjoie, führen. Der Südwesten gilt als eine der wildesten und abgeschiedensten Ecken des Massivs, keine Seilbahn führt auch nur in die Nähe der Berge. So setzen wir mühsam einen Schritt hinter den nächsten, der Schweiss läuft – allein während des Zustiegs zum Refuge des Conscrits wollen 1400 Höhenmeter überwunden werden. Dabei führt der Weg zunächst durch Wald und über saftig grüne Alpwiesen, später geht es dann über den von Jahr zu Jahr schotteriger werdenden Tré-la-Tête-Gletscher und zum Schluss wollen auch noch einige senkrechte Leitern geklettert werden. Letzteres scheint nahezu ein Markenzeichen aller Hütten im Mont-Blanc-Gebiet zu werden, kaum ein Gletscherzustieg, der nicht über Metall auf’s Eis führt. Und den Schweiss wollten wir ja, er ist das Eintrittsgeld für die Einsamkeit. Unser Ziel sind die Dômes de Miage, ein 3669 m hoher Berg. Als wir am nächsten Morgen über steile Firnflanken die Aiguille


MONT BL ANC

de la Berangère erreichen, liegen die Dômes de Miage vor uns: Ein gestreckter, knapp 2 km langer Grat, der nie zu steil und nirgendwo messerscharf über mehrere kleine und grosse Gipfelchen nach Nordwesten führt. Eine perfekte Tour, um sich wieder an das Gehen mit Steigeisen zu gewöhnen und die auch die Schnappatmung in der dünnen Luft langsam wieder normalisiert. Nach rund fünf Stunden Grat erreichen wir das Refuge Durier, welches den Ausgangspunkt für die eigentliche Reifeprüfung für Gratbergsteiger im Mont-Blanc-Gebiet darstellt: die Aiguille de Bionnassay. Dieser mit 4058 m «kleine» Viertausender gehört zu den ganz grossen Graten in den Alpen, nur dass das die wenigsten zu wissen scheinen. Sichtbares Zeichen dafür ist allein die Grösse des Refuge Durier am Fusse des Südwestgrates des Berges: Gerade mal zwölf Leute passen in die winzige Blechschachtel. Die ersten Höhenmeter führen noch relativ entspannt im Lichtkegel der Stirnlampen in Richtung Berg. Die Schläfrigkeit verfliegt schlagartig mit Erreichen einer fast senkrechten Felsstufe: Erst links, dann rechts des Grates turnen wir einen äusserst luftigen Kamin hinauf, Adrenalinausschüttung garantiert. Kalte Finger wahrscheinlich auch, denn die Aiguille de Bionnassay liegt genau im Schatten des Mont Blanc, auf dessen anderer Seite die Sonne schon längst aufgegangen ist. Neidvoll blicken wir auf die von den ersten Sonnenstrahlen modellierten Wolken unter uns – ein Blick wie aus dem Flugzeug. Nach diesen letzten Metern im Fels erreichen wir ein Gebilde, das uns den Atem stocken lässt: Wie eine gigantische, gefrorene Welle führt der Grat zunächst auf den höchsten Punkt der Aiguille de Bionnassay und dann hinüber zum Dôme du Goûter am Mont Blanc. Und wir sind genau auf dem Kamm dieser weissen Woge, wie ein Wellenreiter, nur dass hier entweder der Sturz in die 1000 m tiefe Nordwand oder in die kaum weniger bedrohlich aussehende Südflanke droht. Wenn man sich hier anseilt, so viel ist klar, hilft im Falle eines Falles nur der rechtzeitige Sprung auf die andere Seite. Manchmal wird der Grat so schmal, dass wir uns nur rittlings hinübertrauen. Bei viel Wind oder aperen Verhältnissen möchte ich hier oben nicht sein, so viel ist klar. EIN HÖLLISCHES VERGNÜGEN Nach der Aiguille de Bionnassay fühlen wir uns fit genug für einige der namhafteren Grate am Mont Blanc, wobei etwas ausgesetzter, zumindest im Eis, kaum vorstellbar ist. Wohl aber im Fels! Und in diesem Sinne gibt es einen Grat, der zu den berühmtesten Touren der Alpen gehört I N S P I R A T I O N 0 2   /  2 0 17

und der allein von seinem Anblick her jeden FantasyAutoren in Ekstase versetzt: der Teufelsgrat am Mont Blanc du Tacul! Obwohl nur mit V (nach UIAA) bewertet, hat es dieser Klassiker doch in Walter Pauses Auswahl «Im extremen Fels» geschafft. «Wir befinden uns endgültig in einer Oase der Ordnungswidrigkeiten ...» beschrieb er den Anblick dieser fünf allesamt über 4000 m hohen Granitnadeln. Bester Ausgangspunkt für die Überschreitung dieser Nadeln ist das Rifugio Turino – ein Hütte, die in ihrer Grösse und Betriebsamkeit kaum gegensätzlicher zu den zuvor von uns besuchten Refugien am Charpoua-Gletscher bzw. am Fuss der Aiguille de Bionnassay sein könnte.

MONT-BLANC GRUPPE

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VIERTAUSENDER (HAUPTGIPFEL – OHNE GRATERHEBUNGEN)

645

KM2 FLÄCHE

200

KM2 DAVON VERGLETSCHERT (FAST EIN DRITTEL)

2

MM/JAHR ANHALTENDE HEBUNG (CA.)

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WEGWEISER MONT BL ANC

Der Rochefort-Grat stellt eine beliebte Einladung ins Hochgebirge dar. Die Wechte zu Beginn des Grates gehört dabei zu den beliebtesten Fotomotiven im Massiv.

Der Zustieg zum Teufelsgrat verläuft durch den Cirque Maudit, ein natürliches Amphitheater, das einem angesichts seiner wilden Schönheit die Sprache verschlägt: Unfassbar, wie dort dicht aneinandergedrängt rotbraune Granitpfeiler wie die Säulen einer gigantischen Kathedrale in den Himmel schiessen – ein wahrer Tempel der Berge! Und genau über die rechte Säulenreihe führt uns der Teufelsgrat. Als wir dort oben ankommen, ist es noch bitterkalt, der Wind pfeift. Und noch während ich überlege, ob ich bei diesen Bedingungen die Kletterschuhe anziehe, sind die Finger so ausgekühlt, dass ich ich sie kaum noch spüre. Ich hätte die Schuhe wechseln sollen: Denn fünf Minuten später, im Einstiegsriss an der Pointe Chaubert, wünsche ich mir sowohl Kletterschuhe als auch dringend mehr Gefühl. «Raaaatsch» macht’s und ich hänge erstmals in meinem Leben an einem Klemmkeil in einem angeblich nur mit IV bewerteten Riss. Die Finger sehen aus, als wären sie durch einen Fleischwolf gedreht worden, warmes Blut sickert die Wand hinunter. Kurze Zeit später sind die Schuhe gewechselt und die Finger wieder warm. Und dann macht der Teufelsgrat einfach Spass! Mit den ersten Sonnenstrahlen turnen wir die Pointe Mediane hinauf, wundern uns kurze Zeit später über ein skurriles Felsfenster, durch das wir uns hindurchquetschen müssen, und staunen an jeder der fünf Abseilstellen, wie der Wind uns freihängend zwischen den Türmen hin und her pendelt. Der Teufelsgrat – ein wahrhaft höllisches Vergnügen! EIN GROSSARTIGES FINALE Zwei Tage später – wir sind wieder im Cirque Maudit – wenden wir uns dieses Mal einem Grat zu, der vielleicht die perfekteste Symbiose zwischen Fels und Eis im Mont-Blanc-Gebiet darstellt – der Kuffnergrat am Mont Maudit. Wenn ich nur einen einzigen Grat hier wiederho18

len dürfte – dann diesen! Warum das so ist, erschliesst sich allerdings erst auf den zweiten Blick, denn die Tour glänzt weniger durch spektakuläre Einzelstellen, sie ist vielmehr eine insgesamt harmonische Reise durch eine der wildesten Ecken der Alpen. Kein Haken erleichtert die Orientierung und auch eine ausgetretene Spur ist in diesem eher einsamen Winkel des Mont Blanc nicht zu erwarten. Stattdessen manövriert man sich wie ein in die Vertikale geratener Seemann durch ein chaotisches, aufgewühltes Meer aus Fels und Eis: Mal müssen wir uns durch einen Kamin stemmen, mal ist ein steiler vereister Hang zu queren und mittendrin stehen wir auf einer Wechte, die wie eine Woge über allem zusammenschlägt. Die rasante Fahrt endet auf der spektakulären Gipfelnadel des Mont Maudit, nur eine Stunde vom höchsten Punkt Europas entfernt. Meine Seilschaftspartner gehen noch hinüber zum Allerhöchsten der Alpen, sie werden mir später etwas von einem einsamen Gipfel erzählen. Ich selbst bin aber noch so randvoll vom Erlebnis «Kuffnergrat», all den Eindrücken der letzten Tage, ich mag nicht mehr. Der Mont Blanc selbst hätte das Fass nur zum Überlaufen gebracht. Genug ist genug, Berge laufen nicht weg. Und Grate, um zurückzukommen, gibt es hier mehr als genug, ob Peuterey-, Hirondelles- oder natürlich auch der Sans-Nom-Grat an der Aiguille Verte.

Informationen zu alpinem Klettern/ Alpinismus im Mont-Blanc-Massiv sowie eine grosse Bildgalerie finden Sie unter: baechli-bergsport.ch/mont-blanc-massiv


DAS DACH DER ALPEN

BÄCHLI ON TOUR

Chamonix ist die Kathedrale der Alpinisten, der Montblanc der 4810 Meter hohe Altar. Bächli Bergsport macht Sie bereit für das grosse Gratund Gipfelabenteuer im nahen Frankreich.

«Das Mont-BlancGebiet ist ein wunderbarer Spielplatz für jeden Alpinisten.»

Weitere Hochtouren-Produkte im Selection auf Seite 2-9 oder baechli-bergsport.ch

MICHAEL ROTH MARKETINGLEITER STV.

Sie wollen selber einen 4000er besteigen oder sich die Alpintechniken aneignen, um sicher über Firnfelder oder Gletscher zu kommen? Dann nutzen Sie das Ausbildungsangebot von Bächli on Tour. Die nächsten Termine für Hochtouren-Interessierte: 24. Juni, Firn- und Eiskurs, Furka/ Belvedere 1. Juli, Firn- und Eiskurs, Furka/Belvedere 1./2. Juli, Mein erster 4000er, Breithorn baechli-bergsport.ch/ de/baechliontour

BERG FEST NACHT EULE

SCHUTZ SCHICHT

Mit einer Leuchtkraft von 300 Lumen im stärksten Modus ist die Actik perfekt für jede Nachtaktion. Dabei hält die Lampe bis zu 60 Stunden durch. Die drei LEDs strahlen je nach Modus 10 bis 90 Meter weit. Die Blinkfunktion ist über 700 Meter Entfernung erkennbar, Rotlicht ermöglicht das Kartenlesen oder den «blendfreien» Abend am Lagerfeuer. Der Verschluss des reflektierenden Kopfbands integriert eine Signalpfeife. Die Stirnlampe kann sowohl mit Batterien, Standard-Akkus oder dem Core Akku von Petzl (Art.Nr. 49717) betrieben werden und wiegt (inklusive Batterien) nur 90 g.

Leichter Wetterschutz für milde Tage: Die Echo Hooded Jacket besteht aus robustem Polyamid mit Elasthan-Anteil. Dadurch sitzt sie gut am Körper und macht jede Bewegung mit. Mit einer wasserabweisenden Beschichtung und Kapuze ausgestattet, schützt sie vor kurzen Regenschauern. In den beiden Reissverschluss-Seitentaschen und der Brusttasche sind Kleinigkeiten, die man auf Tour dabei hat, sicher aufgehoben. Der Saum lässt sich über einen Kordelzug in der Weite verstellen. Der Zwei-Wege-Reissverschluss ist besonders praktisch, wenn man mit dem Klettergurt unterwegs ist.

Ein kälteisolierender und steigeisenfester Bergschuh für Gletscher, Fels und alpines Trekking. Zwischen Brand- und Laufsohle befindet sich eine durchgehende Versteifungseinlage. Die Steigeisenauflage an der Ferse nimmt halbautomatische Steigeisen auf. Die Isolierung im Schaft und Sohlenboden macht sich besonders in Schnee und Eis wärmend bemerkbar, durch die Gore-Tex Membran lässt der Schuh kein Wasser eindringen. Das Obermaterial ist aus robustem Bergrundleder gefertigt. Die Vibramsohle hat eine zusätzliche Auftrittsdämpfung im Absatzbereich – für lange Touren ohne Fussschmerzen. Die gezwickte Verbindung zwischen Schuh und Sohle hat den Vorteil, dass der Schuh mehrmals wiederbesohlt werden kann.

ACTIK PETZL

ECHO HOODED JKT MOUNTAIN EQUIPMENT Gewicht 325 g (Grösse M) Preis CHF 165.—

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WEGWEISER TESSIN An der Krete des Costone zwischen Tomeo und der Alpe Spluga braucht es ein gutes Balancegefühl.

Die Via Alta Vallemaggia ist ein sechs Tage dauernder Balanceakt über einen schroffen Gebirgsreigen. 1000 Meter über dem Maggiatal wartet auf trittsichere Wanderer ein Abenteuer, das sie so schnell nicht vergessen. Als Krönung lockt eine Outdoor-Badewanne mit Blick auf Monte Rosa und Lago Maggiore.

HOHE KOCHKUNST AUF 1500 METERN Vor 50 Jahren tummelten sich an der Capanna Sovèltra noch hundert Kühe, dreihundert Ziegen und etwa zwanzig Schweine. Dass sie früher ein Stall war, sieht man. Die historische Substanz blieb beim Umbau erhalten. Vielleicht fühlt man sich deshalb so wohl. Archaische Gemütlichkeit. Im Herzen der Stube flackert ein offener Kamin, um den sich die Tische gruppieren. Unter dem Holzgebälk im Obergeschoss befindet sich das kleine Schlaflager mit den kuscheligen Duvets. All dies verdankt sich dem Engagement der Einheimischen, die hier freiwillig retteten, was sonst verfallen wäre. Auch die Bewirtung ist ehrenamtlich, jede Woche wechselt der Hüttendienst. Diesmal ist Gertrud dran. Ihre Fröhlichkeit wirkt ansteckend und spiegelt sich auch in ihrer Kochkunst. Gänseblümchen und Thymianzweige zieren den Ziegenfrischkäse, der auf der Zunge zerschmilzt. Cremige Kürbissuppe, knusprige Bratkartoffeln mit Brasato und Gemüse. Pannacotta an Heidelbeersosse, deren Früchte vor ein paar Stunden noch an Zweiglein hingen, rundet die Schlemmerei ab. Später vielleicht ein «Absacker» auf der Terrasse im Banne Abertausender glitzernder Sterne und der Silhouette des Campo Tencia, des mit 3071 Metern höchsten Tessiner Bergs.

TEXT & FOTOS IRIS KÜRSCHNER

E

in Labyrinth aus Steinen. Wir kommen nur langsam vorwärts. Fünfzig Kilometer in sechs Tagen klingt nicht besonders respekteinflössend. Ist es aber. Rippen, Runsen, Geröllfelder, Kämme. Hinter jeder Biegung tun sich neue Perspektiven auf. Arenen, in die sich Seen oder Moore betten. Grate, die Weitblick zu den Gletschern von Monte Rosa und Basòdino schenken, und später immer mal wieder auch zur Riviera des Lago Maggiore. Farbkleckse geben die ideale Linie durch das Felsgerippe an. Man fühlt sich wie ein kleiner Zwerg – der langsam müde wird und froh ist, endlich den Stall zu erblicken. Die Capanna Sovèltra, die erste Hütte auf der Via Alta Vallemaggia. Später am Abend wird man dort vielleicht den Bildband von Bruno Donati durchblättern und ihm Recht geben, wenn er schreibt: «Der Via Alta zu folgen, kommt dem sich Fortbewegen auf dem Rücken eines grossen Dinosauriers gleich, der seinen Schwanz im Lago Maggiore badet und den Kopf zum Kamm der Alpen erhebt. Ein von Schuppen bedecktes Rückgrat, dessen einzelne Wirbel noch zu erkennen sind.» I N S P I R A T I O N 0 2   /  2 0 17

«Entsagen öffnet die Augen für das Wesentliche.»

ANSPRUCHSVOLLE GRATWANDERUNG Der Abschied von der Komforthütte fällt schwer. Harte Tage werden folgen. Waren wir auf der ersten Etappe von Fusio aus noch im weiss-rot-weissen Wandermodus unterwegs, führt bereits die zweite Etappe durch alpines Terrain. Weiss-blau-weisse Spurensuche lautet das Tagesprogramm, denn die Geröllhalden der Corona di Redorta geben keinem Weg Bestand. Wolken wabern und lassen den Basòdino nur für kurze Momente einer Fata Morgana gleich auftauchen. Kleine Zitterpartie beim Abstieg steiler Grasflanken, denn der Nebel macht sie nass und damit rutschig. Die Via Alta Vallemaggia ist kein 21


WEGWEISER

DAS TESSIN IN ZAHLEN

2812

QUADRATKILOMETER FLÄCHE = 7 PROZENT DER SCHWEIZ Harmonisch passen sich die Steinhütten der Alpe Masnée dem Fels der Umgebung an.

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GIPFEL Weg für Zimperliche. Mal balanciert sie direkt auf dem Grat, der das Maggia- vom Verzascatal trennt, mal durch die dem Maggiatal zugewandten Flanken und Hochtäler auf einer Höhe von rund 2000 Metern. Ein exponierter Weg, immer wieder gibt es leichte Kletterstellen, steile Couloirs, viele Schutt- und Blockfelder, unzählige Aufund Abstiege. Das raubt Energie. Nicht jeder hält durch und muss sich unterwegs für den Abstieg entscheiden. Zwei der sechs Etappenunterkünfte sind Selbstversorgerhütten. Egal, wie erschöpft man ankommt – hier muss

ALTA VIA

6290

HÖHENMETER IM AUFSTIEG

5920

HÖHENMETER IM ABSTIEG

50

KM HORIZONTALDISTANZ

22

147 SEEN

95

HÜTTEN

man zuerst selber kochen. Aber eben gerade weil die Route Abenteuer verspricht, ist sie gefragt. Erst im Sommer 2010 eingeweiht, reicht ihr Ruf schon weit. Es scheint, je künstlicher unsere Welt wird, umso stärker wird das elementare Gegenstück gesucht. In wilder Natur auf sich selbst gestellt zu sein, wäscht den Geist rein, lässt wieder freier atmen und denken. Entsagen öffnet die Augen für das Wesentliche. ALPEN WERDEN ZU WANDERHERBERGEN Solche Gedanken lagen den Bergbauern von damals fern, die hier ums Überleben kämpften. Weit mussten sie in die unwirtlichen Höhen hinaufsteigen, um noch die letzten Grashälmchen für ihre Ziegen zu finden. Tempi Passati. Die meisten Alpen sind längst aufgegeben, viele Rustici sind zu Ferienhäusern umfunktioniert. Weise gehandelt hat das Patriziato di Prato mit dem Ausbau der Capanna Sovèltra 1997. Jahre später zogen die Gemeinden Giumaglio und Maggia nach. Sie restaurierten die seit Langem leerstehenden Steinhäuser der Alpe Spluga und der Alpe Masnée, richteten darin Wanderherbergen ein und schufen damit die Voraussetzung zur Realisierung der Via Alta Vallemaggia.


TESSIN

Kammwandern zwischen Passo Nimi und Madone.

Auch das Rifugio Tomeo, Stützpunkt der zweiten Etappe, erfuhr jüngst einen Ausbau. Efrem Foresti, der Verantwortliche, begrüsst uns herzlich. Scheinbar müssen wir einen ausgezehrten Eindruck machen, denn prompt steht ein Teller mit Häppchen aus würziger Salami und Bergkäse vor uns. Später, bei einer sämigen Polenta, erzählt uns Efrem von den Anfängen. Als Schreiner aus Prato im Talgrund hatte er beim Ausbau der Capanna Sovèltra zu tun. Dabei kam ihm die Idee einer Via Alta. Unermüdlich kundschaftete er das Gelände aus, suchte alte Pfade und Übergänge, Gleichgesinnte und Sponsoren. Heute ist er Präsident der Associazione Via Alta Vallemaggia und glücklich, dass der Weg das Erbe seiner Vorfahren wieder belebt. Die Mitglieder der Vereinigung lassen es sich nicht nehmen, die Via Alta jeden Sommer selbst unter die Haxen zu nehmen. Das nennt man Passion. VOM BANKER ZUM ZIEGENBAUER Über leichte Kletterpassagen geht es am nächsten Morgen aus dem eindrücklichen Felsenkessel des Lago di Tomeo in aussichtsreiche Höhen hinauf. Verwunschene Terrassen, immer mal wieder eine verlassene Steinhütte. I N S P I R A T I O N 0 2   /  2 0 17

«Der Via Alta zu folgen kommt dem sich Fortbewegen auf dem Rücken eines grossen Dinosauriers gleich, der seinen Schwanz im Lago Maggiore badet und den Kopf zum Kamm der Alpen erhebt.» BRUNO DONATI

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WEGWEISER TESSIN

Klirrend kalt das Wasser, aber nach einer schweisstreibenden Etappe genau die richtige Erfrischung.

Keine Frage, auf der Alpe Nimi gibt es die aufregendste Badewanne der Schweiz.

Man fühlt sich allein auf der Welt. Irgendwann aber zehren die Blockfeldpassagen, die Steilpartien, das Hinauf und Hinunter. Ein letzter Übergang? Nein, es kommt noch einer. An der Bocchetta del Sasso Bello liegt endlich die Alpe di Spluga zu Füssen. Traumhaft schön die lieblichen Moortümpel in einem Mosaik mäandernder Bächlein und watteweicher Grasteppiche. Noch versteckt sich die Alpsiedlung hinter einem Buckel, taucht dann ganz unmittelbar auf, wenn man schon fast davorsteht. Eine stattliche Anzahl granitgedeckter Steinhäuser in einer Reihe, als ob jedes den Lago-Maggiore-Blick gesondert geniessen wolle. In einem Haus die Küche, in anderen die Schlaflager, sodass man sich nirgends in die Quere kommt. In einer Vorratskammer befinden sich Lebensmittel und ein Getränkesortiment, das keine Wünsche offenlässt. Daneben ein Bad mit heisser Dusche! So viel Engagement an freiwilliger Fronarbeit will geschätzt werden. Es ist selbstverständlich, dass wir das Refugium sauber hinterlassen und den Obolus in die Kasse zahlen. Gleiches gilt für das nächste Etappenziel, die Alpe Masnée. Am liebsten wollte man länger bleiben, die Seele baumeln lassen. Welch harte Arbeit hinter der Bewirtschaftung einer Alp steckt, darf man dann auf der Alpe Nimi erfahren. Dazu braucht es wohl die Art eines Pietro Zanoli, der trotz der arbeitsintensiven Betreuung von über 150 Ziegen immer noch Gelassenheit ausstrahlt. Es sind lange Tage: morgens von Hand Ziegen melken, nachmittags Käse herstellen, abends die müden Wanderer betreuen. Chapeau. Alles Mögliche habe er schon gemacht, schmunzelt Pietro, Banker an der Zürcher Börse, Direktor eines Locarneser Campingplat24

zes, Skilehrer, Animateur bei Club Med. Als sein Onkel aber aus Altersgründen die Alpe Nimi nicht mehr führen konnte, wollte er nicht zusehen, wie alles verfällt, und schlüpfte kurzerhand in die Rolle des «Geissenpeters». Hartgesottene schätzen seine Open-Air-Badewanne. Klirrend kalt das Wasser, aber nach einer schweisstreibenden Etappe genau die richtige Erfrischung. Wo lässt sich schon baden mit Blick auf Lago Maggiore und Monte Rosa? Das ist einzigartig. Auch wenn die Wollsäue die Klamotten klauen wollen. Meist aber liegen sie in ihren selbst gegrabenen Schlammbädern und grunzen zufrieden. Margaret Thatcher, die alte fette, Marilyn Monroe, die kleinere hübschere, und der Eber John F. Kennedy. Jedem seiner Tiere hat Pietro einen prominenten Namen verliehen. Anderntags auf der Cimetta, dem letzten Zacken der kühnen Kammroute, verzehren wir Pietros Ziegenkäse. Der Osthang scheint direkt in den Lago Maggiore zu fallen. Der Schwanz des Dinosauriers. Unten pulsiert das Leben. Doch das wahre findet hier oben statt.

Informationen zur Via Alta Vallemaggia finden Sie unter baechli-bergsport.ch/via_alta_maggia


FRÜHLING, FERTIG, LOS! Es gibt kaum einen schöneren Ort als das Tessin, um im Frühling die Wandersaison zu eröffnen. Dank dem neuen Gotthard-Basistunnel rückt die Traumdestination noch näher an den Rest der Schweiz.

JETZT GEWINNEN WOCHENENDE FÜR 2 Gewinnen Sie je ein Wanderwochenende für zwei Personen in der Region Locarno/Ascona. So einfach geht's: Besuchen Sie unsere Website und schreiben Sie uns, weshalb gerade Sie das Wochenende für zwei Personen gewinnen sollten. Über die Verlosung wird keine Korrespondenz geführt, die Gewinner werden auf unserer FacebookWebsite bekannt gegeben. baechli-bergsport.ch/ wettbewerb

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SOFTIE MIT NEHMERQUALITÄTEN Wie kein anderes Textilprodukt vereint die Softshell-Jacke eine hohe Funktionalität mit angenehmem Tragekomfort. Kein Wunder, dass der Alleskönner das Lieblingsteil in der Garderobe vieler Alpinisten ist. INSPIRATION erklärt, bei welchem Modell Sie weich werden sollten ...

TEXT SISSI PÄRSCH

S

oftshell – die weiche Jacke ist in den letzten Jahren in so ziemlich jeden Schweizer Haushalt eingezogen. Daheim ist sie aber am Berg. Auch wenn sie in der Flaniermeile genauso bella figura macht. Weshalbdem so ist? Weil dieser textile Weichling so etwas wie unser bester Kumpel ist: Er ist unkompliziert und belastbar, trägt nicht dick auf und vermittelt ein wohliges Gefühl von Sicherheit. Als elastisch, abriebfest und atmungsaktiv würden wir unseren besten Freund nie beschreiben. Und man sollte sich hüten, ihn als nicht ganz dicht zu bezeichnen. Aber all diese Adjektive müsste man eigentlich auflisten, wenn man die Eigenschaften der beliebten Softshell umfassend beschreiben möchte.

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BESTER KUMPEL Wer sich der Softshell annähert, der muss erst einmal am grossen Bruder vorbei – der Hardshell. Was die kann, ist relativ klar: Sie besteht zumeist aus zwei oder drei Lagen, also aus einem Laminat aus robustem Oberstoff, einer wasser- und winddichten Membran und einem dünnen Innenfutter. Sie wird übergezogen, wenn es hart auf hart kommt und uneingeschränkte Wasserdichtigkeit gefordert ist. Das betont auch Bächli Bergsport Produktmanager Marcus Liss: «Keine schützt uns wie sie, wenn wir von einem Wolkenbruch überrascht werden, der Regen uns auf einer mehrtägigen Hüttentour hartnäckig begleitet oder wir im dichten Schneetreiben Ski fahren.»


EXPERT SOF TSHELLS

Die Hardshells sind zwar essenzielle Jacken für jeden, der sich am Berg bewegt. Doch sie haben einen Nachteil: Sie sind eine harte und vergleichsweise starre Schale, die den Tragekomfort etwas einschränkt. Im Sommer und direkt über einem T-Shirt getragen wird der direkte Hautkontakt von vielen als unangenehm empfunden. Dazu raschelt sie auch deutlich hörbar. Ausserdem erfordert sie einen etwas weiteren Schnitt, wenn die Bewegungsfreiheit nicht eingeschränkt werden soll oder eine isolierende Schicht darunter getragen wird. GESCHMEIDIG AM BERG Deutlich angenehmer zeigt sich da die sanfte Softshell-Jacke. Die mag zwar weich sein im Griff – einfach zu fassen ist sie hingegen nicht. Zumindest begrifflich. In Sachen Softshell haben sich die Hersteller nie auf eine präzise Definition festgelegt. Immerhin ist man sich darüber einig, dass es sich um Funktionsjacken handelt, die für den Allroundeinsatz bestimmt sind. Das bedeutet: Sie sind zwar nicht komplett wasserdicht, bieten aber (bei den hochwertigen Modellen) einen guten Wetterschutz. Den Wind halten die Modelle mit Membran zu 100 % ab, feuchten Nebel oder gar die ersten Regentropfen auch. Sie punkten vor allem mit einem hohen Tragekomfort. Letzteren erreichen die Hersteller durch den Einsatz von geschmeidigen Materialien mit hohem Stretch-Anteil. Softshells fühlen sich nicht nur angenehm an, sie schränken auch bei bewegungsintensiven Sportarten, wie beispielsweise Sportklettern, kaum ein. Dabei erlauben die hohe Elastizität und ausgetüftelte Schnitte, dass die Softshell-Jacke auch körpernah geschnitten und getragen werden kann. Durch die gute Passform spart man sich zum einen zusätzliches Material und somit Gewicht, zum anderen wird die Softshell durch ihre cleane Optik ganz nebenbei auch noch stadttauglich.

MARCUS LISS PRODUKT MANAGER TEXTILIEN Bei der Softshell verzichtet man zwar auf die Wasserdichtigkeit, bekommt dafür aber eine bessere Belüftung, weil die Schwitzfeuchtigkeit gut nach aussen gelangt. Hier muss der Dampf keine komplett wasserdichte Membran passieren.

SOFTE JACKEN HARTE FAKTEN Bei Jacken ohne Belüftungsöffnungen sind die Taschen oft aus luftdurchlässigem Mesh-Material genäht. Wer die Wärme und Schwitzfeuchtigkeit im Jackeninneren entweichen lassen möchte, kann den Reissverschluss öffnen und «auf Durchzug schalten».

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KAUFEN

Beim Kauf sollte man nicht nur stramm vor dem Spiegel stehen, vielmehr sollte man die Bewegungsfreiheit der Jacke ausgiebig testen. Überkopfbewegungen und sich vornüberbeugen reicht oft schon, um festzustellen, ob die Jacke wirklich sitzt.

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WASCHEN

Bitte waschen! Viele haben noch immer Hemmungen, ihre Regenund Softshell-Jacken zu waschen. Sie befürchten, sie könnten damit die Funktion beeinträchtigen. Das Gegenteil ist der Fall: Die Membran muss regelmässig von Schweiss- und Schmutz-Rückständen befreit werden, damit diese nicht verstopft. Verwenden sollte man Feinwaschmittel ohne Weichspüler bzw. spezielle Waschmittel für Funktionstextilien – empfehlenswert ist unter anderem das ökologische Pro Wash von Fibertec oder die Produkte von Nikwax.

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IMPRÄGNIEREN

Die Softshell sollte man regelmässig imprägnieren, damit sie ihre Leistungsfähigkeit bewahrt. Bei Bächli Bergsport gibt es verschiedene Produkte im Angebot – lassen Sie sich beraten.

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EXPERT SOF TSHELLS

Ein weiteres entscheidendes Komfort-Kriterium, so unterstreicht Marcus Liss, ist die besonders hohe Atmungsaktivität. «Bei der Softshell verzichtet man zwar auf die Wasserdichtigkeit, bekommt dafür aber eine bessere Belüftung, weil die Schwitzfeuchtigkeit gut nach aussen gelangt. Hier muss der Dampf keine komplett wasserdichte Membran passieren.» Die im Vergleich zur Hardshell deutlich bessere Klimaregulierung – auch dank zusätzlichen Belüftungsoptionen wie Unterarm-Reissverschlüssen – spürt man vor allem bei schweisstreibenden Sportarten. Im Aufstieg bei einer ambitionierten Wanderung beispielsweise, wenn man durch die Anstrengung ins Schwitzen kommt, gleichzeitig aber eine steife Brise weht – genau in solchen Situationen spielen Softshell-Jacken ihre Stärken aus. Das unangenehme Gefühl, im eigenen Saft zu schmoren, ist dank den Softies passé. DURCH DICK UND DÜNN Dass für Softshells keine Membranen eingesetzt werden, gehört längst der Vergangenheit an. «Membranfrei» lautete zwar einst die Definition der grossen Funktionsstoffhersteller und Softshell-Pioniere wie Polartec oder Schoeller aus der Schweiz. Mit dem Eintritt von Marktführer Gore-Tex wackelte diese Klassifizierung aber gewaltig. Gore-Tex führte eine eigene Softshell-Version ein und die kam vom Membranen-Spezialisten natürlich als Laminat aus Aussenstoff, Membran und Innenfutter. Inzwischen ist das Softshell-Angebot schwer überblickbar – jeder Hersteller bietet seine eigene Variante und die wiederum in unterschiedlichen Produktsegmenten. «Das mag es schwer machen, die Softshell schlechthin zu definieren», sagt Liss, «aber auf der anderen Seite ermöglicht es uns, für jeden Einsatz beziehungsweise jeden Sportler die richtige Produktlösung zu finden.» So unterstreicht gerade die Softshell als Allrounder wieder einmal, dass es die legendäre eierlegende Wollmilchsau doch nicht gibt. Und das ist auch gut so, schliesslich sind wir Menschen ja auch nicht uniform. Wer schnell fröstelt, der greift zur wärmenden Softshell 28

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SOFTSHELL-JACKEN STEHEN BEI BÄCHLI BERGSPORT AKTUELL ZUR AUSWAHL.

mit dickem Innenfutter. Der heissblütige Typ tendiert stattdessen zu einem Modell mit sehr dünnem Oberstoff und Futter. Luftige Minimalisten mit reduzierter Ausstattung können dazu auch wahre Leichtgewichte sein. Gewichte unter 300 Gramm sind heute keine Ausnahme mehr. In Sachen Ausstattung gilt das Gleiche wie bei der Wärmeleistung: Für jeden Sporttyp findet sich das passende Modell. Wer etwa in erster Linie eine vielseitige Jacke sucht, für Spaziergänge und moderate Wanderungen, der kann auf eine helmkompatible Kapuze gut verzichten. Ihm reicht wahrscheinlich auch eine hochwertige Jacke ohne Membran, die dank dauerhaft wasserabweisender Ausrüstung (DWR) sehr guten Wetterschutz bietet. Ganz anders sieht das natürlich bei einem Alpinisten aus, der im anspruchsvollen Gelände unterwegs ist und neben einem hohen Wetterschutz auch einen besonders robusten und scheuerresistenten Oberstoff braucht. TECHNISCH RAFFINIERT «Es ist schon beeindruckend, wie die Marken inzwischen geradezu selbstverständlich auch auf die kleinsten Details achten», sagt Experte Liss und zählt einige Beispiele auf: «Für das Rucksacktragen ist das Material im Schulterbereich verstärkt, aber gleichzeitig nahtfrei verarbeitet, um Druckstellen zu verhindern. Für Kletterer sind die Taschen extra weiter


TEXTILES MULTITALENT Softshell-Jacken sind Multitalente, die viel Bewegungsfreiheit und Komfort bieten, stark wasserdampfdurchlässig sind und zugleich einen hohen Witterungsschutz bieten.

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2-WEGE-REISSVERSCHLUSS Der Reissverschlussschlitten läuft in beide Richtungen, sodass sich Belüftung und Bewegungsfreiheit wunschgemäss regulieren lassen. Eine Zipper-Garage schützt das Kinn.

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FLACHNÄHTE Sie tragen nicht auf und verhindern ein Scheuern und Druckstellen, beispielsweise wenn Rucksackträger aufliegen.

MATERIALMIX Material-Verstärkungen schützen besonders beanspruchte Stellen, Stretch-Einsätze verbessern die Elastizität und erhöhen damit die Bewegungsfreiheit.

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BELÜFTUNGSÖFFNUNGEN Sie erlauben es, Wärme und Schwitzfeuchtigkeit effizient abzuführen.

WETTERSCHUTZ Ein verstellbarer Bund und elastische Ärmelabschlüsse halten Wind und Feuchtigkeit vom Körper fern.

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TASCHENPLATZIERUNG Hoch sitzende Taschen werden durch die Hüftgurte des Rucksacks oder den Klettergurt nicht abgedeckt.

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REFLEKTOREN Sie sorgen für eine gute Sichtbarkeit im Dunklen oder bei diffusem Licht.


EXPERT SOF TSHELLS

oben angesetzt, damit man sie auch mit Klettergurt noch problemlos benutzen kann.» Und auch die Oberfläche der Softshell kommt einem bei Felspartien besonders entgegen. «Mit dem sehr strapazierfähigen und glatten Kunstfaser-Obermaterial lässt sich gut mit dem Seil hantieren und es bleibt obendrein nicht so schnell an Kanten, Ästen und Steinen hängen.»

Auf den Punkt gebracht: Die geschmeidige Softshell hängt zu Recht in so vielen Garderoben stets griffbereit. Sie vereint hohen Tragekomfort und Wetterschutz wie keine andere Jacke. Und bei den über 59 verschiedenen Modellen, die es bei Bächli Bergsport im Angebot gibt, findet im Rahmen eines Beratungsgesprächs jeder das für den geplanten Einsatzzweck geeignete Modell.

RAUSGEPICKT So unterschiedlich die möglichen Einsatzzwecke, so verschieden auch die Produkteigenschaften – eine feine Auswahl.

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Ein absolutes Leichtgewicht, das sich für unzählige Aktivitäten eignet – vom Klettersteig bis zur Wanderung. Durch ihr kleines Packmass findet sie auch immer einen Platz im Rucksack. GoreTex Windstopper macht die Jacke absolut winddicht und auch sonst ist ihr Wetterschutz sehr hoch. Für zusätzliche Belüftung gibt es die Unterarmreissverschlüsse.

So stellt man sich eine SoftshellJacke vor: technisch, robust, wasser- und windabweisend und hochelastisch. Auf der Aussenseite kommen robuste Fasern zum Einsatz und auf der Innenseite das angenehm weiche und wärmende Polartec Alpha-Material. Die helmkompatible Kapuze lässt sich perfekt auf den Kopf einstellen. Eine Jacke, die man nicht nur zu den unterschiedlichsten Einsätzen, sondern auch das ganze Jahr über tragen kann.

Sie mag nicht so aussehen, aber die membranlose Softshell wurde für hochalpine Einsätze entwickelt. Das Material ist zwar extrem leicht, dabei aber dennoch sehr strapazierfähig. Das liegt an dem hohen Anteil der robusten Cordura-Faser. Ortovox setzt auch auf Naturmaterialien und mischt 21 % Merinowolle hinzu, die für ein angenehmes Körperklima und reduzierte Geruchsbildung sorgt. Perfekt an warmen Tagen, bei schweisstreibenden Einsätzen oder als Mittelschicht unter der Hardshell.

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P A R T N E R C H E C K

E X P E D


PA R T NE R C HEC K E X P E D

KEIN SCHNICKSCHNACK Geradlinigkeit und Erfindungsreichtum zeichnen nicht nur die Produkte von Exped aus, sondern das ganze Unternehmen. Wer die Schweizer Firmengründer Heidi und Andi Brun kennt, versteht, weshalb.

TEXT JÜRG BUSCHOR FOTOS JÜRG BUSCHOR / ZVG

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s wäre eine massive Übertreibung, das Hinterhofgebäude an der Hardstrasse 81 in Zürich als «repräsentativ» zu bezeichnen. Die Gebäudefassade könnte wieder einmal einen Anstrich vertragen, der Eingangsbereich sieht mehr nach Laderampe denn nach einladendem Entrée aus. Nur ein kleines Schild weist seit über 31 Jahren diskret darauf hin, dass hier das Unternehmen Exped seinen Firmensitz hat. Zugegeben – es fällt schwer, sich vorzustellen, dass hier Outdoor-Produkte entwickelt werden, die in ihren Kategorien oft den Industriestandard definieren. Auch im Gebäudeinneren ist alles zweckmässig und funktional eingerichtet, geradezu nüchtern. I N S P I R A T I O N 0 2   /  2 0 17

DIE EXPED-FAMILIE Aus der Küche hört man schallendes Lachen. Es ist Mittagszeit und die Mitarbeiter sitzen gerade um einen grossen Tisch – es wird angeregt geplaudert, debattiert, gelacht. Mitten in der Gruppe sitzt Heidi Brun, die über das Unternehmen sagt: «Andi und ich haben keine eigenen Kinder. Exped ist aber so etwas wie unsere Familie». Was auf den ersten Blick wie ein wild zusammengewürfelter Haufen wirkt, erweist sich als verschworenes Team von 18 Menschen, die durch die geteilte Passion für Outdoorsport zusammengeschweisst worden sind. Die meisten von ihnen gehören seit Jahren oder gar Jahrzehnten dazu. Sie estimieren die Wertschätzung und das Vertrauen, die ihnen entgegengebracht werden. Aber auch die Flexibilität, die sie am Arbeitsplatz geniessen. «Wir bezahlen den Mitarbeitern einen Stundenlohn, in den die Urlaubsabwesenheiten und der 13. Monatslohn mit eingerechnet sind», erzählt Andi Brun und führt weiter aus, «entsprechend kann jeder Mitarbeiter selber entscheiden, wann und wie viel Zeit er sich für Freizeit und Outdoorsport nehmen will». Die Zeit nehmen sich auch die Firmeninhaber immer wieder und immer öfter, wie Heidi erzählt: «Wir reisten beispielsweise Anfang der Neunzigerjahre während sechs Monaten durch Ecuador und in der Zeit haben die Mitarbeiter das Unternehmen geführt. Wir haben in den sechs Monaten nur einmal angerufen.» VON FEHLERN DER ANDEREN GELERNT Das war die Zeit, als Exped als Distributor u. a. die Outdoormarken Outdoor Research, MSR, Lowe Alpine, Feathered Friends und Ortlieb in der Schweiz vertrieb. Das erste Eigenprodukt kam erst 1997 auf den Markt – entstanden aus der Frustration über die Designmängel der Zeltmarke Moss, die sie damals importierten. Das Exped Orion begründete einen komplett neuen Zelttypus 33


PA R T NE R C HEC K

– das Giebeltunnelzelt, das die Raumvorteile eines Tunnelzelts mit den frei stehenden Eigenschaften des Geodäten vereinte. Über die Zeit als Distributor sagt Andi Brun rückwirkend: «Für die gemachten Erfahrungen bin ich unendlich dankbar». Dabei denkt er vor allem an die Fehler, die seine Lieferanten machten: «Wir machen deshalb ganz bewusst keine Bekleidung. Die geforderten minimalen Produktionsmengen in Fernost zwingen zu Wachstum. Und darunter leiden erfahrungsgemäss immer die Produktqualität und die Innovationskraft der Unternehmen.» Die Fokussierung auf sogenannten Hartwaren (Rucksack, Zelt, Schlafsack, Matten etc.) hat aber noch einen anderen Grund, wie Andi Brun erklärt: «Für diese Produktkategorien braucht es sehr viel Erfahrung und Wissen. Und man muss die Sportarten unbedingt selber ausüben.» Ein kleines Unternehmen zu bleiben, sei schon immer das Ziel gewesen, so Brun (wobei relativierend anzumerken ist, dass Exped längst eine Niederlassung in den USA hat und in 20 weiteren Märkten mit 20 Distributoren zusammenarbeitet). Auch weil man damit einen viel direkteren Kontakt zu den Fachhandelspartnern und Kunden pflegen könne. Andi Brun erklärt sich: «Klein sein heisst auch, dass wir extrem schnell entscheiden können. Vom Prototypen zur Marktreife braucht Exped ein Jahr, ein halbes, wenn es sein muss. Grosse Unternehmen brauchen hierfür mindestens zwei Jahre. Wir können verrückte Dinge tun. Und zwar schnell.» Da hilft es, dass jeder Produktver-

«Wir können verrückte Dinge tun. Und zwar schnell.» ANDI BRUN

antwortliche bei Exped nähen kann. «Fast and dirty» nennt Andi Brun das und meint damit auch, dass man nur in der praktischen Umsetzung erkennen kann, welche potenziellen Fehler dann in der Serienumsetzung in Fernost gemacht werden könnten. Einfach mal ausprobieren, das gefällt den Bruns. Bevor sie 1998 den ersten «Mantelschlafsack» auf den Markt brachten, setzten sie sich in der Nähe von Hongkong erst einmal eine Woche lang in die Werkstatt einer Schlafsackmanufaktur. «Es war grausam, wie wir uns mit unseren dicken Europäerfingern anstellten», erinnert sich Heidi Brun, «nach einer Woche Arbeit hatten Andi und ich je einen Schlafsack 'gebastelt'. Geübte

MEILENSTEINE

1983

1997

1998

2000

Heidi und Andi Brun gründen Exped und vertreiben Markenprodukte.

Entwicklung des neuen Zelttyps Giebeltunnelzelt – Orion ist das erste Eigenprodukt.

Entwicklung des Mantelschlafsacks Wallcreeper.

Der weltweit erste wasserdichte Schlafsack wird verschweisst statt genäht.

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E XPED

1982 in den Northern Territories - die neunmonatige Auszeit hat Heidi und Andi Brun geprägt.

Näherinnen brauchen hierfür normalerweise drei Stunden.» Dafür hatten die Europäer jetzt ein vertieftes Produktverständnis. Und sie wussten auch, dass grossartige Ideen, die ausschliesslich am Reissbrett entstehen, in der Produktion zu einem Desaster führen können. HILFREICHES TÜFTLER-GEN Das vertiefte Produkt- und Produktionsverständnis in Kombination mit der persönlichen Outdoor-Erfahrung half auch, konventionelle Denkmuster zu durchbrechen. Und es stand damit Pate für die bis dato kommerziell erfolgreichste Produktenwicklung von Exped: der Downmat. Andi Brun blendet zurück: «Der Schweizer Extremalpinist Erhard Loretan und der Survivalexperte

Wie ist das Raumgefühl des neuen Zeltmodells? Die Firmeninhaber nehmen Mass.

2002

2006

2008

2018

Die neue DownMat revolutioniert den Markt und ist bis heute Expeds Bestseller.

Präsentation der SynMat – die weltweit erste Matte mit Synthetikwattierung als Isolationsmaterial.

Präsentation der ersten Rucksäcke. Konsequent aufs Wesentliche reduziert.

Heidi und Andi Brun ziehen sich schrittweise aus dem Unternehmen zurück und gehen auf eine lange Reise.

I N S P I R A T I O N 0 2   /  2 0 17

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PA R T NE R C HEC K E X P E D

«Wir bei Exped wollen aber keine Dummheiten machen, nur um leichtere Produkte zu haben.» ANDI BRUN

Christoph Hagen traten an mich heran mit der Produktanforderung, eine möglichst komfortable und trotzdem leichte und isolierende Matte zu konstruieren. Ich erinnerte mich noch daran, wie komfortabel die Luftmatratzen von früher waren. Aber auch, wie verdammt kalt sie waren, weil die Luft wegen der Bewegungen im Schlaf ständig zirkulierte.» Bruns Lösung war dann so simpel wie naheliegend: Nichts war nur annähernd so leicht und konnte gleichzeitig so viel warme Luft binden wie Gänsedaune – weshalb also nicht die Daune in eine Luftmatratzen einbringen? «Spinsch – waren die ersten Reaktionen», erinnert sich Brun. Aber die wissenschaftlichen Tests an der Eidgenössischen Material Prüfanstalt EMPA gaben ihm Recht – er hatte soeben nicht nur eine extrem warme, sondern auch eine extrem leichte, komfortable und klein verpackbare Matte erfunden. Sie ist auch heute noch die Referenz für alle Anhänger von Fast & Light Produkten. Einem Trend übrigens, dem Andi Brun sehr kritisch gegenübersteht: «Die Konsumenten wollen 'Borderline-Produkte', also grenzwertig leichte. Sie sind sich aber nicht bewusst, welche Konsequenzen das im Ernstfall haben kann, wenn das Produkt versagt. Wir bei Exped wollen aber keine Dummheiten machen, nur um leichtere Produkte zu haben.»

WILDNIS ALS SCHULZIMMER Die Bruns sprechen aus Erfahrung. 1982 verbrachten die zwei damals Frischvermählten neun Monate in einer selbst gebauten Blockhütte, hundert Meilen nördlich der nächsten Siedlung, dem Ort Yellowknife am Grossen Sklavensee in den Northwest Territories. Wenn man nur wenig Dinge mitnimmt, dann müssen die wenigstens funktionieren, so Andi Brun: «Es ist ein Nachteil, zu viel zu haben. Eine Motorsäge bei minus 40 Grad? Das Benzin friert ein. Ein Messer und ein Beil? Funktioniert!» In der Abgeschiedenheit lernten sie, bescheiden und einfach zu leben. Das spiegelt sich noch heute in ihren Produkten: geradlinig, funktionell und ohne Schnickschnack – das ist die DNA aller Produkte. Vermag es da zu erstaunen, dass Heidi und Andi Brun auch in Geschäftsbelangen geradezu stur ihren eigenen Weg gehen? «Wir haben für die Firma schon zahlreiche Kaufangebote erhalten, die wir allesamt ausgeschlagen haben», so Geschäftsführerin Heidi Brun. Die Begründung liefert ihr Mann gleich nach: «Wir haben das in den letzten Jahren viel zu oft gesehen – wenn Investoren ins Spiel kommen, geht es nur noch um Verkaufszahlen und Renditen. Was auf der Strecke bleibt, ist die Innovationskraft und letztlich das Produkt.» Wie auch immer die Zukunft des Unternehmens gestaltet wird, wenn die Bruns im nächsten Jahr wieder für eine lange Reise aufbrechen – das Geld wird keine Rolle spielen. Spätestens jetzt ist klar: In Heidi und Andi Brun steckt auch mit 65 Jahren immer noch der persönliche Antrieb und Pioniergeist, den die Outdoorbranche einst auszeichnete: möglichst viel Zeit draussen zu verbringen und nützliche Produkte zu entwickeln - darum geht's.

ZUSATZ BÄCHLI INFO Eine Bildgalerie mit Fotos aus der Zeit in den Northern Territories finden Sie auf unserer Website. baechli-bergsport.ch/ partnercheck

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MAKE ANY TERRAIN YOUR PL AYGROUND Spass und Freude, grösstmöglicher Fortschritt, Grenzen ausloten, Regeln verändern – und das auf eine etwas andere, unkonventionelle Art und Weise: Time to play. Um jeder deiner Playgrounds in einen grossartigen Abenteuerspielplatz zu drehen, setzen wir von Kopf bis Fuss auf Produkte, welche durch ihren Fit, ihren Komfort und ihrer Leichtigkeit überzeugen. Damit du deinen Trail, egal auf welchem Untergrund, neu erfinden kannst.


HOCHGENUSS

SOLITÄRE DER SCHWEIZER ALPEN Die Berg- und Alphütten werden zwar immer komfortabler, doch viele Wanderer und Alpinisten ziehen die Annehmlichkeiten vor, die ein Berghotel bietet. Sei es als Ausgangspunkt oder Rückkehroase. Bächli Bergsport hat drei Bijoux im Engadin, im Glarnerland und im Wallis für Sie entdeckt.

TEXT & FOTOS PETER HUMMEL

HOTEL PIZ LINARD «PARADIES MIT BAHNANSCHLUSS» Auch nach der Eröffnung des Vereinatunnels 1999 ist das Unterengadiner Dorf Lavin ein Geheimtipp geblieben. Das Hotel Piz Linard schlummerte in einem Dornröschenschlaf, bis Gaby und Hans Schmid es wach küssten. Als langjährige Feriengäste waren die beiden St. Galler von der besonderen Energie und Ausstrahlung des Hotels eingenommen. Als der Verkauf des altehrwürdigen Hotels anstand, mussten die zwei nicht lange überlegen. Unter Spanplatten und Spannteppichen verbarg sich ein enormes Potenzial. Für einen Lebenstraum waren sie bereit, die Sicherheit ihrer Festanstellungen aufzugeben und Geldgeber und Aktionäre für ihr Projekt zu gewinnen. Als Quereinsteiger brachten sie mit, was erfahrene Hoteliers und Gastronomen vielleicht gefehlt hätte: viel Enthusiasmus und eine kräftige Portion Naivität. Sie mussten für den risikoreichen Umbau jenseits gängiger Konventionen viel Lehrgeld zahlen. Die Tatsache, dass sie angesichts des beschränkten Budgets jeden Franken fünfmal umdrehen mussten, führte zu kreativen Lösungen: So wurden im hinteren Trakt erste kleinere Zimmer pfiffig, aber kostengünstig renoviert, um dann die 38

eindrücklichen Palazzoräume im Haupthaus nach und nach als Unikate von Künstlern und Designern gestalten zu lassen. Natürlich haben es Hotelmonumente im Oberengadin einfacher, wo Mäzene Umbauten mit Dutzenden von Millionen finanzieren. Die Schmids machten das mit Esprit und Herz wett. Hans Schmid ist ein hervorragender Kommunikator, seine Hotelprospekte und Aktionärsbriefe haben geradezu literarisches Niveau. Sein Slogan «Paradies mit Bahnanschluss» hätte auch aus der Feder

Die fehlenden Millionen machten die Schmids mit Esprit und Herz wett.


HOTEL BIJOUX

DER BÄCHLI BERGSPORT-TIPP Lavin ist ein guter Ausgangspunkt für Touren im Nationalpark, insbesondere die nächstgelegene Macun-Seenplatte.

Die ausgefallene rosa Farbe ist optisches wie inhaltliches Markenzeichen.

eines hoch dekorierten Werbers stammen können. Auch der visuelle Auftritt ist bestechend: Wenn schon das Hotel einen auffällig rosa Anstrich hat, sollte auch die Internet-Präsenz auf dieser ungewöhnlichen Farbe aufbauen. Schmid und sein Team sind Gastgeber aus Leidenschaft. Im Piz Linard konnten sie ihr Flair für Gastfreundschaft und Atmosphäre «stilo italiano» vielfältig umsetzen. Lavin mit dem teils durch italienische Baumeister geprägten Baustil und der nahen romanisch-italienischen Sprachgrenze ist der richtige Ort dafür. Auch der Anspruch, den besten Espresso des Tales zu brauen, ist längst erfüllt. In diesem Frühling jährt sich die Neueröffnung zum zehnten Mal. Der Hotelumbau ist mit 17 Zimmern praktisch fertig. Dazu konnte ein Nebenbau erworben werden, wo eine Bibliothek und stimmungsvolle Räume für Retraiten und «Bergbürolisten» eingerichtet wurden. Hans Schmid und sein neuer Geschäftspartner können positiv resümieren: «Das Piz Linard atmet den Geist, den wir ihm zurückgeben wollten. Es hat die besondere Ausstrahlung, welche heutige Gäste von einer authentischen Gastfreundschaft in den Bergen erwarten.» Entsprechend ist das erfreuliche Echo: auf die eindrückliche Nicht-Punkte-Küche, die unkonventionellen Zimmer mit den wohligen Betten (reine Leinenwäsche), auf den unaufdringlichen Stil und für die augenzwinkernde Herzlichkeit. I N S P I R A T I O N 0 2   /  2 0 17

Der Patron Hans Schmid hat das Hotel Piz Linard aus dem Dornröschenschlaf geküsst.

Gleichwohl können und wollen sich die Gastgeber nicht zurücklehnen – jetzt arbeiten sie an der Kür, etwa einer Lobby, einer Bar oder dem geplanten Dampfbad. Der Mut zur Ganzjahresöffnung fordert viel Kreativität in der Zwischensaison. Hans Schmid – dem ehemaligen Kulturchef des Kantons St. Gallen – fällt das dank seines intakten Beziehungsnetzes zu Kulturschaffenden nicht schwer: Da gab's New York Jazz, Bass am Inn oder das CineMacun, das Steinbockkino. Ihr Kulturprogramm verstehen die Hoteliers nicht einfach als Gästeanimation, sondern als Ergänzung der kulturellen Tradition im Dorf. Im Bestreben, für Dorf und Tal möglichst übers Ganze Jahr da zu sein und den Rhythmus der Gäste auf jenen der Mitarbeitenden abzustimmen, hat sich das Piz Linard für die Fünftagewoche entschieden. www.pizlinard.ch 39


HOCHGENUSS

Fügt sich dank natürlicher Materialien gut in das Landschaftsbild ein – das Berghotel Mettmen.

Aussichtsreich – das Restaurant.

«Aller Gattig Lüüt» sollen einkehren.

BERGHOTEL METTMEN DAS GLARNERLAND AUS DER VOGELSCHAU Lage, Lage, Lage – selten wird man sich dieses Prädikats so bewusst wie nach der Ankunft auf Mettmen. Der Blick ist so überraschend wie imposant, dass man sich an viel berühmtere Aussichtspunkte erinnert fühlt: Auf das ganze Glarnerland hinunter sieht man, und über die Ostschweizer Hügel bis nach Deutschland. Abends lassen die Lichterketten glauben, dass eine Grossstadt zu Füssen liege. Den Ausblick geniesst man sowohl von der Lounge, dem Restaurant als auch von den Zimmern. Fernglas statt Fernseher auf dem Zimmer macht da Sinn – wer kennt denn schon die Glarner Berge? Ausser Tödi und Glärnisch natürlich. Und so nah es auch ist, so wenig kennt man das Glarnerland als Tourismusdestination, mal abgesehen von dem beschaulichen Braunwald und Elm. Umso erstaunlicher, dass in einem Krachen auf 1600 Metern oben an Weihnachten ein neues Hotel eröffnet hat. Nun, ganz von Grund auf wurde dieser Bau nicht erstellt, sondern auf den Mauern des alten Berggasthaus Mettmen, der einstigen Kantine beim Bau der Garichti-Staumauer. Er entstand aber ganz aus privater Initiative von Sara und Romano Frei-Elmer, die um das grosse Potenzial des Freibergs Kärpf, des ältesten Wildschutzgebiets

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HOTEL BIJOUX

Europas, wussten. Sie waren in Diensten des Schweizer Alpen Clubs SAC über zehn Jahre Hüttenwarte der nahe gelegenen populären Leglerhütte. Durch deren Umbau brachten sie auch die Erfahrung und die Ideen für einen grösseren Wurf mit. So wählten sie etwa für den Innenausbau Arvenholz – eine Referenz an den im Glarnerland fast nur auf der Mettmenalp vorkommenden Nadelbaum. Auch das ein geschickter Schachzug, wird man doch gleich nach Betreten des nüchtern-modernen Gebäudes von einem wohlig-herrlichen Duft umfangen. «Wir fühlen uns weiterhin als Hüttenwarte, einfach in einem grösseren Gewand», schmunzelt Sara. Die auf der Hütte übliche Ansprache der Gäste per Du will sie auch hier pflegen. Zum ganz persönlichen Stil passt auch das liebenswürdige, fast ausschliessliche Glarner Personal. Bewusst wollten die frischgebackenen Hoteliers keine Sterne, damit auch weiterhin «aller Gattig Lüüt» einkehren mögen. Das sind Wanderer, Kletterer und hoffentlich zunehmend Seminarteilnehmer, die von diesem inspirierenden Kraftort profitieren möchten. Vom Standard her könnte es das Berghotel Mettmen gewiss

mit sternendekorierten Häusern aufnehmen: Da gibt es eine geräumige Lounge, zwei Kaminfeuer, eine grosse Sauna und sogar eine Suite mit Badewanne vor dem Panoramafenster. Standesgemäss ist auch der abendliche Überraschungs-Viergänger, mit überraschenden bis bodenständigen Zutaten. Umso schöner kann man danach mit einem der urigen Lokalbrände Hirnibigger oder Hexätröpfli abheben: Der Glarner Himmel ist hier ja so nah … www.berghotel-mettmen.ch

DER BÄCHLI BERGSPORT-TIPP Der Freiberg Kärpf gehört zum UNESCO Welterbe Tektonikarena Sardona. Die Region bietet Wanderern genauso wie Sportkletterern unzählige Möglichkeiten, über die sie das Wirtepaar vor Ort gerne informiert.


HOCHGENUSS

DER BÄCHLI WANDER-TIPP Die Aletsch-Königstour via Viehpfad Steigle, die neue Hängebrücke zum Aletschwald, zum Grünsee und zur Rieder- oder Bettmeralp ist genauso anspruchsvoll wie spektakulär.

HOTEL BELALP ZEITZEUGE DES ALPINEN PIONIERGEISTES Das Hotel Belalp ist ein Solitär, eine Ikone unter den historischen Berghotels: Es ist eines der schönsten BelleÉpoque-Hotels an solch exponierter Lage, freistehend auf 2136 Metern. Es wurde 1858 vorab für englische Alpinisten just oberhalb des Aletschgletschers errichtet. Noch heute heisst diese eindrückliche Aussichtskante Aletschbord, auch wenn der Gletscher inzwischen kilometerweit entfernt ist. Unverändert wie vor 160 Jahren stehen hier neben dem Hotel nur eine Kapelle und ein paar Alphütten.

Der ungehinderte Blick von der Sonnenterrasse zeigt die Giganten der Walliser Alpen: Fletschhorn, Mischabel, Matterhorn und Weisshorn. Die Aletsch-Königstour über Alp Aletschji

Einzigartige solitäre Lage

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HOTEL BIJOUX

Ein Glück, dass 1993 die Burgerschaft Naters das Hotel vor der Schliessung rettete und von Grund auf sanierte. Um das Potenzial der einzigartigen Lage auszuschöpfen, wurde 2011 ein anmutiger Anbau mit Sonnenterrasse und Panoramarestaurant erstellt, wo nun die Giganten der Walliser Alpen (Fletschhorn, Mischabel, Matterhorn und Weisshorn) ungehindert bestaunt werden können. Der Hotelgast hat die Wahl zwischen den modernen Zimmern des Anbaus oder den traditionellen Zimmern im Altbau, die weniger Komfort, dafür mehr Caché aufweisen. Immerhin soll das Stammhaus ab nächstem Jahr sukzessive sanft renoviert werden. Wer es stilecht mag, kann sogar das im Originalzustand belassene Zimmer von John Tyndall reservieren; der britische Physiker und Alpinist verbrachte 44 Sommer auf der Belalp. Und ab diesem Frühling haben die neuen Pächter Marketa und Christian Meier auch einen Aufenthaltsraum à la Belle Époque hergerichtet. www.hotel-belalp.ch

VERLOSUNG JETZT GEWINNEN: 3 X 2 HOTELÜBERNACHTUNGEN Gewinnen Sie je eine Übernachtung für zwei Personen im Berghotel Mettmen. So einfach geht's: Besuchen Sie unsere Website und nehmen Sie am Wettbewerb teil. Über die Verlosung wird keine Korrespondenz geführt, die Gewinner werden auf unserer Facebook-Website bekannt gegeben. baechli-bergsport.ch/wettbewerb

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G I P F E LT R E F F E N C A R L A J A G G I Der mentale Druck ist das Anspruchvollste in der Ausbildung.

«ICH FÄLLE JEDE ENTSCHEIDUNG ALLEINE» Die 26-jährige Bernerin Carla Jaggi ist bald eine der wenigen Bergführerinnen in der Schweiz. Ein Gespräch über die Frage, in welchen Bereichen Bergführerinnen besser als ihre männlichen Kollegen sind, ihre bedingungslose Liebe zu den Bergen und Magen-Darm-Grippen während der Ausbildung. TEXT PETER BADER FOTOS ANITA VOZZA/ZVG

Carla, haben Sie in den Bergen schon einmal gedacht: Ich kann nicht mehr? Carla Jaggi: Nein. Schon eher: Ich will nicht mehr. Was mache ich eigentlich hier?

«Im Flachland bin ich orientierungslos, weiss nicht, wo oben und unten ist.»

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Bitte erzählen Sie. Wir machten eine private Bergtour aufs Schreckhorn. Wir waren flott unterwegs, das Wetter passte. Also entschlossen wir uns, noch über den Verbindungsgrat auf das Lauteraarhorn zu klettern. Kurz vor dem Gipfel riss ich eine Steinplatte aus, die mir aufs Knie fiel. Ich hatte Glück, es war keine grosse Sache, das Knie war nur geprellt. Meine Kollegin war aber sehr geschockt. Im Lauf des Abstiegs geriet sie immer mehr in Panik, fand keine Griffe mehr, wusste nicht mehr, wie sie sich bewegen sollte. Es nachtete auf 3500 Metern ein, was angesichts des milden Wetters kein Problem war. Aber sie wollte die Rega benachrichtigen, schrie herum. Und ich dachte

mir: Was mache ich hier? Soll ich sie auch anschreien und ihr die Meinung sagen? Ich blieb ruhig ... ... beste Voraussetzungen für den Job als Bergführerin. Ja, eigentlich schon. In solchen Situationen muss man einfach cool bleiben. Sie beruhigte sich dann auch, wir konnten später langsam und sicher absteigen und kamen morgens um vier zur Hütte. Insgesamt waren wir 26 Stunden unterwegs gewesen. Sind Sie während der Bergführerausbildung auch schon an Ihre Grenzen gestossen? Natürlich gab es schwierige Situationen. Einmal kletterten wir im alpinen Gelände, beim Abseilen merkte ich, dass mir schlecht wurde. Ich bekam eine üble MagenDarm-Grippe, am nächsten Morgen konnte ich mich kaum auf den Beinen halten. Wenn es einem wirk-



G I P F E LT R E F F E N

lich schlecht geht, darf man einen Tag in der Hütte bleiben. Dann muss man aber wieder parat sein, sonst muss man das Ausbildungsjahr wiederholen. Zum Glück konnte ich mich einigermassen erholen und am nächsten Tag die Gruppe führen. Harte Sitten. So sind die Spielregeln. Ist der körperliche Aspekt der härteste Teil der Ausbildung? Nein, der mentale Druck ist anspruchsvoller. Wir sind jeden Tag im Gelände unterwegs, fünf bis sechs Aspiranten und ein Experte. Man weiss nie, wann man die Führung übernimmt, muss also immer die ganze Tour vorbereiten. Führt man, beobachtet der Experte jeden Schritt und jeden Griff, beur-

gloryfy G14 iceberg

teilt die Route, die man nimmt. An diese ständige Beobachtung und Beurteilung, an diesen ständigen Druck muss man sich erst gewöhnen. Aber er ist nötig, denn die Aufgaben einer Bergführerin sind vielseitig: Die Gäste müssen jederzeit sicher sein, Route und Rhythmus müssen passen. Was den Bergführer vom Bergsteiger unterscheidet: Ich fälle jede Entscheidung alleine, muss mich in den Gast einfühlen können. Denn es kommt oft vor, dass jemand nicht zugibt, dass er sich nicht wohl fühlt oder am Limit ist. Wie kommen Sie mit den vielen Männern zurecht? Bis jetzt hatte ich noch nie Probleme. Wichtig ist, dass man selber nicht schon zum vornherein denkt: Ich muss mich wehren und bewei-


CARL A JAGGI

sen, dass ich es kann. Natürlich muss man ab und zu einen Spruch kontern, es gibt auch lustige Situationen: Komme ich mit einem Gast in eine Berghütte, ist es meistens keine Frage, dass er das Bergführerzimmer und ich den Gästeraum zugeteilt bekomme. Die angehende Bergführerin sieht man mir nun mal nicht an ...

«Der menschliche Aspekt mit einem Gast ist nicht zu unterschätzen. Man gibt auch Persönliches preis.»

... aber bald sind Sie es ja wirklich. Ich hoffe es, ja! (lacht) Ich bin jetzt im dritten Jahr und habe noch die Abschlussprüfungen vor mir. Erst den Winterteil, dann im September noch die Sommerprüfungen. Bis jetzt habe ich alle Prüfungen auf Anhieb bestanden. 60 haben die Ausbildung begonnen, nach dem ersten Jahr waren wir nur noch etwas mehr als 20. Ich bin als einzige Frau meines Jahrgangs übrig geblieben. Ist es ein Problem, dass Frauen weniger Kraft haben? Es kann eines sein. Darum ist es wichtig, dass ich meine Grenzen kenne und respektiere. Ich fühle mich zum Beispiel nicht wohl, mit zwei 1,80 Meter grossen Gästen in einer steilen Firnflanke am kurzen Seil zu gehen. Das lasse ich sein, weil ich weiss, dass ich sie im Notfall nicht halten kann. Es gibt andere Sicherungstechniken, mit denen ich diese Situationen umgehen kann. Und wenn es nicht anders geht, lehne ich solche Touren auch mal ab. Was können Frauen besser? So allgemein lässt sich das nicht sagen. Vielleicht ist es für uns tendenziell einfacher, sich in Gäste hineinzuversetzen, im richtigen Moment das Richtige zu sagen. Ich persönlich bekomme positive Feedbacks auf meine Art zu führen oder in Ausbildungskursen etwas zu vermitteln. Und nicht dafür, wie gross, stark und schnell ich bin. I N S P I R A T I O N 0 2   /  2 0 17

Männer gehen weniger zögerlich an ein Projekt heran als Frauen.

Gehen Sie privat lieber mit Frauen oder Männern in die Berge? Eher mit Männern. Aber es gibt schon auch ein paar Frauen, mit denen ich sehr gerne unterwegs bin. In der SAC-Jugend war ich lange das einzige Mädchen, kletterte jahrelang nur mit Jungs. Daran habe ich mich gewöhnt. Mit Männern ist die Kommunikation in den Bergen einfacher, direkter, klarer. Bei Frauen muss man öfters zwischen den Zeilen lesen, um zu verstehen, was sie genau wollen. Manche Frauen begeben sich auch nicht so gerne in unkomfortable Situationen, wie zum Beispiel das Verbringen einer Nacht in einem Biwak mit 15 anderen. Das kann mit Männern einfacher sein: Die gehen weniger zögerlich an ein Projekt heran. 47


G I P F E LT R E F F E N

Immer für ein Spässchen zu haben – Carla bei der Passage «Rasoir» am Nordgrat des Zinalrothorns.

Wann sind Sie zum ersten Mal geklettert? Ich hing schon mit vier im «Gstältli», kletterte an kleinen Felsblöcken. Meine Eltern sind selber begeisterte Berggänger, nahmen mich früh mit. Es ist wie beim Skifahren: Hat man das Gefühl so früh in sich drin, geht es nie mehr raus. Wann war klar, dass Sie Bergführerin werden wollen? Erst habe ich im Saanenland die Bergführer nur bewundert, schaute zu ihnen auf und kam nicht im Entferntesten auf die Idee, dass ich das auch machen könnte. Nach der Schule absolvierte ich eine KV-Lehre in einem Notariatsbüro ...

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... mit vollem Herzen? Naja, ich habe sie halt gemacht (lacht). Ich wollte schnell unabhängig sein, Geld verdienen, also brauchte ich einen Beruf. Deshalb kam auch kein Studium infrage. Nach der Lehre ging ich vier Monate nach Südamerika, wollte weit weg sein und neue Erfahrungen sammeln, eine neue Sprache lernen. Am Tag vor meiner geplanten Rückkehr rief ich meine Mutter an und sagte ihr, dass sie nicht nach Genf zum Flughafen zu kommen brauche – ich blieb für weitere vier Monate. Sie hatte keine Freude, aber in dieser Zeit entschloss ich mich, die Ausbildung zur Bergführerin in Angriff zu nehmen, es zu versuchen. Ich war in Südamerika viel unterwegs, unternahm auch alleine mehrtägige Trekkings. Dort wurde mir klar, wie viel mir die Berge bedeuten.

In der Schweiz gibt es 1550 Bergführer – 34 davon sind Frauen.


CARL A JAGGI Genussklettern im Gebiet Cadarese bei Domodossola.

F O T O S : Z V G ( L I N K S ) , S I LV A N S C H Ü P B A C H ( S L A C K - L I N E . C H ) ( R E C H T S )

Was denn? Die Berge müssen immer in Reichweite sein, ich muss sie immer sehen, wenn ich zum Fenster rausschaue. Wenn ich etwas unternehme, gehe ich immer in die Berge: schwimmen in einem Bergsee, laufen, biken, klettern, skifahren. Ich habe auch schon in Gegenden gelebt, in denen keine Berge in Sicht waren: Im Flachland kann ich mich nicht orientieren, weiss nicht, wo oben und unten ist. Die Landschaft ist für mich nicht vollständig. Während der Ausbildung dürfen Sie schon Gäste führen. Welches war Ihr schönstes Erlebnis? Wir waren einmal unterwegs mit jungen Leuten aus verschiedenen europäischen Ländern und bestiegen einen Viertausender. Für manche war es der erste, ein paar stiessen an ihre Grenzen. Oben angekommen, konnten es viele gar nicht glauben, dass sie es geschafft hatten. Dieses Staunen und diese Wertschätzung bei jungen Leuten zu sehen, war sehr schön. Alle kamen glücklich nach Hause. Für mich als angehende Bergführerin ist ein Erlebnis perfekt, wenn meine Gäste gesund und glücklich im Tal sind und ich im Rückblick mit meinen Entscheidungen beim Führen zufrieden bin. Welche Touren empfehlen Sie im Kanton Bern? Im Sommer finde ich die Region um den Sustenpass wunderschön, es gibt dort viele tolle Gipfel und Touren mit unterschiedlichem Schwierigkeitsgrad. Und sie ist auch besser zugänglich als die Jungfrauregion. Und im Winter? Jetzt sollte ich natürlich Werbung machen für das Saanenland, wo ich aufgewachsen bin (lacht). Aber es I N S P I R A T I O N 0 2   /  2 0 17

«Eine Familie? Ich versuche zuerst mal, meine Zimmerpflanze am Leben zu erhalten.» ist wirklich eine coole Region für Skitouren. Es gibt viele Touren oberund unterhalb der Waldgrenze, kürzere, längere. Ich bin dort sehr viel unterwegs. Wie sieht Ihr Leben in 20 Jahren aus? Ich hoffe, dass ich als Bergführerin viel arbeiten kann und mir einen Stamm an Kunden aufgebaut habe, mit denen es auch menschlich passt. Die es schätzen, wie ich sie in die Berge führe und ihnen Wissen vermittle. Der menschliche Aspekt ist nicht zu unterschätzen, denn man ist ja bisweilen lange mit Gästen zusammen. Da gibt man auch Persönliches von sich preis. Und ich möchte auch in 20 Jahren noch Zeit haben für eigene Unternehmungen. Und irgendwann eine Familie gründen? Das kann ich noch nicht sagen. Vielleicht ist es auch besser, alleinstehend zu bleiben, da habe ich mich noch nicht entschieden. Ich versuche zuerst mal, meine Zimmerpflanze am Leben zu erhalten.

«Bergführer sind wichtige Botschafter von Bächli Bergsport und unseren Marken. Genauso wie wir stehen sie für Sicherheit in den Bergen.»

JAN MAURER MARKETINGLEITER

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BERGK AMER AD DANIEL WIRTH

«NICHT UMS VERRECKEN AUF DEN GIPFEL»

TEXT MIA HOFMANN

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FOTO ZVG

Daniel, Wirth (50) ist kein Spitzensportler – das will er auch nicht sein. Beim Bergsport sucht er sich lieber Routen, die wirklich Spass machen. Dafür wartet er auch geduldig. Bis er die Dent Blanche besteigen konnte, wartete er vier Jahre lang.

Zinalhorn, Aiguille du Chardonnet, Dent Blanche – diese Berge finde ich schön. Bergsteigen ist zwar Abenteuer, aber vor allem auch Ästhetik. Die Fortbewegungsarten im Gelände faszinieren mich. Wenn ich in die Berge gehe, dann bewusst und richtig: Ich will dort Quality time verbringen. Einfach einen 4000 Meter hohen Hügel hochzulaufen interessiert mich weniger. Ich mag es technisch. Dabei habe ich erst vor rund zwölf Jahren mit Hochtouren begonnen. Als Kind war ich zwar oft in Davos bei Verwandten in den Ferien und unternahm mit Onkel und Cousin erste Skitouren. Aber ich sagte mir immer: Bergsteigen kannst du auch noch, wenn du alt bist. Eines Sommers in Zermatt meldete ich mich spontan für eine Tour auf den Pollux

an. Für eine zweite Tour fand ich nur noch mit Mühe eine Bergführerin: Es war Spätherbst und sie begleitete mich auf die Dufourspitze. Das hat mir sehr gefallen – obwohl die Tour hart war. Es war sehr kalt und ich danach richtig kaputt. Seither zieht es mich immer wieder in die Berge, zum Sportklettern, für Hoch- oder Skitouren. Ich muss aber nicht ums Verrecken auf den Gipfel, mir ist das Gesamterlebnis wichtiger. Dazu gehören Kultur, Geselligkeit und – ganz wichtig – Kulinarik.

Impressum «Inspiration», die Kundenzeitschrift der Bächli Bergsport AG, erscheint 4 x jährlich und ist in allen Filialen kostenlos erhältlich. Auflage: 130’000 Exemplare

Redaktion & Layout outkomm gmbh Eichbergerstrasse 60, 9452 Hinterforst Telefon 071 755 66 55 E-Mail info@outkomm.com

Herausgeber Bächli Bergsport AG Gewerbestrasse 12, 8606 Nänikon Telefon 0848 448 448 (8 Rp./Min.) E-Mail info@baechli-bergsport.ch

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Ich bin kein Adrenalinjunkie und meist sehr sicher unterwegs. Natürlich versuche ich, durch Training weiterzukommen. In zahlreichen Kursen habe ich mein Wissen gefestigt, mittlerweile leite ich für den SAC auch Touren im Sommer

Druck Bruhin AG, Pfarrmatte 6, 8807 Freienbach Telefon 055 415 34 34 E-Mail info@bruhin-druck.ch

und Winter. Nur einmal ist mir beim Sportklettern eine ganze Steinplatte entgegengekommen und zersplittert. Da hatte ich einfach nur Glück. Ich bin ganz ruhig geblieben. Das ist das Spannende am Bergsteigen: Man findet heraus, wie man sich in brenzligen Situationen verhält. Fürs Material gehe ich zu Bächli in Volketswil oder schaue auf der Website – die ist sehr gut gemacht. Am Laden schätze ich die grosszügige Einrichtung, das immense Sortiment und ich finde alles auf Anhieb: Bächli ist kein Krämerladen.

Konzept: outkomm gmbh & Hej GmbH

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