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EYES

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THE HYDDEN

THE HYDDEN

Foto: Peter Troest

ALTERNATIVE MUSIK GEGEN ALTERNATIVE FAKTEN. Dir ist zweifelsfrei klar geworden, dass 9/11 ein Inside Job war und wahlweise die Rothschilds oder ein paar kluge Eidechsen unsere Regierungen infiltrieren? Glückwunsch – EYES haben dir ein Album gewidmet. Sänger Victor Kaas erzählt im Interview vom aktuellen Entwicklungsstand der dänischen Hardcore-Band und warum sich eine Alu-Krone auf dem Cover der neuen Platte befindet.

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Congratulations“, so heißt jenes neue Album. Darauf ist ein Partygast abgebildet, der eine aus Alufolie geformte Krone auf dem Kopf trägt. Die Assoziation mit dem berüchtigten Aluhut als Sinnbild für Anhänger diverser Verschwörungserzählungen ist gewollt und zusammen mit dem Titel ein Hinweis auf die inhaltlich zentrale Botschaft. „Menschen, die an Verschwörungsmythen glauben, wähnen sich oft in einer Position der Überlegenheit. Sie sehen auf den dummen unwissenden Rest herab. Sie selbst fühlen sich so verdammt schlau. Aber all die Schafe um sie herum kapieren es einfach nicht, erkennen nicht, dass der Präsident eine Echse ist, oder irgendein anderer Shit. Diese Einstellung ist es, worüber ich mich lustig mache. Du hast es wirklich verstanden. Bravo – ich gratuliere“, meint Victor, der besonders diese Verbissenheit anprangert: „Ich könnte das viel eher respektieren, wenn es von einem Ort des Verständnisses und der Empathie käme, denn wir alle sehen die Welt auf unterschiedliche Weise.“ Der Frontmann greift an dieser Stelle auch eine eigene Erfahrung auf, indem er sich auf die „Zeitgeist“Clips bezieht, die er als Teenager im Internet fand: „Ich war circa 13 Jahre alt und es hat mich total umgehauen. Das beginnt ziemlich glaubhaft, bevor es abdriftet zu 9/11 als Inside Job und einer Weltregierung.“ Warum er im Gegensatz zu anderen wieder zu einer distanzierteren Perspektive fand, lässt sich wohl nicht eindimensional beantworten. Einen Ansatz greift er jedoch auf: „Ich konnte beobachten, wie es in den Mainstream explodierte und Leute, mit denen ich aufgewachsen bin, das auf Facebook teilten. Vielleicht hat das was von einem Main Character Syndrome. Und jetzt sieht es so aus, als ob deren Leben vielleicht ein bisschen aus den Fugen geraten ist oder ihnen etwas fehlt.“ Im persönlichen Lebensentwurf hat die Musik für ihn eine wichtige Funktion übernommen. Er bezeichnet sie als Bewältigungsmechanismus beim Verarbeiten vieler Dinge. Einige dieser Probleme hatte Victor Kaas auf „Underperformer“, dem letzten Album, thematisiert. Mittlerweile steht eine ADHS-Diagnose im Raum, die „einige Verhaltensweisen erklären würde“ und ihm nach eigenen Worten hilft, den richtigen Umgang mit persönlichen Einschränkungen zu finden. „Ich habe viel getan, seit ich die Texte für ‚Underperformer‘ schrieb. Ich schloss die Uni ab, fand einen coolen Job und bin gerade dabei, mit meiner Freundin eine Wohnung zu kaufen“, ergänzt er. Insofern trägt das aktuelle Album keine direkt autobiografischen Züge, sondern ist vielmehr Ausdruck der Frustration über unsere derzeitige Lebenswelt und die Beobachtung einer fiktiven Web-Gegenwart, die auf erschreckende Weise auch das reale Handeln immer stärker beeinflusst.

Im Gegensatz zur vorherigen Platte sind die Aussagen auf „Congratulations“ bewusst unmissverständlich formuliert. „Ich möchte ohne irgendwelche Metaphern direkt und klar sagen, wie es ist. Das war ein kleiner Akt der Rebellion für mich und kommt auch daher, dass viele Leute nicht verstanden haben, was ich mit ‚Underperformer‘ thematisierte“, so der Sänger. Was sich hingegen als durchgängiger roter Faden bei EYES erkennen lässt, ist eine Außendarstellung, die sich auf Social Media und im Artwork abgrenzt vom Klischee der Verbindung aus harter Musik und ironiefreier Düsternis. Hier unterscheiden sich EYES von vorangegangenen Projekten wie der Band HEXIS, in der die Mitglieder ursprünglich aktiv waren. Diese Trennung zeigt sich auch an anderer Stelle: „Wir haben schon früh bewusst versucht, uns von dem Sound zu entfernen, den wir mit HEXIS etabliert hatten. Es war ein bisschen wie eine Macht der Gewohnheit oder ein Schaden, der dadurch entstanden ist, dass wir alle eine Weile in dieser Gruppe zusammenspielten, in der es extrem dogmatisches Songwriting und eine bestimmte Art der Songstruktur gab. Wir beschlossen also, von dem wegzugehen“, erklärt Victor, der vor kurzem auch als neuer Sänger bei LLNN eingestiegen ist. Aufgeschlossenheit gegenüber Modifikationen im Kreativprozess zeigt sich auch im aktuellen Wandel hin zu – relativ betrachtet – melodischeren Stücken: „Es ist nicht nur so, dass wir ein möglichst breites Publikum erreichen wollen. Das kam vielmehr daher, dass wir mit ‚Underperformer‘ begannen, Live-Shows zu spielen, und merkten, dass die Leute auf die einfacheren Songs gut reagieren, bei den Hooks mitsingen. Das war auch auf der Bühne ein tolles Gefühl. Also war klar, beim Schreiben der neuen Platte mehr davon zu integrieren. Wir haben uns wirklich bemüht, eingängiger zu sein, aber wir können das Chaos einfach nicht loslassen. Ich glaube, es wird immer da sein.“ Die heimische Szene in Kopenhagen scheint jedenfalls ein gutes Pflaster für vielschichtige Ausdrucksweisen härterer Musik zu sein und das entsprechend zu honorieren: „Verschiedenste Gruppen finden hier ihren Platz. Wir könnten gleichermaßen mit einer Deathcore- wie mit einer Rockband eine Show spielen. Ich habe den Eindruck, dass wir in einer guten Position sind, in der wir in all den Lücken agieren können. Was ist das Wort, nach dem ich suche ...?“ Nach einer kurzen Denkpause ergänzt der Sänger: „Wir könnten so etwas wie einen Crossover-Appeal haben.“ Zumindest in der Welt der Musik – in der subjektives Empfinden mehr zählen darf als Fakten – scheint sich für EYES das Ideal eines Ortes von Verständnis und Empathie zu erfüllen. Congratulations. Florian Auer

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