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PASCOW
from FUZE.98
ENTSPANNTE AUFNAHMEN. PASCOW mit P aus Gimbweiler mit G beglücken uns mit einem neuen Album. „Sieben“ erscheint am 27.01. und kommt auf Vinyl in keiner besonderen Special Edition oder bunten Farben auf den Markt. Warum das so ist, besprechen wir mit Schlagzeuger Ollo und Gitarrist/Sänger Alex.
Während andere Bands sich außergewöhnliche Varianten mit diversen Farboptionen für ihre Vinyl-Boxsets ausdenken, erscheint „Sieben“ ausschließlich auf schwarzem Vinyl, um der angespannten Situation am Vinylmarkt entgegenzuwirken. Wie kamt ihr dazu und wie ist das Feedback bisher? Ollo: Die Idee kam uns vor etwa zwei Jahren. Uns hat es genervt, dass Vinyl ein wenig zum Spekulationsobjekt geworden ist. Eine Erstauflage von 125 Stück, handgeknüppeltes Vinyl mit Gold überzogen ... Man hat das Gefühl, dass in diesem Verkaufsprozess die Musik in den Hintergrund geraten ist. Das hat uns als Vinyl-Fans echt genervt. Alex: Aus Labelsicht haben wir nur positive Rückmeldungen bekommen. Ich denke, dass es eine leichte Übersättigung gibt, was Special Editions angeht. Da haben wir uns gedacht, dass Schallplatten nicht irgendwann nur noch für Zahnärzte und Rechtsanwälte, die sich das leisten können, gemacht werden sollen. Wir mussten den Preis sowieso schon etwas anziehen und eine besondere Edition hätte sich definitiv darin widergespiegelt. Das wollten wir auch nicht. Deshalb nur schwarzes Vinyl. Das Presswerk hat da ein wenig aufgeatmet, haha. Es ist der bisher beste Vorverkauf, den wir je für eine Platte hatten. Es hat uns also offenbar nicht geschadet.
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Für viele Bands ist ein Studioalbum Stress. Nahende Lieferfristen, kurze Zeitslots im Studio und eine angespannte Gesamtsituation in der Band. Bedeuten Aufnahmen für euch Stress oder machen sie euch Spaß? Alex: Diesmal hatten wir einfach viel mehr Zeit als bei den Alben zuvor. Wir konnten sogar eine Songwriting-Session machen, was wir vorher noch nie gemacht haben. Ich muss sagen, das hat schon Spaß gemacht. Es war einfach locker, das haben wir vorher so nicht gekannt. Da war das eher so, dass wir schnell vorm Studio die Sachen fertig machen mussten, weil die Zeit drängte. Allerdings waren wir gerade im Studio, als der Krieg ausgebrochen ist, das war nicht schön. Wir haben da auch überlegt abzubrechen. Ollo musste dann noch Coronabedingt nach Hause. Es gab also Dämpfer von außen, die aber nichts mit dem Songwriting an sich zu tun hatten. Der Rest war für mich viel entspannter als sonst. Ollo: Dadurch dass wir aus der Corona-Phase kamen, wo es keine Konzerte und nichts gab, habe ich mich einfach auf das alles gefreut. Regelmäßige Proben, mehrere Tage am Stück Sessions, im Studio sein, das war alles bis auf die genannten Dämpfer wahnsinnig toll. Früher hat man das immer zwischen Familie und Beruf reingequetscht, diesmal war es entspannt. Vielleicht weiß man bei der siebten Platte aber auch einfach viel mehr zu schätzen, dass man das alles überhaupt machen darf.
So wie ihr das beschreibt, klingt alles sehr harmonisch. Gibt es bei euch auch mal Streit? Ollo: Wir streiten schon. Gerade Alex und ich als Geschwister streiten uns manchmal bis aufs Messer. So, dass die anderen davon genervt sind. Ich behaupte aber, dass wir sehr fair streiten. Es geht nie darum, mit Kritik das Konstrukt infrage zu stellen, sondern das Ergebnis zu verbessern. An sich ist es ein ziemlich demokratischer Prozess bei uns: Der, der den Song geschrieben hat, gibt erst mal vor, wie wir etwas ausprobieren. Danach kann man darüber sprechen, ob man was ändert. Ich glaube, wir haben noch nie einen Song gemacht, den einer nicht mochte. Oder Alex? Alex: Es geht immer um den Song und nie um Persönliches. Es war nie ein Nachteil, dass wir offen über etwas gestritten haben. Und wenn es um was Persönliches ginge, würde immer der Song darunter leiden.
Während andere Bands laufend Content für Social Media produzieren, spielen PASCOW das Spiel nicht mit. Keine täglichen Reels oder besondere Storys. Es scheint aber, als ob ihr trotzdem genug Reichweite für erfolgreiche Vorverkäufe bei Shows und Platte bekommt. Warum funktioniert das gut? Ollo: Es fängt ja erst mal damit an, dass ich, der den Part hauptsächlich übernimmt, keine Zeit dafür habe. Wenn ich mal Zeit übrig habe, setze ich mich lieber ans Schlagzeug, als irgendwelche Storys von vier halbfertigen Typen im Proberaum zu posten. Finde ich einfach nicht spannend und interessiert uns auch bei anderen Bands gar nicht. Wir melden uns dann, wenn wir was zu sagen haben. Dass die Shows so gut laufen ... Ja, irgendwas haben wir anscheinend richtig gemacht. Aber wir haben ja auch keine plötzlichen Sprünge gemacht. Das, was wir machen, steht auf einem Fundament, das wir uns lange erarbeitet haben. Alex: Ich betreue ja fürs Label auch viele andere Bands. Die fragen mich dann, wie sie das mit Social Media am besten machen. Denen sage ich nur, dass sie das selbst wissen müssen. AKNE KID JOE zum Beispiel posten alle paar Tage was. Das ist immer lustig und unterhaltsam. Bei einer anderen Band ist es vielleicht cooler, wenn sie weniger machen. Es muss zu ihnen passen. Meiner Erfahrung nach gibt es keinen goldenen Weg, den man jeder Band empfehlen kann, das muss aus ihnen selbst kommen. Und bei uns kommt es eben nicht aus uns raus.
Wenn eine Person noch nie PASCOW gehört hat, welcher Song von „Sieben“ wäre eurer Meinung nach der beste erste Eindruck für sie? Alex: Ich denke, „Grüßt Eve“ würde am besten passen. Das ist nichts, was wir als Single droppen, wie man so schön sagt. Der umreißt aber ganz gut alles, was wir gemacht haben und wo wir jetzt gerade stehen. Ollo: Ich glaube, ich wäre bei „Vierzehn Colakracher“. Der repräsentiert gut, was uns musikalisch ausmacht, und war auch der erste Song, den wir für die Platte geschrieben haben. Und welchen würdest du nehmen?
Die Antwort ist ziemlich klar: „Königreiche im Winter“. Die perfekte Zusammenfassung von allem, was PASCOW für mich waren und sind. Joscha Häring