Magazin Schlossseiten - Schloss Aumühle

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SCHLOSSSEITEN

SCHLÖSSER, ARCHITEKTUR, INTERIORS, KUNST UND HANDWERK

SCHLOSS AUMÜHLE

ZU HAUSE BEI ELISABETH GÜRTLER

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Das Schloss Aumühle ist seit den 1950er-Jahren im Besitz der Familie Mautner. Elisabeth Gürtler hat es professionell und wunderschön renoviert.

SCHLOSS AUMÜHLE

ZU BESUCH BEI ELISABETH GÜRTLER

Feiern wie zu Schuberts Zeiten

Mit der Renovierung des Schlosses Aumühle in Atzenbrugg hat sich die Doyenne der österreichischen Gastfreundschaft einen edlen Wohlfühlort geschaffen, den sie gerne mit anderen Menschen teilt.

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Fotos: © Joseph Gasteiger / Gürtler Privat Die Doyenne der österreichischen Gastfreundschaft: Elisabeth Gürtler

SCHLOSS AUMÜHLE ZU BESUCH BEI ELISABETH GÜRTLER

Inmitten der fruchtbaren Hügel des Tullnerfelds und an der Perschling gelegen, befindet sich Atzenbrugg, eine Ortschaft, deren Gründung auf die Kuenringer und damit fast 1000 Jahre zurückgeht.

Inmitten der fruchtbaren Hügel des Tullnerfelds und an der Perschling gelegen befindet sich Atzenbrugg, eine Ortschaft, deren Gründung auf die Kuenringer und damit fast 1000 Jahre zurückgeht. Maria Theresia ließ sich während ihrer Regentschaft hier ein Jagdschloss bauen, die Maler Leopold Kupelwieser oder Moritz von Schwind, der Literat Franz Grillparzer, vor allem aber der Komponist Franz Schubert waren gern und oft gesehene Gäste in dem kleinen Ort. Und heute ist es Elisabeth Gürtler, die am Westrand von Atzenbrugg Besitz und Schloss Aumühle führt. Für die SCHLOSSSEITEN öffnete sie das schmiedeeiserne Tor in ihr wunderschönes Reich.

Stilsicher gekleidet und energiegeladen kommt uns Elisabeth Gürtler entgegen. Die Grande Dame der österreichischen Hotellerie bekleidete jahrelang den Posten der Vizepräsidentin der Österreichischen Wirtschaftskammer, sie organisierte den Opernball

und stand lange der Spanischen Hofreitschule vor. Bis heute ist sie die gestaltende und treibende Kraft für so vieles. Ganz selten gewährt Elisabeth Gürtler Einblick in Privates. Beim Betreten ihres Refugiums im Tullnerfeld erahnt man die Bandbreite ihrer Passionen und Begabungen.

Ein großzügiger Park, bestückt mit altehrwürdigen Bäumen, Fußwege, gesäumt von einem blühenden Meer an Hortensien, und ein idyllischer Bach sind die Blickfänge, die sogleich ins Auge stechen. Details wie eine steinerne Brücke, ein Springbrunnen und Tische in Schatten spendenden Arkaden laden dazu ein, hier einzutreten. Es ist Schloss Aumühle, „mehr ein Herrenhaus als ein tatsächliches Schloss“, wie die Hausherrin findet. Elegant und zugleich wohnlich, mit Räumen, die teils privat, teils aber auch für Hochzeiten und Feste, für Konzerte und andere Kulturevents genutzt werden. „Ich wollte hier immer einen Platz zum Feiern

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Die Salons sind von einem eleganten Mix aus altem Mobiliar und moderner Dekoration geprägt.

schaffen, damit man sich, wie seinerzeit die Schubertianer, daran erfreuen kann“, sagt Elisabeth Gürtler und zeigt uns ein altes Bild, auf dem Franz Schubert samt fröhlicher Gesellschaft in der Pferdekutsche in Schloss Aumühle vorfährt.

Das aus dem 16. Jahrhundert stammende Haus erhielt seinen Namen von der Familie Aumüller, die es als herrschaftlichen Freihof der Grafen Althan innehatte. Über die nachfolgenden Jahrhunderte wechselten die Besitzer immer wieder, bis im Jahr 1950 Fritz Mauthner das Landschloss erwarb. Er war Elisabeth Gürtlers Vater, ein international tätig gewesener Getreidekaufmann und Handelsunternehmer. Er hat im Marchfeld, aber auch hier im Tullnerfeld Saatgut gezogen, diverse Pflanzen angebaut sowie Schloss und Gutshof für seine Firma genützt.

In den letzten Jahren, bevor Elisabeth Gürtler 2015 das Anwesen erbte, war Schloss Aumühle allerdings nicht mehr belebt; dementsprechend bestand Handlungsbedarf. Architekt Manfred Wehdorn wurde engagiert, ein kleines Kraftwerk am Grundstück reaktiviert, Wände wurden trocken gelegt, das teilweise mit Schindeln gedeckte Dach, die Fassaden und Fenster, die Wohnräume, Bäder, Küchen und Gänge renoviert, bis die Aumühle zu dem Kleinod wurde, das man heute hier betritt.

Ein eindrucksvolles Gewölbe und seine besondere Form charakterisieren den lang gestreckten Raum im Erdgeschoß. Dank guter Akustik eignet er sich für große Tischgesellschaften ebenso wie für Konzerte oder Lesungen. Über ein elegantes Stiegenhaus gelangt man in den ersten Stock. Hier hängen allerlei Trophäen an den Wänden, hier haben Engel und Heiligenstatuen aus der ehemaligen Kapelle ihr neues Zuhause gefunden, und volle Vasen geleiten den Besucher in den ersten von mehreren Salons, in dem ein wunderbares Parkett und kreativ ausgemalte Wände zum Verweilen einladen. Im nächsten Raum erblickt man schwarzweiße Tapeten, eine Reihe von Lustern und Spiegeln, dazu Vasen mit Blumen, etliche Bilder an den Wänden, außerdem Kerzen und kleine Objekte aus Bronze oder

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Der private Salon ist Treffpunkt für Familie und Freunde.

Porzellan, die gemeinsam dem Raum eine ganz eigene Aura verleihen. „Fast alles, was hier zu sehen ist, war immer schon im Haus“, erzählt Elisabeth Gürtler. „Ich musste vieles wegräumen, habe einiges neu angeordnet und den alten Dingen Neues hinzugefügt.“

Im nächsten Salon lassen wir uns gemütlich nieder. Hier laden Sofas zum entspannten Hineinsinken ein. Am Plafond sieht man den originalen Stuck aus dem 18. Jahrhundert, in den Vitrinen rundum stehen allerlei hübsche Dinge und Gemälde von österreichischen Zeitgenossen ergänzen das antike Inventar. Die Handschrift der Hausherrin ist unübersehbar. Alles handverlesen, alles gediegen, elegant und perfekt arrangiert. Ganz so, wie man es aus dem Hotel Sacher in Wien, dem in Salzburg und dem Alpin Resort in Seefeld in Tirol kennt.

Die Häuser in Wien und Salzburg werden inzwischen von Gürtlers Jugend geführt. Tochter Alexandra und ihr Mann, Sohn Georg und seine Frau sind als Gastgeber und Manager aktiv. Sie können darauf aufbauen, was ihr Vater Peter Gürtler angelegt und Elisabeth Gürtler nach dessen Tod (1990) weiterentwickelt und geschaffen hat. Nicht nur Vergrößerung und Umbauten schlagen sich hier nieder, auch Elisabeth Gürtlers Kontakte in die ganze Welt haben „das Sacher“ zu dem gemacht, was es heute ist: das erste Haus am Platz, könnte man

sagen. Hier geben sich internationale Geschäftsleute ebenso die Klinke in die Hand wie gekrönte Häupter und Mitglieder der Hocharistokratie; aber auch Künstler/­innen und Intellektuelle, Durchreisende und länger Bleibende gehen ein und aus.

Als der damalige Wirtschaftskammerpräsident Maderthaner Elisabeth Gürtler vor vielen, vielen Jahren auf einem Flug nach Shanghai kennenlernte und sie später als Vizepräsidentin holte, als Elisabeth Gürtler mit dem Kaiser von Japan in Tokyo dinierte, als sie an der Seite von Staatsoperndirektor Ioan Holländer nach Peking flog und danach von ihm zur Opernball­Organisatorin erkoren wurde, aber auch als die erfolgreiche Dressurreiterin zur Chefin der Spanischen Hofreitschule ernannt wurde, spannte sie ihr Netz an Kontakten und Freundschaften immer weiter.

Der kanadisch­deutsche Tenor Michael Schade, künstlerischer Leiter der Internationalen Barocktage Stift Melk, oder der aus den USA stammende Bariton Thomas Hampson kommen regelmäßig als Freunde, um hier in Schloss Aumühle Konzerte zu geben. Auch für Veranstaltungen der „Schubertiaden Atzenbrugg“ oder diverse Ausstellungen und Kunstevents öffnet Elisabeth Gürtler gratis ihre Türen. Nur für Hochzeiten oder Feste wird eine Abgeltung des Personalaufwands bzw. für die Zusammenarbeit mit zwei ausgewählten Caterern

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Die schwarz gemusterte Tapete, dekorative Pflanzen und jede Menge elegante und lässige Details lassen Feste gelingen.
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erbeten. „Ich möchte, dass Schloss Aumühle mit Leben erfüllt ist“, so die oberste Prämisse der Hausherrin. Seit der Renovierung des gesamten Gebäudes ist aber dafür schon allein durch Familie und Freunde gesorgt. Das Kinderlachen der vier Enkel, das Bellen des Hundes Elli und das Kommen und Gehen von Gästen lässt Elisabeth Gürtlers großen Wunsch wahr werden: „Hier soll man feiern wie zu Schuberts Zeiten.“

Text: Clarissa Mayer-Heinisch INFOBOX

SCHLOSS AUMÜHLE

Schubertstraße 19, 3452 Atzenbrugg

www.schloss­aumuehle.at

Bitte beachten Sie: Schloss Aumühle ist ein privates Schloss und steht nur für vereinbarte Führungen sowie für Veranstaltungen zur Verfügung. www.schloss-aumuehle.at

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Die große Halle kann man für Hochzeiten und andere Events mieten.

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