EDITION 06 I 2021
MutInjektion Geteilter Optimismus in Unternehmen: Die Investitionsfinanzierungen sind ungebrochen hoch Seite 18
Topic Nachhaltigkeit
Topic Wirtschaft
Topic Online-Learning
Porsche Austria gestaltet Mobilität für die nächste Generation
Neue Geschäftsmodelle und Ernährungskonzepte fördern die Zukunftsfitness
Bildungstechnologien schaffen zukunftsorientierte Arbeitsplätze
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Seite 10–11
SEEBRUNNER KREIS Merianstraße 13 5020 Salzburg office@seebrunnerkreis.at
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WEITBLICK | Dr. Wilfried Haslauer
Gerade jetzt – Mut zum Weitblick.
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Liebe Salzburgerinnen, liebe Salzburger! Unser Land bewältigt seit nun über einem Jahr die größte Krise und schwierigste Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg. Natürlich hängt die Entwicklung in Salzburg auch sehr von der österreichweiten und internationalen Entwicklung ab; dennoch müssen wir alles daran setzen, die Geduld auf den letzten Metern vor der „Ziellinie“ nicht zu verlieren.
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Dies hängt zuallererst von uns selbst ab, wie diszipliniert wir sind, wie konsequent die von der Bundesregierung und den Gesundheitsbehörden verordneten Maßnahmen umgesetzt werden und wie gut es gelingt, die Infektionskette möglichst effizient zu unterbrechen und beim Impffortschritt zügig voranzukommen. Dennoch: Wenn man in der Geschichte zurückblickt, sieht man, dass Salzburg wesentlich schlimmere Krisen und Katastrophen erlebt hat als die COVID-Krise. Wir sind dann stark, wenn wir aufeinander schauen, einander beistehen und wenn wir uns nicht unterkriegen lassen. Zur Bewältigung einer Krise gehört also, zunächst die Krise im eigentlichen Sinn zu bewältigen; es gehört aber auch dazu, eine weite Perspektive zu entwickeln, ganz bewusst die Zeit danach zu planen und Mut zu großen Entwürfen zu zeigen. Salzburg in zehn Jahren Wo also stehen wir in zehn Jahren, welche Weichenstellungen treffen wir heute, wo geht unser Land nach COVID hin?
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Ich wünsche mir eine politische Kultur der wechselseitigen Toleranz, des Respektes vor anderen Meinungen und einer Sprache, die das Verbindende und nicht das Trennende sucht. Nicht Neid, sondern Vielfalt, nicht Rücksichtslosigkeit, sondern fairer Wettbewerb, nicht Nörgelei, sondern Lebensfreude sollten die tragenden Grundeinstellungen in Salzburg sein. Ich wünsche mir starke Regionen in einem starken Land, in dem die ländlichen Gebiete auf Augenhöhe mit den urbanen Zentren stehen. Ich wünsche mir, dass die Herausforderungen unserer Zeit bewältigt werden, in dem man nicht vor ihren Schwierigkeiten kapituliert, sondern ihre Chancen ergreift, z. B. im Klimaschutz oder in der Digitalisierung, bei der Weiterentwicklung unseres Weges in eine Wissensgesellschaft, bei der Rolle der Frau in unserer Gesellschaft, beim Wettbewerb des Erfindungsreichtums und der Kreativität, mit denen unsere Produkte auf den Weltmärkten bestehen und schließlich beim Bemühen, Arbeit als sinnstiftende, erfüllende Tätigkeit zu gestalten und zu verstehen und nicht als Qual und öde Notwendigkeit. Ich wünsche mir eine florierende Wirtschaft, die qualitative und gut bezahlte Arbeitsplätze bietet, mit der wir wettbewerbsfähig sind, die Privatinitiative zulässt und fördert: „Made in Salzburg“ als Gütesiegel für Qualität, für Dienstleistungsfreundlichkeit und für gute Arbeitsbedingungen. Ich wünsche mir, dass wir mit den natürlichen Ressourcen und der Schönheit unseres Landes, der wunderbaren Natur, aber auch der Schönheit unserer Städte und Dörfer verantwortungsbewusst und maßvoll umgehen und einen vernünftigen Ausgleich zwischen menschlichen Bedürfnissen und Natur- und Umweltschutz finden.
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Ich wünsche mir ein Land, das zusammenhält und das weiterhin von seinem größten immateriellen Reichtum gesegnet ist, nämlich der Hilfsbereitschaft seiner Bevölkerung und dem uneigennützigen Ehrenamt. Ohne unsere Einsatzorganisationen, Polizei und Bundesheer, aber auch den von Freiwilligkeit gekennzeichneten Einsatzorganisationen wie Feuerwehr, Rotes Kreuz, Bergrettung, Wasserrettung, Höhlenrettung, den Mitwirkenden in den Lawinenkommissionen, aber auch den vielen Menschen, die sich in der Sozialarbeit, in der Kultur, bei den Kirchen engagieren, würde Salzburg nicht mehr Salzburg sein.
Ich wünsche mir, dass in diesem Land auf alle geschaut wird, die ganz Kleinen, die Kranken, auch die ältere Generation, der wir so viel zu verdanken haben, jeder und jede soll in diesem Land eine Chancengarantie haben, die nach den jeweiligen Möglichkeiten und Fähigkeiten ergriffen werden kann. Ich wünsche mir aber, dass Salzburg weiterhin wie bisher und auch noch stärker, ein Ort der Wissenschaft und der Künste ist und wir in diesen Bereichen Weltgeltung haben.
Plan für Salzburg Mut zum Weitblick - dieses Bild von Salzburg in zehn Jahren wird sich, liebe Salzburgerinnen und Salzburger, nicht von selbst einstellen; wir müssen dafür sorgen, dass es Realität wird, mit Fleiß, mit konsequenter Arbeit, aber auch mit Investitionen und Weichenstellungen, die wiederum für Arbeit und Beschäftigung und damit für Wohlstand für viele Menschen in unserem Land sorgen. Wir werden in den nächsten zehn Jahren zur Erreichung dieser Ziele gemeinsam mit dem Bund und den Gemeinden, aber auch mit Unterstützung der EU, Investitionsvorhaben von über 5,5 Mrd. € auf den Weg bringen, um Salzburg weiter an der Spitze Österreichs und als eine der erfolgreichsten europäischen Regionen zu erhalten.
Eine genaue Aufstellung der Investitionen finden Sie unter: www.oevp-sbg.at/MutzumWeitblick
Das Land Salzburg wird in den nächsten zehn Jahren also mit seinen Partnern Bund, der Stadt Salzburg, den Gemeinden, aber auch mit Hilfe der EU, riesige Summen in die Gesundheit, in Klimaschutz, in die Infrastruktur (vor allem in den Verkehr), in Wissenschaft, Forschung und Bildung, in die Modernisierung der Verwaltung und in die Kultur investieren. Jetzt geht es ganz klar darum, die nächsten Monate gut zu bewältigen, sie werden schwierig werden. Aber es gibt immer auch ein „Danach“, in das wir nicht hineinstolpern wollen, sondern ganz gezielt den Weg zurück in den Aufschwung planen, die Rückeroberung von Arbeitsplätzen und tiefgreifende Weichenstellungen für die künftige Entwicklung unseres Landes vornehmen. Lassen Sie uns gemeinsam neben den Anforderungen des Tages und der nächsten Monate den Mut zu großen Entwürfen haben, den Mut zum Weitblick. Unsere Kinder und Enkelkinder werden es uns danken.
Dr. Wilfried Haslauer Landeshauptmann
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INTERVIEW | Arbeitsminister Martin Kocher
Corona kostet Staat mehr als 50 Milliarden. M A RT I N KO C H E R , BU N D ES M I N I S T E R FÜ R A R B E I T. FOTO C R E D I T: B M A
Die Kosten für die Folgen der Pandemie werden derzeit auf rund 50 Milliarden Euro geschätzt. Arbeitsminister Martin Kocher ist optimistisch, dass bis 2024 wieder Vollbeschäftigung wie vor der Pandemie erreicht wird.
Die Arbeitslosigkeit in Österreich hat in der Pandemie nie geahnte Höhen erreicht, über eine Million Menschen waren zeitweise beim AMS als arbeitslos vorgemerkt oder waren in Kurzarbeit. Wie kommen wir aus diesen lichten Höhen wieder zurück in eine neue Normalität und wo wird diese am Arbeitsmarkt Ihrer Meinung nach liegen? Es gibt Prognosen, die davon ausgehen, dass sich der österreichische Arbeitsmarkt bis ins Jahr 2024 wieder normalisieren wird und dass das Vorkrisenniveau der Arbeitslosigkeit wieder erreicht sein wird. Ich setze alles daran, dass wir das früher erreichen. Wie viel Geld wird den Staat die Situation seit Beginn der Pandemie bis Ende dieses Jahres gekostet haben? Die Kosten hängen vor allem davon ab, wie schnell wir die Gesundheitssituation in den Griff bekommen. Aktuelle Schätzungen gehen von über 50 Milliarden Euro aus. Je länger die Pandemie andauert, desto teurer wird es, weil dann noch mehr oder stärkere, bleibende Schäden wie Langzeitarbeitslosigkeit oder ein Anstieg der Unternehmensinsolvenzen dazukommen. Deshalb muss alles getan werden, um aus dieser Situation so rasch wie möglich wieder rauszukommen. Ich appelliere hier auch an die Menschen im Land, nochmals zusammenzuhalten, um die Gesundheitskrise möglichst bald in den Griff zu bekommen. Sobald das der Fall ist, tritt auch eine Erleichterung am Arbeitsmarkt ein.
verhältnismäßig relativ günstig verschulden kann. Sowohl eine Diskussion über neue Steuern als auch über Sparprogramme ist derzeit kontraproduktiv (Anm.: Siehe dazu auch das Interview in dieser DENK-Ausgabe mit IV-Präsident Peter Unterkofler). Der Verlust des Arbeitsplatzes ist ein gesamtgesellschaftliches Problem, trifft Arbeitgeber wie Arbeitnehmer gleichermaßen. Wie haben Sie die Zusammenarbeit der Sozialpartner mit der Politik erlebt? Gibt es einen starken Schulterschluss? Gerade in so einer herausfordernden Situation wie derzeit brauchen wir einen breiten Konsens in der Gesellschaft. Wir ziehen da an einem Strang. Fachleute mahnen, dass es durch den langen Lockdown zu einer Fluchtbewegung aus manchen Branchen kommt. Tourismusministerin Köstinger hat darauf hingewiesen, dass der ohnedies schon vorhandene Fachkräftemangel in der Gastronomie und Hotellerie noch stärker werden wird. Wie kann die Branche dagegenwirken? Was würden Sie in Sachen touristisches Employer Branding empfehlen?
Wie kann dieses Geld wieder hereingespielt werden. Genügt hier als Antwort: „Durch Wachstum“?
Hier gilt es, die richtige Balance zu finden, viele Beschäftigte können hoffentlich bald wieder in ihrem früheren Beruf tätig sein. Das AMS versucht mit speziellen Angeboten für Beschäftigte im Tourismus der Branchenflucht entgegenzuwirken. Außerdem haben wir die Gültigkeit der Wiedereinstellungszusage verlängert. Die Kurzarbeit ist unser wichtigstes Instrument: Eine enge Verbindung zum Unternehmen und die Sicherheit einer mittelfristigen Perspektive sind für die Beschäftigten wichtig.
Wenn die Krise und der Lockdown vorbei sind, brauchen wir neue Maßnahmen, um den Arbeitsmarkt zu beleben und die Wirtschaft anzukurbeln. Derzeit sind wir in der Situation, dass sich Österreich
Unter Wirtschaftsforschern gibt es Diskussionen darüber, die Förderungen für Unternehmen und die großzügige Regelung bei der Kurzarbeit nicht zu lange weiterzuführen,
weil dies zu Fehlallokationen führe, indem Betriebe künstlich am Leben erhalten werden, die anderen, erfolgreichen Unternehmen höhere Wachstumschancen wegnehmen. Ist eine solche akademische Diskussion politisch überhaupt führbar? Es ist gut, dass solche Fragestellungen ausführlich wissenschaftlich diskutiert werden. Sie sind selbstverständlich auch politisch relevant. Maßnahmen wie die Kurzarbeit sind keine Dauerinstrumente, das ist allen Beteiligten klar. Daher wird es einen schrittweisen Ausstieg brauchen, sobald es keine behördlichen Schließungen mehr gibt. Die Medien waren bei Ihrer Ernennung Anfang des Jahres euphorisch, fragten sich aber auch, „beherrscht ein Theoretiker wie Kocher Beschäftigungspolitik auch in der Praxis“ (© Profil). Wie ist Ihr Zwischenresümee? Wie weit klaffen Theorie und Praxis aus Ihrer Sicht auseinander? Unterschiedliche Funktionen ergeben auch andere Blickwinkel. In meiner Rolle als Experte habe ich lange beraten, in welche Richtung etwas gehen sollte. Als Arbeitsminister geht es jetzt darum, die Richtung selbst vorzugeben. Sie haben einmal gesagt: In meiner Generation hat sich die ideologische Sicht auf die Arbeitsmarktpolitik verflüchtigt. Wie viel türkise Politik findet sich in Ihrem Ressort? Ich bin als unabhängiger Experte in dieser Regierung und freue mich über die Chance, meine Erfahrungen, die ich als Wirtschafts- und Finanzexperte sammeln konnte, aktiv in die Politikgestaltung einbringen zu können. Wie in jedem Haus, leitet auch in meinem Ressort das Koalitionsabkommen die Grundlinien unserer Arbeit. Das ist aber selbstverständlich.
INTERVIEW | Landesrätin Daniela Gutschi
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Nationalpark feiert 50-jähriges Jubiläum. Am 21. Oktober 1971 wurde die Heiligenbluter Vereinbarung von den drei Bundesländern Salzburg, Tirol und Kärnten unterschrieben. Auf dieser Basis entstand der Nationalpark Hohe Tauern, der heuer 50 Jahre alt wird. Zum Geburtstag gratulieren nicht nur die drei zuständigen Landesrätinnen und Bundesministerin Gewessler, sondern auch der ORF mit einer eigenen Universum-Sendung.
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Beim Geburtstagsfest im Oktober wird es vieles zu feiern geben. Auf der einen Seite eine intakte Natur im größten Nationalpark Mitteleuropas, die geschützt und geschätzt wird. „Es ist gelungen, den Spagat zwischen intakter Natur und wirtschaftlicher Entwicklung der Region zu schaffen“, freut sich die ressortzuständige Landesrätin Daniela Gutschi. Das 2007 errichtete Nationalparkzentrum in Mittersill wurde über die Jahre ein Publikumsmagnet und steht jetzt zur Modernisierung und Sanierung an. Derzeit laufen bereits die Gespräche wegen der Finanzierung dieses Projekts. Allein in Salzburg wurden in den Nationalparkgemeinden 6 Millionen Nächtigungen erzielt und 3 Millionen Besucher bei den immer sehenswerten Ausstellungen gezählt.
Nicht zuletzt ist es gelungen, die Winterlastigkeit im Tourismus etwas auszugleichen. Selbst im Coronajahr 2020 waren die Ranger, die die Besucher durch die Natur führen, im Sommer gut gebucht. Kernzone soll behutsam weiterentwickelt werden Ein großes Anliegen ist es Daniela Gutschi, das Juwel Nationalpark auch für die nachfolgenden Generationen zu erhalten und die Menschen in die Entscheidungen miteinzubinden. Das in Rand- und Kernzone geteilte Nationalparkgebiet umfasst 80.500 Hektar. Um einen Vergleich zu haben: Der Nationalpark Neusiedler See hätte achtmal auf diesem Gebiet Platz.
Landesrätin Gutschi will den Nationalpark behutsam und in einem breiten Diskurs weiterentwickeln. Derzeit gibt es eine Debatte über die Grenzziehungen zwischen Rand- und Kernzone. „Es gibt sicher einige Bereiche, wo Grenzanpassungen sinnvoll und notwendig sind. Diese werde ich mir gerne mit allen Beteiligten anschauen und eine gute Lösung suchen. In einem so sensiblen Gebiet wie dem Nationalpark Hohe Tauern benötigt das aber einen breiten Diskurs“, sagt sie im Gespräch mit DENK. Zu diskutieren wäre zum Beispiel, so Gutschi, ob der Hintersee im Felbertal mit seinem großen Parkplatz davor nicht aus der Kernzone herausgenommen und die Kernzone durch andere Gebiete erweitert wird. Der Hintersee ist 1495 durch einen gewaltigen Felssturz entstanden und wurde schon 1933 zum Naturdenkmal erklärt. Dieser Status wird natürlich erhalten.
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FLUSSREGULIERUNG WEITHWÖRTH. F O T O C R E D I T: KO M M U N I K AT I O N S M A N A G E R . AT
Forscher untersuchen Biodiversität Ein Eldorado ist der Nationalpark für die Forschung. Zwei von drei Arten aus Flora und Fauna, die im Land Salzburg vorkommen, finden sich im Schutzgebiet. Wissenschaftler von Universitäten und dem Haus der Natur finden hier ihre Untersuchungsgegenstände. Einen besonderen Stellenwert wird dabei in den nächsten Jahren das Wildnisgebiet im Sulzbachtal gewinnen. Es steht seit 2019 unter dem allerhöchsten Schutz. Nur in der Nähe von Dürnstein gibt es noch ein weiteres – von Menschen unberührtes – Wildnisgebiet. Während der Mensch fast überall in die Natur eingreift, ist das hier nicht der Fall. „Man wird sehen, was das mit der Biodiversität macht“, sagt Gutschi. Insgesamt stehen über 30 % der Landesfläche – das sind über 2.400 km2 – unter Naturschutz. Vom Kirchturm, der von seltenen Fledermäusen besiedelt ist bis zu wildromantischen Landschaften, die auch als Naherholungsgebiete dienen, reicht die Liste der Natura 2000 Schutzgebiete.
WENGER MOOR. FOTOCREDIT: KO M M U N I K AT I O N S M A N A G E R . AT
Das Wenger Moor am Wallersee, das Bürmooser Moor, das Bluntautal, das Tauglgries bei St. Koloman oder das Untersberg-Vorland gehören dazu.
L A N D E S R ÄT I N D A N I E L A G U T S C H I I N D E N N A T I O N A L P A R K W E LT E N . FOTOCREDIT: LAND SALZBURG/ BERGER
Leuchtturmprojekt Weithwörter Au In der Weithwörther Au zwischen Acharting und Oberndorf steht ein Projekt der Renaturierung vor der Vollendung. Ein eigener Auen-Erlebnispfad führt durch die naturbelassene Landschaft, in der Bäche ihren natürlichen Lauf zurückbekamen und umgefallene Bäume sich selbst überlassen wurden. Teilweise wurden hier auch Teile einer ehemals zum Jagdschloss Weitwörth gehörenden Parkanlage wieder sichtbar gemacht. Hier, zwischen Schloss und Salzach, gab es nämlich früher eine mächtige Allee in einem barocken Park mit Fasanengärten, durch den Kutschen fuhren und Pferde geritten wurden. Das Schutzgebiet soll von Weitwörth Richtung Acharting erweitert werden. Verhandlungen mit dem Grundbesitzer laufen hier bereits, berichtet Daniela Gutschi. So soll nördlich der Landeshauptstadt ein großes naturnahes Erholungsgebiet entstehen, das eines Tages vielleicht sogar über die
Salzach hinweg reicht, wo die Bayern ebenfalls an einem Naturschutzprojekt arbeiten. Naturschutz funktioniert auch im Kleinen Was die Natur im Nationalpark Hohe Tauern und den Natura 2000 Schutzgebieten im Großen durchatmen lässt, vermögen viele Privatpersonen im Kleinen zu realisieren: „Die Menschen sollen in ihren Gärten heimische Pflanzen anbauen, Trockenmauern und Insektenhotels als Lebensraum für eine vielfältige Flora und Fauna errichten, auf Pestizide verzichten, Moor- durch die eigene Komposterde ersetzen und Gärten für Bienen und Schmetterlinge zum Blühen bringen. Viele kleine Maßnahmen sollen helfen, die Artenvielfalt zu erhalten. Mehr dazu ist unter www.salzburg.gv.at/ naturinsalzburg zu finden.
Nachhaltige Mobilität. W I L F R I E D W E I T G A S S E R : Z U K U N FT D E S V E R K E H R S BLEIBT INDIVIDUELL. FOTOCREDIT: PORSCHE AUSTRIA
Wenn in absehbarer Zeit die Pandemie nicht mehr Alleinherrscherin der Schlagzeilen sein wird, wird das zentrale Thema die Nachhaltigkeit sein. „Wir sind dabei, die Mobilität für die nächste Generation zu gestalten“, sagt Wilfried Weitgasser, Geschäftsführer und Chief Digital Officer der Porsche Austria in Salzburg. Für den Manager des Automobilkonzerns ist aktuell die nachhaltigste Form die Elektromobilität. Das zeigt auch, dass alle Hersteller momentan ihre Flotten auf batterieelektrischen Antrieb umrüsten. Den Kritikern, die darauf hinweisen, dass die Batterien auch einen großen ökologischen Fußabdruck hinterlassen, hält Wilfried Weitgasser entgegen, dass sich die Staaten gerade neue ambitionierte Klimaziele verordnet haben. Das werde auch dafür sorgen, dass künftig die Energie effizienter und ökologischer hergestellt werden wird. Österreich sei ohnedies sehr gut aufgestellt, was die nachhaltige Stromerzeugung betrifft. „Schon jetzt wird knapp 70 % der Elektrizität aus erneuerbaren Quellen gewonnen“, weiß der Betriebswirt. Dabei verweist er auf die APP „ElectricityMap“, die angibt, dass in Österreich pro erzeugter Kilowattstunde 200 Gramm CO2 anfallen. Ein E-Golf kommt damit auf 30 Gramm pro 100 Kilometer. „Das ist nicht nichts, aber verglichen mit dem Golf mit Verbrennungsmotor nur ein Viertel an Schadstoffausstoß“, rechnet Weitgasser vor. Würde mit einer Photovoltaikanlage die Batterie aufgeladen, wäre die Ökobilanz noch deutlich besser. In diesem Zusammenhang formuliert er einen Wunsch an die Politik: „Ersetzt der Arbeitgeber seinem Arbeitnehmer die Stromkosten für das Laden des Elektrofahrzeuges zuhause, so muss
dafür Sachbezug bezahlt werden“, das sollte im Sinne der Ökologisierung und der Klimaziele unserer Regierung unbedingt rasch geändert werden. Autos mit Funktionen on Demand Als verantwortlicher Manager für die Digitalisierung sieht Weitgasser einen Megatrend zur Vernetzung der Fahrzeuge, deren Umfeld und verschiedensten Diensten. „Connected“ zu fahren werde die Sicherheit enorm erhöhen. Ein Trend geht auch Richtung „Autoabo“, weil die Menschen ein verändertes Nutzerverhalten haben und auch ständig Neues ausprobieren wollen. „Wir können inzwischen alles anbieten, zwischen einer Minute bis zu 10 Jahren“. Den Komfort der Nutzer steigern werde die Möglichkeit, digitale Mehrausstattungen nach Bedarf zuzubuchen. Das Thema Funktionen on Demand werde in nächster Zeit ebenso an Bedeutung gewinnen wie das Thema autonomes Fahren. Die Autos können ja längst Hindernisse erkennen, geben Hinweise über Unfälle oder Rettungsfahrzeuge, die auf der Strecke unterwegs sind. Bis die Autos vollautonom fahren, werde es noch eine Zeit dauern. Es gebe nämlich neben der technischen Lösung, die schon bald vorhanden sein werde, auch die Frage der Gesetze und Regeln, die einheitlich sein müssten, damit das Ganze Sinn macht.
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MOBILITÄT | Interview Wilfried Weitgasser
Man sollte deshalb nicht unbedingt die Endausbaustufe im Auge haben, denn lange vorher werde sich von den Bremsassistenten bis zu den Abstandssystemen alles durchsetzen, was der Sicherheit dient. Auch beim Vertrieb der Fahrzeuge werde es neue Wege geben: Der Kunde entscheide, ob er sich ein Auto liefern lassen will oder es sich im Geschäft abholt. Dem Fahrzeughandel komme dabei zugute, dass das Auto Emotionen auslöse, vorab angeschaut und probiert werden will. Das Kundenerlebnis endet aber nicht mit dem Kauf oder der Fahrzeugübergabe. Ganz im Gegenteil: Ab diesem Zeitpunkt beginnt die wichtige Phase der Kundenbetreuung und Kundenloyalisierung und das ist ohne stationären Handel und Partnern vor Ort für Weitgasser auch in Zukunft nicht vorstellbar. Produkte und Jobs in der Erlebniswelt Ein sprechendes Beispiel für neue und ergänzende Vertriebsformate ist die Mooncity, die 2019 in Salzburg eröffnet wurde und vor knapp einem Jahr ein Pendant in der Mariahilfer Straße in Wien bekommen hat. „Die Mooncity ist ein Leuchtturmprojekt unseres Unternehmens und eine Investition in dessen Zukunft“, sagt Wilfried Weitgasser. Den Kern bildet eine Erlebniswelt mit den Schwerpunkten Elektromobilität und Mobilitätsformen der Zukunft. „Wir haben hier nicht nur ein Erlebniszentrum, sondern auch eine Wissensplattform und Eventlocation mit nachhaltigem Essen.“ Was die Porsche Austria in Salzburg entwickelt hat, ist auf intensive Marktforschung zurückzuführen. Die Kunden haben nach unabhängiger Information über die Zukunft des Fahrens und den nachhaltigen Individualverkehr der Zukunft gefragt. In Salzburg geht es darum, eine Erlebniswelt der nachhaltigen E-Mobilität zu schaffen, in Wien um einen Popup-Store auf 1.500 Quadratmetern, wo teilweise auch Prototypen von Produktexperten den Besuchern erklärt werden. Während in Salzburg der Informations- und Bildungscharakter im Vordergrund steht, ist es in Wien der Verkaufscharakter vollelektrischer Fahrzeuge. Beide Standorte werden weiterentwickelt und das Beste aus beiden Welten übernommen. Wilfried Weitgasser bringt die Firmenphilosophie des Unternehmens auf den Punkt: „Wir sind an allen Zukunftsthemen dran und nachhaltig ausgerichtet, obwohl wir ein etabliertes Traditionsunternehmen sind, wirken wir auf neue Mitarbeiter digital und richtig cool.“
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INTERVIEW | Andreas Klauser
Sexy als sicherer Arbeitgeber. Palfinger hat im Coronajahr mit guten Ergebnissen geglänzt und die Zahl der Mitarbeitenden stabil gehalten. „Das hat uns auch als Arbeitgeber ,sexy‘ gemacht“, freut sich CEO Andreas Klauser. Furore hat der Chef des international führenden Herstellers von Kran- und Hebelösungen jüngst gemacht, als er sich erfolgreich um eine Impfstoffquelle für international tätige Schlüsselkräfte gekümmert hat. Sichere Arbeitsplätze, wirtschaftlicher Erfolg, der zu einer Verdoppelung des Aktienkurses binnen Jahresfrist geführt hat und nicht zuletzt die Erweiterung des eigenen Bildungscampus in Lengau hat für verstärkte Nachfrage von BewerberInnen um einen Job gesorgt, resümiert Klauser im Gespräch mit DENK: „Während früher bei der Jobsuche darauf geschaut wurde, ob eine Marke ‚sexy‘ ist, zählt heute die Sicherheit des Arbeitsplatzes. Das hat uns ein dickes Plus eingebracht.“ Der wirtschaftliche Erfolg in der Krise war keinesfalls von Anfang an gesichert. Sorge bereitete dem Technologiekonzern die Entwicklung der wichtigsten Absatzmärkte, die Stabilität der Lieferketten und die Entwicklung der Rohstoffpreise. Als anfänglich die Baustellen eingestellt werden mussten, war die Sorge groß.
Als sehr bald wieder weitergebaut werden durfte, kam wieder Zuversicht auf. Insbesondere in den Produktlinien Ladekran, Forst- & Recyclingkran sowie Hakengeräte erholte sich die Nachfrage relativ bald: Weil viele Menschen zu Hause blieben, mussten die Glascontainer häufiger geleert werden. Dafür wiederum braucht es eben Spezialkräne für die Entsorgungs-Lkw. Nach Ausbruch der Pandemie wurde im Eiltempo reagiert. Kosten wurden heruntergefahren, die Reisetätigkeit weitgehend eingestellt. Parallel dazu wurde in die Digitalisierung der Kommunikation nach innen und außen, der Produktion, der Produkte und der Ausbildung investiert. Geholfen hat die Kurzarbeitsregelung, die inzwischen nicht mehr benötigt wird, die Investitionsprämie und die Förderung der Bauwirtschaft durch vorgezogene Investitionen der öffentlichen Hand. Arbeiten muss sich wieder lohnen Zuversichtlich ist Klauser, dass es nach den Öffnungsschritten wirtschaftlich sehr rasch wieder aufwärts gehen wird. Das ist für ihn aber kein
Grund, sich zurückzulehnen. Er hat an die Politik ein paar sehr pointierte Forderungen, wie der Arbeitsmarkt in Schwung gebracht werden kann: I In der Bildungspolitik muss langfristig und nicht ideologisch gedacht werden. Jeder Schulabgänger muss gut lesen, schreiben und rechnen können und dazu auch noch Grundkenntnisse der Programmierung vermittelt bekommen. Jeder künftige Job wird auch eine Wissenskomponente haben, die die Schule mitgeben muss. I Wir brauchen mehr junge Leute in den MINT-Fächern. Wir müssen heute in jene „Rohdiamanten“ investieren, die in den Betrieben dann zu Profis werden. I Die Bereitschaft muss größer werden, dass Menschen dort hingehen, wo es Arbeit gibt. Die Zumutbarkeitsgrenzen für die Vermittlung von etwas weiter entfernten Arbeitsstellen sind zu eng gefasst. I Arbeiten muss sich wieder lohnen. Auf Dauer ist es schädlich, wenn in der Kurzarbeit fast gleich viel verdient werden kann wie in einem FulltimeJob. Neue Digitalangebote an Uni und FH nutzen Die Initiativen der Universität und der Fachhochschule Salzburg, ihre Studienangebote im Bereich Digitalisierung auszubauen, begrüßt der Chef des börsennotierten Salzburger Unternehmens ausdrücklich. Die Bildung eines Gegenpols zum oberösterreichischen IT-Cluster sei dringend notwendig. Bei der Einrichtung der neuen Fakultät für Digitalisierung der Universität müsse dafür gesorgt werden, dass die Studierenden auch am Campus wohnen können, damit eine Verbindung zum Studienort entsteht.
A N D R E A S K L A U S E R I M G E S P R Ä C H M I T J U N G E N M I TA R B E I T E N D E N A M B I L D U N G S C A M PU S VO N PA L F I N G E R I N L E N GAU. FOTO C R E D I T: PA L F I N G E R
Die Entwicklung an den Hochschulen sieht Klauser auch als Herausforderung für Palfinger: „Wir müssen uns noch stärker als Kooperationspartner engagieren und weitere Partnerschaften eingehen, wie wir sie heute schon mit allen HTLs in der Umgebung haben.“
INTERVIEW | Peter Unterkofler
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Wer zahlt die Corona-Rechnung? Auf 87 % des Bruttoinlandsprodukts wird die Staatsverschuldung in Österreich in Folge der Pandemie hinaufschießen. Die Obergrenze läge eigentlich bei 60 %. Der Präsident der Industriellenvereinigung, Dr. Peter Unterkofler hat klare Vorstellungen, wie das Finanzloch gefüllt werden soll. „Bei der Rückzahlung der Schulden, die zur Bewältigung der Corona-Krise gemacht werden mussten, auf neue Steuern zu setzen, ist falsch. Fehlbeträge mit einem Bündel an Vermögenssteuern ausgleichen zu wollen, wäre fatal“, ist Dr. Peter Unterkofler überzeugt. Dieses Gespenst geistert neuerdings wieder herum. Die Vermögenssteuer wurde von einem sozialdemokratischen Finanzminister vor einem Vierteljahrhundert abgeschafft, weil sie ineffizient ist, volkswirtschaftliches Vermögen vernichtet, Investitionen verhindert und nur dann überhaupt einen nennenswerten Beitrag liefert, wenn sie schon beim Eigenheimbesitzer ansetzt, weiß Unterkofler. Wenn Vermögen keine Erträge bringt – wie das etwa bei selbst bewohnten Häusern der Fall ist – „ist das eine stille Enteignung.“ Zu hinterfragen ist auch der Hinweis der Apologeten neuer Steuern, dass in Österreich das Vermögen ungleich verteilt ist. Viel Vermögen steckt nämlich in Lenkungseffekten und Umverteilungsmaßnahmen des Staates. Während hierzulande etwa Gemeindewohnungen in Wien zu subventionierten Mieten wohlfeil sind oder Pensionszusagen gemacht werden, die über den Staatshaushalt subventioniert werden, müssen in anderen Ländern private Vorsorgemaßnahmen getroffen oder Immobilieninvestments finanziert werden. „Der Staat sammelt bei uns Geld ein, um es dann wieder an die Bürger zu verteilen“, erläutert Unterkofler weiter. Bei Niedrigverdienern
LOGISTIK FÜR CORONA-IMPFUNGEN. FOTO C R E D I T: KO L A R I K
kommt schon jetzt ein Drittel des Einkommens aus der Umverteilung. Anderswo wird das Geld bei den Steuerzahlern belassen, die es dann privat in Immobilien oder Pensionsfonds investieren können. Sein Resümee deshalb: „Aus der Verschuldung, die ja in Relation zum Bruttoinlandsprodukt gemessen wird, kommt man nur durch höhere Wirtschaftsleistungen heraus und nicht durch Vermögensbesteuerung.“ Aus der Krise herauswachsen Das hat auch der deutsche Finanzminister Olaf Scholz (er ist nebenbei SPD-Vorsitzender) erkannt: Er hat im Bundestag proklamiert: „Wir werden aus der Krise herauswachsen.“ Dieser Ansatz werde auch in Österreich greifen. Unterkofler ist optimistisch, dass es bald zu einer Rückkehr auf die Wachstumsspur kommen werde. „Die jüngsten Konjunkturprognosen gehen davon aus, dass wir bis Ende 2022 wieder auf dem Niveau von 2019 sein könnten.“ Dafür sprechen hohe Privateinlagen bei den Banken, eine durch Umfragen untermauerte Konsumlust der Österreicherinnen und Österreicher und eine noch immer eigenkapitalstarke Wirtschaft, die bald wieder massiv in die Zukunft investieren wird. Zulieferer betroffen Schwierig war und ist die Situation für Zulieferer gesetzlich geschlossener Bereiche. Brauereien, Großbäckereien, Fleischlieferanten oder Wäschereien haben große Teile ihrer Umsätze verloren und werden Zeit brauchen, das wieder aufzuholen. Es wird auch Nachwirkungen bei den Geschäftsreisen geben, die Betriebe wollen hier ein Drittel einsparen, weiß Peter Unterkofler. Das trifft die Fluglinien ebenso wie die (Stadt-)Hotellerie. Andererseits sollte man auch sehen, dass weltweit erst 8% der Menschen in einem Flugzeug saßen. Die Menschen werden trotz allem mobiler, was auch in die Planungen der Flugzeughersteller einfließt: Boeing hat etwa bis 2040 jährliche Zuwachsraten von 3 % prognostiziert.
IV PRÄSIDENT UND PHARMAUNTERNEHMER PETER U N T E R KO F L E R . FOTO C R E D I T: KO L A R I K
Rückkehr zur Normalität Der Staat habe in der zurückliegenden Ausnahmesituation vieles richtig gemacht und durch die Kurzarbeitsregelungen, die Stundungen von Sozialversicherungsbeiträgen sowie Steuerzahlungen und die Abdeckung von Liquiditätsengpässen vielen Betrieben aus den stark gebeutelten Branchen über die Runden geholfen. Nun sei es aber an der Zeit, wieder zur Normalität zurückzukehren. Denn auf Dauer sei es weder sinnvoll, angeschlagene Betriebe durchzutragen, noch die Kurzarbeit auf lange Dauer fortzusetzen. Das führe nur dazu, dass Ressourcen vergeudet werden. „Letztlich“ – ist Peter Unterkofler überzeugt – „demoralisiert man die Menschen, wenn sie nur ein Drittel ihrer Normalarbeitszeit beschäftigt sind. Außerdem fehlen die Fachkräfte dann dort, wo sie produktiver eingesetzt werden könnten.“ Auch das Moratorium für die Anmeldung von Insolvenzen habe aus diesem Grund ein Verfallsdatum. Es mache absolut keinen Sinn, schwer angeschlagene Unternehmen mit aller Gewalt am Leben zu erhalten.
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INTERVIEW | Albert Schmidbauer
In Ihrer Vita beschreiben Sie sich als Entwickler, Innovator und Visionär. Was treibt Sie aktuell um, welche Vision möchten Sie als nächstes umsetzen? Gesundheit und Wohlbefinden ist meine große Leidenschaft. In der Biogena Group arbeiten wir mit großer Begeisterung jeden Tag daran, dass es möglichst vielen Menschen gesundheitlich fantastisch geht und das in einer intakten Umwelt und in einer Gesellschaft, in der Gleichberechtigung, Fairness, Diversität selbstverständlich sind. Als Gesundheitscompany wollen wir mit Biogena weltweit dazu Beiträge leisten, mit unseren Präparaten und Services und natürlich mit Wissensverbreitung. Mit der gerade fertiggestellten Biogena Good Health World vor den Toren Salzburgs möchten wir in Koppl möglichst vielen Menschen Gastgeber sein und unsere Produktionsstätte präsentieren, unser Selbstverständnis zeigen. Sie haben ein Jahr in Los Angeles verbracht. Welche Eindrücke haben Sie von dort mitgenommen?
DR. ALBERT SCHMIDBAUER FOTOCREDIT: BIOGENA/HANNELORE KIRCHNER
Kein Erbrecht auf besseres Leben. Mit dem Gründer und Eigentümer von Biogena, Dr. Albert Schmidbauer, haben wir über sein höchst erfolgreiches Unternehmen und seine Zusammenarbeit mit jungen Unternehmen gesprochen. Der facettenreiche Entrepreneur, der sich auch als Künstler einen Namen gemacht hat, realisiert zudem in Salzburg ein Museum, das sich mit Resilienz, Achtsamkeit und Innovation beschäftigt.
Es gibt Bereiche, die mich persönlich in den USA sehr ansprechen, die ich gut finde: dazu gehört ein breites Verständnis von Eigenverantwortung für sein eigenes Leben. In Mitteleuropa hat sich vielfach eine Art „Vollkasko-Mentalität“ breit gemacht. Von der Geburt bis zum Tod legen bei uns viele die Verantwortung gerne in die Hände von Staat oder Gesellschaft, entwickeln ein Anspruchsdenken mit Distanz zum Leistungsgedanken. Dazu habe ich eine klare Meinung: Wenn wir Wohlstand wollen, dann müssen wir auch bereit sein, dafür etwas zu leisten, wir Mitteleuropäer haben kein Erbrecht auf ein besseres Leben als der Rest der Welt. Was ich auf der anderen Seite sehr kritisch sehe ist, dass Solidarität eine sehr untergeordnete Rolle in den USA spielt. Es fehlen zum Beispiel Fangnetze für Menschen, die unverschuldet krank werden. Ein zweites Beispiel ist die Infrastruktur, die oft in einem suboptimalen Zustand ist, weil die privaten Betreiber bei Investitionen zurückhaltend sind und den Profit in den Vordergrund stellen. Stark verkürzend würde ich persönlich das Beste aus beiden Welten wollen: solide staatliche Strukturen und Systeme im Bereich Gesundheit, Umweltschutz, Sicherheit und Infrastruktur und gleichzeitig eine starke Betonung von Eigenverantwortung des Einzelnen für sein Leben und seine wirtschaftliche Situation.
SEEBRUNNERKREIS D I E N E U E B I O G E N A G O O D H E A LT H W O R L D I N K O P P L . FOTOCREDIT: BIOGENA/HANNELORE KIRCHNER
Im Jahr 2006 haben Sie Biogena gegründet. Warum haben Sie die Zentrale in Salzburg angesiedelt? Ich bin in den 90igern für einen Job im Finanzbereich nach Salzburg gekommen und daher war es eine logische Folge, Biogena in Salzburg anzusiedeln. Als ich meine Frau kennengelernt habe und wir uns als Familie in Wien niedergelassen haben, waren die Strukturen in Salzburg schon so gefestigt, dass sich die Frage nicht gestellt hat, ob ich die Biogena Group übersiedle. Generell verstehen wir uns bei Biogena als internationale Good Health Company, mit starken Wurzeln in Salzburg und in Österreich. Salzburg genießt international einen guten Ruf, viele Menschen in der Welt kennen Salzburg als eine Stadt mit großem kulturellen Hintergrund und einer ausgezeichneten Infrastruktur. Gleichzeitig spielen Natur und Umwelt in Salzburg eine bedeutende Rolle. Alles Faktoren, die gut zu unserer Unternehmenskultur bei Biogena passen. Bei unseren Unternehmenswerten Mut und Leistung fühlen wir uns in manchen Teilbereichen international stärker abgeholt als in Salzburg, wo leider teilweise auch konservative Orientierungen den Ton angeben. Der Web-Ticker von Biogena gibt aktuell 52 Millionen Euro Umsatz mit 330 Mitarbeitern an. Als dritte Unternehmensgröße liest man: 161.744 Baumpflanzungen. Was wir überaus an Salzburg und Österreich schätzen, sind die Menschen, die mit uns an der Mission „Good Health & Wellbeing“ arbeiten. Wir finden hier genau die Menschen, die mit Leidenschaft und mit hohem Einsatz an unserer Mission „Good Health & Wellbeing“ arbeiten und täglich ihr Bestes geben. Diese sind unter anderem deswegen bei uns an Bord, weil wir einen CSR-orientierten Managementstil verfolgen, wo wir versuchen die Interessen von Kunden, der Umwelt, unserer Kolleginnen und Kollegen, des Eigentümers und der gesellschaftlichen Gruppierungen in Einklang zu bringen. Es zählt die ausgewogene Balance und nicht nur der Profit. Es zeigt sich, dass dieser Mangementstil auch wirtschaftlich sehr starke Ergebnisse bringt. Das habe ich übrigens bereits 2013 in meiner Dis-
sertation gezeigt: gesellschaftlich verantwortliche Unternehmen erzielen mehr Profit, wachsen schneller und haben höhere Eigenkapitalquoten als der Durchschnitt. Indoor-Farming zur innovativen Rohstoffentwicklung Wie kam es, dass Sie sich an Spin-offs beteiligen? In welchen Bereichen sind Sie tätig? Wie wählen Sie die Unternehmen aus? Wir arbeiten gerne mit jungen Unternehmen, Start-ups oder Spin-offs zusammen, wenn diese mit unseren Kernthemen Gesundheit, Ernährung, Umwelt- und Klimaschutz zu tun haben und wo es passt, beteiligen wir uns mit der Biogena Group oder der Schmidbauer Holding an diesen Unternehmen. Wir wollen Ideen und Geschäftsmodelle fördern und beschleunigen, die zur Zukunftsfitness beitragen. Dazu gehören zum Beispiel alternative Proteinquellen wie Insekten, Indoor-Farming und urban-gardening Projekte, Zuckeralternativen und alternative Handelsformen für regionale landwirtschaftliche Produkte. Am spannendsten finde ich persönlich das Thema Indoor-Farming, weil sich hier vieles vereint, was mir Spaß macht und gleichzeitig höchst sinnvoll ist: kurze Lieferketten, optimiertes Energiemanagement, Klimaschutz durch wertvollstes plant-based-food verbunden mit innovativer Rohstoffentwicklung für die Biogena Group. Ziel: Österreichs bedeutendstes Gesundheitsunternehmen Wo sehen Sie Biogena in 10 Jahren? Die Biogena Group will langfristig Deckungsbeiträge auf der ganzen Welt erzielen, aktuell exportieren wir in 40 Länder der Welt, der Exportanteil ist rund 50%, künftig sollen rund 80% unserer Wertschöpfung in den internationalen Märkten gewonnen werden. Für Russland, Dubai, Indien und Thailand haben wir bereits starke Distributionspartner gewonnen, in den USA und in der EU bearbeiten wir die Märkte selber. Ein starker Produktionsstandort Salzburg, verbunden mit dem Headquarter, bleibt für uns dabei die Basis. Wir wollen also nicht nur Österreichs bedeutendstes Gesundheitsunternehmen werden, sondern auch international
ein anerkannter und starker Player sein. Vor allem bei den Themen Osteoporose, Eisenmangel und betriebliche Gesundheitsförderung. Wir haben mit der BIOGENA GROUP INVEST AG, die am Direct-Markets-Segment der Wiener Börse notiert und an der Biogena Group beteiligt ist, auch eine solide Grundlage für eine breite Beteiligungsmöglichkeit an unserem Weg geschaffen und ein Finanzierungsinstrument, das uns diesen Weg in hoher Selbstbestimmtheit ermöglicht. Ein Weg, der mit hoher Wahrscheinlichkeit dazu führt, dass wir in 10 Jahren vermutlich um den Faktor 4 gewachsen sind und zumindest auf allen Kontinenten unsere Leidenschaft leben werden. Museum für Contemporary Art in Koppl geplant Mit Ihren unternehmerischen Aktivitäten sind Sie höchst erfolgreich, darüber hinaus sind Sie auch künstlerisch sehr aktiv. Mein Lebensmotto ist „Wie wir uns selbst ändern, so ändern sich die Dinge“ und stellt damit klar auf die Eigenverantwortung ab. Ich bin in den künstlerischen Zweig eines Realgymnasiums gegangen, hab mich in dieser Zeit auf Fotographie fokussiert, mit eigener Dunkelkammer und allem was dazugehört. Dann habe ich Wirtschaft und Recht studiert und die Kunst ein wenig aus den Augen verloren. Aber vor rund 10 Jahren habe ich dann wieder mit dem Malen begonnen, was ganz schön herausfordernd war, wenn man vor der weißen Leinwand steht und so gar nicht weiß, wie man anfangen soll. Malen und die Beschäftigung mit Kunst als Sammler ist ein wichtiger Aspekt meines Lebens, entspannt mich und gibt mir Inspiration und kreative Impulse für meine Unternehmerrolle. Hier wie dort geht es um das Einlassen auf Neues, um die Lust aufs Gestalten, neue Blickwinkel und vieles mehr. Derzeit konzipiere ich zwei Museums-Projekte für künstlerische Avantgarde. Eines davon wird in Koppl entstehen. Hier wird es auch ein kleines Art-Hotel mit außergewöhnlich designten Hotelzimmern geben. Das „Contemporary Art Salzburg“ wird mit einem Open Space verbunden sein, der sich mit Resilienz, Achtsamkeit und Innovation beschäftigt.
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INTERVIEW | Interview Georg Imlauer
Comeback des Tourismus. Wie haben Sie es geschafft, in den letzten Monaten Ihren Optimismus zu bewahren? Es gibt keine Wahl für einen Unternehmer, denn wenn der Optimismus verloren geht, geht das Unternehmen verloren. Auch wenn es oft schwerfällt, man muss vor allem an seine Mitarbeiter Optimismus versprühen, sonst fallen sie in ein tiefes Loch und man verliert sie. Für mich persönlich war die Übernahme des 5-Sterne-Hotels Schloss Pichlarn im Ennstal eine große Motivation und Ablenkung, die mich einerseits gefordert hat und mir anderseits nicht so viel Zeit zum Grübeln gelassen hat. Was erwarten Sie sich für diesen Sommer? In der Ferienhotellerie haben wir eine gute Chance mit österreichischen Gästen und angrenzenden Nachbarn aus den D.A.CH.-Märkten eine gute Sommersaison analog zu letztem Jahr zu bekommen. In der Stadthotellerie wird es sehr schwierig werden. Zur wirtschaftlichen Situation der Branche gibt es zwei „Denkschulen“: Die Pessimisten befürchten eine große Pleitewelle. Die Optimisten (dazu gehören auch die Banken) sagen, dass alle Betriebe, die vor der Pandemie gut situiert waren, es auch danach sein werden. Als erstes muss man mal festhalten, dass die Betriebe nichts dafürkönnen, dass sie so lange geschlossen wurden. Die Betriebe werden Millionen von Schulden aufbauen, um das zu überstehen, die irgendwann retour gezahlt werden müssen. Es wird Betriebe geben, die es
I N I T I AT I V E „ S I C H E R E G A S T F R E U N D S C H A FT “ IN TOURISMUSBETRIEBEN. FOTOCREDIT: I M L A U E R H O T E L S & R E S TA U R A N T S
nicht schaffen werden. Es werden Betriebe vom Markt genommen die einer anderen Funktion zugeführt werden (Wohnen). Das ist gut so, denn der Hotelmarkt in den Städten wurde von Investoren und Spekulanten getrieben und nicht von klassischen Hoteliers. Nun hat man einen Totalausfall bei den Mieten der Hotelimmobilien. Problematisch wird es werden, wenn die Stundungen, die Überbrückungskredite und da vor allem die Bundeshaftungen, fällig werden. Was die Kurzarbeit betrifft so kostet die auch die Betriebe richtig Geld. Es handelt sich dabei um mindestens 5-6% der Lohnsumme und des Urlaubszuwachses, der nicht abgegolten wird. Wie sind Ihre Wahrnehmungen bezüglich des Fachkräftemangels? Fachkräftemangel war ja schon lange ein großes Problem, welches sich jetzt nochmals verschärft. Wir haben einen Verlust von ca. 10 bis 15% der Mitarbeiter erlitten, die sich umschulen ließen. Wir werden neue Arten der Ausbildung benötigen, wie zum Beispiel die Erwachsenenlehre. Vor allem für EU-Bürger ist das relevant, damit wir unseren Arbeitsmarkt weiterhin abdecken können. Das heißt wiederum, dass die Preise steigen müssen und die Dienstleistungen eingeschränkt werden. Alles Notwendige, um einen günstigen Preis anzubieten, wird es nicht mehr spielen. Weiteres werden sich die Mitarbeiter die guten Betriebe aussuchen, die ihr Personal wertschätzen.
Nicht hinunterziehen lassen Die Familie Hauthaler führt den Laschenskyhof schon in sechster Generation. Auf Luftaufnahmen
Teilen Sie auch den Optimismus, dass alle „erdgebunden“ erreichbaren Destinationen in Europa massiv profitieren werden? Ja das wird so sein, vor allem geht es auch um die Sicherheit, wenn etwas passieren sollte schnell nach Hause zu kommen. Sicherheit, Nachhaltigkeit und Platz für Privatsphäre wird ein großes Thema sein. Reisebeschränkungen von und nach Übersee haben Nachteile aber auch Vorteile. Der Binnenmarkt Europa mit knapp 500 Mio. Menschen, die nicht ins Ausland reisen können, kompensiert dabei auch viel, das hat man bereits bei 9/11 gesehen. Wann rechnen Sie, dass wir wieder auf das Niveau von 2019 zurückkehren werden? Bei den Restaurants kehren wir auf das Ausgangsniveau zurück, sobald wir wieder normale Abstände haben. Momentan können wir mit Einhaltung des Mindestabstands nur 50% der Gäste empfangen. Bei der Stadthotellerie wird es wohl 2023/24 werden. Wobei dies keiner genau sagen kann, vor allem wann die Überseemärkte wieder funktionieren ist fraglich, die wir vor allem in den Städten benötigen.
Ein Jahr lang war praktisch keine Lehrlingsausbildung möglich. Kann diese Lücke wieder geschlossen werden?
nimmt sich das Anwesen rund um das 4-SterneHotel wie ein kleines Dorf in der Gemeinde Wals aus. Trotz anfänglichem Schock über den ersten Lockdown hat die Familie beschlossen, die Situation aktiv anzugehen:
LY D I A H A U T H A L E R G A B P E R S O N A L MUT-INJEKTIONEN. FOTOCREDIT: LASCHENSKYHOF
Nein, wir werden ein verlorenes Jahr haben. Nicht nur, dass wir keine neuen Lehrlinge ausbilden konnten, sondern es gibt einen Jahrgang, der schwere Defizite in der Ausbildung hat. Deshalb gibt es bei uns das Angebot noch ein Jahr zu bleiben bei voller Bezahlung und die Lehrabschlussprüfung so spät wie möglich zu machen.
„Wir haben uns durch Corona nicht hinunterziehen lassen und haben die Zeit genutzt, um geplante Investitionen in das Stammhaus vorzuziehen. Dank der Kurzarbeit konnten wir unsere 95 Mitarbeiter behalten und in dieser Zeit bis zu 30 % beschäftigen“, schildert Lydia Hauthaler die letzten Monate. Besonders wichtig war der Hotelchefin, dass die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter Beschäftigung hatten. Ein wichtiger Teil der „Mut-Injektionen“ war die laufende Information über die Pläne der Familie für den Neustart. Das gab Sicherheit und habe dem Team gutgetan.
Investiert wurde nicht nur in neue Bäder und Zimmer, sondern auch in die Weiterbildung des Teams. Gemeinsam auf Nachwuchswerbung Lydia Hauthaler sieht – was die Fachkräfte betrifft – eine Herausforderung für die Tourismusbranche: “Wir müssen uns gemeinsam anstrengen, besonders für den Nachwuchs attraktiv zu bleiben.” Sie selbst beteiligt sich an Lehrlingschallenges und forciert mit großem Erfolg „Karriere mit Lehre & Matura“. Wir wollen trotz aller Maßnahmen unseren MitarbeiterInnen eine Perspektive und Sicherheit geben, dass es am Ende der Pandemie wieder aufwärtsgehen wird. Erkenntnis der Hôtelière: „Die Menschen wollen reisen, gut essen und Spaß am Leben heben.“
INVESTITIONSOFFENSIVE | Raiffeisengruppe Salzburg
SEEBRUNNERKREIS
Immobilien für Innovationen. Die Raiffeisengruppe in Salzburg ließ mit der Ankündigung eiD E R D I G I TA L-T O W E R A M T E C H N O - Z . FOTOCREDIT: RIEGLERRIEWE ARCHITEKTEN
nes 130 Millionen Investitionspakets aufhorchen. „Wir machen das nicht gerade jetzt, sondern trotz Corona“, sagt Andreas Derndorfer im Gespräch mit DENK.
Im Immobilienpaket sind Projekte für die Bankengruppe wie die Warenbetriebe enthalten, errichtet wird jedoch auch ein Nahversorgungszentrum und mit 60 Millionen fließt in den nächsten Jahren die Hälfte der Gesamtinvestitionen in den Ausbau des Techno-Z, einer 100-prozentigen Tochter des Raiffeisenverbandes (RVS). „Wir schaffen Raum für Innovationen und rund tausend neue Arbeitsplätze“, resümiert Derndorfer. Das Mammutprojekt wird von Techno-Z-Geschäftsführer Werner Pfeiffenberger und Wolfgang Schantl als Verantwortlichem für die eigenen Immobilienprojekte umgesetzt. Großbaustellen in Salzburg-Nord Immer mehr zur „Raiffeisen-City“ wird Itzling. Eine lange Historie weist das Nahversorgungszentrum Itzling auf. Seit Jahrzehnten wird geplant,
diskutiert und korrigiert. „Im Laufe der Jahre haben sich unsere Nutzungsvorstellungen ebenso wie die Vorgaben der Behörden verändert.“ Jetzt aber ist es soweit: Die Baumaschinen sind bereits aufgefahren, der Baubeginn erfolgt. Im Jahr 2023 wird das markante Gebäude, das 40 Millionen Euro kosten wird, fertig sein. Im Erdgeschoß entstehen ein Lebensmittelgeschäft und ein Drogeriemarkt, darüber Büroräume. „Von den 5.400 Quadratmetern Bürofläche sind schon jetzt nur noch tausend frei. Fix werden hier die Stadtgeschäftsstelle des AMS und die Lebenshilfe einziehen”, erläutert Derndorfer. Auf der gegenüberliegenden Seite der Straße steht neben dem Mischfutterwerk die neue IT-Zentrale der Raiffeisengruppe. Diese stark wachsende Abteilung hat erst letztes Jahr die ehemalige Zentrale der Warenbetriebe bezogen. Dabei wurde sehr auf
die Baubiologie geachtet. „Das Betonskelett wurde stehen gelassen, womit das darin befindliche CO2 gebunden blieb, alles andere wurde nach modernsten baubiologischen und technischen Möglichkeiten neu gestaltet“, erzählt Derndorfer. Gleich angrenzend an das Nahversorgungszentrum wird auch in den kommenden Jahren im Techno-Z Itzling kräftig gebaut. Das Areal im Bereich Techno 10-15 wird aufgestockt und um einen markanten IT-Tower erweitert, wobei 25 Mill. € investiert werden. Am Standort arbeiten jetzt bereits 900 Menschen, mit der Erweiterung um 8.500 Quadratmeter wird Platz für weitere 500 Beschäftigte geschaffen.
ANDREAS DERNDORFER, ANNA DOBLHOFER-BACHLEITNER UND WOLFGANG SCHANTL MIT DEM M O D E L L D ES N A H V E R S O R G U N G S Z E N T R U M S SA L Z BU R G - I T Z L I N G . FOTO S C R E D I T: KO L A R I K
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I T- S TA N D O R T I T Z L I N G . F O T O C R E D I T: R A I F F E I S E N
Büroflächen werden bereits 2022 zur Verfügung stehen, kündigt Andreas Derndorfer an: K Ü N FT I G E S T E C H N O - Z I N P U C H . FOTOCREDIT: RAIFFEISEN
Auslöser für dieses Bauprojekt war zuvorderst, dass in den letzten Jahren die Auslastung des Techno-Z immer über 98 Prozent lag und die Nachfrage nach Büros in einem High Tech Umfeld permanent steigt. Längst ist im Umfeld eine Science City entstanden. Prominenter Kunde und Nachbar ist die Universität, die hier bereits 6000 Quadratmeter für die Forschung und Lehre nutzt. Unter anderem finden sich hier die Institutsräume des Fachbereichs Computerwissenschaften. Perspektiven ergeben sich durch ein aktuell in Diskussion stehendes neues Projekt: Geplant ist eine Fakultät, die sich der Fragen rund um die Digitalisierung wissenschaftlich annehmen soll. Diese innovative Forschungseinrichtung würde natürlich ideal in das Umfeld passen. „Wenn die Universität das möchte, könnte ein gemeinsames Immobilienprojekt entstehen“, zeigt sich Derndorfer offen für Gespräche. Weiters kommt es in Salzburg-Leopoldskron zu einer Neubau-Nachverdichtung: Über der künftigen neuen Bankfiliale entstehen auch 9 Mietwohnungen.
„Wir entwickeln hier total flexible Arbeitsplätze für bis zu 500 Beschäftigte mit Rundumservice vom Empfang über Internet, Catering und Reinigung zu fixen Raten. Voll ausgestattete, stundenweise mietbare Arbeitsplätze werden ebenso geschaffen wie Einheiten für größere Unternehmen.“ Einen Teil des Platzes werden Bankmitarbeiter nutzen, die hier die Möglichkeit haben, in einem modernen Umfeld mit geschütztem Netzwerk eine ganz neue Art von „Officehome“ erleben zu können. Co-Working-Arbeitsplätze stehen auch externen Nutzern zur Verfügung. Mit der neuen Niederlassung wächst das Techno-Z auf fünf Standorte an. „Die Niederlassungen in Bischofshofen, Mariapfarr und Saalfelden sind wichtige Infrastruktureinrichtungen im Innergebirg und weitgehend ausgelastet”, so Derndorfer, der Lob für das Management spendet: „Die Erfolgsgeschichte des Techno-Z seit 1978 mit aktuell 60.000 m² Büround Gewerbeflächen ist in erster Linie den beiden Geschäftsführern Werner Pfeiffenberger und Hermann Huber und einem kleinen, aber sehr engagierten Team zu verdanken.“
Officehomes im Wissenspark
Raiffeisenbanken heben Synergien
Raum für innovative junge Betriebe wird auch im Wissenspark neben der Fachhochschule in Urstein geschaffen. Dort hat das Techno-Z einen Rohbau erworben und wird diesen mit einem Gesamtinvestment von 35 Millionen Euro in ein supermodernes Zentrum für Gründer, Spin-offs und Co-Worker ausbauen. Die 8000 Quadratmeter
In einem nicht ganz einfachen Bankenumfeld sind die Salzburger Raiffeisenbanken seit Jahren bemüht, Synergien zu heben. Ein wesentliches Instrument dafür ist die Fusion von selbständigen Genossenschaften zu größeren Einheiten. So wurde etwa für den gesamten Bezirk Tamsweg eine gemeinsame Raiffeisenbank Lungau geschaffen. Diese Entwicklung, erläutert Anna DoblhoferBachleitner, werde noch weitergehen. Noch in diesem Jahr stehen drei Fusionen an. Ende 2021 wird es noch 36 selbstständige Raiffeisenbanken geben, 2014 waren es noch 66. Im gleichen Zeitraum wurden die Bankstellen von 130 auf 119 reduziert. Durch die Fusionen werden häufig auch Investitionen in die Bauten notwendig. So aktuell etwa in Saalfelden, wo der neue Zentralstandort für die Region Pinzgau Mitte renoviert wird.
Das RVS-Immobilienteam Mag. Andreas Derndorfer MBA MSc. ist zuständig für den Geschäftsbereich Unternehmenssteuerung des Raiffeisenverbandes (RVS), MMMag. Dr. Anna Doblhofer-Bachleitner verantwortet in der Geschäftsleitung des RVS die Warenbetriebe (Lagerhäuser) sowie die Raiffeisenbanken, Mag. Wolfgang Schantl betreut alle eigenen Immobilienprojekte und Mag. Werner Pfeiffenberger ist operativ für die Techno-Z-Gruppe verantwortlich.
Im Ressort der RVS-Geschäftsleiterin DoblhoferBachleitner liegt der Schwerpunkt auf Neubauten bei den Warenbetrieben. Die Warendirektion wurde bereits vor 5 Jahren von Itzling nach SalzburgNord auf das Areal des Zentrallagers neben der Firma Alpenrind verlegt. Jetzt soll die Lagerlogistik durch einen Verbindungstrakt zwischen den bestehenden Hallen wesentlich verbessert werden. Dafür wird die uralte Schlachthalle, die einst der
Stadt Salzburg gehörte, abgerissen. 12 Millionen Euro sollen hier investiert werden. Das Behördenverfahren läuft derzeit. Auch in die 37 Salzburger Lagerhausstandorte wird laufend investiert. Schwerpunktlagerhäuser wurden in den letzten Jahren von Oberndorf über Bergheim, Hof und Eugendorf bis hin nach St. Johann und Tamsweg gebaut. Der Investitionsaufwand lag dabei jedes Mal zwischen 2 bis 8 Millionen Euro. Ein Erfolgsprojekt ist Saalfelden: Dort wurde 2015 der Standort des insolventen Baumax übernommen, der sich seither perfekt entwickelt hat, weiß die Chefin der Warenbetriebe. Aktuell laufen Neubauprojekte in St. Michael im Lungau und in der selbständigen Genossenschaft in Altenmarkt. Investitionen in touristische Infrastruktur Für mediale Aufmerksamkeit hat Raiffeisen in den letzten Jahren mit dem Kauf der Flachauer Seilbahngesellschaft gesorgt. Zusammen mit den Bergbahnen Wagrain – die schon seit Jahrzehnten eine Raiffeisentochter sind – und St. Johann entstand Snow Space Salzburg. Hier steht nun der nächste Schritt an: Die Stadtgemeinde und der TVB als Anker-Aktionäre der Alpendorf Bergbahnen in St. Johann überlegen, ihre Anteile in die Snow Space Salzburg Bergbahnen AG einzubringen und somit direkt Aktionäre von Snow Space zu werden. „Momentan läuft der Meinungsbildungsprozess, wenn die wesentlichen regionalen Aktionäre den Zusammenschluss positiv sehen, steht einer Fusion nichts im Wege“, sagt Andreas Derndorfer. Mit der Panorama-Link nach Kleinarl und dem aktuellen Neubau des „Flying Mozart“ gehört Snow Space zu den großen Investoren im Innergebirg. Raiffeisen hält neben Snow Space über die Fremdenverkehrs GmbH auch noch weitere Anteile an Seilbahnen im Oberpinzgau, Maria Alm und Dachstein West. „Wir investieren in diesem Bereich deshalb, weil wir über die Stärkung der touristischen Infrastruktur die wirtschaftlichen Aktivitäten in der Region fördern“, nennt Derndorfer das Motiv. „Wir sind überzeugt davon, dass Salzburg in den nächsten Jahren wieder einen starken touristischen Aufschwung erleben wird. Urlaubsdestinationen, die mit Auto, Bus oder Eisenbahn erreichbar sind, werden überdurchschnittlich profitieren. Diesen Grundoptimismus wollen wir mit unseren Investitionen unterstützen.“
SEEBRUNNERKREIS
INTERVIEW | Home Office in Unternehmen
Gekommen, um zu bleiben.
Der Pharmakonzern Novartis beschäftigt über 5.000 Mitarbeitende in Österreich. Mehr als die Hälfte davon arbeitet nun im Homeoffice. Das hat eine riesige Veränderung der Unternehmenskultur mit sich gebracht. Nicht zuletzt für die Führungskräfte, die neue Managementmethoden anwenden, um auf Distanz führen zu können. Die Entscheidung, Homeoffice zu forcieren, war zunächst Covid geschuldet. „Wir waren gefordert, diesen Schritt zu gehen, um unsere Mitarbeitenden in der Produktion zu schützen. Der NovartisStandort Kundl ist nämlich der einzige verbliebene vollintegrierte Produktionsstandort für Antibiotika in Europa“, erklärt Lydia Sedlmayr. Darüber hinaus werden in Kundl/Schaftenau auch Biologika, beispielsweise zur Behandlung von Krebs- oder Autoimmunerkrankungen, hergestellt. Das Ziel während der Pandemie lautete, Patienten in aller Welt weiterhin zuverlässig mit diesen Arzneimitteln zu beliefern.
grund. Es ist Teamsache zu vereinbaren, wie sie am besten flexibel zusammenarbeiten, um Ziele zu erreichen.“ Seit nunmehr drei Jahren versucht das Unternehmen, eine so genannte ‚Unbossed‘ Unternehmenskultur zu etablieren. Es geht darum, gemeinsam im Team Ziele zu vereinbaren, hinter denen jedes Team-Mitglied steht. Und auch bei der Umsetzung und Erreichung der Ziele steht die Teamleistung im Vordergrund. Kein Leistungsrückgang
Die Tirolerin ist seit 20 Jahren bei Novartis und hat genau einen Monat vor dem ersten Lockdown ihren Job als Personalleiterin angetreten. Danach erlebte sie einen Paradigmenwechsel in der Personalführung. Der Konzern, der zu den größten Herstellern von Medizinprodukten weltweit gehört, hat sofort flexibles Arbeiten angeboten und auch Schritte eingeleitet, Homeoffice flächendeckend und ohne Genehmigungsprozesse zu ermöglichen. Schon vor Corona war es möglich, von zu Hause aus zu arbeiten. Dazu brauchte es einen Antrag, der zu genehmigen war. Nun reicht die Information an den Vorgesetzen, dass die Arbeit von zu Hause aus erledigt wird. „Associate led, manager enabled and team aligned“ – so lautet das Credo. Das funktioniert, weil Novartis schon seit Jahren eine stark teamorientierte und kollaborative Unternehmensführung praktiziert. „Bei uns stehen Ergebnisse, Impact und Teamarbeit im Vorder-
Mit Umsetzung des coronabedingten Homoffices hat man erkannt, dass das flexible Arbeiten keine negativen Auswirkung auf die Ergebnisse genommen hat, ganz im Gegenteil. Die Sorge, es könnte aufgrund der Arbeit im Homeoffice für Büromitarbeiter unter dem Strich weniger Output erzeugt werden, war rasch verflogen. „Wenn man Mitarbeitenden die Möglichkeit gibt, sich ihre Arbeitszeit flexibel einzuteilen, steigt auch die Eigenverantwortung und das wirkt sich meist positiv auf die Ergebnisse aus“, so Sedlmayr. Die Frage, ob Home Office vor allem Frauen zusätzlich belastet, kann ihrer Meinung nach nicht allgemein beantwortet werden: „Aber es ist natürlich eine Tatsache, dass mit Kindern, die zu Hause sind, und Homeschooling herausfordernde Situationen für Familien entstehen“, erklärt Sedlmayr. Fortsetzung auf Seite 16
LY D I A S E D L M A Y R : H O M E O F F I C E V E R Ä N D E R T D I E U N T E R N E H M E N S K U LT U R . F O T O S C R E D I T : N O V A R T I S
DENK-Fakten Die österreichische Novartis Gruppe ist eines der führenden Pharmaunternehmen des Landes und gliedert sich in die Geschäftsbereiche innovative Medikamente (Pharmaceuticals, Oncology) und Generika (Sandoz). Die rund 5.000 Mitarbeitenden leben täglich die Mission: Das Leben von Menschen zu verbessern und zu verlängern. Mit den Arzneimitteln erreicht Novartis 5 Millionen Patientinnen und Patienten in Österreich. Die Tiroler Novartis-Standorte Kundl/Schaftenau gehören zum globalen Netzwerk der Forschungsund Entwicklungszentren des Unternehmens. Lydia Sedlmayr ist seit über 20 Jahren bei Novartis. Zunächst im Finanzbereich am Standort Kundl, in den USA und in der Sandoz Konzernzentrale in Holzkirchen. Vergangenes Jahr übernahm sie in Kundl die Personalleitung für den Antibiotikabereich, seit einem halben Jahr ist sie HR-Head für ganz Österreich.
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INTERVIEW | Home Office
Fortsetzung von Seite 15
Novartis bietet allen Mitarbeitenden die gleiche Flexibilität an, um familiäre Verpflichtungen möglichst gut mit dem Berufsleben vereinbaren zu können. „Wichtig wäre natürlich, dass ein möglichst ungestörtes Arbeiten im Homeoffice möglich ist.“ Sie selbst erlebe als Mutter eine positive neue Normalität und genieße die regelmäßigen gemeinsamen Mahlzeiten mit ihrem Sohn. Führen auf Distanz Wiewohl Novartis bei den Führungsmethoden schon länger sehr modern ausgerichtet ist, brachte die Dislozierung der Arbeitsplätze doch neue Herausforderungen. Technische Herausforderungen, wie man z.B. MS Teams optimal nutzt oder wie man Videokonferenzen effizient organisiert, aber vor allem: „Wie schaffe ich es, achtsam zu bleiben und meinen Energielevel hochzuhalten.“ So werden sehr viele Programme für Mitarbeitende und auch Familienmitglieder angeboten, um mental und körperlich fit zu bleiben. Und natürlich stellt auch das Fehlen von Kontakten mit Arbeitskollegen eine Herausforderung dar. Der Kaffee zwischendurch, das Gespräch am Flur – alles Dinge, die im Homeoffice nicht möglich sind. Dennoch gibt es Möglichkeiten, auch virtuell Kontakte zu pflegen und Teambuilding zu betreiben, weiß Sedlmayr: „Ich selbst war ja erst einen Monat in meiner Funktion, als wir ins Homeoffice übersiedelten. Ich habe mein eigenes Team also mehr oder weniger virtuell kennengelernt“. Besonders in der Anfangsphase gilt es Vertrauen im Team aufzubauen, was virtuell nicht immer leicht ist. Wir machen deshalb bei vielen virtuellen Treffen zunächst einen „Check-In“. Dabei werden Fragen gestellt wie: „Wie können wir uns als Team besser virtuell austauschen und unterstützen“, oder „Was mache ich um meine Work-Life-Balance im Einklang zu halten“. Es gibt auch Videomeetings ohne Agenda, um sich zwischendurch ungezwungen auszutauschen, so ähnlich wie in der Kaffeeküche. Von Zeit zu Zeit organisieren wir auch einen virtuellen Umtrunk im Team. Unsere Kolleginnen und Kollegen sind sehr erfindungsreich, wie sie die Freude an der Arbeit und das Teamfeeling hochhalten.“ Eines steht jedenfalls fest: Nach der Pandemie ist nicht vor der Pandemie. „Nach der Pandemie wird es in unserem Unternehmen sicher einen Mix aus Präsenz- und Homeoffice geben. „Wir gehen in ein ,New Normal‘, in dem Homoffice als flexibles Arbeitszeitmodell von den Mitarbeitern und Führungskräften anerkannt und gelebt wird“, erklärt Lydia Sedlmayr. Sie selbst rechnet damit, dass rund die Hälfte der Arbeitszeit wieder am Firmenstandort absolviert werde, die permanente Anwesenheit im Büro werde es nicht mehr geben. Aus Sicht von Lydia Sedlmayr sind Homeoffice und Führung auf Distanz gekommen, um zu bleiben.
Flexibles Arbeiten bei dm. Bei dm gibt es auch in Zukunft die Chance,
P E T R A M AT H I - KO G E L N I K , D M G E S C H Ä FT S F Ü H R E R I N U N D V E R A N T W O R T L I C H E F Ü R D A S R E S S O R T M I TA R BEITER. FOTOCREDIT: DM/MARCO RIEBLER
flexibel zu arbeiten.
Wie wird das Thema „flexibles Arbeiten“ (= Homeoffice) bei dm gehandhabt? dm bietet verschiedenste flexible Arbeitszeitmodelle, die alle im Team vereinbart werden. Das beginnt bei der Möglichkeit von Telearbeit im Homeoffice und geht bis zum Jobsharing, bei dem sich beispielsweise zwei Personen Führungsverantwortung teilen. Damit möchten wir bestmöglich auf individuelle Lebenssituationen eingehen und jedem die Chance geben, über sich hinauszuwachsen – unabhängig vom Stundenausmaß pro Woche. Das ist nicht erst seit Corona so, sondern schon immer wesentlich für unser Verständnis von Work-Life-Balance. Dort, wo Homeoffice möglich ist, wird dies gerne und gut genutzt. Dadurch, dass wir diese Flexibilität schon lange leben, sind wir entsprechend gut aufgestellt. Wird Homeoffice auch nach der Pandemie weiter ein Thema sein? Die Arbeit im Homeoffice, zur besseren Vereinbarkeit von beispielsweise Familie und Beruf, ist nicht neu bei dm drogerie markt und wurde auch schon vor Corona gefördert. Also ja, auch wenn die Pandemie vorbei ist, haben unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter die Chance, ihre Arbeitszeit flexibel zu gestalten. Unternehmen, die stark auf Homeoffice setzen, orten Probleme insbesondere bei den Führungskräften, die mit dem Thema „Führen auf Distanz“ nicht zu Rande kommen. Erleben Sie bei dm dieses Phänomen auch? Natürlich ist das „digitale Führen“ von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern eine persönliche und fachliche Herausforderung – aber nachdem Entwicklung bei dm eine große Rolle spielt, geben wir auch unseren Führenden die Chance, an ihren Erfahrungen zu wachsen. Wenn ja: Wie unterstützen Sie Ihre Führungskräfte dabei? Wir bieten vielfältige Weiterbildungen, um unsere Führenden zu unterstützen. Von technischen Schulungen über ergonomische Tipps fürs Homeoffice bis hin zum sicheren Umgang mit psychisch belasteten Mitarbeitern – mit unserem breiten Workshop-Angebot gehen wir gezielt auf individuelle Bedürfnisse ein.
Wie schaffen Sie das Teambuilding auf Distanz? Zum Glück gibt es kreative Mittel und Wege, sich auch bei Distanz nahe zu bleiben. Da fallen mir spontan persönliche Videobotschaften, süße Anerkennungen und digitale Motto-Konferenzen zu saisonalen Anlässen wie Fasching oder Ostern ein. Zu Weihnachten haben einige Teams in unseren Regionen wundervolle Feiern über Videochats ausgerichtet – auch digital kann man sich gut austauschen und miteinander anstoßen, wie wir wohl alle in den vergangenen Monaten gelernt haben. Wie integrieren Sie neue Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter nach dem Onboarding? Unsere Führenden werden mit einem Einarbeitungsplan dabei unterstützt, das Ankommen neuer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter so individuell wie möglich zu gestalten. Erst kürzlich haben wir außerdem ein interaktives Online-Modul gestaltet, welches das Eintauchen in die Welt von dm zusätzlich erleichtert. Dort lernt man dm innerhalb kurzer Zeit von A bis Z kennen – mit bunten Videos, kreativen Quiz und den wichtigsten Infos auf einen Blick. Wie schaffen Sie es, die Bindung zum Unternehmen aufrecht zu erhalten und den Korpsgeist hochzuhalten? Kommunikation ist das Um und Auf. Bei fast 7.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern in ganz Österreich ist es wichtig, in Verbindung zu bleiben und die Menschen dort abzuholen, wo sie stehen. Es ist uns ein großes Anliegen, dass sich alle gleichermaßen informiert und gut aufgehoben fühlen, dass sie wissen, an wen sie sich bei Fragen wenden können. Um das sicherzustellen, nutzen wir mehrere Kanäle. Von regelmäßigen Infomails an das persönliche Mail-Postfach über unser breit gefächertes Intranet bis hin zur Mitarbeiterzeitung und Mitarbeiter-App: Bei all der Information ist es uns bei dm aber auch besonders wichtig, zwischendurch mal Danke zu sagen. Nicht nur digital, sondern auch persönlich von Mensch zu Mensch. Derzeit natürlich unter Einhaltung des erforderlichen Abstands.
Doppelte Freiwilligkeit bei mobilem Arbeiten Bei der Porsche Holding Österreich arbeiten 6.600 Menschen. Davon 4.000 im Einzelhandel und den Werkstätten ganz normal in Präsenz, von den übrigen Mitarbeitern sind derzeit knapp 1.000 Personen in mobiler Arbeit. In der IT sind dabei zeitweise bis zu 70 %, in anderen Backoffice-Bereichen bis zu 40 % der Teams mobil tätig. Die Herausforderung dabei ist die Führung auf Distanz, weiß der Personalleiter für Österreich des Konzerns, Mag. Klaus Fetka. „Mobile Working“ wird auch in Zukunft dort, wo es möglich ist, ein Thema sein, denn die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter können – wenn keine besonderen Umstände wie zur Zeit vorliegen - bis zu zwei Tage in der Woche mobil arbeiten. Wobei es eine doppelte Freiwilligkeit gibt: „Die Mitarbeiter können nicht gezwungen werden, mobil zu arbeiten und können dies auch nicht einfordern.“ Führen ist soziale Kompetenz Die Porsche Holding hat früh erkannt, dass „Distance Leadership“ – wie das im Konzern heißt – gelernt sein will. Deshalb wurde schon vor einem Jahr mit einer Workshopreihe gestartet, in der
vermittelt wird, was es in der Mitarbeiterführung braucht, um optimale Ergebnisse beim „Distance Leadership“ zu erzielen. Denn eines ist klar: „Führen ist eine soziale Kompetenz, die schwierig umzusetzen ist, wenn man in den Videokonferenzen die Menschen und ihre Bedürfnisse nicht spürt; wenn es kein Socialising und keine emotionale Nähe gibt“, weiß Fetka.
SEEBRUNNERKREIS
Doppelte Freiwilligkeit bei Porsche Holding. bereichs- und städteübergreifend die Newcomer virtuell treffen. Für die Neuen wurden auch eigene Kennenlern-Einheiten geschaffen, in denen sich das Unternehmen vorstellt, erklärt wird, wie die Konzernstrukturen aufgebaut sind, welche Dienstleistungen angeboten und welche Ziele verfolgt werden.
Digital Leadership heißt für ihn deshalb mit Führungstechniken die Distanz zu überwinden. Dazu wurden intern viele gute Ideen entwickelt. Auch sollte man nicht übersehen, dass neue Interaktionstypen entstehen können. Etwa durch kurze Besprechungen mit einem breiten Teilnehmerkreis aus ganz Österreich, der sonst – nicht zuletzt wegen des großen CO2-Fußabdrucks – nicht eingeladen werden könnte. Virtuelle Willkommenstage Eine spezielle Herausforderung ist die Integration von neu eintretenden Beschäftigten. Da braucht es beim so genannten Onboarding schon sehr viel Fantasie und Bemühungen, damit das funktioniert. Ein positives Beispiel sind hier die virtuellen Willkommenstreffen, welche von der Personalabteilung organisiert werden, bei denen sich auch
K L A U S F E T K A : D I G I TA L L E A D E R S H I P M U S S ERLERNT WERDEN. FOTOCREDIT: SEEBRUNNER KREIS/STÜRZENBAUM
Homeoffice-Gesetz lässt viele Fragen offen.
DR. DORIS HAWELKA. FOTOCREDIT: RAITS-BLEIZIFFER/STÜRZENBAUM
Regelungen und…
…Interpretationen
Der Nationalrat hat im Homeoffice-Gesetz, das seit April 2021 in Kraft ist, unter anderem folgende Punkte geregelt:
Obwohl erstmals eine Begriffsdefinition für „Homeoffice“ geschaffen wurde, gibt es bei vielen Punkten Interpretationsspielraum. Nicht geregelt ist im Gesetz, was unter Wohnung zu verstehen ist, wie die Arbeitszeitkontrolle erfolgt, wie der Datenschutz sicherzustellen ist und welche sonstigen Arbeitsmittel bereitzustellen sind.
I Es gibt keinen Rechtsanspruch auf Homeoffice I Es muss eine schriftliche Vereinbarung zwischen Arbeitgeber und Arbeitnehmer geschlossen werden
Für die durch die Pandemie ausgelöste Welle flexibler Arbeitsplatzmodelle hat der Gesetzgeber nun Regeln im Homeoffice-Gesetz beschlossen. „Angesichts der Komplexität der Materie wundert es nicht, dass das Gesetz viele Antworten schuldig bleibt,“ erklärt die Salzburger Rechtsanwältin Dr. Doris Hawelka. Sie hat Ihre Erkenntnisse in einem Weißbuch zusammengefasst: www.raits-bleiziffer.at
I Erforderliche digitale Arbeitsmittel müssen bereitgestellt werden I Arbeitszeit- und Ruhegesetz gilt auch im Homeoffice I Organe der Arbeitsinspektion haben kein Betretungsrecht für Wohnungen der Arbeitnehmer
Es ist etwa so, wie in Berthold Brechts „Der gute Mensch von Sezuan“, denn dort heißt es: „Den Vorhang zu und alle Fragen offen.“ Angesichts dessen – und der Komplexität der Materie – empfiehlt die Juristin, die notwendige Vereinbarung zwischen Arbeitgeber und Arbeitnehmer von einem Rechtsanwalt prüfen zu lassen.
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INVESTITIONEN | Christoph Paulweber
Nachhaltigkeit gewinnt. V O R S T A N D S V O R S I T Z E N D E R C H R I S T O P H P A U LW E B E R FOTO S C R E D I T: SA L Z BU R G E R S PA R K AS S E
Unternehmenskultur, ökologische und soziale Ausrichtung werden einen noch höheren Stellenwert bei Wertpapierinvestitionen gewinnen, ist der Vorstandsvorsitzende der Salzburger
Jahr besser abschnitt als vergleichbare Papiere. Inzwischen gibt es auf Grund der ständig steigenden Nachfrage schon sehr viele ESG-orientierte Produkte ganz unterschiedlicher Ausrichtung am Markt.
Sparkasse, Christoph Paulweber, überzeugt. Investitionen von
Nachhaltigkeit als Ratingfaktor
Unternehmen und Privaten werden künftig auch daran gemes-
Einen Anstoß zu mehr Nachhaltigkeit gibt es jetzt durch die Bankenaufsicht, die verlangt, dass auch bei Investitionskrediten geprüft werden muss, welcher Beitrag dadurch für die ESG-Ziele geleistet wird. Das Rating wird in Zukunft nicht mehr nur wirtschaftliche Bonität, Eigenkapitalausstattung und „weiche Faktoren“ wie Employer Branding, Managementqualität und Nachfolgeregelungen berücksichtigen, sondern eben auch das Thema Nachhaltigkeit.
sen, ob sie einen Beitrag zum Erreichen der Klimaziele leisten. Salzburg hat, was Nachhaltigkeit betrifft, viel zu bieten. „Bei einer konsequenten Verfolgung des Nachhaltigkeitsgedankens hat die Salzburger Wirtschaft gute Chancen, zukunftsfit zu bleiben und eine Vorreiterrolle einzunehmen“, ist Paulweber überzeugt. Wichtige Anstöße hat die Europäische Union mit der Aufstellung der so genannten ESG-Kriterien (die Buchstaben stehen im Englischen für Environment, Social und Governance) gegeben. Damit wurde ein Anstoß für Unternehmer, Anleger und Konsumenten gelegt, sich mit dem Thema nachhaltige Investitionen auseinanderzusetzen. Was die Unternehmensinvestitionen nach ESGKriterien betrifft, gebe es hierzulande schon recht erfolgreiche Beispiele. Christoph Paulweber nennt hier die Salzburg Milch, die schon seit Jahren auf hochwertige Milchprodukte statt auf Massenproduktion setzt. „Diese Strategie hat das Unternehmen weiter gestärkt und auch viele Konsumenten zum Umdenken gebracht. Uns muss allen klar sein, dass Produkte, die nachhaltig produziert werden, die Kriterien des Umweltschutzes, der sozialen Ausrichtung und nachhaltiger Unternehmensführung entsprechen, mehr kosten. ‚Geiz ist Geil’ passt nicht in dieses Denkmuster.“ Wenn man nicht möchte, dass Kinder in Bangladesch Billigprodukte herstellen, dann müsse man auch höhere Preise akzeptieren und das tun immer mehr Konsumenten.
„Ich bin überzeugt davon, dass die Menschen bereit sind, umzudenken“, sagt Paulweber. Der Druck, der von der Politik komme, sei hier sehr hilfreich, da es noch deutlich Luft nach oben gebe. Auf einer Skala von Null bis 100 lägen wir derzeit erst bei 30. Jede vierte Fondsanlage geht in „Green Investments“ In ähnlichen Dimensionen bewegen sich auch die „Green Investments“ bei den Wertpapierkunden: Ein Viertel der Fonds investiert bereits in Produkte, die innovative Unternehmen beim Wechsel auf umweltfreundlichere Produkte und Prozesse unterstützen. Die Fonds werden auch bewertet, wobei Bestnoten vergeben werden, wenn ein maßgeblicher Beitrag zu den Klimazielen geleistet wird. Auch hier sieht Paulweber auf Grund der politischen Vorgaben künftig noch mehr Drive. Seit März 2021 ist es nämlich verpflichtend, dass die Banken und Sparkassen in den Beratungsgesprächen die ESG-Themen aufnehmen müssen. „Damit wird ein Nachdenkprozess angestoßen“, ist der Sparkassenchef überzeugt. Die Hinweise sollten auf positive Resonanz stoßen, denn schon jetzt sagt die überwiegende Anzahl der Sparkassenkunden, dass ihnen Nachhaltigkeit wichtig ist. Hilfreich ist dabei natürlich auch, dass die Renditen von nachhaltigen Investments durchwegs höher als die vergleichbarer Anlageformen sind. Die Sparkassengruppe hat 2003 den ersten „Green Investment“-Fonds aufgelegt, der jedes
„Das wird die Unternehmen am Anfang sicher irritieren“, ist der SparkassenChef überzeugt, „aber es wird eben auch Awareness für diese Themen schaffen.“ Diese Beurteilung werde es auch bei Investitionen in Immobilien geben: Wer klimaschonend baut, werde nicht nur bei der Kreditvergabe höher eingestuft, es rechne sich auch, die Betriebskosten langfristig zu senken. Um dieses Thema voranzutreiben, hat die Salzburger Sparkasse eine Kooperation mit der Salzburg AG und der Energieberatung des Landes geschlossen. Er finde es gescheit, dass die Regulatorik die Banken zwinge, gemeinsam mit den Kunden über diese Themen nachzudenken: „Wenn die unternehmerischen Ziele auch an Nachhaltigkeitskriterien ausgerichtet werden, bringt das langfristig mehr Erfolg.“
Lesen Sie auch Einschätzungen von Christoph Paulweber zur Entwicklung der Tourismuswirtschaft im Blog des Seebrunner Kreises: https://seebrunnerkreis.at/blog/
einer Neuen Mittelschule, um schließlich in den USA an der berühmten Harvard Universität den Master in Education Policy zu erwerben. Zurück in Europa war er bei der Bertelsmann Stiftung für digitale Bildung zuständig, von wo er nach Salzburg geholt wurde.
Digitales Lernen.
Mission ist es, „Salzburg zu einem Ort zu machen, an dem EdTechs ihre Produkte entwickeln und ausprobieren können und auf eine Umgebung stoßen, die mit offenem Geist an das Testen und Implementieren dieser Angebote herangeht“, formuliert Aichmayr.
W A LT E R H A A S U N D H A N N E S A I C H M A Y R S C H I E B E N E D T E C H T Ü C H T I G A N . FOTO C R E D I T: KO L A R I K
Ganz nebenbei gibt die Initiative auch noch einen weiteren Plan für den Landesantrieb, nämlich der Gründung einer eigenen Fakultät für Digitalisierung, die von der Paris Lodron Universität bereits auf den Weg gebracht wurde. Konkrete Umsetzungspläne wird Landeshauptmann Haslauer gemeinsam mit dem Rektor im Herbst vorstellen.
Vor gut einem halben Jahr wurde EdTech Austria mit Sitz
Networking im In- und Ausland
in Salzburg aus der Taufe gehoben. Seither wurde das Projekt
Die vielen Fäden pädagogisch-didaktischer wie technologischer Kompetenz, die bei EdTech zusammenlaufen, werden verknüpft. Investoren finden das offenbar attraktiv, denn gerade in letzter Zeit, erzählt ITG-Chef Walter Haas im Gespräch mit DENK, haben einige erfolgreiche Startups Kapitalgeber gefunden und Preise gewonnen.
kräftig angeschoben. Ziel der vier Protagonisten – Land Salzburg, ITG, WKO und WKS – ist es, Bildungstechnologien voranzutreiben, Partnerschaften zu schließen und neue Arbeitsplätze zu schaffen. Educational Technology – kurz EdTech – ist der Überbegriff für all jene digitalen Tools und Anwendungen, die das Lernen unterstützen. Das reicht von Lehrvideos bis hin zum Training in einer virtuellen Umgebung. Ganz neue Möglichkeiten und Lösungen ergeben sich durch die Verwendung von Augmented und Virtual Reality. Der Markt für digitales Lernen ist in den letzten Jahren regelrecht explodiert. Homeschooling, lebenslanges Lernen in den Betrieben und ständig neue Technologien, die entwickelt werden, bringen Chancen für neue Geschäftsmodelle. Das ist weltweit zu einem Milliardengeschäft geworden, an dem auch Salzburger Unternehmen partizipieren sollen. 100 Unternehmen bilden mit Bildungseinrichtungen Cluster Eine Reihe von Unternehmen sind bereits neu entstanden, die auf der Webseite edtechaustria.at vorgestellt werden. In ganz Österreich gibt es rund 100 Unternehmen, die im Geschäft mit digitaler Bildung tätig sind, zwei Drittel davon sind inzwischen Mitglied im Cluster. In diesen Betrie-
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WISSENSMANAGEMENT | EdTech-Hub
ben wird mit 2000 Mitarbeitern schon jetzt ein Umsatz von 200 Millionen Euro erzielt. Dabei gibt es noch Luft nach oben. Pädagogische Hochschulen, Universitäten, Fachhochschulen, Tourismusschulen, WIFI und andere Bildungseinrichtungen geben dem Projekt Schub. Sie bilden mit innovativen Start-ups und weiterbildungsaffinen Unternehmen ein starkes Netzwerk. Dieses wird durch EdTech Austria als Management Hub permanent weiterentwickelt.
Networking ist eines der großen Themen der Initiative. Dafür werden monatliche Meetings abgehalten, Kontakte zu potentiellen Kunden und Investoren hergestellt und mit Partnerorganisationen in anderen Staaten ein reger Austausch gepflegt. Skandinavien liegt in Europa ganz weit vorne, Großbritannien ist ebenfalls recht weit, lernen können die Teilnehmer auch von Israel und Frankreich, die Teil des internationalen Netzwerks sind, erläutert Hannes Aichmayr. Ein besonderes Highlight wird die Messe Salz 21 (näheres dazu unter https://www.salz21.at/de/). Dort wird Wirtschaft auf Innovation treffen. Ein Pflichttermin für Interessenten an einem internationalen Austausch.
Dass diese zukunftsorientierte Initiative in Salzburg auf fruchtbaren Boden gefallen ist, ist WKO-Präsident Harald Mahrer und Landeshauptmann Wilfried Haslauer zu verdanken, die sie gemeinsam mit dem damaligen WKS-Präsidenten Manfred Rosenstatter aus der Taufe gehoben haben. Verantwortlich dafür, dass sich aus der Idee ein prosperierendes Netzwerk entwickelt, ist die ITG. Walter Haas, Geschäftsführer des Innovationsservice hat dafür Hannes Aichmayr als Projektleiter geholt. 1992 in Linz geboren, studierte er zunächst an der WU Wien, war dann Lehrer an
D I G I TA L E T O O L S U N D A N W E N D U N G E N UNTERSTÜTZEN DAS LERNEN. FOTOCREDIT: WKS/PROBST PHOTOGRAPHIE
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BILDUNG | Interview Gerhard Blechinger
Lust zur Forschungskooperation. Die Fachhochschule Salzburg macht das Prinzip „Stärken stärken“ zur Handlungsmaxime. Dabei setzt Prof. Mag. Dr. Gerhard Blechinger auf Digitalisierung, Speichermedien für grüne Energie und Materialforschung. Am Bildungsstandort gebe es eine „große Lust an Kooperation der WissenREKTOR GERHARD BLECHINGER FORCIERT TECHNISCHE SCHWERPUNKTE. FOTOCREDIT: FH SALZBURG
schaftler“, sagt der FH-Rektor im Gespräch mit DENK.
Die Fachhochschule Salzburg – 1995 gegründet – bietet inzwischen 18 Bachelor- und 12 Masterstudiengänge und über 2.800 Studienplätze an. In den letzten Jahren haben sich mehrere Ausbildungsschwerpunkte herausgebildet. Ein Drittel der Studierenden absolviert Fächer, die mit Digitalisierung, mit Betonung der industriellen Informatik, zu tun haben. Ein anderer Schwerpunkt beschäftigt sich mit der Erforschung nachhaltiger Materialien. Einen Namen hat sich vor allem der Standort Kuchl in der Entwicklung biogener Produkte gemacht, jetzt möchte Blechinger dort auch das Thema Speicherung biogener Energie forcieren: „In der gesamten grünen Stromerzeugung gibt es das Problem der Speicherung der Überschussproduktion.“ Grüne Energie in Wasserstoff speichern Wenn der Wind kräftig bläst, erzeugen Windräder oft mehr Energie als verbraucht werden kann, wenn die Sonne scheint, könnte überschüssiger Solarstrom gespeichert werden. Das ideale Medium dafür wäre Wasserstoff. “Wir möchten hier um den renommierten Professor Georg Brunauer, der seit zwei Jahren in Salzburg im Bereich Smart Building am Campus Kuchl lehrt und forscht, einen Schwerpunkt aufbauen“, kündigt Rektor Blechinger an.
Der Schwerpunkt Digitalisierung ergibt sich aus der gewachsenen Struktur der Fachhochschule. Bei 1000 Studierenden in diesem Bereich, hohem Forschungsoutput und einer Reihe von Spin-offs von Absolventen „sind wir ein qualitätsvoller Partner für alle Stakeholder in Salzburg“, sagt Blechinger. Dabei sieht er die noch stärkere Schwerpunktausprägung als Ergänzung zur geplanten Fakultät der Universität für digitale und analytische Wissenschaften und nicht als Konkurrenz. Dabei betont er, dass sich in Salzburg in den letzten Jahren ein Geist der Zusammenarbeit aller Institutionen entwickelt hat. „Es gibt keine Berührungsängste mehr, wir entwickeln gemeinsame Labs und Studiengänge. Wir sind einfach stärker, wenn wir zusammenarbeiten.“ Blechinger, der selbst als Wissenschaftler lange Jahre in der Schweiz tätig war, sieht unser Nachbarland als Vorbild für seine Politik der Schwerpunktbildung. Er bewundert dort die Konsequenz, mit der die Eidgenössischen Technischen Hochschulen als Eliteausbildungsstätten positioniert werden. „Die spielen in einer Liga, in die wir erst noch aufsteigen müssen.“ Der Bedarf an wirtschaftsnahen technischen Studiengängen wäre demgegenüber in Salzburg sowohl an der Fachhochschule als auch der Universität groß.
Der „Stau an neuen Studiengängen“ sei auf die zögerliche Politik des Bundes zurückzuführen, während es beim Land Salzburg ein offenes Ohr gebe. Tatkräftige Unterstützung vom Land gab es jüngst für den dritten Schwerpunkt in der Ausbildung, der Gesundheits- und Krankenpflege. Hier wurden die Studienplätze rasch und unbürokratisch erhöht. Finanzreferent Christian Stöckl hat auch angedeutet, dass er einer Erweiterung der Ausbildungsplätze für Hebammen positiv gegenüberstehe. Einen Wunsch hat Rektor Blechinger, was das Ende des Shutdowns betrifft: Wir können hoffentlich in naher Zukunft wieder zum Präsenzunterricht zurückkehren. „Wir haben zwar keine nennenswert erhöhte Drop-out-Rate und auch hohe Neueinsteigerzahlen, es ist aber schwierig, das System Fachhochschule mit intensiver Betreuung der Studierenden als Onlinehochschule aufrecht zu erhalten. Wir können im Lockdown zwar Fachwissen vermitteln. Was wir nicht können, ist wie gewohnt den persönlichen Austausch zu fördern, Menschen zusammenzubringen und dadurch eine Gruppendynamik zu entwickeln.
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SOZIALPSYCHOLOGIE | Auswirkungen der Pandemie
Jugend im Kampf mit Corona.
S T E FA N R E I S S U N D C H I A R A J U T Z I FO R S C H E N Ü B E R „ B E D R O H T E G E H I R N E “. F O T O S C R E D I T : K O L A R I K
Bei jungen Menschen lässt sich auf Grund von Befragungen und psychologischen Untersuchungen feststellen, dass sie massiv unter Kontrollverlust und der daraus resultierenden Unsicherheit leiden. Ein Forscherteam des Fachbereichs Sozialpsychologie der Universität Salzburg versucht, die Auswirkungen der gesellschaftlichen Bedrohung durch das „superböse Virus“ zu ergründen.
Die Studienergebnisse werden mit verschiedenen Methoden der Befragung und hochauflösenden Bildgebungsverfahren erzielt. So werden etwa Gehirnströme mittels EEG oder Magnetresonanztomographie an der Christian Doppler Klinik untersucht und damit gezeigt, welche Reaktionen im Gehirn ausgelöst werden. Corona löst psychische Krisen aus, weil Kontrollverlust und Unsicherheit die jungen Leute unsicher und ängstlich macht, erzählt die im hessischen Fulda geborene Doktorandin Chiara Jutzi: „Beim Ausbruch der Pandemie wussten die jungen Leute nicht, was geschieht und was sie selbst tun können. Dazu kamen die Freiheitseinschränkungen.“ Im Laufe der zurückliegenden Monate wurden die Einschränkungen ebenso wie die ökonomischen Auswirkungen größer. Was die gesamte Gesellschaft betraf, erlebte die junge Generation noch viel stärker, weiß der gebürtige Augsburger Stefan Reiß: „Die Jugend fühlt sich bedroht, ist erstmals mit ihrer Sterblichkeit konfrontiert und sieht sich in einer Verteidigungsposition, was die eigenen Entwicklungsperspektiven betrifft.“ Gerade in einer Phase der Selbstfindung und menschlicher Prägung durch Ausbildung und Studium wurde durch Covid ein Cocktail aus Bedrohungen gemixt, der für junge Menschen zu stark sein kann.
„Eine Theorie besagt, dass der Mensch sich bei Bedrohung und Ängstlichkeit ein Gefühl der Sicherheit verschaffen will. Dabei kann Selbstverwirklichung eine große Rolle spielen. Das funktioniert aber nicht, wenn man zu Hause eingesperrt ist,“ erklärt der Psychologe Stefan Reiß. Befragungen unter Studierenden haben gezeigt, dass aktuell so ziemlich alles fehlt, was die prägenden Jahre beim Erlernen eines Berufs oder im Studium normalerweise ausmacht. Speziell der Studienbeginn kann so zur Zerreißprobe werden. Das von Dr. Reiß mitbetreute Projekt der Sozialpsychologie “On Track” bietet Unterstützung mit einem digitalen Mentoring-Programm für Erstsemestrige, indem es Studierende der Uni Salzburg über ein interaktives Netzwerk und real verbindet. Kontakt und Austausch sind zwei wesentliche Faktoren im Leben junger Lernender, die die aktuelle Lockdown-Situation für Studierende nur schwer zulässt. Videokonferenzen schaffen zwar Faktenwissen, das Soziale fehlt aber völlig, zumal bei statischen Bildern der Teilnehmer am Bildschirm die nonverbale Information verloren geht. „Das werden wir noch lange spüren“, fürchtet Chiara Jutzi. Studien zeigen nämlich, dass Menschen, die in einer Krise einen Job angetreten haben, noch lange unsicher sind und weniger verdienen als andere. Das Fehlen von sozialen Netzwerken spielt hier eine große Rolle.
Auf der Suche nach der Freiheit Das Forscherteam ist auch der Frage nachgegangen, warum der Freiheitswille gerade unter jungen Leuten zu und die Systemzustimmung abgenommen hat. In der Psychologie und im interaktiven Marketing spricht man hier von Reaktanz (einer Art Trotzreaktion), die durch die Motivation zur Wiederherstellung eingeengter Freiheitsspielräume ausgelöst wird. Wenn sich tausende Menschen am Salzachufer oder an anderen Treffpunkten begegnen, dann hat dies etwas mit diesem psychologischen Phänomen zu tun, welches zum Katalysator von Frust wird. „Hoheitlich verordnete Maßnahmen werden nur dann akzeptiert, wenn sie verständlich und nachvollziehbar sind. Widersprüchliche und intransparente Entscheidungen, die als unfair empfunden werden, schaffen Widerstand und verhärten die Fronten“, wissen die beiden Forscher. Wie das Muster funktioniert, zeigt sich gerade beim Thema Impfen. Wenn keine Wahlfreiheit bezüglich des Impfstoffes gegeben ist und diese Einschränkung als willkürlich wahrgenommen wird, führt Reaktanz dazu, dass sich viele gar nicht impfen lassen wollen. Schwierig sei auch die Kommunikation von wissenschaftlichen Erkenntnissen, so Reiß. Menschen wollen klare Ansagen hören, wie zum Beispiel, dass ein Impfstoff absolut sicher ist. Das können WissenschaftlerInnen aber nicht versprechen, weil es diese 100%-ige Fortsetzung auf Seite 22
20 21
Fortsetzung von Seite 21
Sicherheit nicht gibt. Und es sollte klar gemacht werden, dass „wir können keine 100% sichere Aussage machen“ nicht das gleiche bedeutet wie „der Impfstoff ist gefährlich“.
Was macht Corona mit unseren Kindern? Die Auswirkungen der Corona-Pandemie stellen für viele Kinder eine Belastung dar, wie eine Studie der Universität Salzburg belegt. Rund 79 Prozent der 531 befragten Volksschüler geben an, dass es ihnen im Vergleich zur Zeit vor der Pandemie schlechter geht. Jedes dritte Kind ist öfter wütend oder genervt, jedes fünfte fühlt sich traurig oder einsam. Besonders die coronabedingten Einschränkungen des Alltags stellen eine Belastung für die junge Generation dar. Fast neun von zehn Schulkindern sind im Vergleich zur Zeit vor den Lockdowns weniger aktiv, zeigt die von Manuel Schabus und Esther-Sevil Eigl vom „Zentrum für Kognitive Neurowissenschaften“ der Universität Salzburg durchgeführten Kinderbefragung „Jetzt sprichst du“. Gleichzeitig verbringen drei Viertel mehr Zeit mit Smartphones, Fernsehen, Spielkonsolen und Tablets.
CyberHAK gegen CyberHACKER. „Früher ausgeraubt, jetzt ausgespäht.“ Großer Anstieg bei CyberKriminalität Im Zuge der weltweiten Corona-Krise weicht die Wirtschaft zunehmend auf die digitale Welt aus – ein perfekter Nährboden für Cyberkriminelle. Die Internetkriminalität ist auch 2020 wieder gestiegen: Mit 1.842 Anzeigen, allein im Bundesland Salzburg, wurde eine Zunahme von 24,4 Prozent verzeichnet (2019: 1.481). Der Schaden für die betroffenen Unternehmen geht mitunter in die Millionen, der präventive Schutz und die Aufklärung gestaltet sich, auch aufgrund mangelnden Wissens in den Organisationen, als schwierig. Eine zukunftsweisende Antwort zur Absicherung und Weiterentwicklung des Standorts Salzburg gibt nun die Handelsakademie Tamsweg. Hier startet kommenden Herbst der österreichweit erste Lehrgang für Sicherheitsmanagement und Cyber-Security. Die künftigen Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer werden dabei in Zusammenarbeit mit der Polizei und dem Innenministerium zu Experten in Fragen der Internetsicherheit ausgebildet. Durch die eingegangene Kooperationspartnerschaft – Polizei und Schule – wird in der Lehre das Beste beider Welten, Pädagoginnen und Pädagogen der HAK Tamsweg und Lehrbeauftragte aus der
Anforderung an die Politik wäre es laut dem sozialpsychologischen Forscherteam, dass sie ihre Entscheidungen transparent und nachvollziehbar darlegt. Wenn Menschen das nicht nachvollziehen können, werde ich mir die Frage stellen, warum das so ist. Daraus entsteht neue Unsicherheit, das „bedrohte Gehirn“ sucht nach Lösungen. Das sei auch der Nährboden für Verschwörungstheorien und populistisch-nationalistische Gruppen. Diese reduzieren in ihren Aussagen die Komplexität, entwickeln in einer Echokammer ein schwarz-weißes Weltbild und schaffen so einen Verteidigungsring um die eigene Gruppe, erläutert Chiara Jutzi: „Rezepte gegen Unsicherheit und gesellschaftliche Bedrohung werden auf wenige Sätze reduziert und permanent wiederholt. Das ist super einfach, weil sie auf ein Wissensvakuum treffen.“ Dem könne nur mit verständlichen Erklärungen der Zusammenhänge und der Entscheidungsgrundlagen entgegengetreten werden.
Landespolizeidirektion Salzburg, sowie Expertinnen und Experten des Katastrophenschutzes Salzburg, gebündelt. „Mit der fortschreitenden Digitalisierung und Technologisierung steigt gleichzeitig auch der Bedarf an Expertise im Bereich der IT- und Cybersicherheit.“ Bereits 80 Prozent der heimischen Klein- und Mittelbetriebe sind Ziel einer Cyber-Attacke geworden. Cybercrime zählt zu den zentralen Bedrohungen für den österreichischen Handel. Neben Firmen, Gebietskörperschaften und Institutionen dringt die Internetkriminalität mittlerweile aber weit in unseren Privatbereich vor und macht uns zu Opfern von Betrug im Netz.
Forschungsteam Sozialpsychologie Am Fachbereich Psychologie der Naturwissenschaftlichen Fakultät der Universität Salzburg wird im Bereich der Arbeitsgruppe Sozialpsychologie von Univ.-Prof. Dr. Eva Jonas seit vielen Jahren über Prozesse geforscht, die den Umgang mit Bedrohungen erklären. Aktuell befasst sich ein Team an Wissenschaftlern mit der Frage, was die Pandemie mit jungen Menschen macht. Doktorandin Chiara Jutzi, MSc. ist über einen Sommerjob bei der UNO in New York mit dem Thema „Gesellschaftliche Bedrohungen“ durch die Terrorbekämpfung konfrontiert worden. Danach hat sie ihre Masterarbeit in London zum Thema verfasst und arbeitet jetzt als Doktorandin am Fachbereich über gesellschaftliche Bedrohungen. Sie hat dazu auch mehrere Fachbeiträge über die Auswirkungen der Pandemie auf die Psyche publiziert. Dr. Stefan Reiß, MSc. hat seine Dissertation über das „bedrohte Gehirn“ geschrieben. Eines seiner aktuellen Projekte befasst sich unter anderem mit der „Zerreißprobe digitaler Studienstart“. Gemeinsam mit Prof. Jonas haben die beiden jungen Wissenschaftler sich intensiv mit der Frage auseinandergesetzt, was mit jungen Leuten passiert, wenn sie mit dem „Superbösewicht Corona“ konfrontiert werden.
Denkwerkstätte für Cyber-Zukunft Die absolute Sicherheit im Cyberraum existiert nicht. Jeder ist übers Netz erreichbar und kann Opfer einer Attacke werden. Man kann sich nicht verstecken, aber Präventivmaßnahmen setzen. Um den Wirtschaftsstandort Salzburg im Hinblick auf Cyber-Security auch nachhaltig mit gut ausgebildetem Personal abzusichern, läuft demnächst der Ausbildungsschwerpunkt [management.cyber.security] an der Handelsakademie Tamsweg an. Qualifizierte Absolventinnen und Absolventen, welche Unternehmen auf potenzielle Bedrohungen vorbereiten, durch eine Krise begleiten sowie entsprechende Präventionsmaßnahmen setzen können, sind mit Sicherheit ein Mehrwert für die heimische Wirtschaft in Salzburg und im gesamten Bundesgebiet.
F O T O C R E D I T: H A N D E L S A K A D E M I E TA M S W E G
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PODCASTS | Interviews zum Standort
Das Content-Format „DENK - Der Seebrunner Kreis Podcast“ steht Ihnen ab sofort zur Verfügung. Mit diesem neuen Produkt haben wir unsere Formate, um eine moderne und inhaltlich orientierte Komponente erweitert. Es erwarten Sie spannende Gespräche mit führenden Vordenkern und Entscheidungsträgern.
Wie können Sie auf den neuen Podcast zugreifen? Als Mitglied des Seebrunner Kreises haben Sie bereits zu Jahresbeginn eine persönliche Einladung zum Podcast erhalten, welche auch einen Link enthalten hat, um den Podcast zu abonnieren. Um die Zugangshürde zu unserem Podcast möglichst niederschwellig gestalten zu können sind wir stets bemüht die Zugriffsmöglichkeiten auszubauen. So kann der Podcast neuerdings auch geräteübergreifend auf Spotify gestreamt werden:
Per QR-Code zum Podcast: https://open.spotify.com/show/ 264iqDqfiqSdWqycljwqvw
Episode 00: Harald Ronacher „Das Wort ,Vordenken‘ besteht ja aus zwei Teilen ,vor‘ und ,denken‘. Wir haben uns zum Ziel gesetzt uns aus dem Alltag heraus, gerade was Salzburg betrifft, gerade was die nachhaltige Weiterentwicklung des Wirtschaftsstandorts betrifft, über den Tellerrand zu schauen und auch darüber nachzudenken, welche Konzepte in der Zukunft Priorität haben sollten und Regierende zu beraten. ,Vor‘ ist eben so gemeint, dass man durchaus mit Experten zusammen einfach auch eine Simulation möglicher Entwicklungskonzepte vornimmt und auf Basis dieser verschiedenen Alternativen einen Prozess im Gespräch einleitet, der nicht immer nur von Tagesüberlegungen getragen ist.“
Episode 01: Viktor Mayer-Schönberger
Episode 03: Christoph Paulweber
„Ich würde Sie alle, meine Damen und Herren, encouragieren nicht darauf zu warten bis Sie alles bis zum Ende durchgedacht haben bevor Sie beginnen über eine Innovation, über eine neue Idee, nachzudenken. Sondern seien Sie agil im Kopf, seien Sie flexibel und versuchen Sie aus Daten Einsichten zu gewinnen. Da beginnt man klein, macht erste Schritte, macht Fehler, man korrigiert die Fehler und probiert es wieder anders. Aus diesen kleinen Schritten werden große Schritte. Bitte warten Sie nicht, bitte tun Sie es einfach! Innovation entsteht dort wo Menschen den ersten Schritt wagen!“
„Wir werden, und ich sehe dies durchaus positiv, doch stark von der Politik getrieben die Ausrichtung unserer Unternehmen in Richtung Klimaschutz, aber auch in Richtung sozialer und Governance-Komponenten, stärker zu überdenken und auch stärker zu fokussieren sowie auch darüber nachzudenken, wie wir die Wirtschaft stärker mit in eine bestimmte positive Richtung unserer Gesellschaft bringen können. Ich glaube dieser politische Druck und dass es nicht mehr nur auf Freiwilligkeit ausgerichtet ist, tut uns durchaus gut, denn gerade wenn wir an die Klimarisiken denken haben wir schlichtweg auch nicht mehr die Zeit darauf zu hoffen, dass wir alle freiwillig die richtigen Schritte setzen.“
Episode 02: Christian Stöckl
Episode 04: Josef Sigl
„2021 kommt nun das große Weh. Da brauchen wir mindestens 420 Millionen Euro Fremdkapital, sprich Schulden, die wir machen müssen. Das hängt natürlich davon ab, wie lange die Pandemie noch anhält. Wenn die Pandemie hoffentlich mit Mitte bzw. Ende des Jahres ein Ende nimmt und die Wirtschaft wieder anzieht, dann denke ich dass das Budget haltbar sein wird. Aber die Nachwehen werden in den Folgejahren natürlich noch da sein und wir werden noch viele Jahre finanzpolitisch und finanziell an der Pandemie zu knabbern haben.“
„Ich bewerte die gesellschaftliche Verantwortung der Unternehmen grundsätzlich als sehr groß. Ich führe das Unternehmen jetzt in der achten Generation und bin mit einem sehr langfristigen Denken aufgewachsen. Meine persönliche Einstellung ist, dass Unternehmer langfristig denken müssen. Es gibt natürlich vielleicht auch Unternehmen deren Zweck dies nicht ist. Aber es wäre schön, wenn wir genau dieses langfristige Denken in der Zukunft belohnen, stärken und mit politischen Rahmenbedingungen unterstützen, um eben langfristiger, sozialer und ökologischer zu denken. Darum geht es in der Zukunft. Diese Thematik hat in den letzten Jahren keine Wichtigkeit gehabt, man hat vieles nicht erkannt. Was aus meiner Perspektive kein Vorwurf sein muss, aber jetzt müssen wir in die richtige Richtung gehen!“
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Für einen Innovationskonvent.
P R O F. M A G . H A R A L D R O N A C H E R , K U R AT O R U N D V O R S TA N D S S P R E C H E R D E S S E E B R U N N E R K R E I S E S . F O T O C R E D I T : N E U M AY R / L E O
Was für eine Energievergeudung erleben wir gerade! Statt sich Pläne für die jeweils individuelle Zukunft zurecht zu legen, wird lamentiert, demonstriert und lautstark protestiert. Wir vom Seebrunner Kreis sind der Meinung, dass es jetzt höchst an der Zeit ist, den Blick nach vorne zu richten. Viele Unternehmerinnen und Unternehmen haben das bereits getan, haben in die Digitalisierung investiert, ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter geschult, Investitionen vorgezogen. Homeoffice und Homeschooling hätte sich vor zwei Jahren noch niemand vorstellen können und jetzt ist flexibles Arbeiten gekommen, um zu bleiben. Unterrichten auf Distanz hat gezeigt, wie schnell die Schulen in der Lage waren, Lernprogramme trotz unzureichender Ausstattung mit Hard- und Software aufzustellen. Kinder und Jugendliche bekamen so ein Stück Normalität und haben kein Ausbildungsjahr verloren. Der Bedarf an digitalen Lösungen hat sich in vielen wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Bereichen gezeigt.
Besonders kreativ waren Künstlerinnen und Künstler, die Aufführungen, Konzerte und Lesungen im Internet anboten. In der Gesundheitspolitik ist eine Innovationsdynamik entstanden, die bewundernswert ist. Ärzte stellen Rezepte online aus und schicken sie an die vom Patienten angegebene Apotheke. Zahlreiche mittelständische Gewerbe- und Handelsbetriebe haben ihre Vertriebswege modernisiert, Gastronomen waren kreativ beim Liefern von Speisen und Getränken. Wir sollten uns nun Gedanken darüber machen, wie wir die positive Energie, die aus der „neuen Normalität“ entsteht, sinnvoll nutzen. Die Digitalisierung muss in allen Bereichen Platz finden. Es ist jetzt auch an der Zeit, manches in der Organisation unseres Staates zu hinterfragen. Wo macht mehr Zentralisierung Sinn (ganz sicher bei der Bekämpfung von Seuchen), wo soll der Zentralstaat mit seinen Einrichtungen in die Länder gehen? Welche Bereiche sollen gestärkt werden, welche können zurückgefahren werden?
Ein bewundernswertes Beispiel ist unser Bundesheer. Lange Zeit „totgespart“ hat es sich trotz aller Budgetnöte nicht nur in Umweltkatastrophen und bei Auslandseinsätzen bestens bewährt. Es hat jetzt gezeigt, was es heißt, ein verlässlicher „Systemerhalter“ zu sein. Jetzt ist die Zeit, einen Innovationskonvent zu initiieren, der alle Erfahrungen der zurückliegenden Monate analysiert, die Stärken und offensichtlichen Schwächen studiert, alte Zöpfe abschneidet, um als „Team Österreich“, als eine starke Gemeinschaft, Großes zu entwickeln. Lassen wir uns nicht von frustrierten Minderheiten die positive Energie nehmen, wie das einst die grauen Männer in Michael Endes Roman Momo tun. Richten wir einen mutigen Blick nach vorne!
Kurator Prof. Mag. Harald Ronacher
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