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Geschickte Schachzüge oder

Die Büttel Pottundys werfen ihre Masken ab

So geschah es also im letzten Monat, daß ein Schamane von einem anderen Schamanen gefangengenommen worden ist. An und für sich schon eine erstaunliche Sache, doch noch erstaunlicher wird es, wenn man weiß, was dem Gefangengenommenen vorgeworfen wird: Er habe sich ruchloserweise im Wald herumgetrieben, fürchterliche Rituale zelebriert und habe sogar ein geheiligtes Stück Wald betreten, pardon: entehrt heißt es da. Nun, meiner eigenen Erfahrung nach machen Schamanen nicht viel andere Sachen, als in der freien Wildbahn herumziehen, ihre Naturgeister und -götter in seltsamen Riten anzurufen usw. Daß sie sich dabei besonders gern an den heiligsten Stätten, die die Natur anbieten kann, aufhalten, ist eigentlich nur verständlich. Was sollen also diese absurden Vorwürfe?

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Betrachten wir die zwei Protagonisten einmal näher: Der eine, der verhaftet wurde, ist ein wohlbekannter Mann in diesem Teil der Welt, die Clans Liguriens verehren ihn als ihr spirituelles Haupt, seine gute Reputation ist beachtlich, seine Wanderungen berühmt. Der andere ist ein Sesselhocker, ein sogenannter Stein-Schamane, der seine Bindung zur Natur und den ihm Anvertrauten längst verloren hat. Statt sich um seine Menschen zu kümmern spielt er lieber den quadrophenischen Feudalherren, statt in Regen und Hitze der Natur seine Ehrerbietung zu zeigen, suhlt er sich lieber am großen Kaminfeuer seines Palastes in den Armen seiner Konkubinen. Und klopft große Sprüche. Manchmal hat man den Eindruck, dieser Herr wäre nicht so recht bei Trost, dem Wahnsinn verfallen oder schon lange nicht mehr an der frischen Luft gewesen. Oder aber er würgt sich seine arroganten Frechheiten aus Ekel vor sich selbst hervor, damit er daran nicht erstickt. Aber dieser Wahnsinn hat Methode, Stein-Schamane geht sehr gezielt, wenn auch leider etwas ungeschickt vor: Pure Eifersucht kann ihn nicht getrieben haben, das geistliche Oberhaupt verhaften und foltern zu lassen; es ist zwar ein wahrscheinliches Motiv, aber nicht das hauptsächliche. Nein, die Spaltung der ligurischen Clans will er erreichen, ihre Spaltung erzielen und den Frieden und den Sieg über Pottundys Horden verhindern. Natürlich würden die ligurischen Clans diskutieren, ob an den Vorwürfen der Schändung eines Heiligtums etwas Wahres wäre, natürlich würden sich pro- und contra-Lager bilden, noch ein bißchen Bestechung hier, ein neuer Ober-Schamane da: Und das Chaos ist perfekt! Die Einheit der Clans ist dahin, der Bürgerkrieg kann beginnen, dessen Sieger von vornherein feststeht: Pottundy!

Blicken wir zurück, ähnliche Versuche hat diese schlechte Nachbildung eines Menschen schon öfter getätigt: Das prominenteste Opfer war Esthorim. Ja, DER Esthorim, der mit seinen Truppen zu den Hauptfeinden Pottundys gehört! Ihn klagte unser Stein-Schamane des Mordes an! Lachhaft. Durchschaubar. Banal. Doch was auch immer sein nächstes Manöver sein mag, es wird keinen Effekt mehr zeigen, denn nun ist es zu offensichtlich geworden: Dieser Heuchler ist in Wahrheit ein Diener Pottundys, den wir schon viel zu lange in unserer Mitte beherbergt haben! Dem wir schon viel zu lange vertraut haben! Doch nun ist es genug!

Steq’ker von Tharan, wolit Ihr diese Schlange noch länger an Eurem Busen nähren? Wollt Ihr wirklich warten, bis sie Euch erwürgt? Oder wollt Ihr Eure Hallen mit ihrem Leder schmücken? Es ist Zeit zu handeln!

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