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Zwischen Kunst und Klimaschutz
Moderne Stadtentwicklung im globalen Zeitalter
von Elina Raddy und Nils Honkomp
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ICLEI ist mit 17 Büros auf allen Kontinenten vertreten, wobei das Weltsekretariat in Bonn eine koordinierende Funktion innehat. Die über 1.000 Mitgliedsstädte verteilen sich global auf 86 Länder. Die Rechtsform ICLEIs entspricht in Deutschland der eines eingetragenen Vereins. Der große Teil der Mitglieder setzt sich aus Kommunen, Städten, oder Regionen zusammen. Die Organisation wird allerdings nicht von Regierungen gefördert oder finanziert, sodass sie als eine Non-Profit-Organisation bezeichnet werden kann. „Aber ob Puff Daddy sich damit einen Gefallen getan hat, seinen Namen in P. Diddy umzubenennen, weiß man ja auch nicht“, sagt Ingo Nordmann grinsend, als er uns enthusiastisch über den Namen der Organisation ICLEI aufklärt.
Wir befinden uns in der Stadt des alten Regierungssitzes und der Vertretung der Europäischen Kommission: Bonn. Internationaler Charme und Historizität sind allgegenwärtig, während wir über den Campus zum Treffpunkt des Interviews flanieren. Wir warten schon ungefähr eine Stunde in einem gut besuchten koreanischen Restaurant im Viktoriaviertel, als die erleichternde Rückmeldung kommt, dass das Treffen doch, wie geplant, stattfindet. Die Lokalität wirkt so farbenfroh und offen wie ihre Gäste.
Zwar sei Nachhaltigkeit ein zentraler Aspekt der inhaltlichen Ausrichtung von ICLEI, die früher unter dem Namen „International Council for Local Environmental Initiatives“ bekannt war, allerdings wollte sich die Organisation von ihrem Namen nicht vollständig trennen, da sie bis dato bereits akkreditierte Beobachterin bei der UN war und das Kürzel „ICLEI“ schon ein großes Maß an Bekanntheit erlangt hatte. Heute nennt sie sich „ICLEI - Local Governments for Sustainability“, um auch der Erweiterung ihrer Aufgabenfelder Rechnung zu tragen. Nach Ingos geisteswissenschaftlichem Studium absolvierte er einige Praktika und stieg schließlich bei ICLEI über ein Traineeship ein. Neben seinem Beruf als Assistent des Generalsekretärs, ein passender Job für einen Generalisten, hat er auch Zeit für seine spannenden Hobbys Poetry Slam und das Musiker-Duo „Simon & Ingo“. Morgens ins Büro, abends auf die Bühne. Man kann sich gut vorstellen, warum das anstrengend sein kann.
„Und was bedeutet die Arbeit bei ICLEI genau?“ Ingo holt zwei Exemplare des Jahresberichts 2014 hervor und erklärt geduldig. ICLEI arbeitet weltweit an unterschiedlichen Projekten, die Agenden zugeordnet werden. So wird etwa in Städten Nordamerikas oder Afrikas daran gearbeitet, den Verkehr in den Innenstädten nachhaltiger und umweltfreundlicher zu machen, (EcoMobile City Agenda), während in vielen Ländern Asiens dazu beigetragen wird, den CO2-Ausstoß der Städte zu reduzieren (Low-carbon City Agenda). Welche Projekte initiiert werden, hängt also von regionalen Standortbedingungen ab. Und was macht Ingo selbst? „Ich fahr‘ jeden Tag mit dem Skateboard zur Arbeit. Mein persönlicher Beitrag zum Klimaschutz. Klingt wie ein Scherz, aber so funktioniert das tatsächlich, wenn man versucht, ein Bewusstsein für Nachhaltigkeit zu schaffen.“ Er hat sein Skateboard an den Tisch gelehnt,
Die Zielsetzung ICLEI‘s lässt sich anhand von zehn Agenden einteilen, die inhaltlich von verschiedenen Teams bearbeitet werden. Darunter fallen beispielsweise: Resilient City (Katastrophenmanagement), BiodiverCity (städtische Biodiversität) und Smart City (intelligente Infrastruktur).
Ingo Nordmann ist 29 Jahre alt und absolvierte den Masterstudiengang Global Studies in Breslau (Polen), Stellenbosch (Südafrika) und Leipzig. Jetzt arbeitet und lebt er in Bonn. Die Reportage basiert auf dem Interview, das am 29. April 2016 geführt wurde.
auf dem Deck klebt ein kleiner Pinguin. Er sagt: „Yuppies destroyed my hood“. Wir schlendern zum Bahnhof zurück. Zum Glück ist in Bonn alles fußläufig erreichbar.
Als wir Ingo über mögliche politische Ansätze zur Verbesserung moderner Stadtentwicklung befragen, nennt er den Ausbau der vertikalen Integration von Städten, Regionen und Staaten (City-Region-Cooperation) als einen möglichen Ansatz. „Es müsste eine effizientere und wechselseitige Zusammenarbeit von Staaten, Regionen und Städten geben“, beantwortet er zielgerichtet und konsequent. Da wir uns zufällig in der Nähe der Infobox des bürgernahen Vereins Viva Viktoria befinden, fragen wir, ob der lokal ansässige Bürger insgesamt bei ICLEI auch berücksichtigt wird. „Wir sind global tätig. Lokale Bürgerinitiativen fallen nicht direkt in unseren Aufgabenbereich, auch wenn wir die politische Beteiligung der Bevölkerung unterstützen.“ Viva Viktoria e.V. hat erfolgreich den Bau eines weiteren Einkaufszentrums in der Bonner Innenstadt verhindert.