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Recycling-Taschen aus Mallorca
Taschenmodell von Maravillas Bags Foto: Soravit Lertphiphat
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Der Chic des nachhaltigen Lebens
Upcycling und veganes Leder spielen die Hauptrolle bei diesen Taschenkollektionen aus Mallorca
Label: Maravillas Bags
Designerin: Christina Bussmann
Die gebürtige Holländerin Marina Rijpma hat sich in Llubi eine Taschenmanufaktur geschaffen.
Label: Maid in Spain
Designerin: Marina Rijpma
In ihrem Stadthaus in Llubí ist in dem kleinen, gemütlichen Atelier ein ganzes Taschen-Universum versammelt. Marinas überbordende Lust, mit Materialien, Farben und Mustern zu experimentieren, spiegelt sich in den Designs ihrer außergewöhnlichen Kollektionen wider. In den Regalen stapeln sich Musterstoffe und ausgemusterte Textilien von exklusiven Yachten. Aber das ist noch gar nichts. Für ihre ersten Taschen suchte sie nach einem gebrauchten Segel – und bekam 600 Kilogramm Material geliefert. „Das ganze Haus war voll und im Garten haben wir es dann in handliche Bahnen zerlegt“, erinnert sie sich lachend. Die gelernte Schauwerbegestalterin, die in den 80er und 90er Jahren beim Modekonzern Esprit in Amsterdam für Visual Merchandising zuständig war, hat ein Händchen für Stoffe und Accessoires. Neben den Nähmaschinen in ihrem Studio finden sich auch Kisten mit kleinen Schätzen – Schnallen, Knöpfe, Karabinerhaken und Lederreste. „Die kaufe ich aus den Restbeständen der aufgelösten Lederfabriken in Inca“, erklärt Marina und demonstriert begeistert, wie wunderbar sich die „Hardware“ an ihren neuen Designs macht. Die M-Kollektion, die jetzt im Frühjahr gelauncht wird, ist eine abgewandelte Form der Tote Bags. Die klassische Tragetasche bekommt bei Marina eine quadratische Form und einen verstärkten Boden. Als Models für ihre Werbekampagne rekrutiert sie nicht etwa gestylte Influencerinnen, sondern ihre Nachbarin Antonia mit Kittelschürze. Nichts muss jung und neu sein, um charmant und wunderschön zu wirken. Das entspricht Marinas Philosophie, mit der sie auch die Materialien auswählt. Ihre Segeltaschen stellt sie aus recyceltem Segeltuch und Outdoor-Stoffen von Yachten her. Für ihre zweite Linie nutzt sie Möbelstoffe von der Insel. Als Taschendesignerin ist Marina Rijpma relativ jung im Geschäft. Nachdem sie 17 Jahre mit ihrem Mann zusammen eine Tauchschule auf den FidschiInseln betrieb, zogen sie gemeinsam nach Mallorca, wo Marina als Interior Designerin einen Neuanfang wagte. Die Upcycling-Idee entspricht dabei dem inneren Kompass der Naturliebhaberin. Auch in ihrem Haus bekommen alte Möbel oder architektonische Elemente ein zweites Leben als stylische Accessoires.
Die Taschen sind erhältlich in den Filialen der Boutique Capricho in Palma und Artà und online unter maidinspain.shop
Nachdem sie im Kostümbereich der Berliner Filmindustrie gearbeitet hatte, zog die studierte Modedesignerin Christina Bussmann vor mehr als zehn Jahren mit ihrer Familie nach Mallorca. Hier auf der Insel begann sie mit dem Design und der handgefertigten Herstellung von Taschen und Accessoires. Mit ihrer speziellen Materialauswahl achtet die Gründerin und Designerin von Maravillas Bags auf Umweltfreundlichkeit und Fairness. Das Leder, das sie verwendet, wurde mit pflanzlichen Stoffen aus Olivenhölzern gegerbt. Eine zweite Kollektion aus ihrer Hand ist aus einem ganz besonderen Material gefertigt – aus Piñatex. „Das ist ein lederähnliches Naturprodukt aus den Fasern der Ananasblätter“, erklärt sie. Für den Herstellungsprozess werden Ananasabfälle verwendet, von denen in der Produktion weltweit jährlich 40.000 Tonnen anfallen, die normalerweise verrotten oder verbrannt werden. „Es gibt natürlich Unterschiede zum klassischen Leder“, sagt Christina. „Es fühlt sich anders an, hat einen papierähnlichen Touch und weist eine knittrige Oberfläche auf. Ob es im Alterungsprozess auch so schöne Patina entwickelt, kann man noch nicht sagen, das Material gibt es ja erst seit etwa fünf
Christina Bussmann in ihrer Werkstatt.
Jahren.“ Aber seine Eigenschaften sind ideal für die Herstellung von Taschen, denn es ist robust, leicht und wasserabweisend. Jedes Einzelstück aus Christinas Atelier hat seinen eigenen Charakter und entspricht den persönlichen Ansprüchen, die sie an eine Tasche stellt: „Zeitlos, passend zu mehreren Outfits, nicht zu schwer und schlicht im Design.“
Bestellungen über die Website maravillas-bags.com. Besuch in ihrem Atelier in Palma nur nach vorheriger Terminabsprache. Ursula, die studierte Modedesignerin, lebt seit 20 Jahren auf Mallorca und arbeitet als Stylistin und Kostümbildnerin für Filme und Werbung. Ines, die nach zehn Jahren auf der Insel derzeit wieder in Freiburg wohnt, hat in Berlin an der Kunsthochschule UdK Produkt Design und experimentelle Mediengestaltung studiert und seither immer im Kunst- und Designbereich gearbeitet.
El Aviso: Was für Materialien verwendet Ihr für eure Taschen? Ursula Piper und Ines Häfner: Wir verwenden ausrangierte Segel. Die Segel, die wir verarbeiten, waren überall auf den Weltmeeren unterwegs. Wir machen daraus Produkte für Menschen, die die Erde als ihr zu Hause begreifen, wo man sich mit Liebe und Respekt bewegt. Zusätzlich arbeiten wir mit naturgegerbtem und gewachstem Blankleder, das mit der Zeit eine besondere Patina erhält. So bekommt jede unserer Tasche ihren eigenen Charakter und kann über viele Jahre hinweg getragen werden.
EA: Woher bezieht Ihr die Segel? UP / IH: Es hat sich auf Mallorca herumgesprochen, dass es uns gibt und somit finden einige Segel einfach zu uns. Sie werden von den Besitzern oder dem Kapitän eines Segelschiffs zu uns gebracht. Die oder der Segelspender*in erhält eine Tasche seiner/ihrer Wahl aus dem gespendeten Segel. Manche Segel bekommen wir von Segelmachereien aus Mallorca. Da kam zum Beispiel durch eine Mitarbeiterin einer Segelmacherei die Idee auf, dass wir als „Bezahlung“ einen Teil unserer Einnahmen an die SAVE THE MED Foundation spenden. Die zusätzlichen Materialien die wir zur Verarbeitung und Veredelung unserer Taschen verwenden sind vorwiegend natürliche Materialien wie natürlich gegerbtes Blankleder, Jute, Baumwolle. Hier achten wir auch auf möglichst lokale Hersteller innerhalb Europas.
EA: Wobei lasst Ihr Euch beim Design leiten? UP / IH: Liebe zur Natur. Die Welt sehen. Vollkommenheit zu suchen in der Schlichtheit. Funktionalität und Schönheit.
EA: Worauf kommt es Eurer Meinung nach an beim Taschenkauf? UP / IH: Eine Tasche sollte praktisch, langlebig, robust, gut verarbeitet und natürlich schön sein.
EA: Wo kann man Eure Taschen kaufen? UP / IH: In unserem Onlineshop coagoa.com und seit neuestem beliefern wir auch andere Shops, derzeit innerhalb Europas.
Christiane Sternberg Fotos: Marcos Gittis (Maid in Spain) Germán Velázquez (Coa Goa Bags) Soravit Lertphiphat (Maravillas Bags)
Taschenmanufaktur Coa Goa Bags und Gründerinnen Ursula Piper und Ines Häfner