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Infos zu den EDOF Linsen
Moderne EDOF-Linsen arbeiten im Unterschied zu den herkömmlichen multifokalen „diffraktiven“ Linsen (Bi-fokal / Tri-fokal) mit einem System, das sich „verlängerte Tiefenschärfe” nennt. Diese basiert auf der Idee, das der Lichtstrahl nicht aufgeteilt (wie bei der Diffraktion), sondern gewissermaßen in die Länge gezogen wird. Dadurch bleiben Gegenstände in einer definierten Nähe scharf, obwohl der Patient gleichzeitig in die Ferne fokussiert. Dieses Prinzip ist aus der Fotografie bekannt (DOF = Depth of focus) um einem Bild mehr (z.B. bei Landschaftsaufnahmen) oder weniger (z.B. beim Portrait) Tiefenschärfe zu geben. Da die Lichtenergie nicht aufgeteilt wird, muss weniger Verlust an Lichtenergie in Kauf genommen werden und es entstehen weniger Lichteffekte als bei z.B. Trifokalen Linsen. Die Nebenwirkungen der multifokalen EDOF Linse ähnelt denen einer simplen monofokalen Linse. Diese funktionieren jedoch nur in einer Entfernung. Bei dem Design der Linsen wurde auf die typische Aufteilung der Optik in verschiedene Ringe verzichtet, die eine genaue Ausrichtung der Linsen in die Sehachse notwendig machten. Somit werden die Anforderungen an das Auge weniger streng und die Linse toleranter bei kleinen Defekten in der Optik des Auges. Was kann man von der Linse erwarten? EDOF-Linsen versprechen eine kontinuierliche Sicht bis unendlich mit wenigen Schwankungen der Schärfe auf verschiedenen Distanzen. In der Nähe kommen diese Linsen auf eine funktionelle Distanz von ca. 50 cm. Das bedeutet, das Gegenstände ab einer Distanz von 50 cm vom Auge scharf wahrgenommen werden. Linsen, die bei dieser Technik noch näher „ran kommen“ würden Kontrast in der Ferne verlieren. Die Alternative wäre dann die klassische Diffraktion der Lichtenergie (s.o.) mit dem Nachteil, das Lichteffekte entstehen. Häufig kann man bei EDOF-Linsen mit der sogenannten „Micromonovision“ arbeiten. Die Monovision ist ein etabliertes Konzept aus der Optik, um die Grenzen, die uns eine Linse setzt, zu erweitern. Als „micromono“-Variante wurde dieses Prinzip nun angepasst. Das nicht dominante Auge wird bei diesem Verfahren minimal kurzsichtig gelassen. Die Differenz zwischen beiden Augen beträgt nicht mehr als -0,50 Dioptrien und ist beim beidseitigen Sehen nicht störend. Jedoch gewinnt man bis zu 10 cm in der Nähe, so dass auch Objekte auf einer Distanz von 45 cm zum Auge als scharf wahrgenommen werden.
Wie funktionieren EDOF Linsen? Elongated = Verlängerte |Depth = TiefenOf | Focus = Schärfe
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Was sehe ich mit einer EDOF-Linse auf 50cm Entfernung? Computer / Laptop / Spiegelbild / Essen / Kochen / Armaturenbrett / meinen Gesprächspartner etc.
Was sehe ich auf 45cm Entfernung? Handy / Uhr / Speisekarte / Zeitung etc.
Wo ist das Limit? Alle Objekte, die sich näher als 45 cm befinden, werden nicht mehr scharf wahrgenommen: z.B. einen Splitter entfernen, Faden einfädeln, Fingernägel lackieren , lange nah lesen. In dieser Distanz kann jedoch eine StandardLesebrille mit ca +1,00 bis +1,50 Dioptrien eine exzellente Sicht vermitteln.
Die Distanz zählt Um die Linse richtig zu indizieren ist es sehr wichtig herauszufinden, welchen Anspruch der Patient an das neue „Sehen“ hat. Ein Leben ohne Brille kann auch ein Leben mit weniger Brille bedeuten. Um den eigenen Anspruch zu testen ist es wichtig zu überlegen, welche Distanzen individuell genutzt werden. Viele Weitsichtige haben z.B. nicht die Notwendigkeit sehr nah zu sehen, da sie dies noch nie gut konnten. Wir sprechen mit vielen Patienten die eine leichte Lesebrille in gewissen Situationen nicht stört, so lange ihnen die Abhängigkeit von verschiedenen Brillen erspart wird. Ein klares Argument für Edof-Linsen sind deutlich weniger Nebenwirkungen, die der Patient in Kauf nehmen muss. Die Lesebrille unter einer Distanz von 45-50 cm mag da das kleinere „Übel“ sein. Insbesondere für Patienten, die schon unter einer eingetrübten Augenlinse (grauer Star / Katarakt) leiden, ist eine EDOF-Linse eine perfekte Wahl. Häufig ist dieser Patiententyp mit einer Lösung zufrieden, die nur in einer Distanz ein scharfes Sehen wiederherstellt und es geht weniger um den Umstand die Brille los zu werden als mehr darum wieder sehen zu können. Aber wieso sich einschränken ? EDOF-Linsen sind nicht kompliziert und haben ähnlich wenige Nebenwirkungen wie monofokale Linsen, die im öffentlichen Krankenhaus bei der Katarakt-Operation eingesetzt werden. Wieso nicht auf die Brille in den meisten Lebensbereichen verzichten und an Unabhängigkeit gewinnen. Wieso eine Gleitsichtbrille tragen, wenn es auch ohne geht ? EDOF-Linsen sind weder besser noch schlechter als trifokale multifokale Linsen. Sie sind weder ein Schritt nach vorne noch nach hinten. Mit jeder neuen Lösung ist es möglich das Produkt „ Linsentausch“ individueller an die Bedürfnisse des Patienten anzupassen. Das Ziel bleibt der Gewinn an Lebensqualität.
Dr. Sebastian Beckers
Deutsche Augenklinik Mallorca Avda. Rei Jaume I, Santa Ponsa, Tel.:871 570 606 Camí dels Reis, 308 Palma, Tel.: 971 905 202 www.deutsche-augen-klinik.de