Welle | Rundbrief der Langau e.V. | 2/2015

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Ein kleiner Auszug aus unserem Ostergottesdienst in der Langau Die Frühlingshügel grenzten an das Nebelland – kein Mensch wusste wie das Land aussah, denn es lag immer unter einer dicken Nebeldecke, und wenn ein Mensch die Grenze überschritten hatte, dann wurde er nie wieder gesehen. Deshalb gingen die Bewohner der Frühlingshügel auch Nachts nie auf die Wiesen oder die Felder in der Nähe des Nebellandes, denn sie hatten große Angst, weil schon so viele von ihnen dort verschwunden waren.

Vorwort Liebe Leserinnen und Leser, wir haben uns in dieser „Welle“ dem Thema „Behinderung in den verschiedenen Regionen der Welt“ gewidmet. Unter welchen Bedingungen leben Menschen und v.a. Kinder mit Behinderung in den verschiedenen Ländern? Wie ist die Versorgung? Wie gehen Familien mit der Behinderung eines Angehörigen um? Wir haben dabei unseren Autoren aber auch die Frage gestellt, was wir in Mitteleuropa von Menschen in anderen Ländern lernen können. Das Thema, was viele Länder eint, ist der direkte Zusammenhang von Armut und Behinderung. Häufig entsteht ein Teufelskreis: Behinderung bedeutet Armut, Armut lässt Behinderung folgen. Dieser Teufelskreis ist oft nur mit Hilfe Dritter zu durchbrechen, wie unsere Interviewpartner und Autoren berichten. Dr. Britta Kellermann berichtet über eine Schule in Ecuador, die vom Weltfriedensdienstes unterstützt wird. Mit Dr. Fadi Alragab konnten wir uns über die Situation in Syrien vor dem Bürgerkrieg unterhalten. Peter Barbian berichtet schließlich über die Situation in Tansania. Außerdem finden Sie in dieser Welle noch ein äußerst aufschlussreichen Gespräch mit Pf. Dr. Mogk, wie sich die Bedürfnisse von Kindern mit Behinderung mit den Bedürfnissen der anderen Gemeindemitglieder verbinden lassen. Und schließlich berichtet Thomas Steinhauser über seine „Sozialisation“ mit dem Langauer Dialog. Vielen herzlichen Dank an alle Autoren und Interviewpartner für die überaus interessanten Beiträge und Gespräche! In diesem Sinne wünschen wir Ihnen, liebe Leserinnen und Leser eine spannende Lektüre und einen schönen sonnigen Frühling! ó die redaktion — daniel wilms, simone linke

Eines Tages spielte das fröhliche Kind wieder den ganzen Tag auf den Wiesen mit den Tieren, sie machten Wettrennen und Bocksprünge, flochten Kronen aus Löwenzahn und was weiss ich was für lustige Sachen. Als das Kind nach einiger Zeit müde wurde, legte es sich in die Wiese und schlief ein – selbst die Sonne am Himmel hatte das Kind lieb gewonnen, und als es da so in der Wiese lag, da schenkte die Sonne dem Kind einen Sonnenstrahl. fortsetzung nächste seite

BILD © SHUTTERSTOCK.COM/DENIS KUVAEV

Am äußersten Rand der Frühlingshügel, in einem kleinen Dorf, lebte ein Kind. Es war ein fröhliches und glückliches Kind, das jeder gern haben musste. Seine liebste Beschäftigung war es, in den Hügeln herumzutollen. Sogar die Tiere liebten das Kind und kamen herbei, wenn sie es sahen. Die Hasen rannten mit ihm um die Wette, die Rehe ließen sich den Rücken von ihm kraulen und die Vögel flatterten wild neben ihm her, wenn es durch die Hügel lief.


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fortsetzung von seite 1 Ganz tief ins Herz des Kindes legte die Sonne ihren schönsten Strahl und versteckte ihn dort. Der Nachmittag ging langsam in den Abend über und das Kind schlief immer noch. Unten im Nebelland, da fing der Nebel an lebendig zu werden und wanderte langsam die Hügel hinauf. Die Tiere versuchten das Kind aufzuwecken, die Hasen trommelten mit ihren Beinen auf dem Boden, und die Vögel zwitscherten wie wild. Alle wollten das Kind warnen vor dem Nebel, aber es hörte nicht. Als es endlich aufwachte, war es schon zu spät, der Nebel hatte es schon von allen Seiten eingeschlossen. Das Kind wusste nicht, wo es hinfliehen sollte, es rannte hierhin und dorthin – aber es gab kein Entkommen. Als der Nebel ganz nahe war, da erkannte es, dass der Nebel gar kein Nebel war, sondern graue Gestalten, die murmelten und seufzten: „versuch erst gar nicht wegzulaufen! Du entkommst uns nicht! Gib alle Hoffnung auf!

Und nach langen Fluchtversuchen gab das Kind auf und der Nebel kroch über seine Füße und sie wurden zu Nebel, die Beine wurden zu Nebel und immer weiter stieg die Hoffnungslosigkeit in ihm hoch, und damit auch der Nebel. Irgendwann erreichte der Nebel dann das Herz des Kindes, und als auch dieses sich in Nebel verwandelte und grau wurde.... da schoss auf einmal der Sonnenstrahl hervor, den die Sonne dem Kind geschenkt hatte, er schoss hierhin und dorthin, er kitzelte die Nebelgestalten an den Nasen, dass sie niesen mussten oder piekste sie in den Hintern. Da musste das Kind ganz laut lachen, und mit ihm mussten auch manche Nebelgeister lachen, und auf einmal war da ein riesengroßes Gelächter auf dem Hügel. Je mehr gelacht wurde, um so mehr kam die Farbe zurück – zuerst bei dem Kind, dann aber auch bei den Nebelgeistern. Sie verwandelten sich nach und nach wieder in

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Menschen – der Bann war gebrochen und das Nebelland wurde wieder ein blühendes und wunderschönes Land, mit Menschen die freundlich miteinander umgingen. In jedem Menschen gibt es einen Ort, einen Teil von ihm, der ganz licht ist. Bei manchen Menschen sieht man dieses Licht, sie strahlen richtig wenn man ihnen begegnet. Bei anderen leuchtet es nur in bestimmten Momenten auf, und bei wieder anderen ist es durch die vielen Dunkelheiten des Lebens überdeckt. Aber es ist da ! Ostern will uns daran erinnern, dass mit Christus das Licht über die Dunkelheit gesiegt hat. Ostern will uns auch an das Licht in uns erinnern; will uns vergewissern dass es da ist, dass es nur manchmal ein wenig Arbeit oder etwas Hilfe braucht um wieder zum Vorschein zu kommen. Einen herzlichen Frühlingsgruß aus der Langau! ó peter barbian und das team der langau

Termine 30. April – 3. Mai 2015 Vater-Kind-Outdoor-Wochenende in der Langau Es sind noch wenige Plätze frei! 8.–10. Mai 2015 Selbstorganisiertes Vater-Kind-Wochenende in der Langau

10.–12. Juli 2015 Die Geraden und Schräglagen meines Lebens. Führung erfahren. Nur wer sich selbst gut führt, kann auch andere gut führen. Der Workshop richtet sich an Menschen mit Führungsverantwortung im Beruf und im Privatleben. Es sind noch freie Plätze vorhanden! 3.–16. August 2015 | 1. Familien-Sommerfreizeit 3.–17. August 2015 | Kinder-Sommerfreizeit 30. August – 13. September 2015 | 2. Familien-Sommerfreizeit

15.–17. Mai 2015 Müttertage im Frühling Es sind noch freie Plätze vorhanden! 30. Mai – 4. Juni 2015 Geschwisterkinder-Tagung in Langfurth Zaubermühle Altergruppe 8-16 Jahre 26.–28. Juni 2015 „Bewegen statt Heben“ Menschen, die einen Angehörigen pflegen brauchen viele Kräfte. Die eigene Gesundheit und die Beweglichkeit sind wichtig. Im Kurs lernen Sie, sich schonend und effektiv zu bewegen statt sich zu ver-heben.

Anmelden können Sie sich über: Y http://www.langau.de/unsere-veranstaltungen/2015/ Für inhaltliche Fragen stehen Ihnen gerne zur Verfügung: ❱ Sonja Richter | offene Bildungsangebote und Geschwisterangebote | Tel.: 08862/9102-23 | geki@langau.de ❱ Christof Wurth | Familien- und Kinderfreizeiten Tel.: 08862/9102-24 | oba@langau.de ❱ Daniel Wilms | Väterangebote Tel.: 08862/9102-13 | vaeter@langau.de

welle 2/2015 Interner Rundbrief der Bildungs- und Erholungsstätte Langau e.V. Verteiler: Kreis der Freunde und Förderer, Älterengemeinschaft des BCP, Leitungsteamer EV, Hauptamtlich Mitarbeitende. Es gelingt uns nicht immer, alle Menschen gleichzeitig zu erreichen – insbesondere wenn wir den Info Brief per Post verschicken, kann es sein, dass Sie ihn ein paar Tage später bekommen – hier bitten wir um Nachsicht. Sollte sich Ihre Adresse geändert haben bitten wir um Benachrichtigung, auch wenn Sie eine neue E-Mail Adresse haben. Spendenkonto Langau IBAN: DE 53734514500036064418 BIC: BYLADEM1SOG

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Konto Hedwig Döbereiner Stiftung IBAN: DE 43520604100202203103 BIC: GENODEF1EK1

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Bildungs- und Erholungsstätte Langau e.V. 86989 Steingaden Tel. 08862-9102-0 Fax 08862-9102-28 info@langau.de www.langau.de


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Unser Thema: Armut behindert venezuela

Chancen für behinderte Kinder und Jugendliche in Ecuador kolumbien

kinder in ecuador Für die Kinder Ecuadors, in dem an Landschaften und Naturschätzen so reichen Land am Äquator, ist Bildung noch längst keine Selbstverständlichkeit. Von den ca. 16 Mio. Einwohnern verdienen über 50% weniger als den Mindestlohn, über die Hälfte sind unterbeschäftigt bzw. arbeitslos. Von Armut sind besonders Frauen, Jugendliche und Kinder betroffen. Kinderarbeit ist oft unverzichtbar. Familien mit behinderten Kindern gehören in der Regel zu den Ärmsten und leiden sehr oft unter Ausgrenzung und Krankheit. Der Zugang zu Bildung und Arbeit sowie staatliche Förderung sind immer noch sehr eingeschränkt. Dabei hat der ehemalige Vizepräsident des Landes, der seit 1998 nach einem Raubüberfall auf einen Rollstuhl angewiesen ist, das Thema Behindertenintegration seit etwa 2009 vorangetrieben. Vor diesem Hintergrund ist der Wert des Ausbildungszentrums „Melvin Jones“ für Kinder und Jugendliche mit seinem umfassenden Angebot nicht hoch genug einzuschätzen. Hier können die Eltern offen über die Defizite ihrer Kinder sprechen und bekommen Unterstützung, für die sie nur im Rahmen ihrer finanziellen Möglichkeiten zahlen müssen. Mit großer Zuwendung fördern die MitarbeiterInnen die Kinder und Jugendlichen entsprechend ihrer Stärken und Möglichkeiten, damit sie gleichberechtigt am Gemeinschaftsleben teilhaben können. das ausbildungszentrum „melvin jones“ Es wurde 1995 mit 8 Kindern in einer kleinen Stadt an der Küste Ecuadors gegründet und ist eine gemeinnützige und vom Bildungsministerium anerkannte Nichtregierungsorganisation. Heute werden dort 251 Kinder und Jugendliche sowie einige Erwachsene betreut. Beeinträchtigungen sind vor allem: geistige Behinderung, spastische Lähmung, Downsyndrom, schwere Hörschäden bis zu Taubheit, Blindheit, Mehrfachbehinderungen. Zur Förderung der Kinder und Jugendlichen gibt es Schulunterricht in Leistungsgruppen, auf die individuellen Bedürfnisse abgestellten Einzelunterricht, Sport sowie Hör- und Sprechschulung, psychologische und physiotherapeutische Behandlung. Gleichzeitig werden die Eltern in Kursen für die Beeinträchtigungen ihrer Kinder sensibilisiert und erhalten Informationen über Maßnahmen zur Behandlung zu Hause. 2007 wurde mit deutscher Hilfe eine Ausbildungswerkstatt fertig gestellt. Zurzeit bekommen 63 Jugendliche eine ihren Fähigkeiten entsprechende Ausbildung in Schneiderei, Bäckerei, Friseurhandwerk/ Kosmetik, Hauswirtschaft, dem Schöpfen von Recyclingpapier oder verschiedenen kunsthandwerklichen Tätigkeiten. Einige Mütter nehmen an der Ausbildung teil, um als Tutorinnen mitzuwirken und später ihren Kindern zu Hause bei der Arbeit helfen bzw. selber durch handwerkliche Tätigkeit zum Familieneinkommen beitragen zu können. Neben den Ausbildungen und Behandlungen im Zentrum selber wer-

den LehrerInnen ecuador und Physiotherabrasilien peutInnen inzwischen in Dörfer im peru Umkreis von 60 km geschickt, um auch bolivien bedürftige Kinder auf dem Land zu erreichen. Seit einigen Jahren engagiert sich das Ausbildungszentrum wegen seiner langen Erfahrungen verstärkt in der Fortbildung für andere Organisationen mit ähnlichen Zielen. Verbesserte staatliche Hilfen in den letzten Jahren haben die prekäre Finanzlage des Zentrums etwas entspannt. Dennoch sind neben den Einnahmen aus Beiträgen der Eltern für Schule und Behandlungen und den Einnahmen aus Aktivitäten des Zentrums, Spenden aus dem In- und Ausland immer noch unverzichtbar für die Durchführung der umfangreichen Aufgaben. Y http://ceimelvinjones.org die partnerschaftsgruppe „amigos cei melvin jones hamburgo – alemania“ des weltfriedensdienstes e.v. unterstützt das ausbildungszentrum Als ehemalige Entwicklungshelferin des Deutschen Entwicklungsdienstes (DED heute GIZ) in Ecuador setze ich mich seit vielen Jahren für soziale Projekte in Ecuador ein. Ich kenne das Ausbildungszentrum seit 1998 und stehe durch Besuche alle zwei Jahre und Mails in engem Kontakt mit dem Projekt. Seit 2006 sammelt die Partnerschaftsgruppe Spenden, um die so notwendige und erfolgreiche Arbeit des Ausbildungszentrums zu unterstützen. Für die Spenden werden vom Weltfriedensdienst Spendenbescheinigungen ausgestellt und von dort geht auch das Geld an das Ausbildungszentrum. Mit meinem jährlichen Rundbrief werden die SpenderInnen über die Verwendung ihrer Spenden sowie das Geschehen im Projekt informiert. Für Fragen und Informationen stehen der Weltfriedensdienst e.V. und ich gerne zur Verfügung: ó dr. britta kellermann kurt-küchler-str. 13a, 22609 hamburg tel. 040 82 18 62 | britta.kellermann@gmx.de

spendenkonto „Stichwort: Ausbildungszentrum Ecuador“ Britta Kellermann, GLS Gemeinschaftsbank IBAN: DE86 4306 0967 0041 643601

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Die Situation von Menschen mit Behinderung in Syrien vor dem Krieg. Welle: Welche Berührungspunkte hatten Sie in Syrien mit dem Thema „Behinderung“? Haben Sie auch Kinder behandelt? Dr. Alragab: Ich habe in meiner Klinik überwiegend Erwachsene mit erworbenen Behinderungen behandelt. Kinder jedoch nicht.

Gibt es in Syrien Unterschiede in der Förderung der Menschen, ob ein Junge oder ein Mädchen die Behinderung hat? Das Geschlecht spielt bei der Förderung in Syrien keine so große Rolle. Mädchen können die genannten Zentren ebenso besuchen.

Wie würden Sie die Situation von Menschen mit Behinderung in Ihrem Heimatland beschreiben? Der größte Unterschied ist die finanzielle Situation. Kommt der Mensch mit Behinderung aus einer reichen Familie, waren vor dem Krieg viele Förderungen und Behandlungen möglich. Kommt der Mensch aus einer armen Familie, blieben ihm diese Möglichkeiten weitgehend verwehrt.

Was können wir in Deutschland von den Menschen in Syrien im Umgang mit Behinderung lernen? Syrer sind sehr emotionale Menschen. Diese Emotionalität hilft, mit der Situation umzugehen und den Umgang mit seinem Kind zu genießen. Dadurch steht die Annahme des Kindes im Vordergrund und weniger das häufige und intensive Fördern des Kindes. Vielen Dank für das Interview!

Wie haben Sie den Umgang mit Kindern mit Behinderung in Syrien von der Bevölkerung allgemein erlebt? In den Familien ist häufig eine Vorsicht, eine Zurückgezogenheit und auch Scham zu sehen. Viele Eltern sind scheu, ihre Kinder in der Öffentlichkeit zu zeigen. Auch haben viele Eltern Schwierigkeiten, die Situation zu akzeptieren. Wie ist die medizinische Versorgung/ Versorgung mit Hilfsmitteln in Syrien vor dem Krieg gewesen? Wie schon erwähnt, ist die Situation sehr abhängig von der finanziellen Situation. Die Regierung spielt dabei gar keine große Rolle. Es gibt NichtRegierungs-Organisationen, die immer wieder projektbezogen Geld sammeln. Außerdem helfen die Familien auch finanziell zusammen, um die Versorgung zu gewährleisten. Besuchen Kinder mit Behinderung in Syrien die Schulen? Wenn ja, welche? Es gibt in den Großstädten z.B. in Damaskus oder Aleppo spezielle Zentren für viele Arten von Behinderung, die die Kinder besuchen. Die Kinder aus dem ländlichen Bereich müssen dazu teilweise bis zu 200km weit fahren. Die Schulen sind jetzt im Krieg teilweise noch geöffnet, je nachdem, wie die Situation vor Ort gerade ist.

Dr. Alragab lebt aufgrund des Bürgerkrieges in Deutschland und hofft, hier seine in Syrien begonnene Facharztausbildung beenden zu können. Interview: Daniel Wilms türkei

syrien libanon israel irak Anmerkung der Redaktion: Die Ergebägypten nisse einer Studie von Handicap Internatiosaudi-arabien nal und HelpAge zur aktuellen Situation von Menschen mit Behinderung im Bürgerkrieg in Syrien und in den Flüchtlingslagern in Jordanien und Libanon finden Sie in einem Interview mit Lydia de Leeuw unter: Y http://wbbmtt.de/1Dmqltf

iran

Unser TV-Tipp Aus der Reihe „Stationen“ im Bayerischen Fernsehen wurde am 1. April 2015 eine äußerst sehenswerte Dokumentation über die Spätfolgen von drei Golfkriegen und Umweltzerstörungen im Irak gezeigt. Unter dem Titel „Leiser Tod im Garten Eden. Die Folgen der Golfkriege“ gehen die AutorInnen Karin Leukefeld und Markus Matzel der Frage nach, wie Menschen insbesondere im Süd-Irak noch immer unter den Spätfolgen der drei Golfkriege leiden und welche erschütternden Folgen, wie massive Miß- und Fehlbildungen bei Säuglingen, eine erheblich erhöhte Kindersterblichkeit und viele onkologische Erkrankungen noch heute die Bevölkerung belasten. Die Welt sieht unterdessen tatenlos zu und verhindert sowohl genauere Untersuchungen, als auch das Beseitigen der Kriegsfolgen, v.a. der Eine, wie wir finden, äußerst sehenswerte Dokumentation, die Sie mit Uran kontaminierten Munition. unter folgendem Link finden können: Y http://wbbmtt.de/1JgtgKU

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uganda kenya

demokratische republik kongo tansania

Faraja heißt Trost

sambia a mosambik

Savanne und Akazienbäume, Löwen und Nashörner, Safaritouren mit Jeep und Zelt, Gipfelstürmer am Kilimansimbabwe jaro und Strandurlaub auf Zanzibar. Das sind die Bilder die in den Köpfen der Menschen auftauchen, wenn sie Tansania hören. Das Ostafrikanische Land, dessen Schönheiten von tausenden Touristen jährlich besichtigt werden, gehört aber zu den ärmsten Ländern der Erde. 80 % der Bevölkerung leben noch immer als Kleinbauern, deren wichtigstes Arbeitsgerät eine Hacke ist. Geteerte Straßen gibt es nur zwischen den größeren Städten, auf dem Land sind es bestenfalls „Dirtroads“ also Sandpisten und wer auf die Dörfer geht, dem stehen nur unbefestigte Wege und Trampelpfade zur Verfügung. Kinder müssen oft kilometerlange Schulwege in Kauf nehmen, wenn sie ihre Chance auf Bildung in den hoffnungslos überfüllten Klassenzimmern nutzen wollen. Fortbewegung ist in der Trockenzeit schon beschwerlich, in der Regenzeit, wenn sich alles in Schlamm verwandelt, eine Qual. Für ein Kind mit einer körperlichen Behinderung, selbst wenn es zu den wenigen, glücklichen gehört, die vielleicht mit Prothesen oder Rollstuhl ausgerüstet sind, ist es in diesen Zeiten praktisch unmöglich am Unterricht teilzunehmen. So werden Kinder mit Behinderung zusätzlich benachteiligt und ihre Chance irgendwann ein eigenständiges Leben zu führen, geht gegen Null. Als wäre das nicht genug, sind Kinder mit Behinderung in der Kultur noch immer stark stigmatisiert. In der traditionellen Religion galt und teilweise gilt es noch als Strafe der Ahnen, wenn ein Kind mit Behinderung geboren wird – mit gravierenden, gesellschaftlichen Konsequenzen. So kam es in der Vergangenheit vor, dass behinderte Kinder aus diesem Grund nach der Geburt getötet, oder vor den Nachbarn und der Dorfgemeinschaft verborgen wurden. Solche Kinder lebten dann unter menschenunwürdigen Bedingungen und praktisch wie im Gefängnis. Erste Unterstützung und Hilfe kam schon vor über hundert Jahren mit den Missionaren – eine Einrichtung für Menschen mit psychischer Erkrankung entstand zu dieser Zeit und besteht bis heute. Einrichtungen für Menschen mit Sehbehinderung oder für Gehörlose folgten. Erstaunlicherweise dauerte es lange bis es Angebote für Menschen mit körperlicher Behinderung gab. Eines der ersten Projekte war das Usa River Rehabilitation Centre, in dem Menschen mit Behinderung eine handwerkliche Ausbildung machen können. Die Arbeit des Projektes war in den Anfängen vor 25 Jahren aufgeteilt in die so genannte Dorfarbeit, bei der Fachleute in die Dörfer gingen, nach Menschen mit Behinderung suchten, medizinische Betreuung und Hilfsmittel organisierten und eventuell den Weg in die Ausbildung ebneten. Immer unter Einbeziehung der ganzen Familie und der Dorfgemeinschaft. Die zweite Säule,

ist bis heute das Berufsbildungszentrum (wie man bei uns sagen würde) mit Ausbildung zum/r Schreiner/in, Schlosser/in, Bäcker/in, Schneider/in, Schuster/in usw. Schnell wurde klar, dass man eigentlich eher mit einer Förderung beginnen muss, weil viele der Auszubildenden weder Lesen noch Schreiben konnten. So entstand dann vor rund 15 Jahren die „Shule ya watoto walemavu FARAJA“ eine Grundschule für körperbehinderte Kinder an den Hängen des Kilimanjaro. Eine Internatsschule für rund 80 Kinder – ein kleines, barrierefreies Paradies mitten im Nirgendwo. Die erste Frage, die immer wieder gestellt wird ist, ob es denn überhaupt sinnvoll ist, Kinder in einem so entgegenkommenden Umfeld auszubilden, und sie dann wieder zurück in die Dörfer zu schicken. Eine berechtigte Frage. Und so besteht die Arbeit in Faraja nicht nur darin, eine Grundschulbildung zu vermitteln. Kinder kommen aus der gesamten Region Kilimanjaro (ein Gebiet so groß wie Bayern) und bekommen die Möglichkeit die siebenjährige Grund- und Hauptschule zu absolvieren. In dieser Zeit bekommen sie Ergo- und Physiotherapie, werden mit Hilfsmitteln versorgt und natürlich medizinisch betreut. Die Kinder werden trainiert, möglichst selbständig zurecht zu kommen. Ein Sozialarbeiter steht der Familie als Ansprechpartner zur Verfügung und entwickelt mit allen Beteiligten im letzten Schuljahr eine Perspektive (ähnlich wie bei uns die persönliche Zukunftsplanung). Den Kindern, die dazu in der Lage sind, finanziert eine Stiftung den Besuch von weiterführenden Schulen. Diese sind in der Regel nicht auf Schüler mit Behinderung eingestellt weshalb die Kinder in der ersten Zeit oft noch von Faraja begleitet werden. Andere wählen den Weg in eine Ausbildung oder direkt auf den Arbeitsmarkt. Die Schule ist ein gern besuchter Ort für Touristen aus dem In- und Ausland und alle sind begeistert von der tollen Arbeit und vor allem von der Lebensfreude der Kinder dort. So reicht die Arbeit weit über die Vermittlung von Schulbildung hinaus – hier wird eine ganze Gesellschaft verändert, mit jedem Kind, das dort ausgebildet wird. Faraja ist Kiswahili und heißt Trost – ein schöner Name, aber besser passen würde Furaha, das heißt Freude. Wer sich informieren möchte, kann dies unter den folgenden Links: Y http://www.farajaschool.org // http://www.faraja.de

ó peter barbian Der Autor lebte und arbeitete von 2000–2007 in Faraja leitung@langau.de

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Wie können Kinder und Jugendliche mit Behinderung gut am Gemeindeleben teilnehmen? Positive Erfahrungen aus der Evangelisch-lutherischen Gemeinde Peißenberg. Welle: Welche Erfahrungen haben Sie mit Kindern mit Behinderung im Gemeindeleben? Pfarrer Dr. Rainer Mogk: Einige, denn die Kinder in der Gemeinde haben ja nicht mehr oder weniger Behinderungen als der Bevölkerungsdurchschnitt. Je schwerer die Beeinträchtigungen aber sind, desto weniger aktiv nehmen diese Kinder oft am Gemeindeleben teil. Natürlich ist es wünschenswert, solchen Kindern die Teilnahme möglich zu machen. Dies klappt meiner Erfahrung nach am besten, wenn es vorher Gespräche mit den Eltern gab und wir gemeinsam überlegt haben, was wie möglich ist. Dann können wir uns und die anderen Teilnehmer vorbereiten. Welche Beeinträchtigungen hatten die Kinder? Beeinträchtigungen beim Hören oder in der Bewegung (auch Rollstuhlfahrer), Autismus und diverse Verhaltensauffälligkeiten, aber auch Schwerstund Mehrfachbehinderungen.

Gab es schon einmal Jugendliche mit Assistenzen in Ihrer Gemeinde? Ja, wir hatten schon mal einen Jugendlichen mit einem Betreuer als Konfirmanden. Auch ein „eigener“ Konfileiter hat sich dann um ihn gekümmert.

„Im gegenseitigen Austausch nach Lösungen suchen“

Haben Sie schon einmal Beschwerden von anderen Gemeindemitgliedern über Kinder allgemein und Kinder mit Behinderung gehört und wenn ja, welcher Art? Ganz überwiegend freuen sich die Gemeindeglieder, wenn möglichst viele Kinder am Gemeindeleben teilnehmen. Beschwerden gibt es hin und wieder bei massiven Störungen des Gottesdienstes oder von Veranstaltungen. Die Kritik bezieht sich in der Regel aber auf die Eltern. Angenommen, ein Kind mit einer autistischen Störung verhält sich während Ihrer Predigt relativ laut, geht umher. Die Eltern stehen unter Druck, können aber ihr Kind nicht zur Ruhe bewegen. Wie gehen Sie mit derlei Störungen im Gottesdienst um? Wie kann man Eltern ermutigen, dennoch den Gottesdienst zu besuchen, wenn es ihnen ein Anliegen ist? Ich unterbreche den Gottesdienst nur im äußersten Notfall, wenn ich gar nicht mehr zu verstehen wäre. Am besten ist es aus meiner Sicht, vorher mit mir über die mögliche Störung zu sprechen und vielleicht auch die anderen Gottesdienstteilnehmer darüber zu informieren. Bei einem schwer autistischen Jugendlichen haben wir uns dann zum Beispiel auf einen eigenen Konfirmationsgottesdienst für ihn verständigt. Hier wäre ein Gottesdienst mit allen anderen für den Jungen, aber auch für die Gemeinde eine Überforderung gewesen.

Haben Sie Tipps, wie sich die unterschiedlichen Bedürfnisse von Gemeindemitgliedern in einem Gottesdienst vereinbaren lassen? Zunächst haben wir jeden Sonntag Kindergottesdienst. So können Eltern mit Kindern zum Gottesdienst kommen. Im Kindergottesdienst kann stärker auf die Bedürfnisse der Kinder eingegangen werden. Im normalen Gottesdienst kann man abwarten, wie das Kind sich verhält und notfalls bei der Predigt rausgehen mit dem Kind. Hier ist aber kein grundsätzlicher Unterschied zwischen Kindern mit oder ohne Behinderung.

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Zur Jugendarbeit: Welche Unterstützung brauchen Ihrer Erfahrung nach Jugendleiter, wenn Sie Kinder mit einer Behinderung (z.B. Down-Syndrom) in ihrer Jugendgruppe aufnehmen? Hier ist unbedingt vorher ein Gespräch zwischen Eltern und Jugendleitern erforderlich über die Art der Behinderung, den Umgang damit und auch, inwieweit die anderen Jugendlichen informiert werden sollen.

Welche Inhalte müssten in der Ausbildung zum Pfarrer aufgenommen werden, damit angehende Pfarrer gut auf eine inklusive Gemeinde vorbereitet werden? Im Vikariat könnte ich mir eine Einheit über Umgang mit Behinderungen im Gemeindeleben vorstellen.

Wenn Sie sich Ihre Kirchen ansehen: Wo wäre hier noch hinsichtlich der Barrierefreiheit Verbesserungspotential vorhanden? Unsere beiden Kirchen in Hohenpeißenberg und Peißenberg sind ohne Stufen zu erreichen. Auch Rollstuhlfahrer können vor den Bankreihen mit ihren Begleitern sitzen. Die Rampe zur Kirche in Peißenberg ist aufgrund des begrenzten Geländes relativ steil. In Hohenpeißenberg ist das WC nicht behindertengerecht (Altbau). Vielen Dank für das Interview! Interview: Daniel Wilms

ó pfarrer dr. rainer mogk „Seit 10 Jahren arbeite ich mit meiner Frau, die hier auch Pfarrerin ist, in der Kirchengemeinde Peißenberg. Davor habe ich in Erlangen, Tübingen, Jerusalem und München studiert und promoviert und in Gräfelfing und Starnberg- Söcking gearbeitet. In der Gemeinde kümmere ich mich um die Konfirmanden, die Jugend, die Gremien und die Verwaltung (einschließlich Kindergarten). Besondere Freude machen mir Gesprächskreise und Diskussionen wie die monatlichen Bibelabende und Reisen in den Nahen Osten. Auch die Ökumene liegt mir am Herzen. Außerdem gebe ich Religionsunterricht an der Fachakademie in Rottenbuch. Ich engagiere mich im sozialen Bereich unter anderem bei der Johanniterunfallhilfe, beim Peißenberger Gabentisch, im Diakonieverein und bei der Leitung des Unterstützerkreises Asyl.“


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Langauer Dialog Inspiration Inklusive Meine erste Begegnung mit dem Langauer Dialog war Ende der achtziger Jahre: Meine damalige Freundin war zum sozialen Jahr in der Langau und ich war zu Besuch. Langauer Dialog sei an diesem Wochenende erklärte Claudia mir, sie hatte bei den Vorbereitungen mitgeholfen. Neugierig spähte ich von draußen durch die Fenster in den Brunnensaal und sah Menschen mit und ohne Rollstuhl im Stuhlkreis sitzen, miteinander redend. Was denn dieser „Dialog“ sei, wollte ich wissen? Claudia wusste, dass mit dieser Veranstaltung Gemeindepfarrer aus der Umgebung mit dem Thema Behinderung vertraut gemacht werden sollten – eine prima Idee in einer Zeit, die den Begriff der Inklusion noch lange nicht kannte... Der Veranstaltung mangelte es an Pfarrern, weil die am Wochenende naturgemäß keine Zeit hatten, aber die Teilnehmer schien das nicht zu stören, sie diskutierten mit Leidenschaft und Lachen über ihr Thema und ich, damals gerade frisch mit dem Langau-Virus infiziert, schaute neugierig von draußen zu. Zum letzten Mal von draußen schwor ich mir, nachdem ich erfahren hatte, dass man nicht Pfarrer oder Sozialpädagoge sein musste, um teilzunehmen. Einfach Mensch sein genüge zur Teilnahme, ein offenes Ohr zum Thema Behinderung, Neugier für theologische Themen waren von Vorteil (man wollte die Pfarrer nach wie vor locken...) und natürlich die Bereitschaft, etwas von sich selbst zu zeigen – klar, wenn einer schweigt, wird’s schwierig mit dem Dialog. Und so wurde von da an der Langauer Dialog zum festen Bestandteil meines Jahres: Die Vielfalt der Themen, die Vielfalt der Menschen bereicherte mein Leben. Und für Überraschungen war so ein Dialog immer gut: „Macht und Ohnmacht“ war einmal das Thema. Die Macht interessierte mich sehr, die Ohnmacht gedachte ich mitzunehmen, weil sie zum Thema gehörte, aber was hatte ich schon mit der Ohnmacht zu tun? Und dann saß ich im Gartenzimmer und erlebte wie die Referenten uns Teilnehmern nach dem biblischen Vorbild die Füße wuschen: Meine Kraft ist in den Schwachen mächtig... Ich habe heute noch eine Gänsehaut, wenn ich daran denke. „Liebe Deinen Nächsten“ war auch so ein Thema für mich: So war ich erzogen worden, nur das „wie Dich selbst“ hatte man unterschlagen. In diesem Langauer Dialog lernte ich, dass nur wer sich selbst wertschätzt auch anderen etwas geben kann. Später wechselten die handelnden Personen in der Langau. Gerd Gruber verstarb leider viel zu früh und Christine Ursel ging aus beruflichen Gründen nach Nürnberg. Beide hatten den Langauer Dialog viele Jahre mit spannenden Themen und einer Vielfalt an Methoden geprägt und mit ihrer Art von Wertschätzung uns Teilnehmern unvergessliche Momente in der Langau geschenkt. Die Leitung der Langau fragte damals Cornelia Krines Eder und mich, ob wir nicht Lust hätten, zukünftig die Leitung des Langauer Dialogs zu übernehmen – und natürlich wollten wir, waren wir doch so die „Themenbestimmer“. Und so reihten sich mit den Jahren die verschiedensten Themen aneinander, unter anderem ❱ Die 10 Gebote – noch zeitgemäß oder nur was für gestrige?

❱ Carpe Diem – Nutze den Tag, denn es könnte Dein Letzter sein ❱ Ich bin mein Boss, oder? – Entscheiden wir eigentlich selbst und frei? ❱ ...und führe mich nicht in Versuchung – oder lieber doch? ❱ Die Bergpredigt – noch zeitgemäß oder nur was für Gutmenschen? ❱ Und wer ist wieder schuld? – Unser Umgang mit Schuld und Vergebung ❱ Nur was sich wandelt bleibt – sind wir Reformer oder Bewahrer? Bei aller Vielfalt der Themen gab und gibt es jedoch immer eine Konstante: Der Austausch zwischen den Teilnehmern bereichert jenseits aller Methoden und Informationen die Menschen, die kommen, die sich einbringen, die sich auf einen Dialog einlassen, die erkennen, dass es kein ICH ohne DU gibt. Und so findet auch im Januar 2016 wieder ein Langauer Dialog statt, mit dem Thema: „Wenn einer sagt, ich mag dich du... - Der Mensch im Netz seiner Beziehungen“, wieder werden sich Menschen mit und ohne körperliche Behinderung in der Langau treffen, lassen sich inspirieren zu neuen Blickwinkeln, beschäftigen sich intensiv drei Tage lang mit diesem Thema, um am Sonntag erfüllt und bereichert durch neue Erkenntnisse und neue Begegnungen nach Hause zu fahren. Langau eben: Einfach Mensch sein.

ó thomas steinhauser aus Stadtbergen-Leitershofen (bei Augsburg). Kam 1986 zum ersten mal in die Langau, besuchte damals eine Freundin, die bei der Steiner-Freizeit aktiv war (jetzt Kinder-SommerFreizeit), hatte bis dahin noch nie etwas mit dem Thema Behinderung zu tun gehabt. Als erstes kam ein Jugendlicher auf mich zugelaufen, umarmte mich und rief: „Bist Du endlich auch da!“ Seitdem als ehrenamtliche Mitarbeitender in der Langau aktiv, zur Zeit zusammen mit Cornelia Krines-Eder in der Leitung des Langauer Dialogs sowie Mitglied im Trägerverein der Langau. Im Leben außerhalb der Langau Qualitätsmanager in einem mittelständischen Unternehmen, Systemischer Coach und Karate Trainer. Verheiratet mit Hildegard Steinhauser, Kinder- und Jugendlichen Psychotherapeutin in Augsburg. thomas.steinhauser@en-tsu.de

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Aus der Langau Umbau/Sanierung ❱ In diesen Wochen ist wieder einiger Baulärm auf unserem Gelände, aber er ist nur von kurzer Dauer. Die Außenanlagen werden gerade fertig gestellt. Dazu gehören zwei schöne Terrassen vor dem Speisesaal – eine kleine auf der Nordseite und eine größere auf der Westseite mit Blick auf das Labyrinth und natürlich die Berge. Die Arbeiten sollen bis Ende April abgeschlossen sein. In den nächsten Wochen sollen auch die Parkplätze für Menschen mit Behinderung fertig gestellt werden – direkt gegenüber dem neuen Eingang, mit optimalem Zugang zum Aufzug. ❱ Der Kinderbereich ist nun endlich so weit fertig gestellt, dass er nutzbar ist. Frei zugänglich ist der Bereich zum Kickerspielen, der in absehbarer Zeit noch durch ein weiteres Spielgerät ergänzt wird (s. Fundraising). Da die recht umfangreiche Planung für den restlichen Bereich, der zukünftig einmal über mehrere Ebenen gehen soll augenblicklich nicht finanzierbar ist, haben wir zumindest eine Ebene fertig gestellt, die nun als Turnhalle genutzt werden kann. Der Raum sieht überhaupt nicht aus wie ein Provisorium und ist schon in dieser Form eine Bereicherung. ❱ Vor kurzem haben auch die Arbeiten an der neuen Blockhütte bzw. der Erweiterung der Blockhütte begonnen. Diese Arbeiten gehen sehr schnell voran und der halbe Keller (bzw. das Untergeschoss) steht bereits. Die Planung sieht vor, dass zunächst die neue Hütte komplett gebaut wird, und dann der Anschluss an die bestehende Hütte erfolgt. Auf diese Weise, kann die alte Hütte möglichst lange weiter genutzt werden. Bis Juni wollen wir fertig sein. Für alle, die sich nicht mehr so richtig daran erinnern was das für ein Projekt ist: die bestehende Blockhütte wird erweitert auf Schulklassenstärke, es wird ein rollstuhlgerechtes Bad und zwei rollstuhlgerechte Schlafplätze geben, darüber hinaus ein Lehrerappartment mit eigenem Sanitärbereich. ❱ Hinsichtlich der Baukostenüberschreitung im ersten Bauabschnitt haben wir nun die Begründungen durch die beteiligten Planer vorliegen. Die Regierung von Oberbayern wird die von uns eingereichten Unterlagen prüfen. Ende Mai wird dann ein gemeinsames Gespräch mit den Fördergebern stattfinden, um zu sehen, ob die Kosten nachvollziehbar und damit förderfähig sind. Sollte die Förderfähigkeit gegeben sein, muss im Gespräch geklärt werden, wie weiter verfahren werden kann.

Schlaglichter ❱ Die gemeinnützige Familienerholung in Bayern wird wieder auf der Landesgartenschau vertreten sein um Menschen auf die tollen Urlaubs- und Erholungsangebote hinzuweisen. Natürlich ist die Lan-

gau auch wieder mit von der Partie – diesmal in Landau an der Isar. Wer sich überhaupt einmal ein Bild von der Familienerholung in Deutschland machen möchte kann dies unter www.urlaub-mit-derFamilie.de ❱ Der Shinzo Dojo Weilheim hat in der Langau ein AIKIDO Intensiv Seminar durchgeführt. Das Besondere daran war, dass zehn junge Männer aus Asylunterkünften in Weilheim daran teilgenommen haben. Das Seminar wurde perfekt organisiert von Helmut Fischer aus Weilheim, mit Unterstützung des Arbeitskreises Asyl und der Langau. Die Instruktionen gab Herr Schwinghammer, ein Träger des 4. Dan. Für den Landkreis Weilheim sprach der stellvertretende Landrat Herr Grehl ein Grußwort und auch die Presse wurde auf diese besondere Veranstaltung aufmerksam. ❱ Frau Anne Hertle, die erste und langjährige Hausleitung der Langau feiert am 19.06.2015 Ihren 80. Geburtstag. Wir freuen uns, dass Sie diesen, zusammen mit Ihren Gästen, hier in der Langau feiern wird. In der nächsten Welle werden wir ausführlich berichten.

Fundraising & Spenden Im kommenden Jahr stehen einige Großprojekte auf unserer Liste, für die wir Menschen begeistern wollen ❱ Die Ausstattung des Kinderbereiches. Hier sollen unterschiedlichste Geräte über verschiedene Ebenen die Kinder zur Bewegung anregen und auch für gezielte Übungen zur psychomotorischen Förderung zur Verfügung stehen. Das vorläufige Konzept der Firma Sport-Benz in Winnenden sieht dafür zwischen 50- und 70.000 Euro vor. Einen so großen Betrag erhoffen wir uns durch Anträge an die Aktion Sternstunden, Antenne Bayern hilft, oder ähnliche Organisationen zu bekommen. ❱ Der bereits erwähnte Umbau unserer Blockhütte erfordert einen Eigenanteil in Höhe von mind. 50.000 Euro. Auch hier sind wir auf der Suche nach Unterstützern. Wenn Sie Ideen oder Kontakte haben, dann lassen Sie uns das bitte wissen, wir sind um jeden Hinweis dankbar.

Neue Spenden ❱ Die Schülermitverwaltung der Fach- und Berufsoberschule in Weilheim hat der Langau 700,00 Euro gespendet. Das Geld ist für die Anschaffung eines Speedhockey Tisches für unseren Kinderbereich. Speedhockey ist ein rasantes Spiel für 2–4 Spieler und bei jungen Leuten derzeit recht beliebt. ❱ Aufgrund der sehr umfangreichen Aufgaben zum Jahresabschluss ist es uns noch nicht möglich den aktuellsten Spendenstand mitzuteilen – den erfahren Sie aber wieder in der nächsten Ausgabe der Welle.

Wir danken allen Spendern und Unterstützern unserer Arbeit für ihr Engagement – und sagen ein herzliches „Vergelt’s Gott!“

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