5 minute read
Nachhaltiger Leben
Advertisement
Yvonne Sutter will ökologisches Bewusstsein fördern
Nachhaltig(er)es Leben ist derzeit in vieler Munde und Gedanken. In der Fastenzeit hatte das evangelische Dekanat Vorderer Odenwald unter dem Motto „Weniger ist Mehr“ einen siebenwöchigen, digitalen Workshop für ein nachhaltig(er)es Leben angeboten. Die überwiegend weiblichen Teilnehmer nutzten das Angebot, um sich von Referentin Yvonne Sutter in das Thema einführen zu lassen und zu schauen, in welchen Lebensbereichen man bzw. frau bewusster agieren sollte.
„Doch auch unabhängig der Fastenzeit macht es Sinn, sich über sein Konsumverhalten Gedanken zu machen und kleine Schritte in Richtung eines nachhaltigeren und verantwortlicheren Alltagshandelns zu gehen“, sagt Umweltberaterin Yvonne Sutter und ergänzt: „Wo und wie man dabei beginnt, ist jedem selbst überlassen. Wichtig ist vielmehr, dass man beginnt und sich kleine, erreichbare Ziele setzt.“
Ansatzpunkte gibt es in jedem Lebensbereich, ganz gleich, ob es sich dabei um die Ernährung, die Gesundheit und Hygiene, die Finanzen, die Mobilität oder die eigenen vier Wände handelt. Um sich einmal darüber klar zu werden, in welchen Bereichen man die größten Defizite in punkto Nachhaltigkeit hat, empfiehlt es sich, sich mit dem persönlichen ökologischen Fußabdruck auseinanderzusetzen. Dafür gibt es im Internet verschiedene Rechner (beispielsweise www.fussabdruck.de), anhand derer ersichtlich wird, wie man persönlich im Vergleich zum deutschen Durchschnitt abschneidet. „Am leichtesten fällt eine Veränderung in den Bereichen Einkaufen und Bad“, so die 37-Jährige, die dafür Anregungen geben kann: Ein Ziel könnte es beispielsweise sein, Plastik zu reduzieren und unverpackte Lebensmittel einzukaufen. Dabei sollte man bewusst darauf achten, welche Produkte man wählt, woher die Lebensmittel kommen und unter welchen Bedingungen sie angebaut werden. Eng mit dem Thema Ernährung ist natürlich auch die möglichst ganzheitliche Verwertung von Lebensmitteln verbunden, was dann den Blick in Richtung Food-Saving und -Sharing lenkt.
„Schaut man sich wiederum einmal bewusst in seinem Bad um, wird man feststellen, wie viele verschiedene Plastikflaschen mit Hygiene- und Reinigungsmitteln sich dort finden. Die meisten davon braucht man eigentlich nicht“, ist Yvonne Sutters These. Zum Putzen reicht der gute, klassische Essigreiniger, den man mit Orangen- oder Zitronenschalen für den frischen Geruch noch etwas aufpeppen kann. Die studierte Umweltgeowissenschaftlerin zeigt zudem auf, wie aus einem Herbstausflug fast ein Jahr lang nachhaltig und schonend die Wäsche gewaschen werden kann: „Anstelle eines konventionellen Waschmittels, das bei bestimmten Menschen Allergien auslösen kann, werden einfach Ross-Kastanien verwendet, die man im Herbst zusammen mit seinen Kindern sammeln kann.“ Für eine Waschmaschinenladung reichen bereits fünf Kastanien, die man kleinschneidet und in Wasser über Nacht einweicht. Fertig ist am nächsten Tag das Waschmittel – und wer mag, fügt für besonders verschmutzte Wäsche noch zwei Esslöffel Soda dazu.
Da immer mehr Menschen heutzutage mit Allergien Probleme haben, regt die Klein-Umstädterin dazu an, auch das Deo selbst herzustellen: „Da werden 70 Milliliter Kokosöl, 50 Gramm Natron, 40 Gramm Speisestärke und nach Wunsch ein ätherisches Öl mit dem Lieblingsduft sowie ein Schraubglas zum Aufbewahren der Deo-Creme benötigt. Das Kokosöl wird im Glas auf der Heizung geschmolzen, das Natron-Stärke-Gemisch dann langsam untergerührt, bis eine klümpchenfreie Creme entsteht. Am Ende kann man dem Deo noch seinen persönlichen Wunschduft durch ein paar Tropfen ätherischen Öls verleihen.“ Pro Anwendung wird täglich nur eine erbsengroße Menge davon benötigt, die unter den Achseln verrieben wird. Und Fakt ist: Wer sich erst einmal an diese Art von Deo gewöhnt hat, wird kein anderes mehr mögen.
Das Frühjahr und letztendlich auch die Corona-Pandemie ist für viele Anreiz, um in den eigenen vier Wänden klar Schiff zu machen und wieder einmal auszumisten. Dabei tauchen oftmals Dinge auf, die zu schade zum Wegwerfen sind. Im Gegensatz dazu fällt einem dann eventuell auch auf, was man dringend gebrauchen könnte. „Die ideale Lösung in solch einem Fall sind Tauschbörsen! In den sozialen Netzwerken gibt es darüber hinaus lokale Flohmarkt-Gruppen, in denen man Verschenken, Tauschen und Suchen kann“, rät Yvonne Sutter und verweist zudem auf Second-Hand-Läden und -Kaufhäuser wie Stoffwexel und Tausendfüßler in Groß-Umstadt bzw. das Recycling-Kaufhaus in Roßdorf sowie Oxfam oder Resales in Darmstadt, in denen man günstig gut Erhaltenes erwerben bzw. seine Lieblingsstücke gegen etwas Bares verkaufen kann. Für Leseratten sind wiederum Bücherflohmärkte oder auch die in umliegenden Orten zu findenden Bücherschränke eine gute Möglichkeit, um Lesestoff abzugeben oder neuen zu finden.
Digitalisierung ist heute in aller Munde, dennoch sollte man sich dabei auch über den Energie- und Ressourcenverbrauch bewusst
Bild unten: Yvonne Sutter aus Klein-Umstadt ist Spezialistin für nachhaltigeres Leben. Foto: Yvonne Sutter sein. „Brauche ich wirklich immer ein aktuelles Handy, muss ich ständig im Netz nach Neuigkeiten schauen?“, gibt die Spezialistin für nachhaltiges Leben Denkanstöße. „Wenn ja, finden sich auch in diesem Bereich einerseits nachhaltig hergestellte Hardware und Open Source-Software oder andererseits Suchmaschinen, die Gewinne nach Nachhaltigkeitsstandards re-investieren bzw. ökologische Schäden durch Neu-Bepflanzungen kompensieren. Beispiele dafür wären die Suchmaschinen „Ecosia“ oder „Gexsi.com“.“
Noch einmal einen Schritt weiter in Richtung Nachhaltigkeit kann man gehen, in dem man nicht nur zu einem Öko-Strom-Anbieter wechselt, sondern auch nach „grünen“ Banken, Versicherungen und Krankenkassen Ausschau hält. „Wenn ich in meinem privaten Umfeld schon auf eine gesunde Ernährung und ein nachhaltiges Leben achte, dann möchte ich auch, dass mit meinem Geld entsprechend umgegangen und nur nachhaltige Projekte unterstützt werden“, so Yvonne Sutter weiter. Auch hier kann sie Interessierten eine Menge Tipps geben, die von der ersten nachhaltigen Sachversicherung „Ver.de“ über die klimaneutral arbeitende Krankenkasse BKK Provita bis hin zum „Grünen Investieren“ bei der Umweltbank, FairFinanceGuide.de oder Ähnlichen reichen. Auch Tipps für nachhaltige Reiseanbieter – für einen eventuell noch spontan möglichen Sommerurlaub hat die Klein-Umstädterin parat.
Wer nun selbst Lust bekommen hat, etwas in seinem Leben zu verändern, um mit kleinen Schritten dem großen Ziel der Nachhaltigkeit näher zu kommen, sollte unbedingt gleich loslegen. Jetzt ist der ideale Zeitpunkt! Für diejenigen, denen es alleine schwerer fällt, lohnt die Kontaktaufnahme mit Yvonne Sutter (E-Mail: sustainebrations@posteo.de). Sie kann nicht nur auf nachhaltig agierende Gruppen in Groß-Umtadt verweisen, sondern bietet bei entsprechender Nachfrage im Herbst einen weiteren Nachhaltigkeitsworkshop an. (von Martina Emmerich)
Yvonne Sutter, in Klein-Umstadt geboren und aufgewachsen, ist nach ihrem Studium der Angewandten Geowissenschaften nach Australien ausgewandert, um dort als Umweltberaterin in der Altlastensanierung zu arbeiten. Innerhalb ihrer zehn Auslandsjahre hat sie sich zur Spezialistin für nachhaltigeres Leben entwickelt, sich mit Umweltprojekten beschäftigt und Workshops gehalten. Seit vier Jahren lebt sie mit Mann und Kind nun wieder in Klein-Umstadt, arbeitet bei einem international tätigen Unternehmen im Bereich der Altlastensanierung und hält nebenbei Einzel- und Gruppen-Seminare zu Nachhaltigkeitsthemen. (me)