TagesSatz
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IM P O S TK A S TE N
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TagesSatz
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EDI TOR IAL Liebe Leserinnen und Leser, jeder von uns braucht, neben der Ernährung und Fürsorge durch die Eltern auch ein Mindestmaß an Zuwendung und emotionaler Bestätigung durch sie und andere Bezugspersonen, um nicht zu verkümmern. Der Verhaltensforscher Harry Harlow hat Ende der Fünfziger/Anfang der Sechziger Rhesusaffen-Babys beobachtet, um an ihnen die Grundlagen der Mutter-Kind-Bindung zu erforschen. Er setzte die jungen Affen allein in einem Käfig aus. Sie hatten die Wahl zwischen zwei Mutter-Attrappen. Eine aus nacktem Draht nachgebildete war die „milchspendende“ Mutter. Eine zweite, allerdings mit Stoff bezogene diente ebenfalls als Ersatzmutter, gab aber keine Milch. Harlow konnte nun folgende Beobachtungen machen: bei der nackten Drahtmutter hielten sich die Affenbabys nur zur Nahrungsaufnahme auf. Anschließend wechselten sie zur Stoff-Attrappe und kuschelten sich an sie. Harlow setzte seine Affenbabys nun verschiedenen Umgebungen aus: einige Tiere isolierte er völlig, in einer anderen Gruppe ließ er nur die Beziehung zur Mutter zu. Eine dritte Gruppe hatte Kontakt zur Mutter, wie auch Spiel-Kameraden. Es zeigte sich, dass Äffchen, die ohne Spielkameraden auskommen mussten, später oft ängstlicher als ihre Artgenossen waren, die Spielkameraden hatten. Bei völlig isoliert aufgezogenen Tieren beobachteten die Forscher gravierende VerhaltensStörungen, die man heute unter dem Begriff Hospitalismus auch beim Menschen kennt. Negative Folgen sind dann oft erst auf den zweiten Blick erkennbar. Es kann zu psycho-affektiven Störungen, also Veränderungen und Verzögerungen im Antrieb, der Wahrnehmung oder auch im Fühlen und Denken kommen. Der Mensch ist nicht nur Individual-, sondern auch Sozialwesen. In Liebe fühlt er sich zu anderen Individuen hingezogen. Dieses Gefühl lebt er eventuell in einer Beziehung mit einer anderen Person in verschiedenen Verhaltensweisen, Empfindungen und Interaktionen mit dem Partner auch in seiner Sexualität. Dabei fühlt er sich in Zärtlichkeit zum Gegenüber hingezogen. Er zeigt dem Partner durch Berührungen, Blicke und Worte, was er für ihn empfindet. Dies schließt auch die Bewahrung vor Unangenehmem mit ein. In unserer ach so aufgeklärten Gesellschaft sollten auch Lebens-Entwürfe eine Berechtigung haben, in denen zwei gleichgeschlechtliche Partner sich zueinander hingezogen fühlen und einem gemeinsamen Kinderwunsch (zum Beispiel durch eine Adoption) Ausdruck verleihen können. Da sollte nicht mehr das Geschlecht der Eltern die entscheidende Rolle spielen, sondern der Umstand, dass sie den Kindern stabile, verlässliche und liebevolle Rahmenbedingungen für ihr Aufwachsen bieten können. Eine anregende Lektüre wünscht Ihnen
Harald Wörner (Redaktionsleitung Kassel)
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Max Apel
TA G E S S ATZ INT E R NAT IONA L
Stadt mit zwei Gesichtern
Stadt der Liebe und der Mode, Ort der Kunst und der Magie – das ist Paris! Ich mache mich auf, diese viel besungene Stadt zu entdecken und ihrem Mythos zu verfallen. „Dass ich hier nicht länger durfte bleiben, lässt glückstraurig jetzt mich selber quälen. Morgen aber werd’ ich frech erzählen und deutschabenteuerlich viel übertreiben.“ (Joachim Ringelnatz)
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espannt stehe ich im überfüllten Zug, der mich vom Flughafen Paris, Charles de Gaulle ins Zentrum bringen soll. Am Fenster ziehen verschmutzte Bahndämme und Vororte vorbei. Einzelne, übergroße Pappkartons liegen unter Brücken, erst langsam realisiere ich, dass es sich hierbei um „Wohnungen“ handelt. Ich fahre an ganzen Siedlungen aus Müll vorbei, die sich entlang der Bahngleise drücken. Pappe, Plastik, Wellblech, ein offenes Feuer und Menschen, die hier leben. Mitten in Paris. Benommen komme ich im Zentrum an. Dies soll sie sein, die Stadt der Liebe? Auf dem Weg durch Montmartre lassen ich mich in die Kunst des französischen Frühstücks einführen: Kaffee und Croissant. Es schmeckt herrlich, ich genieße die Sonne auf den Treppenstufen zur Sacre Coeur und beobachte das erwachende Leben auf der Straße. Ein altes Karussell öffnet seine Läden, das weiße Schaukelpferd dreht seine Runden auf dem Dach. Ich schlendere gestärkt in Richtung Seine. Mittlerweile scheint die Sonne, modische Brillen werden gezückt, die kleinen Cafés am Straßenrand stel-
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* ELISABTEH HOHENSEE VOR ORT IN PARIS len Stühle auf den Bürgersteig. Eine kleine Pause im Park, Beine und Seele baumeln lassen, ein Café à emporter und ich fühle mich schon richtig französisch: „O-ho, c’est la vie.“ Nur die Nase ist von meinem Ausflug wenig beglückt: Paris stinkt! Typischerweise ist jedoch auch dieses Detail der selbstbewussten Stadt poetisch bearbeitet worden. In dem Gedicht Abschied von Paris von Joachim Ringelnatz schreibt ein Paris-Besucher an die daheimgebliebene Geliebte: „Denke dir nur: Jede siebente Laterne hier ist ein naives Pissoir.“ Ich laufe weiter in Richtung Notre Dame, am Seineufer werden antiquarische Bücher, Postkarten und alte Ansichten von Paris feilgeboten. Ich stöbere, doch meine Füße klagen: „Paris bedeutet laufen.“ Diesen Ausspruch von Victor Hugo kann ich erst jetzt verstehen. Hugo hat Recht, nur laufend kann diese Stadt erkundet werden! Ich spaziere am Seineufer im Sonnenschein, die vor mir liegende Pont des Arts leuchtet mir in strahlendem Gold entgegen. Ich komme näher und stelle fest, dass es sich bei der schimmernden Verzierung der Gitter um Schlösser handelt, die Liebende dort hinterließen.
Abertausende Zeugnisse der vielbesungenen Liebe in Paris. Ich passiere dies goldene Versprechen, diese Sehnsucht nach ewiger Liebe, die sich festhakt an der Reling der Brücke. Hier muss Kurt Tucholsky inspiriert worden sein: „Da stehe ich auf der Brücke und bin wieder mitten in Paris, in unserer aller Heimat. Da fließt das Wasser, da liegst du, und ich werfe mein Herz in den Fluss und tauche in dich ein und liebe dich.“ (Das Pyrenäenbuch, 1927). Ich habe sie gefunden: die Stadt der Liebe! Berauscht und benommen von Kunst, Liebe, erfüllter Sehnsucht und der Pariser Lebensart trete ich die Rückreise an. Und plötzlich sind sie wieder da, diese Siedlungen aus Pappkartons. Ich hatte sie erfolgreich verdrängt auf meinem bourgeoisen Höhenflug durch Paris. Doch sie bleiben: Die Unterkünfte der Ärmsten. Sie halten sich ebenso hartnäckig wie der Mythos von Paris, der erfüllte Liebe verspricht. Sie bleiben der mahnende Zeigefinger, der die Reisenden auf den Boden der Tatsachen zurückholt. Sie bleiben unbesungen.
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I NHALT
SHADES OF MAY 8 10 12 14 15
Das totale Paar ANTONIA STOLL Der Magen und die Liebe CHRISTIN PRÜTER BDSM – Gegenseitiger Respekt CAROLIN KÜLLMER Zur Sache, Schätzchen! SABRINA ERDMANN Traumhafte Begebenheit HEINZ BECHLARS
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RUBRIKEN 3 Editorial 4 TagesSatz International 16 Verlosung von JT-Karten 17 Paragraphenreiter 21 Der Comic 26 Kultur-Empfehlungen 28 Straßengeflüster Gedanken eines
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mit OLIVIA JONES UTE KAHLE
GÖTTINGEN
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18 Das war doch aber schon immer so UTE KAHLE 20 Barrierefrei durch Göttingen – Ein Erfahrungsbericht FSJ-GRUPPE 2 (KINDERHAUS E.V.)
TagesSatz-Verkäufers 29 Die Kochnische 30 Hinter den Kulissen 31 Zwischen den Zeilen 32 Was es sonst noch gibt 33 Der Ticker Nächstes Mal Impressum 34 Wohin, wenn
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Du wählst das Ziel! HARALD WÖRNER Industriekultur – Wertschätzung und neue Nutzung NORA MEY Der zukünftige und der gegenwärtige Mensch KATHARINA SCHWARZ
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Ort, Datum Unterschrift
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Ute Kahle
DAS GESPRÄCH
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„ ... ein Autogramm zwischendurch muss sein“ Multitasking bei der Vorstellung ihres Schampus: Während ihrer Autogrammstunde im Kaufpark Göttingen, sprach der TagesSatz mit Olivia Jones über ihre neuesten Projekte, Selfies, Stadtführungen durch ihren Kiez St. Pauli und ihr soziales Engagement.
* UTE KAHLE IM GESPRÄCH MIT OLIVIA JONES
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livia, wir wissen ja, das du den Straßenzeitungen gewogen bist und auch immer wieder uns Interviews gibst. Dankeschön dafür. Woher kennen dich eigentlich mehr Leute, aus dem Dschungel oder von deiner Arbeit auf St. Pauli?
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Das weiß ich nicht genau, aber der Dschungel hat meinen Bekanntheitsgrad enorm erhöht. Und führt dazu, dass ich nun auch ungeschminkt als Oliver erkannt werde. Aber ich kann zum Glück auch noch in der Bahn unerkannt fahren, solange ich sitze.
Wenn ich aufstehe werde ich schon eher erkannt, manche denken da aber auch an einen Basketballer. Die sind ja auch so groß. Hase, du bist aber hier auch nicht ganz unbekannt, kannst du bitte noch mal ein Foto machen von mir und dem netten Radiomoderator?
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DAS GESP R ÄC H Natürlich, gesagt getan, du hast ja auch mit Rebecca Siemoneit-Barum eine neue Freundin durch den Dschungel gefunden und so ist sie auch eben aus Einbeck rüber gekommen, um dich bei deinem Termin hier zu unterstützen. Habt ihr euch eigentlich so oft getroffen, wie ihr das wolltet? Leider nicht. Sie ist ja auch zweifache Mutter, hat auch viel Arbeit und zeitlich einiges zu tun und ich habe ja auch recht viele über ganz Deutschland verstreute Termine und meine Bars in Hamburg. Da bin ich ja zeitlich auch recht gebunden, aber sehr glücklich, dass es nun so gut läuft. Das war ja bei mir nicht immer so. Aber ich freue mich immer wenn wir uns irgendwo kurz oder lang sehen. Wir haben ja vorhin schon beim Schminken eine Runde geschwatzt und mal die Neuigkeiten getauscht. Das ist schon sehr schön. Fehlt dir eigentlich die klassische Familie oder reicht dir deine St.PauliFamilie als Ersatz?
Ich muss mich nur noch zurückstylen nachher, nicht das ich so im Zug aufschlage. Das gäbe Bahnchaos.
Er hat mir auch die Möglichkeit geboten, mich als Travestie-Künstler zu dem zu entwickeln, was ich heute bin.
Hast du denn wenigstens vor deiner Autogrammstunde etwas von den Kochshows hier zur Grünen Woche mitbekommen?
Du giltst ja auch als langjährige Unterstützerin der Christopher Street Days in Hamburg, ist es heute immer noch genauso wichtig, für diese Toleranz zu werben und sie auch als Rollenmodell vorzuleben?
Leider nicht. Hase, ich habe ja auch schon den Bürgermeister verpasst, aber er hat zum Glück genug Suppe gekocht und ich habe was zum Probieren bekommen. Der rührt ganz lecker was an. Die Schulkinder hier haben auch ganz tolle alkoholfreie Cocktails gemacht, die müsst ihr alle gleich noch probieren, liebes Publikum. Olivia, du bist ja multitaskingfähig, gleichzeitig Autogramme, Selfies und Interviews mit der Presse, kann man das üben? Hase, das muss man nicht üben, das kann man oder auch nicht. Mir macht es ja auch unheimlich Spaß. Ich liebe es auch in meinen Bars meinen Gästen
Das ist eines der Projekte, die mich noch lange begleiten werden und auch nichts an Wichtigkeit verlieren. Wenigstens ein Mal im Jahr muss ganz Hamburg über den Tellerrand schauen. „Keine Angst in Andersrum – eine Geschichte vom anderen Ufer“ ist ja der Titel deines Kinderbuches für ganz junge Kinder ist das ein Projekt, das dir persönlich sehr wichtig war? Ja, damit es Kinder im Leben ein Mal leichter haben als ich und wissen, dass es mehr Beziehungsformen als Mutter, Vater, Kind geben kann und davon das Abendland nicht untergeht. Vielfalt und Toleranz, das soll gezeigt werden, mit Humor und nicht dem erhobenen Zeigefinger. Hase, ich hoffe das ich es kindgerecht und unkompliziert gemacht habe.
„Offenheit und Toleranz gab es nur an wenigen Orten“
Nein ich habe ja eine Familie, nur das halte ich bewusst privat und meine St.Pauli-Familie ist so schön verrückt, mein Hase, da müsst ihr mal mit den ganzen Verkäufern und Redakteuren vorbeikommen. Dann zeige ich euch meinen Kiez, nicht nur von vorne, der hat auch von hinten ganz viele schöne und auch traurige Ecken. So mein Hase und jetzt muss ich grad mal ein paar Selfies mit den Göttingern machen, nicht das meine Fans noch zu kurz kommen. Wie viele Selfies machst du mit deinen Fans eigentlich pro Tag? Das hab ich noch nie gezählt, aber es ist ja schon eine Menge. Wenn die Fans hier alle schon so lange Schlange stehen und zwei, drei Stunden warten, dann mache ich auch länger. Eigentlich wäre schon vor über einer Stunde Schluss gewesen, aber da wären so viele enttäuscht gewesen, das geht nicht.
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beim Spaßhaben zuzuschauen. Das ist ja mein zweites Wohnzimmer und ein großes Kompliment für mich. Ich versuche ja sozusagen eine Art kreativen Denkmalschutz zu betreiben, es ist schade, dass alles abgerissen wird, wie zuletzt die Esso Tankstelle und die Esso Hochhäuser. Da haben viele die bezahlbaren Wohnungen auf St.Pauli verloren. Es ist ja nicht nur ein Kiez, da wohnen ja auch Familien und es ist ein tolles einmaliges Miteinander. Gelebte Toleranz. Gelebte Toleranz, ein Motto das dich damals in Hamburg angezogen und zum Bleiben verleitet hat?
Nach der Leseprobe die ich bekommen habe, ist das sicher sehr gut zu verstehen. Deine Aktionen sind ja immer mit viel Humor durchsetzt. Wenn ich da so an deine „Verhaftung“ durch die Hamburger Davidwache im Hähnchen-Kostüm bei einem Protest für PETA denke, wird es da nicht bald mal Zeit für eine Neuauflage? Hase, lass dich überraschen. Danke für das Gespräch.
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Offenheit und Toleranz, die gab’s vor fast 30 Jahren nur an ganz wenigen Orten, St. Pauli war einer davon und hat mich damals magisch angezogen.
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Pierre Auguste Cot
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Das totale Paar Die monogame Ehe gilt hierzulande als die Norm. Eine Institution, die die Partner nicht nur biografisch, sondern auch finanziell und rechtlich beeinflusst. Ist das gut?
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Ich habe Ingrid kleingemacht. Kommen Sie sofort.“, mit diesen Worten zeigte sich 2009 ein pensionierter Arzt bei der Polizei an. Die Geschichte stammt aus „Verbrechen“, einem Erzählband Ferdinand von Schirachs, in dem er von realen Fällen berichtet. Der Ehemann war mit seiner Frau über Jahrzehnte hinweg totunglücklich gewesen, hatte sein Eheversprechen aber zu ernst genommen, um sich von ihr zu trennen. Eines Tages „brannte ihm die Sicherung durch“ und er tötete seine Gattin mit einer Axt. Natürlich scheitern die wenigsten Beziehungen auf solch groteske Weise. Aber die Literatur ist voll von Werken über die Monogamie und darüber, wie sie einfach nicht funktionieren will. TagesSatz
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TI TELTH E M A Ebenso wie in unserer Gesellschaft davon ausgegangen wird, dass jedes Individuum heterosexuell ist, bis das Gegenteil bewiesen ist, erscheint Monogamie als das anzustrebende Beziehungsmodell – und das, obwohl es nicht sonderlich erfolgreich ist: Um die 43 Prozent der Ehen werden wieder geschieden. Anschließend kann ein neues Leben begonnen und eine neue Verbindung eingegangen werden. So etwas nennt sich serielle Monogamie: Man hat viele unterschiedliche Partner, aber nacheinander. Sobald eine Beziehung vorbei ist, beginnt die nächste, wieder mit dem Anspruch der Ausschließlichkeit. Das war bei Weitem nicht immer so. Es wird davon ausgegangen, dass in der Steinzeit mehr oder weniger Polygamie praktiziert wurde, da das Leben in einem großen Verband Schutz bot und gemeinsame Jagd erfolgreicher war. Weil die Nahrung also gemeinsam beschafft wurde, durften auch alle Gruppenmitglieder davon essen. Als die Menschen sesshaft wurden und mit der Landwirtschaft Besitzverhältnisse entstanden, wollten die Männer sicher sein, dass der Nachwuchs, den sie mit den Früchten ihrer eigenen Arbeit versorgten, auch tatsächlich von ihnen stammte. Die Ehe war eine Zweckgemeinschaft, die für beide Partner Vorteile brachte: Der Mann konnte so seine Linie weiterführen und den Besitz vererben. Die Frau wurde durch den Mann versorgt. (Der Zugang zu Ressourcen war für Frauen also an Attraktivität gekoppelt, da diese Fruchtbarkeit suggerierte und sich so ein Mann als Ernährer finden ließ. Je reicher der Mann, umso begehrenswerter war er, verhieß er doch eine sichere Versorgung.)
glücklich zu sein. Mit dieser Idee vom Glück lässt sich viel Geld verdienen – es gibt unzählige Ratgeber etwa darüber, wie man verlorene Leidenschaft wieder erweckt oder zu neuer emotionaler Verbundenheit findet. Heutzutage ist es nicht mehr die Regel, ewig zusammenzubleiben, aber die Ideale sind noch ähnlich wie damals – sie werden nur mitgenommen, von einem Partner zum Nächsten. Ein Blick auf die hormonellen Ursachen der Liebe zeigt, dass die stürmischen Gefühle, von denen so viele Lieder und Gedichte handeln, mit Serotoninmangel bei gleichzeitigem Dopaminüberschuss einhergehen. Die Lust wird von dem Hormon Testosteron gesteuert, nach dem Sex wird zudem das Bindungshormon Oxytocin ausgeschüttet. Und Adrenalin macht uns empfänglicher für die Anziehungskraft anderer Menschen, wie die Experimente der Wissenschaftler Donald Dutton und Arthur Aron aus dem Jahr 1974 bestätigen: Sie ließen
Es wäre für den Körper auch zu anstrengend, in ständiger „Alarmbereitschaft“ zu sein. Glaubt man der Repräsentation in der Öffentlichkeit, so sollten aber Menschen – vor allem Männer – immer Lust auf Sex haben und die ganze Beziehung vor Glück und Leidenschaft sprühen. Das ist genauso unrealistisch wie die Suggestion, das Rauchen unabhängig und frei macht oder ein Deo 96 Stunden lang wirken kann. Tatsächlich ist es vollkommen normal, dass die Lust nachlässt – zumindest die auf den eigenen Partner, andere Personen können durchaus wieder als attraktiv empfunden werden. Wie wäre es denn, wenn man über die Entwicklung der Gefühle (die eine biologische Ursache hat und nichts über die moralische Wertigkeit eines Menschen aussagt) spräche und sich darüber einige, inwieweit man bereit wäre, die Beziehung zu öffnen? Dann könnten beide Partner auch noch mit anderen Menschen Verbindungen eingehen aber immer zur primären Beziehung zurückkehren, um sich zu versichern, dass sie immer noch die wichtigste ist. Und dann immer wieder Kompromisse aushandeln und gemeinsam wachsen. Wenn die Beziehung aus gutem Grund besteht, können auch keine Nebenbeziehungen oder Affären ihr schaden.
Man verwechselte Höhenangst mit Verliebtheit.
Erst Ende des 18.Jahrhunderts, mit Beginn der Romantik kam die Liebesheirat auf und damit der Anspruch, Liebe und Leidenschaft mit einer rechtlichen, wirtschaftlichen Verbindung zu kombinieren – ein großer Luxus, aber auch eine Bürde. Heutzutage wird von Ehepaaren erwartet,
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Probanden sich entweder hinter einer kleinen, stabilen Brücke begegnen oder nach der Überquerung der Capilano Canyon Hängebrücke in North Vancouver. Diese hängt in 76 Metern Höhe, ist 137 Meter lang – und so wackelig, dass sie mit dem Wind schwingt. Wem man dahinter begegnete, den fand man deutlich attraktiver als jemandem, den man nach der Begehung einer niedrigen, festen Brücke über den Weg lief. Man verwechselte gewissermaßen Höhenangst mit Verliebtheit, auch weil die Symptome sich ähneln. Das berühmte Herzklopfen, ein komisches Gefühl im Bauch sowie Schlafund Appetitlosigkeit rühren vom Ungleichgewicht der Hormone her. Erwiesenermaßen stabilisiert dieses sich wieder nach zwölf bis 18 Monaten und die Verliebtheit flaut ab.
In unserem Zeitalter ist es dank unzähliger Datingplattformen ein Leichtes, neue Partner kennenzulernen. Schwieriger ist es, mit einem zusammenzubleiben, ohne dabei unglücklich aneinander vorbei zu leben. Womöglich funktioniert das besser, wenn auf totale Treue weniger Wert gelegt wird. Die Zeit der Romantik ist vorbei. Heute qualifizieren Menschen sich nicht mehr an einem schicksalshaften Tag für eine (lebens)lange Beziehung, indem sie einen Drachen oder andere Ungeheuer töten, sondern allmählich, indem sie ihren Partner oder ihre Partnerin aushalten, selbst wenn er oder sie selbst mal ein Drache ist.
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Der Magen und die Liebe Fast jeder von uns dürfte schon einmal gehört haben, dass es heißt „Liebe geht durch den Magen“. Dennoch wissen die wenigsten, was es mit der Redensart auf sich hat.
Peter Gugerell
* CHRISTIN PRÜTER
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ie Redensart, dass Liebe durch den Magen gehe, ist alltäglich und fast jedem bekannt. Aber als ich in meinem Freundeskreis hinterfragt habe, was damit verbunden wird und was die Redensart für eine Bedeutung habe, wurde ich nur mit großen Augen angestarrt. Feststeht, mit der Redensart verbinden die meisten Menschen gutes Essen, gemeinsames Kochen und Speisen und somit im weiteren Sinne Geselligkeit, Familie, Freundschaft, Zweisamkeit und Partnerschaft. Soweit so gut, dennoch wollte ich mehr darüber wissen. Das Internet bietet ein buntes Potpourri an Erklärungen.
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en Recherchen nach ist nicht eindeutig geklärt, wo und wann die Redensart ihren Ursprung hat. Es wird davon ausgegangen, dass derjenige, der gut kochen kann, leichter die Zuneigung, Aufmerksamkeit und Neugierde anderer gewinnt. Aber auch die klassische Rollenverteilung zwischen Mann und Frau in früheren Zeiten ist ein Ansatz, um den Ursprung zu klären. Männer versorgten die Familie in finanzieller Hinsicht, während die Frauen für den Haushalt, die Erziehung der Kinder und das Kochen verantwortlich waren. Wenn Frauen ihre Männer nach dem Feierabend mit Leibgerichten verwöhnten, galt das als Liebesbeweis. Das Sprichwort „Der Weg zum Herzen eines Mannes geht durch seinen Magen“ stammt ebenfalls aus früherer Zeit und ist inhaltlich eng verknüpft mit der Redensart „Liebe geht durch den Magen“. Ein mit Liebe zubereitetes Essen gilt auch heute als eine Art, Zuneigung und Wertschätzung zu zeigen, zu gewinnen und aufrechtzuerhalten. Dabei ist festzuhalten, dass die typische Rollenverteilung mittlerweile ausgedient hat und die Küche keine Frauendomäne mehr darstellt. Eine Studie des Meinungsforschungsinstituts Forsa von 2010 gibt an, dass 65 Prozent der Befragten gemeinsame Mahlzeiten als sehr entscheidend für eine funktionierende Beziehung einstufen und zeitweise wichtiger als Sex bewerten. Denn man beschäftige sich miteinander, setze sich mit dem Partner auseinander, gehe auf ihn beziehungsweise seine Vorlieben und Wünsche ein und schließe Kompromisse. Aber auch die gelebte Ernährungsund Lebensweise kann Einfluss auf das Miteinander oder besser die Liebe haben. Jede(r) Dritte stimmte in selbiger Studie dem Satz zu: „Ich könnte nie mit einem Vegetarier zusammen sein.“ Das spricht dafür, dass das gemeinsame Essen und hierbei gleiche Vorlieben einen hohen Stellenwert einnehmen und in diesem Sinne: die Liebe beziehungsweise die Wahl des Partners „durch den Magen geht.“ Eine andere Perspektive aus der die Redewendung betrachtet werden TagesSatz
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TI TELTH E M A kann, ist der Zusammenhang zwischen Stimmung und verspürtem Appetit. Auch wenn einige Menschen davor gefeit sein mögen, oft ist es so, dass unterschiedliche Gemütszustände auf den Magen schlagen. Unser Appetit wird daher offensichtlich von Gefühlen gesteuert. Wenn wir frisch verliebt und glücklich sind, verspüren wir seltener Hunger und können sprichwörtlich nur von Luft und Liebe leben. Denn Verliebtheit bedeutet besonders in der aufregenden Anfangszeit eine Art positiven Stress für den Körper, da man sich vollends auf den Partner konzentriert und darauf, eine möglichst gute Figur in der Kennenlern-Phase zu machen.
be der Hormonhaushalt schon hoch, braucht der Körper keine zusätzliche Hormonzufuhr. Das Gehirn sendet keine Signale an den Magen, Nahrungsnachschub zu benötigen und wirkt daher wie ein emotionaler Appetitzügler. Glückliche Menschen verspüren daher seltener ein Hungergefühl auf ungesunde Lebensmittel, wodurch das ungezügelte Schlemmen ausbleibt. Aus diesem Grund ist das Hormon Phenylethylamin auch häufig in Diätprodukten und Fitnessdrinks zu finden.
Appetit und Gefühle Lebensmittel wie Granatapfel, Erdbeeren, Austern und Gewürze wie Vanille, Safran, Chili, Muskatnuss, Zimt und Ingwer gelten als Lustmacher. Ursächlich für die gesteigerte Lust sind unter anderem die in den Nahrungsmitteln enthaltenden stoffwechselanregenden Mineralstoffe. Diese können Einfluss auf den Blutfluss sowie die Testosteron- und Spermienbildung haben oder euphorisierend und stresshemmend wirken. Scharfe Gewürze wirken stimulierend, da sie ein Wärmegefühl erzeugen, die Schweißproduktion anregen und die Schmerzrezeptoren stimulieren, das heißt, dass durch den sanften Schmerz
In stressigen Situationen, bei negativer Stimmung, während Trennungen, bei Sorgen und Kummer ist hingegen das Gegenteil der Fall. In der ersten Phase ist der Appetit zwar gezügelt. Mit der Zeit aber geben wir uns dem Frust hin und fangen an, uns mit Schokolade oder anderem Ungesunden zu trösten. Das machen wir mehr oder weniger unbewusst, um ein ähnliches Wohlgefühl zu erhalten, wie wir es bei der Liebe und der Verliebtheit empfinden. Das Phänomen des gezügelten oder ungezügelten Appetits scheint einen einfachen Grund zu haben: es sind Hormone. Beim Naschen wird das Belohnungszentrum im Gehirn aktiviert und eine Menge Glücksstoffe wie beispielsweise Phenylethylamin ausgeschüttet. Das Gleiche passiert auch, wenn Menschen verliebt sind.
Abschließend ist festzuhalten, dass bei der Planung von Mahlzeiten, dem Einkauf, der Zubereitung oder dem Verzehr, man Partner und Freunden sehr nahe ist. Man schenkt einander Aufmerksamkeit und erhält so die romantische oder platonische Beziehung frisch. Die Verbundenheit wird verstärkt und bewirkt im weitesten Sinne, dass die Liebe erhalten bleibt, wenn der Magen beteiligt ist.
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Sigismund von Dobschütz
Mit der Zeit legt sich der Stresszustand und Ruhe kehrt ein, da die Beziehung gefestigt ist und die Fronten geklärt sind. Das ist aus biologischer Sicht auch notwendig, denn wenn der Partner erst einmal gefunden ist, geht es vorrangig um die Fortpflanzung. Hierfür ist die Nahrungsaufnahme wichtig, um die entsprechende Energie zu liefern. Die primitive Faustformel könnte demnach so aussehen: Partner suchen und imponieren = wenig Essen, Partner gefunden und gebunden = Essen für die Fortpflanzung.
das Glückshormon Endorphin ausgeschüttet wird. Um aber beispielsweise nachweislich einen stimulierenden Vitamin-C-Pegel zu erhalten, müsste man mehr als eine Hand voll Erdbeeren verspeisen. Das Vitamin C und die Süße steigern dann die Ausschüttung von Sexualhormonen. Zusätzlich enthält die Erdbeere Zink, das für eine erhöhte Testosteron-Ausschüttung verantwortlich ist. Die süßen Duftstoffe der Vanilleschote ähneln lustmachenden Pheromonen, also Botenstoffen, die bei dem Empfänger einen Reiz auslösen. Da viele Obstformen und -farben auch Fruchtbarkeit und Sinnlichkeit symbolisieren, ist aber auch die anregende Atmosphäre, die durch das Futtern von Weintrauben, Erdbeeren oder Kirschen erzeugt werden kann, nicht zu unterschätzen.
Die Liebe und das Essen liegen somit nahe beieinander. Ist durch die LieTagesSatz
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BDSM – Gegenseitiger Respekt Der derzeit in den Kinos populäre Film „50 Shades of Grey“, welcher auf der gleichnamigen Romantrilogie basiert und sich mit der Thematik des Sado-Masochismus auseinandersetzt, wirft unter den unkundigen Zuschauern einige Fragen auf. Er wird heiß diskutiert, da er die Tabuthematik BDSM „massentauglich“ gemacht hat. Doch was ist nun BDSM wirklich?
* CAROLIN KÜLLMER
Chikadee (freeimages)
örtlich setzt sich der Begriff zusammen aus Bondage & Discipline, Dominance & Submission, Sadism & Masochism. Alle diese Varianten des BDSM haben gemeinsam, dass sich die Beteiligten freiwillig aus ihrer Gleichberechtigung in ein Machtgefälle begeben. Der devote Partner gibt einen bestimmten Teil seiner Autonomie auf und übergibt sie dem dominanten Partner. Beide (oder mehrere) Beteiligte erzielen daraus einen Lustgewinn (Lustschmerz). Der dominante Partner wird auch Dom oder Top genannt, der devote Partner auch Sub oder Bottom.
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TI TELTH E M A BDSM-Handlungen finden während einer festen Zeitspanne meist in Form eines erotischen Rollenspiels statt; ein einzelnes BDSM-Spiel wird Session genannt. Viele der innerhalb von BDSM ausgeübten Praktiken wie Schmerzzufügung, Erniedrigung oder Unterwerfung würden ohne den Zusammenhang zur speziellen sexuellen Vorliebe als unangenehm empfunden werden. Geschlechtsverkehr, wie etwa Oral-, Vaginal- oder auch Analverkehr kann innerhalb einer Session vorkommen, ist jedoch nicht essentiell. Die grundlegende Basis für die Ausübung von BDSM ist, dass es prinzipiell von mündigen Partnern, freiwillig und in gegenseitigem Einverständnis in einem sicheren Maße praktiziert wird. Der Film „50 Shades of Grey“ vermittelt leider ein falsches Bild, da eine komplett unerfahrene Partnerin „Vanilla“ (für die gängige Eis-Geschmacksrichtung Vanille) ausgewählt wird und psychische und physische Gewalt ohne explizite Einwilligung erfährt bzw. Stalking ertragen muss. Andererseits ist natürlich die Freiwilligkeit auch nicht immer garantiert, so dass in der Vorstellung diese Praktiken auch gut skandalisiert werden können.
Um die unabdingbare Einvernehmlichkeit (Konsensualität) der Praktiken sicherzustellen, wird generell zu einem intensiven Vorgespräch über die Wünsche der Beteiligten und den Verlauf, sowie die Grenzen der geplanten Aktivitäten geraten (vor allem bei unbekannten Personen). Entsprechende detaillierte Gespräche sind allgemein üblich. Zusätzlich wird in der Regel auch ein Safeword vereinbart, bei dessen Nennung die Handlung zu jeder Zeit unmittelbar abgebrochen werden muss. Für den Fall, dass die Sprachfähigkeit des sich unterwerfenden Partners eingeschränkt wird (Aufregung, Adrenalin, Knebel), sind Augenkontakt oder Handzeichen die einzigen Verständigungsmittel und daher von ganz entscheidender Bedeutung für die Sicherheit der Praktiken. Der effiziente und vertrauensvolle Umgang mit Safewords ist eine der absolut notwendigen Voraussetzungen für BDSM. Besonders beim Bondage (kunstvolle Fesselung) ist ein kundiger Partner von Nöten, der Einschlafen der Gliedmaßen etc. verhindert. Rauschmittel wie Alkohol oder Drogen sollten generell vor Sessions nicht konsumiert werden.
und meinen, dass der Partner sich den Wünschen des anderen unterordnet. In der BDSM-Szene, die sich länderübergreifend in Netzwerken austauscht und auch in den Printmedien eine Lobby hat, wird dieses Machtgefälle eben bewusst eingesetzt und gelebt. Die Fetische und Vorlieben sind so vielfältig, wie die Menschen selbst. Weder eine „gestörte Elternbindung“ noch „schwere Kindheit“ machen Menschen zu Sadisten, Masochisten oder Latex/Leder-Liebhabern. Ihr Verhalten ist genauso „normal“ wie das von jemandem, der in seinem Keller Eisenbahnen sammelt oder rosa Hemden trägt. Diskriminierung und Stigmatisierung im Alltag kann man als SMler umgehen, indem das „Coming Out“ nur im ausgewählten Kreis stattfindet. Die Kollegen im VW-Werk oder die Großmutter beim Kaffeekränzchen sind sicherlich weniger zugänglich für Vorlieben und Spielarten außerhalb der sogenannten Normalität. Auf Nachfragen sollte man freundlich reagieren. Man redet ja auch sonst nicht vor jedem Menschen über sexuelle Erlebnisse mit dem Partner. Vorurteilen und Klischees in den Köpfen sollte durch sachkundige Antwort begegnet werden.
Fetische und Vorlieben sind so vielfältig, wie die Menschen selbst
Die Vorstellung von Sexualität, die in der normativen Gesellschaft durch heterosexuelle, monogame Zweierbeziehungen „dominiert“ wird, ist oftmals geprägt von der Annahme, diese andere Art von Lebenseinstellung wäre einer Randgruppe der Gesellschaft zuzuordnen. Die Psychologie sprach früher sogar von einer „Triebstörung“. Die Realität sieht jedoch so aus, dass BDSM-Praktiken schon in gutbürgerlichen Schlafzimmern in der leichten Variante durch „Plüschhandschellen“ oder den Klaps auf den Po stattfinden und sich auf entsprechenden Partys -„Play Partys“- Vertreter jeder Gesellschaftsschicht einfinden. Eine Play Party ist von Swinger Partys abzugrenzen und beinhaltet nicht zwangsläufig Geschlechtsverkehr oder Partnerwechsel! Dresscode und Tabus werden vor Partybeginn abgesprochen. TagesSatz
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Zwischenmenschliche Beziehungen sind durch Abhängigkeiten voneinander geprägt. Diese können finanziell sein oder sich unter dem Begriff der Liebe verstecken. Fakt ist jedoch, dass der Unterwerfungsaspekt weder neu noch unbedingt pervers ist und sein muss. In langjährigen „Stino“ (Stinknormal)-Beziehungen oder Ehen kann es durchaus sein, dass ein Ehepartner den anderen verbal oder physisch dominiert und dies nicht einmal mehr als solches wahrgenommen wird. Das kann die Kleiderwahl des Partners beim gemeinsamen Einkauf betreffen „er zieht XY nicht an...das gefällt IHM nicht“ oder sich in stereotypen Aussagen wie „meine Frau mag das nicht, Sie wissen ja, wie Frauen sind“ ausdrücken
Es gibt bestimmte Zeichen innerhalb der Szene, an denen sich die Praktizierenden im Alltag auf der Straße erkennen können. Durch Gothic-Mode verschwimmen diese teilweise, da beispielsweise das Halsband mit dem traditionellen „Ring der O“ vorne auch von Subkulturen getragen wird. Ebenso finden sich sog. „slave rings“ auch auf Mittelaltermärkten oder Festivals, ohne dass der Träger über deren Bedeutung Bescheid wissen muss. Wer SM- Neigungen verspürt oder sich darüber informieren möchte, kann auch in Kassel auf diverse Stammtische gehen, die im Internet zu finden sind. Er oder sie wird schnell feststellen, dass neben Peitschen, Gerten und Lehrerinnenkostüm eine Vielzahl an Möglichkeiten existiert, dem Spielpartner ein lustvolles Erlebnis zu verschaffen. Mit Phantasie kann man viel erreichen.
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Es ist ein Phänomen. Kaum ein Kinofilm wurde dieses Jahr wohl gespannter erwartet als der erste Teil der Verfilmung von Fifty Shades of Grey. Die Romanreihe von E. L. James um die Geschichte der jungen Studentin Anastasia Steele und Milliardär Christian Grey verkaufte sich weltweit ca. 100 Millionen Mal, der Film spielte in den Vereinigten Staaten und Kanada am Eröffnungswochenende ca. 85 Millionen USDollar ein.
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T I T E LTH E M A
Zur Sache, Schätzchen!
* SABRINA ERDMANN
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m Zentrum der öffentlichen Aufmerksamkeit bzw. auf den Nachttischchen von unzähligen Haushalten findet sich die Trilogie vor allem durch die Schilderung von BDSMPraktiken. BDSM ist ein Sammelbegriff für meist sexuelle Handlungenweisen in Zusammenhang mit Dominanz und Unterwerfung sowie sadomasochistische Methoden. Fifty Shades of Grey polarisiert – von Millionen vor allem weiblichen Fans geliebt, vom Feuilleton renommierte Zeitungen für fehlendes literarisches Niveau kritisiert. Die Kunst des lustvollen Schmerzes schlägt nur allzu schnell um in Leiden ohne Lust dank medialer Überstimulierung und penetranten trittbrettfahrenden Autoren, denen seither ganze Regale in den Buchhandlungen gewidmet werden vor denen sich hysterisch kichernde Teenies und verschämt aussehende Mitvierzigerinnen herumdrücken und alle weiteren unschuldigen Buchkäufer in den Wahnsinn zu treiben.
Angefangen hat das zweifelhafte Lesevergnügen mit einer anderen weltbekannten Buchreihe, Twilight – Biss zum Morgengrauen von US-Autorin Stephenie Meyer, ebenfalls millionenfach gekauft und erfolgreich verfilmt. Tatsächlich begann die Autorin von Fifty Shades of Grey ihre Karrie14
re in einem Fan-Fiction-Portal mit einer Geschichte über die beiden Hauptcharaktere der Twilight-Saga, Edward und Bella. Fraglich ist, was einen mehr umtreibt, dass sich der kitschigen Vampir-Liebesgeschichte ein Twist in Richtung BDSM geben lässt oder dass Frauen offenbar gerne über die Unterwerfung einer Frau durch einen reichen, dominanten Mann lesen wollen. Ist das das Ergebnis von Jahrzehnten feministischen Kampfes um Gleichberechtigung? Der Erfolg gibt E. L. James doch anscheinend Recht, dass Frauen zwar emanzipiert sind aber insgeheim doch lieber dominiert und unterdrückt werden wollen. Der Hype um den Film geriet in derartige Dimensionen, dass die amerikanische Feuerwehr zur Premiere des Films Valentinstag mit vermehrten Unfällen im Bereich von Handschellen und anderen Fesselspielen rechnete. Das liegt doch auf der Hand. Hausfrauen lesen zunächst die treffend als „Mommy-Porn“ abgeurteilten Bücher, schauen sich den langerwarteten und hinter hervorgehaltener Hang betuschelten Film an und wollen dann selbst den Thrill von BDSM erleben. Es kann bezweifelt werden, dass die zu den E. L. James-Leserinnen gehörenden Ehemänner dabei so bewandert sind und schon rückt die Feuerwehr
aus, um einen vom Bettgestell freizuschneiden. Ganz davon abzusehen wie lächerlich diese Vorstellung ist, hat die Romanhandlung wohl auch reichlich wenig mit dem eigentlichen BDSM zu tun, denn Fifty Shades of Grey wird in der Szene umfassend abgelehnt, da es nicht die Idee von sicherem, gesundem BDSM verfolgt, gefährliches Verhalten beschreibt und negative Stereotypen von BDSM bedient. Dem Hype um die Buchserie hat dies allerdings keinen Abbruch getan. Es wird berichtet, dass es Bestrebungen gibt so etwas wie einen Fifty Shades of Grey-Baby Boom auszulösen. Zweifelhaft, kann bei den niedrigen Geburtenraten aber nur hilfreich sein. Neben ganz vielen Baby Steeles und Baby Greys verzeichneten Baumärkte zum Siedepunkt der Fifty Shades-Manie unnatürlich hohe Verkaufszahlen. Mit Blick darauf lässt sich wahrscheinlich auch die gestiegene Zahl von Feuerwehreinsätzen erklären. Außerdem interessant, der US-Schauspielerin Angelina Jolie wurde angeboten für den Film Regie zu führen und lehnte dankend ab. Warum das nur? Harry Potter-Autorin Joanne K. Rowling ging sogar noch einen Schritt weiter als sie verlauten ließ, absolut keine Intentionen zu haben das Buch zu lesen. Ich schließe mich ihr dahingehend an.
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TI TELTH E M A
Traumhafte Begebenheit TagesSatz-Verkäufer Heinz Bechlars findet am besten Entspannung in der freien Natur. Dort sticht ihn aber manchmal auch der Hafer. Oder etwa doch nicht? Lesen Sie selbst.
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ind peitscht über das Land, Regenschauer gehen nieder. Ich war auf einer Fahrradtour, weilte in Gedanken woanders und hatte daher nicht rechtzeitig mitbekommen, dass es einen Wetterwechsel gegeben hatte. Schlagartig hatte sich das Wetter geändert. Wohin jetzt? Ich hatte zwar schnell meinen Regenumhang angelegt und meine Gepäcktaschen mit einer Regenhaube versehen, doch weit und breit kein Unterstand, in der Ferne zudem ein drohendes Grollen, auch Blitze zuckten schon vom Himmel. Einzelne Bäume als Unterstand wollte ich lieber meiden, da konnte leicht ein Blitz einschlagen. Schnell war das Gewitter herangenaht, doch auf dem Fahrrad bleiben war mir doch zu riskant. Ich entdeckte eine Hecke, lehnte das Fahrrad dagegen. Für den Fall der Fälle hatte ich noch eine Zusatzplane dabei. Daher hockte ich mich dann einige Meter vom Fahrrad entfernt an die Hecke und zog einfach die Plane zum Schutz über mich. Es war ein langes Gewitter, dabei schien es über mir zu kreisen. Zum frühen Abend jedoch verzog sich das Grollen, ich konnte mich endlich aufrichten. Zuerst dehnte und streckte mich, weil mir vom langen Kauern die Glieder weh taten. Jetzt noch nach Hause fahren schien mir nicht ratsam, denn es fehlten mir einige Stunden durch das Gewitter.
Ich hatte noch gut fünfzig Kilometer vor mir und wollte normalerweise am Nachmittag ein, zwei Stunden ruhen, um anschließend die Heimfahrt anzutreten. Ein lauer Wind war nun aufgekommen. Da ich wusste, dass es nicht weit entfernt einen Baggersee gab, überlegte ich mir, dorthin aufzubrechen, denn mir war erst mal TagesSatz
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* HEINZ BECHLARS nach einem erfrischenden Bad. So radelte ich die paar Kilometer zum See. Weit und breit war keine Menschenseele zu sehen. Da ich FKK-Fan bin, zog ich mich nackig aus. Innerlich jauchzend genoss ich das lauwarme Bad. Nach dem Bad lag ich eben auf meiner Decke, neben mir eine geöffnete Fleischkonserve, dazu die Brötchen die ich mir am Nachmittag besorgt hatte und machte Brotzeit. Genug zu trinken hatte ich immer dabei.
Ich musste einige Male ins tiefere Wasser, es gehört sich nicht, im FKK seine Erregung zu zeigen. Nach einiger Zeit hatten sie genug, wir gingen gemeinsam aus dem Wasser. Sie zogen sich unter Scherzen an. Die Beiden, die mich schon beim Baden angemacht hatten, ließen sich nackig, wie sie waren, neben mir nieder. Ich hörte von den anderen: „Ulla, Karin, was ist?“ Doch sie winkten ab. „Fahrt mal schon vor“, schon waren sie verschwunden.
Auf einmal, wie von Geisterhand, war ich von jungen Mädchen umringt, sie hatten ihre Fahrräder durch den Sand geschoben. Im selben Augenblick wollte ich mich gerade mit einem Handtuch bedecken, da hörte ich auch schon: „ Du brauchst Dich nicht zu schämen, hier ist ja eh FKKGelände. Schon ließen sich die Grazien neben mir nieder, bezaubernde Körper schälten sich aus ihrer Kleidung. Ich weiß, im FKK-Gebiet schaut man nicht so genau hin. Aber da wir miteinander fast auf Tuchfühlung gingen, mich der Anblick ihrer schönen Körper ja auch nicht gerade kalt ließ, musste ich mich dann doch auf den Bauch legen.
Es dämmerte bereits, jetzt kam wieder eine Anmache: „He, alter Mann! Kannst du etwas mit zwei jungen Fohlen anfangen?“ Die hatten es aber faustdick hinter den Ohren, mir sollte es recht sein. Schon waren sie zu mir aufgerückt. Wir tauschten sanfte lange Küsse, ließen unsere Hände streichelnd auf Entdeckungsreise gehen. Ließen unsere Münder nach dem Küssen tiefer gleiten, es gab so viel schöne Haut zu entdecken. Das war die schönste, zärtlichste Nacht seit langen Jahren. Irgendwann schlief ich dann ein, von beiden Seiten drückte sich warme seidige Haut gegen mich, in meinen Ohren das zaghafte Gezwitscher der ersten Vögel.
Allgemeines Gelächter kam auf. Schon hieß es: „Komm Fremder gehen wir zusammen ins Wasser, oder verträgst du in deinem Alter kein zweites Bad?“ An meinen feuchten Haaren hatte sie wohl gesehen, dass ich eben aus dem Wasser kam. Da sie mein Alter ja so direkt angesprochen hatten, kratzte es an meiner Ehre, es ihnen zu zeigen. Eine ganze Weile tobten wir im flachen Bereich, eine hatte einen Ball dabei, zwei von der Clique hatten es wohl auf mich abgesehen, immer wieder rieb sich eine wie zufällig mit ihrem Po an meinem Becken.
Als mich die Sonne weckte, wusste ich nicht, ob ich nur einen sehr schönen Traum gehabt hatte oder das alles wirklich passiert war. Denn inzwischen war ich alleine. Die Kleinen waren bestimmt fünfzig Jahre jünger als ich. Aber dieses einmalig schöne Gefühl, das mich noch im Nachhinein durchdrang, dazu der Duft der Jugend, der noch an mir haftete… und da waren zwei große rote Flecken, sie hatten mir Knutschflecken auf meinem Bauch hinterlassen. Es gab keinen Zweifel, ich hatte heute Nacht meinen zweiten oder gar dritten Frühling erlebt.
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VE R L O S U N G
Verlosung von JT-Karten
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er TagessSatz verlost in Kooperation mit dem Jungen Theater Göttingen 1x2 Karten für die Vorstellung „Karsten Zinser singt Jacques Brel“ am 27.05. um 20.00 Uhr
Wer gewinnen möchte, schreibt bis 10.04.2015 (Datum des Poststempels) eine Postkarte oder e-mail (goettingen@tagessatz.de, bis 17.05.2015 um 23.59 Uhr) an:
TagesSatz Obere Karspüle 18 37073 Göttingen mit dem Stichwort „Jacques“
Corinna Mehl
Bitte geben Sie wegen der Feiertage ihre Telefonnummer an, damit wir den Gewinner auch rechtzeitig benachrichtigen können. Die Karten liegen dann an der Abendkasse für den glücklichen Gewinner bereit. Der Rechtsweg ist ausgeschlossen!
Karsten Zinser singt Jacques Brel Klavier: Tobias Schwencke
tische Statements, seine Texte gesellschaftskritische Kommentare und genau so werden diese von Karsten Zinser gesungen und inszeniert: voller Inbrunst, voll von Energie, immer mit einem Hauch von Pathos und einer Prise Ironie.
Bei den Chansons des bekannten belgischen Liedermachers Jacques Brel wird schnell klar: Dieser Mann hat keine halben Sachen gemacht. In Brels Texten geht es um die ganz großen Themen wie Tod und Liebe, Hass und Leid, Freude und Ekstase, Kummer und Einsamkeit. Brel war ein Fatalist, seine Bühnenauftritte drama-
Karsten Zinser wurde 1978 in Berlin geboren, in dem Jahr, in dem Brel in Frankreich nach einer großen Karriere an Lungenkrebs starb. Zinser absolvierte eine Schauspielausbildung an der Transform Schauspielschule in Berlin. Bisherige Engagements führten ihn an die Landesbühne Wilhelmshaven, das Schlosstheater Celle, nach
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Frankfurt am Main und an die Schaubühne Berlin. Seit 2010 singt Karsten Zinser die Chansons von Brel. Seine Auftritte gleichen denen eines verschrobenen Gentlemans. Begleitet wird er von Tobias Schwencke am Klavier. Tobias Schwencke ist Komponist und Pianist, wurde in Berlin geboren und wuchs in Duisburg auf. Studium in Saarbrücken und Berlin, wo er seit 2001 lebt. Seine Arbeit umfasst freie Komposition, Musiktheater und Theatermusik: regelmäßige Arbeit am Gorki Theater, dem Berliner Ensemble und dem Ballhaus Naunynstraße.
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misterQM (photocase.com)
PARAGRAPH EN RE IT E R
IM NAMEN DES VOLKES
Neues vom Amt Noch immer schaut die Fachwelt nach Berlin. Welchen Wandel werden die Änderungen in der Sozialgesetzgebung mit sich bringen? Eines scheint jedoch bereits festzustehen: das Sozialministerium unter der Führung von Andreas Nahles (SPD) verpasst erneut, Verbesserungen für die betroffenen Hilfeempfänger einzuführen. Es scheint eher so zu sein, dass die Probleme der Hilfeempfänger lieber verharmlost werden. Ein trauriges Bild für die SPD, die damit erneut beweist, dass sie sich weit von ihren Wurzeln entfernt hat.
* HANS PETER PUNG Stellenabbau Die Bundesagentur für Arbeit (BA) will bis 2019 17.000 Stellen bundesweit abbauen. Grund für die Reduzierung ist der Rückgang der Arbeitslosenzahlen. Allerdings sollen in den Jobcentern keine Stellen gestrichen werden. Hier braucht man jede Kraft. Dies geht aus einem Bericht des Handelsblattes hervor. Zudem hofft man bei der BA darauf, dass die geplanten Änderungen in der Sozialgesetzgebung zu deutlichen Entlastungen in den Jobcentern führen werden. Dazu wären aber mehr Pauschalen (z.B. bei der Berechnung der Krankenversicherungsbeiträge) notwendig.
Babyausstattung Erhält eine werdende Mutter eine finanzielle Unterstützung in Form eines Stipendiums durch eine Stiftung, darf dies nicht zu einer Kürzung der HartzIV-Leistungen für die Erstausstattung von Neugeborenen führen. Im vorliegenden Fall erhielt eine werdende Mutter ein Stipendium der Bundesstiftung „Mutter und Kind – Schutz des ungeborenen Lebens“. Das zuständige Jobcenter kürzte daraufhin die Leistung nach §24 Abs. 3 SGB II
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auf 80 Euro (regulär: 280 Euro) für die Erstausstattung von Neugeborenen. Das Sozialgericht Magdeburg hält dies für falsch. Das Stipendium ist als zusätzliche Leistung anzusehen und darf nicht zu einer Kürzung der ALG-II-Leistungen führen, meinten die Richter. Allerdings ist dieses Urteil noch nicht rechtkräftig, weil wegen der grundsätzlichen Bedeutung eine Revision vor dem Landessozialgericht zugelassen wurde. SG Magdeburg Urteil vom 17.03.2015 AZ: S21 AS 3987/11
Ältere Erwerbslose Nach einer Meldung der „Saarbrücker Zeitung“ ist die Zahl der Erwerbslosen über 55 Jahren in den letzten 5 Jahren deutlich gestiegen. Waren 2010 noch 257.000 Personen dieser Altersgruppe auf Hartz IV angewiesen, waren es im vergangenen Jahr bereits 318.000 ältere Erwerbslose dieser Altersgruppe. Dies ist ein Anstieg von über 20 Prozent.
Fahrtkosten
tes Detmold mit, dass Fahrtkostenerstattungen nicht auf Hartz -IV-Leistungen angerechnet werden dürfen. Eine Frau erhielt vom zuständigen Jobcenter ergänzende Hilfen zum Lebensunterhalt, weil ihr Gehalt nicht ausreichte. Von ihrem Arbeitgeber erhielt sie neben ihrem Lohn zudem eine Kostenerstattung für die tatsächlich angefallenen Fahrtkosten. Das Jobcenter rechnete die Fahrtkostenerstattung bei der Berechnung der HartzIV-Leistungen aber als Einkommen an. Nach Ansicht der Richter am SG Detmold ist dies rechtswidrig. Entscheidend sei, dass die Fahrtkosten in der tatsächlich angefallenen Höhe erstattet und nicht als Pauschale gezahlt würden. Es handele sich hierbei um eine Kostenerstattung. Diese sei nicht anders zu bewerten, als wenn der Arbeitgeber ein Dienstfahrzeug zu Verfügung stellen würde. Auch dieses würde sich mindernd auf die ALG-IILeistungen auswirken. SG Detmold AZ: S 18 AS 871/12
Der Deutsche Anwaltsverein teilt in Bezug auf ein Urteil des Sozialgerich-
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GÖTTINGEN
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Zirkus? Ja, bitte. Aber ohne Wildtiere.“ Das war die zentrale Forderung der Tierschützer, nun unfreiwillig ergänzt um die Frage „Welchen Lärm- und Arbeitsbedingungen dürfen wir Mensch und Tier aussetzen?“. Denn vom neben dem Lagerplatz des Zirkus liegenden Schießstand ging stundenlanger ohrenbetäubender Lärm aus. „Die Schießerei war sehr laut, die Schussfrequenz teilweise sehr kurz und über den ganzen Platz, auf dem Tiere untergebracht waren, in voller Lautstärke zu hören“, fasste es Niels-Arne Münch zusammen. Die Facebook-Initiative „Zirkus ohne Wildtiere“, gegründet von den drei Organisatoren Leonie Seegert, Tsopanopoulos und Robert Körner, hatte am 13.04.2015 zur Mahnwache vor den Toren des Zirkus eingeladen. Und mehr als100 Bürger waren dem Aufruf zu einer friedlichen Mahnwache gefolgt, darunter auch Politiker verschiedener Parteien, Vertreter der örtlichen Tierschutzorganisationen und Vertreter der Medien. Der Zirkus hatte die Vertreter der HNA und die Organisatoren der Mahnwache zu einer Besichtigung hinter den Kulissen und einem Gespräch mit den Tiertrainern eingeladen.
Laut ist es. Sehr laut. Man versteht sein eigenes Wort nicht mehr. Verdutzt schauen sich die Teilnehmer der Mahnwache vor dem Zirkus Knie an und fragen sich, wo kommt die dauerhafte Lärmbelästigung her, denn eigentlich wollte man „nur“ gegen die Haltung und gewinnbringende Nutzung von Wildtieren im Zirkus demonstrieren.
* UTE KAHLE ter den Kulissen hinterher wie folgt zusammen: „Der Zirkusdirektor zeigte leider weniger Verständnis gegenüber unserem Anliegen und hat ständig über die Tierschutzorganisationen hergezogen: Peta sei kriminalistisch organisiert und alle, die was gegen Wildtiere haben und zu solchen Mahnwachen
erscheinen, sind so komische Veganer die gegen jegliche Art von Tierhaltung sind. Der Trainer der Raubtiere konnte unsere Fragen am besten verstehen und hat uns erläutert wie er die Tiere im Training mit „leckeren Fleischstückchen“ trainiert und ihnen beibringt, was er in der Manege abruft.“
Detlef „Rocky“ Bernhard
Leonie Seegert, Mitorganisatorin der Mahnwache, fasste ihren Besuch hin-
Das war doch aber schon immer so!
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GÖ TTIN GE N Mit-Organisator Michael Tsopanopoulos fasste seine Erkenntnisse so zusammen: „Es ist wichtig, sich zu informieren und es ist wichtig Stellung zu beziehen. Und wenn mir das Thema am Herzen liegt, dann ist es ebenso wichtig sich dazu zu äußern. Gemeinsam haben wir Flyer verteilt, Plakate hochgehalten, gemalt und ein Statement abgeliefert.“ Ein Statement, das auch den wenigen Besuchern des Zirkus nahegebracht wurde. Es gab Unterhaltungen und rege Diskussionen zwischen Demonstranten und Zirkus-Besuchern. Mehrere von ihnen gaben an, noch nie über das Thema Tierhaltung in Zirkussen nachgedacht zu haben, getreu den oft geäußerten Motto: „Das war doch aber schon immer so“ und der Aussage Behauptung „ Als ich Kind war, gab es sogar noch Bären im Zirkus!“
zum Bestand des Zirkus Knie gehören wurde von Zirkuschef Stefan Melnjak bestätigt. Exotendresseur Marek Jama fügte auf die Frage nach deren Gesundheitszustand hinzu: „Solange die Tiere bei uns sind, können wir dafür garantieren.“ Auf Anfrage des TagesSatz vor der Mahnwache teilte Dr. Bernd Sieslack vom Veterinär- und Verbraucherschutzamt mit: „Der Zirkus wurde von mir am Freitag (10.04.2015
war dies doch bereits vor dem Gastspiel des Zirkus Knie Thema einer Anfrage des Bündnis 90 Die Grünen an die Verwaltung der Stadt Göttingen, die von Stadtbaurat Dienberg folgendermaßen beantwortet wurde: „Der Betrieb eines Zirkusses mitsamt den dort ausgeübten und erwerbsmäßig betriebenen Tätigkeiten im Zusammenhang mit Wildtierarten unterliegt dem Schutzbereich des Grundrechts der Berufsausübungsfreiheit.“ Da jedoch zusätzliche Belastungen der Tiere entstanden sind, die bei der Platzvergabe durch das Bauamt nicht berücksichtigt wurden, trat die Piratenpartei im Nachgang der Mahnwache an die zuständige Behörde heran und fordert: „Jeder weiß, was für einen Stress die Ballerei an Silvester für Haustiere bedeutet. Entweder dem Schützenverein wird während eines Gastspiels das Schießen untersagt, oder der Zirkus darf dort nicht lagern. Beides zusammen geht nicht. Zirkustiere unterliegen durch die häufigen Transporte und die Auftritte in der Manege extrem hohen Stressfaktoren und brauchen unbedingt Ruhe in ihren Erholungsphasen.
Tiere ja, aber nicht im Zirkus
Auf Nachfrage des TagesSatz formulierte es die Stadt nochmals eindeutig: „Derzeit gibt es keine Rechtsgrundlage, auf deren Basis die Stadt Göttingen ein Verbot von Zirkusaufführungen mit Wildtieren aussprechen könnte.“ Eine Antwort die Tierschützer und Bürger nicht befriedigen kann,
Derart ungünstige Bedingungen am Gastspielort vorzufinden ist nicht zumutbar. Der Platz ist schlichtweg nicht zur Erholung für Tiere geeignet.“
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Ute Kahle
Eine Antwort, die erschreckt. Dadurch, dass der Zirkus Knie heute sehr transparent aufgestellt ist und sowohl die Tiergehege, wie auch die Stallungen optisch für jedermann einsehbar sind, zeigt sich auch ein Umdenken bei den verantwortlichen Betreibern. Der Vorwurf, dass seine Elefanten in einer italienischen Zuchtfarm für Zirkusse gezüchtet werden und nach der Saison wieder dorthin zurückgehen und nicht
Anm.d. Red.) überprüft. Diese beinhaltete besonders den Zustand der Tiere, die Tierhaltung (incl. Umgang mit den Tieren), das Futter, die Einstreu und besonders die umfangreiche Dokumentationspflicht. Im Nachhinein kann ich nur sagen, dass meine Überprüfung gesunde Tiere in einer vorbildlichen Tierhaltung ergeben hatte. Die Dokumentation war aktuell und ausführlich vorhanden.“
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GÖTTINGEN
Barrierefrei durch Göttingen? EIN ERFAHRUNGSBERICHT Am 10.03.2015 haben 20 FSJ’ler mit der Seminargruppe 2 des Kinderhaus e.V. in Göttingen ein Rollstuhltraining gemacht. Sie wollten die verschiedensten Reaktionen der Menschen testen und ausprobieren, wie barrierefrei die Göttingen ist. Für das Experiment haben sie sich in zwei Gruppen aufgeteilt und sind durch die Innenstadt gezogen.
* FREIWILLIGES SOZIALES JAHR-GRUPPE 2 DES KINDERHAUS E.V. 2014/ 2015
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Die meisten Rampen, die Rollifahrern den Zugang zu bestimmten Geschäften oder Räumlichkeiten erleichtern soll, sind allerdings so steil das wir häufig Angst hatten, diese allein zu benutzen. Für einen geübten Rollstuhlnutzer ist das vielleicht anders, auf jeden Fall sind sie eine Herausforderung!
sich immer klein gefühlt, das ständige Aufschauen zu Anderen und das Strecken nach Lebensmitteln in den oberen Regalen waren schwer möglich oder ohne Hilfe gar nicht möglich. Wenn es Mitmenschen eiliger hatten, war von Hilfsbereitschaft wenig zu spüren. Was uns besonders aufgefallen ist, ist das fast alle sozialen Einrichtungen lange Treppen vor ihren Eingängen haben. Es ist einem Rolli-Fahrer nicht möglich seine Post bei der Straßensozialarbeit abzuholen oder in die Kaffeestube zu kommen. Auch als wir beim „Mittagstisch St. Micha-
el“ in der Turmstraße waren, fiel uns das gleiche Problem auf. Ebenso bei der Drogenberatungsstelle „DROBS“ hat ein Rollstuhlfahrer keine Chance in die Räume zu kommen. Die Liste der Einrichtungen die wir besucht haben, zeigen erschreckend wie viele Einrichtungen bautechnisch gehbehinderte Menschen ausschließen! Es war ein sehr schönes „Experiment“, aus dem wir viel gelernt haben und in Zukunft sicher mit andeten und vor allem offener Augen durch die Welt zu laufen. Schön, dass es doch immer wieder Menschen gibt, die gerne helfen. „Jeden Tag eine gute Tat!“
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Anja Lampe
ie sozial ist Göttingen also? Wie wir erwartet haben: die Reaktionen waren total unterschiedlich. Sie glauben, dass man mal eben problemlos mit dem Bus in die Stadt fahren kann? Pustekuchen! Leider gibt es immer wieder Menschen, bei denen die Bitte nach einer Fahr-Hilfe wie eine Rampe für Rollstühle, einige überfordert. Sie sehen sich nicht im Stande zu helfen. Sehr schade und sehr enttäuschend. Allerdings gab es auch viele schöne und hilfreiche Reaktionen. Ob es nun ein voller Fahrstuhl war, der extra leer geräumt wurde oder das einem unserer Teilnehmer gesagt wurde: „Passen Sie auf, Ihre Decke schleift auf dem Boden.“
Am Ende konnten wir nicht wirklich sagen, ob man die Aufmerksamkeit der Menschen haben möchte oder nicht. Manchmal ist man tatsächlich auf Hilfe angewiesen, manchmal ist es aber auch übertriebene Freundlichkeit, bei der man weiß: Das machen die nur, weil wir beeinträchtigt sind und es ist ein falsches Lächeln zu spüren. Im ersten Moment haben wir uns ein bisschen unwohl gefühlt und man hat immer gedacht, man ist eine Last für den anderen. Auch hat man 20
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DER CO M IC
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Du wählst dein Ziel! Der Jugendbus „B-Weg-Punkt“ der evangelischen Jugend startete vor einigen Jahren zunächst als Projekt. Ab nächstem Jahr soll er aber als mobiles Jugendzentrum fest etabliert werden.
* HARALD WÖRNER
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Heutzutage kommen Jugendliche eher weniger in die klassischen Jugendräume, wie sie unsere Generation ja noch als Teestuben oder Ähnliches kennengelernt hat“, erläutert mir Uwe Werner, seines Zeichens Diakon und Sozialarbeiter beim Evangelischen Stadtjugend-Pfarramt die Ausgangslage. Diesem Bewusstseins-Wandel trägt der B-Weg-Punkt insofern Rechnung, als er die Heranwachsenden gezielt dort aufsucht, wo sie sich aufhalten: „Mit dem Jugendbus sind wir Gast auf öffentlichen Plätzen, die wir für mindestens ein halbes Jahr aufsuchen, um hiermit auch eine gewisse Kontinuität zu schaffen“, so Werner.
Uwe Werner
Der Sozialpädagoge nutzt beim Interview auch gleich die Gelegenheit, eine Fehlinformation zu berichtigen, die kürzlich in der örtlichen Presse zu lesen war. „Die CDU-Fraktion schlug in der Stadtverordneten-Versammlung für den B-Weg-Punkt deswegen einen festen Standort vor, weil sie irrtümlich davon ausging, dass wir mit
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KAS S E L dem Jugendbus ´aufsuchende` Sozialarbeit betreiben, wie man sie vom klassischen ´Streetworker` her kennt. Tatsächlich leisten wir aber mobile Jugendsozialarbeit. Es geht im Kern einfach darum, auf eine veränderte Jugendkultur zu reagieren. Und das schließt die Beweglichkeit ihrer Treffpunkte im öffentlichen Raum ausdrücklich mit ein. Leider ging dieser Umstand in der Berichterstattung der hiesigen Medien, bedingt durch ein Missverständnis, ein wenig unter. Hier wurden die beiden nicht-kommerziellen Treffpunkte Jugendcafé in der Treppenstraße und der B-Weg-Punkt miteinander verwechselt. Das eine hat aber mit dem anderen nichts zu tun.“ Im Vorfeld der Finanzierung des Jugendbusses firmierte das Projekt noch unter dem Namen „Unterwegs zu dir“. Als die Unterstützung durch die „Aktion Mensch“ als Förderer dann konkretere Formen annahm, machten sich die Beteiligten darüber Gedanken, wie man den Jugendbus denn nun nennen könnte. „Klar war, dass es ein deutscher anstatt eines englischen Begriffs sein sollte. Den Namen wollten wir der Alltags-Sprache entlehnen und im Gesamten sollte er eine eher neutrale Bedeutung, also keine Wertung oder Ähnliches, aufweisen. Wir wollten die Neugier der Jugendlichen wecken, zugleich sollte der Begriff signalisieren, dass jede/r, die/der da draußen unterwegs ist, ein kleineres (Nah-) oder auch ein weiteres (Fern-) Ziel hat. Mit der Bezeichnung sollte zugleich ein gegenseitiger Austausch und Vertrauen zum Ausdruck gebracht werden. So kristallisierte sich nach einigen Überlegungen der Begriff `B-Weg-Punkt` heraus, der im Übrigen von den Jugendlichen selbst kam“, so der Pädagoge.
sung` an, die Lücke, die die Schließung des Jugendcafés hinterlassen hat, dadurch ein wenig auszufüllen, dass wir auch innerstädtische Standorte anfahren. Ersetzen können wir das Café mit unseren personellen Ressourcen aber auch nicht“, meint der Diakon. Wie der Name `B-Weg-Punkt` ja schon andeutet, geht es den Betreibern des Jugendbusses in erster Linie darum, einen integrierenden und aufsuchenden Ansatz zu verfolgen. Folgerichtig fahren Uwe Werner und seine ehrenamtlichen Helfer auch Flüchtlingsheime in Kassel an, um hier Interessierten ganz gezielt Angebote unterbreiten zu können: „Das eine schließt das andere ja deswegen nicht aus, zumal, wenn der Staat Gelder für die öffentliche Jugendarbeit bereitstellt“, so Werner.
über die gleiche peer-group (gleiches Alter, in etwa gleicher Status) ein erstes Gespräch erleichtert. Und: die Jugendlichen kommen sich nicht so vor, als würden sie von den Erwachsenen betüddelt. Sie agieren miteinander auf Augenhöhe. Das erhöht die Glaubwürdigkeit.“ „Wenn Sie so wollen, bin ich die Graue Eminenz im Hintergrund“, meint Uwe Werner und lächelt, als ich ihn nach seiner Rolle im Geschehen frage. „Ich verstehe mich mehr als `Hüter` des Busses, der sich aber im Hintergrund hält und sich zum Beispiel um die Finanzierung des `BWeg-Punkt` kümmert. Weiterhin stehe ich in Kontakt mit unseren ehrenamtlichen Helfern und koordiniere deren Einsatz.“
Präsenz vor Ort schafft Kontinuität
Durch eine Umwidmung städtischer Gelder bedingt, profitiert in diesem Jahr vermehrt die Mädchen-Sozial-Arbeit. Das Jugendcafé in der Treppenstraße ist mittlerweile auch geschlossen. Hier tritt nun der `B-Weg-Punkt´ auf den Plan. „Da wir kein Grünes Licht bekommen haben, bietet der Jugendbus zumindest als `ÜbergangslöTagesSatz
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Neben der Unterkunft im Druseltal fährt der Jugendbus auch die Jägerkaserne, Park Schönfeld oder die Heinrich-Steul-Schule an. „Leider haben wir den Eindruck, dass in Kassel kein politischer Wille vorhanden ist, die Jugendlichen in den dortigen Einrichtungen abzuholen. Denn es gibt ja auch noch ein Leben nach der Schule und die Frage ist doch, wie man auf die Heranwachsenden zugeht!“ Speziell durch den aufsuchenden Ansatz im öffentlichen Raum soll ja einer Segregation vorgebeugt werden. „In den Flüchtlingsheimen sprechen wir ganz gezielt Jugendliche, Familien und auch Alleinerziehende an. Und die Nachfrage ist offensichtlich vorhanden, weil es dort einfach zu wenig attraktive Angebote gibt.“ Ein Umstand hilft hier bei der Kontakt-Aufnahme allerdings schnell, das Eis zu brechen: „Neben den Flüchtlingsheimen fahren wir mit dem `BWeg-Punkt` auch öffentliche Plätze und Veranstaltungen, wie etwa das Open Flair, an. Dort schenken wir dann unsere alkoholfreien Cocktails aus. Die jungen Menschen vor dem Tresen werden dort von Jugendlichen bedient, die hinter der Theke stehen und ihnen die Getränke für einen Selbstkosten-Preis abgeben. Somit ist
Der Jugendbus hat die Idee der UNESCO aufgegriffen, die 2015 zum „Internationalen Jahr des Lichts“ erklärt hat. Während eines Workshops in den Herbstferien (27.-31.10.2015) wird die CROSS jugendkulturkirche den Raum für eine Licht-Inszenierung bieten. Samstag, den 05.09.2015 findet von 18.00-22.00 Uhr rund um die Kapelle des Schlosses Wilhelmshöhe unter dem Motto „Der blinde Herkules und die bunten Farben“ im Rahmen des „ZukunftsGlitzern“ der Evangelischen Jugend Kassel ein inklusives Jugendevent für blinde und sehende Jugendliche statt. Und am Samstag, den 12.09.2015 findet wiederum in der CROSS jugendkulturkirche ein Konzert mit Herrn Müller, seiner Gitarre und Band statt. An diesem Abend soll der Himmel von den Zuschauern durch mitgebrachte Taschenlampen illuminiert werden.
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MEHR ZUM THEMA: Jugendbus B-Weg-Punkt Luisenstraße 11 34119 Kassel www.b-weg-info E-Mail: kontakt@b-weg-info Tel.: 0176 / 96595986 www.facebook.com /bwegpunkt
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KAS S E L
„Industriearchitektur als Kulturerbe“ hieß eine vom Kulturnetz Kassel organisierte Veranstaltung. An die 80 Personen waren gekommen – ein beachtliches Interesse.
Privat
* NORA MEY
Industriekultur WERTSCHÄTZUNG UND NEUE NUTZUNG
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as Interesse galt wohl hauptsächlich dem Erhalt der Salzmannfabrik im Kasseler Osten. Man kann in der Tat sehr traurig werden, wenn man den jetzigen Verfall dieser herausragenden und markanten großen Textilfabrik beobachtet. Von Jahr zu Jahr wird der Niedergang deutlich und bedrohlicher. Nachdem nicht einmal die Pläne, das Technische Rathaus der Stadt hier einzumieten, den letzten Besitzer des Geländes zu Investition und Erhalt bewegen konnten, besteht jetzt wieder Hoffnung. Ein neuer Investor will Eigentumswohnungen auf dem Areal und in den alten denkmalgeschützten Gebäudeteilen bauen. Zugesichert ist auch, dass generell ein Erhalt von Teilen des Gebäudes für Gewerbenutzung und kulturelle Einrichtungen vorgesehen ist. Auf dem Podium Dr. Folkert LükenIsberner, Stadt- und Regionalplaner und engagierter Denkmalschützer, berichtete, dass seit einiger Zeit schon persönliche Initiativen nicht ausreichten, um mit Minimalsicherung dem Verfall entgegen zu wirken. Ebenso engagiert Oliver Leuer, langjähriger Geschäftsführer der Kulturfabrik Salzmann, der insbesondere Zwischennutzungen in der alternativen
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Kulturszene organisiert hat. Beide äußerten sich besorgt darüber, dass genügend von der ursprünglichen großzügigen Architektur erhalten wird und der Ort nicht gänzlich der Gentrifizierung, also Aufwertung für teure Nutzung, anheimfällt. Als Moderator hatte Prof. E-D. Lantermann von Beginn an deutlich gemacht, dass es insgesamt darum gehen sollte, die Verwaltung der Stadt und eine engagierte Bevölkerung in Kassel stärker auf den Erhalt industriekultureller Bauwerke zu lenken. Von einer starken „Westlastigkeit“ beim Engagement zum Denkmalschutz war die Rede und gemeint waren natürlich Bergpark, Wilhelmshöhe, Grimmerbe, die bevorzugt würden gegenüber der Industriekultur im Kasseler Osten und Norden. Zwei Positionen sind es wert, in der künftigen Diskussion und beim Engagement berücksichtigt zu werden: Zum einen die von Prof. Dr. Heinz Bude nachdrücklich empfohlene Neubestimmung eines erhaltenswerten Gebäudes oder Stadtquartiers durch ein zukunftsträchtiges Nutzungskonzept, das sich auch als neuer Ort mit Bedeutung für die Gegenwart verankern lässt. Als Beispiel nannte Bude
die Tate Modern in London, wo ein Kraftwerk im vernachlässigten Quartier zu einem Publikumsmagneten als ungewöhnliche Kunsthalle gestaltet worden sei. Erhalt von Gebäuden als Denkmäler, so Bude, sei ihm zu sehr „Museum“. Womit gemeint war, zu sehr allein konservatorisch und ohne neue Bestimmung. Als zweite wichtige Position wurde in der Diskussion die stärkere Einmischung und Förderung der StadtteilEntwicklung durch die Stadt selbst verlangt. Als Grundlage dafür sah man die in der jüngeren Vergangenheit positive wirtschaftliche Entwicklung durch wichtige Firmen und Gewerbeansiedlungen in der Stadt. Kassel könne sich nach einer Phase dramatischen Niedergangs von Industriezweigen seit einiger Zeit durchaus als Gewinner der Wende betrachten und dementsprechend auch Investoren gegenüber selbstbewusster auftreten und Vorgaben für Baustruktur und Nutzung machen. Trotz unterschiedlicher Interessenschwerpunkte war die Veranstaltung geeignet, die eigenen Überlegungen und Positionen zu erweitern, besser zu verankern oder zu überdenken – auf jeden Fall aber sich dem Thema mehr zu widmen.
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TagesSatz
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K AS S E L
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in Mensch verwandelt sich in ein Monster, in ein Auto, eine Maschine. Körper formen und verformen sich. In Oliver Larics Video verwandelt sich der menschliche Körper in ein Wesen ohne sichtbare Grenzen. Aus jedem Körper kann etwas anderes werden. Als Beobachter lässt man sich automatisch treiben und die ewigen Transformationen unter monotoner Popmusik auf sich wirken. Dazu ergänzend stehen die Plastiken „The Hunter and his Dog“, die gleichzeitig zwei- und dreidimensional wirken, als hätte man sie direkt aus dem Video herausgegriffen.
Der zukünftige und der gegenwärtige Mensch Identität, Geschlecht, Zellen, Social Media. Organisch oder technologisch. In der aktuellen Ausstellung des Fridericianums wird die Vorstellung vom Menschen hinterfragt und analysiert. Mit „Inhuman“ hat Susanne Pfeffer eine Ausstellung mit vielseitigen Perspektiven auf Menschlichkeit und Körperlichkeit geworfen.
Der Mensch wird in den meisten Werken der Ausstellung „Inhuman“ im Lichte einer Verwandlung und eines Perspektivwechsels thematisiert. Was bedeutet Mensch-sein heute, was in der Zukunft? Die 15 Künstler in der Ausstellung beantworten diese und angrenzende Fragestellungen auf ganz unterschiedliche Weise.
Einen Blick ins Innere des Menschen zeigen auch die Arbeiten von Anicka Yi und Aleksandra Domanović. Während erstere mit Videoprojektionen arbeitet und so das Innere, die Mikroorganismen des menschlichen Körpers betrachtet, zeigt Domanović menschliche Zellen auf Regenmänteln. Zunächst fällt dem Besucher nur ein eigenartiges Muster auf, dass erst bei genauerem Hinsehen Zellen zeigt. Die Künstlerin thematisiert daTagesSatz
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mit einen Fall von 1951, in dem einer krebskranken Frau Zellen entnommen und ohne ihr Wissen in der Forschung verwendet wurden. Während die Frau starb, lebten ihre Zellen in einer Vielzahl von Forschungsprojekten weiter. Warum Domanović die Zellen gerade auf Regenmäntel druckte, erklärt sich, wenn man den Filmklassiker Blade Runner kennt, der Biotechnologie kritisch betrachtet. Den Menschen als digitales Objekt behandelt Cecile B. Evans und wirft die Frage in dem in die Arbeit integrierten Video auf, was mit unseren Social-Media Daten geschieht, wenn wir tot sind und diese keine persönliche Referenz mehr besitzen. Die Be-
ziehung zwischen unserem aktuellen und digitalen Ich ist vor allem deswegen spannend, da Social-Media immer präsenter wird, sodass es sich fragen lässt, wie wichtig uns körperliche und digitale Präsenz für unser Selbstverständnis sind. „Inhuman“ ist eine stark in die Zukunft gewandte Ausstellung, die, je länger man sich mit ihr befasst, darauf hinweist, wie weit diese Zukunft bereits in unsere Gegenwart eindringt. Dabei kann man ganz unterschiedliche Perspektiven auf den Menschen werfen, sozial, biologisch, kulturell, ökonomisch. Befremdlich wirken sie alle, obwohl wir uns selbst am vertrautesten sein sollten.
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Lu Yang und Beijing Commune
Vor allem Videoarbeiten sind zahlreich vertreten wie zum Beispiel Lu Yangs UterusMan im Erdgeschoss. Gezeigt wird ein/e Superheld/in. Wenn er/sie die Arme ausstreckt, nimmt er die Umrisse einer Gebärmutter an und bekämpft mit Eizellen-Lichtwellen und einem etwas unheimlichen Fötus Feinde. Der animierte Film wirkt sehr künstlich und behandelt doch eines der natürlichsten Themen: die menschliche Reproduktion. Wenn man nach dem Video noch Interesse verspürt, tiefer in die Animation einzutauchen, kann man im Treppenhaus, selbst die Rolle des UterusMan übernehmen und sich an einem klassischen Spielautomaten ausprobieren.
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KU LTU RTI P P S
GÖTTINGEN
Detlef „Rocky“ Bernhard
Die Empfehlung
Hereinspaziert und mitgemacht! Poetree Lyrikfestival im Cheltenhampark Poesie unter Bäumen – Göttingens erstes Lyrikfestival wagt sich gleich nach draußen. Im Cheltenhampark wird ein Poetree gepflanzt, Verse werden gesät, Sprachkapriolen gesetzt. Beim Poetree Lyrikfestival ist der Slammer neben der Landschaftslyrikerin präsent, die Spoken-Word-Dichterin neben dem
* UTE KAHLE
konkreten Poeten, der Songtexter neben der Literaturwissenschaftlerin. Und das in allerlei unterschiedlichen Formaten. Ein Tag voller Poesie, im Zelt und draußen – veranstaltet von Studierenden gemeinsam mit dem Literarischen Zentrum und weiteren Kulturträgern. Gefördert von der AKB Stiftung, der Universität Göttingen und von Kunst e.V.
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MEHR ZUR EMPFEHLUNG: Poetree – Lyrik im Park Sa 30.05. ab 12.00 Uhr, ganztags Cheltenhampark, Außengelände Stadthalle, Gö Info: Literarisches Zentrum Eintritt: frei www.poetree-lyrikfestival.de
bis Sa 16.05. Caricatura-Bar (KUBA), Ks
Sa 02.05. / 20.30 Uhr Café Buchoase, Ks
Kabinett-Ausstellung Michael Holtschulte: TOT, aber LUSTIG!, Do-Sa ab 19.00 Uhr, Eintritt frei!
Liedermacherabend mit den Rotkehlen; Eintritt frei, Spenden erwünscht
bis So 14.06. Kunsthalle Fridericianum, Ks Ausstellung: Inhuman (siehe auch Artikel im Kasseler Kulturteil!) bis So 06.09. Naturkundemuseum (Steinweg), Ks Kassels Naturgeschichte 3D, Eintritt 4 Euro (siehe auch Artikel hierzu auf der Seite „Was es sonst noch gibt“!) Sa 02.05. / 20.00 Uhr Junges Theater, Gö Nathan der Weise Premiere Sa 02.05. / 20.00 Uhr Deutsches Theater, Gö Schmeckt´s? Loriot 2.0. Ein zweiter szenischer Streifzug mit Ronny Thalmeyer durch die Welt des Loriot. Premiere 26
So 03.05. / 11.00 Uhr Kulturhaus Dock 4 (Studiobühne Deck 1), Ks Theater Laku Paka: Knispel und die herrlichste Suppe der Welt; Kinder 5 Euro, Erwachsene 6 Euro So 03.05. / 20.00 Uhr Saal des Junges Theaters, Gö Schmetterling im Tigerkäfig, Tanztheater - von und mit Caro Frank Eintritt 10 Euro erm. 8 Euro
Di 05.05. / 20.00 Uhr Literarisches Zentrum, Gö Olivier Adam, An den Rändern der Welt. VVK: 9 Euro, erm. 7 Euro Mi 06.05. / 19.00 Uhr Junges Theater, Gö Nur nach Berlin! Ein Roadmovie nach Anton Tschechow. Premiere Mi 06.05 / 20.00 Uhr Deutsches Theater, Gö Welche Droge passt zu mir? Liebe findet man in Ecstasy-Pillen und Erleuchtung beim Straßendealer. Premiere Mi 06.05. / 22.00 Uhr Caricatura-Galerie, Ks Ralf König liest aus „Raumstation Sehnsucht“; Karten 11 Euro zzgl. VVG, AK 13 Euro Do 07.05./ 19.00 Uhr Kulturzentrum Schlachthof (Mombachstraße), Ks Asyl-Monologe: Dokumentarisches Theater im Rahmen des WeltmusikFestivals, AK 5 Euro Do 07.05. / 20.00 Uhr Literarisches Zentrum, Gö Teresa Präauer und Annika Scheffel, Reifeprüfung: Das zweite Buch VVK: 9 Euro, erm. 7 Euro Do 07.05. / 21.00 Uhr musa-Saal, Gö The Crüxshadows ,„European Tour 2015“. Die Kult-Dark-Wave und Synth-Rock-Legende aus Florida. VVK: 19 Euro, AK: 23 Euro
Mo 04.05. / 21.00 Uhr musa-Saal, Gö
Fr 08.05. / 20.00 Uhr Anthroposophisches Zentrum (Wilhelmshöhe), Ks
La Vela Puerca auf der „Erase-Tour“. Ska-Rock aus Uruguay. VVK: 17 Euro, AK: 19 Euro
Vortrag von Hildegard Kurt: Von ganz unten - die soziale Plastik im Jahr des Bodens, Eintritt frei, Spende erbeten
Di 05.05. /18.15-19.45 Uhr Uni (Hörsaal 2/Diagonale 3), Ks
Sa 10.05.2015 - 28.06.2015 Altes Rathaus, Gö
Vortrag von Ingrid Klönen: Stadtgesellschaft im Wandel – Sozialstruktur und Demografie in Kassel, Eintritt frei
Rudi Hurzlmeier - Meisterwerke der Goldigen Periode, Göttinger Elch Preisträger 2015. Ausstellung TagesSatz
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KULTURT IPPS Di 12.05. / 18.15-19.45 Uhr Uni (Hörsaal 2, Diagonale 3), Ks
Die Empfehlung
Do 14.05./ ab 11.00 Uhr Regattawiese (Auedamm/Spitzhacke), Ks 13. Tigerenten-Rennen zu Gunsten des „Soziale Hilfe“ e.V. Sa 16.05. / 20.00 Uhr Deutsches Theater, Gö Grooming von Paco Bezerra. Premiere So 17.05. / 20.00 Uhr Junges Theater, Gö Der gute Mensch von Sezuan. Premiere Di 19.05. / 18.15-19.45 Uhr Uni (Hörsaal 2, Diagonale 3), Ks Vortrag von Dirk Schwarze: Documenta trifft Alternativ-Kultur – Die Kulturstadt Kassel, Eintritt frei Do 21.05. / 20.00 Uhr Literarisches Zentrum, Gö Ulrich Raulff - Als Lesen noch sexy war …,unterhaltsame Erinnerungen an die Zeit, als man vor Denkern wie Abendroth, Deleuze und Foucault in die Knie ging. VVK: 9 Euro, erm. 7 Euro Do 21.05. / 20.00 Uhr Theaterstübchen am Nil, Ks Ulrich Riedler: Als der Jazz nach Kassel kam, Eintritt 10 Euro, AK 12 Euro, Eintritt inkl. Buch (nur im VVK im Theaterstübchen): 19,99 Euro
* HARALD WÖRNER
KASSEL
Temenuzhka Dikanska
Vortrag von Dr. Michael Lacher: Von der Industrie und was danach kommt – Kassels Wirtschaft und Arbeit im Wandel, Eintritt frei
Die Signatur der Natur Temenuzhka Dikanska in der Rathaus Galerie Vellmar Die Künstlerin Temenuzhka Dikanska, die sicher auch dem einen oder anderen TagesSatz-Leser bekannt sein dürfte, ist auf Stippvisite in Kassel. Sie hat mittlerweile ihr privates Glück gefunden und ist ihrem Ehemann zuliebe nach BadenWürttemberg gezogen. Die aktuelle Ausstellung „Die Signatur der Natur“, die bis zum 25.06.2015 dauMi 27.05. / 20.00 Uhr Junges Theater, Gö Karsten Zinser singt Jacques Brel, Klavier Tobias Schwencke Mi 27.05./ 20.00 Uhr Theaterstübchen am Nil, Ks Traditional- und Swing-Session: U. Bayer, H. Eulen und W. Kiefer freuen sich auf „musikalische“ Gäste: Eintritt für Musiker frei; ansonsten: 5 Euro Do 28.05. / 20.00 Uhr Junges Theater, Gö Das Göttinger Rudelsingen: Alte Schätzchen, die neuesten Radio-Songs
ert, präsentiert in der Vellmarer Rathaus-Galerie ihre neuesten Werke. Dikanska hat in Sofia (Bulgarien) und Kassel ihr Studium der Künste mit dem Magister abgeschlossen. In Vellmar zeigt sie nun über 30 neue Gemälde. In ihren Darstellungen zeigt sich die Vielfalt der Pflanzenwelt, in denen oft die Grenzen zwischen Gegenständlichkeit und abstrakten Formen verschwimmen.
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MEHR ZUR EMPFEHLUNG: Signatur der Natur Rathaus Galerie Vellmar Rathaus Platz 1 / 34246 Vellmar Öffnungszeiten: Mo-Mi 8.00-13.00 & 14.00-16.00 Uhr Do 8.00-13.00 & 14.00-18.00 Uhr Fr 8.00-12.30 Uhr Eintritt frei!
und ewige Gassenhauer! Das Publikum singt aus vollem Hals! Fr 29.05. / 19.30-21.00 Uhr Atelier in der Korkfabrik (Elfbuchenstraße 24 – Hinterhof), Ks Vortrag und Diskussion: Dr. Ellen Markgraf: Humanität und Jugend: ein Widerspruch documenta IX und X, Eintritt 5 Euro Sa 30.05. / ganztags Cheltenhampark, Gö Poetree – Lyrik im Park Siehe auch die Empfehlung Eintritt frei ANZEIGE
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TagesSatz
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Jörg „Yogi“ Müller
A M S TA D T R AND
Straßengeflüster Eine neue Straßenzeitung ist in Duisberg-Hochfeld entstanden. Das am 28.März diesen Jahres erstmals erschienene Magazin heißt „BACHTALO“, was auf Romanes – nicht zu verwechseln mit Rumänisch – „glücklich“ bedeutet. Das Projekt war eine Idee des Sozialvereins Mensch ist Mensch e. V., der ein Beratungsbüro in Duisburg-Hochfeld hat. Die dort arbeitenden Ehrenamtlichen beraten Menschen in den unterschiedlichsten Lebenslagen. Der dabei entstehende Kontakt mit Roma führte zu der Idee, ein Straßenmagazin mit ihnen herauszubringen. „Mittlerweile sind die meisten Verkäufer von Straßenzeitungen selbst Roma“, heißt es in einer Pressemitteilung des Vereins „Mensch ist Mensch e.V.“. „Wir finden, es ist eine gute Idee, dass ein Roma eine Zeitung verkauft, die nicht von einem deutschen Obdachlosen, sondern von ihm selbst handelt.“
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JÖRG „YOGI“ MÜLLER
* ANTONIA STOLL
Die Zeitschrift dROMa, die regelmäßig auf Deutsch und Romanes über Kultur, Geschichte und Gegenwart der Roma in Europa berichtet, begrüßt auf ihrem Webblog, dass „die Roma-Medienlandschaft um ein Magazin reicher“ sei, äußert aber auch sanfte Kritik: „Dass die frischgebackenen Zeitungsmacher dabei etwas dick auftragen und ihr Magazin als ‚vielleicht erste Romazeitung, die es gibt’ anpreisen, wollen wir ihnen ebenso nachsehen, wie so manchen inhaltlichen Fehler. Wir wünschen dem Magazin viel Erfolg.“
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MEHR ZUM THEMA: www.menschistmensch.de/ strassenzeitung-bachtalojetzt-auch-online
Gedanken eines TagesSatz-Verkäufers
Liebe ist real Vielen Menschen fällt es sehr schwer, sich von Ihren Meinungen zu trennen. Und noch schwerer sich für neue Gedanken, Perspektiven, Möglichkeiten und Zukunftsentwürfe zu öffnen. Bei vielen haben sich ihre eigenen Überzeugungen so verfestigt, dass sie für sie die einzige Wahrheit und Realität darstellen. Dadurch entsteht eine Kluft zwischen ihnen und allen Andersdenkenden, die sie nicht nur voneinander trennt, sondern auch ihren Stolz nährt. Dieses ganze Festhalten entspringt übrigens der Angst. Warum aber haben die Menschen eine so entsetzliche Angst vor Veränderung, vor Fremden, vor dem Neuen und Unbekannten? Hat uns die Welt nicht schon immer auch Schönheit, Ehrlichkeit und Liebe gezeigt? Sind die Menschen dermaßen auf die Dunkelheit konzentriert, dass Sie das Licht nicht mehr sehen oder vergessen haben? Es ist wie in der unendlichen Geschichte von Michael Ende, wo eine Wirklichkeit in dem Augenblick zu existieren aufhört, in dem die Leute nicht mehr an sie glauben. Liebe ist Wirklichkeit, Leute! Sie umgibt uns ganz und gar. Sie schwingt und pulsiert in jedem
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Akt der Freundlichkeit, jeder Dienstleistung, der Kunst und der Familie. Auch die Angst ist sehr real, sie durchzieht jeden Zweifel, alle Verzweiflung, alles Zaudern, allen Hass, alle Eifersucht, alle Wut, allen Zorn, allen Stolz und allen Betrug. Ich habe mich daran gewöhnt, darüber nachzudenken, ob meine Gedanken der Liebe oder der Angst entspringen. Haben sie ihren Ursprung in der Liebe, dann folge ich ihnen. Entstammen sie aber der Angst, dann gehe ich tief in mich, um die Wurzel meiner Angst ausfindig zu machen. Nur dann bin ich imstande, meine Angst aufzugeben, sodass sie mich nicht mehr in meinen Möglichkeiten beschränkt. Es gibt keinen Grund, Angst zu haben, und alles ist möglich, wenn wir füreinander leben.
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Andre Günther (photocase.com)
DI E KO CH N IS C HE
* HANS PETER PUNG & TEAM
Kochen mit dem TagesSatz LECKERE GERICHTE FÜR SIE ENTDECKT
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iebe Leserinnen und Leser, heute wollen wir uns ganz der Gemüseküche widmen. Bewusst haben wir bei unseren Rezepten auf Fleisch verzichtet. Zu allen Vorschlägen passen jedoch Geflügel, Schwein, Rind oder auch Fisch. Wenn Sie wollen, fügen Sie einfach eine der Zutaten hinzu. Zudem sind die Gerichte in ihren Grundbestandteilen ähnlich, im Detail unterscheiden sie sich jedoch voneinander. Viel Spaß beim Nachkochen.
Gemüsepfanne einfach (4 Portionen / ca. 2,00 Euro pro Portion)
2 Zucchini, 6 Tomaten, 3 Paprikaschoten (bunt), 400g Champignons, 1 Knoblauchzehe, Öl, Salz, Pfeffer Zucchini waschen, halbieren, in Würfel schneiden. Paprikaschoten waschen, halbieren, Stielansatz und Kerne entfernen, in Streifen schneiden. Champignons putzen, in Scheiben schneiden. Knoblauch schälen, fein würfeln. Tomaten waschen, vierteln, entkernen, würfeln. Öl in einer Pfanne erhitzen. Knoblauch darin glasig dünsten. Paprika zufügen, glasig anbraten. Champignons zufügen, anbraten. Zucchini zufügen, glasig dünsten. Gemüse in der Pfanne etwa 10 Minuten garen. Nach 5 Minuten Tomatenwürfel zufügen. Mit Salz und Pfeffer abschmecken und heiß servieren.
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Gemüse in Kokosmilch
Gemüse in Sahnesauce
(4 Portionen / ca. 2,00 Euro pro Portion)
(4 Portionen / ca. 2,00 Euro pro Portion)
2 Zucchini, 2 Paprikaschoten (Farbe nach Wahl), 100g Brokkoli, 1 große Zwiebel, 2 Frühlingszwiebeln, 1 Knoblauchzehe, Ingwerpulver, Salz, Pfeffer, Paprika edelsüß, 500 ml Kokosmilch, Öl
1 große Zwiebel, 2 Knoblauchzehen, 2 rote Paprikaschoten, 1 mittlere Zucchini, 200g Champignons, 200ml Gemüsebrühe, 200 ml saure Sahne, 2 EL Créme Fraîche, Salz, Pfeffer, Paprikapulver rosenscharf, italienische Kräuter, Öl.
Zucchini waschen, halbieren, in Scheiben schneiden. Paprikaschoten halbieren, Stielansätze und Kerne entfernen, in Streifen schneiden. Brokkoli in Röschen zerteilen. Zwiebel schälen, würfeln. Frühlingszwiebel schälen, mit Grün in feine Ringe schneiden. Knoblauch schälen, fein würfeln. Öl in einer Pfanne erhitzen, Zwiebel und Knoblauch zufügen, glasig braten. Paprika zufügen, glasig anschwitzen. Frühlingszwiebeln zufügen, glasig dünsten. Brokkoli zugeben, farbig anschwitzen. Zucchini zufügen, Farbe annehmen lassen. Mit Salz, Pfeffer, Paprikapulver und Ingwer würzen. Kokosmilch zugießen, reduzieren bis eine cremige Konsistenz entsteht. Nochmals mit den Gewürzen abschmecken und heiß servieren.
Die Gemüse, wie zuvor beschrieben, vorbereiten. Öl in einer Pfanne erhitzen, Zwiebel und Knoblauch zufügen, glasig anschwitzen. Paprikaschote zugeben, farbig anschwitzen. Pilze zugeben, Farbe nehmen lassen. Zucchini zugeben, Farbe nehmen lassen. Gemüsebrühe angießen, einreduzieren. Saure Sahne zugeben, um die Hälfte reduzieren. Mit den Gewürzen kräftig würzen. Créme Fraîche unterrühren. Nicht mehr aufkochen lassen, nochmals abschmecken. Kräuter nach Wunsch zugeben und servieren. Tipp: Zu allen Gerichten passen als Beilage Reis, Nudeln oder auch ein frisches Ciabatta.
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Käthchen in Amerika The Black Rider – The Casting of the Magic Bullets im Deutschen Theater Göttingen
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Thomas M. Jauk
illiam S. Bourroughs, kurzzeitig aus dem Drogenrausch erwacht, fällt ein als urdeutsch gepriesenes Stück, von Carl Maria von Weber, in die Hände: der Freischütz. Er überträgt die alte Volksweise auf die moderne Bühne. Perfide scheint es, hat er doch seine Frau im Drogenrausch bei dem Versuch den Apfelschuss des Wilhelm Tell nachzustellen, erschossen. Mit Musik und Gesangtexten von Tom Waits und Greg Cohen sowie dem Stage-Design und den Lichtspielen von Robert Wilson fügt sich das Ganze zu einem herausfordernden Musiktheater der ganz eigenen Art zusammen. Die Basis der Geschichte ist altbekannt. Der Schreiber Wilhelm (Moritz Schulze) macht sich aus Liebe ins Forsthaus auf, um die Hand der Försterstochter Käthchen (Vanessa Czapla) zu erbitten. Vor der Hochzeit muss er, nach alter Tradition, erst einen Probeschuss abgeben. Umso näher die Prüfung kommt, desto weniger trifft er und lässt sich trotz der Warnungen seiner Braut auf den Kuhhandel mit dem Invaliden ein, der ihm einen Satz Kugeln offeriert, die immer ihr Ziel treffen. Wilhelm erliegt dem vermeintlichen Zauber der Waffen und seiner neuen Treffsicherheit. Noch vor dem Probeschuss sind alle Kugeln verschossen. Jetzt bedarf es der Zauberei. Und so kommt was kommen muss, er bittet den Munitionshändler um einen weiteren Satz Kugeln und akzeptiert die Bedingungen. Sechs Mal ist der Treffer im Spiel, doch der siebten Kugel Ziel, findet gar selber sie. Ein Schuss, der die Erbfolge und die Hochzeit sichern sollte, wird zur schaurig schönen Beerdigung derselben. Statt der Taube sinkt die Braut hernieder und statt Freudenschrei ertönen schaurig schöne Lieder im Stile der Beerdigungsriten New Orleans und der Autor meldet sich aus dem off. „Tut was ihr wollt, auf nichts ist Verlass, wenn nichts etwas gilt, gilt wenigstens das“, fasst Kuno, der Begründer der Försterdynastie, das Geschehen zusammen und
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* REZENSIERT VON UTE KAHLE die mystische Geschichte des apokalyptischen schwarzen Reiters trifft auf die harte amerikanische Realität. Eine Welt, in der Waffen normaler sind als das Salz in der Suppe und wo es unvorstellbar scheint, dass Menschen mit ihren Waffen nicht umgehen können. Waffen, sie spielen auch optisch eine tragende Rolle des Stückes. Ein jeder hat mindestens eine davon und in den Kostümen von Marie Gerstenberger, nachempfunden der Gründerzeit des Wilden Westens, findet sich auch das passende Ambiente. Gepaart mit dem Bühnenbild von Silke Bauer, das Schlichtheit und Wandlungsfähigkeit zeigt, haben Regisseurin Beate Baron und Dramaturg Matthias Heid eine Einheit aus Musik, Performance und Moral erschaffen. The Rolling Bones (in der Besetzung Rolf Denecke, Manfred von der Emde, Michael Frei, Hans Kaul, Detlef Landeck, Kristina van de Sand und Anton Säckl) verleihen dem Stück den perfekten musikalischen Rahmen, um sich zu entwickeln. Ein Gerd Zink überrascht viele mit seiner Kunstfertigkeit in Kreide und Papier und ein Emre Aksizoglu überzeugt als Stelzfuß nicht nur in Nylons und Pumps, sondern vor allem durch seine ganz eigene Stimmfarbe und Interpretation der Lieder Waits. Verabschiedet doch er das Publikum mit seiner Ballade, getreu dem Motto: „Verkaufe nie dein ich, denn dann verlierst du dich“. Stimmgewaltig und brillant umgesetzt könnte man kurz die Premiere des Stückes im Deutschen Theater umschreiben, doch es ist mehr, eine Einheit aus Stück und Publikum entsteht, ein Genuss, der bei der Premiere mit lang anhaltendem Applaus bedacht wurde.
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VORSTELLUNG IM MAI: 30. Mai um 19.45 Uhr TagesSatz
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ZWI SCHEN DEN ZE IL E N
Die schönste Sache ... Schöner kommen 41 Prozent der Frauen wollen ihrem Partner mit einem vorgetäuschten Orgasmus bestätigen, dass er ein guter Liebhaber ist, 25 Prozent versuchen damit zu erreichen, dass der Partner schneller zum Höhepunkt kommt. 16 Prozent der Frauen glauben, ihrem Partner den Orgasmus schuldig zu sein. Weitere 15 Prozent trauen sich nicht, dem Mann zu gestehen, dass er es nicht geschafft hatte, sie zum Höhepunkt zu bringen. Vier von vielen Fakten, die die Journalistin Henriette Hell in ihrem Buch präsentiert. Zwar liebt sie nach eigener Aussage Sex, allerdings bekommt sie beim normalen Rein-Raus keinen Orgasmus. Für sie kein Drama, für ihre Sexpartner aber offenbar schon. Die 29-Jährige ist davon frustriert und genervt. Schließlich sei das Ziel von Sex, Spaß zu haben. Nicht der Orgasmus. Und so begibt sich die Autorin auf Weltreise, schläft in zehn Ländern mit Einheimischen, um herauszufinden, ob woanders der Umgang mit dem weiblichen Orgasmus ein anderer ist. Das lässt Schlimmes erahnen – und ist doch überraschend lehrreich und überaus unterhaltsam. Zwar büßt das Buch gegen Ende an Verve ein, verliert sich letztendlich in einer Aneinanderreihung pornographischer Beschreibungen. Bis dahin ist Henriette Hell aber ein leidenschaftliches Plädoyer für eine neue Weiblichkeit und einen entspannteren Umgang miteinander gelungen. Für Frauen UND Männern gleichermaßen lesenswert. Henriette Hell: Achtung, ich komme! In 80 Orgasmen um die Welt Blanvalet 12,99 Euro Broschiert 256 Seiten TagesSatz
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Egal, ob zu viel, zu wenig oder einfach nur schlechter Sex: Das Thema lässt niemanden kalt – selbst jene nicht, die gar keinen haben. Das Angebot in Buchhandlungen ist entsprechend vielfältig und unübersichtlich. Wir stellen diesen Monat zwei unverzichtbare Standardwerke und eine spektakuläre Neuerscheinung vor.
* DANIELE PALU Zu viel des Guten
Kein Sex ist auch keine Lösung
Seriösen Schätzungen zufolge leben allein in Deutschland eine halbe Million Sexsüchtige. Sie werden von Kick zu Kick getrieben, rastlos, wahllos und letztlich unbefriedigt. Von Außenstehenden wird Sexsucht hingegen oft als „zu viel des Guten“ verkannt und nicht als Suchterkrankung ernst genommen. Dabei sind die Folgen für Betroffene und Angehörige gravierend, mitunter finanziell und gesundheitlich, vermehrt aber in den sozialen Beziehungen, am Arbeitsplatz und in der Partnerschaft. Der Psychotherapeut Kornelius Roth schildert anhand von Fallgeschichten die verschiedenen Ausprägungen von Sexsucht anschaulich und eindringlich. Ebenso verständlich gibt er Betroffenen Wege aus der Sucht an die Hand, die zumindest realisierbar erscheinen. Bereits in der 4. Auflage erschienen, gibt es keinen vergleichbaren Ratgeber zum Thema in Deutschland. Ein wichtiges, für Betroffene unverzichtbares Buch!
Ein Leben ohne Liebe und Sex. In unserer pornoisierten Gesellschaft ist das eine höchst absurde Vorstellung. Und dennoch kennen Schätzungen zufolge bis zu zwei Millionen Erwachsene weder Liebe noch Sex. Die Wissenschaft nennt solche Menschen „Absolute Beginners“. Wer selbst nicht betroffen ist, kennt meist jemanden, der es ist: Eine Cousine, die die 30 längst überschritten hat und noch nie einen Freund hatte. Ein Kumpel, mit dem man zwar Pferde stehlen kann, dem aber noch niemand das Herz stehlen konnte. Einige von ihnen erzählen in diesem Buch ihre Geschichte. Das Buch der Journalistin Maja Roedenbeck bietet neben Fallbeispielen auch eine gesellschaftliche Einordnung, Ursachenforschung und einen informativen Teil mit Tipps von Ex-Betroffenen und Experten. Prädikat: uneingeschränkt empfehlenswert!
Kornelius Roth: Sexsucht. Ch. Links Verlag 14,90 Euro Broschiert 216 Seiten
Maja Roedenbeck: Und wer küsst mich? CH. Links Verlag 16,90 Euro Broschiert 200 Seiten
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WA S E S S O N ST NOC H G IB T
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it einem Riesentintenfisch um eine Einkaufstüte kämpfen, sich von einem Elefanten in der Kasseler Orangerie nass spritzen lassen, überdimensionale Insekten mit einer riesigen Spraydose angreifen und einen Dinosaurier füttern. Alles möglich in einem Gebäude, mit ein wenig Fantasie und einer Kamera.
Große Kinder haben auch ihren Spaß Erwachsene und Kinder können sich derzeit in der aktuellen Ausstellung des Naturkundemuseums Kassel austoben. In „Kassels Naturgeschichte 3D – und Sie sind mittendrin“ sind die Protagonisten nicht nur die Ausstellungsobjekte, sondern die Besucher selbst.
Die aktuelle Ausstellung im Naturkundemuseum scheint vor allem auf einen Aspekt ausgerichtet worden zu sein: Spaß haben. Während frühere Ausstellungen zwar kreativ und ansprechend gestaltet wurden, lag doch der Fokus auf dem Informationsgehalt. Das ist diesmal etwas anders. Auch wenn die Bildung nicht vollständig zu kurz kommt. Neben zahlreichen Bildern auf Handy oder Digitalkamera verlässt der Besucher die Ausstellung mit einigen spannenden Fakten zum Thema Kasseler Naturaber auch Kulturgeschichte, die man sich an 18 teilweise ganz unterschiedlichen dreidimensionalen Ölgemälden aneignen kann.
Welche Stationen einen besonders ansprechen, ist Interessen- und Geschmacksfrage. Kinder findet man vor allem bei den Dinosauriern und den süßen Waschbären, von denen man erfährt, wie sie überhaupt nach Kassel kamen und sich hier zu einem häufigen Gast entwickelten. Aber auch der Elefant vor der Orangerie scheint sich großer Beliebtheit zu erfreuen. Etwas abseits dagegen steht Landgraf Karl, der barfuß im Kaskadenteich im Kasseler Bergpark watet. Er ist eine wichtige Person der Kasseler Geschichte. Leider hat er es gegen Rieseninsekten, Waschbären, Dinosaurier und Explosionen etwas schwer sich durchzusetzen. Wenn man jedoch glaubt, dass die Ausstellungen nur Kinder bezaubern, liegt man falsch. Vor allem die großen
Kinder kann man dabei beobachten, wie sie sich gegenseitig ablichten oder Selfies schießen. Es scheint jeder Altersgruppe vertreten zu sein. Geteilt wird fleißig im Internet. Auch wenn es leider keinen großen Sammelpool an Bildern gibt, findet man recht schnell Fotos der Ausstellung. Während man bei Facebook weniger erfolgreich sucht, findet man bei Instagram direkt über den Hashtag „#NKM3d“ viele Bilder von Besuchern.
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MEHR ZUM THEMA: Bis zum 6. September kann man die Ausstellung noch im Naturkundemuseum Kassel besuchen. Öffnungszeiten: Dienstag bis Samstag, 10-17 Uhr Mittwoch, 10-20 Uhr und Sonntag, 10-18 Uhr.
Naturkundemuseum Kassel
Dabei legt die Ausstellung auch nicht den Fokus darauf, geschichtlich genau zu sein. Es scheint eher darum zu gehen, einen Moment zu erzählen und näher zu bringen. Natürlich faszinieren dabei vor allem die „Ungeheuer“, aber auch das Gemälde von Denis Papin hat seinen Reiz. Der Erfinder arbeitete um 1700 in Hessen-Kassel an einer Dampfdruckpumpe für die Wasserkünste des Bergparks Wilhelmshöhe. Leider funktionierte die Pumpe nur kurz: Papins Labor fliegt in die Luft. Diese Geschichte erzählt das Gemälde.
* KATHARINA SCHWARZ
Noch etwas ist anders: Man darf anfassen und betreten. Zum Beispiel kann man sich auf einen Baumstamm setzen, der in einer Ecke des Raumes in dem Gemälde mit Meeres-Urzeitmonstern so positioniert ist, dass man auf einem Bild den Eindruck erhält im Wasser zu treiben. Spannend ist auch die Felswand mit Falken, auf die man sich so legen kann, dass, wenn die Kamera um 90 Grad gedreht wird, man in luftiger Höhe klettert. 32
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DAS LE T Z T E
TagesSatz Göttingen
DER TiCKER NACHRICHTEN AUF DEN LETZTEN DRÜCKER Impressum
Ich warte auf Dich! GÖTTINGEN – Charmantes Straßenmagazin (20 Jahre alt) sucht fantasievollen Redakteur mit Spaß am Schreiben. Für alles zu haben – von einer intensiven Beziehung mit Perspektive bis zum gelegentlichen, unverbindlichen Flirt von 1.500 Zeichen. Ich bin offen, abenteuerlustig, habe eine tolle Figur (36 Seiten) und ein hinreißendes Layout.
Anzahl älterer Hartz-IV-Bezieher steigt NÜRNBERG – Trotz guter Konjunktur zählen ältere Erwerbslose vermehrt zu den Verlierern am Arbeitsmarkt. Seit 2010 ist ihre Zahl massiv angestiegen. Waren es damals knapp 257.000 Menschen, die staatlicher Unterstützung bedurften, so stieg ihre Zahl 2014 auf 318.000 (um ca. 24 Prozent) an. Nach einer aktuellen Datenübersicht der Bundesagentur für Arbeit (BA) hat sich der Trend auch im direkten Jahresvergleich fortgesetzt. Die Zahl der arbeitslosen ALG-II-Bezieher über 55 ist seit Februar 2014 um 10.252 auf 331.709 im März 2015 gestiegen. Dagegen hat sich die Zahl aller Erwerbslosen im Hartz-IV-System seit 2010 deutlich um etwa
Nächstes Mal JUNI-AUSGABE 2015
Außenseiter sein - wer kennt das nicht?.
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TagesSatz
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Ich biete Dir Platz für Deine eigenen Ideen und lasse Dir dabei viel Freiheit. Wenn Du Dich, genauso wie ich, für soziale, gesellschaftliche und (lokal)politische Themen interessierst, dann komm mich besuchen und lass Dich von mir bei Tee und Keksen zu journalistischen Abenteuern verführen. REDAKTIONSSITZUNGEN: Jeden Donnerstag um 18.00 Uhr Obere Karspüle 18 37073 Göttingen neun Prozent auf 1,97 Millionen reduziert. Ursache der Entwicklung ist offenbar der Umstand, dass es besonders älteren Arbeitssuchenden, die länger ohne feste Beschäftigung waren, immer weniger gelingt, eine neue Stelle zu finden. Nach geltender Rechtslage haben über 55-Jährige grundsätzlich Anspruch auf ALG I, bevor sie in die staatliche Grundsicherung rutschen. Bei den Arbeitslosen über 58 Jahre wird das ALG I in der Regel für 24 Monate gezahlt. Ältere Bezieher von Hartz IV sind also mindestens schon eineinhalb Jahre ohne feste Arbeit. Seit Ende 2007 sind mehrere vorruhestandsähnliche Regelungen für ältere Erwerbslose ausgelaufen, auf Grund derer über 58-Jährige nicht als arbeitslos gezählt wurden. Im Gegenzug wurde eine Sonderregelung geschaffen, die das wahre Ausmaß der Langzeitarbeitslosigkeit Älterer eher beschönigt. Empfänger von Grundsicherung über 58 Jahre werden nicht mehr als arbeitslos gezählt, wenn ihnen vom Job-Center ein Jahr lang kein Stellenangebot unterbreitet wurde. Bezieher von Hartz IV sind zudem ab dem 63. Lebensjahr gesetzlich verpflichtet, einen Rentenantrag zu stellen. (hw)
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TagesSatz, das Straßenmagazin Herausgeber: TagesSatz e.V. 1. Vorsitzender: Hans Peter Pung Adresse der Redaktion Kassel: Westring 69, 34127 Kassel Telefon: 0561 / 861 58 43 Fax: 0561 / 861 58 61 E-Mail: tagessatz.kassel@yahoo.de Mo & Di: 12-14 Uhr, Do: 14-16 Uhr Mi & Fr: geschlossen Adresse der Redaktion Göttingen: Obere Karspüle 18, 37073 Göttingen Telefon: 0551 / 531 14 62 E-Mail: goettingen@tagessatz.de Mo, Di, Do: 9-11 Uhr / Do: 16-18 Uhr Mi & Fr geschlossen Homepage: www.tagessatz.de Bankverbindung: Kasseler Sparkasse IBAN: DE41 5205 0353 0001 1833 79 BIC: HELADEF1KAS Sparkasse Göttingen IBAN: DE59 2605 0001 0050 5815 11 BIC: NOLADE21GOE Redaktionsleitung: Carolin Schäufele (cs) (GÖ), Harald Wörner (hw) (KS) Pressearbeit: Carolin Schäufele Vertriebsleitung: Kassel: Udo Drescher, Mike Schäfer, Tel.: 0561 / 861 58 18 Göttingen: Ute Kahle, Andreas Pramann, Tel./Fax: 0551 / 531 14 62 Anzeigenleitung: Tel./Fax: 0551 / 531 14 62 E-Mail: anzeigen@tagessatz.de Redaktion Kassel: Nora Mey, Christin Prüter, Hans-Peter Pung, Katharina Schwarz, Harald Wörner (hw), Carolin Küllmer, Heinz Bechlars Redaktion Göttingen: Sabrina Erdmann, Elisabeth Hohensee, Ute Kahle (uk), Jörg „Yogi“ Müller, Daniele Palu, Antonia Stoll, FSJler Kinderhaus e.V. Illustration: Pilar Garcia Fotografie: Max Apel, Detlef „Rocky“ Bernhard, Pierre Auguste Cot, Sigismund von Dobschütz, Peter Gugerell, Thomas M. Jank, Jerzy, Ute Kahle, Anja Lampe, misterQM, Jörg „Yogi“ Müller, Uwe Werner, Lu Yang Umschlag: Ute Kahle Layout: Dirk Mederer [PLAZEBO] mediapool. Göttingen Lotzestraaße 22c, 37083 Göttingen mederer@mediapool-goettingen.de mediapool-goettingen.de Lotzestr. 22c, 37083 Göttingen Druck: COLOR-Druck GmbH ViSdP: Harald Wörner Der TagesSatz erscheint zwölfmal im Jahr im Straßenverkauf in Kassel und Göttingen. Auflage dieser Ausgabe: 5.250
Namentlich gekennzeichnete Beiträge geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion wieder. Die Redaktion behält sich vor, Leserbriefe in gekürzter Version zu veröffentlichen. Nachdruck, auch auszugsweise, nur mit Genehmigung der Redaktion.
Verkaufspreis: 2,00 EUR, davon geht 1,00 EUR direkt an den Verkäufer.
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WOHIN, WENN ALLGEMEINE HILFEN Göttingen Caritasverband Göttingen Allgemeine Lebens- und Sozialberatungsstelle Godehardstr. 18, 37081 Göttingen 0551/999590 Opferhilfebüro Göttingen Maschmühlenweg 11(Landger.) 37073 Göttingen 0551/5213883 Weißer Ring e.V. Hilfen für Opfer von Straftaten 0551/6338876 Sozialdienst für Migranten, RABaZ-Beratungs- & Vermittlungsstelle für ausländische Jugendliche Karspüle 16 , 37073 Göttingen 0551/57739 BONUS Freiwilligenzentrum Godehardstr. 18, 37081 Göttingen 0551/9995917 Neue Arbeit – Brockensammlung Levinstr.1, 37079 Göttingen 0551/5067320 Pro Familia Rote Str.19, 37073 Göttingen 0551/58627 Selbsthilfe Körperbehinderte Neustadt 7, 37073 Göttingen 0551/54733-0 Selbsthilfegruppe für Mobbinggeschädigte – Rainer Beutler 05602/1860 BürgerInnenberatung Stadt Göttingen Hiroshimaplatz 2, 37083 Göttingen Zukunfts-Werkstatt Hilfe für Migranten & Jedermann Haus der Kulturen – Hagenweg 2e 37081 Göttingen Bahnhofsmission Bahnhof, Gleis 4-5, 37073 Göttingen 0551/56190 Diakonieverband Göttingen Allgemeine Lebens- und Sozialberatungsstelle Schillerstraße 21 37083 Göttingen 0551/517810 Kassel Kasseler Hilfe Opfer- und Zeugenhilfe e.V. Wilhelmshöher Allee 101 34121 Kassel 0561/282070 Weißer Ring e.V. Hilfen für Opfer von Straftaten 0561/6029458
LEB Ländliche Erwachsenbildung Groner Landstr. 27 37081 Göttingen 0551/8207917 Mo, Di und Fr 14.30-18 Uhr BBA e.V. TU WAS Lange Geismarstr. 3, 37083 Göttingen 0551/485200 Mo, Mi, Do 9.30-12 sowie Di 10-12 u. 14-16 Uhr Kassel Beratungsstelle für Arbeitslose des DGB Kreis Kassel Spohrstraße 6-8, 34117 Kassel 0561/7209536 ESSENSAUSGABEN Göttingen Die Göttinger Tafel Mauerstr. 16-17, 37073 Göttingen Tel. 0551–51030 Mittagstisch St. Michael Turmstr. 5, 37073 Göttingen 0551/5479540 Straßensozialarbeit Rosdorfer Weg 17, 37073 Göttingen 0551/517980 Kassel Kasseler Tafel Holländische Straße 141 34127 Kassel 0561/23003
Arbeit und Leben (A&L) Lange Geismarstr. 72-73 37073 Göttingen 0551/495070 oder 4950741 Di und Do von 9.30-13.30 Uhr
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Ev.-ref. Gemeinde – Kleiderkammer Untere Karspüle 11, 37073 Göttingen Kleiderladen 0551/5473717 Ausgabe: Do 9-12 Uhr
Frauengesundheitszentrum Göttingen e.V. Groner Straße 32/33 37073 Göttingen 0551/484530 Gesundheitszentrum Albanikirchhof 4-5 37073 Göttingen 0551/486766 Kassel Fahrende Ärzte Dr. Giesler/Dr. Moog Mo 14-15.30 Uhr auf dem Martinsplatz Do 20-24 Uhr in der Gießbergstraße Kabera e.V. Beratung bei Essstörungen Kurt - Schumacher Straße 2 34117 Kassel 0561/780505 Gesundheitsamt Region Kassel Wilhelmshöher Allee 19-21 34117 Kassel 0561/10031920 HAFTENTLASSENE Göttingen
Kassel
FRAUEN IN NOT
HILFE & SELBSTHILFE BEI AIDS
Göttingen
Göttingen
KORE e.V. (Beratung für Frauen) Papendieck 24/26, 37073 Göttingen 0551/57453 Mo, Do 9-13 Uhr
Göttinger AIDS-Hilfe Obere Karspüle 14, 37073 Göttingen 0551/43735 werktags: 10-13 Uhr Beratung: 0551/19411
Frauen-Notruf e.V. Postfach 18 25, 37008 Göttingen 0551/44684
AIDS-Beratungsstelle Theaterplatz 4, 37073 Göttingen 0551/4004831
Frauenhaus e.V. Göttingen Postfach 1911, 37009 Göttingen 0551/5211800
Kassel
Therapeutische Frauenberatung e.V. Groner Straße 32/33 37073 Göttingen 0551/45615 Kassel
FRANKA e.V. Verein zum Schutz von Frauen, die Opfer von Menschenhandel geworden sind Frankfurter Straße 78a 34121 Kassel 0561/70165824
Mensch & Arbeit - Beratungsstelle für Arbeitnehmer und Arbeitslose Kurze Str. 13a, 37073 Göttingen 0551/43373
Göttingen
Gesundheitsamt Sozialpsychiatrischer Dienst Am Reinsgraben 1, 37085 Göttingen 0551/4004862
Gesegnete Mahlzeit Diakonisches Werk Kassel Hermannstraße 6, 34117 Kassel weitere Stellen: Neue Brüderkirche, Johanneskirche, Auferstehungskirche
Zentrum für Sucht- & Sozialtherapie Diakonisches Werk Kassel Frankfurter Str. 78a, 34121 Kassel 0561/93895-0
Arbeiterwohlfahrt Hospitalstr. 10, 37073 Göttingen 0551/50091-0
Göttingen
Anlaufstelle – Kontakt in Krisen e.V. Rosmarinweg 24, 37081 Göttingen 0551/632977
Übergangseinrichtung für wohnungslose Frauen Am Donarbrunnen 32 34132 Kassel 0561/43113
Göttingen
KLEIDERKAMMERN
Suppentopf der Heilsarmee jeden Donnerstag von 14-15 Uhr Martinsplatz
pro familia Beratungsstelle Breitscheidstraße 7 34119 Kassel Tel. 0561 7661925-0 Fax. 0561 7661925-99
ARBEITSLOSENHILFE
GESUNDHEIT
Beratungsstelle für Haftentlassene Kölnische Straße 35, 34117 Kassel 0561/787-5061 oder 0561/70738-00
Aids-Hilfe Kassel Motzstraße 1, 34117 Kassel 0561/97975910 Stadt Kassel – Gesundheitsamt AIDS-Beratungsstelle Obere Königsstraße 3 34117 Kassel 0561/787–5380 KINDER & JUGENDLICHE IN NOT Göttingen Deutscher Kinderschutzbund Nikolaistraße 11, 37073 Göttingen 0551/7709844 Omnibus - Beratungsstelle für Jugendliche & junge Erwachsene Goßlarstr. 23, 37073 Göttingen 0551/392690
Autonomes Frauenhaus 0561/898889
Kassel
Frauen in Not 0561/9892929
Deutscher Kinderschutzbund Siemensstraße 1, 34127 Kassel 0561/899852
Notruf für vergewaltigte Frauen Frauen gegen Vergewaltigung e.V. 0561/772244 Frauen informieren Frauen e.V. Beratung bei häuslicher Gewalt Westring 67, 34127 Kassel 0561/ 89 31 36
Verein zur Förderung der Erziehungshilfen in Nordhessen e.V. Wilhelmshöher Allee 32a 0561/78449-0 Stadt Kassel Sozialer Dienst des Jugendamtes Friedrich-Ebert-Straße 1 34117 Kassel 0561/787–5301
Deutsches Rotes Kreuz Zollstock 17, 37081 Göttingen 0551/5096322 Ausgabe: Mo & Do 8.30-11 Uhr jeden 3. Mi im Monat 16-18 Uhr Kassel Diakonisches Werk Kassel Sprungbrett & Sprungbrett spezial Steinweg 5, 34117 Kassel 0561/572090 Deutsches Rotes Kreuz Königstor 24, 34117 Kassel 0561/7290441 LEBENSKRISEN Telefonseelsorge für Jugendliche 0800/1110333 Göttingen Telefonseelsorge 0800/1110111 & 0800/1110222 Kassel Telefonseelsorge 0800/1110111 PSKB Stadt & Landkreis Kassel 0561/1003-0 & 0561/787-5361 NOTSCHLAFSTELLEN Göttingen Heilsarmee Untere Maschstr. 13b 37073 Göttingen 0551/42484 Kassel Soziale Hilfe e.V. / Panama (für alleinstehende Wohnungslose) Kölnische Straße 35, 34117 Kassel 0561/70738-00 Café Nautilus (für Drogenabhängige) Erzberger Straße 45, 34117 Kassel 0561/12115 RECHTSBERATUNG & HILFE Kassel Schuldnerberatung Gottschalkstraße 51, 34127 Kassel 0561/893099 Verbraucherzentrale Hessen e.V. Bahnhofsplatz 1, 34117 Kassel 0561/772934
Suchtberatung Diakonisches Werk Kassel Sucht- und Sozialtherapeut. Zentrum Frankfurter Str. 78A, 34121 Kassel 0561/93895-0 SUCHTBERATUNG: DROGEN Göttingen DROBZ (Drogenberatungszentrum) Mauerstr.2, 37073 Göttingen 0551/45033 Beratungsstelle für Suchtkranke – Diakonieverband Schillerstr 21, 37083 Göttingen 0551/72051 Kassel Drogenhilfe Nordhessen e.V. Schillerstraße 2, 34117 Kassel 0561/103641 Kontaktladen „Nautilus“ Erzberger Straße 45, 34117 Kassel 0561/12115 SAM – Substitutionsfachambulanz Wilhelmshöher Allee 124 34119 Kassel 0561/711813 Schillerstraße 2, 34117 Kassel 0561/103878 WOHNUNGSLOSENHILFE Göttingen Ambulante Hilfe für alleinstehende Wohnungslose Wiesenstr. 7, 37073 Göttingen 0551/42300 Diakonische Heime in Kästorf e.V. – Außenstelle Göttingen Wienstraße 4f, 37079 Göttingen 0551/5053302 Straßensozialarbeit (Kleiderkammer) Rosdorfer Weg 17, 37073 Göttingen 0551/517980 Wohn-/Übernachtungsheim für Frauen und Männer Untere Maschstr. 13b 37073 Göttingen 0551/42484 Kassel Die Heilsarmee / Sozial Center Ks Eisenacher Straße 18, 34123 Kassel 0561/570359-0 Beratungsstelle für Nichtsesshafte Sozialamt der Stadt Kassel Kölnische Straße 35, 34117 Kassel 0561/787-5061
Göttingen
Beratungsstelle für alleinstehende Wohnungslose – Soziale Hilfe e.V. Kölnische Straße 35, 34117 Kassel 0561/70738–00
AWO Schulden- & Insolvenzberatung, Kreisverband Göttingen e.V. Hospitalstraße 10, 37073 Göttingen 0551/50091-0
Betreutes Wohnen Diakonisches Werk Kassel Frankfurter Str. 78a, 34121 Kassel 0561/93895-10
Kostenlose Rechtsberatung Göttinger Tafel e.V. Jacobikirchhof 1, 37073 Göttingen 0551 – 5 10 30
WOHNUNGSPROBLEME
Unabhängige Patientenberatung Göttingen Albanikirchhof 4-5, 37073 Göttingen 0551/488778-0 Verbraucherzentrale Niedersachen Papendiek 24, 37073 Göttingen 0551/57094
Kassel Zentrale Fachstelle Wohnen Wohnungsamt (Rathaus) Obere Königsstraße 8 34112 Kassel 0561/787-6252 oder -6255 Deutscher Mieterbund Mieterverein Kassel u. U. e.V. Königsplatz 59, 34117 Kassel 0561/103861
SUCHTBERATUNG: ALKOHOL Kassel Anonyme Alkoholiker 0561/5108806 Blaues Kreuz Kassel Landgraf-Karl-Straße 22 34131 Kassel 0561/93545-0
Wenn Ihre Einrichtung hier nicht enthalten, oder wir eine Korrektur durchführen sollen, schicken Sie bitte eine E-Mail mit den Daten an goettingen@tagessatz.de!
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m h it m iv fl a k n a ie n g n en .
LYRI S C HE S
Menschen mit HIV k旦nnen neuerdings auch Pilot werden. Damit steht ihnen nun jeder Beruf offen. Eine Gefahr f端r Kollegen oder Kunden besteht in keinem Job. Trotzdem m端ssen HIV-Positive mit Mobbing oder sogar K端ndigung rechnen.
Sven fliegt. Lesen Sie seine Geschichte auf:
aidshilfe.de /30 TagesSatz
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Mit dem Einwurf Ihres Pfandbelegs in den BonBons-Behälter unterstützen Sie direkt bedürftige Menschen in Ihrer Region. Ihre Spende kommt zu gleichen Anteilen dem Straßenmagazin TagesSatz, sowie in Göttingen der Göttinger Tafel, in Kassel der »Gesegneten Mahlzeit« und dem »Suppentopf« zu Gute. Informationen zum Projekt und zu den Supermärkten mit BonBons-Boxen erhalten Sie auf unserer Webseite: www.pfandbonbons.de Die Spenden gehen an:
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Unterstützt durch:
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TagesSatz
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Foto: Sarah Raymaekers | Gestaltung: Dirk Mederer [plazebo.net]
»Mein Flaschenpfand gibt Menschen Würde.«