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Keith Wiliamson – Mountaining Bills Project
IM P O S TK A S TE N
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EDI TOR IAL Lieber Leserinnen und Leser, sind früher Menschen eher an den physischen Bedingungen ihrer Arbeit (wie etwa Staublungen oder Bandscheibenvorfällen) erkrankt, so beobachten Arbeitsexperten heutzutage eine Zunahme von psychischen Folgeerscheinungen der modernen Arbeitswelt. Am bekanntesten dürfte hier das sogenannte „Burnout“-Syndrom sein. Mit diesem Begriff bezeichnen Psychologen einen Zustand „emotionaler“ Erschöpfung und damit einhergehend, eine reduzierte Leistungsfähigkeit. Die „Work-Life-Balance“ ist aus dem Gleichgewicht geraten. Betroffene berichten von Zeitdruck, viel Verantwortung, häufigen Störungen ihres Arbeitsprozesses sowie einer in den letzten Jahren stetig ansteigenden Komplexität Ihrer Aufgaben. Von ihren Vorgesetzten erfahren sie im Gegenzug kaum die nötige Wertschätzung ihrer Arbeit. Bei Problemen sind sie auf sich allein gestellt und über ihre berufliche Zukunft werden sie zudem im Unklaren gelassen, können also nicht längerfristig planen. Erschwerend kommt hinzu, dass vermehrt projektgebundene Einsatzstellen (speziell im IT-Bereich) es erforderlich machen, dass die Arbeitnehmer vor Ort agieren, sich also zum Teil auch auf die Bewältigung erheblicher Entfernungen einzustellen haben. Diese Zeit fehlt ihnen dann natürlich in ihrem Freizeitbudget. Glücklich ist da derjenige, der zwar sein Pensum auch erledigen muss, weil er bestimmte Fristen einzuhalten hat, auf dem Weg dorthin aber in der Ausgestaltung des individuellen Arbeitsplanes gewisse „Toleranz“-Spielräume hat, die es auch einmal ermöglichen, sich zurückzuziehen, um wieder Luft zu schöpfen. Dieses Batterienaufladen ist eminent wichtig, möchte man psychisch gesund bleiben. Gerade in den heutigen hektischen Zeiten sollte sich jeder von uns auch einmal die Zeit nehmen, einen Gang herunterzuschalten. Denn wie ein schönes Sprichwort sagt: Wir leben nicht, um zu arbeiten, sondern wir arbeiten, um zu leben. Dies macht es vielleicht auch erforderlich, dem einen oder anderen Götzen/Statussymbol Lebewohl zu sagen. Denn was ist schon das neueste Smartphone im Vergleich zu dem Erlebnis, seine Kinder unbeschwert aufwachsen zu sehen. Leider ist es nicht allen von uns vergönnt, das Arbeitsleben komplett nach den eigenen Bedürfnissen hin auszurichten. Aber jeder von uns kann versuchen, einen gewissen Ausgleich im Privatleben zu schaffen. Das kann durch das Ausüben von Hobbies der Fall sein oder einfach auch einmal dadurch, den „Müßiggang“ zu pflegen. In diesem Sinne: Nehmen Sie sich auch mal Zeit für sich!
Harald Wörner (Redaktionsleitung Kassel)
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TA G E S S ATZ INT E R NAT IONA L
„Poachers will be poached“ Antonia Stoll
Trotz strikter Sicherheitsvorkehrungen werden immer häufiger Nashornkadaver ohne Horn aufgefunden. Das frustriert: In südafrikanischen Wildreservaten erschießen Menschen einander.
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in wütend schnaubendes Nashorn auf hellem Grund, in großen Buchstaben steht daneben: „Poachers will be poached.“ - Wilderer werden gewildert. Auf den ersten Blick mag dieses Schild an der Grenze des Krüger-Nationalparks wie eine mehr oder eher weniger humorvolle Übertreibung wirken, schließlich gibt es in Südafrika seit 1995 keine Todesstrafe mehr. Tatsächlich herrscht in den Wildreservaten aber ein brutaler Kampf. Hochwertig ausgerüstete Wilderer treffen auf ebenso schwer bewaffnete „AntiPoaching-Teams“, die zu großen Teilen aus ehemaligen Soldaten bestehen und neben Hubschraubern und Flugzeugen sogar Drohnen einsetzen, um Wilddiebe aufzuspüren. Laut dem Magazin Wildlife musste ein Ranger acht Stunden lang operiert werden, nachdem ihn seine Kollegen für einen Wilderer gehalten und mit fünf Schüssen verwundet hatten. Da überrascht es kaum, dass im vergangenen Jahr 26 Menschen bei dem Versuch zu wildern erschossen wurden. Die meisten von ihnen stammten aus Mosambik. Hier sind 17 Prozent der Bevölkerung arbeitslos und die durchschnittliche Lebenserwartung liegt bei 49 Jahren. Der KrügerNationalpark teilt eine 356 Kilometer lange Grenze mit dem mosambikanischen Limpopo Nationalpark, auf dessen Gebiet etwa 25,000 Menschen leben. Diese Dörfer eignen sich als Ausgangspunkt für Menschen, die ihr Leben für ein Rhinohorn aufs Spiel setzen – beziehungsweise für einen Anteil an der Viertelmillion Dollar, die es auf
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* ANTONIA STOLL dem Schwarzmarkt einbringt. Als Statussymbol der Oberschicht, zur Herstellung von Dolchen oder in der traditionellen chinesischen Medizin geschätzt, findet das Horn seine Abnehmer fast ausschließlich in China und Taiwan. Etwas so Begehrtes auf der Nase zu tragen, ist gefährlich: Waren Anfang des 20. Jahrhunderts noch etwa 500,000 Rhinos über Asien und Afrika verteilt, sind heute nur noch circa 29,000 Exemplare in freier Wildbahn zu finden. Das Spitzmaulnashorn wurde von der IUCN (International Union for Conservation of Nature and Natural Resources) als „vom Aussterben bedroht” eingestuft, während das Südliche Breitmaulnashorn bereits als so gut wie ausgerottet gilt. Das Nördliche Breitmaulnashorn dagegen ist Aushängeschild für den Erfolg der Reservate. Anfang des 20. Jahrhunderts sank die Zahl auf 50 Exemplare, mittlerweile leben wieder 20,405 wilde Nördliche Breitmaulnashörner. Aufgrund der vermehrten Wilderei - 2012 wurden 668 Nashörner getötet, 2013 waren es bereits 1040 - wird allerdings vermutet, das Nashorn könnte in der Wildnis bis 2026 bereits komplett ausgerottet sein. Ein halbwegs gewaltfreier Lösungsansatz wäre beispielsweise die Entfernung des verhängnisvollen Horns. Doch es wächst so schnell wieder nach, dass es alle zwölf Monate wieder entfernt werden müsste. Das wäre nicht nur kostspielig, sondern auch gefährlich: Betäubungsmittel für ein Nashorn zu dosieren ist schwierig und birgt immer das Risiko, dass das Tier
nicht wieder aufwacht. Zudem hat sich herausgestellt, dass auch hornlose Exemplare erschossen werden, vielleicht aus Enttäuschung, vielleicht um nicht noch einmal umsonst auf dessen Fährte zu geraten, vielleicht aufgrund des kleinen Restes, der bei der Enthornung zurückgelassen werden muss, um das Nashorn nicht zu verletzen. Alternativ kam die Idee auf, Pestizide in das Horn zu spritzen, um Konsumenten abzuschrecken. Ed Hern, Besitzer des „Rhino and Lion Reserve“ nahe Johannesburg kündigte 2010 an, er werde Gift in Nashornhörner injizieren: „Das Ziel wird sein, jeden der das Horn konsumiert zu töten oder ernsthaft krank zu machen.“ Die Tiere wurden trotzdem getötet, die Hörner mitgenommen. Schließlich können die Wilderer sie nichtsdestotrotz an einen unwissenden Mittelmann verkaufen. Solange Menschen Nashornhorn besitzen wollen und sich andere Menschen für die gefährliche Drecksarbeit (das Wildern) finden, wird es schwer sein, sie davon abzuhalten. Eine langfristige Lösung kann nur eine Reduzierung der Nachfrage sein. In einem Videoclip der Kampagne „Say NO To Rhino Horn“ stellt die vietnamesische Popsängerin My Linh klar: „Tatsächlich besteht Horn zum Großteil aus Keratin, demselben Stoff, aus dem auch Finger- und Zehennägel sind. Wenn Ihnen also danach ist, Rhinohorn zu konsumieren, können Sie aufhören, Nashörner an den Rand der Ausrottung zu drängen und stattdessen einfach ihre eigenen Fingernägel herunterschlucken.“
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I NHALT
ARBEITSTIER 8 Mehr wert als tausend Seesterne CARMEN WILKE 10 Arbeit und Leben in Japan KATHARINA SCHWARZ 12 Einfach mal relaxen! JÖRG „YOGI“ MÜLLER 14 Organisationstalent ist gefragt HARALD WÖRNER
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RUBRIKEN
tagesklatsch mit kaffeesatz
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mit LUTZ SEILER UTE KAHLE
GÖTTINGEN 18 Für jeden etwas ZOÉ DUBOIS 19 Ein Hoch auf uns THOMAS GÜTH 20 Hilfe zur Selbsthilfe THOMAS GÜTH
KASSEL 22 Mit Sonnenkraft ans Ziel KLASSE 6 / DIE ZWERGE – FREIE SCHULE KASSEL 24 Keine Bücherei darf schließen NORA MEY 25 Ehrenamt ade? REDAKTION KASSEL
3 Editorial 4 TagesSatz International 16 Der Stolperstein 17 Paragraphenreiter 21 Der Comic 26 Kultur-Empfehlungen 28 Straßengeflüster 29 Die Kochnische 30 Hinter den Kulissen 31 Zwischen den Zeilen 32 Was es sonst noch gibt 33 Der Ticker Nächstes Mal Impressum 34 Wohin, wenn
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Marie Amrei
DAS GESPRÄCH
tagesklatsch mit kaffeesatz
Museum der Ertrunkenen Buchmesse 2014 in Frankfurt, der Mega-Moloch der Bibliophilen. Dennoch fand Lutz Seiler, Gewinner des Deutschen Buchpreis 2014 für seinen Roman Kruso, die Zeit einige Fragen für unsere Leser zu beantworten und verriet Details über DDR-Aroma, seine Zeit auf Hiddensee und ob seine ehemaligen Kollegen noch mit ihm reden.
* UTE KAHLE IM GESPRÄCH MIT LUTZ SEILER
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erzlichen Glückwunsch zum Gewinn des Deutschen Buchpreis 2014 für Ihren Roman Kruso. Haben sie nachdem sie auf der Shortlist standen damit gerechnet ihn wirklich zu gewinnen? Dankeschön, ja, da musste ich ja mit rechnen, ich vertraue mir ja auch selbst und glaube an meine Arbeit, aber ich freue mich auch über jeden wirklich guten Text von Kollegen. Es wird immer erzählt, dass nur was sie sich selbst vorgelesen und wie
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Prosa ausgearbeitet haben, das wird auch druckreif und handhaben sie das auch heute noch so?
dänischen Staatspolizei. Wie war es Ihnen möglich diese Spuren so weit zu verfolgen?
Ja, irgendwie muss das so sein. Wenn ich schreibe, muss ich dabei auch sprechen, so lange, bis ich hören kann, dass es stimmt.
Es ist eine Utopie, die Vermischung mit Anekdoten und Geschichten von realen Personen ist nicht unerheblich.
Die einzigartige Recherche, die Ihrem Buch Kruso zugrunde liegt, folgt den Spuren jener Menschen, die bei ihrer Flucht über die Ostsee verschollen sind, und führt uns dabei bis nach Kopenhagen, in die Katakomben der
Es wird erzählt dass ihre Frau eigentlich Schuld war an der HiddenseeThematik, ist sie ihr bester Ratgeber? Nun, ja und nein. Ich hatte eigentlich einen anderen Roman in Arbeit und der sollte sich mit der Zeit nach TagesSatz
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DAS GESP R ÄC H der Wende befassen in Berlin. Meine Frau fragte irgendwann, ob ich nicht wenigstens etwas mit diesem Hiddensee-Stoff machen wolle, der mir so gut gefallen hätte. Ich begann und hatte sofort zwei, drei Bilder im Kopf, dann ging nacheinander ein Türchen nach dem anderen auf, ich sah Figuren, eine Dramaturgie und konnte beginnen, Kapitel zu entwerfen. Sie haben ja selbst als Saisonarbeiter auf Hiddensee gearbeitet um die Repressalien der Organe der DDR zu umgehen und dort länger bleiben zu können. Hat sie diese Zeit bodenständiger Arbeit geprägt? Ja, ich bin irgendwann im Klausner gelandet, weil man uns erzählt hatte, dass dort eine Stelle im Abwasch frei geworden sei. Die ersten Tage habe ich dann nur Zwiebeln geschält, tagelanges Zwiebelschälen, der helle Wahnsinn! Sie haben ja auch sehr genaue Abbilder von Personen in Ihrem Roman geformt. Besteht da eigentlich die Gefahr dass sich die Freunde in Ihrem Roman wiederfinden und hat es sie Freunde gekostet?
Kruso ist Robinson, Ed sein Freitag, und beide haben ihren liebsten Menschen verloren, diese Parallelität im Unglück ist es, die sie verbindet, obwohl sie nie darüber sprechen, es ist diese gemeinsame Fremdheit, die verbindet. Und genau aus diesem Grund, genau dafür gehen die Gedichte wie Kassiber hin und her, das ist kein Spaß und keine Religion. Am Ende ist der Roman ja auch so etwas wie ein Porträt eines Schriftstellers als junger Mann. Aber ich spiegel mich nur ein wenig in einzelnen Zügen des Ed wieder. Er ist der Suchende. Im Epilog erzählt Ed in der Ich-Form. Gibt es einen besonderen Grund für diesen Stilbruch und die Veränderung der Perspektive? Der Epilog war zunächst nicht geplant, ich bin bei meinen Recherchen eher zufällig auf dieses Interview mit dem alten dänischen Hafenmeister von Moen und Klintholm gestoßen, der darin von den Flüchtlings-Toten erzählt, die es von Hiddensee und
bekannten Wassertoten waren weniger von Interesse. Sogar der Ort in Kopenhagen, von dem es hieß, dass sie dort beerdigt sind, war falsch. Hat Sie auch der Verbleib der Lebenden, z.B. die weitere Entwicklung des Lebens der Geflüchteten interessiert? Es ist ja bekannt, dass Sie Klaus Müller, denjenigen, der von Hiddensee in den Westen mit einer kleinen Jolle aus der DDR geflohen ist, und der im Buch ihres Vorbildes und Kollegen Christian Delius verewigt wurde, bei einer Ihrer Lesungen kennengelernt haben? Wir haben uns gut unterhalten. Im Grunde bis heute unfassbar, wie er das geschafft hat, mit der Jolle die Südspitze der Insel zu umfahren, viele Insulaner meinen, das wäre eigentlich unmöglich, schon von den Wasserverhältnissen her. Sie galten ja vor der Verleihung des Literaturpreises als heimlicher Favorit. Hat Sie das belastet? Hatten Sie auch deshalb eine Rede vorbereitet damit Sie nicht unvorbereitet wirken, niemand wichtigen vergessen? Sind Sie ein Perfektionist?
Gemeinsame Fremdheit, die verbindet
Es kann schon vorkommen, dass sich der eine oder andere wiedererkennt. Der Kellner, der das Vorbild für Chris im Roman war, hat später ein Cafe im Prenzlauer Berg eröffnet. Viele der früheren Hiddensee-Leute haben später im Prenzlauer Berg oder in Mitte eigene Kneipen betrieben. Zu den Nachwendejahren, das war eine Goldgräberzeit. Was steht für Sie im Mittelpunkt des Romans? Diese Robinsonade, diese exotische Szenerie, diese Männerfreundschaft die Ed und Kruso verbindet. Spiegeln Sie sich in Ed wieder, denn Ihre beiden Protogonisten Ed und Kruso sind nicht nur Saisonkräfte, sondern auch Dichter, die sich gegenseitig Gedichte vorlesen? TagesSatz
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Rügen her vor seiner Haustür angeschwemmt hat und die dann in die Forensik nach Kopenhagen abtransportiert wurden. Ed tritt 25 Jahre später heraus aus dem Geschehen und liefert eine Art Bericht ab. Das Pathos des 24-jährigen ist weg. Ich hatte damals sofort das Wort vom Museum der Ertrunkenen im Kopf, so lange, bis ich dachte, du musst dorthin, schauen, wo die Toten liegen, was mit ihnen geschehen ist seitdem. Haben Sie denn bei Ihren Nachforschungen den Verbleib der Toten klären können und gab es da eine Art Bedarf die Erinnerungen an ein Stück getrennter Geschichte in einem wiedervereinigten Land zu erhalten? Das Überraschendste war, dass sich für den Verbleib der Toten nie wirklich jemand interessiert hat. Es gibt viele Filme über geglückte Ostsee-Fluchten, über zwei Surfer, die es geschafft haben, oder einen Schwimmer. Die un-
Nein, es war sehr spannend, regelrecht Wahnsinn. Eine Dankesrede hatte ich dennoch vorbereitet weil sie sich um Dichter dreht, die bei einer solchen Verleihung meist in Vergessenheit geraten. Kein Jammern, sondern nur ein Hinweis darauf, dass der Literaturbegriff für Autoren ein anderer ist als jener, den diese Liste suggeriert. Und wenn ich das als Lyriker nicht mache, wer sollte es sonst tun? Der Abend gestern war unheimlich aufregend, muss ich sagen. Für jemanden, der bisher vor allem Lyrik und Prosa gemacht hat, war das schon ein sehr großer Bahnhof. Aber dann natürlich auch sehr schön. Und wenn man weiß, dass das Buch dann noch mehr gelesen wird, ist das eigentlich eine sehr schöne Sache. Danke für das Gespräch.
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Lewis W. Hine
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Mehr wert als tausend Seesterne
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* CARMEN WILKE
Kinderarbeit ist ein globales Problem, das sowohl von den Erzeugerländern als auch durch reiche Industrienationen unterstützt wird, indem zum einen Kinderarbeit gebilligt und zum anderen Produkte der Kinderarbeit gekauft werden.
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as wirtschaftliche Ungleichgewicht dieser Welt sorgt auf der einen Seite für einen Kampf ums Überleben, auf der anderen Seite für einen Überfluss an billigen Waren. Diesem Teufelskreis zu entfliehen, scheitert an den finanziellen Mitteln der betroffenen Familien in den Entwicklungsländern, letztlich aber auch an dem Konsumhunger der westlichen Welt. Im Erzeugerland werden Kinder nicht selten für die Schulden ihrer Eltern versklavt, und so sind ganze Generationen in dem Kreislauf gefangen, wiederum die eigenen Kinder in Kinderarbeit zu schicken, da sie die hohen Zinsen nicht zurückzahlen können. Auch gibt es im Vergleich zur westlichen Welt kulturelle Unterschiede bezüglich der Erwartungshaltung der Eltern an die Kinder, sich dankbar zu zeigen und die Eltern zu unterstützen. Anderswo geht es aufgrund des erschreckend niedrigen Einkommens für einen Tageslohn pro Kopf ums blanke Überleben, da dieses nicht für eine Familie ausreicht. Besonders gefährdet sind ethnische Minderheiten, betroffen insbesondere Mädchen auf dem Gebiet der Prostitution.
Leider kann dies nur dort verhindert werden, wo es nicht an der Umsetzung scheitert. Das ist jedoch nach wie vor der Fall, sodass oft nur zusätzliche Verträge, Konventionen und Einzelaktionen eine Grundlage dafür schaffen, Menschen vor willkürlicher Gewalt und Ausbeutung zu schützen. Wenn Kinderarbeit boykottiert wird und die Kinder entlassen werden, landen sie auf der Straße oder in der Prostitution, da es kein Sozialsystem gibt. Die Kinder müssen auch weiterhin Geld verdienen, um das Überleben zu sichern, egal wie.
in die richtige Richtung getan. Jede einzelne Handlung hat Auswirkungen. Dazu ein Beispiel: Ein Junge, der jeden Abend eine Stunde am Strand umherläuft und die durch die Flut angespülten Seesterne zurück ins Meer wirft, leistet seinen kleinen Beitrag zu einer besseren Welt. Währenddessen mag ein Mann vorbeikommen und das Schauspiel beobachten. Vielleicht wundert er sich und sagt dem Jungen, das Alles würde nichts bringen, es gebe noch tausend andere Seesterne und ständig würden neue angespült. Doch der Junge holt zu einem neuen Wurf aus und rettet den nächsten Seestern vor dem Austrocknen am Strand und antwortet: „Dem hier hat´s geholfen!“
Seien es auch tausend Seesterne, wie viel mehr wert sind all die Kinder dieser Welt?
Der Kampf um Menschenrechte, nicht zuletzt für die Rechte von Kindern, ist zu einer weltweiten Bewegung geworden. Und so mag es verwundern, dass es erst seit der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte von 1948 ein Dokument mit Werten gibt, die für alle Menschen Gültigkeit haben. Wo jedoch keine Kontrollmechanismen greifen, blüht das Geschäft der Kinderarbeit weiter und viele wagen nicht einmal einen Blick in die menschlichen Abgründe, welche von Habgier angetrieben oder von achselzuckender Gleichgültigkeit stumm geduldet werden. TagesSatz
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In erster Linie müsste es sicher eine bessere globale Umverteilung der vorhandenen Nahrungsmittel, Güter und Möglichkeiten geben, was bei Betrachtung der Interessen der Weltmächte und deren Streben nach Macht und Wirtschaftswachstum, im Interesse der eigenen Länder, kaum vorstellbar erscheint. Die andere Möglichkeit bietet sich dadurch, dass jeder Einzelne sein Konsumverhalten überdenkt, etwa durch Konsumverzicht oder dadurch, einen allgemein rücksichtsvolleren Umgang mit Gütern zu pflegen, auf FairtradeProdukte auszuweichen oder SecondHand-Kleidung zu kaufen. Sicher kann Konsum nicht eingestellt werden, aber wenn ich nachvollziehen kann, wo meine Waren ihren Ursprung haben, egal um welches Thema es geht, sei es Umweltschutz, Tierschutz oder der Schutz von Kindern vor Ausbeutung, ist ein erster Schritt
Wer weiß, vielleicht kommt der Mann am nächsten Tag wieder und beginnt auch, Seesterne zu retten. Oder er spricht mit seiner Frau über diese Begegnung und diese mit ihren Kindern und Freunden. Vielleicht können dann die Seesterne eines ganzen Strandabschnittes gerettet werden. Ob ich etwas tue oder nicht tue, alles hat Auswirkungen. Der Schmetterlingseffekt ist ein Synonym dafür, dass selbst kleine Abweichungen langfristig ein ganzes System vollständig und nicht vorhersagbar verändern können. Bekannt ist die bildhafte Veranschaulichung dieses Effekts am Beispiel des Wetters, welche namensgebend für den Schmetterlingseffekt ist: „Kann der Flügelschlag eines Schmetterlings in Brasilien einen Tornado in Texas auslösen?“
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Katharina Schwarz
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Arbeiten und Leben in Japan Modern, fleißig, ruhelos, bunt, irgendwie anders. Die japanische Kultur fasziniert vor allem, weil sie sich stark von der westlichen unterscheidet. Arbeit, Freizeit und Familie bedeuten etwas anderes im Land der aufgehenden Sonne.
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arum empfinden wir Japan als so „anders“? Das liegt vor allem an der Geschichte und der Lage des Landes. Neben dem großen Einfluss, den China auf Japan hatte, muss man hier vor allem die historische Edo-Periode benennen. Von 1600 bis 1867 war Japan für die ganze Welt unzugänglich. Diese Isolation hat dazu geführt, dass die Industrialisierung später einsetzte, sich dafür aber außergewöhnliche Formen von Kultur, wie die Geishas, entwickeln konnten. Nach der Öffnung Japans musste das Land in vieler Hin-
* KATHARINA SCHWARZ sicht mit dem Rest der Welt in Konkurrenz treten und aufholen. Innerhalb kürzester Zeit entwickelte es sich zu einer der größten Ökonomien der Welt. Das liegt vor allem an den anerzogenen Charakterzügen der Japaner. Japaner sind sehr harmoniebedürftig, deswegen gibt es auch für fast jede soziale Interaktion in Japan ungeschriebene Gesetze - wie man sich vor wem verbeugen muss, wie man sich an der Arbeit, beim Essen und so weiter verhält. Für solche Fragen der Etikette gibt es zahlreiche Ratgeber, die sehr TagesSatz
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TI TELTH E M A hohe Auflagen haben. Die meisten dieser Bücher erscheinen uns aufgrund der empfohlenen strikten Verhaltensregeln etwas absurd. In Japan sind sie natürlich und helfen vor allem dabei, Anschluss an Gruppen zu bekommen - das zweite große Bedürfnis der Japaner. Soziale Einordnung ist zentral, aber auch ein Gefühl des Dazugehörens. So sind zum Beispiel die Schuluniformen in Japan vor allem dazu da, ein solches Gruppengefühl zu stärken. Das Schulsystem in Japan ist ein eigenes großes Themengebiet. Der Druck ist enorm. Nur wer auf einer guten Schule war, kann auf eine gute Universität gehen und in einer großen Firma Karriere machen. Dabei ist der Name der Universität wichtiger als das erlernte Fach. Deswegen gibt es fast überall Aufnahmeprüfungen, mit denen man spätestens in der Mittelstufe konfrontiert ist. Die entscheidendste Prüfung ist die Aufnahmeprüfung für eine Eliteuniversität. Dabei ist das Studium an sich recht entspannt und nicht wie in Europa der zentrale Faktor, um eine Arbeit zu finden. Im Anschluss erfolgt die Anstellung in einer Firma.
dann zusätzliche Arbeit leisten müssten. Auch melden sich wenige Japaner krank. Im Schnitt liegt die Arbeitszeit der Japaner im Jahr pro Person um 500 Stunden höher als in Deutschland. Die Aufteilung in der Familie ist weitestgehend klassisch. Meist arbeiten die Männer und die Frauen kümmern sich um den Haushalt. Das sieht man auch an der unterschiedlichen Bezeichnung weiblicher und männlicher Büroangestellter in japanischen Firmen. Männer werden als Salaryman eingestellt. Es handelt sich um einen Scheinanglizismus aus Gehalt (salary) und Mann (man). Weibliche Angestellte werden hingegen als Office Lady, also Bürodame, bezeichnet. Sie bekommen meist weniger Gehalt. Es wird angenommen, dass sie nur solange in der Firma arbeiten, bis sie eine Familie gründen und der Mann das Verdienen allein übernimmt. Mittlerweile gibt es aber auch sogenannte Career Women, also Karrierefrauen,
Wenn man die japanische Kultur verstehen möchte, muss man sich neben Schule, Karriere und Familie auch die Alltagskultur ansehen, also das, was in der Freizeit stattfindet. In Japan zelebriert man Traditionen und entwickelt Modernes. Auf der einen Seite gibt es die Jahrhunderte alten Teezeremonien, Ikebana, Kendo und Kabuki Theater. Auf dieser Seite erkennt man die oben benannten klassischen Eigenschaften der Japaner. Auf der anderen sieht man japanische Comics, Subkulturen und natürlich den massiven technischen Fortschritt. Betrachtet man die moderne Seite des Landes, ist Japan sehr bunt und laut. Subkulturen entstehen und bestimmen besonders die jüngeren Generationen und können als eine Art Auflehnung gegen bestehende Systeme angesehen werden. Hier gibt es ganz unterschiedliche Ausprägungen wie auch in der westlichen Welt. Am auffallendsten ist natürlich das, was allgemein als Popkultur bezeichnet werden kann. Comics sind ein großer Teil davon. Es ist nichts Ungewöhnliches, auch Geschäftsmänner in der U-Bahn beim Comiclesen zu beobachten. Auch zu benennen ist die japanische Musikszene mit ihrem wahrscheinlich auffälligsten Vertreter, dem Visual Key, bei dem es weniger auf die Musik ankommt und mehr um die auffälligen Outfits geht. Am seltsamsten erscheint uns der Otaku, also jemand der sich voll und ganz seinen Hobbies hingibt. Meist im Bereich von Videospielen, Comics und Idolen. Otakus geben Unmengen an Geld für ihre Hobbies aus, um zum Beispiel zu regelmäßig stattfindenden Messen und Treffen zu fahren und natürlich um in ihrem Gebiet auf dem neusten Stand zu sein.
Gemeinsam auf engstem Raum
In der Firma gehört man wieder zu einer Gruppe. Die Harmonie dort ist sehr wichtig, weswegen das gemeinsame Trinken mit den Kollegen nach der Arbeit als Pflicht angesehen wird. Nur dort ist es auch gestattet, sich zu beschweren. An der Arbeit würde nie jemand etwas kritisieren, um die Harmonie nicht zu stören, aber auch aufgrund der strikten sozialen Hierarchien in den Firmen. Der perfekte reibungslose Ablauf steht im Zentrum. Japaner bleiben meist ihr ganzes Leben lang bei einer Firma, auch wenn sich dies langsam durch die Dynamik der ökonomischen Verhältnisse ändert. Trotzdem bleibt die hohe Arbeitsmoral der Japaner erhalten. Das sieht man zum Beispiel an dem Verzicht vieler Angestellter auf den ihnen zustehenden Jahresurlaub, wenn es gerade viel Arbeit gibt. Dies geschieht nicht nur aus Loyalität dem Unternehmen, sondern auch den Kollegen gegenüber, die TagesSatz
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die jedoch in der Minderheit bleiben. Trotzdem gibt es in japanischen Familien immer öfters zwei Verdiener. Konkret bedeutet dies, dass sich die Frauen zunehmend Nebenjobs suchen. Das klassische Familienmodell in Japan richtet sich auch immer noch an dem Mann als Alleinverdiener aus. Dementsprechend wird um seine Arbeitszeiten der Alltag organisiert. Unter der Woche ist der Vater meist bis Mitternacht an der Arbeit, beziehungsweise mit Kollegen unterwegs. Die Mutter arbeitet, während die Kinder in der Schule sind, noch in einem Nebenjob, wenn dies nötig ist; ansonsten führt sie den Haushalt. Familie ist sehr wichtig in Japan. Früher haben alle Generationen einer Familie in einem Haus gelebt. Da Wohnen teurer und dementsprechend enger geworden ist, ist dies heute eher weniger der Fall. In den Städten leben meist nur die Eltern und ihre Kinder zusammen. Am Wochenende fahren Japaner dafür gerne zu ihren Familien oder auch an klassische Touristenorte.
Japan ist ein Land der Gegensätze. Es ist zurückhaltend und höflich, aber auch laut und bunt. Es gibt eine fast schon übertriebene Arbeitsmoral und gleichzeitig eine ausgeprägte Freizeitkultur. Um zu verstehen, was das östlichste Land Asiens ausmacht, muss man in ihm leben.
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Einfach mal relaxen! * JÖRG „YOGI“ MÜLLER
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s geht fast nie um das Know Why! sondern immer um das Know How!
In der Hartz IV-Ideologie heißt es: „Wir müssen Beschäftigungsmaßnahmen für Arbeitslose entwickeln“; da sieht man die religiösen Aspekt des Arbeitsbegriffes. Viele Hartz IV-Maßnahmen sind völlig unsinnig. Wenn sie wirklich ein Ziel haben, dann ist es das, die Leute, die Beschäftigungsmaßnahmen ausrichten, in Lohn und Brot zu halten. Wie bei allen Religionen gibt es auch eine Moral der Arbeit: Jeder bekommt das, was er verdient. Wer nicht hart arbeitet, wer keinen Job hat, mit dem stimmt was nicht. Das will zwar keiner zugeben, aber ganz tief im Inneren unserer Arbeitsgesellschaft ist dies fest verankert.
Jörg „Yogi“ Müller
Es ist vielleicht von niemanden bewusst konstruiert worden, aber es ist eine Wirkung der ‚Religion Arbeit‘; dass wir nicht mehr nüchtern analysieren, was die Ursachen gesellschaftlicher Probleme sind, sondern dass wir moralisieren und die Verantwortung auf den Einzelnen schieben, was aber gar kein individuelles Problem ist.
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Wir leben im Land der Arbeit, des Fleißes und der Disziplin. E-Mail-Fluten, unbezahlte Projekte, Nachtschicht auf Nachtschicht, immer im Modus der Selbstausbeutung - die Zeit rast dahin. Es ist so, dass es heutzutage in der Arbeitswelt gar nicht mehr darum geht, was Arbeit eigentlich ist, sondern die Menschen haben die Arbeit einfach zu erledigen.
Allein die Vorstellung, dass Geld arbeiten kann, ist völlig irrsinnig. Geld kann nicht arbeiten. Es sind immer reale Menschen, die arbeiten. Wie jede Religion hat die Religion der Arbeit etwas, an das man nur schwer glauben kann. Aber bei der ‚Religion der Arbeit‘ ist es permanentes wirtschaftliches Wachstums auf immer und ewig. Und das ist einfach nicht möglich. Da ist es einfacher wie die Christen an die Auferstehung des Leibes zu glauben, oder wie im Islam an 72 Jungfrauen im Paradies. Das heutige Wirtschaftssystem zeichnet aus, dass die Unterdrücker verschwunden sind, aber die Unterdrückung geblieben ist. Es ist das heutige globale kapitalistische System, was herrscht, die unsichtbare Hand des Marktes. Es ist eine Religion. Das Konstrukt der unsichtbaren Hand des Marktes wird genutzt für ein perfektes Verbrechen. Millionen von Opfern von ihr erdrosselt. Es wird niemals ein Beweisfoto geben für das, was weltweit passiert. TagesSatz
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TI TELTH E M A Wir leben in einer Zwei-Klassen-Gesellschaft, geteilt in diejenigen, die einen Vollzeitjob haben und diejenigen, die aufstocken müssen oder häufig zwischen zwei Jobs arbeitslos sind oder lange gar keinen Job haben und von einer Maßnahme zur anderen wandern. Schon heute stellen sich die 12- bis 13-Jährigen nicht die Frage: „Was möchte ich sein, sondern was möchte ich werden. Alles ist karriereorientiert – selbst schon in so jungen Jahren. Das liegt auch an der technischen Beschleunigung, die immer schnellere Produktzyklen in der Warenwelt erzeugt. Dazu kommt die globale Vernetzung der Informationsströme. All das steigert auch das Tempo im Privaten. Ein Leben im ständigen Update-Modus bedeutet, immer auf dem Sprung zu sein: Für einen interessanten Studienplatz, für das nächste Praktikum, einen Job auf Zeit, eine Karriere in einer neuen Stadt, einen neuen Lebenspartner. Auch private Leerzeiten schwinden. Immer mehr junge Menschen bewegen sich mit gebeugten Köpfen durch die Welt, den Blick auf das Smartphone gerichtet, den Kopfhörerknopf im Ohr, den Coffee-to-goBecher in der Hand. Von Karl Marx stammt der Satz: „Religion ist die Anerkennung des Menschen auf einem Umweg.“ Die Religion der Arbeit ist die Anerkennung des Menschen auf einem Umweg. Aber zunehmend ist dieser Umweg ökonomisch wie ökologisch desaströs. Wir zerstören unser Leben und das des ganzen Planeten. Irgendwann kommen wir zu einem Punkt, an dem Arbeitslosigkeit die einzige Alternative ist. Jetzt versuchen wir nur noch härter, schneller und besser zu arbeiten, damit die Wirtschaft wachsen kann. Sie muss immer weiter wachsen. Wachstum, immer mehr Wachstum. Das funktioniert aber nicht mehr lange.
hig sein sollen und die einzige Belohnung Reichtum ist um unabhängig zu sein, geht dabei ein wesentlicher Aspekt des Menschseins auf dieser Welt verloren. Je mehr wir nach Autonomie durch Arbeit streben, umso weniger leben wir. Denn im Grunde sind wir soziale Wesen und brauchen das Leben in der Gesellschaft. Auf uns alleine gestellt können wir keine tiefe Lebenserfahrung machen. Muße bedeutet nicht nur in der Sonne zu liegen und nichts zu tun. Muße bedeutet auch, das Leben so zu gestalten, wie ich es gerne will. Es wäre gut sich auf die alten Träume und Visionen zu besinnen: Eine Welt, in der es keine Lügen gibt. In der jeder dem anderen hilft, damit alle ihr volles Potenzial entwickeln und ausleben können und sich dadurch noch weiter entwickeln. Jeder hat irgendwelche besonderen Fähigkeiten, welche er dann optimal zum Wohle anderer einsetzt. Allen, wirklich allen, geht es dadurch gut.
Was macht Menschen wirklich glücklich? Ein sehr schöner Traum? Tief in mir ist er ganz real! Der amerikanische Singer/Songwriter J. J. Cale meinte, sein Glück im Leben bestand darin stundenlang in Landschaften zu schauen. Die Kunst des Müßiggang. Gestern in der vollen Innenstadt rannten alle Leute hektisch um mich herum. Da schritt ich gemächlich durch die Straßen und traf nur EINEN Menschen, der mir verstehend zulächelte. Er ging ebenfalls ruhig und gelassen. Es gibt sie also noch, die Menschen, die nicht auf der Flucht vor was auch immer sind. Interessant finde ich die Tatsache, dass viele dem Job, dem anstrengenden Privatleben die Schuld an der eigenen Hetze geben. Nein, das ist eine Hetze, die sich die Menschen selbst verordnen. Sie laufen weg. Wovor nur? Vor sich selbst?
Wäre nicht eine Gesellschaft vorstellbar, die einen klugen Kompromiss fände – die nicht ganz so dynamisch wäre, dafür aber mehr Muße erlaubte? Eine solche Utopie würde zugleich das Dilemma lösen, dass die Erde eine Wirtschaft, die immer weiter wächst, nicht verkraftet. Der galoppierende Fortschritt hat ja nicht nur psychischen Stress mit sich gebracht, sondern auch Probleme wie Klimawandel, Umweltverschmutzung und Finanzkrisen ausgelöst. Ein entschleunigtes Dasein böte Entlastung: Zeitstatt Geldwohlstand. Weniger Hektik und sehr selbstzufriedene Langsamkeit und Gelassenheit. Die Welt steckt voller Möglichkeiten, die nicht mit Effizienz, Beschleunigung, Expansion und Naturverbrauch zu tun haben, sondern mit Genuss, Lust, Freude, Schönheit und Muße. Muße, der Begriff stammt vom althochdeutschen „muoza“ ab und bedeutet etwa so viel wie Gelegenheit, Möglichkeit. Die Möglichkeit, sich frei von permanenten Zwängen zu entfalten. Müßig sein im ursprünglichen Sinne hieß nicht, nichts zu tun, sondern sich ohne Fremdbestimmung wichtigen Dingen zu widmen. Einfach mal relaxen! Wahrscheinlich muss, wer sich dem Diktat der Beschleunigung entziehen will, mit genau dieser banal anmutenden Empfehlung anfangen. Die Perspektive wechseln! Raus aus dem eigenen Rahmen. Wer die Dinge in einem anderen Licht betrachtet, kann gelassener und selbstbewusst zum Ziel gelangen. Zufriedenheit ist das beste Mittel zur Lebensfreude. Und dann einfach mal loslassen! Lernen wir neu, uns treiben zu lassen, Gelassenheit zu üben und in der Gegenwart zu leben.
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Wenn Menschen über Generationen als Produktionskräfte dienen, die produktiv, effizient und leistungsfäTagesSatz
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Clemens Eulig
T I T E LTH E M A
Organisationstalent ist gefragt
Studenten müssen heute eine Vielzahl von Anforderungen in der Ausbildung erfüllen. Wenn sie dann noch Eltern sind und zudem staatliche Unterstützung benötigen, um ihr Studium zu absolvieren, ist vor allem ein gutes Selbstmanagement wichtig.
* HARALD WÖRNER
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„
Die studentischen Eltern bewegen sich ganz klar zwischen den Rollenfeldern Eltern und Studium, das kann man so festhalten“, so Lisa Coburger, ihres Zeichens ASTAReferentin für Soziales und Politische Bildung. „Das wird gerade dann wichtig, wenn das Kind einmal krank wird. Speziell bei Blockseminaren, die ganz gern auch am Wochenende stattfinden, haben sie dann eventuell keine Betreuung für ihr Kind. Ansonsten können sie Seminare und Vorlesungen aber auch in die Randzeiten (also vor morgens acht Uhr oder abends nach zwanzig Uhr) legen. Probleme könnte es meiner Ansicht nach auch bei freiwilligen Praktika geben, die die Verantwortlichen gern in die vorlesungsfreie Zeit legen. Hier wird eine Kinderbetreuung unter Umständen dann einmal schwer zu organisieren sein. Grundsätzlich gilt, dass der/die StudentIn den Spagat zwischen der Elternschaft, die ja auch Fürsorge beinhaltet und den Anforderungen an seine Studentenrolle meistern muss. „Immens wichtig finde ich den fachlichen und persönlichen Austausch der Studenten untereinander, trägt er doch wesentlich zur weiteren Persönlichkeitsbildung bei.“ TagesSatz
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TI TELTH E M A Dabei kommt Lisa Coburger und ihren Kollegen in den anderen Fachreferaten eine wichtige Rolle zu: „Hier können wir dann helfen, indem wir die Vernetzung der Eltern untereinander vorantreiben. Über unser Angebot hinaus unterstützen sich die Studenten gegenseitig und helfen einander in Studien- und Betreuungsfragen. Der ASTA kann hier bei Fragen der Art `Wie finanziere ich mein Studium?` oder `Welche Förder-Möglichkeiten bieten sich denn prinzipiell überhaupt an?´ beraten. Auch eine ganz konkrete Begleitung ist denkbar. Diese wäre vor allem bei den komplexen Prüfungsängsten oder auch Differenzen mit den Professoren notwendig. Persönlich finde ich auch die Gremienarbeit sehr wichtig. Hier geht es ja nicht nur um die studentische Mitbestimmung, sondern in der Hochschulöffentlichkeit wird damit das Bewusstsein für studentische Belange geschärft.“ Grundsätzlich stehen Studenten verschiedene Möglichkeiten der Finanzierung offen:
Zudem besteht auch immer die Möglichkeit, ein Urlaubs-Semester zu beantragen. In diesem haben die Studenten dann Anspruch auf staatliche Unterstützung (sprich Sozial-Hilfe), da sie sich in diesem Zeitraum nicht in Ausbildung befinden. Inwieweit sich sonst noch Elternschaft und Studium miteinander vereinbaren lassen, ist „(…) auch abhängig vom Einzelfall“, so die ASTA Referentin. „Eine alleinerziehende Mutter im Studium und eine Halbtagsstelle kann ich
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Bei den Lehrenden macht die ASTA-Referentin zwei Positionen aus: „Das hängt immer auch vom Professor selber ab, ob er oder sie die Veranstaltung als Vorlesung oder als Seminar anbietet. Einige der Lehrenden sind hier gegenüber studentischen Eltern sehr entgegenkommend, andere hingegen reagieren eher mit Ableh-
chen Seminaren für Studierende steigt auch hier der Bedarf für eine Randzeitenbetreuung, also von morgens acht bis abends zwanzig Uhr. Doch auch bei Gastdozenten und Doktoranden sei durchaus ein solcher Bedarf erkennbar, so Lisa Coburger. Allerdings gibt sie zu bedenken, dass die Plätze bei allen Angeboten recht begrenzt sind. „Hier lohnt es sich also, wenn sich die Eltern frühzeitig um ein Betreuungsangebot kümmern.“ Um die Studenten daher mit umfassenden Informationen aus erster Hand versorgen zu können, haben Frau Finis (Studieren mit Kind), Herr Flörke (Sozialberatung), sowie Frau Weber (Uni Kassel – Frauen- und Gleichstellungsbüro) am 01.10.2014 einen Family-Welcome-Day organisiert: „Hier ging es nicht nur um verschiedene Betreuungsmöglichkeiten, sondern auch um die unterschiedlichen familienbezogenen Optionen, wie etwa Mensaangebote oder Wickelräume“, so die ASTA-Referentin.
Bedarf für Kinderbetreuung steigt
„Der klassische Weg ist der BAföGAntrag beim hiesigen Studentenwerk“, so Lisa Coburger. „Doch auch die Unterstützung durch Stiftungen bietet hier eine weitere Alternative. Allerdings sollten die Studenten dabei bedenken, dass manche von ihnen einen zügigen Studienabschluss ganz gern sehen; bei anderen wiederum stehen mehr die sozialen Kompetenzen im Vordergrund.“
TagesSatz
mir hier nur schwer vorstellen. Anders würde es ausschauen, wenn sie Unterstützung von einem Partner oder auch den Eltern oder Großeltern erfährt. Denn nicht wenige studieren heimatfern, können hier also nicht auf ihr gewohntes soziales Netzwerk zurückgreifen. So betrachtet ist ein organisatorischer und finanzieller Druck vorhanden. Auch ein Fernstudium bietet hier ebenso wenig eine wirklich sinnvolle Alternative: „Die Auswahl der im Fernstudienzentrum angebotenen Studiengänge ist einerseits sehr begrenzt, andererseits sind sie auch kostenpflichtig“, so Lisa Coburger.
nung. Das rührt daher, dass sie Studenten mit Kindern in ihren Lehrveranstaltungen eher als Störung eines `reibungslosen Betriebsablaufes´ auffassen.“ Die Uni-Verwaltung nimmt sich ebenfalls sehr der Studenten an. Sie bietet mit dem „HOPLA“-Kinderhaus, dem Kindernest, der Eltern-Initiative „NORA“, dem Kinderladen „Kleine Strolche e.V.“ (die allesamt Kinder von Bediensteten und Studierenden betreuen) in Kassel mehrere Alternativen an. In Witzenhausen können sich die hiesigen Studenten-Eltern an die Kita „Die Frechdachse“ wenden. „Über das Frauen- und Gleichstellungsbüro der Uni besteht zudem die Möglichkeit, auf das Angebot der „Flying Nannies“ zurück zu greifen. Die Uni Kassel als familienfreundliche Hochschule bietet hier vor allem flexible Betreuungsmaßnahmen für die Kinder von Studenten und auch Mitarbeitern an. Durch die Einführung der Studienordnung für Bachelor- und Master-Studiengänge mit verbindli-
„Die Zusammenarbeit zwischen den Institutionen funktioniert gut. Da sich alle Beteiligten sehr stark für die Belange studentischer Eltern einsetzen, agieren sie miteinander auf Augenhöhe.“ Allerdings würde sich Lisa Coburger wünschen, „(…) dass das Thema Studenten mit Kind noch stärker als bisher in das Bewusstsein der Hochschulöffentlichkeit (gemeint sind hier Professoren, Bedienstete aber auch die verschiedenen Gremien) rückt. Studenten mit Kindern sind auch heute noch die Ausnahme, nicht die Regel.“ Ihr Fazit fällt daher recht nüchtern aus: „Ein Studium mit Kind(ern) ist ganz einfach auch eine Mehrfachbelastung. Die Uni Kassel verfügt zweifellos über vielfältige und gute Angebote. Eine wirkliche Gleichstellung von studentischen Eltern mit kinderlosen Studenten wäre dann erreicht, wenn sie genau wie diese studieren könnten.“
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MEHR ZUM THEMA: asta-kassel.de/family-welcome-day 15
D ER S T O L P E R ST E IN
Geld, der neue Sauerstoff * JASEMIN KARA
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inen Großteil seines Lebens verbringt der Mensch mit seiner Lieblingsbeschäftigung: Arbeiten. Ungefähr 40 Stunden die Woche, die gesamte Arbeitszeit im Leben des Menschen zusammengezählt circa acht Jahre. Acht erfüllte Jahre in denen ununterbrochen und leidenschaftlich gearbeitet wird, Tag ein, Tag aus, Stunde für Stunde, Minute für Minute, Atemzug für Atemzug. Denn gelebt wird vor allem für die Karriere. Der Beruf ist nicht nur eine lausige Beschäftigung, sondern gleichzeitig Berufung und Lebensinhalt. Er ist der Sinn des Lebens. Familie, Freunde sowie andere zwischenmenschliche Beziehungen spielen neben der Arbeit eine kleine, unbedeutende Rolle im modernen Leben. Denn sie sind nicht essenziell. Überlebenswichtig ist vor allem eins: Geld. Je mehr, desto besser.
Die wenige, überflüssige Freizeit, die gefüllt werden will, muss streng organisiert sein. Organisation ist das A und O. Spontane Aktionen finden keinen Platz, Kaffee mit Steffi um 15:33 Uhr, Kino mit Schatz, all das wird in den dicken Terminplaner geschrieben. Dieser ist übrigens äußerst nützlich in gefährlichen Situationen, wo er als Waffe genutzt werden kann. Die Menschen im 21. Jahrhundert sind sich einig: Geld darf nicht verschenkt werden. Zeit demnach genauso wenig. Denn Zeit ist Geld, wissen sie, sagen sie, sind sie sich alle einig. Was damals die Luft zum Atmen war ist heutzutage Produktivität. Alle Ereignisse sind planbar, was nicht planbar ist wird planbar gemacht. Strukturen werden geschaffen, jeder Eintrag bekommt einen Zeitpunkt zugewiesen, damit kein kostbares Sekündchen verschwendet wird. Verschwendete Zeit ist aus dem Fenster geschmissenes Geld. Das sind keine Manieren.
Zurück zum Lebenssinn: Der Arbeit. Auch der Kassierer, der montags bis samstags die Ware über das Laufband gleiten und piepen lässt, ist für diese Berufung geboren worden. Nichts erfüllt ihn mehr, nichts könnte seinem Leben mehr Sinn geben. Er hat nämlich ein kleines Geheimnis. Er spart. Auf das neueste Smartphone, auf den nächsten Strandurlaub oder auf teure Schuhe. Dieses Leben wird natürlich mit offenen Armen empfangen. Gelebt wird schnell, produktiv und gewinnbringend. Verschwendet wird keine Sekunde und dadurch entsteht Glück, Zufriedenheit und der pure Luxus. Nebenwirkungen sind schrumpfende Familien und zerfallende jahrelange Freundschaften, die sich jedoch nicht als Problem erwiesen haben. Letztere werden ohnehin nicht wirklich aus den Augen verloren, denn die Freundschaft besteht schließlich noch. Auf Facebook zumindest.
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Jasmin Kara
Ob Markenklamotten, teure Autos oder der nächste exklusive Urlaub auf Hawaii, das alles ermöglichen die schönen Scheinchen. Präsentiert werden die persönlichen Trophäen auf sozialen Netzwerken im Internet. Am besten mit dem neuesten Smartphone, zum Beispiel dem iPhone 6 für läppische
700 bis 1000 Euro. Mit jenem kann jetzt auch auf den Mond geflogen werden. Das geht nicht? Gut, daran muss wohl auch noch gearbeitet werden.
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misterQM (photocase.com)
PARAGRAPH EN RE IT E R
IM NAMEN DES VOLKES
Ein Blick in die Zukunft Es wird spannend in Berlin. Im Herbst (Sitzungswoche ab 06. Oktober) soll die „Vereinfachung des Leistungsrechtes im SGB II“ in den Bundestag eingebracht werden. Die Arbeitsgruppe, unter Federführung des Bundesarbeitsministeriums, hat sich zwar alle Mühe gegeben, das Papier geheim zu halten, dennoch sind Einzelheiten durchgedrungen. Wir wollen heute schon einmal einen Blick auf die Reform werfen, die am 01.04.2015 in Kraft treten soll.
* HANS PETER PUNG
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as Bundesverfassungsgericht hat in seiner letzten Entscheidung (September 2014) die neuen Regelsätze als gerade noch verfassungskonform eingestuft. In dieser Entscheidung hat die Kammer aber auch deutlich gemacht, dass es ein Grundrecht auf ein menschenwürdiges Existenzminimum gibt. Berichten zu Folge soll es in der Kommission Diskussionen darüber gegeben haben, wie man dieses Grundrecht nach und nach aushebeln kann. Ganz nach dem Grundsatz: Immer ganz knapp an der Verfassungsmäßigkeit vorbei. Eins wird deutlich, der Druck auf ALG IIEmpfänger soll weiter erhöht werden, Dies bestätigt auch der Abschlussbericht der Kommission. Das Sanktionsrecht soll weiter verschärft werden. Die bisherige Staffelung (10, 30, 60 oder 100 Prozent) soll künftig entfallen. Es soll auch keine Rolle mehr spielen, wie schwer die Pflichtverletzung war oder wie häufig der Hilfeempfänger seine Pflichten verletzt hat. Zukünftig soll es nur noch einen pauschalen Betrag geben. Dies könnte dazu führen, dass sich die Sanktionsbeträge bei bestimmten Pflichtverletzungen (z.B. Meldeversäumnis) deutlich erhöhen.
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Die Angemessenheitsgrenze für die Kaltmiete ist bereits jetzt der Hauptkonfliktpunkt vor den Sozialgerichten. Das Bundessozialgericht hat in seiner Rechtsprechung deutlich gemacht, dass die Kosten für Heizung und Warmwasser nicht pauschaliert werden können. Nach Ansicht der Richter kann man zwar die Durchschnittskosten der vergangenen Jahre berechnen, nicht jedoch die der Zukunft. Dennoch soll die Möglichkeit der Einführung einer Gesamt-Angemessenheitsgrenze (Brutto-Warmmiete) für die Bedarfe für Unterkunft und Heizung geschaffen werden. Dies wäre die Einführung einer Pauschale für die Heiz- und Warmwasserkosten. Hier dürfte die nächste Klagewelle vor den Sozialgerichten vorprogrammiert sein. Positiv kann hingegen bewertet werden, dass es in Zukunft keine Sanktionen mehr geben soll, die den Bereich Wohnen betreffen. Damit sind Hilfeempfänger zumindest künftig etwas besser gegen eine drohende Wohnungslosigkeit geschützt. Auch die Anhebung des Bewilligungszeitraumes auf ein Jahr kann positiv bewer-
tet werden. Gleichzeitig soll jedoch die Frequenz der Datenabgleiche mit anderen Leistungsträgern (Sozialversicherung, Rente…) erhöht werden. Hartz IV-Bezieher sollen stärker kontrolliert werden, weil man sie pauschal als „Drückeberger“ darstellt. Bisher werden solche Abgleiche quartalsmäßig vorgenommen. In Zukunft soll dies monatlich geschehen. Zum Schluss noch ein Blick auf die Politik. Die hat sich natürlich schon zu Wort gemeldet. Während die Opposition die Pläne ablehnt, weil sie aus ihrer Sicht nicht weit genug gehen, legt CSU-Chef Horst Seehofer noch einen drauf. Denn er will verhindern, dass es zu Erleichterungen für „Drückeberger“ kommt. Damit meint er wahrscheinlich das verschärfte Sanktionsrecht für Jugendliche unter 25 Jahren, das abgeschafft werden soll. Herr Seehofer, es wäre schön, wen sie sich einmal mit dem gleichen Engagement den Steuersündern widmen würden.
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GÖTTINGEN
Für jeden etwas Sägespäne, Popcorn und bunte Zelte: Bei diesen Bildern denken wohl die Meisten sofort an den Zirkus. Im September erst gastierte der Zirkus Roncalli in Göttingen und lud spontan alle Verkäufer des TagesSatz ein, eine Vorstellung zu besuchen.
* ZOÉ DUBOIS
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s gibt ein paar Wörter, die unbestimmte Sentimentalität und das Kind in einem wecken. „Zirkus“ gehört bestimmt dazu. Als die Verkäufer des TagesSatzes Freikarten für einen Besuch im Zirkus Roncalli geschenkt bekamen, war die Freude entsprechend groß. Um die zehn Verkäufer sowie einige Redakteure besuchten daraufhin gemeinsam eine Nachmittagsvorstellung.
Daher kann erwähnt werden, dass sich für jeden der Besucher mit TagesSatz-Hintergrund eine Show fand, die genau den individuellen Geschmack traf, so verschieden die anwesenden Charaktere auch gewesen sein mochten. Besonders fanden jedoch einige Akrobatiknummern sowie die Clowns Zuspruch im Publikum und bei den TagesSatzlern. Nicht nur das Programm erfüllte alle an die Vorstellung gerichteten Erfahrungen, auch das Äußerliche war –
mit Wohnwagen, gestreiftem Zelt und ausgefallenen Kostümen – unverkennbar Zirkus. Die Einladung war eine Idee des Artistenduos „Sorellas“ und wurde im Anschluss an das im Oktober im TagesSatz erschienene Interview mit ihnen ausgesprochen. Dies ermöglichte nicht nur vielen Verkäufern, von guten Plätzen aus ein Spektakel zu verfolgen, das sie ansonsten nicht besucht hätten, sondern war auch eine spontane Geste der Unterstützung, die keinesfalls selbstverständlich ist. In diesem Sinne möchten wir dem Zirkus sowie seinen Artisten unseren Dank aussprechen, uns eingeladen und mit einem abwechslungsreichen Programm erfreut zu haben.
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Joshua Kahle
Der Zirkus Roncalli, 1976 gegründet und ab 1980 zu einem international bekannten Erfolgsprojekt ausgebaut, beschäftigt wechselnde Manegenkünstler und feste Mitarbeiter; es gibt Zirkusfamilien, deren Verbindungen zu Roncalli über Generationen zurückverfolgbar sind und Menschen, die sich mit ihrem Beruf einen Kindheitstraum erfüllt haben.
Ebenso bunt gemischt sind die Nummern, die dem Publikum dargeboten werden. Von Clowns über Hundeoder Pferdedressur bis hin zu Akrobatiknummern und Trapezkünstlern ist die ganze Bandbreite vorhanden.
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TagesSatz
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Alle Fotos: Detlef „Rocky“ Bernhard
GÖ TTIN GE N
Der TagesSatz wurde dieses Jahr 20! Klar, dass das gefeiert werden musste. Zu Speis, Trank und Musik feierte der TagesSatz sich und vor allem seine Verkäufer.
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ass sich in den Reihen der Verkäufer des TagesSatzes viele kreative Köpfe befinden, ist ja schon lange bekannt. Schließlich werden die Verkäuferausgaben regelmäßig von Gemälden und Fotos aus ihrer Produktion verziert. Zur Feier des 20-Jährigen Bestehen des TagesSatzes wurde dieser bildlichen Kreativität nun eine Ausstellung gewidmet. In den Räumlichkeiten des Mittagestisch St. Michael konnten ausgewählte Fotografien und Gemälde näher betrachtet werden, ebenso wie eine Auswahl der bekannten Comics von Pilar Garcia. Die Eröffnung der Ausstellung war zugleich auch die Jubiläumsfeier des
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Ein Hoch auf uns!
TagesSatz. In Kooperation mit dem Mittagestisch wurden allerhand kleine Köstlichkeiten kredenzt. Bevor jedoch die Feier bei hausgemachten Häppchen, Rotwein und anderen Getränken durchstartete, wurden die zahlreich erschienen Gäste von Ralf Reinke, Leiter des Mittagstisch, und Ute Kahle, Vorstandsmitglied des TagesSatz, in redseliger Laune herzlichst begrüßt. Für das musikalische Rahmenprogramm sorgten die Göttinger Street Doves. Neben herzerwärmendmelancholischen Eigenkompositionen spielte die Band unter anderem auch Coverversionen von Rio Reiser und sorgte damit für gute Stimmung bei den geladenen Gästen. Nach dem festlichen Rahmenprogramm konnte aus-
* THOMAS GÜTH giebig gefeiert werden. Nach 20 Jahren hatten sich die Freunde des TagesSatz viel zu erzählen und so dauerte der Abend fröhlich an. Wir können stolz sein, auf die vergangenen Jahre, auf die viele Arbeit, die in Kassel und Göttingen geleistet wurde. Und wir können hoffen, dass die nächsten 20 Jahre genauso erfolgreich werden, wie die Vergangenen. Ein Hoch auf Uns, und ein Hoch auf Euch, liebe Leser und Leserinnen, aktive Spender, Verkäufer, Autoren und Grafiker, Redakteure und Vertriebler, Vorstandsmitglieder und alle die ich hier vergessen haben sollte, dafür, dass ihr die letzten 20 Jahre möglich gemacht habt.
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GÖTTINGEN
„
Ich habe den Eindruck, dass viele Menschen durch die Hartz IVBescheide nicht durchsteigen“, sagt mir Gertrud Niers, während wir in ihrem kleinen Büro in den Geschäftsräumen von Arbeit und Leben Niedersachsen Süd gGmbH sitzen. Seit sechs Monaten arbeitet sie in der gewerkschaftlich- und arbeitnehmerorientierten Beratungsstelle hier in Göttingen. Als eine von vier Beratungsstellen, die von der Bildungsgenossenschaft und vom Landkreis unterstützt werden, berät Frau Niers Betroffene zu allen möglichen Fragen rund um das Arbeitslosengeld-II. Und der Bedarf ist groß. Neben der Bildungsvereinigung Arbeit und Leben, beraten in Göttingen auch die Ländliche Erwachsenenbildung, Kore e.V. sowie der BBA e.V TU WAS. Insgesamt berieten diese Stellen etwa 2000 Menschen im letzten Jahr.
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Unter diesem Motto trägt die Bildungsvereinigung Arbeit und Leben e.V. mit vielfältigen Angeboten seit 1948 dazu bei, die demokratische Gesellschaft zu stützen. Der TagesSatz hat sich mit Bernd Schütze und Gertrud Niers zum Gespräch getroffen.
* THOMAS GÜTH ter aus. Den Grund hierfür sieht er in der Struktur von ALG-I und ALG- II. Da der Anspruch auf ALG-I nur für ein Jahr besteht, lohnt es sich für den Bund nicht eine zweijährige Umschulung zu bezahlen. Wer von der ALG-II-Regelung betroffen ist und Hilfe in dieser Angelegenheit braucht, findet diese ein Stockwerk über der Kantine bei Gertrud Niers. Jeden Dienstag und Donnerstag kümmert sie sich von 9.30 bis 13.30 um die verschiedenen Belange der Arbeitslosengeld- und Sozialhilfegeldempfänger. „Mein Anspruch: Nimm die Leistungsberechtigten ernst und kümmere dich drum, was da im Einzelnen los ist.“ Gertrud Niers ist eine resolute Frau, die freundlich und kompetent auftritt. Angesprochen auf ihre Arbeit in der Beratungsstelle sagt sie: „Mein Anliegen ist es, dass die Menschen auch die Hartz IV-Leistungen erhalten sollen, die Ihnen verfassungsrechtlich zustehen. Schließlich Man at work | Jörg Schreier
Seit 1949 existiert der bundesweit agierender Verein Arbeit und Leben. Bernd Schütze leitet die Geschicke der Arbeit und Leben Niedersachsen Süd gGmbH in seinem dreißigsten Dienstjahr. Stolz berichtet er von den erfolgreichen Projekten, die sein Team in dieser Zeit umgesetzt hat. In einem dieser erfolgreichen Projekte findet unser Gespräch statt. Die Ausbildungskantine von Arbeit und Leben bietet jeden Mittag von 12 bis 14 Uhr ein Menü an, zubereitet von den Auszubildenden. „Gehobene Küche und nicht kantienenähnlich“, betont Herr Schütze. Jacqueline Amirfallah hat hier ihre Ausbildung zur Küchenmeisterin gemacht. Mittlerweile kocht sie nicht nur in ihrem eigenen Restaurant Gauß, sondern auch im ARD Buffet. „Unsere erste Eins“, bemerkt der eloquente Mann. In 16 Kursen habe man 220 Küchenmeister ausgebildet, dabei kamen etwa 50 Prozent aus der Region. Zudem bildet Arbeit und Leben seit 21 Jahren erfolgreich Pflegefachkräfte aus. „Mittlerweile sind wir die größte Schule von Niedersachsen“, fügt Bernd Schütze hinzu. Hier, so scheint es, gibt es aufgrund des akuten Fachkräftemangels großzügige Förderungen von den Arbeitsagenturen. Im großen und ganzen, so erzählt Bernd Schütze, sähen die Zeiten jedoch düs-
Hilfe zur Selbsthilfe
steht jedem Menschen – wie das Bundesverfassungsgericht entschieden hat – ein ‚menschenwürdiges Existenzminimum‘ zu.“ Vor allem beim Thema Kosten der Unterkunft gäbe es dabei in Göttingen zahlreiche Probleme. Das Jobcenter bemisst diese Kosten auf Grund eines Gutachtens aus dem Jahre 2011, ein älteres von 2008/09 wurde vom Landessozialgericht gekippt. Doch auch nach der neuen Bemessung sind 808 sogenannte Bedarfsgemeinschaften aufgefordert sich günstigeren Wohnraum zu suchen. „Dabei weiß nahezu jeder, dass insbesondere in der Stadt Göttingen der Wohnungsmarkt äußerst eng ist und Wohnraum, der im Rahmen der nunmehr ‚angemessenen‘ Sätze liegt, schwer zu finden ist. Außerdem bedeutet der Verlust der Wohnung vielfach auch Verlust des sozialen Umfeldes, was bei bestimmten Personengruppen, wie Behinderten und Familien mit Kindern besonders weitreichende Auswirkungen hat.“
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DER CO M IC
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Mit Sonnenkraft ins Ziel * KLASSENSTUFE 6 | DIE ZWERGE – FREIE SCHULE KASSEL
Freie Schule Kassel
Die „Zwerge“ der Freien Schule Kassel, in der Tim Gerlach als Erzieher arbeitet, sind nicht nur begeisterte HobbyKonstrukteure, sie haben auch journalistische Ambitionen.
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er Solar-Cup ist ein jährlich stattfindender, deutschlandweiter Wettbewerb für Modellfahrzeuge, die durch Solarenergie angetrieben werden. Kinder und Jugendliche sollen die Anwendung von Technik mit Sonnenenergie aus nächster Nähe erleben, indem sie selbst Fahrzeuge entwickeln und gegeneinander antreten lassen. Im Mittelpunkt stehen Energieeffizienz, Nachhaltigkeit, Teamarbeit und natürlich der Spaß am Erfinden und Basteln. Und wenn dadurch auch noch einige Schüler Interesse an technisch orientierten Ausbildungen entwickeln, ist dies natürlich ein erfreulicher Nebeneffekt. Auch die Schüler der 6. Klasse der Freien Schule Kassel nahmen am SolarCup 2014 zum wiederholten Male teil. Nachdem sie mit ihrem selbstgebauten Solarauto den ersten Platz in Kassel einheimsten, wurden sie zum Bundeswettbewerb nach Dortmund eingeladen. Einen kleinen Einblick in diesen (Sonnen-)energiereichen RoadTrip gibt uns die Nachwuchs-Redaktion der Freien Schule Kassel. Als die sechste Klasse der Freien Schule Kassel sich am 19. September 2014 um 8:40 Uhr im Wilhelmshöher Bahnhof traf, herrschte dort eine wirklich bedrückte Stimmung. Für viele Kinder war der Abschied von ihrer Familie, auch wenn er nur ein paar Tage dauerte, ziemlich schwer. Nachdem unsere Klasse, nämlich Penni, Pauline, Lilian, Paula, Ole, Till, Elias und Juri, in den Inter-City-Express eingestiegen war und wir uns alle einen Sitzplatz gesucht hatten, überwog dann aber die Vorfreude auf Dortmund schon fast die Sehnsucht zu den Eltern und Verwandten. Uns standen nun zweieinhalb Stunden Fahrt mit dem Zug bevor. Wir fuhren, fuhren, fuhren und die Freude brodelte immer mehr in uns auf. Als wir später durch den Zug wanderten und ganz vorne angekommen waren, trafen wir den Lokführer. Er sprach ein wenig mit uns und schon waren wir im Zugcockpit. Dort war es sehr lustig. Es gab so etwa dreißig Knöpfe, Hebel und Schalter. Die Fahrt war generell recht cool, doch das war auf
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KAS S E L jeden Fall das Spaßigste. Wenig später, wir saßen wieder auf unseren Sitzen, hörten wir eine wirklich undeutliche Stimme die nun endlich: „Nächster Halt: Dortmund Hauptbahnhof!“ durchsagte. Wir waren also am Ziel angelangt und ziemlich gespannt, was die nächsten Tage so bringen würden! Als wir im Hostel ankamen, besichtigten wir als erstes unsere Zimmer. Jungs und Mädchen schliefen getrennt, das ging nicht anders. Wir bezogen die Betten, luden unser Gepäck in die Schränke und machten aus, wer in welchem Bett schlafen würde. Die Fenster unserer Zimmer lagen einander gegenüber und so konnten wir uns quer über den Hof des Hostels unterhalten. Das fanden wir natürlich sehr lustig. Später an diesem Tag besuchten wir noch das Schwimmbad. Auf dem Rückweg gab es einen gewaltigen Wolkenbruch und wir alle wurden klatschnass. Den Rest des Abends tobte die ganze Klasse als Geheimagenten auf dem Flur herum. Um neun Uhr ging´s dann ins Bett. Wir trabten müde in unsere Zimmer und konnten lange nicht einschlafen. Es war heiß wie in der Wüste und wir waren immer noch ziemlich aufgeregt. Aber schließlich kehrte dann doch Ruhe ein. Etwa gegen sechs wurden wir aber schon wieder geweckt und zwar vom Schnarchen unserer Lehrerin. An Schlafen war nun aber auch wirklich nicht mehr zu denken, denn dafür waren wir zu hippelig. Bald wachte auch unsere Lehrerin auf und wir gingen gemeinsam zum Frühstück. Im Anschluss machten wir uns in guter Hoffnung auf zur Rennbahn!
Freie Schule Kassel
Das Rennen selbst fand vor dem Dortmunder Rathaus auf dem Friedensplatz statt. Alles war voll von anderen Rennteams, Betreuern, der Presse und
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Zuschauern. Erschrocken stellten wir fest, dass wir beinahe die Jüngsten waren. Die meisten Rennteilnehmer waren nämlich zwei Köpfe größer als wir. Und schon ging´s los. Endlich! Der erste Renndurchgang verlief sehr knapp. Von dreimal Fahren hatten wir zweimal gewonnen und einmal verloren. Schuld daran war ein Fehler an unserem Ausschalter, der das Solarmobil nach dem Erreichen des Ziels automatisch abstellt. Er aktivierte sich zu früh und das Auto hielt während der Fahrt. Es wieder anzuschalten, kostete wertvolle Zeit. Weil wir zweimal gewonnen hatten, mussten wir daher ein Stechen fahren. Zum Reparieren fehlte leider die Zeit und so verloren wir. Erst wollten wir es nicht glauben, aber wir waren draußen. Mit hängenden Köpfen und traurigen Mienen verließen wir das Zelt. Das war schon sehr traurig. Wir hatten aber noch ein zweites Solarmobil im Wettbewerb, in der Kreativklasse. In dieser Kategorie ging es hauptsäch-
Dabeisein ist wichtiger als Gewinnen lich um die Gestaltung des Fahrzeuges. Natürlich musste es auch fahren können, jedoch nicht in einem Wettrennen. So fieberten wir also ein wenig bange der Preisverleihung entgegen. Weil es noch sehr lange dauern sollte und wir uns ein wenig die Zeit vertreiben wollten, besuchten wir daher das Rathaus. Dort schlichen wir durch die Gänge, bis wir irgendwann in einem großen Raum ankamen. Hier standen sieben Stühle, ein Tisch und darauf ein Namensschild mit der Aufschrift „Oberbürgermeister“. Auf den Stuhl haben
wir uns gleich drauf gesetzt. Als wir später wieder aus dem Rathaus kamen, kam uns Till aufgeregt entgegen gerannt. Er fuchtelte mit den Armen herum und schrie schon von weitem her: „Wir sind im Viertelfinale!“ Keiner von uns konnte es fassen und wir freuten uns riesig. Unser Holzflitzer, der ja eigentlich ausgeschieden war, durfte im Wettbewerb weiterfahren. Trotz der Panne hatte er zu den Autos mit der schnellsten Zeit gehört. Ein Hochgefühl übermannte uns und wir fielen uns gegenseitig in die Arme. Der Schaden am Holzflitzer war schnell repariert und so konnten wir gleich wieder auf die Bahn. Die drei folgenden Rennen gewannen wir eindeutig, obwohl wir schwierige Gegner hatten. So kamen wir tatsächlich ins Halbfinale. Ole ging wagemutig an die Bahn, Lilian und Till folgten ihm, zitternd vor Aufregung. Er hielt den Starterknopf gedrückt, blickte konzentriert auf die Ampel und lies genau in dem Moment los, an dem die Ampel auf Grün schaltete. Alle feuerten den Holzflitzer an, doch ein Renner auf der Nachbarbahn war einfach schneller. Zuerst standen wir noch auf Platz zwei in der Wertung, doch die andere Halbfinal-Gruppe toppte unsere Zeit. Also waren wir draußen. Insgesamt waren wir aber sehr zufrieden mit uns. Denn vorher standen wir auf einem der letzten Plätze und nun hatten wir Platz 4 erreicht! Zur Feier des Tages gingen wir Chinesisch essen. Später am Abend ließen wir uns in unsere weichen Betten fallen, wir mussten schließlich am nächsten Tag früh raus. Durch ein gutes Frühstück gestärkt und mit Stullen für den Heimweg bepackt, kamen wir noch rechtzeitig am Bahnhof an. Zeit für die Abreise, heim nach Kassel!
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hre gemeinsame Überzeugung sei es, dass man heutzutage doch keine Bücherei schließen dürfe. Frau Dr. Sabine Werner spricht für die fünf Vorstandsmitglieder und die vielen ehrenamtlichen Helfer und Helferinnen, die jetzt die Bibliothek betreiben, ohne dass auch nur einer von ihnen ein Entgelt dafür bekommt.
Keine Bücherei darf schließen! Zum Sparprogramm der Stadt Kassel gehörte es, die vorhandenen Stadtteilbibliotheken in Wilhelmshöhe, Kirchditmold und Fasanenhof zu schließen. Es regte sich Protest, es gab einen Bürgerentscheid und - als alles nichts half - in Kirchditmold eine Wiedereröffnung durch den Verein Bücherei Kirchditmold. Und der hat bereits eine Neuerung eingeführt: die Onleihe-Bibliothek!
Ich schaue mich in den hellen Räumen um und stelle fest, wie professionell und einladend alles aussieht. „Möbel und Regale haben wir etwas umarrangiert, denn die Aufgaben und das Angebot sollen sich verändern und erweitern“, so Frau Werner.
* NORA MEY
Ein Schwerpunkt liegt nahe: Leseförderung. Besonders in der Kooperation mit der Ernst-Leinius-Schule und unterstützt von der Stiftung Lesen sollen Schüler in Kleingruppen in dieser Kernkompetenz gestärkt werden. Zum Eingewöhnen kommen schon Kindergartenkinder zu Besuch. Märchenvorlesestunde, Hausaufgabenhilfe, Spiele- und Bastelnachmittage – alles was aufgeweckten Kindern nützlich ist, möchte man anbieten.
Vorträge, Lesungen, Konzerte aber auch Kurse zum Beispiel am PC gehören also auch in die Nutzungsvorstellungen. Ein richtiges Stadtteilzentrum für Kirchditmold. Bleibt die Frage nach der Finanzierung. Auch wenn alle ehrenamtlich arbeiten, Kosten entstehen. Zwar zahlt die Stadt noch bis März 2015 die Miete, aber danach ist keine finanzielle Unter-
stützung mehr zu erwarten. Die Onleihe ist für die Bücherei auch nicht umsonst, kostet vielmehr 6.400 Euro im ersten Jahr plus 400 Euro für Neuanschaffungen. Danach wird es günstiger mit 1.300 Euro pro Jahr und 800 Euro für Neukauf. Eine Bedarfssumme von ca. 20.000 Euro pro Jahr habe man errechnet, so Frau Werner. Man ist also auf viele Nutzer und Unterstützer angewiesen und besonders erfreut darüber, dass der Ortsbeirat Kirchditmold seine bisher höchste Spende überhaupt – nämlich 1500 Euro – gegeben hat. Ein politisches Signal, für das man sehr dankbar ist.
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MEHR ZUM THEMA: E-mail: info@buecherei-kirchditmold www.buecherei-kirchditmold.de
Nora Mey
Eine tolle Neuerung ist die Onleihe-Bibliothek. Als erste Bücherei in Kassel haben es die Kirchditmolder geschafft, dass man über sie Zugriff auf die hessenweite Onleihe-Bibliothek haben kann. Für einen Jahresbeitrag von 15 Euro kann man aus einem Angebot von 70 000 Büchern, Hörbüchern und Filmen wählen und auf den eigenen PC, das Tablet oder den ebook-Reader herunterladen. Wie das funktioniert, wird auf der Internetseite der Bibliothek Schritt für Schritt erklärt.
Senioren sind darüber hinaus eine weitere Zielgruppe für die neue Bibliothek. Am 25.09. hielt Professor Dr. H. Radebold dort einen Vortrag über „Kindheiten und Jugendzeit im 2. Weltkrieg – Lebenslange Folgen?“ Trotz Geräumigkeit konnte der Ansturm von Zuhörern (50 – 60 Personen auf Stühlen und Tischen) kaum bewältigt werden, so dass ein zweiter Vortrag am 6. November geplant ist.
Zuständig für die Einrichtung der Onleihe ist Paul Greim, der auch die sehr übersichtliche und ansprechende Website der Bücherei gestaltet hat. „Seit Beginn der Onleihe ab August 2014 haben sich bereits 140 neue Leser und Leserinnen registrieren lassen. Geschätzt wird dieser Service besonders von Berufstätigen und Senioren, für die zum Beispiel Wege und Öffnungszeiten weniger bequem sind“, so Frau Werner. 24
TagesSatz
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K AS S E L
Ehrenamt ade?
ede Woche treffen sich daher einige Unverzagte, um die Themen zukünftiger Ausgaben zu erörtern. Bei drei oder vier Anwesenden sprudeln die Einfälle aber schlicht nicht so, wie wenn viele ihre Gedanken einbringen. Durch die Schilderung einiger Kollegen, warum sie sich bei uns ehrenamtlich engagieren, möchten wir gesellschaftspolitisch oder kulturell Interessierte, aber auch Leser ermutigen, bei uns mitzuschreiben.
zeit von den Verpflichtungen des Alltags. Mal fesselt ein wissenschaftlicher Text meine Aufmerksamkeit, ab und zu muss ich meiner Fantasie einfach freien Lauf lassen, und bisweilen möchte ich einfach etwas beschreiben, das mich fasziniert. Ich verfasse bereits Texte, seit ich schreiben kann. Zunächst hauptsächlich fiktive Texte, Gedichte und natürlich Schulaufsätze. Im Studium stieß ich auf die Redaktion der Kunsthochschule und habe mich dort beteiligt. Meine Themen dort waren Ausstellungen, einzelne Künstler, häufig aber auch Studenten. Beim TagesSatz habe ich angefangen, als mein Studium dort beendet war. Mir war sofort klar, dass ich weiter Artikel schreiben möchte, über Ausstellungen, aber auch Themen, die mich außerhalb der Kunst interessieren. Im TagesSatz verbinden sich soziales Engagement und meine Schreibleidenschaft.
Trudi Kindl
Harald Wörner
Schon in den 80ern schrieb ich konstant Artikel und Leserbriefe für Behinderten-Zeitungen. Ich wollte aus dem Alltag Blinder/Sehbehinderter berichten, um damit zu ihrer Integration beizutragen. Schreiben macht mir großen Spaß, und so nahm ich in den 90ern an Fortbildungen teil. Meine Erwerbslosigkeit verstärkte diesen Wunsch und so kam ich in Kontakt mit dem TagesSatz. Seit 2000 berichte ich hier meist über Sozialpolitik und Kulturthemen. Langjährige Mitarbeit im Behindertenbeirat, der städtischen Kulturkommission und im Freien Radio bieten mir viele Ideen, die ich im Tagessatz umsetzen kann. Ich führe spannende Interviews und erweitere so meine Kenntnisse. Der Kontakt zu Menschen, die Beschäftigung mit Themen und das Schreiben selbst machen viel Freude. Wir sind ein recht lebhafter Haufen, da wir alle verschieden alt sind und sich unsere soziale Herkunft unterscheidet! Stoße ich mit meiner Behinderung an Grenzen, bekomme ich Hilfe.
Ich habe Ende der 80er/Anfang der 90er in Kassel Soziologie und Politologie studiert, aus persönlichen Gründen aber abgebrochen Mein Studium sollte mich dazu befähigen, Menschen über gesellschaftliche und politische Hintergründe aufzuklären. Zugute kam mir, dass ich gerne gelesen habe. Ein Großteil des Studiums bestand aus der Lektüre von Texten, die man, nach deren Bearbeitung, als Referat vortrug oder als Hausarbeit abgab. Das Handwerkszeug wissenschaftlichen Arbeitens ist mir auch heute noch vertraut, daher habe ich keine großen Probleme, mich auch in eine weniger vertraute Materie einzuarbeiten. Es geht nicht darum, zu erfahren, was ich sowieso schon weiß, sondern ich möchte mir etwas Neues erarbeiten, um meinen Horizont zu erweitern.
Seit längerem müssen sich die Göttinger und Kasseler Redaktionen des TagesSatzes mit dem Umstand auseinandersetzen, dass es immer schwieriger wird, Engagierte zu finden, die Spaß am Schreiben haben.
* REDAKTION KASSEL TagesSatz Kassel
J
Katharina Schwarz Beim Schreiben vergesse ich die Welt um mich herum. Nur die Wörter zählen. Schreiben ist für mich eine AusTagesSatz
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MEHR ZUM THEMA: Redaktionstreffen TagesSatz Kassel jeden Dienstag ab 18.00 Uhr im Büro Westring 69 erreichbar mit den B ahnlinien 1,5, RT 3 und RT 4 Haltestelle Halitplatz www.tagessatz.de
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KU LTU RTI P P S
GÖTTINGEN
musa
Die Empfehlung
Trümmertunten & Sternschwuppen Perversia – das Tuntenspektakel in der musa im Rahmen der LesBiSchwulen* Kulturtage Mit bezauberndem Gesang und gewagten Bühnenperformances rücken Patsy l’Amour LaLove, Rita Dieter Scholl, Tourette de Mar, Kay P. Rinha, Luxuria Rosenburg, Frau Doktor Verena Breit von Flach sowie Panne Pepper und ihr himmlisches Ensemble dem spießigen heteBis 25.01.2015 Museum Schloss Wilhelmshöhe, Ks
* UTE KAHLE
ronormativen Alltagstrott zu Leibe und zerstöckeln ihn zu Staub. Die musa und die Kulturtage präsentieren gemeinsam einen Reigen bezaubernder Trümmertunten. Es ist gelungen, die glamourösesten und abgetakelsten Stars und Sternschwuppen der Berliner Polittunten-Szene nach Göttingen zu locken! Sie entzünden ein Feuerwerk der Perversionen, liebreizend und lamettahaft, ein Lusttropfen der Travestie! Stadt und Landkreis Göttingen sowie der Verein niedersächsischer Bildungsinitiativen fördern die Kulturtage.
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MEHR ZUR EMPFEHLUNG: Perversia – das Tuntenspektakel Sa 08.11. / 21.00 Uhr musa-Saal, Gö Tickets und Informationen auf www.musa.de
So 09.11. / 18.00 Uhr Marienkirche, Gö Waves – Widerstehen ,„Widerstehen“ knüpft an die Thematik des Gedenktages an und erinnert auch an die Barmer Theologische Erklärung von 1934. Musik: Uwe Steinmetz, Daniel Stickan, Toypiano und Efrat Alony. Eintritt frei So 09.11. / 20.00 Uhr musa-Saal, Gö Colosseum, feat. Barbara Thompson, Live MMXIV – “The Return” im Rahmen des 37. Göttinger Jazzfestivals 2014 VVK 31 Euro, AK 37 Euro So. 09.11. / 20.00 Uhr Literarisches Zentrum, Gö Karsten Jahnke, Keep swinging, Jahnke ist das Mastermind hinter den glamourösen Jazz Nights oder dem Elb Jazz Festival. Wie lebt es sich in der Achterbahn des Konzertbetriebs? in Kooperation mit dem Jazzfestival Göttingen e. V. Eintritt VVK 9/ 11 AK 10/ 12 Euro
Gerhard Glück: Kunst und Co., Di-So & feiertags 10-17 Uhr, Mi 10-20 Uhr, Eintritt 6 Euro, erm. 4 Euro
als man denkt…eine Revue durch die Höhen und Tiefen des Lebens, mit Liedern von Edith Piaf, Jaques Brel u.a., Eintritt 10 Euro, erm. 8 Euro, Kartentelefon: 787-2067
Sa 01.11. / 21.00 Uhr musa-Saal, Gö
Fr 07.11. / 20.15 Uhr Theater im OP, Gö
Dota & Uta,Unvermeidliche Lieder Einmalig doppelt VVK 13 Euro, AK 16 Euro
Blaubart - Hoffnung der Frauen von Dea Loher. Premiere Eintritt 9 Euro / erm. 6 Euro
Sa 01.11. / 20.00 Uhr Junges Theater, Gö
Sa 08.11. / 20.00 Uhr Café Buchoase, Ks
Do 13.11. / 20.00 Uhr Piazza, Vellmar
Schön, dass Ihr da seid! Dokumentartheaterstück über das Grenzdurchgangslager Friedland Premiere
Konzert mit Stefan Kiessling; Eintritt 10 Euro, erm. 8 Euro
Stephan Sulke: Ich hab ein Lied für Dich geschrieben, Karten im VVK 17 bis 22 Euro
So 09.11. / 20.15 Uhr Theater im OP, Gö Poetry Slam SPECIAL mit Sebastian23 Do 13.11. / 19.45 Uhr Deutsches Theater, Gö Zerbombt,von Sarah Kane, Deutsch von Nils Tabert. Premiere
So 09.11. / 18.00 Uhr Mahnmal Synagoge, Obere-Masch-Str., Gö
Sa 15.11. / 20.00 Uhr Junges Theater, Gö
Gedenkfeier zur Pogromnacht am Mahnmal: Ludolf Katz – Ein Jude in Schwarz und Gelb. Eintritt frei
Verrücktes Blut,von Nurkan Erpulat und Jens Hillje. Eine Kooperation mit dem DT Göttingen. Premiere
Fr 07.11 / 20.00 Uhr Kulturhaus Dock 4, Ks
im Anschluss um 19.05 Uhr Saal über FanRaum der Supporters Crew 05 e.V.
Sa 15.11. / 21.00 Uhr Theaterstübchen am Nil, Ks
Figurentheater Gingganz und Duo Entre-Nous: Das Leben geht weiter,
Dokumentarfilm zur Familie Katz: „Und plötzlich waren wir Feinde“
Mo 03.11. Theaterstübchen am Nil, Ks Konzert mit Eric Sardinas: Blues & Rock aus den USA, Eintritt 18 Euro, AK 21 Euro
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Groove T. spielen Klassiker von Earth, Wind & Fire, Stevie Wonder oder Robert Cray, Eintritt 10 Euro, AK 12 Euro (inklusive nachfolgender Disko) TagesSatz
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KULTURT IPPS So 16.11. / 18.00 Uhr Café Buchoase, Ks
Di 18.11. / 20.00 Uhr Anthroposophisches Zentrum, Ks
Die Empfehlung
Vortrag von Gerald Häfner: Technokratie oder Demokratie? Eintritt frei, Spenden willkommen!
Oper für Kinder
Mi 19.11. / 19.00 Uhr Kulturhaus Dock 4, Ks
„Brundibár – Licht in der Dunkelheit“ im Gloria-Kino im Rahmen des 31. Kasseler DokFest 2014
Theater Chaosium: Premiere von Hey Du!, Die Theater-Film-Collage zeigt kleine Begegnungen in Bus und Bahn oder an der Haltestelle, Eintritt 7 Euro, erm. 3 Euro Mi 19.11. / 20.00 Uhr Literarisches Zentrum, Gö Jochen Schmidt und David Wagner, Drüben und drüben. Zwei deutsche Kindheiten. Ein Buch zum Wendejubiläum zu schreiben. Eintritt VVK 7/ 9 AK 8/ 10 Euro
* HARALD WÖRNER
KASSEL
Douglas Wolfsperger
Konzert mit Liederjan: Singende Säge im Zeitgeist-Wald, Eintritt 12 Euro, erm. 10 Euro
„Brundibar“, eine Kinderoper von Hans Krasa, zeigt den ÜberlebensKampf von Pepicek und Aninka. Beide wollen vom Milchmann Milch für die erkranke Mutter kaufen. Doch sie haben kein Geld. Die beiden allein haben zudem auch keine Chance, gegen den Leierkastenmann Brundibár zu bestehen, der
mit Musik auf dem Marktplatz Geld verdient. Mit Hilfe eines Spatzes, einer Katze und eines Hundes schaffen sie es schließlich, Brundibár vom Marktplatz zu vertreiben. Mit dem eingespielten Geld können sie der Mutter Milch kaufen. Im Zentrum des Films von Wolfsperger steht die Begegnung junger Schauspieler der Theatergruppe „Die Zwiefachen“ mit der Protagonistin Greta Klingsberg. Diese wirkte seinerzeit selbst in nahezu allen Aufführungen von „Brundibar“ in Theresienstadt mit.
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MEHR ZUR EMPFEHLUNG: Brundibár – Licht in der Dunkelheit So 16.11. Gloria-Kino, Tel.: 0561/ 7667950 www.kasselerdokfest.de
Di 25.11. / 20.00 Uhr Theaterstübchen am Nil, Ks
Sa 29.11. / 20.00 Uhr Deutsches Theater, Gö Spam.Fünfzig Tage von Roland Schimmelpfennig. Premiere
Machos auf Eis, Karten ab 22 Euro
VoGiBa: Christiane Winnig (voc.), Frank Matthäus (guit.) & Jürgen Bock (bs.) spielen Jazz-Standards, Gospel etc., Eintritt 12 Euro, AK 14 Euro
Sa 22.11. / 20.00 Uhr Piazza, Vellmar
Fr. 28.11. / 20.00 Uhr Literarisches Zentrum, Gö
Theater am Fluss: Ein WinternachtsTraum, Eintritt 11 Euro, erm. 9 Euro
Martin Lüker: Schnurzpiepe, VVK 13-18 Euro
Heikko Deutschmann und Anne von Canal. Berg- und Talfahrt auf hoher See Eintritt VVK 7/ 9 AK 8/ 10 Euro
So 30.11. / 20.00 Uhr musa-Saal, Gö
Fr 21.11. /20.00 Uhr Komödie, Ks
So 23.11. / 16.00 Uhr Theaterstübchen am Nil, Ks Bernd P. R. Winter: Der streitbare Moralist: Erich Kästners Leben und Lyrik, Eintritt 10 Euro, AK 12 Euro
Fr 28.11. / 21.00 Uhr Salzmann @Panoptikum, Ks 29. Slamrock Poetry Slam: mit Felix Römer, Eintritt 8 Euro, erm. 6 Euro
Sa 29.11. / 20.00 Uhr Halle 2 (Grüner Weg15-17), Ks
Das Rumi-Projekt: Lieder des Sufipoeten auf persisch, arabisch und deutsch, Worldjazz und Derwischtanz Eintritt 12 Euro / erm. 10 Euro ANZEIGE
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TagesSatz
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Jörg „Yogi“ Müller
A M S TA D T R AND
Straßengeflüster Diesen Monat ist es wieder soweit: Der Straßenkreuzer, das Sozialmagazin aus Nürnberg, veröffentlicht nun schon zum dreizehnten Mal die „Straßenkreuzer CD“. Auf diesem Sampler sind Lieder von lokalen und aufstrebenden Bands zu hören, die ihre Lieder dem Straßenkreuzer gespendet haben, um das Projekt zu unterstützen. Doch was diese Benefiz-CD zusätzlich besonders macht, ist ihre limitierte Auflage von 1000 Stück und dass sie die einzige ihrer Art in Deutschland ist. Kaufen kann man sie wie das Magazin bei den Verkäufern des Straßenkreuzers und war bisher immer ausverkauft. Wie bei seinem Magazin, setzt der Straßenkreuzer auch hier auf Qualität. Mit den 21 Liedern auf der CD versuchen die Herausgeber, wie jedes Jahr, möglichst viele Genres abzudecken und auch gute und hochwertige Musik anzubieten. Und das fällt ihnen mit der Zeit immer leichter. Bei der Kompilation mitzumachen, ist für viele Künstler Ehrensache. Mit
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* GEREON MEWES ihrem Lied vertreten sie ihr Genre und ihre Region, verbreiten ihre eigene Musik und helfen vielen Verkäufern des Sozialmagazins. Um das Ganze noch zu toppen, findet am 7. November ein Live-Konzert von vier der mitmachenden Bands in Nürnberg statt. Man kann also sagen, dass es dem Straßenkreuzer hiermit rundum gelungen ist, eine komplett andere Zielgruppe, nämlich die Musikszene, auf die sozialen Probleme in und um Nürnberg aufmerksam zu machen, und das auf eine wunderschöne Art und Weise: Mit Musik.
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MEHR ZUM THEMA: www.strassenkreuzer.info
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Andre Günther (photocase.com)
DI E KO CH N IS C HE
* HANS PETER PUNG & TEAM
Kochen mit dem TagesSatz
LECKERE GERICHTE FÜR SIE ENTDECKT
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iebe Leserinnen und Leser, wissen Sie eigentlich, wie man ganz einfach Sauerkraut selbst herstellen kann? Dazu einfach Weißkohl ohne Strunk fein raspeln, diesen in einen luftdichten Topf schichten, anschließend fest mit einem Krautstampfer zerkleinern und salzen. Mit dem Krautstampfer zersprengt man bei diesem Vorgang die Pflanzenzellen, der Zellsaft kann austreten und schließlich den ganzen Kohl bedecken. Das beigefügte Salz konserviert dann den Saft bis zur anschließenden Gärung (Fermentierung). So wird im Prinzip Sauerkraut hergestellt. Wichtig ist, dass das Kraut luftdicht verschlossen gelagert wird und mit Salzlake bedeckt sein muss. An einem kühlen Ort aufbewahrt, reift der Kohl dann in vier bis sechs Wochen zu schmackhaftem Sauerkraut heran. Sauerkraut gehörte lange Zeit zur Ernährung im Winter. Roh verzehrt schützte es Seefahrer vor Skorbut. Bereits im Römischen Reich kannte man eine Art Sauerkraut, das in Tonkrügen aufbewahrt wurde. Heute stellen wir Ihnen nicht alltägliche Rezepte mit Sauerkraut vor. Viel Spaß beim Nachkochen.
Sauerkraut-Suppe
Sauerkraut-Auflauf
(4 Portionen / ca. 1,50 Euro pro Portion)
(4 Portionen / ca. 2,00 Euro pro Portion)
50 g Dörrfleisch, 1 Zwiebel, 2 Knoblauchzehen, 1 rote und grüne Paprikaschote, 400g Sauerkraut, 200g Kartoffeln, 1L Gemüsebrühe, 200ml Tomatenpüree, Paprikapulver edelsüß und rosenscharf, Pfeffer, Salz, Kümmel, Zucker, Sahne, 3 Debreziner (Würstchen), Öl oder Schmalz zum Anbraten.
300g Sauerkraut, 500g Hackfleisch, 50g Speck durchwachsen, 1 Zwiebel, 2 Knoblauchzehen, 3 große Kartoffeln, 1 Becher Sahne, 2 Becher saure Sahne, 250 g Käse gerieben, Salz, Pfeffer, Paprikapulver, Öl, Butter zum Fetten der Auflaufform
Dörrfleisch fein würfeln. Zwiebel schälen, fein würfeln. Knoblauch schälen, sehr fein würfeln. Paprikaschoten halbieren, entkernen, würfeln. Kartoffeln schälen, waschen, würfeln. Sauerkraut klein schneiden. Fett in einem Topf erhitzen, Dörrfleisch darin glasig dünsten. Zwiebel und Knoblauch zufügen, andünsten. Kartoffelwürfel zufügen, anschwitzen. Mit den Gewürzen kräftig würzen. Paprikawürfel zufügen, anschwitzen. Tomatenpüree zufügen, unterheben. Mit der Brühe auffüllen. Etwa 15 Minuten bei geschlossenem Topf köcheln lassen. Mit Zucker und Sahne abschmecken, bei Bedarf noch einmal würzen. Würstchen in Scheiben schneiden und in der Suppe erwärmen. Heiß servieren. Tipp: Wer möchte, kann die Suppe mit einem Klecks Schmand servieren. Dazu einfach einen Löffel Schmand auf den Teller geben. Dazu passt frisches Brot.
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Speck würfeln. Zwiebel und Knoblauch schälen, fein würfeln. Öl in einer Pfanne erhitzen, Hackfleisch darin knusprig braten. Zwiebel und Knoblauch zufügen, glasig dünsten. Mit Salz, Pfeffer und Paprika würzen. In einem Topf den Speck auslassen, Sauerkraut zufügen, etwas Wasser zugeben, zum Kochen bringen und etwa 20 Minuten köcheln lassen. Kartoffeln schälen, waschen, wie gewohnt in Salzwasser garen. Auflaufform mit Butter gut einfetten. Kartoffeln abgießen, etwas abkühlen lassen, in Scheiben schneiden. Den Boden der Form damit bedecken. Darüber das Sauerkraut verteilen. Das Hackfleisch darüber geben. Sahne und saure Sahne vermischen, mit Salz, Pfeffer und Paprika würzen, gleichmäßig in der Auflaufform verteilen. Den Käse am Schluss darüber streuen. In den vorgeheizten Backofen geben (Umluft 200°C) und backen, bis die Käsekruste goldbraun ist.
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H IN T E R D E N K U L ISSE N
M
it einer Uraufführung gibt Erich Sidler seinen Einstand als neuer Intendant des Deutschen Theaters in Göttingen. Dafür ließ er die renommierte Autorin Rebekka Kricheldorf ein Stück für das neu zusammengestellte Ensemble schreiben, in dem alle Mitglieder auftreten. Kricheldorf beschreibt eine heile Welt in grün, in der jeder um das Wohlergehen der Anderen bemüht ist. Es gibt hier keine Diskriminierung der Geschlechter, was sich in der Sprache als „das Mensch“ oder das „Kürzer lebende“ (junge Menschen) ausdrückt. Alle sind stets auf Harmonie bedacht, eventuelle Probleme oder Verstimmungen werden sofort professionell therapiert.
„Homo Empathicus“ im Deutschen Theater in Göttingen
* REZENSIERT VON PATRICIA BUSSEMEIER nitätszentrum und einen Klappsitz. Die Kostüme erinnern an Pyjamas und sind aus pastellfarbenen Stoffen genäht. Die Schnitte sind unterschiedlich, doch passt alles ganz harmonisch zusammen, so dass niemand durch seine Kleidung besonders auffällt. Die Sprache ist geschlechtsneutral, positiv und emotionsarm. Auf der Bühne wird der Alltag in dieser Gesellschaft durch teilweise witzige und absurde Episoden aufgezeigt. Das Essen wird individuell zugeteilt und dient in erster Linie der Gesundheit. Felicitas Madl tanzt von Zeit zu Zeit akrobatisch über die Bühne und sorgt für etwas Auflockerung. In die-
se gedämpfte Harmonie platzen zwei Fremde, die Saufen, Schreien, Rauchen und Hähnchen essen. „Es beißt ständig in ein Stück totes Tier.“ Wie wird diese Gesellschaft auf die Eindringlinge reagieren? Erich Sidler und das neue Ensemble des DT haben einen sehr gelungenen Einstand gegeben. Sie bringen frischen Wind ins DT und locken vermehrt auch das jüngere Publikum ins Theater. Auf die nächsten Inszenierungen bin ich gespannt.
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WEITERE VORSTELLUNG: 04., 09. & 19. Oktober 2014 jeweils 19.45 Uhr
Laura Nichel
Thomas Aurin
Das Bühnenbild ist minimalistisch und ganz in grün gehalten. Ein herzförmiges Kissen dient als Kuschelwiese, es gibt eine Wand mit der Tür zum Sa-
Der einfühlsame Mensch
Erwachsen werden in Todesnähe „Tom Sawyer & Huckleberry Finn“ im Deutschen Theater in Göttingen
D
er Besuch der eigenen Beerdigung - ein perfekter Albtraum den Tom und Huck erleben und der einen Wendepunkt in ihrem Leben wird. Bauernschläue gepaart mit unglaublicher Naivität führt zu den allseits bekannten Wendungen und Irrwegen. Buch- und Gesangstexte von John von Düffel verschieben die Geschichte, die jedem seit der Kindheit bekannt ist, mit der Musik von Kurt Weil in der Uraufführung in eine andere Dimension. Die Band findet genauso ihren Platz auf der Bühne wie auch ein bewusst bescheidenes Bühnenbild von Anne Ehr-
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* REZENSIERT VON UTE KAHLE
lich und betont schlichte Kostüme von Christine Schmitt. Sie geben den Schauspielern den Raum zu agieren und die Geschichte zum Leben zu erwecken.
te Muff Porter bilden die beiden aus und bringen ihnen die Dinge bei, die jede Freundschaft zu einem Erlebnis werden lassen.
Unter der musikalischen Leitung von Michael Frei erweckt die Band die Protagonisten zum Leben und so dürfen Florian Eppinger und Moritz Schulze als Tom Sawyer und Gabriel von Berlepsch als Huckleberry Finn sich verlieben, Abenteuer bestehen und ihren ganz persönlichen Weg zur Wahrheit finden. Nicht nur die gestrenge Tante Polly und Mrs.Hopkins, eine doppelte Paraderolle für Andrea Strube, sondern auch der von Ronny Thalmeyer eindrucksvoll gespiel-
Ein einfühlsames und gleichzeitig mächtig lautes Stück Weltliteratur mit einer gelungenen Orchestrierung ist auf der Bühne des Dt-1 gelandet und hat sich jeden einzelnen Vorhang am Ende der Premiere verdient. Gerne empfehle ich auch die hinteren Reihen für etwas hörempfindliche Besucher, denn Live-Musik ist nicht immer leise.
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WEITERE VORSTELLUNG: 01., 07., 12. & 20. Oktober 2014 jeweils 19.45 Uhr TagesSatz
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ZWI SCHEN DEN ZE IL E N
Der Job und mein Leben Arbeiten wir um zu leben oder leben wir um zu arbeiten? Drei Bücher, drei Meinungen, drei Interpretationsversuche.
* DANIELE PALU Lobeshymne
Denkanstoß
Leitfaden
Vorurteile kursieren zuhauf über die heute 15- bis 30-Jährigen – jene Generation also, die nach und nach ins Berufsleben eintritt: Sie sei verwöhnt, selbstverliebt, schnell überfordert und wankelmütig. Der Soziologe Klaus Hurrelmann formuliert es anders: Für ihn gilt die sogenannte Generation Y (Y steht – englisch ausgesprochen – für „Why“, zu deutsch: warum) als gut ausgebildet, fordert mehr Zeit für Familie und Freizeit und will nicht mehr dem Beruf alles unterordnen, sondern verlangt eine Balance zwischen Beruf und Freizeit. Nach Meinung der Medien ein Haufen Ego-Taktiker. Aber wie egoistisch ist es wirklich, wenn ein hoher Bildungsabschluss anvisiert wird, man dabei aber das eigene Wohlbefinden im Blick hat und sich viele Optionen offen halten möchte? Ist es nicht viel eher eine kluge Antwort auf die Zumutungen der modernen Arbeitswelt, die ja gerade zunehmend Flexibilität fordert und zugleich immer weniger Sicherheiten bietet? Hurrelmann ist überzeugt: Anders als die 68er mit ihren wütenden Protesten hat die Generation Y unaufgeregt und fast unbemerkt unsere Welt und unser Zusammenleben verändert. Wie nachhaltig diese Revolution wirklich ist, wird die Zukunft zeigen. In jedem Fall hat er eine ganze Generation gewissermaßen im Alleingang rehabilitiert.
„Dieses Buch ist keine Kritik der Arbeit. Es ist eine Kritik an der Tyrannei, zu der sie sich über unser Leben aufgeschwungen hat. Eine Kritik an der Fantasielosigkeit, die unsere Gesellschaft infiziert hat, sodass sie sich ein Leben jenseits der Arbeit gar nicht mehr vorstellen kann.“ Ulrich Renz weiß, wovon er spricht: Mit leidenschaftlichem Tatendrang stürzt er sich zunächst in seine beruflichen Aufgaben, arbeitet hart, macht Karriere. Irgendwann aber werden Leistungs- und Termindruck immer übermächtiger und beginnen allmählich, die ursprüngliche Freude an der Arbeit zu verdrängen. Die Erkenntnis trifft Renz schließlich wie ein Schlag: Er hat immer einwandfrei funktioniert, aber darüber den Kontakt zu Familie, Freunden und sich selbst verloren. Ist das das Leben, das er sich vorgestellt hat? Aus persönlicher Betroffenheit heraus hinterfragt Renz die Verführungsstrategien der Arbeit – und spricht doch tausenden Menschen aus der Seele. Ein kluges Buch, das seine Leser zwingt darüber nachzudenken, ob man im Leben die richtigen Prioritäten gesetzt hat.
Die Arbeitswelt verändert sich im 21. Jahrhundert rasant. Die junge „Generation Y“ erwartet eine Arbeitskultur, die menschlicher, authentischer und reflektierter ist als die nach traditionellem Muster: Augenhöhe statt Unterordnung, Gemeinsinn statt Silodenken, gemeinsam entwickeln statt anordnen, Teamerfolge statt Einzelboni. An diesen Arbeitsweisen kommen Unternehmen heute nicht mehr vorbei. Die Autoren dieses Buches bieten praktische Starthilfe für alle Unternehmen, die einen Kulturwandel einleiten wollen. Zum einen geben die Autoren einen fundierten Überblick über die Grundlagen und Denkmodelle, auf denen moderne Organisationskonzepte gründen. Zum anderen schildert das Buch 24 unterschiedliche Einstiege aus dem Arbeitsalltag in die neuen Unternehmenskulturen und Managementstile — praktische Fallbeispiele als greifbare Helfer für den Wandel, die in verschiedenen Kombinationen eingesetzt werden können. Dem Buch seien viele Käufer, Nachahmer und Umsetzer gewünscht!
Klaus Hurrelmann Erik Albrecht: Die heimlichen Revolutionäre Beltz, 18,99 Euro Gebunden 256 Seiten
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Ulrich Renz: Die Tyrannei der Arbeit Ludwig 17,99 Euro Broschiert 272 Seiten
Ulf Brandes u.a.: Management Y. Campus 34,99 Euro Gebunden 240 Seiten zahlreiche vielfarbige Abbildungen
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WA S E S S O N ST NOC H G IB T
Süßes oder Saures? Hexenhüte, Totenköpfe, Kürbisfratzen, Plastikspinnweben und Styroporgrabsteine. Halloween wird oft als inhaltsloser Kommerz oder als Fest der Amerikanisierung Europas verurteilt, dabei steht hinter dem Fest eine langjährige spannende Tradition mit europäischen Wurzeln.
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Die beiden bekanntesten Bräuche neben dem Verkleiden sind das Schnitzen von Kürbissen, das seinen Ursprung in einer irischen Sage hat, ebenso wie das Umherziehen und Süßigkeiten sammeln. Letzteres ist vor allem in Nordamerika verbreitet. Hier gehen Kinder wie Erwachsene von Haus zu Haus und rufen „Trick or Treat“, das im Deutschen meist mit ‚Süßes oder Saures‘ übersetzt wird. Ab den 1990er verbreitete sich Halloween auch in Europa. In Deutschland erhielt das Fest vor allem Einzug durch den Ausfall des Karnevals wegen des Golfkrieges 1991. Seitdem entwickeln sich in Deutschland ganz eigene Halloween-Bräuche. Das Umherziehen ist hier weniger verbreitet, auch das klassische Kürbisschnitzen sieht man eher selten. Die Verkleidung steht im Mittelpunkt. Auf privaten Feiern, in Diskos und Bars treffen sich verkleidete Menschen und feiern gemeinsam. Aber nicht nur dort hat Halloween Einzug gehalten, auch in Supermärkten und Kaufhäusern verbreitet es sich immer mehr. Es gibt extra Süßigkeiten, spezielles Backwerk und Kostüme
in fast jedem Kaufhaus. Immer mehr Marken bringen Sondereditionen ihrer Produkte auf den Markt. Mit dieser Verbreitung nehmen auch die kritischen Stimmen zu. Insbesondere der Ursprung von Halloween in Deutschland wird kritisiert. Es sei eine rationale und kommerzielle Entscheidung gewesen, um die Verluste von Karneval auszugleichen. So ist Halloween mittlerweile das drittwichtigste saisonale Ereignis nach Weihnachten und Ostern für die Süßwarenbranche, wenn auch mit einem großen Abstand. Auch wird dem Fest vorgeworfen, dass es keine lokalen Traditionen gibt. Halloween sei nur dazu da Party zu machen, ohne einen wirklich Hintergrund zu haben. Halloween ist ein Fest des Gruselns, aber auch ein Fest des Feierns und des Verkleidens. Die Meinungen gehen stark auseinander und die Lager der Kritiker und Enthusiasten sind etwa gleich groß. Es wird jeder für sich selbst entscheiden müssen, ob der 31te Oktober es Wert ist, in der Gruselkiste zu kramen oder ob er dem Kommerz lieber aus dem Weg geht.
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Katharina Schwarz
as Wort Halloween ist aus dem Namen „All Hallows‘ Eve“ entstanden, was so viel bedeutet wie ‚Tag vor Allerheiligen‘. Dadurch erklärt sich auch die Verbindung vom heutigen Halloween zum Thema Tod, denn Allerheiligen ist das Fest, an dem die Katholiken ihrer Toten gedenken. Auch der Ursprung des Festes erklärt sich durch die Beziehung zu Allerheiligen, denn es stammt aus dem katholischen Irland. Von dort gelangte der Brauch mit irischen Auswanderern im 19ten Jahrhundert nach Amerika und wurde dort adaptiert. Über die Jahre entwickelte sich Halloween schließlich zu einem der wichtigsten Feste in den USA und Kanada. Vieles unterscheidet sich heute von dem Fest damals, vor allem auch deshalb, weil die Ursprünge in Vergessenheit geraten sind. Es wurden einzelne Bräuche ausgelassen und einige neu aufgenommen. Das amerikanische Halloween wurde zum Beispiel durch die mexikanischen Immigranten beeinflusst, die am 31ten Oktober den ‚Dias de Los Muertos‘, den Tag der Toten, feiern, aber natürlich auch durch das starke Marketing der letzten Jahre.
* KATHARINA SCHWARZ
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DAS LE T Z T E
DER TiCKER NACHRICHTEN AUF DEN LETZTEN DRÜCKER Impressum Notunterkunft für Studierende
ge tun. Ein eigener Vertrag wäre hier eine gute Möglichkeit. Jede dritte Ehe wird geschieden, in Städten gar jede zweite. „Nach einer Trennung haben Frauen im Schnitt vierzig Prozent weniger Geld zur Verfügung, Männer nur sieben Prozent“, sagt Stefan Motzen, Vorsorge-Experte der Deutschen Bank. Frauen sollten daher auf einen eigenen Vorsorgevertrag bestehen und zugleich den Partner bitten, sich an den Beträgen zu beteiligen. Das gilt besonders für unterhaltsberechtigte Mütter, die vom Vater des gemeinsamen Kindes getrennt leben. „Frauen sollten so früh wie möglich mit dem Sparen beginnen“, empfiehlt Isolde Mischke-Flach von D&M/Frankfurter Finanzexpertinnen GmbH. Werden ab dem 30. Lebensjahr jeden Monat 75 Euro in einen Aktienfonds einbezahlt, sammeln sich bis 65 bei 5 Prozent Rendite rund 83.000 Euro an. Beginnt man zehn Jahre später, muss man fast das Doppelte ansparen, um am Schluss auf das gleiche Ergebnis zu kommen. Während der Kindererziehung sollten Frauen auch nicht den Fehler begehen, ihre Beiträge zur Altersvorsorge zu verringern, oder schlimmer noch, ganz auszusetzen. Wird, wie in obigem Beispiel, gleich zu Beginn drei Jahre lang ausgesetzt, so verringert sich das Ergebnis um satte 14.000 Euro, obwohl nur 2.700 Euro weniger an Beiträgen einbezahlt wurden. Frauen mit Kindern sollten auch die Vorteile der Riester-Rente nutzen. Neben der Grundförderung zahlt der Staat für jedes Kind Zulagen. Für jedes ab 2008 geborene Kind gibt es 300 Euro im Jahr. Binnen 20 Jahren profitiert also eine Mutter mit zwei Kindern von insgesamt 15.000 Euro Fördergeld. [hw]
GÖTTINGEN – Die zweimal jährlich zu Semesterbeginn wiederkehrende Wohnungsnot führt dieses Jahr zur Nutzung der ehemaligen Voigtschule als Notquartier für Studierende, die noch keine andere Unterkunft gefunden haben. Vom 1. Oktober bis Ende November können ungefähr 80 Studenten in der Bürgerstraße 15 schlafen. Als dauerhafte Lösung kommt diese Alternative zu der vorher angedachten Turnhalle jedoch nicht in Frage. Stattdessen hoffen Stadtverwaltung und Studentenvertreter auf eine Veränderung der Situation auf dem privaten Wohnungsmarkt. Im Idealfall solle das Quartier gar unbenutzt gelassen werden können. Sollte sich dieser jedoch nicht einstellen, so ist für Klappliegen und Duschcontainer gesorgt, fünf Euro pro Nacht und ein eigener Schlafsack sind mitzubringen. Anmeldungen nimmt das Servicebüro Studentisches Wohnen entgegen (Telefon: 0551 / 39 51 35). Von Seiten der Organisatoren besteht, abgesehen von dem Ziel, möglichst viele Studierende unterzubringen, die Hoffnung, auf die kritische Lage des Wohnungsmarktes aufmerksam zu machen. [zd]
KASSEL – Frauen leben im Schnitt fünf Jahre länger als Männer und brauchen daher im Alter länger Geld. Die Realität sieht leider anders aus. Da sie wegen der Kindererziehung geringere Beschäftigungszeiten aufweisen und obendrein im Schnitt ein Fünftel weniger als Männer verdienen, erwerben sie etwa nur halb so hohe Rentenansprüche. Daher sollten sie selbst etwas für ihre Altersvorsor-
Nächstes Mal
DEZEMBER-AUSGABE 2014 In der Vorweihnachtszeit richten wir den Fokus auf Männer und Frauen und beschließen damit besinnlich das Jahr.
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TagesSatz
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Jörg „Yogi“ Müller
Schutz vor Altersarmut
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TagesSatz, das Straßenmagazin Herausgeber: TagesSatz e.V. 1. Vorsitzender: Hans Peter Pung Adresse der Redaktion Kassel: Westring 69, 34127 Kassel Telefon: 0561 / 861 58 43 Fax: 0561 / 861 58 61 E-Mail: tagessatz.ev@aol.de Mo & Di: 12-14 Uhr, Do: 14-16 Uhr Mi & Fr: geschlossen Adresse der Redaktion Göttingen: Obere Karspüle 18, 37073 Göttingen Telefon: 0551 / 531 14 62 E-Mail: goettingen@tagessatz.de Mo, Di, Do: 9-11 Uhr / Do: 16-18 Uhr Mi & Fr geschlossen Homepage: www.tagessatz.de Bankverbindung: Kasseler Sparkasse Kto.: 11 833 79, Blz.: 520 503 53 Sparkasse Göttingen Kto.: 505 815 11, Blz.: 260 500 01 Redaktionsleitung: Thomas Güth (tg), Antonia Stoll (as) (GÖ), Harald Wörner (hw) (KS) Pressearbeit: Carolin Schäufele Vertriebsleitung: Kassel: Udo Drescher, Mike Schäfer, Tel.: 0561 / 861 58 18 Göttingen: Ute Kahle, Andreas Pramann, Tel./Fax: 0551 / 531 14 62 Anzeigenleitung: Tel./Fax: 0551 / 531 14 62 E-Mail: anzeigen@tagessatz.de Redaktion Kassel: Patricia Bussmeier, Klassenstufe 6 der Freien Schule Kassel,Trudi Kindl, Nora Mey, Hans Peter Pung, Katharina Schwarz, Harald Wörner (hw) Redaktion Göttingen: Zoé Dubois (zd), Thomas Güth, Ute Kahle, Jasemin Kara, Gereon Mewes, Jörg „Yogi“ Müller, Daniele Palu, Antonia Stoll, Carmen Wilke Illustration: Pilar Garcia Fotografie: Marie Amrei, Thomas Aurin, Detlef „Roky“ Bernhard, Clemens Eulig, Freie Schule Kassel, Andre Günther (photocase.com), Lewis W. Hine, Joshua Kahle, Jasemin Kara, Nora Mey, musa, Jörg „Yogi“ Müller, Laura Nicherl, Jörg Schreier(flickr), Katharina Schwarz, Antonia Stoll, TagesSatz Kassel, Keith Williamson, Douglas Wolfsperger, misterQM (photocase.com) Umschlag: Zoé Dubois Layout: Dirk Mederer www.mediapool-goettingen.de Druck: COLOR-Druck GmbH ViSdP: Harald Wörner Der TagesSatz erscheint zwölfmal im Jahr im Straßenverkauf in Kassel und Göttingen. Auflage dieser Ausgabe: 6.000 Namentlich gekennzeichnete Beiträge geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion wieder. Die Redaktion behält sich vor, Leserbriefe in gekürzter Version zu veröffentlichen. Nachdruck, auch auszugsweise, nur mit Genehmigung der Redaktion.
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WOHIN, WENN ALLGEMEINE HILFEN Göttingen Caritasverband Göttingen Allgemeine Lebens- und Sozialberatungsstelle Godehardstr. 18, 37081 Göttingen 0551/999590 Opferhilfebüro Göttingen Maschmühlenweg 11(Landger.) 37073 Göttingen 0551/5213883 Weißer Ring e.V. Hilfen für Opfer von Straftaten 0551/6338876 Sozialdienst für Migranten, RABaZ-Beratungs- & Vermittlungsstelle für ausländische Jugendliche Karspüle 16 , 37073 Göttingen 0551/57739 BONUS Freiwilligenzentrum Godehardstr. 18, 37081 Göttingen 0551/9995917 Neue Arbeit – Brockensammlung Levinstr.1, 37079 Göttingen 0551/5067320 Pro Familia Rote Str.19, 37073 Göttingen 0551/58627 Selbsthilfe Körperbehinderte Neustadt 7, 37073 Göttingen 0551/54733-0 Selbsthilfegruppe für Mobbinggeschädigte – Rainer Beutler 05602/1860 BürgerInnenberatung Stadt Göttingen Hiroshimaplatz 2, 37083 Göttingen Zukunfts-Werkstatt Hilfe für Migranten & Jedermann Haus der Kulturen – Hagenweg 2e 37081 Göttingen Bahnhofsmission Bahnhof, Gleis 4-5, 37073 Göttingen 0551/56190 Diakonieverband Göttingen Allgemeine Lebens- und Sozialberatungsstelle Schillerstraße 21 37083 Göttingen 0551/517810 Kassel Kasseler Hilfe Opfer- und Zeugenhilfe e.V. Wilhelmshöher Allee 101 34121 Kassel 0561/282070 Weißer Ring e.V. Hilfen für Opfer von Straftaten 0561/6029458
LEB Ländliche Erwachsenbildung Groner Landstr. 27 37081 Göttingen 0551/8207917 Mo, Di und Fr 14.30-18 Uhr BBA e.V. TU WAS Lange Geismarstr. 3, 37083 Göttingen 0551/485200 Mo, Mi, Do 9.30-12 sowie Di 10-12 u. 14-16 Uhr Kassel Beratungsstelle für Arbeitslose des DGB Kreis Kassel Spohrstraße 6-8, 34117 Kassel 0561/7209536 ESSENSAUSGABEN Göttingen Die Göttinger Tafel Jakobikirchhof 1 , 37073 Göttingen Tel. 0551–51030 Mittagstisch St. Michael Turmstr. 5, 37073 Göttingen 0551/5479540 Straßensozialarbeit Rosdorfer Weg 17, 37073 Göttingen 0551/517980 Kassel Kasseler Tafel Holländische Straße 141 34127 Kassel 0561/23003
Arbeit und Leben (A&L) Lange Geismarstr. 72-73 37073 Göttingen 0551/495070 oder 4950741 Di und Do von 9.30-13.30 Uhr
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Ev.-ref. Gemeinde – Kleiderkammer Untere Karspüle 11, 37073 Göttingen Kleiderladen 0551/5473717 Ausgabe: Do 9-12 Uhr
Frauengesundheitszentrum Göttingen e.V. Groner Straße 32/33 37073 Göttingen 0551/484530 Gesundheitszentrum Albanikirchhof 4-5 37073 Göttingen 0551/486766 Kassel Fahrende Ärzte Dr. Giesler/Dr. Moog Mo 14-15.30 Uhr auf dem Martinsplatz Do 20-24 Uhr in der Gießbergstraße Kabera e.V. Beratung bei Essstörungen Kurt - Schumacher Straße 2 34117 Kassel 0561/780505 Gesundheitsamt Region Kassel Wilhelmshöher Allee 19-21 34117 Kassel 0561/10031920 HAFTENTLASSENE Göttingen
Kassel
FRAUEN IN NOT
HILFE & SELBSTHILFE BEI AIDS
Göttingen
Göttingen
KORE e.V. (Beratung für Frauen) Papendieck 24/26, 37073 Göttingen 0551/57453 Mo, Do 9-13 Uhr
Göttinger AIDS-Hilfe Obere Karspüle 14, 37073 Göttingen 0551/43735 werktags: 10-13 Uhr Beratung: 0551/19411
Frauen-Notruf e.V. Postfach 18 25, 37008 Göttingen 0551/44684
AIDS-Beratungsstelle Theaterplatz 4, 37073 Göttingen 0551/4004831
Frauenhaus e.V. Göttingen Postfach 1911, 37009 Göttingen 0551/5211800
Kassel
Therapeutische Frauenberatung e.V. Groner Straße 32/33 37073 Göttingen 0551/45615 Kassel
FRANKA e.V. Verein zum Schutz von Frauen, die Opfer von Menschenhandel geworden sind Frankfurter Straße 78a 34121 Kassel 0561/70165824
Mensch & Arbeit - Beratungsstelle für Arbeitnehmer und Arbeitslose Kurze Str. 13a, 37073 Göttingen 0551/43373
Göttingen
Gesundheitsamt Sozialpsychiatrischer Dienst Am Reinsgraben 1, 37085 Göttingen 0551/4004862
Gesegnete Mahlzeit Diakonisches Werk Kassel Hermannstraße 6, 34117 Kassel weitere Stellen: Neue Brüderkirche, Johanneskirche, Auferstehungskirche
Zentrum für Sucht- & Sozialtherapie Diakonisches Werk Kassel Frankfurter Str. 78a, 34121 Kassel 0561/93895-0
Arbeiterwohlfahrt Hospitalstr. 10, 37073 Göttingen 0551/50091-0
Göttingen
Anlaufstelle – Kontakt in Krisen e.V. Rosmarinweg 24, 37081 Göttingen 0551/632977
Übergangseinrichtung für wohnungslose Frauen Am Donarbrunnen 32 34132 Kassel 0561/43113
Göttingen
KLEIDERKAMMERN
Suppentopf der Heilsarmee jeden Donnerstag von 14-15 Uhr Martinsplatz
pro familia Beratungsstelle Breitscheidstraße 7 34119 Kassel Tel. 0561 7661925-0 Fax. 0561 7661925-99
ARBEITSLOSENHILFE
GESUNDHEIT
Beratungsstelle für Haftentlassene Kölnische Straße 35, 34117 Kassel 0561/787-5061 oder 0561/70738-00
Aids-Hilfe Kassel Motzstraße 1, 34117 Kassel 0561/97975910 Stadt Kassel – Gesundheitsamt AIDS-Beratungsstelle Obere Königsstraße 3 34117 Kassel 0561/787–5380 KINDER & JUGENDLICHE IN NOT Göttingen Deutscher Kinderschutzbund Nikolaistraße 11, 37073 Göttingen 0551/7709844 Omnibus - Beratungsstelle für Jugendliche & junge Erwachsene Goßlarstr. 23, 37073 Göttingen 0551/392690
Autonomes Frauenhaus 0561/898889
Kassel
Frauen in Not 0561/9892929
Deutscher Kinderschutzbund Siemensstraße 1, 34127 Kassel 0561/899852
Notruf für vergewaltigte Frauen Frauen gegen Vergewaltigung e.V. 0561/772244 Frauen informieren Frauen e.V. Beratung bei häuslicher Gewalt Westring 67, 34127 Kassel 0561/ 89 31 36
Verein zur Förderung der Erziehungshilfen in Nordhessen e.V. Wilhelmshöher Allee 32a 0561/78449-0 Stadt Kassel Sozialer Dienst des Jugendamtes Friedrich-Ebert-Straße 1 34117 Kassel 0561/787–5301
Deutsches Rotes Kreuz Zollstock 17, 37081 Göttingen 0551/5096322 Ausgabe: Mo & Do 8.30-11 Uhr jeden 3. Mi im Monat 16-18 Uhr Kassel Diakonisches Werk Kassel Sprungbrett & Sprungbrett spezial Steinweg 5, 34117 Kassel 0561/572090 Deutsches Rotes Kreuz Königstor 24, 34117 Kassel 0561/7290441 LEBENSKRISEN Telefonseelsorge für Jugendliche 0800/1110333 Göttingen Telefonseelsorge 0800/1110111 & 0800/1110222 Kassel Telefonseelsorge 0800/1110111 PSKB Stadt & Landkreis Kassel 0561/1003-0 & 0561/787-5361 NOTSCHLAFSTELLEN Göttingen Heilsarmee Untere Maschstr. 13b 37073 Göttingen 0551/42484 Kassel Soziale Hilfe e.V. / Panama (für alleinstehende Wohnungslose) Kölnische Straße 35, 34117 Kassel 0561/70738-00 Café Nautilus (für Drogenabhängige) Erzberger Straße 45, 34117 Kassel 0561/12115 RECHTSBERATUNG & HILFE Kassel Schuldnerberatung Gottschalkstraße 51, 34127 Kassel 0561/893099 Verbraucherzentrale Hessen e.V. Bahnhofsplatz 1, 34117 Kassel 0561/772934
Suchtberatung Diakonisches Werk Kassel Sucht- und Sozialtherapeut. Zentrum Frankfurter Str. 78A, 34121 Kassel 0561/93895-0 SUCHTBERATUNG: DROGEN Göttingen DROBZ (Drogenberatungszentrum) Mauerstr.2, 37073 Göttingen 0551/45033 Beratungsstelle für Suchtkranke – Diakonieverband Schillerstr 21, 37083 Göttingen 0551/72051 Kassel Drogenhilfe Nordhessen e.V. Schillerstraße 2, 34117 Kassel 0561/103641 Kontaktladen „Nautilus“ Erzberger Straße 45, 34117 Kassel 0561/12115 SAM – Substitutionsfachambulanz Wilhelmshöher Allee 124 34119 Kassel 0561/711813 Schillerstraße 2, 34117 Kassel 0561/103878 WOHNUNGSLOSENHILFE Göttingen Ambulante Hilfe für alleinstehende Wohnungslose Wiesenstr. 7, 37073 Göttingen 0551/42300 Diakonische Heime in Kästorf e.V. – Außenstelle Göttingen Wienstraße 4f, 37079 Göttingen 0551/5053302 Straßensozialarbeit (Kleiderkammer) Rosdorfer Weg 17, 37073 Göttingen 0551/517980 Wohn-/Übernachtungsheim für Frauen und Männer Untere Maschstr. 13b 37073 Göttingen 0551/42484 Kassel Die Heilsarmee / Sozial Center Ks Eisenacher Straße 18, 34123 Kassel 0561/570359-0 Beratungsstelle für Nichtsesshafte Sozialamt der Stadt Kassel Kölnische Straße 35, 34117 Kassel 0561/787-5061
Göttingen
Beratungsstelle für alleinstehende Wohnungslose – Soziale Hilfe e.V. Kölnische Straße 35, 34117 Kassel 0561/70738–00
AWO Schulden- & Insolvenzberatung, Kreisverband Göttingen e.V. Hospitalstraße 10, 37073 Göttingen 0551/50091-0
Betreutes Wohnen Diakonisches Werk Kassel Frankfurter Str. 78a, 34121 Kassel 0561/93895-10
Kostenlose Rechtsberatung Göttinger Tafel e.V. Jacobikirchhof 1, 37073 Göttingen 0551 – 5 10 30
WOHNUNGSPROBLEME
Unabhängige Patientenberatung Göttingen Albanikirchhof 4-5, 37073 Göttingen 0551/488778-0 Verbraucherzentrale Niedersachen Papendiek 24, 37073 Göttingen 0551/57094
Kassel Zentrale Fachstelle Wohnen Wohnungsamt (Rathaus) Obere Königsstraße 8 34112 Kassel 0561/787-6252 oder -6255 Deutscher Mieterbund Mieterverein Kassel u. U. e.V. Königsplatz 59, 34117 Kassel 0561/103861
SUCHTBERATUNG: ALKOHOL Kassel Anonyme Alkoholiker 0561/5108806 Blaues Kreuz Kassel Landgraf-Karl-Straße 22 34131 Kassel 0561/93545-0
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Foto: Sarah Raymaekers | Gestaltung: Dirk Mederer [plazebo.net]
»Mein Flaschenpfand gibt Menschen Würde.«