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EDITO R I A L Liebe Leserinnen und Leser, das Jahr 2012 neigt sich dem Ende entgegen und wenn es nach einigen Verschwörungstheorien unserer Tage geht, wird es auch kein neues Jahr mehr geben. Verständlicherweise bewegt dieses Thema auch unsere Redaktion. Ganz so pessimistisch wollten wir es jedoch nicht angehen. Plötzlich standen Fragen im Raum: Was bedeutet Apokalypse eigentlich? Und was würde danach von unserer bisherigen Welt übrig sein? Was würde sich verändern? Hinter dem endzeitlichen Hype verbirgt sich nicht allein die Lust am Gruseln, sondern auch die Sehnsucht nach einer anderen, einer besseren Welt. Dass diese Endzeitfaszination ganz und gar nichts Neues darstellt, beschreibt der Artikel „Apokalypse 2.0“ auf den Seiten 8 und 9. Veränderungen, Umbrüche und Übergänge in ein neues Leben spielen auch für Studenten nach dem Studienabschluss eine große Rolle. Mit der oftmals schwierigen Situation von Geisteswissenschaftlern beim Einstieg in das Arbeitsleben beschäftigt sich der Artikel „Endstation Taxistand“ auf den Seiten 10 und 11. Der Artikel „Bewältigung von Umbrüchen im Leben eines Straftäters“, auf den Seiten 12 und 13, wirft einen Blick auf die Funktion des Strafvollzugs als Wiedereingliederungshilfe für straffällig gewordene Menschen in die Gesellschaft und somit als Übergang in ein neues, freies Leben. D a s s f ü r g r o ß e Ve r ä n d e r u n g e n n i c h t i m m e r e i n e A p o k a l y p se vonnöten ist, davon erzählt der Bericht über den Umzug des Freien Radios Kassel „Wie gewinnt man Hörer wieder“ auf den Seiten 14. In unserer Rubrik „Tagesklatsch mit Kaffeesatz“ sprachen wir diesmal mit der österreichisch-amerikanischen Literaturwissenschaftlerin, Autorin und Feministin Ruth Klüger. Wir wünschen Ihnen eine unterhaltsame Lektüre, eine schöne und besinnliche Weihnachtszeit und hoffen, dass Sie uns auch im nachapokalyptischen Jahr 2013 noch treu bleiben.

TagesSatz. Hilft sofort.

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TA G E S S AT Z INTERNATIONAL

Jenseits von Serengeti und Safari „Shikamoo“ – „Marahaba“, „Hujambo“ – „Sijambo“: Ein Spaziergang mit Seraphine Mngullu auf der Hauptstraße seines Dorfes gleicht einer Kette von Begrüßungen – je nach Person respektvoll mit leichter Verbeugung, oder als Scherz über die Straße gerufen.

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ür uns ist es wichtig, den Kontakt untereinander zu halten“, erklärt unser Gastgeber. Auf staatliche Unterstützung oder eine feste Stelle kann sich hier, in den Pare-Bergen kaum jemand verlassen. Viele leben hier als Selbstversorger; wenn ein Krankenhaus-Aufenthalt bezahlt werden muss, legt oft das ganze Dorf zusammen. Abseits der Hauptstraße hat Seraphine Zeit zum Erklären und zeigt uns Bananenstauden, Zuckerrohr und Heilkräuter, beschreibt, wie Ziegel für den Hausbau gebrannt werden und führt uns stolz zur Wasserleitung, die er vor einigen Jahren gemeinsam mit Nachbarn gebaut hat. Seit drei Tagen sind wir nun in den Pare-Bergen, zwei Stunden Bus- und zwei Stunden Landrover-Fahrt entfernt vom Kilimanjaro – und weit weg vom TourismusTrubel. Wir sind als Volunteers nach Tansania gekommen, weil wir mehr erleben wollten als Safari und Sansibar. Und nun sind wir mitten drin im Alltagsleben der Pare, einem der über hundert tansanischen Stämme.

Menschen verbessern, Zugang zu Wasser, Strom und Bildung schaffen und zusätzliche Einnahmequellen aufzeigen. Gemeinsam schmieden wir Pläne für Biogasanlagen, die Haltung von Honigbienen und Schulpatenschaften. Und manches setzen wir auch gleich um, zum Beispiel die Computerkurse für Jugendliche: Mehrere Abende verbringen wir mit einem Laptop und zwanzig High-School-Schülern in Seraphines Wohnzimmer; erklären, wie die Tastatur funktioniert, was eine Datei ist, wie man eine E-Mail verschickt – und sind sicher, dass wir sofort Lehrer würden, wenn unsere Schüler immer so wissbegierig wären wie diese. Einige Tage später verlassen wir die grünen Berge und reisen in die Ebene, nach Same, um das Büro der Kilimanjaro Hope Organization (KIIHO) zu besuchen. Seraphine hat die NGO mitgegründet, er und die anderen Mitglieder verstehen sich vor allem als Vermittler. Wie das funktioniert? Wir verlassen Same und fahren eine Stunde lang durch eine Art Wüste; einige dornige Büsche, hin und wieder ein Dorf. Dann taucht eine Farm wie eine grüne Oase aus dem Staub auf. Das ist möglich, weil der Farmer das Wasser des angrenzenden Flusses in kleinen

Kanälen zu seinen Feldern leitet. Bislang ist er der einzige, der so arbeitet. „Die anderen Farmer können wir nur überzeugen, wenn sie es mit eigenen Augen sehen, dass es funktioniert“, erklärt Seraphine. Deshalb führt KIHO Interessierte zur Modell-Farm, spricht mit Politikern, knüpft Netzwerke. Zurück in Deutschland erleben wir mit, wie das Netzwerk wächst: Seraphine berichtet von Kooperationen mit anderen NGOs, wir übernehmen eine Schul-Patenschaft und hören, dass sich immer mehr Freiwillige melden. Dass man allein nicht weit kommt, wissen die Bewohner der Pare-Berge schon lange – dank Seraphine und KIHO sind sie nun mit Menschen auf der ganzen Welt verbunden.

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MEHR ZUM THEMA: Nora Wetzel reiste 2011 für vier Wochen nach Tansania. Ihr Gastgeber Seraphine Mngullu ist Mitglied der Kilimanjaro Hope Organization. Er nimmt Freiwillige auf, bietet aber auch geführte Touren durch die PareMountains an. kilimanjarohopeorganization. weebly.com southernparemountainsecotourism. weebly.com/activities.html

Nora Wetzel

Doch Seraphine zeigt uns nicht nur, wie das Leben hier funktioniert, sondern auch, wie es sein könnte: Er möchte die Lebensbedingungen der

* NORA WETZEL VOR ORT IN TANSANIA

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IN H A LT

AUF EIN NEUES 8 10 12 14 15

Apokalypse 2.0 leon kloke Endstation Taxistand HELENE DAHLKE Bewältigung von Umbrüchen im Leben eines Straftäters stefan markus giebel Wie gewinnt man Hörer zurück trudi kindl Print trifft digital robert halagan

Rubriken

tagesklatsch mit kaffeesatz

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* mit RUTH KLÜGER

LEON KLOKE

Göttingen 18 Vor vollen Rängen Raffael siegert 21 Licht & Schatten jörg „yogi“ müller

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Kassel 22 23 24 25

Von Fluch und Segen von Veränderungen CHARLIZE MÄRZ Gemeinsam abgestimmte Elternrolle harald wörner Rolltreppen katharina schwarz Von Weltraumschrott und Schneckenschubsern CLAUDIA ALEXANDRA ROSE

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Editorial TagesSatz International Der Stolperstein Paragraphenreiter Der Cartoon Kultur-Empfehlungen Straßengeflüster Nahaufnahme Die Kochnische Hinter den Kulissen Zwischen den Zeilen Was es sonst noch gibt Der Ticker Nächstes Mal Impressum Wohin, wenn

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Unterschrift

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Zsolnay Verlag | Margit Marnul

D A S G E S P R Ä CH

tagesklatsch mit kaffeesatz

„Man braucht keine besondere Kraft, um weiter zu leben“ Der TagesSatz traf die österreichisch-amerikanische Literaturwissenschaftlerin und Autorin Ruth Klüger in ihrem gemütlichen Göttinger Nebenwohnsitz. Die gebürtige Wienerin hat es Ende der 80er Jahre als Gastprofessorin hierher verschlagen. Seitdem kehrt die Kalifornierin regelmäßig in die Stadt zurück. Ein Gespräch über das Reisen im Alter, späte Berühmtheit und das Weiterleben nach dem Holocaust sowie die Bedeutung von Freundschaft, Feminismus und Kino.

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rau Klüger, vor wenigen Tagen feierten Sie ihren 81. Geburtstag. An dieser Stelle alles Gute nachträglich. Danke. Für ihr Alter sind Sie außerordentlich mobil! Sie pendeln zwischen Irvine in Kalifornien und Göttingen. Noch dazu sind Sie viel auf Reisen. Wie bewerkstelligen Sie das, was bildet ihren Antrieb? Ich packe den Koffer und ich packe ihn schlecht. Ich komme in irgendeinem Hotel an, ich fluche, weil ich das, was ich wirklich brauche vergessen habe. Aber irgendwie geht es immer raus und ich treffe interessante Leute und habe

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* LEON KLOKE IM GESPRÄCH MIT RUTH KLÜGER interessante Gespräche. Ich finde, dass man sein Alter durchaus schlechter verbringen kann, als auf diese Weise. Sie waren kürzlich in Göttingen, um der Premiere ihrer Filmbiografie, „Das Weiterleben der Ruth Klüger“ beizuwohnen. Die Veranstaltung war bereits im Vorfeld seit Wochen ausverkauft. Wie ist das für Sie im Mittelpunkt des Publikumsinteresses zu stehen? Der Film wissen Sie, ist ein Film, den Renata Schmidtkunz über mich gemacht hat und ich bin darin das Material. Und sie schleppt mich da immer mit und ich komme mit und finde das durchaus angenehm. Ich freu mich, dass da so ein Interesse ist. Aber an

sich ist dieser ganze Wirbel zu spät gekommen, um mich irgendwie in meinem Selbstverständnis zu beeinflussen. Wenn man plötzlich mit fast 60 einen Bestseller schreibt und vorher gezittert hat, dass ein wissenschaftlicher Artikel auch angenommen wird, so kann einen das nicht irgendwie ändern. Das Weiterleben nach dem Holocaust hat für Sie, so scheint mir, mehr Bedeutung, als das Überleben in den KZ. Woher nahmen und woher nehmen Sie die Kraft zum Weiterleben? Man lebt weiter, wenn man nicht umgebracht wird und man lebt weiter, wenn man nicht an einer Krankheit stirbt. Das stellt sich ganz von alleine ein. Und außerdem entwickelt man ja TagesSatz

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DAS GESP R Ä C H gewisse Interessen und man hat ein Leben, man hat Freundschaften, man hat Liebschaften und Kinder. Es kommt eins zum andern. Genauso wie bei allen anderen Menschen. Man denkt nicht fortwährend daran, dass man mal in Lebensgefahr war, als man ein Kind war. Natürlich aber, dieser Hintergrund bleibt. Der ist anders als bei Menschen, die eine normale Kindheit gehabt haben. Aber das heißt nicht, dass man eine besondere Kraft braucht, um weiter zu leben. Sie haben mal gesagt, ihre Geburtsstadt Wien atme mit jedem Stein Antisemitismus. Das wird immer wieder falsch verstanden. Was ich eigentlich gemeint habe, ist, dass Wien für mich subjektiv eine Stadt ist, die diesen Judenhass meiner Kindheit ausstrahlt. Nicht unbedingt, dass es jetzt so viele Antisemiten in Wien gibt. Das Merkwürdige ist, dass man ganz subjektiv auf die eigenen Erfahrungen reagiert und dass der objektive Umkreis, das eigentlich Geschichtliche gar nicht wahrgenommen wird. So dass mir Göttingen in rassistischer Beziehung eine neutrale Stadt zu sein scheint und Wien nicht. Und das hat nichts damit zu tun, wie nationalsozialistisch Göttingen eigentlich war im Vergleich zu Wien. Es ist wirklich so, wenn ich in Wien über Plätze gehe und es sind die berühmtesten und touristischsten so erinnere ich mich: hier bist Du mit dem Judenstern gegangen.

überhaupt kein Problem damit haben. Wenn es lustig ist, dann lacht man halt. Würden Sie sich da einen unverkrampfteren Umgang wünschen? Ja sicher, unverkrampfter. Das wäre besser. Aber andererseits kritisiere ich es nicht und ich habe da auch keine besonderen Wünsche. Ich stelle es fest. Aber sicher, eine Normalisierung in dieser Hinsicht ist wünschenswert. Sie sind in den 80er Jahren als Professorin für Germanistik nach Princeton gerufen worden. Diesen Ruf angenommen zu haben, haben Sie einmal als den größten beruflichen Fehler ihres Lebens bezeichnet. Ich habe mich dort überhaupt nicht wohlgefühlt. Sie meinen, Sie wären dort die Quotenfrau gewesen.

genauer erläutern, was der Anlass war? Das ist schwierig. Die Sache selber, dass ich ihm Wein ins Gesicht geschüttet habe, ist ja ganz anschaulich und irgendwie lustig. Aber, es war ja ein Jude, der mich bezichtigt hat, antisemitische Bemerkungen gemacht zu haben. Das war derartig empörend, dass es mich einfach überkommen hat. Ich weiß noch immer nicht, was mit dem war. Das hat sich nie aufgeklärt? Nein, ich bin dann ja weg von Princeton. Nun sind Sie Protagonistin eines Dokumentarfilms. Auch persönlich lieben Sie das Kino. Ich möchte nicht klagen, aber ich geh immer weniger ins Kino, weil ich so schwerhörig geworden bin. Und Kino wird dann immer schwieriger. Man hört, man denkt man versteht und dann kommt ein Witz oder sowas und plötzlich hat man gerade den wichtigen Punkt, die punchline, nicht verstanden. Ich komme mir manchmal im Kino vor, wie die ersten Jahre, als ich in Amerika war, wo man gerade so mitgekommen ist und dann war doch wieder was zu schnell gesagt und man hat es nicht verstanden.

„Ja, ich bin feministisch“

Über den Holocaust mit seinen Überlebenden zu sprechen, erfüllt mich als Nachkomme der Täter stets mit einer gewissen Befangenheit, so als ob man in Räume des Gegenübers vordringt, die man eigentlich gar nicht betreten kann oder darf. Das ist schon ziemlich typisch für Deutsche, mit denen ich spreche. Natürlich nicht mit solchen, die ich gut kenne. Aber es fällt schon auf, wenn ich etwas vorlese aus einem Buch, wo vielleicht etwas Humorvolles steht, dass Deutsche viel befangener sind zu lachen oder es überhaupt nicht tun. Vor allem im Vergleich zu den Amerikanern, die TagesSatz

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Ja, die war ich, das ist überhaupt keine Frage. Das hätte ich eigentlich wissen müssen und habe es verdrängt. Mir scheint, dass Sie ein sehr feines Gespür für die Ungleichheiten zwischen den Geschlechtern besitzen. Glauben Sie mir, man brauchte in Princeton kein feines Gespür. Sie müssen sich denken, das war eine Universität, die damals erst einige Jahre davon weg war, überhaupt eine reine Männeruniversität zu sein. Die hatten keine Studentinnen und also auch keine Professorinnen. Das war alles noch einigermaßen neu. Und abseits des akademischen Bereichs? Würden Sie sich generell als Feministin bezeichnen? Ja, ich bin total feministisch, das ist überhaupt gar keine Frage! Ich finde, Frauenrechte sind Menschenrechte! Sie gelten als durchaus streitlustig. Einst schütteten sie einem Kollegen ein Glas Wein ins Gesicht. Wollen Sie kurz

Damals in Wien mussten Sie sich mit den Propagandafilmen der Nazis abgeben. Zum Abschluss die Frage, welche Filme Sie denn tatsächlich gern schauen? Ach, ich würde mal sagen, meine Lieblingsfilme sind die, die alle Leute gern haben: Hitchcock-Filme, Woody-Allen-Filme. Da gibt es praktisch keine Besonderen. Oder hab ich besondere Vorlieben? Es gab einen alten italienischen Film, „Fahrraddiebe“. In New York habe ich noch mehr italienische Filme - die großen italienischen Filme gesehen. Ich gehe aber noch lieber ins Theater, von dem ich in Amerika aber weniger sehe, als hier. Frau Klüger, ich danke Ihnen für das Gespräch!

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T I T E LT H E M A

Apokalypse 2.0 Ein massenmediales Gespenst geht um. Es ist die Sage vom Weltuntergang am 21. Dezember 2012. Die Konjunktur der Apokalypse ist historisch gesehen eine bekannte Mode. Hollywood-Blockbuster und neuerdings das Internet haben das Untergangsgruseln allerdings zu neuen – verwirrenden und miteinander verwobenen – Erzähl-Höhepunkten geführt.

Katharina Schwarz

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s sind die letzten verstörenden Bilder aus Lars von Triers grandios inszeniertem Psychodrama „Melancholia“. Die Kollision mit dem gleichnamigen Himmelskörper bereitet unserem Blauen Planeten ein furioses Ende. Trier bedient sich eines uralten Erzählrahmens. Weltuntergangsprophezeiungen gehören seit alters her zum Erzählinventar der Menschheit. Die verschiedensten Kulturen besitzen seit Jahrtausenden ihre ihnen eigenen Geschichten vom Ende der Welt. Eine der bekanntesten ist die Apokalypse des Johannes von Patmos. Deren kunstvolle Visualisierung durch Albrecht Dürer befeuert bis heute apokalyptische Fantasien.

* LEON KLOKE

Die gegenwärtigen Apokalypsevorstellungen unterscheiden sich allerdings von den Weltuntergangsfantasien der vormodernen Menschen. Von der Antike bis in die Frühe Neuzeit versprachen sich zumindest die Christen unter ihnen von einem Weltuntergang immer auch den Beginn von etwas Neuem, durchweg Positivem: das „Himmlische Jerusalem“. Seit der Moderne sind Weltuntergangsvorstellungen kaum noch mit der Hoffnung auf einen Neuanfang verbunden. Die Erkenntnis, dass kosmische oder irdische Katastrophen ebenso wie der Mensch selbst dem Leben auf der Erde jederzeit ein Ende bereiten können, hat der modernen Apokalypse ihren erlösenden Ausklang genommen. Die Aussicht auf ein absolutes Ende, frei von jeglicher Erlösungsversprechung, stimmt nicht nur trostlos; sie fasziniert und erzeugt Lust. Und diese „Lust am Untergang“ unterhält, wie der Philosoph Friedrich Sieburg diagnostizierte, gar prächtig. Folgerichtig wurde der Weltuntergang ein tragendes Element der Unterhaltungsindustrie. Angefangen bei „Krieg der Welten“ und anderen Science Fiction-Filmen der 50er Jahre bis hin zu Roland Emmerichs „2012“. Sie unterhalten nicht allein, sie reflektieren auch die jeweils speziellen Ängste ihrer Zeit. Waren es bei „Krieg der Welten“ Außerirdische, die als Er8

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TITELTH E M A satz für die real befürchtete kommunistische Invasion herhalten mussten, so ist es gegenwärtig die Angst vor dem Ende der Welt am 21. Dezember 2012. Dieses Datum speist seine apokalyptische Deutung daraus, das es den letzten Tag des Maya-Kalenders kennzeichnet. Nicht wenige Menschen unterstellen den Maya damit die Fähigkeit in die Zukunft zu blicken. So deuten sie das Ende des Kalenders als das Ende der Zeiten. Mit dem Internet hat die erzählende Apokalyptik ein neues Feld der Verbreitung und Dynamisierung gefunden: dort schafft sie sich ihre Tatsachen selbst. Eine große Anzahl von Apokalyptikern nutzt das WorldWideWeb, um ihre apokalyptischen Fantasien für den 21. Dezember 2012 mit selbst erzeugten Fakten zu nähren. Dank Videoverbreitungsplattformen und Blogs erhält das Thema Maya-Weltuntergang eine unüberschaubare Vielzahl eigendynamischer Erzählstränge, Referenzen und Bilderwelten, die die Prophezeiung zu einer Internet-Großerzählung werden lassen.

Fakten darlegen. Ursachen sind vielfältig und durchaus bereits dank Hollywood zum gängigen Muster gegenwärtiger Untergangsmythen geworden. Genannt sei die von Emmerich umgesetzte Polverschiebung, also die Umpolung des Erdmagnetfeldes mit vermeintlich katastrophalen Folgen für unseren Planeten. Auch die Alien-Invasion, vielfach auf die Kinoleinwand gebannt, wird dem InternetNutzer mittels analytisch-investigativer „Spitzenleistungen“ auf youtube für den 21. Dezember angekündigt. Am Beispiel des Kollisionsplaneten aus Triers Film festhaltend, lässt sich die Funktionsweise der Netz-Erzählungen zum Untergang nachzeichnen. Da

werden, fällt auch hier der Faktor der Unüberprüfbarkeit der vermeintlichen „Nibiru“-Fakten schwer ins Gewicht. Am Nachthimmel über Westeuropa allerdings, ist momentan noch kein heranrasender Himmelskörper zu sehen – welch ein Glück! Wem die Bildbeweise nicht genügen, der wird zu guter Letzt mit Verschwörungstheorien konfrontiert. Das Schweigen der großen Öffentlichkeit zu „Nibiru“ wird als Vertuschung von NASA und Weltregierungen gedeutet. Spätestens bei dieser Argumentation muss auch im noch so rationalen Kopf ein winziger Restzweifel entstehen, denn sollte es wirklich eine wie auch immer geartete Weltverschwörung geben; sie wäre freilich kaum aufzudecken. Vielleicht ist es gerade dieses Zurückgeworfensein auf den Restzweifel, das in unserer heutigen Wissensgesellschaft die apokalyptische Faszination befeuert?

Was befeuert die apokalyptische Faszination?

Die Regisseure Trier und Emmerich spielen in ihren Filmen mit dem Phänomen der Webocalypse. Emmerich ging sogar so weit, die im Film dargestellte Website, auf der ein von Woody Harrelson gespielter irrer Prophet 2.0 den Weltuntergang beschreit, auch in der Realität Online zu stellen. So etwas nennt sich heute Viralmarketing. Gleichzeitig werfen diese Überschneidungen von Realität und Fiktion selbst beim noch so rationalen Zuschauer die Frage auf: Was wäre, wenn die wirren Vorhersagen der Internet-Propheten doch stimmen? Und schon ist die prächtige Schauderstimmung, die es zum Gruseln braucht, erzeugt und die Lust am Untergang wird befriedigt.

wäre zum einen der Rückgriff auf vorantike Mythen untergegangener Kulturen, wie der Sumerer oder die alten Griechen. Bereits diese wussten angeblich um den herannahenden Planeten; die Sumerer nannten ihn „Nibiru“, die Griechen „Nemesis“. Wer weder Altgriechisch noch Sumerisch beherrscht, dem bleibt der Wahrheitsgehalt dieser Fakten unüberprüfbar und daher eine reine Glaubenssache. Um den entfachten Glauben an das Herannahen des zerstörerischen Planeten zu nähren, stützt sich große Weberzählung der Apokalypse auf eine Vielzahl von Videobeweisen, die den Planeten am Nachthimmel zeigen oder aber auch als mysteriöse Lichterscheinung über der Antarktis. Da die wenigsten Internetnutzer je die Antarktis betreten

All diese schwammigen oder unüberprüfbaren Informationen, unterfüttert mit Bildern und Filmen, die entweder Fälschungen, Missdeutungen oder aber doch ein auf uns zu rasender Planet sein könnten, jedenfalls bilden ein Behauptungsgeflecht, das sich dank seiner schieren Größe vom Einzelnen nicht durchdringen lässt. Der Rest an Unsicherheit der bleibt, lässt sich indes nur neutralisieren, wenn er als das angesehen wird, was er hoffentlich ist: eine gut und von einer Vielzahl von Erzählern inszenierte Großgeschichte, die spätestens am 22. Dezember 2012 ihren gesamten Schrecken verloren haben wird. Bis dahin kann sich jeder Apokalypsefreund an seiner „Lust am Untergang“ laben.

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Schlagworte wie „Apokalypse“, „Weltuntergang“ und „2012“ in eine bekannte Suchmaschine eingegeben führen den Internetnutzer schnell auf Websites, Blogs und Videoseiten, die den kommenden Weltuntergang mit mehr oder weniger überzeugenden TagesSatz

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Endstation Taxistand Anna Schmidt, 27, Germanistik, Politikwissenschaft und Mittlere und Neuere Geschichte. Lars Krüger, 28, Germanistik, Philosophie und Sozialpolitik. Beide sind absolvierte Geisteswissenschaftler der Georg-August-Universität Göttingen. Doch was wollen sie damit machen? Zunächst treffen sie sich mit Leidensgenossen im Jobcenter: am Automaten für Wartemarken.

* HELENE DAHLKE

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Jörg Sanders

as willst du studieren? Nicht nur Annas (alle Namen von der Redaktion geändert) Vater reagierte auf ihre Entscheidung ein Germanistikund Politikstudium aufnehmen zu wollen mit einer Kombination aus purem Entsetzen und leichtem Hohn. „Studium und dann Hartz IV?“ Diesen Spruch und das Horrorszenario der nachts arbeitenden Taxifahrerin als Zukunftsvision hat Anna häufiger hören müssen. Damit ist sie nicht allein. An der Georg-August-Universität sind rund 25.000 Studierende eingeschrieben, davon 4.500 an der geisteswissenschaftlichen Fakultät. Vergangenes Jahr haben 800 ihren Abschluss gemacht, darunter 200 Magisterstudierende. Magister. Dieser aussterbende Studiengang. Bis zum kommenden April 2013 müssen alle Studierende dieser Art ihre Prüfungen abgelegt haben.

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Das hat Anna bereits hinter sich. Mulmig betritt die 27-Jährige den Flur des Jobcenters, liest jeden Flyer, jedes Plakat, keine wichtige Information soll ihr vor ihrem ersten Treffen mit den Mitarbeitern der Agentur für Arbeit und des Jobcenters entgehen. Sie will vorbereitet sein. In der Mitte des endlos langen, stillen Ganges erreicht sie den Automaten und zieht eine Wartemarke. „Nummer 27. 003 Besucher vor Ihnen.“ Sie nimmt in einem kleinen, kargen Raum Platz. An den Wänden hängen Plakate von KinTagesSatz

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TITELTH E M A dertheaterstücken von 1993. Hier in diesem trostlosen Raum des Jobcenters fühlt sie sich mit Ende zwanzig weltfremd, zwar noch voller Ideale, doch sehr desorientiert. An der Universität hat sie niemand auf diese Situation vorbereitet. Sie wurde oft genug gewarnt, von Kommilitonen, Alumni und auch Professoren, dass ihre Chancen auf dem Arbeitsmarkt eher begrenzt seien. Doch die Art und Weise, wie alle in der Campus-Blase in kollektives Jammern ausbrechen, statt Lösungswege anzubieten, war eher kontraproduktiv. An diesem Punkt befand sich auch Lars. Er machte bereits im April 2011 seinen Abschluss. Was dann folgte, war ein Jahr Hartz IV. Auch er fühlte sich nicht richtig vorbereitet. Doch vor allem der ständige Rechtfertigungsdruck aufgrund der eigenen Studienwahl und die damit oft einhergehende Geringschätzung von Außenstehenden machten ihm zu Schaffen. Wer immer hört, dass sein Studium nur dazu reiche, Taxifahrer oder arbeitslos zu werden, verliert schnell den eigenen Mut und kann nicht selbstbewusst auftreten. Lars verfällt zunächst in eine Schockstarre. Dabei müssen gerade Geisteswissenschaftler mehr als die Absolventen anderer Studienfächer Eigeninitiative zeigen. Doch gerade Unsicherheit und diffuse Berufsvorstellungen sollten Bewerber auf einem Arbeitsmarkt kaschieren, auf dem zielstrebige Profile und selbstbewusste Selbstvermarktung gefragt sind.

pro Bewerbung. Massenanschreiben werden dabei nicht unterstützt. Vor allem das gängige Gammler-Klischee von arbeitssuchenden Geisteswissenschaftlern möchte Lars nicht bedienen. Nach einem Jahr dann endlich: ein wissenschaftlicher Verlag bietet ihm ein Volontariat an. Die anfängliche Freude weicht schnell der harten Realität. Der Lohn fällt so bescheiden aus, dass Lars nachwievor auf die finanzielle Unterstützung des Amtes angewiesen ist. Laut einer Absolventenbefragung durch das Hochschulinformationssystem (HIS) haben es vor allem Geisteswissenschaftler beim Übergang ins Berufsleben schwer. Laut der Studie verdienen sie ein Jahr nach dem Hochschulabschluss im Schnitt gerade 22.500 Euro Brutto. Im Vergleich: Ingenieure erhalten in der Regel als Anfangsgehalt 42.000 Euro. Inzwischen ist Lars bereits ein Jahr bei dem Verlag. Die Promotion hat er noch nicht

se.“ Erleichtert und ein wenig stolz verlässt sie das Jobcenter. Bevor sie in zwei Wochen ihren Fallmanager kennenlernt, soll sie vorher bei einem externen Anbieter ihre Bewerbungsunterlagen zur Überprüfung vorlegen. Anna ist nervös. Sie hat bereits einige Bewerbungen abgeschickt: Lufthansa, Dyson, Bayer, Audi. Ihr fehlen zwar branchenpezifische Kenntnisse, kaufmännisches oder technisches Wissen, doch immer mehr Unternehmen entdecken die Fähigkeiten von Geisteswissenschaftlern, allen voran strukturiertes Denken und ausgeprägte kommunikative Fähigkeiten, und bieten spezielle On-the-Job-Qualifizierungsprogramme für geisteswissenschaftliche Quereinsteiger an. Entsprechend aufgeregt ist Anna, als sie dem Gutachter ihre Unterlagen vorlegen soll. Da sie vom Sachbearbeiter nur Gutschein A ausgehändigt bekommen hat, also Anspruch auf das Basis-, aber nicht das Komplettpaket hat, verweigert der Gutachter seine Dienste. Für 14 Euro, die er vom Amt für diese Dienstleistung erhält, wolle er nicht arbeiten. Ein kurzer Blick auf Annas Lebenslauf, „das sieht ja aus wie ein Galgenmännchen“, und das Treffen ist vorbei. Zu alledem ist auch der Hartz IV-Antrag in erster Instanz abgelehnt worden: Zu viel Vermögen. Aktuelle Kontoauszüge und Vermögenspapiere sollen vorgelegt werden. Anna ist verunsichert, hat aber Glück: der Fallmanager hat Verständnis für ihre Situation und gewährt ihr eine zweite Maßnahme zum Bewerbungscheck. Diesmal jedoch bei einer anderen Einrichtung, der KHS. Dort überarbeitet Anna mit den Mitarbeitern gemeinsam ihre Bewerbungsunterlagen, macht neue Fotos und bekommt einen Crash-Kurs für das erste Vorstellungsgespräch.

Vom Studium zum Jobcenter

Lars strebt eigentlich eine Promotion an. Bei seinen Bemühungen wird er von seinem Fallmanager jedoch nicht unterstützt, sondern angehalten, rasch eine Anstellung zu finden. Die Promotionspläne legt er zwar zunächst auf Eis, rasch geht es dennoch nicht. Zahlreiche Bewerbungen schickt er an Verlage, soziale und kulturelle Einrichtungen, zu ein paar Gesprächen wird er eingeladen. Doch einen Job bekommt er nicht. Dazu der Druck vom Amt. Jedes Anschreiben wird genau miteinander verglichen. Fünf Euro bekommt der Arbeitssuchende TagesSatz

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ganz abgehakt, doch zunächst ist er froh, eine Stelle gefunden zu haben, bei der er sich profilieren und weiterbilden kann. Etwas, worüber sich auch Anna freuen würde. Das erste Treffen mit dem Sachbearbeiter verläuft unerwartet schnell und unpersönlich. Anna legt Wert darauf als Akademikerin wahrgenommen zu werden. Ihr Gegenüber imponiert das nicht. Er händigt ihr eine Liste aus mit Dokumenten und Bescheinigungen, die bis Ende des Monats eingereicht werden müssen. Die Schnitzeljagd um das Projekt Hartz IV beginnt. Die aktive Jobsuche gerät in den Hintergrund. Mit den gesammelten Dokumenten geht es erneut zum Jobcenter. Der Gang zum Markenautomat ist nun kein Novum mehr. „Nummer 43. 004 Besucher vor Ihnen.“ Dieses Mal dauert es fast eine Stunde bis Anna zu einem neuen Sachbearbeiter gerufen wird. Geduldig und routiniert sieht dieser Annas Dokumente durch. Der Sachbearbeiter scheint zufrieden: „Mensch, Sie werden wir hier wohl nicht allzu lang sehen. Das sind ja tolle Zeugnis-

Eine Einladung zu einem solchen hat sie zwar noch nicht erhalten, doch jetzt fühlt sie sich sicher und gut vorbereitet für das Unternehmen Jobsuche und erinnert sich an die Worte ihres Fallmanagers: „Bewerben ist ein Full-Time-Job“.

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T I T E LT H E M A

Bewältigung von Umbrüchen im Leben eines Straftäters In der öffentlichen Debatte wird ein Mensch, der im Gefängnis gesessen hat, eher mit Mord und Vergewaltigung in Zusammenhang gebracht, als mit dem häufiger vorkommenden Diebstahl.

D

ie Ursachen für Straffälligkeit werden in seiner Persönlichkeit gesehen und nicht im Einfluss der Gesellschaft. Der Gedanke, dass der Vollzug als Chance zur Charakterveränderung beitragen könnte, ist noch jung. Erst im Zuge der Reformation kam das Gefängnis zu seiner Bedeutung als Ort der Bestrafung. Vorher spielten Schandstrafen, wie der Pranger, die Verbannung und auch die Todesstrafe die Hauptrolle. Körperstrafen hatten zur Folge, dass der Straftäter nur teils oder gar nicht mehr dem Arbeitsprozess zur Verfügung stand. Arbeitskräfte waren knapp, also galt es diese Strafen zu vermeiden – von dem humanitären Aspekt abgesehen.

einem frommen und pflichtbewussten Leben führen. Seit der Einführung der ersten Zuchthäuser haben sich die Gesetze und der Strafvollzug gewandelt. Heutzutage rückt die Behandlung in den Fokus: Bildung und Therapie. Der Vollzug strebt an, die aus gesellschaftlichen Entwicklungen entstandenen Ursachen für Straffälligkeit in der Haft zu korrigieren. Viele Gefangene sind von einem Heim zum nächsten Heim geschickt worden. So haben sie meist mehr Einrichtungen kennengelernt, als sie an Lebensjahren zählen. Von sozialer Kompetenz kann da kaum die Rede sein. Der Anteil an Erkrankten und Süchtigen hat im letzten Jahrzehnt zugenommen. Der Vollzug ist darauf kaum eingestellt. Ein Mensch mit Persönlichkeits- und Verhaltensstörungen muss seine Zeit medikamentös betreut und gesichert verbringen. Jemand mit einer Abhängigkeit wird auf den kalten Entzug gesetzt. Mancher glaubt, er wäre nach dem Entzug clean, was sich spätestens bei der Entlassung als falsch herausstellt. Die Bildungsdefizite der Gefangenen sind dramatisch. Fast die Hälfte hat Schwierigkeiten mit Lesen und Schreiben. Das Ausfüllen eines Hartz

IV-Formulars ist eine unüberwindbare Hürde. Im Vollzug muss teils individuell beschult werden. Eine Arbeitsstelle zu finden, ist anhand der Ausgangslage meist aussichtslos, da immer weniger gering Qualifizierte benötigt werden. Selbst ein Wirtschaftsaufschwung verbessert die Lage dieser Klientel selten auf Dauer. Angesichts der gesellschaftlichen Bedeutung einer entlohnten Beschäftigung gilt die Arbeitsaufnahme als zentrale Maßnahme. Alle im Vollzug angebotenen Maßnahmen sollen dem Zweck der Resozialisierung dienen, also der Eingliederung in die Gesellschaft. Dazu gehört auch, dem Straftäter soziale Verantwortung und Miteinander als erstrebenswert zu vermitteln. Theoretisch also dienen heute Strafvollzug und Haftzeit unter Anderem auch dem Übergang in die Freiheit. Die ebenfalls erhoffte abschreckende Wirkung der Haft wird kritisch gesehen. Die Wirkung auf potentielle Straftäter setzt voraus, dass jeder von ihnen vor der Straftat das zu erwartende Strafmaß einschätzen konnte und dann in seine Überlegungen vor der Tat einfließen ließ. Es bleibt fraglich, ob ein Ladendieb sich das Strafgesetzbuch angeschaut hat. Realisti-

Jörg „Yogi“ Müller

Armut blieb seit der Antike einer der Hauptfaktoren für Straffälligkeit. Während in der Zeit vor der Reformation Armut noch als gottgegeben angesehen und im Rahmen der Bettelorden zum Ideal erhoben wurde, galt es, seit der Machtübernahme und den wirtschaftlichen Interessen des Bürgertums, „Laster“ wie Faulheit, Trunksucht und Ehebruch zu bekämpfen. Die im Gefängnis angebotene Arbeit sollte den Inhaftierten zu

* STEFAN MARKUS GIEBEL

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TagesSatz

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TITELTH E M A scher sind solche Überlegungen nach Tatbegehung, wenn es darum geht, die Tat zu vertuschen. Mit einer Wirkung der Haft auf die bereits straffälligen Personen wird vorausgesetzt, dass durch den Freiheitsentzug ein Lernprozess eintritt und die Person in der Lage ist, das Erlernte umzusetzen. Die Einsicht mag zwar kommen, nur fehlt es häufig an Alternativen zum eingeschlagenen Lebensweg. Eher ist von einer positiven Wirkung der Haft auszugehen, wenn die Zeit genutzt wird, die Ursachen für die Straffälligkeit zu behandeln.

greift. Es umfasst die Vermittlung in Arbeit, Ausbildung, die Wohnungssuche und die Einbindung in ein für die Resozialisierung förderliches Umfeld. Neben der Anstalt werden Wohnungen bereit gehalten, um zu vermeiden,

zeptabel wäre auch, wenn der ehemalige Straftäter mangels Wohnung in das alte Umfeld zurückkehren müsste oder therapeutische Maßnahmen mangels Krankenkasse nicht fortgesetzt werden können. Eine gelungene Resozialisierung, die zur Reduzierung der Rückfallgefährdung beiträgt, dient auch dem Opferschutz.

Wie bei Kranken: Nachsorge ist besonders wichtig

Um die Behandlungserfolge des Vollzugs auch in die Freiheit mitzunehmen, wird im Vergleich zu den 70ern wieder von Übergangsmanagement gesprochen. Der Straftäter steht bei Entlassung häufig vor erheblichen Problemen. Selbst wenn er im Vollzug einer Arbeit nachgegangen ist, wird diese Zeit nicht in der Sozialversicherung beachtet. Das bedeutet, jemand steht, wenn er mit 47 in Haft kommt und mit 67 entlassen wird, trotz Arbeit ohne die zwanzig Jahre Einzahlung in der Rente da. Er muss bei der Krankenversicherung gemeldet werden. Dies kann gerade bei Aids-Erkrankten, die auf Medikamente angewiesen sind, zu einem Spießrutenlauf bei den Krankenkassen ausarten, die Kostenfaktoren scheuen. Noch während der Haft stellt der Staat die medizinische Versorgung sicher. Bei Ausbildung oder Schule muss klar sein, ob und welches Amt sich finanziell beteiligt und welche Teile der Qualifizierung anerkannt werden. So kann es vorkommen, dass bei Entlassung unklar ist, wer das Ticket für den Bus zur Ausbildung bezahlt. Sonst fährt der ehemalige Straftäter am Ende schwarz. Im Falle einer Strafe auf Bewährung ist zeitnah die Bewährungshilfe einzubinden. Wenn eine Akte erst Monate später ankommt, ist es meist schon zu spät. Das Saarland hat für alle jugendlichen Straftäter ein Übergangsmanagement, auch Nachsorge genannt, eingeführt, welches bereits im Vollzug beginnt und sechs Monate nach Haftzeit TagesSatz

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dass ehemalige Inhaftierte in ihr altes Umfeld zurückkehren. Die Mitarbeiter der Nachsorge sind im Vollzug tätig und können so frühzeitig vor dem Zeitpunkt der Entlassung aktiv werden. Allein die Suche nach der Wohnung kann einen Mitarbeiter einen ganzen Tag in Anspruch nehmen. Der gewährleistete Übergang sichert die Resozialisierung und damit die im Vollzug getätigten Investitionen. Es wäre auch finanziell unverantwortlich, wenn eine Ausbildung oder Schule nicht fortgesetzt werden kann und an den Ämtern scheitert. Unak-

Strafverschärfung ohne eine Beziehung zur Behandlung, z.B. Wegsperren auf lange Zeit, ist teuer und die Eingliederung wird nicht einfacher. Es wäre vermessen, zu glauben, dass der Strafvollzug jeden Täter bessern könnte, aber es sollte alles daran gesetzt werden, es zu versuchen. Weitergehend wäre es sinnvoll, sich der Ursachen anzunehmen, bevor es zu Straftaten kommt.

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MEHR ZUM THEMA: www.jva-otw.saarland.de/ medien/inhalt/Flyer.pdf ANZEIGE

Kassel im Lichterglanz In der Vorweihnachtszeit verzaubert Sie die Innenstadt mit ihrem Lichtermeer. Begleiten Sie unseren historisch gekleideten Kavalier durch die einstige Residenzstadt und auf den Märchenweihnachtsmarkt. Zum Abschluss laden wir Sie noch zu einem Heißgetränk ein. Freitag, 30. November 2012 | Freitag, 14. Dezember 2012 Freitag, 07. Dezember 2012 | Freitag, 21. Dezember 2012 Treffpunkt jeweils um 18.00 Uhr bei der Tourist Information am Rathaus. Preise: 7 Euro normal | 5 Euro ermäßigt Kassel Marketing GmbH, Obere Königsstraße 15, 34117 Kassel, Tel.: +49 (0)561 7077-07, info@kassel-marketing.de, www.kassel-marketing.de

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T I T E LT H E M A

Wie gewinnt man Hörer zurück Durch die Umnutzung der Kulturfabrik Salzmann war unter anderem auch das Freie Radio Kassel gezwungen, sich nach einem neuen Domizil umzusehen.

* TRUDI KINDL

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Natürlich hatten auch die Räume bei Salzmann ihren Reiz, doch wurde die Qualität immer schlechter. Man hatte immer das Gefühl, es sei nur provisorisch. Die alten Räume hatten das Flair von einem selbstverwalteten Jugendzentrum. Die neuen Räume sind einladend mit angenehmer Atmosphäre und etwas kleiner als bisher. Im Vergleich zu früher werden mehr PC-Arbeitsplätze gebraucht, um Sendungen produzieren zu können. Früher brauchte man dafür neben CD- und MD-Playern auch Dat- und Kassettenrecorder. Heute holt man sich viele Informationen und musikalische Bei14

spiele aus dem Internet und schneidet sie mit dem Rechner zusammen. Diese sollen untereinander vernetzt sein und Zugriff auf das Archiv des FRK bieten. Die Räume werden so eingerichtet, dass sie mehrfach genutzt werden können: Als Sprechraum, Studio und für PC-Arbeitsplätze. Auf vier Balkonen und in einem runden Raum kann man sich entspannen. Man hat einen herrlichen Blick über den Friedrichsplatz in die Aue. Hier sollen künftig auch kleinere Veranstaltungen (Lesungen oder Konzerte) stattfinden. Der Umzug wird von einer Firma durchgeführt. Die Telekom verlegt die Leitungen, die einen Sendebetrieb erst ermöglichen. Der Techniker verlegt Kabel und baut die erforderlichen technischen Geräte auf. Sobald der PC, von dem aus gesendet wird, angeschlossen ist, können vorproduzierte Sendungen wieder darüber ver-

Das FRK zeichnet sich durch seine Individualität aus. Jede Sendung hat ihre eigene Kundschaft. Deshalb müssen die Produzenten von Sendungen selbst dafür sorgen, dass die Kunden über den aktuellen Sendebetrieb informiert werden. Um zum Beispiel für die Kabarettsendung zu werben, werden Flyer dazu auf Kabarettveranstaltungen verteilt. Interessenten an festen Themen müssen also vor Ort angesprochen werden. Die Vielfalt der unterschiedlichen Sendungen charakterisiert das FRK. Viele hören hier nur eine Sendung, doch ist es genau das, was sie woanders in der Art nicht mehr hören können und auf keinen Fall darauf verzichten möchten. Die Sendefrequenzen bleiben gleich: 105,8 über Antenne und 97,8 im Kabel. In Zusammenarbeit mit anderen Lokalradios wird es am Hessentag, der in Kassel stattfindet, ein Radio auf eigenen Sendefrequenzen geben.

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MEHR ZUM THEMA: www.freiesradio.org

Freies Radio Kassel

chon lange war klar, dass das Freie Radio aus der Kulturfabrik (FRK) raus muss. Deshalb sah man sich frühzeitig nach neuen Räumen um. Die meisten Angebote waren, wie gehabt, am Stadtrand, oder man hätte renovieren müssen. Auf eine Anzeige meldete sich eine Ärztin, die Räume in der Innenstadt abgeben wollte. Man stellte fest, dass sie für das Freie Radio perfekt passten: Es muss nur wenig renoviert werden. Mit dem Öffentlichen Personen Nahverkehr sind die Räume in der Opernstraße 2 bestens erreichbar. Das FRK ist dann der einzige Radiosender in der Innenstadt, was seine Arbeit stark erleichtert. Ob Deutscher Gewerkschaftsbund, Theater oder Rathaus: Alle Einrichtungen sind jetzt vor der Haustür und dadurch leichter erreichbar. Terminabsprachen für Interviews werden einfacher. Wollen Schulklassen das FRK besuchen, fahren sie nur zum Friedrichsplatz und sind da. Das FRK kann jetzt vor Ort berichten.

breitet werden. Alles soll gleich richtig aufgebaut werden und nicht, wie bisher, auf provisorischen Füßen stehen. So muss zum Beispiel auch eine Schalldämmung eingebaut werden. Erst wenn alles stimmig ist, will man voraussichtlich im Laufe des Dezember wieder aktuell auf Sendung gehen. Die Tagespresse wird darüber informieren.

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TITELTH E M A

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lles begann mit einer Idee von Peter Linke. Um vor allem das Interesse junger Menschen für kulturelle und soziale Themen zu begeistern, wollte er sie dort abholen, wo sie stehen: Im Bus und in den digitalen Medien. Weil vor allem Jugendliche über die klassischen Medien nur noch schwer zu erreichen seien, überlegte er, Regional- und Stadtbusse mit Monitoren auszustatten, um darüber entsprechende Inhalte zu transportieren.

Print trifft digital Bereits seit der Gründung des Digitalen Stadtfensters in Göttingen besteht eine enge Partnerschaft mit dem TagesSatz. Nach sechs Jahren soll diese Zusammenarbeit nun auf eine neue Ebene gehoben werden.

* ROBERT HALAGAN

Robert Halagan

geistert: „Ich bin erstaunt darüber, dass der TagesSatz auf Grund seiner Geschichte genau das bereits seit Jahren tut. Auch hier zeichnet sich unsere besondere Partnerschaft aus.“ Wer durch die Innenstadt am Kornmarkt vorbeischlendert, ist sicher schon am Göttinger Informations Pavillon auf die TagesSatz-Werbung aufmerksam geworden. „Dem TagesSatz als sozialem Verein soll“, so Peter Linke, „ermöglicht werden, seine Inhalte auch auf moderne, digitale Weise präsentieren zu können. Print trifft digital, sozusagen.“

Schnell fand er mit dem damaligen Direktor des Deutschen Theaters Göttingen, Ulrich Klötzner und dem Pressesprecher der Stadt Göttingen, Detlef Johannson, zwei engagierte Unterstützer seines Projekts. Am 15. März 2006 konnte das mittlerweile sogenannte Digitale Stadtfenster den ersten Regionalbus mit der neuen Technik durch Südniedersachsen und am 6. Dezember 2006 den ersten Stadtbus durch Göttingens Straßen schicken.

wir präsentieren. Deswegen sind wir nicht nur im Bus, sondern auch für alle sichtbar in der Stadt präsent. Auf diese Weise hat es das Digitale Stadtfenster bereits bis nach Kassel geschafft. Neben Bussen werden dort auch Trams mit Monitoren ausgestattet. Das Ziel ist die stärkere Vernetzung der Regionen Göttingen und Kassel und Peter Linke zeigt sich be-

Im nächsten Jahr soll diese Kooperation noch verstärkt werden. So werden den Werbepartnern des TagesSatz ebenfalls Werbeflächen zur Verfügung stehen. Oliver Barth, Vertriebsleiter des TagesSatz erklärt: „Die Idee ist, dass auf diese Weise nicht nur Netzwerke geschaffen werden, die darauf abzielen, den TagesSatz für Werbekunden attraktiver zu machen. Es ist eben auch ein Dankeschön an die bisherigen Unterstützer unseres Magazins.“

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Und bald kamen neue Partner dazu wie beispielsweise die Universitätsmedizin Göttingen, das Göttinger Symphonie Orchester oder eben auch der TagesSatz. Diese konnten monatlich aktualisiert bald nicht mehr nur in Bus und Bahn, sondern auch vom Bahnhof bis in die Innenstadt auf sich aufmerksam machen. Dahinter steht auch die Unternehmensphilosophie: „Wir haben uns dem Jugendschutz verschrieben und möchten, dass alle wissen, welche Inhalte TagesSatz

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S T O L P E R S T EIN

* GLOSSE VON ROBERT HALAGAN

Carsten Seydlowsky

Aus die Maus

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otzblitz! Die Apokalypse wurde einfach abgesagt und ich hab’s gar nicht mitbekommen. Bereits Anfang dieses Jahres meldete sich die Nasa. Sie könne diesen Verschwörungs-Humbug nicht glauben. Das alles sei Quatsch. Und dann finden Wissenschaftler in Guatemala ausgerechnet noch einen Maya-Kalender, der weit über den 21. Dezember 2012 hinausreicht. Also doch keine Sonne, die die Erde verschlingen wird? Keine zerstörerischen Sonnenstürme? Es zerschmettert uns also auch kein Planet namens „Nibiru“?

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Na, das nenne ich tolle Neuigkeiten! „Schön“, sagen Sie. „Mist“, sage ich. Ja, natürlich kann man sich freuen, hat man doch noch ein paar Tage Zeit gewonnen. Ich hingegen sehe das alles ganz anders. Ich hatte Pläne, große Pläne: Zuerst wollte ich einen Kredit aufnehmen, hunderttausende von Euro. Mir könnt‘s egal sein. Ich müsste ihn ja nicht zurückzahlen. Dann wollte ich zunächst die Verwandten besuchen. Zu meinem Bedauern habe ich den ersten Teil meines grandiosen Plans schnell umgesetzt und aus logischem Kalkül zuerst die unangenehmen Angehörigen besucht. Also diejenigen, die man sich nicht einmal an den Feiertagen antut. Naja, halb so wild. Gingen die ersten Kröten halt für nichts drauf, Lerngeld sozusagen. Danach war eine Party geplant. Dick in Winterjacken eingehüllt, mit einem kühlen Bier in der Hand, das Lieblingslied im Ohr, auf Klappstühlen draußen wartend und mit der zufrieden Gewissheit: „Tschüss Welt, das war’s, aus die Maus, Ende Ge-

lände, Schicht im Schacht“, wollte ich den Weltuntergang gebührend empfangen. Aber nix da. Kein Geld, keine Party, nur Verwandtenbesuche und mein Lieblingslied, das mir mittlerweile zu den Ohren heraushängt. Zum Glück gibt’s am Ende doch noch eine Erkenntnis: Diesen ersehnten großen Knall braucht er gar nicht. Wir sind’s, die hoffen, dass von „da draußen“ irgendwann einmal irgendetwas kommt und alles verändert. Aber ich verrate Ihnen mal etwas: Die Apokalypse kommt ganz sicher, aber sie findet im Kleinen statt. Leben kommen, Leben gehen, Neuanfänge werden gemacht. Warum also ständig dieses Warten? Weil es einfach ist? Ich schlage vor, besuchen Sie Ihre Verwandten (von mir aus nur die netten), scharen Sie Ihre Freunde um sich, lassen Sie einmal Fünfe gerade sein und tun Sie so, als wäre morgen schon alles vorbei. Denn irgendwann ist es so weit. Doch dann ohne Ankündigung, einfach so: Aus die Maus!

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TagesSatz

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misterQM (photocase.com)

PARAGRAPHENR E I T E R

Im Namen des Volkes

„Ich bin gut“ Arbeitslose haben einen schlechten Ruf in unserer Gesellschaft. Sie gelten als faul, unmotiviert, schlecht qualifiziert und nutzen angeblich den Staat aus. Klischees, die am Stammtisch gerne gehandelt werden. Wer jedoch in der Mühle Arbeitslosigkeit feststeckt, wird schnell feststellen: das sind Vorurteile, die nichts mit der Realität zu tun haben.

* HANS PETER PUNG

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tatistiken können viel beweisen. So ist es auch bei Empfängern von staatlichen Leistungen. Im Oktober konnte man in den Medien verfolgen, wie Meinung gemacht wird. Kurz und prägnant hieß es: „Zahl der Sanktionen nimmt weiter zu“. Wer die Meldung weiter las, konnte erfahren, dass die Anzahl der verhängten Sanktionen gegen HartzIV-Bezieher einen neuen Höchststand erreicht hat. Im ersten Halbjahr 2012 wurden mehr als 520.000 Sanktionen ausgesprochen. So viel wie noch nie. Weniger wurde über den Sanktionsgrund berichtet. Wahrscheinlich ist das nicht interessant genug. Aber es könnte helfen, Vorurteile abzubauen. Denn wer jetzt vermutet, ALG-IIBezieher hätten sich im großen Rahmen geweigert eine Arbeit aufzunehmen, würde enttäuscht. Hauptgrund war schlicht ein Meldeversäumnis gegenüber der Behörde. Termin vergessen, kann ja mal vorkommen. Um es ganz klar zu sagen, die Mitarbeit des Arbeitslosen ist sehr wichtig. Dazu gehört selbstverständlich auch die Wahrnehmung von Terminen. Es steckt aber auch in der Natur der Sache, dass man schon mal etwas vergessen kann. Meldeversäumnisse spieTagesSatz

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len bei fast 70 Prozent der Sanktionen eine Rolle. Verstöße gegen die Eingliederungsvereinbarung folgen auf Platz 2 der Sanktionsrangliste. Die Verweigerung der Arbeitsaufnahme folgt auf Platz 3 mit 14 Prozent. Die Statistik der Bundesagentur für Arbeit sagt aber noch mehr aus. Der Anteil der sanktionierten Leistungsempfänger liegt bei 3,3 Prozent. Betrachtet man die einzelnen Personengruppen, stellt man fest, dass bei Leistungsempfängern unter 25 Jahren (5 Prozent) im Verhältnis zu ihrer Gesamtanzahl die meisten Sanktionen ausgesprochen werden. Männer sind doppelt so häufig betroffen, wie Frauen. Ältere Personen über 50 Jahre sind am wenigsten von Sanktionen betroffen. Ausländer sind mit über 4 Prozent auch überdurchschnittlich von derartigen Leistungskürzungen betroffen. Wer von Sanktionen spricht, sollte auch hinter die Kulissen schauen. Es kann kein Zufall sein, dass Ausländer und junge Erwachsene zu den Personengruppen gehören, die am meisten Sanktionen erfahren. Es muss die Frage gestellt werden, stimmt hier alles bei der Beratung? Werden die Folgen des

Fehlverhaltens verständlich übermittelt? Auch die Frage, ob alle Sanktionen zu Recht ausgesprochen wurden, wird nicht berücksichtigt. Dass nicht alle derartigen Maßnahmen der Arbeitsagenturen zu Recht verhängt werden, zeigt der Blick zu den Sozialgerichten. Bei den Verfahren in Bezug auf Hartz IV wird in rund 50 Prozent den Betroffenen recht gegeben. Das bedeutet nichts anderes, als dass fast jede zweite Sanktion unberechtigt ist. In der Bundesagentur für Arbeit kennt man übrigens den schlechten Ruf der Hartz-IV-Empfänger. Deshalb hat man eine Kampagne gestartet. Mit dem Motto „Ich bin gut“ soll das Ansehen der Leistungsempfänger aufpoliert werden. Das Institut für Demoskopie Allensbach hat eine Studie erarbeitet, die mit den fünf häufigsten Vorurteilen gegen Arbeitslose aufräumen soll. Demnach bemühen sich 62 Prozent selbstständig um Arbeit, sind zu fast 50 Prozent gut qualifiziert, würden auch einen Job annehmen, der unter ihrer Qualifikation liegt, engagieren sich sozial verantwortlich, und gut 75 Prozent wollen arbeiten. In meinen Augen ist dies alles andere als asozial.

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GÖTTINGEN

Vor vollen Rängen Einige Besucher standen bereits eine Stunde vor Einlass vor den Türen des Deutschen Theaters, um sich einen guten Sitzplatz zu ergattern. Anders als beim konventionellen Theaterbetrieb, bei dem der Sitzplatz durch die gekaufte Karte zugewiesen wird, hieß es beim 35. Göttinger Jazzfestival: Wer zuerst kommt, mahlt zuerst!

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ie Sitzplätze im großen Haus waren rasch belegt. Diejenigen, die später kamen, setzten sich nach Möglichkeit auf die Treppenstufen oder gingen sogleich in das Studio beziehungsweise den Keller. Wieder andere klüngelten beim Wein im DT Bistro. Zum Verzehr gab es, wie jedes Jahr, Chili con Carne und Brezeln. Das Publikum war bunt gemischt; die stärkste Fraktion bildete jedoch das Bildungsbürgertum, für die das Jazzfestival längst zur alljährlichen Tradition gehört. Auch Studenten und Jazzenthusiasten mit schwarzen Rollkragenpullovern und bunten Hornbrillen waren vertreten.

Lobpreisungen bezüglich des Trios um Martin Tingvall überschlagen. Und das zu Recht: Intelligente ausgefeilte Melodien, die eingängig und anspruchsvoll zugleich sind, brillante Instrumentbeherrschung, der Verzicht auf überdrehte Soli – all dies sind Attribute, die Laien und Kenner zu gleichen Teilen beeindrucken. Gespannt verfolgte das sichtlich verzauberte Publikum auf allen Rängen den Auftritt. Anschließend betrat das Kenny Garrett Quintett die Bühne. Der Bandleader – bekleidet mit seinem Markenzeichen, dem Anzug und der Gebetsmütze – zog das Tempo schnell an. Waschechter New Yorker Post Bop donnerte von der Bühne. Garret ließ das Saxophon jaulen und schreien und man merkte den Musikern aus Übersee ihren Spaß am Spielen an. Als Garrett seinen Klassiker „Happy People“ enthusiastisch zelebrierte, war das Publikum nicht mehr zu bändigen: Niemand saß mehr, alle

standen auf und klatschten zum Takt. Insgesamt überzog der Saxophonist den Auftritt um mindestens zwanzig Minuten. Angesichts des Tourmarathons, den das Quintett bereits hinter sich hatte, war das durchaus verwunderlich. Vielleicht hätte der Weltklassesaxophonist noch weitere Stücke präsentiert, doch die eingeschalteten Scheinwerfer signalisierten, dass die Zeit reif für den letzten Auftritt war – das Panzerballet. Mittlerweile hatten sich die Reihen etwas geleert; es war bereits nach Mitternacht. Bevor die MetalJazz-Band loslegte, fragte Bandleader Jan Zehrfeld das Publikum, wer überhaupt schon mal auf einem Metalkonzert gewesen sei. Die Reaktion fiel verhalten aus und daraufhin erklärte er, dass das Panzerballet zwar die Lautstärke reduziere, ihr Auftritt aber dennoch lauter werden würde als der ihrer Vorgänger. Die Kombination von plärrenden Metalgitarren und hochkomplexem Jazz war eine steti-

Jan Rebuschat

Alle, die sich einen Platz im großen Haus mit Blick zur Hauptbühne ergattert hatten, konnten sich glücklich schätzen, dem Auftakt des Jazzfestivals beiwohnen zu dürfen – nämlich dem Konzert des Tingvall Trios. Weltweit haben sich Rezensenten mit

* RAFFAEL SIEGERT

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GÖTTI N G E N ge Herausforderung für die Zuhörer. Dabei dienten die Ansprachen Zehrfelds zur Auflockerung, wenn er etwa erklärte, dass nun Polyrhythmen folgen würden. Sicherlich ist die Musik des Panzerballets schwere Kost, dennoch stießen die hochkomplexen Arrangements auf Interesse. Der Samstag des Jazzfestivals war nicht minder spektakulär. Die portugiesische Maria João mit ihrem Pianisten und Lebensgefährten Mário Laginha machte am Samstagabend schnell deutlich, dass die Theaterbühne der richtige Platz für sie ist. Rein äußerlich ähnelte sie tatsächlich Nina Hagen, allerdings war Joãos Kleidungsstil etwas blumiger, ihr Gesang wiederum expressiver. Innerhalb kürzester Zeit verlor sie sämtliche Hemmungen und ihre Stimme wechselte abrupt von hoch zu tief. Sie gestikulierte wild zu Rapeinlagen in Fantasiesprache, kreischte, fauchte und röchelte. Das erinnerte teilweise an Teufelsaustreibung. Doch die immer wiederkehrenden, sanften Gesänge ließen die Zuhörer dabei in andere Sphären reisen. Die Zeit verging wie im Flug. Vermutlich werden die Gesänge Joãos einem großen Teil des Publikums nachhaltig in Erinnerung bleiben.

mit einen höchst emotionalen Moment markiere. Fernab von verkopftem und verakademisiertem Jazz begannen sie dann zu spielen – energetisch, dynamisch und ergreifend. Zwischendurch outete sich Wollny als Fan von Dario Agento und präsentierte mit dem Stück „Dario & Metall“ eine Hommage an den italienischen Horrorfilmregisseur. Als letzter Act auf der Hauptbühne war schließlich Roy Hargrove mit seinem Quintett an der Reihe; er widmete sich der Königsdisziplin des Jazz – der Trompete. Mit Hut, Anzug, Hornbrille und Sneakers betrat der Band-

trunken werden. Gäbe es im Keller kein Rauchverbot, könnte man sich direkt zeitversetzt in die 1920er Jahre fühlen. Alle Kellerauftritte der Göttinger Jazzer zu erwähnen, würde hier den Rahmen sprengen. Unbedingt erwähnt werden muss jedoch der nächtliche Auftritt der Harmony Hoppers. Mit Banjo, Klarinette, Tuba und sogar einem Waschbrett spielten sie Hits aus den 1920er und 1930er Jahren. Der dazugehörige Gesang von Jochen Hein, der die Ästhetik alter Schellackplatten widerspiegelte, ließ die Stimmung explodieren. Ohne Weiteres kann man sagen, dass sich die Göttinger Jazzszene stets glanzvoll und facettenreich präsentiert hat. Von orthodoxem Oldtime Jazz bis zu experimentellen Nu Jazz war alles dabei. Das Göttinger Jazzfestival hat sich zu einer festen Institution der Szene entwickelt, da es den Musikern eine wichtige Plattform bietet. Der Schlagzeuger Frank Dau etwa ist schon häufig auf dem Jazzfestival aufgetreten. Er liebt das Progressive; ihm geht es darum, etwas Neues zu erschaffen. Wenig hält er von der Akademisierung des Jazz. Sein Brot verdient Dau als Schlagzeuglehrer; somit besitzt er die Fähigkeit, komplexe Rhythmen für jedermann verständlich zu machen. Am Freitag trat er übrigens gleich zweimal auf: Einmal mit dem Trio Chimes and Crimes, das experimentierfreudig barocke und indische Einflüsse kombiniert, und ein weiteres Mal bei recall 68.

Jazz, gänzlich unakademisch

Jan Rebuschat

Im Anschluss betrat Michael Wollny die Bühne und erklärte, dass der Auftritt im Deutschen Theater der Tourneeabschluss seines Trios sei und so-

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leader die Bühne. Auf den ersten Blick ähnelte er ein wenig Darryl McDaniels von Run-D.M.C. Schwungvoll groovende Rhythmen und der überzeugende Einsatz der Blechblasinstrumente verdichteten das Zusammenspiel von Funk-, Soul- und Jazzelementen zu einem gelungenen Hauptbühnenfinale. Neben der musikalischen Darbietung der Spitzenmusiker auf der Hauptbühne müssen natürlich die Auftritte der regionalen Jazz-Szene in Keller und Studio erwähnt werden. Allgemein erscheint vor allem der Keller prädestiniert für Jazzkonzerte, da die Räumlichkeit an die schummrig verruchten Jazzkeller aus Übersee erinnert. Anders als im Haupthaus, darf hier ge-

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GÖTTINGEN

Mit dem Einwurf Ihres Pfandbelegs in den BonBons-Behälter unterstützen Sie direkt bedürftige Menschen in Ihrer Region. Ihre Spende kommt zu gleichen Anteilen dem Straßenmagazin TagesSatz, sowie in Göttingen der Göttinger Tafel, in Kassel der »Gesegneten Mahlzeit« und dem »Suppentopf« zu Gute. Informationen zum Projekt und zu den Supermärkten mit BonBons-Behältern erhalten Sie ab Januar 2013 auf www.pfandbonbons.de. QR-Code SCANNEN, UM AUF DIE Webseite zu gelangen.

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Foto: Sarah Raymaekers | Gestaltung: Dirk Mederer [plazebo.net]

»Mein Flaschenpfand gibt Menschen Würde.«


GÖTTIN G E N GEDANKEN EINES TAGESSATZ-VERKÄUFERS

Jörg „Yogi“ Müller

Zur inneren Balance * JÖRG „YOGI“ MÜLLER

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ass der Reichtum auf der Welt ungleichmäßig verteilt ist, mag an sich keine Neuigkeit mehr sein. Dass die Hälfte der Menschheit aber von weniger als zwei Euro pro Tag und Person lebt, macht das dann etwas deutlicher. Und wenn man dann noch erlebt, wie erschüttert manche Menschen hierzulande sind, weil ihr Smartphone einen Kratzer hat, wird es geradezu absurd. Die Finanzkrise hat sehr vielfältige Ursachen, und es wäre eine unzulässige Vereinfachung, sie allein auf die Verteilungsfrage zurückzuführen. Dennoch gilt: Die Finanzmärkte hätten längst nicht die Macht, die sie haben, wenn sie nicht so viel Geld bewegen könnten - mehr als 200 Billionen US-

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Dollar, das Dreifache des Weltsozialprodukts. Und für diese globale Geldschwemme gibt es einen klar zu identifizierenden Grund: die zunehmende Konzentration von Einkommen und Reichtum in den Händen Weniger. Wenn das Volkseinkommen breit gestreut wird, das heißt als Lohn oder staatliche Transferleistung bei der gesamten Bevölkerung ankommt, dann wird ein großer Teil davon für den täglichen Bedarf gleich wieder ausgegeben. Das erhöht die Nachfrage und kurbelt die Realwirtschaft an. Wenn aber ein immer größerer Teil auf die Konten derjenigen fließt, die ohnehin mehr haben, als sie jemals ausgeben können, dann wird dieses Geld auf den Finanzmärkten angelegt.

Die Beeinflussung des Denkens findet im Kopf statt. Manchmal recht plakativ, manchmal recht subtil. Wir sind in Deutschland mit den Glauben aufgewachsen, dass uns die Nachrichten aufklären. Aber das tun sie nur bedingt. Letztlich geht es um Liebe. Die Liebe zu deinen Mitmenschen, deiner Umwelt und dem Universum. Wenn man die Liebe zu seinem obersten Leitsatz macht wird man die innere Balance finden. Frohe Weihnachten und ein gutes Neues Jahr wünscht Ihr TagesSatzVerkäufer Jörg `Yogi` Müller!

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KASSEL

Vom Fluch und Segen von Veränderungen Leben ohne Veränderungen gibt es nicht, denn – Leben lebt von Veränderungen. Egal, ob Veränderungen freiwillig oder gezwungenermaßen bewältigt werden müssen, immer wirbeln sie das Bisherige auf und es stellen sich nicht selten unangenehme „Nebenwirkungen“ ein. Der TagesSatz sprach mit Fritz Kreftig, der sein Berufsleben völlig anders gestaltete, als zunächst geplant war.

er neue Arbeitsplatz entpuppt sich als Fortsetzung der alten Verhältnisse, die prickelnde Beziehung mündet nach erschreckend kurzer Zeit in Langeweile, der Umzug in eine andere Stadt bringt nicht die erhofften neuen Möglichkeiten und so weiter. Andererseits sind es gerade Veränderungen, die eine Entwicklung in der eigenen Biografie erst ermöglichen. Herr Kreftig, Sie haben ihren Beruf als Physiker an den Nagel gehängt, um später einen Naturkostladen zu eröffnen. Was hat Sie bewogen, diesen doch recht ungewöhnlichen Schritt zu vollziehen? Ich fühlte mich in der fest strukturierten Akademiker-Welt nicht besonders wohl. Es ging in erster Linie darum, in spezialisierten Fachbereichsnischen schnell voranzukommen und sich einen Namen zu machen. Ich hatte zu wenig Gestaltungsfreiheit. Das war eine ernüchternde Erfahrung und hat mich nicht zufrieden gestellt. Das Theaterstück „Die Physiker“ von Friedrich Dürrenmatt, in dem Sie kürzlich mitgewirkt haben, wirft die Grundsatzfrage nach Verantwortung der Wissenschaft für die Gesellschaft auf. War dies auch ein Thema für Sie? Ja, auf jeden Fall. Viele meiner Kollegen hatten keine Probleme mit der Nutzung der Kernenergie und dem Ausbau der Atomkraftwerke. Für mich war die Kernenergie meine persönliche „Problemzone“, ich sehe das heute immer noch sehr kritisch, doch

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damals stand ich bei meinen Berufskollegen sehr allein mit dieser Überzeugung. Welche Lebensmöglichkeiten ergaben sich für Sie durch die berufliche Veränderung? Im Laufe der Zeit entwickelte sich mein Interesse und Verständnis für ökologische Zusammenhänge. Mich störte die massenhafte Überproduktion von Nahrungsmitteln mit allen ihren negativen Folgen, daher entschloss ich mich, einen Naturkostladen zu eröffnen. Und welche Schwierigkeiten haben sich eingestellt? Mit der Zeit kamen wirtschaftliche Probleme auf mich zu. Ich musste zudem immer öfter Produkte verkaufen, hinter denen ich nicht hundertprozentig stand, die aber Umsatz brachten. Das war oft eine Gratwanderung. Ich habe dann nach vielen Jahren den Laden aufgeben müssen. Haben Sie Ihre Entscheidung, das Forschungsinstitut zu verlassen, bereut? Nein, sicher nicht. Ich wollte etwas machen, womit ich zufrieden sein konnte und das hätte ich nicht erreicht, wenn ich geblieben wäre. Ich habe dafür den Komfort einer sicheren Existenz aufgegeben, aber das war es mir wert. Wie sehen Sie heute die beruflichen Perspektiven für junge Menschen? Fehlt ihnen der Mut, eigene Wege zu gehen? Mein beruflicher Werdegang war sehr individuell geprägt und lässt sich nicht übertragen. Jeder setzt seine eigenen Prioritäten. Vielen Dank für das Gespräch!

biohandel-online.de

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* CHARLIZE MÄRZ IM GESPRÄCH MIT FRITZ KREFTIG

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KA S S E L

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erade habe ich meinen guten Freund Peter am Telefon, um mit ihm zu erörtern, in wieweit sich sein Leben verändert hat, seit er Vater und Hausmann geworden ist. Wir kennen uns noch vom Studium her. Seit damals sind wir auch miteinander befreundet. „Ganz entscheidend ist, finde ich, in welchem Alter man Mutter oder Vater wird. Passiert das unter Umständen schon in jungen Jahren, dann fühlt man sich als junger Mensch vielleicht um die Jugend betrogen. Da Annegret und ich aber beide schon um die dreißig waren, hatten wir unsere Entscheidung für die Kinder sorgsam bedacht.“ Früher hat er nie über seine spätere Vaterrolle nachgedacht, seit seiner Ehe mit Annegret wurde es jedoch notwendig, sich mit diesem Thema zu befassen. Dies bedeutet auch, dass sich beide Eltern über die Erziehungsziele abstimmen: „Du weißt ja, ich bin eher dafür, dass Kinder im heutigen Medienzeitalter frühzeitig Medien-Kompetenz, wie etwa am Computer erlangen sollten. Annegret legt den Schwerpunkt mehr darauf, dass unsere Kinder auch an der frischen Luft spielen und toben. Auch eine kreative Betätigung, wie etwa ein Musikinstrument erlernen, ist ihr wichtig. Da müssen wir uns klar miteinander abstimmen.“ Wichtig ist beiden zudem, dass sie ihre Kinder als Individuen mit eigenständigen Bedürfnissen und Wünschen begreifen: „Wann immer möglich, versuchen Annegret und ich, mit den Kindern zu besprechen, wie gemeinsame Unternehmungen am Wochenende zur Zufriedenheit aller gestaltet werden können. Wenn dann jemand seine Interessen zu Gunsten der Anderen hintenan stellen muss, wird er oder sie bei der nächsten Gelegenheit bevorzugt behandelt, um wieder einen Ausgleich herzustellen. So fühlt sich keiner benachteiligt.“ Da Annegret jeden Tag zur Arbeit im Landkreis fährt, ist mein Freund Peter für die Bereiche Haushalt und Erziehung zuständig. Er kocht, wäscht,

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Gemeinsam abgestimmte Elternrolle Während sich junge Erwachsene zunächst noch relativ frei ihren Interessen widmen können, so sieht dies spätestens mit Eintritt in die Mutter- oder Vaterrolle ganz anders aus.

* HARALD WÖRNER putzt, räumt auf, bringt die Kinder in den Kindergarten, zur Schule und zu ihren Freizeitaktivitäten. Nebenbei arbeitet er noch in den Elternbeiräten der beiden Einrichtungen mit. „Insofern haben wir es als Familie noch gut, dass wir zwei klar abgegrenzte Aufgabenfelder haben. Annegret den Beruf und ich Haushalt, Schule und den Rest. Schwierig wäre es, wenn wir beide berufstätig wären.“ Insofern hat sich einfach im Lauf der Zeit auch der Bekannten- und Freundeskreis ein wenig verändert. Früher hatten Annegret und auch Peter eigene Cliquen um sich geschart. Mittlerweile sind einige andere Elternpaa-

re als gemeinsame Freunde hinzugekommen: „ Das liegt auch mit daran, dass viele von Annegrets oder auch meinen früheren Freunden wegen Beruf oder Familie aus Kassel weggezogen sind.“ Peters Eltern leben ebenfalls im Landkreis Kassel. Aus gesundheitlichen Gründen brauchen sie ab und zu die Hilfe ihres Sohnes. Das war mit einer der Gründe, warum die Familie vor circa zwei Jahren vom Stadtrand Kassels in den Landkreis zog. Auch das beschaulichere Leben in einer ländlichen Gemeinde, gepaart mit weniger Gefahrenpotential für die Kinder, gab hier den Ausschlag.

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CC-Finder

KASSEL

Rolltreppen

* KATHARINA SCHWARZ

Wenn es mir schlecht geht und ich unruhig bin, fahre ich gerne Rolltreppen. Ich meine nicht nur anstatt den Aufzug zu nehmen oder anstatt Treppen zu laufen.
 Nein, ich verbringe gerne Zeit auf den beweglichen Stufen.
 Mich beruhigt das leise Rattern, das elektrische Surren.
 Ein wenig erinnern mich die Geräusche ans Zugfahren.
 Auf Rolltreppen kann ich mich treiben lassen und zur Ruhe kommen.
 Ich kenne jede Rolltreppe in der Stadt, die kurze am Bahnhof, die fast endlosen in den Kaufhäusern, in den größeren Galerien und die in den Bürogebäuden.
 Am liebsten habe ich die beidseitigen, so wird der kurze Fahrgenuss durch einen kurzen Fußmarsch unterbrochen. Bei manchen ist der Weg länger, bei einigen kürzer. Ich mag die engere Variante.
 Ich teile mein Geheimnis mit keinem Menschen.
 Anfangs habe ich mir richtige Touren überlegt, damit es niemanden auffällt. Erst Kurfürsten-Galerie, die vorne, dann die hintere und zum Schluss die beiden mittleren. Dann rüber in den City Point. Einmal ganz rauf, kurz durch den Saturn damit es nicht auffällt, und auf der anderen Seite wieder runter und noch eine Runde. Auch habe ich nie länger als 10 Minuten an einer Rolltreppe verbracht und meistens zu Zeiten, in denen nicht so viel los ist. Mittlerweile ist es mir egal.
 Ich habe bemerkt, dass mich das allseitige Desinteresse schützt. Die Menschen schauen meistens rauf, wenn sie fahren. Schauen zu ihrem Ziel.
 Einige laufen die Rolltreppen sogar hoch und erhoffen sich eine Zeitersparnis. Diese Menschen mag ich gar nicht. Sie genießen nicht einmal die kurze Ruhepause des Rolltreppenfahrens. Geben sich dem allgemeinen Stress vollkommen hin.
 Kinder sind am tollsten. Mit großen Augen passen sie den Einstieg ab, haben Respekt vor dem Spalt, aus dem die Stufen erscheinen und sind dann erstaunt über die beweglichen und unbeweglichen Teile der Rolltreppe. Oben angekommen springen sie über den Spalt, der die Stufen wieder verschluckt.
 Faszinierend sind auch Pärchen. Oft dreht sie sich zu ihrem Geliebten um, bis kurz vor der nächsten Etage, wo sie sich gerade noch so umdreht, dass sie nicht über das Ende stolpert.
 Einige fahren auch nebeneinander, tief ins Gespräch vertieft fahren sie immer weiter und sind überrascht, wie schnell sie an ihrem Ziel sind.
 Am schlimmsten sind Geschäftsleute, entweder sie gehören zu dem Typus, der die Rolltreppen hinaufoder herunter rast. Der nächste Geschäftstermin wartet schließlich. Oder sie schauen genervt und teilnahmslos durch die Gegend. Nehmen nicht mal die entgegenkommenden Menschen wahr.
 Das tun allgemein wenige.
 Vielleicht ein kurzer prüfender Blick, eher ein daran Vorbeischauen. Nur wenige schauen einen länger an und dabei zu, wie man vorbeifährt.
 Ich liebe es Menschen zu beobachten, wie sie unten auf die Rolltreppe steigen und immer näher kommen. Langsam bewegt man sich aufeinander zu, aneinander vorbei und sieht sich aus vollkommen unterschiedlichen Perspektiven. Wenn man von oben kommt, kann man selbst den größten Menschen auf den Kopf blicken.
 Einmal habe ich ein kleines Mädchen getroffen. Sie ist auch die Rolltreppen rauf und runter gefahren. Wir sind ein paar Mal aneinander vorbei gefahren. Erst hat sie mich gar nicht bemerkt, dann hat sie mich jedes Mal, wenn sie an mir vorbeigefahren ist, angelächelt. Irgendwann war sie dann weg.
 Aber ich bin sowieso lieber für mich, lausche dem Rattern der Stufen, schaue die vorbeifahrenden Menschen an, fahre mir den ganzen Frust des Tages von der Seele
 Auf Rolltreppen bleibt die Zeit stehen und läuft gleichzeitig doppelt so schnell.

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TagesSatz

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KASSEL

O

h je, Weihnachten steht vor der Tür! Was für die Kinder die schönste Zeit im Jahr ist, ist für die Spielzeuge die schlimmste. Kommen etwa neue Spielzeuge in Frankies Kinderzimmer? Und was soll dann bloß aus Woody, Buzz, Barbie und dem Soldaten werden? Müssen sie jetzt in die Kiste, weil sie durch neueres, angeblich besseres Spielzeug ersetzt werden?

Von Weltraumschrott und Schneckenschubsern Nicht nur kreative Beschimpfungen, sondern auch überdimensional große Bauklötze werfen sich Woody und Buzz in „Toys & Stories“ an den Kopf. Willkommen im tic zu einem neuen Geniestreich für die ganze Familie.

* CLAUDIA ALEXANDRA ROSE

Diesen lebenswichtigen Fragen geht das tic in seinem Familienmusical „Toys & Stories“ nach – angelehnt an den ersten voll computeranimierten Langfilm „Toy Story“ aus dem Jahr 1995.

schen Woody und Buzz ala „Weltraumschrott!“, „Du Schneckenschubser!“ oder „Felix-Baumgartner-Verschnitt!“ bringen den Zuschauer zum Lachen, und Barbie zum Verzweifeln. Sie ist die bekannte Spielzeugpuppe, die eigentlich „nichts im Jungenzimmer verloren hat“. Staunend bleibt einem der Mund offenstehen, wenn sie so anrührend und federleicht ihre Pirouetten dreht. Jedoch zeigt sich, dass sie weit mehr kann, als das, für was sie geschaffen wurde.

Zu Weihnachten bekommt Frankie einen Gameboy geschenkt, und der schrecklichste Spielzeug-Albtraum bewahrheitet sich: fortan spielt er nur noch mit ihm und hat keine Zeit mehr für seine treuen, alten Freunde. Einer davon ist Woody, der Cowboy, für den feststeht, dass er das Lieblingsspielzeug von Frankie ist. Herzzerreißend und absolut nachvollziehbar, wie er seinen Gedanken und Gefühlen freien Lauf lässt, als er vom Soldaten in der Funktion als Späher erfährt, er sei durch einen neuen Cowboy ersetzt worden.

Fazit: Planen Sie das Ausmisten der Kinderspielzeuge besser nicht für die Winterferien ein. Es wird nicht funktionieren…

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MEHR ZUM THEMA: tic - theater im centrum e.V. Telefon: 0561 – 70 18 7 22 www.theaterimcentrum.de Termine „Toys & Stories“: 02.12., 09.12., 16.12. & 22.12., jeweils um 15 Uhr 23.12. um 15 & 18 Uhr 26.12. um 15 Uhr

TIC e.V.

Woody liegt ständig Clinch mit Captain Buzz Lightyear, dem legendären Raumfahrer und Entdecker, Erforscher mit seinem Super-spezial-Raumfahreranzug, der für die Rettung der Galaxie „bis zur Unendlichkeit und noch viel weiter“ von seinem Heimatplaneten Taiwan aufgebrochen ist – zumindest denkt er das.

Barbie ist diejenige, die mit ihrem Charme und dem bezaubernden französischem Akzent die Gruppe zusammenhält. Durch ihren Einfallsreichtum, aber auch ihr Durchsetzungsvermögen finden die vier nach einer Partie „Spielzeug ärgere dich nicht“ und einigen Kabbeleien doch noch eine Lösung, wie sie dem Gameboy als Team die Stirn bieten und Frankies Aufmerksamkeit zurückgewinnen können.

Großartige Musik und hervorragende Künstler, gute Laune und Abtauchen in die Welt der Spielzeuge – die wesentlich menschlicher und uns ähnlicher sind, als wir Erwachsenen und das noch träumen lassen können – das ist im Dezember möglich. Gespickt ist das Stück mit dem erforderlichen perfekten Timing, Wortwitz und Komik und liebevoll durchdachten Details.

Die neusten Beobachtungen und Meldungen über den aktuellen SpielzeugGeschenke-Stand werden vom Soldaten gemacht, der im Grunde ein kleiner Pazifist ist. Seine Regeltreue zum Spielzeuggesetzbuch wird von der neuen Situation bis zum äußersten auf die Probe gestellt, und letzenendes zeigt der tapfere und galante Krieger, was wirklich in ihm steckt… Die kreativen, neckenden und nahezu liebevollen Beleidigungen zwiTagesSatz

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K U LT U RT I P PS

GÖTTINGEN

* KALLE SCHÖNFELD

Privat

Die Empfehlung

So 09.12. / 16.00 Uhr Theater der Nacht, Northeim Die Katzenkönigin oder die Lust zu malen Figurentheater ab 6 Jahren. Mit Figurenbau um 14:30 und 17.00. Eintritt:12 Euro, erm. 8 Euro So 09.12. / 18.00 Uhr Martinskirche (Martinsplatz), Ks

Frauenpower KAZ - Band Bacalao zum ersten Mal in der Musa Nicht weniger als 17 Köpfe zählt die Gruppe „Bacalao“, zu deutsch Stockfisch, die schon seit Jahren in und um Göttingen kräftig auf die Pauke haut. Bei ihren Interpretationen vorzugsweise südamerikanischer Klassiker spielen die SambaPerkussions ganz klar eine große Rolle. Wenn dann auch noch Ge-

sang und Instrumentierung die Latin-Grooves abrunden, kommt Rio für einen Abend nach Göttingen.

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MEHR ZUR EMPFEHLUNG: Bacalao Comparsa & Samba Latin Grooves Fr 07.12. / 21 Uhr Musa, Gö Eintritt: 8 Euro www.musa.de

HNA-Weihnachtsgala: Aktion Advent – Kinder für Nordhessen Di 11.12. / 18.00 Uhr Aula am Willhelmsplatz, Gö Vortrag zum Thema: Göttinger Historiker im 20. Jahrhundert von Prof. Frank Rexroth Di 11.12. / 20.00 Uhr Literarisches Zentrum, Gö Michael Maar liest aus seinem Essay „Hexengewisper“ Eintritt 8 Euro Di 11.12. / 20.00 Uhr T-Keller, Gö

bis 17.02.2013 Caricatura (KUBA), Ks

Mo 03.12. / 10.00 Uhr Staatstheater (Opernhaus), Ks

Beste Bilder – Die Cartoons des Jahres 2012 (Do, Fr 14.00-20.00 Uhr, Sa, So 12.00-20.00 Uhr, Eintritt 4/3 Euro

Kostprobe: Cosi Fan Tutte, Karten 7 Euro

Hörspielabend über den Zusammenschluss linker Straßenmusiker in der RAK

Mi 05.12. / 20.00 -21.30 Uhr Vhs (Wilhelmshöher Allee, Raum 304), Ks

Di 11.12. / 20.15-21.45 Uhr Staatstheater(TIF), Ks

Fr 23.11. - Mo 03.12. Lumiere, Gö Europäisches Filmfestival Göttingen Filme des europäischen Autorenkinos Mo 17.12. - 30.12. / 14.00-18.00 Uhr Kulturbahnhof (Südflügel), Ks Horizontal: Ausstellungs-Trilogie der Projektgruppe 387 Quadratmeter, noch bis 30.12. (Eintritt frei) Sa 01.12. / 20.00 Uhr Junges Theater, Gö Premiere der Komödie „Der Vorname“ von Matthieu Delaporte und Alexandre de la Patellière

William Hogarth: Lebenslauf einer Dirne, Vortrag von Konrad Andreas Nachtwey, Kunsthistoriker, Eintritt 5 Euro Do 06.12. / 19.00-21.30 Uhr Vhs (Wilhelmshöher Allee, Saal), Ks Ist es noch gut, für unser Land zu sterben? Junge Israeli über ihren Dienst in der Armee, Eintritt 5 Euro Fr 07.12. / 19.30 Uhr Staatstheater (Opernhaus), Ks Maybe-Bop: Schenken – Weihnachtslieder, Karten ab 10 Euro

Mo 03.12. / 10.00 Uhr Staatstheater (Opernhaus), Ks

Sa 08.12. / 15.30 Uhr Museum Schloss Wilhelmshöhe, Ks

Kostprobe: Cosi Fan Tutte, Karten 7 Euro

Manipulation!: Wie der Blick des Betrachters gelenkt wird: Vortrag von Juliane Gallo, Kosten: 10 Euro, tel. Anmeldung unter 0561/3 16 80-123

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Gier/4.48 Psychose (siehe auch Rezension in Rubrik: Was mich bewegt!) Di 11.12. / 21.00 Uhr Nörgelbuff, Gö the K Square Innovative Jazzformation mit kreativen Improvisationen und Atmosphäre Mi 12.12. / 12.30 Uhr Neue Galerie (Weinberg), Ks Designklassiker aus der Torwache: Nicht nur Autos: Bugatti, Führung mit Cornelia Weinberger Do 13. 12. / 20.00 Uhr DGB-Haus, Gö Diskussionsveranstaltung zum Thema „Krakheit, Behinderung als Super-GAU des bürgerlichen Individuums“ mit Rebecca Maskos TagesSatz

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KULTURT I P P S

Weihnachtliches Chor-Konzert mit dem Chor des Musikgymnasiums Schloss Bellevue (Weimar), Eintritt frei – Spenden erbeten! Fr 14.12. / 19.30 Uhr Cafe Buchoase (Vorderer Westen), Ks Bob Dylan und die hessische Mundart: Mim Bob Dylan iwwers Hesseland (Eintritt 10 euro, erm. 8 Euro, siehe auch Empfehlung Kassel!) Sa 15.12. / 14.30 Uhr Städtisches Museum, Gö Historischer Baumschmuck: Bastelstunde für Kinder ab 6 Jahren. Teilnahme: 3 Euro. Anmeldung: museum@goettingen.de oder 0551/4002843 Sa 15.12. / 19.45 Uhr Deutsches Theater, Gö Premiere des neuen Stückes von Dea Loher „Am Schwarzen See“ So 16.12. / 15.00 Uhr TIC, Ks Toys & Stories (siehe hierzu auch die Rezension auf der Kasseler Kulturseite!) So 16.12. / 18.00 Uhr Jakobikirche, Gö Der Kammerchor St. Jacobi singt Chorwerke zum Advent

Die Empfehlung

* HARALD WÖRNER

Kassel

cooltour-im-schrott.de

Do 13.12. / 20.00 Uhr Anthroposophisches Zentrum (Wilhelmshöhe), Ks

Forever Young wolle mer bleiwe! Bob Dylan auf Hessisch im Café Buchoase Die Brüder Jörg Götzfried (Kassel) und Lutz Götzfried (Marburg) haben trotz vieler Unterschiede auch Gemeinsamkeiten. Während Jörg sich den Songs von Bob Dylan verschrieben hat, gilt Lutzens ganze Liebe der hessischen Mundart. Was lag da näher, als die lyrischen Texte Dylans ei-

Mo 17.12 & Di 18.12 / 20.15 Uhr Apex, Gö Weihnachtliche Theatergeschichten von der Gruppe Compagnia Buffo, Eintritt 15 Euro, er,. 10 Euro Di 18.12. / 19.30 Uhr Stadthalle Göttingen Das Russische Staatsballett Tscheljabinsk tanzt „Schwanensee“

nem breiteren deutsch-sprachigen Publikum näherzubringen? Besondern Genuss verspricht der Vortrag als Rezitation in hessischer Mundart. Anschließend werden die Songs in Originalsprache dargeboten. Dadurch will das Brüderpaar die in den deutsch-sprachigen Übersetzungen oft verloren gegangene Nähe und Wärme bewahren. Unterstützung erhalten sie von Christine Götzfried.

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MEHR ZUR EMPFEHLUNG: Mim Bob Dylan iwwers Hesselaand Fr 14.12. / 19.30 Uhr Café Buchoase (Kultursaal), Ks Eintritt 10 Euro, erm. 8 Euro Tel.: 0176/22726511 www.cafebuchoase.de

Di 25.12. / 22.00 Uhr Theaterstübchen (Jordanstraße), Ks Christmas Special mit DJ Käptn Tom Liebeherz, Eintritt 5 Euro Mo 31.12. / ab 20.00 Uhr Theaterstübchen (Jordanstraße), Ks Silvesterfest, Eintritt 17 Euro (inklusive ein Glas Prosecco)

Sa 19.12. / 21.30 Uhr Merry-go-round Erstes Unplugged Konzert der Göttinger Band ANZEIGE

a ff e n W ir v e r s c h n z v o ll e I h n e n g la A u ft r it te

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Color-Druck GmbH Lindenallee 19 · 37603 Holzminden Fon (0 5531) 93 20-0 · Fax 93 20-50 e-mail: info@color-druck.net

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Jörg „yogi“ Müller

A M S TA D T R AND

Straßengeflüster

Nahaufnahme

Glamourös ging es in der Oktoberausgabe des Düsseldorfer Straßenmagazins fiftyfifty zu. Modezar Harald Glööckler, bekannt für seine strassbesetze Modekollektionen, die er regelmäßig auf dem Teleshopping-Sender HSE24 vorstellt, vor allem aber für seine schrille Selbstvermarktung, zierte das Cover des Magazins. Im Interview im Innenteil spricht er über Schönheitsoperationen, Tattoos und sein soziales Engagement. Er erklärt, warum er sich ganz besonders für Kinder einsetzt: „Für Banken gibt es einen Rettungsschirm, für arme Kinder aber nicht.“ Nicht ganz zufällig erschien der Paradiesvogel Glööckler ausgerechnet auf dieser Ausgabe. Insgesamt bereits zum dritten Mal haben StudentInnen der „Akademie für Mode und Design“ (AMD) in Düsseldorf das Layout der fiftyfifty gestaltet. Das Extraheft mit 48, statt der üblichen dreißig Seiten stand unter dem Titel „Geld“. Neben dem Interview mit Glööckler enthielt es Beiträge über Prostitution, kostenloses Reisen, Straßenmusiker und, von den sieben Studentinnen des Studiengangs Modejournalismus/ Medienkommunikati-

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Best Exotic Marigold Hotel R: John Madden, GB 2012, FSK 0 Sechs britische Senioren sind an einem Punkt in ihrem Leben angekommen, an dem es definitiv nicht mehr so weitergehen kann wie bisher: Evelyn kann dank des Schuldenberges ihres kürzlich verstorbenen Mannes ihr Appartement nicht halten, High Court-Richter Graham hat sich von einem Tag auf den anderen zur Pensionierung entschlossen, die verbitterte Muriel wartet auf eine neue Hüfte, Norman sieht immer weniger Möglichkeiten, endlich eine interessierte Frau kennenzulernen, Jean und Douglas haben ihre Ersparnisse in die bislang erfolglose Firma ihrer Tochter investiert und Madge hat auch nach mehreren Scheidungen den Glauben an die Ehe nicht verloren. Das Best Exotic Marigold Hotel scheint genau das Richtige zu sein, um ihrem Leben eine neue Wendung zu geben. Ein prächtiger Alterswohnsitz im indischen Jaipur, perfekt zugeschnitten auf die Bedürfnisse der „Betagten und Schönen“- jedenfalls laut Prospekt. Denn als die Gruppe im vermeintlichen Paradies ankommt, empfängt Manager Sonny seine allerersten Gäste zwar mit großer Euphorie – diese kann jedoch nicht über die mehr als provisorische Herberge hinwegtäuschen. Aller widrigen Umstände zum Trotz bringt der Aufenthalt im Best Exotic Marigold Hotel dank vieler ungeahnter Chancen auch

* KATHARINA PREUTH on der AMD initiiert, eine Fotoreportage über Mode aus dem Kleidersack. Das Düsseldorfer Straßenmagazin macht immer wieder durch besondere Projekte auf sich aufmerksam. So bekam die fiftyfifty-Stiftung Mitte dieses Jahres von dem weltbekannten Künstler Gerhard Richter mehrere Drucke geschenkt. fiftyfifty, unter der Leitung Hubert Ostendorfs gelang es, unter anderem den vom Künstler signierten Druck des berühmten „Kerze“Bildes für insgesamt etwa 300.000 Euro zu verkaufen. Der Erlös soll in den Bau eines neuen Obdachlosenheims fließen.

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MEHR ZUM THEMA: www.fiftyfifty-galerie.de/ magazin

* ANTJE HENKELMANN den ersehnten Neuanfang mit sich – und das nicht nur, auf teils überraschende Weise, für die sechs willensstarken Charaktere aus England, sondern auch für den jungen Sonny, der neben dem von seinem Vater geerbten Hotel auch noch für seine Liebe zu Sunaina kämpfen muss. Man mag zurecht bemängeln, Indien diene lediglich als Kulisse einer oft vorhersehbaren Selbstverwirklichungsgeschichte, doch die wirklich umwerfende britische Schauspielerriege (unter anderem Judi Dench, Maggie Smith, Bill Nighy) spielt mitreißend und souverän über allzu süßliche Momente hinweg. Und wie weise und hoffnungsvoll klingen im tristen deutschen Winter doch die Worte von Hotelmanager Sonny: „Am Ende wird alles gut. Und wenn es noch nicht gut ist, dann ist es auch noch nicht das Ende.“

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TagesSatz

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DIE KOCHNI S C H E

Kochen mit dem TagesSatz * HANS PETER PUNG & TEAM

Andre Günther (photocase.com)

Leckere Gerichte für Sie entdeckt

Grünkohl Grünkohl gilt als das Wintergemüse. Er hat einen hohen Anteil an Vitamin C und ist reich an Kalium, Calcium, Magnesium und Eisen. Zudem liefert er Eiweiß und Kohlenhydrate und ist auch reich an Folsäure. Grünkohl ist somit ein wichtiger Baustein für die gesunde Ernährung im Winter. Grünkohl gehört zur Familie der Kreuzblütengewächse und ist eine Zuchtform des Kohls. Wir haben für Sie nicht alltägliche Rezepte entdeckt und wünschen viel Spaß beim Nachkochen.

Grünkohl klassisch (4 Port. / ca. 1,00 Euro pro Port. ohne Fleisch)

1-1,5kg Grünkohl, Schmalz, 2 Zwiebeln, ½l Gemüsebrühe, 2 TL Senf, Salz Blätter von den dicken Mittelstücken zupfen und gründlich waschen. In reichlich kochendem Salzwasser blanchieren. In ein Sieb geben, abtropfen lassen. Zwiebeln schälen, würfeln. Schmalz in einem Topf erhitzen, Zwiebeln darin glasig dünsten. Kohl zufügen, anschwitzen. Senf untermischen, salzen. Brühe zugießen, auf kleiner Flamme etwa 1 Stunde schmoren lassen.

Grünkohl-Auflauf (4 Portionen / ca. 2,00 Euro pro Portion)

1,5kg Grünkohl, 500g Pellkartoffeln, 250ml Gemüsebrühe, 4 Mettwürstchen, 250g Sahne, 2 Eier, 250g Käse gerieben nach Wunsch, 250g Zwiebeln, Fett zum Anbraten, Salz, Pfeffer, Muskat Den Grünkohl wie oben beschrieben vorbereiten. Mettwürstchen in Scheiben schneiden. Zwiebeln schälen, würfeln. Kartoffeln pellen, würfeln. Fett in einem Topf erhitzen, Würstchen darin anbraten. Zwiebeln zufügen, glasig dünsten. Kohl zufügen, gut vermischen, etwa 30 Minuten köcheln lassen. Kartoffeln unterheben, würzen. Auflaufform einfetten. Gemüsebrühe, Sahne und Eier vermischen, mit Salz, Pfeffer und Muskat abschmecken. Kohl in die Auflaufform geben, mit der Brühe übergießen. Käse darüber streuen. Im Backofen bei 200°C etwa 40 Minuten backen.

Tipp: Dazu reichen Sie frisches Baguette.

Grünkohl vegan (4 Portionen, ca. 2,50 Euro pro Portion)

2,5kg Grünkohl, 1 Zwiebel, 2 EL Schmalz (veganes Zwiebelschmalz), 50g Tofu geräuchert, 200ml Gemüsebrühe, 4 vegane Würstchen nach Wunsch Grünkohl wie oben beschrieben vorbereiten. Zwiebel schälen, würfeln. Tofu ebenfalls würfeln. Schmalz in einem Topf erhitzen, Tofu anbraten. Zwiebelwürfeln zufügen, glasig dünsten. Kohl zufügen, gründlich vermischen, kurz anschwitzen. Brühe zugießen, aufkochen lassen. Bei mittlerer Hitze 30 bis 40 Minuten köcheln lassen. Etwa 10 Minuten vor Ende der Garzeit die Würstchen zufügen und mit erhitzen. Tipp: Dazu passen am besten Salzkartoffeln.

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Tipp: Das hier beschriebene Rezept dient als Grundrezept. Sie können es nach Wunsch abwandeln. Grünkohl wird häufig mit reichlich Fleisch oder Würstchen serviert. Auch hier können Sie frei wählen. Sie können ihre Fleischbeilage auf den Grünkohl legen und mit garen. Als klassische Sättigungsbeilage gelten Salzkartoffeln. TagesSatz

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H I N T E R D E N KULISSEN

Mit siebzig hat man noch Träume „Herbstzeithelden“ im Deutschen Theater Göttingen

* REZENSIERT VON KATHARINA PREUTH

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Thomas Müller

ier Herbstzeithelden feiern auf der Studiobühne des DT ihr Theaterdebüt und das gar nicht mal schlecht. Das Deutsche Theater und Intendantin Michaela Dicu wagen sich auf ungewohntes Terrain und stellen mit Bewohnern des GDA Wohnstifts Göttingen eine neuartige Produktion vor. Das, was das Publikum auf der Bühne zu sehen bekommt, ist weit entfernt von gewöhnlichem Theater. Die Schauspieler präsentieren keine fiktive Geschichte, sondern ein Stück aus biographischen Erzählungen und Improvisationen. In rührender Weise lassen sie das Publikum an ganz privaten Erinnerungen teilhaben. Mit dem Titel „Mit siebzig hat man noch Träume“ startete das Projekt im August dieses Jahres mit den ersten Proben in den Räumen des GDA Wohnstifts. Gemeinsam gelingt es den Teilnehmern die Welt des Wohnheims und die des Theaters zu verbinden und aus dieser Komposition etwas Schönes zu erschaffen. Jeder einzelne der vier Darsteller kann auf einen Fundus an Geschichten zurückgreifen, die sich im Laufe vieler Lebensjahre angesammelt haben. Dorothea Löser, 94 Jahre, erzählt von dem Organisten, in den sie als junges Mädchen verliebt war und der nur für sie gespielt hat. Rüdiger von Massow, 90 Jahre, greift dagegen auf Erinnerungen an seine Zeit beim Militär zurück. Währenddessen das Küken unter ihnen, Rudolf Fascher, geboren 1944, den Slow Fox tanzt und sich an den Wiener Walzer seiner ersten Tanzstunde erinnert und an das Mädchen, vom dem er eine Abfuhr erhalten hat.

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Auch bei der letzten im Bunde, Luise Farr, geht es um die Liebe zu einem Jungen und die Liebe zu den USA, wo sie einen Teil ihres Lebens verbracht hat. Komische und berührende Geschichten wechseln sich ab, jede von ihnen mit viel Wärme vorgetragen. Letztendlich sind es keine Schauspieler, sondern Menschen, die auf der Bühne stehen, in jedem von ihnen entdeckt man eigene Launen und Charakterzüge. Die Rahmenhandlung bildet die Vorbereitung auf eine Theatervorstellung, für die sich die Darsteller in der Garderobe zurecht machen. Die Aufregung der vier Laienschauspieler war am großen Premierenabend zu spüren. Kein Wunder: Bis vor einigen Monaten hätte keiner von ihnen damit gerechnet noch einmal im Leben auf der Theaterbühne zu stehen. Dieses Projekt erfordert viel Mut von den nicht mehr jungen Darstellern und der wird belohnt. Ein großartiges Stück über Erinnerungen, das Alter, aber vor allem über Wünsche für die Zukunft ist entstanden. Dass das Leben nicht mit der Rente endet und der Herbst des Lebens zu einer Erfüllung werden kann, führen uns die vier deutlich vor Augen. Selbst im hohen Alter hat das Leben noch Überraschungen und unerwartete Ereignisse parat. Das Stück wirft die Frage auf, wie wir im Alter leben wollen und was der Ruhestand für den Menschen bedeutet. Selbst mit 70 Jahren gehört man, in einer Zeit, in der die Menschen nicht selten 90 Jahre und älter werden, nicht zum alten Eisen. Vor dem Winter kommt der Herbst und dass dieser in vollen Zügen genossen werden kann, zeigen uns die Helden des Stückes.

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TERMINE IM DEZEMBER: 05..12. & 15.12.

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ZWISCHEN DEN ZE I L E N

Ich würde ja ... Verzweiflung, Wut, Hoffnungslosigkeit – diese heftigen Emotionen wollen die Buchvorstellungen dieses Monats zu überwinden helfen.

* DANIELE PALU Medizinische Hoffnung

Berufliches Neuland

Gesellschaftliches Umdenken

In Deutschland leben 15 Millionen chronisch Schmerzkranke. Fast alle haben eine Ärzte-Odyssee hinter sich – meist ohne Besserung. So erging es auch Erfolgs-Autor Tim Parks. Geplagt von undefinierbaren, aber nahezu unerträglichen Schmerzen im Beckenbereich, fällt den Ärzten nichts besseres ein als eine Prostata-OP. Eine Aussicht auf Schmerzlinderung können die Ärzte allerdings auch nach einer möglichen OP nicht geben. Also warum operieren? Es muss doch eine andere Lösung geben! Als Skeptiker sind Parks alternative Heilmethoden reichlich suspekt – und dennoch findet er gerade hier Erlösung. Mit einer Atemtechnik zur Vorbereitung von Meditationen, erfährt er den elementaren Zusammenhang zwischen Körper und Geist. „Am Anfang war das ermüdend, ziemlich schmerzhaft und ohne unmittelbare Wirkung. Aber mit der Zeit wurde es so aufregend und bescherte mir so enorme körperliche und geistige Veränderungen, dass ich anfing, meine Krankheit als Glücksfall zu betrachten.“ Ein wunderbares Buch, das all jenen Hoffnung macht, die die Schulmedizin bereits aufgegeben hat und die sich zu einem Leben mit chronischen Schmerzen verurteilt sehen.

„Ich würde ja gern den Job wechseln, aber …“ – Viele Menschen sind schon lange unzufrieden in ihrem Job und würden lieber heute als morgen umsatteln. Sie träumen und grübeln – und bleiben dann doch lieber, wo sie sind. Der Leidensdruck ist zwar oft hoch und der Wunsch nach Veränderung groß, aber was tut man, wenn innere Widerstände und Ängste auf die Bremse treten und man sich nur noch blockiert fühlt? In einer solchen Situation helfen einfache Rezepte für den schnellen Weg zum Traumjob nicht weiter. Wer herausfinden will, was er oder sie beruflich tun möchte, der muss sich intensiv mit den eigenen Wünschen, aber auch mit seinen Ängsten auseinandersetzen. Für diese Menschen hat der Psychologe und Jobcoach Tom Diesbrock eine Anleitung zum Selbstcoaching geschrieben, die den Leser von der Ideenfindung bis zur Entscheidung begleitet und ihm viele nützliche Werkzeuge vermittelt. Jeder Coaching-Schritt enthält konkrete Aufgaben, Tests und Checkpoints. Darüber hinaus erzählt der Autor aus seiner Praxis von typischen Problemen bei der Neuorientierung und erklärt, wie man ihnen psychologisch begegnen kann. Wirklich klug!

„Wie oft haben Sie im letzten Jahr ‚Eigentlich müsste man mal…’ gesagt und sind dann doch auf dem Sofa sitzen geblieben?“ Claudia Langer kommt sofort zur Sache. Die Gründerin von Utopia.de, mit über zwei Millionen Besuchern im Jahr die größte Internetplattform für Nachhaltigkeit, ist es leid. Sie rechnet ab mit unserer Gleichgültigkeit und fordert entschieden auf, endlich den ersten Schritt zu tun: „Mit unserer Unentschlossenheit, uns den großen Themen wie Klimawandel, Hunger und Verschwendung energisch entgegenzustellen, opfern wir die Zukunft unserer Kinder und Enkel.“ Schnell wird klar: Das Buch ist weder sachlich, noch erklärt es, wie man schnell die Welt retten kann. Es ist eine polemische Anklageschrift, die in ihrer Vehemenz zuweilen enerviert. Aber vielleicht muss man penetrant sein, wenn man wirklich etwas verändern will…?!

Tim Parks: Die Kunst stillzusitzen: Ein Skeptiker auf der Suche nach Gesundheit und Heilung. Goldmann, 9,99 Euro. Taschenbuch, 368 Seiten TagesSatz

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Claudia Langer: Die Generation Man-müsste-mal. Droemer, 18 Euro. Gebunden, 160 Seiten

Tom Diesbrock: Jetzt mal Butter bei die Fische! Campus, 19,99 Euro. Broschiert, 239 Seiten

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Das Staatstheater Kassel bringt eindringliche Wortkaskaden von Sarah Kane auf die Couch: „Gier/4.48 Psychose“ im tif

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ie geballte Faust in die Höhe gestreckt: „Jetzt!“ Wieder und wieder. Kaum erlaubt das schwarze Sakko die gewaltige Geste, entblößt die nackte Schulter von M (Eva-Maria Keller). Keine Reaktion. Was jetzt? Wahrheit, Liebe, Verlangen, Missbrauch, Verzweiflung, Tod? Die Stimme verstummt; die Geste bleibt. Derart eindringlich werden die Passagen widerstreitender Gefühle gesprochen, dass Schmerz und Beklemmung im Blick der Darsteller einen selbst zu befallen drohen. Schamvoll mag man dem Stieren ausweichen. Gleichzeitig: Sarkastischer Wortwitz, Lacher im Publikum und Fragen aus tiefster Seele. „Warum kann keiner mit mir Liebe machen, so wie ich geliebt werden will?“ Die Werke der britischen Dramatikerin Sarah Kane werden dem so genannten In-Yer-Face Theater zugerechnet: sprach- und inhaltlich schonungslose Stücke, die das Publikum nicht nur schockieren, sondern auch berühren sollen. „Gier“, verfasst in den 1990ern, wagt den Bruch der Identitäten; Personen gibt es hier nicht. Der Schrei emotionaler Bedürftigkeit gellt umso heftiger: Obwohl auf einen Plot verzichtet wird, ist klar, hier geht es um das Verlangen nach Rettung, nach Erlösung; wie diese zu erreichen sind, bleibt offen. Durch Liebe? Im Tod? – so die möglichen Extreme. Das fragmentarische Wortgef(l)echt von vier Stimmen, die sich nicht aufeinander beziehen und einander doch ergänzen, packt; eine enorme schauspielerische Leistung. As monologische Liebeserklärung ein Glanzpunkt, der Darsteller Matthias Fuchs zu echten Tränen rührt: „Dich wollen am Morgen, aber noch eine Weile schlafen lassen … Die Wahrheit sagen, ob32

N. Klinger

WA S E S S O N ST NOCH GIBT

Die Seele bloß gelegt * SARA DAVIN

wohl ich es wirklich nicht will.“ Und doch ist es auch A, der bekennt, „ich werde dich vom ersten Tag an belügen und dich benutzen und dich bescheißen und dein Herz brechen, weil du zuerst meins gebrochen hast und du wirst mich jeden Tag mehr lieben … und du wirst alleine sterben, denn ich werde mir nehmen, was ich will, dann davongehen und dir nichts schulden“. Nach der Pause folgt mit „4.48 Psychose“ ein depressiver Gedankenfluss, in dem Hauptakteurin Anke Stedingk besticht. „Ich habe weder ‚wenn’ noch ‚aber’ gesagt. Ich habe NEIN gesagt.“, aber gehört wird sie nicht, nur begafft. Allein sitzt sie im Couch-Labyrinth. Die analysierende Stimme ist kaum interessiert, an dem ‚Warum’ einer Selbstverletzung. Man rät „nichts schadet ihrer Arbeit so sehr wie Selbstmord“, verliest aus dem Hintergrund die Krankengeschichte der Namenlosen als seien Medikamente und Nebenwirkung belustigende Anekdoten. Minutenlang muss ein Zusammenbruch ausgehalten werden: mechanisches Abschirmen vor Blicken, Punktieren der Kehle, Kratzen – bis zur Erschöpfung. „4.48 Psychose“ gehört keineswegs weniger auf die Bühne, ist vor dem Hintergrund des Selbstmordes Kanes mit 28 beklemmend authentisch. Jedoch wäre jedes der Stücke allein abendfüllend. Das unmittelbare Hintereinander drängt einen unnötigen Vergleich auf. Über zwei Stunden Spielzeit präsentieren die Abgründe der menschlichen Seele beinahe zu nachdrücklich. Die Texte der Britin sind bestechende Sprachsymphonien; ohne Antworten, mit Hoffnung auf Liebe trotz aller Verzweiflung. Martin Schulz’ Inszenierung ohne überflüssiges Beiwerk bringt dies auf den Punkt. Die Bühne aus verschachtelten Schaumstoffgarnituren (Carolin Mittler): vielleicht sinnbildlich das psychotische Hirn, bei dem das Couchgeflüster der Psychologen versagen muss, treffend labyrinthisch und grandios bespielt.

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TERMINE IM DEZEMBER: 09.12 & 11.12.

TagesSatz

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DAS LE T Z T E

DER TiCKER NACHRICHTEN AUF DEN LETZTEN DRÜCKER Impressum Unbegehrte Gebühren GÖTTINGEN – Während in Bayern die Abschaffung der Studiengebühren beinahe beschlossene Sache ist, hält das Land Niedersachsen als bald einziges Bundesland mit aller Kraft daran fest. Am 19.11.2012 gingen Studenten für die Abschaffung der Gebühren in Göttingen auf die Straße. Entscheiden kann über die Abschaffung wohl aber nur der Wahlkampf im Januar nächsten Jahres. Die FDP hält nach wie vor am Bezahlstudium fest. Doch auch ein Rot-Grüner Sieg bei der Wahl ist kein Garant dafür, dass die Gebühren sofort abgeschafft werden. So gibt Gabriele Andretta, SPD-Landtagsabgeordnete, in der Braunschweiger Zeitung zu bedenken: „Wir brauchen Zeit, um das verantwortungsvoll umzusetzen.“ Damit sei klar, dass mindestens noch bis 2014/15 Studiengebühren verlangt würden. Hat das Volksbegehren in Bayern zwar ein Signal gesetzt, ist hier in Niedersachen also noch lange nichts entschieden. (rh)

Billigversorger im Visier Kassel – Kaum ein Jahr nach der Insolvenz des Billigstromanbieters Teldafax gerät ein weiterer EnergieDiscounter unter verschärfte Beobachtung: regionale Netzgesellschaften von EON und RWE leiten nach Recherchen des Handelsblatts den Strom von Flexstrom derzeit nur gegen Vorauszahlung durch ihre Lei-

tungen. Zwischen Vattenfall und dem in Berlin ansässigen Versorger mit knapp über einer halben Million Kunden schwelt ein offener Streit über angebliche Zahlungsrückstände. Auch Vattenfall hat mit Flexstrom Vorkasse vereinbart, und macht somit „genau das, womit Discount-Anbieter selbst ihr Angebot beim Endverbraucher günstiger rechnen“, so Günther Hörmann. Der Geschäftsführer der VZ Hamburg (VZHH) spricht von „gewissen Alarmzeichen“, und von mehreren Feldern, auf denen die VZHH sich mit Flexstrom vor Gerichten streite. Zum Einen geht es um Werbeprospekte, mit denen der Berliner Energieverkäufer versucht habe, Kunden eine Preiserhöhung unterzuschieben. Zum Anderen gab es missverständliche Bonusversprechen die zu vielen Kundenreklamationen geführt haben. Bundesweit wurden ja bereits Strompreiserhöhungen im zweistelligen Prozentbereich angekündigt. Daher gilt ein Wechsel des Anbieters als eine Möglichkeit, die Haushaltskasse zu schonen. „Wir raten aber davon ab, nur auf den Preis zu sehen“, so Hörmann. Kunden sollten vermeiden, im Voraus Geld für Strompakete zu überweisen oder gar Kaution zu zahlen. Die Verbraucher könnten die Kosten im Rahmen halten, wenn sie die Tarife für ihre Bedürfnisse genau prüften. Weiterhin gilt, dass eine kurze Vertragsbindung dem Kunden eine höhere Flexibilität einräumt. Bei Preissteigerungen muss der Stromanbieter seiner Klientel zudem ein Sonderkündigungsrecht einräumen. Ein Anbieterwechsel sollte spätestens nach drei Wochen beendet sein. Wichtige Bestandteile der Stromrechnung seien zudem Vertragsdauer, Preise, Kündigungsmöglichkeiten und -fristen. (hw)

Holger Teichmann

Nächstes Mal JANUAR-Ausgabe 2013

Mit dem Schlitten unterm Arm und den besten Wünschen für einen guten Rutsch ins neue Jahr verabschiedet sich die Redaktion. Auf geht’s in den Winterurlaub. Die Urlaubsvertretung übernehmen wie jedes Jahr üblich unsere Verkäufer. Freuen Sie sich bereits auf die Januar-Ausgabe im kommenden Jahr voller Gedanken, Erfahrungen und Poesie.

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TagesSatz

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TagesSatz, das Straßenmagazin Herausgeber: TagesSatz e.V. 1. Vorsitzender: Hans Peter Pung Adresse der Redaktion Kassel: Westring 69, 34127 Kassel Telefon: 0561 / 861 58 43 Fax: 0561 / 861 58 61 E-Mail: kassel@tagessatz.de Mo, Mi, Do & Fr: 17-19 Uhr Di: 15-17 Uhr Adresse der Redaktion Göttingen: Obere Karspüle 18, 37073 Göttingen Telefon: 0551 / 531 14 62 E-Mail: goettingen@tagessatz.de Mo-Fr: 9-11 Uhr Homepage: www.tagessatz.de Bankverbindung: Kasseler Sparkasse Kto.: 11 833 79 Blz.: 520 503 53 Sparkasse Göttingen Kto.: 505 815 11 Blz.: 260 500 01 Redaktionsleitung: Robert Halagan, Carsten Seydlowsky (GÖ), Harald Wörner (hw) (KS) Pressesprecher: Kai Budler, Carolin Schäufele Vertriebsleitung: Kassel: Christian Piontek Tel.: 0561 / 861 58 18 Göttingen: Oliver Barth Tel./Fax: 0551 / 531 14 62 Anzeigenleitung: Oliver Barth Tel./Fax: 0551 / 531 14 62 E-Mail: anzeigen@tagessatz.de Redaktion Kassel: BI Frackingfreies Kassel, Charlize März, Nora Mey, Hans Peter Pung, Wiebke Reupert, Claudia Alexandra Rose, Katharina Schwarz Redaktion Göttingen: Helene Dahlke, Robert Halagan, Antje Henkelmann, Leon Kloke, Jörg „Yogi“ Müller, Daniele Palu, Katharina Preuth, Kalle Schönfeld, Raffael Siegert, Nora Wetzel News GÖ: Robert Halagan (rh) Illustration: Pilar Garcia, Katharina Schwarz, Holger Teichmann Fotografie: Robert Halagan, Jörg „Yogi“ Müller, Jan Rebuschat, Jörg Sanders, Carsten Seydlowsky, photocase.com Umschlag: Katharina Schwarz Layout: Dirk Mederer PLAZEBO – Werbung für Gesundheit, Kultur & Soziales www.plazebo.net Druck: COLOR-Druck GmbH ViSdP: Harald Wörner TagesSatz erscheint zwölfmal im Jahr im Straßenverkauf in Kassel und Göttingen. Auflage dieser Ausgabe: 4.000

Namentlich gekennzeichnete Beiträge geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion wieder. Die Redaktion behält sich vor, Leserbriefe in gekürzter Version zu veröffentlichen. Nachdruck, auch auszugsweise, nur mit Genehmigung der Redaktion.

Verkaufspreis: 2,00 EUR, davon geht 1,00 EUR direkt an den Verkäufer.

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W O H I N , W E NN Allgemeine Hilfen

EssenSAUSGABEN

Göttingen

Göttingen

Caritasverband Göttingen Allgemeine Lebens- und Sozialberatungsstelle Godehardstr. 18 37081 Göttingen 0551/999590

Die Göttinger Tafel Jakobikirchhof 1 37073 Göttingen Tel. 0551–51030

Opferhilfebüro Göttingen Maschmühlenweg 11(Landger.) 37073 Göttingen 0551/5213883 Weißer Ring e.V. Hilfen für Opfer von Straftaten 0551/6338876

Mittagstisch St. Michael Turmstr. 5 37073 Göttingen 0551/5479540 Straßensozialarbeit Rosdorfer Weg 17 37073 Göttingen 0551/517980 Kassel

Sozialdienst für Migranten, RABaZ-Beratungs- & Vermittlungsstelle für ausländische Jugendliche Karspüle 16 37073 Göttingen 0551/57739 BONUS Freiwilligenzentrum Godehardstr. 18 37081 Göttingen 0551/9995917 Neue Arbeit – Brockensammlung Levinstr.1 37079 Göttingen 0551/5067320 Pro Familia Rote Str.19 37073 Göttingen 0551/58627 Selbsthilfe Körperbehinderte Neustadt 7 37073 Göttingen 0551/54733-0 Selbsthilfegruppe für Mobbinggeschädigte – Rainer Beutler 05602/1860 BürgerInnenberatung Stadt Göttingen Hiroshimaplatz 2 37083 Göttingen Zukunfts-Werkstatt Hilfe für Migranten & Jedermann Haus der Kulturen – Hagenweg 2e 37081 Göttingen Kassel Kasseler Hilfe Opfer- und Zeugenhilfe e.V. Wilhelmshöher Allee 101 34121 Kassel 0561/282070 Weißer Ring e.V. Hilfen für Opfer von Straftaten 0561/6029458 Pro Familia Kassel Frankfurter Straße 133 a 34121 Kassel 0561/27413 Außenstelle Witzenhausen Am Mart 1/ Witzenhausen

Kasseler Tafel Holländische Straße 141 34127 Kassel 0561/23003 Suppentopf der Heilsarmee jeden Montag von 14-15 Uhr Martinsplatz Gesegnete Mahlzeit Diakonisches Werk Kassel Hermannstraße 6, 34117 Kassel weitere Ausgabestellen: Neue Brüderkirche, Johanneskirche, Auferstehungskirche Frauen in Not Göttingen KORE e.V. - Sozialberat. f. Frauen Papendieck 24-26 (Hinterhof, EG) 37073 Göttingen 0551/57453 Frauen-Notruf e.V. Postfach 18 25, 37008 Göttingen 0551/44684 Frauenhaus e.V. Göttingen Postfach 1911, 37009 Göttingen 0551/5211800 Therapeutische Frauenberatung e.V. Groner Straße 32/33 37073 Göttingen 0551/45615 Kassel Übergangseinrichtung für wohnungslose Frauen Am Donarbrunnen 32 34132 Kassel 0561/43113 Karla 3 Aufenthalt und Beratung für wohnungslose Frauen Karlsplatz 3 34117 Kassel 0561/15532 Autonomes Frauenhaus 0561/898889 Frauen in Not 0561/9892929

Göttingen

Notruf für vergewaltigte Frauen Frauen gegen Vergewaltigung e.V. 0561/772244

Arbeiterwohlfahrt Hospitalstr. 10 37073 Göttingen 0551/50091-0

Frauen informieren Frauen e.V. Beratung bei häuslicher Gewalt Westring 67, 34127 Kassel 0561/ 89 31 36

Mensch & Arbeit - Beratungsstelle für Arbeitnehmer und Arbeitslose Kurze Str. 13a 37073 Göttingen 0551/43373

Gesundheit

Arbeitslosenhilfe

Ländliche Erwachsenenbildung (LEB) Weender Str. 87, 1. Stock 37073 Göttingen 0551/8207917 Mo, Di, Do & Fr 14.30 - 18.00 Uhr Kassel Beratungsstelle für Arbeitslose des DGB Kreis Kassel Spohrstraße 6-8 34117 Kassel 0561/7209536

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Göttingen Gesundheitsamt Sozialpsychiatrischer Dienst Am Reinsgraben 1, 37085 Göttingen 0551/4004862 Frauengesundheitszentrum Göttingen e.V. Groner Straße 32/33 37073 Göttingen 0551/484530 Gesundheitszentrum Albanikirchhof 4-5 37073 Göttingen 0551/486766

Kassel

Kassel

Fahrende Ärzte Dr. Giesler/Dr. Moog Mo 14-15.30 Uhr auf dem Martinsplatz Do 20-24 Uhr in der Gießbergstraße

Diakonisches Werk Kassel Sprungbrett & Sprungbrett spezial Steinweg 5 34117 Kassel 0561/572090

Kabera e.V. Beratung bei Essstörungen Kurt - Schumacher Straße 2 34117 Kassel 0561/780505 Gesundheitsamt Region Kassel Wilhelmshöher Allee 19-21 34117 Kassel 0561/10031920

Deutsches Rotes Kreuz Königstor 24 34117 Kassel 0561/7290441 Lebenskrisen Telefonseelsorge für Jugendliche 0800/1110333 Göttingen

Haftentlassene

Telefonseelsorge 0800/1110111 & 0800/1110222

Göttingen

Kassel

Anlaufstelle – Kontakt in Krisen e.V. Rosmarinweg 24 37081 Göttingen 0551/632977

Telefonseelsorge 0800/1110111

Kassel

Notschlafstellen

Beratungsstelle für Haftentlassene Kölnische Straße 35 34117 Kassel 0561/787-5061 oder 0561/70738-00 Hilfe & Selbsthilfe bei AIDS Göttingen Göttinger AIDS-Hilfe Obere Karspüle 14 37073 Göttingen 0551/43735 werktags: 10-13 Uhr Beratung: 0551/19411 AIDS-Beratungsstelle Theaterplatz 4 37073 Göttingen 0551/4004831 Kassel Aids-Hilfe Kassel Motzstraße 1, 34117 Kassel 0561/97975910 Stadt Kassel – Gesundheitsamt AIDS-Beratungsstelle Obere Königsstraße 3 34117 Kassel 0561/787–5380 Kinder & Jugendliche in Not Göttingen Deutscher Kinderschutzbund Nikolaistraße 11, 37073 Göttingen 0551/7709844 Omnibus - Beratungsstelle für Jugendliche & junge Erwachsene Goßlarstr. 23, 37073 Göttingen 0551/392690 Kassel Deutscher Kinderschutzbund Siemensstraße 1, 34127 Kassel 0561/899852 Verein zur Förderung der Erziehungshilfen in Nordhessen e.V. Wilhelmshöher Allee 32a 0561/78449-0 Stadt Kassel Sozialer Dienst des Jugendamtes Friedrich-Ebert-Straße 1 34117 Kassel 0561/787–5301 Kleiderkammern Göttingen Ev.-ref. Gemeinde – Kleiderkammer Untere Karspüle 11, 37073 Göttingen Kleiderladen Ausgabe: Do 9-12 Uhr 0551/5473717 Deutsches Rotes Kreuz Zollstock 17, 37081 Göttingen 0551/5096322 Ausgabe: Mo & Do 8.30-11 Uhr jeden 3. Mi im Monat 16-18 Uhr

PSKB Stadt & Landkreis Kassel 0561/1003-0 & 0561/787-5361

Göttingen Heilsarmee Untere Maschstr. 13b 37073 Göttingen 0551/42484 Kassel Soziale Hilfe e.V. / Panama (für alleinstehende Wohnungslose) Kölnische Straße 35 34117 Kassel 0561/70738-00 Café Nautilus (für Drogenabhängige) Erzberger Straße 45 34117 Kassel 0561/12115 Rechtsberatung & Hilfe Kassel Schuldnerberatung Gottschalkstraße 51 34127 Kassel 0561/893099 Verbraucherzentrale Hessen e.V. Bahnhofsplatz 1 34117 Kassel 0561/772934 Göttingen AWO Schulden- & Insolvenzberatung, Kreisverband Göttingen e.V. Hospitalstraße 10 37073 Göttingen 0551/50091-0 Kostenlose Rechtsberatung Göttinger Tafel e.V. Jacobikirchhof 1 37073 Göttingen 0551 – 5 10 30 Unabhängige Patientenberatung Göttingen Albanikirchhof 4-5 37073 Göttingen 0551/488778-0 Verbraucherzentrale Niedersachen Papendiek 24 37073 Göttingen 0551/57094 Suchtberatung: Alkohol Kassel Anonyme Alkoholiker 0561/5108806 Blaues Kreuz Kassel Landgraf-Karl-Straße 22 34131 Kassel 0561/93545-0 Suchtberatung Diakonisches Werk Goethestraße 96 34119 Kassel 0561/938950

Suchtberatung: Drogen Göttingen DROBZ (Drogenberatungszentrum) Mauerstr.2 37073 Göttingen 0551/45033 Beratungsstelle für Suchtkranke – Diakonieverband Schillerstr 21 37083 Göttingen 0551/72051 Kassel Drogenhilfe Nordhessen e.V. Schillerstraße 2 34117 Kassel 0561/103641 Kontaktladen „Nautilus“ Erzberger Straße 45 34117 Kassel 0561/12115 SAM – Substitutionsfachambulanz Wilhelmshöher Allee 124 34119 Kassel 0561/711813 Schillerstraße 2, 34117 Kassel 0561/103878 WohnungslosenHilfe Göttingen Ambulante Hilfe für alleinstehende Wohnungslose Wiesenstr. 7 37073 Göttingen 0551/42300 Diakonische Heime in Kästorf e.V. – Außenstelle Göttingen Wienstraße 4f 37079 Göttingen 0551/5053302 Straßensozialarbeit (Kleiderkammer) Rosdorfer Weg 17 37073 Göttingen 0551/517980 Bahnhofsmission Bahnhof, Gleis 4-5 37073 Göttingen 0551/56190 Kassel Die Heilsarmee / Sozial Center Ks Eisenacher Straße 18 34123 Kassel 0561/570359-0 Beratungsstelle für Nichtsesshafte Sozialamt der Stadt Kassel Kölnische Straße 35 34117 Kassel 0561/787-5061 Beratungsstelle für alleinstehende Wohnungslose – Soziale Hilfe e.V. Kölnische Straße 35 34117 Kassel 0561/70738–00 Betreutes Wohnen Diakonisches Werk Kassel Hermannstr. 6 34117 Kassel 0561/7128829 Wohnungsprobleme Kassel Zentrale Fachstelle Wohnen Wohnungsamt (Rathaus) Obere Königsstraße 8 34112 Kassel 0561/787-6252 oder -6255 Deutscher Mieterbund Mieterverein Kassel u. U. e.V. Königsplatz 59 34117 Kassel 0561/103861

Wenn Ihre Einrichtung hier nicht enthalten, oder wir eine Korrektur durchführen sollen, schicken Sie bitte eine E-Mail mit den Daten an goettingen@ tagessatz.de!

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© basta.de, 11/2012

Öffnungszeiten zum Jahresende 24.12.:

9.00 – 14.00 Uhr

25.12. – 26.12.: 9.00 – 22.30 Uhr 31.12.:

9.00 – 14.00 Uhr

01.01.:

12.00 – 22.30 Uhr

Ab dem 02. Januar sind wir wieder zu den gewohnten Öffnungszeiten für Sie da!

Geschenke! Für jeden etwas und ganz bequem. Zum Beispiel mit unserer SparCard. Oder einer Eintrittskarte mit passender Weihnachtsgrußkarte. Oder mit Bademänteln und Badetüchern. Oder mit einem Geschenkgutschein. Oder mit vielen unterschiedlichen Wellness-Gutscheinen mit jeweils vier (ent-) spannenden Überraschungen ... Und damit Sie selbst schon beim Geschenkekaufen entspannen, gibt es das alles ganz bequem in unserem Online-Shop unter www.badeparadies.de Und wir wünschen Ihnen: Frohe Festtage!

Windausweg 60, 37073 Göttingen, Tel.: 50 70 90, info@goesf.de Öffnungszeiten: Mo. – Fr.: 10 – 22.30 Uhr Sa., So. und an Feiertagen: 9 – 22.30 Uhr 36

Bewegend. Erholsam. Erfrischend.

Göttinger Sport und Freizeit GmbH & Co.TagesSatz KG

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