TagesSatz
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EDI TOR IAL Liebe Leserinnen und Leser, Außenseiter sein – was früher negativ besetzt war, wird heute zu einer Art Modeerscheinung, zu einer freiwillig herbei geführten Sonderlingrolle, zu einer Glorifizierung der eigenen Existenz. Außenseitertum ist vermeintlich cool, was Besonderes. Eine Sonderstellung, die mancher sich selbst in der Gesellschaft nicht nur zubilligt sondern sogar sucht. Doch wer begibt sich eigentlich so freiwillig und sehenden Auges in die gesellschaftlichen Randgebiete? Die Antwort ist in vielen Fällen: Der, der sich das leisten kann. Der sich in der warmen Wohlfühlblase in der Mitte einer stabilen Wohlstandsgesellschaft befindet. Der, der frei wählen kann. Nur können das eben nicht alle. Denn es gibt auch diejenigen, die sich ganz unfreiwillig, manchmal aufgrund von einschneidenden Lebensereignissen oder einer Verkettung unglücklicher Umstände - oder sogar einfach nur durch Pech - in der Rolle des Außenseiters wiederfinden. Diese Menschen haben oft den Wunsch, diesen Platz und diese Rolle schnellstmöglich wieder zu verlassen. Den TagesSatz erreichte vor ein paar Wochen ein Leserbrief, in dem gefragt wurde, warum es besser sein sollte, eine Zeitung zu verkaufen, als um Almosen zu betteln. Eine Frage, die symptomatisch für eine Gesellschaft stehen könnte, die längst nahezu jegliche Form des selbst erschaffenen Außenseitertums, der bewussten Abgrenzung vom Mainstream, akzeptiert zu haben scheint. Außenseiter definiert diese Gesellschaft – und das mag eines der niedrigschwelligen Kriterien sein - vor allem materiell. Wer nicht arbeitet, gehört nicht dazu. Wer nichts hat, ist kein Teil der Gruppe sondern eine Belastung. Aber was ist ein Außenseiter? Einer, der an den Rand der Gesellschaft gedrückt wurde und versucht sich aus eigener Kraft und mit Engagement aus dieser Position zu befreien? Und das mit den Werten, die in unserer Gesellschaft ganz weit oben stehen: Geld und Arbeit? Denn wer arbeitet, der tut was, der verdient sein eigenes Geld. Dem wird Respekt entgegen gebracht. Und dabei ist es egal, um auf die Frage in jenem Brief zurückzukommen, ob es eine mit wenig Geld, viel ehrenamtlichem Engagement und noch mehr Herzblut erstelltes Projekt wie der TagesSatz ist oder etwas „Reguläres“. Wirklich Außenseiter zu sein bedeutet mangelnde Akzeptanz, Unterstützung und Sicherheit. In diesem Sinne, viel Spaß bei der Lektüre unserer aktuellen Ausgabe zum Thema Außenseiter.
Carolin Schäufele (Redaktionsleitung Göttingen)
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Sabrina Erdmann
TA G E S S ATZ INT E R NAT IONA L
Des Künstlers Insel Rund 140 Kilometer vor der marokkanischen Küste liegt die spanische Insel Lanzarote, die zur autonomen spanischen Region der Islas Canarias gehört. Der auf Lanzarote geborene Künstler César Manrique verwendete einen großen Teil seines Lebens und Schaffens darauf, die Insel in eine der schönsten der Welt zu verwandeln. Er hat ihr Bild damit nachhaltig geprägt.
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anzarote ist die nordöstlichste der sieben großen Inseln der Kanaren. Die Landschaft wird voll und ganz vom vulkanischen Ursprung der Insel beherrscht. Auch auf den anderen Inseln, zum Beispiel Gran Canaria oder Teneriffa sind Spuren der vulkanischen Aktivität zu finden, aber Lanzarote zeigt ein ganz anderes Gesicht. Auf den ersten Blick mag dies für Touristen nicht attraktiv wirken. Die Insel ist sehr karg. Nur an den Küsten wachsen größere Pflanzen und Bäume, da sie dort von den Städten und Hotelanlagen angepflanzt und gewässert werden. Der Rest von Lanzarote ist im Grunde nicht bewachsen. Das Herz eines Biologen schlägt nur höher, wenn sein Blick auf die zahlreichen Flechten fällt, die den schwarzen, zerklüfteten Boden bewuchern. In der Inselmitte befindet sich der Nationalpark Timanfaya, der auch als „die Feuerberge“ bezeichnet wird. Zu drei Vierteln ist die Insel mit erstarrter Lava bedeckt, die vor allem vom letzten Ausbruch im Jahr 1730 stammt. Die Ausbrüche dieser Zeit gehören aufgrund ihrer Dauer und der Masse an Lava, die damals austrat, zu den wichtigsten in der Geschichte der Vulkanismus.
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* SABRINA ERDMANN VOR ORT AUF LANZEROTE Lanzarote ist also auf den ersten Blick vielleicht keine Schönheit, jedoch hat sie einen großen Vorteil gegenüber den grüneren Inseln des Archipels – und dieser hängt mit dem Künstler César Manrique zusammen. Manrique stammt aus der kleinen Stadt Arrecife, studierte zunächst Architektur in Teneriffa und besuchte dann die Kunsthochschule in Madrid. Nach einem Aufenthalt in New York, wo Abstrakter Expressionismus und Pop Art sein Schaffen nachhaltig beeinflussten, kehrte er 1969 nach Lanzarote zurück und widmete sich fortan der Verschönerung der Insel. Viele seiner Skulpturen schmücken die öffentlichen Plätze der Dörfer und über manch einem Hotelbett hängen Poster mit seiner abstrakten Malerei. Besonders sehenswert ist die Fundación César Manrique, sein zum Museum umgebautes ehemaliges Wohnhaus. Einige der Räume in diesem Anwesen sind in Lavablasen unter der Erde gebaut. Weitere Werke sind der Kakteengarten und der Jameos del Aqua, ein Konzertsaal, der in eine unterirdische Lavaröhre gebaut wurde. Für das Erscheinungsbild der Insel ist jedoch eine andere
Leistung Manriques bedeutsamer: er setzte bei der Inselverwaltung durch, dass auf Lanzarote nicht höher als drei Stockwerke gebaut werden darf. Dies unterscheidet Lanzarotes Küsten stark von den Touristenhochburgen auf Gran Canaria und Teneriffa, wo sich an den schlimmsten Stellen ein katastrophaler Hotelbau neben den nächsten reiht. Dort wird einem der Blick landeinwärts von riesigen, heruntergekommen Betonbrechern verstellt. Auf Lanzarote hingegen ist der Blick frei und dadurch gewinnt das Flair der Insel ganz erheblich. Es gibt zwar auch eine Strandpromenade mit günstigeren Hotels, billigen Läden und Bars, aber durch das Fehlen der massiven Bebauung wirkt alles sehr viel freundlicher und offener. Wer etwas mehr Ruhe sucht, als die touristisch überladenen Strände der anderen Inseln leisten können, und wer Gefallen an der kargen Vegetation und den beeindruckenden Lavaformationen finden kann, wird auf Lanzarote einen sehr schönen Urlaub verleben. Dies verdankt die Insel zu nicht unerheblichen Teilen César Manrique.
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I NHALT
AUSSENSEITER 8 10 12 14 15
Außenseiter – Qualität oder Zuschreibung? ELISABETH HOHENSEE Der Blick von Außen nach Innen KATHARINA SCHWARZ Künstler zwischen Erfolg, Wahrhaftigkeit und Gewissen NORA MEY Plötzlich und unerwartet ... UTE KAHLE Hipster sind wie Schulterpolster SABRINA ERDMANN
RUBRIKEN
tagesklatsch mit kaffeesatz
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mit RUDI HURZLMEIER MORITZ EMMELMANN
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GÖTTINGEN 18 Die Kunst zu(m) Leben ELISABETH HOHENSEE 20 Hätten Sie gerne 75 Euro im Monat mehr? EDGAR SCHU
KASSEL 22 24 25
3 Editorial 4 TagesSatz International 16 Der Stolperstein 17 Paragraphenreiter 18 Verlosung von JT-Karten 21 Der Comic 26 Kultur-Empfehlungen 28 Straßengeflüster Gedanken eines TagesSatz-Verkäufers 29 Die Kochnische 30 Hinter den Kulissen 31 Zwischen den Zeilen 32 Was es sonst noch gibt 33 Der Ticker Nächstes Mal Impressum 34 Wohin, wenn
Und was ist dann? HARALD WÖRNER Bürgergenossenschaften – Hürden, Hindernisse, Optimismus NORA MEY Dunkles Poem LYRIK VON KATHARINA SCHWARZ
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Agentur
DAS GESPRÄCH
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Nicht locker lassen, wenn die Farbe trocknet
Der Karikaturist, Cartoonist und Maler Rudi Hurzlmeier erhielt am 10. Mai 2015 in Anerkennung seiner vielseitigen, satirischen und komischen Kunstwerke den GÖTTINGER ELCH. Mit Moritz Emmelmann sprach er über den weiten Raum auf einem kleinen Blatt Papier, seinen künstlerischen Umgang mit dem Schrecken und seine Aufnahme in den erlesenen Kreis der Elche.
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ieber Herr Hurzlmeier, der Göttinger Elch-Preis bringt neben der Mitgliedschaft im exklusiven „Rudel“ der Preisträger auch so ausgefallene Präsente wie eine Silberbrosche, eine krumme Geldsumme und 99 Dosen Elchsuppe mit sich. Welcher Teilpreis ist ihnen davon der liebste? Vor allem der Klub der Preisträger ist natürlich sehr honorabel, für das hu-
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* MORITZ EMMELMANN IM GESPRÄCH MIT RUDI HURZLMEIER moristische und satirische Metier ist dort mittlerweile wirklich die Crème de la Crème versammelt. Von daher ist es sehr ehrenvoll und schmeichelhaft, dort aufgenommen zu werden. Sie haben den Göttinger Elch für ihr satirisches „Lebenswerk“ erhalten, sind aber gerade einmal Anfang Sechzig. Nimmt man in diesem Alter gerne schon einen Preis für sein Gesamtwerk an?
Nee, also, wenn ich der einzige gewesen wäre, der den Preis deswegen bekommt, hätte ich ihn auch abgelehnt, aber im Klub mit den früheren Preisträgern finde ich’s wunderbar. Außerdem kommt nach dem Lebenswerk ja immer das Alterswerk, das heißt, man lässt deswegen nicht locker. Wenn man so wahrgenommen wird, gibt das eher das Gefühl: jetzt muss man mal wieder was anders machen. TagesSatz
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DAS GESP R ÄC H Satirikern und Kritikern im Allgemeinen wird gern unterstellt, sie seien nicht konstruktiv und trügen kein eigenes Anliegen vor. Gibt es einen zentralen Gedanken oder ein Motiv, zu dem Sie in Ihrer Kunst immer wieder gern zurückkehren? Nee, eigentlich nicht. Also es gibt die Behauptung von Hans Mentz, dem Titanic-Kunstkritiker, dass Komische Kunst immer auch Kunstverweigerung ist. Das trifft bei mir wahrscheinlich schon von Anfang an zu, weil ich ja ursprünglich unbedingt auf die Kunstakademie wollte und die mich dreimal abgelehnt haben. Und dann hab ich’s verweigert, mich da weiter drum zu bemühen und bin Karikaturist geworden. Entsprechend habe ich auch ein gespanntes Verhältnis zum Kunstmarkt. Unser Metier hat ja in dem Sinn keinen Kunstmarkt, sondern man arbeitet für Veröffentlichungen und da ist’s sowieso anders mit der Kunst, da hat man es immer mit einem Thema, mit einer Haltung, mit einer Aussage zu tun. Insofern ist das auch in der Malerei so eine halb-literarische Arbeit.
des Grauens an Sie herangetragen. Nun gedenken wir in diesen Tagen vieler Ereignisse zum Ende des Zweiten Weltkrieges vor 70 Jahren. Gibt es Dinge, die Kunst nicht „entmonstern“ kann? Natürlich, das ist ganz klar. Das ist eine Beschäftigung mit dem eigenen, inneren Schrecken. Dagegen hilft die Arbeit einem persönlich, sie ist ja auch eine therapeutische Angelegenheit. Das Karikaturzeichnen ist wunderbar, der Aufwand ist minimal, man braucht nur Stift und Papier und kann alles, wirklich alles, daraus machen. Weil das an Akademien nicht unterrichtet wird, machen wir in Kassel an der Sommerakademie Seminare für Cartoonisten und eine der wesentlichen Lektionen ist, dass man alles und jeden auf ein kleines Blatt Papier zeichnen kann. Man wird ja aus der ganzen Welt mit grausligen Nachrichten beliefert und dann kommt es darauf an, worauf man schaut, was man auf sich wirken lassen will – oder was auf einen wirkt, ohne dass man’s will. Ich bin da ansonsten, wenn ich arbeite, erst einmal sehr entspannt und kümmere mich um völlig andere Sachen, z.B. kompositorische Probleme, die man lösen muss, ganz normale kreative Arbeit eben. Also währenddessen leidet man unter nix (lacht), ganz im Gegenteil.
Karikatur ist halbliterarische Arbeit
Verweigerung ist also Prinzip? Das ist in der ganzen Komik mit Sicherheit ein Prinzip. Verbindet Sie dieser Grundsatz mit einigen der bisherigen Preisträger, vielleicht auch im Sinne einer gemeinsamen Sprache der sogenannten Neuen Frankfurter Schule? Ja, ich habe eine sehr enge Verbindung, auch künstlerisch, zum Michael Sowa und zum Ernst Kahl, die vor mir mit der Komischen Malerei angefangen und sie mitbegründet haben. Die gibt es überhaupt in ganz wenigen Ländern auf der Welt überhaupt, in Österreich, Italien und in Belgien noch und damit hat sich’s dann schon fast. Deswegen sind mir die anderen Künstler natürlich sehr nah. Als ein mögliches Leitmotiv ihrer Arbeit hat man die „Entmonsterung“ TagesSatz
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Wenn Sie einmal mitten in der künstlerischen Arbeit stecken, woran merken Sie, dass eine Zeichnung oder ein Bild stimmig und gewissermaßen fertig ist? Das ist eine gute Frage – wenn man das bloß immer wüsste! Bei Zeichnungen merkt man es immer dann, wenn man sie abgeben muss und dann sagt man: „So, jetzt ist’s fertig.“ Aber bei großen Gemälden, die oft jahrelang im Atelier stehen, die langt man mal eine Weile nicht an und dann denkt man sich: „Ach, das ist ja nun wirklich völlig verkehrt, was ich da gemalt hab“ und macht’s
wieder alles neu. Man muss es einfach aus der Tür haben, sonst wird’s nie fertig. Wer einen Sinn für feinen Spott hat, wird ihn auch im Alltag nicht immer ganz verbergen können. Was war die letzte Steilvorlage für einen Witz, die ihnen geliefert wurde? Ja, das wär’ schön, dass man irgendwo Witze so präsentiert bekommt, dass man sie quasi nur übernehmen muss. Passiert tatsächlich so gut wie nie. Stattdessen bekommt vielleicht eher so einen Ansatz dafür, den Rest muss man erst finden. Wo man ihn findet, das ist völlig unterschiedlich. Das kann beim Spazierengehen sein, beim Fernsehen, oder sonst wo. Wenn man ein Thema im Hinterkopf hat, dann sammelt sich dazu immer was an. Im Alten Rathaus in Göttingen wurde gerade Ihre rückblickende Ausstellung „Meisterwerke der goldigen Periode“ eröffnet. Worauf dürfen sich die Besucher besonders freuen? Es sind einige großformatige Bilder dabei, die fast noch nass waren, als sie abgeholt wurden. Die habe ich ganz aktuell in den letzten Monaten gemacht und die werden hier zum ersten mal überhaupt ausgestellt. Sie sind zum Teil auch noch nirgendwo abgedruckt – das ist vielleicht speziell für Fans meiner Arbeit besonders interessant. Zu den früheren Preisträger/innen des GÖTTINGER ELCHS zählen satirische und humoristische Großmeister wie Harry Rowohlt, Marie Marcks, Helge Schneider und Olli Dittrich. In diesem Jahr entschied sich die Jury für Rudi Hurzlmeier, dessen Karikaturen, Illustrationen und Gemälde regelmäßig in zahlreichen Zeitschriften, Zeitungen, Büchern und Ausstellungen zu sehen sind. Noch bis zum 28. Juni stellt Hurzlmeier im Alten Rathaus in Göttingen in einer Retrospektive „Meisterwerke der goldigen Periode“ aus.
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D Außenseiter QUALITÄT ODER ZUSCHREIBUNG? Lange suchte die wissenschaftliche Forschung nach der besonderen Eigenschaft, die allen Außenseitern gemein ist und die der Grund für ihr Dasein am Rande der Gesellschaft ist. Howard S. Becker dreht den Spieß um und fragt, was die Menschen gemeinsam haben, die andere als Außenseiter bezeichnen.
Elisabeth Hohensee
* ELISABETH HOHENSEE
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ie Geschichte des Begriffes Außenseiter ist eine sehr junge. Im ersten Band des Deutschen Wörterbuches, verfasst von Jacob und Wilhelm Grimm 1854 ist der Begriff Außenseiter noch nicht zu finden. Im etymologischen Wörterbuch (Herkunftswörterbuch) ist angegeben, dass der englische Begriff outsider Ende des 19. Jahrhunderts in die Wirtschafts-, Börsen- und Sportsprache übernommen wurde. Outsider bezeichnete zunächst ein ‚Nichtmitglied’ kartellartiger Verbände, der Börse oder eines Reitstalls. Auf dem Gebiet des Rennsports ist ein outsider ein Pferd, dem man keine Gewinnchancen zuspricht. Erst zu Beginn des 20. Jahrhunderts kommt im Deutschen das Wort Außenseiter auf, das seitdem einen Sportler mit geringen Chancen auf einen Wettkampfsieg meint oder einen Menschen bezeichnet, der „am Rande oder außerhalb einer bestimmten sozialen Gruppe, einer Berufsgruppe lebt, mit ihren Gepflogenheiten nicht vertraut ist, seine eigenen Wege geht“ (Digitales Wörterbuch der Deutschen Sprache). Bis in die 1960er Jahre wurde in den verschiedenen Bereichen der wissenschaftlichen Forschung versucht, besondere Merkmale von sogenannten Außenseitern zu benennen. So untersuchte die Pädagogik, welche äußeren Merkmale Kinder zu Außenseiter machen. Die Sozialwissenschaften erforschten das Verhalten von Außenseitern und die Kriminologie widmete sich den Charaktereigenschaften von Straftätern, die als Außenseiter der Gesellschaft angesehen wurden. Die verschiedenen wissenschaftlichen Perspektiven hatten eins gemeinsam: Sie suchten nach der Qualität der Menschen, die als Außenseiter bezeichnet werden. Dabei gingen sie davon aus, dass eben jene Qualität – sei es eine Charaktereigenschaft, ein Verhaltensmuster oder ein körperliches Merkmal – der Grund für die Ausgrenzung dieser Menschen aus der Gesellschaft sei. Howard S. Becker, ein amerikanischer Soziologe, bricht mit dieser Forschungstradition. In seinem Werk Außenseiter (engl. Outsiders, 1963) betrachtet er die unterschiedlichen Arten, Außenseiter zu definieren. Diese Definitionsmöglichkeiten gehen von der Grundannahme aus, dass Außenseiter durch abweichendes Verhalten von der Norm gekennzeichnet sind. Becker erklärt, dass die Statistik dasjenige Merkmal als Abweichung definiert, das sich zu weit vom Durchschnitt entfernt. So wäre eine Frau mit einer Körpergröße von 1,60m in Bolivien 18cm größer als der Durchschnitt und damit (statistisch gesehen!) abweichend. In Hong Kong gilt dieselbe Frau als durchschnittlich, also normal. In Deutschland liegt ihre Körpergröße ganze 12cm unter dem TagesSatz
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TI TELTH E M A Durchschnitt. Das Beispiel zeigt, dass eine statistische Definition von Außenseiter all jene Menschen als solche bezeichnen würde, die besonders groß, klein, dick oder dünn sind. Was schon für diese Merkmale absurd klingt, wird in Bezug auf andere Eigenschaften unmöglich. Schließlich ist das statistische Mittelmaß von Freundlichkeit oder Hilfsbereitschaft kaum zu berechnen. Ist denn ein Morgenmuffel schon ein Außenseiter, weil ihm ein freundlicher Morgengruß nicht über die Lippen kommt? Oder ist die Person ein Außenseiter, die ihren Platz im Bus einem älteren Menschen anbietet, weil der Durchschnitt der Gesellschaft auf diese Hilfeleistung verzichtet? Statistisch lassen sich Außenseiter also nicht definieren.
ßenseitern machen. Es gibt keine übereinstimmenden Verhaltensweisen, Charaktereigenschaften oder körperlichen Merkmale, die der Grund dafür sind, dass Menschen zu Außenseitern werden. Abweichendes Verhalten ist keine Qualität der Handlung, vielmehr eine Etikettierung derjenigen Gruppe, die die gesellschaftlichen Regeln festlegt. Becker fordert ein Umdenken. In der Diskussion um Außenseiter dürfen nicht mehr die ausgegrenzten Menschen selbst im Fokus stehen, vielmehr müssen diejenigen Menschen betrachtet werden, die andere Menschen ausgrenzen. Was kennzeichnet die Gruppe derer, die einzelne ausgrenzt? Beckers Antwort lautet: Macht! Die Beziehung zwischen
Außenseiter in der Klasse ist und warum reagiert diese Person oder Gruppe so auf Tims Verhalten? Ein markanter Satz in Beckers Werk lautet: „Abweichendes Verhalten wird von der Gesellschaft geschaffen.“ Und damit meint er nicht die wirtschaftlichen, sozialen oder kulturellen Faktoren, die das Verhalten bestimmter Menschen beeinflussen. Vielmehr spricht Becker von den Regeln, die eine Gesellschaft aufstellt. Mit diesen Regeln definiert sie gleichzeitig die Regelverletzung, die als abweichendes Verhalten etikettiert wird. Außenseiter sind also nicht Menschen mit einer bestimmten Körpergröße, einer besonders frommen Moralvorstellung oder einem neuartigen Tanzstil. Außenseiter sind Menschen, die von einer sozialen Gruppe als Außenseiter bezeichnet werden, weil sie den von ihr aufgestellten Regeln nicht folgen.
Abweichung von der Norm
Als zweite Definitionsmöglichkeit abweichenden Verhaltens betrachtet Becker die medizinische Rede vom Krankhaften. Als krank wird dasjenige Organ bezeichnet, das nicht mehr effizient arbeitet und das Wohlbefinden des Körpers stört. Auch hier zeigt Becker, dass eine Übertragung dieses Verständnisses von Abweichung auf gesellschaftliche Zusammenhänge nicht sinnvoll ist. So müsste abweichendes Verhalten im Sinne der medizinischen Analogie dasjenige Verhalten sein, das das „Funktionieren“ einer Gesellschaft gefährdet. Ob jedoch bereits das Trinken von Alkohol oder erst die Einnahme synthetischer Drogen als eine solche Gefahr angesehen wird, ist häufig eine politische Frage, sodass die gesellschaftliche Norm, also die Definition von einer „gesunden“ Gesellschaft, sehr unterschiedlich ausfallen kann. Auch hieran scheitert also eine Definition von Außenseiter. Diesen und weiteren Versuchen, abweichendes Verhalten und damit Außenseiter zu beschreiben, setzt Becker seine eigene Definition entgegen: Ein Außenseiter ist ein Mensch, „auf den diese Bezeichnung erfolgreich angewandt worden ist“. Damit ändert Becker die Richtung der bisherigen Forschung. Er legt dar, dass es unsinnig ist, nach bestimmten Qualitäten von Menschen zu suchen, die diese zu AuTagesSatz
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einem Außenseiter und einer sozialen Gruppe ist häufig von einem Machtgefälle gekennzeichnet. Die Gruppe hat die Macht, Regeln festzusetzen, ihre Überschreitungen zu bestrafen und abweichendes Verhalten zu definieren.
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Ein Beispiel aus der Schule veranschaulicht Beckers Theorie: Die Kinder einer sechsten Klasse verstehen sich gut, nur ein einzelner Schüler, nennen wir ihn Tim, wird aus der Gemeinschaft ausgeschlossen. Er wird isoliert und gehänselt. Will die Lehrerin herausfinden, warum der Junge nicht Teil der Klassengemeinschaft ist, wird es ihr wenig nutzen, Verhaltensweisen und Charaktereigenschaften des Schülers zu beobachten. Ihr wird auffallen, dass er im Großen und Ganzen ein Schüler ist, wie die anderen auch: nicht übermäßig fleißig, aber recht klug vielleicht, mittelgroß, sportlich, hilfsbereit und engagiert. Tim spielt Tennis und scheint im Sportverein auch Freunde zu haben. Warum hat er keine in der Klasse? Dazu muss die Lehrerin die Klassengemeinschaft genau unter die Lupe nehmen. Welche Gruppen existieren innerhalb der Klasse? Welchen sozialen Regeln folgen diese Gruppen? Wer stellt diese Regeln auf? Und wer verurteilt die Missachtung dieser Regeln? Wer legt also fest, dass Tim ein 9
Magnus Manske
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Teeniefilme, Dramen, Western. Viele Filme erzählen die Geschichte von Außenseitern, die durch ihre Position einen speziellen Blickwinkel auf die Geschichte und das Leben im Allgemeinen ermöglichen. Nicht selten auch, um Kritik an der Gesellschaft zu üben.
* Der Blick von Außen nach Innen
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* KATHARINA SCHWARZ
er klassische Außenseiter-Protagonist taucht in Filmen für Kinder und/oder Jugendliche auf. Begonnen hat das in Filmklassikern wie „ ... denn sie wissen nicht, was sie tun“ mit James Dean. Dieser spielt einen schüchternen aber auch rebellischen Teenager. Er gerät mit einer Jugendgang in Streit, während er gleichzeitig versucht, der spießigen Welt seiner Eltern zu entkommen. Damit stellte James Dean den Teenager der 50er Jahre dar und einen Teil der „verlorenen Generation“, die sich selbst als Außenseiter empfand. Ein ähnliches Thema greift der Film „The Outsiders“ ein Jahrzehnt später auf, doch vor dem Hintergrund der späten 60er Jahre. Die Jugendkultur hatte sich weiter entwickelt. Dennoch waren die Darsteller nicht weniger Außenseiter, als noch ein Jahrzehnt zuvor. In den 80ern hatte sich diese Jugendkultur bereits voll entfaltet und veränderte damit auch das Genre des Jugendfilms. Nicht mehr eine ganze jugendliche Generation empfand sich als Außenseiter, sondern das Gefühl konzentrierte sich auf einzelne Personen und Subkulturen. Vor allem die „Brat Pack“-Filme nutzen Außenseiter als Protagonisten, um das Gefühl für diese
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TI TELTH E M A Generation zu transportieren. Das Paradebeispiel dieser Zeit ist „The Breakfast Club“. Der Film fokussiert sich auf die Charaktere, fünf Jugendliche, die an einem Samstag nachsitzen müssen und einen Aufsatz darüber schreiben sollen, wer sie sind. Es gibt drei klassische Außenseiter: einen gut erzogenen Streber, ein seltsames schüchternes Mädchen und einen Rebellen. Ihnen gegenüber stehen das reiche verwöhnte Mädchen und ein beliebter Sportler. Am Ende wird allen bewusst, dass sie viel mehr gemeinsam haben, als erwartet. Jeder fühlt sich auf seine Weise einsam, ob Außenseiter oder nicht. Aktuelle Jugendfilme der letzten Jahre scheinen sich noch stärker für den Außenseiter als Hauptdarsteller zu interessieren. Zu nennen sind „Donnie Darko“, ein Film, in dem der Hauptcharakter nicht nur bei Gleichaltrigen, sondern auch in seiner Familie ein Außeneiter ist, oder „Hallam Foe“, die Geschichte eines Jungen, der seiner voyeuristischen Leidenschaft nachgeht und eine echte Position von Außen nach Innen einnimmt. Was auffällt ist, dass die Außenseiter der letzten Jahre sehr intim dargestellt werden. Die Charaktere werden bis ins kleinste Detail auseinandergenommen, um die Geschichte aus ihrem Blickwinkel zu erzählen. Nicht immer schafft es der Hauptcharakter dann von Außen nach Innen. Oft zeigt er, dass jeder auf seine Art ein Außenseiter ist, wie im Film „Edward mit den Scherenhänden“.
zum Helden und findet so seine innere Stärke. Auch in aktuellen Kinderfilmen wird das Thema aufgriffen. Vor allem Pixar und Disney zeigen vermehrt die Stärke der Außenseiter, wie in „Drachenzähmen leicht gemacht“ oder dem neusten Film „Baymax“. Aber auch alle anderen Genres nutzen Außenseiter, um einen speziellen Blick auf die Handlung zu werfen oder eine Botschaft zu übermitteln. Nicht selten ist das der Aufstieg in der Gesellschaft. Vor allem der amerikanische Traum ist ein beliebtes Thema: vom Niemand und Außenseiter zu einem Jemand, der Erfolg hat. Dies geschieht zum Beispiel in dem Boxerfilm „Rocky“, in dem der gleichnamige Protagonist vom ungebildeten und erfolglosen Boxer zum Champion wird. Indem er hart trainiert und sich selbst treu bleibt, erhält er am Ende nicht nur den Sieg, sondern auch die Frau.
law ist, auf jeden Fall aber ein Außenseiter der Gesellschaft, wie in dem Film „Für ein paar Dollar mehr“. Dieser erzählt von zwei Kopfgeldjägern, die zunächst Konkurrenten und dann Kumpane werden, trotzdem aber durch ihren Beruf weiterhin Außenseiter bleiben. Es geht in Western meist weniger um die Charakterentwicklung und mehr um die Geschichte eines oder mehrerer Helden. Und dann gibt es noch den Independent-Film, der selbst eine Art Außenseiter in der Filmindustrie ist. Die Themen sind weit gestreut, aber nicht selten ist der Protagonist ein Außenseiter. Independent-Filme entstehen außerhalb des Studiosystems. Das Phänomen entstand in Amerika vor allem aus der Unzufriedenheit der Regisseure, sich nach Studios richten zu müssen. Mittlerweile werden Indepentent-Filme auf der ganzen Welt produziert. Auch wenn sie sich hauptsächlich durch ihre Finanzierung und ihr Budget von anderen Filmen unterscheiden, werden Independent-Filmen auch in größerem Maße künstlerische Eigenheiten zugeschrieben.
Platz zum Über-sich-hinauswachsen
Kinderfilme nutzen den Außenseiter als Protagonisten vor allem, um das klassische Thema des Hänselns und Ausgrenzens in der Schule zu thematisieren. Zu nennen wäre hier die „Unendliche Geschichte“, die Verfilmung des gleichnamigen Werkes von Michael Ende. Der Film fokussiert sich auf die charakterliche Entwicklung von Bastian, einem sehr schüchternen Jungen, der in der Schule gehänselt wird und auch von seiner Familie kaum Rückhalt erhält. In einem Laden entdeckt er ein Buch namens „Die unendliche Geschichte“ und wird in seine Handlung gesogen. Er selbst wird TagesSatz
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Superheldenfilme fallen auch in die Kategorie Außenseiter, beschreiben aber selten einen gesellschaftlichen Aufstieg. Durch teils übersinnliche oder übermenschliche Stärke retten Superhelden die Welt, ohne in ihrem normalen Leben als besondere Helden wahrgenommen zu werden. So zum Beispiel in der Geschichte von Spiderman: Peter Parker, ein unpopulärer und tollpatschiger Junge, wird von einer Spinne gebissen und erhält dadurch sogenannte Spinnensinne. Er ist stärker, kann besser hören und sehen. Diese Stärke nutzt er, um anderen zu helfen. Da jedoch niemand von seinem Superheldendasein weiß, nehmen ihn die Leute in seiner Umgebung nicht anders als früher wahr. Bei Superman ist dies ähnlich. Dieser ist ein eher unauffälliger Zeitungsreporter, der zwar übermenschliche Kräfte besitzt, von denen aber zunächst keiner seiner Arbeitskollegen weiß. Im Westerngenre ist der Verlauf ähnlich, wie in Superheldenfilmen. Meist erzählen Western von einem nomadisch lebenden Mann, der entweder Cowboy, Kopfgeldjäger oder ein Out-
Das Subgenre des Mumblecore ist dabei am prägnantesten. Dialoge sind meist improvisiert und die Schauspieler sind oft unerfahren. Es versucht, realitätsnah menschliche Interaktion aufzunehmen und greift dabei auf die an dem Projekt teilnehmenden menschlichen Ressourcen zurück. Außenseiter agieren aus der Perspektive der Entfernung von der Gesellschaft. Sie ermöglichen einen Blick von Außen und damit eine Analyse unserer gesellschaftlichen Strukturen. Ob der Außenseiter in die Geschichte integriert wird, sich erhebt oder zeigt, dass jeder einmal Außenseiter ist, hängt von der Botschaft des Films und nicht zuletzt vom Genre ab. So oder so ist der Blick von Außen eine Perspektive, die in Filmen vermehrt verwendet wird.
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Künstler zwischen Erfolg, Wahrhaftigkeit und Gewissen Die Lebensgeschichte des Künstlers Heinrich Vogeler (1872 – 1942) vom Jugendstilmaler und Grafiker zum Allround-Designer, vom Mitgründer der bekannten Künstlerkolonie in Worpswede zum Kommunisten und russischen Exilanten ist so ungewöhnlich, dass es naheliegt, ihn hier in einer kurzen Biographie vorzustellen.
* NORA MEY
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Im Falle des Heinrich Vogeler kann zunächst von solchem Außenseitertum nicht die Rede sein. Seine frühe Malerei wird den Präraffaeliten, einer Kunstrichtung, die sich an der Renaissance orientiert und dem Jugendstil zugeordnet. Beides hat Vorbilder und ist im Bildungsbürgertum beliebt. Am Ende des 19. /Anfang des 20. Jahrhunderts malt der aus gutbürgerlichen
Verhältnissen stammende Vogeler Idyllen von Landschaften, Gärten mit träumerisch elfenhaften Frauen, baut in der Künstler-Kolonie Worpswede mit ererbten Geld eine Bauernkate zum repräsentativen Gartenhaus, dem Barkenhoff, um, illustriert Bücher, entwirft Möbel und Gebrauchsgegenstände. Es mangelt nicht an Anerkennung, er hat wohlhabende Käufer und bekommt Aufträge von der wichtigen
Worpsweder Museumsverbund
ünstler zu sein bedeutet nicht selten auch Außenseitertum. Radikalität, Kompromisslosigkeit, Sensibilität und Eindimensionalität in Wahrnehmung und Verfolgung eines Ziels, vor allem aber neue Sichtweisen erweisen sich oft als Barrieren, um in der Gesellschaft Anerkennung zu finden. Künstler werden nicht verstanden, manchmal belächelt, manchmal sogar verfolgt.
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TI TELTH E M A Bremer Ratsgemeinde zur vollständigen Ausgestaltung der „Güldenkammer“ im Bremer Rathaus. Der gesamte Raum, alles Mobiliar und sonstige Gegenstände werden extra entworfen und gefertigt. Sein gesamtes Werk ist zu diesem Zeitpunkt der Schönheit gewidmet, damit diese geeignet ist „die Gemüter zu veredeln“. Heinrich Vogeler könnte zufrieden sein. Er ist es aber immer weniger, spürt, wie seine Vorstellung von idealer Welt die Wirklichkeit verfehlt, wie pathetisch und selbstbezogen sein Dichterfreund Rainer Maria Rilke in seinen Versen gefangen ist, wie seine elfenzarte Frau Martha, die er als 15-Jährige kennengelernt hat, nach der Geburt von 3 Kindern nicht mehr seinem Ideal entspricht, wie überhaupt sein Schönheitswunsch dem Erkennen von Realität und Wahrheit entgegensteht. Dass er sich in Worpswede in dieser Zeit schon zu einem Außenseiter entwickelt, kann man aus einer Tagebuchnotiz herauslesen: „Ich arrangierte alles so, dass die Gäste sich selbst als Träger des Festes fühlten. Aber ehe ein Fest seinen Höhepunkt erreichte, war ich verschwunden, grundlos böse mit mir selbst. Warum konnte ich keine Feste feiern? Ich habe es nie verstanden, warum ich, der Glückspilz, dieser Mensch, dem alles gelang, was er anfasste, nun dasaß,... ein Häufchen Elend ...“
ko zu emigrieren, wo seine Tochter mit dem antifaschistischen Schriftsteller Gustav Regler lebt. Eine solche Entscheidung vertrug sich offensichtlich nicht mit seinem Selbstverständnis. Er hätte sich als fahnenflüchtig betrachtet.
Der 1. Weltkrieg führt ihn weiter fort vom Idyllischen. Aus beobachtenden Zeichnungen werden expressionistische Bilder, die das Kriegsleid in den Vordergrund rücken. Am Ende des Krieges hat Vogler nicht nur einen Brief an den Kaiser geschrieben, den er zum Frieden auffordert, sondern er engagiert sich in der Novemberrevolution auch im örtlichen Arbeiter- und Soldatenrat. Irrenhaus und Gefängnis sind die jeweiligen Antworten.
Als Nazi-Deutschland der SU den Krieg erklärt, bleibt es Heinrich Vogeler nicht erspart, mit fast allen Deutschen nach Kasachstan zwangsumgesiedelt zu werden. Freunde wollen das abwenden, aber Heinrich Vogeler hat das Gefühl, für sich keine Privilegien akzeptieren zu können.
Zurück in Worpswede gründet Vogeler die Kommune und Arbeitsschule Barkenhoff, aus der später eine Stätte der Roten Hilfe für Kinder von oppositionellen politischen Gefangenen wird.
In der Sowjetunion passt sich Vogeler auch künstlerisch an und malt Bilder im Stil des sozialistischen Realismus.
Harte Zeiten für Ideale im Kommunismus
Reisen machen Vogeler mit sozialrevolutionären Vorstellungen und Idealen bekannt. Das Werk des russischen Schriftstellers Maxim Gorki beeindruckt ihn. Mit seinem Bruder gründet er die Worpsweder Werkstätte, in der serielle Gebrauchsgegenstände hergestellt werden, die auch für ärmere Schichten erschwinglich sein sollen. TagesSatz
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Vogeler bereist die Sowjetunion. Sein künstlerischer Stil entwickelt sich fort zu sogenannten Komplexbildern, in denen er Aspekte eines Themas in futuristisch erscheinender Manier komponiert, die auch agitatorischen Charakter haben. Vogeler siedelt um nach Berlin, gehört zeitweilig der KPD an, wird aber wieder ausgeschlossen, weil seine Ansichten nicht immer konform mit der gewünschten Linie der Partei gehen.
Außenseitertum, das bedeutet im Falle des Heinrich Vogeler, dass er in keiner der Welten, die er bewohnt, beherrscht oder für die er kämpft und die er herbeiwünscht, heimisch wird.
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Worpsweder Museumsverbund
Diese Zwiespältigkeit Vogelers drückt sich auch in dem großformatigen Bild „Sommerabend“ aus, das eine Interpretation von Idylle bis zu erstarrter Leere ermöglicht und dem Schriftsteller Klaus Modick Anlass bietet, in seinem Roman „Konzert ohne Dichter“ die Verfassung Vogelers und seines Freundeskreises in Worpswede einfühlsam zu beleuchten.
Die Lebensverhältnisse, die er in der Sowjetunion mit der besonders durch den Krieg mit Not und Elend überzogenen durchschnittlichen Bevölkerung teilt, schwächen ihn, so dass er mit 70 Jahren im fernen Kasachstan verstirbt.
1931 geht er in die Sowjetunion, arbeitet in einem Komitee für die Standardisierung des Bauwesens mit, reist nach Taschkent und Usbekistan. Nach der nationalsozialistischen Machtergreifung kann er nicht mehr zurück nach Deutschland. 1936 wohnt und arbeitet er in Moskau. Die Verhältnisse, unter denen er dort lebt, sind äußerst bescheiden und ärmlich. Freunde setzen sich für ihn ein und Außenminister Molotow persönlich verspricht, ihm Mittel und Aufträge zuzuleiten, was aber nur in geringem Maße verwirklicht wird. Andererseits lehnt es Vogeler ab, etwa nach Mexi13
T I T E LTH E M A
Plötzlich und unerwartet ... Oder sollte es besser heißen unbemerkt und still? Wie lebt und stirbt es sich als Außenseiter, als Obdachloser in Deutschland oder Europa? Eine Bilanz persönlicher Konfrontationen.
P
lötzlich und unerwartet, es ist nicht nur ein Zitat aus vielen Todesanzeigen, stellt es doch noch den Umgang mit dem Tod auch für mich immer wieder aufs Neue in Frage. War es wirklich so unerwartet, hatte es keine Anzeichen von Krankheit oder Verzweiflung gegeben? Ist es so unerwartet, wenn ein Mensch von uns geht ohne Spuren zu hinterlassen? Einfach geht, ohne Vorwarnung, ohne wenigstens vermisst zu werden?
Jörg Sanders
Aktuell hängen im Mittagstisch Trauerbriefe und Fotos zum Gedenken an 15 Gäste. Das sind 15 Menschen, die mehr oder weniger früh von uns gegangen sind. Nur leider haben sie keine Erfolgsspuren in unserer Gesellschaft hinterlassen, sondern wurden von ihr als Last empfunden. Sie waren krank, manchmal ungepflegt und ab und an ungeliebt und doch hatten sie hier alle ihre (oftmals letzte) Verbindung zur normalen Welt. Hier kommen sie täglich hin, um zu essen und hier ist auch oft die erste und auch die letzte Stelle, an der sie vermisst werden. Anna Werner-Parker, Leite-
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* KOMMENTAR VON UTE KAHLE rin des Mittagstisches, ist in letzter Zeit immer wieder von den Behörden und Nachbarn enttäuscht worden, wenn sie erfährt, warum der vermisste Stammgast nicht mehr zu Tisch gekommen ist. Sie führt aus: „Oftmals lagen die Verstorbenen mehrere Wochen tot in ihren Unterkünften oder Wohnungen, bis wohlmeinende Nachbarn oder Freunde es schaffen, eine Türöffnung zu erreichen. Ein Ende, das ich niemandem wünsche und es sterben in den letzten Wochen so viele, auch viele sehr junge Leute. Da ist auch viel Verzweiflung und Selbstaufgabe dabei. Und am allerschlimmsten ist diese neue Droge, das Flex, da kann man gar nicht genug vor warnen.“ Obdachlose, Drogenabhängige und Suchterkrankte gehören leider zu der Gruppe der Bevölkerung, die immer wieder Krankheiten erliegt, die behandelbar wären und in Deutschland als ausgerottet galten. Ein trauriger Todesfall durch offene Tuberkulose wurde für viele Mitarbeiter von Hilfseinrichtungen zum Augenöffner. Eine Krankheit, die für uns alle weit
weg und ausgerottet schien und nun als tödliche ansteckende Krankheit ein unschönes Comeback feiert. Doch oftmals sind es einfach nur die geschwächte Gesundheit, Mangelernährung, Kälte und Obdachlosigkeit die eine oft tödliche Kombination bilden. Dieses Jahr sind es nicht die Schlagzeilen wie „Obdachloser in xyz erfroren…“ sondern die Schlagzeilen, die nicht geschrieben werden. Die Menschen die einfach verschwinden und um die nicht getrauert werden kann. Im Obdachlosentreff Panama in Kassel bemüht man sich, immer ein Foto mit einer Kerze aufzustellen. Aktuell ist es das Foto der als vermissten und nun ermordet aufgefundenen Monika, einer netten Einzelgängerin. Und ihre Freunde stellen sich die Frage „Gibt es von mir überhaupt wenigstens dafür ein Foto? Wird jemand meiner gedenken?“ Ja, das wollen wir machen, das sehen wir auch als eine Form der Lebenshilfe. Im TagesSatz gedenken wir aktuell unserem langjährigen Vereinsmitglied und Verkäufer, unserem Oskar. Zwar durfte ich nur noch drei Jahre mit ihm arbeiten, doch unsere Kunden erfreute er seit 1996 mit seiner zurückhaltenden und immer höflichen Art und seine Kollegen vermissen ihn. Er lebte zuletzt sehr zurückgezogen mit seiner Katze und verstarb im Mai still und plötzlich im Alter von nur 65 Jahren. Was lerne ich persönlich aus den vielen Todesfällen der letzten Zeit? Ohne Empathie kann und will ich in dieser Welt nicht leben. Daher zünde auch ich ab und zu eine Kerze an und gedenke derer, denen sonst kaum einer gedenkt. Danke, dass ich euch kennen durfte.
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TagesSatz
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TI TELTH E M A
Modeerscheinung Außenseiter und Hipster – Was früher zu Bauchweh führte, soll heute cool und hip sein. Individualität wird als großes Gut gehandelt. Aber was ist dran an der vermeintlichen Einzigartigkeit?
Anja Banzhaf
Hipster sind wie Schulterpolster * SABRINA ERDMANN
F
rüher in der Schule war es noch leicht auszumachen, wer angesagt ist und wer nicht. Es war eine einfach strukturierte Subgesellschaft, die sich zwischen coolen Kindern und Außenseitern erstreckte. Auf der Sonnenseite dieses Mikrokosmos standen die coolen Kinder, von oben bis unten durchgestylt und hochgradig nachahmenswert. Auf der Schattenseite und unbemerkt von der Elite gruppierten sich diejenigen, die man als Außenseiter identifiziert hatte und von denen sich nie jemand den Namen merken konnte: die Mathegenies und Star Wars Liebhaber, Mädchen mit Zahnspange und Pickeln, eben das ganze Universum von unbeliebten Schülern. Nicht, dass es gerecht zuging damals, aber die Differenzierung zwischen angesagt und uncool war relativ schnell gemacht. Die coolen Kinder der frühen 1990er Jahre nahmen eben nicht an „Jugend forscht“ teil und sprachen nur über
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die Mathehausaufgaben, wenn sie bei jemandem abschreiben mussten, über dessen Brille sie hinter vorgehaltener Hand lachten. Angesagt waren ein zweites Ohrloch, Britney Spears und Miss Sixty Jeans. Wer cool sein wollte, trug bestimmte Marken und hatte bestimmte Interessen. In der Coolness waren sich alle ähnlich, Konformität war angesagt. Ein Sprung in die Jetztzeit. Ein Kind der 90er sieht sich heute zwangsweise mit einem Phänomen konfrontiert, das einem das altgediegene Schubladensystem versaut und es ziemlich schwierig macht, sich im Konsumwahnsinn zu orientieren, nämlich mit der Hipster-Bewegung. Einmal grob umrissen besteht sie aus Club Mate trinkenden, barttragenden Apple-Jüngern, die die Individualität zur absoluten Maxime erklärten, um sie im nächsten Schritt abzuschaffen. Dabei hat sich eigentlich nichts an der alten
Bewertungsskala von angesagt und uncool geändert, nur der Code für diese zwei Kriterien wurde modifiziert. Heute ist es hip, ein Außenseiter zu sein, bzw. es ist cool, so auszusehen, als wäre man total originell. Schlimm ist daran, dass die Opfer der HipsterEpidemie wirklich glauben, sie wären einzigartig. Es scheint niemandem aufzufallen, dass es eben nicht individuell ist, wenn alle eine Spiegelreflexkamera um den Hals hängen haben, keine Laktose mehr zu sich nehmen (ganz gleich, ob sie eine Unverträglichkeit haben) und immer die gerade angesagtesten Indie-Bands hören, die in Wahrheit genauso Mainstream sind wie Britney Spears zu ihrer Zeit. Es ist immer noch Konformität, die regiert. Das Ganze hat heute nur ein anderes Label, nämlich die kollektive Verweigerung, eine Massenbewegung bzw. Massenware als das anzuerkennen, was sie ist. Und so singen sie im Chor: „Wir sind alle individuell.“ Diese als Individualität verkleidete Konformität ist nicht nur auf einer modischen Ebene nervig. Sie verändert unsere Definition von Individualität und dies ist meiner Meinung nach ziemlich bedenklich. Individualität sollte als diese anerkannt werden und man sollte seine Eigenartigkeiten ausleben können, ohne direkt in den berüchtigten Mainstream eingeordnet zu werden. Mainstream ist zum Schimpfwort geworden, aber man nimmt darum nicht weniger an ihm Teil. Dem stimmen wahrscheinlich die Außenseiter von früher zu, die sich heute schon fast bemühen müssen, auch als solche erkannt zu werden. Nur wie soll man sich abgrenzen? Vielleicht trägt man ja schon sein ganzes Leben Converse Turnschuhe und zerrissene Jeans. Heute muss man sich damit in eine andere Schublade stecken lassen als früher – und in der neuen Schublade wird es langsam eng. Das einzig Tröstliche ist die Annahme, dass sich der Hipster-Trend genauso auflösen wird, so wie jede Modeerscheinung. Wie Schulterpolster zum Beispiel. Hipster sind wie Schulterpolster. Mit ihnen sahen alle gleich und niemand schön aus und keiner wird ihnen je eine Träne nachweinen.
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D ER S T O L P E R ST E IN
Sind wir nicht alle ein bisschen außen vor?
A
ußenseitertum ist das große Thema des Heftes - ein Begriff, der negativ konnotiert ist. Und zwar deshalb, weil viele schon einmal in dieser Situation waren und wissen, wie es sich anfühlt nicht dazuzugehören. Möglichkeiten ausgegrenzt zu werden oder sich so zu fühlen, gibt es viele. Ein Beispiel: Menschen die wohnungslos sind oder ihre Wohnung verlieren und neben den Rand der Gesellschaft fallen. Das geht soweit, dass es in Deutschland nicht einmal eine Wohnungslosenstatistik gibt.
sen. Laut einer Umfrage zum Gefühl von sozialer Ausgrenzung in Deutschland in den Jahren 2006 und 2010 stimmten 54,8 Prozent der Befragten der Aussage zu, es gebe in ihrer unmittelbaren Umgebung nicht genügend Menschen, die sie so nehmen, wie sie sind. Mehr als jeder Zweite also! Und das sind nicht die Menschen, die sich sozial oder materiell oder durch Krankheit außerhalb der gesellschaftlichen Normen bewegen. Das zeigt deutlich, die Geschichten hinter den Menschen, die eben nicht komplikationslos in der Mitte der Gesellschaft stehen, sind es, die einen Gedanken wert sind. Dazu kommt: Nach wie vor ist Rassismus ein Riesenproblem - Menschen werden ausgegrenzt, gar angegriffen, nur weil sie aus einer anderen Kultur kommen, eine andere Sprache sprechen und anders aussehen. Und das, obwohl einige einfach nur die Hilfe der in dieser Gesellschaft Verankerten brauchen. Nur weil es bequemer
Rudolpho Duba / pixelio.de
Es wird geschätzt, dass rund 300tausend Menschen in diesem Land laut Armutsbericht der Bundesregierung wohnungslos sind, auch Kinder. Vor allem für die gilt - wie sollen sie je wieder in eine Gesellschaft aufgenommen werden, die sich nicht einmal die Mühe macht, sie zur Kentnis zu nehmen? Die Durchlässigkeit von der einen, der Haben-Seite, auf die andere, die Alles-Verloren Seite, ist hoch. Umgekehrt ist diese Durchlässigkeit in vielen Fällen schlicht nicht vor-
* CAROLIN SCHÄUFELE
handen. Außenseitertum ist damit schon fast vorprogrammiert. Die soziale Gruppe wendet sich ab, Bindungen zerbrechen, möglicherweise entstehen aufgrund der Situation psychische Probleme, die die Ausgrenzung noch weiter fördern. Selbst Menschen, in deren Biografie so etwas nicht vorkommt, haben ein Gefühl für Außenseiter: Nämlich ein „So-möchte-ichnie-werden“-Gefühl. Und eine intuitive Distanz. Dabei wissen viele Menschen, wie es für sie selbst ist, nicht zu 100% dazu zu gehören, sich mit Meidungen und Ausgrenzungen auseinandersetzen zu müs-
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ist, sie zur Projektionsfläche für die eigene Unvollkommenheit zu machen, eine diffuse Angst zu schüren oder ihr nachzugeben, anstatt sich mit diesen Menschen zu beschäftigen. Denn Gesellschaft kann nur funktionieren, wenn alle dazugehören und sich jeder seiner Verantwortung dafür, dass eben das auch möglich ist, bewusst wird. Ausgrenzung ist kein Unfall - Ausgrenzung ist eine bewusste Entscheidung gegen Jemanden. Vielleicht lohnt es sich darüber nachzudenken, was der französische Schriftsteller Jean Genet einmal sagte: Am interessantesten ist die Innenseite der Außenseiter.
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TagesSatz
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misterQM (photocase.com)
PARAGRAPH EN RE IT E R
IM NAMEN DES VOLKES
Wohin entwickelt sich Hartz IV? Eine Frage, die derzeit nur schwer zu beantworten ist. Eines können Hilfeempfänger nicht erwarten: dass wesentliche Verbesserungen beschlossen werden. Empfänger von staatlichen Transferleistungen werden auch in Zukunft der Willkür des zuständigen Jobcenters ausgesetzt sein.
* HANS PETER PUNG Kein Fahrgeld Das Erwerbslosenforum Deutschland berichtet, dass der Landkreis MayenKoblenz offenbar „aus haushaltspolitischen Erwägungen die im Hartz IVBezug stehenden Patienten des ärztlichen Methadon-Programms dazu anhält, schwarz zu fahren.“ Bis Ende Januar 2015 übernahm das Jobcenter des Landkreises die Fahrkosten für diesen Personenkreis im öffentlichen Personennahverkehr. Seit 01. Februar weigert sich die Behörde, die Kosten zu übernehmen: Grund hierfür sei die geänderte Rechtslage. Das Beförderungs-Entgelt könne bis zu 180 Euro pro Monat betragen. Das könnten die Betroffenen aus dem Regelsatz nicht aufbringen. Man müsse dann entweder an den Kosten für Miete oder Strom sparen oder eben schwarz fahren. Mit Hilfe des Erwerbslosenforums wurde eine Eil-Entscheidung beim Sozialgericht Koblenz beantragt. Dieses entschied, dass die Entscheidung des Jobcenters des Landkreises Mayen-Koblenz mit dem geltenden Recht nicht zu vereinbaren ist und verpflichtete das Amt daher dazu, die rechtswidrige Handlung einzustellen und die Fahrtkosten zur ärztlichen Behandlung auch weiterhin zu zahlen. Das Erwerbslosenforum Deutschland TagesSatz
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forderte den Landkreis daraufhin auf, die rechtswidrige Handlung für alle Hilfeempfänger im Methadon-Programm einzustellen und die Fahrkosten zu übernehmen. SG Koblenz, Entscheidung vom 17.03.2015 AZ: S6 AS 214/15 ER
Sanktionen Jobcenter dürfen nicht unendliche viele Sanktionen in kurzer Abfolge aus dem gleichen Grund verhängen. Dies geht aus einer Entscheidung des Bundessozialgerichtes hervor. Demnach beschränkten die Richter die Anzahl der Sanktionen auf maximal 3 aus dem gleichen Grund. Im vorliegenden Fall hat eine Sachbearbeiterin eines Jobcenters ihre Kundin innerhalb von 8 Wochen 7 Mal zu einem Termin (aus gleichlautendem Grund) geladen und sofort sanktioniert, weil die Hilfeempfängerin zu keinem Termin erscheinen konnte. Die Richter am BSG stellten nun klar, dass dieses Vorgehen falsch sei. Ziel des Jobcenters sei es, die Eingliederung ihrer Kunden zu fördern. Wenn jedoch innerhalb kurzer Zeit gleichlautende Meldeaufforderungen versandt und sofort sanktioniert würden, könne dieses Ziel nicht
erreicht werden. Mindestens nach der dritten Meldeaufforderung und Sanktion hätte man erkennen müssen, dass man das Ziel „Eingliederung“ auf diesem Weg nicht erreichen kann. Die 70-prozentige Kürzung des Regelsatzes wurde auf 30 Prozent reduziert und das Jobcenter dazu verpflichtet, den einbehaltenen Differenzbetrag an die Hilfeempfängerin auszuzahlen. BSG Entscheidung vom 29.04.2015 AZ: B 14 AS 19/14 R
PayPal Am 01.07.2015 ändert der InternetBezahldienst „PayPal“ seine AGB und auch seine Datenschutz-Grundsätze. Ab diesem Zeitpunkt wird es möglich sein, das „PayPal“ Jobcentern gegenüber Auskunft über vorhandene Konten geben kann. Das Jobcenter muss dazu gegenüber „PayPal“ lediglich erklären, dass das Konto gegenüber der Behörde verschwiegen worden sei. Die Auskunft ist sehr umfassend und erfasst folgende Daten: Eröffnungsdatum des Kontos, Kontostand, Geldzuflüsse sowie alle bisherigen Kontobewegungen (also die Einkäufe, die über dieses Konto getätigt wurden).
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GÖTTINGEN
Verlosung von JT-Karten
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er TagessSatz verlost in Kooperation mit dem Jungen Theater Göttingen 1x2 Karten für die Vorstellung „Der Sandmann“ am 27.06. um 20.00 Uhr Wer gewinnen möchte, schreibt bis 15.06.2015 (Datum des Poststempels) eine Postkarte oder EMail an:
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Der Sandmann(UA)
Der Student Nathanael begegnet einem Mann, in welchem er den Kollegen seines früh verstorbenen Vaters wiederzuerkennen glaubt. An seine Kindheit erinnert, sieht er in ihm den Sandmann, jene Figur aus einem Gruselmärchen, welche Kindern die Augen ausreißt, wenn sie nachts nicht schlafen wollen. Von dieser Begegnung verwirrt, werden die Schrecken seiner Kindheit wieder wach und Nathanael versinkt in düsteren Träumen und wirren Phantasien. Er beginnt, überall seltsame Dinge zu beobachten: blutende Augen, Roboter und Verschwörungen - Realität und Halluzination verschwimmen. Vor welchen Gefahren warnen Soziologinnen und Soziologen, wenn es um Roboter geht? Zu welchen Widerstandsformen gegen die aktuelle Datenpolitik rufen Sozioökonominnen und Sozioökonomen auf? Eine Performance die nicht nur die Zuschauer erstaunen wird.
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Bildung beginnt in der KiTa Seit mehr als 30 Jahren sind wir als freier Träger von Tageseinrichtungen für Kinder im Alter von 1 bis 10 Jahren in Göttingen und Umgebung aktiv. Unsere Arbeit von der Krippe bis zum Hort und der Zusammenarbeit mit Grundschulen ist geprägt von Innovation und Qualität. Wir arbeiten mit dem Instrument der integrierten Qualitäts- und Personalentwicklung und dokumentieren unsere Arbeit u.a. mit der Methode der Bildungs- und Lerngeschichten. Wir sind seit mehr als 20 Jahren Träger des Freiwilligen Sozialen Jahres und des Zivildienstes/Bundesfreiwilligendienstes. Unsere KiTas sind Einsatzstellen im FSJ. Wenn Sie mehr über uns und unsere Arbeit erfahren möchten, dann kontaktieren Sie uns direkt oder besuchen Sie unsere Homepage. Kinderhaus e.V., Hospitalstraße 7, 37073 Göttingen 0551-5213930 info@khgoe.de www.khgoe.de Wir freuen uns auf Ihren Besuch!
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GÖ TTIN GE N
Die Kunst zu(m) Leben Beim Mittagstisch St. Michael gehört Kunst und Kultur zum Leben wie das tägliche Brot selbst. Am 24. April wurde die zehnte Ausstellung in den Räumen des Mittagstisches eröffnet.
Elisabeth Hohensee
* ELISABETH HOHENSEE
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ernhard Walter, Koordinator des Mittagstisches, begrüßt die Gäste der Vernissage mit den Worten: „Schuster, bleib bei deinen Leisten.“ Das bekomme er häufig zu hören. Beim Mittagstisch solle gekocht werden, die Kunst habe dort nichts verloren. Doch Walter weiß, was er tut. Dem Team vom Mittagstisch Sankt Michael geht es nicht nur TagesSatz
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um die Befriedigung körperlicher Bedürfnisse. Vielmehr soll in den Räumen eine Atmosphäre geschaffen werden, die zum Gespräch einlädt, in der die Gäste sich wohlfühlen und in der auch das Arbeiten Freude macht. Dementsprechend wurden die Bilder sorgfältig ausgewählt. Die Ausstellung zeigt Holzschnitte des Künstlers Heiner Bauschert (1928-1986), ein deutscher
Künstler der klassischen Moderne. „Ursprünglich, ehrlich, unverstellt“, so beschreibt der Sammler und Kunstexperte Dr. Ulrich Nauber das Werk des Künstlers. Die Farbkomposition wirke harmonisch, nicht schreiend. Jeder Druck sei handgefertigt und damit ein Original. Bei der Technik des Holzschnittes gehe es um formale Reduktion und um das strukturierte Verhältnis von Farbe, Schnitt und Holzstruktur. Der Künstler stehe immer wieder vor der entscheidenden Frage: Stehen lassen oder wegschneiden, drucken oder nicht drucken? Was aus dem Holz heraus geschnitten wird, kann nicht mehr gedruckt werden. Nur was stehen gelassen wird, findet sich später auf dem Papier wieder. Das Werk Bauscherts zeichne sich vor allem durch seine Arbeit mit dem Holz aus. Das Holz selbst gerät mit seiner Maserung, seiner Farbgebung und Beschaffenheit in den Mittelpunkt des künstlerischen Schaffens. Mit dieser Herangehensweise stand Bauschert in den 1980er Jahren allein da, so Nauber. Mit einem kurzen Abriss zu Leben und Werk des Künstlers stellt Nauber die Ausstellung vor, die er selbst dem Mittagstisch zur Verfügung stellt. „Der Heilige Geist wirkt mit, wo man ihn gar nicht vermutet.“, so kommentiert Walter den glücklichen Umstand der Leihgabe und lässt auch den Einfluss von Frau Nauber nicht unerwähnt. Eine freundliche Atmosphäre schaffen an diesem Abend nicht nur die Holzschnitte. Das reichhaltige Buffet ist zum Teil von Schülern und Schülerinnen der Bonifatius Schule gestiftet und vom Küchenteam des Mittagstisches ergänzt. Auch die Band Street Doves trägt mit Liedern von Elvis Presley und Fred Neil zu einem festlichen Gelingen der Vernissage bei. Das Trio aus Charles Ollivierre, Juliane Meyer und Andreas Winzen reißt die Gäste mit in die rhythmische Welt des Soul und Gospel. So klingt der Abend bes(ch) wingt aus.
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MEHR ZUM THEMA: Öffnungszeiten: Täglich von 12:00 bis 14:00 Uhr und nach Vereinbarung. Mittagstisch St. Michael, Turmstraße 5, 37073 Göttingen 19
GÖTTINGEN
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er als Alleinstehende für den gesetzlichen Mindestlohn von 8,50 Euro 38,5 Stunden pro Woche arbeitet, hat ein Bruttoeinkommen von 1.420 Euro. Von diesem Betrag gehen die Sozialversicherungsabgaben ab und es fallen die monatlichen Fixkosten wie Miete an. Und zum Schluss wird schon bei viel zu geringem Einkommen Lohnsteuer abgeführt. Auf 75 Euro ist sie z. B. schon bei 1.420 Euro Bruttoeinkommen angewachsen. Sogar Hartz-IV-bedürftig kann man dadurch werden. Der Grundfreibetrag der Einkommensteuer soll das Existenzminimum eigentlich vor Besteuerung schützen. Er enthält derzeit den ArbeitslosengeldII-Regelsatz (399 Euro/Monat) und eine Warmmiete von 307 Euro. Eine realistische Warmmiete müsste aber bei rund 450 Euro liegen, damit sie das Existenzminimum eines Alleinstehenden auch in Großstädten abdeckt. Ein Mehrbedarf für Erwerbstätigkeit, der nach allgemeiner Erfahrung auch im privaten Bereich, für Mahlzeiten außer Haus, Körperpflege, Kleidung, Kontaktpflege und Bedürfnisse des täglichen Lebens entsteht, ist gestrichen worden.
Schon lange wird in unserer Gesellschaft darum gekämpft, dass jedem Menschen ein Minimum, ein Existenzminimum zusteht. Hätten Sie aber gedacht, dass Leute sogar durch die Zahlung ihrer Lohnsteuer unter die Grenze des Existenzminimums gedrückt werden können? Das Aktionsbündnis „Mindestlohn 10 Euro“ rechnet einmal vor, was die Lohnsteuer von 75 Euro bei manchen bedeutet.
* EDGAR SCHU einem eigenen Bruttoeinkommen von 1.200 Euro sind das 300 Euro. Was dem Steuerzahler nicht als Existenzminimum anerkannt wird, indem es besteuert wird, kann er sich nur durch den Hartz-IV-Antrag zurückholen. Das ist sozial zerstörerisch. Für diejenigen, die Hartz IV von ihrer Steuer mit finanzieren, darf nicht ein niedrigeres Existenzminimum gesetzt werden als es in Hartz IV anerkannt wird. Dagegen tritt das Aktionsbündnis „Mindestlohn 10 Euro“ an. Seine klare Forderung ist: Das Existenzminimum darf nicht besteuert werden. Steuern sollen zu deutlich größerem Teil die Reichen zahlen. Nach einer Expertise, die der Landesverband der Partei DIE LINKE Nie-
dersachsen bei Prof. Rainer Roth aus Frankfurt/Main bestellt hat, müsste der Grundfreibetrag der Einkommensteuer für alle Steuerzahler auf 1.048 statt 706 Euro angehoben werden, die im Moment gelten. So würde der derzeitige gesetzliche Mindestlohn als Existenzminimum von Erwerbstätigen auch steuerlich anerkannt. Dadurch hätte jeder Alleinstehende, der mindestens 1.420 Euro brutto verdient, 75 Euro im Monat mehr netto. Die Verwaltungsstelle Südniedersachsen-Harz der IG Metall hat einen Antrag zur Lohnsteuerfreiheit jedes gesetzlichen Mindestlohns an den Gewerkschaftstag der IG Metall auf den Weg gebracht. 91 Delegierte haben ihr einstimmiges Votum für die Antragstellung gegeben.
Aktionsbündnis „Mindestlohn 10 Euro“
Bei Hartz IV wiederum ist dieser Mehrbedarf für Erwerbstätigkeit als Aufstockungsanspruch anerkannt. Ab
Hätten Sie gerne 75 Euro im Monat mehr?
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MEHR ZUM THEMA: www.75euromehr.de
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DER CO M IC
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KAS S E L
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Und was ist dann? Wie viele andere Projekte im sozialen Bereich ist ZAK (Zweckbetrieb Arbeit Kassel) der Drogenhilfe Nordhessen e.V. seit Jahren von Kürzungen betroffen. Was aber bedeutet das für dessen wichtige Arbeit?
Superbass
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HARALD WÖRNER
ZAK versteht sich als Teil der Nachsorge, die greift, nachdem ehemalige UserInnen ihre Therapie beendet haben“, erklärt mir Sozialpädagoge Michael Fischer. „Viele unserer Klienten fragen sich an diesem für sie ausschlaggebenden Punkt: Und was ist dann?“ Hier setzt ZAK an: „Unsere Gesellschaft definiert sich nun einmal über die Arbeit. Sie ist für viele von uns wichtig, gibt unserem Alltag Sinn sowie Struktur und wir beziehen daraus unser Selbstwertgefühl.“ Leider haben sich in den vergangenen Jahren die Bedingungen für Arbeitnehmer generell nicht immer zu deren Vorteil entwickelt. „Manche Menschen sind dem heutigen Arbeitsdruck einfach nicht mehr gewachsen. Die (Arbeits-) Welt ist kompliziert geworden. Früher gab es auch einfache Tätigkeiten und die Familie hat einen im Zweifelsfall aufgefangen. Heute dagegen fällt man relativ schnell durchs soziale Netz“, so Fischer. Bei den Qualifizierungs-Maßnahmen, die ZAK anbietet, ist wichtig, dass sich die Beteiligten, also Ausbilder und Probanden beschnuppern und erst einmal kennenlernen. Mit der Zeit baut sich dann gegenseitiges Vertrau-
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KAS S E L en auf. „Gemeinsam mit den Klienten vereinbaren wir erst einmal ein Probe-Arbeiten, um die persönliche Belastungs-Grenze auszuloten. Wir achten auch darauf, wie die Zusammenarbeit mit den Kollegen klappt. Letztendlich geht es darum, dass der/die Probandin lernt, eigene Grenzen zu erkennen und dies auch kundzutun. Deswegen sind wir auch keinem böse, wenn er abbricht, oder uns sagt, es sei bei uns dann doch nichts für ihn.“ Im ersten Arbeitsmarkt wird vom Arbeitnehmer zudem erwartet, dass er störungsfrei funktioniert: „Wir bei ZAK dagegen sagen: Man wächst an und mit den Aufgaben. Darauf lässt sich aber kein normaler Betrieb ein. Wir stehen also mit unseren Klienten immer im Gespräch und können daher individuell und situativ auf sie reagieren.“ Seit dem Jahre 2010 wurde der sogenannte Eingliederungstitel im SGB 2 um circa 45 Prozent gekürzt. Dies hatte zur Folge, dass die finanziellen Mittel auf integrationsnahe Gruppen (kurze Arbeitslosigkeit und hohe Qualifikation) konzentriert wurden. Gleichzeitig reduzierten sich die Ausgaben für die Förderung langzeitarbeitsloser Menschen. „Aus diesem Grund waren wir gezwungen, die Arbeitsbereiche „Renovierungs- und Bauhilfstätigkeiten“ sowie „Reinigungen und Entrümpelungen“ einzustellen“, so Sozialarbeiter Fischer. „Denn einerseits muss die Qualität stimmen, andererseits haben wir als Träger auch die Verantwortung, für unsere Klienten eine längerfristige Verlässlichkeit sicherzustellen. Das ließ sich für diese Teilbereiche leider nicht mehr länger bewerkstelligen.“
tigte“ angestellt sind, gab es massive Einschnitte. Heute arbeitet bei uns nur noch einer, anstatt wie früher einmal, sieben.“ Als Fazit lässt sich ziehen: „Viele der bei uns Beschäftigten haben bis heute keine neue Anstellung mehr gefunden. (sind also wieder auf staatliche Unterstützung angewiesen, H.W.) Die Mitarbeiter von ZAK können folglich den Klienten natürlich nur begrenzt Ausbildungsplätze zur Verfügung stellen, ihnen also insgesamt eine eher bescheidene Zukunfts-Perspektive bieten.“ Bis in die 80er Jahre herrschte -auch unter den Fachleuten- die Meinung vor, dass Sucht-Erkrankte nur eine Therapie absolvieren müssten, um ihr Leben anschließend wieder, wie ein Großteil der Gesellschaft, zu meistern. In den Neunzigern setzte dann ein Bewusstseins-Wandel ein. Die Experten gelangten zur Erkenntnis, dass eine Würdigung persönlicher und familiärer Umstände, sowie die Miteinbeziehung
dafür, dass die Politik, aber auch die Arbeits-Agenturen anerkennen, dass unsere Klienten-Mitarbeiter in Projekten mit niedrigen Anforderungs-Profilen von uns begleitet werden. Durch individuelle Förderungs-Planung und -dauer können wir im Gespräch mit den Klienten eine entsprechende Begleitung sicherstellen. Diese jedoch kann nur durch ausreichend Fachpersonal realisiert werden.“ Suchtkranke brauchen individuelle Unterstützungs-Angebote, die auf ihre jeweiligen Bedürfnisse hin angepasst sind. Weitere Hilfen wie Betreutes Wohnen oder eine Schuldnerberatung unterstützen den Klienten darin, sich zu festigen. Und schließlich kann, durch entsprechende Vernetzung der Hilfe-Angebote untereinander, in Krisen- Situationen schnell und unkompliziert Unterstützung gewährt werden. Leider klappt auch dies nicht immer. Hierzu Michael Fischer: „Ganz konkret kann ich Ihnen den Fall eines 50-jährigen Mitarbeiters schildern, der durch diese Umstrukturierungen bei uns den Arbeitsplatz verloren hat. Bis heute hat er keine neue Anstellung gefunden. Dies wirkt sich nicht nur negativ auf sein Selbstwertgefühl aus“, so der Pädagoge.
Den Laden am Laufen halten
„Mit ein Grund dafür war auch, dass Mittel der Stadt sowie die Arbeitsförderung Kassel, die die Arbeit von ZAK mit Mitteln unterstützt haben, nun weggefallen sind“, so Fischer. Und das hat gravierende Folgen: „Drei unserer Kollegen haben ihren Arbeitsplatz verloren. Zwei von ihnen konnten wir glücklicherweise in anderen Einrichtungen unterbringen. Auch bei den Klienten-Mitarbeitern, die bei uns als „geringfügig BeschäfTagesSatz
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der Arbeit (Kollegen) genauso wichtig sind, um eine dauerhafte SuchtmittelAbstinenz ehemals Abhängiger zu unterstützen. „Dieser ganzheitliche Ansatz ist sehr erfolgreich, das belegen die Zahlen“, so der Sozialpädagoge. Und: „Mir sind immer die Klienten am liebsten, die mir auf Grund ihrer neu gewonnenen Lebensperspektive signalisieren: „Herr Fischer, ich brauche sie nun nicht mehr, kann mein Leben wieder selber regeln!“ Das schafft man aber nur, wenn man zu den Schützlingen eine vertrauensvolle Beziehung aufbaut und Schritt für Schritt ihr Selbstvertrauen wieder stärkt.“ Suchterkrankte stellen -nach wie voreine soziale Randgruppe dar. In der Regel verfügen sie über wenig Erfahrung im ersten Arbeitsmarkt – erschwerend kommen Probleme in der Bewältigung von Krisen hinzu. In Folge isolieren sich zunehmend von der Umwelt; ihre ohnehin bescheidene Lebensqualität wird eventuell durch chronische Erkrankungen zusätzlich beeinträchtigt. „Daher kämpfen wir
Trotz der Veränderung gesellschaftlicher und politischer Rahmenbedingungen resignieren Fischer und seine Kollegen nicht. „Wir sehen es positiv: Trotz aller Widrigkeiten oder schwierigen Umstände versuchen wir, „den Laden am Laufen zu halten“. Suchtkranke dürfen von der Teilhabe am Arbeitsleben nicht ausgeschlossen werden. Dazu sind aber individuelle und langfristig angelegte Hilfs-Angebote notwendig. Diese befähigen die Klienten auch dazu, ihren eigenen kleinen Beitrag zur Erarbeitung von gesellschaftlichem Gemeinwohl mit einzubringen. Wir von der Drogenhilfe Nordhessen werden uns daher auch weiterhin dafür einsetzen, ihnen diese Perspektive nachhaltig zu ermöglichen.“
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MEHR ZUM THEMA: www.drogenhilfe.com/zak
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Bürgergenossenschaften HÜRDEN - HINDERNISSE - OPTIMISMUS Den „Tag der Erde“ gab es dieses Jahr in Kassel-Oberzwehren auf der Altenbaunaer Straße. Wieder wurden vielfältige Initiativen wie zum Bespiel alternative Unternehmen, erneuerbare Energie-Projekte und nachhaltige Produkte vorgestellt. NORA MEY
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er ein paar Jahre nicht dort war, staunte nicht schlecht: mit seiner Vielzahl von Ständen stellt der „Tag der Erde“ inzwischen locker den Weihnachtsmarkt in den Schatten und hat schon fast den Charakter eines Basars. Aber natürlich gab es auch vielfältige Informationen über umweltfreundliche Aktivitäten und Projekte und auch die Möglichkeit für längere Gespräche. Zum Beispiel über die Entwicklung von Bürger-Energiegenossenschaften. Über Elan und gute Stimmung in der Gründungsphase berichtete der TagesSatz Ende des Jahres 2012. Rund um Kassel sind drei Genossenschaften aktiv: in Niestetal und Kaufungen und die Bürger Energiegenossenschaft Kassel & Söhre. Große Windkrafträder der neuen Generation in der Söhre und am Sandershäuser Berg produzieren Strom für Kassel und Umland, die Genossenschaften sind mit über zwei Millionen Euro beteiligt.
Privat
Trotzdem hat man den Eindruck, dass mit der Novellierung des EEG (Erneuerbare Energien Gesetz) eine Brems-
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wirkung eingetreten und die Stimmung weniger optimistisch ist. Beteiligte bestätigen das nur zum Teil. Zwar sei einerseits der Zuschuss für die Einspeisung von regenerativ erzeugtem Strom ins Netz geringer geworden und hat die Gewinnerwartungen beschnitten. Andererseits sind die Kosten gesunken und die Zinsen insgesamt so niedrig, dass die für Genossenschaften üblichen Renditen von 2-4 Prozent attraktiv sind. Außerdem sei es ja von Anbeginn nicht das einzige, nicht einmal das vorrangige Ziel von Energiegenossenschaften gewesen, besonders viel Rendite zu erzielen. Vielmehr stand und steht auch heute noch im Vordergrund, regenerative Energien zu fördern, die Versorgung zu dezentralisieren, vor Ort beispielweise über Standorte für Windkraft- oder Solaranlagen mit zu entscheiden. Einen hohen Stellenwert nimmt auch die Überzeugung ein, dass der Einsatz von Bürgergenossenschaften für alternativen Energien den Standort Nordhessen nachhaltig fördern kann, sei es
durch innovative Unternehmen und Forschungen, sei es durch stärkere Beteiligung von Firmen und Handwerkern vor Ort. Soweit also ein ziemlich ungebrochener Optimismus bei der heutigen Bürger Energie Kassel & Söhre eG. Obwohl von staatlicher Seite Erschwernisse in Kauf zu nehmen sein werden. Kapitalanlagengesetzbuch (KAGB) und Kleinanlegerschutzgesetz, das EEG und weitere Vorschriften, die eigentlich der Regulierung ausufernder Kapitalmärkte dienen sollten, erwiesen sich als bürokratische Hürden, die die Genossenschaften mit viel Aufwand meistern mussten. Obwohl man sich doch eher vorstellt, dass die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungen (BaFin) ihr besonderes Augenmerk auf die Spekulationsgeschäfte großer Banken lenken sollte. An weiteren für die Genossenschaft interessanten Projekten besteht kein Mangel, weitere Windparks sind im Bau oder geplant, Solarprojekte bei hohem Eigenverbrauch des erzeugten Stroms sind wieder interessant.
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MEHR ZUM THEMA: Infos zur Bürger Energie Kassel & Söhre eG: www.be-kassel.de
TagesSatz
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Katharina Schwarz
K AS S E L
Dunkles Poem Liebe Leserinnen und Leser, nach längerer Pause möchten wir Ihnen gerne wieder einen Text von unserer Kollegin Katharina Schwarz vorstellen.
* KATHARINA SCHWARZ Nachtsagend Am Rande der Nachtstadt laufe ich um mein träumendes Haus auf wasserfallenen Wegen um in meinem Seelengarten nicht die Vögel zu zertreten Langsam fließt das Licht aus Fensterbrunnen und was verborgen war wird optisch ehrlich vom Gesimse raunen Rinnengargoyle verschwinde im Takt der digitalen Uhren suche ich die verlorenen Schläge Auf einem Sofa sitzt Mabuse mit geliehenem Gesicht tippt er auf dem Schriftautomaten und erklärt den Papyrus Wänden Formeln einer Stagnation Konsonant geworden wechsele ich ein paar Gedanken bringe lange Sprachen an metaphorische Randgebiete doch die Töne bleiben schwarz-weiß
TagesSatz
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KU LTU RTI P P S
GÖTTINGEN
musa
Die Empfehlung
Garantiert blockflötenfrei 2. Kindermusikfestival Göttingen 2015 in der musa 12.30 Uhr: Die Feuerwehr grillt, der Kuchen vom Kindergarten, eine Popcornmaschine und Getränke, dazu ein Kinderflohmarkt, Karussell, Kinderschminken, WalkActs, Malen, Instrumentenstand, Dosenwerfen, Luftballonstand, … so gestärkt und inspiriert gibt es für Groß und Klein auch noch auf die Ohren:
* UTE KAHLE
15.00 Uhr: Heiner, der Rockmusiker für Kinder, das ist Kindermusik für gute Laune. Titel wie „Sturmfreie Bude“ und eine „Eisenbahn Polonaise“ sind bekannt und animieren zum Mitsingen und sich bewegen. 16.30 Uhr: RADAU! Live, das Rockkonzert für Kinder und Eltern. Radau ist eine der bekanntesten Bands für Kinder, ihre Musik ist für Eltern ebenso ein Genuss und ihre Texte sind zielsicher, hintersinnig, witzig.
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MEHR ZUR EMPFEHLUNG: 2. Kindermusikfestival Göttingen 2015 Sa 06.06. ab 12.30 Uhr musa, Gelände & Saal, Gö Info: musa, Göttingen Eintritt: frei
Fr 12.06. / 20.30 Uhr Kulturhaus Dock 4 (Studiobühne deck 1), Ks Theater der Uni Kassel: Freie Sicht, Karten 12 Euro, erm. 8 Euro, Kartentelefon: 0561/787-2067, weiter Vorstellungen: 16.,21., und 27.06., (siehe auch Die Empfehlung Kassel!) Sa 13.06. / 17.00 Uhr Komödie, Ks Tussipark: Sex & The City meets Hangover, Karten ab 22 Euro Sa 13.06. / 19.45 Uhr Deutsches Theater, Gö Gas, Die Koralle, Gas I, Gas II, Drei Schauspiele von Georg Kaiser Premiere So 14.06. / 15.00-17.00 Uhr Backstube (Kochstraße 16), Ks Jazz am Auedamm: Helmut-SchäferQuintett, Eintritt frei
bis So 19.07. CARICATURA-Galerie (KUBA), Ks
So 07.06. / 15.00-17.00 Uhr Riverside (Auedamm 15), Ks
Energie-Cartoons: Achtung, Hochspannung! , Di-Fr 14.00-20.00 Uhr; Sa, So und Feiertag 12.00-20.00 Uhr; Eintritt 4/3 Euro
Jazz am Auedamm: Minor Swing, Eintritt frei
So 14.06. / 18.00 Uhr Deutsches Theater, Gö
Mo 08.06. / 20.00 Uhr Literarisches Zentrum, Gö
bis Fr 21.08. CARICATURA-Bar (KUBA), Ks
Emrah Serbes, Klischeefreie Zone, junge türkische Literatur VVK: 8 Euro, erm. 7 Euro
Erster Kuss, Ein Projekt von Martin Thamm mit Jugendlichen aus Göttingen und der Region Uraufführung, Premiere
Kabinett-Ausstellung Dörte Landschulz: Problemzonen, Do-So ab 19.00 Uhr; Eintritt frei Mi 03.06. / ab 20.15 Uhr THOP, Notaufnahme (Zugang über Deutsches Seminar), Gö ENGLISH DRAMA WORKSHOP, Love Stories During the Armageddon of a Citrus Fruit Eintritt 9 Euro, erm. 6 Euro Premiere Sa 06.06. / ab 12.30 Uhr musa, Gelände & Saal, Gö 2. Kindermusikfestival Göttingen 2015 Eintritt frei, siehe die Empfehlung
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Di 09.06. / 20.00-21.30 Uhr Vhs (Wilhelmshöher Allee 19-21), Ks Vortrag von Felicia Molenkamp: Antibiotika in Wildkräutern, Unkostenbeitrag 5 Euro Mi 10.06. / 20.00 Uhr Literarisches Zentrum, Gö
Mo 15.06. / 20.00 Uhr Literarisches Zentrum, Gö Anke Martiny, Wer nicht kämpft, hat schon verloren. Die charismatische Kämpferin blickt auf ihr politisches Leben, als eine der wenigen weiblichen Bundestagsabgeordneten der Ära Brandt/Schmidt und als Berliner Kultursenatorin in der Wendezeit zurück. VVK: 9 Euro, erm. 7 Euro
Navid Kermani, Neil Young, the Killer, in der Reihe Liederabend VVK: 9 Euro, erm. 7 Euro
Di 16.06./ 18.15-19.45 Uhr Uni (Hörsaal II/Diagonale 3), Ks
Do 11.06. / 20.00 Uhr Junges Theater, Gö
Vortrag von Prof. Dr. Kirsten Aner (Uni Kassel – Lebenslagen und Alter): Eine Stadt für alle - Generationen in Kassel, Eintritt frei
Der Sandmann (UA), Eine SchauerPerformance nach E.T.A. Hoffmann, ab 18 Jahren Premiere
TagesSatz
* 06/15
KULTURT IPPS Mi 17.06. / 20.30 Uhr Kulturhaus Dock 4 (Studiobühne Deck 1), Ks
Fr 19.06./ 19.30 Uhr Atelier in der Korkfabrik (Elfbuchenstraße 24 - Hinterhof), Ks Vortrag und Diskussion von Dr. Ellen Markgraf: documenta XI-XIII So 21.06./ 15.00-17.00 Uhr Kochs (Weserstraße 8), Ks Jazz am Auedamm: Three Sides Of A Coin, Eintritt frei Mi 24.06. / 19.00 Uhr Literarisches Zentrum, Gö Reinhard Kleist, Graphic Novel. Samia Yusuf Omar aus Somalia ist bei den Olympischen Spielen Publikumsliebling, in der Heimat bedroht von Extremisten, wagt sie die aufreibende Flucht nach Europa und ertrinkt im Alter von 21 Jahren vor der Küste Maltas. VVK: 8 Euro, erm. 4 Euro Mi 24.06. / 20.00 Uhr Theaterstübchen am Nil, Ks French Quarter Jam: Traditional- und Swing-Session unter Leitung von Heiko Eulen und Werner Kiefer, Eintritt 5 Euro Sa 27.06. / 19.30 Uhr TIC, Ks Splash – Das Bademeister-Musical, Karten 19 Euro
* HARALD WÖRNER
KASSEL
Julia Kopylova
Theater der Uni Kassel: Angriff auf Anne, weitere Vorstellungen: 20., 26. und 28.06. jeweils 20.30 Uhr, Karten 12 Euro, erm. 8 Euro, Kartentelefon: 0561/787-2067
Die Empfehlung
Verlust der inneren Sicherheit Studententheater der Uni Kassel im Dock 4 Erwachsene tauschen sich über die beunruhigenden Verhaltensänderungen ihrer Kinder aus. Aber der „Betroffenheits-Talk“ der Eltern bleibt seltsam leer. Sie bilden einen Organismus aus herbeigeredeten Aufgeregtheiten, die „German Angst“, mehr komisch als tragisch. Die Protagonisten schaukeln mit dem Ping-Pong ihrer AhnunSa 27.06. / 19.45 Uhr Deutsches Theater, Gö Fremdes Haus, von Dea Loher Premiere So 28.06. / 15.00-17.00 Uhr Riverside (Auedamm 15), Ks Jazz am Auedamm: Brian Scotty-Wilson-Band, Eintritt frei
gen, Befürchtungen und Verdächtigungen die Situation immer mehr hoch. Als dann in einem Kaufhaus noch ein herrenloses Paket gefunden wird, naht der Ernstfall. Die Verantwortung wird an die Staatsmacht abgegeben: Einsatzkommandos, marsch! Ein Schuss löst sich… Das schicksalshafte Räsonieren, das vom Verlust eines individuellen und kollektiven Urvertrauens zeugt, erinnert an den Purismus antiker Tragödien.
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MEHR ZUR EMPFEHLUNG: Studententheater der Uni Kassel: Freie Sicht Fr 12.06. / 20.30 Uhr Kulturhaus Dock 4 Eintritt: 12 Euro, erm. 8 Euro Kartentelefon: 0561/787-2067 www.dock4.de
Dr. Wolfgang Wangerin, Christiane Eiben, Rainer Schacht & Markus Gahlen. VVK: 21 Euro So 28.06. / 20.00 Uhr Junges Theater, Gö Poetry Slam Mo 29.06. / 20.00 Uhr Junges Theater, Gö
So 28.06. / 20.00 Uhr GDA-Wohnstift (Charlottenburger Straße 19), Gö
Göttinger Rudelsingen, Gemeinschafts-Karaoke
Oben Air, Das Dachterrassenfestival – Kultur3; 3 Dachterrassen = 3 Künstler Tanz, Lesung und Musik: Aire Flamenco, eine Live-Musik-Performance,
Di 30.06. / 19.00 Uhr Staatstheater (Opernhaus), Ks Kostprobe: Eugen Onegin, Karten 7,50 Euro ANZEIGE
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TagesSatz
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Jörg „Yogi“ Müller
A M S TA D T R AND
Straßengeflüster Der Art Directors Club (ADC) in Hamburg hat sich des Straßenmagazins Hinz & Kunzt angenommen. Mit viel Kreativität haben sie das Heft neu gestaltet und in der Mai-Ausgabe auch noch gleich ein paar Tipps für den täglichem Umgang und mögliche Unterstützungen für Obdachlose erarbeitet. Es werden dem Leser Vorschläge vorgestellt, wie eine Unterstützung des täglichen Lebens aussehen kann: So beispielsweise durch das mobile Badezimmer, eine Duschkabine gespeist durch Wasser aus öffentlichen Hydranten oder dem Einsatz von Obdachlosen als Modelle für Friseurlehrlinge. Ein Vorschlag ist in Betrieben und Unternehmen Sammelbehälter aufzustellen, in denen Pfandflaschen abgegeben werden, die dann von Obdachlosen abgeholt und eingelöst werden. Praktische Ideen, die jetzt nur noch auf eine Umsetzung warten. Und die muss aus der Gesellschaft kommen, so der Wunsch des ADC.
* STEFAN MARX
* CAROLIN SCHÄUFELE Der ADC begründete sein Engagement für die Obdachlosen mit einer Gemeinsamkeit: „Beide müssen kreativ sein, um über die Runden zu kommen – die einen auf der Straße, die anderen im Konkurrenzkampf der Kreativen“, heißt es in der in Magenta eingefärbten Mai-Ausgabe, der ersten mit neuem Look. Als Anreiz für die Leser haben die Werber die letzte Seite des Hefts leer gelassen, für deren Ideen. Den besten Einfall will der ADC-Vorstand auszeichnen. Hinz & Kunzt wird in Hamburg von Obdachlosen für 1,90 Euro verkauft. Ein Euro geht direkt an den Verkäufer.
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MEHR ZUM THEMA: www.hinzundkunzt.de
Gedanken eines TagesSatz-Verkäufers
Bilder, nix als Bilder Auf meinen täglichen Wegen sprach mich ein Mitarbeiter der AWO an, ob ich nicht Lust hätte, meine Werke in dem neuen Kunsthandwerkerladen in der Brotgalerie auszustellen. Nach kurzen Zögern sagte ich zu, schließlich male ich schon lange, hatte schon selbst vor ein paar Jahren bei Zubrot in Grone gearbeitet und bin dem Laden seitdem verbunden, denn sie sind sehr nett
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zu mir gewesen und haben mich auch beim Malen gut gefördert. Nun stelle ich mit einigen anderen Handwerkern dort in der Verkaufsausstellung aus. Ihr könnt meine Werke auch immer im Schaufenster vom Optikgeschäft Unger, am neuen Rathaus betrachten. Kommt vorbei! Arriba, Arriba!
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TagesSatz
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Stefan Lehnert (photocase.com)
DI E KO CH N IS C HE
* HANS PETER PUNG & TEAM
Kochen mit dem TagesSatz LECKERE GERICHTE FÜR SIE ENTDECKT
D
er Sommer steht (hoffentlich) vor der Tür. Mit ansteigenden Temperaturen zieht ein Hauch von Frische und Leichtigkeit in unsere Küche ein. Unsere heutige Rezeptauswahl passt gut in die Sommerzeit. Wir wünschen wie immer viel Spaß bei der Zubereitung.
Sommersalat (4 Portionen / ca. 2,50 Euro pro Portion)
½ Ananas (frisch), 750g Blattsalate (nach Wahl), 2 große Möhren, 300g Naturjoghurt, 4 Hähnchenbrustfilets, 6 EL Ananas- (oder Orangensaft), 3 EL Öl, Currypulver, Salz Pfeffer Ananas schälen, in mundgerechte Stücke schneiden. Salat waschen, trocken schleudern, verlesen, in mundgerechte Stücke zupfen. Möhren putzen, grob raspeln. Aus Joghurt, Saft, Öl ein Dressing anrühren. Mit Curry, Salz und Pfeffer würzen. Öl in einer Pfanne erhitzen, Filets darin von beiden Seiten braten. Kurz vor Ende der Garzeit Ananasstücke zugeben und Farbe annehmen lassen. Mit Salz und Pfeffer würzen. Hähnchenbrustfilets aus der Pfanne nehmen und in Scheiben schneiden. Die Blattsalate auf 4 Teller geben, Möhren darüber verteilen. Filets darüber geben, Ananasstücke darauf anrichten. Dressing darüber verteilen.
Zucchini-Tomaten-Pfanne
Hackpfanne sächsische Art
(4 Portionen / ca. 2,00 Euro pro Portion)
(4 Portionen / ca. 2 Euro pro Portion)
500g Zucchini, 500g Tomaten, 200g Käse gerieben, 2 Schalotten, 2 Knoblauchzehen, Öl, Salz, Pfeffer, Kräuter der Provence
500g Hackfleisch (gemischt), 1 Zwiebel, Öl, 2 Salatgurken, 6 Tomaten, frische Kräuter nach Wahl (z.B. Dill, Petersilie, Borretsch) gehackt, 200g Reis, Salz, Pfeffer
Zucchini waschen, in Stücke schneiden. Bei den Tomaten den Stielansatz entfernen und ebenfalls stückeln. Schalotten schälen, in feine Ringe schneiden. Knoblauch schälen, sehr fein würfeln. Öl in einer Pfanne erhitzen, Schalotten darin glasig anschwitzen. Knoblauch zugeben, glasig dünsten. Zucchini zugeben, anschwitzen. Wenn die Zucchini beginnen, gar zu zu werden, Tomaten zugeben und mit garen. Wenn die Tomaten beginnen weich zu werden, Käse unterheben. Kurz erwärmen und mit Salz und Pfeffer würzen. Kurz vor dem Servieren die Kräuter unterheben. Tipp: Dazu reichen Sie Reis.
Zwiebel schälen, würfeln. Gurken schälen, würfeln. Bei den Tomaten Stielansatz entfernen, würfeln. Den Reis wie gewohnt garen. Öl in einer Pfanne erhitzen, Zwiebeln zugeben, glasig anbraten. Hack zugeben und krümelig braten. Gurken zugeben und glasig andünsten. Tomaten zugeben, glasig anschwitzen. Mit Salz und Pfeffer würzen. Kurz vor dem Servieren die gehackten Kräuter unterheben. Zusammen mit dem Reis servieren. Tipp: Für die vegetarische Variante kann das Hackfleisch durch geräucherten Tofu ersetzt werden.
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Tipp: Wer keine frische Ananas bekommt, kann auch Dosenfrüchte verwenden. Vegetarier lassen das Fleisch einfach weg. Dazu passt frisches Fladenbrot.
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H IN T E R D E N K U L ISSE N
Einmal im Leben Nathan der Weise im Jungen Theater in Göttingen
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* REZENSIERT VON UTE KAHLE
Dorothea Heise
n der Besetzung Ali Berber, Linda Elsner, Agnes Giese, Jan Reinartz, Eva Schröer, Karsten Zinser und Götz Lautenbach zeigt das Junge Theater eine sehr überzeugende Umsetzung des allseits bekannten Stoffes mit erschreckenden modernen Parallelen.
Dorothea Heise
Jerusalem 1191, zur Zeit des 3. Kreuzzuges. Es herrscht der Sultan Saladin, vor der Stadt liegen die Tempelritter, die Jerusalem zurückerobern wollen. Als der vom Sultan begnadigte Tempelritter Recha die Tochter eines reichen jüdischen Kaufmanns vor den Flammen aus ihrem Haus rettet, ahnt er noch nicht welche Folgen es für ihn und seine Zukunft haben wird. Er, der nur als Mensch gehandelt hat, wird nun in die politischen und amourösen Wirren der Zeit verwickelt. Konfrontiert als Christ mit der Liebe einer Jüdin, ausgesetzt den Wirren seiner Zeit. Ali Berber überzeugt in dieser Rolle und der Zuschauer sieht sich gleichermaßen in seiner Zeit gefangen. Nachdem Rechas Vater Nathan nicht nur dem Sultan aus einer misslichen finanziellen Lage geholfen hat und so dem Klischee des Geldverleihers gerecht wurde, soll er ihm auch aus dem Zwiespalt seiner Moral helfen. Nun überzeugt Jan Reinartz in der Rolle des Nathans mit der Ringparabel nicht nur den Sultan, sondern auch sicher jeden Zuschauer. Reinhartz weiß, dass die Ringparabel die Paraderolle eines „älteren“ Schauspiellebens ist und er hat heute sicher eine der besten Rollen seines Lebens gespielt. Inszeniert von Tobias Sosinka, mit Musik von Fred Kerkmann, ausgestattet von Axel Theune und mit der Dramturgie von Christiane Hofer ist ein „Nathan“ entstanden, der sicher seinesgleichen sucht. Lessing schrieb „Nathan“ 1778 vor dem Hintergrund eines religiösen Disputs. Ihm wurde das Recht zu Publizieren entzogen und er beschloss, auf seine alte Kanzel zurückzukehren – das Theater. Tobias Sosinka empfängt seinen „Nathan“ im jetzt und hier. Er zeigt in seiner Inszenierung neue Facetten und transformiert erfolgreich den Stoff, über dem sicher mancher Zuschauer als Schüler schon gebrütet hat, ins 21.Jahrhundert. So verzichtet das Junge Theater auf ein aufwändiges Bühnenwild und zeigt durch die Leichtigkeit, mit der die das Bühnenbild ersetzenden Kisten mit Requisiten von den Schauspielern selbst verschoben werden, wie sich Werte und Meinungen wandeln und wie Kompromisse und neue Werte entstehen. Zu Recht bedachte das Publikum die Schauspieler mit langanhaltendem Applaus und war nahezu einhellig der Meinung, dass sie einen besonders gelungenen Theaterabend genossen hatten. Und so kann ich es nur empfehlen sich diese Inszenierung nicht entgehen zu lassen, denn wie es der Intendant Nico Dietrich nach der Vorstellung so treffend formulierte: „Es war großartig. Sie haben mich alle überzeugt, das ganze Team. Danke.“
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WEITERE VORSTELLUNGEN: 6., 9., 20. & 30. Juni, 8. & 11. Juli um 20.00 Uhr TagesSatz
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ZWI SCHEN DEN ZE IL E N
Außen vor oder mitten drin? Teilhaben und selbstbestimmt leben heißt, das eigene Leben kontrollieren und gestalten zu können und dabei die Wahl zwischen annehmbaren Alternativen zu haben, ohne in die Abhängigkeit von Anderen zu geraten – so formuliert es die UN-Konvention über die Rechte von Menschen mit Behinderung. Drei Neuerscheinungen liefern wertvolle Beiträge zur aktuellen Inklusionsdebatte.
* DANIELE PALU Erfolgreich
Kämpferisch
Gemeinsam
Als Sebastian 1978 in der damaligen DDR mit dem Down-Syndrom geboren wird, weiß dort kaum jemand etwas über seine Behinderung. Behinderte sind in der Öffentlichkeit nicht sichtbar; Kindern mit Down-Syndrom wird keinerlei Entwicklung zugetraut. Obwohl ihnen geraten wird, ihren Sohn in ein Heim zu geben, suchen die Eltern zielstrebig einen Weg, Sebastian zu fördern. Urbanskis sind damals vermutlich die ersten Eltern in Ostdeutschland, die nicht nur ihr eigenes Kind in seiner motorischen und geistigen Entwicklung gezielt fördern, sondern auch andere betroffene Eltern unterstützen. Heute lebt Sebastian Urbanski in einer betreuten WG weitgehend selbstständig und arbeitet als Schauspieler auf Bühnen und für TV-Produktionen, aber auch als Synchronsprecher. Neben vielen Anekdoten aus dem Alltag eines Synchronsprechers mit Behinderung gibt er auch intime Einblicke in Partnerbeziehungen und in sein Verständnis von Romantik. Ein warmherziger, wahrhaft berührender Bericht!
Ist ein Gymnasium der richtige Ort für ein Kind mit Behinderung – oder hat Inklusion trotz aller guten Absichten auch ihre Grenzen? Diese bundesweite Diskussion entbrannte im vergangenen Jahr, als der elfjährige Henri nach dem Wunsch seiner Eltern von der Grundschule aufs Gymnasium wechseln sollte. Dort wurde er abgelehnt, wie auch von der örtlichen Realschule. Die Eltern, Lehrer und Schüler der Schulkonferenz hatten gegen Henris Aufnahme gestimmt. Dabei wäre Henris Schulalltag am Gymnasium praktisch wenig problematisch gewesen, da sein Sonderpädagoge mit ihm auf die neue Schule gewechselt wäre. Henris Mutter, die auch Autorin dieses Buches ist, stellt die Frage, wie wir in Zukunft miteinander umgehen wollen. Und ob wir Menschen mit Behinderung als Bestandteil unserer Gesellschaft akzeptieren werden. Ein spannender Bericht über einen erbitterten Kampf David gegen Goliath, der das ganze Land seit einem Jahr bewegt. Mit einem heimlichen Helden: einem elfjährigen Jungen mit Down-Syndrom.
Laut UN-Behindertenrechtskonvention soll allen Menschen die Teilhabe an gesellschaftlichen Prozessen garantiert sein. Doch wie kann Inklusion in der Praxis gelingen? Darüber wird in Deutschland derzeit heftig debattiert. Inklusion, so die Journalistin und Autorin Minka Wolters, gelingt in den Bereichen am besten, wo es noch keinen Leistungsdruck gibt, in Kitas beispielsweise. Doch wie können Schulen den unterschiedlichen Bedürfnissen der Kinder mit sehr verschiedenen Handicaps Rechnung tragen? Lehrern und Erziehern fehlt es noch allzu oft an Erfahrung. Zudem vermissen sie professionelle Begleitung und klare Vorgaben. Auch Unternehmer klagen oft über fehlende Unterstützung von den zuständigen Ämtern. Und so kaufen sich 38.000 der 135.000 Betriebe in Deutschland, die Behinderte ausbilden könnten, lieber frei. Minka Wolters porträtiert Betroffene, konsultiert Experten und dokumentiert, mit welchen Belastungen und bürokratischem Aufwand, aber auch mit wie viel Engagement Inklusion bereits gelebt wird.
Kirsten Ehrhardt: Henri. Ein kleiner Junge verändert die Welt. Heyne, 8,99 Euro. Taschenbuch, 272 Seiten
Minka Wolters: Besonders normal. Wie Inklusion gelebt werden kann. Ch. Links, 16,90 Euro. Broschiert, 224 Seiten
Sebastian Urbanski: Am liebsten bin ich Hamlet. Mit dem DownSyndrom mitten im Leben. Fischer, 12,99 Euro Broschiert 272 Seiten TagesSatz
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WA S E S S O N ST NOC H G IB T
Den besonderen Reiz dieses „Logbuches“ macht aus, dass es ihm gelingt, seine Beobachtungen sehr bildhaft zu veranschaulichen. Im meist lakonisch-sachlichen Ton schildert er seine Wahrnehmung: „Nicht Kleider (oder Schminke) machen Leute, wie es heißt und wie die Werbung suggeriert, sondern die innere Haltung, mit der man Sachen am Körper oder Farben im Gesicht trägt, entscheidet über die Wirkung nach außen. Es gibt auch geschminkte und mit Prada behangene graue Mäuse.“ (1) Lahtela kommt zum Schluss, dass „…sein Selbst im Spiegel anzuschauen, den geheimsten Wünschen und Träumen und Ängsten nachzugehen, statt nur im Gesicht herumzumalen oder die Figur in Schuss zu bringen, die potentielle Attraktivität viel mehr steigern dürfte, als alles andere.“ (2) Solche Überlegungen und die - natürlich subjektiven - Assoziationen des Autors sind geeignet, die Fahrgäste in der Phantasie des Lesers „auferstehen“ zu lassen. Liest man das Buch oberflächlich, so könnte man zunächst meinen, es habe keinerlei innere Geschlossenheit und sei auch in sich selbst nicht schlüssig. Gerade dieser „Anschein“ macht aber den Reiz der Lektüre aus. Lahtela nimmt den Leser mit auf seine Fahrten. Bis auf wenige Ausnahmen (wenn etwa Fahrgäste pöbeln oder auch aggressiv werden und er sie höflich, aber bestimmt nach draußen befördert) gibt er den Personen Raum 32
Fahrtziel: Das wahre Selbst! Der Finne Silvo Lahtela lebt als Taxifahrer und Autor in Berlin. „Nachtfahrten – Logbuch eines Dichters“ schildert die Begegnungen mit seinen Fahrgästen.
* HARALD WÖRNER und Zeit, zu wachsen. Denn: „So schnell können sich manche ersten Eindrücke ändern, wenn man die Augen sehen lässt, was sie sehen, und nicht nur, was sie zu sehen gewohnt sind oder sehen sollen.“ (3)
Schwarzkopf & Schwarzkopf Verlag
I
m Werk nimmt der Autor die Leser mit auf seine Taxifahrten durch das Nachtleben von Berlin. In Anlehnung an die 21 Trumpfkarten des „Tarot“-Spiels hat er sein Buch auch in ebenso viele Kapitel aufgeteilt. In den Abschnitten „Die Coolen“, „Die Sensiblen“, „Die Frauen“ und anderen mehr fasst er seine Beobachtungen zusammen. Er selbst ist der „Narr“, der jeweils nur für einen Wimpernschlag (die kürzere oder längere Fahrt in Berlins Mitte bis hin zu den Außenbezirken) seine Fahrgäste in der mehr oder minder gegenseitigen Kommunikation erlebt.
Auch der Umgang mit den zu befördernden Personen will geübt sein. „Ein bisschen sind ja Fahrgäste wie wilde Tiere im Wald. Sucht man Kontakt, kann man sie entweder mit allen Mitteln aufzustöbern versuchen, mit Infrarotkameras und Spurenverfolgen ohne Ende; oder man wartet, dass sie Vertrauen fassen und irgendwann von selbst zu einem kommen.“ (4) Das führt im besten Fall zu anrührenden Szenen. So stieg einen Tag nach dem Anschlag auf das World Trade Center eine junge Frau bei Lahtela ein. Völlig unvermittelt begann sie, heftig zu weinen. Ihre Eltern waren bei der Tragödie gestorben und sie hatte das gerade erfahren. Der stellte daraufhin das Radio leise, setzte sich zu ihr auf die Rückbank; er nahm ihren Kopf in seinen Arm und sie ließ dem Schmerz freien Lauf.
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MEHR ZUM THEMA: Zitate: 1) a.a.O., S.35; 2) a.a.O., S.43; 3) a.a.O., S.44; 4) a.a.O., S.57; 5) a.a.O., S.253 Silvo Lahtela: Nachtfahrten – Logbuch eines Dichters Schwarzkopf & Schwarzkopf Berlin 2015 9,99 Euro ISBN: 978-3-86265-447-5
Nach etwa fünf Minuten hatte sie sich gefangen. Zum Abschied schenkte sie ihm ein Blechdöschen mit einem Engel auf dem Deckel: „Du hast mir was gegeben. Ich möchte Dir auch was geben!“ (5) TagesSatz
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DAS LE T Z T E
DER TiCKER NACHRICHTEN AUF DEN LETZTEN DRÜCKER Impressum In stillem Gedenken Oskar Schomerus ist gestorben. Er war Vereinsmitglied und Verkäufer der 1. Stunde bei TagesSatz Göttingen und trug mit Selbstbewusstsein 20 Jahre lang die Verkäufernummer 2. Viele unserer Kunden haben ihn über Jahre hinweg begleitet, was ihm sehr wichtig war. Oskar Schomerus wurde am 24. Mai 1949 in Hann Münden geboren und starb im April 2015 in Göttingen.
Die Verkäufer, die Redaktion und der Vorstand des Tagessatz Göttingen und Kassel
In sechs Jahren schuldenfrei KASSEL/GÖTTINGEN – Mehr als jeder Zehnte in Nordhessen ist überschuldet: nach Zahlen der Wirtschaftsauskunftei Creditreform hatten letztes Jahr 91.300 Menschen mehr Ausgaben als Einkommen. Etwa jeder zweite von ihnen steckt so tief in den roten Zahlen, dass er aus eigener Kraft nur schwer wieder herauskommt. Die Schuldnerquote, also der Anteil der Überschuldeten an den über 18-Jährigen, stieg in Nordhessen gegenüber 2013 leicht von 10,79 auf 10,89 Prozent. Im Bundesschnitt legte diese 2014 von 9,81 auf 9,90 Prozent zu. Verbraucherschützer sprechen dann von Überschuldung, wenn nach Abzug der wichtigsten Lebenshaltungskosten nicht mehr genug Einkommen bleibt, um Zahlungsverpflichtungen pünktlich zu erfüllen. Hauptgründe hierfür sind Arbeitsplatzverlust, die Schuldenlast auf Grund einer Scheidung oder dem Tod des Partners. Oft rei-
Nächstes Mal JULI-AUSGABE 2015
Kurz vor den Sommerferien dreht sich alles um den Tourismus.
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che auch eine hohe Rechnung eines Energieversorgers, um in finanzielle Not zu geraten, so eine Schuldnerberaterin der Caritas. Kostenlose Beratung bieten hier die Sozialämter der Kommunen sowie Schuldnerberatungen. Weitere Ansprechpartner sind das Diakonische Werk, der Caritasverband, das Rote Kreuz oder die AWO. Bei den Schuldnerberatungen der öffentlichen Träger bekomme man allerdings recht schnell einen Termin, so eine Mitarbeiterin: bei der Caritas dauere das maximal zwei Wochen. Der Schuldner muss hierzu bei einem Insolvenzgericht in seiner Heimatregion Privatinsolvenz beantragen. Voraussetzung hierfür ist, dass er zuvor versucht hat, sich mit den Gläubigern außergerichtlich zu einigen. Ziel des Verfahrens ist, die Forderungen der Gläubiger zu befriedigen und dem Schuldner im Rahmen seiner Finanzressourcen zu ermöglichen, seine Schulden abzubauen. Es werden Einkommen, Geld- und Sachwerte erhoben. Darauf stellt der Schuldner einen Antrag auf RestschuldBefreiung und hat nun sechs Jahre Zeit, seinen Teil der Verbindlichkeiten in Raten abzutragen. Dabei bezahlt er so viel, wie er kann. Hat der Schuldner alle anteiligen Zahlungen erfüllt, kann das Gericht eine RestschuldBefreiung erteilen. Voraussetzung dafür ist, dass er sich in den sechs Jahren der „Wohlverhalten-Phase“ nichts Neues hat zuschulden kommen lassen. (hw)
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TagesSatz, das Straßenmagazin Herausgeber: TagesSatz e.V. 1. Vorsitzender: Hans Peter Pung Adresse der Redaktion Kassel: Westring 69, 34127 Kassel Telefon: 0561 / 861 58 43 Fax: 0561 / 861 58 61 E-Mail: tagessatz.kassel@yahoo.de Mo & Di: 12-14 Uhr, Do: 14-16 Uhr Mi & Fr: geschlossen Adresse der Redaktion Göttingen: Obere Karspüle 18, 37073 Göttingen Telefon: 0551 / 531 14 62 E-Mail: goettingen@tagessatz.de Mo, Di, Do: 9-11 Uhr / Do: 16-18 Uhr Mi & Fr geschlossen Homepage: www.tagessatz.de Bankverbindung: Kasseler Sparkasse IBAN: DE41 5205 0353 0001 1833 79 BIC: HELADEF1KAS Sparkasse Göttingen IBAN: DE59 2605 0001 0050 5815 11 BIC: NOLADE21GOE Redaktionsleitung: Carolin Schäufele (cs) (GÖ), Harald Wörner (hw) (KS) Pressearbeit: Carolin Schäufele Vertriebsleitung: Kassel: Udo Drescher, Mike Schäfer, Tel.: 0561 / 861 58 18 Göttingen: Ute Kahle, Andreas Pramann, Tel./Fax: 0551 / 531 14 62 Anzeigenleitung: Tel./Fax: 0551 / 531 14 62 E-Mail: anzeigen@tagessatz.de Redaktion Kassel: Nora Mey, HansPeter Pung, Katharina Schwarz, Harald Wörner (hw) Redaktion Göttingen: Moritz Emmelmann, Sabrina Erdmann, Elisabeth Hohensee, Ute Kahle, Stefan Marx, Daniele Palu, Edgar Schu Illustration: Pilar Garcia Fotografie: Anja Banzhaf, Rudolpho Duba, Sabrina Erdmann, Dorothea Heise, Elisabeth Hohensee, Magnus Manske, misterQM, Jörg „Yogi“ Müller, Jörg Sanders, Katharina Schwarz, Superbass Umschlag: luxuz.:: | photocase.de Layout: Dirk Mederer [PLAZEBO] mediapool. Göttingen Lotzestraaße 22c 37083 Göttingen mederer@mediapool-goettingen.de mediapool-goettingen.de Lotzestr. 22c, 37083 Göttingen Druck: COLOR-Druck GmbH ViSdP: Harald Wörner Der TagesSatz erscheint zwölfmal im Jahr im Straßenverkauf in Kassel und Göttingen. Auflage dieser Ausgabe: 5.000 Namentlich gekennzeichnete Beiträge geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion wieder. Die Redaktion behält sich vor, Leserbriefe in gekürzter Version zu veröffentlichen. Nachdruck, auch auszugsweise, nur mit Genehmigung der Redaktion.
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WOHIN, WENN ALLGEMEINE HILFEN Göttingen Caritasverband Göttingen Allgemeine Lebens- und Sozialberatungsstelle Godehardstr. 18, 37081 Göttingen 0551/999590 Opferhilfebüro Göttingen Maschmühlenweg 11(Landger.) 37073 Göttingen 0551/5213883 Weißer Ring e.V. Hilfen für Opfer von Straftaten 0551/6338876 Sozialdienst für Migranten, RABaZ-Beratungs- & Vermittlungsstelle für ausländische Jugendliche Karspüle 16 , 37073 Göttingen 0551/57739 BONUS Freiwilligenzentrum Godehardstr. 18, 37081 Göttingen 0551/9995917 Neue Arbeit – Brockensammlung Levinstr.1, 37079 Göttingen 0551/5067320 Pro Familia Rote Str.19, 37073 Göttingen 0551/58627 Selbsthilfe Körperbehinderte Neustadt 7, 37073 Göttingen 0551/54733-0 Selbsthilfegruppe für Mobbinggeschädigte – Rainer Beutler 05602/1860 BürgerInnenberatung Stadt Göttingen Hiroshimaplatz 2, 37083 Göttingen Zukunfts-Werkstatt Hilfe für Migranten & Jedermann Haus der Kulturen – Hagenweg 2e 37081 Göttingen Bahnhofsmission Bahnhof, Gleis 4-5, 37073 Göttingen 0551/56190 Diakonieverband Göttingen Allgemeine Lebens- und Sozialberatungsstelle Schillerstraße 21 37083 Göttingen 0551/517810 Kassel Kasseler Hilfe Opfer- und Zeugenhilfe e.V. Wilhelmshöher Allee 101 34121 Kassel 0561/282070 Weißer Ring e.V. Hilfen für Opfer von Straftaten 0561/6029458
LEB Ländliche Erwachsenbildung Groner Landstr. 27 37081 Göttingen 0551/8207917 Mo, Di und Fr 14.30-18 Uhr BBA e.V. TU WAS Lange Geismarstr. 3, 37083 Göttingen 0551/485200 Mo, Mi, Do 9.30-12 sowie Di 10-12 u. 14-16 Uhr Kassel Beratungsstelle für Arbeitslose des DGB Kreis Kassel Spohrstraße 6-8, 34117 Kassel 0561/7209536 ESSENSAUSGABEN Göttingen Die Göttinger Tafel Mauerstr. 16-17, 37073 Göttingen Tel. 0551–51030 Mittagstisch St. Michael Turmstr. 5, 37073 Göttingen 0551/5479540 Straßensozialarbeit Rosdorfer Weg 17, 37073 Göttingen 0551/517980 Kassel Kasseler Tafel Holländische Straße 141 34127 Kassel 0561/23003
Arbeit und Leben (A&L) Lange Geismarstr. 72-73 37073 Göttingen 0551/495070 oder 4950741 Di und Do von 9.30-13.30 Uhr
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Ev.-ref. Gemeinde – Kleiderkammer Untere Karspüle 11, 37073 Göttingen Kleiderladen 0551/5473717 Ausgabe: Do 9-12 Uhr
Frauengesundheitszentrum Göttingen e.V. Groner Straße 32/33 37073 Göttingen 0551/484530 Gesundheitszentrum Albanikirchhof 4-5 37073 Göttingen 0551/486766 Kassel Fahrende Ärzte Dr. Giesler/Dr. Moog Mo 14-15.30 Uhr auf dem Martinsplatz Do 20-24 Uhr in der Gießbergstraße Kabera e.V. Beratung bei Essstörungen Kurt - Schumacher Straße 2 34117 Kassel 0561/780505 Gesundheitsamt Region Kassel Wilhelmshöher Allee 19-21 34117 Kassel 0561/10031920 HAFTENTLASSENE Göttingen
Kassel
FRAUEN IN NOT
HILFE & SELBSTHILFE BEI AIDS
Göttingen
Göttingen
KORE e.V. (Beratung für Frauen) Papendieck 24/26, 37073 Göttingen 0551/57453 Mo, Do 9-13 Uhr
Göttinger AIDS-Hilfe Obere Karspüle 14, 37073 Göttingen 0551/43735 werktags: 10-13 Uhr Beratung: 0551/19411
Frauen-Notruf e.V. Postfach 18 25, 37008 Göttingen 0551/44684
AIDS-Beratungsstelle Theaterplatz 4, 37073 Göttingen 0551/4004831
Frauenhaus e.V. Göttingen Postfach 1911, 37009 Göttingen 0551/5211800
Kassel
Therapeutische Frauenberatung e.V. Groner Straße 32/33 37073 Göttingen 0551/45615 Kassel
FRANKA e.V. Verein zum Schutz von Frauen, die Opfer von Menschenhandel geworden sind Frankfurter Straße 78a 34121 Kassel 0561/70165824
Mensch & Arbeit - Beratungsstelle für Arbeitnehmer und Arbeitslose Kurze Str. 13a, 37073 Göttingen 0551/43373
Göttingen
Gesundheitsamt Sozialpsychiatrischer Dienst Am Reinsgraben 1, 37085 Göttingen 0551/4004862
Gesegnete Mahlzeit Diakonisches Werk Kassel Hermannstraße 6, 34117 Kassel weitere Stellen: Neue Brüderkirche, Johanneskirche, Auferstehungskirche
Zentrum für Sucht- & Sozialtherapie Diakonisches Werk Kassel Frankfurter Str. 78a, 34121 Kassel 0561/93895-0
Arbeiterwohlfahrt Hospitalstr. 10, 37073 Göttingen 0551/50091-0
Göttingen
Anlaufstelle – Kontakt in Krisen e.V. Rosmarinweg 24, 37081 Göttingen 0551/632977
Übergangseinrichtung für wohnungslose Frauen Am Donarbrunnen 32 34132 Kassel 0561/43113
Göttingen
KLEIDERKAMMERN
Suppentopf der Heilsarmee jeden Donnerstag von 14-15 Uhr Martinsplatz
pro familia Beratungsstelle Breitscheidstraße 7 34119 Kassel Tel. 0561 7661925-0 Fax. 0561 7661925-99
ARBEITSLOSENHILFE
GESUNDHEIT
Beratungsstelle für Haftentlassene Kölnische Straße 35, 34117 Kassel 0561/787-5061 oder 0561/70738-00
Aids-Hilfe Kassel Motzstraße 1, 34117 Kassel 0561/97975910 Stadt Kassel – Gesundheitsamt AIDS-Beratungsstelle Obere Königsstraße 3 34117 Kassel 0561/787–5380 KINDER & JUGENDLICHE IN NOT Göttingen Deutscher Kinderschutzbund Nikolaistraße 11, 37073 Göttingen 0551/7709844 Omnibus - Beratungsstelle für Jugendliche & junge Erwachsene Goßlarstr. 23, 37073 Göttingen 0551/392690
Autonomes Frauenhaus 0561/898889
Kassel
Frauen in Not 0561/9892929
Deutscher Kinderschutzbund Siemensstraße 1, 34127 Kassel 0561/899852
Notruf für vergewaltigte Frauen Frauen gegen Vergewaltigung e.V. 0561/772244 Frauen informieren Frauen e.V. Beratung bei häuslicher Gewalt Westring 67, 34127 Kassel 0561/ 89 31 36
Verein zur Förderung der Erziehungshilfen in Nordhessen e.V. Wilhelmshöher Allee 32a 0561/78449-0 Stadt Kassel Sozialer Dienst des Jugendamtes Friedrich-Ebert-Straße 1 34117 Kassel 0561/787–5301
Deutsches Rotes Kreuz Zollstock 17, 37081 Göttingen 0551/5096322 Ausgabe: Mo & Do 8.30-11 Uhr jeden 3. Mi im Monat 16-18 Uhr Kassel Diakonisches Werk Kassel Sprungbrett & Sprungbrett spezial Steinweg 5, 34117 Kassel 0561/572090 Deutsches Rotes Kreuz Königstor 24, 34117 Kassel 0561/7290441 LEBENSKRISEN Telefonseelsorge für Jugendliche 0800/1110333 Göttingen Telefonseelsorge 0800/1110111 & 0800/1110222 Kassel Telefonseelsorge 0800/1110111 PSKB Stadt & Landkreis Kassel 0561/1003-0 & 0561/787-5361 NOTSCHLAFSTELLEN Göttingen Heilsarmee Untere Maschstr. 13b 37073 Göttingen 0551/42484 Kassel Soziale Hilfe e.V. / Panama (für alleinstehende Wohnungslose) Kölnische Straße 35, 34117 Kassel 0561/70738-00 Café Nautilus (für Drogenabhängige) Erzberger Straße 45, 34117 Kassel 0561/12115 RECHTSBERATUNG & HILFE Kassel Schuldnerberatung Gottschalkstraße 51, 34127 Kassel 0561/893099 Verbraucherzentrale Hessen e.V. Bahnhofsplatz 1, 34117 Kassel 0561/772934
Suchtberatung Diakonisches Werk Kassel Sucht- und Sozialtherapeut. Zentrum Frankfurter Str. 78A, 34121 Kassel 0561/93895-0 SUCHTBERATUNG: DROGEN Göttingen DROBZ (Drogenberatungszentrum) Mauerstr.2, 37073 Göttingen 0551/45033 Beratungsstelle für Suchtkranke – Diakonieverband Schillerstr 21, 37083 Göttingen 0551/72051 Kassel Drogenhilfe Nordhessen e.V. Schillerstraße 2, 34117 Kassel 0561/103641 Kontaktladen „Nautilus“ Erzberger Straße 45, 34117 Kassel 0561/12115 SAM – Substitutionsfachambulanz Wilhelmshöher Allee 124 34119 Kassel 0561/711813 Schillerstraße 2, 34117 Kassel 0561/103878 WOHNUNGSLOSENHILFE Göttingen Ambulante Hilfe für alleinstehende Wohnungslose Wiesenstr. 7, 37073 Göttingen 0551/42300 Diakonische Heime in Kästorf e.V. – Außenstelle Göttingen Wienstraße 4f, 37079 Göttingen 0551/5053302 Straßensozialarbeit (Kleiderkammer) Rosdorfer Weg 17, 37073 Göttingen 0551/517980 Wohn-/Übernachtungsheim für Frauen und Männer Untere Maschstr. 13b 37073 Göttingen 0551/42484 Kassel Die Heilsarmee / Sozial Center Ks Eisenacher Straße 18, 34123 Kassel 0561/570359-0 Beratungsstelle für Nichtsesshafte Sozialamt der Stadt Kassel Kölnische Straße 35, 34117 Kassel 0561/787-5061
Göttingen
Beratungsstelle für alleinstehende Wohnungslose – Soziale Hilfe e.V. Kölnische Straße 35, 34117 Kassel 0561/70738–00
AWO Schulden- & Insolvenzberatung, Kreisverband Göttingen e.V. Hospitalstraße 10, 37073 Göttingen 0551/50091-0
Betreutes Wohnen Diakonisches Werk Kassel Frankfurter Str. 78a, 34121 Kassel 0561/93895-10
Kostenlose Rechtsberatung Göttinger Tafel e.V. Jacobikirchhof 1, 37073 Göttingen 0551 – 5 10 30
WOHNUNGSPROBLEME
Unabhängige Patientenberatung Göttingen Albanikirchhof 4-5, 37073 Göttingen 0551/488778-0 Verbraucherzentrale Niedersachen Papendiek 24, 37073 Göttingen 0551/57094
Kassel Zentrale Fachstelle Wohnen Wohnungsamt (Rathaus) Obere Königsstraße 8 34112 Kassel 0561/787-6252 oder -6255 Deutscher Mieterbund Mieterverein Kassel u. U. e.V. Königsplatz 59, 34117 Kassel 0561/103861
SUCHTBERATUNG: ALKOHOL Kassel Anonyme Alkoholiker 0561/5108806 Blaues Kreuz Kassel Landgraf-Karl-Straße 22 34131 Kassel 0561/93545-0
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Mit dem Einwurf Ihres Pfandbelegs in den BonBons-Behälter unterstützen Sie direkt bedürftige Menschen in Ihrer Region. Ihre Spende kommt zu gleichen Anteilen dem Straßenmagazin TagesSatz, sowie in Göttingen der Göttinger Tafel, in Kassel der »Gesegneten Mahlzeit« und dem »Suppentopf« zu Gute. Informationen zum Projekt und zu den Supermärkten mit BonBons-Boxen erhalten Sie auf unserer Webseite: www.pfandbonbons.de Die Spenden gehen an:
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Foto: Sarah Raymaekers | Gestaltung: Dirk Mederer [plazebo.net]
»Mein Flaschenpfand gibt Menschen Würde.«
© basta.de 02/2015
Nicht vergessen! Unsere Mitternachtssauna-Termine 2015 21. März 20. Juni 26. September 19. Dezember
Ausgezeichnet schwitzen ließ es sich schon immer im Badeparadies – nun ist es aber auch „amtlich“ bestätigt: Der Deutsche Saunabund verlieh unserer Saunalandschaft sein höchstes Gütesiegel „SaunaPremium“. Erleben und genießen Sie doch selbst einmal unser Fünf-Sterne-Saunaangebot: Dampfsaunen, Sanarium, Salionarium, Doppel-Maa-Saunen, Aufguss-Arena, Kaltwasserbecken, Außenschwimmbecken mit Thermalsole, Naturbadeteich, Ruhepavillon, Außenterrasse, Ruheräume, Kaminecke, Fitnessbar, Massage & Shiatsu. Und noch viel mehr ...
Windausweg 60, 37073 Göttingen, Tel.: 50 70 90, info@goesf.de Öffnungszeiten: Mo. – Fr.: 10 – 22.30 Uhr Sa., So. und an Feiertagen: 9 – 22.30 Uhr 36
Bewegend. Erholsam. Erfrischend.
Göttinger Sport und Freizeit GmbH & Co.TagesSatz KG
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