TagesSatz 2011/06

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EDITO R I A L Liebe Leserinnen und Leser, diesen Monat beginnt ein weiteres sportliches Großereignis: Die Frauenfußballweltmeisterschaft in Deutschland. Doch Sport findet nicht nur in den großen Stadien statt, sondern wird tagtäglich überall betrieben. Von Jung und Alt, Dick und Dünn, mal voller Elan, mal mit zusammengebissen Zähnen. Die vielfältigen Sportmöglichkeiten in Göttingen stellen wir ihnen auf den Seiten 8 und 9 vor. Auf den darauffolgenden Seiten widmet sich der TagesSatz dem Lokalfußball in Göttingen und Kassel (Seiten 10 bis 13). Carsten Seydlowsky beschäftigt sich auf Seite 14 mit einem Aspekt, der sonst eher weniger im Blickpunkt der Öffentlichkeit steht: mit der sexualisierten Gewalt im Sport. Ein weiterer Wettbewerb fand im letzten Monat in Düsseldorf statt: Der Eurovision Song Contest (ESC). Auf den Seiten 14 bis 16 finden Sie eine etwas andere Berichterstattung über den Grand Prix: Khoa Ly und Christopher Piltz waren eine Woche lang vor Ort in Düsseldorf und recherchierten hinter den Kulissen, was für ein enormer Aufwand hinter dem Musikevent steckt, und sprachen mit Gegnern des ESC. Und zu guter Letzt: Wie Sie sehen können, gibt es eine neue Redaktionsleiterin in Göttingen. Nach über einem Jahr musste Jörg Sanders seine Tätigkeit beim TagesSatz leider beenden. Er schreibt jetzt in Osnabrück für die Neue Osnabrücker Zeitung. Wir wünschen ihm alles Gute bei seiner neuen Aufgabe. An seine Stelle tritt Katharina Kretschmer. In dem Sinne: Bleiben sie sportlich und viel Spaß beim Lesen!

Katharina Kretschmer & Christopher Piltz (Redaktionsleitung Göttingen)

TagesSatz. Hilft sofort.

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Der TagesSatz wird von Menschen in sozialen Schwierigkeiten auf der Straße verkauft. Vom Verkaufspreis der Zeitung (2,00 Euro) behalten die VerkäuferInnen 1,00 Euro. Sie können damit ihre finanzielle Situation verbessern und sind nicht mehr auf Almosen angewiesen.

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Die Mitarbeit in Redaktion und Vertrieb des TagesSatz bietet arbeits- und wohnungslosen Menschen eine Aufgabe und die Möglichkeit, neue soziale Kontakte zu knüpfen und ermöglicht langfristig gesehen den Wiedereinstieg ins Berufsleben.

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Der TagesSatz finanziert sich ausschließlich durch Verkaufserlöse, Anzeigen und Spenden. Das Straßenmagazin erhält keine regelmäßigen Fördermittel.

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Wenn Sie den TagesSatz über den Kauf hinaus unterstützen wollen, können Sie auf folgendes Konto eine Spende überweisen: TagesSatz e.V. Kassler Sparkasse Kto.: 1183379 Blz.: 52050353 TagesSatz e.V. Sparkasse Göttingen Kto.: 50581511 Blz.: 26050001 Bitte geben Sie Ihre Adresse im Feld Verwendungszweck an, damit wir Ihnen eine Spendenbescheinigung zusenden können.

Der TagesSatz ist Mitglied von:

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Verkäufer auf dem „Laufsteg“ In der Gotmarstraße 6 (Hinterausgang C&A) kommt man an recht unscheinbaren Schildern vorbei: „Baustellen-Rabatt-Aktion - jeder Schnitt 10 Euro! Bist du spontan? Bist du neugierig? Dann schau rein!“ Wir haben reingeschaut.

* TAGESSATZ-VERKÄUFER UND OLIVER BARTH

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nter dem Motto „Jedem TagesSatz-Verkäufer ein neuer Haarschnitt“ hat jeder TagesSatz- Verkäufer die Möglichkeit erhalten, sich von Christian und seinem Team kostenlos die Haare schneiden zu lassen.

„Erst traute ich mich gar nicht hin“, beginnt Werner den Satz, „schob alles schon drei Tage auf. Dann nahm ich meinen Mut zusammen. Am Eingang traf ich den Chef, der gleich zu

seiner Mitarbeiterin sagte, „Waschen, Schneiden, Föhnen “. Die junge Dame hat Ihre Sache sehr, sehr gut gemacht. Wir unterhielten uns und ich fühlte mich total gut aufgehoben. Dankeschön. “ Es ist in Planung, in den Räumlichkeiten des Laufsteg – Der FrisörClub Zeichnungen, Malereien und Fotos der TagesSatz-Verkäufer auszustellen. Wir hoffen, dass es klappt und halten Sie auf dem Laufenden.

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Detlef „Rocky“ Bernhard

„Ich fühlte mich dort sofort gut aufgehoben. Als würde ich schon immer dort hingehen. Olafs Haarschnitt sieht viel besser aus als der davor. Der Meinung sind auch alle anderen“, meint Rocky.

„ Es war mal wieder schön einen professionellen Haarschnitt zu bekommen. Seit Jahren habe ich mir meine Haare unter anderem aus Kostengründen selbst geschnitten. Der neue Schnitt gibt einem, ehrlich gesagt, gleich ein höheres Selbstwertgefühl“, fügt Andreas hinzu.

Das Projekt Tellerand fördert Aktivitäten der Göttinger TagesSatz-Verkäufer, die deren Horizont erweitern. Die Tellerand-Aktion dieses Monats wurde unterstützt von Firmen der Region und Sponsoren des Straßenmagazins. 4

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IN H A LT

SPORTLICH BLEIBEN 8 10 12 14

Sportfieber – Wie sportlich ist die Stadt? von KAtrin wellnitz Die Seele des Spiels – Wie Amateurfußball den Volksport erhält von dirk mederer

Auferstanden aus Ruinen? GLOSSE Von jöres wilky Sexualisierte Gewalt im Sport von carsten seydlowsky

tagesklatsch mit kaffeesatz

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Rubriken

mit RUPERT NEUDECK von khoa ly

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TAGESSATZ VOR ORT 19

Und alles fürs Image von CHRistopher piltz und khoa ly

Göttingen 19 Initiative zeigen von melanie swiatloch 20 Die Mode am Bahnhof von holger teichmann

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Kassel 22 Die Perle an der Fulda von harald wörner 23 Fukushima – Ihre Fragen von thomas schwab 24 Sorge um Künstler Ai Weiwei von nora mey

Kultur 29 Abtauchen ins Milieu von hans peter pung

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Editorial Projekt Tellerrand Der Stolperstein Straßengeflüster Winkeladvokat Die Kochnische Kultur-Empfehlungen Paragraphenreiter Hinter den Kulissen Zwischen den Zeilen In der Nahaufnahme Der Ticker Nächstes Mal Impressum Wohin, wenn Bitte ausschneiden und zurücksenden an: TagesSatz e.V., Westring 69, 34127 Kassel

Fördermitglied oder ABO?

Grundsätzlich möchten wir Sie darum bitten, die Zeitung auf der Straße zu kaufen. Für diejenigen, die dazu keine Möglichkeit haben, bieten wir ein Abo für 50 € / Jahr an. Damit wird Ihnen der TagesSatz ein Jahr lang (12 Ausgaben) zugestellt. Selbstverständlich können Sie das Abo auch verschenken. Wer den TagesSatz darüber hinaus unterstützen möchte, der kann Fördermitglied werden. Eine Spendenquittung wird Ihnen am Jahresende automatisch zugesandt.

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Hiermit ermächtige ich den TagesSatz e.V. meinen Jahresbeitrag / meine jährl. Abokosten bis auf Widerruf von folgendem Konto abzubuchen: Name, Vorname:

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Ort, Datum

Unterschrift

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Benjamin Budke

D A S G E S P R Ä CH

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„Ich vermisse Menschen, die Vorbilder sind“ Er gründete die Hilfsorganisation „Cap Anamur“ und rettete 10.000 vietnamesichen Flüchtlingen das Leben. Der TagesSatz traf Rupert Neudeck zum Kaffeeklatsch in seinem Reihenhaus in Troisdorf, wo jeder Einwohner, den Weg zu dem Haus der Familie Neudeck kennt.

* KHOA LY IM GESPRÄCH MIT RUPERT NEUDECK

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ie geht es Ihnen, Herr Neudeck?

Wenn es allen Menschen so gut ginge wie mir gerade, bräuchten wir das alles nicht zu machen, was ich mache. (lacht) Oh, was haben Sie die letzten Tage getan?

Vor einer Woche bin ich aus Ruanda zurückgekommen. Wir gründen gerade eine Berufsschule zur Ausbildung von Bautechnikern, Elektrotechnikern und Solartechnikern. Dann ist meine 6

Tochter mit ihrer Familie aus Simbabwe gekommen, um hier die Ferien zu verbringen. Beide arbeiten in einer Hilfsorganisation. Ja, dann ist meine andere Tochter auch noch hier. Sie fliegt aber morgen von Frankfurt nach Buenos Aires. Sie hat ihren Lebensabschnittspartner in Argentinien. Das sagt man heute doch so, oder? (lacht) Sie ist eine begeisterte Romanistin und hat im Goethe-Institut in Buenos Aires gearbeitet. Dort hat sie ihn auch kennengelernt, und das hält immer noch. Sie waren mit Heinrich Böll befreundet und arbeiteten mit ihm zusam-

men. Meinen Sie, dass man heute mehr echte Vorbilder braucht? Menschen wie Heinrich Böll oder Menschen wie Sie? Erst einmal möchte ich mich nicht mit Heinrich Böll auf die gleiche Stufe stellen. Er war ein großartiger Mensch. Und Heinrich Böll war auch der wichtigste Mann für alles, was wir gemacht haben. Ich habe ihn damals jede Woche getroffen und er hat mir viele Ratschläge gegeben. Ohne ihn wäre das alles nicht möglich gewesen. Was mich besonders ärgert ist, dass die jungen Menschen, denen ich in den Schulen beTagesSatz

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DAS GESP R Ä C H gegne, manchmal gar nicht wissen, wer Heinrich Böll ist. Die wissen leider nur wer Dieter Bohlen ist. Das finde ich ärgerlich. Ich vermisse solche Menschen, die Vorbilder sind und auch so leben. Das ist, was die Welt unbedingt braucht. Wann haben Sie das letzte Mal geweint? Können Sie sich daran noch erinnern? Letztes Mal habe ich vor Freude geweint als Mandela aus dem Gefängnis gekommen ist. Endlich! Endlich! Das hat mich unglaublich bewegt. Ich habe vor Freude geweint als die „Cap Anamur“ 1982 in den Hamburger Hafen einlief. Das war im Juli. Die ganze Kaimauer war voll mit hunderten, tausenden Menschen. Ganze Schulklassen waren mit ihren Lehrern da, um diese Vietnamesen zu begrüßen, die sie gar nicht kannten.

ten, mit dem sie in das gelobte Europa kommen. Doch auf dieser Flucht gehen viele zugrunde. Ich habe dort einen guten Freund, einen jungen nigerianischen Pfarrer. Der weiß, dass die einzige Möglichkeit, diese jungen Menschen zu halten, darin besteht, dass man ihnen eine Ausbildung gibt. Danach können sie mit einem Mikrokredit in ihrem Ländern wie Mali, Guinea-Bissau, Senegal, Nigeria oder Kamerun ein Unternehmen eröffnen. Das ist für Bewohner afrikanische Länder unglaublich wichtig, da sie finanziell keinen Anschluss an die globalisierte Welt haben. Wir müssen uns deshalb sehr anstrengen, um mit ihnen gemeinsam etwas aufzubauen. Nicht als Besserwisser, sondern als Partner.

(Neudecks Enkelin Nola bietet ihrem Großvater einen selbstgebackenen Keks an und setzt sich auf seinen Schoß.)

Was würde Sie sich ganz persönlich für Ihr Deutschland wünschen?

Sind Sie da optimistisch?

Und was würden Sie sich beispielsweise für die Generation ihrer Enkelin Nola wünschen? Ich wünsche mir eine Zeit, in der wir keine Erdölkriege mehr haben, sondern fünfzig Prozent der Energie aus der Sonne kommt mit Tendenz nach oben. Wir müssen die Natur und die Weltmeere retten und nicht damit fortfahren die Erde kaputt zu machen. Wenn wir jetzt anfangen die Erde zu schonen, kann Nola Wahlbürgerin dieser Welt sein.

„Fußball ist ganz wichtig für die Völkerverständigung“

Im Sommer 2004 lief die „Cap Anamur“ nicht mit Vietnamesen ein, sondern mit Afrikanern. Da haben Menschen nicht mehr vor Freude geweint.

Ja, das war auch eine andere Situation. Die Vietnamesen waren anerkannte Flüchtlinge nach den Genfer Flüchtlingskonventionen. Das ist sehr wichtig! Denn bei diese gegenwärtig 18 Millionen junge Afrikaner, die auf der Flucht sind, ist es anders. Davon sind drei bis vier Millionen - Gott sei Dank - nicht auf dem Weg nach Europa, sondern nach Südafrika, wo es auch Möglichkeiten gibt. Die deutsche Bevölkerung ist nicht sehr glücklich darüber, weil man natürlich eine gewisse Sorge hat, 18 Millionen Menschen auf einen Schlag aufzunehmen. Das schaffen wir nicht. Diese Sorge teile ich. Welche Möglichkeiten gibt es, um trotzdem Hilfe für diese Menschen zu leisten? Wir errichten beispielsweise ein Ausbildungszentrum in der Hafenstadt in Mauretanien. Dort sind 70.000 junge Menschen, die auf ein Holzboot warTagesSatz

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Mal wieder einen Weltmeistertitel im Fußball. Im Endspiel sollte Deutschland gegen eine afrikanische Mannschaft spielen. Bei dem dann die afrikanische Mannschaft verlieren wird? Na, da würde ich auch mit mir reden lassen. Sie dürfen auch gewinnen. (lacht) Warum? In Afrika ist Fußball unübertroffen wichtig. Man kann das gar nicht hoch genug einschätzen. Fußball ist in Afrika mehr als nur ein Spiel. Dieser Sport ist etwas schönes, da kann man sich hemmungslos freuen. Das hat nichts mit Moral oder Politik zu tun, sondern mit Freude - mit gemeinschaftlicher Freude. Ich glaube, dass das in Afrika noch viel wichtiger ist. Ruanda hat einen Völkermord hinter sich, einen der Furchtbarsten nach 1945. Fußball ist dort heute ganz wichtig für die Völkerverständigung. Entscheidend ist beim Fußball nur, wer die meisten Toren schießt.

Ich bin da ganz optimistisch. Wir sind auf dem richtigen Wege. Ich mache mir da überhaupt keine Sorgen.

Herr Neudeck, ich bedanke mich für das Gespräch.

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MEHR ZUM THEMA: Rupert Neudeck, 72, gründete vor fast dreißig Jahren die Hilfsorganisation Cap Anamur und rettet mit dem gleichnamigen Schiff in den 1980er zehntausenden vietnamesischen Flüchtlingen das Leben. Neudeck engagiert sich aktuell als Vorsitzender des internationalen Friedenskorps Grünhelme e.V für den Wiederaufbau von zerstörter Infrastruktur im Krieg, besonders in Ländern im Nahen Osten und in Afrika. www.gruenhelme.de www.cap-anamur.org ANZEIGE

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T I T E LT H E M A

Sportfieber Wie sportlich ist DIE Stadt? An sonnigen Tagen bieten Göttingens Stadt, Wald und Wiesen ein durchaus sportliches Bild. Doch was tut die Stadt für die Sportförderung ihrer Kinder und Jugendlichen?

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ür viele Menschen ist der Sport ein wesentlicher Bestandteil ihres Lebens. Auch in Göttingen scheint sich Sportbegeisterung breitgemacht zu haben. Geht man an einem sonnigen Samstagnachmittag über die Göttinger Schillerwiesen, so entdeckt man dort ein vielfältiges Sportangebot im Freien. Gruppen von Jugendlichen haben ihre Slacklines zwischen zwei Bäumen aufgespannt und balancieren mit immer kühneren Sprüngen hinüber. Rutscht einer von dem Seil ab und fällt, so hat er gut lachen, denn der Boden ist nur rund dreißig Zentimeter von dem Seil entfernt. Turner üben Saltos, Federballnetze sind gespannt, Fußbälle werden in improvisierte Tore geschossen, Frisbees durch die Luft geworfen und zwischendurch kreuzen immer wieder eifrige Jogger die sportliche Szene auf den Schillerwiesen. Aber auch im Wald ist zu dieser Zeit der Bär los und Jogger genießen die sonnige Ruhe der Wälder. Auf den Sportplätzen der örtlichen Schulen sieht man auch außerhalb der Schulzeiten Jugendliche Fußball oder Basketball spielen, manchmal tauchen dort sogar die Herren der BG Göttingen zum Trainieren auf, berichtet ein junger Basketballspieler stolz. Auch an verschiedenen Sportvereinen mangelt es in Göttingen nicht. Doch obwohl sich zahlreiche Göttinger Bürger begeistert auf die verschiedensten Sportangebote stürzen, gibt es auch in Göttingen noch viele Menschen, die Sport meiden und zu Übergewicht neigen. Verschiedene Studien wollen immer wieder belegen, dass in Deutschland die Fettleibigkeit langsam zur „Volkskrankheit Nummer 1“ wird. Im Oktober 2010 befasste sich die ARD anlässlich der Themenwoche „Essen ist Leben“ mit der Fettleibigkeit in Deutschland. Sie bezogen sich dabei auf die neue OECD-Studie, die belegt, dass in Deutschland sechzig Prozent der Männer und 45 Prozent der Frauen zu dick sind. Dabei sind Kinder und Jugendliche nicht auszuschließen, denn von ihnen sind immerhin 15 Prozent zwischen drei und 17 Jahren übergewichtig.

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* KATRIN WELLNITZ Für Kinder, die oft hilflos den Ess- und Lebensgewohnheiten ihrer Eltern ausgesetzt sind, stellt das Übergewicht ein besonders großes Problem dar. Auch übergewichtige Kinder und Jugendliche sind laut der ARD- Studie bereits anfällig für Erkrankungen wie Diabetes, Herz-Kreislauf-Störungen und sogar Schlaganfälle. Um diese Kinder bestmöglich aufzufangen und ihnen zu helfen, aus dem Problemkreislauf der Fettleibigkeit wieder herauszufinden, hat die Stadt Göttingen zusammen mit verschiedenen Sportvereinen oder Initiativen Konzepte entwickelt, um die Kinder und Jugendlichen an den Sport heranzuführen. Die „Göttinger Sport und Freizeit GmbH“ spielt in Göttingen eine große Rolle, was den regionalen Sport anbelangt. Seit 2001 betreibt sie die verschiedenen Göttinger Bäder, das Jahnstadion samt Nebenanlagen, die Tennisplätze an den Schillerwiesen, sowie die große Sporthalle in Weende. Darüber hinaus arbeitet sie an dem Sportkonzept der Stadt Göttingen und ihr Motto dabei lautet „Sport für alle“. Idealerweise sollten alle Bürger unabhängig von Herkunft, Einkommen, Alter, Geschlecht, Gesundheitszustand oder sportlichem Können auf das vielfältige Sportangebot zugreifen können. Der Sportunterricht in der Schule soll ausgeweitet und unterstützt werden und schon im Kindergarten sollte ein geeignetes Sportangebot vorhanden sein. Inwieweit sich das Prinzip „Sport für alle“ in Göttingen durchgesetzt hat, wäre jedoch kritisch zu prüfen. Fest steht jedenfalls, dass viele Göttinger Bürger, die sich mit der Gesundheit TagesSatz

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TITELTH E M A von Jugendlichen beschäftigen, der Meinung sind, man könnte die Präsenz von Sport im Leben der Heranwachsenden noch deutlich ausbauen. „Bewegung oder Sport darf nicht nur in isolierten Sportstunden stattfinden, sondern muss integrierter Bestandteil des gesamten Unterrichts sein“, sagt eine Grundschullehrerin aus Göttingen zu diesem Thema. Sie fordert mehr spielerische Bewegungsphasen im Klassenraum und kurze Pausen zwischen den Lernphasen, in denen die Kinder sich kurz austoben oder

hinaus sollten sie noch enger mit den Schulen zusammenarbeiten und den Kindern dabei helfen, Spaß am Sport zu finden. Denn der gesetzliche Sportunterricht, findet auch der 23-Jährige, reiche einfach nicht aus, um den Kindern einen Ausgleich zum stundenlangen Sitzen in der Schule und vor dem Fernseher zu liefern. Die meisten Schulen versuchen, die Kinder anhand verschiedener Angebote an den Sport heranzuführen. Einige nehmen mit ihren Schülern am Stadt-

Darüber hinaus haben sich in Göttingen verschiedene Initiativen gegründet, die beispielsweise den Mädchenfußball oder auch den Sport in der JVA Rosdorf fördern. Immer mehr Göttinger Sportvereine setzen sich mit verschiedenen Projekten für einen integrativen Sport ein. Auch die Göttinger Politik bemüht sich, die Sportförderung für jung und alt voranzutreiben. Eine gute Errungenschaft scheint die SozialCard zu sein, die Göttinger Bürgern mit gerin-

Bewegungsarmut bei Kindern und Jugendlichen? einfach frische Luft tanken können. Nur so, meint sie, seien gute Voraussetzungen für ein erfolgreiches Lernen geschaffen.

Auch die Jugendhilfe Göttingen bietet neben kulturellen oder künstlerischen Freizeitaktivitäten Sportkurse für Jugendliche an, die Probleme in der Schule haben. Mit auf dem Programm stehen dabei unter anderem Kanutouren, Reiten oder Klettern.

gem Einkommen oder ohne Erwerbstätigkeit den Zutritt zu sportlichen oder kulturellen Tätigkeiten erlaubt. Fernab der ganzen Sportangebote sollten die Göttinger jedoch auch beherzigen, dass Bequemlichkeit nicht immer alles ist. Manchmal ist es einfach gesünder und auch entspannter, das Auto stehen zu lassen und das Fahrrad zu nehmen.

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MEHR ZUM THEMA: Göttinger Sport und Freizeit GmbH www.goesf.de Jugendhilfe Göttingen: www.jugendhilfe-goettingen.de

Jörg „Yogi“ Müller

Viele Lehrer und vereinzelte Schulen setzen diese Forderung bereits um, indem sie den Unterricht öfter im Freien abhalten oder die Kinder ab und zu durch den Klassenraum laufen lassen. Es sollte jedoch darüber nachgedacht werden, ein bewegungsreicheres Lernen allgemein stärker zu fördern und an allen Schulen zu integrieren. Ein 23-jähriger angehender Sozialpädagoge aus Göttingen fordert zudem, dass die Göttinger Sportvereine noch mehr für sich werben sollten. Darüber

lauf teil oder bieten Kurse wie HipHop-Tanz oder Schulzirkus an, andere organisieren Projekttage, an denen die Kinder verschiedene Sportarten zusammen mit erfahrenen Sportlern ausprobieren können. Auf den Internetseiten der Göttinger Schulen finden sich immer wieder Beschreibungen zu sportlichen Projekten, die Lehrer und Schüler gemeinsam durchführen.

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Dirk Mederer

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Fernab der Deutschen Meisterschaft kämpfen Wochenende für Wochenende über 26.000 Vereine der Amateurligen um Aufstiege, Sponsoren und Anhänger. Nicht selten ist ihr Weg geprägt von Insolvenz und nostalgischer Melancholie. Auch Göttingen und Kassel beherbergt zwei Vereine zwischen Tradition und Tragik.

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* DIRK MEDERER

er Geruch von angebrannter Bratwurst und abgestandenem Bier liegt in der Luft, als die letzten Aufrechten den Bolzplatz, den sie Stadion nennen, verlassen. Die dritte Niederlage in Serie hat den Verein tief in die Abstiegszone gedrängt. Die Fahnen sind zusammen gerollt, das Kassenhäuschen geschlossen, und Regen durchweicht auch die letzten Erinnerungen eines missratenen Heimspiels. Einer bleibt stehen und dreht sich um: „Auswärts machen wir die drei Punkte“. Trotzig wird die Hymne der Mannschaft angestimmt. Willkommen im Amateurfußball, wo Fußballleidenschaft noch die Bereitschaft zum Leiden in sich trägt!

Die Seele des Spiels Wie AmateurfuSSball den Volkssport erhält

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Der typische Amateurverein in Deutschland besitzt einen Sportplatz mit Vereinsheim, einen Vorstand und neben der traditionell männlichen, ersten Mannschaft eine Jugend- und Frauenabteilung. Während letztere Abteilung vor allem dem Bildungsauftrag „Volkssport“ dienen, ist die erste Mannschaft die Krone des Vereins. In ihr vereint sich der Leistungsauftrag des Clubs. Anders als ihre professionellen Kollegen können die Amateure in der Regel vom Fußball alleine nicht leben. Das „Hobby“ muss neben einer Berufstätigkeit ausgeführt werden. Die Spiele der ersten Mannschaft finden, wenn sie wegen schlechten Wetters nicht verschoben werden müssen, Sonntagnachmittags statt. Im Vereinsheim, meistens eine kleine Gaststätte, hängen die Bilder erfolgreicher Tage und die Stammgäste sinnieren bei einem Bier ob der Zukunft des Clubs, um dann pünktTagesSatz

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TITELTH E M A lich zum Anpfiff den Stehplatz an der Imbissbude aufzusuchen. Das Klischee der „alten Herren am Spielfeldrand“ wird jedoch vielerorts Lügen gestraft, denn einige Amateurvereine haben eine aktive Fanszene, die den Verein tatkräftig unterstützt. Ganz anders als bei manchen Profivereinen, die deutschlandweit Fans haben, ist für Anhänger der Amateure der Standort des Clubs der eigene Wohnort. Erfolgreiche „Marken“ wie etwa der FC Bayern München oder Schalke 04 vereinen, dank medialer Verfügbarkeit der Spiele, hundertausende Mitglieder hinter sich. Diese Verbundenheit auf Distanz bröckelt jedoch schnell, wenn der Lieblingsverein eine Durststrecke erleidet. Wahre Leidenschaft hat ihren Brandherd im Kommunalen. Verbissene Derbys, wie sie typisch für viele Regionen sind, sind aus der Konkurrenz von Stadtteilen oder Nachbarorten entstanden, quasi aus den Ursprüngen des Spiels.

„In schwarz-gelb-grünen Farben“ RSV Göttingen 05 Fan von Göttingen 05 zu sein, bedeutete in den letzten zehn Jahren vor allem leidensfähig zu sein. Dabei ist es ein Wunder, dass es den Verein überhaupt noch gibt, denn der Traditionsclub, der in den Fünfzigern in der höchsten deutschen Liga spielte, ging 2003, nach einer Phase lokaler Ungebührlichkeiten, insolvent und wurde aus dem Vereinsregister gestrichen. Erst durch eine Verschmelzung mit dem RSV Geismar kehrten die „Schwarz-Gelben“ zurück und boten den Anhängern, die sich zwischenzeitlich als „Fans ohne Verein“ bei anderen Clubs verdingt hatten, endlich wieder einen eigenen Platz. Diese Saison kämpft der RSV 05 um den Aufstieg in die 5. Liga und es sieht ganz so aus, als würde der Verein in diesem Fall wieder den Maschpark als Spielstätte nutzen können. deo-Plattform hartplatzhelden.de vor Gericht einen wichtigen Sieg gegen den DFB. Dem Fußballbund war es ein Dorn im Auge, dass Anhänger von Amateurvereinen Szenen der Spiele auf besagter Webseite hoch luden, fürchtete man doch die Vermarktungshoheit zu verlieren. Dabei wurde wieder einmal übersehen, dass das professionelle Dach des Vereinsnetzwerks vor allem durch die Begeisterungsfähig-

reitschaft der Anhänger, alles erdulden zu wollen. Das führt so weit, dass Fans den Proficlubs den Rücken kehren und sich auf den Amateurfußball rückbesinnen. „Ich bin lieber Mitglied in einem Verein, der vielleicht nicht dauernd um die Meisterschaft mitspielt, der dafür aber ein menschliches Gesicht hat. In dem ich zum Beispiel auf den Sportplatz gehe und mir die dritte Herrenmannschaft ansehe“, bekennt Phillip Markhardt von „Pro-Fans“.

Meine Stadt, mein Verein

Die Beziehung des Deutschen Fußballbunds (DFB) zu seinen Amateuren ist kompliziert. Einerseits wird der Breitensport gefördert, andererseits wird er von kommerziellen Interessen klein gehalten.

So wurde den kleinen Vereinen mit der Einführung des sonntäglichen Nachmittagsspiels der Bundesliga, traditionell die Spielzeit der Amateurligen, das Leben schwer gemacht. Anhänger lokaler Clubs unterstützen nicht selten auch einen Profiverein. Nun müssen sie sich sonntags überlegen, ob sie auf den Platz gehen – oder lieber ins Stadion. Die Maßnahme schwächt also den ohnehin mäßigen Zuschauerverkehr bei Spielen unterklassiger Mannschaften zusätzlich und das einzig, um die Werbeeinnahmen der übertragenden TV-Sender zu erhöhen. „Da verkauft der Verband also den deutschen Amateurfußball einfach sang- und klanglos für die Bundesliga-Penunzen“, gibt Oliver Fritsch, Gründer des kritischen Fußballblogs „Indirekter Freistoß“, zu bedenken. Im Oktober 2010 erkämpfte, fast unbemerkt von der Öffentlichkeit, die ViTagesSatz

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keit der Fans kleiner Vereine gestützt wird, die mit Ehrenamt und Phantasie die vernachlässigten Amateurclubs am Leben halten. Dieses mal setzte sich die Basis durch und so können Fans weiterhin die schönsten Spielszenen ihrer Mannschaft publizieren. Die Zukunft kleiner Vereine kann an den Herausforderungen des Kommerz aber auch wachsen. So zeigt sich im Spannungsfeld zwischen Sport und Kommerz eine immer geringere Be-

Am Fußballplatz öffnet eine alte Dame das Kassenhäuschen. Nach einem knappen Sieg auswärts geht es heute noch einmal um alles.

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MEHR ZUM THEMA: Videos aus den Amateurligen: www.hartplatzhelden.de Fußballblog „Indirekter Freistoß“: www.indirekter-freistoss.de RSV Göttingen 05: www.rsv05.de KSV Hessen Kassel: www.ksv-hessen.de

„Die Legende lebt“ KSV Hessen Kassel Die Geschichte des KSV ähnelt der des RSV 05. Der Verein erlebte große Momente in den Fünfzigern und Sechzigern in der Oberliga Süd und spielte in den Achtzigern in der 2. Bundesliga. Allerdings waren die Finanzen dem Leistungswillen nicht gewachsen und so ging der Verein 1993 bankrott, um dann 1997 endgültig den Konkurs zu erleiden. Doch schon 1998 wurde der Club unter Mithilfe lokaler Politprominenz wieder belebt. Das zwischenzeitliche Verschwinden sorgte jedoch dafür, dass „die Löwen“ wieder ganz unten anfangen mussten. Seitdem spielte sich die Mannschaft zielstrebig durch die Ligen nach oben. Ende dieser Saison überschreitet der Club möglicherweise die magische Grenze zum Profifußball. Zwar reicht es dieses Jahr wohl nicht zum Aufstieg, aber der KSV sicherte sich einen Platz im DFB-Pokal. (mehr zum KSV ab Seite 12)

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Auferstanden aus Ruinen? In Kassel wurde aus den Trümmern der Innenstadt das Auestadion auf einem ehemaligen Militäraufmarsch-Gelände erbaut.

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Das (übrigens denkmalgeschützte) Auestadion bekam dann erst viel später Flutlichtmasten, nämlich 2008. Als das Stadion in Kassel in den Jahren 2007 bis 2010 renoviert und dann doch fast komplett neu gebaut wurde, war die ganze Entstehungsgeschichte des Baus von den Verantwortlichen wohl vollständig vergessen worden. Bei der abschließenden Begehung der Haupttribüne durch das Bauamt stellte sich nämlich heraus, dass diese erstens aus Bauschutt, sowie mit minderwertigem Beton und zudem noch ohne Fundament gefertigt worden war. „Aber dafür,“ so sagt ein Verantwortlicher vom Bauamt laut der örtlichen Presse, „hat sie erstaunlich lange gehalten.“ Nun kann sich jeder Stadionbesucher ausmalen, wie oft er

sich bei einem Besuch der Tribüne in Lebensgefahr begeben hat. Ich selbst über dreißig Mal. Also wurde die Haupttribüne komplett abgetragen, um sie nach den heute geltenden Bauvorschriften neu zu errichten. Insgesamt stiegen so die Baukosten auf zig Millionen Euro an, die Angaben dazu sind, laut örtlicher Presse und Internet-Quellen, unterschiedlich. Das alljährlich stattfindende Leichtathletik-Festival (ASKINASportfest) konnte wegen der Renovierung dann im Sommer 2010 nicht im Auestadion stattfinden, sondern wurde in das Baunataler Parkstadion verlegt. Die Mannschaft des KSV Hessen-Kassel versucht gegenwärtig von der 4. Liga in die 3. Liga aufzuJörg Wilkes

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uf Tribüne, Gegengerade, Süd- und Nord-Kurve bot das Auestadion zehntausenden von Zuschauern Platz, die sich Leichtathletik und vor allem Fußball ansahen. Das Auestadion erlebte eine sehr wechselhafte Geschichte, einschließlich der der beiden Fußballvereine KSV Hessen-Kassel und der des KSV Baunatal. Bei Hessen-Kassel ging es vom Fastaufstieg in die 1. Bundesliga bis hin zum Konkurs. Der KSV Baunatal spielte immerhin drei Jahre in der 2. Bundesliga im Auestadion, weil das Baunsberg-Stadion in Baunatal damals für die 2. Bundesliga nicht den erforderlichen baulichen Ansprüchen genügte. Baunatal entschied sich dann Ende der Siebziger, ein komplett neues Stadion (Park-Stadion) inklusive Flutlicht zu bauen. Stattdessen hätte man sich auch mit der Stadt Kassel darüber verständigen können, dass das Auestadion schon zum damaligen Zeitpunkt mit Flutlichtmasten ausgestattet worden wäre. Im Jahr der Fertigstellung des Baunataler Parkstadions stieg die Mannschaft des KSV Baunatal aus der 2. Liga ab und bis heute nicht wieder auf. Aus Sicht des Fußballs wäre also ein Stadionneubau mit Flutlicht nicht vonnöten gewesen.

* GLOSSE VON JÖRES WILKY

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TITELTH E M A steigen. Hauptsponsor: VW. Das VWWerk hingegen steht in Baunatal – so nebenbei bemerkt… Wie wäre es denn gewesen, wenn der KSV Hessen-Kassel und der KSV Baunatal kurzerhand eine Spielgemeinschaft gegründet hätten? Hätten sich beide Vereine nicht entweder auf die eine oder die andere Spielstätte als Austragungsort einigen können? Bei einem eventuellen Aufstieg in die 2. Liga hätten sich dann beide Städte finanziell beteiligen können, um eine Sportstätte den nötigen Liga-Anforderungen entsprechend anzupassen.

übertrieben?“, denke ich so bei mir, während ich in der Nordkurve des nun nicht mehr aus Trümmern bestehenden Auestadions stehe und eine Bratwurst esse, und beklatsche bei dem Gedanken gerade einen gelungenen Spielzug unserer Heimmannschaft. Die muss momentan leider in der 4. Liga spielen.

Also, auf ins neuerbaute Auestadion! So dass unser KSV Hessen-Kassel bald endlich wieder in der 2. Liga spielen kann. Dann flössen auch die Gelder von Fernsehen und Sponsoren wieder und die arme Stadt Kassel wäre entlastet, so dass sie mehr für Kultur und Soziales tun könnte. Das Soziale und Kulturelle hat ja finanziell leider etwas leiden müssen unter dem Neubau und der vorangegangenen, versuchten Renovierung. Fahren wir zu den Auswärtsspielen unserer Mannschaft, werden wir „Schlachtenbummler“ genannt. Nur leider bringen wir keine Beute, keine Goldmedaillen, kein Geld für unsere Heimatstadt mit, sondern höchstens drei Punkte. Manchmal nur einen Punkt. Und furchtbar ist es gar, wenn wir keinen Punkt mit nach Hause bringen.

Konkurrenz und Neid überwiegen

Denn für einen Sponsor wie VW, der in den VFL Wolfsburg jährlich über 40 Millionen Euro hineinpumpt, wird es aus werbewirksamen Gründen (TVÜbertragungen) erst ab der 2. Liga interessant. Daher bekommt der KSV Hessen Kassel für die 4. Liga von VW nur etwa 400.000 Euro pro Jahr. VW ist, im Gegensatz zu früheren Zeiten, nicht mehr Sponsor des KSV Baunatal, dessen erste Fußballmannschaft in der Hessenliga (5. Spielklasse) verweilt und nun gar nicht mehr aufsteigen will.

Na ja, besser als tatsächliche Schlachten bis zur Vernichtung des Gegners zu führen, denke ich bei mir. Gelegentlich wurde und wird aber schon in der Zeitung von einer vernichtenden Niederlage einer Vereinsmannschaft gesprochen. Das 0:5 des KSV Hessen-Kassel gegen den KSV Baunatal in der Saison 1975/1976 , als der KSV Baunatal anstatt des KSV Hessen Kassel in die 2. Liga aufstieg, war so eine. Die Kasseler Fans verbrannten damals ihre Fahnen im Auestadion. „Die Mannschaft brach ein“, wie landläufig gesagt wird, aber gottlob (aus heutiger Sicht) nicht die Tribüne!

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Spielgemeinschaften zweier benachbarter Städte sind recht selten in Deutschland. In München haben sich allerdings der FC Bayern München und 1860 München (Zweitligist) immerhin jahrelang ein Stadion geteilt, weil 1860 in eine finanzielle Schieflage geraten war und den eigenen Stadionausbau nicht mehr finanzieren konnte. Und die Stadt München sprang nicht ein. Aber meist bestimmen Konkurrenz und Neid im Sport das Verhältnis untereinander. Auch bei der Basis, jenen Zuschauern, die „Fans“ genannt werden: Hämische Gesänge auf den Rängen, harte Sprüche in den Kneipen. Es ist ja auch erst ein paar Jahrhunderte her, dass in Deutschland Fürstentum gegen Fürstentum gekämpft hat. Besser ausgedrückt: Das Volk unter den Fürsten gegeneinander. Mann gegen Mann. „Ist Fußball also als Kriegsersatz zu bezeichnen, nicht ein wenig TagesSatz

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MEHR ZUM THEMA: Das Fachportal zur Stadiontechnik www.stadionwelt-business.de Mehr zum Auestadion: www.wikipedia.org/auestadion

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Katrin Wellnitz

T I T E LT H E M A

Sexualisierte Gewalt im Sport

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* CARSTEN SEYDLOWSKY Es gibt viele gute Gründe dafür, Sport zu treiben: Gesundheit, Fitness, Spaß und soziale Kontakte sind nur einige. Doch gerade die starke Körperlichkeit im Sport schafft Situationen, die sexualisierte Gewalt begünstigen können. Der Landessportbund Niedersachsen unterhält seit 2011 ein Projekt gegen sexualisierte Gewalt im Sport.

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en aufmerksamen Nachrichtenkonsumenten ist es, dem Fokus des öffentlichen Diskurses zum Trotz, nicht entgangen: Kirchen und Internate sind keinesfalls die einzigen Institutionen, in denen sich Fälle von sexuellem Missbrauch von Kindern und Jugendlichen finden. Betroffen können jegliche Einrichtungen sein, in denen Minderjährige mit gleichaltrigen, älteren Jugendlichen und Erwachsenen im Kontakt sind. So tauchen immer wieder Berichte über Misshandlungen auf Ferienfreizeiten oder in Sportvereinen auf. Ungefähr jedes vierte Mädchen und jeder neunte Junge erleidet vor der Volljährigkeit sexualisierte Gewalt. Diese kann von anzüglichen Bemerkungen bis zu konkreter Vergewaltigung reichen. Gemeinsam ist allen Fällen, dass sie gegen den Willen der Opfer geschehen. Sechzig bis neunzig Prozent aller Missbrauchsfälle werden von Personen außerhalb der Familien begangen. Zumeist stammen die Täter aus dem nahen, außerfamiliären Umkreis. Oftmals sind es sogar Bezugspersonen. Gerade Betreuer von Sport- und Freizeitvereinen wird viel Vertrauen und Achtung entgegengebracht. So entsteht der Kontakt zu Kindern und Jugendlichen leicht und unkompliziert, während der Verdacht des Missbrauchs gering bleibt. Die se14

xuellen Übergriffe geschehen geplant, Täter sind in achtzig bis neunzig Prozent der Fälle Männer. Doch auch unter Betreuenden und zwischen den Betreuten selbst kann sexualisierte Gewalt stattfinden. Bisher bestand in vielen Sport- und Freizeitvereinen kaum Sensibilität und große Unsicherheit im Umgang mit dem Thema sexualisierte Gewalt. Um diesem Missstand entgegenzuwirken, verabschiedeten der Landessportbund und die Sportjugend in Niedersachsen im Jahr 2010 eine Verhaltensrichtlinie zur Prävention von sexualisierter Gewalt in der Kinder- und Jugendarbeit des Sports. Diese Richtlinie soll erstmals die Sensibilität für das Thema des sexuellen Missbrauchs im Sport erhöhen und ein einheitliches Vorgehen bei der Verhinderung von sexualisierter Gewalt festlegen. Hierdurch soll den Mitarbeitern der Vereine mehr Handlungssicherheit bei Vorbeugung und Eingreifen vermittelt werden. Die Betreuer sollen lernen, genau hinzusehen, um Misshandlungen von Jugendlichen und Kindern zu verhindern. Insgesamt wird ein Klima angestrebt, das Betroffene zum Reden und Beobachter zum Eingreifen ermutigt. Die Verhaltensrichtlinie ist Teil des Projekts „Schutz von Kindern und Jugendlichen vor sexualisierter Gewalt

im Sport: Prävention, Intervention und Handlungskompetenz“, das Anfang 2011 startete und bis 2020 laufen soll. Neben der Fortbildung von Mitarbeitern und Vorständen umfasst das Projekt die Einrichtung einer so genannten Clearingstelle. Diese bietet Beratung und Unterstützung für Betroffene von sexualisierter Gewalt im Sport und arbeitet mit weiteren Beratungsstellen und Behörden zusammen. Die Aufklärung über das Thema sexualisierte Gewalt wird durch regionale Informationsveranstaltungen vorangetrieben. Geplant sind außerdem die Verteilung verschiedener Informationsmaterialien, wie Flyern, Plakaten und CDs. Mitarbeitende des Sports, Betroffene und Interessierte können sich an die Clearingstelle Hannover oder das Kinderschutzzentrum Hannover wenden.

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MEHR ZUM THEMA: Clearingstelle Landessportbund Niedersachsen: Di 10-12 Uhr, Do 13-15 Uhr, Tel.: 0511-1268-274 Kinderschutz-Zentrum Hannover: Mo-Do 9-13 Uhr und 14-16 Uhr, Fr 9-13 Uhr, Tel.: 0511-3743478 Landessportbund Niedersachsen: www.lsb-niedersachsen.de

TagesSatz

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STOLPERS T E I N

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– wurden die Flüchtlinge dann auch gleich von Eliteeinheiten der französischen Polizei abgefangen und wieder zurückgeschickt. Schengen hin – Schengen her! Soweit will der Staat dann doch nicht gehen. Da könnte ja sonst jeder kommen! Nein, Schengen sei eine fantastische Angelegenheit, erklärt die EU-Innenkommissarin Cecilia Malmström, aber wenn es Schwierigkeiten gebe, müsse man sich diesen stellen.

Andrea Tiedemann

ir wollten doch gerade vergessen, dass es so etwas überhaupt mal gab: Grenzkontrollen bei der Fahrt nach Dänemark. Doch ab diesem Jahr dürfen wir wieder mit grimmigen Zollbeamten vorlieb nehmen, die in Kofferräumen nach Waffen, Drogen und Sprengstoff suchen. Dabei will man doch nur in den Urlaub! Ein bisschen frische Luft schnappen und so! Wer wird denn da gleich böses vermuten!?

Ziemlich grenzwertig! * GLOSSE VON MALTE SCHILLER In abendländischen Gefilden waren die Gesetzeshüter gerade dabei, die letzten Schlagbäume und Kontrollhäuschen an die örtlich ansässigen Museen zu verschachern, als plötzlich … ja, was eigentlich? Plötzlich, hört man, will sich der Däne mit Hilfe von Grenzkontrollen vor kriminellen Schieberbanden aus dem Osten schützen. In Presse und Politik ist das Geschrei groß: So einfach könne man die Freiheit der Europäer nicht über Bord werfen und letztendlich verstoße Dänemarks Vorgehen gegen geltendes EU-Recht. Dabei ist die rechtspopulistische Dänische Volkspartei eigentlich nur eine Trittbrettfahrerin, die auf den fahrenden Zug aufgesprungen ist. Denn bereits Mitte April kam es zu einem EU-politischen Eklat, als tausende nordafrikanische Flüchtlinge an der italienischen Küste an Land gingen. Wenn Europa irgendwo eine gemeinsame Außengrenze hat, dann ist es wohl in Italien. Rom wollte das Problem nicht alleine ausbaden und stellte den Ankömmlingen kurzerhand Aufenthaltsgenehmigungen aus, die den Tunesiern, Ägyptern und Menschen anderer Nationalität erlaubten, sich frei im Schengen-Raum zu bewegen. Davon waren die Franzosen wenig angetan. Am Bahnhof von Menton – einer kleinen Stadt knapp hinter der italienisch-französischen Grenze, die heute eigentlich niemand mehr bewacht TagesSatz

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Genauso peinlich, wie dieses saloppe Statement, ist die Situation, in der sich viele EU-Staaten dieser Tage befinden. Über Jahrzehnte hinweg konnte das Problem der Nationalstaatlichkeit – also das Problem, dass Staaten willkürlich Grenzen ziehen um sich zu „schützen“ – ignoriert werden. Die unschöne Drecksarbeit wurde den Autokraten in den nordafrikanischen Ländern überlassen: Es wurde den dortigen Machthabern überlassen, die Ausreise von Flüchtlingen zu unterbinden – im Gegenzug unterhielten die Europäer lebendige wirtschaftliche Beziehungen mit Tunesien, Ägypten oder Libyen. Die politischen Umbrüche in diesen Ländern haben einerseits die alten Kontrollmechanismen außer Kraft gesetzt, andererseits viele politische Flüchtlinge hervorgebracht – illegalisierte Menschen, welche die Staaten sich nun gegenseitig wie den schwarzen Peter zuschieben wollen. Es ist schon ein Kreuz mit diesen Flüchtlingen! Aber sein wir mal ganz ehrlich: Das mit den Ausländern in Italien kratzt uns nicht so richtig. Italien ist ja schließlich selber immer noch Ausland. Nein, was uns wirklich stört, ist, dass wir nicht mehr so einfach in den Urlaub an die dänische Küste fahren können.

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TA G E S S AT Z VOR ORT

V O R O R T

* Und alles nur fürs Image * CHRISTOPHER PILTZ UND KHOA LY Es sollte eigentlich um Musik gehen, aber das schien beim Eurovision Song Contest in Düsseldorf in den Hintergrund geraten zu sein. Vielmehr wurde versucht, aufzufallen, aber nicht anzuecken. Da die nordrhein-westfälische Landeshauptstadt sich im Blickpunkt Europas wähnte, putzte sie sich noch mehr heraus, bis sie so glatt geschliffen war, dass der Gesangswettbewerb überall hätte stattfinden können – und keiner hätte es bemerkt.

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olfram Eckardt delegiert für sein Leben gern. Seit zwei Wochen darf er es nun endlich wieder. „Ich will Düsseldorf von seinem typischen Image befreien“, sagt der pensionierte Bankvorstand und zieht sich dabei sein maßgeschneidertes Jackett an. Eckardt, 61, war Bankvorstand der Göttinger Volksbank und später Vorsitzender einer Bankengruppe in Düsseldorf. Jetzt ernannte ihn der Bürgermeister kurzfristig zu einer „herausragenden Persönlichkeit Düsseldorfs“, wie die VIP-Volunteers offiziell beschrieben werden. Ein Fantasietitel, auf den Eckardt stolz ist. Kreiert nur für den Eurovision Song Contest, auf Idee eines Bürgerwettbewerbs. Jetzt ist Eckardt etwas Besonderes. Er ist einer von zwanzig VIP-Freiwilligen, die den internationalen Journalisten ein anderes, lebendiges Bild von Düsseldorf vermitteln sollen. Eigentlich führt Eckardt die Medienvertreter durch die Stadt und zeigt ihnen die Altstadt und die Königsallee, eine Luxuseinkaufstraße. Er zeigt ihnen den Glanz und Glamour der Geschäfte, in

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denen seine Frau und ihre Freundin, die Frau des Bürgermeisters, gerne einkaufen. „Eine wundervolle Straße, deutlich schöner als der Rodeo Drive in Los Angeles. Wir waren da schon und können das wirklich bewerten“, erklärt er. Aber heute hat der Bankvorstand a.D. Telefondienst und muss den Tag über in der extra eingerichteten Presselounge in der Rathauslobby bleiben. Sofaecken, Espressobar; ein Cateringservice mit Getränken und Snacks. Es ist schlicht, elegant, modern – so wie Düsseldorf auch sein will. Imagebroschüren, Werbestifte und DVDs liegen aus. Sie zeigen die Stadt in ihrem vollen Glanz. „Viele verbinden mit Düsseldorf nur die Königsallee und Botoxfrauen mit Schoßhündchen“, sagt Eckardt. Seine Mission sei es, dieses Image zu ändern. Dabei scheint er eher sinnbildlich für das bekannte Düsseldorf zu stehen – seine Erzählungen, seine Handlungen, alles eine Bestätigung des Schicki-Micki-Klischees. Die Stadt versucht mit aller Macht, ein vielfältigeres Bild durch die VIP-

Freiwilligen in den Medien zu bekommen. Sie dürfen reden. Anders als die 550 Freiwilligen, die die ARD ausgewählt hatte. Sie stehen mit ihren roten T-Shirts und dem Aufdruck „Volunteer - May I help you?“ an den Eingängen der Halle, in der Altstadt, am Bahnhof, im Pressebereich. Sie verteilen Flyer, informieren, wo die nächste Toilette ist, und holen Getränke, wenn eine Delegation gerne welche haben möchte. Kostenlose Handlager, die freiwillig ein aufwendiges Bewerbungsverfahren durchgemacht und in einem Workshop gelernt haben, dass sie schweigen müssen, wenn die Presse sie nach ihrer Arbeit fragt. Reden nur nach Genehmigung. Eckardt redet immer. Aber wie sollen die VIPVolunteers, eine Auswahl von Kabarettisten, Kunstdesignern und Königsalleegängern, dem Besucher des Eurovision Song Contests etwas anderes vermitteln, als dass die Stadt am Rhein exklusiv und bonzig ist? Es wirkt einfach zu paradox, wenn ein 61-jähriger Bankvorstand a.D. gegen das Botoxfrauen-Schoßhündchen-Image der Stadt ankämpft und es ein paar Sätze weiter nur verstärkt. TagesSatz

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Alle ESC-Fotos: Christopher Piltz

TAGESSATZ VOR O RT

Wolfram Eckardt ist einer von zwanzig VIP-Volunteers, die Journalisten Düsseldorf zeigen sollen

Die Show, die am Ende 36.000 Fans in der Arena und knapp 120 Millionen Zuschauer vor den Bildschirmen verfolgten, wurde dreimal geprobt, jedes Detail und jede Pointe waren im Vorfeld geplant, kein Raum für spontane Aktionen. Die Kameraeinstellungen mussten sitzen, der Ton passen, kein Schritt durfte verkehrt sein. Für Unberechenbares waren keine Kapazitäten vorhanden. Und das scheint die Stadt auch zu beabsichtigen: Es soll alles perfekt sein, auch wenn sie damit ihre Konturen und Kanten verliert. Baustellen wurden mit Werbebannern abgehängt, überall wehen Fahnen der teilnehmenden Nationen, in den Infobroschüren wird nur auf die Szeneclubs in der Innenstadt verwiesen. Am liebsten hätte man den Stadtkern wohl noch mit Chanel eingesprüht.

Danke”-Fahne weht zwischen zwei Fenstern. Vogelgezwitscher ist zu hören. Ein Mann spielt Gitarre, ein anderer dreht sich in Ruhe eine Zigarette. Ihnen gegenüber sitzt Ani Dießelmann. Sie will nur mit ihrem Spitznamen Ani angesprochen werden. Es ist wichtig, welchen Namen sie verwendet - einen offiziellen für wissenschaftliche Publikationen und einen für die Öffentlichkeit. Ani ist sie für die Presse. Und so sitzt Ani auf einem Betonsockel in der

Gentrifizierung in den Stadtteilen und auch gegen den ESC ist. „ESCAPE the Hype” steht als Motto auf der Internetseite der Gruppe. Die Antifa, Attac, aber auch alternative Künstler, protestieren mit. Sie wollen mit Gegenveranstaltungen die Aufmerksamkeit auf sich ziehen – denn die Stadt hat sie bei den Planungen für den ESC vollkommen ignoriert. Die Aktivisten in der Kiefernstraße haben auch mit dem Gedanken gespielt, alternative Stadtviertelführungen anzubieten, als Gegenpart zu den bestehenden kostenlosen Pressetouren der Stadt. „Wir haben uns Gedanken gemacht, aber dagegen entschieden, da wir keine touristische Hilfskraft sein wollen“, sagt Ani. Sie wollte die ganzen ESC-Fans nicht in ihrem Viertel haben. „Dazu hatten wir am Anfang Angst, dass die Subkultur total vereinnahmt wird. Aber nichts. Wir wurden einfach ignoriert“, sagt Ani.

Am liebsten hätte man den Stadtkern mit Chanel eingesprüht

Unweit der Altstadt, knapp zwei Kilometer östlich der Königsallee, in Düsseldorf-Flingern, betritt man eine andere Welt. Grell bunte Graffiti schmücken die Fassaden der Häuser in der Kiefernstraße, besprühte Bauwagen stehen am Straßenrand, eine “Atomkraft-Nein-

Kiefernstraße und hat die Hände um die angewinkelten Knie gelegt. Ihre komplette Kleidung ist schwarz: Ihre kurze Hose, ihr Top, ihre Strickjacke. Sie lebt auf der Kiefernstraße, dieser alternativen, bunten Straße, die eine bewegte Geschichte hinter sich hat, mit Besetzungen, Razzien, brennenden Barrikaden und den Toten Hosen. Ani ist Aktivistin im Bündnis „Recht auf Stadt“, das gegen die Kommerzialisierung öffentlicher Plätze, gegen

Trotzdem war das offizielle Programm, dass die Stadt zum ESC organisiert hat, kontrastreich: Es wurde der größte Kinderchor Deutschlands

„ESCAPE the hype“: Ani Dießelmann protestiert mit anderen Aktivisten gegen das Musikevent.

TagesSatz

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TA G E S S AT Z VOR ORT präsentiert, es gab einen Nachwuchswettbewerb für Bands. Einige Tage vor dem Finale fand vor knapp dreitausend Zuschauern ein „Grand Prix Classics“ mit ehemaligen Stars des Wettbewerbs, der damals noch Grand Prix hieß, statt. Es war ein buntes Programm, jedoch ohne roten Faden. Dies zeigte vor allem der Finalsamstag: Am Nachmittag marschierten 2400 Schützen und Karnevalisten durch die Düsseldorfer Innenstadt beim sogenannten „Brauchtumsumzug“. „Die allermeisten ESC-Fans haben diese Programmpunkte nicht wahrgenommen“, erzählt Jan Feddersen, langjähriger ESC-Experte der ARD und Redakteur bei der taz. Seit Jahren verfolgt er den ESC, berichtet über die Musikshow. „Die Fans konzentrieren sich meist nur auf die Show, das ist immer so.“ So hätte es auch keinen großen Effekt gehabt, hätte man die Subkultur mit in das Rahmenprogramm aufgenommen: „Es hätte die meisten Fans genau genommen wenig interessiert.“ Ob die Stadt Düsseldorf langfristig von dem ESC durch steigende Touristenzahlen profitieren kann, wird bezweifelt. „Aber die Stadt ist für ewig auf der ESC-Landkarte“, sagt Feddersen. Und damit dazu nur gute Erinnerungen an Düsseldorf bleiben, wurde der Marketingmotor der Stadt angeworfen. Feddersen: „Man kann es für übertrieben halten, aber sie haben sich Mühe gegeben.“

pen und Läden, die in alter Tradition der Schichtarbeit 24 Stunden geöffnet hätten: „Es sind kleine, unverstellte Orte“, sagt sie. Die Gegend ist lebendig, ist von der Geschichte und von Geschichten geprägt – aber das ist für die Stadtverwaltung nicht interessant. Die alten Fabrikhallen, in Hamburg oder Berlin längst zu Szeneclubs, Hotels oder exklusiven Wohnungen ausgebaut, wurden abgerissen. Das neue Düsseldorf soll schick sein – und wird steril, glatt und austauschbar. „Dabei lebt eine Stadt von den Kontrasten“, sagt sich Ani. Konflikt und Reibung sind zwei Schlagwörter, die bei den Erzählungen der studierten Philosophin häufig fallen. „Spannung wird in der Stadt durch verdichtete Konfliktfelder erzeugt“, erklärt sie.

Bilder von Düsseldorf. Beide Seiten versuchen, ihre Ansichten zu verteidigen, beide Seiten wollen irgendwie in die Medien. Aber so sehr vor allem die Marketingabteilung der Stadt versucht, die Berichterstattung über die Stadt so positiv wie möglich zu gestalten, müssen alle letztendlich eines akzeptieren: Die große Show findet in der Arena am Stadtrand statt – und nur dort. Hier pilgern die Fans hin, hier proben die Musiker, hier haben die knapp 2500 Journalisten ihre Arbeitsplätze. Hier ist der ESC, und der sieht so aus: bunt, extrem bunt, und oberflächlich.

Und dafür braucht es zwei Kontrahenten – „wenn einer ausgeschaltet wird, gibt es das nicht mehr.“ Sie hätte nichts gegen die Königsallee, nichts gegen den ESC, wenn nur die Relationen stimmen würden: „Die Subkultur wird vollkommen vernachlässigt, und für den ESC sind sofort elf Millionen da.“ Veranstalter für Großevents wie Skirennen am Rhein, Marathons und eben den Gesangswettbewerb würden in Düsseldorf hofiert werden, „weil sich Düsseldorf profilieren will.“ Die Politik würde an denen gemacht, die viel Geld bringen würden.

Bei der Pressekonferenz nach dem zweiten Halbfinale springen die irländischen Zwillinge auf den Konferenztisch, rasen wie überdrehte Halbwüchsige über das Podest und ulken für die Presse umher. Die Fotografen knipsen immer und immer wieder. Denn in diesen Tagen geht es nur um starke Motive, und sonst nichts. Die Zwillinge wissen das und albern weiter herum. Es fehlt nur noch die große Manege mit Sägespänen auf dem Boden, und man würde sich im Zirkus wähnen. Die ukrainische Sängerin wird wenige Minuten später gefragt, ob die Federn in ihrem Kostüm echt seien. „Ja, sie sind es. Ich liebe euch alle! Ihr seid so wundervoll!”, antwortet sie auf Englisch. Ein paar Stühle weiter sitzen die moldawischen Sänger. Sie tragen meterhohe Zwergenmützen – das ist aber auch das einzig auffallende an ihnen. Ohne die Kopfbedeckungen würden sie untergehen in diesem Tohuwabohu.

Eckardt und Ani. Die Presselounge im Rathaus und die bunten Häuser in der Kiefernstraße. Es sind kontrastreiche

Denn allein ein extravagantes Äußeres reicht doch nicht aus, um in Erinnerung zu bleiben.

Der ESC ist extrem bunt, und oberflächlich

Die 30-jährige Ani schlendert im Schatten der Linden die Kiefernstraße entlang, die Hände in den Hosentaschen, und findet den ganzen Aufruhr um den ESC mehr als übertrieben. Sie erzählt lieber von ihrem Viertel. Von Hinterhöfen, kleinen Knei-

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TagesSatz

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GÖTTI N G E N

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Seit 2005 ist der Landkreis Göttingen eine sogenannte Optionskommune, was bedeutet, dass er selbst verantwortlich für die Beratung, Betreuung und Vermittlung von Langzeitarbeitslosen ist. Diese Position ist begehrt. „Es wollen viele Landkreise Optionskommunen werden“, so Franz Wucherpfennig, Sozialdezernent Landkreis Göttingen. Während es Kommunen gebe, die circa 2.000 bis 3.000 Personen betreuten, gehöre Göttingen mit 22.000 zu betreuenden Personen schon zu den großen Kommunen. 2009 verzeichnete der Landkreis insgesamt 820 erwerbsfähige Leistungsberechtigte, die selbständig tätig waren. Der Erfolg einer Neugründung lässt sich allerdings nicht garantieren. TagesSatz

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Initiative zeigen Langzeitarbeitslosigkeit ist ein Phänomen, von dem heutzutage jeder betroffen sein kann. Der Weg in die Selbständigkeit bietet dabei eine Alternative, neuen Fuß in der Arbeitswelt zu fassen.

* MELANIE SWIATLOCH Andrea Tiedemann

ls langzeitarbeitslos gilt, wer länger als zwölf Monate arbeitslos gemeldet ist. Die Folgen für die Betroffenen sind oftmals sinkende Chancen zurück in den regulären ersten Arbeitsmarkt zu finden. Ein möglicher Schritt, diesem zu entgehen, ist die Selbständigkeit. Eine gute Geschäftsidee ist allerdings Voraussetzung dafür. Britta Apelt gehört zu denjenigen, die solch eine gute Geschäftsidee hatten. Nachdem die Arzthelferin 2007 arbeitslos geworden war, eröffnete sie am 15. Juli 2010 den „Kleinen Barf Laden“ in Sieboldshausen, in dem sie biologisch artgerechtes rohes Futter für Hunde anbietet, sprich rohes Tiefkühlfleisch. Hundebesitzer mischen dieses dann mit Obst und Gemüse, um für ihren Liebling ein optimales Futter bereitzustellen. Apelt steht hier bei Fragen stets unterstützend zur Seite. Für den Hund bedeutet Barf in erster Linie eine mögliche Linderung von Futtermittelallergien. Aus eigener Erfahrung weiß Apelt, dass auch Gelenkerkrankungen gemildert werden können, denn ihr eigener Golden Retriever war daran erkrankt. Die Behandlung kostete so viel „wie ein Kleinwagen“, erinnert sie sich. Diese Erfahrung war schließlich der Anlass für die Gründungsidee. Mittlerweile hat sie eine eigene Stammkundschaft. „Es gibt mal richtig gute Tage und Wochen, es ist aber auch mal wieder eine Flaute dabei“, berichtet Apelt.

Dass man sich über dieses Risiko bewusst sein sollte, bestätigt auch Apelt. Eine Auswertung des Landkreises von 99 Personen, die 2009 selbständig waren, ergab, dass neun den Sprung in die finanzielle Unabhängigkeit schafften. 45 Personen verdienten ein Einkommen, was den weiteren Bezug von SGB II erforderte. Sieben Personen mussten ihre Geschäftsidee wieder aufgeben, weil sie nicht genügend Umsatz erwirtschafteten. Doch die Möglichkeit zur Selbständigkeit werde als „ernstzunehmender Posten“ durchaus wahrgenommen, so Wucherpfennig, „gerade im Über- 50-Bereich“. Bei einer Geschäftsidee führt der Weg zuerst über den zuständigen Fallmanager. Dieser leitet dann in der Regel an eine Beratungsstelle für Existenzgründung weiter. So war es auch bei Apelt, die zu der Göttinger Gründungsberatung Mobil gelangte. Das Beratungsteam stuft sie als sehr fit ein: „Man trägt die Sache vor und erfährt gleich ‚Das wird nix‘ oder ‚Gute Idee‘“. Hier nahm sie unter anderem an Seminaren zum Thema Steuern, Werbung und Versicherungen teil.

Nach dieser Phase erstellte sie einen Businessplan, in dem sie das Konzept samt Idee, Standort und Kosten aufführte. Zusammen mit einem Gutachten von Mobil ging alles an den Landkreis, der darüber entschied. „Es hat mir wahnsinnig viel gebracht“, resümiert sie. Der Landkreis fördert dann bei positivem Entscheid mit bis zu 8.000 Euro Starthilfe. Nach der Existenzgründung kann im ersten halben Jahr weiterhin monatlich eine Regelleistung von 359 Euro zur Unterstützung beantragt werden. Im Vergleich zur Existenzgründung ohne Förderung durch den Landkreis ist eine Schuldenfalle laut Wucherpfennig nicht gegeben. Regelmäßige Nachweise über Verlauf des Geschäfts deckten dies ab. Wenn es absolut schwierig würde, müsse es eben leider beendet werden. Die Notwendigkeit der Rückzahlung des Darlehens an den Landkreis bleibt jedoch bestehen.

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MEHR ZUM THEMA: Links für Existenzgründer: www.gruendungskatalog.de Der „Kleine Barf Laden“: www.barf-laden.com

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GÖTTINGEN

GEDANKEN EINES TAGESSATZ-VERKÄUFERS

Torben Guretzki

Die Mode am Bahnhof * HOLGER TEICHMANN

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ch habe ja vieles schon gesehen. Aber vor der Post am Bahnhof bleibt es interessant. Nachdem sich viele, vor allem junge Frauen den Bauch mit der Bauchfrei-Mode regelmäßig verkühlt hatten, kam nach einer Zeit der Ruhe der nächste Angriff auf den guten Geschmack und zwar, dass die Frauen wieder Beine zeigten. Hoppla, da vergisst man ja den Zeitungsverkauf. Ganz einig war sich dann das weibliche Geschlecht, dass hohe Stiefel wieder modern sind. Die letzten beiden Winter waren ja auch verdammt kalt. Man fragt sich nur immer, wie bezahlt eine Studentin heutzutage noch teure Stiefel?

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Die Männer in Göttingen dagegen: langweilig. Jeans- und Jackenmode herrschen vor. Eine zeitlang dachte man, die Barbour-Jacken nähmen überhand, aber auch sie verschwanden wieder. Ein anderes Thema sind die Auswirkungen von Mode. Einige Damen tragen wieder Stöckelschuhe. Allerdings setzen sich einige in den Kopf, damit auch noch Fahrrad fahren zu müssen. Ganz besonders beim Absteigen vom Fahrrad können gefährliche Situationen auftreten. Überhaupt ist es eine Mode, auf dem Fahrrad alle möglichen, auch große, Pakete transportie-

ren zu wollen. Die Leute können sich nicht vorstellen, wie groß das ist, was sie bestellt haben. So laden sie das Paket umständlich auf und entfernen sich dann als unsichere Verkehrsteilnehmer. Eine weitere Mode ist folgende: Ein Mensch holt ein Paket ab und schafft es gerade bis vor die Tür der Post. Sodann nimmt er das Paket neugierig auseinander. Die Menschen können sich die Freude nicht bewahren. Es muss gleich alles inspiziert werden, das Misstrauen siegt. Was noch zu sagen wäre: Kommen Sie mal zur Post und sehen Sie selbst.

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Jörg „Yogi“ Müller

GÖTTIN G E N

Straßengeflüster Gute Neuigkeiten aus Freiburg! Bereits im November 2010 machte der FREIeBÜRGER auf seine Notlage aufmerksam. Die vier sozialversicherungspflichtigen Arbeitsplätze – dabei handelt es sich um drei Redakteur- und eine Verkäuferstelle – standen auf der Kippe.

Winkeladvokat

Ein halbes Jahr später war dann endlich Aufatmen möglich: In der Maiausgabe 2011 verkündete der FREIeBÜRGER erleichtert, dass er durch eine großzügige Spende der Münchener Straßenzeitung BISS in Höhe von 5.000,Euro in der Lage ist, die gefährdeten Stellen zu erhalten. Dabei ist die Freude vollkommen berechtigt. Immerhin zeigt die Hilfeleistung der Münchener Straßenzeitung vor allem, dass über das Leitmotiv „Hilfe zur Selbsthilfe“ hinaus gedacht wird und verdeutlicht auf diese Weise die Tragweite des Konzepts, dem

TagesSatz

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Hartz IV und die Libido Das Bedürfnis nach körperlicher Zuwendung und Sexualität ist sehr menschlich. Doch nicht immer können zwei Liebende zueinander kommen. Was tun, wenn die Angebetete auf der anderen Seite der Welt weilt und man mittellos ist? Ein arbeitsloser Mechaniker vermisste seine in Thailand lebende Ehefrau so sehr, dass er das Sozialamt um Hilfe bat. Er wünschte sich die Übernahme der Einreisekosten, was das Amt jedoch ablehnte. Der frustrierte Strohwitwer gab jedoch nicht auf. Zumindest wollte er dann seine Ersatzbefriedigung von der Behörde erstattet bekommen: Um seine Ehe nicht zu gefährden, benötige er pro Monat vier Besuche im Bordell sowie acht Pornofilme und ein Männermagazin-Abo. Sogar Kondome und Wichsboxen für das Betrachten der Filme wollte der Unausgelastete

* ROBERT HALAGAN sich alle Straßenmagazine verschrieben haben. Dennoch bleibt ein Wermutstropfen. Die Spende zeigt nämlich eben auch die Notlage der Freiburger Straßenzeitung. Zwar ist der Erhalt kurzfristig gesichert. Für den langfristigen Erfolg jedoch sollte man sich weiter auf die Unterstützung von außen freuen dürfen, jedoch nicht darauf verlassen müssen. Aus diesem Grunde bleibt zu hoffen, dass der FREIeBÜRGER in Zukunft seinen Erhalt aus eigener Kraft sichern kann.

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* ANDREA TIEDEMANN einklagen. Er legte eine genaue Rechnung auf Euro und Cent vor. Immerhin stünde sein psychisches und seelisches Gleichgewicht auf der Kippe, da er unter sexuellen Entzugserscheinungen leide und zwingend auf die Erfüllung seiner Bedürfnisse angewiesen sei. Doch auch das Verwaltungsgericht Ansbach war wenig verständnisvoll. Die libidinösen Begehren des Klägers seien Kosten der allgemeinen Lebensführung und bereits durch den Regelsatz abgedeckt. Ob seine thailändische Frau von dem Prozess wusste? Eine Erklärung jedenfalls blieb der Kläger in dem ganzen Prozess schuldig: wie er mit dem Besuch eines Bordells seine Ehe retten wollte.

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KASSEL

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Die Perle an der Fulda Seit 25 Jahren beglückt das Kulturzelt, mittlerweile eine Kasseler Institution, sein Publikum mit einer einzigartigen Mischung aus internationalen Stars und echten Geheimtipps.

* HARALD WÖRNER an musikalischen Einflüssen. Sein Sohn Corey ist daher seit den Neunzigern des öfteren auf seinen Platten als Rapper zu hören. Der Mix aus funky Grooves und einem ordentlichen Anteil an Improvisationen gefällt indes, man staune, auch Jüngeren. So darf man sich nicht wundern, im Publikum Zuschauer zu finden, die, vom Alter her gesehen, seine Kinder sein könnten. (VVK 22 Euro, AK 24 Euro) Juan de Marco González, Gründer der 1976 ins Leben gerufenen kubanischen Band „Sierra Maestra“ möchten wir ihnen zum Schluss vorstellen. Um den seit der kubanischen Revolution 1959 (fast) in Vergessenheit geratenen Altstars der Son-Musik zu neuer Popularität zu verhelfen, gründete er (u.a. mit Compay Segundo, Pio Leyva, Orlando Lopez oder Ruben González) die „Afro-Cuban-All-Stars“.

Hier wurden auch die Grundlagen für den „Buena Vista Social Club“ gelegt, der später durch Wim Wenders Dokumentarfilm Bekanntheit erlangte. González Traum war „…all die großen und noch lebenden Stars der 40er und 50er Jahre mit jungen Musikern in einem Orchester zu vereinen, um kubanische Musik zu spielen, die die Kontinuität der Tradition zeigt.“ (VVK 20, AK 22 Euro)

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MEHR ZUM THEMA: Kulturzelt Kassel (Drahtbrücke) Passage 25 – 2011 08.07-21.08.2011 Vorverkauf: HNA-Kartenservice (Kurfürstengalerie) Tel.: 203-204 in allen HNA-Geschäftsstellen und bei Gestochen Scharf Tel.: 788060 www.kulturzelt-kassel.de

headsup.com

ls letzteren kann man sicher Troy Andrews, genannt „Trombone Shorty“, sehen. Der 25-Jährige ist nicht nur ein begnadeter Posaunist, er besitzt zudem echte Entertainer-Qualitäten. Geboren in New Orleans, „saugte“ er den Jazz quasi mit der Muttermilch ein. Seinem Instrument entlockt Shorty eine urtümliche Wucht, gepaart mit einer fantastischen Farbvielfalt. Bei aller Virtuosität lässt er seinen Mitmusikern aber genug Raum, so dass sie an der Gitarre oder dem Saxophon zur Geltung zu kommen. Troy Andrews hat schon mit Aerosmith, U2 oder Lenny Kravitz zusammengearbeitet. Die sind allesamt keine ausgewiesenen Jazzer. Doch er steckt sie alle in den Sack. Seine Band „Orleans Avenue“ steht dem Meister in nichts nach. Gitarrist Pete Murano sieht aus, als er wäre lieber noch im Bett als schon auf der Bühne. Bassist Mike Ballard schaut während des Auftritts meist so finster drein, als mache er keine Gefangenen. Bleibt noch der ebenfalls 25-jährige Schlagzeuger Joey Peebles. Rein optisch würde er besser in eine Garagen- oder Heavy-MetalBand passen als in eine Jazzformation. Assoziationen an das „Tier“ der „Muppet-Show“ werden da unweigerlich wach, aber die täuschen. Grundsolide, wie einst der selige John Bonham (Led Zeppelin), hält er das ganze Rhythmusgefüge beisammen. (VVK 20 Euro, AK 22 Euro) Maceo Parker hingegen ist mit 68 schon gesetzter. Der Altsaxophonist kam am 14.02.1943 in Kinston (North Carolina) zur Welt. Seine Lorbeeren erwarb er sich in der Bläser-Sektion von Altmeister James Brown. Dort spielte er noch Tenor-Saxophon. Nach Kooperationen unter anderem mit George Clinton, aber auch „Bootsy“ Collins, dem legendären Funk-Bassisten, entschloss er sich, eigene Wege zu gehen. Nach einer längeren Pause gelang ihm 1990 ein Comeback mit „Roots Revisited“. Parker beschreibt sein Repertoire mit dem inzwischen bekannten „Two percent Jazz and ninety-eight percent funky stuff.“ Dabei bleibt er offen für ein breites Spektrum

Offen für ein breites Musikspektrum

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TagesSatz

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KA S S E L

Fukushima – Ihre Fragen Bis zum Redaktionsschluss erreichten mich 96 telefonische und 13 E-Mail-Anfragen zum ersten Teil des Fukushima-Artikels. Sogar Anrufer aus Baunatal und Fulda waren dabei. Auch dort wird der TagesSatz gelesen, erstaunlich! Alle Fragen wurden beantwortet.

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* THOMAS SCHWAB ier nun einige Fragen, die mir besonders interessant erschienen.

Herr H-P. B, Kassel: Tschernobyl ist explodiert. Kann das in Fukushima auch passieren?

ricium umgewandelt. Das braucht 432 Jahre, um noch die Hälfte seiner Strahlung abzugeben.

Frau U. M, aus Kassel: Gibt es noch andere gefährliche Stoffe? Man hört soviel über Jod.

Kaum. Bei dem Reaktor in Tschernobyl wurde die erzeugte Wärme durch Wasser in Druckröhren abgeführt. In den Druckröhren steigt die Wassertemperatur auf mehrere hundert Grad Celsius. Fukushima dagegen war ein Siedewasserreaktor, die Wassertemperatur betrug lediglich circa 100 °C. In Tschernobyl konnte sich wesentlich mehr Druck in den gepanzerten Röhren aufbauen, bevor es zur Explosion kam, in Fukushima bildeten sich in der leichten Ummantelung lediglich Haarrisse und die Strahlung konnte austreten.

Frau M. M, Kassel: Was ist überhaupt Strahlung? Gibt es einen Unterschied zwischen Strahlung von radioaktiven Elementen und Spaltprodukten?

Radioaktives Jod (Jod++) wird von der Schilddrüse aufgenommen und verursacht Kehlkopfkrebs. Aber gegen Jod++ gibt es ein Gegenmittel: normales Jod. Nimmt man eine hohe Dosis davon in Tablettenform ein, kann die Schilddrüse kein Jod++ mehr aufnehmen. Übrigens gibt es gegen keinen anderen radioaktiven Stoff ein Gegenmittel. Aber wo Jod++ ausgetreten ist, sind mit Sicherheit auch Cäsium, Strontium oder sogar Plutonium ausgetreten. Dort liegt meiner Ansicht nach die hauptsächliche Bedeutung: Jod++ ist ein Warnsignal.

Tödlich: Plutonium, Cäsium und Strontium

Frau S. B, Vellmar: Plutonium haben Sie ja kurz erwähnt. Daraus baut man doch Bomben, oder?

Herr F. S, Kassel: Was ist Strontium? Strontium ist noch tückischer als Cäsium, man kann es nicht mit einem Geigerzähler nachweisen. Der Körper lagert es in Knochen und Knochenmark ein. In unmittelbarer Nähe zum blutbildenden Gewebe steigt die Gefahr, dass sich Tumore entwickeln oder Leukämie eintritt. Wo es ausgetreten ist, wird in Zukunft nicht mehr gelebt, sondern vor allem gestorben. An Krebs und anderen Krankheiten. Der Herzmuskel ist betroffen: Kinder im Alter von zwei Jahren werden an akuter Herzschwäche sterben. Auch an Leber- und Nierenversagen und sämtlichen Blutbildkrankheiten. Ein Schlaganfall mit zwanzig Jahren ist in Japan bald keine Seltenheit mehr. Diese makaberen Erfahrungen mussten wir in Tschernobyl machen. TagesSatz

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Sind Spaltprodukte neu entstandene Elemente? Ja, ganz richtig! Radioaktives Cäsium zum Beispiel gibt es in

Auch. Aber in Kernkraftwerken wird es in sogenannten Mischoxidbrennstäben verwendet. Es erhöht die Leistung. Die Strahlungsintensität von Plutonium verringert sich in 14 Jahren um die Hälfte. Das klingt ungefährlich, doch das ist ein Irrtum. In dieser Zeit hat sich die Hälfte des Plutonium in Ame-

der Natur nur sehr selten. Bei einer Kernspaltung dagegen entstehen große Mengen davon, man nennt sie Isotope. Diese senden Alpha-, Beta- und Gamma-Strahlung aus. Alpha-Strahlung besteht aus Neutronen, die die menschlichen Zellen völlig zerstören. Beta-Strahlung besteht aus Elektronen, ihre Wirkung ist mit der von Röntgenstrahlung zu vergleichen. Sie verursacht Krebs und schädigt das Erbgut. Gamma-Strahlung ist eine elektromagnetische Welle, die alles durchdringt und bis zum Totalausfall aller menschlichen Zellen führt.

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KASSEL Seit dem 3. Ap­ril ist der chi­ne­si­sche Künst­ler Ai Wei­wei ver­schwun­ den. Die Öf­fent­lich­keit weiß nicht, wo er sich be­fin­det, un­ter wel­ chen Um­stän­den er lebt. Da­rü­ber sind vie­le Menschen em­pört.

Sor­ge um Künst­ler Ai Wei­wei * NORA MEY

A

uf der docu­men­ta 12 im Jah­re 2007 in Kas­sel war Ai Wei­wei der er­ko­re­ne Lieb­ling. Hat­te er doch insgesamt 1001 Chi­ne­sen un­ ter­schied­lichs­ter Her­kunft aus Chi­ na mit­ge­bracht, die an ei­ner in­ter­na­ ti­o­na­len Kunstaus­stel­lung teil­neh­men konn­ten und auf un­se­ren Stra­ßen das fer­ne Land plötz­lich nahe brach­ten. „Fairytale“ lau­te­te tref­fend die­se Per­ for­man­ce. Auch Ai Wei­weis In­stal­la­ ti­o­nen weck­ten viel Sym­pa­thie: alte geschnitzte Tü­ren aus abgeris­se­nen Häu­sern zu ei­nem Turm zu­sam­men­ge­ baut (spä­ter ein­ge­stürzt und trotz­dem schön) oder 1001 Stüh­le al­ter Hand­ werks­kunst, in den docu­men­ta-Räu­ men ver­teilt mit dem Ge­bot, sie auch zu be­nut­zen, ge­hör­ten zu sei­ner Ar­ beit. Mit un­se­rem Ver­käu­fer Arm­ini­ us führte Ai Wei­wei damals ein lau­ni­ ges In­ter­view.

Privat

Sein so­zi­a­les En­ga­ge­ment wur­de be­ son­ders deut­lich, als Ai Wei­wei nach dem Erd­be­ben in Sichu­an den Tod von Schul­kin­dern als Fol­ge von kor­ rup­t en Ma­c hen­s chaf­t en durch Material­spa­ren beim Bau künst­le­risch anpran­ger­ te. Zur Zeit gibt es in Ber­ lin eine neue In­stal­la­ti­on: Aus Tei­len ab­ges­tor­be­ner Bäu­me wur­den zwei kah­le Baum­rie­sen zu­sam­men­ge­ schraubt, die den Ein­druck von Ver­g äng­l ich­k eit und Ge­walt be­schwö­ren. Al­lein die Fo­tos sind schon be­rüh­ rend. Ai Weiwei ist der Typ des kri­ti­schen, furcht­lo­sen, so­zi­al en­ga­gier­ten und unkonventionellen Künst­lers, wie er hier im Wes­ten von vie­len ge­schätzt wird. Da­ bei soll­te man im Auge be­ hal­ten, dass er zwölf Jah­re in den USA ge­lebt hat, also auch west­lich ge­prägt wur­ de. Uns je­d en­f alls hat es freu­dig über­rascht, dass da aus dem fer­nen Chi­na eine 24

sol­che Per­son er­schien. Und das er­ klärt auch un­se­re Begeisterung. Es ist also nicht verwunderlich, dass sich gerade in Kassel viele Leute zu einer Demonstra­ti­on für die Frei­las­sung Ai Wei­weis zu­sam­men ge­fun­den ha­ ben und zu­dem im In­ter­net eine Sei­te zur Un­ter­stüt­zung eingerich­tet wur­de, auf der je­der sei­nen per­sön­li­chen Ap­ pell ver­fas­sen konn­te. Im Auf­ruf heißt es mo­de­rat: Wir möch­ten die Re­prä­ sen­tan­ten der po­li­ti­schen Exeku­ti­ve bitten, un­se­ren Freund Ai Wei­wei bal­ digst in Frei­heit zu ent­las­sen und ihm die Mög­lich­keit zu ge­ben, sei­ne künst­ le­ri­sche Ar­beit fort­zu­set­zen. In zahl­rei­chen Bei­trä­gen herrscht al­ ler­dings ein an­de­rer Ton. Viele for­ mu­lie­ren ein­fach ihre Sor­ge um das Wohl­er­ge­hen und ru­fen ­zur Frei­las­ sung auf. Rich­tig. Aber schon auf die­ ser Ebe­ne kommt zum Teil ein Ton auf, der stut­zig macht. Man „for­dert“ so­for­ti­ge Frei­las­sung, von „Ter­ror­re­ gi­me“ und „Macht­ha­bern, die ihr ei­ ge­nes Volk ver­ra­ten“, ist die Rede. Forsch muss es klin­gen. Man ist ja un­ein­ge­schränkt im Recht und Chi­ na, die­ser fern­östli­che Unrechts­staat, hat sich un­se­rer Mo­ral zu beu­gen. Das ist we­der an­ge­mes­sen noch klug. Egon Bahr for­mu­lier­te es in der TAZ vom 27.4. so: „Wenn ich das Pres­ti­ ge ei­ner Groß­macht ver­let­ze, kann es sein, dass das, was zum Nut­zen ei­nes In­haf­tier­ten die­nen soll­te, zu sei­nem Scha­den wird.“ Au­ßer­dem könn­ten wir doch ein­mal be­den­ken, wie lan­ ge es in un­se­rem Staatswesen gedauert hat, bis sich Kunst- und Kri­tik­frei­ heit durch­ge­setzt ha­ben. Har­sche Re­ ak­ti­o­nen er­schei­nen also nicht nur ge­ fähr­lich, son­dern auch un­an­ge­mes­sen in Be­zug da­rauf, mit wel­chen Län­dern wir über­haupt noch re­spekt­vol­le po­ li­ti­sche und wirt­schaft­li­che Be­zie­hun­ gen ha­ben könn­ten, wenn wir uns als der mo­ra­lisch über­le­ge­ne, auf die (oh­ ne­hin ein­sei­ti­gen) Men­schen­rech­te be­ zie­hen­de Staat selbst­dar­stel­len.

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TagesSatz

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DIE KOCHNI S C H E

Kochen mit dem TagesSatz * HANS PETER PUNG & TEAM

owik2 (photocase.com)

Leckere Gerichte für Sie entdeckt

Salatsaucen Liebe Leserinnen und Leser, im Sommer mit seinen heißen Tagen essen wir gerne etwas Leichtes. Wie gut, dass die Natur gerade ihr Füllhorn über uns ergießt. Ein Salat bietet an heißen Tagen eine gute Alternative zu Braten und Co. Wir wollen Ihnen heute zeigen, wie einfach es ist, ein Dressing oder Vinaigrette zu erstellen.

Sauce, Vinaigrette oder Dressing, welche Bezeichnung ist richtig? Sauce: Oberbegriff, alles sind Salatsaucen, man verwendet sie, um einen Salat schmackhafter zu machen. Die bekannteste darunter ist die Vinaigrette. Vinaigrette: stammt aus dem französischen (Vinaigre - Essig). Bezeichnet eine Sauce, die auf Essig und Öl basiert. Dazu wird Salz in Essig aufgelöst (rühren bis das Salz sich aufgelöst hat) und dann die dreifache Menge Öl eingerührt. Eine Vinaigrette muss kräftig aufgeschlagen werden, bis die Zutaten emulgieren, also eine cremige Verbindung bilden. Dressing: stammt aus dem englischen (ankleiden). Dieser Begriff setzt sich immer mehr durch, vor allem bei industriellen Fertigprodukten. TagesSatz

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Grundrezept 1 Zwiebel, schälen, fein würfeln. 3 EL Sonnenblumenöl und 1-2 EL Weinessig miteinander verrühren. Zwiebel zugeben. Mit Salz und Pfeffer abschmecken. Das Grundrezept passt gut zu Blattsalaten.

Variante 1 Grundrezept – fügen Sie noch einen Esslöffel Senf, 1 zerdrückte Knoblauchzehe und 2 EL gehackte gemischte Kräuter hinzu. Diese Sauce passt gut zu einem gemischten Salat. Senf und Knoblauch dienen als Emulgatoren und sorgen dafür, dass die Emulsion länger hält.

Variante 2 1 Zwiebel, 3 EL Olivenöl, 2 EL Aceto Balsamico), Salz, Pfeffer. Zwiebel schälen, fein würfeln. Öl und Essig (Aceto) miteinander verrühren (Emulsion), Zwiebel zufügen. Mit Salz und Pfeffer abschmecken. Tipp: Passt zu Tomatensalat oder Carpaccio.

einander verrühren. Kräuter zufügen. Mit Salz und Pfeffer abschmecken. Öl langsam unterrühren. Tipp: Passt gut zu Blattsalaten. Wenn Sie es gern würziger mögen, können Sie zusätzlich noch mit Cayennepfeffer abschmecken.

Variante 4 2 getrocknete Tomaten in Öl, 1 Knoblauchzehe, 1 EL Kapern, 6 schwarze Oliven ohne Stein, 2 EL Aceteo Balsamico, 75ml Olivenöl, Pfeffer, Zucker. Tomaten, Knoblauch, Kapern und Oliven in einen Mixer geben und pürieren. Essig und Öl unterrühren, bis eine glatte Paste entsteht. Mit Pfeffer und einer Prise Zucker abschmecken. Tipp: Kann für Gemüsesalate verwendet werden. Passt auch zu Blattsalaten.

Variante 5

Variante 3

100g Naturjoghurt, 100ml Schlagsahne, Saft 1 Orange, Salz, Pfeffer Joghurt, Sahne und Orangensaft miteinander verrühren. Mit Salz und Pfeffer abschmecken.

150g Naturjoghurt, 3EL Schmand, Saft 1 Zitrone, 1 EL Schnittlauch gehackt, 1 EL Petersilie gehackt, Salz, Pfeffer, 2 EL Olivenöl. Joghurt, Schmand, Zitronensaft mit-

Tipp: Verwenden Sie dieses Dressing für Reis- oder Nudelsalate. Es kann aber auch für Blattsalate verwendet werden.

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K U LT U RT I P PS

GÖTTINGEN

Jörg Sanders

Die Empfehlung

Picknick im Grünen Frühstücken am Wochenmarkt Die Bürgerstiftung Göttingen startet in diesem Jahr eine neue Aktion: Das Bürger-Frühstück soll nicht nur Einnahmen zur Förderung der stifteigenen Projekte unterstützen, son-

* PIA ZOJER

dern auch Spaß bringen. Gemeinsam mit anderen Bürgern der Stadt wird hierzu am Sonntag, 26. Juni, zu einem Picknick am Wochenmarkt geladen. Der Frühstückskorb für zwei Personen kostet zehn Euro. Natürlich kann man sich sein Essen auch selbst mitbringen. Nur den Tisch für bis zu acht Personen muss man für fünfzig Euro anmieten. Gesichert werden können die Platzdecken auch schon im Voraus im Michaelishaus, Prinzenstraße 21.

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MEHR ZUR EMPFEHLUNG: Frühstücken am Wochenmarkt So 26.6. / 11.00 Uhr Picknickzeit 11- 15 Uhr, Platzdecken sind ab 10 Uhr erhältlich. www.buergerstiftung-goettingen.de

Do 09.06. / 20.00-21.30 Uhr Vhs (Wilhelmshöhe), Ks Grimmelshausen – Simplicissimus: Vortrag und Diskussion mit Axel Schmitt. Eintritt: 4 Euro Fr. 10.06. – 30.12. Stadtarchiv Göttingen, Hiroshimaplatz 4 Traumfabrik an der Leine. Ausstellung von 63 original Filmplakaten aus der Filmstadt Göttingen zwischen 1949 und 1961. Eintritt frei So 12.06. / 12.00 Uhr Apex, Gö Ausstellungseröffnung: Aljosha - Objekte als Wesen So 12.06. / 19.30 Uhr TIC, Ks Der kleine Horrorladen Eintritt: 15-17 Euro, erm. 12,5014,50 Euro

Mi 01.06. / 20.00 Uhr Sommer im Park, Vellmar

So 05.06. / 11.15 Uhr Archäologisches Institut, Gö

Mo 13.06. / 15.00-15.50 Uhr Staatstheater (TIF), Ks

Dieter Hildebrandt: Kabarett Eintritt: noch Restkarten verfügbar!

Athena geht in Serie: Wie entsteht ein Gipsabguss? Eintritt: 5 Euro, erm. 2 Euro

Der Löwe der nicht schreiben konnte (für Kinder ab acht Jahren)

Do 02.06. / 15.00-23.00 Uhr Bergpark Wilhelmshöhe, Ks Bergparkfest: Auf dem Weg zum Weltkulturerbe (die MHK lädt zum 2. Bergparkfest anlässlich der Bewerbung des Bergsparks Wilhelmshöhe zum Weltkulturerbe der UNESCO ein). Eintritt frei

So 05.06. / 14.00 Uhr Museum Schloß Wilhelmshöhe Führung durch „Das alte Ägypten (be)greifen“ Eintritt: 6 Euro So 05.06. / 20.15 Uhr Apex, Gö

Fr 03.06. / 20. 00 Uhr Kulturfabrik Salzmann, Ks

Indie-Pop: Sir Simon. Goodnight, Dear Mind-Tour.

Schöne neue Medienwelt: ein deutschpolnischer Theaterabend Eintritt: 5 Euro, erm. 3 Euro

Di 07.06. / 19.00 Uhr Kulturhaus Dock 4, Ks

Sa 04.06. / 20.15 Uhr Apex, Gö

Studiobühne Deck 1: ajar sucht Eintritt 5 Euro, erm. 3 Euro

Kabarett: Ingo Börchers. Die Welt ist eine Google.

Mi 08.06. / 19.30 Uhr Museum für Sepulkralkultur (Dachterrasse), Kassel-Weinberg

Sa 04.06. und So 05.06. Stadthalle Göttingen

Himmel und Hölle: Lesung mit Karin Wennemann und Diego Jascalevic (Gitarre) Eintritt: 7 Euro

30.Göttinger Spieleautoren-Treffen Eintritt frei 26

Mo 13.06. / 20.00 Uhr Junges Theater, Gö Lebensansichten zweier Hunde von Meng Jinghui Eintritt: 14 Euro, erm. 6,50 Euro Do 16.06. / 15.30-17.00 Uhr Naturkundemuseum (Steinweg), Ks Kinder im Museum: Schulung der Sinne in der Karlsaue (Anmeldung unter 0561/4066 von Mo-Fr 10.30-16.30 Uhr) erforderlich Kosten: 2, 50 Euro Do 16.06. / 19.00 Uhr Seminar für Slavische Philologie, Humboldtallee 19, Seminarraum 3.124, Gö Slavische Filmabende: „ŠTO JE MUŠKARAC BEZ BRKOVA“ (Was ist ein Mann ohne Schnurrbart) (romantische Komödie / Kroatien / 2005 / 112 Min.) Ton: Deutsch Eintritt frei TagesSatz

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KULTURT I P P S

Halle: Reformschule Kassel: Der Kreidekreis von Klabund Eintritt: 4 Euro, erm. 2 Euro Sa 18.06. / 10.00-18.00 Uhr Bebelplatz (Vorderer Westen), Ks Bebelplatzfest: u. a. mit Fabian Regenbogen (Zauberer), Hans Dinant und seiner Band, Flohmarkt , Hüpfburg u.a. mehr. Eintritt: 4 Euro Sa 18.06. / 19.45 Uhr Deutsches Theater, Gö Premiere: Der Goldene Drache von Roland Schimmelpfennig Sa 18.06. / 11.15 Uhr Fakultät für Physik, Friedrich-HundPlatz 1, Max Born-Hörsaal, Gö Vortrag: Materialien im Wandel der Zeit: Vom Kupferbeil zum Smartphone. Sa 18.06. / 20.15 Uhr Apex, Gö Kabarett: Daniel Helferich. MusiZierFische – Ausgenommen werden wir alle! So 19.06. / 11.30 – 13.00 Uhr Altes Rathaus Göttingen Ausstelungseröffnung Skafte Kuhn (Zeichnungen/Skulpturen) www.kunstvereingoettingen.de So 19.06. / 14.30 Uhr Experimenteller Botanischer Garten, Grisebachstraße 1, Gö Führung: Vorstellung der Pflanzenquartiere und der Forschungsanlagen

Die Empfehlung

* HARALD WÖRNER

Kassel

1bp.blogspot.com

Fr 17.06. / 18.00 Uhr Kulturhaus Dock 4, Ks

Der Freischütz rockt! „The Black Rider“ in der Karlsaue Als „The Black Rider“ 1990 in Hamburg uraufgeführt wurde, jubelte die SÜDDEUTSCHE: „Ein musikalischer Geniestreich.“ Tom Waits musikalischer Ideenreichtum, in der ganzen Bandbreite von Musikstilen, vereint sich mit düsteren und kraftvollen Texten „des“ Dichters der Beatgeneration, William S. Burroughs und gibt der romantischen Volkssage, die Carl

Maria von Weber zur Oper „Der Freischütz“ inspiriert hatte, ein neues Gesicht. Regisseur Wilson entwarf einst mit Burroughs und Waits eine düster-schaurige, auch ironische Freischütz-Reprise. Dabei entstand ein Musical über die selbstzerstörerischen Kräfte der Süchte. Dass die Geschichte um Wilhelm, den nur ein perfekter Schuss (mit Hilfe des Teufels) vom Liebesglück trennt, ein Theatervergnügen bereiten wird, ist unbestritten.

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MEHR ZUR EMPFEHLUNG: The Black Rider Sa 19.06. / 21.00-23.30 Uhr Karlsaue (Staatstheater Kassel) Karten: 27 Euro, erm. 15 Euro www.staatstheater-kassel.de auch: 21.06., 22.06., 24.06., 25.06., 26.06., 28.06. 29.06.

So 19.06. /21.00-23.30 Uhr Karlsaue, Ks

Fr 24.06. / 20.15-21.30 Uhr Staatstheater Kassel (TIF), Ks

Staatstheater: Sommertheater: The Black Rider (von Tom Waits u.a., siehe auch Empfehlung Kassel!)

Premiere: A-Klasse

Mi 22.06. / 18.15 Uhr Paulinerkirche, Papendiek 14, Gö Vortrag: Gedächtnis und Schrift. Mündlichkeit und Schriftlichkeit im frühislamischen Lehrbetrieb. Do 23.06. – Mo 27.06. Freibad Brauweg, Gö Open air Kino, weitere Informationen unter www.lumiere.de

So 26.06. / 10.00 Uhr Ethnologische Sammlung, Theaterplatz 15, Gö Ausstellung: Nepal – Bilder einer Mönchsweihe Eintritt: 5 Euro, erm. 3 Euro So 26.06./ 20.15-21.45 Uhr Staatstheater (TIF), Ks Verliebte und Verrückte: eine Shakespeare-Collage von George Tabori ANZEIGE

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TagesSatz

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misterQM (photocase.com)

PA R A G R A P HENREITER

Im Namen des Volkes

Alles, außer ein Kinderspiel NEUES VOM SOZIALSTAAT Im April verkündete Sozialministerin Ursula von der Leyen, dass das Bildungspaket nicht angenommen werde. Nur wenige Berechtigte hatte bis dahin einen Antrag auf rückwirkende Leistungen aus dem Bildungspaket gestellt. Hektisch wurden die Sozialminister der Bundesländer zusammengerufen und Strategien entwickelt, die das Bildungspaket bekannt machen sollen.

* HANS PETER PUNG

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er Einstieg in das Bildungspaket ist also gründlich in die Hose gegangen. Das war vorauszusehen. Wir haben bereits darauf hingewiesen, dass es sich bei dem Bildungspaket um ein bürokratisches Monstrum handelt. Jede Leistung aus dem Paket zur „Bildung und Teilhabe“ muss beantragt werden. Bis Ende April sollten die Anträge für die Leistungen Januar bis März, also die rückwirkenden Leistungen, gestellt werden. Diese Antragsfrist wurde jetzt bis Ende Juni verlängert. Wir möchten deshalb noch einmal ausdrücklich darauf hinweisen: Falls sie Kinder haben und Leistungen nach dem Sozialgesetzbuch (SGB II oder SGB XII) empfangen sollten, haben diese Anspruch auf Leistungen aus diesem Paket: Schulessen, Nachhilfe, Ausflüge, Schulbedarf, Musikunterricht, Besuch eines Sportvereins; vieles ist möglich, aber ohne Antrag läuft nichts. Bitte stellen Sie deshalb unbedingt einen Antrag. Wenden Sie sich an Ihren Fallmanager bei der zuständigen ARGE oder dem Jobcenter. Dieser ist verpflichtet, ihnen zu helfen, er sollte über Angebote in Ihrer Nähe infor-

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mieren können. Denn auch dies gehört zum Bildungspaket. Aber genau daran scheint es zu hapern. Im Internet kann man nachlesen, dass die Behörden teilweise noch gar nicht die notwendigen Formulare vorliegen haben sollen. Wenig dagegen wird ein Vorschlag des Berliner FDP-Landesund Fraktionsvorsitzenden Christoph Meyer nützen: Dieser fordert nämlich Leistungsverweigerer zu sanktionieren. Konkret soll dies bedeuten, dass bei Eltern, die sich weigern einen Antrag zum Bildungspaket zu stellen, obwohl zum Beispiel Nachhilfe notwendig wäre, den Regelsatz zu kürzen. Stellt sich die Frage, wem nützt das? Dem Kind sicherlich nicht! Eine weitere Meldung im April klingt wie ein Aprilscherz. In NRW wurde jetzt gerichtlich festgestellt, dass Hartz IV-Empfänger kein Lotto spielen dürfen. So war es den Medien zu entnehmen. Genauer betrachtet dürfte die Sache jedoch etwas anders liegen. Es geht hier eigentlich um Sportwetten. Private Wettanbieter hatten geklagt, dass Westlotto gegen den Lotteriestaatsvertrag verstoße. Anschei-

nend gibt es dort eine Regelung, die es untersagt, Menschen mit geringem Einkommen am Wettangebot zu beteiligen. In zweiter Instanz wurde das Verbot eingeschränkt. Demnach sind Lotterieannahmestellen verpflichtet, bei einem konkreten Verdacht zu prüfen, ob die Teilnahme nicht gegen den Staatsvertrag verstößt. Der Gedanke, der dahinter steht, ist begrüßenswert: Schutz vor Spielsucht sollte ernst genommen werden. Aber wie soll man in der Annahmestelle prüfen, ob jemand sich mit der Teilnahme an der Lotterie oder beim Wetten nicht ruiniert? Warum wird diese Regelung nur für Empfänger von staatlichen Leistungen in Betracht gezogen? Spielsucht wird so sicherlich nicht vorgebeugt. Aber Hilfeempfänger werden diskriminiert. Wie soll man eigentlich nachweisen, dass man sich das Spielen leisten kann? Muss ich zukünftig eine Verdienstbescheinigung vorlegen, wenn ich wetten will? Müssen private Wettanbieter auch prüfen, ob sich ihre Kunden das Wetten bei ihnen leisten können? Antworten auf diese Fragen muss der Gesetzgeber geben.

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TagesSatz

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KULTUR KA S S E L

Abtauchen ins Milieu „Ein Hund ist schuld, dass Lila Ziegler auf der Straße landet: Ein Obdachloser, der Fliege genannt wird, verschwindet aus Molles Kneipe und lässt sein Tier zurück. Der dicke Wirt bittet Privatdetektiv Ben Danner und Lila, den rechtmäßigen Hundebesitzer zu suchen, um den kleinen Kläffer wieder loszuwerden. Ein Freundschaftsdienst, der sich nebenbei erledigen lässt, so glauben alle drei.“

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HANS PETER PUNG

L

ucie Flebbe wagt sich mit ihrem Krimi „Fliege machen“ auf unsicheres Eis. Ein Kriminalroman im Obdachlosenmilieu: Kann das gutgehen? Das waren auch meine ersten Gedanken, als der TagesSatz ein Exemplar zugeschickt bekam. Voller Spannung las ich das Buch und musste feststellen: Es kann gutgehen! Mit ihrer Heldin Lila Ziegler hat die Autorin eine Romanheldin erschaffen, die selbst voller Widersprüche steckt. So steigt Lila auf der Suche nach dem Hundebesitzer in die Tiefen eines Milieus hinab, das die meisten von uns gar nicht kennenlernen wollen. Man merkt der Autorin an, dass sie sich im Vorfeld mit dem Thema Wohnungslosigkeit und dem Wohnen auf der Straße auseinander gesetzt hat. In ihrer Betrachtung steigt sie dabei nur so weit herab, wie es für den Roman notwendig ist. Dennoch erfährt der Leser viel über das Leben von Straßenkindern, Drogenproblematik und der stetig zunehmenden Jugendgewalt. Eine Welt, in der man abgeschottet lebt und Fremden gegenüber sehr misstrauisch reagiert. Kein Wunder, dass Lila selbst zur Obdachlosen wird. Mitten im Winter bedeutet dies einen täglichen Überlebenskampf. Doch kann sie so „Fliege“ finden? Kein Krimi ohne Leiche. So auch hier! Fast kann man es sich denken, „Fliege“, der ob-

dachlose Hundebesitzer, wird erschlagen aufgefunden. Lila Ziegler und Privatdetektiv Danner müssen die Fäden ordnen und Zusammenhänge verknüpfen. Was haben Dicke und Engel, ihre neuen Freunde, mit dem Toten zu tun? Oder Bohne, der gewalttätige Punk: kommt der als Täter in Frage? Auch das Opfer selbst wirft Fragen auf, irgendwie passt es nicht ins Milieu. Es werden viele Fäden gesponnen. Dennoch verliert man als Leser nie die Übersicht über das Geschehen. Mögliche Täter werden präsentiert und gleichzeitig hinterfragt. Mit „Fliege machen“ ist Luzie Flebbe ein lesenswerter Kriminalroman gelungen, der einen tiefen und realistischen Einblick in die Welt der Straßenkinder und Wohnungslosen gibt. Die Kriminalgeschichte wirkt hier fast nebensächlich. Dennoch wird eines deutlich – die Autorin kann Geschichten erzählen. Kein Wunder, dass ihr Erstlingswerk „Der 13. Brief“ mit dem „Friedrich-Klauser-Preis“ als beste Newcomerin in der Sparte Roman ausgezeichnet wurde. Lucie Flebbe Fliege machen Grafit Verlag 251 Seiten, Paperback Euro: 8,99

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TagesSatz

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Clemens Eulig

H I N T E R D E N KULISSEN

Schule als Dienstleistung am Kind „Frau Müller muss weg!“ im Jungen Theater Göttingen

* REZENSIERT VON ANDREA TIEDEMANN

Das ist ja quasi Ausland für Lukas“, keift eine Mutter Frau Müller an. Die Schule als Ausland. Die Schule als Folter. Die Schule als Ort des Grauens. Mit diesen Thesen stellt sich die Elternschaft der Klasse 4b gegenüber Frau Müller auf. Frau Müller ist Klassenlehrerin. Aus Leidenschaft. Doch leider reicht das den Eltern nicht. Das Abschlusszeugnis steht an und damit auch die Empfehlung, wie es weitergeht mit den Sprösslingen. Das klare Ziel lautet: Gymnasium. Und dafür kämpfen die Eltern mit allen Mitteln. Sie wollen Frau Müller loswerden, weil sie zu schlechte Noten gibt. In perfiden Dialogen übertragen die Eltern den Druck, den sie sich selber auferlegt haben, auf die Klassenlehrerin. Frau Müller muss weg! lautet das einhellige Motto. Sogar die Mutter (Felicity Grist) des Klassenbesten beteiligt sich aus Solidarität an dem Boykott. Und dafür wird die Wahrheit verleugnet, stattdessen werden Gerüchte über die ausgelaugte Grundschullehrerin aufgetischt. Die Inszenierung besticht durch ihre Lebendigkeit und das überzeugende Spiel der Beteiligten. In einem sehr realistischen Bühnen- und Kostümbild können die Schauspieler im wahrsten Sinne spielen. Es macht Spaß, ihnen dabei zu zusehen. In der unschuldigen Kulisse selbstgebastelter Herbstdrachen und abgewetzter Stofftiere entfesselt jede der Figuren ihr ganz persönliches Aggressionspotential. Die nervöse Mutter (Anne Düe) reagiert schrill, als sie mit der Tatsache konfrontiert wird, dass ihr Sohn verhaltensauffällig ist. Als ihr Mann (Jan Reinartz) sie in

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Sorge um die Schulkarriere des Sohnes zurückpfeifen will, entbrennt zwischen dem Paar ein Privatkrieg. Verena Saake gibt die Karrierefrau, die in kühler Berechnung versucht, ihre „bezaubernd missratene“ Tochter durch die Schule zu schieben. Letztlich spiegeln sich die Probleme, die Frau Müller mit der 4b hat, in dem Verhalten der Eltern wider. Die eine Mutter interessiert sich zu wenig für ihr Kind, der andere Vater (Gintas Jocius) lässt der Tochter keine Luft zum Atmen. Agnes Düe als Frau Müller gibt zunächst auf und will die Klasse abgeben. Ihr Engagement für die Schüler scheint sich nicht ausgezahlt zu haben. Doch plötzlich wendet sich das Blatt und die Eltern rudern zurück. Opportunismus scheint das Zauberwort zu sein, wenn es um die Zukunft der Kinder geht. Der Diskurs um Grundwerte und Prinzipien zwischen den Eltern ist vordergründig und scheinheilig. Lutz Hübners Text ist sarkastisch und äußerst kritisch. Die einzige Frau mit Prinzipien scheint Frau Müller selber zu sein. Dass sie dafür keine Anerkennung erntet, zeichnet ein Bild der Gesellschaft. Dabei sitzt sich das Publikum gegenüber, spiegelt sich selbst, ist nah dran am Geschehen. Schule soll aus Elternsicht kein Wertevermittler sein, sondern Dienstleistung am Kind. Eine harte Wahrheit, von Lutz Hübner mit vielen Pointen verpackt. Das Premierenpublikum spendete großen Applaus.

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TERMINE IM JUNI: 04.06. (19.30 Uhr), 10.06., 18.06. & 21.06. (20 Uhr)

TagesSatz

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ZWISCHEN DEN ZE I L E N

Leibesübungen Ist Sport wirklich Mord? Oder lebt, wer Sport treibt, gesünder, glücklicher und einfach länger? Egal, zu welcher Aussage Sie letztlich neigen – Verfechter beider Aussagen werden bei den Buchvorstellungen dieses Monats auf ihre Kosten kommen!

* DANIELE PALU Step by Step

Männer-Yoga

(K)Ein Fußball-Buch

Herbert Steffny gilt längst als Marathon-Papst: Eigentlich Diplombiologe, wurde er 16-facher Deutscher Meister und dreifacher Frankfurt-Marathonsieger, war Olympiateilnehmer und gewann die Bronzemedaille im Marathon bei den Europameisterschaften 1986. Sein Ratgeber hat längst Kultstatus erlangt, gilt bei Anfängern ebenso wie bei Profis als Bibel. Zurecht: Auf mehr als 400 Seiten fasst Steffny das gesamte Wissen aus seiner jahrzehntelangen Lauf- und Seminartätigkeit zusammen. Er vermittelt wertvolles Expertenwissen zur richtigen Laufausrüstung und zu allen Laufdisziplinen – vom Einstieg mit Walking über Marathon bis hin zum Ultralauf. Er zeigt Anfängern wie Könnern mit umfassenden und praxiserprobten Laufplänen, wie sie ihre Ziele Schritt für Schritt erreichen können. Außerdem informiert er über Laufstil, Stretching, Ernährung, Motivationshilfen sowie Kinder-, Frauen- und Seniorenlaufen. Am 21. Juni erscheint eine vollkommen überarbeitete und erweiterte Ausgabe. Ergänzt wird die Neuauflage um neue Pläne für die 25-Kilometer-Distanz, Informationen zum Abnehmen durch das Laufen, eine Auswahl der schönsten Strecken und ein Lexikon der Fachbegriffe.

Nach Angaben des Berufsverbandes der Yogalehrenden praktizieren mittlerweile rund fünf Millionen Deutsche aller Alters- und Berufsgruppen regelmäßig Yoga. Der Männeranteil unter ihnen steigt kontinuierlich und beläuft sich mittlerweile auf ungefähr ein Fünftel. Trotzdem sind Yogabücher für und über Männer rar, und eines wie das von Rainer Dresens gab es bisher noch überhaupt nicht. In seinem Erfahrungsbericht „Beim ersten Om wird alles anders“ erzählt er, wie er sich vom erklärten Yoga-Ignoranten zum begeisterten Yoga-Anhänger gewandelt hat. Mit viel Sinn für Humor beschreibt er, was man als Mann so erlebt bei der Beschäftigung mit ursprünglich ur-weiblich besetzten Themen wie dem Kauf der Yogamatte, der ersten Yogastunde, einem Yoga-Retreat in Griechenland, einem YogaSchreibworkshop, beim Business-Yogaseminar oder beim Nackt-Yoga. Bei allem Lob: Viele Yoga-Anhänger dürften kritisch anmerken, dass der Autor Yoga zwar praktiziert, aber nicht verinnerlicht hat. Dennoch – oder gerade deshalb? – liefert er einen amüsanten Yoga-Selbsterfahrungsbericht.

Mögen Sie Fußball? Wenn ja, prima! Wenn nein, kein Problem! Im „KeinBuch Fußball“ tummeln sich Bastelanleitungen für Phrasenschweine und Vereinsnamen-Generatoren, Spielpläne für Kommentatorenbingo und eine Schiri-Vododoo-Puppe. Männer können sich einen Kindheitstraum erfüllen und sich ihr eigenes Stickerbild erstellen – und es gleich einkleben. Desinteressierten Ehefrauen bietet sich die Möglichkeit, die 90 Minuten Gekicke zum Stricken eines Jogi-Löw-Gedächtnisschals zu nutzen. „KeinBuch Fußball“ ist – wie der Titel es schon sagt – kein Buch im herkömmlichen Sinne. Es lädt nicht zum Lesen, sondern zum Mitmachen ein, zum Seiten ausreißen, Rasen einstreuen und zum dumme Fußballfragen eintragen. Kultverdächtig!

Herbert Steffny: Das große Laufbuch. Südwest, 24,99 Euro. Taschenbuch, 408 Seiten, Neuauflage ab 21. Juni 2011 TagesSatz

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Mixtvision: KeinBuch Fußball. Eichborn, 9,95 Euro. Taschenbuch, 192 Seiten

Rainer Dresen: Beim ersten Om wird alles anders. Südwest, 12,99 Euro. Gebunden, 224 Seiten

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I N D E R N A H AUFNAHME Diesen Monat balgen sich gleich mehrere Muskelpakete um die Gunst des Zuschauers. Wer es sich lieber ganz unsportlich auf dem Sofa bequem macht, dem sei unser DVD-Tipp ans Herz gelegt.

DVD-Tipp

outnow.ch

* CLIFFORD SPENCER

Fast & Furious Five

Thor

The Wrestler

R.: Justin Lin USA 2011, FSK 12

R.: Kenneth Branagh USA 2011, FSK 12

R.: Darren Aronofsky USA 2008, FSK 16

Dominic Toretto (Vin Diesel) und Ex-FBI-Agent Brian O’ Connor (Paul Walker) verschlägt es auf der Flucht vor den Behörden ins Armenviertel von Rio. Nachdem ein Überfall auf einen mit Edelkarrossen beladenen Zug schief läuft, wenden sie sich gegen ihren skrupellosen Auftraggeber und wollen mit einem gewagten Coup die Millionen des Drogenbarons stehlen. Das wahnwitzige Unterfangen wird noch durch den knallharten Supercop Hobbs (Dwayne „The Rock“ Johnson) erschwert. Denn der hat nur ein Ziel: Dominic und seine Rennfahrerbande dingfest zu machen. Die rasante, maßlos übertriebene Action mit traumhaften PS-Boliden verwandelt jeden Damenradfahrer im Kinosaal zum testosterongeladenen Automobilfetischisten. „Fast & Furious Five“ bremst sich aber selbst aus mit müden Gags und einer Handlung, die man getrost als „Ocean’s Eleven“ für Arme zusammenfassen kann. Die zahllosen Wendungen führen nirgendwo hin, außer zu einer zähen Laufzeit von 130 Minuten. Schade eigentlich, denn Diesel & The Rock hätten sich hier als Traumpaar des modernen Action-Kinos präsentieren können.

Der Donnergott Thor (Chris Hemsworth) soll eines Tages den Thron des Königreiches Asgard von seinem Vater Odin (Anthony Hopkins) übernehmen. Aber Thor ist übermütig und selbstverliebt. Als Folge entzieht Odin ihm seine übermenschlichen Kräfte und verbannt ihn auf die Erde. Kaum vom Himmel gefallen, trifft er auf die Astrophysikerin Jane Foster (Natalie Portman). Die hält ihn zunächst weniger für einen Gott und eher für einen größenwahnsinnigen Tor. Währenddessen nutzt Thors verschlagener Bruder Loki (Tom Hiddleston) die Gunst der Stunde. „Thor“ spielt im selben Comic-Universum wie „Iron Man“, ist aber mit seinen Luftschlössern und Goldhelmen längst nicht so bodenbehaftet. Zum Glück sind sich die Macher im Klaren, wie absurd das Ganze sein könnte und stellen dem eine gehörige Prise Selbstironie gegenüber. Die eigentliche Geschichte um einen VaterSohn-Konflikt, Intrigen und Verrat ist eine Art Shakespeare Light im Spezialeffektgewitter. Das macht „Thor“ nicht zum Überflieger des Genres, aber immerhin zu einer ansprechenden und sehenswerten Comicverfilmung.

Randy „The Ram“ Robinson (Mickey Rourke) war in den Achtzigern einer der ganz großen Wrestling-Profis. Zwanzig Jahre später ist aus der Legende ein mit Steroiden vollgepumptes Wrack geworden, der für eine handvoll Dollar seine Gesundheit aufs Spiel setzt und kaum die Miete für sein schäbiges Zimmer bezahlen kann. Als nach einem besonders brutalen Kampf sein Herz versagt, will Randy seine Karriere endlich an den Nagel hängen und versucht sich an einer Beziehung mit der alternden Stripperin Cassidy (Marisa Tomei). Doch da steht noch die Neuauflage seines legendärsten Kampfes an. „The Wrestler“ gibt einen fast schon dokumentarischen Einblick in einen bizarren Sport, den viele als pure Show abtun. Aronofsky („Black Swan“) verzichtet fast auf jegliche Spielereien und lässt Rourke den Film alleine auf seinen Schultern tragen. Zurecht feierte er mit „The Wrestler“ ein phänomenales Comeback. Der Film orientiert sich an gängigen Klischees des Sportgenres und verkehrt sie ins Gegenteil. So ist „The Wrestler“ ein pessimistischer Anti-Rocky, die Umkehr des amerikanischen Traums.

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DAS LE T Z T E

DER TiCKER NACHRICHTEN AUF DEN LETZTEN DRÜCKER Impressum Geben und Nehmen Kassel – Kassels kleinste Leihbücherei ist gerade zwei Kubikmeter groß. In einer alten Telefonzelle an der Querallee können Lesefreunde sich seit einiger Zeit kostenlos im Tauschsystem mit Büchern eindecken. Die Idee funktioniert mittlerweile gut. Zwei Bewohnerinnen des vorderen Westens haben vor einiger Zeit die Initiative ergriffen und das von der Telekom ungenutzte Häuschen mit einem Bücherregal ausgestattet. Darin können Literaturliebhaber ständig unter mehreren Dutzend Buchtiteln zu allerlei Themen auswählen. Ein paar Zeilen auf einem Plakat erläutern die Idee, die dahinter steckt: Wer sich Bücher mitnimmt, bringt sie nach einiger Zeit gelesen zurück oder stellt neuen Lesestoff in die Zelle, so dass das Sortiment ständig wechselt. Oft bleiben Passanten stehen und mustern das ungewöhnliche Angebot. „Viele glauben nicht, dass sie nichts weiter tun müssen, als sich ein Buch nehmen“, so Lisa Hochmuth. Die 26-Jährige arbeitet in der Nähe und wollte eigentlich ein altes Regal loswerden. Damit fing die Sache an. Denn die Mutter einer Freundin, Dorothea Kröll, erfuhr vom überzähligen Möbel. Da fiel ihr ein, dass in der Zelle schon seit einem Jahr kein Telefon mehr hängt. „Daraus müsste man etwas machen“, überlegte sie. Schnell waren beide Anliegen kreativ

kombiniert. Die Frauen luden spontan Bücher und Regal in ein Auto und richteten die Selbstbedienungs-Bücherei ein. Inzwischen sind zu den Büchern auch Kuscheltiere, Gläser oder Schirme hinzugekommen. Ortsvorsteher Rudolph lobt die Initiative: Hier wird Bürgersinn zum Wohl des Stadtteils deutlich. Anders sieht das die Post. Sie plant nun, die Zelle abzubauen, da man sie nicht auf Dauer als Bücherumschlagplatz dulden könne. Anscheinend geht es hier um die Haftung: „Alles was dort passieren könnte, fiele in jeglicher Form auf uns als Eigentümer zurück“, so André Hoffmann von der Telekom. Dass diese Möglichkeit aber in Kassel an anderer Stelle bereits funktioniert, zeigt eine Holzskulptur in Form eines großen F. Es steht in den Waldauer Wiesen nahe der Schwimmbadbrücke und ist Teil des regionalen Kunstwanderweges Ars Natura. Der verantwortliche Künstler Sandrino S. Sander, der mit Helfern dieses und andere Objekte kontrolliert und wenn nötig repariert, hat Bemerkenswertes festgestellt: Gelegentlich Reparaturbedürftiges sei von Unbekannten instandgesetzt worden. Auch Vandalismusfälle seien nicht vorgekommen.

Richtigstellung Göttingen – In der letzten Ausgabe waren im Kasseler Kulturteil Gedichte von Sabine Parsunka zu finden (Seite 29). Irrtümlicherweise lief dieser Artikel unter der Rubrik „Aus erster Hand – Verkäufer schreiben“. Sabine Parsunka ist jedoch keine Verkäuferin, sondern engagierte Leserin unseres Magazins.

Julia Krause

Nächstes Mal JULI-Ausgabe 2011

Sommer ist die Zeit zum draußen sein, Sommer bedeutet Gartenzeit. Aus diesem Grund widmet sich der TagesSatz in der nächsten Ausgabe dem Thema Gärten und Erholung. Es werden verschiedene Aspekte des Gartenlebens beleuchtet und auch die unterschiedlichsten Gartenkulturen betrachtet, darunter japanische Gärten und der gute alte Kleingartenverein. Beim Tagesklatsch wird diesmal Jürgen von der Lippe zu Gast sein.

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TagesSatz

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TagesSatz, das Straßenmagazin Herausgeber: TagesSatz e.V. 1. Vorsitzender: Hans Peter Pung Adresse der Redaktion Kassel: Westring 69, 34127 Kassel Telefon: 0561 / 861 58 43 Fax: 0561 / 861 58 61 E-Mail: kassel@tagessatz.de Mo, Di, Do: 10-12 Uhr Mi & Fr: 17-19 Uhr Adresse der Redaktion Göttingen: Obere Karspüle 18, 37073 Gö. Telefon: 0551 / 531 14 62 E-Mail: goettingen@tagessatz.de Mo, Di, Do, Fr: 10-13 Uhr Mi: 14-16 Uhr Homepage: www.tagessatz.de Bankverbindung: Kasseler Sparkasse Kto.: 11 833 79 Blz.: 520 503 53 Sparkasse Göttingen Kto.: 505 815 11 Blz.: 260 500 01 Redaktionsleitung: Katharina Kretschmer, Christopher Piltz (GÖ), Harald Wörner (hw) (KS) Pressesprecher: Christopher Piltz Vertriebsleitung: Kassel: Christian Piontek Tel.: 0561 / 861 58 18 Göttingen: Juliane Michael Tel./Fax: 0551 / 531 14 62 Anzeigenleitung: Ronald Naumann Tel.: 05605 / 911 88 E-Mail: rr.naumann@web.de Redaktion Kassel: Stefan Giebel, Trudi Kindl, Stephanie Kommor, Fritz Krogmann, Bianca Kuchenbrod, Nora Mey, Hans Peter Pung, Thomas Schwab Kultur KS: Fritz Krogmann Redaktion Göttingen: Oliver Barth, Khoa Ly, Jörg „Yogi“ Müller, Daniele Palu, Malte Schiller, Julia Schoenen, Clifford Spencer, Melanie Swiatloch, Andrea Tiedemann, Julia Wolffson, Pia Zojer News GÖ: Jascha Grewe (jg) Illustration GÖ: Pilar Garcia Fotografie: Detlef „Rocky“ Bernhard, Julia Krause, Dirk Mederer, Jörg „Yogi“ Müller, Christopher Piltz, Jörg Sanders, Andrea Tiedemann, Katrin Wellnitz, Jörg Wilkes, photocase.com Umschlag: Jörg „Yogi“ Müller Layout: Dirk Mederer, PLAZEBO Werbeagentur, www.plazebo.net Druck: COLOR-Druck GmbH ViSdP: Katharina Kretschmer, Christopher Piltz TagesSatz erscheint zwölfmal im Jahr im Straßenverkauf in Kassel und Göttingen. Auflage dieser Ausgabe: 3.000

Namentlich gekennzeichnete Beiträge geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion wieder. Die Redaktion behält sich vor, Leserbriefe in gekürzter Version zu veröffentlichen. Nachdruck, auch auszugsweise, nur mit Genehmigung der Redaktion.

Verkaufspreis: 2,00 EUR, davon geht 1,00 EUR direkt an den Verkäufer.

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W O H I N , W E NN Allgemeine Hilfen

EssenSAUSGABEN

Göttingen

Göttingen

Caritasverband Göttingen Allgemeine Lebens- und Sozialberatungsstelle Godehardstr. 18 37081 Göttingen 0551/999590

Die Göttinger Tafel Jakobikirchhof 1 37073 Göttingen Tel. 0551–51030

Opferhilfebüro Göttingen für Opfer von Straftaten Maschmühlenweg 11(Landger.) 37073 Göttingen 0551/5213883 Weißer Ring e.V. Hilfen für Opfer von Straftaten Ansprechpartner: Herr Bayer 0551/6338876 Sozialdienst für Migranten, RABaZ-Beratungs- & Vermittlungsstelle für ausländische Jugendliche Karspüle 16 37073 Göttingen 0551/57739 BONUS Freiwilligenzentrum Godehardstr. 18 37081 Göttingen 0551/9995917 Neue Arbeit Brockensammlung Levinstr.1 37079 Göttingen 0551/5067320 Pro Familia Rote Str.19 37073 Göttingen 0551/58627 Selbsthilfe Körperbehinderte Prinzenstr. 19 37073 Göttingen 0551/54733-0 Selbsthilfegruppe für Mobbing-geschädigte – Rainer Beutler 05602/1860 BürgerInnenberatung Stadt Göttingen Hiroshimaplatz 2 37083 Göttingen Kassel Kasseler Hilfe Opfer- und Zeugenhilfe e.V. Wilhelmshöher Allee 101 34121 Kassel 0561/282070 Weißer Ring e.V. Hilfen für Opfer von Straftaten Ansprechpartner: Hr. Holler 0561/6029458 Pro Familia Kassel Frankfurter Straße 133 a 34121 Kassel 0561/27413 Außenstelle Witzenhausen (Rathaus/EG/Raum 10) Am Mart 1/ Witzenhausen Arbeitslosenhilfe Göttingen Arbeiterwohlfahrt Hospitalstr. 10 37073 Göttingen 0551/50091-0 Mensch & Arbeit - Beratungsstelle für Arbeitnehmer und Arbeitslose Kurze Str. 13a 37073 Göttingen 0551/43373 Verein zur Erschließung neuer Beschäftigungsformen e.V. Lange Geismarstr. 2 37073 Göttingen 0551/485622 Kassel Beratungsstelle für Arbeitslose des DGB Kreis Kassel Spohrstraße 6-8 34117 Kassel 0561/7209536

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Mittagstisch St. Michael Turmstr. 5 37073 Göttingen 0551/5479540 Straßensozialarbeit Rosdorfer Weg 17 37073 Göttingen 0551/517980 Kassel Kasseler Tafel Holländische Straße 141 34127 Kassel 0561/23003 Suppentopf der Heilsarmee jeden Montag von 14-15 Uhr Martinsplatz Gesegnete Mahlzeit Diakonisches Werk Kassel Hermannstraße 6 34117 Kassel weitere Ausgabestellen: Neue Brüderkirche, Johanneskirche, Auferstehungskirche

Kassel Fahrende Ärzte Dr. Giesler/Dr. Moog Mo 14-15.30 Uhr auf dem Martinsplatz Do 20-24 Uhr in der Gießbergstraße

Deutsches Rotes Kreuz Zollstock 17 37081 Göttingen 0551/5096322 Ausgabe: Mo & Do 8.30-11 Uhr jeden 3. Mi im Monat 16-18 Uhr Kassel

Kabera e.V. Beratung bei Essstörungen Kurt - Schumacher Straße 2 34117 Kassel 0561/780505

Diakonisches Werk Kassel Sprungbrett & Sprungbrett spezial Steinweg 5 34117 Kassel 0561/572090

Gesundheitsamt Region Kassel Wilhelmshöher Allee 19-21 34117 Kassel 0561/10031920

Deutsches Rotes Kreuz Königstor 24 34117 Kassel 0561/7290441

Haftentlassene

Lebenskrisen

Göttingen

Telefonseelsorge für Jugendliche 0800/1110333

Anlaufstelle – Kontakt in Krisen e.V. Rosmarinweg 24 37081 Göttingen 0551/632977 Kassel Beratungsstelle für Haftentlassene Kölnische Straße 35 34117 Kassel 0561/787-5061 oder 0561/70738-00

Göttingen Telefonseelsorge 0800/1110111 & 0800/1110222 Kassel Telefonseelsorge 0800/1110111 PSKB Stadt & Landkreis Kassel 0561/1003-0 & 0561/787-5361

Hilfe & Selbsthilfe bei AIDS

Notschlafstellen

Frauen in Not

Göttingen

Göttingen

Göttingen

Göttinger AIDS-Hilfe Obere Karspüle 14 37073 Göttingen 0551/43735 werktags: 10-13 Uhr Beratung: 0551/19411

Heilsarmee Untere Maschstr. 13b 37073 Göttingen 0551/42484

AIDS-Beratungsstelle Theaterplatz 4 37073 Göttingen 0551/4004831

Soziale Hilfe e.V. / Panama (für alleinstehende Wohnungslose) Kölnische Straße 35 34117 Kassel 0561/70738-00

KORE e.V. - Sozialberat. f. Frauen Papendieck 24-26 (Hinterhof, EG) 37073 Göttingen 0551/57453 Frauen-Notruf e.V. Postfach 18 25 37008 Göttingen 0551/44684 Frauenhaus e.V. Göttingen Postfach1911 37009 Göttingen 0551/5211800 Kassel Übergangseinrichtung für wohnungslose Frauen Am Donarbrunnen 32 34132 Kassel 0561/43113 Karla 3 Aufenthalt und Beratung für wohnungslose Frauen Karlsplatz 3 34117 Kassel 0561/15532 Autonomes Frauenhaus 0561/898889 Frauen in Not 0561/9892929 Notruf für vergewaltigte Frauen Frauen gegen Vergewaltigung e.V. 0561/772244 Frauen informieren Frauen e.V. Beratung bei häuslicher Gewalt Westring 67 34127 Kassel 0561/ 89 31 36 Gesundheit Göttingen

Kassel Aids-Hilfe Kassel Motzstraße 1 34117 Kassel 0561/97975910

Café Nautilus (für Drogenabhängige) Erzberger Straße 45 34117 Kassel 0561/12115

Stadt Kassel – Gesundheitsamt AIDS-Beratungsstelle Obere Königsstraße 3 34117 Kassel 0561/787–5380

Rechtsberatung & Hilfe

Kinder & Jugendliche in Not Göttingen Deutscher Kinderschutzbund Nikolaistraße 11 37073 Göttingen 0551/7709844

Kassel Schuldnerberatung Gottschalkstraße 51 34127 Kassel 0561/893099 Verbraucherzentrale Hessen e.V. Bahnhofsplatz 1 34117 Kassel 0561/772934 Göttingen

Omnibus - Beratungsstelle für Jugendliche & junge Erwachsene Goßlarstr. 23 37073 Göttingen 0551/392690

AWO Schulden- & Insolvenzberatung, Kreisverband Göttingen e.V. Hospitalstraße 10 37073 Göttingen 0551/50091-0

Kassel

Verbraucherzentrale Niedersachen Papendiek 24 37073 Göttingen 0551/57094

Deutscher Kinderschutzbund Siemensstraße 1 34127 Kassel 0561/899852 Verein zur Förderung der Erziehungshilfen in Nordhessen e.V. Wilhelmshöher Allee 32a 0561/78449-0

Gesundheitsamt Sozialpsychiatrischer Dienst Am Reinsgraben 1 37085 Göttingen 0551/4004802

Stadt Kassel Sozialer Dienst des Jugendamtes Friedrich-Ebert-Straße 1 34117 Kassel 0561/787–5301

Frauengesundheitszentrum Göttingen e.V. Groner Straße 32/33 37073 Göttingen 0551/484530

Kleiderkammern

Gesundheitszentrum Albanikirchhof 4-5 37073 Göttingen 0551/486766

Kassel

Göttingen Ev.-ref. Gemeinde – Kleiderkammer Untere Karspüle 11 37073 Göttingen Kleiderladen Ausgabe: Do 9-12 Uhr 0551/5473717

Suchtberatung: Alkohol Kassel Anonyme Alkoholiker 0561/5108806 Blaues Kreuz Kassel Landgraf-Karl-Straße 22 34131 Kassel 0561/93545-0 Suchtberatung Diakonisches Werk Goethestraße 96 34119 Kassel 0561/938950 Suchtberatung: Drogen Göttingen DROBZ (Drogenberatungszentrum) Mauerstr.2 37073 Göttingen 0551/45033

Beratungsstelle für Suchtkranke – Diakonieverband Schillerstr 21 37083 Göttingen 0551/72051 Kassel Drogenhilfe Nordhessen e.V. Schillerstraße 2 34117 Kassel 0561/103641 Kontaktladen „Nautilus“ Erzberger Straße 45 34117 Kassel 0561/12115 SAM – Substitutionsfachambulanz Wilhelmshöher Allee 124 34119 Kassel 0561/711813 SAM 2 – Substitutionsfachambulanz Schillerstraße 2 34117 Kassel 0561/103878 WohnungslosenHilfe Göttingen Ambulante Hilfe für alleinstehende Wohnungslose Wiesenstr. 7 37073 Göttingen 0551/42300 Diakonische Heime in Kästorf e.V. – Außenstelle Göttingen Wienstraße 4f 37079 Göttingen 0551/5053302 Straßensozialarbeit (Kleiderkammer) Rosdorfer Weg 17 37073 Göttingen 0551/517980 Bahnhofsmission Bahnhof, Gleis 4-5 37073 Göttingen 0551/56190 Hann. Münden Ambulante Hilfe für alleinstehende Wohnungslose Lange Str. 35 34346 Hann. Münden 05541/71034 / Fax: 05541/903210 Kassel Die Heilsarmee / Sozial Center Ks Eisenacher Straße 18 34123 Kassel 0561/570359-0 Beratungsstelle für Nichtsesshafte Sozialamt der Stadt Kassel Kölnische Straße 35 34117 Kassel 0561/787-5061 Beratungsstelle für alleinstehende Wohnungslose – Soziale Hilfe e.V. Kölnische Straße 35 34117 Kassel 0561/70738–00 Betreutes Wohnen Diakonisches Werk Kassel Hermannstr. 6 34117 Kassel 0561/7128829 Wohnungsprobleme Kassel Zentrale Fachstelle Wohnen Wohnungsamt (Rathaus) Obere Königsstraße 8 34112 Kassel 0561/787-6252 oder -6255 Deutscher Mieterbund Mieterverein Kassel u. U. e.V. Königsplatz 59 34117 Kassel 0561/103861 Wenn Ihre Einrichtung hier nicht enthalten, oder wir eine Korrektur durchführen sollen, schicken Sie bitte eine E-Mail mit den Daten an goettingen@ tagessatz.de!

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DAS ALLERLETZTE

Straßenzeitungen wie der TagesSatz gründen ihre Existenz aus der Wohnungslosenhilfe. Mit unserem Projekt „Der TagesSatz bittet zu Tisch“ kehren wir nun zu unseren Wurzeln zurück und werden dabei noch zum Gastgeber. Unsere Verkäufer möchten Wohnungslosen, die in Einrichtungen der Wohnungslosenhilfe leben, einen schönen Tag bereiten. Sie bitten sie zu Tisch und servieren Leckeres vom Grill, frische Salate und kühle Getränke. Dabei können die Bewohner der jeweiligen Einrichtung den TagesSatz kennen lernen. Werden Sie zum Co-Gastgeber! Helfen Sie, Menschen die am unteren Rand der Gesellschaft stehen, ein paar schöne Stunden zu bereiten! Ihre Spende können Sie unter dem Stichwort „Sommerfest“ auf folgendes Konto überweisen: TagesSatz, Kasseler Sparkasse, Kto.: 1183379, BLZ: 52050353

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© Basta, 05/2011

Kombinationsspiele Das Gute liegt jetzt noch näher: Nutzen Sie die räumliche Nähe und die sich ergänzenden Möglichkeiten des Badeparadieses und der Walkemühle mit ungewöhnlichen Angeboten zu attraktiven Preisen. Machen Sie z.B. eine »Kurze Pause« (Sauna + AromaölMassage + Tee). Oder tanzen Sie einen »Pas de deux« für 2 Personen (Sauna + Begrüßungssekt + AromaölMassage + Ganzkörpermassage + Pärchenbad).

Windausweg 60, 37073 Göttingen, Tel.: 50 70 90, info@goesf.de Öffnungszeiten: Mo. – Fr.: 10 – 22.30 Uhr Sa., So. und an Feiertagen: 9 – 22.30 Uhr 36

Bewegend. Erholsam. Erfrischend.

Göttinger Sport und Freizeit GmbH & Co.TagesSatz KG

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