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EDITO R I A L Liebe Leserinnen und Leser, wer bin ich? Was macht mich aus? Die Frage nach Identität ist geprägt von der Suche nach Besonderheiten, die mich von anderen Menschen unterscheiden. Damit verbunden ist das Bedürfnis, mir selbst einen Wert zu geben. Früher stellte sich diese Frage so nicht, denn die eigene Identität war durch gesellschaftliche Standes- und Klassenzugehörigkeit festgelegt. Heute bestimmt kaum noch etwas die eigene Identität. Somit wird die Selbstfindung zum Spielfeld von Selbstdarstellung und Rollenkopie. Doch ist die Suche nach dem eigenen Wesen vielleicht mehr als nur bloße Selbstinszenierung? Diese Frage ist nicht leicht zu beantworten. Dennoch spielt wohl neben dem, was wir aus uns selbst machen, noch etwas anderes eine Rolle: die Prägung durch das Umfeld, in dem wir aufwachsen und leben. Diese Umwelt ist die Familie, der Freundeskreis, die Nachbarschaft. Allerdings wird unser Sein und Denken ebenso von größeren Faktoren bestimmt, wie beispielsweise der Gesellschaft, in der wir leben und in der wir unsere Erfahrungen machen. So pendelt sich unsere Identität zwischen eigener Gestaltung und gesellschaftlichen Einflüssen ein. Die Gesellschaft und das Land, in dem eine Person geprägt wird, spielen also eine wichtige Rolle für die eigene Identität. Sind also im Umkehrschluss Ländergrenzen auch Identitätsgrenzen? Gibt es beispielsweise eine, von einigen Menschen gern herbeigeredete, spezifisch deutsche Identität? Oder ist die Gesellschaft, in der wir leben, zu heterogen, als dass es einen fest zu verortenden Eigenschaftskatalog gäbe? Sie merken: Es sind viele Fragen, die sich einem stellen, wenn man sich mit dem Thema „Deutsche Identität“ befasst. Es ist frustrierend und ermutigend zugleich, dass man nicht sofort konkrete Antworten findet. Und trotzdem haben wir uns auf die Suche gemacht, um Ihnen dieses vielfältige Thema näher zu bringen. So erzählen beispielsweise die Artikel „Typisch deutsch“ (Seite 14) und „Wehret den Anfängen!“ (Seite 15) von der Schwierigkeit, eine deutsche Identität auszumachen. Im Interview erläutert der Soziologe Hartmut Griese, warum die deutsche Kultur nur ein Konstrukt ist (Seite 8) und der Kommentar „(K)ein Sommermärchen reloaded“ hinterfragt kritisch die oberflächliche Identifikation mit der Nation im Rahmen von Großveranstaltungen wie der Fußballeuropameisterschaft (Seite 10). Diese Ausgabe sollte also Pflichtlektüre des Sommers sein. Wir wünschen Ihnen viel Spaß beim Lesen.
Christopher Piltz & Carsten Seydlowsky (Redaktionsleitung Göttingen) ANZEIGE
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Die südlichsten Briten der Welt Die Falkland-Inseln – eine Inselgruppe im Südatlantik, deren komplizierte Lage seit kurzer Zeit vor allem Großbritannien und Argentinien entzweit. Das Problem: Die rund 200 Inseln hören auch auf den Namen Islas Malvinas. Argentinien beansprucht sie für sich, ebenso die Briten. Heute gehören die Falkland-Inseln zu Großbritannien, die Amtssprache ist Englisch, es gibt die berühmten roten Telefonzellen und Briefkästen der Royal Mail, man fährt links.
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as hat es mit dieser britischen Enklave 500 Meilen vor der argentinischen Küste auf sich? Angeblich wurden die Inseln 1592 von einem Briten entdeckt. Dies bezweifelt die argentinische Sicht der Dinge jedoch stark. Bis heute streiten Großbritannien und Argentinien, das die Inseln mitunter aufgrund der Nähe zu seinem Land als eigenes Territorium ansieht, um die Inseln. Das wohl einschneidenste Jahr der falkländischen Geschichte ist das Jahr 1982: Die argentinische Regierung besetzte die Inseln, Großbritannien reagierte und zwang Argentinien nach kurzen und blutigen Kämpfen zur Aufgabe. Dem Krieg fielen rund 1.000 Menschen zum Opfer, ein Großteil davon Jugendliche, die die damalige argentinische Militärdiktatur in den Krieg schickte.
Was denken aber die Argentinier, einmal abgesehen von Präsidentin Kirchner und Co, über die Enklave? Die Mehrheit ist der Meinung: „Las islas Malvinas son argentinas“ – sie sind argentinisch. Für Jonatan, Student, ist klar, dass die Briten vor allem wegen des Öls an den Inseln interessiert sind. Und er findet: „In der heutigen Zeit sollte es keine Kolonien mehr geben.“ Mauricio, Musiker, sieht dies genauso. Den Krieg von 1982 kann er überhaupt nicht gutheißen, vor allem weil dies nur ein Versuch der Rettung der Macht der Regierung Thatcher und der argentinischen Militärdiktatur gewesen sei. Mosta, Student aus Buenos Aires, findet, dass man nicht genau weiß, zu wem die Inseln gehören: „Wir haben irgendwie das Gefühl, dass sie zu Argentinien gehören, aber wir haben kein solides Argument, um zu begründen, warum.“ In den vergangenen Jahren ist der Konflikt um die Inseln wieder verstärkt an die Oberfläche gekommen. 2010, als Großbritannien begann auf den Falkland-Inseln wieder nach Öl zu bohren, fühlte sich Argentinien
angegriffen, versuchte die Bohrungen zu stoppen und initiierte ein Verbot von Schiffen, die unter FalklandFlagge fuhren, in südamerikanischen Häfen. Anfang 2012 kündigte Großbritannien an, Prinz William im Rahmen seines Militärdienstes auf die Inseln zu schicken und entsendete eines seiner modernsten Kriegsschiffe. Nach Angaben Londons ein Routineeinsatz, für Argentinien die Spitze des Eisberges. Anfang Mai veröffentlichte die argentinische Regierung einen Werbespot, in dem ein argentinischer Hockeyspieler auf den Malvinas für Olympia trainiert. Aussage: „Um auf britischem Boden am Wettkampf teilzunehmen, trainieren wir auf argentinischem Boden.“ Die Frage an beide Seiten: Notwendigkeit oder Provokation? Vor allem das allgegenwärtige Streitgut Öl, das die Inseln bergen, scheint Kern des Konfliktes zu sein. Auf das schwarze Gold will keines der Länder kampflos verzichten. Bleibt zu hoffen, dass dieser Kampf nicht noch von bloßer Provokation in tatsächliche Gewalt umschlägt.
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Stig Nygaard
Heute leben rund 2.500 Falkländer, auch Kelper genannt, auf den Inseln, die mehrheitlich britische Staatsbürger sind und es sein wollen. Für die britische Regierung beantwortet sich mit dieser Zustimmung zu Großbritannien auch die Frage nach der Zugehörigkeit: Das Stichwort ist Selbstbestimmung.
* JULIA WOLFFSON
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„Es gibt keine Menschen, die kulturell identisch sind“ CHRISTOPHER PILTZ IM GESPRÄCH MIT HARTMUT GRIESE
(K)ein „Sommermärchen“ reloaded leon kloke Der Döner Kebab Wiebke Reupert Typisch deutsch harald wörner Wehret den Anfängen! trudi kindl
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tagesklatsch mit kaffeesatz
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mit ULRICH KIENZLE HELENE DAHLKE
Göttingen 18 Allah ist groß katharina preuth 20 Zum Staunen in den Keller gehen VICtoria Hasler 21 Mit geschlossenen Augen jörg „Yogi“ müller
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Kassel 22 Lyrisches kurt becker 23 Was ist...? katharina schwarz 24 Cartoons marc seefried 25 Die Spritzigen arminius schulze
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Editorial TagesSatz International Der Stolperstein Paragraphenreiter Der Cartoon Kultur-Empfehlungen Straßengeflüster Nahaufnahme Die Kochnische Hinter den Kulissen Zwischen den Zeilen Was es sonst noch gibt Der Ticker Nächstes Mal Impressum Wohin, wenn
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Christopher Piltz
D A S G E S P R Ä CH
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„Mein Trollinger ist da verrottet“
Ulrich Kienzle ist vor allem für seine amüsanten politischen Streitgespräche mit dem 2004 verstorbenen Bodo Hauser und durch seine mehrjährigen Arbeiten als Auslandskorrespondent im Nahen Osten bekannt. Mit uns sprach der sympathische Schwabe über seinen journalistischen Werdegang und die Ereignisse des Arabischen Frühlings.
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err Kienzle, Sie sind gerade mit Ihrem Buch „Abschied von 1001 Nacht. Mein Versuch, die Araber zu verstehen“ auf Lesetour. Wie würden Sie denn „die“ Araber beschreiben?
Es gibt „die“ Araber nicht. Das Faszinierende ist, dass Sie wirklich in jedem Land andere Bedingungen und Schwierigkeiten vorfinden. Es gibt kein Land, das dem anderen gleicht. Sie sprechen zwar alle Arabisch, verstehen sich aber trotzdem manchmal nicht, weil sie unterschiedliche Dialekte sprechen. Das Klischeebild vom alten Orient aus „1001 Nacht“ war schon bei Erscheinen dieses Buches im 19. Jahrhundert lediglich eine Projektion erotisch-inspirierter Leute, die ihre Fantasien in den ara6
* HELENE DAHLKE IM GESPRÄCH MIT ULRICH KIENZLE bischen Harem hineinprojiziert haben. Der wirkliche Orient war natürlich schon damals anders. Bei der gegenwärtigen Vorstellung der Araber ist es ähnlich: Es sind natürlich bedrückende Bilder, die entstehen, wenn sich jemand in die Luft sprengt. Aber durch die Medien entsteht in diesem Zusammenhang eine Verengung, die den Araber als Terroristen präsentiert. Daher waren wir auch so verblüfft, als plötzliche so viele junge Leute auf den ägyptischen TahirPlatz stürmten und nicht „Tod Israel“, sondern Arbeit und Demokratie für die Ägypter forderten. Verändert sich dann da nicht das Bild über den romantischen Orient und über den Terroristen zu einem Demokratie einfordernden Araber?
Durch diese Revolution ist es noch schwieriger geworden, den Araber von heute zu verstehen. Bleiben wir beim Beispiel Ägypten: Niemand hat auf dem Radar gehabt, dass dort eine Revolution ausbrechen könnte. Als dann weiter vor den Wahlen spekuliert wurde, wer am Ende als Sieger hervorgehen könnte, war man sich einig, dass die Moslembrüder keine entscheidende Rolle spielen würden. Das war der Irrglaube. Wir haben nicht begriffen, dass der, ich sage es mal ironisch, „Bauch der Gesellschaft“, seine Hoffnung auf die Moslembrüder setzen würde. Dies wird meiner Meinung nach zu einer großen Enttäuschung der ägyptischen Massen führen: Auch die islamischen Parteien werden nicht in der Lage sein, die erhofften Arbeitsplätze zu beschaffen. TagesSatz
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DAS GESP R Ä C H Der Ruf des Muezzins allein schafft keine Arbeitsplätze. Das Foto auf der Rückseite Ihres Buches zeigt Sie und Saddam Hussein 1990 in Bagdad. Sie schildern dieses Treffen als faszinierenden Augenblick und beschreiben Hussein als nicht unsympathischen Mann. Wenn man einmal in seinem Leben Glück hat, einem historischen Augenblick beizuwohnen, auch wenn dabei ein Diktator zugegen ist, der im eigenen Interview eine Kriegserklärung abgibt, ist das ein faszinierender Moment. Ich habe ihn gefragt, ob er sich aus Kuwait zurückziehen werde und er antwortete ‚Nein‘. Da war klar, es wird Krieg geben. Dass das ein sehr aufregender Augenblick war, ist doch klar. Es ist schon ein komisches Gefühl, wenn die Tür aufgeht und der vermeintlich gefährlichste Mann der Welt kommt auf Sie zu, entpuppt sich aber als völlig anders. Ich erwartete einen martialischen Diktator in Militäruniform. Doch vor mir stand ein Geschäftsmann im italienischen Maßanzug. Freundlich, zurückhaltend und informiert. Wie ordnen Sie dieses Treffen in Ihrer Karriere ein?
Antonia Rados im Gespräch mit Gaddafi, Claus Kleber mit Ahmadineschad. Wird man nicht von den Diktatoren instrumentalisiert? Der junge Gaddafi war ein anderer als der späte. Bescheiden, nett, gutaussehend. Als Erster führte er eine Rentenreform ein und fuhr, ohne Fahrer, einen Peugeot 504. Andeutungen, dass er etwas eigenwillig ist, gab es auch schon damals, aber er war kein Irrer, wie er immer im Westen dargestellt worden ist. Als Irrer kann man ein Land nicht 42 Jahre regieren. Wir haben 1974 drei Wochen lang gewartet, bevor wir nachts zum berühmten, damals noch bescheidenen Zelt, ge-
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Sie sind relativ leicht ins Mediengeschäft reingerutscht. Sie haben drei Gedichtinterpretationen an den Süddeutschen Rundfunk geschickt und wurden genommen. Das war in der Gründerzeit des Fernsehens. Adenauer hat damals versucht, ein Staatsfernsehen zu gründen, was ihm vom Bundesverfassungsgericht untersagt wurde. Daraufhin beschlossen die Länder, das ZDF zu gründen. Viele Leute vom SDR wechselten dann zum ZDF, was ich aber nicht wusste. Ich rief einfach an und eine Woche später war ich da.
Dann wechselten Sie das Medium und schrieben ein Buch über die Schwaben… Es gibt zwei rätselhafte Völker, das sind die Araber und die Schwaben. Und über beide habe ich ein Buch geschrieben. Ist es nicht langweilig, nur auf Lesetour zu sein und den Leuten vom fernen Orient zu erzählen, anstelle vor Ort mit gefährlichen Situationen konfrontiert zu werden? Ja, das fehlt mir. Aber man hat auch irgendwann die Schnauze voll. Das ist ja nicht ein Leben, das ungefährlich ist. Ich wollte ja nicht sterben. Woran erkennt man an Ihnen den Schwaben? Ich erkenne nichts. Dass die Schwaben maulfaul oder sparsam sein sollen, sind blöderweise solche Klischees, die von den Schwaben selber geglaubt werden. Eigentlich geht es hier ähnlich um missverstandene Klischees wie bei den Arabern.
„Ich wollte ja nicht sterben.“
Das kann ich nur schwer und will es eigentlich auch gar nicht einordnen. Es war einfach eine unglaublich spannende Geschichte, die auf seltsame Art und Weise zustande gekommen ist.
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bracht und um halb zwölf empfangen wurden. Gaddafi entschuldigte sich für die vorangeschrittene Zeit, aber er hätte an diesem Tag Bauern noch das Traktorfahren beibringen müssen. Es ist klar, dass Politiker, auch deutsche, versuchen, einen zu instrumentalisieren. So wie ich Sie jetzt auch. Das ist völlig normal. Die Frage und tägliche Herausforderung für uns Journalisten ist, wie wir damit umgehen.
Wie würden Sie die Veränderung für deutsche Auslandsjournalisten beschreiben? Auslandskorrespondenten waren früher die Stars im Fernsehen. Niemand ist damals gereist und kannte die Arabische Welt. Deshalb waren die Korrespondenten die Kundschafter für die Republik. Und dann landeten Sie im gefährlichen Libanon. Brauchte man als Auslandskorrespondent in solchen Zonen ein „Huckleberry-Finn-Gen“? Natürlich. Ich ging dort nicht als Wissenschaftler hin, sondern als jemand, der neugierig nach Abenteuern gesucht hat. Das ist eine Welt, die anders denkt. Was hielt Ihre Familie von diesem gefährlichen Leben? Meine Familie war nur meine Frau. Und die fand es auch aufregend.
Aber Klischees kommen ja nicht von irgendwo.
Klischees entstehen entweder aus Boshaftigkeit, oder um Dinge verständlicher zu machen. Das Klischee vom Schwaben als Häuslebauer ist zum Beispiel eins dieser Klischees, wer immer es erfunden hat, an das die Schwaben selber glauben. Völlig blödsinnig! Als Ihren größten Fehler erachten Sie, dass Sie 200 Flaschen Trollinger mit in den Libanon genommen haben. Es war nicht der Größte, aber es war ein Fehler, weil ich naiv war und geglaubt habe, dass es dort keinen Wein gibt. Das war dann die große Überraschung: Nach wenigen Wochen habe ich festgestellt, die haben ja richtig tolle Weine. Mein Trollinger ist da verrottet. Ich bedanke mich für das Gespräch.
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T I T E LT H E M A Christopher Piltz
„Es gibt keine Menschen, die kulturell identisch sind“ Was ist die deutsche Kultur? Was sind deutsche Identitäten? Der Soziologe Hartmut Griese analysiert seit mehr als 40 Jahren die Gesellschaft – und trotzdem kann er nicht immer genaue Antworten finden. Dafür ist das Themenfeld zu komplex, viele Begriffe nicht eindeutig definiert. Ein Gespräch über die Einzigartigkeit jedes Menschen, den Drang nach Gruppenzugehörigkeit – und Fußball.
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* CHRISTOPHER PILTZ IM GESPRÄCH MIT HARTMUT GRIESE
ind Sie ein Kritiker des Begriffs Kultur? In einem Aufsatz plädieren Sie dafür, dass man sich seine Kultur selbst schafft. Den Kulturalismus habe ich schon immer kritisiert. Es werden soziale Probleme kulturalisiert oder ethnisiert, wie man so schön sagt. Der Kulturbegriff wird statisch aufgefasst, als wäre es etwas unveränderliches und homogenes. Die deutsche Kultur – ich weiß nicht, was das ist. Wenn man den Kulturbegriff noch wissenschaftlich retten will, sollte man ihn als ein Merkmal von ganz vielen Menschen nehmen, wobei aber jedes Individuum eine einzigartige Kultur hat: Die Art und Weise, wie ich mein Leben gestalte, wie ich denke und fühle – in dieser Beziehung ist jeder Mensch einzigartig. Wir Menschen haben zwar viele Dinge gemeinsam, aber jeder ist auch einzigartig, und diese Einzigartigkeit geht verloren, wenn wir einen homogenen Kulturbegriff haben. Es gibt keine zwei Menschen, die kulturell identisch sind. Ist die deutsche Kultur dann die Gesamtheit aller 82 Millionen Einzelkulturen und Lebensweisen?
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Als Jugendsoziologe sage ich, dass wir 40 bis 50 jugendkulturelle Lebensstile haben. Bei der Jugend ist das schon sehr ausdifferenziert. Auch haben wir verschiedene Milieus in der Gesellschaft. Aber hat denn der Begriff der deutschen Kultur überhaupt noch einen Sinn, wenn ich sage, wir haben 82 Millionen verschiedene Kulturen? Dann fehlt die Aussagekraft. Der Kulturbegriff ist nur sinnvoll, wenn man über Zuschreibungen spricht, also zum Beispiel dem Konstrukt ‚Deutsche Kultur‘. Wenn ich ins Ausland komme, werde ich dort als Deutscher typisiert, und damit assoziieren
Menschen irgendetwas, was ich eventuell gar nicht bin, zum Beispiel gehorsam, ordentlich. Wie entstehen solche Kulturkonstrukte? Dieses Denken wird durch die Medien ganz stark angeheizt, denn sie bringen nur Berichte, die sich gut verkaufen. Die Normalität verkauft sich nicht gut. So entstehen Bilder über den ‚kriminellen Ausländer‘. Es sind meist mediale Konstrukte, die sich in den Köpfen der Menschen festigen. Interessant ist, wie man im Ausland typisiert wird. Vielleicht sollte man gar nicht mehr sagen, dass man aus Deutschland kommt. Man lernt, wie man von anderen eingeordnet wird und erkennt, dass die Typisierungen manchmal nicht auf einen zutreffen. Typische Eigenschaften sind hier Pünktlichkeit, … … Disziplin, Ordnung, Sauberkeit. Wir haben in Ankara Rückkehrer interviewt und die fanden in Deutschland Disziplin und Ordnung so toll, das waren für sie die ‚deutschen Tugenden‘. Aber es gibt genügend subkulturelle Milieus, wo das überhaupt keine Rolle spielt, zum Beispiel in der Punkszene oder im studentischen Milieu. Die wissenschaftliche Perspektive ist hier viel differenzierter: Früher ging man von einer Kultur aus, dann schaute man auf Klassenunterschiede, dann auf Schichtunterschiede. Und dann kam die Milieuforschung, gefolgt von der Lebensstilforschung, heute sind wir bei der These der Individualisierung. Jeder muss sein LeTagesSatz
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TITELTH E M A ben selber organisieren und bewältigen, und das macht er immer auf eine einzigartige Art und Weise. Da könne Eltern, Geschwister, Bezugspersonen zwar helfen, aber die Biographie ist immer einmalig, sie prägt meine Identität. Da haben wir Ihren Begriff ‚Identität‘: Es gibt keine zwei Menschen mit gleicher Identität. Soziale Identitäten, soziale Rollen können sich ähneln, das sind zugeschriebene Attribute, zum Beispiel Student. Jedoch sind personale Identitäten immer biographisch einzigartig – und der Mensch ist immer beides: universell und einzigartig. Das letztere wird meist unterschlagen.
Mit dem Start der Fußballeuropameisterschaft beginnt wieder die kollektive Identifikation mit Deutschland. Wie beurteilen Sie das? Die große Hoffnung ist mal wieder, dass durch die deutsche Nationalmannschaft einige Vorurteile und Ressentiments abgebaut werden. Die meisten Stammtischbürger sind Fußballfans und die Nationalmannschaft spielt einen wunderbaren, schönen und erfolgreichen Fußball. Jeder zweite Fußballer hat dabei den, wie ich mittlerweile sage, sogenannten
Also vertreten Sie die Position, Fußball fördere die Integration? Der Spitzenfußball ja, denn da zählt nur die Leistung, sonst nichts. Hier müssen Tore geschossen und verhindert werden. Hier haben wir den typischen Fall der hochqualifizierten Transmigranten: Die gehen dahin, wo sie das meiste Geld verdienen und das angenehmste Leben haben. Andere Faktoren spielen keine Rolle. Und das nicht nur im Fußball. Jetzt haben wir die Situation, dass immer mehr Menschen merken, dass unsere Wirtschaft qualifizierte Arbeitskräfte benötigt. Wir brauchen die Qualifikationen der Kinder und Enkelkinder der Einwanderer. Und das muss auch ins Bürgerbewusstsein eindringen. Es muss erkannt werden, dass wir alle Kinder in der Bildung fördern müssen, weil wir qualifizierte Arbeitskräfte brauchen. Der Fußballprofi ist der Prototyp des hochmobilen und qualifizierten Transmigranten, der – hoffentlich – das Bild vom ‚Fremden‘ und damit die Integrationsdebatte positiv verändern wird. Daran glaube ich, das heißt, ich hoffe es …
„Der Fußballprofi ist ein qualifizierter Transmigrant.“
Von der Milieustudie zur Individualisierungstheorie. Kommt irgendwann der Punkt, bei dem man einzelne Individuen nicht mehr in Gruppen einordnen kann?
Individuen haben das Bedürfnis, zu einer Gruppe dazuzugehören. Der Mensch ist ein Homo sozius. Gerade bei Jugendlichen ist das sehr wichtig. Man will immer auch etwas Gemeinsames, eine soziale Gruppe, ein Kollektiv haben. Das ist kein Gegensatz: Jeder Mensch ist einzigartig, hat aber das Bedürfnis, mit Gleichgesinnten zusammen zu sein. Deswegen werden Vereinsbildungen und Gruppenzugehörigkeit auch in Zukunft bestimmt bleiben – vielleicht sogar als Reaktion auf die Individualisierung zunehmen. Ein Großteil der Bevölkerung legt auch Wert darauf, sich auf eine gemeinsame Kultur zu berufen. Wer wenig hat, womit er sich in seinem eigenen Leben identifizieren kann, sucht Dinge, die man ihm nicht wegnehmen kann. Das sind in der Regel das Geschlecht und die Nationalität. Bei Rechtsradikalen ist das ganz deutlich. Sie besinnen sich auf ihre Männlichkeit und ihre nationale Zugehörigkeit – für beides können sie aber nichts. Ich kann doch nur stolz sein auf etwas, was ich selbst geleistet habe. Dann brauche ich die anderen Identifikationsangebote nicht. Das wäre eine sozialpsychologische Erklärung. TagesSatz
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Migrationsvordergrund. So könnte sich am Bürgerbewusstsein etwas ändern – und gerade dieses Bewusstsein ist bezüglich der Integration unheimlich wichtig. Wie geht die Mehrheitsgesellschaft auf die eingewanderten Menschen zu? Wie nimmt sie Leute aus anderen Ländern, mit anderer Hautfarbe auf? Und die guten multikulturellen Fußballer wie Gomez, Podolski oder Özil spielen eine wichtige Rolle, das Bild vom ‚Fremden‘ zu verändern.
Herr Griese, vielen Dank für das Gespräch!
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as Fußball-„Sommermärchen“ 2006 bescherte den Deutschen scheinbar ein neues „unverkrampftes“ Verhältnis zum eigenen Land. Dies hat sich, ein Blick in den Supermarkt oder die TV-Werbung genügt, sechs Jahre später nicht verändert. Deutschland-Symbolik wohin man schaut, eine schwarz-rot-goldene Flut aus Fanartikeln. Auf öffentlichen Plätzen kann derzeit eine Vielzahl vor allem junger Menschen beobachtet werden, die vor, während und nach einem Spiel der deutschen Fußballmannschaft diese und sich selbst befeiern.
Ein kurzer Blick in die westdeutsche Geschichte unterstreicht die herausragende Bedeutung des internationalen Rasensports für die nationale Identitätsbildung. Nach der Niederlage ihres „Tausendjährigen Reichs“, der Teilung des Staatsgebietes und der erdrückenden Schuld ihrer Menschheitsverbrechen verbat sich den Deutschen nach 1945 eine positive Bezugnahme zu ihrer Nation. Der sozialistische Teil Deutschlands pflegte fortan einen nationalen Persilschein-Mythos vom antifaschistischen Staat. Ideologisch konnte der kapitalistische Westen da nicht mithalten. Der WM-Erfolg der Nationalelf 1954 bescherte den Westdeutschen nachträglich einen doppelten Wunder-Mythos. Der historische Sieg der Mann10
Der Sommer 2012 verspricht eine Wiederholung der vergangenen „Sommermärchen“ zu werden. Die Europameisterschaft in Polen und der Ukraine wird in diesem Jahr erneut viele Menschen dazu verleiten, sich „unverkrampft deutsch“ aufzuführen. Zeit für einen knappen Blick auf den Fußballnationalismus und seine Mythenfunktion.
* KOMMENTAR VON LEON KLOKE Robert Halagan
Der Nationalkick trägt zur Gemeinschaftsbildung unter nationalen Vorzeichen bei wie kein politisches Ereignis oder gar eine Ideologie sonst. „Vom Kanzler bis zum Penner“, so der Autor Dirk Schümer, könne der nationale Fußball ein Gefühl gemeinsamer Identität schaffen. „Deutsch ist, wem sein Herz nur für die deutsche Fußballmannschaft schlägt“, so ein Internetnutzer in einem Forum zur Frage nach „deutscher Identität“. Das Fansein erscheint als deutsche Identitätsvoraussetzung ersten Ranges. Einbürgerungstests und andere Auswüchse eines deutschen Leitkulturgedankens können ihre Fahnen streichen. In dieser Lesart macht der Fußball alle zu Deutschen, die es auch sein wollen.
(K)ein „Sommermärchen“ reloaded
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TITELTH E M A schaft um Fritz Walter gegen die hoch favorisierten Ungarn im Berner Wankdorfstadion diente den Westdeutschen als „Ergänzungsmythos“ zum Wirtschaftswunder. Er stattete sie mit einem neuen Nationalgefühl aus, so der Historiker Hans-Joachim Winkler: „Wir sind wieder wer“, erscheint als Schlüsselphrase dieser neuen Identität. Die Wunder-Mythen luden die Bundesrepublikaner jedoch auch dazu ein, ihre Vergangenheit zu verdrängen. Den überlebenden Opfern der Deutschen blieb nur der schale Beigeschmack dieses neuen Stolzes. Der ehemalige Konzentrationslager-Häftling Jean Améry schrieb dazu, „der Stolz der Deutschen glänzt in der Zufriedenheit des guten Gewissens und der begreiflichen Freude es wieder einmal geschafft zu haben. Aber es ist der Stolz von einst, und es ist auf unserer Seite die Ohnmacht von damals.“ Damit erfolgte eine zweite Ausgrenzung der Opfer, diesmal aus dem Gedächtnis der Nation.
dann kam unter der rot-grünen Bundesregierung eine vom BertelsmannVerlag koordinierte nationale Identitätsoffensive ins Rollen. Die „Du-bistDeutschland“-Kampagne sollte den Deutschen das Fremdeln mit dem Nationalstolz austreiben. Der WunderMythos sollte wieder aufleben, nun allerdings unter neoliberalen Vorzeichen mit Fokus auf Leistungsbereitschaft und Konkurrenzfähigkeit des Einzelnen. Dazu passte das Sommermärchen 2006 als Identität förderndes Korrektiv gut ins Konzept. Der Fansoziologe Dieter Bott bemerkt, dass der Konkurrenzkampf im Turnier den Zusammenschluss der vereinzelten nationalen Masse bewirke. Nationale Geschlossenheit und Identität wurden und werden in Zeiten des neoliberalen Wirtschaftswunders im Fußballstadion eingeübt – Deutschland wurde Fußball- und Exportweltmeister.
hat gezeigt, dass das Ressentiment gegen das vermeintlich Fremde – zu dem neben Migranten zunehmend auch sozial Schwache gezählt werden – im Land nicht nur dem rechtsextremen Rand zuzuordnen, sondern fest verankert in der Mitte der Gesellschaft ist. Gleiches gilt für Leitkultur-Debatten und Einbürgerungstests. Dass eine neonazistische Terrorzelle über ein halbes Jahrzehnt Menschen, die ihrer Vorstellung von deutscher Identität nicht genügten, ermorden konnte, ohne dass die ermittelnden Behörden auch nur auf die Idee kamen, von ihrer „Dönermord“-Theorie Abstand zu nehmen, bezeugt, dass auch dort eine rassistische Schere ganz selbstverständlich in „deutsche“ und „ausländische“ Milieus trennte, wo diese nicht zu trennen waren. Die Opfer und ihre Angehörigen fühlten sich in diesem Land zu Hause, für ihre Mörder und die ermittelnden Beamten waren sie Fremde.
„Wir sind wieder wer“ als Schlüsselphrase
Doch ein neuer Nationalstolz, der hinter 1945 zurückgehen konnte oder wollte blieb den Westdeutschen dank 1968 und der die Nation spaltenden ideologischen Teilung, irgendwie fremd. Der Publizist Frank Apunkt Schneider bemerkt dazu, die späte Bundesrepublik sei ein wohltuender „beinahe-utopischer NichtOrt“ der „Dekollektivierung“, in dem selbst die Nationalmannschaft „wohltuend schlecht“ spielte und das Mitsingen der Hymne verweigerte, gewesen. Diese distanzierte Haltung zur eigenen nationalen Identität änderte sich auch nach der deutschen Wiedervereinigung nicht, die sich im Schatten der Pogrome von Rostock-Lichtenhagen und Hoyerswerda und einem wirtschaftlichen Abschwung vollzog. Auch der dritte WM-Titel 1990 konnte dies nicht umwenden. Dass sich daran etwas ändern musste, da offenbar eine schlechte Stimmung und verkrampfte Identität die wiedervereinte Nation lähmten, dafür stand Ende der 1990er die Äußerung des Bundespräsidenten Roman Herzog, demzufolge „ein Ruck durch Deutschland“ gehen musste. 2005 TagesSatz
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Eine Studie der Universität Hohenheim aus dem Jahr 2009 ergab, dass 60 Prozent der Befragten stolz auf Deutschland seien. Vier Fünftel gar fühlten sich „deutsch“. Welche Rolle der neue Fußballnationalismus und die PR-Kampagne Bertelsmanns dabei spielten, lässt sich nur mutmaßen. Doch der neoliberale Aufschwung im Sommermärchenland besitzt seine Kehrseiten, über die auch der 2006 geschriebene Toleranz- und Weltoffenheitsmythos des Sommermärchens nicht hinwegtäuschen kann. Das Unbehagen der Zivilgesellschaft, ihr Frust im Sport- und Turbokapitalismus verschafft sich durch rassistische und soziale Ausgrenzung Luft. Sätze wie „Nationale Identität bedeutet: Deutschland soll das Land der Deutschen bleiben und dort, wo dies nicht mehr der Fall ist, wieder werden“, die eine Angst vor „Überfremdung“ zum Ausdruck bringen, finden sich derzeit zwar so deutlich formuliert nur im Parteiprogramm der NPD. Doch die Debatte um Thilo Sarrazins Buch „Deutschland schafft sich ab“
Der vermeintlich „einende“ Nationalfußball besitzt seine ganz eigene negative Funktion im Spiel der deutschen Identitäten. Statt mehr Toleranz zu fördern, wie es der DFB als begrüßenswertes Anliegen propagiert, bildet Nationalfußball vor allem eine oberflächliche und unreflektierte Identifikation mit der eigenen Nation. Und die schafft dem Sportsoziologen Gunter Pilz zufolge alles andere als Integration und Toleranz, sondern deren Gegenteil: Vorurteile und Ausgrenzung. Statt sich der oberflächlichen nationalen Identität des Nationalsportfans hinzugeben, erscheint es mehr denn je sinnvoll, eine reflektierte nationale Identität anzunehmen. Sich ihrer Schattenseiten bewusst, sollte sie willens sein sich selbst die Frage zu stellen, welchen Sinn nationale Identitäten in einer postmodernen und globalisierten Welt überhaupt noch besitzen.
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MEHR ZUM THEMA: Bott, Dieter, Der Fan als idealer Staatsbürger, in: testcard. Beiträge zur Popgeschichte, Nr. 18. Regress, Mainz 2009.
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Der Döner Kebab
Eine deutsch-türkische Angelegenheit Wahrscheinlich begann die Geschichte des Döners in der BRD auf dem Kottbusser Damm in Berlin-Kreuzberg, doch auch im Ruhrpott steckten Döner-Männer der ersten Stunde ihre Spieße noch selbst. Heute werden zu Stoßzeiten 40-50 Döner in der Stunde verkauft – ein türkisches Produkt nach deutscher Mentalität – erfunden und „Made in Germany“.
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Sarah Raymaekers
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raditionell ist der „döner kebap“ (türkisch: „sich drehender Grillspieß“) ein aufwendiges Festtagsgericht: Koscheres Lamm- und Hammelfleisch wird in Joghurt und Gewürzen mariniert. Durchgedrehtes Fleisch wird in Fettblasen gefüllt und abwechselnd mit Fleischlappen „anatomisch korrekt wieder aufgebaut“, das heißt beispielsweise eine Keule in Scheiben abwechselnd mit den Blasen dazwischen auf einen Senkrechtspieß gesteckt. Das Ganze wird in einem speziell dafür gebauten und mit Holz befeuerten Lehmofen gegrillt. Durch Fett, Gewürze und Hitze entsteht ein äußerst würziges, deftiges Grillfleisch, von dem lediglich die Kruste Schicht für Schicht „abrasiert“ und serviert wird. Als Tellergericht wird der „Original-Döner“ mit Reis, Zwiebeln und Petersilie, eventuell mit Peperoni und Paprika gereicht. Diese Version des Döners wurde um 1835 in Anatolien erfunden. Etwa 25 Jahre später wurde in einer anderen Gegend der Türkei der „Iskender kebap“, benannt nach seinem Erfinder, bekannt. Dieser wird ähnlich zubereitet, aber mit Joghurt und Fladenbrot als Tellergericht serviert. So ist es kein Wunder, dass sich den Kennern und Könnern der echten türkischen Küche die Haare sträubten, als sie sahen, was in Deutschland als Döner verkauft wird.
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TagesSatz
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TITELTH E M A Auch die Kontrolleure der Deutschen Lebensmittelkontrollbehörde waren schockiert, als sie die ersten Döner-Läden der 70er Jahre zu Gesicht bekamen: Sie waren, ebenso wie die Gastarbeiter und ihre Familien, in den heruntergekommen Gegenden in Werksnähe untergebracht, in denen die deutsche Bevölkerung nicht hausen wollte. Hier gab es zugige, kaputte Häuser, die niemand instand hielt, eine hohe Schadstoffbelastung durch die Industrieschlote, deren giftige Ausstöße überall anhafteten, wenig Infrastruktur und praktisch keinerlei Teilhabe am gesellschaftlichen Leben der Mehrheitsbevölkerung. So entstanden die ersten Döner-Läden ausschließlich für die türkischen Werksarbeiter und später auch für ihre Familien. Zu Beginn der Wirtschaftskrise, als viele der Gastarbeiter wieder entlassen wurden und mit leeren Händen und ihren Familien im Schlepptau dastanden, versuchten immer mehr Menschen türkischer Herkunft ihr Glück im Döner-Geschäft. Schnell hatten die Männer herausgefunden, dass die BRD ein Land voller Regeln, Strukturen und Vorschriften ist, die es einzuhalten gilt. Also passten sie sich an, fliesten ihre „Buden“ aus, hielten sich an diese und an jene Vorschrift und wandelten das ursprüngliche Gericht etwas ab: Sie hatten die Vorliebe der Deutschen für deftige Fleischgerichte bemerkt und fügten ihm noch geraspelten Kohl hinzu, denn dieses Gemüse war ebenfalls sehr beliebt.
und Gurken dazu, wie beim amerikanischen „Kollegen“. In den 90ern hatte es sich herumgesprochen, dass der Döner eine sättigende, ausgewogene und delikate Mahlzeit ist, und ein regelrechter „Döner-Boom“ brach aus. Heute ist der Döner quasi an jeder Ecke zu haben und wird längst industriell in über 300 Betrieben produziert. Die Tie-
Weder „Gammelfleischskandale“ noch die so genannten „Döner-Morde“ des letzten Jahrzehnts haben dem Döner-Rausch einen Abbruch getan: Heute gibt es Chicken-Döner, Puten-Döner, Hackfleischdöner, Döner auf Pizza, Döner-Wraps, Döner in Lahmacun eingewickelt, verschiedene Soßen, Mini-Döner, Döner mit Pommes… In Frankreich wurde sogar ein „Döner-Menü-Automat“ mit 28 verschiedenen Variation fotografiert. Auch eine Erfindung aus Deutschland?
Macht Döner wirklich schöner?
In den 80er Jahren startete eine amerikanische Fastfood-Kette mit gebratenen Hackfleischfladen, Soße und Salat im Brötchen seinen Siegeszug. Und wieder waren die „Döner-Männer“ inspiriert: Der Döner, serviert im Fladenbrot, fertig zum Mitnehmen, war geboren! Später wurde das Fladenbrot, in der Türkei typischerweise in länglicher Form gebacken, normiert – eben eine Vorliebe der Deutschen. Nun konnte jeder Kunde ein gleich großes Stück Brot wie sein Nachbar mit nach Hause nehmen. Außerdem kamen noch Scheiben von Tomaten TagesSatz
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re werden am Fließband geschächtet, zerlegt, durch den Wolf gedreht und auf Spieße gesteckt. Die Spieße sind in Form und Gewicht (20 kg) genormt und sind in Varianten, die bis zu 60% oder bis zu 80% aus Gehacktem bestehen, auf dem Markt. Alles für den genormten Senkrecht-Grill. Und: Alle für diesen Produktionsprozess benötigten Maschinen und Geräte, Transport- und Kühlsysteme sind deutsche Erfindungen und vor Ort hergestellt.
Doch wegen BSE braucht sich kein Mensch Sorgen zu machen: Während die Keime und Bakterien im Inneren bei 40-50 Grad Celsius zwar förmlich explodieren, ist das äußerste, gegrillte, eigentlich verbrannte Fleisch wieder „sauber“. Da bleibt doch nur die Frage: „Einmal Döner mit Alles?“
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T I T E LT H E M A
Typisch deutsch
G
anz offen: Ich persönlich tu mich schwer mit dem Begriff ‚Deutsche Identität‘. Im Allgemeinen wird nationale Identität mit „Volksverbundenheit“ in Verbindung gebracht. Damit wird ein gewisses Gemeinschaftsgefühl zum Ausdruck gebracht.
KOMMENTAR VON * HARALD WÖRNER Jörg „Yogi“ Müller
Der Mensch als zoologische Art ist zugleich Individual- wie auch Sozialwesen. Im biografischen Hintergrund drückt sich seine Individualität aus. Durch die Sozialisation in Elternhaus, Schule und Freundeskreis übernimmt er Normen, Werte oder Überzeugungen. Gegebenenfalls hinterfragt er sie und ersetzt sie, mit zunehmendem Alter und damit einhergehender Erfahrung, durch angemessenere Einstellungen.
Was ist deutsche Identität oder was verbindet der Einzelne mit ihr? Der Versuch einer Annäherung.
Folglich kann das für mich, falls ich überhaupt eine ‚deutsche Identität‘ entwickle, nur heißen, dass ich mich damit in einem andauernden Austausch befinde. Und der betrifft mich sowohl in meinem direkten Verhältnis zu anderen Bundesbürgen, wie auch über Ländergrenzen hinweg im Dialog mit anderen Kulturen. In der heutigen globalisierten Welt sollten wir langsam von den alten Konstrukten wie Nationalitäten etc. abwenden und uns als „Weltbürger“, oder einfach als Menschen empfinden. Deutschland ist längst Einwanderungsland und wir brauchen unsere Mitbürger aus anderen Ethnien, um unseren Geburtenschwund auszugleichen.
Ist deutsche Identität ein Attribut, das uns unsere Nachbarvölker zuschreiben? Wir Deutschen gelten ja gemeinhin als strebsam, gehorsam, pflichtbewusst. Andererseits werden mit uns auch Begriffe wie Beharrlichkeit oder Gemütlichkeit oder gar Gräueltaten, wie in der NS-Diktatur, verbunden. In Deutschland wurden einige bedeutende Erfindungen gemacht, es gab berühmte deutsche Künstler und Wissenschaftler. Können und dürfen wir darauf stolz sein? Mit dem Stolz auf Leistungen anderer habe ich so meine Probleme. Wenn die deutsche Nationalmannschaft gegen eine andere Mannschaft gewinnt, kann ich mich darüber freuen. Aber deswegen in einen ‚kollektiven Begeisterungstaumel‘ zu verfallen, liegt mir einfach vom persönlichen Naturell her nicht. Wenn ich es sozialpsychologisch erklären müsste, dann würde ich sagen, solche Ereignisse dienen vielleicht manchen Menschen dazu, ihr eigenes, tief im Inneren als klein und unwichtig empfundenes Selbst von außen her aufzuwerten.
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Das ist aber eher eine von außen ‚aufgepfropfte‘ Schein-Identität. Denn das Tor habe ja nicht ich geschossen, sonder Bastian Schweinsteiger oder Lukas Podolski. Wenn ich aber beispielsweise beim ersten Mal die praktische Führerscheinprüfung vor lauter Aufregung vermasselt habe, dann kann ich zu Recht stolz auf mich sein, wenn ich beim zweiten Durchgang die Sache schon wesentlich ruhiger angehe und die ganze Angelegenheit dieses Mal mit null Fehlern schaffe. Denn das ist meine eigene, unter Umständen hart erkämpfte Leistung.
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Identität hat für mich also, auch wenn ich Kriegs-Nachgeborener bin, immer etwas mit Selbstreflexion zu tun. Ich kann mich freuen, dass wir solche tollen Musiker wie Beethoven oder Dichterfürsten wie Schiller und Goethe hervorgebracht haben. Auch über Siege der deutschen Nationalmannschaft kann ich mich freuen. Aber wirklich stolz auf meine Identität, also auch mein Volk wäre ich erst dann, wenn wir hier in einer Gesellschaft lebten, in der die in der Verfassung verankerten Grundrechte für alle in Deutschland lebenden Menschen gelten würden.
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TagesSatz
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TITELTH E M A
Wehret den Anfängen! Was bedeutet es, auf seine Herkunft stolz zu sein? In der Nazizeit glaubten viele Deutsche, auf ihr Blut stolz sein zu können und hielten sich für mehr wert als andere Völker.
* TRUDI KINDL
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uden, Slawen und Zigeuner wurden am stärksten abgelehnt. Wichtig war dabei, auf Andere treten zu können. Heute sind Neonazis darauf stolz, als Deutsche geboren zu sein. Sie zeigen diese Gefühle offen, um alles Fremde zu diskriminieren und auszugrenzen. Geht es nach ihnen, dann haben Eingewanderte, die in der BRD eine neue Heimat gefunden haben, hier nichts zu suchen. Doch rechtfertigt die zufällige Geburt in Deutschland allein den Stolz darauf? „Ich kann doch nur auf etwas stolz sein, das ich durch meine eigenen Leistungen geschaffen habe“, so Peter Gingold. Er kam 1916 als Jude hier auf die Welt und emigrierte 1933 nach Frankreich, um in der französischen Résistance mitzuwirken. Später war er Mitglied im Internationalen Auschwitz-Komitee.
Deutschland hat viel Terror und Vernichtung über sich und die ganze Welt gebracht. Kann man jetzt daraus schließen, dass es kein Deutschland mehr geben darf? Diese Haltung lehnt Gingold resolut ab, denn es gibt noch ein anderes Deutschland: das von großen Dichtern, Komponisten und Denkern, von revolutionären Entwicklungen bis hin zu den Kämpfern des deutschen antifaschistischen Widerstands. Es ist schön, in einem Land zu leben, in dem man aufgewachsen ist und dessen Sprache man spricht. Nationale und kulturelle Werte wirken sich bereichernd auf die persönliche Entfaltung aus. Man fühlt sich verantwortlich für eine positive Entwicklung des Landes und setzt sich aktiv dafür ein.
Nationale Verantwortung und Internationalismus gehören eng zusammen: Es ist wichtig, sich dafür einzusetzen, dass von deutschem Boden nie wieder eine Bedrohung ausgehen wird. Unterstützt man ausländische Bewegungen gegen Kriege und Unterdrückung, stärkt man auch die Demokratie im eigenen Land. Diese Erfahrung machte Gingold in seinem Kampf in der Résistance. Nationalismus bedeutet aber, sich über andere Völker zu erheben und diese abzuwerten. Rassistischen Tendenzen müssen daher massiv bekämpft werden. Natürlich sind auch in anderen europäischen Ländern neofaschistische Bewegungen aktiv. Doch haben diese in der jüngsten Geschichte in keinem anderen Land wie in Deutschland so viel Elend über die Menschheit gebracht, wofür Auschwitz als Beispiel dienen kann. „Deshalb“, betont Gingold, „muss es auch beim leisesten Auftreten rassistischer, ausländerfeindlicher, antisemitischer und neonazistischer Erscheinungen einen millionenfachen Aufschrei geben!“
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MEHR ZUM THEMA: Peter Gingold „Paris-Boulevard St.Martin No.11“, PapyRossa-Verlag
Jörg „Yogi“ Müller
Die Familie Gingold gehörte zu den ersten Juden, die schon 1945 nach Deutschland zurückgekehrt sind. Da das Jude-Sein in ihrem Leben nur eine untergeordnete Rolle spielte, kamen sie in erster Linie als Deutsche in die alte Heimat. Heimatgefühle hätten „nur in Erinnerungen aus Kindheit und ersten Jugendjahren bestanden, wenn das jüdische Volk nicht dieses fürchterliche Schicksal während der Hitlerjahre hätte erleiden müssen“, betont Gingold.
Mit Heimatliebe denkt man an die Gegend, in der man aufgewachsen ist und als Kind gespielt hat, Orte, an die man oft denkt und die man gern aufsucht. Als Gingold nach Kriegsende das erste Mal in seine Geburtsstadt Aschaffenburg kam, die nun in Trümmern lag, kamen ihm die Tränen: „Wie oft hatten wir mit unseren illegalen Flugblättern an die Soldaten und Offiziere der Wehrmacht, an ihre Vaterlandsliebe appelliert: Lasst die Heimat nicht untergehen, rettet sie vor Hitler und seinem Krieg!“
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S T O L P E R S T EIN
Bin ich Deutschland? Bin ich deutsch? * GLOSSE VON SANDY NAAKE
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Sarah Raymaekers
m Jahr 2005 hatte ich eine Identitätskrise. Ich war nicht ich, sondern „Deutschland“. Gurus wie Günther Jauch und Yvonne Catterfeld mit Schlafzimmerblick hauchten es mir mantrenartig zu: „Du bist Deutschland“. Die Kampagne für ein kinderfreundliches Deutschland zog auch mich in ihren Bann. Die Seelenfänger nutzen dramaturgische Musik und Schauspieler in ihren Spots, die alle bei einem Weichspülcasting ge-
wonnen hätten, um Menschen mit der nebulösen Aussage „Du bist Deutschland“ zu dem Beitritt einer neuen Bewegung zu gewinnen. Ja, auch ich war Deutschland! Ich war Papst, ich war Fußballweltmeister 1990. Nach der ersten Euphoriewelle wurde mir der Singsang dann doch zu viel. Ich erwachte aus dem trunkenen Zustand und noch ein wenig taumelnd bemerkte ich, dass ich weder
Deutschland, noch Papst, noch Fußballweltmeister war. Beinahe wäre ich den „Deutschland-Gurus“ ins Netz gegangen. Nun begann die Aufarbeitung dessen, was ich erlebt hatte. Ich schaffte es allein, ohne psychotherapeutische Unterstützung. Diese Zeit war echt schwer. Ich wollte mehr erfahren über diese Bewegung. Zunächst begann ich mich mit Deutschland auseinanderzusetzen und schlug den Atlas auf. Aha, Deutschland ist ein Staat in Mitteleuropa, gemäßigtes Klima, blablabla. Dann griff ich zum Duden, um dem Adjektiv „deutsch“ auf die Spur zu kommen. Auf den ersten Blick erscheint es harmlos: Das Adjektiv „deutsch“ kann gesteigert werden und bezeichnet Personen, Tiere und Gegenstände näher. Bei meinen Recherchen in den Weiten und Tiefen des Internets bekam ich ein wenig Panik. Die Assoziationen zu „deutsch“ und zu „Deutschen“ ließen mir die Haare zu Berge stehen: Biertrinkende, je nach Geschlecht Lederhose- oder Dirndltragende Individuen, die Weißwurst und Sauerkraut essen, Socken in Sandalen tragen, Handtücher auf Poolliegen parken, die Sieben Zwerge ohne Schneewittchen im Garten stehen haben, die ganze Zeit nur meckern und vorwiegend fremdenfeindlich eingestellt sind. Man bin ich froh, dass ich mich nicht habe einlullen lassen. Okay, Bier trinke ich gern, aber ein Dirndl wird nur aus der Mottenkiste gezogen, um es beim Karneval zu tragen. Weißwurst ist bäh. Socken in Sandalen gehen mal gar nicht. Ich springe viel lieber ins Meer als in den Pool. Und die Sieben Zwerge ohne Schneewittchen – damit bin ich gar nicht einverstanden. Wer soll denn das schwarzhaarige Mädchen vor der eifersüchtigen Stiefmutter retten? Zum Meckern ist mir meine Lebenszeit einfach zu schade. Und von Fremdenfeindlichkeit keine Spur, meine beste Freundin ist aus Vietnam. Fazit: „Deutsch“ ist die präzise Bestimmung meiner Nationalität, nicht mehr und nicht weniger.
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misterQM (photocase.com)
PARAGRAPHENR E I T E R
Im Namen des Volkes
Neues von den Sozialgerichten Zahl der Sanktionen gestiegen – Arbeitsagentur verhängte noch nie so viele Sanktionen. So, oder so ähnlich lauten die Schlagzeilen Anfang April in vielen Medien. Ursache für die deutliche Zunahme sollen hauptsächlich Meldeversäumnisse gewesen sein. An der Bereitschaft, eine neue Arbeitsstelle anzutreten, hatte man nichts zu beanstanden, aber das ist ja auch keine Schlagzeile wert.
* HANS PETER PUNG
G
anz nach dem Motto: Nur schlechte Nachrichten sind gute Nachrichten, wurde hier gehandelt. Dass hinter jeder Sanktion unter Umständen persönliche Schicksale stehen, bleibt völlig unberührt. Eine weitere Frage bleibt außerdem völlig unbeachtet: Waren alle Sanktionen auch berechtigt? Bei der hohen Anzahl an Klagen vor den Sozialgerichten kann daran gezweifelt werden.
Hartz IV-Neuberechnung verfassungsmäßig? Diese Frage spaltet die Experten. Auch in der Sozialgerichtsbarkeit sieht man dies unterschiedlich. Das Landessozialgericht (LSG) in Nordrheinwestfalen (NRW) hat nun in einer Entscheidung Zweifel an der Rechtmäßigkeit als begründet bezeichnet. Hintergrund: In zwei Entscheidungen hatten die Richter über die Bewilligung von Prozesskostenhilfe zu befinden. Bei den zuständigen Sozialgerichten waren die Kläger zuvor gescheitert. Die Richter am LSG bewilligten jetzt die Prozesskostenhilfe. Nach ihrer Ansicht besteht bei der Klage gegen die Rechtmäßigkeit der Neufestlegung des TagesSatz
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Grundbedarfs durchaus Aussicht auf Erfolg. Das Bundesverfassungsgericht (BVerG) hatte in seiner Entscheidung vom 09.02.2010 dem Gesetzgeber attestiert, dass er grundsätzlich ein geeignetes Verfahren zur Berechnung des Existenzminimums gewählt habe. Bei der Neuberechnung sei der Gesetzgeber jedoch von den Strukturprinzipien dieses Statistikmodells abgewichen, ohne diese durch andere erkennbare und tragfähige Kriterien zu ersetzen. Von daher müsse durch das BVerG erst geprüft werden, ob die Neuberechnung den Kriterien entspricht, die es selbst vorgegeben hat. LSG NRW Entscheidungen vom 19.04.2012 L 7 AS 1305/11 B und L 7 AS 1134/11 B
Das Sozialgericht (SG) Berlin hält Hartz IV in seiner jetzigen Art und Weise für verfassungswidrig. Nach Ansicht der Berliner Richter ist der Regelsatz um 36 Euro zu niedrig berechnet. Auch hier ist man der gleichen Ansicht wie die Richter am LSG NRW. Die Richter am SG gehen sogar noch einen Schritt weiter und stellen fest, dass durch den Grundbedarf nicht der tatsächliche Bedarf abgedeckt wird. Die Ursache dafür sehen
die Richter in der Festlegung nur auf Arme bei der Berechnung der neuen Regelsätze. Damit haben die Berliner Richter die gleichen Zweifel an der Verfassungsmäßigkeit der Änderungen im Zweiten und Zwölften Buch Sozialgesetzbuch wie die Richter in NRW. Das SG Berlin hat seine Entscheidung ausgesetzt und einen Vorlagebeschluss zum BVerG verfasst. SG Berlin S 55 AS 9238/12
Liebe Leserinnen und Leser, damit wird es spannend. Durch den Vorlagebeschluss zum Bundesverfassungsgericht wird sich dieses nun endgültig mit der am 01.01.2011 in Kraft getretenen Reform der Sozialgesetzgebung befassen müssen. Insbesondere die Frage, ob die Änderung des Strukturprinzips im Statistikmodell den Anforderungen genügt, dürfte hier eine wesentliche Frage sein. Eine weitere Frage, die sich stellt: Darf der Gesetzgeber bestimmte Güter aus der Berechnung nehmen? Bei der Neuberechnung wurden Genussmittel wie Tabak und Alkoholika nicht mit berücksichtigt. Das Verfassungsgericht wird nun Klartext reden müssen.
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Sarah Raymaekers
GÖTTINGEN
Allah ist groß Gehört der Islam zu Deutschland, wie es der ehemalige Bundespräsident Christian Wulff einst verkündete? Oder ist die Religion von über vier Millionen in Deutschland lebenden Muslimen noch weit davon entfernt ein Bestandteil dieses Landes zu sein, so wie es unter anderem Innenminister Hans-Peter Friedrich sieht? In Göttingen ist zumindest das eine deutlich: Aus der Stadt ist der Islam nicht mehr wegzudenken.
* KATHARINA PREUTH
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GÖTTI N G E N
A
llahu akbar- Allah ist groß. Hajja‘ala-salah- Kommt her zum Gebet. Der Ruf des Muezzin, der fünfmal am Tag die Muslime zum Gebet lädt, schallt aus den Räumen der Ditib-Moschee. Das Gebäude Ecke Königsstieg / Kasseler Landstraße ist nicht zu übersehen: Als einzige Moschee in Niedersachsen wurde sie von Beginn an architektonisch als Moschee geplant. Der Kuppelbau und die zwei Minarette heben sich ab von den Mehrfamilienhäusern, der Tankstelle und dem Supermarkt der Nachbarschaft. Ein Spruchband, zwischen den Türmen gespannt, heißt den Fastenmonat Ramadan willkommen: hoşgeldin ya ramazan. Zum Gelände der Gemeinde gehören ein Döner-Imbiss, ein türkischer Lebensmittelladen, ein Wohnhaus für den Imam und ein anderes für muslimische Studierende der Georg-August Universität.
wird. Auf Socken oder barfuß betreten die Muslime den Teppich des Gebetsraums. Türkische Wörter schwirren durch den Raum. Der Imam übt seine Predigt. Noch ist es nicht 13:25 Uhr. Noch hat das Freitagsgebet nicht begonnen. Die Gebetszeiten richten sich nach dem Sonnenaufgang und ändern sich somit täglich. Pünktlich um fünf vor halb zwei erklingt der Salat, der Gebetsruf des Muezzin. Oben wie unten positionieren sich die Betenden Richtung Süd-Osten. Im Namen Gottes, des Erbarmers, des Barmherzigen.(...) Dir dienen wir und zu Dir rufen wir um Hilfe. Die Al-Fâtiha Sure eröffnet das Gebet. Nur freitags predigt der Imam. Zuerst auf türkisch, dann in deutscher Sprache und auf arabisch. Seit 2010 ist Oğuz Akdemir in Deutschland. Er ist für fünf Jahre gekommen und ist als Imam das religiöse Oberhaupt der Ditib-Gemeinde in
als Religion aus der Gegenwart nicht mehr wegzudenken. Ali Serkan Şahbaz, stellvertretender Vorsitzender der Ditib-Gemeinde, nennt Projekte, die zusammen mit der Stadt durchgeführt werden, sie betreffen Gewalt- und Drogenprävention, Aufklärung über Gefahren im Internet, Arbeitsvermittlung. Doch trotz jahrelanger Zusammenarbeit von Stadt und Gemeinde, nicht zuletzt mit dem Ziel der Integration des Islam, erscheint vielen Nicht-Muslimen die Religion fremdartig. Sie haben Skrupel beim Betreten einer Moschee und verstehen nicht den Sinn der Riten und Gebete. Das ist umso überraschender, als dass die Muslime etwa fünf Prozent der deutschen Gesamtbevölkerung ausmachen. Şahbaz versucht, ihnen den Islam nahe zu bringen. Schulklassen kämen beinahe wöchentlich zu Führungen in die Moschee, genauso studentische Seminare, Mitarbeiter des öffentlichen Dienstes, Kirchengruppen. Ihnen wollen sie zeigen, was den Islam wirklich ausmacht.
Eine Predigt auf Türkisch, Deutsch und Arabisch
An diesem Freitag versammeln sich an die hundert Gläubige zum gemeinsamen Gebet in der Moschee. Die meisten von ihnen, nicht alle, kommen aus der Türkei. Ditib, so der Name der Gemeinde, steht für Diyanet İşleri Türk İslam Biliği und bedeutet Türkisch Islamische Union der Anstalt für Religion. An muslimischen Feiertagen oder zum Fastenbrechen im Monat Ramadan steigt die Zahl der Anwesenden auf 1500 und mehr, unter ihnen viele nicht-muslimische Gäste. Zur Gemeinde selbst gehören 260 Familien. Diese etwa tausend Mitglieder leben in der Stadt Göttingen. Im gesamtem Umkreis befinden sich zehn weitere Ditib-Moscheen. Göttingen bildet dabei die zentrale Koordinierungsstelle.
Die Männer sammeln sich zum Gebet im Hauptgebetsraum im zweiten Stock, die Frauen eine Etage darüber. Die Geschlechtertrennung gilt nur zum Freitagsgebet und zu den hohen Feiertagen. Von der Decke baumelt ein raumfüllender Kronleuchter, die gekachelten Wände schimmern bläulich, die Mihrab, die Gebetsnische, weist die Richtung des Gebets und die Kanzel, von der der Imam predigen TagesSatz
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Göttingen. Deutsch lernt er am Goethe-Institut. Seine Predigt hat am heutigen Freitag den Muttertag zum Thema, aus aktuellem Anlass. Die Mutter solle nicht nur an einem Tag im Jahr geehrt werden, sondern an jedem Tag des Lebens – dem christlichen Zuhörer keine fremde Botschaft. Anschließend, zum persönlichen stillen Gebet, fallen die Gläubigen auf die Knie, berühren mit der Stirn den Boden, erheben sich erneut und wiederholen diese Bewegung. Was aber macht den Islam zu einem festen Bestandteil in Göttingen? Neben der Ditib gibt es weitere islamische Gemeinden in der Stadt, so etwa Al-Iman, Al-Taqwa, Ahmadiyya Muslim Jamaat. Sie alle spielen eine Rolle im städtischen Leben. Die Ditib als größte Gemeinde vorneweg. Auf Einladungen in die Moschee an Vertreter von Stadt und Landkreis, an die Polizei oder die Universität erfolgen Gegeneinladungen. So ist die islamische Religion bei Ereignissen, die das Leben der Stadt betreffen, präsent. Sie ist
Gülbahar Ҫobanli, 21 Jahre, Jurastudentin, wohnt im Studentenhaus der Gemeinde auf dem Gelände der Moschee. „Als Studentin hat man einen besonderen Status in der Gemeinde, die Frauen laden mich zum Essen ein, sie kochen für mich.“ Ihre Familie wohnt in der Nähe von Oldenburg. Seit ihrem ersten Tag in Göttingen habe sie in der Gemeinschaft der Gemeinde eine Ersatzfamilie gefunden, die sich um sie kümmert. Das Gefühl, nicht alleine zu sein, mache für sie die Religion aus. Gleichzeitig studiert sie in Göttingen und nimmt am Leben der Stadt teil. Sie sei Göttingerin und zugleich Muslima, das eine schließe das andere nicht aus. Nach dem Gottesdienst sitzen Männer und Frauen zusammen, sie grillen, trinken türkischen Ҁai, über ihnen die Minarette, es ist schwül draußen, sie wünschen sich afiyet olsun- Guten Appetit. Es erinnert ein bisschen an die Türkei und doch sind sie mitten in Göttingen.
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GÖTTINGEN
Zum Staunen in den Keller gehen
E
Ein größerer historischer Keller findet sich im Lichtenberg-Haus. Hier lagerten die Weine des Professor Lichtenbergs, der auf Grund körperlicher Einschränkung nie selbst einen Fuß in den Keller setzte und daher auch gar nicht wusste, dass er einen gemauerten Brunnen in heimischen Gemäuern besaß, in den nun der Besucher blicken darf. Auf
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Bei Tageslicht betrachtet, präsentiert sich Göttingen als geschichtsträchtige Stadt, die Wissen schafft. Wer aber einmal den Schritt in den Untergrund wagt, wird bisher unbekanntes und kurioses von der Stadtgeschichte und ihren findigen Bewohnern entdecken.
* VICTORIA HASLER Touristinformation
ine Gewölbeführung bietet auch Langzeit-Bewohnern Göttingens interessante Einblicke in sonst unzugängliche Orte unterhalb der Stadt. Das Alte Rathaus gehört zum vertrauten Stadtbild und lässt den Besucher innerhalb seiner dicken, kalten Mauern viele Jahrhunderte Stadtgeschichte erfahren. Doch wer weiß, dass sich in dem alten Sitzungssaal des Göttinger Rates, in dem sich heute entschlossene Paare trauen lassen können, die älteste Fußbodenheizung der Stadt befindet? Wer in das schummrige Kellergewölbe unterhalb der Dorntze, dem Ratssaal, tritt, wird zwei enge Räume entdecken. Um 1400 waren hier die Arbeitsräume der Heizleute. Diese mussten einige Tage vor geplanten Ratssitzungen mit dem Heizen beginnen, damit am Tag der Versammlung die Deckel von 12 kleinen Löchern im Fußboden der darüber gelegenen Dorntze geöffnet und die Ratsherren, von wohliger Wärme unterstützt, das Schicksal der Stadt lenken konnten. In späterer Zeit wurden die Kellerräume unter dem Rathaus als Gefängnis für Gauner der Göttinger Oberschicht verwendet. Wer sich nicht zurückhalten konnte, seine Notdurft in den Reinsgraben oberhalb der Stadt zu verrichten, fand Zeit über diese Verunreinigung des Göttinger Trinkwassers im Dunkeln der Gewölbe nachzudenken.
dem Tourenplan der Stadtführerin Eva Holst stehen noch weitere unterirdische Ziele der Themenführung. Mit Fachkenntnis und kleinen Anekdoten führt sie gut gelaunt durch verschiedene, normalerweise unzugängliche Kellerräume der historischen Innenstadt. Ein für die meisten Besucher erstmaliges Erlebnis bietet das Betreten der Gemeinschaftstoilette des ehemaligen Franziskanerklosters, an dessen Stelle heute das Gebäude der Zentralen Studienberatung am Wilhelmsplatz steht. Nach einem verwinkelten Abstieg über enge, düstere Treppen, vorbei an weißen toten Spinnen, findet sich der Besucher in der neun Meter tiefen Kloake der Mönche wieder. Was dem Abt entging, deckten Archäologen auf: Mit kleinen Tricks erleichterten sich die Mönche das eigentlich strenge Essverhalten auch während der Fastenzeit. Beim gemeinschaftlichen Sitzen wurde gelegentlich heimlich geschmaust und in Ermanglung des heutigen Toilettenpapieres die Sitzung mit Moos beendet. Ebenso unbekannt dürfte vielen Besuchern die Mikwe, das jüdische Tauchbecken in einem alten Kaufmannshaus in der Innenstadt sein. Von konservativen Juden im 18. Jahrhundert gebaut, stellt dieses Becken eine Besonderheit dar, da Mikwes für gewöhnlich nicht in Privathäusern, sondern meist in Nähe von Synagogen gebaut wurden. Bei der Abstimmung der Gemeinde, ob man eine Orgel oder eine Mikwe in die Synagoge bauen wolle, stimmten die Meisten für eine Orgel. Doch einige wollten auf ihr Tauchbecken nicht verzichten und bauten kurzerhand selbst eines in ein Privathaus. Wer noch mehr entdecken möchte, sollte sich einer Führung anschließen, denn in der Uni-Stadt lernt man nicht aus.
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GÖTTIN G E N
Jörg „Yogi“ Müller
GEDANKEN EINES TAGESSATZ-VERKÄUFERS
Mit geschlossenen Augen * JÖRG „YOGI“ MÜLLER
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or langer Zeit in einer kleinen Lichtung in einem Wald lebte ein wohlhabender Mann. Eine Straße, die von Räubern und von Schmugglern frequentiert wurde, ging an seinem Haus vorbei. Oftmals baten sie, die Nacht zu bleiben. Angstvoll vor Gewalt und Vergeltungsmaßnahmen, lud er sie zu sich ein um so lange zu bleiben wie sie wollten. Er sagte: „ Mein Haus ist groß und hat viele Zimmer.“ Er ordnete sein Hauspersonal an, seine „Gäste“ zuvorkommend und gut zu behandeln. Aber an seinem eigenen Tisch platzierte er nur einen Stuhl, wo er immer nur alleine saß. Er lächelte seine „Gäste“ an und wünschte ihnen nie etwas Schlechtes, war liebenswürdig und großzügig, aber sonst immer und überall aufmerksam und wachsam, aus Furcht, dass sie ihn berauben oder
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schädigen könnten. Er lernte viel von ihrem schlauen und listigen Gehabe. Er lächelte, wenn er ihr unangenehmen und beunruhigenden, fraglichen Angebote und spannenden Anregungen, wie man leicht zu Geld kommt, hörte. Er ließ sie aber niemals aus den Augen. Niemals ließ er sich von ihnen beeinflussen oder setzte sich an ihren Tisch. Nach einiger Zeit wurden die Banditen überdrüssig, weiter dort zu bleiben, da sie realisiert haben, dass sie diesen Man nicht austricksen konnten und sie kamen nie mehr zurück. Er war so trainiert seine Gäste zu beobachten, dass, selbst wenn reiche Bürger und Kaufleute bei ihm wohnten, er weiterhin sehr wachsam war. So konnten sie ihn nicht in die Unterstützung ihrer Geschäftspläne locken.
Auch weiterhin hat er nur einen Stuhl für sich an seinen Tisch platziert. Es wurde gesagt, dass sein Haus leuchtend scheine, von all dem Gold, das er schütze und rette vor Banditen und Kaufleuten gleichermaßen. Niemand gönnt dem anderen den Dreck unter den Fingernägeln, jeder will erfolgreicher sein als sein Nebenmann. Es hat oft mit den Mangel an Bildung zu tun, womit ich nicht meine, das es reicht, lesen, schreiben und rechnen zu können oder einen Beruf gelernt zu haben. Eine Qualifikation zu haben, heißt nicht unbedingt gebildet zu sein. Man braucht eine umfassende Sicht der Dinge, muss auch mit geschlossenen Augen die Wahrheit erkennen und langfristig denken, also über den nächsten Tag hinaus.
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wordpress.com
KASSEL
Lyrisches * KURT BECKER Comeback
Paradox
Sich in die Hölle führen lassen, Mit Samthandschuhen den Kampf beginnen. Die Abstinenz kennt ihre Grenzen, Riskant, doch wer will schon den Kampf gewinnen!?
Ungeahnte Höhen, wenn ich zu tief in alten Taschen wühle. Raritäten, wenn ich zu oft den Teufel im Detail entdecke. Lebenslang trotz Hofgang, wenn die Tore offen stehen. Selbstwertgefühl, wenn ich meine ungewaschenen Jeans mit den Beinen zuerst anziehe.
Erinnerung zum Weinen, Lachen, Ein Traum, der an den Nerven nagt. Das Jahr, gleich einem Wimpernschlag, Die Lethargie wird heut vertagt. Gefährlich, herrlich, laut und leise, Zu intensiv, um zu vergessen. Liegenlassen, neu beginnen, Kein Tag zum süßen Kuchen essen. Der Kneipier hat das Bier verschenkt, Will seine „Kundschaft“ nicht verlieren. Der nächste Tag, ein Tag zum Heulen So Mancher wird alleine frieren. Erlebnissuche, Reisefieber, Kneipenluft, Blues im Genick Die Seele scheint hier zu gesunden. Die Musik reizt zum Musizieren, In 3,4 heißen kurzen Stunden.
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Starrsinn, wenn ich den Forderungen nach Verständnis nachgegeben habe. Schafskälte, wenn mir die eisigen Nächte den Schweiß auf die Stirn treiben. Lesebrille, wenn ich trotz Verlust der Sehhilfe deine Briefe wieder lesen kann. Dankbarkeit beim Abendmahl, wenn der frisch bezogene Altar leer bleibt. Dankbar? War ich doch eigentlich schon immer, doch keiner Hat mir je gesagt, was sie mir so sehr schmackhaft macht.
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KA S S E L
Was ist…? Seit Februar finden an der Kunsthochschule Kassel öffentliche Vorträge im Rahmen der dOCUMENTA (13) statt. Die Themen kreisen um die verschiedensten Gebiete der Ausstellung und öffnen die Grenzen der Kunstauffassung.
* KATHARINA SCHWARZ
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as ist documenta? Was ist Finanzwirtschaft? Was ist Wissenschaft? Was ist Geschichte? Was ist Konflikt? Was ist Öko-Feminismus? Was ist Subjektkonformierung? Was ist Gegenwart? Die Fragen sind offen und allgemein gehalten. Die eingeladenen Redner entscheiden in welche Richtung ihr Vortrag geht und in wie weit sie auf Kunst und documenta eingehen. Walter Grasskamp, bekannter Kunsthistoriker und Autor, lud in seinem Beitrag über Geschichte die Besucher zu einem Dia-Rundgang durch die erste documenta ein. Mit Sinn für Details erklärte er die Umstände der teils provisorisch wirkenden Ausstellung und gab persönliche Einblicke in die Zeit. Zerstörung und Wiederaufbau sind für ihn die Kernpunkte der Geschichte. Die erste documenta, mit dem Ausstellen ehemals als entarteter bezeichneter Kunstwerke, ermöglichte im Speziellen einen Bezug zu dieser These.
Kann sie sich aus ihrem Hintergrund lösen? Und ist denn eine Kunst ohne den Kunstmarkt überhaupt möglich? Interessant an den Vorträgen war vor allem die Herangehensweise der Redner. So erklärte Physiker Markus Aspelmeyer mit speziellem Charme und alltagsnah die Quantenphysik, ihre Probleme und kreativen Elemente. Wie auch die Kunst versucht die Physik etwas zu bewegen und die Sicht auf die Welt zu verändern. Demnach sind Kunst und Wissenschaft über einen kreativen Akt verbunden. Aber nicht nur Aspelmeyer verschaffte einen prägnanten Einblick in sein Gebiet, Mariam Ghani, eine Künstlerin, öffnete dem Publikum einen intimen Einblick in ihre Heimatstadt Kabul. Sie selber ist dort nicht aufgewachsen. Sie vermittelte so einen Versuch, ihre Position zwischen ihrer Rolle als Au-
ßenseiterin und Intimem zu verorten. Die Frage des Konfliktes bettete sie in eine historische Sicht ein, die nicht nur auf Erzählung reduziert ist, sondern auch die Geschehnisse am Rande untersucht. So durfte der Besucher ihres Vortrages den vorher nie gezeigten Essay-Film „The House of History“, der eine persönliche Sicht auf die Heimat der sechs beteiligten Kameramänner zeigt, ansehen. Der letzte Vortrag der Reihe findet am 30. Juni um 18 Uhr im Hörsaal der Kunsthochschule statt. Boris Groys, Philosoph, Kunstkritiker und Medienwissenschaftler, erörtert die Frage: Was ist Gegenwart?
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MEHR ZUM THEMA: Kunsthochschule Kassel, Menzelstraße 13-15, 34212. Weitere Informationen erhalten Sie unter www.d13.documenta.de
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Während in dem Vortrag über Geschichte und der Podiumsdiskussion über documenta die Bezugspunkte für Kunst klar zu verorten sind, dürfte die Frage nach Finanzwirtschaft die am schwersten verknüpfbare sein. Der erste Redner, Phillip Kleinmichel, Philosoph und Kunsthistoriker, tat sich eher schwer mit dieser Herausforderung, Dietmar Dath, Science-Fiction-Autor und Journalist, stellte sich der Aufgabe, indem er statt die Frage direkt zu beantworten, mit weiteren Fragen konterte. Allen voran kreiste er um Gedanken dazu, was Kunst in unserer Gesellschaft bewirken kann. TagesSatz
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KASSEL
Cartoons
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Marc Seefried ist ein Kasseler Cartoon-K端nstler, der dem TagesSatz freundlicherweise zwei seiner Zeichnungen zur Verf端gung gestellt hat.
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KASSEL
S
ie kannten sich nicht, hatten sich nie getroffen und waren nicht ineinander verliebt, da sollte sich vieles ändern. Susi, Christa und Heike waren während der Reha zeitweilig meine Begleiterinnen. Zum Schnacken, Flirten, Glücklich-Sein und Küssen! Da kam Freude bei den Beschenkten auf. Ich wollte charmant sein, Freude erleben und lachen. Wir spielten zusammen, wanderten und köpften die eine oder andere Flasche Wein. Es fühlte sich an wie Freundschaft. Reinste Sympathie. Ich fühlte mich wie ein Hahn im Korbe.
Die Spritzigen Am 28.Februar 2012, meinem Geburtstag, ich war gerade 59 Jahre alt geworden, kamen in Bad Sooden-Allendorf im schönen Werratal vier Leidgeprüfte zusammen.
* ARMINIUS SCHULZE
nius, warst Du jetzt ein Traumtänzer oder einfach nur happy, mit Leidensgenossinnen eine gewisse Zeit verbringen zu dürfen? Hier mag sich jeder einen Reim drauf machen...
In der Klinik Sonnenberg geriet ich ins Schwitzen. Eine Hitzewelle jagte die nächste. Für drei Wochen sollte hier der Mittelpunkt der Welt sein. Drei hübsche Ladies, gepeinigt durch ihre Krankheiten, waren über alle Maßen spritzig, liebenswert und wahre Schönheiten. Ich dankte dem Dalai Lama dafür, dass ausgerechnet ich diese Geschöpfe kennenlernen durfte. Ich erlebte ihren Drive, staunte über ihre Natürlichkeit. Vor allem labte ich mich an ihrer Schönheit. Die bereicherte mein Leben und ich vergaß fast, weswegen ich hier war.
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ThunderHawk1973
Ich alter Sack, unfähig zu sprechen, benahm mich wie Casanova, bestimmt aber wie ein frühreifer Lausbub. Die Damen zeigten ihre Lebendigkeit so offen, dass selbst Ärzte und Schwestern kaum mithalten konnten. Diese kurzzeitigen Beziehungen stabilisierten meine Psyche und mein Selbstbewusstsein stieg ins Unermessliche. Susanne von der Insel Föhr war eine echte Insulanerin. Superschlank und hübsch. Knorke und kommunikativ. Christa sprach ich Mut zu, ihre Perücke abzulegen. Dadurch kam ihre Schönheit voll zum Tragen. Häufig war sie mit dem Laptop beschäftigt, um Geschäfte abzuwickeln. Heike aus Berlin absolvierte die zweite Reha. Mit viel Mut und hübschen Kleidern ausstaffiert schwebte sie umher. Süß und keck. Bei einer nächtlichen Begegnung im Treppenhaus küsste ich sie -schwupps- auf die rechte Wange. Solche Orchideen, zur richtigen Zeit am interessanten Ort, gibt es sonst unter Millionen nicht. Pures Glück! Armi-
Das medizinische Personal in der Sonneberg-Klinik war super. Höflich, nett und kompetent. Nichts anderes kommt über meine Lippen. Einzige Schlechtwetterfront waren die harten Matratzen im Hause. Aber Schwamm drüber. Hotelbetten waren auch teuer. Mit Christa ging ich Cappuccino trinken. Sie hat mich inspiriert und schwindelig geküsst. Mit Susanne konnte ich bis in die Nacht schnacken. Sie, Insulanerin mit zwei strammen Söhnen, stand nach schwerer Krankheit wieder mitten im Leben. Hübsch wie ein Teenager stolzierte sie durch die Reha-Klinik. Mit
Heike verband mich etwas Geheimnisvolles. Sie besaß eine Liebenswürdigkeit, welche mich im Nu in ihren Bann zog. Unruhe überkam mich, wenn sie mich leicht berührte. Ich stellte mich an, wie ein Oberprimaner. Tja, zum Küssen gab‘s hier viele Frauen. Doch überspannen wollte ich den Bogen auch nicht! Meine Genesung besaß Priorität. Blut zapften sie ab, Urin und Stuhl wollten sie von mir, dazu Fragen ohne Ende. Doch ich war willig und gab mein Bestes. Wenn ich gedurft hätte, ich würde allen drei Frauen die Welt zu Füssen legen und sie heiraten, nein, sogar müssen! Eine Weisheit zum Schluss: Trotzt dem Krebs, denn die Geduld und die Liebe versetzen ihm Hiebe. Und vielleicht verschwindet er gänzlich.
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K U LT U RT I P PS
GÖTTINGEN
Agentur
Die Empfehlung
Verschüttetes Max Rafferty (UK) im Pools Göttingen Spill, so der Titel des neuen Albums, überrascht durch seine neue Ausrichtung. Doch andererseits auch wieder nicht, denn: Wenn es eine Sache gibt, die bei Max Rafferty vorhersehbar ist, dann ist es seine Unvorhersehbarkeit. Der Ex-„Kook“ & Co-Writer von Songs wie „She moves in her own way“ oder „See the world“ verließ
* SARAH RAYMAEKERS
2008, kurz nach seinem Ausstieg von „The Kooks“, eines Abends in Brighton sein Haus um Zigaretten zu holen. Stattdessen nahm er den Zug zum Flughafen und landete per One-Way-Ticket in Marocco. Die eher zufällige Begegnung mit Dan Hawkins (The Darkness) in einer Hotelbar im Jahr 2010 sorgte dafür, dass ein neues Album Form annahm. Ein Album, das für Max mit den Kooks so nie zu realisieren gewesen wäre. Spill präsentiert sich gewaltiger, heavier, darker und facettenreicher, als man es von Max bislang vermutet haben mag.
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MEHR ZUR EMPFEHLUNG: Max Rafferty (UK) So, 03.06 / 20.00 Pools, Gö www.obscure-concerts.com
02.06-16.09. CARICATURA (KUBA), Ks
So 03.06. / 10.00-14.00 Uhr Stadthalle, Gö
Caricatura VI: Die komische Kunst analog, digital und international täglich 10.00-20.00 Uhr (siehe Empfehlung Kassel)
24. Wettbewerb für Spieleautoren Blick hinter die Kulissen der Entwickler. So 03.06. / 20.30 Uhr Nörgelbuff, Gö
04.06-28.09. Amtsgericht (Foyer), Ks
Schmidts Katzen: Improtheater
Ihr Tod reißt nicht die geringste Lücke… Eine Ausstellung zum Thema NS-Euthanasie in der Region Mo-Fr 9.00-17.00 Uhr
Mo 04.06. / 19.00 Uhr Musikakademie (Karlsplatz), Ks
Fr 01.06. / 20.15 Uhr ThoP, Gö
Mo 04.06. / 20.30 Uhr Apex, Gö
KUNST Kulturfest
The Burning Hell – Ukulenen- bis Saxophon-Sound aus Kanada.
Sa 02.06. / 11.00-13.00 Uhr Busparkplatz (Staatstheater), Ks Stadtrundfahrt : Entdecken Sie Kassel Eintritt: 14 Euro, erm. 10 Euro Info: 707707 / info@kassel-marketing.de
Tango-Abend Eintritt: 7 Euro, erm. 5 Euro
Di 05.06. / 17.00-19.00 Uhr Tourist-Information (Rathaus), Ks Stadtrundgang 50er Jahre Eintritt: 7 Euro, erm. 5 Euro
Sa 02.06. / 20.15 Uhr Apex, Gö
Mi 06.06. / 20.00 Uhr Musa, Gö
Helene Mierscheid: Ein Tritt frei Kabarett Eintritt: 8 – 14 Euro
Folkmusik und Mitmachtänze im Saal mit DawaiDawai. Entritt: frei
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Fr 08.06. / 19.00 Uhr Saline Luisenhall, Gö Premiere: Zirkus ein dokumentarische Kunst-Stück Ein Theaterprojekt über Zirkusfamilien aus ganz Deutschland. Sa 09.06. / 10.00-20.00 Uhr Verschiedene Veranstaltungsorte, Ks Ausstellungseröffnung der documenta 13 Tageskarten 20 Euro, erm. 14 Euro Infos unter 707707 oder per E-Mail: info@kassel-marketing.de www.documenta.de Sa 09.06. / 14.00-16.00 Uhr Städtisches Museum, Gö Komm mit uns in die Steinzeit! Kinder können am Weltkindertag hier das Alltagsleben der Steinzeitmenschen kennenlernen. Eintritt: frei Sa 09.06. / 19.45 Uhr Deutsches Theater, Gö Helene Schneider US-Sängerin. Zusammen mit Ihrem Trio »M‘Jobi« interpretiert Schneider amerikanische Country Klassiker. Eintritt: ab 15,50 Euro So 10.06. / 20.15 Uhr Staatstheater (TIF), Ks Auf der Greifswalder Straße: 34 Darsteller bringen 30 Figuren fragmentarisch auf die Bühne (Assoziationen zur Holländischen und Frankfurter Straße in Kassel sind nicht unerwünscht) Karten ab 8,50 Euro Mi 13.06. / 19.30 Uhr Staatstheater (Opernhaus), Ks A Midsummer´s Dream: Oper von Benjamin Britten in englischer Originalsprache, Karten ab 21,50 Euro Sa 16.06. / 20.30 Uhr Kulturhaus Dock 4, Ks Studiobühne Deck 1: Ursel Schlicht: Ex Tempore 4 – Sonic Exchange (Musik im Spannungsfeld zwischen Komposition und Improvisation) Eintritt: 12 Euro, erm.8 Euro
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KULTURT I P P S Sa 16.06. / 21.00 Uhr Musa, Gö Sonoc De Las Tunas NuSalsa aus Cuba. Eintritt: 13,20 Euro
Die Empfehlung
se gemeinsame Überblicksschau beschränkt sich dabei nicht auf gemalte oder gezeichnete Komik, sondern bezieht neben Objekten, Installationen und medialer Kunst auch Bühnenauftritte und Performances mit ein. Neben Größen wie Gerhard Haderer und Til Mette zeigt die Caricatura auch Neulinge wie Katharina Greve oder Kittihawk.
So 17.06. / 19.45 Uhr Deutsches Theater, Gö Seven Up – Jubiläumskonzert Eintritt: ab 15,50 Euro Mi 19.06. / 20.00 Uhr Werkstatt e.V. , Ks Lesung mit Hans Horn „Nicht auf den Millimeter genau“. Eintritt frei Mi 20.06. / 20.00 Uhr Pools, Gö The Black Atlantic (NL) Zwischen Slayer und Metallica Do 21.06. / 17.00 Uhr Kulturhaus Dock 4, Ks Studiobühne Deck 1: Spielraum-Theater: Wolfsgeschichten – anders erzählt! Eintritt: Kinder 5 Euro, Erwachsene: 6 Euro Fr 22.06. / 19.00 Uhr ThiP – Theater in der Paulinerkirche, Gö Fr 22.06. / 22.00 Uhr Stilbrvch, Gö Moving Mountains (US) Indie/ Emo, Rock/ Post Hardcore aus Purchase, New York. Sa 23.06. / 15.00 Uhr ThiP – Theater in der Paulinerkirche, Gö
* HARALD WÖRNER
Kassel
Komische Kunst – analog, digital und international Caricatura VI in der Galerie am KUBA Parallel zur documenta(13) präsentiert die Caricatura Tendenzen der Komischen Kunst aus acht europäischen Ländern. Die-
Sa 23.06. / 20.30 Uhr Kulturhaus Dock 4, Ks Studiobühne Dock 1: Tri Top – Versuchsanordnung (u.a. mit Berthold Mayrhofer – Kontrabass), Eintritt 8 Euro So 24.06. / 17.00 Uhr Ballhaus am Schloss Wilhelmshöhe, Ks Quartett-Zyklus: Quarteto Casals: Schubert Streichquartette Nr. 3 B-Dur, Nr. 6 D-Dur und Nr.13 A-Moll, Webern: Sechs Bagatellen op. 9 Karten: 27, 22 und 17 Euro
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MEHR ZUR EMPFEHLUNG: CARICATURA VI 02.06.-16.09.2012 Caricatura, Galerie am KUBA täglich von 10.00-20.00 Uhr Eintritt: 8 Euro, erm. 6 Euro; Gruppen (ab 10 Personen): 5 Euro pro Person, erm. 3 Euro Infos unter 0561/776499 oder auf www.caricatura.de
Mi 27.06. / 20.00 Uhr Anthroposophisches Zentrum (Wilhelmshöhe ), Ks Erzählungen, Gedanken, Fragmente zur documenta (13): Die documenta im Spannungsfeld zwischen historischem Gedächtnis und kultureller Wendung. Eintritt frei, Spende erbeten Fr 29.06. / 20.00 Uhr Anthroposophisches Zentrum (Wilhelmshöhe), Ks Vortrag von Alexander Schaumann: Die Gestalt des Menschen Eintritt: 8 Euro, erm. 5 Euro
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a ff e n W ir v e r s c h n z v o ll e I h n e n g la A u ft r it te
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Color-Druck GmbH Lindenallee 19 · 37603 Holzminden Fon (0 5531) 93 20-0 · Fax 93 20-50 e-mail: info@color-druck.net
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Jörg „Yogi“ Müller
A M S TA D T R AND
Straßengeflüster Bremer Fensterblicke Wer hat nicht schon einmal bei einem abendlichen Spaziergang in die erleuchteten Fenster gesehen und sich gefragt, was für Menschen dahinter wohnen? Aber kaum einer klingelt und befragt die Bewohner über ihr Leben. Die Bremer „Zeitschrift der Straße“ hat genau das getan. Nippesfigürchen, Topfpflanzen, eine Gardine und einige Möbelstücke im Raum dahinter - diese Eindrücke in der Bremer Straße „Lange Reihe“ stehen bei der Autorin Anna Huhn am Anfang einiger lebhafter Kurzportraits über die Menschen hinter den Fenstern. Die Bewohner gewähren ihr erstaunlich viel Einblick in die Wohnung, in die Vergangenheit, in Zukunftspläne und die momentane Befindlichkeit.
Nahaufnahme
Nicht nur dieser Artikel befasste sich mit der „Langen Reihe“ sondern die gesamte Märzausgabe drehte sich um die Straße im Stadtteil Walle. Das gehört zum Konzept des seit Januar 2011 erscheinen-
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* KALLE SCHÖNFELD den Magazins, in dem jede Ausgabe einer Straße, einem Platz oder Viertel in Bremen oder Bremerhaven gewidmet ist. Zu dieser einzigartigen Idee kommt eine hochwertige Gestaltung. Dieses Maß an Kreativität kommt durch die Zusammenarbeit von der Hochschule Bremerhaven, der Hochschule der Künste (HdK) in Bremen und der evangelischen Kirche zustande. Studenten und Freischaffende übernehmen dabei Text und Gestaltung, während der kirchliche Träger den Kontakt zu den Verkäufern herstellt und diese betreut. Die „Zeitschrift der Straße“ erhielt so in den anderthalb Jahren ihres Bestehens mehrere Preise und Auszeichnungen, unter anderem die dreifache Prämierung der Ausgabe „Tenever“ durch den New Yorker Typographieverband im Februar diesen Jahres. Es bleibt zu hoffen, dass sich diese neue Straßenzeitung noch viele Jahre so ein hohes Niveau erhält.
Das Leben der Anderen
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* CLIFFORD SPENCER
R.: Florian Henckel von Donnersmarck, D 2006, FSK 12 Ostberlin, Mitte der Achtziger. StasiHauptmann Wiesler (Ulrich Mühe) ist Experte für Überwachung und Verhöre, eiskalt, hochintelligent und absolut linientreu. Als er im Auftrag des Ministers Hempf (Thomas Thieme) auf ein erfolgreiches Künstlerpaar angesetzt wird, ist er sich noch sicher, Feinde des Systems zu bekämpfen. Er lässt die Mietswohnung des Schriftstellers Dreyman (Sebastian Koch) verwanzen und nistet sich im Dachboden ein. Bald stellt sich heraus, dass Dreyman eigentlich völlig unpolitisch ist. Doch Wiesler steht unter Erfolgsdruck. Der Minister will Dreyman aus dem Weg schaffen, damit Dreymans Freundin, die Schauspielerin Christa Sieland (Martina Gedeck), vollends auf sein Wohlwollen angewiesen ist. In wochenlanger Überwachung taucht Wiesler per Kopfhörer in das Leben der Anderen ein, eine Welt von der er zunehmend fasziniert ist und die ihn allmählich ändert.
„Das Leben der Anderen“ bringt ein unmenschliches System auf eine menschliche Ebene. Es ist ein komplexes Drama mit Thriller-Elementen, elegant inszeniert und erstklassig gespielt. Neben dem Oscar für den besten fremdsprachigen Film räumte „Das Leben der Anderen“ so ziemlich jeden Filmpreis ab, der in Deutschland vergeben wird. Vielleicht ist es der Wandel von der Täter- zur Opferrolle, die die Deutschen so sehr lieben, wenn es um die filmische Bewältigung der deutschen Diktaturen geht, sei es der leidende Wehrmachtssoldat in „Soweit die Füße tragen“, Hitlers Sekretärin in „Der Untergang“ oder eben der Stasi-Mann in „Das Leben der Anderen“. Vielleicht ist es aber auch einfach der Glaube an das Gute im Menschen, an dem die Deutschen gerade wegen ihrer Geschichte so sehr festhalten.
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DIE KOCHNI S C H E
Kochen mit dem TagesSatz * HANS PETER PUNG & TEAM
owik2 (photocase.com)
Leckere Gerichte für Sie entdeckt
Blumenkohl Die Jahreszeiten schreiten voran. Immer mehr Früchte der Natur können geerntet werden. Im Juni stehen vor allem Kohlsorten auf dem Ernteplan. Zu meinen Lieblingsgemüsen zählt der Blumenkohl. Doch es muss nicht immer Omis Klassiker sein. Lassen Sie sich überraschen, viel Spaß beim Nachkochen wünscht Ihnen der TagesSatz.
Blumenkohl aus der Pfanne (4 Portionen / ca. 2,00 Euro pro Portion)
600 g Hähnchenfleisch, 3 EL Sojasauce, 1 Blumenkohl, 250 g Möhren, 2 Stangen Porree, 1 Chilischote, 3 EL Öl, 1/8 l Gemüsebrühe, Koriander gemahlen, Salz, Pfeffer Hähnchenfilet in Streifen schneiden. Mit der Sojasauce vermischen und ca. 30 Min. ziehen lassen. Den Blumenkohl in Röschen zerteilen, gründlich waschen und dann in Scheiben schneiden. Möhren schälen, in Streifen schneiden. Porree gründlich waschen, in feine Ringe schneiden. Chilischote der Länge nach teilen. Kerne entfernen und in feine Streifen schneiden. Öl in einer Pfanne (Wok) erhitzen. Das Fleisch darin von allen Seiten knusprig anbraten. Aus der Pfanne nehmen. Gemüse in die Pfanne ge-
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ben, andünsten. Brühe und Chili zufügen, aufkochen lassen und 5 Min. köcheln lassen. Das Fleisch und die restliche Sojasauce unterheben, erhitzen. Mit Koriander, Salz und Pfeffer würzen. Tipp: Dazu passt am Besten Reis.
Blumenkohl à la Bolognese (4 Portionen / ca. 1,50 Euro pro Portion)
500 g Blumenkohl, 300 g Hackfleisch gemischt, 4 Tomaten, 2 Zwiebeln, Öl, 2 Knoblauchzehen, Paprikapulver, Salz, Pfeffer, Oregano, 1 EL Schnittlauch gehackt Tomaten enthäuten, Stielansatz entfernen, würfeln. Zwiebeln schälen, würfeln. Knoblauch schälen, in sehr feine Würfel schneiden. Öl in einer Pfanne erhitzen, Fleisch darin kräftig anbraten. Zwiebelwürfel und Knoblauch zufügen und glasig dünsten. Tomatenwürfel unterheben, ca. 10 Min. köcheln lassen. Mit den Gewürzen abschmecken. Blumenkohl in Röschen zerteilen und gründlich waschen. In Salzwasser bissfest garen, abgießen, abtropfen lassen. Blumenkohl und Bolognese vermischen, mit dem Schnittlauch bestreuen und heiß servieren.
Tipp: Dazu passen Nudeln. Wenn sie gemischtes Hackfleisch nicht so mögen, können sie auch nur Rinderhack verwenden.
Blumenkohl überbacken 1 Blumenkohl (ca. 750 g), 3 Eier, 250 ml Milch, 100 ml Sahne, 50 g Käse gerieben (nach Wunsch), Salz, Pfeffer, Muskat Blumenkohl in Röschen teilen, waschen. In Salzwasser blanchieren. Aus dem Wasser nehmen, abtropfen lassen, in eine Auflaufform geben. Die Eier verquirlen, mit der Milch und Sahne vermischen. Mit Salz, Pfeffer und Muskat würzen und über den Blumenkohl gießen. Im vorgeheizten Backofen bei 180°C ca. 20 Minuten backen, bis die Masse gestockt hat. Sollte die Masse zu schnell dunkel werden, decken sie die Form mit Alufolie ab. Tipp: Dazu reichen Sie einen grünen Salat und frisches Baguette. Wer nicht vollständig auf Fleisch verzichten möchte, kann Schinkenwürfel hinzufügen.
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Carola Croll
H I N T E R D E N KULISSEN
Drei, zwei, eins, Science Slam Begeistertes Publikum, das jubelt und mit den Füßen trampelt? Strahlende Gesichter auf der Bühne? Dass kennt man sonst nur von Stand-Up Comedy oder Theateraufführungen. Das dieses aber auch mit wissenschaftlichen Vorträgen möglich ist, zeigt ein Phänomen, das immer beliebter wird: Der Science Slam.
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in Dienstagabend: Das Foyer der Zentralmensa in Göttingen ist fast voll, immer mehr Menschen strömen zu der kleinen Bühne, die sich zwischen den Mensaaufgängen befindet. Dort warten, etwas versteckt vor den Blicken der Zuschauer, sechs Menschen, die leicht nervös Richtung Publikum schauen. Drei Wochen später ein ähnliches Bild, diesmal vor etwas anderer Kulisse: Das Theater im Operationssaal (ThOP) füllt sich schnell, schon um halb Acht gibt es eine lange Schlange. Die Bühne vermittelt mit Sesseln, Globus und Büchern Wohnzimmeratmosphäre. Auch hier warten sieben Personen auf ihr Stichwort. Doch dieses Mal sind es keine Schauspieler vor ihrem Auftritt, sondern junge Wissenschaftler, die jeweils zehn Minuten lang vor großem Publikum über ihre Forschung sprechen werden. Dies geschieht aber – anders als in vielen Seminaren oder Vorlesungen – auf einem allgemeinverständlichen Niveau anhand von unterhaltsamen Präsentationen oder anderen anschaulichen Hilfsmitteln. So erzählt Alexandre Jousset im Mafia-Anzug von den “Bandenkriegen” der Bakterien und Helga Hofmann-Sieber erklärt, wie man mit einer Schere das HI-Virus bekämpfen kann. Veranstaltungen dieser Art - in Anlehnung an die Poetry Slams Science Slams genannt – finden seit einiger Zeit überall in Deutschland statt. Die Slammer, meist Masterstudenten oder junge Doktoranden, fahren kreuz und quer durch Deutschland, um möglichst vielen Menschen von ihrer Forschung zu berichten und sich mit anderen Teilnehmern messen zu können. Trotz der häufig naturwissenschaftlich geprägten Themen sind die Hörsäle oder Theater meist bis auf den letzten Platz gefüllt, das Publikum ist begeistert. Boris Lem-
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* ANDREA KNUE mer, amtierender Deutscher Meister im Science Slam und einer der Moderatoren des “Einstein Slams” in der Zentralmensa, bezeichnet das Konzept der Veranstaltung als typische win-win Situation: “Der Zuschauer fühlt sich respektiert und ist mit den Vortragenden auf Augenhöhe. Er bekommt, was ihn interessiert in einem Format, das ihm gefällt. Dafür bekommt der Wissenschaftler etwas, das ihm im Alltag oft fehlt: Ein interessiertes Publikum das ihn anspornt, Sachverhalte anschaulich darzustellen.” Geplant werden die Events meist von anderen jungen Wissenschaftlern. So findet der Einstein-Slam im Rahmen einer Tagung von Teilchenphysikern in Göttingen statt und wird von den jungen Mitgliedern der Deutschen Physikalischen Gesellschaft (jDPG) und dem II. Physikalischen Institut in Göttingen organisiert. Im ThOP finden schon seit über einem Jahr regelmäßig Slams statt. Der Sieger des Abends wird immer vom Publikum bestimmt: Im Foyer der Mensa gewinnt Martin Mamach mit seinem Vortrag über Computersimulationen und Teilchenphysik den goldenen Einstein, im ThOP wird Roman Stilling für seine Erklärung “Wie die Evolution Zombies züchtet” mit einem Zeitschriften-Abo belohnt. Wer immer schon einmal wissen wollte, wie Chuck Norris den Krebs besiegen könnte oder was genau Teilchenphysik mit Star Trek zu tun hat, sollte bei den kommenden Veranstaltungen auf jeden Fall dabei sein: Entweder als Zuschauer oder mit einem eigenen Vortrag.
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WEITERE TERMINE: 02.06. & 02.12. TagesSatz
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ZWISCHEN DEN ZE I L E N
Wie deutsch bist Du? Zwölf Jahre, nachdem die Debatte um die „deutsche Leitkultur“ angestoßen wurde, lösten Thilo Sarrazins Thesen erneut heftige Reaktionen aus. Fakt ist: Die Integration von Zuwanderern beschäftigt Politik und Bürger gleichermaßen. Doch wann genau ist man eigentlich integriert? Wer entscheidet, wann man Deutsch genug ist, um als Deutscher zu gelten? Und was ist das eigentlich, die „deutsche Seele“? Fragen, auf die unsere Buchvorstellungen Antworten geben.
* DANIELE PALU
Typisch Deutsch
Unmögliche Integration
Was haben Männerchöre, Schadenfreude und Jugendherbergen gemeinsam? Sie sind alle elementare Teile der deutschen Identität. Das behaupten jedenfalls die Autoren der umfangreichsten Inventur der deutschen Seele, die es jemals in Buchform gab. Thea Dorn und Richard Wagner laden den Leser ein, an der Rekonstruktion des deutschen Bewusstseins teilzunehmen. Dazu orientieren sie sich an alphabetisch geordneten Begriffen – vom Abendrot und der Abendstille über den Bruder Baum und den Bergfilm bis hin zu Wurst und Zerrissenheit. In 64 Essays reist der Leser zu den Wurzeln unseres nationales Erbes – und erhält ein schillerndes Panoptikum der deutschen Leitkultur. Der Bestseller „Die deutsche Seele“ ist opulent, lehrreich und derart ungewöhnlich, dass er in jedem guten Haushalt stehen sollte.
Man stelle sich folgendes vor: Da ist man in Deutschland aufgewachsen, arbeitet als Journalistin und Buchautorin, hält Lesungen zu seinen eigenen Büchern und bekommt in der anschließenden Leserdiskussion dann – betont langsam, damit man es auch ja versteht – doch tatsächlich den Satz um die Ohren: „Sie können aber gut Deutsch!“ Genau so erging es der russisch-jüdisch stämmigen Autorin Lena Gorelik unzählige Male – bis es ihr reichte und sie ihrem Unmut literarisch Luft machte. Anders als Sarrazin, der mit zahllosen (fragwürdigen) Statistiken um sich wirft, ist das Plädoyer der 30-Jährigen zutiefst persönlich, aufrichtig. Sie setzt sich dafür ein, unsere ethnisch gemischte Gesellschaft als Chance zu begreifen – und ein gemeinsames Deutschland zu gestalten. Ein tolles Buch, das den Blick auf die Integrationsdebatte verändern könnte.
Thea Dorn und Richard Wagner: Die deutsche Seele. Knaus Verlag, 26,99 Euro. Hardcover, 560 Seiten
Lena Gorelik: „Sie können aber gut Deutsch!“ Pantheon, 14,99 Euro. Taschenbuch, 240 Seiten
Einmal Ausländer, immer Ausländer Ozan Ceyhun, in der Türkei geboren und seit 1980 in Deutschland, musste als Student während des türkischen Militärputsches aus seiner Heimat fliehen. In Deutschland machte er eine weitere Ausbildung und ging in die Politik – erst für die Grünen, nach einem Parteiwechsel dann für die SPD. Er heiratete eine Deutsche, seine Kinder haben deutsche Namen und sprechen kein Türkisch. Ceyhan fühlte sich Deutschland stets tief verbunden. Doch als sich der damalige Bundeskanzler Gerhard Schröder im Jahr 2002 bei seinen Parteigenossen für die Wahlkampfunterstützung bedankte, wurde Ceyhun schlagartig eines klar: Er würde immer „der Türke“ bleiben. Denn Schröder wandte sich an ihn und fragte: „Sag’ mal, Ozan, warum haben deine Landsleute eigentlich diesen Erdogan gewählt?“ Seit diesem Gespräch hat Ceyhun viel über seine Identität nachgedacht. Und obwohl sein Lebensmittelpunkt nach wie vor Rüsselsheim ist, hat er wieder die türkische Staatsbürgerschaft beantragt… Ein flammendes Plädoyer für Toleranz und ein wertvoller Beitrag zur immer aktuellen Integrationsdebatte. Ozan Ceyhun: Man wird nie Deutscher. Rowohlt, 12,99 Euro. Taschenbuch, 192 Seiten
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WochenKlausur
WA S E S S O N ST NOCH GIBT
Der Gesellschaft den Spiegel vorhalten Die Wiener WochenKlausur hat mit ihrer Aktion auf dem Lutherplatz das Rad nicht neu erfunden, sie hat aber Menschen zusammengebracht, die noch nie oder lange nicht mehr miteinander gesprochen haben.
* HARALD WÖRNER
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ine der Funktionen von Kunst war immer auch der Wandel von Lebensumständen. Das Hinterfragen von Tabus und tradierten Normen und die Korrektur sozialer Faktoren haben mit der Moderne und der Verabschiedung von religiös legitimierten Autoritäten auch in der Kunst zugenommen. Kreative waren auf der Hut vor der eigenen Institutionalisierung, denn „…Künstler, die sich auf die Reservate ihres Fachbereichs zurückziehen, sind ebenso Funktionäre der erstarrten Gesellschaft, wie Facharbeiter und Aktenordner“, so die Subversive Aktion. Bis in die 90er herrschte im Kunstbetrieb die marktorientierte Produktion vor. Dann trat eine allmähliche Rückbesinnung auf ihre gesellschaftliche Verantwortung ein. Hier setzt auch das Selbstverständnis der ‚WochenKlausur‘ an. Im Unterschied zu Beuys, der die Umwandlung einer Gesellschaft in eine ‚soziale Plastik‘ forderte, geben sich die Wiener bescheidener. Denn sie wollen der Gesellschaft etwas bieten, das eine nachhaltige Wirkung erzielt. So konnte die WochenKlausur 1993 zum Beispiel die medizinische Versorgung für Wohnungslose in Wien einrichten. Seither werden etwa 600 Patienten pro Monat – ohne Kosten für die Betroffenen – durch Ärzte betreut.
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Am ‚Wiener Karlsplatz‘ haben die KünstlerInnen also statt Skulpturen zu erschaffen, die dringendsten Anliegen der sich dort aufhaltenden Wohnungslosen thematisiert und so eine – wenn auch nur kleine – aber spürbare Verbesserung für die Betroffenen herbeigeführt. Und genau darum ging es der Künstlergruppe, die jeweils drei Wochen im Februar und April in Kassel zu Gast war. In über 90 Einzelgesprächen und neun inszenierten Diskussionen, die in einem extra für diesen Zweck aufgestellten Gartenhäuschen stattgefunden haben, konnten sie den sozialen Brennpunkt Lutherplatz wieder stärker ins Blickfeld der Kasseler Bevölkerung rücken. „Wir wollen darauf aufmerksam machen, wie man in einer Stadt lebt oder nicht leben will“, erklärt ein Mitglied der WochenKlausur. Ähnlich sieht das auch Dr. Martin Hein: „Das ist eine gute und nachhaltige Aktion, die einen Diskurs in Gang gesetzt hat.“ Leider stand ein Aspekt deutlich mehr im Blick der Presse: Ist das Ganze wirklich Kunst und warum kostet es 30.000 Euro? Die Wiener plädieren, wie schon andere vor ihnen, dafür, zwei Sozialarbeiter-Stellen zu schaffen. Insofern nicht bahnbrechend. Kirchen-
vorstand Hans-Helmut Horn nimmt die Künstler aber in Schutz: „Es ist natürlich schwierig, wenn sie mit der WochenKlausur sprechen, zu definieren, was ist Kunst?“ Claudia Eipeldauer (WochenKlausur) über das Projekt in Kassel: „Ich bin mit dem Ergebnis sehr zufrieden. Die Gesprächspartner – vor allem Stadt und Kirche – konnten sich endlich in Ruhe austauschen und nun die Umsetzung gemeinsam angehen. Das hätte in anderer Umgebung oder in einer anderen Situation so nicht funktioniert.“ Die 30.000 Euro werden von Landeskirche und Stadtkirchenkreis getragen. Diese Gelder sind regulär zweckgebundene Mittel, die die Kirche in documenta-Jahren für eigene Projekte aufbringt. Dieses Jahr wurden sie für die Wochenklausur verwandt. Diese bezahlte davon ihre Reisekosten, Honorare, Unterkunft und die Ausgaben vor Ort.
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MEHR ZUM THEMA: www.wochenklausur.at Wolfgang Zinggl: Wochenklausur. Gesellschaftsspolitischer Aktivismus in der Kunst, Springer Verlag 2000 Zitate: HNA vom 19.04.2012
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DAS LE T Z T E
DER TiCKER NACHRICHTEN AUF DEN LETZTEN DRÜCKER Impressum Fahrradchaos am Bahnhof wird beseitigt
Clemens Eulig
Göttingen – Die Stadt Göttingen hat beschlossen, dass die vielen Fahrräder, die kreuz und quer an der Ostseite des Bahnhofs stehen, verschwinden sollen. Bis Ende Mai hatten Fahrradbesitzer Zeit, ihre Drahtesel vom Bahnhofsvorplatz zu entfernen. Ansonsten werden die Schlösser nicht abgeholter Fahrräder aufgebrochen. Die herrenlosen Drahtesel sollen zunächst im benachbarten Fahrradparkhaus oder auf dem Baubetriebshof gelagert werden. Derzeit gibt es rund 300 Stellplätze für Fahrräder. Die Stadtverwaltung vermutet jedoch die dreifache Anzahl. Die Stadt Göttingen möchte nun mehr ausgewiesene Fahrradparkplätze schaffen. Geplant sind 1600 Stück. (sn)
Schaffung von sozialem Mehrwert Kassel – Der aktuelle Kasseler Freiwilligentag findet am 16.06.2012 statt. „Wir haben dreiunddreißig Projekte bei gemeinnützigen Trägern ausgewählt, die realisiert werden“,
so Anneke Gittermann. Bei der Auswahl achten sie und ihre Kollegen darauf, dass Freiwillige unkompliziert mitmachen können. Darüber hinaus werden sie von qualifizierten Hauptamtlichen angeleitet. Wichtig sei, ein Ergebnis von Bestand zu erzielen. „Während des sechsstündigen Einsatzes schaffen alle Beteiligten mit viel Freude an der Arbeit einen sozialen Mehrwert“, so Gittermann. So wird zum Beispiel ein Sinnesparcours mit Barfußpfad und anderem in Niederzwehren angelegt. Die Freiwilligen, gleich, ob sie allein oder in einer Gruppe kommen, befinden sich unter Gleichgesinnten. „So wird den Teilnehmern ein Blick über den Tellerrand gewährt. Berührungsängste werden abgebaut und gegenseitiges Verständnis gefördert.“ Informationen unter www.freiwilligenzentrum kassel.de oder per Telefon unter (0561) 10 24 25; E-Mail: info@freiwilligenzentrumkassel.de. (hw)
Gesucht & gefunden Angelika und Jürgen suchen jeweils ein EinZimmer-Apartement in Kassel. Schön wäre es, wenn die Wohnungen im Kasseler Innenstadtgebiet liegen würden. Angelika und Jürgen können jeweils eine Miete bis zu Grundsicherungsniveau aufbringen. Da zu ihnen noch eine betagte Hundedame gehört, wäre es nett, wenn sich nur tierliebe Vermieter melden. Wer eine Wohnung vermietet, oder von einer weiß, kann gern Kontakt mit dem TagesSatz-Büro in Kassel aufnehmen. Wir leiten die Nachricht dann an Angelika und Jürgen weiter. (Tel.: 0561/8615818, -43 oder per E-Mail : Infotagessatz@aol.com)
dOCUMENTA (13)
Nächstes Mal JULI-Ausgabe 2012
Eine ganze Ausgabe für die Kunst – aber keine Angst, es wird nicht zu abstrakt. Schließlich eröffnet 2012 wieder die documenta in Kassel, und da gibt es viel Interessantes, Spektakuläres und Verstörendes zu entdecken. Der TagesSatz war vor Ort, berichtet von der dOCUMENTA (13) und erklärt dazu die Hintergründe der weltweit bedeutendsten Ausstellung zeitgenössischer Kunst. Dazu im Gespräch: die Autorin Susanne Fröhlich.
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TagesSatz
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TagesSatz, das Straßenmagazin Herausgeber: TagesSatz e.V. 1. Vorsitzender: Hans Peter Pung Adresse der Redaktion Kassel: Westring 69, 34127 Kassel Telefon: 0561 / 861 58 43 Fax: 0561 / 861 58 61 E-Mail: kassel@tagessatz.de Mo, Mi, Do & Fr: 17-19 Uhr Di: 15-17 Uhr Adresse der Redaktion Göttingen: Obere Karspüle 18, 37073 Göttingen Telefon: 0551 / 531 14 62 E-Mail: goettingen@tagessatz.de Mo-Fr: 9-11 Uhr Homepage: www.tagessatz.de Bankverbindung: Kasseler Sparkasse Kto.: 11 833 79 Blz.: 520 503 53 Sparkasse Göttingen Kto.: 505 815 11 Blz.: 260 500 01 Redaktionsleitung: Christopher Piltz, Carsten Seydlowsky (GÖ), Harald Wörner (hw) (KS) Pressesprecher: Kai Budler, Carolin Schäufele Vertriebsleitung: Kassel: Christian Piontek Tel.: 0561 / 861 58 18 Göttingen: Oliver Barth Tel./Fax: 0551 / 531 14 62 Anzeigenleitung: Oliver Barth Tel./Fax: 0551 / 531 14 62 E-Mail: anzeigen@tagessatz.de Redaktion Kassel: Sara Davin, Stefan Giebel, Trudi Kindl, Nora Mey, Hans Peter Pung, Claudia Alexandra Rose, Katharina Schwarz Redaktion Göttingen: Helene Dahlke, Victoria Hasler, Leon Kloke, Andrea Knue, Jörg „Yogi“ Müller, Sandy Naake, Daniele Palu, Katharina Preuth, Sarah Raymaekers, Kalle Schönfeld, Clifford Spencer, Julia Wolffson News GÖ: Sandy Naake (sn) Illustration GÖ: Pilar Garcia Fotografie: Jörg „Yogi“ Müller, Christopher Piltz, Sarah Raymaekers, photocase.com Umschlag: Sarah Raymaekers Layout: Dirk Mederer PLAZEBO – Werbung für Gesundheit, Kultur & Soziales E-mail: info@plazebo.net www.plazebo.net Druck: COLOR-Druck GmbH ViSdP: Carsten Seydlowsky, Christopher Piltz TagesSatz erscheint zwölfmal im Jahr im Straßenverkauf in Kassel und Göttingen. Auflage dieser Ausgabe: 4.750
Namentlich gekennzeichnete Beiträge geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion wieder. Die Redaktion behält sich vor, Leserbriefe in gekürzter Version zu veröffentlichen. Nachdruck, auch auszugsweise, nur mit Genehmigung der Redaktion.
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W O H I N , W E NN Allgemeine Hilfen
EssenSAUSGABEN
Göttingen
Göttingen
Caritasverband Göttingen Allgemeine Lebens- und Sozialberatungsstelle Godehardstr. 18 37081 Göttingen 0551/999590
Die Göttinger Tafel Jakobikirchhof 1 37073 Göttingen Tel. 0551–51030
Opferhilfebüro Göttingen für Opfer von Straftaten Maschmühlenweg 11(Landger.) 37073 Göttingen 0551/5213883 Weißer Ring e.V. Hilfen für Opfer von Straftaten Ansprechpartner: Herr Bayer 0551/6338876 Sozialdienst für Migranten, RABaZ-Beratungs- & Vermittlungsstelle für ausländische Jugendliche Karspüle 16 37073 Göttingen 0551/57739 BONUS Freiwilligenzentrum Godehardstr. 18 37081 Göttingen 0551/9995917 Neue Arbeit Brockensammlung Levinstr.1 37079 Göttingen 0551/5067320 Pro Familia Rote Str.19 37073 Göttingen 0551/58627 Selbsthilfe Körperbehinderte Neustadt 7 37073 Göttingen 0551/54733-0 Selbsthilfegruppe für Mobbing-geschädigte – Rainer Beutler 05602/1860
Mittagstisch St. Michael Turmstr. 5 37073 Göttingen 0551/5479540 Straßensozialarbeit Rosdorfer Weg 17 37073 Göttingen 0551/517980 Kassel Kasseler Tafel Holländische Straße 141 34127 Kassel 0561/23003 Suppentopf der Heilsarmee jeden Montag von 14-15 Uhr Martinsplatz Gesegnete Mahlzeit Diakonisches Werk Kassel Hermannstraße 6, 34117 Kassel weitere Ausgabestellen: Neue Brüderkirche, Johanneskirche, Auferstehungskirche Frauen in Not Göttingen KORE e.V. - Sozialberat. f. Frauen Papendieck 24-26 (Hinterhof, EG) 37073 Göttingen 0551/57453 Frauen-Notruf e.V. Postfach 18 25, 37008 Göttingen 0551/44684 Frauenhaus e.V. Göttingen Postfach 1911, 37009 Göttingen 0551/5211800
BürgerInnenberatung Stadt Göttingen Hiroshimaplatz 2 37083 Göttingen
Therapeutische Frauenberatung e.V. Groner Straße 32/33 37073 Göttingen 0551/45615
Kassel
Kassel
Kasseler Hilfe Opfer- und Zeugenhilfe e.V. Wilhelmshöher Allee 101 34121 Kassel 0561/282070
Übergangseinrichtung für wohnungslose Frauen Am Donarbrunnen 32 34132 Kassel 0561/43113
Weißer Ring e.V. Hilfen für Opfer von Straftaten Ansprechpartner: Hr. Holler 0561/6029458
Karla 3 Aufenthalt und Beratung für wohnungslose Frauen Karlsplatz 3 34117 Kassel 0561/15532
Pro Familia Kassel Frankfurter Straße 133 a 34121 Kassel 0561/27413 Außenstelle Witzenhausen (Rathaus/EG/Raum 10) Am Mart 1/ Witzenhausen
Autonomes Frauenhaus 0561/898889 Frauen in Not 0561/9892929
Göttingen
Notruf für vergewaltigte Frauen Frauen gegen Vergewaltigung e.V. 0561/772244
Arbeiterwohlfahrt Hospitalstr. 10 37073 Göttingen 0551/50091-0
Frauen informieren Frauen e.V. Beratung bei häuslicher Gewalt Westring 67, 34127 Kassel 0561/ 89 31 36
Mensch & Arbeit - Beratungsstelle für Arbeitnehmer und Arbeitslose Kurze Str. 13a 37073 Göttingen 0551/43373
Gesundheit
Arbeitslosenhilfe
Ländliche Erwachsenenbildung (LEB) Weender Str. 87, 1. Stock 37073 Göttingen 0551/8207917 Mo, Di, Do & Fr 14.30 - 18.00 Uhr Kassel Beratungsstelle für Arbeitslose des DGB Kreis Kassel Spohrstraße 6-8 34117 Kassel 0561/7209536
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Göttingen Gesundheitsamt Sozialpsychiatrischer Dienst Am Reinsgraben 1, 37085 Göttingen 0551/4004862 Frauengesundheitszentrum Göttingen e.V. Groner Straße 32/33 37073 Göttingen 0551/484530 Gesundheitszentrum Albanikirchhof 4-5 37073 Göttingen 0551/486766
Kassel
Kassel
Fahrende Ärzte Dr. Giesler/Dr. Moog Mo 14-15.30 Uhr auf dem Martinsplatz Do 20-24 Uhr in der Gießbergstraße
Diakonisches Werk Kassel Sprungbrett & Sprungbrett spezial Steinweg 5 34117 Kassel 0561/572090
Kabera e.V. Beratung bei Essstörungen Kurt - Schumacher Straße 2 34117 Kassel 0561/780505 Gesundheitsamt Region Kassel Wilhelmshöher Allee 19-21 34117 Kassel 0561/10031920
Deutsches Rotes Kreuz Königstor 24 34117 Kassel 0561/7290441 Lebenskrisen Telefonseelsorge für Jugendliche 0800/1110333 Göttingen
Haftentlassene
Telefonseelsorge 0800/1110111 & 0800/1110222
Göttingen
Kassel
Anlaufstelle – Kontakt in Krisen e.V. Rosmarinweg 24 37081 Göttingen 0551/632977
Telefonseelsorge 0800/1110111
Kassel
Notschlafstellen
Beratungsstelle für Haftentlassene Kölnische Straße 35 34117 Kassel 0561/787-5061 oder 0561/70738-00 Hilfe & Selbsthilfe bei AIDS Göttingen Göttinger AIDS-Hilfe Obere Karspüle 14 37073 Göttingen 0551/43735 werktags: 10-13 Uhr Beratung: 0551/19411 AIDS-Beratungsstelle Theaterplatz 4 37073 Göttingen 0551/4004831 Kassel Aids-Hilfe Kassel Motzstraße 1, 34117 Kassel 0561/97975910 Stadt Kassel – Gesundheitsamt AIDS-Beratungsstelle Obere Königsstraße 3 34117 Kassel 0561/787–5380 Kinder & Jugendliche in Not Göttingen Deutscher Kinderschutzbund Nikolaistraße 11, 37073 Göttingen 0551/7709844 Omnibus - Beratungsstelle für Jugendliche & junge Erwachsene Goßlarstr. 23, 37073 Göttingen 0551/392690 Kassel Deutscher Kinderschutzbund Siemensstraße 1, 34127 Kassel 0561/899852 Verein zur Förderung der Erziehungshilfen in Nordhessen e.V. Wilhelmshöher Allee 32a 0561/78449-0 Stadt Kassel Sozialer Dienst des Jugendamtes Friedrich-Ebert-Straße 1 34117 Kassel 0561/787–5301 Kleiderkammern Göttingen Ev.-ref. Gemeinde – Kleiderkammer Untere Karspüle 11, 37073 Göttingen Kleiderladen Ausgabe: Do 9-12 Uhr 0551/5473717 Deutsches Rotes Kreuz Zollstock 17, 37081 Göttingen 0551/5096322 Ausgabe: Mo & Do 8.30-11 Uhr jeden 3. Mi im Monat 16-18 Uhr
PSKB Stadt & Landkreis Kassel 0561/1003-0 & 0561/787-5361
Göttingen Heilsarmee Untere Maschstr. 13b 37073 Göttingen 0551/42484 Kassel Soziale Hilfe e.V. / Panama (für alleinstehende Wohnungslose) Kölnische Straße 35 34117 Kassel 0561/70738-00 Café Nautilus (für Drogenabhängige) Erzberger Straße 45 34117 Kassel 0561/12115 Rechtsberatung & Hilfe Kassel Schuldnerberatung Gottschalkstraße 51 34127 Kassel 0561/893099 Verbraucherzentrale Hessen e.V. Bahnhofsplatz 1 34117 Kassel 0561/772934 Göttingen AWO Schulden- & Insolvenzberatung, Kreisverband Göttingen e.V. Hospitalstraße 10 37073 Göttingen 0551/50091-0 Kostenlose Rechtsberatung Göttinger Tafel e.V. Jacobikirchhof 1 37073 Göttingen 0551 – 5 10 30 Unabhängige Patientenberatung Göttingen Albanikirchhof 4-5 37073 Göttingen 0551/488778-0 Verbraucherzentrale Niedersachen Papendiek 24 37073 Göttingen 0551/57094 Suchtberatung: Alkohol Kassel Anonyme Alkoholiker 0561/5108806 Blaues Kreuz Kassel Landgraf-Karl-Straße 22 34131 Kassel 0561/93545-0 Suchtberatung Diakonisches Werk Goethestraße 96 34119 Kassel 0561/938950
Suchtberatung: Drogen Göttingen DROBZ (Drogenberatungszentrum) Mauerstr.2 37073 Göttingen 0551/45033 Beratungsstelle für Suchtkranke – Diakonieverband Schillerstr 21 37083 Göttingen 0551/72051 Kassel Drogenhilfe Nordhessen e.V. Schillerstraße 2 34117 Kassel 0561/103641 Kontaktladen „Nautilus“ Erzberger Straße 45 34117 Kassel 0561/12115 SAM – Substitutionsfachambulanz Wilhelmshöher Allee 124 34119 Kassel 0561/711813 Schillerstraße 2, 34117 Kassel 0561/103878 WohnungslosenHilfe Göttingen Ambulante Hilfe für alleinstehende Wohnungslose Wiesenstr. 7 37073 Göttingen 0551/42300 Diakonische Heime in Kästorf e.V. – Außenstelle Göttingen Wienstraße 4f 37079 Göttingen 0551/5053302 Straßensozialarbeit (Kleiderkammer) Rosdorfer Weg 17 37073 Göttingen 0551/517980 Bahnhofsmission Bahnhof, Gleis 4-5 37073 Göttingen 0551/56190 Kassel Die Heilsarmee / Sozial Center Ks Eisenacher Straße 18 34123 Kassel 0561/570359-0 Beratungsstelle für Nichtsesshafte Sozialamt der Stadt Kassel Kölnische Straße 35 34117 Kassel 0561/787-5061 Beratungsstelle für alleinstehende Wohnungslose – Soziale Hilfe e.V. Kölnische Straße 35 34117 Kassel 0561/70738–00 Betreutes Wohnen Diakonisches Werk Kassel Hermannstr. 6 34117 Kassel 0561/7128829 Wohnungsprobleme Kassel Zentrale Fachstelle Wohnen Wohnungsamt (Rathaus) Obere Königsstraße 8 34112 Kassel 0561/787-6252 oder -6255 Deutscher Mieterbund Mieterverein Kassel u. U. e.V. Königsplatz 59 34117 Kassel 0561/103861
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