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EDITO R I A L Lieber Leserinnen und Leser, nennen Sie mich ruhig altmodisch. Ich bin in einer Zeit groß geworden, in der ein Kinobesuch noch nichts alltägliches oder banales war. Im Gegenteil: Unter Freunden verabredeten wir uns oft zum Besuch eines Films. Wir versuchten, uns auch im Vorfeld über den Film oder den Regisseur zu informieren. Am liebsten waren uns die heimeligen, kuscheligen Lichtspielhäuser. Hier war es gemütlich wie sonst nur auf dem heimischen Sofa. Die plüschigen Sessel, in Verbindung mit dem abgedunkelten Licht, strahlten eine Atmosphäre von Behaglichkeit aus. Oft genug erging es uns so, dass wir, wenn wir aus dem Dunkel des Kinos wieder ans Tageslicht gelangten, erst einmal einen Moment der Besinnung brauchten, um wieder in der Realität anzukommen. Heute dagegen, im Zeichen von Multiplex-Kinos, Riesenkino-Sälen, Dolby-Surround-Klang und allerlei anderem Schnickschnack mehr ist dieser Zauber zu einem großen Teil verloren gegangen. In der vorliegenden Ausgabe widmen wir uns daher mehr den nicht-kommerziellen Aspekten der Filmwelt. Gerade in Kassel hat sich in den letzten Jahren eine recht lebhafte Szene entwickelt. Unsere Stadt ist nicht nur für ihre Trickfilme der Kunsthochschulstudenten bekannt, auch das hiesige Dokumentarfilm-Fest existiert seit geraumer Zeit und ist mittlerweile zur Institution geworden. Dass man in japanischen Trickfilmen nicht nur auf kulleräugige Protagonisten trifft, sondern neben Kindern auch Erwachsene, die sich neuen visuellen Erfahrungen gegenüber offen zeigen, ihren Spaß haben können, zeigt ihnen der Beitrag „Chihiros Reise“. Außerdem stellen wir Ihnen den Kasseler Dokumentarfilmer Klaus Stern vor, der schon mehrfach für seine Arbeiten ausgezeichnet worden ist. Die Göttinger Kollegen hingegen thematisieren den Umgang des Fernsehens mit sogenannten Randgruppen im Bereich von Doku-Soaps und überraschen Sie hoffentlich durch ein Interview mit dem Kabarettisten Christian Springer (Fonsi) nach seinem Rückzug aus der eigenen Rolle, nach dem Westerwelle-Debakel. Außerdem darf der TagesSatz sich freuen, Ihnen die neue Rubrik „TagesKlatsch mit KaffeeSatz“ präsentieren zu dürfen: Ab nun treffen sich unsere Redakteure jeden Monat mit einem Prominenten auf einen Plausch bei Kaffee und Kuchen – ohne zu wissen, worum es gehen soll. Ein journalistisches Experiment, auf das wir selber gespannt sind. Den Anfang machte Jürgen Trittin im Gespräch mit Jörg Sanders (Seite 6). Die Themen sind also breit gestreut, daher denke ich, dass für jede Leserin und jeden Leser etwas dabei ist. Eine anregende Lektüre und vielleicht auch Anregungen für einen Kinobesuch oder einen Filmabend wünscht Ihnen
Harald Wörner (Redaktionsleitung Kassel)
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TagesSatz. Hilft sofort.
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Mit Barbarossa auf Augenhöhe Diesen Monat besuchten die TagesSatz-Verkäufer das Kyffhäuser-Denkmal und die Bararossa-Höhle; beides im wunderschönen Kyffhäusergebirge gelegen.
* JÖRG „YOGI“ MÜLLER & DETLEF „ROCKY“ BERNHARD Rockys Bericht
Das Wetter war das perfekte Ausflugswetter. Ich war der Fahrer und war dankbar. Ich habe erst im Oktober letzten Jahres mit 47 Jahren zum ersten Mal meinen Autoführerschein gemacht. Die Strecke war sehr anspruchsvoll; besonders die vielen Serpentinen und die vielen Motorradfahrer erforderten erhöhte Konzentration. Für meine zukünftigen Berufsausichten ist es wichtig meine Fahrpraxis aufrecht zu erhalten. Der gemeinsame Ausflug hat für mich das Gemeinschaftsgefühl in unserem Verkäufer-Team verstärkt. Auf dem steinernen Barbarossa-Stuhl zu sitzen und mir etwas zu wünschen war für mich das „Highlight“ des Ausflugs. Auch die Aussicht vom Kyffhäuser-Denkmal war sehr beeindruckend. Alles in allem ein tolles Gemeinschaftsgefühl, was dem TagesSatz insgesamt zugute kommt.
Es war gut, dass wir dorthin gefahren sind. Wir konnten viele Fotos machen und die Leute zum Beispiel an der Kasse waren sehr nett und verständnisvoll. Im Turm des KyffhäuserDenkmals mit seinen vielen schmalen Treppen war es sehr spannend – ich wäre bald nicht mehr runter gekommen, weil mir kurz schwindlig geworden war. Im Turm gibt es auch viele Informationen und Bilder zur Geschichte von diesem Ort. Das Beste war der Ausblick vom Turm auf die Wiesen und Felder mit ihren Bildern, die man nur aus dieser Höhe erkennen kann. Die Gemeinschaft zusammen war auch gut, denn jedem hat es gefallen und interessant war es auch. Rotbarts Gallensteine habe ich nicht ausprobiert, aber der tiefe Brunnen (176 Meter) war sehr interessant. Die Barbarossahöhle war absolut sehenswert; es gab etwas zum Riechen (den
Stinkschiefer) und viel zu sehen, zum Beispiel wie es aussieht, wenn Kalksteine 1.000 Jahre lang in der Höhle ‚wachsen‘ oder eine Stelle in der Decke, die wie mit der Flex rausgeschnitten aussah. Allerdings war der Boden sehr glatt und wir mussten auf unsere Köpfe aufpassen. Das Wasser in der Höhle war auch sehr schön: Je tiefer es wurde, desto grüner wurde es auch. Und obwohl es wegen der Lichtbrechung nur ein paar Zentimeter tief aussah, war es bis zu zwei Meter tief! Wir alle haben nacheinander auf dem Stuhl von Rotbart gesessen und uns etwas gewünscht. Dort drinnen gibt es auch ein kleines Höhlentheater und man kann dort sogar heiraten! Dieser wunderschöne Ausflug wurde uns durch die Sponsoren des Tellerrand-Projektes ermöglicht. Wir sagen dafür: Dankeschön!
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Jörg „Yogi“ Müller und Rocky
Yogis Bericht
Das Projekt Tellerand fördert Aktivitäten der Göttinger TagesSatz-Verkäufer, die deren Horizont erweitern. Die Tellerand-Aktion dieses Monats wurde finanziert von Rechtsanwalt Jan Thomas Ockershausen und FXI Software UG (haftungsbeschränkt). 4
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MAL ABSCHALTEN 8 9 10 12 14
Großes Festival: Dokumentarfilme und Videos von NORA MEY Verhängnisvolle (Neu-)Gier von BIANCA KUCHENBROD Dem Zuschauer das Denken nicht abnehmen von harald wörner Das Doku-Soap-Disaster? von PIA ZOJER „Der soziale Wetterbericht steht auf Sturmwarnung“
JÖRG SANDERS IM INTERVIEW MIT CHRISTIAN SPRINGER (FONSI)
Rubriken
tagesklatsch mit kaffeesatz
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Auf einen Kaffee mit Jürgen Trittin von JÖRG SANDERS
Göttingen 18 Wir und der Islam von MELANIE HALLENSLEBEN 19 Radikal fröhlich von NELLY SAUTTER 20 Am falschen Ende gespart von JÖRG „YOGI“ MÜLLER
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Kassel 22 Was bringen verlängerte Ladensöffnungszeiten? von TRUDI KINDL 24 Ein „Mekka“ für Cineasten von NORA MEY
Kultur 28 Gute Stimmung bei vollem Programm von ANNA KNOKE 29 Die Eroberung des Luftraums von FRITZ KROGMANN
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Editorial Projekt Tellerrand Der Stolperstein Paragraphenreiter Straßengeflüster Winkeladvokat Die Kochnische Kultur-Empfehlungen Hinter den Kulissen Zwischen den Zeilen In der Nahaufnahme Der Ticker Nächstes Mal Impressum Wohin, wenn
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Ort, Datum
Unterschrift
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Carsten Seydlowski
D A S G E S P R Ä CH
tagesklatsch mit kaffeesatz
Auf einen Kaffee mit Jürgen Trittin Den Start der neuen Rubrik „TagesKlatsch mit KaffeeSatz“ macht Jürgen Trittin, Fraktionsvorsitzender der Grünen im Bundestag, den der TagesSatz am 12. Juni zum Kaffee einlud. Trittin, der zuvor noch an einem Info-Stand der Grünen gegen der Bau der Südspange Luftballons verteilte, wählte im Anschluss eine Eisdiele am Gänseliesel, wo er bei Spagetti-Eis und Espresso über die Fußball-WM, Sarah Connor, aber auch über Politik und Religion sprach.
* JÖRG SANDERS IM INTERVIEW MIT JÜRGEN TRITTIN
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err Trittin, verfolgen Sie die Fußball-Weltmeisterschaft in Südafrika?
Ja, und morgen ist ein besonderes Event: Die Fachzeitung „11 Freunde“ veranstaltet ein Public Viewing in der Nähe von Friedrichshain, dort kommentiere ich das Spiel Deutschland gegen Australien. Wer ist denn Ihr Favorit auf den Titel? Also nachdem ich die ersten zwei Spiele sah … Die waren davon geprägt, dass diejenigen gewonnen haben, die sehr defensiv gespielt haben. Das heißt, es könnte sein, dass es eine WM wird, wo die Leistung von Defensive und Abwehr entscheidet. Und wenn 6
das stimmt, dann gibt es keine Mannschaft, die das besser kann als Italien. Ist es richtig, dass Sie sich weigern, die Nationalhymne zu singen? Wenn ich nicht mitsinge, dann nur aufgrund mangelnder musikalischer Fähigkeiten. Aber ich habe auch schon mitgesummt. Und ich bin auch textfester als Sarah Connor. Die hat mal gesungen „brühe im Lichte“ statt blühe. Das war ihr ziemlich peinlich. Sie sind ein Politiker, über den man privat sehr wenig weiß. Warum ist das so? Mein Privatleben geht nur mich etwas an. Wer sich nicht davor scheut, sein glückliches Familienleben in der Pres-
se zu inszenieren, der darf sich dann hinterher nicht beklagen – wenn das Familienleben nicht mehr so glücklich ist – dass die Menschen das auch wissen wollen. Im Januar 2003 sagten Sie bei n-tv Sandra Maischberger, dass Sie ein „Ausbund an Kontinuität“ seien. Dennoch musste der Bart nach 27 Jahren weichen. Wissen Sie noch, wann das war und warum? Das war 2000. Das war ein lustiges Experiment im Urlaub, und als es den meisten Leuten gefiel, habe ich es beibehalten. Wieso haben Sie eigentlich keinen Führerschein?
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DAS GESP R Ä C H Den habe ich nie gebraucht. Ich bin zum Beispiel in meiner Landtagszeit jeden Morgen von meiner Wohnung in Göttingen zum Bahnhof gefahren und in den Zug gestiegen, in Hannover zu Fuß zum Landtag gegangen. Dafür brauche ich doch kein Auto. Sie brauchen in Göttingen keinen Wagen. In Berlin ist es im Prinzip auch so. Wenn ich jemals mal aufs Land gezogen wäre, hätte ich vermutlich auch einen Führerschein. Sind Sie oft in Göttingen? Und leben Sie lieber in Göttingen oder Berlin? Ich bemühe mich schon, zwischen den Sitzungswochen immer hier zu sein. Aufgrund der Häufigkeit muss ich aber Berlin sagen, weil ich mich dort mehr aufhalte als hier. Aber das ist beruflich bedingt. Göttingen hat aber, was die Landschaft angeht, erhebliche Vorteile und ist, obwohl es eine kleine und übersichtliche Stadt ist, eine sehr weltoffene Stadt. Kriegen Sie denn noch viel mit aus der Lokal- bis hin zur Landespolitik? Also die größeren Konflikte wie jetzt hier um die Südspange, das verfolgt mich nun schon seit dreißig Jahren, und wenn der Herr Wulff im Landtag nicht zurücktritt oder der Landtag abgerissen werden soll, obwohl es ein Baudenkmal ist, das kriege ich schon mit.
sollte man sparen und das Geld nicht verschwenden. Aber auf kommunaler Ebene ist Sparen oft sehr schwierig. In Göttingen ist die Gewerbesteuer seit 2007 von 70 Millionen Euro auf geschätzte 39 Millionen in 2010 um fast die Hälfte eingebrochen. Ist es da nicht fraglich, Karstadt die Gewerbesteuer zu erlassen? Es war auch eine finanzielle Rechenaufgabe: Ein Verlust des Karstadthauses mit den Arbeitsplätzen und den dann daraus resultierenden Steuerverlusten … Wenn ich das richtig sehe, haben sich fast alle Kommunen so verhalten. Ich glaube, dass wir zu einer Neuverteilung zwischen den einzelnen staatlichen Ebenen kommen müssen. Aber insgesamt ist die Steuerquote in Deutschland – und ich meine nicht die Abgabenquote – zu niedrig. Was sagen Sie dazu, dass Niedersachsens neue und erste muslimische Sozialministerin, Aygül Özkan, viel Schelte bekam, weil sie Kreuze aus Schulen entfernen lassen wollte?
Ich gehörte mal einer Landesregierung an, die versucht hat, das Konkordat zwischen dem Land Niedersachsen und dem Heiligen Stuhl zu ändern. Das Ergebnis der Verhandlung war, dass wir am Ende noch mehr bezahlen mussten [lacht herzlich]. Ich will das nicht rechtfertigen. Ich sage nur, es gibt Verträge, und die sind sehr schwer zu ändern, weil sie damals gemacht worden sind … Aber das ist 207 Jahre her. Ja, aber die Kirche ist noch älter. Und die Verträge sind damals in einer ungleichen Verhandlungssituation entstanden. Es ist ja so, dass die Kirchen insgesamt unter Druck geraten, weil ihnen vielen Menschen den Rücken gekehrt haben und sie dadurch auch in eine schwierige Finanzsituation kommt. Ich sage jetzt mal als jemand, der kein Christ ist: Ich möchte das Engagement vieler Christen, auch vieler Muslime, jüdischer Mitbürger für die Gesellschaft nicht missen. Und wenn ich sehe, wie bestimmte Dritte-Welt-Initiativen nur deswegen existieren können, weil sie regelmäßig eine Grundfinanzierung aus den Kirchen heraus haben, dann sage ich: Es gibt Bereiche, wo sie sich für die Gesellschaft als verantwortlich beweisen.
„Ich bin textfester als Sarah Connor“
Und Göttingens Haushaltsdefizite? Bis 2013 soll das Haushaltsdefizit der Stadt um rund weitere 117 Millionen Euro anwachsen. Haben Sie das mitbekommen?
Das ist eigentlich nur ein Beispiel dafür, dass die CDU Integration nur vorspiegelt, aber nicht praktiziert. Aber natürlich hatte Frau Özkan völlig recht mit dem Hinweis darauf: Wer sagt, dass die Symbole der einen Religion im öffentlichen Raum nicht dargestellt werden dürfen, dann gilt das auch für alle. Das heißt, wer gegen Kopftücher ist, muss auch gegen Kruzifixe sein. Und da ist sie sehr schnell zurück gepfiffen worden.
Ich war neulich auch in dieser Angelegenheit beim Oberbürgermeister und habe mir die Lage schildern lassen. Die Unterfinanzierung unserer Kommunen ist dramatisch, in Göttingen sichtbar. In einer Situation einer derartigen Unterfinanzierung ist es natürlich umso fragwürdiger, solche absurden Straßenbauprojekte wie die Südspange auf den Weg zu bringen. Wenn man sowieso kein Geld hat,
Wie viel Religion verträgt denn der Staat, auch rein finanziell? 2009 gab der Staat beispielsweise 442 Millionen Euro für Kirchengehälter aus. Allein Bayern zahlte 86 Millionen Euro für Kirchengehälter der beiden Großkonfessionen, während die bayerische Kirche im selben Jahr 1,2 Milliarden Euro einnahm. Ist das noch zeitgemäß – nur aufgrund eines Vertrags von 1803?
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Aber wie soll ein Politiker einem nicht-gläubigen Menschen erklären, dass mit seinen oder ihren Steuergeldern evangelische und katholische Theologen an staatlichen Universitäten ausgebildet werden? Das ist relativ einfach: Da gibt es eine staatliche vertragliche Verpflichtung, und wer die kündigen will, kann das ja mal probieren. Worüber reden Sie denn mit Ihren Kollegen, wenn nicht über Politik? Arbeitskollegen, egal aus welcher Branche, unterhalten sich immer über alles, bevorzugt über Fußball, gutes Essen und Trinken. Vielen Dank für das Gespräch!
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Großes Festival: Dokumentarfilme und Videos Zum 27. Mal findet zwischen dem 9. und 14. November in Kassel das Dokumentarfilm- und Video-Fest statt. An fünf Tagen gibt es über zweihundert kleine und große Filme zu sehen, dazu ein umfangreiches Beiprogramm.
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* NORA MEY
Privat
okumentarfilme haben eine lange Geschichte. Manchmal als Propaganda missbraucht (Stichwort: Leni Riefenstahl) sind sie generell eher der Wahrnehmung von Wirklichkeit in besonderem Maße verpflichtet. Im Zeitalter von Fernsehen und Internet haben sie es als eigenständige und unabhängige Produktionen eher schwer, ihr Publikum zu finden. Dies gilt insbesondere dann, wenn sie nicht schon im Auftrag von Fernsehsendern produziert worden sind.
Umso mehr schätzt man in Kassel, dass es gelungen ist, hier ein richtig großes Festival zu etablieren. Zusammen mit Leipzig, München, Oberhausen und Duisburg gehört das Kasseler Dokfest zu den größten dieser Art in Deutschland. Zu verdanken haben wir es der Initiative der Gründer von Filmladen und Bali-Kinos (siehe Seite 24), die es bis heute mitorganisieren. Längst ist es aber so angewachsen, dass ein eigenständiges Büro mit zwei ganztägig und ganzjährig beschäftigten Mitarbeitern verantwortlich ist. Kati Michalk und Franziska Lantermann zum Beispiel arbeiten hier und beantworten mir meine Fragen. Sie gelten zunächst dem diesjährigen Plakatmotiv. Auf einer behäbig friedlichen Kuh liegt langgestreckt ein eher schmaler, intellektuell wirkender Mann, der ebenso zufrieden wirkt und lächelt. Der Mann ist Bauer und zwar einer, der als Selbstversorger sein Was-
10.000 Besuche in 2009 gezählt ser direkt von der Quelle holt, das Heu für die Tiere mit der Sense erntet und den Pflug aus eigener Kraft über seine Felder zieht. Dokumentation also einer außergewöhnlichen Lebenseinstellung und damit geeignet, Dokumentarfim- und Videomachern als inspirierendes Vorbild zu dienen.
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Vorgaben und Beschränkungen hinsichtlich der Thematik und Länge der Arbeiten, die eingesandt werden können, gibt es nicht. Man rechnet wieder mit deutlich über 2.000 Einsendungen (im vergangenen Jahr waren es 2.600 kurze und lange Filme), von denen etwa zehn Prozent ausgewählt und gezeigt werden. Ganz schön viel
Arbeit, die zwischen und Juli und September mit sehr vielen zusätzlichen Mitarbeitern zu bewältigen sein wird. Es gibt mehrere Auswahlkommissionen, die sich allerdings auch noch mit den weiteren Veranstaltungen im Rahmen des Dokfest beschäftigen müssen. Dies sind „Monitoring“, eine Ausstellung über Medienkunst, das „Junge Dokfest“, das Schüler ab Klasse sieben mit Workshops und Vorführungen an das Medium Dokumentarfilm heranführen möchte. Außerdem gibt es die Fachtagung „Interfiction“ mit dem Thema „Gadgets-a-Gogo“ über die kleinen Helfer, Verführer und Nützlinge wie Handys und Co. Und es gibt in der Dokfest-Lounge wieder „Audivisionelle Perfomances“ in denen DJs und VJs zusammen performen sollen. Und, da man sich ja auf dem Etablierten nicht ausruhen darf, gibt es als Novum das Dokfest-Forum, wo schlaue, kulturell und künstlerisch interessierte Leute sich theoretisch austauschen und zusammen Kaffee trinken können – unter Einbeziehung der Orte von Fridericianum und Kunstverein. Die Kulturwirtschaft als WachstumsMarkt, hier wird er sichtbar. Dazu gehört eine Förderung aus den verschiedensten Töpfen, die man einwerben muss und für die das Festival-Team etwa ein Drittel seiner Arbeitskraft einsetzen muss. Allein auf dem Flyer für Infos und Bewerbung sind 35 Institutionen, Stiftungen, Firmen et cetera als Unterstützer und Sponsoren genannt.
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MEHR ZUM THEMA: www.filmladen.de/dokfest
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TITELTH E M A
Gibli Studio
Verhängnisvolle (Neu-)Gier
* BIANCA KUCHENBROD Mit über 21 Millionen Zuschauern aller Altersklassen übertraf „Chihiros Reise ins Zauberland“ in Japan die Besucherzahlen von „Titanic“. Wider Erwarten handelt es sich hierbei jedoch um einen japanischen Zeichentrickfilm, einen Anime. Was jedoch macht den Erfolg dieses Filmes aus?
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nglücklich sitzt die zehnjährige Chihiro mit welken Blumen im Auto auf dem Weg in ihr neues Zuhause. Durch Zufall landet die kleine Familie in einem verlassenen Vergnügungspark. Geködert durch ein verlassenes Buffet vergehen sich Chihiros Eltern an dem Essen für die göttlichen Gäste des Badehauses und werden daher von der Hexe Yubaba in Schweine verwandelt. Da der Vergnügungspark bereits zum Leben erwacht ist, schleust der Junge Haku Chihiro heimlich in das Badehaus der Hexe ein. Somit tritt das Mädchen in eine fantastische Welt ein und wird schließlich von Yubaba als Arbeitskraft mit dem neuen Namen Sen eingestellt. Für Chihiro gilt es nun, ihre Eltern zu retten und dabei nicht die Erinnerung an ihr früheres Ich zu verlieren, wodurch sie für immer an das Badehaus gebunden wäre.
ditkarte schon bezahlen werde. Auch die Bediensteten des Badehauses lassen sich gierig vom Anblick des Goldes ködern, dass ihnen der Geist Ohngesicht anbietet und nur Chihiro ist das Leben Hakus wichtiger als das Gold. Sie hilft ohne „Bezahlung“. Immer wieder findet sich bei Miyazaki auch das Thema Umweltschutz. So besucht eines Tages ein vermeintlicher Faulgott das Bad. Chihiro entdeckt jedoch eine Art Stachel, der sich beim Herausziehen als Fahrrad gefolgt
neuen Welt durchzusetzen. Auch die anderen Charaktere sind nicht eindimensional. So erlag der „gute“ Haku beispielsweise den Versuchungen der Magie und arbeitete für Yubaba. Hervorgehoben wird ebenso die Bedeutung des eigenen Namens. Yubabas Macht über Chihiro besteht darin, dass sie ihr den Namen und somit ihre Identität wegnimmt. Der Name Sen kann ihren alten Namen jedoch nicht ersetzen. Auch ein Schuss japanischer Humor verfeinert die Handlung. So hilft Chihiro einem Russpartikel, dem sein Stück Kohle auf den Kopf fiel. Anschließend begraben sich alle anderen Russpartikel absichtlich unter ihrer Kohle.
Gesellschaftskritik für Kinder?
Bildlich sticht vor allem die Detailverliebtheit des Regisseurs Hayao Miyazaki hervor, die sich insbesondere in den Göttern und Landschaften wiederfindet. Obwohl „Chihiros Reise“ eine Zielgruppe ab zwölf Jahren ansprechen soll, findet sich eine subtile Kritik an der Konsumgesellschaft wieder. Das beste Beispiel hierfür gibt Chihiros Vater ab, der erklärt, dass er das Essen mit seinem Geld und seiner KreTagesSatz
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von weiterem Schmutz entpuppt. Der zuvor stinkende Faulgott erweist sich nach dieser Aktion als Flussgott, der unter der Verschmutzung der Menschen litt. Die Götter des Badehauses verweisen zudem auf die japanische Religion Shinto, in der sämtliche Naturelemente als Götter, Kami genannt, verehrt werden. Sie stehen also auch für das traditionelle Erbe Japans, in welchem der heimatlose Ohngesicht, der auch für das moderne Japan steht, nur wenig verankert ist. Chihiro selbst, die „Heldin“, wird zunächst als ängstliches, quengelndes Mädchen vorgestellt. Im weiteren Verlauf gewinnt sie jedoch Selbstvertrauen und schafft es, sich in der
Hayao Miyazaki erhielt einen Oscar und den Goldenen Bären für „Chihiros Reise ins Zauberland“, auch wenn die deutsche Übersetzung des Titels bereits erahnen lässt, dass der Anime hierzulande eher als Kinderfilm gehandelt wird.
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MEHR ZUM THEMA: Miyazaki, Hayao: „Chihiros Reise ins Zauberland“ DVD 2003 www.materialserver. filmwerk.de/arbeitshilfen/ chihirosreise_ah.pdf
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T I T E LT H E M A
Privat
„Dem Zuschauer das Denken nicht abnehmen“
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Der Dokumentarfilmer Klaus Stern ist, neben den Trickfilmern der Kunsthochschule Kassel, ein cineastisches Aushängeschild Kassels.
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er Filmemacher hat kürzlich für den Film „Henner´s Traum…“ den Grimme-Preis in der Kategorie „Information und Kultur“ erhalten. Nach der Auszeichnung 2006 für „Weltmarktführer – Die Geschichte des Tan Siekmann“ ist dies bereits sein zweiter Preis. Da Sterns Filme in der Regel erst spätabends in der Reihe „Das Kleine Fernsehspiel“ (ZDF) laufen, freut er sich über die Anerkennung seines Schaffens: „Solche Preise sind wichtig für die Wahrnehmung meiner filmi-
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* HARALD WÖRNER schen Arbeit und ziehen in der Regel ja auch Folgeaufträge nach sich. Glücklicherweise sind die Sender inzwischen von der Qualität meiner Arbeit überzeugt. Ich bin somit in einer Position, in der ich den Sendeanstalten Angebote machen kann. Zwar bin ich noch Produzent, doch auch die Kameraführung, sowie der Schnitt und die Vertonung müssen ja noch erledigt werden. Dies machen dann die Fachleute. Diese Arbeitsteilung ist auch wichtig und richtig: denn hierdurch bewahre ich mir, trotz all der Nähe, eine gewisse Distanz zu den Akteuren meiner Filme.“ TagesSatz
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TITELTH E M A Sein aktueller Film „Henners Traum“ dokumentiert das Bestreben des Hofgeismarer Bürgermeisters Heinrich „Henner“ Sattler, internationale Geldgeber für ein geplantes Ferienressort in der Staatsdomäne Beberbeck zu gewinnen. Diese sollte mit Hotel- und Freizeitanlagen zugepflastert werden, obwohl sie ein ausgewiesenes Naturschutzgebiet ist. Stern hat den Politiker Sattler über einen langen Zeitraum hinweg begleitet. Für einigen Wirbel sorgte der Film, da er eine kleine Anfrage der SPD im Hessischen Landtag nach sich zog. Auch die Bundesregierung sollte zu der geplanten Finanzierung Stellung beziehen. Da gerade Dokumentarfilme auch von dem Aspekt leben, dass die im Film gezeigten Personen die Nähe des Filmteams zulassen können und müssen, kann dies unter Umständen aber auch in das Gegenteil umschlagen, dergestalt, dass der Filmemacher eventuell von seinem Protagonisten instrumentalisiert wird, wie Klaus Stern im Gespräch erläutert: „Herr Sattler hatte wohl auch die Vorstellung, dass ich einen kostenlosen Werbefilm für ihn drehe. Er hatte zudem Berater um sich geschart, die versuchten, ihn natürlich in ihrem Sinne zu beeinflussen. In mancherlei Hinsicht war er da, auf Einwände meinerseits hin, auch beratungsresistent. Ich habe ihm aber dargelegt, dass ich mich nicht für seine Zwecke instrumentalisieren lasse.“
ten: „Doch bei meinem Anspruch ist das nicht unbedingt die nächsthöhere Steigerungsstufe“, erläutert Stern. Einflussgrößen, die es sonst hier zu beachten gilt, liegen beispielsweise im Budget, aber auch in der personellen Ausstattung, wie etwa dem technischen Stab, den Akteuren oder Kamera und Regie. Während man laut Sterns Aussage für einen abendfüllenden Spielfilm schon einmal zwischen einer und zwei Millionen Euro veranschlagen muss, kommen seine nicht minder spannenden Filme mit einem Bruchteil dieser Kosten aus und bewegen sich meist im Feld um die 150.00 bis 200.000 Euro. Dies hat auch damit zu tun, dass die inzwischen digitalisierte Technik und Filmbearbeitung früher einen immensen Kostenfaktor darstellte, der heute deutlich minimiert ist.
Stern hat im April 2010 eine neue, überarbeitete Version von „Andreas Bader – Das Leben eines Staatsfeindes“ vorgestellt, der hoffentlich auch im Fernsehen gezeigt wird. Wie aber sieht Stern beispielsweise Produzenten wie etwa Bernd Eichinger, der 2008 den Spielfilm „Der Bader-Meinhof-Komplex“ in die deutschen Filmhäuser brachte: „Das ist sicherlich ein großartiger Action-Stoff. Von daher finde ich den Film gelungen. Doch kann man da sicher den einen oder anderen Aspekt des Filmes auch diskutieren.“ Sein nächstes Projekt soll nun ein Film über den Kasseler Versicherungsmakler Mehmet Göker werden. Was bewegt aber gerade Stern dazu, eine Person wie ihn zu portraitieren? „Göker ist schon ein höchst interessanter Mensch. Zudem weiß er sich geschickt in Szene zu setzen. 2006 sind wir uns auch schon einmal begegnet. Ich habe zudem an einem Tagesseminar bei ihm teilgenommen. Eines kann man aber klar sagen: Er vertritt schon eine extreme Form des Kapitalismus.“ Klaus Stern hat sich nicht zuletzt auch durch seine Auszeichnungen inzwischen einen guten Namen gemacht. Daher erhält er mittlerweile für seine Arbeiten ein festes Finanzbudget. Da hiervon aber alle Posten, wie Personal, Schnitt, Spezialeffekte, aber auch Postproduktion und Vertonung bezahlt werden müssen, sollten Filmemacher, laut Sterns Aussage „immer auch den kaufmännischen Aspekt im Auge behalten.“
„Bilder einfach für sich sprechen lassen“
Der gelernte Briefträger war früher als freier Mitarbeiter bei „Live aus dem Schlachthof“ (Hessischer Rundfunk) engagiert. Während des Wirtschafts- und Politikstudiums in Kassel hatte er sich bereits mit dem Thema „Terrorismus in den Nachkriegsjahren der BRD“ befasst. Er kam auf die Idee, die Entführung des Politikers Peter Lorenz zum Thema seines ersten Films „Der Austausch – Die vergessene Entführung des Peter Lorenz“ zu machen. Obwohl Sterns Herz für den Dokumentarfilm schlägt, kann er sich auch vorstellen, ein geeignetes Thema in eine fiktionale Handlung einzubetTagesSatz
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Bei Sterns Filmen, dies wird gerade auch bei „Henners Traum“ deutlich, fällt zudem auf, dass er seine Protagonisten mit viel Geduld, aber auch Nachsicht und Humor begleitet. Er beschreibt den Bürgermeister von Hofgeismar als einen durchaus sympathischen und auch guten Menschen: „Wer seine Protagonisten nicht liebt, kann keine guten Filme machen.“ Konsequenterweise verzichtet der Dokumentarfilmer daher auch auf Kommentare aus dem Off: „Die Darsteller und die Handlung sollen für sich selbst sprechen – ich möchte dem Zuschauer das Denken nicht abnehmen, sondern ihn ja dazu anregen.“ Auf die Frage danach, welche Position er zu Kollegen einnimmt, die sagen, dass bestimmte Fragestellungen und Themen sich vielleicht nur im Dokumentarfilm adäquat darstellen lassen, antwortet Stern: „Diese Auffassung teile ich nicht prinzipiell. Bei den Printmedien gibt es ja auch seriöse, wie etwa Spiegel oder die Zeit. Die beleuchten beispielsweise das Thema Kindesmissbrauch sehr sachlich und adäquat. Da sehe ich auch Entsprechungen zu meiner Arbeit. Ein Dokumentarfilm ist dann am besten, wenn man die Bilder einfach für sich sprechen lässt.“
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MEHR ZUM THEMA: Filmografie (Auswahl): Der Austausch – Die vergessene Entführung des Peter Lorenz (2000) Lawine – Leben und Sterben des Walter König (2007) Henners Traum – Das größte Tourismus-Projekt Europas (2008) Preise (Auswahl): Hessischer Filmpreis 2008/2009 Adolf-Grimme-Preis 2010 www.weltmarktfuehrer-derfilm.de www.lawine-derfilm.de 11
Jörg Sanders
T I T E LT H E M A
Das Doku-SoapDisaster?
oder: So sehen wir Deutschlands Bürger? * PIA ZOJER
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Jeder kennt sie, aber keiner schaut sie: Sendungen wie „Mitten im Leben“, „Frauentausch“ oder „Familien im Brennpunkt“ überschwemmen zur Zeit das Nachmittagsprogramm der privaten Sender. Dabei wird der Sinn der Doku- beziehungsweise Reality-Soaps immer wieder angefochten und, ehrlich gesagt, wäre die Sendezeit nicht sinnvoller zu nutzen?
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lles begann mit Talkshows und Gerichtssendungen und endete in einem Desaster von Reality-Soaps. Dabei werden Menschen in alltäglichen und auch prekären Situationen beobachtet. Die Dokumentationen sollen einerseits aus dem Leben gegriffen wirken, bestechen aber gleichzeitig durch einen hohen Grad an Inszenierung. Lässt man diese Gegensätze erst einmal außer Acht, stellt sich immer noch die Frage: Wer sieht sich diese Sendungen überhaupt an? Und dann wäre man schon bei einem ganz neuen, sich auftuenden Begriff gelandet, dem vermeintlichen „Hartz-IV-TV“ oder auch „Unterschichten-Fernsehen“. Die vermeintliche Zielgruppe der Reality-Soaps musste im letzten Jahr um ihr Fernsehrecht bangen, als sich die Frage stellte: Brauchen Hartz-IV-Empfänger Fernsehen, und sollte es aus Unterstützungen finanziert werden? Letztendlich stellte sich Fernsehen als ein menschliches Grundbedürfnis heraus, das Karl Marx bei seiner Festlegung leider noch nicht zur Auswahl hatte, und so sollen für die erstmalige Finanzierung von Fernsehgerät und Fernsehtisch zukünftig eine Pauschale von siebzig Euro eingeplant werden. Und damit kann nun auch die Sendezeit am Nachmittag weiter angepasst und ausgebaut werden. Anfangs waren die Reportagen ungestellt und tatsächliche Realität. Ein Kamerateam begleitete Menschen in ihrem Alltag, und die Schwierigkeiten, die er mit sich brachte, wurden dokumentiert. Das sind zum einen Geschichten über Beruf und Familienbeziehungen, aber auch finanzielle Sorgen. Seit Anfang 2009 begannen die Sender, unter anderem RTL und RTL II, aufgrund mangelnder Einschaltquoten den Inhalt der Sendungen interessanter und dramatischer zu gestalten. Seither werden die Protagonisten teilweise mit Leihendarstellern besetzt. Der Anschein der Realität sollte allerdings bestehen bleiben, sodass der Zuschauer nur ganz am Ende im Abspann darüber informiert wird – wenn überhaupt. Dieser Trick funktionierte recht gut, und die Einschaltquoten stiegen durch den Oh-mein-GottTagesSatz
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TITELTH E M A Effekt in die Höhe. Tiefste Erschüttertheit über kaputte Familienverhältnisse und missratene Kinder scheinen die Leute in ihren Bann zu ziehen. Ein anderer Grund, Schauspieler in die Sendungen aufzunehmen, war die Tatsache, dass es nicht mehr genug Leute gab, die sich im Fernsehen vor der ganzen Nation zur Schau stellen lassen wollten. Dem gleichen Schicksal unterlagen auch Gerichtssendungen und Talkshows. Sie werden ebenfalls nach und nach mit Schauspielern besetzt und werden so zu einem Teil des Scripted-Reality, wie sich dieses Genre nennt. Heute weisen die Doku-Soaps einige Charakteristika von Low-Budget-Produktionen auf. Schlechte Kameraführung, oberflächliches Script, sich wiederholende Problematik und zu guter Letzt Leihendarsteller. Der geringe Aufwand soll zwar Lebensnähe vermitteln, gleichzeitig sparen die Produzenten Geld ein, das gleich dazu genutzt werden kann, ein paar neue Dokumentation ins Leben zu rufen. Das Drama beginnt allerdings erst, wenn ahnungslose Teilnehmer zu Marionetten der TV-Sender werden. Es häufen sich Fälle, in denen mitwirkenden Personen, die sich auf einen Einblick in ihr Leben bereit erklärt hatten, großer Schaden zugefügt wurde. Die Teilnehmer melden sich freiwillig, im Gegenzug sind sie im Fernsehen zu sehen, was das häufigste Ziel ist. Eine andere Motivation ist Propaganda. Bisher unbekannte Radiosender, Tattooläden und diverse Shops machen auf diese Weise auf sich aufmerksam. Ganz andere haben in den Sendungen gesehen, wie zerrüttet es bei anderen Familien zugeht und wollen es besser machen. Ein fast unmögliches Unter-
fangen. Aus dem Fernsehen kennen wir Deutschlands Bürger als aggressive und streitsüchtige Menschen, sozial unfähig oder ungebildet. Den wahren Grund für Ausbrüche aller Art erfährt der Zuschauer allerdings nicht. Bei den Dreharbeiten gibt der Autor, auch Realisator genannt, vor Ort den Ton an. Bis zu zwölf Stunden am Tag werden Szenen so lange wiederholt, bis man resigniert, macht was er sagt, um dem Stress zu entgehen. Oftmals bis zum Zusammenbruch. Dann folgen Geschrei und Tränen, die aus einer Situation der Verzweiflung stammen, später aber als Resultat eines Familienkonflikts dargelegt werden. Für die Sendung werden wichtige Details der Dreharbeiten herausgenommen und ausschließlich demonstrative Eindrücke verwendet. Diese werden zum Teil willkürlich zusammengesetzt, und mit dem passenden Text versehen werden harmonische Familien zu Asozialen. Die Teilnehmer haben keinen Einfluß auf den Inhalt der Sendung und treten durch Unterzeichnen eines Vertrags alle Rechte ab. Obwohl Ehepaare, die bei der Sendung „Frauentausch“ teilnahmen, die Dreharbeiten aufgrund des hohen Drucks nach dem ersten Tag abbrachen, wurde aus dem vorhandenen Drehmaterial das Erleben einer ganzen Woche zusammengestellt – inklusive vorgegaukelter gestörter Familienverhältnisse. Derartige Manipulationen der Vertragspartner haben RTL schon einige Strafanzeigen eingehandelt. Erfolg hatte aber keiner der Kläger, sie können nur auf eine geringe Anzahl an Wiederholungen im Fernsehen hoffen. Die Reality-Soaps richten sich in erster Linie an die Menschen, die sich
mit den Themen und den dargestellten Personen identifizieren können. Warum man sich letztendlich für den Inhalt der Dokumentationen interessiert, ist fragwürdig. Bei Berichten über Prominente ist man zu der Ansicht gekommen, dass es die Neugier über das Leben der Stars ist, das interessiert und die gleichzeitige Erkenntnis, dass auch Stars ganz normale Menschen sind. Bei den Reality-Soaps geht es allerdings um den Durchschnittsbürger. In diesem Fall verhält es sich genau umgekehrt. Wir fühlen uns besser, wenn wir Menschen sehen, denen es noch schlechter geht als uns selbst, und im besten Fall können wir uns am Leid anderer erfreuen. Das hilft über die eigenen Lebensumstände positiver zu denken. Die Sendungen sind zudem informativ, wenn es um soziale Problematiken geht. Situationen, in denen sich der Zuschauer Anregungen zur Hilfe suchen kann, sind etwa: Wie werde ich meinen alkoholsüchtigen Vater los, wie verklage ich meine gewalttätige Stiefmutter und auf Platz eins: Hilfe, meine minderjährige Tochter ist schwanger, wer ist der Vater? Der Inhalt der Reality-Soaps ist zwar überspitzt, letztendlich haben wir aber alle schon einmal Erfahrungen mit Menschen gemacht, die denen im Fernsehen so ziemlich gleichen. Deshalb nimmt man die dargestellten Tatsachen auch widerstandslos hin. Auch wenn immer wieder eingeworfen wird „nicht alle Hartz-IVEmpfänger sind so“, sind wir geprägt von Vorurteilen. Das Fernsehen ist mitunter für die negative Einstellung verantwortlich, die sich durch Tatsachen verdrehende oder übertriebene Dokumentationen über Deutschlands Bürger bildet, und letztendlich bekommen wir ein falsches Bild von uns selbst.
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T I T E LT H E M A
„Der soziale Wetterbericht steht auf Sturmwarnung!“ Der Kabarettist Christian Springer alias Fonsi spricht exklusiv im TagesSatz über Guido Westerwelles Äußerungen zu Hartz-IVEmpfängern und seinen Glauben an die gesellschaftliche Solidarität.
* JÖRG SANDERS IM INTERVIEW MIT CHRISTIAN SPRINGER (FONSI)
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m 17. Februar fand der alljährliche „Aschermittwoch der Kabarettisten“ statt, übertragen im Bayerischen Fernsehen. Mit dabei war Christian Springer. Doch neben Spott und Häme gab es auch ernsthafte Worte: Auf der Bühne legte Fonsi, der den Kassierer des Schloss Neuschwansteins spielt, seine Uniform und Aktentasche ab und damit auch seine Rolle. Denn ihm scheint der Spaß, über die Politik zu spotten, gründlich vergangen zu sein. Hier ein Auszug aus seiner Rede: „Herr Westerwelle, ja, Sie haben recht. Es gibt Hartz-IV-Betrüger. Es gibt auch kriminelle Polizisten. Soll man deswegen Polizei abschaffen? Es gibt Politiker, die nicht gut funk-
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Agentur
„Da bin ich richtig wütend!“ tionieren. Sollen wir die Demokratie abschaffen? […] Ich hab keine Lust mehr, Herr Westerwelle, über Sie Späße zu machen. Und ich würd am liebsten jetzt nicht als Fonsi und nicht als Kabarettist, sondern einfach als Mensch einfach zu Ihnen sagen: Sie benützen die Ärmsten der Ärmsten für Ihre Propaganda. Hartz-IV ist ihnen egal. Sie müssen nur mit der FDP aus diesem Umfrageloch raus. Wer ist dann der nächste, gegen den Sie die Menschen aufhetzen? Herr Westerwelle, […] Sie sind Vizebundeskanzler. Ich möcht, dass das jemand ist, der verantwortungsbewusst, vielleicht menschlich ist. Sie sind beides nicht. Gehen Sie! Wir alle kommen ohne Sie gut zurecht. Herr Westerwelle, auf Wiedersehen.“ TagesSatz
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TITELTH E M A Herr Springer, am „Aschermittwoch der Kabarettisten“ haben Sie Ihre Rolle des Fonsi aufgegeben und ernste Worte an Guido Westerwelle gerichtet. Was hat Sie dazu veranlasst, Ihre Rolle auf der Bühne abzulegen?
ist im Kabarett nicht das schlechteste Mittel, um glaubwürdig zu sein. Und es ging um Menschlichkeit. Wo kommen wir denn hin, wenn nur noch mit Parolen und Diffamierungen Politik gemacht wird?!
Die Themenlage in der Politik ist derzeit so, dass ich als Künstler nicht mehr über alles und jeden einen Scherz machen will. Im Fall Westerwelle war es in den Tagen vor dem Aschermittwoch so, dass er eine Diskussion um Hartz-IV eröffnet hat, die unsachlich und polemisch war. Das gipfelte in seinem Vorschlag, die von ihm als arbeitsunwillige Betrüger diffamierten Hartz-IV-Empfänger sollten zur Arbeit zwangsverpflichtet werden. Obwohl die derzeitige Gesetzeslage ohnehin schon so ist, dass man nur zweimal eine angebotene Arbeitsstelle ablehnen kann. Das war infam und will ich von einem Vizebundeskanzler, der unser Land auch noch nach außen hin vertritt, nicht hören. So kam es dann zu dieser spontanen Aktion im Fernsehen. Ja, manchmal muss Klartext gesprochen werden!
Und so habe ich in diesem Moment auch meinen „Fonsi“ abgelegt. Da war Schluss mit lustig! So etwas bewegt einen natürlich auch selbst. Ich habe viel Solidarität bekommen und Menschen gerührt, das ist toll! Aber es ist erschreckend, wie sich in der Politik nichts tut. Heute nicht und morgen nicht. In Bayern leben 250.000 Kinder an der Armutsgrenze. Die brauchen keine Milliarden wie die Banken. Für die Ärmsten der Armen muss heute noch das Geld auf den Tisch gelegt werden. Ich werde einfach wütend, wenn die Politiker schlafen.
mer wieder Leute nach. Doch ich sehe auch, wie die berühmte Schere immer weiter aufgeht. Der Mensch ist immer mehr eine Frage der Wirtschaftlichkeit: Rentiert er sich noch, der Mensch, oder rentiert er sich schon nicht mehr?! Viele kommen sich heute schon wie ein Stückgut vor. Und da gibt es Menschen, die als nicht so viel wert eingestuft werden und die kriegen dann nicht so viel Geld, und da bemüht sich keiner drum, und die fallen dann hinten herunter. Und niemanden interessiert es. Da müsste schon ein größerer Aufschrei durch die Reihen gehen! Glauben Sie, dass der solidarische Sozialstaat in Deutschland Zukunft hat? Ich bin eigentlich ein Optimist. Und wenn ich sehe, dass ein bayerischer Kabarettist für ein paar Minuten auf der Bühne steht und hunderttausende von Leuten bewegt, dann macht mich das eigentlich sehr hoffnungsfroh. Aber generell sieht es nicht gut aus. Der soziale Wetterbericht steht auf Sturmwarnung. Doch Licht am Horizont: Westerwelles FDP verliert erdrutschartig ihre Wähler.
„Die reine Menschlichkeit sprechen lassen!“
Also war es tatsächlich eine spontane Aktion? Natürlich überlegt man sich so etwas vorher. Aber so eine Stelle kann man in kein Drehbuch hinein schreiben, dann den Text auswendig lernen und wie ein Schauspieler vortragen. Für mich war hier der Moment gekommen, dass es wirklich ernst wird und von Herzen kommt. Gott sei Dank ist es so auch bei den Menschen angekommen. Ich werde Monate danach noch von vielen Leuten angesprochen auf diese Szene. Sie sagen alle, dass ich ihnen aus der Seele gesprochen hätte. Das ist für mich ein ganz großes Lob. Im Internet haben es inzwischen hunderttausend Menschen angeschaut und diskutieren darüber.
Ich vermute, dass Sie als erfolgreicher Kabarettist und Autor gut situiert dastehen. Warum interessiert es Sie, wie Herr Westerwelle über HartzIV-Empfänger spricht? Der Mensch, der hinter dem Fonsi steckt, kommt aus ganz normalen Verhältnissen, nicht arm, nicht reich. Ich lebe von Menschen, die zu mir kommen, weil sie mich auf der Bühne sehen wollen oder im Fernsehen. Für die bin ich voll da! Deswegen will ich auch jenen Begriff wieder ins Leben rufen, der als sozialistisch verschrien ist und in der Versenkung verschwunden ist: Solidarität. Eine Gesellschaft funktioniert nur mit allen, und nicht mit so und so viel Prozenten und dem Rest. Das ist meine Lebensphilosophie, und die versuche ich im Kabarett umzusetzen.
Auf der Bühne war ein sichtlich verärgerter und auch bewegter Fonsi zu sehen. Welche Emotion überwog?
Sie sprechen die Solidarität an. Glauben Sie, dass Deutschland ein unsolidarischer Staat ist, in dem Politiker wie Westerwelle mit seinen Aussagen zu Hartz-IV-Empfängern großen Zuspruch erhalten?
Entstanden ist die Geschichte aus einer tiefen Wut. Und Wut im Bauch
In schlechten Zeiten schaut erstmal jeder auf sich, daher rennen ihm im-
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Gab es auch Kritik an Ihrem Auftritt? Klar, das ist doch immer so. Da gibt es Stimmen, die auf Westerwelles Seite sind und die dann von Sozialschmarotzern sprechen. Ich verstehe solche Leute nicht. Man kann nicht eine ganze Gesellschaftsschicht so titulieren und in eine Ecke stellen, die sie weder verdient hat und die sie nur aus der Gesellschaft ausgrenzt. Wir brauchen mehr Mitmenschlichkeit. Und weniger Marktschreier, die nur die Menschen gegeneinander aufhetzen. Dafür werde ich auch weiterhin meinen Mund aufmachen. Versprochen. Vielen Dank für das Gespräch!
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MEHR ZUM THEMA: Videoauszug des Auftritts: www.youtube.com/watch?v= i1JiIeNZs-k&feature=related Christian Springer im Internet: www.christian-springer.de 15
D E R S T O L P ERSTEIN Andrea Teidemann
werbepause doch unheimlich praktisch. Oder dafür, die Snackvorräte aufzustocken. Eine ähnliche Problematik entsteht im Kino. Da vermeidet man ein Herumlaufen während der Werbung auch, um nicht über die Habseligkeiten der Sitznachbarn zu stolpern. Immerhin ist die Reklame im Kino ja hin und wieder witzig. Oder Kult. Göttinger werden sich an die Schrottplatz-Oma erinnern. Den Spot jahrelang zu zeigen war schon eine absonderliche Strategie. Trotzdem kann Werbung zuweilen tatsächlich amüsant sein. Es soll ja ganze Fernsehsendungen darüber geben. Unterhaltung ist natürlich nicht die Hauptaufgabe des Marketings. Die „Schock-Therapie“ ist oft viel erfolgreicher. Zum Beispiel wenn abgemagerte schwarze Kleinkinder für NGOs werben. Andere Methoden sind unauffälliger. Etwa Schleichwerbung. Man denke an Filme und Musikvideos.
Kann nicht mit und nicht ohne!
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as Verhältnis des modernen Menschen zur Werbung zeichnet sich durch eine Hassliebe aus. Ach, vergessen wir die Gefühlsduselei. Es ist eine Zweckbeziehung. Werbung nervt, aber der Mensch kann nicht ohne sie. Für Geld und gute Worte... Wir wissen ja, dass etwa fünfzig Prozent der Kosten von Printmedien, jene, die durch den Druck entstehen, durch Werbung finanziert werden. Apropos Drucken. Wir wissen auch, dass jährlich etwa 1,3 Millionen Tonnen Werbesendungen in deutschen
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* GLOSSE VON VIOLA WIEGAND Briefkästen landen. Das macht monatlich 2,4 Kilogramm pro Haushalt. Aber es gibt ja auch relativ CO2-neutrale Werbung. Zum Beispiel im Radio; die allerdings geht ins Ohr und bleibt im Kopf! Ein Glück, dass man in unseren lässigen Zeiten diesen für so etwas völlig frei hat. Aber es sind ja nicht alle so! Ein norddeutscher Jugend-Radiosender spielt keine Werbung. Und wirbt ständig mit diesem Slogan für sich. Das dumme an der Radiowerbung ist, dass man sie oft im Auto hört. Denn im Auto kann man sich nicht erleichtern. Und eben dafür ist eine Fernseh-
Vergessen wir auch nicht die ganzen anderen Sponsoringverträge. Und deren Rolle in unserem gesellschaftlichen Leben. Wenn die plötzlich alle aufgelöst würden... Deswegen sagten über neunzig Prozent einer repräsentativen Gruppe 14- bis 69-Jähriger, dass sie Sportsponsoring als wichtig erachten. Oha, manchmal sind diese MarketingFritzen echt ausgefuchst! Irgendwo hat die Szene etwas Anziehendes. Wie kommt es nur, dass „PR und so“ doch als Berufsfeld irgendwie fesch klingt? Die Werbeindustrie ist schon spannend. Bunt, frech und es geht um viel Geld. Pah! Mit der Kaltakquise für ‘ne kleine Zeitschrift fängt es an. Da reißt man sich den Arsch auf um Werbekunden zu bekommen, obwohl man doch selbst so oft von Werbung genervt ist. Der Mensch ist heuchlerisch. Kein Wunder, dass seine Beziehung zur Werbung so problematisch ist.
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PARAGRAPHENR E I T E R
Die Armen werden zur Kasse gebeten Im Sommer beziehungsweise Herbst des Jahres 2009 schien es so, als habe die FDP ihr Herz für Empfänger von staatlichen Leistungen entdeckt. Anstatt wie üblich im Wahlkampf auf Empfänger von Arbeitslosengeld II einzuprügeln, erklangen sanfte Töne. Von punktuellen Verbesserungen war sogar die Rede. Zehn Monate später ist davon nichts mehr zu hören.
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Andrea Tiedemann
erade hat die Bundesregierung das größte Sparpaket in der Geschichte der Bundesrepublik geschnürt. Bis zu achtzig Milliarden Euro sollen bis zum Jahr 2014 gespart werden. Der soziale Sektor soll dabei einen Löwenanteil tragen. Die Politik hat zwar recht, wenn sie behauptet, dass man nicht mehr Geld ausgeben kann, als man einnimmt. Unrecht hat sie jedoch, wenn sie überwiegend Geringverdiener und Empfänger von sozialen Leistungen an den Sparmaßnahmen beteiligt. In den vergangenen Jahren wurden Spitzenverdiener entlastet. Die Regierung hätte die Chance gehabt, dies jetzt rückgängig zu machen. Ein Staat ist ein soziales Gefüge: Der Starke unterstützt den Schwachen. Sparen allein hilft nicht immer, manchmal muss man auch sehen, dass man sein Einnahmen verbessert. Zu Zeiten von Helmut Kohl lag der Spitzsteuersatz bei 52 Prozent. Jetzt liegt er bei 45 Prozent. Es gäbe also eine Möglichkeit die Einnahmen zu verbessern. Politisch ist dies jedoch nicht gewollt.
Die von der Bunderregierung vorgelegten Sparbeschlüsse treffen Arbeitslose besonders hart. Dies ist nicht nur aus finanzieller Sicht so zu sehen. Die Streichung des Rentenbeitrages für Hartz-IV Empfänger bedeutet eine weitere Ausgrenzung aus der Gesellschaft. Die Streichung des „Übergangsgeldes“ zwischen ALG I und ALG II wird dafür sorgen, dass Arbeitslose noch schneller in die Armut geraten. Dabei war dieser Zuschuss begrenzt, ein Alleinstehender erhielt maximal 160 Euro (320 Euro für Verheiratete) pro Monat im ersten Übergangsjahr. Im zweiten Jahr halbierte sich dieses Übergangsgeld. Welche Folgen die Umstrukturierung der Arbeitsagentur mit sich bringen TagesSatz
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* HANS PETER PUNG
wird, ist derzeit noch nicht abzusehen. Was bedeutet es, wenn Fördermaßnahmen gebündelt werden sollen? Was wird sich ändern, wenn der Ermessensspielraum für die Agentur erhöht wird? Die Streichung der Zuschüsse an die Arbeitslosenversicherung wird wohl auf eine Erhöhung der Beiträge (bis 2011 auf drei Prozent festgelegt) hinauslaufen. Das sogenannte Sparpaket der Bundesregierung ist alles andere als ausgewogen. Auch wenn uns dies manche Medien anders verkaufen wollen. Es trifft ausschließlich Familien, Arbeitnehmer und Arbeitslose. Wo bleibt der Beitrag der „Besserverdiener“ an der Konsolidierung der Finanzen? Erhöhung des Spitzensteuersatzes, Vermögenssteuer, Erbschaftssteuer, Rücknahme der Steuergeschenke an Lobbyisten (Hotellerie)? Weiterhin werden die Schwachen zur Kasse gebeten während man die Starken schont. Wer so handelt, handelt fahrlässig. Hinzu kommt, dass viele geplante Maßnahmen des Pakets in der Schwebe stehen. Welche Subventionen sollen abgebaut werden? Glaubt bei Schwarz-Gelb tatsächlich jemand, dass es eine Finanzmarktabgabe geben wird? Nein Frau Merkel, dieses Sparpaket ist nicht das Gelbe vom Ei. Es reiht sich ein, in die Reihe der zahllosen Sparpakete der Vorgängerregierungen. Es wird die Kluft zwischen Arm und Reich weiter vergrößern. Es ist nicht ausgewogen, solange Spitzenverdiener nicht an den Kosten der Krise beteiligt werden. Arbeitnehmer und Arbeitslose wurden und werden seit Jahren einseitig mit den Kosten der Finanzkrise belastet. Spitzenverdiener stehlen sich immer mehr aus der Verantwortung. Wenn die Bundesregierung meint, dass wir den Gürtel enger schnallen müssen, muss dies für alle gelten, nicht nur für Arme.
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Jörg Sanders
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Wir und der Islam Es gibt zahlreiche Vorbehalte gegenüber muslimischen Menschen sowie dem Islam. Diese Vorbehalte schüren Ängste und können im Extremfall zu Gewalttaten führen. Die vielgestaltigen Vorurteile, die wir über Muslime haben, haben eine Gemeinsamkeit: Es sind Pauschalurteile, die wenig über die Realität aussagen.
* MELANIE HALLENSLEBEN
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er deutsch ist, der trägt kein Kopftuch und ist keine Muslimin. Denn Deutschsein und dem Islam anzugehören, widerspricht sich. So sahen es zumindest die vier jungen Männer, die im November 2009 auf dem Parkplatz der Göttinger Universität eine muslimische Medizinstudentin mit Kopftuch niederschlugen. Sie solle „endlich deutsch werden“, so die Täter. Deutschsein und gleichzeitig dem Islam anzugehören und dann auch noch Kopftuch zu tragen, schloss sich nach dem Verständnis dieser Männer aus. Gewalt gegen Muslime ist keine Seltenheit in Deutschland. Und eine Abneigung gegen alles Muslimische ist weit verbreitet. Sie äußert sich in verschiedenen Formen.
Im Internet können Menschen ungestört und weitgehend anonym ihre Abneigungen kundtun. Mit teilweise irrationalen Behauptungen wird dort ein Bild von muslimischen Menschen produziert, welches fern ab der Realität ist. „Es gibt eine regelrechte islamfeindliche Szene im Internet“, so der Religionswissenschaftler Christian Röther aus Göttingen, der sich mit Islamfeindlichkeit im Internet befasst. „Diverse Islamgegner haben es sich zur täglichen Aufgabe gemacht, die üblichen Stereotype zu verbreiten. Ein kriegerisches Szenario, ein vermeintlicher Straßenkampf zwischen Muslimen und Nicht-Muslimen wird hier in Europa heraufbeschworen. Die Islamgegner haben das Gefühl, die Bevölkerung vor einer mutmaßlichen islamischen Eroberung Europas warnen zu müssen.“ Sowohl europäische Politiker als auch Medien würden aktiv an dieser vermeintlichen Islamisierung mit-
„Islamfeindliche Szene im Internet“ arbeiten. Diese Behauptung entzieht sich jeglicher Logik und Rationalität. Muslimische Menschen zeichnen sich nach dem Bild vieler Islamgegner vor allem durch eine Weigerung aus, die europäischen Wert- und Moralvor-
stellungen als die besten anzuerkennen. Es geht nicht um Übertretungen der Menschrechte, die es durchaus auch unter der muslimischen Bevölkerung gibt, sondern um Pauschalurteile gegen eine vermeintlich homogene Menschengruppe. Selbiges war auch auf der Homepage des Göttinger Tageblatt im Kommentarbereich zu einem Artikel über eine muslimische Veranstaltung zu lesen. Anlässlich Mohammads Geburtstag am 18. April feierten 1.600 Musliminnen und Muslime zusammen in der Göttinger Stadthalle. Ein Großteil der Kommentare hierzu wurde von der Redaktion gelöscht, da sie zu ablehnend waren. Wobei auch die Kommentare, die nicht gelöscht wurden, gleichwohl als negativ anzusehen sind. Es gibt die Vorstellung von „dem Islam“, der eine einheitliche Masse von Menschen sei, die allesamt gegen Meinungs- und Religionsfreiheit et cetera seien, so die Kommentatoren. Genauso wenig wie es „das Christentum“ gibt, gibt es auch nicht „den Islam“. Doch für viele Menschen gibt es eine erstaunliche Einfachheit der Dinge: Wir sind die Guten, die Christen – dort sind die schlechten, die Muslime. Vieles was über muslimische Menschen gesagt wird, liegt dieser Haltung zugrunde. Was wir über muslimische Menschen sagen, sagt viel über uns aus, über unsere Befürchtungen und Abneigungen. Wenig sagen diese Ansichten aber über die tatsächlichen Lebenswirklichkeiten von diesen Menschen aus.
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GÖTTI N G E N
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uf verschiedenen Kinderstationen treten die „Klinikclowns“ auf und das will gelernt sein. Pastor Liebenehm selbst hat Clowns-Kurse und eine spezielle Klinikclowns-Ausbildung absolviert und gibt seine Fertigkeiten an die Studenten weiter, die zu Beginn Workshops einer professionellen Clownin durchlaufen haben. Neben den Grundlagen ist das Beleben und Umdefinieren von Gegenständen Thema der Clownsarbeit: Da kann eine Schwimmnudel ein Triumphbogen, ein Bagger, eine Angel und vieles andere sein. Ein Gegenstand wird also zu dem, was das Spiel, die Geschichte braucht. Eine Geschichte ist nämlich häufig die Kontaktidee, mit der Liebenehm und seine Clowns ins Krankenhaus kommen. Sie spulen kein vorgefertigtes Programm ab, sondern bedienen sich einem Gerüst wie zum Beispiel der Geschichte vom Froschkönig. Da muss kräftig improvisiert werden, das Rüschenkleid der Prinzessin ist dann ein Kittel, ein Schwimmreifen die Krone. Dass der Kittel von den Clowns dann falsch herum zugemacht wird, ist klar, denn „Clowns wissen nicht Bescheid, das ist ihre Stärke“, wie Liebenehm erklärt.
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Pastor Gert Liebenehm von der Evangelischen Studentengemeinde Göttingen rief 2001 die „Klinikclowns“ ins Leben. Die ehrenamtliche Studentengruppe besucht einmal im Monat das Uniklinikum.
* NELLY SAUTTER Der zweite Teil des Besuchs spielt sich auf den Stationen ab, wo zehn bis zwölf Kinder zuschauen und auch aktiv am Clownsspiel teilnehmen, indem sie Vorschläge von außen herein rufen. Der Verlauf des Gezeigten ist also immer spontan. Damit das auch funktioniert, muss die wichtigste Regel einge-
freut sich der Pastor. Oftmals erwarten die Kinder sie bereits in den Gängen, wenn das Team der ESG nach vier Wochen wiederkommt. Sie kommen natürlich in einer Verkleidung, wobei das Mindeste die wohl bekannte rote Nase ist. Auch Hüte oder riesige Schuhe helfen, mit der Clownsfi-
Kein Mitleid, sondern Mitgefühl halten werden: Alles, was an Impulsen von Mitspielern oder Kindern kommt, wird bejaht. Schwimmreifen als Krone? Ein Wald als Spielort? Schwimmnudel als gefährliche Schlange? Statt zu viel nachzudenken, sagen Clowns zu jeder Idee „Auja!“. Während des Spiels merken Liebenehm und seine Kollegen, ob es den Kindern gefällt. „Für manche Kinder ist es diese halbe Stunde, wo sie woanders oder bei sich als Kind sind“,
gur eins zu werden. Es gilt, während des Besuches ganz und gar in ihr zu leben und nicht pädagogisch oder erwachsen zu sein. Clowns sind radikal fröhlich, beschreibt es Liebenehm, sie sind neugierig und gestehen sich vor allem ein, nichts zu können. „Wir lachen über Clowns, weil sie etwas machen, was uns im echten Leben auch passiert. Aber Clowns ist das nicht peinlich. Sie fallen hin und sagen: Da bin ich aber super hingefallen.“
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Privat
Der erste Teil des Klinikbesuchs findet in den Wartezonen statt, in dem Kinder oftmals mehrere Stunden auf Behandlungen warten müssen. Dort kommen die Spieler als Clowns mit ihnen ins Gespräch. Einmal erzählte ein Junge, er sei Skispringer. Die Clowns wollten unbedingt wissen, wie das gehe und konnten natürlich noch viel von ihm lernen – doch landeten sie bei ihren Versuchen meist ungelenk auf dem Hintern. In dieser Situation wird der Junge nicht als Patient wahrgenommen, sondern als Kind, das eine Leidenschaft fürs Skispringen hat. Er ist nun der Starke, der anderen etwas zeigt. Die Rollen werden also umgedreht – sonst ist der Arzt derjenige, der ihn anleitet. Liebenehm erklärt, was im Kontakt mit schwer kranken Kindern besonders wichtig ist: „Clowns haben kein Mitleid, sie haben Mitgefühl. Sie merken, wie es jemandem geht und was er braucht. Leichtigkeit ist den Clowns zugestanden, sie verkörpern Hoffnung.“
Radikal fröhlich
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Jörg „Yogi“ Müller
GÖTTINGEN
Am falschen Ende gespart GEDANKEN EINES TAGESSATZ-VERKÄUFERS
* JÖRG „YOGI“ MÜLLER
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enn man die Chronik des sogenannten Sparpakets der Bundesregierung verfolgt hat, ist Bemerkenswertes festzustellen. Ganz am Anfang hat Arbeitgeberpräsident Hundt gefordert, bei Hartz-IV-Empfängern stark zu kürzen. Diese Forderung hat die Bundesregierung auch direkt erfüllt. Man kann in diesem Fall behaupten, dass die Bundesregierung Erfüllungsgehilfe der Arbeitgeber ist. Tatsache ist, dass die Schere zwischen Arm und Reich immer weiter auseinander geht und die jetzige Bundesregierung dies auch noch massiv fördert. Obwohl auch einige FDP- und CDU-Leute sowie einige reiche Leute meinen, dass es schon in Ordnung sei, wenn die sogenann-
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ten Bessergestellten ihren Anteil an der Finanzkrise zu zahlen haben. Die Lebensqualität eines Hartz-IV-Empfängers mit 358 Euro im Monat sinkt rapide, wenn man ihm nur dreißig Euro abzieht. Bei jemanden, der 10.000 Euro im Monat oder sogar mehr verdient, sinkt die Lebensqualität kaum oder gar nicht, wenn er fünfhundert Euro weniger hat. Das aktuelle Sparpaket als sozial ausgeglichen darzustellen, wie Frau Merkel mehrmals betont, ist nicht nur dreist und unverfroren, sondern auch eine glatte Lüge! An der sie stur dran festhält. Ich selbst würde gerne eine einjährige Ausbildung zum Altenbegleiter für demenzkranke Menschen
machen. Genau solche Fortbildungsmaßnahmen sollen nicht mehr finanziert werden. Ich hoffe sehr, dass solche Leute wie Herr Hundt, Frau Merkel und Herr Westerwelle es bereuen werden, wenn sich keine qualifizierten Altenbetreuer und -pfleger um sie kümmern können. Aber dann ist es zu spät. Hier noch ein Aufruf an alle finanziell gut gestellten Menschen: Wenn Sie die jetzige Bundesregierung verschont, würde ich mich freuen, wenn Sie dem TagesSatz ein paar Euro spenden würden, der die Eigeninitiative und Würde von Menschen in sozialer Not fördert. Vielen Dank!
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TagesSatz
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Jörg „Yogi“ Müller
GÖTTIN G E N
Straßengeflüster
Winkeladvokat
Ebenso wie der TagesSatz gehört auch Großbritanniens Straßenmagazin The Big Issue dem Verbund „International Network of Street Papers“ (INSP) an. Unsere britischen Kollegen bereiten zur Zeit eine spektakuläre Spendenaktion vor: eine 370 Kilometer weite Radtour von London bis Paris. Diese Benefizveranstaltung hatte im Vorjahr zum ersten Mal stattgefunden. Mit dem Erlös unterstützt die Big Issue Stiftung die Verkäufer ihrer regionalen Straßenmagazine im täglichen Leben. Jeder Teilnehmer muss eine Startgebühr von etwa 120 Euro zahlen und sich verpflichten, im Vorfeld der Tour mindestens 1.500 Euro von Sponsoren zu sammeln. Dafür bekommen die Radfahrer Verpflegung, Unterkunft und die Rückfahrt im Eurostar gestellt. Leider ist die Bewerbungsfrist schon abgelaufen; es lohnt sich jedoch, die Webseite zu konsultieren. Immer wieder werden dort neue sportliche Herausforderungen zum Spendensammeln angeboten: Während im Mai eine Fahrradtour von London nach Berlin stattfand, gibt es auch Wanderungen und
TagesSatz
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Ein teures Fußballspiel Jimmy Jump hat ein besonders Hobby: Der Flitzer versucht, auf die Bühne medialer Großereignisse zu springen. Mit großem Erfolg: Neulich konnten wir ihn beim Eurovision Song Contest in Spaniens Performance bewundern. Der Preis ist hoch: Etliche Gerichtsverfahren hat Jimmy schon am Hals, nach dem Auftritt in Oslo wurde er inhaftiert. Doch Jimmy ist nur einer von vielen. Auch die WM bietet für solche Aktionen ein großes Spielfeld. Im wahrsten Sinne des Wortes: Das viereckige Grün animiert immer wieder Fußballbegeisterte, den Spielern besonders nah zu kommen. Dass ein solcher Spaß auch teuer werden kann, spürten drei Fans eines Bundesliga-Fußballvereins. Sie waren auf das Spielfeld gestürmt und wurden von den Sicherheitskräften abgeführt. Der Deutsche Fußballbund verhängte daraufhin eine Geldstrafe in Höhe von 20 000 Euro gegen den austragenden
* VIOLA WIEGAND Marathons im Angebot. Für derartige Veranstaltungen ist die britische Staatsbürgerschaft nicht notwendig. Auch das Freiburger Straßenmagazin „FREIEBÜRGER“ erhofft sich Leserunterstützung. In der Juniausgabe stellte die Redaktion ihre neue Idee der „Job-Paten“ vor. Seit 2008 habe das Magazin mit Hilfe der örtlichen ARGE drei Arbeitsplätze eingerichtet. Die Bezahlung liege nur zwischen 360 und 900 Euro netto und solle dank der Job-Paten erhöht werden. Die Spender könnten im Gegenzug monatlich erwähnt werden.
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MEHR ZUM THEMA: www.bigissue.com www.frei-e-buerger.de
* ANDREA TIEDEMANN Verein, da die Sicherheitsmaßnahmen nicht ausreichend waren. Dieses Geld wollte sich der Verein von den Flitzern wieder zurück holen. Doch das sahen die Fans nicht ein: Zwei von ihnen wehrten sich vor Gericht dagegen, da sie der Meinung waren, der Verein sei auf Grund des fehlenden Sicherheitspersonals zumindest mitschuldig daran, dass es soweit kommen konnte. Doch das Gericht entschied anders: Das fahrlässige Mitverschulden des Vereins trete hinter dem vorsätzlichen Verhalten der flitzenden Fans zurück, die sich im Stadion absichtlich nicht ordnungsgemäß verhalten hatten. Der Verein bekam sein Geld von den Fans zurück.
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Was bringen verlängerte Ladenöffnungszeiten? Der TagesSatz sprach mit Ladenbesitzern in ihrem Stadtteil über die Auswirkungen, die verlängerte Ladenöffnungszeiten für die Geschäftsinhaber nach sich ziehen.
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unächst interessierte uns, welche Auswirkungen die verlängerten Öffnungszeiten haben. Wie gehen große und kleine Geschäfte damit um, wie werden sie von der Kundschaft angenommen? Veränderte sich dadurch etwa die Attraktivität des Wohngebiets? Um mehr Klarheit darüber zu bekommen, führte der TagesSatz Interviews mit Lebensmittelgeschäften und kleineren Läden am Bebelplatz. Die unterschiedlichen Stellungnahmen sprechen für sich. Dabei ist zu bemerken, dass man bei Rewe nicht bereit war, mit uns ein Interview zu führen. Gerade dort hat man diese Entwicklung massiv angeschoben und verfügt wochentags bis 22.00 Uhr über die längsten Öffnungszeiten.
Einkaufsbedürfnisse der Kunden im Wandel
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KA S S E L Frau Riemann [EDEKA] Viele kommen nicht mehr vormittags und sind berufstätig. Sie können nur nach Feierabend einkaufen. Von Kindern bis zu Rentnern werden die längeren Öffnungszeiten gleichermaßen genutzt. Wenn es wärmer ist, werden abends auch mehr Getränke verkauft. Ansonsten ist das Kaufverhalten nicht anders als am Tage. Die verlängerten Öffnungszeiten sind nur mit Schichtarbeit, von 7.00 bis 14.00 Uhr und von 14.00 bis 20.00 Uhr, umzusetzen. Aufgrund der gestiegenen Lebensmittelpreise können allerdings keine zusätzlichen Arbeitskräfte eingestellt werden. Durch die Schichten kann jedoch die vorhandene Arbeitszeit gezielt eingesetzt werden. Problematisch wird es allerdings in Krankheitsfällen. Dann müssen wir einspringen. Im Lebensmittelhandel wird immer mehr am Abend eingekauft. Deshalb werden die Öffnungszeiten ab Juni auf 21.00 Uhr verlängert. Man kann jedoch nicht als Ausgleich dafür morgens eine Stunde später öffnen, weil viele Berufstätige gerade vor der Arbeit einkaufen gehen, um sich die nötige Verpflegung für den Arbeitsplatz zu besorgen.
nicht, dass man längeren Öffnungszeiten grundsätzlich ablehnend gegenübersteht: Die Lösung von früher, wo alle einmal in der Woche abends einheitlich länger geöffnet hatten, ist auch für die Kunden besser, weil sie sich nicht fragen müssen, welche Läden wie lange offen sind. Frau Bracht glaubt, dass die Kunden von den unterschiedlichen Öffnungszeiten verunsichert sind und diese somit auch ablehnen. Daraus resultiert kein Plus, sondern eher Verwirrung. Oliver Kasten [o.k.computer GmbH] Die Öffnungszeiten des Ladens sind nach wie vor durchgängig von 10.00 bis 18.30 Uhr. Man würde gerne bis 19.00 oder 20.00 Uhr öffnen, doch ist diese Lösung leider auch mit Schichtarbeit nicht zu realisieren. Die so entstehenden höheren Kosten müssen durch steigende Profite aufgefangen werden. Man kann sich vorstellen, dass Lebensmittelgeschäfte und auch der türkische Schnellimbiss höhere Profite machen können. Wenn im Sommer die Leute noch bis nach
Laden waren. Deshalb verlängerte man die Öffnungszeiten bis 19.00 Uhr und im Weihnachtsgeschäft bis 20.00 Uhr. Wir müssen uns nach den Bedürfnissen unserer Kunden richten, betont Robert. Das bedeutet nicht unbedingt höheren Umsatz, doch steht man ja in Konkurrenz zu Geschäften in der Stadt, die länger aufhaben. Die Personalkosten sind auf diese Weise gestiegen, da die Arbeitszeiten entsprechend aufgestockt wurden. Die Kunden zu verlieren, kann man sich noch weniger leisten, als die Arbeitszeiten anzupassen. In der Filiale in Wilhelmshöhe, die erst vor einigen Wochen übernommen wurde, werden die längeren Öffnungszeiten im Vergleich zum früheren Ladenbesitzer von den Kunden klar angenommen, was zu deutlich höheren Profiten führt. Viele sind froh, wenn sie jetzt nicht mehr in die Stadt zum Einkaufen fahren müssen. Das Angebot wird von allen Kunden genutzt. Viele holen sich auf dem Heimweg ihre bestellten Bücher ab. Robert ist auch froh, dass er auf dem Weg nach Hause schnell ins Lebensmittelgeschäft gehen kann. Er fände es besser, wenn die Öffnungszeiten einheitlich geregelt wären, um Unsicherheiten zu vermeiden.
Service und Kundenorientierung ist entscheidend
Frau Bracht [Reformhaus Bracht am Bebelplatz] Man fragt sich, welchen Sinn die längeren Öffnungszeiten haben. Es entstehen höhere Energie- und Personalkosten. Die Kunden kommen nicht häufiger zum Einkaufen, sondern die Zeiten verschieben sich. Die Verkäuferinnen haben am meisten darunter zu leiden. Wenn sie immer länger abends arbeiten müssen, kommen sie viel zu spät nach Hause und haben immer weniger Zeit für ihre Familie. Bisher hat das Reformhaus seine Öffnungszeiten noch nicht verlängert, doch man fühlt sich gezwungen, demnächst eine halbe bis eine Stunde länger zu öffnen. Leider kann man hier nicht mehr Personal einstellen, was zu massiven Überstunden führt. Man will testen, welche Zeiten für die Anpassung am sinnvollsten ist. Das bedeutet TagesSatz
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23.00 Uhr ihr Bier draußen trinken können, gibt das dem Bebelplatz eine ganz andere Lebensqualität. Würden alle Geschäfte längere Öffnungszeiten einhalten, könnte die Attraktivität des Platzes auch tagsüber erheblich gesteigert werden. Sind Leute abends in Kneipen und sehen im Schaufenster interessante Angebote, so zieht das auch neue Kunden in seinen Laden. Als Kunde ist er natürlich froh, dass er nach 21.00 Uhr noch Lebensmittel einkaufen kann. Als Ladenbetreiber kann er vieles nicht am Tag einkaufen und wäre froh, wenn mehr Geschäfte abends auf hätten. Wichtig ist ihm jedoch dabei auch, auf die Arbeitsbedingungen zu achten. Jörg Robert [Buchladen am Bebelplatz] Ursprünglich waren die Öffnungszeiten bis 18.30 Uhr, doch merkte man, dass viele Kunden vor Toresschluß im
Wie aus den Interviews eindrucksvoll hervorgeht, haben verlängerte Ladenöffnungszeiten Vor- und Nachteile: Einerseits ist es begrüßenswert, wenn man abends länger einkaufen kann. Auf der anderen Seite besteht so die Gefahr, dass sich die Arbeitsbedingungen in den Geschäften dadurch verschlechtern, weil man oft nicht in der Lage ist, mehr Personal einzustellen. Für die Kunden ist von Vorteil, dass sie nicht am Abend nochmals in die Stadt fahren müssen und in ihrem Stadtteil einkaufen können. Auf diese Weise verbessert sich die Attraktivität des Wohngebiets. Wären die Öffnungszeiten der Geschäfte wiederum einheitlich geregelt, könnte viel Verwirrung vermieden werden.
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KASSEL
Ein „Mekka“ für Cineasten
Privat
Auf großen internationalen Filmfestivals, in Berlin, Cannes, Venedig etwa, werden die besten Filme mit Goldenen Bären, Löwen oder Palmen ausgezeichnet. Die Jurys sind hochkarätig besetzt. Die prämierten Filme aber bekommen wir vermutlich nicht zu sehen. Es sei denn, wir lieben Programmkinos – und wohnen in und um Kassel.
* NORA MEY
F
rank Thöner, Mitinhaber der Kasseler Programmkinos und in der Kasseler Kultur- und Freien Szene gleichermaßen bekannt und geschätzt für sein vielfältiges Engagement, bestätigt, dass die prämierten Festival-Filme nicht immer die wirtschaftlich erfolgreichen Publikumsrenner und Blockbuster sind, um die sich die großen Cine- und Multiplex-Kinos kümmern. Zudem dauere es häufig ein Jahr, bis die Filme in die Kinos gelangen. Und dann sei es nötig, nochmals Informationen für das Publikum aufzubereiten. Deshalb gibt es monatlich die Zeitschrift „cine“, 15 Seiten stark, mit einer Auflage von 20.000 Stück. An 405 Verteilerstellen liegt sie kostenlos aus, ist im besten Sinne Werbe- und Informationsträger der in Kassel existierenden Programmkinos.
den die Filme platziert, bei Erfolg können sie länger laufen oder bei nachlassendem Interesse in ein kleineres Kino verschoben werden. Auf diese Weise ist man flexibel und kann ein breites Spektrum vom anspruchsvollen Mainstream-Film bis zum besonderen künstlerischen oder gar experimentellen Film zeigen.
Davon gibt es vier: Seit 1981 besteht die „Keimzelle“, ein kleiner Filmladen in der Goethestraße. Frank Thöner, Gerd Witzel, Gerhard Wissner und Burkhard Hoffmann arbeiten seit der gemeinsamen Gründung zusammen. Damals waren sie Studenten und meinten, dass nach der Schließung des
Gewürdigt wird das vielfältige und anspruchsvolle Management der Programmkinos dadurch, dass zum Beispiel Jahr für Jahr sowohl die Bali-Kinos als auch der Filmladen mit Förderpreisen des Landes Hessen und des Bundes ausgezeichnet werden.
„Wir machen ein gutes Programm“ kommunalen Kinos noch gute Filme in Kassel laufen sollten. 1995 und 1996 investierten sie in die Bali-Kinos im alten Hauptbahnhof, der gleichzeitig renoviert und zum Kulturbahnhof umgewidmet wurde. 2001 konnte das Team noch das alte Gloria-Kino übernehmen, das mit seinem schönen Saal aus den fünfziger Jahren etwas Besonderes ist. Die vier verschieden großen Kinos sind miteinander programmmäßig verknüpft. Je nach geschätzter Besucherzahl, aber auch je nach den Anforderungen des Verleihs (zum Beispiel Anzahl der Plätze oder einzuhaltender Termin Bundesstart) wer24
Auf die Frage nach der wirtschaftlichen Bilanz lächelt Frank Thöner und meint: „Na ja, es geht, wir zahlen uns auch nicht so viel. Und wir machen ein gutes Programm.“ Verschiedene Zielgruppen würden angesprochen, man arbeite mit Schulen zusammen, veranstalte Kinderprogramme, organisiere Reihen besonderer Filme, lade Regisseure ein, betreibe im Sommer auch das Open-Air-Kino und organisiere das Dokumentarfilm-Fest.
Unbeschwert kann man allerdings trotzdem nicht sein. Die Digitalisierung der Filmbranche, auf die insbesondere die Verleihe drängen, wird 60-100.000 Euro pro Kino kosten. Diese Beträge werden die Kinos nicht allein tragen können, zumal auch die Betriebskosten in erheblichem Maße steigen werden. Computertechnik sei eben generell gegenüber den robusten langlebigen Filmprojektoren sehr viel kostenintensiver, betont Frank Thöner. Modelle für die Finanzierung der Umstellung sind angedacht, aber auch strittig – eine akzeptable Lösung ist zur Zeit noch nicht in Sicht.
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MEHR ZUM THEMA: www.filmladen.de
TagesSatz
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DIE KOCHNI S C H E
Kochen mit dem TagesSatz * HANS PETER PUNG & TEAM
owik2 (photocase.com)
Leckere Gerichte für Sie entdeckt
Grillen In dieser Ausgabe möchten wir uns noch einmal mit dem Thema Grillen beschäftigen. Diesmal soll es um das Thema Marinaden und Dips gehen. Einen wichtigen Tipp für das gute Grillen möchten wir Ihnen vorab ans Herz legen: Bitte legen Sie ihr Grillgut nie direkt aus dem Kühlschrank auf den Grill. Ihr Fleisch sollte Zimmertemperatur haben, so verhindern sie, dass es trocken und zäh wird.
Süß-scharfe Marinade
Quark-Limetten-Dip
2 EL Sojasauce, 3 EL Honig, 1 EL Tomatenketchup, Cayennepfeffer, 1 Schalotte
200g Quark, 2 EL Joghurt, Saft 1 Limette, Basilikum (circa 10 Blättchen), Pfeffer (weiß), Salz
Schalotte schälen, in feine Ringe schneiden. Sojasauce, Honig und Ketchup miteinander verrühren. Mit ein wenig Cayennepfeffer nach Geschmack würzen. Danach Schalottenringe zufügen.
Quark und Joghurt mit dem Limettensaft glatt rühren. Basilikum waschen, trocknen, fein hacken und zufügen. Mit Salz und Pfeffer abschmecken.
Zitronenmarinade
Tipp: Passt gut zu Geflügel, wie Hühner- , Puten oder Entenbrust. Fleisch in eine Schale legen, mit der Marinade übergießen, mindestens 2 Stunden ziehen lassen. (Reicht für 4 Portionen/ circa 0,20 Euro pro Portion)
1 Zitrone, 1 TL Zitronenpfeffer, 2 TL Dijon-Senf, 4 EL Olivenöl, 1 Zwiebel, Kräutersalz, bunter Pfeffer Zwiebel würfeln, fein hacken. Zitrone halbieren, auspressen. Den Saft mit Zitronenpfeffer, Senf und dem Öl verrühren. Zwiebelwürfel zufügen. Mit Salz und Pfeffer abschmecken. Tipp: Diese Marinade passt sehr gut zu Fisch mit festem Fleisch (zum Beispiel Thun- oder Schwertfisch) und Meeresfrüchten wie zum Beispiel Garnelen oder Langusten. Fisch oder die Meeresfrüchte mit der Marinade bestreichen und für mindestens 3 Stunden kühl stellen. (Die Marinade reicht für etwa 4 Portionen und kostet etwa 0,25 Euro pro Portion).
TagesSatz
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Tipp: Passt gut zu dunklen Fleischsorten wir Rind oder Lamm, aber auch zu Fisch oder nur zu Weißbrot (4 Portionen / 0,30 Euro pro Portion)
Chili-Sauce 1 Knoblauchzehe, 1 EL Olivenöl, 1 rote Paprika, 400g Tomatenpüree, 1 getrocknete Chilischote, Salz
Joghurt-Dip
Knoblauch schälen, sehr fein würfeln. Joghurt und Quark verrühren. Knoblauch zufügen. Kräuter unterheben. Mit Salz und Pfeffer würzen.
Knoblauch schälen, fein würfeln. Paprika waschen, halbieren, entkernen, in feine Streifen schneiden. Öl in einer Pfanne erhitzen, Knoblauch glasig dünsten. Paprika zufügen, circa 3 Minuten dünsten lassen. Tomatenpüree zufügen. Chilischote in feine Ringe schneiden und unterheben. Etwa 10 Minuten köcheln lassen. Mit Salz abschmecken.
Tipp: Passt gut zu Hackfleisch, gegrilltem Gemüse oder zu Fladenbrot. (4 Portionen / 0,30 pro Portion)
Tipp: passt zu allen Fleischsorten (ideal Schwein) aber auch Würstchen. ( 6 Portionen / 0,30 Euro pro Portion)
200g Joghurt natur, 2 EL Quark, 1 Knoblauchzehe, 2 EL gehackte Petersilie, 2 EL Schnittlauchröllchen, Salz, Pfeffer
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K U LT U RT I P PS
GÖTTINGEN
* WILLI STRÜBIG
ThOP
Die Empfehlung
So 04.07. / 11.00 Uhr Sterntheater, Gö Frühstückskino mit Kaffee & Croissants: Mahler auf der Couch (2010) Vorbestellung: 0551 / 75032 (ab 17 Uhr). Di 06.07. / 20.00 Uhr Werkstatt e.V., Ks
Scherenschnitt oder Der Mörder sind Sie! Theater im OP Victoria Fitz inszeniert das meistgespielte Stück der USA. Ein Friseursalon im Haus des Coiffeurs Bartelomäh Wuttig, eine Künstlerin, eine Leiche und vier Verdächtige – doch wer ist der Mörder? Dieser interaktive Krimiabend nach Paul Pörtner baut im zweiten Teil auf die Zuschauer. Sie befragen die potentiellen Ver-
brecher. Ein Kommissar sorgt dafür, dass kein Auge trocken bleibt und der Schurke am Ende seine Strafe erhält. Wer das aber sein wird, hängt dabei alleine vom Publikum ab.
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MEHR ZUR EMPFEHLUNG: Premiere: Mi 08.07. / 20.15 Uhr Weitere Vorstellungen: 9., 13., 15. bis 17., 20. und 22. bis 24.07. Eintritt: 9 Euro, erm. 6 Euro www.thop.uni-goettingen.de
bis Mo 19.07. Naturkundemuseum (Steinweg), Ks
Fr 16.07. - Sa 31.07. Kulturinitiative TRAFO, Ks
Herrscher der Lüfte Öffnungszeiten: Di-So 10.00-17.00 Uhr, Mi 10.00-20.00 Uhr, Erwachsene 3 Euro, Jugendliche (6-16 Jahre) erm. 2 Euro, Gruppen pro Person 2 Euro, Schulklassen pro Person 1 Euro; siehe auch Beitrag im Kulturteil)
Mike Euler: Gott und die Welt: Vernissage: Fr., 16.07. 20.00 Uhr (Öffungszeiten: Mi 10.00-20.00 Uhr, Do 14.00-18.00 Uhr)
bis Sa 28.08. Do, Fr, Sa / 20.00 Uhr Freibad Brauweg, Gö Kino: Lumiere goes open air www.lumiere.de Mo 05.07. - Do 08.07. Stadtradio Göttingen, Gö Ferienwerkstatt für Kinder und Jugendliche Kosten: 25 Euro Anmeldung: Fachdienst Jugendarbeit/Jugendförderung, Neues Rathaus/Nebengebäude, 3. OG, Zi. 3332, vormittags oder nach Vereinbarung mit Frau Becker: 0551 / 400-2689
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Do 01.07. / 20.00 Uhr Literarisches Zentrum, Gö Lesung: Renate Lingor (Ex-Profifußballerin, Frankfurt) SC Klinge Seckach oder Wie der Fußball auszog ... Do 01.07. / 20.00 Uhr Kulturfabrik Salzmann, Ks Brecht. Auf Probe „Premiere“ (Eintritt 6,50 Euro, erm. 3,50 Euro; Infos unter 0561/572542 oder unter www.kulturfabrik-kassel.de Fr 02.07. & Sa 03.07. Café Kollektiv Kabale Sommerfest: 20 Jahre Café Kabale Sa 03.07. / 19.30-22.00 Uhr Staatstheater (Schauspielhaus), Ks Kleiner Mann, was nun?: Revue von Tankred Dorst und Peter Zadek nach dem Roman von Hans Fallada)
Autorencafé: Varia Antares: Liebe, Freundschaft und was dazwischen liegt Mi 07.07. / 15.30 Uhr Freie Altenarbeit, Gö Erzählcafé: Eine neue Liebe ist wie eine neues Leben – oder? – Partnersuche und -vorstellungen im Alter Do 08.07. / 19.30 Uhr Kulturzelt (Drahtbrücke), Ks Esperanza Spalding Quartett (VVK 24 Euro, AK 26 Euro) Do 08.07. / 20.00 Uhr Cartoon, Gö Kreuzberg on KulTour: Freie Bühne für jeden, Eintritt frei www.cafe-kreuzberg.de Fr 09.07. / 18.00 Uhr Foyer International, Gö English Film: The Graduate (1967; Original, ggf. mit Untertitel) Eintritt frei, Spende erbeten Fr 09.07. / 19.00 Uhr Universitätskirche St. Nikolai, Gö Nacht der Lichter – Taizé-Gebet Evangelische Studierendengemeinde (esg) & Katholische Hochschulgemeinde (khg) �Sa 10.07. / 17.00 Uhr Mensa am Wilhelmsplatz, Gö Doppelkonzert: muSix & UniCante: The Fabulous A Cappella Hit Sensation Sa 10.07. / 20.00 Uhr Kulturfabrik Salzmann, Ks Ungehörsam – das kleine OldschoolEBM-Festival (Eintritt 18 Euro, erm. 15 Euro) TagesSatz
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KULTURT I P P S
Radtour: Die schönsten Tieplätze im östlichen Göttinger Land (ca. 60 km, 7 Std., Selbstverpflegung) Leitung: Wolfgang Hoffmann, 0551 / 370 68 53 Treff: Stadtausgang Reinhäuser Landstr./Am Rischen www.adfc-goettingen.de So 11.07. / 15.00-17.00 Uhr Dschingis Khan (Auedamm), Ks Jazz am Auedamm: Helmut Schäfer Quartett Mi 14.07./ 20.00 Uhr Werkstatt e.V., Ks Filmforum Psyche: Diese Nacht Do 15.07. / 11.00 Uhr Stadtbibliothek, Gö Julius-Club: Göttingen im Panoramablick: Löst du das Fotorätsel? Anmeldeinfos: www.stadtbibliothek. goettingen.de So 18.07. / 18.00 Uhr Alte Brüderkirche (Steinweg), Ks Achtmal Alte Brüderkirche: Duo „The Slide Show Secret“: Eva Zöllner (Akkordeon) und Jochen Eckhardt (Kontrabass) spielen isländische und skandinavische Musik; Eintritt frei! So 18.07. / 19.30 Uhr Kulturzelt (Drahtbrücke), Ks Marianne Faithful: an intimate evening with Marianne Faithful & Doug Pettibone (ggf. AK 30 Euro)
Die Empfehlung
* HARALD WÖRNER
Kassel
actmusic.com
So 11.07. / 10.00 Uhr ADFC Göttingen & Galerie Göttinger Land
Jazz Forward! Helge Lien-Trio & Dan Berglunds Tonbruket im Kulturzelt Die Jazz-Größen Helge Lien und Dan Berglund gastieren am malerischen Fuldaufer. Wie man „The Art Of The Trio“ perfekt beherrscht, das kannten Hörer bisher von Größen wie Bernd Mehldau, Bill Evans, oder auch E.S.T. (Esbjörn Svensson Trio). Das Helge-Lien-Trio macht sich nun auf den Weg, um dem Piano-Trio neue und spannende
Klangfarben hinzuzufügen. Die perfekt eingespielten Musiker zeichnen lyrisch-impressionistische Klangbilder, denen man sich nur schwer entziehen kann. Bei E.S.T. spielten außer dem verstorbenen Svensson auch Bassist Berglund, sowie Drummer Öström mit. Nach dessen Ableben lassen die beiden Musiker die Flamme von E.S.T nun in Berglunds Tonbruket weiterleben.
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MEHR ZUR EMPFEHLUNG: Helge Lien Trio & Dan Berglunds Tonbruket Kulturzelt (Drahtbrücke), Ks Sa., 24.07.10 / 19.30 Uhr VVK: 20.- Euro, AK: 22.- Euro Karten: Kulturzelt, HNAKonzertdirektion und „Scheibenbeisser“
Fr 23.07. / 19.30 Uhr Kulturzelt (Drahtbrücke), Ks
So 25.07. / 15.00-17.00 Uhr Kulturzelt (Drahtbrücke), Ks
Fred Wesley & The New JB´s (VVK 17 Euro, AK 19 Euro)
CéU (VVK 17 Euro, AK 19 Euro)
Sa 24.07. / 19.30 Uhr Kulturzelt (Drahtbrücke), Ks
Mi 28.07. / 19.30 Uhr Kulturzelt (Drahtbrücke), Ks
Helge Lien Trio / Dan Berglunds Tonbruket (VVK 20 Euro, AK 22 Euro)
Blood, Sweat & Tears (ggf. AK 28 Euro)
So 25.07. / 11.00 Uhr Frühstückskino mit Kaffee & Croissants: Das Konzert (2009)
Sa 31.07. / 20.00 Uhr Kaufpark, Gö
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TagesSatz
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K U LT U R G Ö TTINGEN
Die Nacht zum Tag gemacht Eine Nacht voller Kunst, Musik und Theater in der Göttingen Innenstadt. 25 Veranstaltungsorte, über achthundert Teilnehmende und noch viel mehr Besucher: die Nacht der Kulturen wurde am 18. Juni nun schon zum neunten Mal angeboten.
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neun Euro im Vorverkauf einigen Besuchern das Konzert zu verschönern. Das vierminütige Theater in der Weender Straße war ebenfalls gut besucht, auch wenn hier nur jeweils ein Zuschauer unterhalten werden konnte. Denn das Stück kam aus einer Art Koffer. Für eine kurze Verschnaufpause aber wahrscheinlich genau das Richtige. Rund viereinhalb Stunden Chorgesang boten 23 Gruppen aus Göttingen und Umgebung in der Jacobi-Kirche. Auch hier reichte das Programm von Pop und Gospel bis zu mittelalterlichen Klängen. Das vierzigstimmige Stück des Renaissancekomponisten Alessandro Striggio bildete mit Sicherheit den Höhepunkt. Corinna Weber bezauberte vor dem Nörgelbuff mit ihrer klaren durchdringenden Stimme. Seitdem sie zwölf Jahre ist, schreibt die Göttinger Singer-Songwriterin ihre Lieder selbst. Inspiriert von erlebten Alltagsgeschichten weisen ihre Texte und Melodien eine unglaubliche Intensität auf. Nur wenige Zuhörer begaben sich jedoch in diesen Genuss.
Stärker besucht war hingegen das Städtische Museum. Obwohl das Konzert eigentlich drinnen stattfindet, tanzten die Leute auf der Straße und verbreiteten eine gute Stimmung. In der vollen Halle sorgte die Reggaeund Soca-Musik vom African Culture Club des KAZ e.V. mit jamaikanischen und gambischen Rastafarians für gute Laune und entspannte Gelassenheit. Gleich um die Ecke, im Cafe Botanik, konnte man zu orientalischer Musik eine Bauchtänzerin bewundern. Das Programm bot also für alle Altersgruppen etwas – Theateraufführungen für Kinder, Musik, Ausstellungen und Lesungen für junge und ältere Besucher. Die Stadt wurde dabei von einem Flair umhüllt, das sonst in Göttingen nur selten zu spüren ist. Entspannte und freundliche Stimmung, die im Cafe Botanik, bei Rhythmen des Soundsystems aus Gambia oder auf dem Wochenmarkt bei Soulmusik und R&B ausklingen konnte – oder auch im Deutschen Theater, in dem um 22.00 Uhr „Der kleine Prinz“ gespielt wurde. Das Programm war eben vielfältig.
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Jörg „Yogi“ Müller
m frühen Abend war noch recht wenig los – das Stadtbild war doch eher von den noch übrig gebliebenen Fußballfans geprägt, die lautstark ihre Lieder sangen und es beinahe schafften, die unterschiedlichsten Künstler zu übertönen. Trotz der Niederlage gegen Serbien an diesem Tag konnte man erst allmählich Menschentrauben ausmachen, die der Musik der Akteure lauschten. Folk, Lounge, Pop, Klassik oder jazziger Saxophon-Sound, den Besuchern wurde dabei viel geboten. Aus Geschäften drang Musik, die die Besucher in die Läden trieb. Auch um die stadtbekannten Straßenmusiker, die sich für diesen Abend extra zusammengetan hatten, bildeten sich Menschenmassen. Publikumsmagnet war jedoch wie immer das Konzert des Göttinger Symphonie Orchesters auf dem Marktplatz am Gänseliesel. Ungarische Tänze von Johannes Brahms oder Slawische Tänze von Antonin Dvorak – die Musik begeisterte das Publikum trotz der schlechten Akustik. Ein kleiner Zaun bot hier jedoch für diejenigen, die es sich leisten konnten, einen besseren Ausgangspunkt. Denn direkt vor der Bühne waren einige Reihen Plastikstühle aufgestellt worden, um für
* ANNA KNOKE
Melancholisches vor dem Nörgelbuff
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KULTUR KA S S E L
digitaleaugen.de
Die Eroberung des Luftraums * FRITZ KROGMANN
Unter dem Titel „Herrscher der Lüfte“ zeigt das Kasseler Naturkundemuseum im Ottoneum bis zum 19. September 2010 eine Ausstellung über den „Traum vom Fliegen“.
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m Laufe der Evolution ist es vier Tiergruppen gelungen, den Luftraum zu erobern. Die ersten waren die Insekten, die wahrscheinlich bereits zu Beginn des Karbons vor etwa 350 Millionen Jahren die Fähigkeit des Fliegens entwickelten. Neben vielen auffälligen Arten der Gegenwart zeigt die Ausstellung auch zwei Modelle von urzeitlichen Insekten, die damals viel größer wurden als in der Gegenwart: eine Libelle und einen Netzflügler, einen Verwandten der heutigen Eintagsfliegen. Gegen Ende der Trias, vor etwa 220 Millionen Jahren, entstanden als fliegende Vertreter der Reptilien die Flugsaurier oder Pterosaurier. Da ihr Körper von einem dichten Haarkleid geschützt wurde, waren sie wahrscheinlich warmblütig. Während der Juraund Kreidezeit entwickelten die Flugsaurier eine große Formenvielfalt. Die kleinsten waren nicht größer als ein Singvogel, die größten erreichten eine Flügelspannweite von 12 bis 14 Metern, wogen aber dennoch nicht mehr als etwa siebzig bis hundert Kilogramm. Am Ende der Kreidezeit wurden auch die Pterosaurier von der großen Aussterbewelle erfasst, die die Dinosaurier und die großen Meeresreptilien hinwegraffte. Als spektaku-
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lärste Objekte der Ausstellung kann man Rekonstruktionen der Flugsauriergattungen Tapejara und Criorhynchus mit Flügelspannweiten von sechs und zehn Metern bewundern. Die Vögel entwickelten sich im oberen Jura, vor etwa 150 Millionen Jahren, aus kleinen, aufrecht laufenden Raubdinosauriern. Dies kann man sehr gut erkennen, wenn man die im Museum ausgestellten fossilen Abdrücke der Skelette des Urvogels Archaeopteryx und des Dinosauriers Compsognathus miteinander vergleicht. An einem Modell des etwa taubengroßen Archaeopteryx fallen vor allem die bezahnten Kiefer und die verkümmerten Krallenfinger auf. Neben den Präparaten vieler heutiger Vögel, wie Kondor, Marabu und Bartgeier, findet man Informationstafeln, auf denen die Formen und Flugeigenschaften verschiedener Vogelflügel beschrieben werden – vom stundenlangen Segelflug der Albatrosse bis zum Schwirrflug der Kolibris. Die Evolution der vierten flugfähigen Tiergruppe, der Fledermäuse und Flughunde, liegt gegenwärtig noch im Dunkel. Das älteste bekannte Fledermausfossil stammt aus dem Eozän und ist etwa fünfzig Millionen Jahre alt. Es ähnelt aber bereits stark den
heutigen Fledermäusen, so dass der eigentliche Ursprung dieser mit fast 1.000 Arten zweitgrößten Säugetierordnung vielleicht bis in die Kreidezeit zurückreicht. Fledermäuse sind hochspezialisierte Nachttiere und vor allem wegen ihres Ultraschall-Ortungssystems bemerkenswert. Im Museum wurde auf eine Wand ein Nachthimmel projiziert, vor dem man die Silhouetten verschiedener Fledermausarten vorüberflattern sehen kann. Der letzte Abschnitt der Ausstellung ist der Eroberung des Luftraums durch den Menschen gewidmet. Beginnend mit mythologischen Themen, wie der Sage von Dädalus und Ikarus, kann man die Geschichte der Luftfahrt anhand von Bilddokumenten nachvollziehen: Von den Flugmaschinen Leonardo da Vincis über den Heißluftballon der Brüder Montgolfier, das Segelflugzeug Otto Lilienthals, die Zeppeline, das Motorflugzeug der Gebrüder Wright und den ersten Hubschrauber bis zur Mondrakete, die den Luftraum schließlich überwand und ins Weltall vorstieß.
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MEHR ZUM THEMA: Öffnungszeiten: Di-Sa: 10-17 Uhr, Mi: 10-20 Uhr, So: 10-18 Uhr 29
Gandersheimer Domfestspiele
H I N T E R D E N KULISSEN
Böse Buben unter der Stiftskirche „Im Auftrag des Himmels“ bei den Gandersheimer Domfestspielen
* ANDREA TIEDEMANN
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ie Geschichte der Blues Brothers hat Kultstatus. Die beiden Waisenkinder Jake und Elwood sind – mittlerweile erwachsen – vor allem durch ihre kriminellen Erfolge bekannt. Als sie erfahren, dass ihr altes Waisenhaus vor dem Ruin steht, wollen sie kurzerhand helfen und Geld heranschaffen. Doch die Leiterin des Waisenhauses, eine Nonne, stellt eine Bedingung: Das Geld soll nicht schmutzig sein. Also versuchen Jake und Elwood, ihre alte Blues-Band wieder zusammen zu bringen, um Geld zu verdienen, im Auftrag des Herrn. Doch das ist nach etlichen Jahren nicht so einfach, vor allem, weil die beiden ständig vor der Polizei flüchten müssen. Vor der Kulisse der Bad Gandersheimer Stiftskirche hat Katja Wolff die Handlung inszeniert. Gespickt mit vielen lustigen Momenten stehen vor allem die Gesangseinlagen der Protagonisten im Vordergrund. Präzise hält Patricia Martin (Musikalische Leitung und Keyboard) die 30
Fäden zusammen. Die Livemusik der acht Combo-Mitglieder, die im hinteren Teil der Bühne sitzen, ist sauber gespielt und angenehm zurückhaltend. Solomon, soulmäßig gesungen von Dennis LeGree, führt als Erzähler durch die Handlung. Sehr engagiert und ansteckend tanzen und singen die Mitglieder der Produktion. Besonders hervorzuheben sind die beiden Protagonisten Jake (Alexander Wipprecht ) und Elwood (Tim Ludwig), die mit sehr viel Spielfreude auf der Bühne agieren. Das Bühnenbild (Birgitta Weiss) ist genau wie das Kostümbild (Cornelia Brey) ein wenig konzeptlos. Die vielseitigen und teils sehr farbenfrohen Kostüme wirken unter der Stiftskirche bei Tageslicht oft etwas unpassend. Umso origineller fallen die Spielideen der Regisseurin und die Tanzeinlagen der Choreographin (Barbara Tartaglia) aus. Das Publikum wird ganz selbstverständlich als Statistenchor eingespannt. Und es wird viel gerollt auf der Bühne: Tretroller, Kinderroller, Rollator und rollende Schuhe ziehen sich durch den Abend und bringen Tempo auf die Bühne. Ein anderes Element erschließt sich dafür weniger: Etwas übertrieben wirken die Ge-
waltausfälle einiger weiblicher Rollen. Ob die hysterische Ader der Frauenrollen humoristisch sein soll, bleibt offen und letztlich dem Publikum überlassen. Die Schauspieler und Sänger schafften innerhalb kurzer Zeit, das zunächst zurückhaltende Premierenpublikum in eine lockere Atmosphäre zu versetzen. Am Ende klatschten und tanzten viele der Besucher und forderten mit lang anhaltendem Applaus Zugaben.
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MEHR ZUM STÜCK: Termine im Juli, jeweils 20 Uhr: 04. (15 Uhr), 06., 07., 09., 11. (15 Uhr), 17., 21., 23., 24. (15 Uhr), 29., 31. Tickets ab 23 Euro Die Gandersheimer Domfestspiele laufen bis zum 01. August. Zu sehen sind neben dem Blues-Brothers-Musical auch die SwingingSchlagerette „Fliege mich zum Mond“, das Schauspiel „Wie im Himmel“ und das Kinderstück „Pipi Langstrumpf“. Zudem gibt es ein Rahmenprogramm und ein Klavierfestival. Mehr Infos unter www.gandersheimer-domfestspiele. de und unter 05382 / 73777. Tipp: Warme Sachen und Regenschutz mitnehmen, vor Ort können auch Decken geliehen werden! TagesSatz
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ZWISCHEN DEN ZE I L E N
Buch ab! Was vor die Linse kommt, können wir als Zuschauer tagtäglich in Film und Fernsehen sehen. Was jedoch hinter den Kameras passiert, erfahren sie in diesen drei Büchern.
* DANIELE PALU Kinogeschichte
Dumm-TV
Hinter den Kulissen
Anfang der fünfziger Jahre gab es kaum Filmkunsttheater. Werner Grassmann eröffnete 1953 in einem alten Hamburger Buchlager, das nicht mehr genutzt wurde, ein kleines Filmkunstkino mit 25 Plätzen. Das Interesse unter Hamburgs Cineasten war mäßig, und das kleinste Kino der Welt war häufig nicht ausverkauft, obwohl es Filme präsentierte, die kaum in Deutschland zu sehen waren. Das Kino musste 1956 wieder schließen. 1970 startete Grassmann einen zweiten Versuch. Er gründete in einer alten Garage das Abaton-Kino, bis heute eines der wichtigsten Programmkinos Deutschlands, vielfach ausgezeichnet für das filmkulturelle Engagement. Anekdotenreich und sehr unterhaltsam berichtet Grassmann – Kinopionier, Filmemacher, Querdenker und begnadeter Geschichtenerzähler – über den abenteuerlichen Wiederaufbau der deutschen Filmkultur der 1950er bis 1970er Jahre. Ein echtes Kleinod!
Durchschnittlich fast dreieinhalb Stunden pro Tag verbringen wir vor der Glotze – und konsumieren dabei allerlei fragwürdige Sendungen. Der Kulturjournalist Alexander Kissler hat eine Expedition zu den Untiefen deutscher Fernsehkultur unternommen. Er zerpflückt genüsslich Kochsendungen, Dokusoaps und Reportagesendungen. Dschungelcamp, DSDS und Heidi Klums Topmodels dürfen bei Kisslers Medienkritik ebenso wenig fehlen wie die so genannten RealLife-Soaps „We are Family“, „Lebe deinen Traum“ und „Raus aus den Schulden“. Dabei gelingen dem Feuilletonisten zahlreiche feine, manchmal amüsante und oftmals schockierende Beobachtungen. Allerdings beschränkt er sich allzu oft darauf, exemplarisch schlimme Sendungen in epischer Länge nachzuerzählen. Nicht selten ist man da versucht, Kisslers Polemiken einfach „wegzuzappen“, sprich: das Buch zuzuklappen. Letztlich verhält es sich mit seinem Buch aber wie mit einem Autounfall: Das Geschilderte ist einfach zu schrecklich (und dazu noch herrlich sarkastisch), als dass man es nicht bis zum Ende gelesen haben möchte.
Sat1 war nicht gerade begeistert, als das Buch „Die TV-Falle“ erschien. Kein Wunder, denn Schawinski ist ehemaliger Chef des Senders und plaudert reichlich aus dem Nähkästchen. Neben unterhaltsamen Anekdoten wird Schawinski aber auch ganz konkret: Er verrät, was unser TV-Programm so kostet. Eine Stunde Realityshow? 100.000 Euro! Deutsche Serien? Pro Stunde 600.000 Euro. Die Produktion eines Spielfilms? Rund zwei Millionen Euro! Grund genug für viele Sender, stattdessen lieber US-Serien einzukaufen – bei Kosten von 100.000 Euro plus 20.000 für die Synchronisation ein kalkulierbares Risiko. Schawinski erklärt, wie Fernsehen heute gemacht wird und welche Rolle die Presse dabei spielt – beziehungsweise wie sie sich an der Nase herumführen lässt. Das ist ebenso informativ wie amüsant. Darüber hinaus bedient Schawinski auch das Voyeurismus-Bedürfnis, wenn er sehr persönliche Einblicke in den Umgang eines TV-Bosses mit seinen Stars gibt. So wird Alexandra Neldel, Star von „Verliebt in Berlin“, zur raffgierigen Diva, als die Telenovela unerwartete Erfolge feiert. Auch Ottfried Fischer und Anke Engelke, Stefan Aust und Harald Schmidt bekommen ihr Fett weg. Nicht zuletzt deshalb bleibt ein unangenehmer Geschmack. So kommt das Buch auch als persönliche Abrechnung eines geschassten TV-Machers daher.
Werner Grassmann: Hinter der Leinwand. Nautilus, 16,90 Euro. Taschenbuch, 280 Seiten
TagesSatz
* 07/10
Alexander Kissler: Dummgeglotzt. Gütersloher Verlagshaus, 16,95 Euro. Taschenbuch, 192 Seiten
Roger Schawinski: Die TV-Falle. Rororo, 8,95 Euro. Taschenbuch, 272 Seiten
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I N D E R N A H AUFNAHME Auch wenn für viele Hollywood als Synonym für Film steht: Diesen Monat erinnert uns ein indisches Werk an die besten Tugenden der Zunft. Und passend zum Titelthema des Monats stellen wir den definitiven Klassiker über die Magie des Kinos vor.
DVD-Tipp
outnow.ch
* CLIFFORD SPENCER
Prince of Persia – Der Sand der Zeit R.: Mike Newell USA 2010, FSK 12 Dastan (Jake Gyllenhaal) wird als kleiner Waise von der persischen Königsfamilie adoptiert. Zusammen mit seinem Onkel Nizam (Ben Kingsley) erobert er die heilige Stadt Alamut, angeblich ein Waffenlieferant für die Feinde Persiens. Als der König heimtückisch ermordet wird, gerät Dastan in Verdacht. Er flieht zusammen mit der hiesigen Prinzessin Tamina (Gemma Arterton). Sie ist Hüterin eines geheimnisvollen Dolchs, mit dem man die Zeit zurückdrehen kann. Gyllenhaal („Brokeback Mountain“) macht sich wirklich gut als moderner „Sindbad“. Und die weite Landschaft und traumhaften Paläste sind genau so wie sie sein sollten. „Prince of Persia“ gehört zu den besten Videospielverfilmungen. Traurigerweise reicht das gerade so für Mittelmaß. Die Action ist unübersichtlich und die simple Handlung konfus erzählt. Regisseur Newell scheint seine Zielgruppe zudem für etwas beschränkt zu halten. So werden mehrfach Dinge ausführlich erklärt, die der Zuschauer keine zwei Minuten vorher mit eigenen Augen gesehen hat. Ganz so weit dürfte ein Aufmerksamkeitsdefizit der Jugend nicht fortgeschritten sein. 32
My Name is Khan
Cinema Paradiso
R.: Karan Johar Indien 2010, FSK 12
R.: Giuseppe Tornatore F/I 1988, FSK 12
Rizwan Khan (gespielt von Indiens Superstar ShahRukh Khan) ist autistisch veranlagt und gläubiger Moslem. Er ist hochintelligent, auch wenn er durch seine Krankheit etwas unbeholfen wirkt. Aufgewachsen in Indien, zieht er eines Tages in die USA und verliebt sich in die bezaubernde Mandira (Kajol), Hindu und alleinerziehende Mutter. Sie leben trotz Hindernissen glücklich zusammen bis zum 11. September 2001, als das Klima in den USA abrupt umschwingt, mit tragischen Folgen für ihr Familienglück. Laut Khan gibt es nur gute Menschen, die Gutes tun und Böse, die Böses tun. Er ist ein intelligenter Forrest Gump, mit einer so naiven wie weisen Sicht der Dinge. „My Name is Khan“ drückt unaufhörlich auf die Tränendrüse und jede Szene appelliert an das Gute im Menschen. Für manch hartgesottenen Zyniker mag das etwas zuviel des Guten sein. Aber es funktioniert. Während „Forrest Gump“ im Prinzip oberflächlich bleibt und wenig real wirkt, ist „Khan“ ein starkes und zeitgemäßes Plädoyer für religiöse Toleranz und Nächstenliebe. Und so ist „My Name is Khan“ einfach ein sehr guter Film, der Gutes bewirkt.
Der aufgeweckte Toto (Salvatore Cascio/Marco Leonardi) verbringt seine Kindheit und Jugend in einem beschaulichen sizilianischen Dorf in der Nachkriegszeit. Er ist fasziniert vom Cinema Paradiso, dem kleinen Gemeindekino. Bei jeder Gelegenheit schleicht er sich hinein und schwatzt dem gutmütigen Vorführer Alfredo (Philippe Noiret) kleine Filmschnipsel ab. Genervt, aber doch irgendwie angetan von dem cleveren Burschen, nimmt sich Alfredo seiner an und wird bald wie ein Vater für ihn. Das Kino wird zum Dreh- und Angelpunkt seines jungen Lebens. „Cinema Paradiso“ blickt voller Nostalgie auf die Zeit vor den großen Kinoketten. Regisseur Tornatore („Der Zauber von Maléna“) beleuchtet detailversessen das Leben um ein kleines Provinzkino. Diese italienische FilmPerle ist mehr als eine bloße Liebeserklärung an das Kino vergangener Tage, sondern auch ein wehmütiger Blick auf die Höhen und Tiefen des Erwachsenwerdens. Ein Film mag nur eine Abfolge kleiner Tricks sein. Wenn es aber – wie hier – richtig gemacht wird, entsteht eine Magie der großen Emotionen. TagesSatz
* 07/10
DAS LE T Z T E
DER TiCKER NACHRICHTEN AUF DEN LETZTEN DRÜCKER Impressum Bibliotheken-Wettbewerb GÖTTINGEN – „Bibliothek mit Qualität und Siegel“: So darf sich die Stadtbibliothek Göttingen in den nächsten drei Jahren nennen. Vor der Verleihung der Urkunde prüften Bibliothekare, Vertreter des Kultusministeriums und der Büchereizentrale die Nutzungsdaten wie Ausleihe und Bestand, aber auch die interne Organisation – zum Beispiel Arbeitsabläufe, Ressourcen, technische Ausstattung und Erscheinungsbild – und vergaben anschließend ein „Gut“. Im bundesweiten Vergleich zählt Göttingen damit zu den fünf besten Bibliotheken in ihrer Größenordnung. (nw)
Protest gegen Abschiebungen GÖTTINGEN – Etwa vierhundert Roma aus dem Kosovo leben zurzeit in Göttingen – und möglicherweise droht der Hälfte von ihnen die Abschiebung. 22 Personen sollen bis Ende Juli zurück in den Kosovo gebracht werden; die Prüfung der anderen Fälle steht noch aus. Das Göttinger Bündnis gegen Abschiebung und der Arbeitskreis Asyl protestierten gegen dieses Vorgehen: Die Lage im Kosovo sei für Roma keineswegs sicher. Sie begleiteten am 10. Juni einige Familien zur Göttinger Ausländerbehörde. Dort baten sie
um Einsicht in eine Liste, die für eine Abschiebung vorgesehene Personen aufführt. Auch die bislang zehn Träger des Göttinger Friedenspreises äußerten sich. Sie fordern ein dauerhaftes Bleiberecht für die etwa 10.500 Roma-Flüchtlinge aus dem Kosovo, die in Deutschland leben. Diese „Göttinger Erklärung“ wurde Ende Mai der Innenminister-Konferenz in Hamburg überreicht. (nw)
Druck am Arbeitsplatz macht immer mehr Menschen krank Kassel – Die Zahl der Schwerbehinderten steigt in Nordhessen alljährlich an. Das Regierungspräsidium Gießen als zuständige Fachstelle der Versorgungsämter zählt für Nordhessen 109.000 Schwerbehinderte im Jahr 2008. Als schwerbehindert gilt ein Mensch, bei einem Grad einer Behinderung ab fünfzig. Die Zahl der leichter Behinderten mit einem Grad von zwanzig bis vierzig wuchs von 71.000 auf 73.000 Personen an. Dabei ist insbesondere die Zahl der psychischen Beeinträchtigungen erheblich. 2010 wird das Integrationsamt hessenweit fast sechzig Millionen für Hilfen am Arbeitsplatz ausgeben. Mehr als 150.000 Menschen haben 2009 in Hessen einen Antrag auf einen SchwerbehindertenAusweis gestellt. Mehr als eine Million Personen in dem Bundesland sind behindert. Die größte Gruppe mit fast 700.000 Personen sind schwerbehindert. In Hessen leben über sechs Millionen Menschen, demnach wäre jeder sechste Einwohner behindert und fast jeder achte schwerbehindert. (hw)
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Werner Koßmann
Nächstes Mal AUGUST-Ausgabe 2010
Die Augustausgabe des TagesSatz ist die geschätzte Verkäuferausgabe. Es wird ein erstes Resümee über die Soziale Stadtführung geben, die seit diesem Jahr in Göttingen vom TagesSatz und der Bahnhofsmission angeboten wird. Und natürlich greifen unsere Verkäufer wieder selbst zur Feder und berichten aus ihrem Leben, oder werden von Redakteuren interviewt.
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TagesSatz
* 07/10
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TagesSatz, das Straßenmagazin Herausgeber: TagesSatz e.V. 1. Vorsitzender: Hans Peter Pung Adresse der Redaktion Kassel: Westring 69, 34127 Kassel Telefon: 0561 / 861 58 43 Fax: 0561 / 861 58 61 E-Mail: kassel@tagessatz.de Mo, Di, Do: 10-12 Uhr Mi & Fr: 17-19 Uhr Adresse der Redaktion Göttingen: Obere Karspüle 18, 37073 Gö. Telefon: 0551 / 531 14 62 E-Mail: goettingen@tagessatz.de Mo, Di, Do, Fr: 10-13 Uhr Mi: 14-16 Uhr Homepage: www.tagessatz.de Bankverbindung: Kasseler Sparkasse Kto.: 11 833 79 Blz.: 520 503 53 Sparkasse Göttingen Kto.: 505 815 11 Blz.: 260 500 01 Redaktionsleitung: Jörg Sanders, Malte Schiller (GÖ), Harald Wörner (KS) Pressesprecher: Malte Schiller Vertriebsleitung: Kassel: Christian Piontek Tel.: 0561 / 861 58 18 Göttingen: Juliane Michael Tel./Fax: 0551 / 531 14 62 Anzeigenleitung: Büro Kassel Tel.: 0561 / 861 58 43 Jörg Sanders (GÖ) Tel.: 0163 / 685 99 98 Redaktion Kassel: Stefan Giebel, Trudi Kindl, Stephanie Kommor, Fritz Krogmann, Bianca Kuchenbrod, Nora Mey, Hans Peter Pung Kultur KS: Fritz Krogmann Redaktion Göttingen: Detlef „Rocky“ Bernhard, Melanie Hallensleben, Anna Knoke, Jörg „Yogi“ Müller, Daniele Palu, Jörg Sanders, Nelly Sautter, Clifford Spencer, Willi Strübig, Andrea Tiedemann, Viola Wiegand, Pia Zojer News GÖ: Nora Wetzel Illustration GÖ: Pilar Garcia Fotografie: Clemens Eulig, Jörg „Yogi“ Müller, Jörg Sanders, Carsten Seydlowsky, www.photocase.com Umschlag: Andrea Tiedemann Layout: Dirk Mederer Sozio-Kultur-Werbeagentur Plazebo www.plazebo.net, info@plazebo.net Druck: COLOR-Druck GmbH ViSdP: Jörg Sanders, Malte Schiller TagesSatz erscheint zwölfmal im Jahr im Straßenverkauf in Kassel und Göttingen. Auflage dieser Ausgabe: 2.250
Namentlich gekennzeichnete Beiträge geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion wieder. Die Redaktion behält sich vor, Leserbriefe in gekürzter Version zu veröffentlichen. Nachdruck, auch auszugsweise, nur mit Genehmigung der Redaktion.
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W O H I N , W E NN Allgemeine Hilfen
EssenSAUSGABEN
Göttingen
Göttingen
Caritasverband Göttingen Allgemeine Lebens- und Sozialberatungsstelle Godehardstr. 18 37081 Göttingen 0551/999590
Die Göttinger Tafel Jakobikirchhof 1 37073 Göttingen Tel. 0551–51030
Opferhilfebüro Göttingen für Opfer von Straftaten Maschmühlenweg 11(Landger.) 37073 Göttingen 0551/5213883 Weißer Ring e.V. Hilfen für Opfer von Straftaten Ansprechpartner: Herr Bayer 0551/6338876 Sozialdienst für Migranten, RABaZ-Beratungs- & Vermittlungsstelle für ausländische Jugendliche Karspüle 16 37073 Göttingen 0551/57739 BONUS Freiwilligenzentrum Godehardstr. 18 37081 Göttingen 0551/9995917 Neue Arbeit Brockensammlung Levinstr.1 37079 Göttingen 0551/5067320 Pro Familia Rote Str.19 37073 Göttingen 0551/58627 Selbsthilfe Körperbehinderte Prinzenstr. 19 37073 Göttingen 0551/54733-0 Selbsthilfegruppe für Mobbing-geschädigte – Rainer Beutler 05602/1860 BürgerInnenberatung Stadt Göttingen Hiroshimaplatz 2 37083 Göttingen Kassel Kasseler Hilfe Opfer- und Zeugenhilfe e.V. Wilhelmshöher Allee 101 34121 Kassel 0561/282070 Weißer Ring e.V. Hilfen für Opfer von Straftaten Ansprechpartner: Hr. Holler 0561/6029458 Pro Familia Kassel Frankfurter Straße 133 a 34121 Kassel 0561/27413 Außenstelle Witzenhausen (Rathaus/EG/Raum 10) Am Mart 1/ Witzenhausen Arbeitslosenhilfe Göttingen Arbeiterwohlfahrt Hospitalstr. 10 37073 Göttingen 0551/50091-0 Mensch & Arbeit - Beratungsstelle für Arbeitnehmer und Arbeitslose Kurze Str. 13a 37073 Göttingen 0551/43373 Verein zur Erschließung neuer Beschäftigungsformen e.V. Lange Geismarstr. 2 37073 Göttingen 0551/485622 Kassel Beratungsstelle für Arbeitslose des DGB Kreis Kassel Spohrstraße 6-8 34117 Kassel 0561/7209536
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Mittagstisch St. Michael Turmstr. 5 37073 Göttingen 0551/5479540 Straßensozialarbeit Rosdorfer Weg 17 37073 Göttingen 0551/517980 Kassel Kasseler Tafel Holländische Straße 141 34127 Kassel 0561/23003 Suppentopf der Heilsarmee jeden Montag von 14-15 Uhr Martinsplatz Gesegnete Mahlzeit Diakonisches Werk Kassel Hermannstraße 6 34117 Kassel weitere Ausgabestellen: Neue Brüderkirche, Johanneskirche, Auferstehungskirche
Kassel
Kassel
Kassel
Fahrende Ärzte Dr. Giesler/Dr. Moog Mo. von 14.00-15.30 Uhr auf dem Martinsplatz Do. von 20-24 Uhr in der Gießbergstraße
Diakonisches Werk Kassel Sprungbrett & Sprungbrett spezial Steinweg 5 34117 Kassel 0561/572090
Drogenhilfe Nordhessen e.V. Schillerstraße 2 34117 Kassel 0561/103641
Kabera e.V. Beratung bei Essstörungen Kurt - Schumacher Straße 2 34117 Kassel 0561/780505 Gesundheitsamt Region Kassel Wilhelmshöher Allee 19-21 34117 Kassel 0561/10031920
Deutsches Rotes Kreuz Königstor 24 34117 Kassel 0561/7290441 Lebenskrisen Telefonseelsorge für Jugendliche 0800/1110333
Haftentlassene
Telefonseelsorge 0800/1110111 & 0800/1110222
Göttingen
Kassel
WohnungslosenHilfe
KIK – Kontakt in Krisen Königsallee 254 37079 Göttingen 0551/632977
Telefonseelsorge 0800/1110111
Göttingen
Kassel Beratungsstelle für Haftentlassene Kölnische Straße 35 34117 Kassel 0561/787-5061oder 0561/70738-00
PSKB Stadt & Landkreis Kassel 0561/1003-0 & 0561/787-5361 Notschlafstellen Göttingen
Hilfe & Selbsthilfe bei AIDS
Frauen in Not
Göttingen
Kassel
Göttingen
Göttinger AIDS-Hilfe Obere Karspüle 14 37073 Göttingen 0551/43735 werktags: 10-13 Uhr Beratung: 0551/19411
Soziale Hilfe e.V. / Panama (für alleinstehende Wohnungslose) Kölnische Straße 35 34117 Kassel 0561/70738-00
AIDS-Beratungsstelle Gesundheitsamt Göttingen Theaterplatz 4 37073 Göttingen 0551/4004831
Café Nautilus (f. Drogenabhängige) Erzberger Straße 45 34117 Kassel 0561/12115
Frauen-Notruf e.V. Postfach 18 25 37008 Göttingen 0551/44684 Frauenhaus e.V. Göttingen Postfach1911 37009 Göttingen 0551/5211800 Kassel Übergangseinrichtung für wohnungslose Frauen Am Donarbrunnen 32 34132 Kassel 0561/43113 Karla 3 Aufenthalt und Beratung für wohnungslose Frauen Karlsplatz 3 34117 Kassel 0561/15532 Autonomes Frauenhaus 0561/898889 Frauen in Not 0561/9892929 Notruf für vergewaltigte Frauen Frauen gegen Vergewaltigung e.V. 0561/772244 Frauen informieren Frauen e.V. Beratung bei häuslicher Gewalt Westring 67 34127 Kassel 0561/ 89 31 36 Gesundheit Göttingen Gesundheitsamt Sozialpsychiatrischer Dienst Am Reinsgraben 1 37085 Göttingen 0551/4004802 Frauengesundheitszentrum Göttingen e.V. Groner Straße 32/33 37073 Göttingen 0551/484530 Gesundheitszentrum Albanikirchhof 4-5 37073 Göttingen 0551/486766
SAM – Substitutionsfachambulanz Wilhelmshöher Allee 124 34119 Kassel 0561/711813 SAM 2 – Substitutionsfachambulanz Schillerstraße 2 34117 Kassel 0561/103878
Göttingen
Heilsarmee Untere Maschstr. 13b 37073 Göttingen 0551/42484
KORE e.V. - Sozialberat. f. Frauen Papendieck 24-26 (Hinterhof, EG) 37073 Göttingen 0551/57453
Kontaktladen „Nautilus“ Erzberger Straße 45 34117 Kassel 0561/12115
Kassel Aids-Hilfe Kassel Motzstraße 1 34117 Kassel 0561/97975910 Stadt Kassel – Gesundheitsamt AIDS-Beratungsstelle Obere Königsstraße 3 34117 Kassel 0561/787–5380
Rechtsberatung & Hilfe Kassel Schuldnerberatung Gottschalkstraße 51 34127 Kassel 0561/893099 Verbraucherzentrale Hessen e.V. Bahnhofsplatz 1 34117 Kassel 0561/772934
Kinder & Jugendliche in Not
Göttingen
Göttingen
AWO Schulden- & Insolvenzberatung, Kreisvb. Göttingen e.V. Hospitalstraße 10 37073 Göttingen 0551/50091-0
Omnibus - Beratungsstelle für Jugendliche & junge Erwachsene Goßlarstr. 23 37073 Göttingen 0551/392690 Kassel Deutscher Kinderschutzbund Siemensstraße 1 34127 Kassel 0561/899852
Verbraucherzentrale Nds. Papendiek 24 37073 Göttingen 0551/57094 Suchtberatung: Alkohol Kassel
Verein zur Förderung der Erziehungshilfen in Nordhessen e.V. Wilhelmshöher Allee 32 a 0561/78449-0 Stadt Kassel Sozialer Dienst des Jugendamtes Friedrich-Ebert-Straße 1 34117 Kassel 0561/787–5301 Kleiderkammern Göttingen Ev.-ref. Gemeinde – Kleiderkammer Untere Karspüle 12 37073 Göttingen 0551/5473717 Deutsches Rotes Kreuz Zollstock 17 37081 Göttingen 0551/5096322 Ausgabe: Mo & Do 8.30-11h jeden 3. Mi im Monat 16-18h
Anonyme Alkoholiker 0561/5108806 Blaues Kreuz Kassel Landgraf-Karl-Straße 22 34131 Kassel 0561/93545-0 Suchtberatung Diakonisches Werk Goethestraße 96 34119 Kassel 0561/938950 Suchtberatung: Drogen
Ambulante Hilfe für alleinstehende Wohnungslose Wiesenstr. 7 37073 Göttingen 0551/42300 Diakonische Heime in Kästorf e.V. – Außenstelle Göttingen Wienstraße 4f 37079 Göttingen 0551/5053302 Straßensozialarbeit (Kleiderkammer) Rosdorfer Weg 17 37073 Göttingen 0551/517980 Bahnhofsmission Bahnhof, Gleis 4-5 37073 Göttingen 0551/56190 Hann. Münden Ambulante Hilfe für alleinstehende Wohnungslose Lange Str. 35 34346 Hann. Münden 05541/71034 / Fax: 05541/903210 Kassel Die Heilsarmee / Sozial Center Ks Eisenacher Straße 18 34123 Kassel 0561/570359-0 Beratungsstelle für Nichtsesshafte Sozialamt der Stadt Kassel Kölnische Straße 35 34117 Kassel 0561/787-5061 Beratungsstelle für alleinstehende Wohnungslose – Soziale Hilfe e.V. Kölnische Straße 35 34117 Kassel 0561/70738–00 Betreutes Wohnen Diakonisches Werk Kassel Hermannstr. 6 34117 Kassel 0561/7128829 Wohnungsprobleme Kassel Zentrale Fachstelle Wohnen Wohnungsamt (Rathaus) Obere Königsstraße 8 34112 Kassel 0561/787-6252 oder -6255 Deutscher Mieterbund Mieterverein Kassel u. U. e.V. Königsplatz 59 34117 Kassel 0561/103861
Göttingen DROBZ (Drogenberatungsz.) Mauerstr.2 37073 Göttingen 0551/45033 Beratungsstelle für Suchtkranke – Diakonieverband Schillerstr 21 37083 Göttingen 0551/72051
Wenn Ihre Einrichtung hier nicht enthalten, oder wir eine Korrektur durchführen sollen, schicken Sie bitte eine E-Mail mit den Daten an goettingen@ tagessatz.de!
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DAS ALLERLETZTE
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