TagesSatz
* 07/12
1
A N Z E I G E C ARITAS 2
2
TagesSatz
* 07/12
EDITO R I A L Liebe Leserinnen und Leser, was haben das zerstörte Kassel der Nachkriegszeit und die aktuellen politischen Ereignisse in Ägypten und Syrien miteinander zu tun? Auf den ersten Blick sicher nicht viel. Wenn man aber eines der im Umfeld der dOCUMENTA gehandelten Motive, „Zusammenbruch und Wiederaufbau“ (Collapse And Recovery) zu Hilfe nimmt, dann kann man sehr schnell Anknüpfungs- und Bezugspunkte zwischen den verschieden Künstlern und ihren Arbeiten herstellen. Mario Garcia Torres, ein Künstler aus Mexiko, baut in Afghanistan ein altes Hotel wieder auf, das in den Siebzigern einem Bombenangriff zum Opfer fiel. Tatsächlich existierte es als Wohnhaus noch, wird nun von Torres restauriert. Theaster Gates hat Material aus einem Chicagoer Abbruchhaus mit nach Kassel gebracht. Im Hugenottenhaus erschafft er nun eine soziale Skulptur, die nicht nur das bloße Betrachten, sondern auch reale Begegnungen ermöglicht, da er und seine Helfer während der dOCUMENTA (13) auch im Haus wohnen und arbeiten werden. Mariam Ghani zeigt in ihrer Arbeit „Eine kurze Geschichte des Zusammenbruchs“ auf, inwieweit sich der zerstörte Darul-Aman-Palast in der Nähe von Kabul und das Kasseler Fridericianum ähnlich sind. Diese drei Streiflichter zeigen, dass Kuratorin Carolyn Christov-Bakargiev einen sehr weit gefassten Kunstbegriff favorisiert. In Interviews deutete sie ja bereits an, dass ihr Konzept zur aktuellen dOCUMENTA darin besteht, eigentlich keines zu haben. Insofern sind wir als Besucher dieses Mal besonders gefordert. Sicher, die große Themenauswahl und Bandbreite mag den einen oder anderen Betrachter zunächst befremden, gar überfordern. Aber genau hierin liegt ja auch die große Chance: Wenn sich jeder von uns die Mühe macht, sich in der Auseinandersetzung mit den Themen und Künstlern einen eigenen Standpunkt zu „erarbeiten“, dann liegt hier der größte Gewinn, den man als Gast aus der Ausstellung mitnehmen kann. In diesem Sinne wünsche ich Ihnen viel Spaß und viele interessante und anregende Begegnungen auf der dOCUMENTA (13).
TagesSatz. Hilft sofort.
*
*
Der TagesSatz wird von Menschen in sozialen Schwierigkeiten auf der Straße verkauft. Vom Verkaufspreis der Zeitung (2,00 Euro) behalten die VerkäuferInnen 1,00 Euro. Sie können damit ihre finanzielle Situation verbessern und sind nicht mehr auf Almosen angewiesen.
*
Die Mitarbeit in Redaktion und Vertrieb des TagesSatz bietet arbeits- und wohnungslosen Menschen eine Aufgabe und die Möglichkeit, neue soziale Kontakte zu knüpfen und ermöglicht langfristig gesehen den Wiedereinstieg ins Berufsleben.
*
Der TagesSatz finanziert sich ausschließlich durch Verkaufserlöse, Anzeigen und Spenden. Das Straßenmagazin erhält keine regelmäßigen Fördermittel.
*
Wenn Sie den TagesSatz über den Kauf hinaus unterstützen wollen, können Sie auf folgendes Konto eine Spende überweisen: TagesSatz e.V. Kassler Sparkasse Kto.: 1183379 Blz.: 52050353
Harald Wörner (Redaktionsleitung Kassel)
TagesSatz e.V. Sparkasse Göttingen Kto.: 50581511 Blz.: 26050001 ANZEIGE
Bitte geben Sie Ihre Adresse im Feld Verwendungszweck an, damit wir Ihnen eine Spendenbescheinigung zusenden können.
Der TagesSatz ist Mitglied von:
TagesSatz
* 07/12
3
TA G E S S AT Z INTERNATIONAL
Der EU die Rote Karte gezeigt! Das elfte europäische Treffen von Menschen, die von Armut betroffen sind, fand in Brüssel am 10. und 11. Mai 2012 statt. Über 150 Menschen aus 30 Ländern Europas kamen zusammen, um Erfahrungen und Ansichten mit Vertretern der EU und nationalen Entscheidungsträgern auszutauschen. In erster Linie diskutierten sie das Thema “Obdachlosigkeits- und Wohnungsrechte im Kontext der Krise“.
I
n diesem Jahr war Dänemark Veranstalter, weil es zurzeit den Europäischen Ratsvorsitz leitet. Daher trug dieses Land die Kosten für den ganzen Kongress, was auch Unterkunft, Essen und meine eigene Zugfahrkarte mit einschloss. Im kommenden Jahr hat Irland dann den Europäischen Ratsvorsitz inne. Bei dem Treffen ging es um drei Schlüsselfragen: Was hat sich seit 2008, als die Finanzkrise ausbrach, in Bezug auf Obdachlosigkeits- und Wohnungsrechte verändert? Worin bestehen aus Sicht der Teilnehmer die „guten“ und die „schlechten“ politischen Praktiken, welche die Obdachlosigkeit in den verschiedenen Ländern betreffen?
Privat
Wie können wir gleichberechtigten Zugang zu sozialen Diensten und Wohnungsrechten sicherstellen und gleichzeitig den verschiedenen Bedürfnissen der Menschen und ihren unterschiedlichen Realitäten gerecht werden?
4
Doch welchen Zweck hat dieses Treffen? Geht es nur darum, das soziale Gewissen zu beruhigen, wenn man einmal im Jahr für zwei bis drei Tage 150 Menschen stellvertretend für die 20 Millionen von Armut betroffenen Menschen nach Brüssel einlädt? Dort sollen sie dann ihr berechtigtes und wichtiges Anliegen vorbringen. Wirklich zuhören werden dann nur mit viel Glück ein paar untergeordnete europäische Politikern. Die wichtigen Entscheidungsträger und Macher von Europa treffen sich dann lieber mit Banken, Konzernmanagern und anderen Lobbyisten, um dann Politik zu machen, welche die Ärmsten und Schwächsten in allen europäischen Ländern ausbaden müssen. Deswegen ist es bei diesen Treffen auch etwas anders abgelaufen. Ein Teil der Delegierten hat den noblen Kongressraum im Egmontpalast verlassen und ist mit Transparenten, Megaphonen und roten Karten vor das Gebäude der Europäische Kommission gezogen, um eben diese rote Karte der EU zu zeigen und lautstark unseren Protest gegen so viel Ignoranz und Kaltherzigkeit gegenüber Obdachlosen in Europa zu zeigen. Obwohl die Demo nicht angemeldet war, lief sie erfolgreich ab. Am nächsten Tag wurde ein
* JÖRG „YOGI“ MÜLLER Film über diese Demo im Kongresssaal im Egmont Palast auf allen Bildschirmen gezeigt und die Europa-Abgeordneten und Joan Burton, die irische Ministerin für Soziales, waren sichtlich von dieser Energie und dem Protest der Straße, die wir so in den Kongresssaal brachten, beeindruckt. In vielen EU Ländern ist das Problem der Sanktionen, zum Beispiel Sozialhilfekürzungen, zurzeit akut. Wenn jemand den Termin beim Arbeits- oder Sozialamt verpasst oder zu wenig Bewerbungen schreibt, wird ihm die Wohnung nicht mehr bezahlt und der Betroffene landet dann schnell auf der Straße. In Deutschland sind davon besonders die jungen, unter 25-jährigen Hartz IV-Empfänger betroffen. Gesellschaftlich und finanziell ist das natürlich viel zu kurz gedacht. Denn jemanden, der längere Zeit obdachlos war, wieder in die Gesellschaft einzugliedern, ist viel teurer als es gar nicht so weit kommen zu lassen. Wohnen ist ein Menschenrecht! In keinem EULand ist dieses Recht im Grundgesetz verankert. Dies war auch eine wichtige Forderung von uns auf diesem Kongress. Wenn man in arme Menschen investiert, sind das keine Ausgaben, sondern Investitionen für die Zukunft von Europa!
*
TagesSatz
* 07/12
*
IN H A LT
KRAFT DER KUNST // POWER OF ART 8 10 12 14
Kunst und Krempel? // A Jumble of Art? VICTORIA HASLER, TRANSLATION: INGA BUSCH
Windige Kunst // Windy Art CHRISTOPHER PILTZ, TRANSLATION: LINDA NEUMEYER
Auf der Suche nach dem roten Faden Looking for the central theme KATHARINA SCHWARZ
Commoning auf der dOCUMENTA (13) Commoning at dOCUMENTA (13) NORA MEY
Rubriken
tagesklatsch mit kaffeesatz
6
mit SUSANNE FRÖHLICH CHRISTOPHER PILTZ
Göttingen 18 Gute Nachbarschaft mit dem System des Terrors leon kloke 21 Armut MAYA VOM BRUCH
*
Kassel 22 Mach mal Pause kASSELER REDAKTEURE 24 Zwischen Nightwash und Dichterlesung HARALD WÖRNER IM GESPRÄCH MIT FELIX RÖMER 24 „...aber erst hol ich mir eine Frau“ SARA DAVIN
3 4 16 17 21 26 28 29 30 31 32 33 34
Editorial TagesSatz International Der Stolperstein Paragraphenreiter Der Cartoon Kultur-Empfehlungen Straßengeflüster Nahaufnahme Die Kochnische Hinter den Kulissen Zwischen den Zeilen Was es sonst noch gibt Der Ticker Nächstes Mal Impressum Wohin, wenn
Bitte ausschneiden und zurücksenden an: TagesSatz e.V., Westring 69, 34127 Kassel
Fördermitglied oder ABO?
Grundsätzlich möchten wir Sie darum bitten, die Zeitung auf der Straße zu kaufen. Für diejenigen, die dazu keine Möglichkeit haben, bieten wir ein Abo für 50 € / Jahr an. Damit wird Ihnen der TagesSatz ein Jahr lang (12 Ausgaben) zugestellt. Selbstverständlich können Sie das Abo auch verschenken. Wer den TagesSatz darüber hinaus unterstützen möchte, der kann Fördermitglied werden. Eine Spendenquittung wird Ihnen am Jahresende automatisch zugesandt.
Ja, ich möchte dem TagesSatz e.V. als förderndes Mitglied beitreten.
Hiermit ermächtige ich den TagesSatz e.V. meinen Jahresbeitrag / meine jährl. Abokosten bis auf Widerruf von folgendem Konto abzubuchen: Name, Vorname:
Den Jahresbeitrag ( Mindestbeitrag von 75,- € ) in Höhe von
Straße, Hausnr.:
_____ € lasse ich jeweils vom angegebenem Konto abbuchen.
PLZ, Ort:
Der TagesSatz soll mir monatlich zugesandt werden.
Kontonummer: BLZ:
Geldinstitut:
Ja, ich möchte das Straßenmagazin TagesSatz für mindestens ein Jahr abonnieren. Die Kosten von 50,- € (incl. Versand) lasse ich jeweils vom angegebenem Konto abbuchen.
TagesSatz
* 07/12
Ort, Datum
Unterschrift
5
Sarah Raymaekers
D A S G E S P R Ä CH
tagesklatsch mit kaffeesatz
„Frauen könnten und müssten sich mehr trauen“ Bekannt wurde sie über ihr Buch „Moppel-Ich“, ihr neuester Roman „Lackschaden“ handelt von einer Frau in den Wechseljahren: Die Bestsellerautorin und Fernsehmoderatorin Susanne Fröhlich nimmt ungern ein Blatt vor den Mund und redet ehrlich und offen. Ein Gespräch über Tabuthemen, peinliche Momente und Frauen.
* CHRISTOPHER PILTZ IM GESPRÄCH MIT SUSANNE FRÖHLICH
F
rau Fröhlich, sind Sie nett?
Ja. Ich finde, nett ist ein absolut unterschätztes Adjektiv. Heute sagen viele Leute gerne, dass nett die kleine Schwester von Scheiße sei. Das finde ich dumm und despektierlich, da jeder nett behandelt werden will. Ich bin grundsätzlich erst einmal freundlich zu Leuten. Das hat etwas mit Höflichkeit und Respekt zu tun. Ich kann jedoch auch sehr unfreundlich werden. Wann können Sie ungemütlich werden? Ich bin lange nicht mehr so gefällig wie als junger Mensch. Damals wollte ich jedem gefallen, das war mir wichtig. Wenn mich heute jemand nicht nett findet, hat er Pech. Wenn jemand
6
unverschämt zu mir ist, bin ich nicht nett. Ansonsten kommt es auf die Tagesform an. Sind Sie nett? Ja, ich denke schon. Ich versuche es jedenfalls. Sie sehen aus, als wären Sie nett. Aber mein weiß es nie (lacht). Leute denken oft, nett ist gleich langweilig oder nicht interessant. Das finde ich nicht. Wann kam der Punkt, an dem Sie bemerkten, dass man nicht immer zu allen nett sein muss. Das ist ein Vorteil des Alters. Man ist nicht mehr so harmoniebedürftig. Je älter ich werde umso leichter fällt es mir auch mal Nein zu sagen. Früher bin ich in fast jede Sendung gegangen, das mache ich nicht mehr.
Was bedeutet Ihnen Familie? Familie ist alles. Familie bedeutet Liebe, aber natürlich auch Anstrengung. Die Familie ist sehr nah und alles, was sehr nah ist, kann auch mal nerven. Man kennt sich gut und hat viel eher die Möglichkeit, einen zu verletzen als irgendwer anders. Aber ich bin ein absoluter Familienmensch und gerne mit meiner Familie zusammen. Befürworten Sie das Betreuungsgeld? Nein, ich bin gegen das Betreuungsgeld. Keine Frau, die vernünftig ist, ist dafür. Wir wollen keine Herdprämie, die Kinder sollen untereinander sein. Selbst stramme CSU-Anhängerinnen sagen auch, dass es gerade für sozial schwächere Kinder gut ist, wenn sie in den Kindergarten gehen. TagesSatz
* 07/12
DAS GESP R Ä C H In Ihren Büchern sprechen Sie gerne offen Themen, die anderen unangenehm sind. Sind Sie privat auch so offen? Ja. Ich bin ja nicht zwei Personen in einer, bin auch keine gespaltene Persönlichkeit. Ich spiele niemanden anderen im Fernsehen oder in der Öffentlichkeit. Was sind bei Ihnen dann Tabuthemen? Ich finde, man kann grundsätzlich über fast alles sprechen. Ich rede nicht im Detail über meine Familie. Über mich kann ich sagen, was ich möchte, denn ich bin ja für mein eigenes Reden verantwortlich. Ich würde nie meine Kinder oder meine Familie in Romane miteinbauen, das ist ein Tabu. Aber was sind Tabuthemen? Tod, Trauer, Armut. Da kann ich über alles reden. Haben Sie ein Tabuthema, mit 23 Jahren? Wenn man älter wird lernt man, offener über verschiedene Sachen zu reden. Während der Pubertät ist auf jeden Fall Sex erst einmal ein Tabuthema… Während der Pubertät ist alles peinlich, alles schlimm. Mädchen, Frauen, Sex, Achselhaare… Und jetzt, mit Anfang 20, tastet man sich so langsam an andere Themen ran und es gibt immer weniger Tabus. Eines ist ganz oft Tod und Leiden von anderen Menschen, da verschließen viele die Augen. Tod ist jetzt auch kein super Partygespräch. Aber ich finde solche Themen ganz interessant. Ist Ihnen manchmal etwas peinlich? Mir ist ständig etwas peinlich. Ich trete gerne in Fettnäpfchen, eben weil ich viel sage und offen bin. Aber auch die Peinlichkeitsschwelle sinkt mit dem Alter. Peinliche Momente haben ja auch etwas, da man sich teils sehr lange an diese Situationen erinnert. Sie waren einmal mit einem etwas unvorteilhaften Foto bratwurstessend TagesSatz
* 07/12
auf der Titelseite der Bildzeitung abgebildet und haben daraufhin bei einer Zugfahrt alle Ausgaben der Bild gekauft, damit keiner der anderen Passagiere das Bild sehen kann. Ja, das war mir peinlich. In dem Moment, in dem man in irgendeiner Form in der Öffentlichkeit steht, ist man auch mal in der Bildzeitung. Aber auf der Titelseite, richtig groß, mit einer Bratwurst im Mund, das ist schon gewöhnungsbedürftig. Rückwirkend betrachtet ist es total egal. Ich hatte ja nichts Schlimmes verbrochen, nur gegessen. Schlankheitswahn, Wechseljahre, Familie: Ihre Bücher beschäftigen sich meist mit Themen, die als klassisch weiblich gelte. Treffen diese Themen auf Sie zu? Klar, ich beschäftige mich oft mit den klassischen Frauenthemen. Weil ich den Frauen sagen will: ‚Warum arbeitet ihr euch lebenslang an diesem Scheiß ab? In der Zeit könntet ihr tolle andere Sachen machen.‘ Wir Frauen sind doof, haben einen starken Perfektionszwang und verbringen viel Zeit damit, uns die Beine zu rasieren. In Deutschland könnten wir mehr zu sagen haben, denn wir sind ja mehr als die Hälfte der Bevölkerung. Erstaunlicherweise leben wir in einem Land, in dem Frauen für die gleiche Arbeit 23 Prozent weniger verdienen. Da sind wir in Europa ganz hinten, aber wir lassen es uns irgendwie gefallen. Scheinen viele das einfach akzeptiert zu haben? Nun, Frauen machen mittlerweile nicht nur das bessere Abitur, sondern auch die besseren Abschlüsse. Irgendwann kommt jedoch der Punkt, an dem Frauen die Biege machen. Wo ist nur der Punkt, an dem Frauen ausscheren – und warum? Ist es nur wegen der Familie? Das weiß ich nicht. Frauen sind nicht so erpicht auf Macht und sie sind bei Gehaltsverhandlungen meist viel schlechter. Frauen könnten und müssten sich mehr trauen. Also eine nur eine Frage des SichTrauens?
Des Zutrauens und des Sich-Trauens. Man kann mehr, als man denkt. Das ist auch altersunabhängig. Viele denken mit Mitte Vierzig, es könne nicht mehr viel passieren. Aber da kann noch einiges kommen. Sprechen Sie da aus eigener Erfahrung? Natürlich. Ich versuche immer andere Frauen zu ermuntern, da man sein Leben immer noch verändern kann, wenn man nicht zufrieden ist. Man kann was Neues lernen, neues erkunden. Eigentlich gibt es viele Möglichkeiten – wenn man denn will. Haben Sie Angst, fünfzig Jahre alt zu werden? Nein. Fünfzig ist definitiv nicht mehr jung, auch wenn es heute die Parolen gibt, dass fünfzig das neue vierzig sei. Das macht letztlich aber nur Druck. Muss ich jetzt mit fünfzig so aussehen wie vor zehn Jahren? Man weiß aber definitiv, dass mehr als die Hälfte des Lebens herum ist. Und viele denken auch, dass es die bessere Hälfte war. Das ist allerdings die Frage. Sollte man nicht vielmehr stolz auf das Alter sein? Nein, ich finde weder, dass man auf das Jungsein als auf das Alter stolz sein kann. Man kann nur stolz auf Erreichtes sein. Ich finde nicht, dass Alter per se weise macht. Wieso? Manche sind auch alt noch saudoof. Das ist leider so. Aber man sollte Respekt vor dem Alter haben. Man sollte generell anderen Menschen gegenüber Respekt haben. Ich finde schon, dass gutes Benehmen und Respekt vor dem Alter nicht schadet. Ich stehe auch noch in der Straßenbahn auf. Schließlich sollte man generell nett sein zu allen Menschen. Genau. Frau Fröhlich, vielen Dank für das Gespräch.
*
7
T I T E LT H E M A Nils Klinger
Kunst und Krempel? Zum 13. Mal lockt die documenta Kunstinteressierte nach Kassel und präsentiert Objekte, die als Dokumente des zeitgenössischen Kunstgeschehens gelten wollen. Die Geschichte der Documenta zeigt, dass der Ausdruckswille unerschöpflich ist.
D ENTA (13) d CUM OC dO ) TA (13) dOC UM 3 (1 UMEN UM A (13) dO OC ENT 3) dOC CUM E 1 U UM TA (CUMENTA ME N O dOCUME ( d ) 3
dOCUM EN T A( A (13) dOCU 13 ENT M UM UMENTA (1 EN OC dOC 3) O d ) ) C 3 U d 13 A (1 (13) d MEN O NT ENTA(13) dO CC MNTA
) dOCUMENTA (13 (13 A T 3) dOCUMENT ) d N 1 ( E TA A 3) dO N TA (113) dOCUM ( E ( N E TA dOCUMCU N 3) (13) E 1 TA N
*
as „Museum für 100 Tage“, wie der Begründer Arnold Bode die ehrgeizige Großausstellung nannte, fand erstmals 1955 in den Räumlichkeiten des Fridericianums statt. Die erste Documenta sollte das eminente Bedürfnis nach Information über das aktuelle Kunstgeschehen in einer Zeit stillen, in der kurz zuvor die Kunst der Zeitgenossen als „entartet“ gebrandmarkt worden war. Vor dem Hintergrund nationalsozialistischer Kunstverdammung war die Kunstentwicklung in Deutschland um viele Jahre verzögert und verstümmelt worden. Nun sollte dem Publikum zeitgenössische Kunst lebender Künstler präsentiert und der zaghafte Versuch unternommen werden, mit Hilfe künstlerischer Ausdruckskraft den Dialog mit den europäischen Nachbarn wieder aufzunehmen. Das Fridericianum war durch sein Erscheinungsbild als notdürftig wieder aufgebaute Ruine ideal als Veranstaltungsort, um zu demonstrieren, welche Vergangenheit man überwinden wollte. Die erste documenta gestalteten 148 Künstler aus 14 Ländern.
(13) dOC UM ENTA UM E NT OC OCUMENTA (1 A ) d 13) d 3) A ( T 1 ( 3 N ) E d TA CUM 3) dOCU dOC M (1 O (13 E TA MENNTA U ME TA (1 ) U
Arnold Bodes Vision der Kunst als eine große, gemeinsame Sprache aller Menschen, vereint an einem Ort präsentiert, hat bis in die heutige Zeit überlebt. Die Kuratorin der aktuellen Documenta, Carolyn Christov-Bakargiev, knüpft in gewisser Weise mit ihrem Motto „Zusammenbruch und Wiederaufbau“ an Bodes Credo an. Ursprünglich war die Documenta als ein einmaliges Event geplant gewesen; aufgrund des großen Anklangs bei Künstlern und Besuchern, nicht zuletzt auch durch die Resonanz auf dem Kunstmarkt, wurde allerdings schnell klar, dass dieses Ereignis wiederholt werden musste. Seit 1977 findet alle fünf Jahre dieses „künstliche“ Großereignis statt, das auch regelmäßig Kritik aushalten muss. Der Einfluss der 8
* VICTORIA HASLER Kunsthändler wird diskutiert, ebenso die mit der Teilnahme an der documenta einhergehende gesteigerte Popularität und Wertsteigerung einiger Künstler. Nicht jeder hat die Chance durch eine Documenta-Teilnahme dauerhaft im Gedächtnis zu bleiben. Einigen ist dies gelungen, bedenkt man den endgültigen Durchbruch Ai Weiweis seit der Documenta 12, als seine aus Abrisshäusern zusammen gezimmerte Skulptur zusammenbrach und eine eindrucksvolle Ruine hinterließ. Noch kurzlebiger waren die weißen Klebestreifen-Kunstwerke einer chilenischen Künstlerin, die auf Fahrbahnmarkierungen angebracht das Verkehrsamt anregten die weißen Streifen von der Strasse zu kratzen. Andere Künstler wurden zu Aushängeschildern der Documenta und erhielten mehrmals Einladungen. Gerhard Richter und Joseph Beuys sind sieben Mal auf der Documenta aufgetreten. Beuys war unter anderem bei der documenta 7, während der er 7000 Eichen in Kassel pflanzte, als Symbol für „Stadtverwaldung statt Stadtverwaltung“. Skurrile Ideen sind gern gesehen, wie das Werk des Nigerianers Mo Edoga, der aus Abfall während der documenta 9 eine Holzskulptur errichtete, die manchen Kasseler Bürger inspirierte seinen Sperrmüll auf diese Weise loszuwerden. Der Erfolg der Documenta liegt in ihrer Spiegelung des Zeitgeistes und der Erwartung der Gesellschaft an die Kunst. Sie ist in ihrer Bedeutung gleichrangig der großen Biennale in Venedig. Manche kurzlebige, aktuelle Kunstströmung findet keinen Platz, da die documenta nur alle fünf Jahre stattfindet, aber die kontinuierlich steigenden Besucherzahlen seit 1992 beweisen das ungeheure Interesse an Kunst und ihrer Entwicklung.
*
TagesSatz
* 07/12
MAIN T O P I C
A Jumble of Art? For the thirteenth time the documenta in Kassel attracts those who are interested in art, presenting objects which aim to be regarded as documents of the contemporary art scene. The will to express is endless, as the history of the documenta reveals.
* TRANSLATED BY INGA BUSCH
T
he first documenta in 1955 was hosted at the Fridericianum. The ambitious exhibition was called the “museum of 100 days” by its founder Arnold Bode. It was meant to satisfy the strong need for information on the current art scene in a time, where the art of contemporaries had shortly before been branded as “degenerate”. Artistic progress in Germany had been delayed and mutilated by the National Socialist condemnation of art. Art by contemporary artists was now presented to the audience and it was subtly tried to take up the dialogue, aided by artistic expressive power, with the European neighbours. The appearance of the Fridericianum as barely reconstructed ruin perfectly symbolised that the past was meant to be overcome. The first documenta featured 148 artists from 14 countries. Arnold Bode’s vision of art as a great, collective language unitedly presented at one place has survived until today. In a sense, the slogan “breakdown and reconstruction”, by the current curator of the documenta Carolyn ChristovBakargiev, ties in with Bode’s credo. Initially the documenta was planned as a singular event, because of its great popularity with artists and visitors, as well as its appeal to the art market, it was quickly understood that the exhibition had to be repeated. Since 1977 this “artificial event” takes place every five years, also facing regular criticism. The influence of art dealers is discussed, as well as the increased popuTagesSatz
* 07/12
larity and value of some artists, which is linked to their participation at the documenta. Not everyone is given the chance to leave an enduring impression by exhibiting at the documenta. This was achieved by some artists, considering Ai Wei Wei’s international breakthrough since documenta 12, when his sculpture made of demolished buildings collapsed, leaving an impressive ruin. The white-tape art installation by a Chilean artist was even more shortlived. Placed on road markings, it prompted the road traffic department to scratch off the stripes immediately. Other artists became flagships of the documenta and were invited frequently. Gerhard Richter and Joseph Beuys exhibited at the documenta seven times. Beuys planted 700 oak trees at documenta 7, symbolising “City Forestation instead of City Administration”. Quirky ideas are welcomed, like the work by the Nigerian artist Mo Edoga, who erected a wooden sculpture at documenta 9, inspiring some local residents to dispose of their bulky waste. The mirroring of zeitgeist and the expectations of society in art are key elements of the documenta’s success. In its importance it is equal to the great Venice Biennale. Some short-lived contemporary art trend may not be represented, because the documenta only takes place every the five years, but the rising number of visitors since 1992 proves the immense interest in art and its progress.
*
9
T I T E LT H E M A
Für 100 Tage wird Kassel wieder zum Zentrum der Kunstwelt. Am 9. Juni eröffnete Bundespräsidenten Joachim Gauck die weltweit bedeutendste Kunstausstellung, die Documenta 13. Rund 300 Künstler zeigen ihre Werke in Kassel, aber auch außerhalb Europas in Kabul, Kairo und Kanada.
* CHRISTOPHER PILTZ
Die Documenta 13 ist eröffnet, und sie präsentiert sich kontrastreich, vielfältig und voller Geschichte. Die größte und bedeutendste Ausstellung für zeitgenössische Kunst der Welt bezieht sich dabei nicht nur auf die heutige Zeit. Sie springt zwischen den vergangenen Jahrhunderten und verliert trotzdem die Zukunft nicht aus den Augen. So ist das Ende des Nationalsozialismus, dokumentiert durch das Werk der bereits verstorbenen Fotografin Lee Miller, das unter anderem ein Handtuch von Adolf Hitler in einer Glasvitrine zeigt, präsent. Und die Zeit wird noch viel weiter zurückgedreht, bis in die Antike. In dem Gehirn der Documenta, wie die Kuratorin Carolyn Christov-Bakargiev die Ausstellung in der Rotunde des Fride10
Objekt: Jeronimo Voss / Foto: Anders Sune Berg
E
s ist documenta, und man sieht – nichts. Der große, weiße Raum ist leer, man könnte schnell durchgehen, zum Verweilen lädt er nicht gerade ein. Dazu ist es auch noch zugig. Doch dieser sanfte Windzug ist das eigentliche Werk des englischen Künstlers Ryan Gander. Die Kunst ist hier nicht auf den ersten Blick zu sehen, vielmehr muss man sie fühlen und sich auf sie einlassen. Der Betrachter, oder der Fühler, soll in sich gehen und einen Moment ruhen.
*
MEHR ZUM THEMA Die Documenta 13 ist noch bis zum 16. September für Besucher geöffnet. In den 100 Tagen der Ausstellung werden 750000 Besucher erwartet. Öffnungszeiten: täglich 10 bis 20 Uhr. Eintrittspreise: Tageskarte 20 Euro (erm. 14 Euro), 2-Tageskarte 35 Euro (erm. 25). Abendkarte ab 17 Uhr 10 Euro (erm. 7). Ausgewählte Ausstellungsorte: Fridericianum Friedrichsplatz 18 34117 Kassel Orangerie An der Karlsaue 20c 34117 Kassel Neue Galerie Schöne Aussicht 1 34117 Kassel Documenta-Halle Du-Ry-Str. 1 am Friedrichsplatz 34117 Kassel
) dOCUMENTA (13 (13 A T 3) dOCUMENT N 1 ( E TA A 3) dO N TA (113) dOCUM ( E ( N E TA dOCUMCU N 3) (13) E 1 TA N
*
1 A E 1 ( 3 ) d O N NT ENTA(13) dO CC MNTA
300 Künstler, unter ihnen auch Wissenschaftler, stehen auf der Namensliste der 13. Documenta. Im ganzen Stadtgebiet von Kassel ist die Ausstellung verteilt. Neben der traditionellen Hauptausstellung im Fridericianum gibt es 34 weiterer Ausstellungsorte in Kassel und Umgebung, wie die Orangerie, die DocumentaHalle und die weitläufige Parkanlage der Karlsaue. Doch die Documenta reicht noch viel weiter: Bis nach Kabul, Kairo und Kanada. Dort finden Seminare und Vorlesungen statt, in der afghanischen Hauptstadt ist dazu bis zum 19. Juli eine weitere Ausstellung zu besichtigen. Sie greift auch die vier Grundpositionen auf, die die Documenta bestimmen: Belagerungszustand, Rückzug, Hoffnung und Bühne. „Diese Positionen entsprechen möglichen Bedingungen, unter denen Menschen, und insbesondere Künstler und Denker , heute agieren“, sagt Christov-Bakargiev im Vorfeld der Ausstellung. Ein Motiv, das bei vielen Werken wiederzufinden ist, ist der Krieg und die Zerstörung. Doch auf eines muss die diesjährige Ausstellung verzichten: ein generelles Konzept, das
MENTA (13) d OC OCU d TA (13) dOC UM 3) N E 1 ( UM A (13) dO UM OC ENT 3) dOC CUM E 1 U UM TA (CUMENTA ME N O dOCUME ( d ) 3
Windige Kunst
die ganze Ausstellung durchzieht. Die präsentiert sich dafür teils unstrukturiert und auf jeden Fall überraschend. Oder, wie Bundespräsidenten Gauck bei der Eröffnung sagte: „Die Documenta in Kassel lebt von den Extremen, von den Rändern, von den radikalen und mutigen Sichtweisen und Positionen.“
TA (13) dOCU ME MEN N CUMENTA (13 TA ) dO 13 A )d ( T 1 3 N ) E UM ) dOCU dOC M OC (13 (13 E TA MENNTA U ME TA (1 ) U
ricianums nennt, findet der Besucher Gemälde, Videoinstallationen, überdimensionale Wandteppiche.
TagesSatz
* 07/12
MAIN T O P I C
Objekt: Kadar Attia / Foto: Roman Maerz
The 13th documentas‘ index of names lists 300 artists including scientists. The exhibitions‘ venues are spread over the whole urban area of Kassel. In addition to the traditional venue in the Fridericianum there are 34 more sites in Kassel and its environs including the Orangerie, the documentaHalle and the Neue Galerie and the spacious park called Karlsaue. But the documenta reaches much further: seminars and lectures are being held in Kabul, Cairo and Canada and an additional exhibition is staged in the Afghan capital closing July 19. It approaches the four principal positions which constitute the documenta: the state of siege, retreat, hope and the stage. According to Christov-Bakargiev ‚those positions equal possible conditions under which human beings, especially artists and thinkers act today‘. Themes that can be found in many artworks are war and destruction.
Windy Art
3) d
dOCUM E N TA (1 A (13) d O C U ENT ME 3 UM EN M T A U N OC ) dOC ) dOC (13) U (13 13
Once again Kassel will be the center of the artistic world for 100 days. The federal president Joachim Gauck opened the world‘s most famous art exhibition, the documenta (13), on June 9. About 300 artists will have their art at display in Kassel but also outside Europe in Kabul, Cairo and Canada.
* TRANSLATED BY LINDA NEUMEYER
I
t‘s documenta time and all you can see is - nothing. The big white room is empty. It looks like you could walk through easily - not very inviting and drafty on top of that. This slight air draft is the artwork by the English artist Ryan Gander. This piece of art doesn‘t become obvious at first sight. You have to feel it and you have to get involved with it. The spectator, the one who senses it, is supposed to pause for a moment and reflect. The documenta 13 is opened once more and appears high in contrast, diverse and full of history. The world‘s
TagesSatz
* 07/12
largest and most important exhibition of contemporary art does not refer to modern times only. It skips back and forth between past centuries but still does not loose sight of the future. Part of that is the work by the deceased photographer Lee Miller including a display of atowel of Adolf Hitler representing the end of National Socialism. The exhibition goes back in time even further until ancient times. The brain, as the curator Carolyn Christov-Bakargiev calls the exhibition in the rotunda in the Fridericianum, shows paintings, video installations, oversized tapestries.
But this years exhibition is lacking one thing: a clear line that runs like a thread through the exhibition which therefore appears unstructured but definitely surprising or as the federal president Joachim Gauck put it at the opening ceremony: „The documenta in Kassel lives off of the extremes, the margins, the radical and brave perspectives and positions.“
*
MEHR ZUM THEMA The dOCUMENTA (13) will be open until September 16 daily from 10am until 8pm. 750000 visitors are expected. Tickets: one-day admission (20 Euro/14 Euro), two-day admission (3 Euro/25 Euro), evening admission beginning at 5pm (10 Euro/7 Euro) Selected venues: Fridericianum Friedrichsplatz 18 34117 Kassel Orangerie An der Karlsaue 20c 34117 Kassel Neue Galerie Schöne Aussicht 1 34117 Kassel Documenta-Halle Du - Ry - Str. 1 at Friedrichsplatz 34117 Kassel 11
OC )d TA
T I T E LT H E M A
Auf der Suche nach dem roten Faden
D
ie documenta-Ausstellungen präsentieren einen Querschnitt durch die aktuelle Kunst aus dem Blickwinkel des jeweiligen künstlerischer Leiters. Initiator der ersten Documenta war der Kasseler Künstler, Professor und Kurator Arnold Bode. Schwerpunkt dieser ersten Ausstellung waren hauptsächlich die Arbeiten von Künstlern, die während der Zeit des Nationalsozialismus unter der Bezeichnung „Entartete Kunst“ geführt wurden. In den folgenden Documenta-Ausstellungen verlagerte sich der Schwerpunkt nach und nach zur zeitgenössischen Kunst im Allgemeinen. Auch änderte sich die Fokussierung von europäischen Künstlern auf inzwischen Künstler weltweit. Die Documenta 13 findet in Fridericianum, Orangerie, Aue, Ottoneum, Neue Galerie und Hauptbahnhof statt, erstreckt sich aber auch durch einzelne Werke in ganz Kassel bis zur Gedenkstätte Breitenau in Guxhagen. Zu den Werken gehören Skulptur, Performance, Installation, Forschung, Archivierung, sowie Malerei, Neue Medien, Text- und Audio-Arbeiten, aber auch andere Objekte und Experimente auf dem Gebiet der Kunst, Politik, Literatur, Philosophie und Wissenschaft. Ebenso breit gefächert wie die Medien und die Künstler, die sich dieser bedienen, sind die Themen, mit denen sich die Ausstellung befasst. Die d(13) ist ökologisch bewusst, politisch, geschichtlich, forschend, suchend. Die bereits häufig angesprochenen Begriffe Collapse and Recovery (zu deutsch: Zusammenbruch und Wiederaufbau) sind nur ein Teil der angesprochenen Themen, aber trotzdem noch mal etwas Besonderes, da sie einen starke Verbindung zu Kassel
12
haben. Die Stadt heute, wie sie ist, lässt das Trauma des Zweiten Weltkrieges noch erkennen. Behandelt werden auch persönliche Traumata, aber vor allem das Trauma von Objekten und ihrer Geschichte. Was würde uns ein Objekt erzählen, wenn es sprechen könnte? Ein weiteres Stichwort, das sich wie ein roter Faden durch mehrere Werke zieht, ist das der künstlerischen Forschung. Diese zu greifen ist nicht ganz einfach, aber im direkten Vergleich zum wissenschaftlichen Forschen besser zu erfassen. Um diese Parallelen zu zeigen, finden sich auf dieser Documenta auch Arbeiten zur Wissenschaft wie einige Apparate des Quantenphysikers Anton Zeilinger oder ein Experimentalaufbau des Epigenetikers Alexander Tarakhovsky. Die Frage nach dem Begriff der Kunst wird so aufgeworfen und in Beziehung zur Wissenschaft gesetzt. So schrieb die künstlerische Leiterin Carolyn Christov-Bakargiev:
Objekt: Yan Lei / Foto: Anders Sune Berg
Am 9. Juni präsentierte sich die Documenta 13 in Kassel der Öffentlichkeit. Insgesamt hundert Tage lang werden etwa 200 Künstler aus mehr als 50 Ländern und Teilnehmer aus der ganzen Welt zusammenkommen und vielfältige künstlerische Praktiken präsentieren. Doch worum geht es eigentlich? Worauf muss man sich einstellen?
»Was manche dieser Teilnehmer tun, und was sie in der d(13) »ausstellen«, mag Kunst sein oder auch nicht. Jedoch rufen ihre Taten, ihre Gesten, ihre Gedanken und ihr Wissen Umstände hervor, und werden wiederum von diesen Umständen produziert, die von der Kunst gelesen werden können – Aspekte, mit denen Kunst umgehen kann, und die von der Kunst aufgenommen werden können.« [d13.documenta.de] Ebenso verhält es sich auch mit dem Vermittlungskonzept, der Vielleicht-Vermittlung. Die meist zwei Stunden dauernden dTOURS (zu deutsch: Umwege) der d(13) werden von speziell geschulten Personen geleitet, den »Worldly Companions«. Diese kommen hauptsächlich aus Kassel, haben aber ganz unterschiedliche Hintergründe und Wissensfelder. Im Gespräch soll versucht werden, sich der Kunst und ihrer Thematik anzunehmen. Entscheidend dabei ist der eigene Blickwinkel. So muss man sich in der großen Themenauswahl nicht verloren fühlen. Durch die eigene Perspektive verbindet man die Werke miteinander und wird dadurch sein eigener roter Faden.
*
TagesSatz
* 07/12
MAIN T O P I C
Looking for the central theme On 9th June documenta 13 opened in Kassel. About 200 artists from over 50 countries are presenting their work for a hundred days. However, what is it all about?
* KATHARINA SCHWARZ
T
he documenta-exhibitions present a cross-section of contemporary art from the point of view of the respective artistic director. documenta was founded by artist, professor and curator Arnold Bode in 1955 who put an emphasis on what had been denounced as “degenerate art” during National Socialism. Today, the focus has shifted to feature art from all over the world. Not only the artists, but also the media they use and the topics they address are multifarious. The documenta 13 is held in various venues all over Kassel and is driven by a holistic vision regarding itself as environmentally conscious, political, historical and (re)searching. Collapse and recovery are keywords also reflected in the cityscape of Kassel which was largely destroyed in World War II. This year’s exhibition is dedicated to artistic research and features scientific works, too. Art and science are correlated thereby questioning the term ‘art’ itself – a central concern of the current artistic director Carolyn Christov-Bakargiev:
ENTA (13) d CUM OC dO ) TA (13) dOC UM 3 (1 UMEN U M A (13) dO OC ENT 3) dOC CUM E 1 U UM TA (CUMENTA ME N O dOCUME ( d ) 3
dOCUM E N TA (1 A (13) dO C U ENT ME 3 UM MENT A U N ( 1 OC dOC 3) O d ) ) C 3 U d 13 A (1 (13) d MEN O NT ENTA(13) dO CC MNTA
) dOCUMENTA (13 (13 A T ) 3) dOCUME EN TA (1 13) dOC NTA d ( U ( N TA 13) dO M EN TA (dOCUMCU E N 3) (13) E 1 TA N
*
(13) dO C U ENTA ME UM NT OC ) dOCUMENTA ( 13 A )d 3 1 ( ENTA (13) dO ) d TA UM O d C C ) OC A (13NTA (1UME T E 3 UMMENTA (1 ) U
TagesSatz
* 07/12
“dOCUMENTA (13) is dedicated to artistic research and forms of imagination that explore commitment, matter, things, embodiment, and active living in connection with, yet not subordinated to, theory and epistemological closures. […] What some of these participants do, and what they “exhibit” in dOCUMENTA (13), may or may not be art. However, their acts, gestures, thoughts, and knowledges produce and are produced by circumstances that are readable by art, aspects that art can cope with and absorb.“ [d13.documenta.de] To get in touch with the exhibits dTours are offered by trained persons mostly from Kassel. These “Worldly Companions” from different backgrounds and with different fields of knowledge address a variety of subjects in their (mostly) two-hour long dTours. The range of choice is marvellous, but your own perspective remains crucial. You are invited to become your own central theme, your own link between the various works of art.
*
13
T I T E LT H E M A
Commoning auf der dOCUMENTA (13) Ein Projekt der besonderen Art der Künstlergruppe And, And, And... widmet sich unter dem Begriff des Commoning gemeinschaftlichen Tätigkeiten.
E
s ist der 9. Juni – der Tag der Eröffnung der dOCUMENTA (13). Im Stadtteil Vorderer Westen feiern auf einer ehemals großen grünen Wiese unterhalb der Stadthalle circa 70 – 80 Anwohner und Besucher ihr eigenes Fest. Getränke, Stühle und Bänke, ein Buffet sind aus der Nachbarschaft herbeigeschafft worden und inmitten von zahlreichen Beeten mit Kräutern, Gemüse und Blumen platziert. Ins Leben gerufen wurde gemeinschaftliches Gärtnern, das hier gefeiert wird von der Gruppe And,
And, And... Ayreen Anastasas und Rene Gabri agieren unter diesem Namen. Sie sind Künstler aus New York, die dort in einem Kollektiv arbeiten, das sich auf seine Weise – sozial-aktiv – mit den krisenhaften und bedrohlichen Entwicklungen in der Welt auseinander setzt (vergl. dOCUMENTA Begleitbuch S. 330). In Kassel sind Ayreen Anastasas und Rene Gabri schon seit längerem als Co-Kuratoren oder – wie die dOCUMENTA-Chefin lieber sagt – als Agenten tätig. Hier haben sie im Namen ihrer Gruppe den Event 14 – Commoning in Kassel – ins Leben gerufen.
Der Commons-Begriff erlebt nicht erst seit der Verleihung des Wirtschaftsnobelpreises an Elinor Ostrom (2009) eine Renaissance und meint, dass Wege der nachhaltigen und selbstbestimmten Ressourcennutzung auch jenseits von Markt und Staat zu suchen sind. Insbesondere in der landwirtschaftlichen und der Energie-Erzeugung geht es darum, Güter nicht nur nachhaltig, sondern auch gemeinschaftlich zu nutzen, neue Formen der selbstbestimmten solidarischen Produktion und des gemeinschaftlichen Besitzes zu finden. In Kassel gibt es an der Universität im Fachbereich Stadt- und Landschaftsplanung sowie im Fachbereich Ökologische Landwirtschaft in Witzenhausen längst eigene Forschung und Projekte, die als Urban Gardening unter die Kategorie des „Commoning“ fallen. Und so luden die And, And, AndKünstler auch bereits im Februar ins Fridericianum zu Vorträgen von Jürgen Heß über die Defizite einer modernen Landwirtschaft und von Heidrun Hubenthal über Gemeinschaftsgärten, die die Städte erobern.
* NORA MEY
Commoning at dOCUMENTA (13) And, And, And…, an artist run initiative dedicates itself to collective work and possession under the motto “Commoning”.
I
t is the 9th of June – the opening date of dOCUMENTA (13). In the district Vorderer Westen about 70 to 80 residents and guests celebrate a feast on a formerly big green meadow beneath the town hall. Beverages, chairs and banks, a buffet – all this is brought here by the neighbourhood and is arranged in the midst of numerous vegetable patches, flower- and herb beds.
14
Common gardening is celebrated here, brought to life by the group And, And, And… alias Ayreen Anastasas and Rene Gabri. The two artists from New York have found their individual way to cope with the threatening developments in our world. Ayreen Anastasas and Rene Gabri act as co-curators in Kassel already since a long time. They have created event 14 – Commoning in Kassel.
Not only since Elinor Ostrom received the Nobel Prize in Economics (2009) the term ‘common’ is going through a renaissance. The term means that chances for a sustainable and self-determined use of natural resources can also be found beyond the level of the market and the state. Particularly in agricultural and energy production it is vital not only to use goods sustainable, but also to find new ways of self-determined production. In fact, the university department of urban and landscape planning in Kassel and the department of eco-farming in Witzenhausen have long since own research and projects which are included in the category “Commoning”. This is why the artists of And, And, And were inviting to lectures in February into the Fridericianum. Here, Jürgen Heß discussed the shortfalls
TagesSatz
* 07/12
As part of dOCUMENTA (13) not only the community garden at Huttenplatz mentioned above can be visited. Similar projects arouse in Hafenstraße on a municipal green area and in Josef-Fischer-Straße in the Nordstadt. All projects are supported by students who not only provide work capacity but also equipment, humus soil and plants. Containers often replace the real soil because the projects are considered as temporary. The aim is to introduce forms of common activity to the inhabitants of the multistorey dwellings nearby who are invited to perpetuate the projects on their own initiative.
TagesSatz
* 07/12
*
Even in the Aue And, And, And… projects can be found. Occasionally, tea can be prepared in a tea garden behind the Ottoneum. Across from the Orangerie a kiosk offers organic food from small firms – a refreshment before continuing the immense dOCUMENTA tour. Commoning is far-reaching. Production does not need to run counter to the market; it is enough to produce locally and ecological and do things by ourselves.
) dOCUMENTA (13 (13 A T 3) dOCUMENT N 1 ( E TA A 3) dO N TA (113) dOCUM ( E ( N E TA dOCUMCU N 3) (13) E 1 TA N
MENTA (13) d O OCU d ) (13) dO CUM A T 3 N E CU (1 UM M A (13) dO OC ENT 3) dOC CUM E 1 U UM TA (CUMENTA ME N O dOCUME ( d ) 3
of modern agriculture and Heidrun Hubenthal talked about community gardens which find their way into the cities.
Die Künstler von And, And, And... haben ihren Standort während der dOCUMENTA 13 in der hintersten Ecke des Hauptbahnhofs – Südflügel – ehemalige Nachrichtenmeisterei. Hier veranstalten sie Workshops und Diskussionsrunden zu zentralen globalen Themen.
*
1 A (13 O EN ) d NT ENTA(13) dO CC MNTA
Gemeinsam ist ihnen auch, dass vielfach nicht direkt im Boden, sondern in Säcken oder anderen Transportbehältern gepflanzt wurde. Zum einen weil diese Gärten zunächst einmal als temporär begriffen werden, keine aufwendige Bodenprüfung vorgenommen wurde und man recht schnell etwas herstellen und zeigen will. Gedacht ist bei diesen „Commoning“-Projekten besonders an die Bewohner im nahen Geschosswohnungsbau, die Formen gemeinschaftler Betätigung und neue Kommunikationsmöglichkeiten kennenlernen und nach Möglichkeit später eigeninitiativ weiterführen können.
Auch in der Aue sind And, And, AndProjekte angesiedelt. Hinter dem Ottoneum gibt es einen (Kräuter)-Teegarten mit einem Stand, an dem zumindest gelegentlich Tee selbst zubereitet werden kann. Und gegenüber der Orangerie, am Ende der Karlswiese, steht ein Kiosk, der ökologisch und bäuerlich hergestellte Nahrungsmittel aus der Region für das Picknick während des immensen dOCUMENTAParcours anbietet. Soweit reicht also der Begriff des Commoning, den die And,And,And-Künstler hier demonstrieren. Die Produktion muss nicht völlig aus dem Markt fallen, es genügt, regional und dezentral, ökologisch alternativ zu wirtschaften und Dinge selbst zu tun.
TA (13) dOCU ME MEN N CUMENTA (13 TA ) dO 13 A )d ( T 1 3 N ) E UM ) dOCU dOC M OC (13 (13 E TA MENNTA U ME TA (1 ) U
Jetzt ist im Rahmen der dOCUMENTA (13) nicht nur der obige Gemeinschaftsgarten auf dem Huttenplatz anzuschauen. Ähnliche Projekte sind in der Hafenstraße auf einer städtischen Grünfläche sowie in der Nordstadt in der Josef-Fischer-Straße entstanden. Gemeinsam ist den Projekten, dass sie von der Uni und dortigen Studenten unterstützt werden mit Arbeitskraft, mit Geräten, Humuserde, und Pflanzen.
Privat
MAIN T O P I C
The artists of And, And, And… can be found in the hindmost corner of the central station. Workshops and discussion groups about globally central topics are offered.
*
MEHR ZUM THEMA / MORE ABOUT IT: andandand.org
15
S T O L P E R S T EIN
Kunst als Kumpel Wie die documenta den Kulturkampf gewinnt
W
örter haben ihre Zeit wie Menschen. Irgendwann sind sie zur richtigen Zeit am richtigen Ort und damit auch in aller Munde. Später kommen sie in die Jahre und gehen irgendwann in Rente. Manchmal haben einige jedoch die Fähigkeit, noch übers Grab hinaus herumzuspuken und Unruhe zu verbreiten. „Hochkultur“ und „Avantgarde“ sind solche Zombiewörter. „Hochkultur“ beschreibt nicht etwa die Gesangskünste von Hochelben in den Baumschlösschen von Mittelerde, sondern war mal das Gegenstück zu der ebenso mausetoten „Populärkultur“. Eben jener pflegten sich die Anhänger der „Hochkultur“ mit stolzgeschwelltem Jackett und gut gefülltem Weinglas in den Trutzburgen der Konzertsäle und Festspielhäuser entgegenzustemmen. Bei „Avantgarde“ dagegen denkt man an baskenbemütze Maler am Montmartre oder an Theaterregisseure, die noch durch nackige Schauspieler einen „Eklat“ verursachen konnten. Der Gespensteratem beider mausetoten Wörter lässt sich jedoch noch überall da spüren, wo Kunst im weitesten Sinne gemacht und betrachtet wird, nicht nur in den Kunsthallen und Stadttheatern. Hinter den toten Wörtern stehen nämlich quicklebendige, höchst ärgerliche Angewohnheiten vieler Menschen, die einem bei jedem Konzert, jeder Ausstellung, sogar bei jedem Kinobesuch auf die Nerven gehen können. Das eine ist die Tendenz, etwas einmal für Gut Befundenes als
16
Objekt: Korbinian Aigner / Foto: Roman Maerz
* GLOSSE VON KALLE SCHÖNFELD das Maß der Dinge zu zementieren und die eigene Beschränktheit als elitäres Bescheidwissertum zu verkaufen. Das zweite ist der Versuch, sich an jeden noch so verqueren Trend zu hängen in der Hoffnung, dass „Neu“ ein ausreichender Ersatz für „Gut“ ist, wenn man letzteres mangels Geschmack nicht wahrnehmen kann. Tragisch ist, dass bei dem ersten Viele von der „Hochkultur“, der sie sich zurechnen, keinen blassen Schimmer haben, sondern dass ihnen das Dazugehören und Mitreden ein Selbstzweck ist, den sie sich durch emsiges Auswendiglernen verdienen, während beim Zweiten ein nicht kleiner Teil jener brandheißen Avantgarde-Kunst, auf den sich ihre Anhänger stürzen, völliger Quark ist, der zwei Jahre später vergessen sein wird. Wie lobenswert ist es, dass die documenta beide Irrwege links liegen lässt und stattdessen „zeitgenössische“ Kunst ausstellt. Zeitgenössische Kunst gibt sich, wie der Name klingt: unprätentiös und kollegial. Sie rümpft nicht weinschwenkend die Nase und nervt nicht mit nervösem Distinktionsgezappel. Durch die Schicksalsgemeinschaft mit dem Betrachter verbunden, in der selben absurden Zeit leben, freut sie sich schulterklopfend über ehrliches Lob und nimmt berechtigte Kritik nicht krumm. Die zeitgenössische Kunst lässt die Zuordnung über hoch oder niedrig, über zukunftsweisend oder verstaubt da, wo sie hingehört - im Auge des Betrachters.
*
TagesSatz
* 07/12
misterQM (photocase.com)
PARAGRAPHENR E I T E R
Im Namen des Volkes
Neues von den Sozialgerichten Momentan steckt die aktuelle Regierungskoalition in einer Krise. Betreuungsgeld heißt ein Thema, um das gestritten wird. Gegner des Betreuungsgeldes bezeichnen diese Leistung gerne als Herdprämie. Empfänger von staatlichen Leistungen kann dies egal sein, denn sie werden keinen Nutzen haben. Für sie gilt: Die Leistung wird angerechnet. Dies ist der feste Wille der Koalition.
* HANS PETER PUNG
M
an möchte nicht, dass Kinder von Hartz IV-Empfängern dadurch eventuell nicht in den Kindergarten geschickt werden. Wieder einmal werden Leistungsempfänger über einen Kamm geschoren. Vorurteile zählen eben mehr als das Wohlergehen der Hilfeempfänger. Auch für diese Ausgabe haben wir in Datenbanken gestöbert und aktuelle Urteile aus den Sozialgerichten für Sie herausgesucht.
Anträge rechtzeitig stellen Wann muss ein Hilfeempfänger einen Fortzahlungsantrag stellen? Muss er diesen auch stellen, wenn er mit Zustimmung ortsabwesend ist? Mit diesen Fragen hatte sich das Bundessozialgericht (BSG) auseinander zu setzen. Die Richter am BSG kommen dabei zu einem eindeutigen Urteil. Der Fortsetzungsantrag ist auch dann zu stellen, wenn der Leistungsträger (ARGE) die Zustimmung zur Ortsabwesenheit erteilt hat. Dies gilt natürlich auch dann, wenn der Bewilligungszeitraum während der Zeit der Abwesenheit endet. Die Grundsicherungsleistung wird grundsätzlich nur für einen gewissen Zeitraum gewährt. Der Gesetzgeber geht davon aus, dass die Leistung sowohl dem Grund nach und auch in der Höhe einem vielfältigen Wandel unTagesSatz
* 07/12
terliegt, so dass es geboten ist, diese in regelmäßigen Abständen zu überprüfen, begründeten die Richter ihr Urteil. BSG Urteil vom 16.05.2012 B4 AS 166/11 R
Umzug Wann darf ein Leistungsempfänger umziehen? Gibt es dafür besondere Regelungen? Muss der Leistungsträger jedem Umzugswunsch zustimmen? Das Landessozialgericht (LSG) Nordrheinwestfalen musste sich mit diesem Thema auseinander setzen. Nimmt man das Grundgesetz als Ausgangslage, müsste das Urteil eindeutig ausfallen, schließlich gilt die Niederlassungsfreiheit. Das bedeutet, dass man seinen Wohnort frei wählen darf. Die Richter des LSG schränken die Wahlfreiheit jedoch etwas ein. Nach ihrer Auffassung muss für einen Umzug ein vernünftiger Grund vorliegen, von dem sich auch eine Person leiten lassen würde, die keine staatliche Hilfe bezieht. Dazu könnten unter Anderem Motive wie die Eingliederung in Arbeit zählen oder gesundheitliche beziehungsweise sozialen Gründe. Lediglich der Wunsch des Hilfeempfängers, umziehen zu wollen, reiche als Begründung für den Wohnortwechsel nicht aus. LSG NRW Urteil vom 21.05.2012 L 12 AS 609 12 B ER oder L 12 As 610/12 B
Arzneimittel Chronisch Kranke werden es wissen: Arzneimittel sind teuer. Wer trägt die Kosten für Medikamente oder medizinische Hilfsmittel? Können Hartz IV-Empfänger hier einen Mehrbedarf geltend machen? Auch in dieser Frage hat das LSG NRW eine Entscheidung getroffen. Für Arzneimittel und medizinische Hilfsmittel kann kein Mehrbedarf im Sinne des Paragraphen 21 SGB II geltend gemacht werden, weil dieser dies nicht vorsieht. Notwendige medizinische Leistungen sind bereits durch den Anspruch auf Krankenbehandlung (§27 SGB V) gedeckt. Anmerkung: Leistungen, die dadurch nicht gedeckt sind, müssen selbst erbracht werden. Das LSG NRW macht hier noch einmal deutlich, dass der Grundsicherungsträger nicht für medizinische Leistungen herangezogen werden kann. Wer sich also gerne mit frei verkäuflichen Medikamenten eindeckt, muss diese aus eigener Tasche zahlen, sofern diese nicht zum Leistungskatalog der Krankenkassen gehören. LSG NRW 09.05.2012 L 19 AS 611/12 B ER
* 17
GÖTTINGEN
Gute Nachbarschaft mit dem System des Terrors Nur wenige Kilometer nördlich von Göttingen liegt die Kleinstadt Moringen. Im Verlauf ihrer langen Geschichte beherbergte sie in ihrem Kern eines der ersten Konzentrationslager des Nazi-Regimes. Die Stadt profitierte, und wollte später lange Zeit nichts mehr davon wissen.
M
Ort der Sozialdisziplinierung, der psychisch auffällige Straftäter in die Gesellschaft re-integrieren soll und einer der Hauptarbeitgeber am Platz. Arbeit, die in Moringen Tradition hat. Schon im 19. Jahrhundert befand sich in den heutigen Gebäuden des MRV ein so genanntes Werkhaus, in dem soziale Randfiguren wie Prostituierte und Landstreicher wieder in treue Untertanen der Hannoverschen Könige verwandelt werden sollten. Die Staatssysteme kamen und gingen, die Funktion des Ortes blieb konstant. So jedenfalls sah es lange Zeit die Mehrheit der Moringer Bürger. Dass hier gleich zu Beginn des NSStaates, im März 1933, das erste Konzentrationslager in Preußen und das zweite im Deutschen Reich über-
Als in den 70er Jahren erstmals ehemalige Häftlinge nach Moringen reisten, um sich ein Bild vom Ort ihrer vergangenen Pein zu machen, fanden sie dort nichts vor, was an ihre Zeit in Moringen erinnerte. Es waren zwei Moringer Pfarrer, die Anfang der 80er Jahre das völlig verdrängte Gedenken in Moringen anstießen. Es war dem Zufall zu verdanken, dass eine christ-
Leon Kloke
itten durch die südniedersächsische Kleinstadt Moringen führt die „Lange Straße“. Sie ist die Hauptgeschäftsstraße des etwas verschlafen wirkenden Ortes, in der die Moringer heute wie damals ihren Alltagsbeschäftigungen nachgehen. Die Fassade des sollingschen Fachwerks wird nur selten durchbrochen von Häusern in Massivbauweise. Auffallend ist das wuchtige, hell getünchte Steingebäude, etwa auf der Hälfte der „Langen Straße“, genannt das Waisenhaus, da es einmal adlige Waisen beherbergte. Heute befindet sich darin eine Krankenpflegerschule des Landes. Hinter dem eindrucksvollen Bau, und von der Straße nicht einsehbar, eröffnet sich das weiträumige Grundstück des niedersächsischen Maßregelvollzugs (MRV) - ein
* LEON KLOKE
haupt errichtet wurde, wollten gerade alteingesessene Moringer bis weit in die 80er Jahre hinein nicht wahrhaben. Zunächst als Männer-, dann von Herbst 1933 bis ins Jahr 1938 hinein als Frauen-KZ – ebenfalls erstes seiner Art und Vorgänger des KZ Ravensbrück – betrieben, hatte das Konzentrationslager erheblichen Einfluss auf die Wohlstandförderung des Ortes. Die Arbeitskraft der zur Zwangsarbeit gepressten Insassen versprach billige Produktion. Nach 1945 wollte die Moringer Bevölkerung nicht mehr an die dunklen Geschehnisse vor Ort erinnert werden. Schon gar nicht daran, dass das KZ ab 1940 als erstes Jugend-KZ des „Reiches“ betrieben wurde. Im feigenblättrigen Jargon der Nazis firmierte es als „Jugendschutzlager“ – ein Euphemismus, der noch heute in einem Überbleibsel der frühen Erinnerung an das KZ, einer Gedenktafel am Aufgang der heutigen Krankenpflegerschule, ehemals die SSKommandantur, fortlebt.
Der ehemalige Häftling, Alfred Grasel im Ausstellungsraum der Gedenkstätte vor dem Modell des ehemaligen KZ.
18
Das Torhaus der KZ-Gedenkstätte Moringen in der Langen Str. 58.
TagesSatz
* 07/12
GÖTTI N G E N liche Jugendgruppe den Namen ihres Heimatortes bei der Aktenkunde in der Gedenkstätte des KZ Auschwitz entdeckte. Nach und nach fanden die Moringer Kirchenvertreter heraus, dass über 50 Jugendliche, die die Misshandlungen der SS, die Strapazen der Zwangsarbeit und die Unterernährung nicht überlebten, in einem namenlosen Massengrab auf dem örtlichen Friedhof verscharrt waren. Das angestoßene Gedenken, das dank lokaler kirchlicher und friedensbewegter Initiativen und dem Druck ehemaliger Häftlinge zäh voranschritt, wurde von der Bevölkerung wütend bombardiert. „Nestbeschmutzung“ und „kommunistische Wühlarbeit“ sahen viele Bürger Moringens noch Mitte der 80er Jahre im Gedenken an die Verbrechen der Nationalsozialisten vor Ort walten. Für die Überlebenden der KZ, besonders diejenigen, welche die Nazis ihrer Kindheit und Jugend beraubten, weil sie ihnen nicht in ihr autoritäres und rassistisches Regime passten, war es oft eine Qual, nach Moringen zurückzukehren. Die Leugnung der Verbrechen durch die Bevölkerung, die bis zur fälschlichen Stigmatisierung der Überlebenden als zu Recht inhaftierte jugendliche Kriminelle reichte, war kaum zu ertragen. Doch der hartnäckige Wille zu erinnern triumphierte endlich über das Verlangen zu vergessen. Die Einrichtung des Geden-
kraums in der MRV, der dortigen Gedenktafel, eines Gedenksteins und eines mit Namen versehenen Gräberfeldes auf dem Moringer Friedhof zählen zu den Erfolgen der in den 80er Jahren Schub gewinnenden lokalen Erinnerungskultur. Seit 1983 kommt es jährlich zum Treffen der Lager-Überlebenden und 1989 schlossen sich Ehemalige und lokale Erinnerungsakteure zur „Lagergemeinschaft“ zusammen. Der wichtigste Erfolg dieses Erinnerungsverbundes ist sicherlich in der 1993 eröffneten KZ-Gedenkstätte zu erkennen. Zwar liegt sie nicht auf dem Gelände des historischen KZ, doch bot sie, in einem ehemaligen Wachturm der Stadtbefestigung gelegen, nur einen Steinwurf vom historischen KZ entfernt, den ehemaligen Häftlingen einen Ort des Gedenkens und der Zusammenkunft. Mit den Jahren kamen die typischen didaktischen Funktionen einer Gedenkstätte hinzu, die sich unter anderem in einer Dauerausstellung, pädagogischer Gruppenarbeit und Führungen manifestierten. Da das Gebäude eine Sanierung mehr als nötig hat, kann in diesem Jahr endlich eine Renovierung und Umstrukturierung geschehen. Daher befinden sich derzeit das Archiv, die Ausstellung und die Arbeitsräume der Mitarbeiter um den Leiter der Gedenkstätte Dietmar Sedlaczek in Nachbargebäuden untergebracht. In Zukunft soll die pädagogi-
Das Gelände des KZ in einer Aufnahme vor 1941. Noch fehlt das später errichtete Barackenlager.
sche Gedenkstättenarbeit vermehrt auf den Gedenkraum im MRV ausgedehnt werden. In das sanierte Gebäude der Gedenkstätte werden voraussichtlich im Herbst diesen Jahres ein modernisiertes Archiv und eine Bibliothek Einzug halten, die vor allem das Recherchieren für interessierte Personen vor Ort erleichtern sollen. Auch die Arbeitsräume der überwiegend freiwilligen und ehrenamtlichen Mitarbeiter der Gedenkstätte werden wieder in das Torhaus an der „Langen Straße“ einziehen. Die Gedenkstättenarbeit, so Sedlaczek ist mit der Zeit zunehmend offener geworden. Gerade die Nutzung alternativer Medien hat mit den Jahren mehr Aufmerksamkeit gefunden. So gibt es ein Theaterspiel, welches das Thema Moringen in den Schulen der Umgebung hautnah erfahrbar macht, ebenso wie einen Comic, der die Geschichte des Jugend-KZ behandelt. Auch das Interesse auch der Moringer an der Erinnerung ist in den vergangenen 25 Jahren gewachsen. Sedlaczek weiß von einem der Moringer Umzugshelfer zu berichten, dass diesem erst beim Anblick des von ihm getragenen Modells des KZ bewusst geworden sei, dass sein Heimatort 12 Jahre lang in bester Nachbarschaft mit dem NS-Terrorsystem existierte. Dadurch, dass in der Gedenkstätte eine Vielzahl verschiedener Menschen, überwiegend auf ehrenamtlicher Basis zusammenarbeiten, gestalte sich die Arbeit dort sehr lebendig. Ein Attribut, das, wie Sedlaczek hofft, auch den Besuchern zu Gute kommt. Für die Zukunft wünscht er sich, dass die Lebendigkeit der Gedenkstättenarbeit und die Resonanz aus der Bevölkerung weiterhin bestehen bleiben. Begrüßen würde er jederzeit weiteres ehrenamtliches Engagement von außerhalb. Denn der erfolgreiche Verlauf der Erinnerung an die Moringer KZ zeigt, dass jeder mithelfen kann, Geschichte aufzuarbeiten und weiterzuvermitteln.
* TagesSatz
* 07/12
MEHR ZUM THEMA: www.gedenkstaette-moringen.de www.facebook.com/moringenmemorial 19
Sarah Raymaekers
EINDRÜCKE
SARAH RAYMAEKERS *Sarahs Fotos zieren seit Anfang des Jahres fast jedes Cover. Für sie ist Fotografieren mehr als nur ein Hobby, sie stellte schon ausgewählte Motive in kleinen Göttinger Cafés aus.
20
TagesSatz
* 07/12
GÖTTIN G E N
Jörg „Yogi“ Müller
GEDANKEN EINER TAGESSATZ-VERKÄUFERIN
Armut *
A
rmut betrifft viele von uns – durch Krankheit, Unfall oder Insolvenz. Wie schnell kann man seinen Arbeitsplatz verlieren und ist mittellos? Was bedeutet Armut? Das liegt immer im Auge des Betrachters. Armut kann zum einen bedeuten, dass die Mittel zur Befriedigung der Grundbedürfnisse (Lebensmittel, aber auch Drogerieartikel) zu teuer werden und wir sie uns nicht mehr leisten können. Die Folge ist, dass wir hungern müssen. Der soziale Abstieg ist in diesem Fall unausweichlich. Armut kann aber auch bedeuten, dass man Familie oder/und Freunde verliert. Dann spricht man von emotionaler Armut. Armut hat viele Gesichter. Schauen wir uns mal die Menschen in Afrika oder den Slums an. Die Kinder haben kein Spielzeug und, wenn
TagesSatz
* 07/12
auch nicht immer, nur eine handvoll Reis am Tag. Wenn die Kinder Fußball spielen wollen – mit irgendetwas müssen sie sich ja beschäftigen –, dient einfach eine ausgediente Blechbüchse als Fußball. Viele Kinder träumen davon, einmal entdeckt zu werden, um als Star, zum Beispiel als Fußballprofi, ganz groß rauszukommen, um ihre Familie zu ernähren und ihnen ein besseres, würdevolles Leben ermöglichen zu können. Doch leider bleiben diese Träume meist unerfüllt und nicht selten unrealisierbar. Was bleibt, ist Trauer, Wut, Schmerz und Hilflosigkeit. Daraus resultiert, dass viele Frauen, ja sogar Kinder auf den Straßenstrich gehen, denn die meisten schaffen es nicht, ohne dieses zu überleben. Die Folgen sind weitreichend und fatal. Es kommt nicht selten zu schweren und auch tödlichen
MAYA VOM BRUCH
Infektionen wie AIDS oder Hepatitis. Nach dem psychischen Zerfall kommt dann der körperliche und zum Schluss kommt der schleichende Tod. Nun wieder nach Deutschland. Auch hier gibt es viele, die mit Hartz IV, Rente oder Grundsicherung mehr schlecht als recht über die Runden kommen müssen. Für jede Kleinigkeit muss ein Antrag gestellt werden, der in den meisten Fällen sowieso abgelehnt wird. Bei manchen Menschen, ich bin einer davon, löst das schwere Depressionen, Wut, Trauer und Verzweiflung aus. Die Folge ist nicht selten der Selbstmord, denn man weiß keinen Ausweg mehr aus seiner Misere. Das Leben ist nicht immer einfach und keinesfalls gerecht. Aber mit Mut und Kampfgeist könnte man vielleicht etwas ändern, aber das schafft man nur ZUSAMMEN und nicht ALLEIN.
*
21
KASSEL
Mach mal Pause
Privat & TagesSatz
KULINARISCHE Empfehlungen von den „Experten“
Finkenherd
Import//Export
Tat Urfa
Tipp von Nora Mey
Tipp von Sara Davin
Tipp von Katharina Schwarz
Inselrestaurant „Finkenherd“ mit großer Aussichtsterrasse (circa 150 Plätze außen) direkt an der Fulda, Wesertor 6a, vom Friedrichsplatz mit Tram 3, 6 und 7 bis Katzensprung, direkt gegenüber der Haltestelle Hinweis und Weg zum Restaurant.
Bar und Kulturplattform „Import// Export“ auf einem ehemaligen Ausflugsschiff (150 Plätze unter und an Deck), auf der Fulda direkt unterhalb des Biergartens „Rondell“. Mit Tram 3, 4, 6, 7, 8 bis Altmarkt/Regierungspräsidium, Richtung Fulda rechts in den Steinweg, in Höhe der Brüderkirche in den Renthof, am Wasser links. Dort hat die studentische Initiative angelegt.
Tat Urfa - Türkisches Restaurant in der Unteren Königstr. 89, Bahn Linien 1,3,4,5,6,7,8 (Haltestelle Am Stern), Richtung Holländischer Platz auf der linken Seite
Öffnungszeiten: täglich 11-24 Uhr, Küche bis 23 Uhr Essen a la Carte, viele Hauptgerichte mit Fleisch und zahlreiche Fischspezialitäten. Die Preise dafür liegen zwischen 9 und 16 Euro. Mehrere Salate, Kinderteller, die Auswahl an kleinen und leichten Speisen ist eher gering. Dafür sind die Getränkepreise sehr zivil und das Preis-Leistungsverhältnis ist stimmig. Das Ambiente wie die Konzentration auf die Hauptspeisen wirken etwas veraltet, aber alles ist sehr gepflegt und mit Wandmalereien innen auch recht originell. Und natürlich ist die Aussicht auf die Fulda eine besondere Attraktion. The Restaurant is situated directly by the river, with many seats outside on a big terrace where you have a great view. The menu prefers main dishes with meat and fish. 22
Barbetrieb: Mittwoch und Samstag ab 20 Uhr. Kalte Getränke ab 2 Euro, Longdrinks 5 Euro. LemonAid – Entwicklungshilfe, die schmeckt – oder Weizenbrause lohnen sich besonders. Tagsüber finden wechselnde Kulturveranstaltungen statt. Abends sitzt man in kreativ-entspannter Atmosphäre an Deck gemütlich unter Lichterketten. Der Raum unter Deck wird regelmäßig umgestaltet. Import//Export can be found beneath the beer garden “Rondell”. During the day the old excursion boat offers various artistic or scientific events (information online), at Wednesday and Saturday night it turns into an unconventional bar.
Öffnungszeiten: von 8 bis 5 Uhr, Freitag und Samstag bis 6 Uhr Küche: original türkischen Spezialitäten, auch zur Mitnahme und zum telefonischen Bestellen Räumlichkeiten: großes Restaurant, auch für größere Gruppen geeignet Preise: normale Hauptspeisen liegen zwischen 4 und 10 Euro Besonderheiten: frische Zutaten, Tee wird nach türkischer Tradition nicht berechnet. Spezialitäten: Gemischte Grillplatte Tat-Urfa – Lammkotelett, -spieß, Hähnchen und Drehspießfleisch. Authentic Turkish cuisine at Untere Königsstr. 89. Opening times are from 8.00 to 5.00, Friday and Saturday until 6.00. Also suitable for larger groups.
TagesSatz
* 07/12
KA S S E L
Salzburger Stub`n
Museumscafé Kurbad Jungborn
Pizzeria Capri
Tipp von Hans-Peter Pung
Tipp von Wiebke Reupert
Tipp von Trudi Kindl
Salzburger Stub`n in der Mittelgasse 18 (an der Martinskirche), Haltestelle Am Stern / Straßenbahn: Alle Linien / Bus: Linien: 10, 12, 16, 18, 19, 30, 32, 37, 38; vom Stern in Richtung Innenstadt laufen, links halten, erste Seitenstraße links abbiegen, Martinskirche passieren; im Anschluss befinden sich die Salzburger Stuben auf der linken Seite Richtung Altmarkt
Museumscafé Kurbad Jungborn in der Sternstraße 20, alle Straßenbahnlinien (außer 7) bis Königs- oder Friedrichsplatz, dann Richtung Orangerie laufen, direkt gegenüber auf der anderen Seite der Drahtbrücke.
Die Pizzeria Capri am Martinsplatz 3 ist mit den Linien 1, 3, 4, 5, 6, 8 bzw. mit RT4 und 5 erreichbar. Von der Haltestelle Königsplatz geht man Richtung Stern, biegt vor dem Discounter Zeemann rechts ab und läuft geradeaus zur Martinskirche. Die Pizzeria Capri ist gegenüber. Kommt man vom Naturkundemuseum oder vom Fridericianum, orientiert man sich am besten an den Türmen der Martinskirche.
Öffnungszeiten: Di-So 11.30 bis 22 Uhr 125 Sitzplätze im Innenbereich und 40 Sitzplätze im Außenbereich Ausgesuchte Spezialitäten aus Österreich und Bayern. Gerichte vom Rind, Schwein, Geflügel, Wild, Fisch. Mehlund Eierspeisen, Brat- und Backhendl, Grillhaxen. Meine Empfehlung: Frittaten Suppe (klare Rinderbrühe mit Pfannkuchenstreifen) 3,00 Euro, Wiener Zwiebelrostbraten (Rumpsteak), mit Pommes frites und gemischter Salat 14,90 Euro. Besonderheiten: Restaurant ist barrierefrei zu erreichen und verfügt über eine Behindertentoilette. Im Straßenverkauf sind fast alle Gerichte auch zum Mitnehmen erhältlich. The restaurant is situated near Martinskirche and provides seats inside and outside. Bavarian and Austrian specialties are offered even to go if you like. Salzburger Stub’n can be reached barrier-free. TagesSatz
* 07/12
Öffnungszeiten: Mi-So 14 bis 20 Uhr Küche: Torten, selbstgebackene Kuchen, kleine Snacks, Trautheim-Wein, Kaffee-Variationen Preise: Kuchen 2,50 Euro, Getränke übliche Preise Besonderheiten: Im Cafe befindet sich das Kasseler Bademuseum. Vertieft wird die Geschichte des denkmalgeschützten Gebäudes selbst (Ausstellung); es handelt sich dabei um den Rest einer ehemaligen Flussbadeanstalt und dessen Rettung vor dem Verfall. Spezialität: Ein Platz auf der Sonnenterrasse mit circa 25 Sitzgelegenheiten bietet sowohl Ein- als auch Ausblick auf die Kasseler Wassersportkultur und das Leben und Treiben am Fluss. In gepflegter und ungezwungener Atmosphäre fühlen sich die Gäste einfach wohl. The museum-cafe can be found if you go to the area at the other side of the river Fulda between Fuldabrücke and Drahtbrücke. Cakes and snacks are offered on the sun terrace facing the river. If you like, you can take a look at the bathing museum in the cafe.
Öffnungszeiten: Außer Montag täglich von 11.30 bis 14.30 Uhr und von 17 bis 23 Uhr. Räumlichkeiten: Man kann gemütlich drinnen und draußen sitzen und sich in Ruhe unterhalten. Innen stehen kleine Tische für 30, außen für 24 Gäste. Man fühlt sich hier wie in einer Familie. Speisen: Neben Pizza in drei Größen, Fisch- und Nudelgerichten bekommt man selbstgemachtes italienisches Eis, die Kugel für 70 Cent. Am liebsten esse ich Pizza Prosciutto für 3,40 Euro. The pizzaria is situated near Martinskirche and offers seats inside and outside. In addition to pizza in three different sizes and various other dishes, homemade ice cream is available.
*
23
pflichtlektuere.com
KASSEL
Zwischen Nightwash und Dichterlesung
Felix Römer veranstaltet monatlich in der Kasseler Kulturfabrik Salzmann einen Dichterwettstreit, gemeinhin auch als Poetry-Slam bekannt. Im Gespräch gewährt er Einblicke in diesen literarischen Vortragswettbewerb, der auch durch perfomative Elemente oder bewusste Selbstinszenierung geprägt ist.
F
elix, was mir gleich zu Beginn des Poetry-Slams auffiel, war der Umstand, dass jeder der Slammer eine eigene Art und Weise des Vortrages hatte. Kannst Du unseren Lesern erläutern, welche Bandbreite bei so einer Veranstaltung vertreten sein kann? Bei so einer Veranstaltung können sich unglaublich lustige (Wort-)Witze ergeben, bei denen man denkt: Da wäre ich selber ja nie drauf gekommen! Stilistisch wie emotional wird der Zuhörer daher in alle Richtungen hin überrascht und berührt. Bei einem Poetry-Slam entscheidet ja das Publikum durch die Dauer des Applauses und auch die Lautstärke, wer eine Runde weiterkommen soll. Ist es für Dich als Slam-Master einfach, die Publikumsentscheidung umzusetzen und an Hand welcher Kriterien geschieht das?
* HARALD WÖRNER IM GESPRÄCH MIT FELIX RÖMER Mir fiel auf, dass einige Slammer Zettel mit Notizen dabei hatten. Sind das komplett ausformulierte Gedanken oder muss sich das der Zuhörer nicht eher wie eine Art `Spickzettel` vorstellen? Das ist schon das Rede-Manuskript. Egal, ob abgelesen, oder frei vorgetragen: Der auf der Bühne stehende Künstler hat sich vorher sehr viel Gedanken über seinen Vortrag gemacht. Also beispielsweise, wie er ihn präsentiert, oder auch, wie das Publikum eventuell auf seine Darbietung reagieren könnte. Sehr gut gefallen haben mir heute ein gerapter, sowie ein freier Vortrag. Ist das eher die Ausnahme oder die Regel? Das kann man so auch nicht generalisieren. Die Ausnahme ist die Regel. Daher bleibt die ganze Sache auch spontan und abwechslungsreich.
Heute abend haben ja auch einige Frauen geslamt. Wie hoch ist allgemein der Anteil der weiblichen Teilnehmer bei einem Poetry-Wettbewerb? Gerade heute waren relativ wenige Frauen da. Normalerweise ist ihr Anteil höher. Im Regelfall kann man sagen, verteilt sich das auf siebzig Prozent Männer und dreißig Prozent Frauen. Gerade bei Jüngeren ist aber auch der Trend zu sehen, dass mehr Frauen nachkommen. Geschlecht und Alter spielen bei uns aber keine Rolle, denn jede/r hat per se das Recht, sich bei uns zu äußern. Ich als Slam-Master habe auch nicht die Aufgabe, da irgendwas zu forcieren.
*
MEHR ZUM THEMA: 11. Slamrock Poetry Slam mit Felix Römer Fr 12.10. / 21:00 Uhr Kulturfabrik Salzmann www.kulturfabrik-kassel.de ANZEIGE
Man muss schon genau hinhören, wie breit, wie laut und wie lange die Zustimmung dauert. Ich habe schon dreizehn Jahre Erfahrung damit. Das Publikum nimmt, jeder für sich, etwas selektiv wahr. Ich auf der Bühne habe da eine viel direktere Wahrnehmung. Letztendlich macht es das Zusammenspiel. Feste Kriterien habe ich an und für sich nicht. Es ist einfach die Mischung, die es ausmacht…
24
TagesSatz
* 07/12
Dominik Ketz
KASSEL
„...aber erst hol ich mir eine Frau“ Brechts lebenssüchtiger Dichter „Baal“ im tif
B
aal ist Dichter, ein wildes Tier, ein Asozialer, vor allem ein Mörder heißt es. In schwarz steht das achtköpfige Ensemble am Bühnenrand und richtet über ihn, Baal (Uwe Steinbruch), der von der Seite beobachtet. Maik Priebes Inszenierung des frühen Brecht-Dramas beginnt mit der kriminalistischen Analyse, die im Original von 1918 zwei Landjäger erst zum Ende des Dramentextes leisten. Gesungen wird der wortgewaltige Choral vom Großen Baal, der in das Lebensgefühl des Wollüstigen einführt. Ein gelungener Auftakt. Nun wird die Bühne eigenhändig geöffnet, gekonnt konzipiert von Susanne Maier-Staufen, sodass die in einer lockeren Folge entworfene Lebensreise des Protagonisten Baal beginnen kann. Verschiedenste Orte werden immer wieder durch Umhängen der mobilen Pappwände hergestellt. Der Blick hinter die eigentliche Bühne ist stets offen. Nicht selten werden die Spieler, die allesamt mehrere Rollen bekleiden, selbst zu Zuschauern. Die Herausforderung des schwer zu realisierenden Brecht-Stücks liegt vor allem darin, Baal als asoziales Ekel zu inszenieren, das aber ungeheure Anziehungskraft besitzt. Hassen, fürchten, aber unweigerlich lieben muss man den Unersättlichen, ohnmächtig ist man ihm gegenüber, der in seiner kreatürlichen Indifferenz Leiber konsumiert und Leichen macht. Immer findet er Liebschaften, Bewunderer, Anhänger. Uwe Steinbruchs Baal hat dieses Potential, sodass ihm zunächst Emilie (Eva-Maria Keller), die Frau seines Verlegers, verfällt. „Trink, wenn du sonst nichts kannst“, schreit er; ihr bleibt der Schluck im Hals stecken. Die jungfräuliche Johanna (Alina Rank) treibt er in den Selbstmord, die schwangere Sophie, in ihrem masochistischen Leiden glaubhaft von
TagesSatz
* 07/12
* REZENSIERT VON SARA DAVIN Judith van der Werff dargestellt, lässt er zurück, aber sie kann von ihm nicht lassen. Allerdings geht ein Bruchteil des unerklärlichen Reizes der Baal-Figur dadurch verloren, dass Steinbruch wesentlich älter ist als Brechts Protagonist. So hat der Vortrag Baals über erotische Liebe, die ist „wie wenn man eine Orange zerfleischt, dass der Saft einem in die Zähne schießt“ vor dem kindlichen Johannes etwas Quasi-Väterliches. Dies tritt neben das Selbstdarstellerische des sexuell Erfahreneren unter hier eben nicht allesamt jungen Männern. Da aber Baal auch im Brecht-Stück altert ohne an Reife zu gewinnen, kann ein alter Unhold überzeugen, einer mit Vergangenheit im heiter-gewaltigen Gesicht. Das auch äußerlich jugendliche Feuer bringt Jungfreund Ekart ein (Alexander Weise). Steinbruch gelingt es zudem zwischen Verrohung und Gewissenlosigkeit auch Funken moralischer Skrupel aufleuchten zu lassen. Doch Baals Lebenssucht überwiegt; er bleibt ein narzisstisches Tier. Der Inszenierung selbst fehlt bisweilen jedoch das wiederholt ausgerufene Wilde, Rote, Gefräßige, sodass „Baal“ nicht dauerhaft packt. Trotz überzeugender schauspielerischer Leistungen weist das Stück einige Längen und holprige Übergänge auf. Brechts „Baal“ enthält tatsächlich keine psychologisch oder kausal motivierte Handlung, sondern entspricht dem aufzählenden ‚und’ im vorangestellten Choral, was eine Inszenierung erschwert. Verfremdungseffekte, wie eingestreute Lieder und Gedichte, bleiben im Stück erhalten, werden zum Teil etwas irritierend aus anderen Brecht-Werken ergänzt. Verstörende Masken (Kostüm: Ulrike Obermüller) verleihen zum Ende einen alptraumartigen Flair; eine asoziale Welt eigenwillig inszeniert.
*
25
K U LT U RT I P PS
GÖTTINGEN
* ZO DUBOIS
Agentur
Die Empfehlung
So, 08.07. / 18.00 Uhr Musa, Gö Das teheranische Frauenensemble Golbon spielt klassische persische Lieder auf traditionellen Instrumenten. Eintritt: ab 8,80 Euro So 08.07. / 20.00 Uhr Kulturzelt (Drahtbrücke), Ks
Samuel-BogumilLinde-Preis Verleihung des Göttinger Literaturpreises im Alten Rathaus Gestiftet wird der Samuel-Bogumil-Linde-Literaturpreis jedes Jahr von der Stadt Göttingen und der polnischen Partnerstadt Thorn. Dieses Jahr wird der nun schon zum 17. Mal verliehene Preis im Rahmen der Göttinger Polnischen Tage übergeben. Er geht an den polnischen Schriftsteller, Do-
kumentarfilmer und Drehbuchautoren Andrzej Bart und den deutschen Schriftsteller und Essayisten Stephan Wackwitz. Der Preis zeichnet Autoren aus, die durch ihre Arbeit Ideale und Werte gefördert und Nationen gemeinsam zum Denken angeregt haben.
*
MEHR ZUR EMPFEHLUNG: Verleihung des Samuel-Bogumil-Linde-Preis So, 01.07. / 11.00 Uhr Altes Rathaus, Gö Eintritt: frei
bis 16.09. Caricatura - Galerie für komische Kunst am Kulturbahnhof, Ks
Do 05.07. / 17.00-19.00 Uhr Himmelsstürmer am Hauptbahnhof, Ks
CARICATURA VI: Die komische Kunst analog, digital und international
Führung zu den documenta-Außenwerken
So 01.07. / 12.00 Uhr Konzertmuschel Bergpark Wilhelmshöhe, Ks
Do, 05.07. / 21.00 Uhr Nörgelbuff, Gö
Susanne Vogt & Friends: Eigenkompositionen und Interpretationen von Klassikern. Eintritt frei Mo 02.07. / 10.00-12.30 Uhr Kasseler Kinder-und Jugendkunstschule, Ks
Deep In The Groove – Jam Session Nach dem Auftritt der Band „From Miles Around“ freier Improabend. Fr 06.07. / 16.00-18.00 Uhr Tourist-Information am Rathaus, Ks Stadtrundgang: Kassel-Kunst-Kultur Eintritt: 7 Euro, erm. 5 Euro
dOCUMENTA 13 – was ist das überhaupt? Kurspreis 47,00 Euro zzgl. Eintritt für die dOCUMENTA
Fr, 06.07. / 20.00 Uhr Deutsches Theater Keller, Gö
Di, 03.07. / 20.15 Uhr ThOP, Gö
Gut gegen Nordwind Theater nach einem Roman von Daniel Glattauer.
Was vom Himmel fällt Eintritt: 9 Euro, erm. 6 Euro Di 03.07. / 20.45-22.45 Uhr Löwenburg, Ks The Black Rider: The Casting Of The Magic Bullets. Karten 28.50 Euro 26
Sa, 07.07. / 19.45 Uhr Deutsches Theater, Gö West Side Story Musical über einen Bandenkrieg im Manhattan der 1950er Jahre. Eintritt: ab 15 Euro
Nils Landgren Quartett: zwischen zartmelancholisch und markant-groovend Eintrtitt: VVK 24 Euro, AK 26 Euro Fr, 13.07. / 18.30-20.00 Uhr ImPuls, Gö Der achtsame Weg durch die Depression. Ein Vortrag mit der Psychotherapeutin Beate Eickmeyer Eintritt: 5 Euro Do 12.07. / 15.00 Uhr Kulturfabrik Salzmann, Ks Führung durch das Salzmann-Gebäude, Treffpunkt Sandershäuser Straße 34 (Eingang Factory), Eintritt frei, Spenden erwünscht Sa 14.07. / 12.00-21.00 Uhr Kunsthochschule (Menzelstraße), Ks NOT EXCLUSIVE: Ausstellungen, Performances, Vorträge und Diskussionen Sa, 14.07. / 21.30 Uhr Nörgelbuff, Gö 7 Days Done & Special Guests Mo 16.07. / 17.00-18.30 Uhr Druselturm (Druselplatz), Ks Montags im Turm, Eintritt: 2 Euro Mo, 16.07. / 22.00 Uhr Juzi, Gö Konzert mit „Doctor Krapula“, einer lateinamerikanischen Alternativrockband. Mi, 18.07. / 14.00-18.00 Uhr Künstlerhaus, Gö Cube Cell Stage Eine Vernissage der Künstlerin Mariechen Danz, deren Schwerpunkt auf dem Thema Sprache und Lernprozesse liegt. TagesSatz
* 07/12
KULTURT I P P S Mi 18.07. / 20.00 Uhr Kulturzelt (Drahtbrücke), Ks
Die Empfehlung
Fr 20.07. / 20.00 Uhr Kulturzelt (Drahtbrücke), Ks Bob Geldof. Eintritt: VVK 30 Euro, AK 32 Euro Fr, 20.07. / 20.15 Uhr ThOP, Gö Hat jemand Adam gesehen? Musiktheater von und mit Johanna Holembowski. So 22.07. / 20.15 Uhr Lumière, Gö Sharayat – Eine Liebe in Teheran Der Spielfilm von Regisseurin Maryam Keshavarz. So 22.07. / 20.00 Uhr Kulturzelt (Drahtbrücke), Ks Raoul Midou. Eintritt: VVK 22 Euro, AK 24 Euro Do, 26.07. / 22.00 Uhr Juzi, Gö Konzert von „Toner Low“, einer niederländischen Stoner Rock Band und zwei Grindbands, den ebenfalls aus den Niederlanden stammenden „Kru$h“ und „Tools of the Trade“ aus Malaysia. Fr, 27.07. / 20.00 Uhr Lumière, Gö Moonrise Kingdom FSK ab 12 Jahren freigegeben
* HARALD WÖRNER
Kassel
Agentur
Fatoumata Diawara: Folkpoetin aus Mali. Eintritt: VVK 20 Euro, AK 22 Euro (siehe auch Empfehlung Kassel!)
Folkpoetin aus Mali Fatoumata Diawara im Kulturzelt an der Drahtbrücke Sängerin, Tänzerin, Gitarristin und Schauspielerin Fatoumata Diawara wird als neuer Stern am Himmel der Weltmusik gehandelt. Die in Paris lebende Künstlerin hat bereits 2011 die Zuhörer mit ihrem Album „Fatou“ begeistert. Ihre Melodien sind leichtfüßig und gehen sofort ins Ohr. Dennoch haben ihre Texte Tiefe. Denn Diawa-
Sa 28.07. / 15.00-18.00 Uhr Dock 4-Halle (hinter Fridericianum), Ks Studio d(13) für Kids und Teens: Workshop für Kinder und Jugendliche zur d(13). Kosten: 10 Euro für Material und Eintritt So 29.07. / 20.00 Uhr Kulturzelt (Drahtbrücke), Ks Rebekka Bakken: September. Eintritt: VVK 24 Euro, AK 26 Euro
ra hat einiges zu sagen: So thematisiert sie die Suche der Jugend Malis nach ihrem Platz in der Welt, aber auch die Emanzipation und Genital-Beschneidungen von Mädchen und Frauen. Musikalisch hat sie ihren eigenen Stil geschaffen, den „Wassoulu Folk“. Dieser vermischt traditionelle Klänge der Wassoulu mit Einflüssen aus Soul und Funk, doch auch Jazz und Blues gehen in ihre Musik mit ein. Kritiker sagen ihr einen ähnlichen Werdegang wie Norah Jones voraus.
*
MEHR ZUR EMPFEHLUNG: Fatoumata Diawara Mi 18.07. / 19.30 Uhr Kulturzelt an der Drahtbrücke VVK : 20 Euro, AK 22 Euro www.kulturzelt-kassel.de
Mo, 30.07. / 21.30 Uhr Nörgelbuff, Gö Spielstunde-Spezial! Open Stage unplugged Die Bühne steht allen offen, die spielen möchten. Zur Verfügung stehen: Mikrophone, E-Piano, Cajon, Westerngitarre. Di, 31.07. / 21.00 Uhr Musa, Gö Konzert der amerikanischen GothElectrowave Band „The Crüxshadows“ Eintritt: ab 16 Euro
ANZEIGE
a ff e n W ir v e r s c h n z v o ll e I h n e n g la A u ft r it te
TagesSatz
* 07/12
Color-Druck GmbH Lindenallee 19 · 37603 Holzminden Fon (0 5531) 93 20-0 · Fax 93 20-50 e-mail: info@color-druck.net
27
Jörg „Yogi“ Müller
A M S TA D T R AND
Straßengeflüster
* KALLE SCHÖNFELD
Wohnungsnot, explodierende Mietpreise, ganze Stadtviertel, die als Spekulationsobjekt missbraucht werden und dazwischen – jede Menge Leerstände. In Hamburg stehen derzeit etwa 50.000 Wohnungen leer. Diesen Skandal hat die Initiative Gängeviertel e. V. mit der Internetseite www.leerstandsmelder.de sichtbar gemacht. Hier kann jeder ungenutzte Gebäude melden und so nicht nur deren Eigentümer anprangern, sondern auch für eine kommunal sinnvolle Nutzung werben. Auch in Bremen, Berlin, Frankfurt und anderen Städten wurde die Idee aufgegriffen. Das Magazin Asphalt hat in der aktuellen Ausgabe die Aufnahme von Hannover in den Leerstandsanzeiger angeregt und hierfür Betreuer vor Ort gesucht. Der Zeitaufwand pro Tag soll bei etwa 15 Minuten liegen. Ein Beispiel, das sicher weiter Schule machen wird.
Nahaufnahme
*
28
Frida Regie: Julie Taymor, USA/CAN/MEX 2002, FSK 12 Ihre Gemälde sind voller Schmerz, Verletzlichkeit und doch oft von einer überirdischen Schönheit geprägt. So komplex wie ihre Kunst war auch ihr Leben. In anderen Worten, eine perfekte Vorlage für eine filmische Biografie. Als die junge Frida Kahlo (Salma Hayek) Mitte der 20er Jahre bei einem Busunfall schwer verletzt wird, markiert es das Ende eines unbeschwerten Lebens. Es ist zugleich die Geburt einer genialen Künstlerin. Wochenlang ist sie durch einen Ganzkörpergips ans Bett gefesselt und entlädt ihre Pein in der Malerei. Damit beeindruckt sie den berühmten Wandmaler und überzeugten Marxisten Diego Rivera (Alfred Molina), der sich nicht nur in ihre Kunst verliebt. Rivera ist ein notorischer Frauenheld, dennoch entschließen sich die Beiden zur Heirat. Auch Kahlo ist keineswegs ein Kind von Traurigkeit. Es ist eine turbulente, unkonventionelle Ehe. Er ist die Liebe ih-
* CLIFFORD SPENCER
res Lebens und Hassobjekt, Inspiration und oft Quelle ihres Leids. Zunächst wirkt „Frida“ wie ein weiteres Biopic in typischer Hollywood-Manier. Der Fokus liegt meist auf dem Liebesleben, wichtige Stationen werden abgeklappert, andere ausgelassen. Regisseurin Julie Taymor („Titus“) bricht eine gewöhnliche Struktur mit originellen, surrealistischen Einlagen auf, die effektvoll Kahlos Gemälde zum Leben erwecken und dabei narrative Akzente setzen. Andere Teile des Films sind wie ein Musical inszeniert, unterlegt mit traumhafter lateinamerikanischer Musik. Nicht nur die Inszenierung überrascht. Salma Hayek, bis dato bekannt als die Schönheit aus „Desperado“ und „From Dusk Til Dawn“, wirft sich in ihre Rolle hinein und verschmilzt vollständig mit ihrer Figur. „Frida“ schafft so einen seltenen Spagat zwischen Anspruch und Mainstream.
*
TagesSatz
* 07/12
DIE KOCHNI S C H E
Kochen mit dem TagesSatz * HANS PETER PUNG & TEAM
Volker Stosberg (photocase.com)
Leckere Gerichte für Sie entdeckt
Lauch Zu den Pflanzen, die im Juli geerntet werden können, gehören unter anderem die Lauchgewächse. Der Lauch ist eigentlich besser unter dem Namen Porree bekannt. Bis vor ein paar Jahren wurde er ausschließlich so bezeichnet. Mittlerweile hat sich der Name Lauch bundesweit durchgesetzt. Lauch ist ein sehr vielseitiges Gewächs, kann gekocht, aber auch roh verzehrt werden. Es gibt frühe Sorten die im Frühsommer/Sommer geerntet werden, sowie späte Sorten, die im Herbst geerntet werden. Diese Lauchsorten sind winterhart und vertragen auch Frost. Wir wünschen wie immer viel Spaß beim Nachkochen der Rezepte.
Lauchkartoffeln (4 Portionen / ca. 0,75 Euro pro Portion)
8 große Kartoffeln festkochend, 2 Stangen Lauch, 300 ml Gemüsebrühe, 200 ml Sahne, Salz, Pfeffer, Kräuter der Provence Kartoffeln schälen, würfeln, waschen. Lauch putzen, waschen, in Ringe schneiden. Kartoffeln und Lauch in einen Topf geben. Brühe und Sahne an-
TagesSatz
* 07/12
gießen und zum Kochen bringen. So lange reduzieren bis die Kartoffeln gar sind. Am Ende mit Salz, Pfeffer und den Kräutern würzen.
Wenn die Kartoffeln weich sind, nochmals mit den Gewürzen abschmecken. Vor dem Servieren mit dem Schnittlauch bestreuen.
Tipp: Reichen Sie die Lauchkartoffeln zu kurz gebratenem Fleisch. Sie können auch noch Schinken zufügen und mit einem grünen Salat als Hauptmahlzeit reichen.
Tipp: Reichen Sie dazu einen frischen Salat. Sie können den Teller auch noch mit einem Löffel Crème Frâiche garnieren.
Lauch-Hack-Pfanne (4 Portionen / ca. 1,50 Euro pro Portion)
4 Stangen Lauch, 600 g Hackfleisch gemischt, 2 Zwiebeln, 600 g Kartoffeln, 500 ml Gemüsebrühe, 250 ml Sahne, Salz, Pfeffer, Paprikapulver, Öl, Schnittlauch gehackt zum Garnieren Kartoffeln schälen, würfeln, waschen. Lauch putzen, waschen, in Ringe schneiden. Zwiebel schälen, fein würfeln. Öl in einer Pfanne erhitzen, Hackfleisch darin krümelig braten. Mit Salz, Pfeffer und Paprika würzen. Kartoffeln und Zwiebeln zufügen und Farbe nehmen lassen. Lauch zufügen und leicht braun anbraten. Mit der Gemüsebrühe ablöschen. Brühe um die Hälfte reduzieren, dann die Sahne angießen und ebenfalls einreduzieren.
Apfel-Lauch-Salat (4 Portionen / ca. 0,75 Euro pro Portion)
2 Eier, 1 Stange Lauch, 2 Äpfel, 3 EL Zitronensaft, 100 g Käse (z.B. Emmentaler), 1 Dose Mais, 250 ml Remoulade, Salz, Pfeffer Eier hart kochen, abschrecken, pellen, würfeln. Lauch putzen, waschen, in feine Ringe schneiden. Äpfel waschen, vierteln, Kerngehäuse entfernen, in feine Scheiben schneiden. Mit Zitronensaft beträufeln. Käse in kleine Würfel schneiden. Die Zutaten in eine Schüssel geben und mit der Remoulade vermischen. Mit Salz und Pfeffer abschmecken. Tipp: Dieser frische Sommersalat passt hervorragend als Beilage zum Grillfleisch.
*
29
Junges Theater Göttingen
H I N T E R D E N KULISSEN
Groll und Dominanz Die neue Spielzeit 2012/13 des Jungen Theaters Göttingen – Zwischen wutentbrannter Jugend und machtsüchtigen Erwachsenen.
* SEMSIYE AYGIR
L
ebensnah und dennoch schräg scheint wohl das neue Motto für die kommende Spielzeit 2012/13 des Jungen Theaters (JT) Göttingen zu lauten. Mit ihrem abwechslungsreichen Programm hat sich das JT für die neue Spielzeit viel vorgenommen und scheinbar ihren Aspekt auf die Jugend gelegt. „Wut“ von Max Eipp thematisiert nicht nur Generationskonflikte, sondern auch gegenwärtige Probleme, die aus der Verschiedenheit unserer Gesellschaft resultieren. Für Jugendliche von 10-14 Jahren stellt sich in „Thimm Thaler oder das verkaufte Lachen“ von James Krüss die spannende Frage, was ein Leben ohne Lachen sei. Ein zeitloses Stück für Groß und Klein ist „Heidi“ nach Johanna Spyri, in dem kindgerecht alles um die Themen Freundschaft, Familie und Abschiednehmen dargeboten wird. Auch an das ältere Publikum ist gedacht, denn zu Lachen hat es in der futuristischen Komödie „Ab Jetzt“ von Alan Ayckbourn. Dabei muss es sich auf irrwitzige Weise mit den Klischees zwischenmenschlicher Beziehungen auseinandersetzten. Weniger zu Lachen, aber dafür zum Nachdenken hat man in dem Thriller „Oleanna – ein Machtspiel“ nach David Mamet. Hier liegt das Urteil beim Zuschauer, wenn es um das rechte Verständnis von sexueller Belästigung oder weiblicher Überreaktion geht und die Verständigung dabei gänzlich scheitert. Ganz klassisch geht es am 13. September mit der Inszenierung „Wie es euch gefällt“ von William Shakespeare an den Start. Darüber hinaus dürfen sich die Zuschauer auf ganz neue Einblicke und neue Schauspieler freuen. Für die kommende Spielzeit sind neu im Team Elisabeth Leistiow (Absolventin der UdK in Berlin), Constanze Passin und Philip Leenders, die zuletzt in Salszburg spielten und Sascha Werginz (Absolvent der Schauspielschule Stuttgart) zu begrüßen. Wir jedenfalls erwarten mit Spannung die neue Spielzeit.
30
Premieren für die neue Spielzeit 2012/13 im Jungen Theater: 13. September 2012 „Wie es euch gefällt“ (William Shakespeare) 20. September 2012 „Ab jetzt“ (Alan Ayckbourn) 21. September 2012 „Wut“ (Max Eipp) 21. Oktober 2012 „Timm Thaler oder das verkaufte Lachen“ (James Krüss) 28. Oktober 2012 „Heidi“ (nach Johanna Spyri) 22. November 2012 „Oleanna – ein Machtspiel“ (David Mamet) 01. Dezember 2012 „Der Vorname“ (M. Delaporte, A. de la Patellière) 10. Januar 2013 „Darüber reden“ (J. Barnes, F. Steiof) 17. Januar 2013 „Tschick“ (nach Wolfgang Herrndorf) 19. Januar 2013 „Das Interview“ (Theodor Holman) 09. März 2013 „Zur schönen Aussicht“ (Ödön von Horváth) Mai 2013 „Feelgood“ (Alistair Beaton)
*
MEHR ZUM THEMA: Karten: Tel. 0551/495015
TagesSatz
* 07/12
ZWISCHEN DEN ZE I L E N
Eine Art Aufruhr Warum ist moderne Kunst so schwer zu verstehen? Wer bestimmt eigentlich, was Kunst ist? Und warum soll man das eigentlich alles ernst nehmen? Fragen, denen sich die Autoren unserer Buchvorstellungen in diesem Monat widmen.
* DANIELE PALU Kann das weg?
Auf DJ-Bobo-Niveau
Schön wie Kunstwerke
Es ist wieder Documenta, hurra! Hurra? 750.000 Besucher werden in der rund 200.000 Einwohner zählenden Stadt erwartet. Und die meisten werden sich verwundert die Augen reiben, warum eine der größten Ausstellungen für zeitgenössische Kunst ausgerechnet in Kassel stattfindet. „Die hässlichste Stadt westlich Sibiriens“ urteilte einst der berühmte Kunstkritiker Benjamin H.D. Buchloh, während die niederländische Künstlerin Marlene Dumas schlicht befand: „Kein Mensch mag Kassel!“ Doch es hilft alles nichts: Wer zur Documenta will, kommt an Kassel nicht vorbei. Und mal ehrlich: Spottschriften über Kassel kommen beim kunstbeflissenen Besucher sicher wunderbar an, pflegen sie doch althergebrachte Klischees. Aber ob Kasseler, Kasselaner und Kasseläner darüber auch so herzlich lachen können? Wie dem auch sei: Ungeachtet der kleinen und größeren Seitenhiebe auf die Stadt im Herzen Deutschlands, hat Autor Christian Saehrendt viel Wissenswertes über Kassel und die documenta zusammen getragen. Aber knapp 17 Euro für ein Taschenbuch…!?
Zu wissen, dass Malewitsch kein Brettspiel ist und Mondrian keinen geografischen Fachbegriff darstellt, ist heute längst kein Bildungsbonus mehr. Um im Gespräch über Kunst bestehen zu können, braucht es schon mehr. Doch wer hat schon die Zeit, sich über ein unübersehbares und weltweites Kunstgeschehen schlau zu machen? Dieses Buch hat den Unterhaltungswert einer launigen Glosse und den Praxisnutzen eines komplexen Kurzführers. Es ist ein handliches ErsteHilfe-Set, um schwache von sehenswerter Kunst zu unterscheiden. Denn auch in der bildenden Kunst gibt es Künstler, deren Niveau sich auf dem eines DJ Bobo bewegt. Die Autoren – der in Kassel geborene Kunsthistoriker Christian Saehrendt und Werbe-Fachmann Stehen T. Kittl – haben den ultimativen Kunstführer für Kunsthasser verfasst. Ihre Gebrauchsanweisung richtet sich an all jene, die zeitgenössische Kunst immer wieder auf die Palme bringt. Ab sofort kann jeder – mit „Das kann ich auch!“ im Gepäck – gnadenlos zurückschießen. Richtig komisch – und überraschend lehrreich!
In den letzten 20 Jahren hat die Art, wie wir unser Wissen archivieren, eine echte Revolution erfahren. Doch obwohl wir inzwischen eine komplette Privatbibliothek auf die Größe eines Taschenbuchs komprimieren können, gab es einen ungeheuren Kreativitätsschub bei der Entwicklung eines der schlichtesten Möbelstücke überhaupt – des Bücherregals. Bücherregale sind heute viel mehr als nur eine Aufbewahrung für gedruckte Werke. Sie sind moderne Kunst, technische Experimente und wertvolle Statussymbole. Allen E-Readern zum Trotz spielen sie nach wie vor eine wichtige Rolle in der Kultur des 21. Jahrhunderts – etwa als Installation aus 30 Billy-Regalen auf dem Bondi Beach, mit der Ikea 2009 in Sydney den 30. Geburtstag seines Bestsellers feierte. In über 300 spannenden zeitgenössischen Entwürfen zeigen Möbeldesigner, was heutzutage alles möglich ist (inkl. HerstellerWebsite zum bestellen).
Christian Saehrendt: Ist das Kunst oder kann das weg? Dumont, 16,95 Euro. Broschiert, 240 Seiten
Christian Saehrendt/ Stehen T. Kittl: Das kann ich auch. Gebrauchsanweisung für moderne Kunst. Dumont, 14,95 Euro. Taschenbuch, 288 Seiten
TagesSatz
* 07/12
Alex Johnson: Büchermöbel. DVA, 25 Euro. Hardcover, 272 Seiten, 342 farbige Abbildungen
31
WA S E S S O N ST NOCH GIBT
Cartoon
Auch in dieser Ausgabe stellt der Kasseler Cartoon-Künstler Marc Seefried dem TagesSatz freundlicherweise eine seiner Zeichnungen zur Verfügung.
ANZEIGE
“Wechseln Sie jetzt zu umweltbewußtem Strom von LichtBlick und sparen Sie mit uns 20% Energie ein!” Lichtblick AG-NL Kassel • Wilhelmstraße 5 • 34117 Kassel Ihr Ansprechpartner: Herr Buchenau • Tel.: 0561/ 2889801 Mobil.: 0163/ 3116122 32
TagesSatz
* 07/12
DAS LE T Z T E
DER TiCKER NACHRICHTEN AUF DEN LETZTEN DRÜCKER Nicht mehr exzellent? GÖTTINGEN – Die Georg-AugustUniversität verliert den Status einer Eliteuniversität. In der Endrunde der zweiten Exzellenzinitiative von Bund und Ländern konnte sich die Göttinger Universität nicht durchsetzen. Durch das Scheitern bei der Exzellenzinitiative fallen Fördermittel in Höhe von knapp 60 Millionen weg, die nun kompensiert werden müssen. Die Präsidentin der Universität, Ulrike Beisiegel, bedauerte das Scheitern bei der Exzellenzinitiative, betonte jedoch zugleich, dass man weiterhin voller Zuversicht in die Zukunft schaue. Sie hofft, dass „die Universität in einigen Jahren genauso gut dastehen werden wie die Universitäten, die den Zuschlag bekommen haben.“ Die Georg-August-Universität wurde im Jahr 2007 als eine von zwölf Hochschulen in Deutschland mit dem Exzellenzstatus ausgezeichnet und bekam in den folgenden fünf Jahren Fördergelder in Höhe von 75 Millionen Euro. (cp)
Strom und Gas werden teurer Düsseldorf – Deutschen Stromund Gaskunden drohen neben den Preiserhöhungen durch die Energiewende weitere Belastungen. Das Düsseldorfer Oberlandesgericht kippte Anfang Juni Beschlüsse der Bundesnetzagentur und ordnete eine Neuberechnung der Durchleitungsgebühren für Strom und Gas an. Die Entgelte müssen von den Versorgern
an die Netzbetreiber gezahlt werden und sind Teil des Strompreises. Dagegen hatten dreihundert Gas- und Stromnetzbetreiber Beschwerde eingelegt und bekamen Recht. Konkret ging es um die von der Netzagentur verwendete Kalkulation, mit der die Entgelte für die Nutzung der Strom- und Gasnetze bestimmt werden. Nach dem Urteil könnten die Stromkosten in den kommenden Jahren massiv ansteigen. Grund ist, neben steigenden Netzentgelten durch Aus-und Neubau von Trassen, auch ein drohender Aufschlag bei der Umlage zur Förderung erneuerbarer Energien. (hw)
Gesucht & Gefunden Da sich bisher auf unsere Annonce in der Juni-Ausgabe noch keine potentiellen Vermieter gemeldet haben, suchen Angelika und Jürgen weiterhin jeweils ein Ein-Zimmer-Apartement in Kassel. Es wäre schön, wenn die Wohnungen im Kasseler Innenstadtgebiet liegen würden. Angelika und Jürgen können jeweils eine Miete bis zu Grundsicherungsniveau aufbringen. Da zu den beiden noch eine betagte Hundedame gehört, wäre es nett, wenn sich nur tierliebe Vermieter melden. Wer eine Wohnung vermietet, oder von einer weiß, kann gern Kontakt mit dem TagesSatz-Büro in Kassel aufnehmen. Wir leiten die Nachricht dann an Angelika und Jürgen weiter. (Tel.: 0561/8615818, -43 oder per E-Mail an Infotagessatz@aol.com)
Holger Teichmann
Nächstes Mal AUGUST-Ausgabe 2012
Es ist mal wieder soweit: Die TagesSatzRedaktion ist, mit der Luftmatratze unter dem Arm, unter unterwegs in den Urlaub und überlässt den Verkäufer/innen das Feld. Der August ist traditionell einer von zwei Monaten, in denen unsere Hauptakteure den Verkaufsplatz gegen den Schreibtisch wechseln und selbst das komplette Heft mit Artikeln füllen. Freuen Sie sich mit uns auf spannende Berichte und Meinungen „aus erster Hand“.
*
TagesSatz
* 07/12
Impressum
*
TagesSatz, das Straßenmagazin Herausgeber: TagesSatz e.V. 1. Vorsitzender: Hans Peter Pung Adresse der Redaktion Kassel: Westring 69, 34127 Kassel Telefon: 0561 / 861 58 43 Fax: 0561 / 861 58 61 E-Mail: kassel@tagessatz.de Mo, Mi, Do & Fr: 17-19 Uhr Di: 15-17 Uhr Adresse der Redaktion Göttingen: Obere Karspüle 18, 37073 Göttingen Telefon: 0551 / 531 14 62 E-Mail: goettingen@tagessatz.de Mo-Fr: 9-11 Uhr Homepage: www.tagessatz.de Bankverbindung: Kasseler Sparkasse Kto.: 11 833 79 Blz.: 520 503 53 Sparkasse Göttingen Kto.: 505 815 11 Blz.: 260 500 01 Redaktionsleitung: Christopher Piltz, Carsten Seydlowsky (GÖ), Harald Wörner (hw) (KS) Pressesprecher: Kai Budler, Carolin Schäufele Vertriebsleitung: Kassel: Christian Piontek Tel.: 0561 / 861 58 18 Göttingen: Oliver Barth Tel./Fax: 0551 / 531 14 62 Anzeigenleitung: Oliver Barth Tel./Fax: 0551 / 531 14 62 E-Mail: anzeigen@tagessatz.de Redaktion Kassel: Sara Davin, Stefan Giebel, Trudi Kindl, Nora Mey, Hans Peter Pung, Claudia Alexandra Rose, Katharina Schwarz Redaktion Göttingen: Semsiye Aygir, Maya vom Bruch, Zoé Dubois,Victoria Hasler, Leon Kloke, Jörg „Yogi“ Müller, Daniele Palu, Kalle Schönfeld, Clifford Spencer News GÖ: Christopher Piltz (cp) Illustration GÖ: Pilar Garcia Fotografie: Leon Kloke, Jörg „Yogi“ Müller, Sarah Raymaekers, photocase.com Umschlag: Dirk Mederer (Fotovorlage: Wiebke Reupert) Layout: Dirk Mederer PLAZEBO – Werbung für Gesundheit, Kultur & Soziales E-mail: info@plazebo.net www.plazebo.net Druck: COLOR-Druck GmbH ViSdP: Carsten Seydlowsky, Christopher Piltz TagesSatz erscheint zwölfmal im Jahr im Straßenverkauf in Kassel und Göttingen. Auflage dieser Ausgabe: 5.000 Namentlich gekennzeichnete Beiträge geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion wieder. Die Redaktion behält sich vor, Leserbriefe in gekürzter Version zu veröffentlichen. Nachdruck, auch auszugsweise, nur mit Genehmigung der Redaktion.
Verkaufspreis: 2,00 EUR, davon geht 1,00 EUR direkt an den Verkäufer.
33
W O H I N , W E NN Allgemeine Hilfen
EssenSAUSGABEN
Göttingen
Göttingen
Caritasverband Göttingen Allgemeine Lebens- und Sozialberatungsstelle Godehardstr. 18 37081 Göttingen 0551/999590
Die Göttinger Tafel Jakobikirchhof 1 37073 Göttingen Tel. 0551–51030
Opferhilfebüro Göttingen für Opfer von Straftaten Maschmühlenweg 11(Landger.) 37073 Göttingen 0551/5213883 Weißer Ring e.V. Hilfen für Opfer von Straftaten Ansprechpartner: Herr Bayer 0551/6338876 Sozialdienst für Migranten, RABaZ-Beratungs- & Vermittlungsstelle für ausländische Jugendliche Karspüle 16 37073 Göttingen 0551/57739 BONUS Freiwilligenzentrum Godehardstr. 18 37081 Göttingen 0551/9995917 Neue Arbeit Brockensammlung Levinstr.1 37079 Göttingen 0551/5067320 Pro Familia Rote Str.19 37073 Göttingen 0551/58627 Selbsthilfe Körperbehinderte Neustadt 7 37073 Göttingen 0551/54733-0 Selbsthilfegruppe für Mobbing-geschädigte – Rainer Beutler 05602/1860
Mittagstisch St. Michael Turmstr. 5 37073 Göttingen 0551/5479540 Straßensozialarbeit Rosdorfer Weg 17 37073 Göttingen 0551/517980 Kassel Kasseler Tafel Holländische Straße 141 34127 Kassel 0561/23003 Suppentopf der Heilsarmee jeden Montag von 14-15 Uhr Martinsplatz Gesegnete Mahlzeit Diakonisches Werk Kassel Hermannstraße 6, 34117 Kassel weitere Ausgabestellen: Neue Brüderkirche, Johanneskirche, Auferstehungskirche Frauen in Not Göttingen KORE e.V. - Sozialberat. f. Frauen Papendieck 24-26 (Hinterhof, EG) 37073 Göttingen 0551/57453 Frauen-Notruf e.V. Postfach 18 25, 37008 Göttingen 0551/44684 Frauenhaus e.V. Göttingen Postfach 1911, 37009 Göttingen 0551/5211800
BürgerInnenberatung Stadt Göttingen Hiroshimaplatz 2 37083 Göttingen
Therapeutische Frauenberatung e.V. Groner Straße 32/33 37073 Göttingen 0551/45615
Kassel
Kassel
Kasseler Hilfe Opfer- und Zeugenhilfe e.V. Wilhelmshöher Allee 101 34121 Kassel 0561/282070
Übergangseinrichtung für wohnungslose Frauen Am Donarbrunnen 32 34132 Kassel 0561/43113
Weißer Ring e.V. Hilfen für Opfer von Straftaten Ansprechpartner: Hr. Holler 0561/6029458
Karla 3 Aufenthalt und Beratung für wohnungslose Frauen Karlsplatz 3 34117 Kassel 0561/15532
Pro Familia Kassel Frankfurter Straße 133 a 34121 Kassel 0561/27413 Außenstelle Witzenhausen (Rathaus/EG/Raum 10) Am Mart 1/ Witzenhausen
Autonomes Frauenhaus 0561/898889 Frauen in Not 0561/9892929
Göttingen
Notruf für vergewaltigte Frauen Frauen gegen Vergewaltigung e.V. 0561/772244
Arbeiterwohlfahrt Hospitalstr. 10 37073 Göttingen 0551/50091-0
Frauen informieren Frauen e.V. Beratung bei häuslicher Gewalt Westring 67, 34127 Kassel 0561/ 89 31 36
Mensch & Arbeit - Beratungsstelle für Arbeitnehmer und Arbeitslose Kurze Str. 13a 37073 Göttingen 0551/43373
Gesundheit
Arbeitslosenhilfe
Ländliche Erwachsenenbildung (LEB) Weender Str. 87, 1. Stock 37073 Göttingen 0551/8207917 Mo, Di, Do & Fr 14.30 - 18.00 Uhr Kassel Beratungsstelle für Arbeitslose des DGB Kreis Kassel Spohrstraße 6-8 34117 Kassel 0561/7209536
34
Göttingen Gesundheitsamt Sozialpsychiatrischer Dienst Am Reinsgraben 1, 37085 Göttingen 0551/4004862 Frauengesundheitszentrum Göttingen e.V. Groner Straße 32/33 37073 Göttingen 0551/484530 Gesundheitszentrum Albanikirchhof 4-5 37073 Göttingen 0551/486766
Kassel
Kassel
Fahrende Ärzte Dr. Giesler/Dr. Moog Mo 14-15.30 Uhr auf dem Martinsplatz Do 20-24 Uhr in der Gießbergstraße
Diakonisches Werk Kassel Sprungbrett & Sprungbrett spezial Steinweg 5 34117 Kassel 0561/572090
Kabera e.V. Beratung bei Essstörungen Kurt - Schumacher Straße 2 34117 Kassel 0561/780505 Gesundheitsamt Region Kassel Wilhelmshöher Allee 19-21 34117 Kassel 0561/10031920
Deutsches Rotes Kreuz Königstor 24 34117 Kassel 0561/7290441 Lebenskrisen Telefonseelsorge für Jugendliche 0800/1110333 Göttingen
Haftentlassene
Telefonseelsorge 0800/1110111 & 0800/1110222
Göttingen
Kassel
Anlaufstelle – Kontakt in Krisen e.V. Rosmarinweg 24 37081 Göttingen 0551/632977
Telefonseelsorge 0800/1110111
Kassel
Notschlafstellen
Beratungsstelle für Haftentlassene Kölnische Straße 35 34117 Kassel 0561/787-5061 oder 0561/70738-00 Hilfe & Selbsthilfe bei AIDS Göttingen Göttinger AIDS-Hilfe Obere Karspüle 14 37073 Göttingen 0551/43735 werktags: 10-13 Uhr Beratung: 0551/19411 AIDS-Beratungsstelle Theaterplatz 4 37073 Göttingen 0551/4004831 Kassel Aids-Hilfe Kassel Motzstraße 1, 34117 Kassel 0561/97975910 Stadt Kassel – Gesundheitsamt AIDS-Beratungsstelle Obere Königsstraße 3 34117 Kassel 0561/787–5380 Kinder & Jugendliche in Not Göttingen Deutscher Kinderschutzbund Nikolaistraße 11, 37073 Göttingen 0551/7709844 Omnibus - Beratungsstelle für Jugendliche & junge Erwachsene Goßlarstr. 23, 37073 Göttingen 0551/392690 Kassel Deutscher Kinderschutzbund Siemensstraße 1, 34127 Kassel 0561/899852 Verein zur Förderung der Erziehungshilfen in Nordhessen e.V. Wilhelmshöher Allee 32a 0561/78449-0 Stadt Kassel Sozialer Dienst des Jugendamtes Friedrich-Ebert-Straße 1 34117 Kassel 0561/787–5301 Kleiderkammern Göttingen Ev.-ref. Gemeinde – Kleiderkammer Untere Karspüle 11, 37073 Göttingen Kleiderladen Ausgabe: Do 9-12 Uhr 0551/5473717 Deutsches Rotes Kreuz Zollstock 17, 37081 Göttingen 0551/5096322 Ausgabe: Mo & Do 8.30-11 Uhr jeden 3. Mi im Monat 16-18 Uhr
PSKB Stadt & Landkreis Kassel 0561/1003-0 & 0561/787-5361
Göttingen Heilsarmee Untere Maschstr. 13b 37073 Göttingen 0551/42484 Kassel Soziale Hilfe e.V. / Panama (für alleinstehende Wohnungslose) Kölnische Straße 35 34117 Kassel 0561/70738-00 Café Nautilus (für Drogenabhängige) Erzberger Straße 45 34117 Kassel 0561/12115 Rechtsberatung & Hilfe Kassel Schuldnerberatung Gottschalkstraße 51 34127 Kassel 0561/893099 Verbraucherzentrale Hessen e.V. Bahnhofsplatz 1 34117 Kassel 0561/772934 Göttingen AWO Schulden- & Insolvenzberatung, Kreisverband Göttingen e.V. Hospitalstraße 10 37073 Göttingen 0551/50091-0 Kostenlose Rechtsberatung Göttinger Tafel e.V. Jacobikirchhof 1 37073 Göttingen 0551 – 5 10 30 Unabhängige Patientenberatung Göttingen Albanikirchhof 4-5 37073 Göttingen 0551/488778-0 Verbraucherzentrale Niedersachen Papendiek 24 37073 Göttingen 0551/57094 Suchtberatung: Alkohol Kassel Anonyme Alkoholiker 0561/5108806 Blaues Kreuz Kassel Landgraf-Karl-Straße 22 34131 Kassel 0561/93545-0 Suchtberatung Diakonisches Werk Goethestraße 96 34119 Kassel 0561/938950
Suchtberatung: Drogen Göttingen DROBZ (Drogenberatungszentrum) Mauerstr.2 37073 Göttingen 0551/45033 Beratungsstelle für Suchtkranke – Diakonieverband Schillerstr 21 37083 Göttingen 0551/72051 Kassel Drogenhilfe Nordhessen e.V. Schillerstraße 2 34117 Kassel 0561/103641 Kontaktladen „Nautilus“ Erzberger Straße 45 34117 Kassel 0561/12115 SAM – Substitutionsfachambulanz Wilhelmshöher Allee 124 34119 Kassel 0561/711813 Schillerstraße 2, 34117 Kassel 0561/103878 WohnungslosenHilfe Göttingen Ambulante Hilfe für alleinstehende Wohnungslose Wiesenstr. 7 37073 Göttingen 0551/42300 Diakonische Heime in Kästorf e.V. – Außenstelle Göttingen Wienstraße 4f 37079 Göttingen 0551/5053302 Straßensozialarbeit (Kleiderkammer) Rosdorfer Weg 17 37073 Göttingen 0551/517980 Bahnhofsmission Bahnhof, Gleis 4-5 37073 Göttingen 0551/56190 Kassel Die Heilsarmee / Sozial Center Ks Eisenacher Straße 18 34123 Kassel 0561/570359-0 Beratungsstelle für Nichtsesshafte Sozialamt der Stadt Kassel Kölnische Straße 35 34117 Kassel 0561/787-5061 Beratungsstelle für alleinstehende Wohnungslose – Soziale Hilfe e.V. Kölnische Straße 35 34117 Kassel 0561/70738–00 Betreutes Wohnen Diakonisches Werk Kassel Hermannstr. 6 34117 Kassel 0561/7128829 Wohnungsprobleme Kassel Zentrale Fachstelle Wohnen Wohnungsamt (Rathaus) Obere Königsstraße 8 34112 Kassel 0561/787-6252 oder -6255 Deutscher Mieterbund Mieterverein Kassel u. U. e.V. Königsplatz 59 34117 Kassel 0561/103861
Wenn Ihre Einrichtung hier nicht enthalten, oder wir eine Korrektur durchführen sollen, schicken Sie bitte eine E-Mail mit den Daten an goettingen@ tagessatz.de!
TagesSatz
* 07/12
TagesSatz
* 07/12
35
36
TagesSatz
* 07/12