TagesSatz
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EINDRÜCKE
TEICHMANN *WerHOLGER öfters mal die Bahnhofs-Post in Göttingen besucht, wird Holger kennen. Seine bunten Gemälde zieren nun schon seit einigen Jahren den Umschlag der Verkäuferausgaben.
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TagesSatz
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EDITO R I A L Liebe Leserinnen und Leser, kürzlich beschloss die schwarz-gelbe Koalition das sogenannte Sparpaket. Bis 2014 sollen bis zu achtzig Milliarden Euro weniger Schulden aufgenommen werden als ursprünglich geplant, zugleich sollen die Ausgaben sinken. Gekürzt wird vor allem bei denen, die ohnehin schon wenig haben. Versprochen wurde zwar mehr Netto vom Brutto, aber von der Illusion muss sich der „normale“ Arbeitnehmer wohl verabschieden. Und immer wieder ist von der Regierung zu hören, dass das Sparpaket ausgewogen sei und alle zur Kasse bitte. Doch letztendlich trifft es primär Familien, Arbeitnehmer, Arbeitslose. Von Kürzungen beziehungsweise Streichungen des Elterngeldes beispielsweise werden Gutverdiener weitgehend verschont bleiben, Hartz-IVEmpfänger-Familien hingegen soll es ganz gestrichen werden. Die Kürzungen treffen also vor allem die Ärmsten der Armen in diesem Land und die ohnehin schrumpfende Mittelschicht. Was bedeutet das? Die berühmte Schere zwischen Arm und Reich wird noch stärker auseinander gehen, Neid und Missgunst könnten wachsen, die soziale Kälte könnte zu einer andauernden Eiszeit reifen. Für die TagesSatz-Verkäufer sind die vielen Stammkunden und sozialen Kontakte bei Verkauf sehr wichtig. Mit dem Verkauf des Magazins können sie aber auch ihr Budget aufstocken, denn bei einem Regelsatz von 359 Euro kann das Geld schnell knapp werden. Nicht zuletzt ist es jedem Verkäufer stets möglich, das Magazin mit eigenen Texten und Bildern aktiv mitzugestalten. Zwei Mal im Jahr geben die TagesSatz-Redakteurinnen und -Redakteure die Schreibfeder in die Hände der Verkäufer – für die sogenannte Verkäuferausgabe. Wir freuen uns, Ihnen diese Ausgabe erneut präsentieren zu können, die zuletzt im Januar erschien. Die TagesSatzVerkäufer bringen Ihre Gedanken und Erlebnisse in dieser besonderen Ausgabe zu Papier, ohne dass ihnen dabei Vorgaben gemacht werden. Sie schreiben über das, was sie bewegt oder was sie erlebt haben, beispielsweise ein Interview von Yogi mit einem Straßenmusikanten (Seite 13) oder Olaf und Rocky, die von ihrem Ausflug nach Frankfurt berichten (Seite 8). Und nicht zuletzt berichtet Alexander von seiner Reise mit der Bahn quer durch Deutschland (Seite 19). Wir hoffen, dass Ihnen das Lesen der Verkäuferausgabe ebenso viel Vergnügen bereitet wie uns, den Redakteurinnen und Redakteuren des TagesSatz.
Jörg Sanders & Christopher Piltz (Göttingen)
TagesSatz. Hilft sofort.
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Der TagesSatz wird von Menschen in sozialen Schwierigkeiten auf der Straße verkauft. Vom Verkaufspreis der Zeitung (2,00 Euro) behalten die VerkäuferInnen 1,00 Euro. Sie können damit ihre finanzielle Situation verbessern und sind nicht mehr auf Almosen angewiesen.
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Die Mitarbeit in Redaktion und Vertrieb des TagesSatz bietet arbeits- und wohnungslosen Menschen eine Aufgabe und die Möglichkeit, neue soziale Kontakte zu knüpfen und ermöglicht langfristig gesehen den Wiedereinstieg ins Berufsleben.
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Der TagesSatz finanziert sich ausschließlich durch Verkaufserlöse, Anzeigen und Spenden. Das Straßenmagazin erhält keine regelmäßigen Fördermittel.
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Wenn Sie den TagesSatz über den Kauf hinaus unterstützen wollen, können Sie auf folgendes Konto eine Spende überweisen: TagesSatz e.V. Kassler Sparkasse Kto.: 1183379 Blz.: 52050353 TagesSatz e.V. Sparkasse Göttingen Kto.: 50581511 Blz.: 26050001 Bitte geben Sie Ihre Adresse im Feld Verwendungszweck an, damit wir Ihnen eine Spendenbescheinigung zusenden können.
Der TagesSatz ist Mitglied von:
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EINDRÜCKE
KOSSMANN *DasWERNER Göttinger Original und gleichzeitig dienstältester Verkäufer betätigt sich in seiner Freizeit als Auftragsmaler, wie etwa bei dieser Franz-Marc-Kopie auf einer Garage.
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IN H A LT
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AUS ERSTER HAND Verkäufer schreiben 8 9 10 12 13
Frankfurt und mehr von OLAF BURHENNE UND DETLEF „ROCKY“ BERNHARD Die Soziale Stadtführung – Göttingen mal anders von WOLFGANG EGGERICHS, JÖRG „YOGI“ MÜLLER, MEIKE STEENBOCK UND JULIANE MICHAEL
Zwei Jahre Deutschland – Mein Resümee von JÖRG „YOGI“ MÜLLER Der Pinsel von Wiebke LYRIK Von HOLGER TEICHMANN Von der Straße für die Straße
JÖRG „YOGI“ MÜLLER IM INTERVIEW MIT STRASSENMUSIKER FRANK BRUNS
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Morgens um elf in Deutschland: Kaffee und Met von ANDREAS PRAMANN „Van Gogh der Ruhstrathöhe“ von WERNER KOSSMANN Endlich in Lohn und Brot von OLAF BURHENNE „Halliii Halloo“ LYRIK Von HEINZ BECHLARS Reisen mit schmalem Geldbeutel von ALEXANDER RIFEL Richard, der Zugvogel von ARMIN SCHULZE
NACHGEFRAGT Verkäufer im Interview 11 „Hauptsache Arbeit und nicht die Langeweile“
ANDREA TIEDEMANN UND KATHARINA KRETSCHMER im interview mit „rocky“
17 Wie ein Wellenreiter
HARALD WÖRNER im interview mit THOMAS S.
Rubriken 3 6 25 26 27
Editorial Vorgestellt Nächstes Mal & Impressum Zwischen den Zeilen Wohin, wenn Bitte ausschneiden und zurücksenden an: TagesSatz e.V., Westring 69, 34127 Kassel
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Straße, Hausnr.:
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Ort, Datum
Unterschrift
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V O R G E S T E L LT Werner KoSSmann / Alter: 53 / Standplatz: Sparkasse am Gänseliesel [GÖ] Seit wann verkaufst Du den TagesSatz? Seit der dritten Ausgabe Was gefällt Dir am Verkauf? Lauter netter Leute Was war dabei Dein besonderes Erlebnis? Das Trinkgeld. Nette Leute. Was wünscht Du Dir? Viel, viel Zukunft mit meiner Frau und meinem Kater! Und Zufriedenheit, Gelassenheit und Gottes Segen. Andreas Pramann / Alter: 49 / Standplatz: Bahnhof [GÖ] Seit wann verkaufst Du den TagesSatz? 2004 Was gefällt Dir am Verkauf? Kontakt mit Menschen, Zuverdienstmöglichkeit Was war dabei Dein besonderes Erlebnis? Lob für meine Artikel Was wünscht Du Dir? Eine bezahlte Arbeit, von der ich auch leben kann.
Holger Teichmann / Alter: 47 / Standplatz: Post am Bahnhof [GÖ] Seit wann verkaufst Du den TagesSatz? 2003 Was gefällt Dir am Verkauf? Ich habe durch den Verkauf mein künstlerisches Schaffen finanziert. Was wünscht Du Dir? Gutes Wetter und gute Gesundheit
Olaf Burhenne / Alter: 37 / Standplatz: Karstadt Sport [GÖ] Seit wann verkaufst Du den TagesSatz? Juni 2008 Was gefällt Dir am Verkauf? Freundliche Menschen, von denen ich auch mal was extra kriege. Was wünscht Du Dir? Frieden auf der Welt!
Jörg „Yogi“ Müller / Alter: 46 / Standplatz: Vor der Jakobikirche [GÖ] Seit wann verkaufst Du den TagesSatz? August 2008 Was gefällt Dir am Verkauf? Gespräche, Anerkennung meiner Fotos, Artikel und Leistung Was war dabei Dein besonderes Erlebnis? Wie sich mein innerer Frieden und meine Ruhe auf meine Mitmenschen übertragen hat. Was wünscht Du Dir? Glück, Frieden und Freiheit für alle Lebewesen DETLef „Rocky“ Bernhard / Alter: 51 / Standplatz: Karstadt [GÖ] Seit wann verkaufst Du den TagesSatz? Seit 2008 Was gefällt Dir am Verkauf? Einfach alles Was war dabei Dein besonderes Erlebnis? Dass die Menschen alle so nett zu mir sind. Was wünscht Du Dir? Ein langes Leben und gesund zu bleiben!
Bruno F. Spotted Bear / Alter: 55 / Standplatz: Post (Innenstadt) [GÖ] Seit wann verkaufst Du den TagesSatz? Sieben Jahre mit Unterbrechung Was gefällt Dir am Verkauf? Viele nette Menschen, mit denen man sich unterhalten kann. Was war dabei Dein besonderes Erlebnis? Das wunderbar ehrliche Lächeln von Kindern Was wünscht Du Dir? Gesundheit, Weltfrieden und Politiker, die auch mal an die Menschen im eigenen Land denken.
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VORGEST E L LT Angelika Sommer / Alter: 60 / Standplatz: Alter Kasseler Hauptbahnhof, Bahnhof Wilhelmshöhe, Geschäfte Wilhelmshöhe und Kneipen [KS] Seit wann verkaufst Du den TagesSatz? Mit Unterbrechungen seit zehn Jahren Wie bist Du zum TagesSatz gekommen? Durch einen anderen Verkäufer Was hast Du davor gemacht? Durch schlechte Erfahrungen bin ich in die Armut geraten. Was wünschst Du Dir? Für alle Glück, Gesundheit und mit dem Partner zusammenbleiben Armin Schulze / Alter: 57 / Standplatz: Markthalle (Sa), Wilhelmstraße und tegut (Bettenhausen) [KS] Seit wann verkaufst Du den TagesSatz? Seit 2002 Wie bist Du zum TagesSatz gekommen? Über den Vereinsvorsitzenden Hans-Peter Pung Was hast Du davor gemacht? Ich war seit 1994 wohnungslos. Was wünschst Du Dir? Eine gut bezahlte Arbeit Thomas Mettke / Alter: 50 / Standplatz: Drogeriemarkt Müller [KS] Seit wann verkaufst Du den TagesSatz? Seit November 2009 Wie bist Du zum TageSatz gekommen? Über die Heilsarmee Was hast Du davor gemacht? War Fernfahrer in Spanien Was wünschst Du Dir? Mehr Akzeptanz für den TagesSatz
Regine Führer / Alter: 48 / Standplatz: Obere Königsstraße und Treppenstraße, Wilhelmstraße/Wolfschlucht [KS] Seit wann verkaufst Du den TagesSatz? Von 1995 bis 1998 und nun wieder seit Juni 2005 Wie bist Du zum TagesSatz gekommen? Durch einen anderen Verkäufer Was hast Du davor gemacht? Bin auf Stellensuche gewesen Was wünschst Du Dir? Zufriedenheit, Gesundheit, ein bisschen Glück im Leben Thomas S. / Alter : 57 / Standplatz: REWE am Kirchweg, Kulturzelt [KS] Seit wann verkaufst Du den TagesSatz? Seit Juli dieses Jahres. Wie bist Du zum TagesSatz gekommen? Kannte ihn schon von früher her. Was hast Du davor gemacht? Was wünschst Du Dir? -
Jürgen Engelhardt / Alter: 66 / Standplatz: Gaststätten [KS] Seit wann verkaufst du den TagesSatz? Seit November 2006 Wie bist Du zum TagesSatz gekommen? Durch Angelika, um ihr bei Krankheit auszuhelfen Was hast Du davor gemacht? Ich war arbeitslos; ganz früher Fernfahrer und Seemann Was wünschst Du Dir? Ein gutes Leben, viele Fische an der Angel und dass es mit meiner Frau so weitergeht. Heinz Bechlars / Alter: 66 / Standplatz: Gesundheitszentrum Willi-Allee und Kohlenstraße [KS] Seit wann verkaufst Du den TagesSatz? Seit 1999 mit Unterbrechungen Wie bist Du zum TagesSatz gekommen? Über die Heilsarmee Was hast Du davor gemacht? Habe als Vertreter gearbeitet Was wünschst Du Dir? Bessere Gesundheit
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Jörg „Yogi“ Müller
A U S E R S T E R HAND
Frankfurt und mehr
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m Vorabend bin ich zu Rocky gefahren, um von dort aus mit dem Zug loszufahren. Wir sind um 8 Uhr in Hann. Münden abgefahren, um noch früh genug in Frankfurt zu sein. Vom Bahnhof aus sind wir zu Fuß in die Innenstadt von Frankfurt gelaufen. Wir hatten einen schönen Sommertag in der Stadt, es war gerade eine Kundgebung der Gewerkschaft ver.di. Die ÖTV (Öffentlicher Transport und Verkehr) wollte mal wieder mehr Geld. Wir waren in verschiedenen Geschäften, zum Beispiel waren wir auf dem „Römer“, wo Fußballerinnen regelmäßig als Weltmeister oder auch als Europameister ihre Titel feiern. Unsere FußballMänner sind ja leider nicht aus Südafrika als Weltmeister zurückkommen. Bei einem Kloster konnten wir eine Bratwurst bekommen und haben einen ehemaligen TagesSatz-Kollegen getroffen und mit ihm über alte Zeiten geredet. Ich hatte mir an diesem Tag Bundesliga-Bettwäsche besorgt. Wir haben viele Fotos gemacht und sind gegen 16 Uhr wieder zurück nach Göttingen durch das schöne Hessenland und die schönen Städte Fulda und Offenbach gefahren. Ich bin nach einer kurzen Pause in Hann. Münden alleine nach Göttingen zurückgefah-
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Die Stadt Frankfurt am Main besuchte ich mit meinem Kollegen Rocky. Eines Tages kam Rocky auf die Idee, für einen Tagesausflug nach Frankfurt zu fahren, um uns diese Stadt einmal anzusehen.
* OLAF BURHENNE UND DETLEF „ROCKY“ BERNHARD ren und habe erst einmal ausgeschlafen, denn die Fahrt nach Frankfurt war sehr anstrengend gewesen. Ein paar Wochen später bin ich mit Rocky, der einen Schwerbehindertenausweis hat, nach Duderstadt zu den „Eichsfelder Mettwursttagen“ gefahren, um Mettwurst einzukaufen. Wir sind um 11.30 Uhr von Göttingen aus losgefahren. Da Duderstadt nicht wirklich weit enfernt ist von Göttingen, sind wir nach rund einer Stunde angekommen. Dann sind wir vom Busbahnhof aus in die Innenstadt gegangen. Ich habe alte Kumpels getroffen, die ich noch aus dem Berufsvorbereitungsjahr kannte. Das ist bei mir circa zwanzig Jahre her, aber ich habe sie lange nicht gesehen und sofort wieder erkannt. Wie konnten viel naschen und auch günstig einkaufen, dann sind wir auch einmal in die Kirche gegangen, um an unsere Mitmenschen zu
denken, die verstorben waren. In meinem Fall dachte ich an meine Mutter, die im Januar 2008, und an meinem Bruder, der im September 2003 verstorben war. Warum müssen liebe Menschen und Verwandte so plötzlich von uns gehen? Ich habe dann für beide eine Kerze angezündet. Damit Rocky Hann. Münden noch rechtzeitig erreichte, sind wir gegen 17.30 Uhr und mit einem Rucksack voll mit leckerer Wurst zurück nach Göttingen gefahren. Den größten Teil durfte ich mit nach Hause nehmen und habe mir Wurstsalat gemacht oder einfach nur mit Brot gegessen. Einen Teil habe ich eingefroren für wirtschaftlich schwere Zeiten (hahaha). So, und nun stehen Rocky und ich wieder an unseren Plätzen in der Innenstadt von Göttingen und verbleiben dort mit freundschaftlichen Grüßen und warten auf Sie, Ihr Olaf und Rocky TagesSatz
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AUS ERSTER H A N D
Die Soziale Stadtführung
G öttingen m a l anders
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von der Göttinger Bahnhofsmission nach Hannover zum dortigen Straßenmagazin Asphalt und sahen uns dort deren Soziale Stadtführung an. Nach reichlichen Überlegungen und vielen intensiven Arbeitsstunden setzten wir dieses Konzept für Göttingen um. Ich habe bisher die meisten Stadtführungen geleitet und von allen Teilnehmern immer ein sehr positives Feedback bekommen. Da ich in Indien in meiner eigenen Firma als Touristenführer gearbeitet habe, kommt mir diese Aufgabe in Göttingen sehr gelegen – auch, da ich viele soziale Einrichtungen aus eigener Betroffenheit heraus kenne, kommt diese Authentizität bei den Teilnehmern unserer sozialen Stadtführung immer gut an. Mir macht dies sehr viel Spaß.
WOLFGANG EGGERICHS BAHNHOFSMISSION GÖTTINGEN
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MEIKE STEENBOCK BAHNHOFSMISSION GÖTTINGEN
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n einem kühlen, aber immerhin trockenen Tag im März treffe ich mich mit meiner ersten Stadtführungsgruppe, um fünf Einrichtungen zu besuchen. Doch gleich zu Anfang läuft alles anders als geplant. Statt ein paar Minuten an der Jacobikirche zu stehen und Informa-
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JULIANE MICHAEL TAGESSATZ GÖTTINGEN
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urch die Ausarbeitung, Auflistung und Sturkturierung der Informationen, die zu den einzelnen Stationen unserer Stadtführung vorgetragen werden sollten, habe ich viel über die Struktur sozialer Räume in Göttigen dazugelernt. Es ist und bleibt wichtig zu erzählen und zu wissen, wie viele Menschen Hilfe brauchen, aber auch, wieviele Menschen im Rahmen von Vereinen, Zentren und Projekten diese Hilfe täglich geben. In einer Stadt wie Göttingen, in der oft nur oberflächlich diskutiert wird, vergisst man das leicht. Ich hoffe, dass weiterhin viele Leute ein Interesse an dieser Seite Göttingens haben werden.
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TagesSatz Göttingen
ls im Frühjahr 2009 bei der Bahnhofsmission Göttingen und dem Göttinger TagesSatz die Idee entstand, eine soziale Stadtführung für Göttingen zu realisieren, wurde sie sofort in die Tat umgesetzt. Es gab eine gemeinsame Fahrt zum Hannoveraner Stadtmagazin Asphalt, um sich dort Anregungen zu holen. Die Botschaft: Leicht wird dieses nicht, viel Arbeit ist damit verbunden. Wir haben uns aber nicht von dem Vorhaben abhalten lassen. Es mussten Einrichtungen sinnvoll ausgesucht werden, Informationen zusammengestellt, wieder umgestellt, anders gewichtet werden, unterschiedliche Wege mehrmals abgegangen und die notwendigen Zeiten ermittelt werden, die ruhigsten Stellen zum Vorstellen der Einrichtungen gesucht werden, StadtführerInnen mussten geschult werden. Als am 21.11.2009 die erste soziale Stadtführung mit geladenen Gästen und Pressebegleitung angesagt war, waren wir alle sehr aufgeregt. Es ist aber alles gut gegangen, und das Projekt ist prima angekommen. Puh. Vor allem aber hat es richtig Spaß gemacht mit den TagesSatzLeuten so ein Projekt auf die Beine zu stellen; ein Projekt, welches besser als erwartet angenommen wird. Als „Nebeneffekt“ wurde die Bahnhofsmission Göttingen jetzt auch zur Ausgabestelle für den TagesSatz.
tionen zur Göttinger Tafel zu geben, können wir in die Räume hineingehen. Nicht nur wegen der Kälte erweist sich das als hervorragend. Spannender, lebendiger und im wahrsten Sinne anschaulicher wird die Führung. Nun geht es weiter durch die Innenstadt. Mein Programm wird von manch interessanten Anmerkungen und Fragen der Gruppe ergänzt.
JÖRG „YOGI“ MÜLLER *TAGESSATZ GÖTTINGEN
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ch war an dem Projekt der Sozialen Stadtführung in Göttingen von Anfang an beteiligt. Es war sehr interessant und lehrreich, ein Projekt, angefangen mit einer Idee in allen Stadien bis zur Vollendung, erfolgreich umzusetzen. Vor über einem Jahr fuhren wir vom TagesSatz und
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A U S E R S T E R HAND
Zwei Jahre Deutschland M E I N
R E S ÜM E E
Vor fast 29 Jahren bin ich aus der Enge von Göttingen und der deutschen bürokratischen Regelwut geflohen. Ich war fast 27 Jahre „On the Road“. Davon habe ich 17 Jahre in Indien gelebt, hauptsächlich im Himalaya. Es kann kaum einer so richtig verstehen, wie es ist, nach 27 Jahren wieder nach Hause zu kommen und sesshaft zu werden. Dabei ist mir die deutsche Kultur fremdartig.
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ereits die Sprache und die deutschen Redewendungen kommen mir befremdlich vor. Zum Beispiel heißt es in vielen Ländern einfach Lebensfreude. Hier in Deutschland heißt es Spaß muss sein. Oder der Spruch: „Da kann man nicht meckern“. Irgendetwas ist so gut, da kann man leider nicht mal meckern. Als ob man das gerne macht. Und manchmal habe ich den Eindruck, dass Meckern und Klagen von manchen Menschen ein richtiges Hobby sei.
her mit offenen Mund versucht, Regentropfen aufzufangen. Nach den knapp zwei Jahren, in denen ich wieder in meiner schönen Heimatstadt Göttingen lebe, möchte ich mich jetzt erstmal bedanken. Der besondere Dank geht an meine Mutter und meinen Stiefvater sowie an zwei alte Freunde von früher, Marlon und Gudi; dazu den drei Mitarbeiterinnen der Ambulanten Hilfe, Frau Dzukowski, Frau Tobias und Frau Karach, und den lieben Leuten vom TagesSatz. Ohne diese Menschen und noch einige mehr, wie zum Beispiel meinen Kunden, wäre es mir noch schwerer gefallen, hier wieder Fuß zu fassen. Was sind jetzt meine Perspektiven? Letztes Jahr habe ich mich bei der DEKRA als Lagerlogistiker qualifiziert und auch meinen Führerschein gemacht. Aber mit 47 Jahren sehe ich hier in Göttingen keine Perspektive in diesem Berufszweig. Ich habe mir nun überlegt, mich für ein Jahr bei „Arbeit und Leben“ als Altersbegleiter mit dem Schwerpunkt Demenzerkrankter ausbilden zu lassen. Im letzten Monat habe ich ein einwö-
chiges Praktikum im Seniorenzentrum Göttingen absolviert. Zur Zeit mache ich ein sechstägiges Praktikum beim Paritätischen Wohlfahrtsverband, das mir viel Spaß macht. Nebenbei verkaufe ich noch den TagesSatz. Weiterhin mache ich viele Fotos und hoffe, eine Ausstellung im Künstlerhaus für meine Indien- und Nepalportaits machen zu können. Ende August werde ich für drei Tage nach Berlin auf die Journalistenschule „Klara“ gehen. Dort ist ein Workshop, der „Alltägliches besser fotografieren“ heißt. Jetzt im Juli arbeite ich als Übersetzer in einem Vipassana-Meditationszentrum in England. Diese ehrenamtliche Arbeit dort heißt Dhamma-Service. Diesen Service mache ich am liebsten, und ist für mich das Größte! Warum? Nun, wenn man jemandem in Not hilft, mit Medizin, Essen, Geld und Kleidung, ist das sehr gut. Aber irgendwann wird dieser Mensch wieder krank sein, Hunger haben, pleite gehen, oder die Kleidung wird zerrissen sein. Wenn man aber jemanden oder einer Organisation hilft, die lehrt, wie man sich von all seinen Leiden komplett befreien kann, ist das für mich viel mehr wert.
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Jörg „Yogi“ Müller
Wenn ich dann in der Fußgängerzone zwischen Nabel und Jacobikirchhof mild lächelnd den Tagessatz anbiete, kann ich ab und zu, wenn es kühl ist und zu regnen beginnt, ein Phänomen beobachten: Die Mundwinkel von etwa achtzig Prozent der Passanten gehen automatisch nach unten. Die Schultern nach oben, der Kopf wird leicht eingezogen, als ob diese Menschen mit dieser Geste glauben, auch nur einen einzigen Tropfen weniger abzubekommen. In Indien habe ich ganz viele Menschen gesehen, die, wenn es regnet, ausgelassen tanzen und jauchzend fröhlich sich nass regnen lassen. Oder als Kind habe ich frü-
* JÖRG „YOGI“ MÜLLER
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NACHGEF R A G T
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ocky, was machst Du so in deiner Freizeit?
„Hauptsache Arbeit und nicht die Langeweile“
Was soll ich da machen? Einfach Rumsitzen, Fahrradfahren, im Café sitzen.
Ich bin viel draußen. Radfahren, dann hinsetzen, schön Kaffeetrinken in der Stadt und so. Das ist schon okay. Und mich mit Leuten unterhalten, ich kenne so viele Leute. Und bei Werner (Anm. d. R.: ein TagesSatz-Verkäufer) war ich schon freizeitmäßig mit, habe Mittag gegessen bei ihm. Wo hast Du die Leute kennen gelernt?
Jörg „Yogi“ Müller
Bist Du auch gerne draußen?
Rocky ist seit gut zwei Jahren Straßenmagazin-Verkäufer. Mit dem TagesSatz spricht er über seine Erfahrungen bei der Arbeit und in der Freizeit.
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ANDREA TIEDEMANN & KATHARINA KRETSCHMER IM GESPRÄCH MIT „ROCKY“
Beim TagesSatz. Da habe ich viele kennen gelernt. Hast du ein Lieblingscafé? Nö, eigentlich überall. In der Stadt, nicht irgendwo außerhalb. Um mich mit Leuten zu unterhalten. Ich war auch mit Olaf (Anm. d. R.: ein weiterer TagesSatz-Verkäufer) immer mal weg. Seid Ihr beide, Olaf und Du, viel unterwegs? Ja. Mal wegfahren, mal dahin, mal dahin. Ich frag ihn immer. Wohin macht Ihr Eure Ausflüge? Hast Du ein Traumziel? Nein, nichts Besonderes. Wir sind dann mit dem Zug unterwegs. Weiter weg. Frankfurt und so. Wie habt Ihr Euch kennen gelernt? Über den TagesSatz. Seinen Bruder kannte ich schon vorher. Der lebt nicht mehr. Er hat ja niemanden mehr, ist ganz alleine da.
Am liebsten arbeiten gehen können. Aber ich kann ja nicht arbeiten, ich bin ja erwerbsunfähig. Am liebsten weitermachen. Die Zeitung geht auch schon, ja, aber am liebsten gesundsein und arbeiten. Geld ist nicht so wichtig. Hauptsache Arbeit und nicht die Langeweile. Wie lange verkaufst Du den TagesSatz immer so?
Wenn Du einen freien Wunsch hättest, was würdest Du Dir wünschen? TagesSatz
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Wie alt bist Du eigentlich?
Montag bis Samstag. Unterschiedlich lang. Pausen sind ja auch dabei. Dann kommt einer mit ‚nem Kaffee. Unterhalten, hinsetzen auf die Bank. Auch wenn ich Pause mache, verkaufe ich trotzdem. Ich sitze auf der Bank, dann kommen die Leute an: „Einen TagesSatz bitte!“. Auch wenn ich nichts da liegen habe, die kennen einen schon. Aber manchmal schlaucht das auch, dann läuft das nicht so. So wie jetzt die Zeit über. Die Leute sind zwar viel draußen, aber sie kürzen überall viel.
Rat mal. Was meinst Du?
Wo stehst Du denn in der Stadt?
Nein. Eigentlich war es immer gut dabei. Die Leute sind nett und freundlich. Wenn sie auch mal nicht kaufen, sagen sie immer: „Schönen Tag! Viel Erfolg!“, die meisten zumindest. Schlechte Sachen kann ich nicht sagen.
Hast Du noch Familie? Nur einen Bruder hab ich noch, das war‘s.
Nö. Von jedem etwas, alles was mir so gefällt. Ich habe da niemanden Bestimmtes. Wenn mir ein Lied gefällt, dann kauf ich mir das. Ob es nun Operette ist oder ein Volkslied oder Hardrock – es muss rüberkommen. Es muss gut sein. Ich bin offen für alles. Nichts Besonderes, es gibt ja so viele wirklich gute Musiker.
Beim Karstadt Haupthaus, hinten. Da geht am meisten. Hast Du ein Lieblingsbuch oder eine Lieblingsband – irgendwas, wofür Du schwärmst?
Mitte dreißig. Älter. Vierzig? Älter. Mitte vierzig? Noch ein bisschen älter. Kurz vor der fünfzig? Ein bisschen älter. Kurz über fünfzig?! Ja. Hätten wir nicht gedacht. Du siehst ein bisschen jünger aus. Hast Du mal ein besonders schönes oder schlimmes Erlebnis beim Verkaufen gehabt?
Danke für das Gespräch!
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A U S E R S T E R HAND
Der Pinsel von Wiebke Holger Teichmann
* HOLGER TEICHMANN
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ls die erste angekündigte Ausstellung meiner Bilder in Göttingen beendet war, bekam ich zu meinem Geburtstag im Herbst von einer Freundin einen Pinsel für Acrylmalerei geschenkt. Ich bedankte mich und gebrauchte den Pinsel im Uni-Malkurs. Ich hatte zwar einen schmerzenden Arm, aber das war nicht weiter schlimm, denn der Malkurs faszinierte mich. Ich bekam von dem Lehrer den Ehrentitel „Der Maler mit der ruhigen Hand“.
können. Ein solcher NylonPinsel nimmt Acrylfarbe gut auf, und er gibt sie gleichmäßig wieder ab.
Ich fertigte einige Entwürfe an und setzte sie in kleineren und größeren Formaten um. Ich freute mich jeden Mittwoch erneut, mit dem geschenkten Pinsel malen zu
Im Jahr darauf suchte ich eine neue Lehrerin, und der Pinsel half wieder mit. Er hat einen Ehrenplatz in meiner Sammlung von Pinseln.
Es entstand eine Serie von Bildern, die Labyrinthe zeigen. Im Frühjahr darauf wurden diese wiederum in einer Ausstellung gezeigt, die auch beachtet wurde. Im Winter darauf malte ich wieder einige Bilder mit diesem Pinsel, der seine Qualität unter Beweis stellte. Viele kleinere und größere Pinsel waren schon vorher verbraucht.
Ein Wortspiel Ein Wortspiel zu dem Thema Spiel lässt sich gut spielerisch gestalten. Jeder Spieler bekommt einen Spielstein. Die Spielregeln legt er selbst fest. Verspielt lauscht man dabei dem Spielmannszug. Das Ballspiel entfernt oft die Spielsteine vom Spielbrett. Schon das ist leider ein Falschspiel. Trotzdem gibt es ein Freispiel. Zum Beispiel auf dem Spielplatz. Da spielen wir Vorspielen und Nachspielen. Sind wir gut eingespielt, kann das zur Spielsucht führen. Für die einen ist es ein Lustspiel, für die anderen ein Trauerspiel.
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TagesSatz
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AUS ERSTER H A N D
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u nennst Dich selbst Wegeliederer?
Von der Straße für die Straße
Genau! Wie kommst Du darauf?
Frank Bruns, 32, spielt fast jeden Tag von 13 bis 19 Uhr in der Göttinger Innenstadt. Meist sitzt er mit seiner Gitarre am Nabel und spielt seine selbst komponierten Lieder. Der TagesSatz traf sich mit ihm zu einem Gespräch.
Man hat mich mal als Wegelagerer bezeichnet. Und als ich das meinem Freund Kilian erzählte, meinte er: Nein, Du bist ein Wegeliederer. Seitdem habe ich das übernommen. Danke Kilian! (lacht)
„YOGI“ MÜLLER IM GESPRÄCH *MITJÖRG STRASSENMUSIKER FRANK BRUNS
Wie lange machst Du jetzt schon Straßenmusik?
ich jetzt aber nicht mehr spiele, weil die Abstimmung vorbei ist. Es wurde mir öfter mal der Vogel gezeigt. Aggressiv angegangen wurde ich aber noch nie!
Seit 2006. Hatte aber zwei Jahre Pause. Im Alter von 15 habe ich mir selbst das Gitarrespielen beigebracht.
Du selbst bekommst Hartz IV?
Welche sind Deine meistgespielten Songs?
Ja, deshalb achte ich stets darauf, auf der Straße nicht mehr als 90 bis 95 Euro im Monat zu verdienen. Ab Juli werde ich mein Einkommen aufschreiben und beim Amt angeben. Für die Möglichkeit, auch mehr zu verdienen und den Steuerzahler damit zu entlasten.
Ich habe 17 eigene Lieder, davon sind 14 deutsche Lieder. Meine drei Lovesongs singe ich lieber in Englisch (lacht). Meine Hits sind: „Ja ja“, „Schokoladenpudding“; das „Badewannenlied“ und „Nikotin“. Spielst Du jeden Tag? Ja fast! Häufig spiele ich auch ohne Hut. Das heißt, ohne Geld zu erwarten. Nur für das Lächeln der Leute.
Im Scherz sage ich gerne, es befriedigt meinen Narzissmuss. Eigentlich spiele ich für das Lächeln der Leute, um gute Laune zu verbreiten und um die Leute zum Nachdenken zu bringen. Das Lied „Nikotin“ ist ja eigentlich ein kritisches Lied gegen die Sucht.
Was sind Deine Perspektiven für die Zukunft?
Ich habe mal bei Dir gesehen, dass Du einen Bettler aufgefordert hast, Kleingeld aus Deinem Hut zu nehmen. Mich hat diese Geste sehr berührt. Was Hat Dich dazu bewogen?
Ich hoffe, bis zum Juli 2010 meine eigene CD fertig zu haben. Innerhalb der nächsten zwei Jahre möchte ich von meiner Musik leben können und nicht mehr von Hartz IV abhängig sein.
Ich gucke nicht, was einer ist, sondern wer einer ist. Ich hatte selbst mal zwei Monate gehungert und war ohne Einkünfte. Zum Glück war es Herbst, und ich konnte mich aus der Natur er-
Vielen Dank Frank für das Interview, den Cappuccino und die leckeren Waffeln. So lange ich flüssig bin immer gern!
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Jörg „Yogi“ Müller
Was bringt Dir das persönlich, auf der Straße zu spielen?
nähren. Früchte und Bucheckern vor allem. Seit dem achte ich immer darauf, dass mein Vorratsschrank am Anfang des Monats mit Lebensmittel gefüllt wird. Deswegen kann ich ruhig was abgeben. Ich brauche das Geld im Hut nicht wirklich. Es ist eher für die Verbesserung meiner Lebenssituation, aber nicht essentiell wichtig fürs Leben. Außerdem bin ich überzeugter Christ. Und Geben ist Seliger denn Nehmen. Steht in der Bibel.
Aber Du selbst rauchst ja auch! Noch! Ich hoffe nicht mehr lange. Hast Du schon mal negative Erlebnisse beim Spielen auf der Straße gehabt? Nur mit meinem einzigen politischen Lied, dem Anti-Südspangenlied, was TagesSatz
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Morgens um elf in Deutschland: Kaffee und Mett Der Vorgang wiederholt sich in der Mitte eines jeden Monats im TagesSatz-Büro Göttingen: Vertriebsleiterin Jule bereitet ein Frühstück vor. Um 11 Uhr kommen nach und nach alle Verkäufer. Es ist wieder Zeit für das Verkäuferfrühstück, das monatliche Treffen all derer, die auf der Straße den TagesSatz verkaufen.
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gabe des Tagessatzes ankommt und welchen Einfluß beispielsweise das Titelbild auf den Verkauf hat. Verkäufer, die gerade Geburtstag hatten, bringen etwas mit, einen selbstgebackenen Kuchen, einen selbstgemachten Nudelsalat oder frisches Mett vom Schlachter. Ein wichtiger Tagesordnungspunktpunkt jedes Verkäuferfrühstücks ist die Bestellung der Zeitungen für den nächsten Monat. Jeder Verkäufer bestellt die Menge, die er im nächsten Monat verkaufen will oder kann und steht auch dafür gerade. Als kleine Straßenzeitung hat der Tagessatz diese Regelung vor einigen Jahren ein-
geführt, um nicht am Monatsende auf einem großen Berg Restexemplaren sitzen zu bleiben. Die Regelung hat sich bewährt und wird auch von den Verkäufern akzeptiert, da sie dafür sorgt, dass der Tagessatz weiter bestehen kann. Neue Verkäufer können übrigens zunächst für drei Monate ohne Bestellpflicht starten, um heraus zu bekommen, wieviele Hefte sie verkaufen können. Auch in Kassel findet einmal im Monat ein Verkäuferfrühstück statt. Die jährliche Weihnachtsfeier des Vereins bietet die Gelegenheit, die Kollegen aus der anderen Stadt kennenzulernen.
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Holger Teichmann
iel des Treffens ist es, das Gemeinschaftsgefühl der Verkäufer zu stärken. Üblicherweise haben Verkäufer nur dann Kontakt zu anderen Verkäufern, wenn sie ihre Verkaufsexemplare im Büro abholen. Das Frühstück soll den Kontakt untereinander vertiefen. Gesprochen wird über aktuelle Fragen des Verkaufs, oder es wird auch einfach nur geplaudert. Was war positiv im letzten Monat? Gab es Probleme beim Verkauf auf der Straße oder mit Ämtern? Sollte es Konflikte geben, können diese hier ausgeräumt werden. Gelegentlich kommen Redakteurinnen und Redakteure zu Besuch, um zu erfahren, wie die laufende Aus-
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Werner Koßmann
AUS ERSTER H A N D
„Van Gogh der Ruhstrathöhe“
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* WERNER KOSSMANN
s fing alles damit an, dass ich in Hamburg am Bahnhof einen Pflastermaler sah. Er malte einen wunderschönen Frauenkopf auf eine große schwarze Pappe. Ich war beeindruckt. Dachte mir: Ich kann so was auch. Hatte damals, Jahre später, einen Job als Zeitarbeiter. Einer meiner Kollegen wollte seine Freundin gemalt haben. Ich setzte mich abends also um 23 Uhr mit einer Kanne Tee und meinem Radio-Recorder an meinen Schreibtisch. Morgens um 6 Uhr war ich fertig. Meine Mama kam und wollte mich wecken, sah das Bild und fragte mich, ob ich das gemalt hätte. Hatte sie mir nicht zugetraut. Der Kollege war begeistert, gab mir dafür fünfzig DM. Ich war zufrieden. Einige Jahre später; ich war wieder in Göttingen. Ich malte ab und zu am Nabel Pflasterbilder. Verschiedene Motive. Ich bekam immer ein bisschen Geld für Kreide und Essen. Am liebsten malte ich vom Passfoto ab. In den Größen DIN A2 oder DIN A1. Eine ganz andere Sache ist es gewesen, das Garagentor meiner damaligen Wirtin anzumalen. Davon habe ich immer geträumt. Ich brauchte dafür ein Jahr lang, denn ich konnte nur abends je zwei Stunden am Tor malen, weil die Sonne darauf schien und der weiße Untergrund blendete. Nach und nach entstand so das Bild von Franz Marc mit den drei Rehen. Auch hierfür wurde ich entlohnt.
„Der Gesunde hat viele Wünsche, der Kranke hat nur einen Wunsch: wieder gesund zu werden.“
Ich male gerne. Doch so auf Knopfdruck geht es nicht. Ich muss schon in Stimmung sein, sonst kommt nichts Anständiges zustande. Es ist eine Welt für sich. Manchmal male ich zwei Stunden ohne zu rauchen oder etwas zu trinken. Wenn Sie Interesse haben, von mir ein Bild malen zu lassen, dann finden Sie mich in der Fußgängerzone in der Nähe der Sparkasse am Gänseliesel.
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a ff e n W ir v e r s c h n z v o ll e I h n e n g la A u ft r it te
TagesSatz
* 08/10
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A U S E R S T E R HAND
Endlich in Lohn und Brot Ich habe südlich von Stuttgart in einer Firma mal meinen Beruf gelernt, nämlich Bürsten- und Pinselmacher, und hatte mich letztes Jahr daraufhin dort beworben und war im letzten Dezember zum 14-tägigen Praktikum dort hingefahren.
* OLAF BURHENNE
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Ich hatte eine sehr schöne Zeit da unten und bin mit drei weiteren Kollegen nach Kastelruth in Südtirol in den Urlaub gefahren. Wir haben zehn Tage dort verbacht, hatten ein schönes Hotel mit Schwimmbad und Sauna, es war zur Zeit der Weinlese, und wir hatten jeden Tag schönes Wetter. Wir waren wandern, wir konnten bei den Bauern über die Felder laufen, die Zäune hatten Durchgänge zu öffentlichen Wegen, die Kühe haben sich nicht von uns stören lassen, wir haben Touren mit unserem Reisebus unternommen und waren bei einem Konzert der Kastelruther Spatzen in Botzen. Leider ist der Urlaub irgendwann einmal vorbei und wir mussten nach Esslin-
gen (das ist südlich von Stuttgart) und auch in den Arbeitsalltag zurückkehren. Aufgrund von Heimweh und der Krankheit meines Bruders bin ich wieder nach Göttingen gekommen. Jetzt, wo keiner mehr da ist – mein Bruder ist im September 2003 verstorben und meine Mutter im Januar 2008, weitere Verwandte habe ich nicht – möchte ich gerne nach Esslingen zurückkehren, um endlich wieder arbeiten zu können und mich mit alten Freunden zu treffen. Ich würde mich sehr freuen, wenn das mit der Arbeitsübernahme klappt und verbleibe mit freundlichen Grüßen und an meinem Standplatz als Ihr TagesSatz-Verkäufer Nr. 50 und halte Sie auf dem Laufenden!
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Jörg „Yogi“ Müller
etzte Woche hatte mich dann der Personalchef der Firma angerufen und mir angeboten, für drei Monate zum Probearbeiten zu kommen. Einfach so. Ich habe ihm gleich zugesagt, dass ich komme – vielleicht etwas vorschnell – und habe daraufhin der Arbeitsförderung gesagt, dass ich für drei Monate zur Arbeitserprobung dort runter könne. Die haben mir gesagt, die bewilligen mir nur einen Monat. Dies wäre neu seit 2009 – davor waren es immer drei Monate – jetzt ist es nur noch für einen Monat möglich. Aber ich habe die Chance auf einen Arbeitsplatz. Zu diesem Zeitpunkt wusste ich noch nicht einmal, dass ich vorgesehen bin für einen Arbeitsplatz einer Mitarbeiterin, die im Oktober dieses Jahres in Rente geht. Das habe ich erst später am Telefon erfahren. Was für eine Chance... Die Behörde will die drei Monate nicht bewilligen. Vielleicht ja aus Kostengründen. Obwohl für sie keine weiteren Kosten bis auf die Fahrtkosten hin und zurück entstehen. Ich verstehe die eigentlich nicht: Da sagen die, wir sollen Arbeit suchen, und wenn wir das dann tun, legen sie einem Steine in den Weg. Ich warte noch auf ein offizielles Schreiben der Firma, das ich dann der Behörde vorlegen kann; vielleicht ändern sie ihre Meinung. Es geht ja darum, dass ich einen Arbeitsplatz bekomme und wieder einen geregelten Tagesablauf habe. Außerdem haben die da unten noch den einen oder anderen Arbeitskollegen, mit dem ich früher schon zusammen gearbeitet und in der Freizeit vieles unternommen habe.
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TagesSatz
* 08/10
NACHGEF R A G T
Wie ein Wellenreiter Seit kurzem hat Verkäufer Thomas S. beim REWEMarkt am Kirchweg seinen Standplatz. Der TagesSatz erkundigte sich bei ihm nach dem Stand der Dinge.
* HARALD WÖRNER IM GESPRÄCH MIT THOMAS S.
T
homas, Du verkaufst den TagesSatz seit kurzem bei REWE am Kirchweg. Wie sehen denn Deine Erfahrungen im Umgang mit den Kunden und der Filialleitung aus?
den Kunden angeboten. Ich verkaufe eben gern und mag es, draußen an der frischen Luft zu sein. Außerdem bin ich über etwas Kleingeld auch nicht gerade böse. Kleingeld?
Gut. Sehr gut sogar. Die meisten Kunden sind mir gegenüber aufgeschlossen, verwickeln mich sogar in einen kleinen Schwatz. Ich komme ihnen ja freundlich entgegen. Ein „Guten Morgen“ gehört einfach dazu. Der Filialleiter war sofort einverstanden, dass ich verkaufe, als ich ihm den TagesSatz präsentierte. Wie bist Du denn zum Verkauf gekommen?
Welche Aspekte sind Dir denn beim Verkaufen wichtig? Gefällt Dir der Kundenkontakt und hilft die Tätigkeit als Verkäufer auch, soziale Isolation vorzubeugen?
Fällt es Dir schwer oder eher leicht, auf die Kunden zuzugehen? Ich kenne keine Schwellenängste. Ich habe sogar Spaß daran. Aber das sagte ich bereits. Kannst Du uns die Kundenreaktion nochmals etwas genauer erklären? Ich bekomme meine freundliche Art vielfach zurück. Das können ein Lächeln, ein „Guten Morgen!“, ein Wiedererkennen sein … Hast Du auch unschöne Erlebnisse beim Verkauf gehabt? Nein, bis jetzt nicht. Wenn es aber passieren sollte, ich steh drüber. Eventuelle Pöbeleien ignoriere ich. Ich kann ja „Arschloch“ denken und trotzdem lächeln. Thomas, früher hast Du Dich beim TagesSatz auch redaktionell engagiert. Würdest Du das trotz des Verkaufs eventuell wieder tun? Ja, warum nicht? Wenn meine Artikel nicht kaputt redigiert werden. Die Würde des Menschen ist unantastbar. (grinst)
Jörg Sanders
Das Magazin kenne ich eigentlich schon sehr lange. Denn ich habe es Anfang der Neunziger schon einmal
Ja. Auf keinen Fall interessant für das Finanzamt. Ich kann ja höchstens zwei Stunden am Stück stehen. Fünfzig Prozent schwerbehindert. Bandscheibe, nicht sehr schön. Der Spaß am Verkauf wird ja bis jetzt noch nicht versteuert, aber man kann ja nie wissen…
Der Kundenkontakt ist mir schon wichtig. Aber Isolation? (lacht) Ich lebe zwar allein, aber deswegen fühle ich mich nicht einsam. Ich bin auch gar nicht der Typ dazu.
TagesSatz
* 08/10
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A U S E R S T E R HAND Wie beurteilst Du generell die Existenz von Straßenzeitungen? Das kommt immer auch auf die Zeitung selbst an, speziell ihre Inhalte. Viele Kunden erzählen mir von ihren sozialen Ängsten. Die würden im TagesSatz gerne mehr darüber lesen, sich in den Beiträgen identifizieren. Sie möchten erfahren, dass ihre Existenzängste wahr- und auch ernst genommen werden. Ich gehe da jetzt natürlich nur von der Juli-Ausgabe aus. Denn ich verkaufe ja erst seit Anfang Juli. Sind eventuell die Redakteure und Redakteurinnen zu wenig am realen Leben dran?
Nein, durchaus nicht. Aber das Klientel der Straßenzeitungen hat sich in den letzten Jahren schon sehr verändert. Es kommen auch zunehmend finanziell nicht so gut gestellte Kunden zu uns Verkäufern. Das sieht man einfach. Und auf die Erwartungen dieser Kunden sollte man eingehen. Sonst sinken die Verkaufszahlen vielleicht irgendwann… Thomas, trotz aller Auskunftsfreude hast Du nun wenig Persönliches von Dir erzählt. Hat das einen speziellen Grund? Tja – meine Lebensgeschichte würde wohl den Rahmen dieses Blattes sprengen. Wellenreiter. Mal oben, mal unten. Wenn ich oben war, kam
„Halliii Halloo“
Würdest Du sie uns denn erzählen? Ja, warum denn nicht? Welchen Titel könnte man ihr denn geben? Wie wäre es mit „Nichts als die Wahrheit?“ (grinst) Thomas, ich bedanke mich für das Interview. Danke ebenso.
*
oder „Ein paar Mäuse für den TagesSatz“ dürfte Ihnen bekannt vorkommen. Im Anschluss lesen Sie die ersten lyrischen Gehversuche von ihrem Verkäufer Heinz. Mein Verkaufsplatz ist bei tegut in der Wilhelmshöher Allee.
Jörg „Yogi“ Müller
* HEINZ BECHLARS
stets irgendwann die Talfahrt. Ich hatte Glück, dass ich nie vom Surfbrett gekippt bin, sondern wieder hochkam.
Wie Spinnweben durchziehen die Brüche des Lebens meine Seele.
Kein anderer Verführt Dich Zur Lust.
Wie Sprünge des Lebens Tropfen aus meiner Seele. Lass Deine Seele baumeln, schaue in Dich. Merkst Du Wie Deine Träume Dich verlassen Aus Deiner Seele tropfen?
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Lernt meine Seele Noch Den aufrechten Gang Durch die Nacht?
Willst Du die Schönheit des Lebens Ergründen Dich ihrer bemächtigen Schau zurück, horch, was Deiner Seele schmeichelt.
Schließe die Augen, schaue tief in mich, es sind Versuche, meine Seele zu streicheln.
Was Du sagst Was Du tust
Bald wird er rar, der Sonnenschein, der meiner Seele schmeichelt.
TagesSatz
* 08/10
Clemens Eulig
AUS ERSTER H A N D
Reisen mit schmalem Geldbeutel Liebe Leserinnen und Leser des TagesSatz, in der Verkäufer-Ausgabe Sommer 2010 möchte ich Ihnen über meine Reiseerlebnisse mit der Bahn quer durch Deutschland berichten. Auf meinen Trips habe ich viele Städte kennengelernt. Geschlafen habe ich meist in Jugendherbergen.
* ALEXANDER RIFEL
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e nachdem, wo das Reiseziel liegt, fliege ich nicht nur gern mit dem Flugzeug, sondern nutze auch Bus oder Bahn. So kann man beispielsweise Bad Hersfeld, Fulda, Marburg, Paderborn und Göttingen, die sich alle in einem Umkreis von zirka 100 Kilometern von Kassel befinden, recht gut mit Bahn oder auch dem Überlandbus erkunden.
TagesSatz
* 08/10
Doch zieht es mich auch etwas weiter in die Ferne und ich war auch schon in Hannover, Hamburg, Würzburg, München, Stuttgart, Nürnberg, Augsburg, Wiesbaden, Frankfurt am Main, Hanau, Offenbach am Main, Mainz, Kaiserslautern, Karlsruhe, Konstanz, Eisenach, Erfurt, Leipzig, Dresden, Berlin, Wuppertal, Düsseldorf, Duisburg, Essen, Bochum, Dortmund, Osnabrück, Moers, Krefeld, Köln oder auch Bonn. In den aufgezählten Städten habe ich meistens in Jugendherbergen übernachtet, weil diese, im Gegensatz zu einer Pension oder einem Hotel, billiger waren. Einige Jugendherbergen haben mir auch auf Grund ihrer Lage oder Bauweise 19
A U S E R S T E R HAND besonders gut gefallen. Mittlerweile gibt es in einigen Städten schon sehr günstige Hotels. Wer es etwas ruhiger mag, dem empfehle ich diese Möglichkeit, denn diese liegen meist ein wenig abseits vom Zentrum. Trotzdem kann man alles gut von ihnen aus erreichen.
Ebenfalls an einem Wochenende fuhr ich einem Interregio von Krefeld über Paderborn nach Kassel und zwischen Düsseldorf und Paderborn blieb unser Zug stehen. Da er zudem in einer Schräglage verharrte, war mir die ganze Sache nicht geheuer.
In den Hotels ist die Anonymität unter den Gästen größer, das ist ideal, wenn man seine Ruhe haben möchte. In Jugendherbergen dagegen geht es allgemein familiärer zu. Will man hier ein Einzelzimmer haben, sollte man dieses bereits einige Wochen im Voraus buchen.
Gerade neulich war ich in einem Regional-Express von Bonn über Köln, Hamm, Paderborn und Warburg (Westfalen) nach Kassel unterwegs. In Hamm mussten wir in einen weiteren Zug nach Paderborn umsteigen. Da der alte Zug in Hamm zudem schon Verspätung hatte, war mein Zeitplan bereits durcheinandergeraten. Von Hamm nach Paderborn ging es dann überhaupt nicht mehr voran, weil uns ein Güterzug überholt hatte. Da die Vorschriften der deutschen Bahn aber besagen, dass zwischen den Zügen die geforderten Zwischenabstände einzuhalten sind, musste unser Personenzug dann auch langsamer fahren. Normalerweise haben Personenzüge tagsüber Vorrang gegenüber Güterzügen. In den Abendstunden kann es dagegen schon einmal vorkommen,
An den Jugendherbergen gefällt mir sehr gut, dass man dort Menschen aus verschiedenen Ländern, wie etwa aus Russland, den GUS-Staaten, dem Baltikum, aber auch Afrika, Nord- und Südamerika, Ostasien oder den Arabischen Staaten treffen und kennen lernen kann. Auch bei meinen Bahnfahrten war die Reise für mich nie langweilig geworden, da ich ja ständig im Kontakt mit anderen Reisenden und dem Zugpersonal war.
und sicher, aber auch ein klein wenig teurer. Um günstige Bahntickets zu bekommen, muss man ebenfalls sehr flexibel sein und die Tickets im Voraus buchen. Daher sollte man sich seiner Sache schon sicher sein und die Einzelheiten mit Freunden und Verwandten genau absprechen. Nicht, dass man dann allein auf einem fremden Bahnhof steht und einen keiner abholen kommt. Liebe Leserinnen und Leser, wenn Sie einmal mit Ihrer eigenen Familie per Bahn verreisen wollen und womöglich noch kleinere Kinder haben, dann empfehle ich Ihnen, das Ticket hierfür schon einige Wochen vorher und direkt am Schalter zu buchen. Es bietet sich an, unter der Woche zu verreisen, weil dann der Andrang durch Kurzurlauber oder Berufspendler nicht so groß ist, wie in den Schulferien oder an Feiertagen. Auch unter der Woche ist es möglich, Sparaktionen oder Rabatte zu nutzen. Wer extrem günstig verreisen will, dem empfehle ich, mit dem Reisebus zu fahren. Es gibt ein Unternehmen in Hamburg, dort kann man im Internet (www. ab9Euro.de) Reisen quer durch Deutschland buchen. Die Preise beginnen bei neun Euro. Hierfür muss man allerdings einige Wochen im Voraus die Tickets bestellen. Dann bekommt man auch einen Platz für neun Euro.
Als Frühbucher profitieren
Eines Tages an einem Wochenende bin ich zum Beispiel von Bonn nach Kassel über Gießen und Marburg/ Lahn mit dem Regional-Express gefahren. In dem Abteil, in welchem ich meinen Sitzplatz hatte, saßen auch andere Fahrgäste, die ein wenig mit Sekt gefeiert haben. Diese Feier war aber leider sehr kurz, da sich einige andere Fahrgäste beim Schaffner beschwert hatten und dieser die Feier abbrach. Die Beschwerde der anderen konnte ich nicht so ganz verstehen. An einem anderen Wochenende fuhr ich mit einem Regional-Express von Kassel über Göttingen nach Hamburg. In Niedersachsen, irgendwo zwischen Hannover und Hamburg, ist unserer Zug dann mitten auf der grünen Wiese stehen geblieben. Rechts und links war zudem nur Wald zu sehen und es gab auch gar keine Informationen vom Zugpersonal, warum unser Zug gehalten hatte. Nach einer dreiviertel Stunde Pause ging es weiter mit der Fahrt nach Hamburg und wir haben unser Ziel dann auch sicher erreicht. 20
dass ein Güterzug vorgelassen wird. Da ich mir Sorgen um meine reibungslose Weiterfahrt machte, ging ich zum Zugbegleiter, um ihn zu bitten, unseren Anschlusszug von unserer Verzögerung per Funk zu informieren. Er konnte mich jedoch beruhigen. Liebe Leserinnen und Leser, wie Sie sehen können, kann man auch seinen Spaß beim Reisen mit der Bahn haben. Zudem begegnet man in den verschiedenen Zügen, die jeden Tag kreuz und quer durch Deutschland pendeln, den unterschiedlichsten Menschen und nicht nur im Flugzeug oder Bus. Das Flugzeug, im Gegensatz zu Zügen und Reisebussen, ist einfach schneller. Mittlerweile kann man heutzutage im Internet günstige Flugtickets buchen. Man muss aber auch flexibler sein und gegebenfalls mehrere Wochen oder sogar Monate im Voraus die Tickets buchen. Wenn man mit der Bahn verreist, dann ist es komfortabel
Liebe Leserinnen und Leser, ich wünsche Ihnen für den Rest des Jahres alles Gute! Ihr ehemaliger Verkäufer Alexander Rifel
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TagesSatz
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Privat
AUS ERSTER H A N D
Richard, der Zugvogel Er traf bei uns ein an einem wunderschönen, sonnigen und ungewöhnlich warmen Frühlingstag im April 1982. Es war ein Sonntag. Richard traf immer ein; er kam nicht nur einfach an.
E
r klingelte am späten Nachmittag, etwa 17 Uhr, an der Haustür unseres Wellener Pfarrhauses. Klein von Person, grauer Bart, Bürstenhaarschnitt, einen Knotenstock in der Hand und einen mäßig großen Beutel über der Schulter.
Richtig! Er hatte erzählt, er sei heute von Arolsen nach Wildungen gewandert. Dort sei kein Pfarrer anzutreffen gewesen. Deswegen sei er hier. – Ich hatte schon gerechnet: Vierzig von Arolsen bis Wildungen, noch mal acht von dort bis Wellen.
Wir unterhielten uns eine Weile. Er bekam einen etwas nach oben abgerundeten Betrag in die Hand. Es war ja Sonntag. Dann ging er wieder.
Ich über den Hof: „Wollen Sie heut’ Nacht hier bleiben?“ (Richard duzte man nicht gleich.) Er: Wortlos auf dem Absatz kehrt und über den Hof zurück.
Zu meiner Frau sagte ich: Das war mal ein interessanter Kerl; so einer kommt nicht alle Tage. Sie schaute hinterher – er war die Haustreppe hinunter und fast schon wieder über den großen Hof am Tor – „Den kannst Du doch so nicht gehen lassen – sieh ihn dir doch mal an. Der kann nicht mehr.“ TagesSatz
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* ARMIN SCHULZE
Unser Heizungskeller war vom Hof aus zugänglich. Er war sauber und warm, und Wasser konnte man auch zapfen. Der Raum war ihm recht. Wir stellten Camping-Liege samt Klapptisch und Stuhl hin und brachten zu essen und zu trinken. 21
A U S E R S T E R HAND In der Ecke war ein hübsches altertümliches Schränkchen abgestellt, eine Liebhaberarbeit, verziert mit Brandmalereien. Aber nun hatte es wegen verschiedener Schäden ausgedient. „Da sollte man mal was dran machen“, meinte Richard. „Ach ja – verstehen Sie was davon?“ Richard: „Ich bin Kunstschreiner.“ So fing unsere Freundschaft an. Die nächsten Tage hatte er reichlich zu tun bei uns. Es blieb nicht bei der Aufarbeitung von Ursulas Kinderschränkchen. Wir lebten seit Jahren schon mit vielen Erbstücken, erheblich beschädigt, aber zu schade zum Wegschmeißen. Richard zeigte sich jedem Problem gewachsen. Aber er hatte keine Lust, ewig den Hausschreiner bei uns zu machen. Schon kamen die Nachbarn mit wackeligen Stühlen und verkratzten Tischplatten.
tig. Alle Türen standen offen, und man ging ab und zu.
stand er Ende September wieder vor der Haustür.
Sollten wir alles zuschließen? Wir kannten Richard erst zwei Tage; das heißt: Wir kannten ihn gar nicht. – Das kleinste Zeichen von Misstrauen, und wir wären ihn für alle Zeiten los gewesen. – Also:
Nun konnten wir das Projekt „Kirchenschränke“ in Angriff nehmen, alte restaurieren, neue bauen und beides einander anpassen. Diesmal ließ er eine ganze Tischlerplatte zwei auf drei Meter aus dem Großhandel kommen. Auch ein paar Geräte für die Hand des Heimwerkers musste ich mir anschaffen. Damit gedachte Richard die geplanten Arbeiten zu bewältigen.
„Wir sind mal für zwei Stunden weg. Wenn jemand kommt, geben Sie ihm bitte Bescheid.“ – Er: „Geht in Ordnung.“ Es hat niemals während unserer zehn Jahre dauernden Bekanntschaft irgendeinen Ton gegenseitigen Misstrauens gegeben.
Am zweiten Tag gab es eine Schwierigkeit für uns. Wir mussten Besorgungen machen. Richard war bei schönstem Wetter unten vor der Garage tä-
Richard blieb eine Woche oder zwei. Dann ging er wieder wie er gekommen war. Aber er würde wiederkommen, versprach er. Und tatsächlich
Das alles ging ihm leicht von der Hand. Seine Stundenlöhne waren mi-
Julia Krause
Er war immer souverän, immer der Chef und tat das, was ihm angezeigt erschien.
Wir besaßen zu der Zeit schon eine längere Erfahrung mit Wandersleuten. Wir hatten eine Menge Geschichten angehört. Aber Misstrauen hielten wir immer für unangebracht. Wir sind grundsätzlich niemals enttäuscht worden. Die Alternative zum Misstrauen ist ja nicht Gutgläubigkeit, sondern Verständnis.
Er schnitt munter drauf los, und ich konnte nur staunen, wie er mit Meterstab, Winkel und Zirkel umging, wie er die Riesenplatte mit der Stichsäge anging, wie er mit aufgesetzten Leisten Rahmen und Füllung imitierte oder großflächige Furniere mit Pattex aufbrachte. Ich besuchte mit ihm Baumärkte und Sägewerke und staunte über Richards Einkaufsmethoden. Niemals zahlten wir den ausgezeichneten Preis, sondern immer nur den ausgehandelten. „Willst Du mir Deinen ganzen Laden verkaufen?“ konterte er. „Ich will doch nur dieses eine Stück.“ – Das ist so leicht nicht nachzuahmen.
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TagesSatz
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AUS ERSTER H A N D nimal. Aber seine wahre Meisterschaft mit Intarsien und Drechseleien sollten wir erst später kennen lernen.
mäße polizeiliche Anmeldung vor. Die Abmeldung kam automatisch von der neuen Behörde zur alten.
Keine Frage, dass Richard auch sogleich unseren schwer erziehbaren Dackel Moritz in seine Obhut nahm. Beiden war eine unbändige Freiheitsliebe angeboren. So besaßen sie die gleiche Wellenlänge. Für den Umgang mit unseren drei Milchschafen machte er sich schnell kundig. Er taugte eben nicht zum Laien, der auf irgendeinem Sachgebiet Unkenntnis hätte bekennen müssen.
Also kriegten wir heraus – Richard hätte das als eine Ungehörigkeit betrachtet – dass er in einem Betreuungsheim der kirchlichen Diakone in Süddeutschland angemeldet war und demnach dort offenbar überwintern wollte.
Bei unseren Enkeln spielte er die Rolle des Großvaters. Sie hingen an ihm bis zuletzt.
Später kam ein Anruf von einem anderen Heim. Auch dort war Richard plötzlich verschwunden, und sie machten sich Sorgen um ihn. Der Leiter hatte unseren Namen auf einem zurück gelassenen Stück Papier gefunden und tatsächlich Anschrift und Telefonnummer heraus gefunden.
ge Möglichkeiten bereit hielten. Sie stellten für den Anfang eine kleine Wohnung zur Verfügung und halfen beim Eingewöhnen. Sie halfen dann auch bei der Wohnungssuche für die eigenständige Existenz. Nicht bei Richard. Er fand alsbald eine eigene Bleibe, ein Häuschen am Stadtrand ohne Heizung und Versorgungsanschlüsse. Dort wurde er bald für den Vermieter unentbehrlich, indem er das Fehlende selbst installierte und dem Eigentümer die Materialrechnungen zukommen ließ. Schließlich half er diesem sogar, das Häuschen zu verkaufen – nicht ohne sich selber seine „Maklergebühr“ dabei herauszuholen. Das geht so: Der Besitzer wohnt außerhalb. Er will den Bau los sein. Du spielst den ehrlichen Makler. 35.000 DM soll der Preis sein. Du findest einen Interessenten und nennst ihm die Summe von 40.000 DM. Du vermittelst auf 37.500 DM, und aus Dankbarkeit steckt Dir jeder 1.000 DM zu.
Vom Erdboden verschluckt
Es gab ein leer stehendes kleines Haus unten in der Gasse. Familie Wagener war bereit, ihn dort einzuquartieren; denn es tut einem Haus allemal besser, es ist bewohnt, als dass es verlassen dasteht. Richard war es recht. Er half selber mit, es für seine Zwecke herzurichten. Ein Bett, ein Herd, ein Radio – viel mehr brauchte er nicht. Mehrere fürsorgende Hausfrauen waren damit beschäftigt, das alte Haus wohnlich einzurichten.
Aber eines Morgens warteten wir vergeblich auf ihn. Und wir mussten feststellen: Er war weg. Weg, ohne Vorwarnung, ohne uns zu fragen, ohne uns in Kenntnis zu setzen. Wir würden das schon alleine merken. Oder? – Er hatte eben immer recht. Keine Ahnung wohin und warum und wieso. Aber wir waren plötzlich ein bisschen klüger.
Von Richard selbst hörten wir nichts. Bis nach vielleicht zwei oder drei Jahren eine Ansichtskarte von irgendwo her bei uns ankam, worauf er kurz vermerkte: „Ich hoffe, Ihr nehmt mir meinen Abschied auf Spanisch nicht übel. Ich bin in Kürze wieder mal bei Euch. – Richard“. Nun sahen wir ihn tatsächlich öfter, sodass sich die Erinnerung an einzelne Aufenthalte nicht mehr festmachen lässt. Er ließ uns auch wissen, dass er sich sesshaft machen wolle. Das ginge am besten in Nienburg an der Weser, wo Diakonisches Werk und Sozialfürsor-
„Also hab’ doch alles richtig gemacht“, sagt Richard, „jedem ist gedient; alle sind zufrieden“. Richard wurde nicht obdachlos. Er hatte seine Fühler bereits weiter ausgestreckt. In Rehbach-Locum hatte er sich ein Häuschen ausersehen, dicht am Waldrand, das schien leer zu stehen. Es war nach dem Krieg mit aus Trümmerschutt gebackenen Steinen erbaut worden. Er konnte es mieten. ANZEIGE
Das ist nun ein weiteres Kapitel. Wir bekamen immerhin heraus, wo er wenig später an Land gegangen war. Er hatte die Gewohnheit, sich Behörden gegenüber korrekt zu verhalten. Seine Papiere waren in Ordnung. Er kannte alle ihn betreffenden Statuten und eignete sich die Kenntnis einschlägiger Bestimmungen an, um den Menschen in Behörden und Verwaltungen nicht wie ein Bittsteller gegenüber stehen zu müssen. So nahm er dort, wo er länger blieb, immer eine ordnungsgeTagesSatz
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A U S E R S T E R HAND Eine Frau in München war Eigentümerin. Die Wohnfläche bestand nur aus einer kleinen Küche und einem Schlafzimmer. Das Klo befand sich auf dem Flur hinter der Bodentreppe, nur durch einen Vorhang abgeteilt. Aber draußen stand ein fester Schuppen für das Gerät, und auf den ehemaligen Gartenbeeten blühte noch immer die Nachkommenschaft früherer Blumenpracht. Vor der Haustür zimmerte Richard eine Bank, auf der er Pfeife rauchte. Mit den wenigen Nachbarn hatte er binnen kurzer Zeit besten Kontakt. Hier erlebte Richard ein paar glückliche Jahre. Auf dem Dachboden richtete er eine Werkstatt ein. Wir halfen ihm mit Krediten, die er immer pünktlich zurückzahlte, um sich das nötige Heimwerkergerät anzuschaffen: Bandsäge, Drechselbank, Bohrständer und eine Reihe bester Stechbeitel und Messer. Er spezialisierte sich auf Drechselarbeiten, und er schuf wunderbare Intarsien.
Er war nun oft mehrere Tage bei uns, wenn auch niemals lange. Er wohnte schon längst nicht mehr im Keller, sondern oben im kleinen Gästezimmer. Oft saßen wir abends noch zusammen. Wir hatten viel zu erzählen. Wir fingen an zu begreifen, wie ein „Tippelbruder“ überlebt. Richard hatte da einen umfangreichen Erfahrungsschatz, zum Beispiel wie ein Besuch an der Haustür eines Pfarrers abläuft oder die Vorsprache beim Sozialamt. Er ging früh zu Bett, aber nie, ohne einen letzten Spruch zu tun, ehe er die Tür hinter sich schloss. Gegen Ende der 1980er Jahre konnten wir ein Grundstück mit einer leer stehenden Backsteinscheune am Dorfrand erwerben. Es bot genug Weide und einen Schuppen für unsere kleine Milchschafzucht. Unsere Idee, aus der Scheune eine großzügige Wohnung für die Zeit des Ruhestandes zu machen, fand bei Richard große Zustim-
de gestellte Diagnose ihm noch höchstens ein Jahr Lebenszeit einräumte: Lungenkrebs. Und ob er jetzt schon zu uns ziehen dürfte. Richards Problem war der Alkohol. Außerdem rauchte er Pfeife und trank ständig starken Kaffee. Das Thema wurde nie angesprochen. Höchstens in der Form, dass er bei seinem ersten längeren Aufenthalt in Wellen verkündete, vom 1. Oktober bis Weihnachten lebe er ohne Kaffee und Alkohol. Das schien uns im Nachhinein wie der Versuch einer Selbstverpflichtung. Er hatte es ernsthaft vor. Aber als er nicht durchhalten konnte, hatte er damals die abschiedslose Flucht ergriffen. Fremde Hilfe konnte er sich nicht vorstellen. Noch einmal war er zwischendurch für ein Jahr spurlos verschwunden gewesen. Und als er wieder auftauchte, verkündete er, er sei „trocken“. Schon ein Vierteljahr habe er nichts mehr getrunken. – Wir hatten verstanden, dass er das, was für ihn mit Sicherheit eine Tortur war, uns zuliebe fertig gebracht hatte.
Der bunte Vogel Freiheit
Die Sachen mussten verkauft werden. So schaffte er sich ein Mofa samt Anhänger an, mit dem er Fußgängerzonen und Märkte der Umgebung besuchte. Der Anhänger ließ sich zum Ausstellungstisch umrüsten; der Künstler selbst arbeitete unter einem Sonnenschirm vor sich hin, und listig stellte er immer eine Holzschale hin, in der sich einige Silbermünzen schon befanden. Er hat seine Sachen wohl immer unter Preis verkauft. Aber wichtiger war ihm, dass sie in die richtigen Hände kamen. Unsere Kontakte wurden nun nahezu regelmäßig. Eines Tages, es war kurz vor Weihnachten, kam er tatsächlich mit seinem Gespann, nach 180 Kilometern Fahrt halb erfroren, bei uns an, um uns eine Intarsienarbeit zu Weihnachten zu schenken. Einmal kam er grinsend mit einer 500-DM-Note an, um seine Schulden abzubezahlen. Wir hatten so ein Stück noch nie gesehen. Er besaß eben Sinn für dramaturgische Effekte: „Der Landstreicher überreicht dem Gehaltsempfänger eine 500-DM-Note“, ein nicht alltäglicher Vorgang! 24
mung, und er machte sofort das Projekt zu seinem eigenen. So entwarfen wir gemeinsam Pläne für einen entsprechenden Ausbau. Die Ausführung erstreckte sich über mehrere Jahre, und er besuchte uns regelmäßig, um den Fortgang zu beobachten. Fast alles, was gebaut wurde, war vorher mit ihm besprochen, und er packte kräftig mit an, um hier und da die Machbarkeit einer Maßnahme zu demonstrieren. Wo es um Gestaltung ging, war das seine Sache, aber er leistete auch richtige Knochenarbeit. Niemals haben wir versucht, etwa Stundenlöhne mit ihm abzurechnen. Das hätte nicht gepasst. Er konnte allein für sich sorgen, und was er tat, geschah aus Freundschaft. Sein Bedürfnis nach Freundschaft stand absolut im Vordergrund. Schließlich kam er ganz zu uns, das war dann etwa ein Jahr vor seinem Ende. Schon im Frühjahr 1991, als für uns der Ruhestand in Sicht kam, eröffnete uns Richard, dass seine gera-
Spätestens nach der erwähnten Diagnose war der Damm wieder gebrochen, und wir versuchten, das hinzunehmen. Unsere Söhne Ulrich und Nils mieteten einen Kleinlaster und bewerkstelligten den Transfer von Rehburg-Loccum nach Wellen. Wir räumten die Garage auf dem Pfarrhof und richteten ihm dort die Werkstatt ein. Er arbeitete darin noch eine Weile regelmäßig, aber im Herbst und Winter weniger. Immerhin konnte er im Haus noch mit seiner Arbeit an Intarsien weitermachen. Im Frühjahr 1992 war Umzug für uns. Wir bezogen unsere Scheune, und Richard bekam seine Werkstatt im Nebengebäude. Wichtig war für ihn, dass er nochmals einige Fußgängerzonen in den naheliegenden Städten mit seiner Reisewerkstatt aufsuchen konnte.
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AUS ERSTER H A N D Aber im Herbst nahm auch das ein Ende. Er wurde zusehends schwächer und die Schmerzmittel waren höher dosiert. Ursula motivierte ihn zwischendurch immer wieder, mit seinen Einlegearbeiten weiter zu machen. Und er schaffte noch einmal eine wunderschöne Darstellung eines Vogels. Das war sein letztes Werk. Die letzte Pflege war für beide Teile nicht einfach. Zwei Mal die Woche kam der diakonische Dienst. Er war zu schwach, sich zu waschen, und er hätte es sich von uns nicht gefallen lassen. Aber wir konnten nicht verstehen, dass Richard am Ende in ein Pflegeheim umziehen wollte. Wir leiteten das dann doch in die Wege. Das Altersheim der Diakonie in Landau wollte ihn aufnehmen, und der Pflegeleiter kam zum Gespräch. Den versuchte Richard noch, von seiner Selbständigkeit tu überzeugen. Am Tag darauf brachte ihn der RoteKreuz-Transport nach Landau. Dort verabschiedeten wir uns von ihm und waren noch nicht lange zurück, als das Telefon schellte, und Landau uns seinen Tod meldete. – Wir versuchen noch immer zu verstehen: Er wollte nicht bei uns sterben. Er wollte nicht in unserem, nicht in „seinem“ Hause gestorben sein. Wir haben ihn dann hier auf dem Friedhof beerdigen lassen. Am liebsten hatte er sich sein Grab anonym irgendwo im Wald vorgestellt. Aber das ging
nicht. Ein letztes Mal kam die kommunale Ordnung für ihn zum Tragen. – Beerdigung hielten wir mit unseren Kindern, Enkeln und ein paar Freunden. Einer Kirche gehörte er nicht an. So habe ich selber versucht – diesmal mehr als Menschenbruder denn als Pfarrer – an seinem Grab die richtigen Worte über ihn, sein Leben und uns selber zu finden. Vorgestellt habe ich mir dabei das Kruzifix, das in unserem Hause gleich links am Eingang hängt, der gekreuzigte Christus. Wir hatten aus einem Kamerun-Bazar einen aus Messing gestalteten Christus-Körper erworben, dem der Hintergrund fehlte. Richard war eines Tages mit einem besonders gemaserten Stück Lärchenholz gekommen und hatte den Korpus darauf befestigt. Auch sonst hängen und stehen in unserer Wohnscheune die verschiedensten Erzeugnisse aus Richards Werkstatt. Aber auch ohne diese Stücke – vergessen können wir ihn nicht. Im Zurückdenken wissen wir: Es war ein unentbehrlicher Lebensabschnitt für uns, die Zeit mit Richard. Wir wären ärmer gewesen ohne ihn. Auf seinem Grab steht ein kleiner Quarzit-Findling. Nachbar Wolfgang meißelte auf einer leidlich glatten Fläche nur den Namen Richard Struwe, die Lebenszeit 1931-1992 und als Ornament einen kleinen munteren Vogel, startbereit. Gleich wird er abheben.
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Jörg „Yogi“ Müller
Nächstes Mal
SEPTEMBER-Ausgabe 2010 Städte und Kommunen haben in Zeiten knapper Kassen und im Angesicht von Klimawandel und Wirtschaftskrise mit zahlreichen Problemen zu kämpfen. Im nächsten TagesSatz sollen einige näher betrachtet werden. Inwiefern kann man von dem Phänomen der Ghettoisierung sprechen? Und was sind eigentlich Transition Towns? Dazu gibt es in der Rubrik „Tagesklatsch mit Kaffeesatz“ ein unterhaltsames Gespräch mit dem jüngsten Abgeordneten des Deutschen Bundestages zu lesen: Florian Bernschneider (FDP). TagesSatz
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Impressum
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TagesSatz, das Straßenmagazin Herausgeber: TagesSatz e.V. 1. Vorsitzender: Hans Peter Pung Adresse der Redaktion Kassel: Westring 69, 34127 Kassel Telefon: 0561 / 861 58 43 Fax: 0561 / 861 58 61 E-Mail: kassel@tagessatz.de Mo, Di, Do: 10-12 Uhr Mi & Fr: 17-19 Uhr Adresse der Redaktion Göttingen: Obere Karspüle 18, 37073 Gö. Telefon: 0551 / 531 14 62 E-Mail: goettingen@tagessatz.de Mo, Di, Do, Fr: 10-13 Uhr Mi: 14-16 Uhr Homepage: www.tagessatz.de Bankverbindung: Kasseler Sparkasse Kto.: 11 833 79 Blz.: 520 503 53 Sparkasse Göttingen Kto.: 505 815 11 Blz.: 260 500 01 Redaktionsleitung: Christopher Piltz, Jörg Sanders (GÖ), Harald Wörner (KS) Pressesprecher: Malte Schiller Vertriebsleitung: Kassel: Christian Piontek Tel.: 0561 / 861 58 18 Göttingen: Juliane Michael Tel.: 0551 / 531 14 62 Anzeigenleitung: Büro Kassel Tel.: 0561 / 861 58 43 Jörg Sanders (GÖ) Tel.: 0163 / 685 99 98 Redaktion Kassel: Heinz Bechlars, Alexander Rifel, Armin Schulze, Harald Wörner Kultur KS: Fritz Krogmann Redaktion Göttingen: Detlef „Rocky“ Bernhard, Olaf Burhenne, Werner Koßmann, Katharina Kretschmer, Juliane Michael, Jörg „Yogi“ Müller, Daniele Palu, Andreas Pramann, Holger Teichmann, Andrea Tiedemann Fotografie: Clemens Eulig, Julia Krause, Jörg „Yogi“ Müller, Jörg Sanders Malereien: Werner Koßmann, Holger Teichmann Umschlag: Holger Teichmann Layout: Dirk Mederer Sozio-Kultur-Werbeagentur Plazebo www.plazebo.net, info@plazebo.net Druck: COLOR-Druck GmbH ViSdP: Christopher Piltz, Jörg Sanders TagesSatz erscheint zwölfmal im Jahr im Straßenverkauf in Kassel und Göttingen. Auflage dieser Ausgabe: 2.750
Namentlich gekennzeichnete Beiträge geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion wieder. Die Redaktion behält sich vor, Leserbriefe in gekürzter Version zu veröffentlichen. Nachdruck, auch auszugsweise, nur mit Genehmigung der Redaktion.
Verkaufspreis: 2,00 EUR, davon geht 1,00 EUR direkt an den Verkäufer.
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Z W I S C H E N DEN ZEILEN
Sommerlektüren für Schattenstunden Ob Strandkorb oder Liegestuhl – im Urlaub geht doch nichts über ein richtig gutes Buch. Wir haben diesen Monat ein halbes Dutzend Bücher gelesen und stellen die besten drei vor.
* DANIELE PALU Nackte Engel
Mafia-Lexikon
Fußball unterm Schleier
John Irving ist einer der meist gelesenen Autoren unserer Zeit – und einer, der polarisiert. Der Amerikaner bricht wie kein Zweiter mit Tabus, schreibt über Abtreibungen, bizarre sexuelle Erlebnisse und aberwitzige Todesfälle. So auch diesmal: Der zwölfjährige Danny, Sohn des Kochs im Holzfällercamp am Twisted River, wacht nachts auf und überrascht seinen Vater beim Sex mit einer Indianerin. Er hält die Frau für einen Bären und erschlägt sie mit einer Pfanne. Vater und Sohn müssen fliehen. Was folgt, ist eine Jahrzehnte dauernde Odyssee quer durch Irvings ganz eigenen Kosmos: Engel fallen splitternackt mit dem Fallschirm vom Himmel, Hunde furzen, Hände werden amputiert. Für diese Melange aus Komik und Tragik kennen und schätzen Fans den Bestsellerautor. Zurecht: Große Teile seines neuen Romans gehören zum Besten, was Irving je geschrieben hat. Die dichte Erzählweise, die verblüffenden Wendungen, die bizarren Figuren und ihre wunderbare Charakterisierung zeigen einen Irving in Bestform – mit kleinen Abstrichen, denn hin und wieder gibt es überraschend schlechte, rührselige Passagen mit für die Handlung völlig unerheblichen Figuren. Nichtsdestotrotz ist „Letzte Nacht in Twisted River“ ein Meisterwerk.
Vierzig Jahre lang agierte Bernardo Provenzano aus dem Untergrund, ehe es der italienischen Polizei 2006 gelang, den Mafiaboss aufzuspüren und zu verhaften. Wie konnte er die Behörden so lange austricksen? Provenzano schrieb im Versteck kleine Zettel. Über eine Stafette von Zuträgern gelangten sie nach Tagen zu den mit Nummern bezeichneten Empfängern. Von allen empfangenen und versandten Briefchen fertigte der Mafioso Abschriften an – insgesamt mehr als zweihundert, die die Polizei fand und dem Autor Andrea Camilleri überließ. In „M wie Mafia“ erzählt er Provenzanos Geschichte als Lexikon. Dabei sind es vor allem die vermeintlichen Nebensächlichkeiten, die Camilleri faszinieren: Wie und von wem wurde der zwischenzeitlich an Prostata-Krebs erkrankte Mafioso ärztlich versorgt? Wie organisierte er Einkauf oder frische Wäsche? Und wie vereinbarte der Mann, der Dutzende Menschen auf dem Gewissen hat, die Morde mit seinem tiefen Glauben? Die sechzig Einträge dieses Lexikons sind als Kurzgeschichten angelegt, was eine durchgängige Lektüre ermöglicht. Nicht zuletzt deshalb gelingt Camilleri das Kunststück, ebenso packend wie anschaulich das Wesen der sizilianischen Mafia zu veranschaulichen.
Nach drei Jahrzehnten Krieg steckt Afghanistan im Selbstfindungsprozess zwischen Tradition und Moderne. Folge sind immer wieder harte, mitunter tödliche Auseinandersetzungen. Vor diesem Hintergrund ist das Buch von Awista Ayub ein kleines Wunder: Die gebürtige Afghanin erzählt die Geschichte der allerersten Frauen-Fußballmannschaft der islamischen Republik. In einem Land, in dem Frauen hingerichtet wurden, weil sie Nagellack trugen und Fußballstadien mitunter zur Exekution zweckentfremdet wurden, haben sich acht Mädchen in den Kopf gesetzt, ihren Traum zu leben und das zu tun, was sie am meisten lieben: Fußballspielen. Eine lesenswerte Geschichte über Freundschaft, Hoffnung und Kampfeswillen, die nicht nur Fußballfans über die fußballfreie Zeit hinweg trösten wird.
John Irving: Letzte Nacht in Twisted River. Diogenes, 26,90 Euro. Hardcover, 736 Seiten
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Awista Ayub: Kick it in Kabul. Luebbe, 7,99 Euro. Taschenbuch, 254 Seiten
Andrea Camilleri: M wie Mafia. Rowohlt, 8,95 Euro
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WOHIN, WENN Allgemeine Hilfen
EssenSAUSGABEN
Göttingen
Göttingen
Caritasverband Göttingen Allgemeine Lebens- und Sozialberatungsstelle Godehardstr. 18 37081 Göttingen 0551/999590
Die Göttinger Tafel Jakobikirchhof 1 37073 Göttingen Tel. 0551–51030
Opferhilfebüro Göttingen für Opfer von Straftaten Maschmühlenweg 11(Landger.) 37073 Göttingen 0551/5213883 Weißer Ring e.V. Hilfen für Opfer von Straftaten Ansprechpartner: Herr Bayer 0551/6338876 Sozialdienst für Migranten, RABaZ-Beratungs- & Vermittlungsstelle für ausländische Jugendliche Karspüle 16 37073 Göttingen 0551/57739 BONUS Freiwilligenzentrum Godehardstr. 18 37081 Göttingen 0551/9995917 Neue Arbeit Brockensammlung Levinstr.1 37079 Göttingen 0551/5067320 Pro Familia Rote Str.19 37073 Göttingen 0551/58627 Selbsthilfe Körperbehinderte Prinzenstr. 19 37073 Göttingen 0551/54733-0 Selbsthilfegruppe für Mobbing-geschädigte – Rainer Beutler 05602/1860 BürgerInnenberatung Stadt Göttingen Hiroshimaplatz 2 37083 Göttingen Kassel Kasseler Hilfe Opfer- und Zeugenhilfe e.V. Wilhelmshöher Allee 101 34121 Kassel 0561/282070 Weißer Ring e.V. Hilfen für Opfer von Straftaten Ansprechpartner: Hr. Holler 0561/6029458 Pro Familia Kassel Frankfurter Straße 133 a 34121 Kassel 0561/27413 Außenstelle Witzenhausen (Rathaus/EG/Raum 10) Am Mart 1/ Witzenhausen Arbeitslosenhilfe Göttingen Arbeiterwohlfahrt Hospitalstr. 10 37073 Göttingen 0551/50091-0 Mensch & Arbeit - Beratungsstelle für Arbeitnehmer und Arbeitslose Kurze Str. 13a 37073 Göttingen 0551/43373 Verein zur Erschließung neuer Beschäftigungsformen e.V. Lange Geismarstr. 2 37073 Göttingen 0551/485622 Kassel Beratungsstelle für Arbeitslose des DGB Kreis Kassel Spohrstraße 6-8 34117 Kassel 0561/7209536
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Mittagstisch St. Michael Turmstr. 5 37073 Göttingen 0551/5479540 Straßensozialarbeit Rosdorfer Weg 17 37073 Göttingen 0551/517980 Kassel Kasseler Tafel Holländische Straße 141 34127 Kassel 0561/23003 Suppentopf der Heilsarmee jeden Montag von 14-15 Uhr Martinsplatz Gesegnete Mahlzeit Diakonisches Werk Kassel Hermannstraße 6 34117 Kassel weitere Ausgabestellen: Neue Brüderkirche, Johanneskirche, Auferstehungskirche
Kassel
Kassel
Kassel
Fahrende Ärzte Dr. Giesler/Dr. Moog Mo. von 14.00-15.30 Uhr auf dem Martinsplatz Do. von 20-24 Uhr in der Gießbergstraße
Diakonisches Werk Kassel Sprungbrett & Sprungbrett spezial Steinweg 5 34117 Kassel 0561/572090
Drogenhilfe Nordhessen e.V. Schillerstraße 2 34117 Kassel 0561/103641
Kabera e.V. Beratung bei Essstörungen Kurt - Schumacher Straße 2 34117 Kassel 0561/780505 Gesundheitsamt Region Kassel Wilhelmshöher Allee 19-21 34117 Kassel 0561/10031920
Deutsches Rotes Kreuz Königstor 24 34117 Kassel 0561/7290441 Lebenskrisen Telefonseelsorge für Jugendliche 0800/1110333
Haftentlassene
Telefonseelsorge 0800/1110111 & 0800/1110222
Göttingen
Kassel
WohnungslosenHilfe
KIK – Kontakt in Krisen Königsallee 254 37079 Göttingen 0551/632977
Telefonseelsorge 0800/1110111
Göttingen
Kassel Beratungsstelle für Haftentlassene Kölnische Straße 35 34117 Kassel 0561/787-5061oder 0561/70738-00
PSKB Stadt & Landkreis Kassel 0561/1003-0 & 0561/787-5361 Notschlafstellen Göttingen
Hilfe & Selbsthilfe bei AIDS
Frauen in Not
Göttingen
Kassel
Göttingen
Göttinger AIDS-Hilfe Obere Karspüle 14 37073 Göttingen 0551/43735 werktags: 10-13 Uhr Beratung: 0551/19411
Soziale Hilfe e.V. / Panama (für alleinstehende Wohnungslose) Kölnische Straße 35 34117 Kassel 0561/70738-00
AIDS-Beratungsstelle Gesundheitsamt Göttingen Theaterplatz 4 37073 Göttingen 0551/4004831
Café Nautilus (f. Drogenabhängige) Erzberger Straße 45 34117 Kassel 0561/12115
Frauen-Notruf e.V. Postfach 18 25 37008 Göttingen 0551/44684 Frauenhaus e.V. Göttingen Postfach1911 37009 Göttingen 0551/5211800 Kassel Übergangseinrichtung für wohnungslose Frauen Am Donarbrunnen 32 34132 Kassel 0561/43113 Karla 3 Aufenthalt und Beratung für wohnungslose Frauen Karlsplatz 3 34117 Kassel 0561/15532 Autonomes Frauenhaus 0561/898889 Frauen in Not 0561/9892929 Notruf für vergewaltigte Frauen Frauen gegen Vergewaltigung e.V. 0561/772244 Frauen informieren Frauen e.V. Beratung bei häuslicher Gewalt Westring 67 34127 Kassel 0561/ 89 31 36 Gesundheit Göttingen Gesundheitsamt Sozialpsychiatrischer Dienst Am Reinsgraben 1 37085 Göttingen 0551/4004802 Frauengesundheitszentrum Göttingen e.V. Groner Straße 32/33 37073 Göttingen 0551/484530 Gesundheitszentrum Albanikirchhof 4-5 37073 Göttingen 0551/486766
SAM – Substitutionsfachambulanz Wilhelmshöher Allee 124 34119 Kassel 0561/711813 SAM 2 – Substitutionsfachambulanz Schillerstraße 2 34117 Kassel 0561/103878
Göttingen
Heilsarmee Untere Maschstr. 13b 37073 Göttingen 0551/42484
KORE e.V. - Sozialberat. f. Frauen Papendieck 24-26 (Hinterhof, EG) 37073 Göttingen 0551/57453
Kontaktladen „Nautilus“ Erzberger Straße 45 34117 Kassel 0561/12115
Kassel Aids-Hilfe Kassel Motzstraße 1 34117 Kassel 0561/97975910 Stadt Kassel – Gesundheitsamt AIDS-Beratungsstelle Obere Königsstraße 3 34117 Kassel 0561/787–5380
Rechtsberatung & Hilfe Kassel Schuldnerberatung Gottschalkstraße 51 34127 Kassel 0561/893099 Verbraucherzentrale Hessen e.V. Bahnhofsplatz 1 34117 Kassel 0561/772934
Kinder & Jugendliche in Not
Göttingen
Göttingen
AWO Schulden- & Insolvenzberatung, Kreisvb. Göttingen e.V. Hospitalstraße 10 37073 Göttingen 0551/50091-0
Omnibus - Beratungsstelle für Jugendliche & junge Erwachsene Goßlarstr. 23 37073 Göttingen 0551/392690 Kassel Deutscher Kinderschutzbund Siemensstraße 1 34127 Kassel 0561/899852
Verbraucherzentrale Nds. Papendiek 24 37073 Göttingen 0551/57094 Suchtberatung: Alkohol Kassel
Verein zur Förderung der Erziehungshilfen in Nordhessen e.V. Wilhelmshöher Allee 32 a 0561/78449-0 Stadt Kassel Sozialer Dienst des Jugendamtes Friedrich-Ebert-Straße 1 34117 Kassel 0561/787–5301 Kleiderkammern Göttingen Ev.-ref. Gemeinde – Kleiderkammer Untere Karspüle 12 37073 Göttingen 0551/5473717 Deutsches Rotes Kreuz Zollstock 17 37081 Göttingen 0551/5096322 Ausgabe: Mo & Do 8.30-11h jeden 3. Mi im Monat 16-18h
Anonyme Alkoholiker 0561/5108806 Blaues Kreuz Kassel Landgraf-Karl-Straße 22 34131 Kassel 0561/93545-0 Suchtberatung Diakonisches Werk Goethestraße 96 34119 Kassel 0561/938950 Suchtberatung: Drogen
Ambulante Hilfe für alleinstehende Wohnungslose Wiesenstr. 7 37073 Göttingen 0551/42300 Diakonische Heime in Kästorf e.V. – Außenstelle Göttingen Wienstraße 4f 37079 Göttingen 0551/5053302 Straßensozialarbeit (Kleiderkammer) Rosdorfer Weg 17 37073 Göttingen 0551/517980 Bahnhofsmission Bahnhof, Gleis 4-5 37073 Göttingen 0551/56190 Hann. Münden Ambulante Hilfe für alleinstehende Wohnungslose Lange Str. 35 34346 Hann. Münden 05541/71034 / Fax: 05541/903210 Kassel Die Heilsarmee / Sozial Center Ks Eisenacher Straße 18 34123 Kassel 0561/570359-0 Beratungsstelle für Nichtsesshafte Sozialamt der Stadt Kassel Kölnische Straße 35 34117 Kassel 0561/787-5061 Beratungsstelle für alleinstehende Wohnungslose – Soziale Hilfe e.V. Kölnische Straße 35 34117 Kassel 0561/70738–00 Betreutes Wohnen Diakonisches Werk Kassel Hermannstr. 6 34117 Kassel 0561/7128829 Wohnungsprobleme Kassel Zentrale Fachstelle Wohnen Wohnungsamt (Rathaus) Obere Königsstraße 8 34112 Kassel 0561/787-6252 oder -6255 Deutscher Mieterbund Mieterverein Kassel u. U. e.V. Königsplatz 59 34117 Kassel 0561/103861
Göttingen DROBZ (Drogenberatungsz.) Mauerstr.2 37073 Göttingen 0551/45033 Beratungsstelle für Suchtkranke – Diakonieverband Schillerstr 21 37083 Göttingen 0551/72051
Wenn Ihre Einrichtung hier nicht enthalten, oder wir eine Korrektur durchführen sollen, schicken Sie bitte eine E-Mail mit den Daten an goettingen@ tagessatz.de!
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