TagesSatz
* 09/09
1
A N Z E I G E K VG
2
TagesSatz
* 09/09
EDITO R I A L Liebe Leserinnen und Leser, Endlich ist es soweit. Nach langer Ankündigung und unzähligen Monaten, in denen wir an der Neugestaltung gebastelt haben, können wir Ihnen jetzt mit vollem Stolz den neuen TagesSatz präsentieren. In der Vorliegenden Ausgabe können Sie sich von unserer Arbeit Überzeugen. Der neue TagesSatz profitiert von zahlreichen, kleinen und großen Verbesserungen im Layout. Dass der TagesSatz von nun an gänzlich in Farbe gedruckt wird, dürfte dem aufmerksamen Leser kaum entgehen. Eine klare Gliederung und bessere Seitenaufteilung sorgt für mehr Übersichtlichkeit. Sie finden schneller die Artikel, die Sie besonders interessieren. Darunter sind unsere Verkäufer-Beiträge besonders zu erwähnen. Diese authentischen Texte aus erster Hand finden Sie in Zukunft mit einem besonderen Zeichen markiert. Auch am Inhalt haben wir gefeilt. Neu im Heft sind eine Glosse – diesmal über die desaströse Sparpolitik der Universität Göttingen – und eine Umfrage auf der letzten Seite. Außerdem haben wir uns entschlossen, pro Heft einen Leitartikel vorzulegen, der den Leser besser in das jeweilige Titelthema einführen soll. Wie dieser Leitartikel auf den Seiten acht, neun und zehn verrät, war der TagesSatz in den letzten Wochen durchaus bemüht Selbstkritik zu üben. So wollen wir uns in den nächsten Monaten noch stärker auf die lokalen und sozialen Brennpunkte konzentrieren und dort nachfragen, wo es weh tut. Die Artikel über die Fehler der Parteien, die SozialCard und den Göttinger Armutsbericht machen einen Anfang. Überzeugen Sie sich auch unter www.tagessatz.de von dem neuen Web-Auftritt des TagesSatz. Dort finden Sie künftig Artikel zum anlesen, Hintergründe zum Projekt und vor allem den neuen Blog unseres Verkäufers Andreas Pramann. Dass der TagesSatz nun schon 15 Jahre besteht verdanken wir in erster Linie Ihnen. Ohne Sie, die Leser, und Ihr reges Interesse an unserem Straßenmagazin hätten wir nie so lange durchhalten können. Auch den langjährigen Anzeigenkunden des TagesSatz sei ein herzlicher Dank gewidmet. Ihr soziales Engagement half uns schon des Öfteren aus schwierigen finanziellen Notlagen heraus. Ein weiterer Dank geht an die Zeitschriften Augusta, Faktor, Pony und die Stadtteilzeitung Marbachshöhe, die uns mit einer kostenlosen Anzeige in ihrem Medium unterstüzt haben. 15 Jahre, das heißt natürlich auch feiern. Wir stecken derzeit in den Vorbereitungen für die Feierlichkeiten im September. Halten Sie daher Augen und Ohren offen und werfen sie hin und wieder einen Blick auf unsere Homepage. Aber genug der schönen Worte! Überzeugen Sie sich selbst! Ihre Redaktionsleitung
Jascha Grewe und Malte Schiller (Göttingen)
TagesSatz
* 09/09
TagesSatz. Hilft sofort.
*
*
Der TagesSatz wird von Menschen in sozialen Schwierigkeiten auf der Straße verkauft. Vom Verkaufspreis der Zeitung (2,00 Euro) behalten die VerkäuferInnen 1,00 Euro. Sie können damit ihre finanzielle Situation verbessern und sind nicht mehr auf Almosen angewiesen.
*
Die Mitarbeit in Redaktion und Vertrieb des TagesSatz bietet arbeits- und wohnungslosen Menschen eine Aufgabe und die Möglichkeit, neue soziale Kontakte zu knüpfen und ermöglicht langfristig gesehen den Wiedereinstieg ins Berufsleben.
*
Der TagesSatz finanziert sich ausschließlich durch Verkaufserlöse, Anzeigen und Spenden. Das Straßenmagazin erhält keine regelmäßigen Fördermittel.
*
Wenn Sie den TagesSatz über den Kauf hinaus unterstützen wollen, können Sie auf folgendes Konto eine Spende überweisen: TagesSatz e.V. Kassler Sparkasse Kto.: 1183379 Blz.: 52050353 TagesSatz e.V. Sparkasse Göttingen Kto.: 50581511 Blz.: 26050001 Bitte geben Sie Ihre Adresse im Feld Verwendungszweck an, damit wir Ihnen eine Spendenbescheinigung zusenden können. Der TagesSatz ist Mitglied von:
3
EINDRÜCKE
„YOGI“ MÜLLER *DerJÖRG Göttinger TagesSatz-Verkäufer und -Redakteur fotografiert leidenschaftlich gerne und hat in den letzten Jahren mehrfach sein Lieblingsland Indien bereist.
4
TagesSatz
* 09/09
IN H A LT
*
Her mit der Torte! 8 11 12 13 14
15 Jahre hartes Brot – Eine Zwischenbilanz von Jascha Grewe und Malte Schiller Im Kasseler Blätterwald von Harald Wörner Wir sind doch nicht aus Zucker von Juliane Michael Bad Emstal – Geschichte gelebter sozialer Verantwortung von Stefan Giebel Mitleid ist keine Verkaufsstrategie von Kasseler TagesSatz-Verkäufern
*
Rubriken
Göttingen 18 Armut in Göttingen von Katharina Kretschmer 19 Trautes Heim – Glück allein? von Jörg Sanders 20 Gedanken eines TagesSatz-Verkäufers von Jörg „Yogi“ Müller
*
Kassel 22 Politisches Desaster von Fritz Krogmann 24 Ganz legal: Graffiti auf der Straßenbahn von Nora Mey
Kultur 28 Erste Erfahrungen mit der Vorteilskarte von Viola Wiegand 29 Sich-tum Austrai, Prosa von Daniel Glattauer
3 7 16 17 20 21 25 26 30 31 32 33 34 35
Editorial Der Ticker Der Stolperstein Paragraphenreiter Karrikatur Straßengeflüster Winkeladvokat Die Kochnische Kulturtipps & Empfehlungen Hinter den Kulissen Zwischen den Zeilen In der Nahaufnahme Mal ehrlich... Nächstes Mal Impressum Wohin, wenn Gewinnspiel
Bitte ausschneiden und zurücksenden an: TagesSatz e.V., Westring 69, 34127 Kassel
Fördermitglied oder ABO?
Grundsätzlich möchten wir Sie darum bitten, die Zeitung auf der Straße zu kaufen. Für diejenigen, die dazu keine Möglichkeit haben, bieten wir ein Abo für 50 € / Jahr an. Damit wird Ihnen der TagesSatz ein Jahr lang (12 Ausgaben) zugestellt. Selbstverständlich können Sie das Abo auch verschenken. Wer den TagesSatz darüber hinaus unterstützen möchte, der kann Fördermitglied werden. Eine Spendenquittung wird Ihnen am Jahresende automatisch zugesandt.
Ja, ich möchte dem TagesSatz e.V. als förderndes Mitglied beitreten.
Hiermit ermächtige ich den TagesSatz e.V. meinen Jahresbeitrag / meine jährl. Abokosten bis auf Widerruf von folgendem Konto abzubuchen: Name, Vorname:
Den Jahresbeitrag ( Mindestbeitrag von 75,- € ) in Höhe von
Straße, Hausnr.:
_____ € lasse ich jeweils vom angegebenem Konto abbuchen.
PLZ, Ort:
Der TagesSatz soll mir monatlich zugesandt werden.
Kontonummer: BLZ:
Geldinstitut:
Ja, ich möchte das Straßenmagazin TagesSatz für mindestens ein Jahr abonnieren. Die Kosten von 50,- € (incl. Versand) lasse ich jeweils vom angegebenem Konto abbuchen.
TagesSatz
* 09/09
Ort, Datum
Unterschrift
5
A N Z E I G E S P K Gテ傍TINGEN
6
TagesSatz
* 09/09
DER TI C K E R Energie-Beratung besser koordinieren Göttingen – Die Energieagentur Göttingen hat nach rund zweijähriger Vorbereitungszeit ihre Arbeit aufgenommen; die Gründungsversammlung fand am 5. August statt. Ziel des Vereins „Energieagentur Region Göttingen e.V.“ ist die Vernetzung aller Aktivitäten im Bereich der Energieberatung von Haushalten und Gewerbe in der Region. Durch Bündelung soll ein größeres Beratungsangebot geschaffen werden, für das die Agentur Lotsenfunktion übernimmt. Über 25 Einrichtungen, Unternehmen, Verbände und Vereine haben sich im Vorfeld bereit erklärt, mit der Energieagentur zusammen zu arbeiten. Dazu gehören zum Beispiel die Sparkasse Göttingen und die Stadtwerke Göttingen. In den nächsten drei Jahren werden der Rat der Stadt und der Göttinger Kreistag für die Grundfinanzierung des Vereins aufkommen.
ThOP in Gefahr Göttingen – Wenn das Präsidium der Universität Göttingen nicht von seinem bisherigen Standpunkt abweicht, wird sich das Studententheater „Theater im OP“ (ThOP) bald nicht mehr finanzieren können. Der Förderverein des ThOP sieht sich nicht in der Lage, ab 2010 jährlich 1.000 Euro mehr aufzubringen, wie es das Präsidium fordert. Der größte Teil der Arbeit am Theater wird ohnehin von Ehrenamtlichen geleistet, das Problem ist die Finanzierung der Stelle der technisch-organisatorischen Leitung. Bislang wurde das Geld vom Förderverein des ThOP, dem Präsidium und der Philosophischen Fakultät
aufgebracht. Nun fordert das Präsidium vom Förderverein, er solle sich jährlich mit 1.000 Euro mehr an der Stelle beteiligen. Das Theater hingegen hat bereits große Schwierigkeiten den aktuellen Betrag von 5.000 Euro aufzubringen und forderte deshalb einen neuen Finanzierungsplan. Und so sei man unter keinen Umständen in der Lage, sogar noch mehr Geld durch Spenden und Mitgliedsbeiträge einzunehmen. Markus Hoppe, der das Universitätspräsidium während der Verhandlungen vertrat, signalisierte, dass man in diesem Fall auch die Schließung des Theaters als letzte Konsequenz in Kauf nehmen werde. Für das kulturelle Leben von Stadt und Universität wäre dies ein herber Verlust. Das ThOP ist eines der größten Studententheater Europas und bot allein im vorigen Jahr einen Spielplan mit 13 Produktionen und über 130 Vorstellungen.
*
Lesen Sie hierzu unsere Glosse „Der Stolperstein“ auf Seite 16
Jungen droht im Alter Armut Frankfurt/Freiburg – Der Eintritt in den Ruhestand, schon in heutigen Zeiten oft mit deutlichen finanziellen Einbußen verbunden, könnte die künftigen Generationen vor dramatische Situationen stellen. Vierzig Prozent der Deutschen droht im Alter ein erheblicher Wohlstandsverlust. Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie des Freiburger Rentenexperten Prof. Bernd Raffelhüschen. Dieser hatte im Auftrag der Fondsgesellschaft Union Investment die künftige Entwicklung untersucht. Betroffen werden hiervon vor allem die 20- bis 35-jährigen sein, so die Studie. Weil das Rentenniveau
in Folge der zurückliegenden Reformen weiter sinkt und die Erwerbsbiografien zudem immer brüchiger werden, reicht der Untersuchung zufolge die gesetzliche Rente in den meisten Fällen nicht mehr aus, um den Lebensstandard zu halten. Selbst die RiesterRente wird hier keine Abhilfe schaffen können. Um das Niveau auch im Ruhestand einigermaßen halten zu können, müssten künftige Rentner mindestens sechzig Prozent ihres letzten Bruttoeinkommens erhalten. Der Raffelhüschen-Untersuchung nach müssen die nachrückenden Rentnergenerationen aber mit deutlich weniger Geld auskommen. Sie können mit maximal 39 Prozent des letzten Einkommens rechnen. Es zeigt sich zudem ein paradoxer Trend: in der Einkommensklasse unter 900 Euro ersetzt die Rente zwar durchschnittlich 61 Prozent des letzten Bruttoeinkommens – zum Leben reicht das allerdings trotzdem nicht. Rentenversicherte mit einem Einkommen von über 1.500 Euro monatlich erzielen zwar deutlich höhere Alterseinkommen, die aber wiederum ersetzen auch nur rund 34 Prozent des letzten Bruttoeinkommens und reichen daher ebenfalls nicht aus, um den gewohnten Lebensstandard zu erhalten.
Gesucht & gefunden Verkäufer Heinz sucht nach einem/r Co-AutorIn. Diese/r sollte ihm beim Redigieren von erotischen Texten behilflich sein. InteressentInnen können sich beim TagesSatz Kassel unter 0561/8615818 oder per E-Mail: kassel@tagessatz.de melden. Wir leiten die Nachricht dann weiter. ANZEIGE
TagesSatz
* 09/09
7
Klaus Meyer (TagesSatz-Bildband EINWEGLEBEN)
T I T E LT H E M A
15 Jahre hartes Brot
*
Eine Zwischenbilanz
Vor 15 Jahren schieden Heinz Rühmann und Kurt Cobain von uns, der One-Hit-Wonder Mo-Do toppt die schlimmsten Alpträume aller Musikliebenden und landet mit seinem Hit „Eins, zwei, Polizei“ auf Platz eins der deutschen Singlecharts und Helmut Kohl wurde wiedergewählt. – Bei all diesen traurigen Meldungen kannte das Jahr 1994 doch auch eine gute: Am 23.09.1994 erschien die Erstausgabe des Straßenmagazins TagesSatz. Anlass genug, um sich selbst mit einem selbstkritischen Rückblick zu beschenken.
* JASCHA GREWE & MALTE SCHILLER
M
an möchte meinen, 15 Jahre sind keine lange Zeit. Und in der Tat, Straßenzeitungen gehören noch nicht lange in das Bild deutscher Innenstädte. Doch so Manchem sind die Gesichter unserer Verkäufer nur allzu vertraut – vertraut genug, um sie als selbstverständlich zu akzeptieren. Welche Geschichten stecken aber hinter diesen Menschen, welche hinter diesem Magazin, das auf so unkonventionelle Weise in mühsamer, ehrenamtlicher Arbeit Monat für Monat erarbeitet und nur exklusiv bei einigen, wenigen Verkäufern auf der Straße zu kaufen ist?
8
Andere Straßenzeitungen hatten bereits den Anfang gemacht als in Kassel ein Hand voll Leute sich in den Kopf setzte: So etwas brauchen wir auch in unserer Stadt! Mitarbeiter der sozialen Einrichtungen ‚Das Blaue Kreuz’, der ‚Sozialen Hilfe’ und der ‚Heilsarmee’ fanden sich zusammen, gründeten den Verein TagesSatz und riefen so das Magazin ins Leben. Das Ziel war, eine Zeitschrift als Sprachrohr für Menschen in sozialer Not zu schaffen. Die erste TagesSatz-Ausgabe war als Beitrag zum bundesweiten Aktionstag „Wohnen ist ein Menschenrecht“ geplant. Für zwei DMark konnte der Käufer auf 16 Seiten TagesSatz
* 09/09
TITELTH E M A über die Zukunft des Hauptbahnhofs in Kassel, die Rechte von Wohnungslosen und „Aus dem Tagebuch eines Berbers“ lesen. Doch ein Magazin ist nicht über Nacht aus dem Hut gezaubert: Man brauchte Räume, ehrenamtliche Mitstreiter und natürlich Verkäufer. Von dem Magazin sollten Menschen profitieren, die sonst keiner wahrnimmt – oder bestenfalls negativ wahrnimmt –, weil sie am Rande der Gesellschaft leben. Daher suchten die Kasseler Gründer die ersten Verkäufer in sozialen Hilfseinrichtungen, wie dem Männerwohnheim, dem PANAMA und auch über das Diakonischen Werk. In Göttingen gab es zunächst einzelne Infostände, so dass auch die ersten Ausgaben in der Leine-Stadt zu kaufen waren. Wenig später fasste das Magazin dann Fuß bei der Göttinger Tafel. Hier konnten sich die ersten Göttinger Verkäufer ihre Hefte abholen, bevor sie diese auf der Straße anboten. Letztendlich führte aber ein Zufall zur Einrichtung eines eigenen Büros in Göttingen: Ein engagierter Mitarbeiter der Tafel, nahm sich der Aufgabe an und stampfte einen funktionierenden Vertrieb und eine Redaktion in eigenen Räumen aus dem Boden. Zwei Jahre nachdem in Kassel der Anfang gemacht worden war stand nun endlich auch in Göttingen der TagesSatzBetrieb auf eigenen Beinen. Und alles war gut! – Oder? – Nein! Ganz so einfach hatte es der TagesSatz nun auch wieder nicht. Und dass es nicht immer leicht war, weiß insbesondere der erste Vorsitzende des TagesSatz HansPeter Pung zu erzählen.
Geschäftsleute dem Verkauf gegenüber ablehnend eingestellt waren – zumindest vor der eigenen Haustür. „Die wollten uns nicht haben vor ihren Geschäften“, empört sich Pung. Die Begründung war: „Das wollen unsere Kunden nicht.“ – In seiner vierten Ausgabe im Mai 1995 berichtete das Straßenmagazin daher über diese unverhohlene Haltung der Kasseler Ladenbesitzer. Der Artikel „TagesSatz-Verkäufer vor dem Aus?“ erhielt eine ungeheure Resonanz von Kunden, die gesagt haben ‚macht weiter’, freut sich Vorstand Pung. Damit hätte der TagesSatz allerdings nur einen kleinen Teil der Reaktionen direkt mitbekommen. Die weitaus größere Resonanz bekamen die Geschäftsleute zu spüren. „Alle sind von ihren Kunden angesprochen, teilweise sogar beschimpft und mit Briefen überhäuft worden, in denen die Kunden ihr Unverständnis gegenüber den Ladenbe-
heraus. Seit zwölf Jahren ist sie bereits dabei. Zunächst war sie sich ein bisschen unsicher, ob ihr die Arbeit gefallen würde. Immerhin ist das Projekt kein gewöhnliches und kann auch schnell auf Ablehnung stoßen, wie das konservative Verhalten der Ladenbesitzer belegte. Doch schon nach kurzer Eingewöhnung fühlte sich Sommer wohl: „Das positive Gefühl war überwiegend. Ich habe hier immer nette Leute gehabt und neue Kontakte aufbauen können.“ Das erste Mal auf der Straße zu stehen, war für Sommer schon eine Überwindung. „Dann hab ich das ganz locker gesehen“, sagt sie und lächelt; „Aber das musst ich auch erstmal lernen. Das war ja eine ganz neue Situation für mich.“ Heute falle ihr der Verkauf viel leichter als früher. Der TagesSatz sei bekannter geworden, man müsse den Leuten nicht mehr so oft erklären, worum es eigentlich geht. Dazu habe sie inzwischen sehr viel Stammkunden – manche schon fast seit zwölf Jahren.
„Wir wollen Euch hier nicht haben!“
Zu einem Gespräch lud er die Göttinger Kollegen in das Kasseler Redaktionsbüro ein. Auf dem Tisch dampft Kaffee, im Hintergrund rumpelt ein Kühlschrank vor sich hin. Pung selber war zwar bei der Gründung des TagesSatz nicht beteiligt, arbeitete aber schon an der ersten Ausgabe mit. Womit keiner der Mitarbeiter zu Beginn gerechnet hatte war, dass die TagesSatz
* 09/09
sitzern geäußert haben“, so Pung. Die Geschäftsleuten drückten daraufhin ihr Bedauern über das Missverständnis aus und erlaubten dann – selbstverständlich – doch, dass die Verkäufer auch vor ihren Geschäften stehen. Den Geschäftstüchtigen Kassels drohte ein schlechtes Image. Die Vorurteile gegenüber dem Magazin wurden von ihnen bereitwillig geschürt – die Kasseler Bürger hingegen zeigten Solidarität. Das Problem wurde binnen kurzer Zeit auch Thema großer Medien, was letztendlich dazu führte, dass die Unternehmer derartig schnell in ihrem Protest einknickten. „Innerhalb von einem Jahr konnte man sich den TagesSatz gar nicht mehr aus Kassel wegdenken. Das war dann auch gut für Göttingen, weil das Problem dort dann gar nicht mehr auftrat“, resümiert Pung zufrieden. Auch Angelika Sommer sitzt mit am Tisch. Die dienstälteste Verkäuferin in Kassel hört den Erzählungen ihres Kollegen aufmerksam zu und rückt nun auch mit den Erinnerungen an ihre ersten Momente beim TagesSatz
Nur ein einziges Mal gab es für sie Probleme beim Verkauf: Abends geht Sommer häufig zusammen mit ihrem Kollegen und Freund Jürgen Engelhardt durch die Lokale der Kasseler Innenstadt. Einmal mussten sie jedoch mit anhören, wie sich ein Gast beim Wirt beschwerte: Wie er denn erlauben könne, dass so eine Zeitung bei ihm verkauft werde. Daraufhin durften die beiden Verkäufer nicht mehr wiederkommen. „An dem Wirt hat es nicht gelegen“, nimmt Sommer den Gastronom in Schutz, „Der muss ja seine Gäste behalten.“ Mit solcherlei Vorurteilen wie sie die Kneipengäste vorbrachten muss sich der TagesSatz bis heute leider immer noch rumschlagen. Zum Glück bleiben solche Fälle jedoch die Ausnahme. Ein Kneipenbesitzer sollte hier jedoch auch positiv erwähnt werden. Wie Sommer erzählt, darf sie bei ihm immer vorbeikommen und bekommt eine warme Mahlzeit umsonst, während ihr Freund sich ein Getränk aufs Haus bestellt. >
9
T I T E LT H E M A Eine Gefahr für den TagesSatz und andere Straßenmagazine ist bis heute, dass Menschen die Hefte aus Mitleid kaufen. Dabei wird aber zu gerne vergessen, dass die Zeitschrift auch etwas mitzuteilen hat. Da zählt das echte Interesse der Käufer einfach mehr als das Mitleid mit einer sozialen Randgruppe die keine sein will. – Dass der TagesSatz immer wieder versucht auf Brennpunkte im sozialen Miteinander hinzuweisen, ist etwas, was ihn all die Jahre am Leben gehalten hat. Gerade die Berichterstattung der neunziger Jahre setzte da an, wo andere wegschauten. Die Schilderungen der Situation von Wohnungslosen und schlechten Wohnverhältnissen weckte in diesen Jahren das Interesse der Öffentlichkeit. Die Redakteure berichteten über miserable Bedingungen in sogenannten „Milieu-Quartieren“ und schilderten wie Obdachlose eingepfercht auf wenige Quadratmeter den Winter in Containern der Stadt Kassel zubringen mussten. Bei der Stadt Kassel führte dies zu Diskussionen. „Dass die Menschen, die dort wohnen, kein einfaches Klientel sind, ist klar. Was aber nicht heißt, dass sie in einem menschenunwürdigen Quartier wohnen müssen“, gibt Pung zu bedenken. Der TagesSatz gab damals die Initialzündung zur Diskussion und war ein weiteres Mal den Massenmedien voraus.
magazin dann mit der provokanten aber ernsten Frage, wo denn eigentlich der Unterschied sei, ob jemand im Biergarten sitze und sich die Kante gibt oder, ob er daneben sitzt und sich mit Dosenbier betrinkt, weil er sich das Glas Bier nicht leisten kann. – Zwar machte der TagesSatz dieses Problem zu einem Politikum, den Kurs der Lokalpolitik ändern, konnte er aber nicht. Im Laufe der Jahre gelang es den Kommunen die Trinkerszenen zu zerschlagen. Häufig, indem schlichtweg Sitzmöglichkeiten dort einfach abgebaut wurden, wo man sich zum Trinken traf. Dass damit nicht das eigentliche Problem, die Sucht der Betroffenen, angegangen wurde, liegt auf der Hand
Echtes Interesse ist uns wichtiger als Mitleid
Viele Gemeinden erließen in den neunziger Jahren auch neue Straßenverordnungen, was bedeutete, dass zum Beispiel Bettler und Trinker aus den Innenstädten verbannt wurden. Diese Diskriminierung konnte von Straßenmagazinen natürlich direkt angegangen werden. „Was wir heute erleben dieses strikte Vorgehen gegen Bettler- und Trinkerszenen hat seinen Ursprung in der Mitte der neunziger Jahre.“, so das TagesSatz-Urgestein „Ich hab das hier in Kassel erlebt“, echauffiert sich Pung, “dass eine Galerie nicht wollte, dass Leute vor der eigenen Haustür trinken, aber in der Galerie der Laden war, wo die Leute sich Getränke besorgt haben.“ Dieser Doppelmoral begegnete das Straßen10
Der TagesSatz mischte sich in das lokalpolitische Geschehen ein, wies auf soziale Missstände hin. „Wenn der TagesSatz Kritisches schrieb, gab es schon im Kassel Rathaus ein Echo“, erzählt Pung stolz. Dahin soll der TagesSatz auch zurück, um wieder mehr das Sprachrohr der Menschen zu sein, die sonst nicht zu Wort kommen können. „Wir haben die Ziele vielleicht ein bisschen aus den Augen verloren. Das ist auch ein Grund, warum Leute den TagesSatz früher mehr gekauft haben.“ Man habe mehr aus individueller Betroffenensicht geschildert und geschrieben, was der Normalbürger nicht wusste. Man solle sich beim TagesSatz jetzt nicht zu sehr auf die eigene Schulter klopfen, sondern die Geburtstagsfeier zum Anlass nehmen, um wieder an die alten Traditionen anzuknüpfen. An Kritik spart der Vorstand nicht. „Gerade in Zeiten von Hartz-IV, sollten vor allem wir genauer hingucken und Dinge sichtbar machen“, fordert Pung. „Wenn man sieht, dass fünfzig Prozent der Entscheidungen vor dem Sozialgericht als falsch gekippt werden, dann stimmt da was nicht.“ Dabei habe das Straßenmagazin Möglichkeiten, die anderen Magazinen verwehrt blieben: „In
den großen Medien wird immer sehr populistisch berichtet. Der TagesSatz kann da auch mal hinter die Kulissen schauen.“ Momentan geht es dem TagesSatz nicht gut. Das Geld ist knapp. Der erste Vorstand ist dennoch optimistisch: Man habe schon oft gedacht, dass es nicht mehr weitergeht, dass man vor dem Aus stehe. Irgendwie habe es am Ende immer noch geklappt. Und etwas Glück muss man auch haben: Vor einigen Jahren als der Verein kein Geld mehr hatte und bereit war aufzugeben, bekam der TagesSatz plötzlich die Einnahmen aus einem umfangreichen Bußgeld zugewiesen – und es ging weiter. Im Zuge des neuen TagesSatz hofft Pung, dass viele Leser das Magazin neu entdecken: „Nicht nur, weil er jetzt bunt ist, sondern auch wegen einer inhaltlichen Rückbesinnung auf das, was den TagesSatz stark gemacht hat.“ Hans-Peter Pung hätte nie gedacht, dass der TagesSatz 15 Jahre durchhält, stellt aber fest: „Der Tagessatz hatte schon zu wenig Verkäufer, zu wenig Redakteure und zu wenig Geld – und hat alles überlebt!“
*
MEHR ZUM THEMA: Mehr über den TagesSatz erfahren Sie auch im Internet unter: www.tagessatz.de
TagesSatz
* 09/09
TITELTH E M A
Im Kasseler Blätterwald Mündige Bürger sollten sich über das aktuelle Weltgeschehen informieren. Dazu gehört, neben anderem, auch die Lektüre einer örtlichen Tageszeitung.
D
Malte Schiller
ie HNA geht sicher in Ordnung, möchte man einfach nur informiert sein. Großtaten, wie bei der Spiegel-Affäre 1962 sollte man nicht erwarten. Conrad Ahlers kritisierte in „Bedingt abwehrbereit“ die Verteidigungspolitik von Franz Josef Strauß. Die Folge waren eine Anzeige (Landesverat) und die Besetzung und Durchsuchung der Redaktion. Davon ist die HNA weit entfernt. Doch sorgten Mitte der Neunziger die 95 Thesen zum Lutherjahr für Aufregung. Der rechtkräftig verurteilte Manfred Röder bekam Raum, antisemitischen Parolen in Form einer Anzeige zu publizieren. In Folge wurde die HNA-Veröffentlichungspolitik auch öffentlich diskutiert. Heute würde ich sie als Lokalpresse mit einem Anstrich von Boulevard sehen.
Parteinahme oder kritische Berichterstattung?
*
Der Extra-Tip, klassisches Anzeigenblatt, versucht ebenso, journalistisch tätig zu sein. Allerdings bedient er eher Plattitüden und schürt gegebenenfalls bei Lesern latente Ängste und Vorurteile, statt aufzuklären. Typisch war die Berichterstattung zur Trinker-Szene, in der Ortsbeiräte und Geschäftsleute zu Wort kamen. Eine kritische Reflexion, etwa durch Befragung von Experten, blieb aus. Auch die Kampagne um den sogenannten „Stadtindianer“ stieß mir sauer auf. Dieser Zeitgenosse (schwer drogen- und alkoholkrank) fragt eigentlich nur nach ein oder zwei Euro. Er sieht zwar etwas verwegen aus, ihn deswegen aber zur Bedrohung hochzujubeln, halte ich für unangebracht. Brauser, Frizz und Andere sehe ich als Dienstleister für Szenegänger. Die definieren sich primär durch Konsum ein-
TagesSatz
* 09/09
* HARALD WÖRNER schlägiger Kleidung und Besuch angesagter Locations. Bildseiten, die Insider bei der Selbst-Inszenierung zeigen, sind da obligatorisch. Adäquate Werbung darf da nicht fehlen. Nicht wirklich essentiell. Sehr erfreulich indes war ein Beitrag von M. Thompson in der Juli-Augabe 2009 der Kultur-News. Da hier eher Architektur, Musik und Theater vorgestellt werden, war ich erstaunt, einen Artikel zu lesen, der zeigt, wie ein Hartz-IVBezieher von 4,25 Euro pro Tag sein Leben bestreitet. Erst denkt der Autor (im Selbstversuch) nicht über Ausgaben nach. Bald hat er aber so viel Geld ausgegeben, dass er, vorsichtig geworden, auf Sparmodus schaltet und nur noch Nudeln isst. Nach dem Fiasko berät ihn ein Freund. Er erfährt, wie er günstig über die Runden kommt. Als Fazit zieht er, dass er sich vorher keine Gedanken ums Budget gemacht hat. Wenn man aber Essen, Trinken, Fahrkarten, Zeitungen, gar Kino bezahlen soll, das setze akkurate Planung voraus. Eine Grafik, aufgeteilt in oben angesprochene Bereiche veranschaulicht das Ganze. Ein Lob gebührt auch dem DYNAMO-Heft. Dies ist zwar primär Vereinsorgan, das heißt, es informiert primär Mitglieder. In Ausgabe 03/06 setzte sich Autorin Resi damit auseinander, dass die örtliche Presse zwar über jeden unwichtigen Vorfall, der sich in Kassel ereignet, berichtet, es aber für vernachlässigbar hält, dass sich in der Kasseler Arbeitsagentur wohl ein Klient aus dem Fenster zu Tode stürzte, weil er vom Sachbearbeiter zu hart angegangen wurde. Hut ab. Auch die Stadtteilzeit (jetzt „Höhenflug“) sollte erwähnt werden, die in Ausgabe 13-06 die Bürgerblüte, eine Regionalwährung für Kassel vorstellte. In der Folgenummer wurden das Kulturzelt Kassel, sowie der Filmladen präsentiert, die beide runde Jubiläen feiern konnten.
*
11
T I T E LT H E M A
Malte Schiller
Wir sind doch nicht aus Zucker
*
D
ie 15 Jahre Straßenmagazin in Kassel und Göttingen bedeuten auch 15 Jahre Verkäufer, die Tag für Tag den TagesSatz in den Straßen und Fußgängerzonen angeboten und verkauft haben. Verkäufer sind die Menschen, die an den Ecken in der Stadt stehen und nicht weitergehen. Sie halten TagesSätze in der Hand, warten geduldig, gucken Menschen in die Augen, bestimmen für kurze Zeit deren Weg, wohin auch immer der dann führt. Verkäufer werden gern mal als gammelig wahrgenommen, weniger als Menschen, die irgendwann aus dem Leistungsund Gesellschaftssystem herausgefallen sind und wieder hineinwollen. Sie haben sich in das Göttinger Straßenbild integriert und stehen dort offen und weithin sichtbar für die anonyme Masse finanziell und sozial verarmter Menschen. Und: sie werden durch den Zeitungsverkauf ein Teil der Gesellschaft, meint Michael Bahn, gerade indem sie mitten auf der Straße stehen, statt am Rand.
‚Hilfe zur Selbsthilfe’ ist das Prinzip des TagesSatz. Schöner Spruch, fühlt sich gut an. Nüchtern betrachtet kann diese Phrase im Übermaß benutzt den harten Arbeitsalltag regelrecht konterkarieren. Was bleibt nach 15 Jahren Hilfe zur Selbsthilfe übrig? Die ehemaligen Vertriebsleiter Michael Bahn und Dirk Mederer beschreiben das Prinzip und ihre Arbeit.
nicht entscheiden können, ob das ein würdiges Zubrot oder eine sichtbare Entwürdigung sein soll. Es sieht einfach aus, ist aber – genau wie Selbsthilfe – ein hartes Geschäft: Viele Verkäufer sind nach dem ersten Versuch, den TagesSatz zu verkaufen, kein zweites Mal gekommen. Andere hielten durch, pflegten bald Stammkunden, pflegten ihren Stammplatz, dachten über diese Zeit hinaus und trauten sich selbst und ihren Fähigkeiten bald viel mehr als vorher. Für Michael Bahn ist Hilfe zur Selbsthilfe deshalb ein Prozess der Verselbständigung, der mit dem Aufbau von Ver-
* JULIANE MICHAEL wegung zu setzen; jeder von uns weiß das. „Deshalb ist jede einzelne Zeitung in der Hand eines Verkäufers ein Werkzeug zur Selbsthilfe und ein realistisches und ehrliches Angebot“, meint Dirk Mederer. Es gaukelt auch nicht vor, dass es einfach ist. Dass das Prinzip tatsächlich funktioniert, darin sind sich Mederer und Bahn aus Erfahrung sofort einig. Selbsthilfe kann dann im Team in Selbstorganisation übergehen; Verkäuferpersönlichkeiten wie Manne Billinger haben den TagesSatz lange Zeit mit aufgebaut. Da ist das Geld dann nicht mehr das Ausschlaggebende gewesen, sondern die soziale Gemeinschaft, zusammen Kochen, und die Wärme von Freunden. Laut Mederer haben oft Verkäufer „phasenweise gemeinsam das ‚Ding TagesSatz’ getragen“; das waren die Schlüsselmomente der Arbeit. Beide geben aber genauso einmütig zu, dass sie selbst erst akzeptieren mussten, dass Menschen anders denken und werten, ob nun mit oder ohne Geld. Mitleid war niemals angebracht, wenn Hilfe zur Selbsthilfe funktionieren soll, Respekt allemal.
Guckt her, so bin ich, ich brauch’ mich nicht zu verstecken!
Aber: Wer den TagesSatz verkauft, braucht Geld. That’s it. C’est la vie. Das ist die Meinung Vieler, die sich 12
trauen beginnt. Der Wille zur eigenen Entscheidung ist Voraussetzung für diese Arbeit, denn jeder Verkäufer bestimmt seine Arbeitszeit, wie lange und wie oft er verkauft, selbst. Das Vertrauen in eigene Kraft und Stärke kann wachsen, die Eigenverantwortung und das Selbstwertgefühl auch. Kann wohlgemerkt: es ist hart, seine Arbeits- und Lebenszeit allein zu strukturieren, über Ungewissheiten nachzudenken und sich selbst in Be-
*
TagesSatz
* 09/09
TITELTH E M A
Bad Emstal Privat
Geschichte gelebter sozialer Verantwortung
T
hemen der Arbeit des Vereins sind unter anderem die Geschichte der Hospitäler unter Landgraf Philipp, das dunkle Kapitel der „Euthanasie“ in den Landesheilanstalten Merxhausen, Haina und Hadamar, die mit dem Nationalsozialismus gewaltsam endende lange Geschichte der jüdischen Gemeinde im Ortsteil Riede, die Geschichte der Zwangsarbeiter aus Breitenau bei Kassel, die in den Bad Emstaler Ortsteilen zu Arbeit eingesetzt wurden sowie die aktuellen Entwicklungen in der Behandlung psychisch kranker Menschen und süchtiger Straftäter in der heutigen Psychiatrie von Merx-
*
Geschichte und soziales Engagement hängen eng miteinander zusammen. Der „Kulturund Geschichtsverein“ von Bad Emstal feiert ebenfalls Geburtstag und beweist seit zwanzig Jahren den Zusammenhang mit seinen Themen, Ausstellungen und Vorträgen stets von neuem.
Umwandlung des Augustinerklosters in ein Hospital für Arme und Kranke nach der Reformation bis in die Neuzeit. Abgesehen von der Zeit der nationalsozialistischen Diktatur entsteht so eine kontinuierliche Geschichte und Tradition des heutigen Bad Emstal als Ort der Behandlung und Heilung psychisch und physisch kranker Menschen. Im Weiteren ist Bad Emstal stets eine Stätte der Begegnung mit Menschen gewesen, die am Rande der Gesellschaft stehen und wieder eine faire Chance brauchen, ein Teil der Gesellschaft werden zu können. Bad Emstaler Geschichte zeichnet sich somit durch eine Kontinuität
* STEFAN GIEBEL herbestimmt. Zu Weihnachten waren Kinder schon über einen Apfel froh. Gerade in Vorträgen und Erzählungen älterer Generationen wird deutlich, wie nah und lebendig diese Zeit noch ist und wie schnell sich Zeiten zum Schlechten verändern können. Selbst der unangenehmen Teile der Geschichte von Bad Emstal nimmt sich der Verein an: Noch im 19. Jahrhundert war circa ein Zehntel der Bevölkerung im Ortsteil Riede jüdischen Glaubens. Mit der Machtergreifung durch die Nationalsozialisten wurde dem friedlichen und kulturell vielfältigen Leben in Riede durch Schläger-
Kontinuierliche Geschichtsbetrachtung ohne Tabus hausen. Geschichte kann eben nie unabhängig von der gegenwärtigen Gesellschaft gesehen werden. Der Rückblick in die Vergangenheit ist keine „Nostalgieveranstaltung“, sondern stets Maß für die Bewertung von sozialen Entwicklungen und Veränderungen und entsprechend Forderung zum Handeln. Im Wendejahr 1989 wurde der Verein aus der Taufe gehoben und feiert in diesem Jahr mit mittlerweile sechzig Mitgliedern sein zwanzigjähriges Bestehen. Schwerpunkt des Vereins stellt das provisorische Klostermuseum im Ortsteil Merxhausen dar. Das für Nordhessen einmalige Klostermuseum führt den Besucher von der Gründung des Klosters im Mittelalter über die TagesSatz
* 09/09
von Verantwortung aus, die durchaus kritisch gesehen wird. Der gescheiterte Bürgerentscheid gegen den Maßregelvollzug beweist dies. Der Verein setzt sich bei der Ausgestaltung des Museums nicht nur mit der „großen Geschichte“ auseinander, sondern gerade auch mit der Geschichte und dem Leben der „kleinen Leute“. Ein Teil der Ausstellung zeigt das Leben im vorletzten und letzten Jahrhundert, das von harter körperlicher Arbeit und Mühsal geprägt war. Eine Zeit wird wieder für Besucher lebendig, in der Bildung außer in der „Sonntagsschule“ nur den Besitzenden zugänglich war und bereits bei der Geburt mehr oder weniger die weitere Zukunft eines Menschen vor-
trupps der SA über Nacht ein Ende bereitet. Sieben jüdische Mitbürger von Riede sind nachweislich im KZ ums Leben gekommen. Eine Gedenktafel ist zwar erst vor kurzem von der Gemeinde beschlossen worden, aber seit mehr als einem Jahr hapert es immer noch an der Umsetzung. Das als Synagoge vermutete Gebäude in Riede wurde als Stallung genutzt und ist trotz Widerstand des Vereins mittlerweile abgerissen worden. In der Anstalt Merxhausen sind während der Terrorherrschaft fünfhundert Menschen Opfer der „Euthanasie“ geworden. Darin zeigt sich, dass Erinnerung und Gedenken nach mehr als einem halben Jahrhundert immer noch schwer fallen.
*
13
T I T E LT H E M A
Mitleid ist keine Verkaufsstrategie Johannes Haller (TagesSatz-Bildband EINWEGLEBEN)
Die Kasseler Verkäufer Regine (seit 1995), Alexander (seit 1999) und Armin (seit 2002) machten sich ihre Gedanken darüber, welche Schritte der TagesSatz für die nächsten 15 Jahre unternehmen sollte und wie ihr eigenes Verhältnis zum Magazin ist.
* D
ie Geschichte des TagesSatz ist gekennzeichnet von zahlreichen Auf und Abs, allzu oft schien sein Angebot der Hilfe zur Selbsthilfe dem Ende nahe, daher ist es wichtig zu überlegen, wie Magazin und Verein langfristig abgesichert werden können, wobei zu fragen ist, ob ein gemeinnütziges Straßenmagazin wie das unsrige in unserer Region jemals frei von finanziellen Nöten sein kann. Armin macht sich zum Beispiel im Moment sehr viele Gedanken über das „Produkt“, das er sechs Tage die Woche anbietet, denn der
Verkauf ist bei ihm in der ersten Jahreshälfte erheblich eingebrochen, „das stimmt mich schon nachdenklich und kritisch, ich denke, es muss was passieren, ich verkaufe fünfzig Prozent weniger.“ Alex, mit Anfang dreißig der bisher jüngste Verkäufer in Kassel, sieht das ähnlich: „Damit es den
ins Heft reinkommen.“ Regine denkt auch an die Inhalte, für sie ist vor allem wichtig, „dass Probleme angeschnitten werden, die in anderen Zeitungen nicht behandelt werden, so kann man anderen mal nen Anstoß zum Nachdenken geben.“ Armin glaubt auch, dass der Kauf des Magazins aus Solidarität und Sympathie immer mehr abnimmt: „Inhalte werden immer wichtiger.“ Alex fügt noch hinzu: „Die Mitleidsschiene zieht uns runter, wir sind nicht so arm, dass man Mitleid mit uns haben muss, wir haben alle unser Dach überm Kopf.“ Anders als sein Kollege denkt er aber, dass schon noch sehr viele aus Mitleid den TagesSatz kaufen, wobei er es als Fortschritt empfinden würde, wenn die Kunden auch gerne lesen, was im Magazin steht. Für Regine ist wiederum das Verkaufen selber das Entscheidende, denn jedes verkaufte Heft ist für sie ein Erfolgserlebnis und Selbstbestätigung: „Wichtiger als Geld ist ein gutes Gefühl, sonst wird es langweilig.“ Armin gibt hinsichtlich der Preisgestaltung zu bedenken: „Das Magazin sollte billiger werden, trotz Rezession und all der anderen Unwägbarkeiten beim Verkauf und bei der Herstellung, ich höre immer häufiger: ‚Kein Geld, zu teuer.’ Der Preis muss auch gut sichtbar sein, er muss ins Auge fallen.“
Das Menschliche darf nicht vergessen werden
14
TageSatz noch mal 15 Jahre gibt, müssen einige Veränderungen eintreten, das Heft muss besser gestaltet werden, es muss bunt werden und das gute Papier beibehalten werden, das bisher von den Kunden sehr gelobt wurde. Es muss auch mehr Werbung
Alex betont zudem, dass der lokale Bezug für die Käufer äußerst wichtig ist: „Ich fand die Artikel ganz gut bisher, aber viele Kunden finden, dass zu wenig Kasseler Themen im TagesSatz sind, sei es Soziales oder Kultur, und man muss dann immer erklären, dass TagesSatz
* 09/09
TITELTH E M A das Magazin in zwei Städten verkauft wird. Viele mögen es auch, wenn Verkäufer außerhalb der Sonderausgabe schreiben.“ Armin, der auch Mitglied der Redaktion ist, kann seinem Kollegen in diesem Punkt nur beipflichten: „Die meisten wollen wissen, was hier in Kassel im Argen liegt – oder auch über schöne Dinge lesen, die hier von der Redaktion geschrieben werden.“ Er kritisiert sogar: „Ich denke, das Straßenmagazin vergisst, wozu es eigentlich da ist, denn das Lokale in dieser Stadt ist für die Leute das Wichtigste. Ich höre oft, dass das Straßenmagazin Kassel in seinen Reportagen, Geschichten und Berichten, sich zu sehr über seine Grenzen hinausbewegt und dass das nicht mehr interessant zu lesen ist.“ Der Abwechslung räumt er allerdings auch einen hohen Stellenwert ein, „denn nur soziale Themen und Leid, das erdrückt die Menschen auf Dauer und wird langweilig, wir brauchen auch mal Auflockerung, es muss vom Niveau auch mal rauf und runter gehen, die Leute wollen auch mal lachen.“
Kontakt zur Redaktion schön. Alex schließt sich ihr da an: „Für den Verkauf ist sehr wichtig, dass man gut mit den Verkäufern umgeht, für mich ist der TagesSatz wie eine Familie, wir haben einen guten Kontakt unter den Verkäufern, man kann sich hier wohlfühlen und über viele verschiedene Sachen reden.“ Er mag die regelmäßigen Kasseler Verkäufer-Treffen, findet aber, dass man die Göttinger Kollegen häufiger sehen müsste. Eine engere Beziehung zu den redaktionellen Mitarbeitern und zur Vereinsführung ist natürlich wünschenswert. Armins Vorschlag wäre dementsprechend: „Wir könnten auch mal so nen Tagesablauf in der Redaktion im Heft bringen, um zu zeigen, was hier so läuft, wo es fehlt, wo es kränkelt, wo bei uns intern die Not am größten ist, wir haben ja nichts zu verheimlichen.“
käufer im Krankheitsfalle seine nichtverkauften Zeitungen abnimmt. Alex wünscht sich seinerseits eine qualitativ hochwertige einheitliche Verkäuferkleidung, durch dieses „professionellere“ Erscheinungsbild erhofft er sich beim Verkauf mehr Wertschätzung und Anerkennung und weniger Anfeindungen durch Passanten. Regine ist in ihren Zukunftswünschen dagegen wesentlich idealistischer: „Ich möchte einfach nur, dass alles wieder gerechter zugeht in der Gesellschaft. Ich möchte nur gut leben können, keine Reise nach Hawaii oder einen Mercedes, und dass ich von Arbeit wieder leben kann.“ „Was wir brauchen ist Glück im Endeffekt – beim Verkauf. Der TagesSatz war und ist für mich immer noch eine große Hilfe, aber in 5 Jahren hoffe ich, dass ich keine Straßenmagazine mehr verkaufe, durch das ständige Stehen sind meine Knochen gehörig in Mitleidenschaft gezogen worden, ich hab’ Probleme an beiden Fußgelenken“, ist Armins nüchterner, aber ehrlicher Ausblick angesichts seiner 56 Jahre, die er auch schon auf dem Buckel hat. „Für mich persönlich war das eine sehr erfolgreiche Zeit beim TagesSatz, sehr positiv, er hat mir viel gebracht, ich konnte einiges erreichen, an der Gesellschaft teilhaben in schwierigen Zeiten. Aber ich glaube, wir brauchen mehr Verkäufer“, so Alexanders Einschätzung als ehemaliger Verkäufer, der mittlerweile in einer Rehabilitations- und Ausbildungsmaßnahme arbeitet. Regines Rat für die Zukunft ist schließlich: „Ruhe bewahren, sich nicht unterkriegen lassen und einfach nicht nachgeben.“
Mehr Lärm nach außen, mehr Ruhe nach innen
Für Regine, die Dienstälteste der Runde, war im Laufe der Jahre besonders ihr Durchhaltewille wichtig, um sich beim Verkauf zu steigern, diese Einstellung hat sie auch mit ins Private übernommen: „Es hat sich bei mir gefestigt, das, was ich mir vorgenommen habe, auch durchzuführen.“ Den gleichen Behauptungswillen wünscht sie auch dem TagesSatz, entscheidend ist ihrer Meinung nach aber, „dass wir gut zusammenarbeiten und uns austauschen in Verkauf und Redaktion, dass man sich gegenseitig hilft.“ Deshalb fände sie auch einen besseren
a ff e n W ir v e r s c h n z v o ll e I h n e n g la A u ft r it te
TagesSatz
* 09/09
Dass der TagesSatz, gemessen an dem Zeitraum, den es ihn schon gibt, zu wenig wahrgenommen wird, bestätigen alle drei, sie fordern daher ein offensiveres Denken, wenn es darum geht, sich Öffentlichkeit zu verschaffen. So sollte Werbung in lokalen Zeitschriften und im Rundfunk selbstverständlich sein und dabei helfen, neue Kunden, Verkäufer, aber auch Sponsoren zu finden, „schließlich gibt’s in Kassel ja über hundert Millionäre“, so Armins Insider-Informationen. Außerdem würde er eine Verkäuferpatenschaft begrüßen, die allerdings von Unterstützern des Magazins finanziert werden müsste und dem Ver-
*
ANZEIGE
Color-Druck GmbH Lindenallee 19 · 37603 Holzminden Fon (0 5531) 93 20-0 · Fax 93 20-50 e-mail: info@color-druck.net
15
Malte Schiller
D E R S T O L P ERSTEIN
Was für ein Theater
D
* GLOSSE VON JASCHA GREWE & MALTE SCHILLER
ie Zeichen verdichten sich und die Hoffnung steigt. Lange haben wir drauf gewartet, endlich ist es soweit: Das Göttinger Theater im OP muss schließen!! Jahrelang war diese Einrichtung ein echter Schandfleck in der doch sonst so gut strukturierten Denkfabrik, mit dem Label „Elite-Universität Göttingen“. Den höherentwickelten Leistungsträgern unter den Studenten, war dieses Refugium der Kleinstkunst, wenn schon nicht lange peinlich, dann doch zumindest egal. Wozu auch schon schlecht gespielte Stücke, auf unrentabler Bühne, ohne jeden Bezug zum Arbeitsmarkt. Glücklicherweise fiel nun im Präsidium beim letzten Bilanzcheck auf, dass summa summarum auf der Haben-Seite genau 1.000 Euro fehlen. Grund gefunden, Grund genug, endlich dieses hippieske Freidenken, gestriger Studenten von der Uni und aus der Stadt zu verbannen. Frei nach dem Motto „Akkumulation von Humankapital und keine störende Ablenkung durch Selbstverwirklichung“, konzentriert sich die Uni fortan auf ihre Kernkompetenzen. Wer Theater will, soll dafür auch bezahlen. So ist den Göttinger Bürgern überlassen, die 1.000 fehlenden
16
Euro für den Förderverein zu sammeln. Aber mal ehrlich liebe Bürgerinnen und Bürger: 1.000 Euro sind eine Menge Asche – gerade auch für eine Elite-Uni, die immer haargenau kalkulieren muss, wo sie ihre Millionen einsetzen kann oder will. Und Sie, liebe Bürger, könnten das Geld auch besser investieren. Stellen sie sich vor: Flachbildschirm 865 Euro, eine Woche Mallorca 799 Euro oder eine schwarz bezahlte Putzfrau für 6 Euro die Stunde – was wäre das für ein gelecktes Leben. Aber 1.000 Euro für 260 Stunden schnödes Bühnengezappel im Jahr möchte doch wirklich niemand bezahlen – die zusätzlichen Stunden ehrenamtliche Arbeit, die selbstverständlich nicht eingerechnet werden, hin oder her. Sollten es die Patriarchen der Uni tatsächlich schaffen, diesen Kulturzirkus endlich einzustampfen, dann werden wir auf jeden Fall Purzelbäume schlagen, in die Hände klatschen und uns so lange im Kreis drehen bis wir alle gemeinsam eine Ode an das Kapital singen, um schlussendlich glücklich zu unseren Arbeitsstellen zurückzuwanken.
*
TagesSatz
* 09/09
misterQM (photocase.com)
PARAGRAPHENR E I T E R
Zu den Urteilen der Sozialgerichte Nach wie vor reißt die Flut an Klagen im Zusammenhang mit der Hartz-IV-Reform nicht ab. Pläne die Klageflut einzudämmen gibt es viele, leider ist das offensichtlichste bisher noch nicht ins Auge gefasst worden: Die Überarbeitung der Reform. Schließlich wird rund jeder zweiten Klage vor Gericht recht gegeben. Auch in dieser Ausgabe haben wir wieder für Sie hingeschaut und einige interessante Urteile für Sie herausgesucht.
* HANS PETER PUNG Keine Heizkostenpauschale Wir haben bereits oft darüber berichtet. Jetzt hat das Bundessozialgericht (BSG) für Rechtssicherheit gesorgt. Die Grundsicherung nach SGB II lässt eine Pauschalierung der Heizkosten nicht zu, denn die laufenden Leistungen für Heizung sind grundsätzlich in Höhe der tatsächlichen Aufwendungen zu erbringen. Heizkosten können lediglich dann nicht erstattungsfähig sein, wenn sie bei sachgerechter und wirtschaftlicher Beheizung als der Höhe nach nicht erforderlich erscheinen. Dies setzt eine konkrete Prüfung des Einzelfalls voraus. Dabei gilt, ist der Wohnraum angemessen, gilt auch die Höhe der Heizkosten als angemessen. Natürlich setzen die Richter einen wirtschaftlichen Umgang voraus. Vergleichen könne man dieses zum Beispiel an einem örtlichen Heizspiegel. Überschreiten die tatsächlichen Heizkosten einen oberen Grenzwert könne dies ein Indiz für Unangemessenheit sein. Die Grenzwerte seien dabei im Interesse der Gleichbehandlung von Mietern und Wohnungs- beziehungsweise Hauseigentümern nach der jeweils angemessenen Wohnungsgröße zu bestimmen. BSG Urteil vom 02. Juli 09 B 14 AS 36/08 R TagesSatz
* 09/09
Keine Anrechnung von Kindergeld Einem geschiedenen Ehepartner, der zeitweilig die gemeinsamen Kinder betreut, darf auf einen geltend gemachten Anspruch auf Grundsicherungsleistungen nicht das Kindergeld des ExEhepartners angerechnet werden. Das Bundessozialgericht hatte die Klage einer geschiedenen Frau zu entscheiden, deren Ex-Ehemann das alleinige Sorgerecht zugesprochen bekommen hatte und folglich auch das monatliche Kindergeld erhielt. Im Umgangsrecht wurde vereinbart, dass die Kinder zeitweise auch bei ihr wohnen. Wegen der dabei entstehenden Kosten beantragte die Klägerin Grundsicherungsleistungen bei der zuständigen ARGE, welche diese jedoch ablehnte. Die Vorinstanzen hatten die Behörde daraufhin zur Zahlung verurteilt. Mit der Revision machte die ARGE nun geltend, dass wenigstens das Kindergeld auf den Anspruch der Klägerin angerechnet werden müsse. Diesem Ansinnen erteilten die höchsten deutschen Sozialrichter eine Absage. Die Klägerin bilde mit ihren Kindern eine zeitweise Bedarfsgemeinschaft, zu der der Vater nicht gehöre. Infolgedessen finde auch keine Anrechnung des Kindergeldes auf Sozialleistungen statt. Nicht zu klären war die Frage, ob die Kin-
der in Bezug auf das Umgangsrechts einen Unterhaltsanspruch gegenüber dem Vater haben. Sollte dieses der Fall sein, müsste die ARGE selbst einen darauf begründeten Rückgriff gegen den Vater geltend machen. BSG Urteil vom 02.07.09 B 14 AS 75/08 R
Anrechnung von Unterhalt Unterhalt darf nur in der Höhe berücksichtigt werden, in der er auch tatsächlich zur Auszahlung an das Kind kommt. Unerheblich davon sei, ob in einer Unterhaltsvereinbarung ein höherer Betrag vereinbart worden sei, auch wenn die Kürzung des Unterhalts zivilrechtlich unwirksam sei, weil gegen eine nicht pfändbare Forderung wie dem Unterhaltsanspruch nicht aufgerechnet werden könne. Andernfalls würde der Zweck des ALG II – die Sicherung des lebensnotwendigen Bedarfs der Hilfebedürftigen – verfehlt. In solchen Fällen sei der Grundsicherungsträger auch nicht schutzlos. Der Unterhaltsanspruch ging regelmäßig auf ihn über und er könne von ihm gegenüber dem Unterhaltspflichtigen geltend gemacht werden. LSG Rheinland-Pfalz Urteil vom 23.04.09 L 5 AS 81/07 17
A
rmut“ ist für viele ein sehr abstrakter Begriff. Was genau bedeutet Armut? Kein Dach über dem Kopf, kein Essen oder keine Kleidung? Die Studie macht deutlich, dass materielle Armut im Wesentlichen ein Mangel an Geld darstellt. In der heutigen Gesellschaft hängt der Lebensstandard also grundlegend von den finanziellen Mitteln ab.
Clemens Eulig
GÖTTINGEN
Wie viele Menschen genau in Göttingen von Armut betroffen sind, ist schwer zu sagen. Lediglich die Zahl der Leistungsempfänger von Arbeitslosengeld, Grundsicherung und Hartz-IV ist bekannt. Je- In Zeiten der Wirtschaftskrise rücken Erwerbslosigkeit und finanzielle der neunte Göttinger erhält Schwierigkeiten wieder vermehrt in den Fokus der Öffentlichkeit. Dass demnach Sozialleistungen. Die Dunkelziffer derer, die am Exi- jedoch auch unabhängig davon viele Menschen an der Armutsgrenze oder stenzminimum leben, dürf- darunter lebt, wird oft vergessen. Dr. Hans-Dieter von Frieling veröfte wesentlich höher liegen. fentlichte mit seiner Studie „Armut und Agenda 2010 in Göttingen - Ein Nichtsdestotrotz lässt sich bekritischer Armuts- und Reichtumsbericht“ ein aktuelles Bild zur Lage. reits anhand der vorhandenen Daten feststellen, dass sich die KATHARINA KRETSCHMER Situation in der Stadt stark verschlechtert hat. Die Zahl der Arbeitslosen hat sich in den letzten zehn Jahren zwar Armut, so zeigt die Studie auf, ist keiStadt im Juli die Kürzung der Gelder kaum verändert, es sind allerdings imne Ungleichverteilung von Reichtum für soziale Einrichtungen im Rahmen mer mehr Menschen auf Unterstütin einem bestimmten Gebiet, sondern einer Haushaltssperre an. zung vom Staat angewiesen, obwohl vielmehr ein strukturelles Problem, Auch die Resonanz auf die Veröffentsie teilweise sogar Vollzeit arbeiten. das im Wirtschaftssystem fest verlichung des Armutsberichts kam im Laut von Frieling spielt die Agenda ankert ist. Die Vermehrung privaten Wesentlichen von den Institutionen, 2010 in diesem Zusammenhang eine Reichtums einiger basiert demnach die sich den Kampf gegen Armut zum erhebliche Rolle. Das Ziel der Bunnicht zuletzt auch auf der Armut andeZiel setzen. Es fanden Vorträge und desregierung, den Arbeitsmarkt flerer. Um die Lage zu verbessern, sei daWorkshops zum Thema statt. Von xibler zu gestalten, hat dazu geführt, her mehr als der Versuch nötig, besteSeiten der Stadt gab es kaum eine Redass immer mehr Jobs im Niedriglohnhede Armut zu lindern. Unerlässlich sektor geschafsei vor allem fen wurden, deauch die Beren Entlohnung schäftigung nicht mehr für mit deren Urden Lebensunsache und ein aktion. So wurde zwar während der terhalt ausreicht. grundlegendes Umdenken in Politik Entstehung des Berichts der Vorschlag und Wirtschaft. Die Armutsausdehnung lässt sich gemacht, diesen im Sozialausschuss stadtweit beobachten. Es werde oft Auf die Frage hin, welche Wirkung er zu behandeln, stattgefunden hat dies der Fehler gemacht, den sozialen sich von seinem Bericht erhoffe, antbisher nicht. „Mein Eindruck ist der, Brennpunkt der Stadt auf Grone zu wortete Dr. von Frieling: Er wünsche dass die Stadtverwaltung darauf bebeschränken, so von Frieling. Man sich, dass zumindest der verwaltungsdacht ist, die Kontrolle über die Inmüsse die Lage aber eher umgekehrt mäßige Umgang mit Sozialleistungsformationen zu behalten und die Dissehen. Bis auf einen kleinen Teil Götempfängern menschenwürdiger gekussion selbst zu steuern“ bemerkt Dr. tingens (Ostviertel, Universitätsbestaltet werde. von Frieling. Eine starke öffentliche reich, Innenstadt) seien alle Stadtteile Diskussion ließe dies nicht mehr zu. von steigender Armut betroffen. Doch Die Verantwortung für die Bekämpobwohl der Bedarf nach ausführlichen MEHR ZUM THEMA: fung von Armut liegt jedoch längst Maßnahmen zur Armutsbekämpfung Den Bericht finden Sie im Internet unter d-nb.info/995143226/34 nicht allein in den Händen der Stadt. entsprechend groß ist, kündigte die
Armut in Göttingen
*
Die Stadt ist darauf bedacht, die Kontrolle über die Informationen zu behalten.
*
18
TagesSatz
* 09/09
GÖTTI N G E N
Trautes Heim – Glück allein? Mit über 24.000 Studierenden an der Georg-August-Universität bei rund 130.000 Einwohnern ist Göttingen eine typische Studentenstadt. Das Göttinger Studentenwerk schafft hier mit seinen günstigen Wohnheimen für viele Studenten Abhilfe. Die selbst verwalteten Wohnheime sehen jedoch einer unsicheren Zukunft entgegen. Privat
* JÖRG SANDERS
D
ie Verhandlungen zwischen Studenten und Studentenwerk gehen nach mehreren Jahren der Auseinandersetzung in eine neue Runde. Bereits im Dezember 2008 setzte das Studentenwerk die Vertreter der „here to stay“-Kampagne – einer Interessengemeinschaft verschiedener Wohnheime – über die so genannte Pool-Lösung in Kenntnis. „Pool-Lösung bedeutet, dass unsere Wohnheime nicht länger als Wohnheim gelten, sondern als betreute Wohnobjekte, die sich selber tragen müssen“, so Markus, Bewohner des Wohnheims Gotmarstraße 9 (Name geändert; Anm. d. Red.). „Wenn die selbst verwalteten Häuser auf ihre Autonomie bestehen, was auch in Ordnung ist, müssen sie auch wie Nicht-Studentenwohnheime behandelt werden“, erklärt Prof. Dr. Jörg Magull, Geschäftsführer des Studentenwerks. Diese „betreuten Wohnobjekte“ bilden dann zusammen einen eigenen Finanz-Pool, dessen Bilanz am Ende eines Jahres auf „Null“ kommen müsse.
Lösung zurückhalte. So könne von ihrer Seite nicht nachvollzogen werden, ob eine Kostendeckung der betreffenden Wohnobjekte realistisch ist. „Letztendlich wissen wir fast gar nicht, was es mit der Pool-Lösung auf sich hat“, beklagt Nina, ebenfalls Bewohnerin des Wohnheims Gotmarstraße 9 (Name geändert; Anm. d. Red.). Das Göttinger Studentenwerk bietet seinen Studierenden neben diversen anderen Dienstleistungen rund 4.600 Zimmer, Appartements und Wohnungen. Einige der Häuser sind in studentischer Selbstverwaltung mit Eigenverantwortlichkeit. Selbstverwaltung bedeutet, dass sich die Bewohner ihre Mitbewohner selbst aussuchen und
antwortlichkeit bedeutet hätte. „Die Regelwohnzeit einzuhalten und umzusetzen ist bezüglich der Verwaltung am einfachsten mit Einzelmietverträgen“, so Magull. Diese hätten eine Angleichung mit Bewohnern der konventionellen Wohnheime bedeutet, in denen seit jeher eine Wohnzeitbegrenzung existiert. Selbstredend könnten die Bewohner dieser Wohnheime aber ebenso dafür eintreten, dass ihre Häuser in die Selbstverwaltung mit Kollektivmietverträgen übergehen. „Here to stay“ argumentiert, dass die Wohnzeitbegrenzung auf sieben Semester den wirtschaftlichen Druck verschärfe und dem sozialen Auftrag des Studentenwerks widerspreche. Es ist fraglich, ob das Studentenwerk Göttingen als betriebswirtschaftlich orientiertes Unternehmen den ökonomischen Aspekt über den sozialen stellt, ob es sich in Bezug auf studentisches Wohnen als Dienstleister der Universität oder der Studentenschaft sieht. Magull versichert dagegen, dass das Studentenwerk Dienstleister der Studierenden sei. Allerdings ist es durch seine Satzung dazu verpflichtet, seine Mittel effizient einzusetzen und hat überdies beim Landesrechnungshof Rechenschaft abzulegen.
„Wir wollen ein soziales Zusammenleben”
Die Aufgabe der Selbstbestimmung ist damit nicht länger primäres Ziel des Studentenwerks. Die unbefristeten Kollektivmietverträge könnten erhalten bleiben. Diese Lösung wäre für beide Parteien denkbar. Vertreter von „here to stay“ bemängeln jedoch, dass das Studentenwerk bisher konkrete Zahlen zu den einzelnen Wohnhäusern und generelle Details zur PoolTagesSatz
* 09/09
während ihrer Studienzeit unbefristet in diesen leben können. Hierzu wurden vor fast dreißig Jahren Kollektivmietverträge zwischen von Studenten gegründeten Vereinen und dem Studentenwerk abgeschlossen. Neben günstigem ist hier vor allem kommunikatives und soziales Wohnen möglich. „Wir wollen ein soziales Zusammenleben und nicht vereinzelt in einem Wohnblock leben müssen“, erläutert Markus. Nach ursprünglicher Planung des Studentenwerks sollten die Kollektivmietverträge in Einzelmietverträge umstrukturiert werden, was das Ende der Selbstverwaltung und Eigenver-
Ob es eine sichere Zukunft für die selbst verwalteten Wohnheime gibt, werden die kommenden Verhandlungen zeigen.
*
19
GÖTTINGEN
Gedanken eines TagesSatz-Verkäufers
D
ie ersten Male, den TagesSatz verkaufen, hat Überwindung gekostet. Wenn mich Leute sehen, die mich kennen, bekomme ich ein Schamgefühl, soweit gesunken zu sein. Ich habe geglaubt, dass mich Leute von oben herab betrachteten oder auch mit Mitleid und ich dadurch einen geringeren Status in der Gesellschaft habe. Bei Bekannten meiner Eltern und in der Familie ist das sicher so. Bei meinen Freunden habe ich das Gefühl nicht. Mittlerweile bin ich froh, so ein cooles Straßenmagazin wie den TagesSatz zu verkaufen. Eine reine Freude. Ich verkaufe ein gutes Produkt, das es nicht am Kiosk gibt, sondern exklusiv nur bei den Verkäufern, an dem ich auch inhaltlich beteiligt bin und wo ich voll dahinter stehe. Ich bekomme sehr häufig ein gutes, positives Feedback. Dann stehe
20
ich in der Fußgängerzone vor der Jacobi-Kirche. Ich verschenke mein Lächeln an alle, egal, ob sie mit verkniffenem und ernstem Gesicht an mir vorbeilaufen oder mir zurücklächeln oder sie eine Zeitung von mir kaufen. Ich lächle die Leute an, ohne Erwartungen, einfach nur, um eine gute Stimmung zu verbreiten. Einige Leute haben mich angesprochen und freuen sich, mich zu sehen. Ein fröhliches Gesicht auf der Konsummeile. Einmal ist eine Frau an mir vorbeigekommen. Nach drei Minuten ist sie zurückgekommen und sagte, „Sie sind heute der Einzige in der Göttinger Fußgängerzone, den ich lächelnd gesehen habe“, und hat mir dann den TagesSatz abgekauft und ein kleines Trinkgeld gegeben. Ich bin jetzt voller Dankbarkeit für alle, die das Projekt TagesSatz unterstützen. Der Ta-
* JÖRG „YOGI“ MÜLLER
gesSatz ist jetzt 15 Jahre alt geworden und es ist fast wie ein Wunder, dass es ihn noch gibt. Ich hoffe, dass noch mehr Leute den TagesSatz in irgendeiner Form unterstützen. Mein besonderer Dank gilt den Gründern des TagesSatz, den Leuten, die durch ihre langjährige Arbeit daran beteiligt sind, vor allem unserem Layouter Dirk, unserem Vorstandsvorsitzenden HansPeter und dem Vorstand Andreas und Jörg und der Göttinger Vertriebsleiterin Jule und Göttinger Redaktionsleitung Jascha und Malte. Aber auch der früheren Redaktionsleiterin Julia. Mit diesen Menschen hatte ich am meisten Kontakt, außer Hans Peter, der in Kassel sitzt und kaum direkt sehen kann, was für eine tolle Arbeit sie machen.
*
TagesSatz
* 09/09
Clemens Eulig
GÖTTI N G E N
Straßengeflüster In diesem September feiert nicht nur der TagesSatz Geburtstag: Auch der „Asphalt“ wird in diesem Monat 15 Jahre alt. Doch statt „hartem Brot“, winkt weiches Herz: Die Hannoveraner widmen ihre extradicke Jubiläumsausgabe dem Thema „Liebe“. Alles eine Frage der Einstellung? Kommen Sie! Wir haben gerade mehr Bissfestigkeit verkündet! Liebe gibt’s zum nächsten Feiertag.
*
MEHR ZUM THEMA: www.asphalt-magazin.de www.frei-e-buerger.de
* JULIA KRAUSE Vorbildfunktion hat für uns die Freiburger Straßenzeitung „FREIeBÜRGER“: Durch eine Mischung aus Werbeeinnahmen, Spenden und Verkaufserlösen haben die Mitarbeiter der Zeitung gleich drei neue Arbeitsplätze im Bereich Layout, Redaktion und Anzeigenakquise geschaffen. Statt HartzIV erhalten die bisher ehrenamtlich beschäftigten Helfer jetzt ein Gehalt. Die zündende Idee war eine Job-Patenschaft, bei der Firmen oder Privatpersonen dieses Arbeitsplatzmodell finanziell unterstützen und dafür namentlich genannt werden und ein kostenloses Abo beziehen können. Das ist nicht nur eine sinnvolle Werbemöglichkeit, sondern eine Direkthilfe, die Anerkennung verdient.
*
Winkeladvokat
* NORA HENGST
TagesSatz
* 09/09
Vor 15 Jahren - Das „Ja“ zur homosexuellen Liebe Das Jahr 1994 – ein bedeutendes Jahr. Deutschland wurde nicht nur mit einem sozial wertvollen Magazin, sondern auch mit der nun legalen Liebe zwischen Personen männlichen Geschlechts bereichert. Der § 175 des Strafgesetzbuches existierte seit 1872 und stellte sexuelle Handlungen zwischen Männern unter Strafe. Die Höchststrafe belief sich bis auf zu fünf Jahre Freiheitsentzug. Was heute für die meisten das Normalste der Welt ist, galt über Jahrzehnte lang als ein Vergehen – ja, zu Zeiten des Nationalsozialismus sogar als ein Verbrechen. Circa 140.000 Männer wurden nach verschiedenen Fassungen des § 175 StGB verurteilt. Der Tatbestand umfasste zunächst „beischlafähnliche Handlungen“ und wurde dann auf sämtliche „unzüchtige“ Handlungen erweitert. Eine Berührung war nach der Erweiterung nicht mehr erforderlich, der Tatbestand war bereits erfüllt, wenn „objektiv das allgemeine Schamgefühl verletzt und subjektiv die wollüstige Absicht vorhanden war, die Sinneslust eines der beiden Männer oder eines Dritten (zu) erregen.“ Der bloße Verdacht des Schwulseins reichte also aus, um ins Zuchthaus oder gleich ins Konzentrationslager zu kommen
Zur Streichung des § 175 StGB kam es dann im Zuge der Rechtsangleichung zwischen Ost und West nach 1990. Der Bundestag entschied sich dazu, § 175 StGB nicht auf die östlichen Länder auszuweiten, sondern ihn mit dem 29. Strafänderungsgesetz vom 31. Mai 1994 gänzlich zu streichen. Mit § 176 StGB wurde das absolute Schutzalter für sexuelle Handlungen mit Jugendlichen auf 14 Jahre begrenzt sowie eine geschlechtsneutrale Formulierung gewählt. Außerdem wurden im Rahmen der NS-Aufhebungsgesetze Urteile gegen Homosexuelle aus der Zeit des Nationalsozialismus für nichtig, also unwirksam erklärt. Dieses Handeln entspricht der Ansicht des Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte bezüglich dieses Themas, der eine Bestrafung einvernehmlicher sexueller Handlungen unter Erwachsenen als Verstoß gegen die Europäische Menschenrechtskonvention (EMRK) eingestuft hat.
*
21
KASSEL
D
ie weltweite Finanzkrise hat auch ihr Gutes; der Begriff „neoliberal“ ist zum Schimpfwort geworden. Allerdings zeigen die Wahlprogramme, dass die sogenannten „Volksparteien“ vorhaben, die neoliberale Wirtschaftspolitik unter verändertem Namen weiter zu betreiben.
Politisches Desaster Wieder einmal haben wir die Qual der Wahl, obwohl es vielen von uns doch längst klar ist – die Politiker machen ohnehin nur das, was die Wirtschaftslobbys wollen.
* FRITZ KROGMANN
Die Umsetzung der wichtigsten Forderungen der neoliberalen Theoretiker hat sich im Gegensatz zu ihren Prophezeiungen, die ein enormes weltweites Wirtschaftswachstum und eine neue Ära des sozialen Fortschritts voraussagten, als Bumerang erwiesen. Die Zurückhaltung der Staaten bei der Kontrolle der Wirtschaft und die Deregulierung der Finanzmärkte haben keine „kreativen Marktenergien“ freigesetzt, sondern zu einer überhitzten Spekulationswut geführt, bei der schließlich Schulden wie sichere Werte verkauft wurden. Der Umbau der Sozialsysteme und die Schaffung von immer mehr Billiglohnbereichen und Zeitarbeitsfirmen, die zur Mobilität von Arbeit und Dienstleistungen beitragen sollten, haben die Bevölkerungen verunsichert und die Binnenmärkte geschwächt. Am entscheidendsten ist jedoch die seit fast dreißig Jahren anhaltende weltweite Umverteilung der Einkommen von unten nach oben. Bei einer Untersuchung im Jahr 2005 wurde festgestellt, dass ein Prozent der Weltbevölkerung, die reichen Spitzenverdiener, 57 Prozent des gesamten Welteinkommens für sich beanspruchte. Dadurch, dass einige wenige Superreiche immer reicher und der Großteil der Bevölkerungen immer ärmer wurden, waren die normalen Handelsgeschäfte nicht mehr profitabel genug, und die Spekulanten ersannen immer riskantere Finanzmanöver, um sich möglichst schnelle Gewinne zu sichern. Hier liegen auch die Ursachen für die Immobilienkrise in den USA, die dann zur weltweiten Finanzkrise führte. Menschen mit re-
22
TagesSatz
* 09/09
KA S S E L lativ geringem Einkommen erhielten an das Zinsniveau angepasste Kredite zum Bau oder Kauf von Häusern. Die Kreditgeber spekulierten dabei darauf, dass der Anstieg der Immobilienpreise eventuelle Zahlungsausfälle ausgleichen würde. Als dann ab 2004 durch die schrittweise Erhöhung des Leitzinses das Hypothekenzinsniveau von ein auf 5,25 Prozent anstieg, stagnierten die Immobilenpreise, während gleichzeitig viele der Hausbesitzer zahlungsunfähig wurden. Dies führte zu Zwangsversteigerungen und einem Überangebot von Häusern, das am Immobilienmarkt einen Preisverfall auslöste. Die Folge davon war, dass es bei den beteiligten Investmentbanken zu hohen Verlusten kam. In Deutschland hatten vor allem die staatlichen Landesbanken stark in die Wertpapiere der US-Baufinanzierer investiert. Übrigens haben Politiker verschiedener Parteien die Banken immer wieder dazu aufgefordert, riskantere Finanzmanöver zu wagen. Deutschland wurde in Bezug auf seine wirtschaftliche Flexibilität als „kranker Mann Europas“ bezeichnet. Bereits während der Regierung Kohl wurden mehrere Steuerreformen durchgeführt, die viele Kritiker für unbezahlbar hielten. Das Steuersenkungsgesetz von 1986 entlastete die Bürger und Betriebe um circa 25 Milliarden Mark, das Steuerreformgesetz 1990 um weitere 24 Milliarden. 1997 fiel die Vermögenssteuer weg, 1998 wurde die Gewerbekapitalsteuer abgeschafft. Ein weiteres Geschenk von rund 70 Milliarden DM bescherte die rot-grüne Schröder-Regierung den Steuerzahlern mit der Steuerreform 2000. Der Einganssteuersatz wurde von 25,9 auf 15 Prozent, der Spitzensteuersatz von 53 auf 42 Prozent gesenkt. Auch die Große Koalition hat 2008 mit der Unternehmenssteuerreform besonders Kapitalgesellschaften mit viel Eigenkapital und hohen Gewinnen noch einmal entlastet, während der Facheinzelhandel in Innenstädten wegen der Hinzurechnung eines Teils der Mieten und Pachten zum Gewerbeertrag benachteiligt wurde.
Um die durch den Steuerausfall leer gemachten Kassen des Bundes, der Länder und der Gemeinden wieder aufzufüllen, führte die Politik vor allem im Sozial-, Bildungs- und Kulturbereich zahlreiche Sparmaßnahmen ein. Außerdem gab es Mehrwertsteuererhöhungen und die Renten und Sozialleistungen wurden zeitweise nicht an die Inflationsrate angepasst. Während die Milliardäre und Multimillionäre durch die stetige Verringerung des Spitzensteuersatzes immer reicher wurden, hatte der Rest der Bevölkerung unter den Sparmaßnahmen zu leiden. Dabei darf nicht vergessen werden, dass es für den arbeitenden Teil der Bevölkerung auch versteckte Steuererhöhungen gab, wie die sogenannte „Kalte Progression“, bei der die Einkommenssteuersätze nicht and die Inflationsrate angepasst wurden, so dass Lohnsteigerungen, die lediglich dem Inflationsausgleich dien-
Eine Familienpolitik, die zu einem drastischen Geburtenrückgang geführt hat. Eine Umweltpolitik, die die Atomkraftwerke wie heilige Kühe behandelt. Eine Zusammenlegung von Arbeitslosen- und Sozialhilfe, die die meisten von denen, die länger als ein Jahr arbeitslos sind, zu Sklaven des Billiglohn-Arbeitsmarkts macht. Eine Gesundheitsreform, bei der Patienten, Ärzte und Krankenkassen bluten müssen, während die PharmaLobbys mit Samthandschuhen behandelt werden. Viele der großen Wirtschafts- und Finanzunternehmen haben unterdessen ihre Steuergeschenke verzockt und wollen nun auf Kosten der Steuerzahler aus dem selbst verursachten Schlammassel gerettet werden. Um die Finanzkrise zu überwinden und weiteren, schlimmeren Krisen entgegenzuwirken, wäre es notwendig, zu einer gerechteren Verteilung der Einkommen zurückzufinden. Dadurch könnte der Binnenmarkt gesunden und Deutschlands Abhängigkeit vom Export wäre nicht mehr so groß. Hat die Politik aus der Krise gelernt?
Solange der Profit regiert, wird niemand aus Fehlern lernen.
TagesSatz
* 09/09
ten, automatisch zu einem höheren Steuersatz führten. Vereinfachend kann gesagt werden, dass die letzten drei Bundesregierungen (Schwarz-Gelb; Rot-Grün; Schwarz-Rot) die deutsche Infrastruktur und den Binnenmarkt kaputt gespart haben, um den Export anzukurbeln. Die Resultate waren: Eine Wiedervereinigung, bei der die neuen Bundesländer für die westdeutsche Industrie zur Ausplünderung freigegeben wurden. Lebensfähige Firmen wurden aufgekauft und als lästige Konkurrenz stillgelegt; große Gebiete entvölkerten sich; die DDR erscheint heute vielen Bewohnern dieser Länder in der nostalgischen Rückschau wie ein Schlaraffenland. Eine Einwanderungspolitik, die die Integration der Migranten jahrzehntelang vernachlässigt hat. Eine Verkehrspolitik, die fast ausschließlich der Autoindustrie nützt.
Die CDU möchte laut Wahlprogramm den Spitzensteuersatz von 42 auf 39 Prozent senken und im Gegenzug die Mehrwertsteuer erhöhen. Die FDP will ein Drei-Stufen-Steuerprogramm einführen, durch das der Spitzensteuersatz automatisch um 7 Prozent verringert würde. Die SPD plant zwar, den Steuersatz für Spitzenverdiener mit einem Jahreseinkommen über 250.000 Euro um 3 Prozent zu erhöhen, dafür soll jedoch die Körperschaftssteuer um 6 Prozent sinken. Alle übrigen Parteien werden in der künftigen Regierung ohnehin keine Rolle spielen. Man will also weitermachen wie bisher. Parteispitzen und Wirtschaftslobbys stehen einander viel zu nahe, und da die Wirtschaft nur an kurzfristigen Profiten interessiert ist, kann auch die Politik nur kurzfristig denken. Nach uns die Sintflut.
*
23
KASSEL
Ganz legal: Graffiti auf der Straßenbahn KulturNetz, Jugendbildungswerk der Stadt Kassel und Kasseler Verkehrsgesellschaft zusammen mit weiteren Trägern und Initiativen veranstalten vom 11. bis 13. September Jugendkulturtage. Unter dem Motto „all2getherjam“ gibt es Live-Musik, Aufführungen, Workshops, Ausstellungen und vieles mehr.
G
anz legal zwei Wagen einer Straßenbahn sprayen, das ist schon etwas Besonderes“, sagt Michael Feliszek, oder „Mitch“, so sein Künstlername. Im Rahmen der Jugendkulturtage hat die KVG als größter Unterstützer der Jugendkulturtage eine Straßenbahn, das technisches Know how und die Ausstattung ihrer Werkstatt zur Verfügung gestellt, und Michael Feliszek, Basti Severin sowie die Göttinger Malte Orth und Yann Jüttner konnten professionell und legal eine Tram mit Graffiti und dem Logo der Jugendkulturtage „all2getherjam“ sprayen. „Normalerweise sind Verkehrsbetriebe oder die Bahn darauf überhaupt nicht ansprechbar“, so Feliszek. Die KVG habe sich aber darauf eingelassen und die Erfahrungen, die beide Seiten machten, seien absolut positiv gewesen. Gute Arbeitsbedingungen in der Werkstatthalle mit ihrer Abzugsanlage für Staub hätte man vorgefunden. Und die Leute aus der Werkstatt der KVG, die dem Projekt zunächst eher ablehnend und skeptisch gegenüberstanden, seien nach kurzer Zeit äußerst hilfreich, kooperativ und freundlich gewesen. Solide sollte das ganze werden und so musste die Straßenbahn zunächst sorgfältig abgeschliffen werden, bevor die schwungvollen Graffitibilder und Zeichen gesprüht werden konnten. Später wurde noch eine Schutzschicht mit Hilfe der KVG-Profis aufgetragen, damit die Bahn auch die Waschanlage problemlos über sich ergehen lassen kann. Michael Feliszek betont, dass sich die Mitglieder des Teams bewusst auf le-
24
Ritter JBW
* NORA MEY
gales Sprayen festgelegt hätten. Er selbst habe mit 17 Jahren angefangen zu malen und sich von Anfang an um Auftragsarbeiten bemüht und Workshops veranstaltet. Unter anderem haben er und seine Freunde Wände von Jugendzentren oder Fassaden gestaltet und den „Cluster e.V. – Verein zur Förderung urbaner Kultur“ gegründet. Angesprochen auf das illegale Sprayen, das meistens als Ärgernis empfunden wird und viel Kosten verursacht, meint Feliszek, dass diesen Leuten ja im Prinzip die Übung fehle, sie sprayen unter Zeitdruck und haben wenig Gelegenheit ihre Technik zu entwickeln oder überhaupt eine Wand, einen Gegenstand unter graphischen Gesichtpunkten ein- und aufzuteilen, um eine gute Gesamtwirkung zu erreichen. Michael Oelemann, Leiter der PRAbteilung der KVG, sieht die Unterstützung des Projekts als ein Signal an die Jugendlichen als Kunden der Verkehrsbetriebe. Eine Bahn, die die Insignien ihrer Kultur trägt, taugt auch
als Sympathieträger. Gefragt, ob man mit so einer Aktion vielleicht auch den illegalen und zerstörerischen Aktivitäten von Jugendlichen entgegenwirken könne, meint Thorsten Ebert, Vorstand der KVG, dass es sicher keine unmittelbare Wirkung bringe. Wohl aber hält er die Jugendkulturtage insgesamt für unterstützenswert und geeignet, Desorientierung, Vandalismus und Gewalt entgegenzuwirken. Ansonsten hat ihn besonders gefreut, dass die Sprayer und die Leute aus der Werkstatt während der intensiven Arbeit Verständnis und Wertschätzung füreinander entwickelt hätten. Für Sinn, Anspruch und Gelingen der Kulturtage allemal ein guter Einstieg!
*
MEHR ZUM THEMA: Jugendkulturtage am 11. bis 13.9.09 Informationen hierzu im Internet: www.all2getherjam.de www.kulturnetz-kassel.de www.kinderjugendkassel.de
TagesSatz
* 09/09
DIE KOCHNI S C H E
Kochen mit dem TagesSatz Leckere Gerichte für Sie entdeckt Volker Stosberg (photocase.com)
* HANS PETER PUNG
Hähnchenbrustfilet
Crostini vom Huhn
Geschnetzeltes
Hühnersuppe 4 Hähnchenbrustfilets, 1 Bund Suppengrün, ca. 10 Pfefferkörner, 1 Lorbeerblatt, Salz, 125g Langkornreis, 125g Zuckerschoten, 250g Möhren, ½ Bund Petersilie
12 dicke Scheiben Baguette, 4 EL Olivenöl, 2 Knoblauchzehen, 2 EL Oregano gehackt, Salz, Pfeffer, 150g Hähnchenbrustfilet gebraten, 4 Tomaten, 12 dünne Scheiben Ziegenkäse, 12 schwarze Oliven, Salatblätter zum Garnieren
600g Hähnchenbrustfilet, 1 Zwiebel, 750g Brokkoli, Salz, 400g Penne, 1 Dose ganze Tomaten (425ml), 2 EL Olivenöl, Pfeffer, 100g Schlagsahne, Zucker
Suppengrün putzen, waschen, grob zerkleinern. Zuckerschoten putzen, waschen, in Streifen schneiden. Möhren schälen, waschen, in dünne Scheiben schneiden. Petersilie waschen, trocknen, fein hacken. Hähnchenbrustfilets waschen. Das Fleisch zusammen mit dem Suppengrün, Pfefferkörnern und den Lorbeerblatt in einen Topf mit 1 Liter leicht gesalzenem Salzwasser geben und aufkochen lassen. Bei mittlerer Hitze etwa 20. Minunten garen. In der Zwischenzeit den Reis in kochendes Salzwasser geben und 20 Minuten bei schwacher Hitze zugedeckt quellen lassen. Auf einem Sieb abtropfen lassen. Das Fleisch aus der Brühe nehmen, die Brühe durch ein Sieb gießen und wieder aufkochen. Möhren zugeben und circa 10 Minunten garen lassen. Nach etwa 6 Minuten die Zuckerschoten zufügen und mitgaren. Das Fleisch in Scheiben schneiden, und zusammen mit dem Reis zur Suppe geben. Mit Salz und Pfeffer abschmecken. Die Petersilie über die Hühnersuppe streuen. TagesSatz
* 09/09
Knoblauch schälen, fein würfeln. Hähnchenbrustfilet in dünne Scheiben schneiden. Tomaten waschen, in Scheiben schneiden. Oliven entkernen, fein würfeln. Das Brot im Backofen unter dem Grill von beiden Seiten leicht rösten. Olivenöl, Knoblauch und Oregano in einer Schüssel verrühren. Mit Salz und Pfeffer würzen. Die Brotscheiben von einer Seite damit bestreichen. Die Brotscheiben mit der bestrichenen Seite nach oben auf ein Backblech setzen. Jede Scheibe Brot mit etwas Fleisch, 1 Scheibe Tomate und 1 Scheibe Ziegenkäse belegen. Mit den Oliven garnieren und dem restlichen „Knoblauchöl“ beträufeln. Im vorgeheizten Backofen bei ca. 180° C überbacken bis der Käse zu schmelzen beginnt. Auf 4 Tellern anrichten und mit einigen Salatblättern garnieren.
Das Fleisch waschen, trocken tupfen, würfeln. Zwiebel schälen, fein würfeln. Brokkoli putzen, waschen, in Röschen zerteilen und in wenig kochendem Salzwasser bissfest garen. Die Nudeln nach Packungsanweisung zubereiten, abgießen, warm stellen. Die Dosentomaten in eine Schüssel geben, die Tomaten etwas zerkleinern. Öl in einer Pfanne erhitzen, das Fleisch darin von allen Seiten circa 5 Minuten anbraten bis es goldbraun ist, aus der Pfanne nehmen und mit Salz und Pfeffer würzen. Zwiebelwürfel ins Bratfett geben, glasig dünsten. Mit den Tomaten im Saft und der Sahne ablöschen. Mit Salz, Pfeffer und einer Prise Zucker würzen. Etwa 5 Minuten köcheln lassen. Brokkoli, Nudeln und Fleisch zufügen, aufkochen lassen und heiß servieren.
25
K U LT U RT I P PS
GÖTTINGEN
Privat
Die Empfehlung
Dampf ablassen Vortrag von Dr. Rothhaupt Buchhandlung Deuerlich „Gewaltfreie Kommunikation“ so der Titel eines Buches, das 2001 weniger wegen seines Inhalts als der Aussage seines jüdischen Autors Dr. Marshall Rosenberg, sein Werk auch auf Hitler anwenden zu wollen, für Furore sorgte. Der Göttinger Konflikttrainer Dr. Gerhard
Rothhaupt widmet sich dagegen in seinem gleichnamigen Vortrag am 17. September in der Buchhandlung Deuerlich der schon fast vergessenen Grundlage Rosenbergs: Einem Modell, nach dem man tragfähigen Verbindungen zu den eigenen Bedürfnissen und denen des Gegenübers schaffen und so einen besseren Umgang mit Enttäuschungen und Wut erlernen kann. Auch dank der humorvolle Erzählweise Rothaupts lohnt sich ein Reinschnuppern auf jeden Fall.
*
MEHR ZUR EMPFEHLUNG: Gewaltfreie Kommunikation Vortrag von Dr. Rothhaupt 17.09. , 20.00 Uhr Buchhandlung Deuerlich, Weender Straße, Göttingen Eintritt: 5 Euro, erm. 3 Euro
noch bis zum 11.10. Museum für Sepulkralkultur Weinberg, Ks
04.09 - 25.09. Kulturinitiative TRAFO Lutherplatz, Ks
Bis zuletzt: neun Zwischenräume für Kunst, Kultur und Religion. Di-So 10.00-17.00 Uhr Mi 10.00-20.00 Uhr Eintritt: 5 Euro, erm. 3,50 Euro
Ausstellung von Romanus Gecius Vernissage und Performance: Fr., 04.09., 20.00 Uhr; täglich 16.00 - 20.00 Uhr außer So.
noch bis zum 10.01.10 Städtisches Museum, Gö
12.09 - 25.10. CARICATURA – Galerie für komische Kunst (KUBA), Ks
Hermann Hirsch. Ein jüdischer Maler in Göttingen. Sonderausstellung versunkener Schätze.
Adam und Zak: A-Z Das Gesamtwerk Do/Fr 14.00/20.00 Uhr Sa/So 12.00/20.00 Uhr
02.09. - 19.09. / 20.15 Uhr Theater im OP (ThOP), Gö
14.09. - 20.09. Internationale Woche des Grundeinkommens 2009
A Clockwork Orange. Nervenaufreibendes nach der Romanvorlage von Anthony Burgess. Eintritt: 9 Euro, erm. 6 Euro 04. 09. - 06.09. Innenhof Düstere Straße / Groner Straße, Gö 13. Innenhof-Theaterfestival: Große Kunst, kleiner Aufwand. Tipp: 04.09. Freitag, 20.00 Uhr: Schwester von, Theaterstück von Lot Vekemans 26
Während dieser Woche wird es in Göttingen täglich Veranstaltungen zum Thema geben. Informationsabende, Vorträge und auch Angebote zum Mitmachen. Infos unter: www.grundeinkommen-goettingen.de Di 01.09. / 21.00 Uhr Kulturzentrum Schlachthof, Ks Acoustic Bar: die offene Bühne am Kaminfeuer – bei schönem Wetter im Garten
Mi 02.09. / 20.00 Uhr Lumière, Gö Endlich Superstar! Geistreiche Showalternative zum Fernsehprogramm: Jugendliche improvisieren nach den Vorgaben des Publikums. Eintritt: 6 Euro, erm. 4 Euro Do 03.09. / 20.00 Uhr Junges Theater (JT), Gö Corpus Delicti Premiere. GänsehautSpannung wahrscheinlich. Eintritt: 13 Euro, erm. 6 Euro Fr 04.09. / 21.00 Uhr Kulturzentrum Schlachthof, Ks Masha Qrella (D): Weill-Interpretationen (Pop/Indiepop), VVK 7 Euro, AK 9 Euro, Support Acoustic Kitty (Folkrock) Sa 05.09. / 20.00 Uhr Jugendzentrum (Juzi), Gö Bambix: 20 Years of Hate. Punk Konzert: Verspricht mehr Spaß als der Titel verrät. Sa 05.09. / 20.15 Uhr Kulturhaus Dock 4, Ks Museumsnacht: Lisa Tiemann: Wir brauchen mehr Platz Ab 21.30 Uhr: Lisa Thiemann im Gespräch mit Marco Krummenacher So 06.09. / 15.00 Uhr Literarisches Zentrum, Gö Vitamin-Seh: Mitmachnachmittag für Kinder zwischen sechs und zwölf: Spiel, Spaß und gesundes Essen. Eltern bleiben zu Haus! Eintritt: 7,50 Euro, erm. 5,50 Euro Mi 09.09. / 20.30 Uhr Kulturzentrum Schlachthof, Ks Doppelkonzert: Wohnraumhelden Fred Timm: Liedermaching/Singer/ Songwriter Do 10.09. / 21.00 Uhr Nörgelbuff, Gö Ofrin: On Shore Remain. AvantgardePop Konzert. Ein Highlight.
TagesSatz
* 09/09
KULTURT I P P S Fr 11.09. / 21.30 Uhr Nörgelbuff, Gö
Fr 11.09. / 18.00 Uhr Kulturfabrik Salzmann, Ks 6. FreeFlow-Festival: mit Tapet, Behind The Mirror, Weltraum und Mikrokosmos Eintritt: eintägig 15 Euro, zweitägig 20 Euro
Die Empfehlung
Kassel
oldskoolman.com
Wyoming Death Rock. Göttinger Jungs: Laut, rockig, gitarrig.
„Alles für die Katz“
Sa 12.09. / 14.00 Uhr Kulturfabrik Salzmann, Ks
Ausstellung im Ottoneum Naturkundemuseum Kassel
6. Freeflow-Festival: mit STROM, Materialschlachten, Embryo und Carangi
Vielleicht ist im ersten Moment der Liebhaber des Stubentigers et was enttäuscht, wenn die Groß katzen seinem Favoriten die Show stehlen, denn zweifellos lässt man sich im großen Raum mit afrika nischen Fotolandschaften, Wüs ten- und Savannenböden und le
Di 15.09. / 20.00 Uhr Buchhandlung Deuerlich, Weender Straße, Gö Sophie van der Stap: Morgen bin ich wieder da. Lesung der Autorin von Heute bin ich blond. Das Mädchen mit den neun Perücken. Eintritt: 8 Euro, erm. 6 Euro Di 15.09. / 20.30 Uhr Kulturzentrum Schlachthof, Ks Les Jeux Dans La Tete (F): Swing, franz.Pop, Chanson Do 17.09. / 20.00 Uhr CARICATURA - Galerie für komische Kunst (KUBA), Ks Horst Tomayer liest Gedichte: Lesung des langjährigen Konkret-Kolumnisten Einlaß: 19.00 Uhr; Eintritt: 3 Euro
bensecht präparierten Löwen, Le oparden und Geparden am leichtes ten beeindrucken. Um diesen Kern raum herum gibt es aber jede Men ge an Anschauung und Information zu Katzen und Katzenartigen. Ha ben Sie zum Beispiel schon einmal ein Löwenrudel einen Elefanten ja gen sehen? Oder haben sie einmal die Welt aus der Perspektive einer Hauskatze gesehen, durch eine Mi nikamera am Halsband?
*
MEHR ZUR EMPFEHLUNG: Alles für die Katz Natur- und Kulturgeschichte der Katzen 16.6.-18.10. – tägl. außer Mo Naturkundemuseum, Steinweg 2, Kassel Tel. 0561 787 4066 www.naturkundemuseum-kassel.de
Do 24.09. / 20.00 Uhr Altes Rathaus, Gö
Di 29.09. / 15.00 Uhr Irish Pub, Gö
Inge Jens: Unvollständige Erinnerungen. Lesung. Berührend, nicht sentimental. Eintritt: 10,50 Euro, erm. 7,50 Euro
Dart Turnier. Liga Heimspiel. Für Lokalpatrioten.
Fr 25.09. / 21.00 Uhr Kulturzentrum Schlachthof, Ks
Mi 30.09. / 20.15 Uhr Staatstheater (TIF), Ks Kostprobe! Publikumsbeschimpfung
Wolf Maahn: Solo- und AcousticTour 2009 VVK: 17 Euro, AK 21 Euro ANZEIGE
Fr 18.09. / 20.30 Uhr GöVB Kundenzentrum Jüdenstraße Ecke Weender Straße, Gö Lampedusa Premiere. Ein Boat-People-Projekt. Theater im Stadtbus. Überraschung. Eintritt: 12,50 Euro, erm. 8 Euro Mi 23.09. / 20.30 Uhr Kulturzentrum Schlachthof, Ks Doppelkonzert: Bernard Fowler und Steve Salas (USA): Rock, Fusion, Funk Rock TagesSatz
* 09/09
27
K U LT U R G Ö TTINGEN
Erste Erfahrungen mit der Vorteilskarte
Clemens Eulig
Seit Anfang des Jahres gibt es in Göttingen die SozialCard für Empfänger von ALG II, Wohngeld, Sozialhilfe und von Leistungen nach dem Asylbewerberleistungsgesetz. Sie wird automatisch mit dem Leistungsbescheid verschickt, dem auch Abschnitte für die Kinder der Berechtigten beigefügt sind.
O
* VIOLA WIEGAND
bwohl Sozialdezernentin Dr. Schlapeit-Beck der Meinung ist, dass inzwischen alle Betroffenen von der SozialCard wissen müssten, möchte sie die Bürger noch besser über die Vergünstigungen informieren, da der Ausweis die Teilhabe am gesellschaftlichen Leben erleichtere. Dass auch von der SozialCard unabhängige Angebote in der Broschüre aufgeführt werden, sieht Dr. Schlapeit-Beck nicht als Kritikpunkt. „Es spricht doch für Göttingen, dass es bereits vor der Einführung einer SozialCard zahlreiche Vergünstigungen gab“,sagte Dr. Schlapeit-Beck. „Allerdings hatte niemand einen richtigen Überblick hierüber.
Es fehlt die Akzeptanz für ein solches System Inzwischen ist der Vergünstigungskatalog aktualisiert worden; seit Juli gibt es weitere Ermäßigungen in den Göttinger Freibädern sowie dem Badeparadies für Kinder und Jugendliche mit dem entsprechenden Ausweis. Eine weitere Vergünstigung für SozialCardInhaber wurde bei der Volkshochschule (VHS) hinzugefügt; neben den allgemeinen fünfzig Prozent Nachlass für SozialCard-Inhaber gibt es nun jährlich einen Bildungsgutschein in Höhe von vierzig Euro. Besonders gefördert werden soll der Jugendsport. Neben ermäßigtem Eintritt beim Schwimmen steht Kindern von SozialCardInhabern jetzt eine kostenlose Mitgliedschaft in einem städtischen Verein zu. Diese Regelung soll vor allem 28
auch diejenigen Vereine entlasten, die bedürftigen Mitgliedern bereits eigenständig den Beitrag erlassen. Die Beschränkung des Angebots auf Minderjährige hat auch finanzielle Gründe. Die Stadt wird jedem Verein pro Antrag sechs Euro im Monat zahlen. Bis Ende des Jahres rechnet die Stadt mit Kosten von insgesamt 40000 Euro durch die SozialCard. Vertreter der Stadt betonten, dass die Umsetzung eines solchen Ermäßigungssystems zu Zeiten einer schlechten Finanzsituation umso mehr zu würdigen sei. So fielen auch die Worte: „Eigentlich ist die Stadt in einer Lage, in der sie selbst eine SozialCard braucht”. Daher ist auch der Paritätische Wohlfahrtsverband (Pari) mit der jetzigen Lösung zufrieden. Obwohl Gerald Günther vom Pari lieber eine „Bürgerkarte“, ein Checkkartensystem, dass es zum Beispiel in Berlin gibt, sehen würde, hält er das System der SozialCard grundsätzlich für gut und notwendig. Er kritisiert jedoch die fehlende Basis für die Akzeptanz eines solchen Systems in Göttingen und fürchtet, dass das Projekt nur eine halbe Sache sei. TagesSatz Verkäufer Andreas Pramann hat seine SozialCard bisher nicht genutzt, weil er sich nicht aller Leistungen bewusst war. Er merkte an, dass die Karte keine „richtige Karte“, sondern ein Papierausschnitt sei. In Zukunft will er damit vielleicht einen Sprachkurs bei der VHS finanzieren. Im Landkreis gibt es übrigens auch eine SozialCard, aber andere Angebote, nach denen sich Berechtigte selbst erkundigen müssen, da es zu viele für eine Übersicht sind. „Landkreis hat im Gegensatz [zu der Stadt] bei der Einführung der SozialCard 700 Freizeit- Sport- und Kultureinrichtungen im Landkreis Göttingen angeschrieben und darum gebeten, Nachlässe im Rahmen ihrer Möglichkeiten zu gewähren“, sagte ein Vertreter des Landkreises.
*
MEHR ZUM THEMA: Broschüre im Neuen Rathaus, im Job Center und bei allen Sozialberatungsstellen TagesSatz
* 09/09
Angela Giorgi
KULTUR KA S S E L
II „Es ist sich nicht ausgegangen“ - Heimische Mentalität, die auch Börsencrashs und andere Weltuntergänge schadlos übersteht. „Es ist sich nicht ausgegangen.“ Österreichischer geht’s nicht mehr. Jedes Wort stützt und schützt das Sprachkulturerbe der heimischen Mentalität, die auch Börsenchrashs und andere Weltuntergänge schadlos übersteht. ES. Weder er noch sie, schon gar nicht man selbst. „Es“ ist eine übergeordnete Instanz, ein Abgesandter des hiesigen Schicksals. ES IST: Da klingt bereits von außen gelenkte höhere Gewalt an. Der Deutsche hätte die Verantwortung übernommen und selbstzerfleischend „Ich habe“ gesagt.
Sich-tum Austria In einer neuen Reihe veröffentlichen bekannte Autoren in den kommenden Monaten Auszüge aus ihren Texten im TagesSatz. Zum Auftakt gewährt Daniel Glattauer, Österreichischer Schriftsteller und Journalist, einblicke in sein Werk.
* PROSA VON DANIEL GLATTAUER
I Vom Wort, das uns alle Verantwortlichkeiten vom Hals schafft Wir Österreicher haben, was Engländer, Spanier, Italiener und Franzosen so nie zu übersetzen wagten, was selbst Deutschen fern liegt. Wir sind im Sprachbesitz dieses gar phänomenalen Wörtchens, das uns den Wind noch aus den Segeln nimmt, wenn das Boot längst auf Sand gelaufen ist. Wir haben die Qualität des jederzeit möglichen Rückzugs auf den Rückbezug. Wir haben: „sich“. Kombinieren wir es mit „es“, dann schaffen wir uns damit alle Verantwortlichkeiten vom Hals. TagesSatz
* 09/09
Kommen wir zu spät, dann ist es sich nicht ausgegangen. Scheuen wir einen Aufwand, dann zahlt es sich nicht aus. Wollen wir uns nicht anstrengen, so lässt es sich nicht erzwingen. Haben wir keine Ahnung, wie es sich entwickelt, dann wird es sich schon weisen. Können wir ein Problem nicht lösen, dann löst es sich von selbst. Und löst es sich nicht, dann hat es sich eben nicht ergeben. „Es“ gehört unweigerlich „sich“, und sträubt es sich, dann gehört es sich eben nicht. Wir Österreicher halten uns da gerne raus. Sollte Ihnen das Thema allzu rückbezüglich (gewesen) sein: Verzeihung, aber es hat sich einfach aufgedrängt. Und damit hat es sich fürs Erste auch bereits besprochen.
ES IST SICH. Wenn sich etwas außerhalb unseres Einflussbereiches auch noch auf sich selbst bezieht, dann ist der Kreis geschlossen – und wir haben damit also wirklich nichts zu tun.. ES IST SICH NICHT: „Nicht“ war zu erwarten. AUSGEGANGEN: Wenn der Deutsche geht, dann läuft er , wenn er läuft, dann rennt er, und wenn er rennt, dann joggt er. Wenn dem Deutschen die Zeit davon läuft, ist er - selber schuld und sehr zerknirscht. Wenn der Österreicher die Zeit ziehen lässt, dann mit reinem Gewissen, gesundem Magen und aus gutem Grund. Dann ist es sich halt nicht ausgegangen. DER STANDARD Printausgabe, 13.10.2008
*
MEHR ZUM AUTOR: Daniel Glattauer, geboren am 19.Mai 1960 in Wien/Ö. Werkauswahl: Gut gegen Nordwind, Roman (2006, Deuticke); Alle sieben Wellen, Roman (2009, Deuticke)
29
Anna Hermann
H I N T E R D E N KULISSEN
„Traurig und schön zugleich“ Das Theaterstück „Unschuld“ von Dea Loher hat am 3. Oktober 2009 Premiere im Theater im OP (ThOP). Der TagesSatz hat die Regisseurin Julia Fischer zum Gespräch getroffen, um über das Stück, die Proben und die Inszenierung zu sprechen.
* ANNA HERMANN
E
ine verdichtete, poetische Sprache, die berührt und auf besondere Weise Bilder und Charaktere schafft“ – diese Eigenschaft der Stücke der Dramatikerin Dea Loher schätzt ThOP-Regisseurin Julia Fischer besonders. An den Texten berührt sie immer wieder „eine Atmosphäre, die traurig und schön zugleich ist“. So war ein Auswahlkriterium für die Inszenierung von „Unschuld“ ausprobieren zu wollen, wie diese spezielle Atmosphäre entsteht und wie man sie auf die Bühne transportieren kann. Es sind auch die Charaktere, die es Fischer angetan haben: „Es treten so viele grundverschiedene Menschen auf und doch ist das Gefühl da, bei jeder der einzelnen Figuren mitfühlen zu können.“ Allesamt hadern sie mit den Umständen ihres Lebens in einer europäischen Stadt am Meer. So wie Fadoul und Elisio, die tatenlos mit ansehen müssen, wie sich eine Frau im Meer ertränkt. Denn sie sind illegale Emigranten und die Angst vor Abschiebung ist größer als die Überzeugung, dass es nichts schöneres geben kann, als einen Menschen vor dem Ertrinken zu retten. Sie führen ein Alltagsleben zu dessen Traurigkeit der unerfüllte Wunsch danach, Blumen
geschenkt zu bekommen, ebenso gehört wie die Gegenwart von Einsamkeit, Suizid oder Tod. „Das Stück ist schon ein harter Brocken“, sagt Julia Fischer: „Beim ersten Lesen drängt sich ein eher düsterer Eindruck auf. Die Leute fühlen sich schlecht und mit jeder Seite immer noch schlechter“. Bei genauerem Hinsehen ließe sich jedoch schwaches Licht in der Düsternis ausmachen, ein „Aufbäumen der Figuren gegen ihr Schicksal“. So wie bei Elisio, der sich weigert, an die Unzuverlässigkeit der Welt zu glauben. In der Absurdität der
verzahnt ist? Die Figuren suchen Antworten aus sich heraus. Für Fischer arbeiten Lohers Stücke vor allem mit einer großen Künstlichkeit: Es werden Dinge und Vorgänge verhandelt, die politisches Thema sind, so wie in „ Unschuld“ Menschen, die am Rand der Gesellschaft leben. Loher präsentiere und diskutiere diese Themen jedoch nicht politisch sondern immer ästhetisch. „Das führt im Idealfall zu Anregung und Auseinandersetzung, es ist nicht per se handlungsstiftend. Ein Theaterstück kann nicht politische Realität verändern“, sagt Fischer. Bei dem Umgang mit dem Stoff stütze sie sich auf die Gespräche mit den Schauspielerinnen und Schauspielern. Der Austausch über die Erfahrungen mit den Rollen gehöre zu jeder Probe dazu und haben einen ganz hohen Stellenwert: „Wir leuchten das Innenleben der Figuren aus, um ihre Emotionen bildlich darstellen zu können. Das führt mitunter auch zu grotesken und surrealen Situationen“. Strikter Realismus, „damit würde ich dem Stück nicht gerecht werden“, meint Fischer. So werden auch Bühnenbild und Requisite minimalistisch gehalten und ganz auf die Kraft der Worte und des Spiels gesetzt: „Wir greifen zum ältesten Mittel des Theaters, wir behaupten einfach!“
Wer ist Schuld daran, dass die Dinge so mies laufen?
30
Konstellationen findet sich zugleich Bitteres und rührend-Amüsantes, Traurigkeit wird überführt in Komik: „Es gibt in diesem Stück auch was zu lachen. Nimmt man es bierernst, hält man die Schwere nicht durch, funktioniert es nicht“. Tragikomisch mutet mitunter auch die Auseinandersetzung der Figuren mit Schuld und ihr Wunsch nach Unschuld an. „Das Stück fragt: Wer ist Schuld daran, dass die Dinge so mies laufen? Wen will man anklagen, wenn alles und jeder so sehr miteinander
*
TagesSatz
* 09/09
ZWISCHEN DEN ZE I L E N
Die andere Sicht der Dinge Als „Verlag für das Studium der Arbeiterbewegung“, bemüht sich der VSA-Verlag darum, die internationale Diskussion um politische Ökonomie sowie die Auseinandersetzung mit den sozialistischen Ländern zu fördern. Der Verlag sieht seine Aufgabe als Beitrag zur demokratischen Diskussions- und Aktionskultur der politischen und gewerkschaftlichen Linken. In der Septemberausgabe stellen wir diesen Monat drei Bücher aus dem Verlagsprogramm zum Thema „Sozialpolitik“ vor.
* DANIELE PALU Erneuerung des Sozialstaates Umfragen zeigen, dass die Mehrheit der Bundesbürgerinnen und Bundesbürger den Sozialstaat und seine kollektiven Sicherungssysteme nicht aufgeben will. Gerade in der Wirtschaftskrise erweist sich seine Bedeutung. Entsprechend führt die Ankündigung von Sozialreformen zu Protest und Widerstand. Aber haben „Sozialstaatsverteidiger“ überhaupt eine Chance, gegen die allfälligen Vorurteile anzugehen? Die Autoren, Werner Rätz, einer der Initiatoren von Attac Deutschland und Horst Lüdtke, Mitglied in der Attac AG „Genug für alle“, ermutigen in ihrem Buch geradezu dazu. Sie beantworten in sechs Kapiteln Fragen wie „Die Demografie lügt nie, oder?“, „Können wir uns Oma und Opa noch leisten?“, „Gesundheitsversorgung: Wie krank ist die Gesellschaft?“ und „Was können wir tun?“ und geben dem Leser Rüstzeug für die Debatte um die nationale wie globale Erneuerung des Sozialstaats. Das soeben herausgekommene Buch erscheint in einer Reihe von „AttacBasisTexten“ zur Einführung in politische und ökonomische Themen aus globalisierungskritischer Sicht. Werner Rätz / Horst Lüdtke: Sozialstaat oder: Globale Soziale Rechte? AttacBasisTexte 33. VSA, 6,50 Euro. Taschenbuch, 96 Seiten
TagesSatz
* 09/09
Gegen Sozialabbau
Soziale Bewegung
Die Verteidiger des Sozialstaats sind derzeit in der Minderheit. In diesem Buch versammeln sich im Auftrag des Paritätischen Wohlfahrtsverbands (DPWV) profilierte VertreterInnen verschiedener sozialpolitischer Felder, um vernünftigen Reformbedarf einzufordern, Fehlinformationen richtig zu stellen und damit den Sozialstaat gegen seine Kritiker zu verteidigen. Die Autoren intervenieren gegen den weiteren Abbau der sozialstaatlichen Errungenschaften in der Bundesrepublik. Ihre Beiträge sollen vor allem eines aufzeigen: Ob es um Familienpolitik, das Gesundheitssystem, die Alters- und Pflegeversicherung, Armutspolitik oder Gleichstellungsfragen, um die Finanzierungsprobleme und die transnationale Einbettung des Sozialstaates geht – „Reformen sind möglich und notwendig, allzu forschen Ab- und Umbaumaßnahmen sollte jedoch Einhalt geboten werden. Vielmehr sind die Grundprinzipien von Solidarität und Gerechtigkeit wieder stärker hervorzuheben und in konkrete politische Regelungen umzusetzen, damit der Sozialstaat tatsächlich zukunftsfähig gemacht wird.“
Soziale Bewegungen sind zu einem festen Bestandteil der politischen Kultur in Deutschland geworden. In Reportagen, Interviews und Analysen beschreiben die Autoren am Beispiel einiger Organisationen, darunter Urgewald, FoeBud und LobbyControl, wie soziale Bewegungen arbeiten und wirken. Herausgeber Felix Kolb hat Attac als Pressesprecher mit aufgebaut und ist zudem Initiator und Mitglied der erweiterten Geschäftsführung der Bewegungsstiftung. Die Bewegungsstiftung fördert Kampagnen und Projekte sozialer Bewegungen, die sich für eine demokratische, ökologische, friedliche und gleichberechtigte Gesellschaft einsetzen. In „Damit sich was bewegt“ geben Stifter und Stifterinnen Aufschluss über ihre Motive, Proteste zu finanzieren. Eine Einführung in progressive Philanthropie und eine Kurzvorstellung der Bewegungsstiftung runden den Band ab.
Joachim Rock (Hrsg.): Sozialpolitik mit Zukunft. Eine Streitschrift gegen die weitere Entsolidarisierung der Gesellschaft. VSA, 14,80 Euro. Taschenbuch, 196 Seiten
Felix Kolb / Bewegungsstiftung (Hrsg.): Damit sich was bewegt. Wie soziale Bewegungen und Protest Gesellschaft verändern. VSA, 9,80 Euro. Taschenbuch, 128 Seiten
*
MEHR ZUM THEMA: Alle Bücher sind im Buchhandel oder auch über die Verlagsseite www.vsa-verlag.de erhältlich.
31
I N D E R N A H AUFNAHME Hokus Pokus, Adrenalinpumpe und Kindergrusel. Der TagesSatz nimmt auch in dieser Ausgabe wieder drei ausgewählte Filme unter die Lupe. outnow.ch
* CLIFFORD SPENCER
Tödliches Kommando The Hurt Locker R: Kathryn Bigelow USA 2008, FSK 16 Staff Sergeant James (Jeremy Renner) hat den gefährlichsten Job der Welt: Er ist Experte für die Entschärfung von Bomben im Irak. Für ihn und seine Untergebenen Sanborn (Anthony Mackie) und Eldridge (Brian Geraghty) könnte jeder Tag der letzte sein. Aber James handelt oft verantwortungslos und auf eigene Faust. Er ist süchtig nach dem Adrenalin-Kick, nach der Nah-Todes-Erfahrung, ähnlich wie Christopher Walken beim Russischen Roulette in „Die durch die Hölle gehen“. Regisseurin Kathryn Bigelow (Gefährliche Brandung, Strange Days) meldet sich nach jahrelanger Abstinenz mit einem einzigartigen Kriegs-Thriller zurück. Im Stil einer Dokumentation gedreht, wirkt ihr Blick auf ein zerrüttetes Irak absolut authentisch. Trotz reißerischem deutschen Titel ist „Tödliches Kommando“ im Kern ein subtiler Antikriegsfilm. Es gibt keinerlei moralischen Fingerzeig, es werden keine großen Erklärungen präsentiert. „Weißt du, warum ich so bin, wie ich bin?“ fragt Sergeant James seinen Kameraden Sanborn. Die Antwort darauf darf sich der Zuschauer selbst zurechtlegen.
32
Coraline R: Henry Selick USA 2009, FSK 6 Die kleine Coraline und ihre Eltern sind gerade umgezogen. Der Nachbarsjunge und sein Kater nerven, die Eltern sind mit ihrer Arbeit beschäftigt und Coraline fühlt sich ziemlich vernachlässigt. Auf einem gelangweilten Streifzug durch ihr neues Haus entdeckt sie zufällig eine Tür in ein Wunderland. Hier ist alles genau so, wie Coraline es sich wünscht. Die Eltern kümmern sich nur um sie, der Nachbarsjunge ist stumm und höflich und es gibt jeden Tag ihr Leibgericht. Aber in dieser anderen Welt stimmt etwas nicht. Alle Menschen und Tiere haben blanke Knöpfe anstatt Augen. Und ihre „Anderen Eltern“, wie sie sich selbst nennen, haben einige Leichen im Keller – und das nicht nur im sprichwörtlichen Sinn. „Coraline“ ist wahrscheinlich der gruseligste Kinderfilm aller Zeiten. Er ist aber auch einer der fantasievollsten. In mühsamer Stop-Motion-Animation gedreht, bietet der Trickfilm eine Optik so wunderschön und bizarr, dass Worte ihr gar nicht gerecht werden können. Der Regisseur von „Nightmare before Christmas“ liefert hier sein Meisterwerk ab. „Coraline“ ist nichts für die ganz Kleinen, wird aber bestimmt ein Kultfilm für die Größeren.
Harry Potter und der Halbblut-Prinz R: David Yates GB/USA 2009, FSK 12 Magieschüler Harry Potter (Daniel Radcliffe) soll im Auftrag von Professor Dumbledore (Michael Gambon) den neuen Lehrer Slughorn (Jim Broadbent) ausspionieren. Zufällig stolpert Harry dabei über ein Zaubertrankbuch eines geheimnisvollen Halbblut-Prinzen, voll mit verbesserten Formeln und verbotener Magie. Währenddessen verbreiten die Helfer des bösen Lord Voldemort weiter Angst und Schrecken. Sie haben für ihre dunklen Machenschaften Problemkind Draco Melfoy (Tom Felton) eingespannt, und auch der undurchsichtige Lehrer Severus Snape (Alan Rickman) scheint in die Sache verwickelt zu sein. „Harry Potter und der Halbblut-Prinz“ ist extrem düster ausgefallen. Der schaurigste „Potter“ ist aber vielleicht auch der lustigste. Auf jede finstere Minute folgt eine witzige Einlage rund um das Liebesleben der jungen Helden. Denn Harry und seine Freunde haben mit ihren Hormonen ebenso zu kämpfen wie mit den Mächten des Bösen. „Harry Potter“ ist auch im sechsten Teil noch Fantasy vom Feinsten und ein Muss für Fans der Vorgänger. Alle anderen sollten sich flugs die ersten fünf Teile anschauen und dann: Ab ins Kino! TagesSatz
* 09/09
DAS LE T Z T E
Impressum
Mal ehrlich... ...wenn sie könnten, welche Begebenheit der letzten 15 Jahre würden sie verändern?
Anette, Aktivistin für Tierschutzgesetze Ich würde verhindern, dass die Tierschutzgesetze gelockert wurden, beziehungsweise die lapidaren bestehenden Gesetze gegen wirkungsvolle austauschen. Angelina Abel (26), Mutter Hartz-IV! Danach ist vieles schwieriger geworden. Julia (16), Schülerin Ich würde den Tod meines besten Freundes, den ich nicht verhindern konnte, rückgängig machen. Nuan Hejzeraj, Student Ich würde mir in der Schule mehr Mühe geben. Das habe ich versäumt. Dann wäre ich jetzt schon weiter im Studium.
* MARGARETHA WOLFF
Herr Kanne (80), Steuerberater Wenn man etwas ändern könnte, dann würde ich verlangen dass die Politiker sachlich und vernünftig handeln sollten, notfalls gegen den Willen der Wähler, sonst kommen wir in Deutschland nicht voran. Alexandra (19), Abiturientin Wenn ich noch mal wählen könnte, würde ich nicht von Russland nach Deutschland kommen. Aus privaten Gründen. Benjamin Kunz (28), Tischler Ich würde die Veränderung des Arbeitsklimas bedingt durch die Krise rückgängig machen wollen. Der jetzige Zustand belastet mich und alle andern Menschen und verdrängt kleine Familienbetriebe.
Privat
Nächstes Mal Oktober-Ausgabe 2009
Die nächste Ausgabe des TagesSatz widmet sich dem Thema „60 Jahre BRD“. Wir beschäftigen uns mit den letzten Jahrzehnten deutscher Geschichte und wollen schauen, was sich verändert hat. Außerdem berichten wir über die Manga-Ausstellung CONNICHI 2009 in Kassel und porträtieren die Theatergruppe „Die stillen Hunde“.
TagesSatz
* 09/09
*
TagesSatz, das Straßenmagazin Herausgeber: TagesSatz e.V. 1. Vorsitzender: Hans Peter Pung Adresse der Redaktion Kassel: Westring 69, 34127 Kassel Telefon: 0561 - 861 58 43 Fax: 0561 - 861 58 61 E-Mail: kassel@tagessatz.de Mo-Fr: 10-12 Uhr Adresse der Redaktion Göttingen: Obere Karspüle 18, 37073 Gö. Telefon: 0551 - 531 14 62 E-Mail: goettingen@tagessatz.de Mo, Mi, Do, Fr: 10-13 Uhr Di: 14-16 Uhr Homepage: www.tagessatz.de Bankverbindung: Kasseler Sparkasse Kto.: 11 833 79 Blz.: 520 503 53 Sparkasse Göttingen Kto.: 505 815 11 Blz.: 260 500 01 Redaktionsleitung: Jascha Grewe, Malte Schiller (GÖ), Harald Wörner (KS) Pressesprecher: Jascha Grewe Vertriebsleitung: Kassel: Christian Piontek Tel.: 0561 - 861 58 18 Göttingen: Juliane Michael Tel./Fax: 0551 - 531 14 62 Anzeigenleitung: Werner Schneider (KS) Kassel: Tel.: 0561 - 861 58 43 Torben Guretzki (Gö) Göttingen: Tel.: 0551 - 531 14 62 Redaktion Kassel: Trudi Kindl, Fritz Krogmann, Stefan Laupichler, Nora Mey, Hans Peter Pung, Frank Stelljes Kultur KS: Fritz Krogmann Redaktion Göttingen: Torben Guretzki, Nora Hengst, Anna Herrmann, Julia Krause, Katharina Kretschmer, Juliane Michael, Daniele Palu, Clifford Spencer, Melanie Swiatloch, Insa van den Berg, Viola Wiegand, Margaretha Wolff News GÖ: Nora Wetzel Lokales GÖ: Jascha Grewe Kultur GÖ: Insa van den Berg Illustration GÖ: Pilar Garcia Fotografie: Clemens Eulig, Jörg „Yogi“ Müller, Malte Schiller, u.a. Coverfoto: Jörg Sanders Layout: Dirk Mederer, Sozio-KulturWerbeagentur Plazebo [plazebo.net] 0551-4899074, info@plazebo.net Druck: COLOR-Druck GmbH ViSdP: Jascha Grewe, Malte Schiller TagesSatz erscheint zwölfmal pro Jahr (zweimal als Verkäuferausgabe) im Straßenverkauf in Kassel und Göttingen Auflage dieser Ausgabe: 3.000 Namentlich gekennzeichnete Beiträge geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion wieder. Die Redaktion behält sich vor, Leserbriefe in gekürzter Version zu veröffentlichen. Nachdruck, auch auszugsweise, nur mit Genehmigung der Redaktion.
Verkaufspreis: 2,00 EUR, davon geht 1,00 EUR direkt an den Verkäufer.
33
W O H I N , W E NN Allgemeine Hilfen
EssenSAUSGABEN
Göttingen
Göttingen
Caritasverband Göttingen Allgemeine Lebens- und Sozialberatungsstelle Godehardstr. 18 37081 Göttingen 0551/999590
Die Göttinger Tafel Jakobikirchhof 1 37073 Göttingen Tel. 0551–51030
Opferhilfebüro Göttingen für Opfer von Straftaten Maschmühlenweg 11(Landger.) 37073 Göttingen 0551/5213883 Weißer Ring e.V. Hilfen für Opfer von Straftaten Ansprechpartner: Herr Bayer 0551/6338876 Sozialdienst für Migranten, RABaZ-Beratungs- & Vermittlungsstelle für ausländische Jugendliche Karspüle 16 37073 Göttingen 0551/57739 BONUS Freiwilligenzentrum Godehardstr. 18 37081 Göttingen 0551/9995917 Neue Arbeit Brockensammlung Levinstr.1 37079 Göttingen 0551/5067320 Pro Familia Rote Str.19 37073 Göttingen 0551/58627 Selbsthilfe Körperbehinderte Prinzenstr. 19 37073 Göttingen 0551/54733-0 Selbsthilfegruppe für Mobbing-geschädigte – Rainer Beutler 05602/1860 BürgerInnenberatung Stadt Göttingen Hiroshimaplatz 2 37083 Göttingen Kassel Kasseler Hilfe Opfer- und Zeugenhilfe e.V. Wilhelmshöher Allee 101 34121 Kassel 0561/282070 Weißer Ring e.V. Hilfen für Opfer von Straftaten Ansprechpartner: Hr. Holler 0561/6029458 Pro Familia Kassel Frankfurter Straße 133 a 34121 Kassel 0561/27413 Außenstelle Witzenhausen (Rathaus/EG/Raum 10) Am Mart 1/ Witzenhausen Arbeitslosenhilfe Göttingen Arbeiterwohlfahrt Hospitalstr. 10 37073 Göttingen 0551/50091-0 Mensch & Arbeit - Beratungsstelle für Arbeitnehmer und Arbeitslose Kurze Str. 13a 37073 Göttingen 0551/43373 Verein zur Erschließung neuer Beschäftigungsformen e.V. Lange Geismarstr. 2 37073 Göttingen 0551/485622 Kassel Beratungsstelle für Arbeitslose des DGB Kreis Kassel Spohrstraße 6-8 34117 Kassel 0561/7209536
34
Mittagstisch St. Michael Turmstr. 5 37073 Göttingen 0551/5479540 Straßensozialarbeit Rosdorfer Weg 17 37073 Göttingen 0551/517980 Kassel Kasseler Tafel Holländische Straße 141 34127 Kassel 0561/23003 Suppentopf der Heilsarmee jeden Montag von 14-15 Uhr Martinsplatz Gesegnete Mahlzeit Diakonisches Werk Kassel Hermannstraße 6 34117 Kassel weitere Ausgabestellen: Neue Brüderkirche, Johanneskirche, Auferstehungskirche Frauen in Not Göttingen KORE e.V. - Sozialberat. f. Frauen Papendieck 24-26 (Hinterhof, EG) 37073 Göttingen 0551/57453 Frauen-Notruf e.V. Postfach 18 25 37008 Göttingen 0551/44684 Frauenhaus e.V. Göttingen Postfach1911 37009 Göttingen 0551/5211800 Kassel Übergangseinrichtung für wohnungslose Frauen Am Donarbrunnen 32 34132 Kassel 0561/43113 Karla 3 Aufenthalt und Beratung für wohnungslose Frauen Karlsplatz 3 34117 Kassel 0561/15532 Autonomes Frauenhaus 0561/898889 Frauen in Not 0561/9892929 Notruf für vergewaltigte Frauen Frauen gegen Vergewaltigung e.V. 0561/772244 Frauen informieren Frauen e.V. Beratung bei häuslicher Gewalt Westring 67 34127 Kassel 0561/ 89 31 36 Gesundheit Göttingen
Kassel Fahrende Ärzte Dr. Giesler/Dr. Moog Mo. von 14.00-15.30 Uhr auf dem Martinsplatz Do. von 20-24 Uhr in der Gießbergstraße
Deutsches Rotes Kreuz Zollstock 17 37081 Göttingen 0551/5096322 Ausgabe: Mo & Do 8.30-11h jeden 3. Mi im Monat 16-18h Kassel
Kabera e.V. Beratung bei Essstörungen Kurt - Schumacher Straße 2 34117 Kassel 0561/780505
Diakonisches Werk Kassel Sprungbrett & Sprungbrett spezial Steinweg 5 34117 Kassel 0561/572090
Gesundheitsamt Region Kassel Wilhelmshöher Allee 19-21 34117 Kassel 0561/10031920
Deutsches Rotes Kreuz Königstor 24 34117 Kassel 0561/7290441
Haftentlassene
Lebenskrisen
Göttingen
Telefonseelsorge für Jugendliche 0800/1110333
KIK – Kontakt in Krisen Königsallee 254 37079 Göttingen 0551/632977 Kassel Beratungsstelle für Haftentlassene Kölnische Straße 35 34117 Kassel 0561/787-5061oder 0561/70738-00
Göttingen Telefonseelsorge 0800/1110111 0800/1110222
Drogenhilfe Nordhessen e.V. Schillerstraße 2 34117 Kassel 0561/103641 Kontaktladen „Nautilus“ Erzberger Straße 45 34117 Kassel 0561/12115 SAM – Substitutionsfachambulanz Wilhelmshöher Allee 124 34119 Kassel 0561/711813 SAM 2 – Substitutionsfachambulanz Schillerstraße 2 34117 Kassel 0561/103878 WohnungslosenHilfe Göttingen
Telefonseelsorge 0800/1110111
Ambulante Hilfe für alleinstehende Wohnungslose Wiesenstr. 7 37073 Göttingen 0551/42300
PSKB Stadt & Landkreis Kassel 0561/1003-0 0561/787-5361
Göttingen
Notschlafstellen Göttingen Heilsarmee Untere Maschstr. 13b 37073 Göttingen 0551/42484
Diakonische Heime in Kästorf e.V. – Außenstelle Göttingen Wienstraße 4f 37079 Göttingen 0551/5053302 Straßensozialarbeit (Kleiderkammer) Rosdorfer Weg 17 37073 Göttingen 0551/517980
AIDS-Beratungsstelle Gesundheitsamt für die Stadt und den Landkreis Göttingen Theaterplatz 4 37073 Göttingen 0551/4004831
Kassel Soziale Hilfe e.V. / Panama (für alleinstehende Wohnungslose) Kölnische Straße 35 34117 Kassel 0561/70738-00
Bahnhofsmission Bahnhof, Gleis 4-5 37073 Göttingen 0551/56190
Kassel
Café Nautilus (f. Drogenabhängige) Erzberger Straße 45 34117 Kassel 0561/12115
Ambulante Hilfe für alleinstehende Wohnungslose Lange Str. 35 34346 Hann. Münden 05541/71034 / Fax: 05541/903210
Aids-Hilfe Kassel Motzstraße 1 34117 Kassel 0561/97975910 Beratungstelefon: 0561/19411
Rechtsberatung & Hilfe
Stadt Kassel – Gesundheitsamt AIDS-Beratungsstelle Obere Königsstraße 3 34117 Kassel 0561/787–5380
Kassel
Kinder & Jugendliche in Not
Verbraucherzentrale Hessen e.V. Bahnhofsplatz 1 34117 Kassel 0561/772934
Göttingen Omnibus - Beratungsstelle für Jugendliche & junge Erwachsene Goßlarstr. 23 37073 Göttingen 0551/392690 Kassel Deutscher Kinderschutzbund Siemensstraße 1 34127 Kassel 0561/899852 Verein zur Förderung der Erziehungshilfen in Nordhessen e.V. Wilhelmshöher Allee 32 a 0561/78449-0
Schuldnerberatung Gottschalkstraße 51 34127 Kassel 0561/893099
Göttingen Verbraucherzentrale Nds. Theaterstraße 24 37073 Göttingen 0551/57094 Suchtberatung: Alkohol Kassel Anonyme Alkoholiker 0561/19295 Blaues Kreuz Kassel Landgraf-Karl-Straße 22 34131 Kassel 0561/93545-0
Gesundheitsamt Sozialpsychiatrischer Dienst Am Reinsgraben 1 37085 Göttingen 0551/4004802
Stadt Kassel Sozialer Dienst des Jugendamtes Friedrich-Ebert-Straße 1 34117 Kassel 0561/787–5301
Frauengesundheitszentrum Göttingen e.V. Groner Straße 32/33 37073 Göttingen 0551/484530
Kleiderkammern
Suchtberatung: Drogen
Göttingen
Göttingen
Ev.-ref. Gemeinde – Kleiderkammer Untere Karspüle 12 37073 Göttingen 0551/5473717
DROBZ (Drogenberatungszentrum) Mauerstr.2 37073 Göttingen 0551/45033
Gesundheitszentrum Albanikirchhof 4-5 37073 Göttingen 0551/486766
Kassel
Kassel
Hilfe & Selbsthilfe bei AIDS
Göttinger AIDS-Hilfe Obere Karspüle 14 37073 Göttingen 0551/43735 werktags: 10-13 Uhr Beratung: 0551/19411
Beratungsstelle für Suchtkranke – Diakonieverband Schillerstr 21 37083 Göttingen 0551/72051
Suchtberatung Diakonisches Werk Goethestraße 96 34119 Kassel 0561/938950
Hann. Münden
Kassel Die Heilsarmee / Sozial Center Ks Eisenacher Straße 18 34123 Kassel 0561/570359-0 Beratungsstelle für Nichtsesshafte Sozialamt der Stadt Kassel Kölnische Straße 35 34117 Kassel 0561/787-5061 Beratungsstelle für alleinstehende Wohnungslose – Soziale Hilfe e.V. Kölnische Straße 35 34117 Kassel 0561/70738–00 Betreutes Wohnen Diakonisches Werk Kassel Hermannstr. 6 34117 Kassel 0561/7128829 Wohnungsprobleme Kassel Zentrale Fachstelle Wohnen Wohnungsamt (Rathaus) Obere Königsstraße 8 34112 Kassel 0561/787-6252 oder -6255 Deutscher Mieterbund Mieterverein Kassel u. U. e.V. Königsplatz 59 34117 Kassel 0561/103861 Wenn Ihre Einrichtung hier nicht enthalten, oder wir eine Korrektur durchführen sollen, schicken Sie bitte eine E-Mail mit den Daten an goettingen@ tagessatz.de!
TagesSatz
* 09/09
GEWINN S P I E L
Fehler finden & Bücher gewinnen Zum 15. Geburtstag unseres Straßenmagazins wollen wir Ihnen, neben dem verbesserten TagesSatz, auch noch weitere Geschenke machen. Deswegen verlosen wir einige tolle Preise, die uns freundlicherweise von der Göttinger Buchhandlung Deuerlich zur Verfügung gestellt wurden. Da das neue Layout so schön geworden ist, können Sie es sich jetzt noch einige Minuten genauer ansehen. Auf den Bildern sehen Sie jeweils unseren aktuellen Umschlag. Allerdings haben sich einige Fehler eingeschlichen.
Finden Sie die Fehler und schicken Sie uns eine E-Mail oder eine Postkarte mit der Anzahl der Fehler zu. Die ersten fünf richtigen Einsendungen gewinnen. Der Rechtsweg ist ausgeschlossen.
Senden Sie die Antwort und Ihre Adresse an: goettingen@tagessatz.de Stichwort: Gewinnspiel oder eine Postkarte an: TagesSatz Göttingen, Obere Karspüle 18, 37073 Göttingen.
Das TagesSatz-Gewinnspiel wird unterstützt mit Sachpreisen von
TagesSatz
* 09/09
35
36
TagesSatz
* 09/09