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EDITO R I A L Liebe Leserinnen und Leser, in diesem Jahr kann die Bundesrepublik Deutschland einige Jubiläen begehen. Zum Einen besteht unsere jetzige Staatsform seit sechzig Jahren. Auch unser Grundgesetz ist in genau diesem Zeitraum hoffentlich in das Bewusstsein von uns allen gedrungen. Und der Mauerfall, mit eingeleitet durch die friedliche Revolution der Bürgerrechts- und Friedensbewegung der damaligen DDR fand vor, man glaubt es kaum, auch schon zwanzig Jahren statt. Alles Ereignisse, auf die wir zu Recht stolz sein können und auch dürfen. Denn Mitte der Sechziger attestierte uns noch das Psychologen-Ehepaar Margarethe und Alexander Mitscherlich „die Unfähigkeit zu trauern“. Dies verorteten die beiden Wissenschaftler einerseits an einer intensiven Abwehr der Deutschen von Schuld und Scham, sowie einer Verleugnung der emotionalen Bindungen an die NS-Ideologie und an die Person Adolf Hitler. Seit Erscheinen dieser Untersuchung hat sich erfreulicherweise der gesellschaftliche Umgang mit diesen Fragen geändert. Öffentliches Gedenken hat sich etabliert und wird inzwischen als unverzichtbar anerkannt. Trotzdem sollten wir uns davor hüten, in erstarrten Ritualen zu verharren. Ebenso stände es uns gut zu Gesicht, endlich einmal aus unserer Opferrolle (Stichworte Krieg, Flucht und Vertreibung oder auch Sehnsucht nach einem ‚unbefangenen‘ Patriotismus et cetera) herauszutreten und die Dinge aktiv und eigenverantwortlich anzugehen. Populistische Äußerungen, wie zuletzt von Roland Koch zur Landtagswahl 2008 (jugendliche Migranten hatten in München einen Rentner zusammengeschlagen), aber auch schon 1999 (Unterschriftenaktion der CDU gegen die Reform der deutschen Staatsbürgerschaft) sind uns sicher noch allen in Erinnerung. Und wir erinnern uns: derselbe Politiker war in Hessen auch mit verantwortlich dafür, dass nicht nur im sozialen Bereich massive Kürzungen von Mitteln dafür sorgten, dass viele Träger entweder ihre Angebote stark zurückfuhren, wenn nicht gar gleich einstellen mussten. Doch auch die hessische SPD hat sich im Herbst letzten Jahres nicht mit Ruhm bekleckert: vier SPD-Mitglieder verweigerten Andrea Ypsilanti ihre Unterstützung bei der Wahl zur Ministerpräsidentin. In diesem Zusammenhang sollte auch eine Stigmatisierung der Linken als (vermutetes) Auffangbecken des SED-Altkaders – baldmöglichst – der Vergangenheit angehören. Bei den Problemen, die heutige Politiker zu lösen haben, sind Scheuklappen eher hinderlich. Nötig sind hier Auseinandersetzungen auf der politischen Ebene, die es aber durchaus notwendig machen könnten, sich auch einmal mit Positionen auseinander zu setzen, die sich nicht zwingend mit den eigenen decken. Ihr Redaktionsleiter
TagesSatz. Hilft sofort.
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EINDRÜCKE EULIG *BeimCLEMENS TagesSatz begann er vor zehn Jahren als junger Student seine Karriere als Fotograf. Inzwischen fotografiert Clemens Eulig für das Theater und die Werbung.
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GLÜCKWUNSCH ... 8 11 12 14
Eine gemeinsame Vergangenheit von FRANK STELLJES Menschenwürde zu verkaufen? von ANDREA TIEDEMANN BRD-VW – Eine 60jährige Erfolgsgeschichte!? von NORA MEY „Die Menschen wollen mehr Gleichheit haben“ VON JÖRG SANDERS
Rubriken
Göttingen 18 Angst vor der eigenen Courage? von JULIA KRAUSE 19 „Immer ein bisschen was übrig“ von JENNY LEPIES 20 Gedanken eines TagesSatz-Verkäufers von MIKE
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Kassel 22 Ein Stück Japan in Kassel von BIANCA KUCHENBROD 24 Die fetten Jahre sind vorbei von KURT BECKER
Kultur 28 „Jeder kann eine Kinderperspektive einnehmen“ von KARL-HEINZ SAUER 29 Decision Making von MARTIN SUTER
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Editorial Der Ticker Der Stolperstein Paragraphenreiter Karikatur Straßengeflüster Was is‘n mit...? Die Kochnische Kultur-Empfehlungen Hinter den Kulissen Zwischen den Zeilen In der Nahaufnahme Mal ehrlich... Nächstes Mal Impressum Wohin, wenn Leserbriefe
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Göttingen – Wo Alleinerziehende in Göttingen Rat und Unterstützung erfahren können – darüber informiert ein Flyer, den das Frauenbüro der Stadt in Zusammenarbeit mit dem städtischen Sozialdezernat herausgegeben hat. Mitgewirkt an dem Projekt haben zudem die Teilnehmerinnen am „Runden Tisch Alleinerziehende“. Der Flyer bietet einen Überblick über Einrichtungen, die für Alleinerziehende wichtig sind und ist ab sofort im Neuen Rathaus, dort unter anderem im Frauenbüro sowie im Fachbereich Soziales, und in den Verwaltungsstellen der Stadt erhältlich. In Göttingen lebt jede dritte Familie mit Kindern unter 18 Jahren mit nur einem Elternteil; viele Familien in wirtschaftlichen Notlagen sind alleinerziehend. Deshalb sollen Alleinerziehende jetzt einen besseren Service erhalten, der ihnen den Zugang zu Sozialleistungen erleichtert. „Die einzelnen Behörden halten jetzt auch Antragsunterlagen anderer Stellen vor und übernehmen auch Terminvereinbarungen“, so Gleichstellungsbeauftragte Christine Müller.
Das Café Kreuzberg wird mobil Göttingen – Unter seiner früheren Adresse im Kreuzbergring 3 findet man das Café Kreuzberg nicht mehr; seit April sind die Veranstalter auf der Suche nach neuen Räumen. Auf Rockmusik, Liedermacher und offene Bühnen muss in der Zwischenzeit trotzdem niemand verzichten. Denn der Verein Kreuzberg on KulTour e.V., der mobile Nachfolger
des Café Kreuzbergs, kooperiert mit anderen Kneipen, Discotheken und Vereinen und nutzt für Veranstaltungen deren Räume. So betreut KulTour am 14.11.2009 mehrere Lokalitäten bei der „Night Of The Clubs“ und veranstaltet voraussichtlich Anfang Februar das Göttinger Liedermaching Festival 2010.
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Weitere Informationen gibt es unter www.cafe-kreuzberg.de. Bands können sich unter booking@cafekreuzberg.de bewerben.
den Reader bei den regelmäßigen Infoständern der Kasseler Linken vor der Kasseler Arbeitsagentur abholen. Zudem gibt es auch die Möglichkeit, im Fraktionsbüro im Kasseler Rathaus vorbeizuschauen.
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Öffnungszeiten: Mo 11.00-12.00 Uhr, Di 13.00-15.00 und Do 15.0016.00 Uhr, Zimmer W25. Auch das Herunterladen des Readers als PDF-Datei ist unter www.kasselerlinke-asg.net möglich. Einfach im Menü auf den Button Sozialkompass klicken und die Datei kann problemlos auf den heimischen Rechner herunter geladen werden.
Alternativer Stadtführer neu aufgelegt Kassel – Bereits in der zweiten und erhöhten Auflage erscheint der Sozialkompass der Kasseler Linken/ASG. Die Partei möchte Menschen, die von Arbeitslosigkeit und Armut betroffen sind, ein Nachschlagewerk an die Hand geben, damit diese sich informieren können, bei welchen Initiativen, Organisationen, Verbänden und Vereinen sie Vergünstigungen in Anspruch nehmen können. Die Broschüre gliedert sich in fünf Rubriken: Gebührenbefreiung und -ermäßigung; Essen, Kleider und Einkaufen; Kultur und Freizeit; Beratung, Information und Hilfe – sowie Verbände, Organisationen und Selbsthilfeinitiativen. Hier erfahren die Bürger viel Wissenswertes, das so in dieser kompakten Form bisher nicht zugänglich war. So brauchen sie auch mit einem geringen Monatsbudget nicht auf Lebensqualität verzichten, denn viele der Angebote aus dem Sozialkompass sind kostenlos, beziehungweise man kann sie gegen ein geringes Entgelt nutzen. Interessierte können sich
Clemens Eulig
Orientierung im Behördendschungel
Gesucht & gefunden Jürgen Heske, einer unserer Verkäufer in Kassel, sucht eine Eineinhalb- bis Zweizimmerwohnung. Die Miete kann bis maximal 300,- Euro warm betragen. Wer solch eine Wohnung vermietet, oder von einer weiß, die frei ist, kann sich gern im Kasseler TagesSatz-Büro melden. Erreichbar sind wir Mo, Do und Fr von 10.00-12.00 Uhr und Di und Mi von 8.00-10.00 Uhr unter der Nummer 0561/8615818 oder per E-Mail unter kassel@tagessatz.de. Wir leiten die Informationen dann an Jürgen weiter. ANZEIGE
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Eine gemeinsame Vergangenheit?
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Drei Generationen – drei individuelle Blickwinkel auf die deutsche Geschichte: Der TagesSatz sprach mit Fritz (64), Harald (45) und Bianca (20) über ihre Kindheit und Jugend und das, was ihnen seitdem an Deutschland aufgefallen ist.
* FRANK STELLJES
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pielzeug und Spielorte des Alterspräsidenten unserer Gesprächsrunde waren noch sehr von den Nachwehen des Zweiten Weltkriegs geprägt: Plastikspielzeug aus Elastolin, vor allem exotische Tiere, ansonsten dachte er sich viele Spiele zusammen mit dem Bruder und den Nachbarskindern aus: „Wir hatten eigentlich nur sehr wenig Spielsachen, weil meine Mutter Witwe war und kein Geld hatte.“ Der Vater verstarb, als Fritz sieben Jahre alt war. Zum Cowboy-und-Indianer-Spielen nähte man sich denn auch Pelz-Mützen aus alten Kaninchenfellen zusammen oder bastelte Umhänge selber. Prägend waren auch die zahlreichen Ruinen Kassels, vor denen sich die Kinder, die fast nur draußen spielten, in Acht nehmen mussten, da es vorkommen konnte, dass sie zusammenbrachen und Unvorsichtige unter sich begruben; immerhin gab es wenig Autos.
stand ebenfalls kein Mangel an Spielzeug, er verhandelte geschickt mit seiner jüngeren Schwester um ihre Assistenz beim Errichten von Lego- und Bauklotzkunstwerken, sie sortierte vor und er war der ausführende Architekt. Im Gegenzug erklärte er sich bereit, mit ihr und ihren Barbiepuppen zusammen zu spielen. Das Fernsehen war bei ihm auch schon sehr präsent, aber nur in schwarz-weiß. Weil das Geld knapp war, gab es die abgetakelten Fernsehgeräte der Verwandtschaft, die mittlerweile auf Farbe umgestiegen war. Auf diese Weise wurden Lassie, Flipper sowie die Besatzungen von Raumschiff Enterprise und Orion zu seinen Jugend-Heroen. Zwei seiner ersten Lieben waren schließlich die Sängerinnen von ABBA, später wurde sein Geschmack aber doch noch wesentlich härter: Deep Purple, Iron Maiden und Metallica waren Haralds musikalische Idole bis ins Er-
cherweise als Halbwaisen besonders in ihr Herz geschlossen, so dass er sogar mit Butterbroten von ihr versorgt wurde. Insgesamt verlief die Schulzeit aber nicht sehr befriedigend, da er in der Hauptschule permanent unterfordert war: „Meistens habe ich in der Schule nur so vor mich hingedämmert, deshalb stand in meinem Zeugnis auch als Bemerkung: „Fritz schläft ununterbrochen.“ Höhere Bildung war eben nur denen vorbehalten, die es sich leisten konnten. Nach seiner Ausbildung zum Postboten entschied er sich deshalb, am Abendgymnasium seinen Realschulabschluss nachzuholen, währenddessen arbeitete er in einem Fotolabor, da ihm die Post aus „Eifersucht“ nur den Nachtdienst geben wollte. Dann folgte das Abitur auf dem Hessenkolleg, das er 1970 im Alter von 25 Jahren ablegte. In diese Zeit fiel auch die Studentenbewegung, die ebenfalls auf sein Kolleg überschwappte, Demos waren an der Tagesordnung und es wurde versucht, andere Schulen zu politischen Kundgebungen zu mobilisieren. Die Ziele waren damals: Gleichheit und Bildung für alle, die Einführung der Gesamtschule und Protest gegen die Notstandsgesetze der Großen Koalition sowie Kritik an der Koalition selber. Lange Haare und Bart prägten demzufolge auch sein Äußeres, als er sich allerdings mal auf der Straße mit einem Kamm durch den Bart fuhr, provozierte das einen Altnazi so sehr, dass dieser ihn dafür glatt verprügeln wollte.
„Früher hatte man das Gefühl, es geht voran – heute denkt man nur noch, es geht bergab“
Bianca, ihrer Schwester und ihrem Bruder sind solche Entbehrungen und Gefahren dagegen fremd: „Wir hatten alles Mögliche, zum Beispiel jede Menge Kuscheltiere – mittlerweile zwei Säcke voll und natürlich Barbie, auch Autos und Lego.“ Als sie sieben war, hielt dann der Computer in ihrem Leben Einzug, jedoch war das Spielen daran ebenso wie das Fernsehen von den Eltern bei ihr noch (im Gegensatz zu den jüngeren Geschwistern) stark reglementiert, eine halbe Stunde am Tag, mehr war nicht drin. Das änderte sich später jedoch zunehmend, so dass die eigentlich schöne ländliche Umgebung ihres Elternhauses immer weniger interessant wurde, was neben den Computerspielen auch an der stärker werdenden Faszination des Internets lag. In Haralds Schwaben-Kindheit beTagesSatz
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wachsenenalter hinein. Seine Kleidung sah auch dementsprechend aus, er gerierte sich als harter Rocker, eine Form des Schutzes letztendlich gegen erlittene Misshandlungen. Vorher musste er nämlich viel über sich ergehen lassen, als zunächst schmächtiger Schüler wurde er jahrelang von Mitschülern um Schutzgeld erpresst und zwei Lehrer wurden sogar handgreiflich ihm gegenüber, er wurde mit Tritten in den Po und Kopfnüssen von ihnen malträtiert. Solche Gewalterfahrungen sind Fritz keineswegs fremd, in der Schule war es gang und gäbe, mit einem Lineal auf die Finger zu schlagen. Doch hatte ihn seine Klassenlehrerin glückli-
Körperliche Strafen an der Schule sind Bianca dagegen unbekannt: „Es flogen vielleicht mal Schwämme und Kreide, damit Schüler ruhig sind, aber die Lehrer lassen sich heute eher sehr viel gefallen, vielleicht zu viel.“ Insgesamt war ihre Schulzeit nicht so poli9
T I T E LT H E M A tisch, Demos oder Schulbesetzungen fanden nicht statt, jetzt an der Uni beteiligt sie sich an Unterschriftenlisten, doch die Demonstrationen gegen Bachelor- und Masterstudiengänge fand sie zuletzt wenig ansprechend, da nur wenige daran teilnahmen. Überhaupt ist der Stress in den reformierten Studiengängen ziemlich hoch, weswegen Bianca auch in ihrem Romanistik-Studium zusehen muss, alles in der vorgegebenen Zeit zu schaffen. Hinsichtlich ihrer Zukunft weiß sie noch nicht so genau, wo sie hin will, „deshalb studier’ ich auch etwas, womit mir alle Möglichkeiten offen stehen.“ Das Verlagswesen wäre vielleicht schön, doch glaubt sie nicht an die große Karriere, sondern ist angesichts der derzeitigen Lage eher pessimistisch. Von Auslandsaufenthalten und ihren Sprachkenntnissen sowie einer Fortsetzung des Studiums nach dem Bachelor zwecks Masterabschluss erhofft sie sich eine Perspektive, in der „Arbeit mal Selbstverwirklichung für mich sein wird.“
niert, viele Profs, wie auch Studenten, gingen dort nicht mehr aus Überzeugung hin, stattdessen trat das Karrieredenken immer mehr in den Vordergrund. Mittlerweile ist Harald froh, aus gesundheitlichen Gründen nicht mehr dem Arbeitsmarkt zur Verfügung zu stehen und „nicht mehr wie ein Hamster im Rad ausgeliefert zu sein, der Druck ist jetzt weg.“ Heute tut er, was ihm Freude bereitet, auf einer privaten und ehrenamtlichen Ebene, ansonsten glaubt er: „Die meisten müssen tun, was sie nicht wollen, um Geld zu verdienen.“ Nachdem Fritz Mitte der 70er sein Studium als Gesamtschullehrer absolviert hatte, wuchs der Frust bei ihm, „weil die Politik uns verarscht und betrogen hat.“ Die ursprünglich geplante Gesamtschule bis zur Oberstufe, für die er studiert hatte, wurde nämlich nicht eingeführt, sondern zu einer „Reste-Schule“ abgewertet und der Weg zu einer klassischen Ober-
war schon ziemlich herablassend.“ Für Bianca ist das vereinte Deutschland ebenfalls etwas Selbstverständliches, auch wenn sie die Spannungen und Unterschiede wahrnimmt: „Man denkt schon noch in Ost und West.“ Sich selbst würde Fritz als Angehörigen einer verlorenen Generation bezeichnen, tauschen möchte er trotzdem mit niemandem aus der Gesprächsrunde, „denn die Bedingungen sind nie ideal.“ Die Entwicklungen der letzten Jahrzehnte bewertet er negativ: „In den 60ern und 70ern, da war ein größeres Freiheitsgefühl, eine Zeit des gesellschaftlichen Aufbruchs, man hatte noch die Empfindung: Es geht voran. Aber seit ’89, seit der Wende und der Einführung des Neoliberalismus hat man nur noch das Gefühl: Es geht bergab.“ Er macht diese Entwicklung an den einschneidenden Verarmungsprozessen in Deutschland fest, viele Leistungen wie Museen oder Stadtbibliotheken sind mittlerweile nicht mehr umsonst, weil die Gemeinden kein Geld haben. Harald denkt in diesem Zusammenhang auch, dass der wirtschaftliche Druck größer geworden ist und Bianca bemerkt vor allem gegenwärtig in ihrem Umfeld, dass die Angst um den Job wächst. Abschließend wünscht sich der Älteste unserer Runde noch, „dass Arbeit nicht mehr Ausbeutung für bestimmte Interessen ist, sondern einen anderen Stellenwert bekommt, das heißt aber nicht zwingend Sozialismus. Mit Hartz-IV wurden die Leute erpresst, im Billiglohnbereich zu arbeiten, das fing aber auch schon in der Kohl-Ära an. Arbeit sollte eigentlich Teil der Selbstverwirklichung sein, man müsste sie aber grundsätzlich anders organisieren, sodass man nicht immer dasselbe machen muss und eine gewisse Abwechslung ins Leben kommt – und keine eindimensionale Ausbildung mehr, sondern eine vielfältigere und längere, damit die Leute fähig werden, mehr Aufgaben übernehmen zu können und differenzierter darüber nachzudenken.“ Eine Aufgabe, der sich Biancas Generation stellen muss.
„Ich wünsche mir, dass Arbeit nicht mehr Ausbeutung für bestimmte Interessen ist“
Als Harald mit Mitte zwanzig an der Uni Kassel anfing Soziologie zu studieren, hatte er noch hehre Ideale: „Ich wollte mir Wissen aneignen, um andere weiterzubilden, zum Beispiel bei den Gewerkschaften tätig sein, um die Gesellschaft in ihrem Demokratisierungsprozess voranzubringen.“ Zunächst folgten anlässlich des ersten Golfkriegs auch politisch bewegte Zeiten: Aussetzen des Lehrbetriebs an der Uni, alternative Vorlesungen, Antikriegsdemos, Podiumsdiskussionen mit Vertretern des Waffenproduzenten Wegmann. Bei der Blockade einer Straßenkreuzung während des Hauptberufsverkehrs merkte er aber auch, welch rückwärtsgewandtes Potential noch in seinen Mitmenschen schlummert: „Uns wurde von den Autofahrern gesagt: ‚Macht euch weg, ihr blöden Penner, ihr Langhaarigen.’ Manche drohten sogar, uns umzufahren, da habe ich dann gemerkt, dass es mit „drüber reden“ nicht getan ist, man muss was machen.“ Im Laufe der Jahre hat ihn das Uni-Leben aber doch ziemlich desillusio10
stufe war ihm nicht ohne Weiteres zugänglich. Das dreigliedrige Schulsystem blieb also bestehen und Fritz fühlte sich mit einem Abschluss, für den es nicht die angekündigten Stellen gab, betrogen. Er unterrichtete trotzdem, später vor allem privat, unter anderem auch, direkt nach der Wende, in Ostdeutschland, genauer gesagt in Eisenach. Dort erklärte er den neu hinzugekommenen Bundesbürgern ihre Sozialversicherungsansprüche dem Staat gegenüber und war von ihnen durchaus angetan: „Ich fand die Leute offener, naiver und freundlicher als die im Westen.“ Insgesamt hat ihn der Zusammenbruch des Ostblocks eher verblüfft als bewegt, genauso wie Harald, für den die Vereinigung zu schnell Normalität wurde. Er erinnert sich aber noch daran, „wie auf dem Friedrichsplatz LKWs mit Bananen beladen vorfuhren, um diese dann an die Ossis zu verteilen, die sich auch darüber freuten. Die Kasseler meinten dann aber hinter vorgehaltener Hand: ‚Wie die Äffchen.’ Das
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Ein besonders krasser Fall von Menschenwürdeverletzung wurde in den 90er Jahren unter dem Begriff „Zwergenweitwurf“ bekannt. Ein niedersächsischer Freizeitparkbetreiber bot eine neue Attraktion an, bei der sich kleinwüchsige Menschen von stärkeren Männern zur Belustigung der Zuschauer möglichst weit werfen lassen sollten. Die zuständige Behörde versagte die Erlaubnis. Die Veranstaltung verstoße gegen die guten Sitten und verletze insbesondere die Menschenwürde. Die Juristen waren der Ansicht, durch das Werfen werde den Behinderten ein objekthafte Rolle als Sportgerät zugewiesen. Die beteiligten Kleinwüchsigen hingegen sahen die Lage anders: Sie waren an der Verdienstmöglichkeit als Berufskünstler interessiert und beriefen sich auf Artikel 12 des Grundgesetzes, der die Berufsausübung schützt. Der Fall kam vor Gericht. Und es stellte sich die Frage: Können die Betroffenen auf ihre Menschenwürde verzichten und sie freiwillig aufgeben? Ob man auf seine Grundrechte verzichten kann, ist in der Rechtswissenschaft seit langem umstritten. Die Urväter und -mütter des Grundgesetzes hätten sofort zugestimmt. Ihnen ging es beim Verfassen der Grundrechte vor allem darum, dem einzelnen Bürger Abwehrmöglichkeiten gegen die Staatsgewalt an die Hand zu geben. Der Verzicht auf ein Grundrecht wäre TagesSatz
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Menschenwürde zu verkaufen? Überall ist sie gern gesehen, manche kennen sie gar nicht, aber jeder soll sie haben. Auch die Menschenwürde feiert in diesem Jahr ihren sechzigsten Geburtstag. Aber was bedeutet das eigentlich? Und will ich das überhaupt?
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Jörg „Yogi“ Müller
enschenrechte sind in diesen Tagen eher mit Begriffen wie Guantanamo oder Bürgerkrieg assoziiert. Doch es gibt auch hierzulande Streit um Menschenwürdeverletzungen. Ein großer Aufschrei ging durch die juristischen Reihen, als der Bonner Staats- und Völkerrechtler Matthias Herdegen den ersten Artikel der deutschen Verfassung in einem juristischen Kommentar mit den Worten „Die Würde des Menschen war unantastbar“ überschrieb. Waren es in den 80ern PeepShows, die die Diskussion um eine menschwürdige Behandlung anheizten, sind es neuerdings Fernsehformate wie Dschungelcamp, Big Brother und das Thema Sterbehilfe.
aus Ihrer Sicht daher ein besonderer Akt der Freiheitsausübung gewesen. Allerdings änderte sich das Verständnis der Grundrechte im Laufe der Zeit. Man glaubte nun, dass diese auch unsere objektive Werteordnung im Land ausdrückten. Ein Verzicht wäre demnach nicht möglich. Das aktuelle Bundesverfassungsgericht differenziert danach, welches Grundrecht betroffen ist, in einem Punkt ist es jedoch eindeutig: auf die Menschenwürde kann man unter keinen Umständen verzich-
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ten. Denn die Menschenwürde schütze nicht nur den Einzelnen, sondern drücke besonders die Anschauung der Allgemeinheit aus. Durch die umstrittene Veranstaltung könnten sich andere Behinderte in ihrer Menschenwürde verletzt fühlen, da gerade die Kleinwüchsigkeit zur Belustigung eingesetzt werde. Die Menschwürde ist laut Verfassung allerdings unantastbar. Daher könne auf sie nicht verzichtet werden. Egal, ob man will oder nicht.
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Die Menschenwürde im Grundgesetz Wer mehr über das Thema erfahren möchte, kann sich unter www.bpb.de darüber informieren. Die deutsche Verfassung, das Grundgesetz, trat am 23.05.1949 in Kraft. Artikel 1 Absatz 1 der deutschen Verfassung deklariert: Die Würde des Menschen ist unantastbar. Sie zu achten und zu schützen ist Verpflichtung aller staatlichen Gewalt. Daraus wird abgeleitet, dass kein Mensch wie ein Objekt behandelt werden darf, vollständig entrechtet, unmenschlichen und erniedrigendenden Strafen und Behandlungsweisen ausgesetzt, gefoltert oder als so genanntes lebensunwertes Leben vernichtet werden darf.
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BRD-VW
Eine 60-jährige Erfolgsgeschichte!? Sechzig Jahre – wie lange dauert Erfolg? Dieser Text versucht anzuregen, über Zusammenhänge und Parallelen zwischen der Entwick lung unserer Gesellschaft und der des VW-Werkes nachzudenken.
Privat
* NORA MEY
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ls 1949 das Grundgesetz ver abs chied et wurd e, mach te sich Westdeutschland mit Hilfe der Siegermächte auf den Weg zu ein er dem ok rat is chen, rechts staatlichen und weitgehend „erfolg reichen“ Gesellschaft. Dazu gehör te eine dynamisch wachsende Wirt schaft. Die westlichen Alliierten hat ten weitgehend auf Reparationen ver zichtet. Ebenfalls 1949 übergab die britische Militärregierung das „be reinigte“ VW-Werk in die Hand des Landes Niedersachsen und Deutsch 12
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lands symb olträcht igst es Unt er nehmen startete eine volkstümliche Bilderbuchkarriere. Aber zunächst einmal sei daran erin nert, was das deutsche Volk unter der Führung der Nationalsozialisten ange richtet hatte: 55 Millionen Tote, einen Vernichtungskrieg im Osten, bestiali schen millionenfachen Mord in Kon zentrationslagern, Missbrauch und Tötung insbesondere osteuropäischer Gefangener durch Zwangsarbeit. Mit organisiert wurden diese Gräuel vom TagesSatz
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TITELTH E M A damaligen VW-Werk. 1937 gegrün det, mit dem Versprechen, dem Volk ein preiswertes Auto zu bauen, brach te es den Nazis propagandistische Sympathiewerte. Wer fragte damals danach, dass das Vermögen unabhän giger Gewerkschaften dafür eingesetzt wurde? 337.000 Menschen nutzten hingegen die Möglichkeit, auf dieses Auto anzusparen. Sie sahen nie wie der etwas von ihrem Geld. Stattdessen wurde bei Kriegsbeginn die Produkti on umgestellt auf geländegängige Mi litärfahrzeuge. Auch Kampfflugzeu ge, Minen, Flugbomben wurden pro duziert – statt mit Arbeitern zu fairen Löhnen, mit circa 20.000 Zwangsar beitern und KZ-Häftlingen. An dieser Stelle kommen auch Perso nen ins Spiel, deren dynastisches Ge baren ganz aktuell Aufmerksamkeit verlangt. Ferdinand Porsche eben so wie sein Schwiegersohn Anton Piech arbeiteten als Betriebsführer beziehungsweise Hauptgeschäftsführer im VW-Werk unter den Nazis, waren maßgeblich an Konstrukti onen und Produktionen für den Krieg beteiligt. Über ihr Verständnis und damit ihre Schuld urteilt der Biograf W. Mommsen: „Die schlimmsten Exzesse der Zwangsarbeit entsprangen häufig einem hochgetriebenen, anscheinend wertfreien technizistisch geprägten Professionalismus, und dies gilt nicht zuletzt für Ferdinand Porsche selbst.“ Während Porsche von den Alliierten zunächst festgenommen und interniert wurde, floh sein Schwiegersohn Anton Piech mit zehn Millionen Reichsmark nach Österreich, wo er das Geld in Si cherheit und in die Gründung der Fir ma Porsche einbrachte.
ne Auto. Das VW-Werk prosperier te und konnte die Produktion rasant steigern. Und die Verhältnisse bei VW wirkten auch sehr befriedigend: Eigen tümer waren das Land Niedersachsen und der Bund mit je zwanzig Prozent, es gab ein VW-Gesetz, das vor feindli cher Übernahme schützen sollte, und die restlichen Aktien wurden im Jah re 1960 möglichst breit gestreut ver kauft. Den VW-Arbeitern gönnte man Löhne über Tarif. Überspringen wir an dieser Stelle die 60er, 70er und 80er Jahre von BRD und expandierendem VW-Werk, ver folgen statt dessen die 90er Jahre – mit ihrer so widersprüchlichen Ent wicklung, die bis heute anhält und die Frage aufwirft, ob man tatsächlich von einem Erfolgsmodell Deutschland und seinem Vorzeigeunternehmen VW sprechen sollte. Wir richten unser Au genmerk an dieser Stelle wieder auf die Familie Porsche/Piech. Im Gegensatz zu VW gehörten die Stammaktien der Porsche AG immer der Porsche/Piech-
Wie das Geld zu einem Familienclan gelangt
Zurück zum Neuanfang nach dem Krieg. Die BRD bet rieb mit Fleiß Wiederaufbau, unterstützt von Mar shall-Plan-Geldern aus den USA, die Nazi-Herrschaft wurde verdrängt, im Schulu nt err icht kam die Zeit nicht und zu Hause nur am Beispiel der eigenen leidvollen Erfahrungen vor. Man war vertrieben oder ausge bombt. Aber die wirtschaftliche Er holung verhieß eine neue Wohnung, das kleine Eigenheim oder das eige TagesSatz
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Familie. Ihren weiteren Reichtum hat ten sie unter aanderem dadurch gesi chert, dass Ferdinand Porsche sich von jedem verkauften Volkswagen ein Pro zent aushandelte, dass die Familie die Generalvertretung für den VW-Ver trieb in Österreich und in zahlreichen südosteuropäischen Ländern erhielt. Ihr neuer Zugriff auf VW lief über Aktienkauf und insbesondere den Ein tritt des Enkels Ferdinand Piech in den Konzern. Zunächst bei Audi tätig, ab 1993 aber Vorstandschef bei VW, ist er dort seit 2002 Aufsichtratsvorsit zender. Einhellig wird Ferdinand Piech als Schlüsselfigur betrachtet, die den Kurs von VW ab den 90er Jahren be stimmte. Zu diesem Kurs gehörte die Macht über die Einsetzung oder die Entlassung von Managern, eine Poli tik, die die eigene Stammbelegschaft zu Lasten der Zulieferbetriebe schon te und neue Arbeitszeitmodelle pro bierte ebenso, wie die Ermöglichung der Bestechung des Betriebsrats, die in den Skandal um Luxus- und Bordell
reisen mündeten. Andererseits leiste te sich der VW-Konzern unter Piech den Kauf von Luxusmarken wie Bent ley, Lamborghini, Bugatti und entwi ckelte das Prestigeauto Phaet on, das ab 2002 in einer „Luxusmanufaktur“ in Dresden gebaut wurde. Lag die Zu kunft bei den Reichen? Klar. Inzwischen versuchte der Porsche/Piech-Clan sich über fünfzig Prozent der stimmberechtigten Stammaktien bei VW zu sichern, was ihm allerdings bisher nicht in der Höhe gelungen ist. Nur die Finanzkrise – mitverursacht durch Spekulationen a la Porsche /VW – verhinderte das. Stattdessen wird jetzt Geld aus Katar gebraucht. Und VW übernimmt die Porsche-AG. Wo der Unterschied liegt? In beiden Fällen hat/hätte ein Privatclan hohe Beteili gungen an einem Konzern, der einmal nach dem Krieg angetreten war, Besitz zu streuen, anständige Löhne und gute Arbeitsbedingungen zu schaffen und ein Auto zu bauen, das erschwing lich und qualitätvoll zugleich für die Masse von mittleren und kleinen Leuten sein würde. Nicht nur die Autoproduktion verfolgt auch ganz andere Zie le. Wirtschaft und Politik haben ge meinsam dafür gesorgt, dass bei ei nem Drittel der Menschen in Deutsch land nichts mehr von dem Reich tum an Produktivitätswachstum an kommt, im Gegenteil, sie verarmen unter der Gesetzgebung, die den Na men des VW-Managers Peter Hartz trägt. Das VW-Gesetz, das sicherstellt, dass das Land Niedersachen mit sei nem zwanzig prozentigen Anteil nicht überstimmt werden darf, wird ausge rechnet von der EU zu beseitigen ver sucht, bei genauer em Hinsehen aber auf Betreiben der Porsche AG mit dem Land Baden-Württemberg als Unter stützer. Wie gemeinnützig der Porsche/ Piech-Clan, inzwischen auf circa sechzig Mitglieder angewachsen – wor an Ferdinand Piech allein mit zwölf Kindern von vier Frauen beteiligt ist – agiert, möge noch die Tatsache ver deutlichen, dass er in Österreich be heimatet ist, sein Geld über eine Hol ding und eine Stiftung verwaltet und so heftig Steuern spart.
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„Die Menschen wollen mehr Gleichheit haben.“ Privat
Sechzig Jahre BRD – sechzig Jahre Sozialpolitik. Was sind zu verzeichnende Erfolge, wo kam es zu Fehlentwicklungen, und wie ist es heute um den deutschen Sozialstaat bestellt? Prof. Dr. Ilona Ostner hat an der Georg-August-Universität zu Göttingen einen Lehrstuhl am Institut für Soziologie und ist Dozentin für Sozialpolitik. Sie sprach mit dem TagesSatz über Positives und Negatives zum deutschen Sozialstaat.
* INTERVIEW VON JÖRG SANDERS
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rtikel 20 des Grundgesetzes besagt, dass die Bundesrepublik Deutschland ein demokratischer und sozialer Bundesstaat ist. Frau Ostner, was sind die Ihrer Meinung nach größten Errungenschaften in der deutschen Sozialpolitik der letzten sechzig Jahre? Prof. Dr. Ilona Ostner: Die Adenauersche Rentenreform von 1957 leistete einen großen Beitrag dazu, dass die Altersarmut, rapide sank. Allerdings gab es immer noch viele arme alte, vor allem nicht verheiratete Frauen, die nicht ausreichend durch Witwenrenten oder eigene Erwerbsarbeit abgesichert waren. Die Reformen seit den 70er Jahren versuchten dies zu beheben. Die Einführung des Bundessozialhilfegesetzes von 1961 war eine Innovation, weil es erstmalig ein Recht auf ein Existenzminimum garantierte. Die Sozialhilfe war als eine Leistung für vorübergehendes Notleiden gedacht. Man ging davon aus, dass der beziehungsweise die typische Deutsche durch Eigentum oder eigenen Arbeitsvertrag abgesichert war oder dass man Kind oder Ehefrau eines Arbeitnehmers war. Ab den 1970er Jahren wurde die Sozialhilfe immer öfter zu einer Dauerleistung, was so nie vorgesehen war. Was waren seither die schwersten Fehlentwicklungen? 14
Die bereits erwähnten Reformen von 1957 und 1961 gingen davon aus, dass auch zukünftig neunzig Prozent der Menschen über Eigentum, Arbeitsvertrag und Familie abgesichert waren. An sozialpolitische Bedarfe der Selbständigen oder der Frauen dachte man zunächst nicht. Man ging von einem stetigen Wirtschaftswachstum aus: davon, dass der typische Arbeiternehmer 45 Jahre lang durchweg erwerbstätig sein kann, dass zudem seine Ehe hält, er also seine Familie ein Leben lang sichern kann. 1972 wurde eine weitere Rentenreform auf den Weg gebracht, die die sich abzeichnenden Arbeitsmarktprobleme durch Frühverrentung lösen wollte. Das war der größte Sündenfall, sehr kostenträchtig. Es gab zunehmend strukturelle Probleme am Arbeitsmarkt, die man nicht mehr nur durch Ausgliederung vom Arbeitsmarkt und durch verzögerte Eingliederung lösen konnte. Seit den 1970er Jahren war die fallende Geburtenrate unübersehbar. Die Fehlentwicklung bestand also darin, zu lange die Augen vor dem Wandel zu verschließen und neue Probleme mit alten Lösungen zu bekämpfen. Am 01.01.2005 wurden Arbeitslosenund Sozialhilfe durch SGB II (ALG II/Hartz-IV) und SGB XII (Sozialhilfe) abgelöst. Haben diese Änderungen die Lage der betroffenen Personen verschlechtert oder verbessert? TagesSatz
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TITELTH E M A Das ist schwierig. Zuvor gab es zwei Gruppen von Langzeiterwerbslosen, die unterschiedliche Leistungen bekamen: Arbeitslosenhilfe und Sozialhilfe. Für die, die Sozialhilfe bekamen, hat sich manches verbessert, gerade auch für die Familienmitglieder. Es hat sich definitiv für diejenigen verschlechtert, die früher Anspruch auf Arbeitslosenhilfe hatten: gerade die älteren Arbeitnehmer, die lange gearbeitet haben und nun nach bereits einem Jahr von ALG I auf das sehr viel niedrigere ALG II heruntergestuft werden. Sollte ALG I für Arbeitnehmer, die viele Jahre in die Arbeitslosenversicherung eingezahlt haben, länger gezahlt werden? Ja und zwar aus Fairnessgründen. Jemand, der dreißig Jahre gearbeitet hat, bekommt nach einem Jahr ALG II ebenso wie jemand, der vielleicht nur drei Jahre gearbeitet hat. Damit wird völlig von Vorleistungen abgesehen. Kinder, die von Hartz-IV leben, müssen im Monat mit 208 Euro auskommen. Darin enthalten sind 2,57 Euro pro Tag für Essen – gebraucht werden laut „Forschungsinstitut für Kinderernährung“ in Dortmund aber 4,68 Euro beim Discounter beziehungsweise 7,44 Euro im Supermarkt – 76 Cent pro Monat für Schulsachen und 86 Cent für Spielsachen. Wie sozial sind diese Zahlen, die laut dem 3. Armutsbericht 1,8 Millionen Kinder unter 15 Jahren in Deutschland betreffen (SGB II Statistik für Januar 2008)?
Schulen sollten wiederum so ausgestattet sein, dass arme Kinder kaum selbst Materialien kaufen müssten. Soweit ich weiß, erhalten hilfeberechtigte Kinder 100 Euro pro Jahr zum Schulstart.
tätigen-Familien mit dem von Alleinverdienern oder Alleinerziehenden. Letztere sind dann zwangsläufig einkommensarm – in Deutschland ist dies allerdings auf einem vergleichsweise hohen Wohlstandsniveau.
Besonders allein erziehende Mütter sind von Armut betroffen. 45 Prozent des Familienmodells „allein erziehende Mutter und zwei Kinder“ leben unter der Armutsgrenze. Seit 1965 ist die Zahl der Kinder, die arm sind, laut „Verein Für soziales Leben e.V.“ um das 16-fache gestiegen. Wie lässt sich dem entgegenwirken?
Ermöglicht die deutsche Sozialpolitik heute die Vereinbarkeit von Familie und Beruf – insbesondere für Alleinerziehende?
Ich will hier differenziert antworten. Querschnittsdaten, wie diese, sind Blitzlichtaufnahmen. Sie eignen sich politisch für die Skandalisierung. Armut liegt aber nicht einfach auf der Hand, sie ist etwas normativ und politisch Konstruiertes. Also muss man schauen, wie Armut jeweils berechnet wird und wie lange diese Mütter arm sind. Das gebräuchliche Armuts-
Westdeutschland hat sicherlich sehr viel weniger Krippenplätze für ganz kleine Kinder als zum Beispiel Schweden. Das liegt auch daran, dass sich die Betreuungskulturen der beiden Länder grundsätzlich unterscheiden. Die Politik will heute, dass alle Mütter möglichst rasch nach der Geburt wieder erwerbstätig sind, vor allem die Alleinerziehenden. Sie sollen ihren Unterhalt selbst erwirtschaften. Eltern haben aber ihre eigenen Vorstellungen davon, was gut für ihr Kind und gute Betreuung ist. Fragen sie Eltern, ab wann ihre Kinder in den Kindergarten gehen sollen, dann sagen die meisten: nicht vor drei Jahren. Von mehr Kinderbetreuung verspricht sich die Politik mehr Müttererwerbstätigkeit.
„In den letzten Jahren haben sich die Einkommen auseinander bewegt!“
Das ist wirklich wenig Geld, insbesondere, wenn man längerfristig so wenig zur Verfügung hat. Sie müssen aber auch sehen, dass die Einkommensanteile der anderen Haushaltsmitglieder hinzukommen, dann ist es schon wieder etwas mehr. Man nennt dies „economy of scale“: mehrere Personen tun sich zusammen und wirtschaften effizienter als eine Einzelperson. Und Kinder wirtschaften ja nicht für selbst allein.
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maß misst Einkommensungleichheit, nicht Armut. Ist eine Mutter von zwei Kindern Alleinverdienerin, vermutlich in Teilzeit, dann hat sie wenig Geld, liegt unter dem Durchschnittseinkommen von sechzig Prozent (offizielle Armutsschwelle, Anm. d. Red.), hat aber vielleicht Zeit, um das niedrige Einkommen durch eigenes Tun irgendwie wettzumachen. Ist sie nicht erwerbstätig, ist sie fast automatisch einkommensarm. Ob sie dann tatsächlich arm an Ressourcen ist, ist damit nicht ausgesagt. Und wenn die Alleinerziehende gering qualifiziert ist, hebt sie selbst die Vollzeiterwerbstätigkeit nicht über die Armutsschwelle. Zu berücksichtigen wäre ferner, wie lange sich Frau und Kinder in der Armutsgruppe befinden; die wenigstens der ganz kleinen Kinder sind länger als ein, zwei Jahre einkommensarm. Problematisch wird es, wenn man länger als zwei Jahre einkommensarm bleibt. Zudem vergleichen Armutsforscher oft das Haushaltseinkommen von Zwei-Erwerbs-
Und dieser Annahme widersprechen sie? Ja. Es gibt Bedarf, aber nicht für Ganztagsbetreuung und nicht für Kinder unter zwei Jahren. Wie unter anderem auch der Göttinger Armutsbericht zeigte, ist die Armut der einen immer auch der Reichtum der anderen. Haben wir ein Verteilungsproblem? In den letzten Jahren haben sich die Einkommen auseinander bewegt. Die Menschen wollen mehr Gleichheit haben. Laut Umfragen sind die Deutschen noch bereit zur Umverteilung, ich glaube aber, dass das Potential zur Umverteilung durch die Wirtschaftskrise geringer wird. Vielen Dank für das Gespräch!
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Jörg „Yogi“ Müller
D E R S T O L P ERSTEIN
Inder sind viel cooler!
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inti und Roma – wir nennen sie, seien wir doch ehrlich, eher Zigeuner – werden Ende des Jahres zu Tausenden und Abertausenden abgeschoben. ‚Schande‘, schreien manche und kämpfen mittels Demonstrationen für ein Bleiberecht und preisen die Multikulturalität. Aber wird diese nicht völlig überbewertet? Was ist schon multikulti daran, wenn ohnehin alle Sinti und Roma kniend auf deutschen Straßen betteln? Und was wissen wir überhaupt über diese ethnische Minderheit ohne Heimat? Nichts! Schieben Bundesregierung und -länder die häufig seit vielen Jahren in Deutschland lebenden Sinti und Roma dann nicht völlig zu Recht ab? Schließlich sind sie nicht einmal integriert. Zugegeben, Integration gestaltet sich schwierig, wenn ab ovo klar ist, dass früher oder später abgeschoben werden soll, was sicherlich nicht gerade die Bemühungen zur Integration beflügelt. Und überdies von deutscher Seite Integration mit Assimilation verwechselt wird – kleiner, nicht weiter erwähnenswerter Fauxpas. Bund und Länder sind jedenfalls der Meinung, dass die Lage dort, wo auch immer die Sinti und Roma herkom-
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* GLOSSE VON JÖRG SANDERS men, wieder sicher sei. Klar, NGO’s wie Amnesty International oder sonstige Organisationen gelangweilter Hippies behaupten, dass sie auch weiterhin in diesen Ländern verfolgt und diskriminiert werden. Dort erhielten sie unter anderem keine Bildung. Aber mal ehrlich: Der Kosovo ist doch noch immer total am Ende, was soll man dort schon mit Bildung anfangen? Das ist doch kein Argument! Und da Sinti und Roma eh nur betteln und nicht einträglich für den Staat sind, liegen sie diesem unnötig auf der Tasche. Da ist es doch viel lukrativer, wenn wir uns ein paar indische Computerexperten ins Land holen, denen ein Empfangskomitee noch am Flughafen den deutschen Pass nebst eines Gläschens Sekt in die Hand drückt. Oder, frei nach Rüttgers, doch lieber „Kinder statt Inder“? Ach ja, fast vergessen: Das Nazi-Regime hat im Dritten Reich europaweit rund 500.000 Sinti und Roma ermordet. Sie denken nun vielleicht, die Abschiebung der Nachkommen sei doch kein adäquates Mittel zur ‚Wiedergutmachung‘? Der Computerbranche wird’s egal sein…
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misterQM (photocase.com)
PARAGRAPHENR E I T E R
Zu den Urteilen der Sozialgerichte Die Klagenwelle reißt nicht ab. Nach wie vor haben die Sozialgerichte des Landes alle Hände voll zu tun mit der Flut an Klagen in Bezug auf Hartz -IV. Inzwischen mehren sich Stimmen, dass Klagerecht für Empfänger von Sozialleistungen einzuschränken. Man erhofft sich, dass damit die Klagen reduziert werden. Dabei bescheinigen die Gerichte, dass in rund fünfzig Prozent aller Klagen, den Betroffenen recht gegeben werden muss. Betroffene klagen also nicht aus Willkür sondern weil sie oft von den ARGEN benachteiligt werden. Daran sollte in der Tat etwas geändert werden, finden wir auch. Aber nicht indem man die Rechte von Bedürftigen weiter einschränkt.
* HANS PETER PUNG Krankenversicherung Sozialhilfeempfänger, die privat versichert sind, haben Anspruch auf Zahlung der vollen Beiträge für die Kranken- und Pflegeversicherung. Dies hat das Landessozialgericht Baden Württemberg in zwei Eilentscheidungen entschieden. Bisher wurden die Beiträge durch den zuständigen Träger „gedeckelt“ und nur die Kosten übernommen, die für einen gesetzlich versicherten Bezieher von Arbeitslosengeld II anfallen würden. Auf dem Differenzbetrag blieben die Sozialhilfeempfänger sitzen. Diese Praxis findet jedoch im Gesetz keine Stütze. Dem Gesetzgeber sei bewusst gewesen, dass insoweit eine Regelungslücke bestehe. Das Problem sei jedoch vor dem Hintergrund der fehlenden politischen Einigungsmöglichkeiten nicht gelöst worden. Dem Versicherten als schwächstem Glied der Kette könne nicht zugemutet werden, die Folgen dieser gesetzgeberischen Unzulänglichkeiten zu tragen. Diese könnten nicht nur in der Beschränkung der
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Versorgung auf eine Notversorgung bei akuten Erkrankungen bestehen, sondern auch darin, dass die Versicherung mit möglichen Beitragsrückständen gegenüber dem Versicherten aufrechnet, der jedoch ohnehin schon mit dem Existenzminimum auskommen müsse. LSG Baden-Württemberg Beschlüsse vom 30.06 / 08.07.2009 L 2 SO 2529/09 ER-B L 7 SO 2453/09 ER-B
Wohnungswechsel Empfänger von ALG II-Leistungen können ihren Wohnung nur aus wichtigem Grund wechseln. Dies geht aus einer Entscheidung des Landessozialgerichts Thüringen hervor. Das Gericht hatte über eine Klage einer alleinstehenden Hilfeempfängerin zu entscheiden. Diese richtete sich gegen eine Entscheidung der zuständigen ARGE, die einem Wohnungswechsel nicht zugestimmt hatte. Als Begründung hatte die Frau ins Feld
geführt, dass sie momentan eine 35m² große 1-Zimmer Wohnung bewohne. Die neue Wohnung, eine 45m² große 2-Zimmer Wohnung, entspreche den örtlichen Gegebenheiten, sei ebenfalls angemessen und böte ihr mehr Annehmlichkeiten. Die Richter folgten der Argumentation der ARGE. Für einen Wohnungswechsel müsse ein Grund vorliegen. Die Wohnung entspreche den einfachen, grundlegenden Bedürfnissen des Sozialgesetzbuches. Die Wohnsituation sei zumutbar. Auch habe sie andere Gründe (zum Beispiel Zusammenziehen mit einer anderen Person) nicht vorgebracht. Von daher habe die ARGE korrekt gehandelt. Der Umstand, dass die örtliche Angemessenheitsgrenze nicht ausgeschöpft werde bei sonst unveränderten Verhältnissen, mache einen Umzug in eine teurere Unterkunft nicht erforderlich. LSG Thüringen Beschluss vom 22.07.2009 L 9 AS 586/09 ER
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GÖTTINGEN
Angst vor der eigenen Courage? Impulse soll sie geben, Lösungen lieber nicht , schien die Devise der Göttinger Auftaktveranstaltung zur bundesweiten Woche des Grundeinkommens am 14. September im Foyer International. Zumindest war dies der Eindruck, den der als globaler Experte in Sachen Grundeinkommen gepriesene Referent und Mitbegründer des Netzwerks Grundeinkommen Ronald Blaschke am Ende hinterließ.
Clemens Eulig
* JULIA KRAUSE
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abei hätte es so schön werden können: Kurz vor der Bundestagswahl standen die Zeichen für eine Neuauflage des Themas bedingungsloses Grundeinkommen (BGE) günstig und auch die gerade mit Ach und Krach überwundene Finanzkrise müsste so manchen Reichen klar gemacht haben, dass Geld alleine nicht glücklich macht. Selbst für den Fall, dass dieses Wunschdenken bei den Begünstigten dieser Erde wider Erwarten keinen Anklang finden sollten, hatte Blaschke sogleich eine Lösung parat: Es müsse eine Besteuerung her, die gar kein Geld für Finanzspekulationen mehr übrig lasse und so die ungesunde Anlagelust weniger zum Wohle aller bremse. Oder nein, noch besser wäre es, Geld ganz abzuschaffen. Das mache sowieso nur Ärger und sorge für Neid. “Ja, aber, wenn am Ende alle gleich viel haben, wer macht denn dann den Müll weg?”, tönte es etwas verhalten aus dem Publikum. “Ja, gut, da muss man mal drüber nachdenken, ob man nicht für die miesen Arbeiten mehr zahlt, so als Anreiz”, die Antwort. Ja was denn nun? Geld weg oder nicht? Es war diese Mixtur aus Utopie, dieses „was wäre wenn wir alle bessere Menschen wären und vielleicht in 500
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Jahren (grob geschätzt) einen höheren ethischen Stand erreicht hätten“ und den praktischen Überlegungen einiger Ungeduldigen im Diesseits, die die Diskussionsrunde des Arbeitskreis bedingungsloses Grundeinkommen Göttingen so schwierig machte. Nicht, dass die Idee eines Einkommens für alle, unabhängig von einer Bedürftigkeitsprüfung, vom Familienunterhalt und der Staatsangehörigkeit nicht human und edel wäre. Das ist sie ohne Zweifel. Und auch, dass Armut, so die einhellige Meinung der Diskussionsrunde, zu Mangelernährung und sozialer Isolation führt, dürfte jedem klar sein, der einmal versucht hat, vom derzeitigen Hartz-IV-Regelsatz zu leben. Wie man diese möglichst schnell beheben könne, blieb jedoch auch deswegen ungewiss, weil die Frage der
Finanzierbarkeit des BGE für deutliches Unbehagen sorgte. Einmal angesprochen, ließ sie sich jedoch nur schwerlich mit einen „Ich bin kein Finanzexperte“ aus der Welt schaffen. Und so schwankten die darauf folgenden Erklärungsversuche zwischen „Umverteilung“ und „muss man dann mal sehen“. Wann man das mal sehen müsste? „In fünf Jahren wäre schön, dann bin ich im Rentenalter“, scherzte Blaschke. Eine durchaus optimistische Einschätzung, könnte man meinen.
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MEHR ZUM THEMA: Arbeitskreis bedingungsloses Grundeinkommen Göttingen Ansprechpartner: Gisela Brunken grundeinkommengoettingen@ t-online.de www.grundeinkommengoettingen.de
BGE – was ist das? Anders als bei der jetzigen Grundsicherung würden alle Menschen, ganz gleich ob sie in einem Haushalt mit anderen oder alleine leben, ein festgelegtes Einkommen ohne Bedürftigkeitsprüfung, das heißt ohne die vorherige Offenlegung ihrer privater Einkommens- und Vermögensverhältnisse beziehen dürfen. Eingeschlossen wären somit alle Personen, die in einem Staat leben, der das BGE beschlossen hat, also auch Migranten ohne deutsche Staatsbürgerschaft. Grundgedanke dieser partei- und länderübergeifenden Idee ist, dass jeder Mensch unabhängig von seiner beruflichen Tätigkeit und Steuerpflicht Anspruch auf ein so genanntes Existenzgeld hat. Bisher bestehen Ansätze dieses Modells in Alaska, Südafrika und Brasilien.
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GÖTTI N G E N
„Immer ein bisschen was übrig“ Grund zum Feiern: Der TagesSatz beging im September sein 15-jähriges Bestehen. Dazu veranstaltete das Projekt ein Straßenfest vor dem Alten Rathaus in Göttingen, um sich bei der Kundschaft für die Unterstützung zu bedanken.
* JENNY LEPIES
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edes Los ist ein Gewinn, auch wenn’s ein Trostpreis ist“, sagte TagesSatz-Verkäufer Bruno F. Spotted Bear. Die zwei Passantinnen griffen in den weißen Loseimer, den ihnen Bruno entgegenhielt. „Ihre Gewinne können Sie am weißen Zelt abholen“, erklärte er. Dann landete noch ein grau-grüner Schein in der Spendendose. „Manche spenden auch einfach so, ohne ein Los zu nehmen“, sagte Bruno nicht ohne Stolz. Die Tombola war eine Art des Straßenmagazins „TagesSatz“ (TS), sich an seinem 15. Geburtstag bei seiner Käuferschaft zu bedanken. Zur Feier seines Bestehens hat das soziale Projekt am 6. September ein Straßenfest vor dem Alten Rathaus in Göttingen veranstaltet. Das TS-Team bot neben der Tombola, mit vielen Sachpreisen gespendet von Göttinger Einzelhändlern, auch Dosenwerfen und Kinderschminken an. Zwischen den zwei Zelten und dem Stand mit dem kostenlosen Brötchenund Kuchenbüffet war eine Stellwand mit dem Cover der September-Ausgabe des TS in Übergröße ausgestellt. Der Grund: Das Heft präsentiert sich seit dieser Ausgabe in einem neuen, moderneren Layout. „Der Hauptunterschied ist natürlich, dass wir jetzt
innen bunt sind. Die Farbfotos sorgen für Akzente“, erklärte der Layouter Dirk Mederer. Bei der Planung des neuen Äußeren habe er sich auch europaweit an Straßenmagazinen orientiert. Auf der anderen Seite der Stellwand präsentierte der TS-Verkäufer Jörg „Yogi“ Müller für die Besucher die Fotos, die er während seiner 17 Jahre in Indien machte. Zu sehen waren die „Gesichter eines Subkontinents“. Wenn er den Besuchern die Bilder näher erläuterte, strahlte er über das ganze Gesicht, der Weltenbummler war hier ganz in seinem Element.
betonte Gunnar Siebecke, Beiratsmitglied des PWN: „Mich fasziniert am TagesSatz die Arbeit, die dort mit den Menschen geleistet wird, die in dieser Gesellschaft ausgegrenzt werden.“ Einer, der den TS schon lange begleitet, ist Werner Koßmann. Er ist der dienstälteste Verkäufer in Göttingen und bereits seit 1995 dabei: „Durch einen Stand in der Innenstadt bin ich damals auf den TagesSatz aufmerksam geworden.“ Koßmann dankte dem Verein für die letzten 15 Jahre, „auch wegen dem Geld. So war immer ein bisschen was übrig.“ TS-Vertriebsleiterin Juliane Michael beklagte die geringe Resonanz auf die versandten Einladungen zum Fest. „Ich finde es schade, dass Vertreter der Stadt Göttingen nicht gekommen sind“, erklärte Michael. Dennoch gab es auch viel Unterstützung von Göttinger Unternehmen. „Der Getränkehandel Gerke hat uns die Bänke und Tische für unser Fest zur Verfügung gestellt“, freute sich TS-Vorstandsmitglied Melanie Swiatloch. Das Grüne Auto half außerdem kostenlos mit einem Transporter aus, mit dem die nötigen Dinge für das Fest hin- und hergefahren wurden. Einen herzlichen Dank dafür!
Ehrenamtlicher Einsatz, der begeistert
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Jenny Lepies
Jascha Grewe
Die Besucherin Lieselotte Glatzner war vom Fest begeistert, den TS kaufe sie regelmäßig. Zum Geburtstag wünschte die Frau dem Magazin, „dass das was man hier so sieht, wie sich die Leute einsetzen, erhalten bleibt.“ Der Paritätische Wohlfahrtsverband Niedersachsen (PWN) würdigte an diesem Tag das Engagement des Projekts mit einer Plakette mit dem Schriftzug „Soziale Arbeit mit Qualität“. Man wolle damit auch in der Öffentlichkeit sichtbar machen, dass der TS Mitglied des Paritätischen ist,
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Gedanken eines TagesSatz-Verkäufers * MIKE Hallo liebe Leser und Leserinnen! Möchte mich einmal vorstellen, dass ihr wisst, von wem ihr Eure Zeitung kauft! Mein Name ist Mike, 52 Jahre alt und seit August 09 bei dem TagesSatz als Verkäufer!
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ach der Trennung im März 09 von meiner Frau, die dann im Juni 09 verstarb, befand ich mich auf einer Odysee die mich im Juli dann nach Göttingen führte! Hier traf ich auf liebe Menschen, die mich auffingen bevor in ganz entgleiste. Ich bekam eine Wohnung, Unterstützung und Hilfestellung in manchen Lebenslagen. Dafür bedanke ich mich recht herzlich bei dem Sozialarbeiterteam der Diakonie am Holtenser Berg, Wienstraße! Durch einen Kollegen, der auch Verkäufer ist, ist kam ich zum TagesSatz
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und traf auch auf liebe Menschen und eine gute Gemeinschaft, die auch ein Ohr für den Kollegen hat und Rat geben kann. Durch die Mitwirkung und den Menschen beim TagesSatz und der Diakonie fällt langsam mein Druck, der auf mir lastete, von den letzten Jahren meiner Partnerschaft! Es gibt noch liebe, ehrliche und hilfsbereite Menschen, auch wenn es nur eine kleine Minderheit ist! Wieso? Weshalb? Warum? Diese Fragewörter habe ich mir gestellt seitdem ich jetzt in Göttingen lebe! Denn mit dem wenigen Geld, was ein Hartz-IV-Empfän-
ger bekommt, ist das Busfahren ja teuer und es gibt Strecken, die etwas weit sind zu laufen. Wir haben bald die Jahreszeit, wo man nicht mehr so gut mit dem Rad vorankommt. Ich lebte ja in Braunschweig und dort ist es so geregelt, das sozial schwache Menschen ein Sozialticket bei den Busbetrieben erwerben können für 12 Euro! Unser Verkäufer Mike recherchiert derzeit, ob in Göttingen ein solches Sozialticket auch möglich ist. In der Dezember-Ausgabe können Sie mehr darüber erfahren!
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Clemens Eulig
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Straßengeflüster Das Straßenmagazin „Augustin“ aus Wien, war dieses Jahr wieder besonders sportlich. Zum zweiten Mal wurde das Fußball-Kleinfeldturnier der „AugustinCup“ ausgespielt. Unter dem Motto „Ein Heimspiel - ohne Zuhause“ wurde dieses Jahr gekickt. „Ein Heimspiel“, weil die Straßenzeitungskicker unter dem Namen das „Schwarzweiße Ballett“ seit vier Jahren jeden Montag beim Stadtligaklub schwitzen und trainieren. Somit sammelte der „Augustin“ wie im vorherigen Jahr viele andere Mannschaften aus der Kultur- und Medienszene, um sie gegen das „Schwarzweiße Ballett“, nach Meinung des „Augustin“ die Elite im Wiener Wohnungslosenfußball, antreten zu lassen. Während dessen gab es ein breites Rahmenprogramm für Kinder und Kulturfans.
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* LUAN SEIDEL Mit der Initiative „tuerantuer“ wurde in Münster eine ganz neue Form von Protest abgehalten. Da ab Mitte September 2009 alle münsterschen Roma von der Abschiebung bedroht sind, gab es unter dem Motto „Rettet eure Nachbarn! Aktion 302“ am 5.September eine Solidaritäts-Fotoaktion. Somit konnten Roma und alle anderen MünsterInnen, die sich gegen die Abschiebung und für ein Bleiberecht der Roma einsetzen, paarweise fotografieren lassen. Durch diese Aktion bekamen die Betroffenen und die Mitfühlenden ein Gesicht. So eine kunstvollen Art von Protest muss sich unbedingt verbreiten und sollte gewürdigt werden.
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MEHR ZUM THEMA: www.augustin.or.at www.tuerantuer.de
Was is‘n mit Kindergeburtstagen? Ach Kinder, wie die Zeit vergeht. Kaum blickt man wieder auf den Kalender, schon sind 15 Jahre vergangen und was gerade noch Alltag war, ist nun schon eine verstaubte Erinnerung, die in immer weitere Ferne rückt. So auch der letzte Kindergeburtstag, auf dem ich war. Im zarten Alter von zehn Jahren. Ich kann mich noch gut an diese Zeit erinnern. Was man nicht alles für einen Blödsinn macht, um kleinen Kindern Nachmittags eine Freude zu bereiten. Die Eltern bringen einen, bleiben viel zu lange, um noch mit den anderen Eltern zu quatschen. Während die Meute schon auf Kaperfahrt geht. Irgendetwas geht immer zu Bruch. Geschenke werden ausgepackt. Endlich neuer Schleim aus der Dose. Der Alte ist schon hart geworden. Danach gibt’s erstmal Pommes und Würstchen und die Spiele können beginnen. Stip-Stop. Wenn jemand das sagt, muss die letzte Akti-
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on immer wieder wiederholt werden. So auch das Befüllen von Gläsern oder das Essen von Pommes, bis es nicht mehr geht. Und das wortwörtlich. Das obligatorische Übergeben eines oder mehrerer Teilnehmer steht damit schon als nächstes auf dem Programm. Nach elterlicher Putzaktion geht es dann mit Topfschlagen weiter oder auch Schokoladenwettessen, um die Gemüter noch ein wenig aufzupeitschen. Unter schrillem Gelächter kommt es dann zu verletzten Fingern und kaputten Holzkochlöffeln. Und dem neu verlegten Laminatboden tut die Aktion auch nicht unbedingt gut. Endlich sieben Uhr oder eher: oh, schon sieben Uhr. Noch eine Schaumwaffel mit auf den Weg und dann ab nach Hause und ab ins Bett. Was waren das für schöne Geburtstage, Kinder. Jemand sollte mal wieder so einen schmeißen.
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Bianca Kuchenbrod
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Ein Stück Japan in Kassel * BIANCA KUCHENBROD Unter dem Motto „Von Fans für Fans“ lud man vom 18. bis 20. September wieder zur Connichi ein. Tausende Manga-, Animeund Cosplaybegeisterte ließen sich das nicht entgehen und machten sich auf zum Kassler Kongress Palais. Als Außenstehender bleibt da die Frage: Was machen all die verkleideten Menschen in der ehemaligen Stadthalle?
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ie Connichi ist eine Convention, also eine Art „Mangaund Animemesse“, ein riesiges Fantreffen. Und genau das tut man in erster Linie: Man trifft sich mit Freunden, Bekannten, Gleichgesinnten und lernt neue Leute kennen. Mit ihnen kann man sich dann über die neuesten Manga und Trends aus dem „Land der aufgehenden Sonne“ unterhalten oder ihnen beim Nudelschlürfen, Karaoke singen und Videogame spielen zeigen was man drauf hat. Wer sein Ticket voll ausnutzen wollte, der besuchte einen der zahlreichen Workshops zum Thema Manga zeichnen, Synchronsprechen oder Japanisch lernen. Manga, also japanische Comics, und alles was damit zusammenhängt, stehen also im Mittelpunkt der Connichi – denn mit den Manga fing alles an. In Japan hat das Zeichnen von Karikaturen eine circa tausendjährige Tradition. Der Manga in seiner heutigen Form entstand durch den Ein-
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KA S S E L fluss westlicher Comics und Zeichentrickfilme. Nach dem zweiten Weltkrieg schaffte er seinen Durchbruch mit der Einführung des Story-Manga. Aus dem heutigen Japan sind Manga nicht mehr wegzudenken. Jeder liest sie nahezu überall, nach japanischer Leseart von rechts nach links. Mittlerweile hat sich ebenso eine eigene deutsche Mangaszene herausgebildet. Auch beim diesjährigen Zeichenwettbewerb „Märchen meets Manga“ suchte man wieder Nachwuchstalente, deren Werke dann in einem Sammelband veröffentlicht wurden. Es galt sich an sieben ausgewählten Grimmmärchen zu bedienen und daraus ein neues zu erzählen oder ein Bild dazu zu malen. Während der Signierstunden konnte man sich von deutschen Zeichnern wie Martina Peters, Robert Labs und Rebecca Jeltsch das Conhon, das „Conventionbuch“, mit kleinen Zeichnungen und persönlichen Widmungen verschönern lassen. Wie ein Poesiealbum reicht man das Conhon an seine Freunde und an Menschen, die man auf Conventions trifft, weiter. Natürlich gab es im Händlerbereich überall Manga zu kaufen, aber wer sein ganzes Geld schon für Eintritt, Anreise und Unterkunft verpulvert hatte, der versorgte sich in der Manga-Bibliothek mit neuem Lesestoff.
gründer Takami Akai, war das GAINAX-Filmstudio, das praktisch schon Stammgast auf der Connichi ist, vertreten. Bekannt wurde das japanische Studio durch die erfolgreiche Science Fiction Animeserie „Neon Genesis Evangelion“. Den einen oder anderen Trick konnte man sich vom Japaner Hidenori Matsubara abschauen, dem Animationsdirektor der neuesten Evangelion-Kinofilme. Der dritte Fokus der Connichi liegt ganz klar auf dem Cosplay, das frei übersetzt „Kostümspiel“ bedeutet. Dabei stellt man Manga-, Anime- oder Videospielcharaktere nach. Deshalb schaut es auf der Connichi ein bisschen so aus, als wäre die fünfte Jahreszeit angebrochen. Echte Cosplayer nähen hierzulande ihre Kostüme in stunden- bis tagelangem Aufwand selbst und auch die Waffen werden aus Holz oder Kunststoff gebastelt. Cosplay heißt aber nicht nur „sich verkleiden“: Man sollte seinen Charakter kennen und auch einzelne typische Szenen nachstellen können. In Japan stellte die Cosplay-Bewegung zu Be-
die auf der Connichi ihre Europapremiere feierte. Als waschechter Otaku kennt man ihren Song „Chain“, den Openingsong des Inlineskates-Anime „Air Gear“, mit dem sie auch international erfolgreich wurden. J-Pop und J-Rock Bands werden oft durch Animemusik bekannt. Wer es allerdings lieber etwas düsterer mag, der machte sich auf zu den Kasseler Nachthallen. Dort performten Gothika einen Stil, den sie selbst als „Digital Rock“ bezeichnen. Davor wurde allerdings das beste Visual Kei Cosplay gekürt. Visual Kei Bands erkennt man an besonders hervorstechender, grellbunter oder tiefschwarzer Kleidung, an auffälligen Frisuren und an ihren stark geschminkten Gesichtern. Japanische Visual Kei Bands sind meist männlich – auch wenn es auf den ersten Blick anders aussieht. Dass Männer in Frauenrollen schlüpfen war schon im 17. Jahrhundert in den traditionellen Kabuki-Theatern normal, nachdem Frauen das Theater spielen verboten worden war. Dennoch ist Visual Kei ein rein optisches Phänomen, das an keine bestimmte Musikrichtung gebunden ist. Wie für Manga gilt auch bei der Musik, dass ein Teil japanischer Kultur eingeflossen ist. Das sollte man sich bewusst machen, bevor man urteilt. Außerdem sind die verschiedenen Ausprägungen sehr eigenständig geworden, sodass nicht jeder gleichzeitig Mangaleser, Cosplayer und Visual Kei-Fan ist. Wer sich als Neuling für japanische Kultur und Manga im Besonderen interessiert, für den heißt es schnell sein: Der Connichi-Samstag war 2009 bereits fünf Wochen nach Vorverkaufsbeginn ausverkauft. Begeisterte Otaku stört das wenig: Sie freuen sich schon wieder auf die „Nichi 2010“.
Einmal in eine andere Haut schlüpfen
Ausführlich widmete man sich zudem dem Thema Anime, dem japanischen „Zeichentrickfilm“. Wer ein Päuschen brauchte, der machte es sich in der Anime-Ecke bequem. Man diskutierte aber auch ernsthaft über Fansubs, also Anime mit japanischer Synchronisation, die von Fans mit deutschen Untertiteln versehen wurden und die der Anime-Industrie große Schäden zufügen. Während man in Deutschland noch über Anime lächelt, da hauptsächlich Mainstream Kinderund Jugendfilme erscheinen, gibt es in Japan gleichfalls Anime mit ernsthafteren Themen. Was viele nicht zugeben möchten: Der Anime ist mittlerweile soweit seinen Kinderschuhen entwachsen, dass er Disney ernsthafte Konkurrenz machen kann. Durch Studiochef Hiroyuki Yamaga und MitbeTagesSatz
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ginn eine Art Protest gegen die starre Gesellschaftsstruktur dar. Passend zum Thema Cosplay fand der jährliche Vorentscheid für den World Cosplay Summit, den einzigen internationalen Cosplay-Wettbewerb, statt. Für Auflockerung sorgte am Freitagabend der Schweizer Comedian Shinji Schneider und bewies, dass Animefans durchaus über sich selbst lachen können. Zahlreiche Show- und Tanzgruppen versüßten dann den Samstag. Otaku, wie sich die „extremeren“ Mangaund Animefans gerne nennen, interessieren sich aber auch für Kultur und Musik der Japaner. So sprach die japanische Popsängerin, Synchronsprecherin und Schauspielerin Haruko „Halko“ Momoi vielen aus der Seele, als sie am Sonntag von ihren Erfahrungen als Otaku in der Schule erzählte. Eine kleine Gesangseinlage hatte sie bereits bei der Eröffnungsfeier gegeben. Das Highlight des Samstags bildete die japanische Rockgruppe BACK-ON,
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MEHR ZUM THEMA: Die Connichi wurde 2002 vom Animexx e.V., Deutschlands größtem Manga- und Anime-Verein, ins Leben gerufen. Seit 2003 findet die von freiwilligen Fans organisierte Convention in Kassel statt. www.connichi.de www.animexx.de
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KASSEL
Die fetten Jahre sind vorbei Der nachfolgende Text ist ein persönlicher Rückblick eines Mitfünfzigers, der längst noch nicht angekommen ist. Privat
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ein grimmiger Blick auf dem Einschulungsfoto im Jahre 59 spricht Bände und die Zuckertüte oder die Mütze mit Ohrenklappen gegen jegliche Art von Kälte konnten den Missmut auch nicht überdecken. Als hätte ich es geahnt! Im Leben bekommt man nichts geschenkt, dies sollte sich auch künftig bestätigen. Keine idyllische Kaffeefahrt war der Weg mit dem Schienenbus zur Schule, aber eine gute Gelegenheit, fehlende Aufgaben abzuarbeiten. Lehrer und Pfarrer klärten uns darüber auf, dass Lebensfreude, wenn überhaupt, ganz weit hinten anzusiedeln sei und betreffend süßer Sünden im Jugendalter konnten wir uns in der „Bravo“ informieren, bei Selbstversuchen erfolgreich sein oder aber kläglich scheitern. Warum wir in der Schule von Lehrern nur mit Nachnamen angeredet worden sind, weiß nur der Rektor, aber offensichtlich waren die Autoritäten nicht fähig, sich die Vornamen zu merken: „Becker, ab morgen bringe ich dir Manieren bei!“ Ein er-
folgloser Versuch meiner einarmigen Lehrerin, denn selbst mein Vater war hier längst gescheitert. Was sollte ich nach Abschluss der Mittleren Reife tun? Aus der Stadt des guten Tons im Meißner Vorland wollte ich schnellstens verschwinden und als sie mich zum Bund abzukommandieren versuchten, zog ich dann die Polizei vor, um 1973 den Dienst als Hauptwachtmeister in Frankfurt mehr oder weniger dankbar zu quittieren. Das frische Pils in der Scenekneipe mit Daniel Cohn-Bendit oder Josef Fischer mundete mir besser als aufgewärmter Kan-
mals keiner richtig allein fühlen. Die Ostzone wurde jenseits der Werra von Wessies gern als Ausflugsziel benutzt und ganze Familien schauten begeistert mit dem Feldstecher gen Osten. Die Gedanken schienen frei und alle wollten dabei sein! Bei mir spielte auch Musik eine enorm wichtige Note und die ersten Filme mit Conny, Peter, Freddy sah ich mir im Kino für siebzig Pfennige an. Künstler wie Beatles oder Stones lösten die eher eintönigen inländischen Stars ab und die Schlagerbörse auf Koffer- oder Taschenradio hatte Hochsaison. Nach den Jahren der Abituraufarbeitung am Kasseler Hessenkolleg weilte ich zwölf Jahre in Marburg, Wein, Weib und Gesang nahmen jedoch großen Raum im Studentenleben ein. Mein Schlagzeug wurde fast nur vom französischen Vermieter genutzt, aber die Stammkneipe „Delirium“ oder der Kater namens Carlos hatten immer eine offene Tür beziehungsweise ein offenes Öhrchen für mich. Mein Blick begann sich dann immer öfter gen Norden zu wenden und die documenta-Metropole sah mich nach dem langjährigen studentischen Abstecher bald wieder. Nach einer längeren Eingewöhnung in Kassel (Bebelplatz) habe ich hoffentlich die Zeichen der Zeit erkannt und zum Abschalten oder „die Seele baumeln lassen“ mache ich es mir auf dem Dach über der Wohnung bequem, schaue melancholisch oder reiselustig Flugzeugen oder Vögeln nach und bereite mich akribisch auf die kommende Wahl vor. Ein Zeitgenosse gegenüber prostet mir manchmal mit einer leeren Bierflasche zu und weiß, ebenso wie ich, dass die „fetten Jahre“ vorbei sind.
„Becker, ab morgen bringe ich dir Manieren bei!“
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tinenkaffee, auch wenn der umsonst war. Meinen wahren Job im öffentlichen Dienst habe ich verständlicherweise meist verschwiegen; geglaubt hätte es mir eh keiner. Nach absolviertem Polizeidienst begab ich mich auf genossenschaftlichen Schnupperkurs in die DDR: Die SED hatte geladen, in Erfurt konnten wir uns Gedanken über den realen Sozialismus machen. Durch Höchstleistungen des Verfassungsschutzes musste sich da-
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TagesSatz
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DIE KOCHNI S C H E
Kochen mit dem TagesSatz Leckere Gerichte für Sie entdeckt owik2 (photocase.com)
* HANS PETER PUNG
Möhrensuppe
Zwiebelsuppe
Kressesuppe
1kg Möhren, 2 Bund Frühlingszwiebeln, 500ml Gemüsebrühe, 200ml Orangensaft, Zucker, Salz, Pfeffer, 1 Paprikaschote rot, Crème fraîche, Öl
500g Zwiebeln, Salz, Pfeffer, Zucker, Muskat, 200ml Weißwein, 1l Gemüsebrühe, 6 Frühlingszwiebeln, Öl
1 Zwiebel, 60g Mehl, 800ml Gemüsebrühe, Salz, Pfeffer, Muskat, 200ml Schlagsahne, 300g Brunnenkresse, 4 Scheiben Parmaschinken, 40g Butter, Olivenöl
Möhren schälen, in Scheiben schneiden. Frühlingszwiebeln putzen, die weißen und hellgrünen Teile in Ringe schneiden, getrennt lagern. Öl in einem Topf erhitzen. Möhren und die weißen Teile von den Frühlingszwiebeln zugeben und andünsten. Gemüsebrühe zugießen, etwa 15 Minuten zugedeckt köcheln lassen. Mit einer Schaumkelle etwa ¼ der Möhren entnehmen, zur Seite stellen. Die restlichen Möhren mit dem Pürierstab im Topf fein pürieren, dabei den Orangensaft nach und nach zugeben. Die Suppe nochmals aufkochen lassen, mit Salz, Pfeffer und einer Prise Zucker würzen. Paprikaschote halbieren, entkernen, vierteln, in feine Streifen schneiden. Die Paprikastreifen zusammen mit den Möhrenscheiben und den hellgrüne Frühlingszwiebelringen in die Suppe geben und kurz erwärmen lassen. Auf 4 Tellern anrichten, jeweils mit 2 EL Crème fraîche garnieren und heiß servieren.
Zwiebel schälen, in feine Ringe schneiden. Frühlingszwiebeln putzen, in Ringe schneiden. Öl in einem Topf erhitzen, Zwiebeln zugeben und goldbraun darin anbraten. Die Zwiebelringe mit Salz, Pfeffer, etwas Muskat und einer Prise Zucker würzen. Mit Weißwein ablöschen, etwa auf die Hälfte einkochen. Brühe zugießen, im geschlossenen Topf bei mittlerer Hitze circa 15. Minuten garen lassen. Kurz vor Ende der Garzeit die Frühlingszwiebeln zugeben. Suppe bei Bedarf nachwürzen. Tipp: Reichen Sie dazu frisches Bauernbrot. Eine besondere Note erhält es, wenn Sie die Scheiben im Toaster knusprig rösten und mit einer Knoblauchzehe einreiben.
Zwiebel schälen, fein würfeln. Kresse putzen und waschen. Butter in einem Topf schmelzen, Zwiebel zugeben, glasig dünsten. Mehl unterrühren. Die Brühe unter Rühren zugießen, aufkochen lassen, circa 20 Minuten bei milder Hitze kochen lassen. Mit Salz, Pfeffer und Muskat würzen. Sahne zugeben. Von der Brunnenkresse einige Blätter zum Garnieren zu Seite legen. Die restliche Kresse hacken, in die Suppe geben. Mit dem Pürierstab fein pürieren, nochmals aufkochen. Parmaschinken im Olivenöl knusprig braten und zur Suppe servieren. Mit den zur Seite gelegten Blättern garnieren. ANZEIGE
Tipp: Dazu reichen Sie am Besten frisches Baguette.
TagesSatz
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K U LT U RT I P PS
GÖTTINGEN
Agentur
Die Empfehlung
Die Schmidt Show on Tour Stadthalle Göttingen 1988 eröffnete das Schmidt Theater im Hamburger Spaß- und Ausgehviertel St. Pauli. Nur drei Jahre später folgte das nicht minder bekannte Schmidts Tivoli. Für all diejenigen, die sich nicht gleich auf eine Reise zur Reeperbahn begeben wollen, kommt die Schmidt Show
* MELANIE SWIATLOCH
am 25. Oktober auch in die Göttinger Stadthalle. Die Moderation wird hierbei von Wolfgang Trepper geführt. Weitere Gäste werden Elke Winter, Martin Sierp, Tobias Rademacher und die Battle Beasts sein. Das komplette Tour-Programm kann zusätzlich unter www.tivoli.de eingesehen werden. Es wird Sie mit Sicherheit ein unvergesslicher Abend erwarten, eben schrill, schräg und gnadenlos!
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MEHR ZUR EMPFEHLUNG: Schmidt Show on Tour 25.10. , Beginn 20.00 Uhr Stadthalle Göttingen, Tickets: Göttinger Tageblatt, Telefon 0551 - 90 12 13 Tourist-Information, Altes Rathaus am Marktplatz, Telefon 0551 - 49 98 031 Preise: 22,20 Euro - 28,80 Euro
16.10. - 25.10. 18. Göttinger Literaturherbst
noch bis 02. 2010 Kulturbahnhof, Ks
Verschiedene Veranstaltungsorte Auftakt bilden die Besuche von Colin Renfrew, dessen Forschungsschwerpunkt auf Sprachen in Europa liegt und Klaus Wagenbach, der „100 Gedichte aus der DDR“ herausbrachte. Eintritt: 10-18 Euro
Schätze aus der Märchenwerkstatt: Welterbe der Brüder Grimm täglich 10.00-17.00 Uhr, mittwochs bis 20.00 Uhr Eintritt: 3 Euro, Kinder und Jugendliche bis 18 Jahre frei
30.10. - 31.10. Institut für Forschung und Bildung, Gö Öffentlicher Kongress: Vom Klimawandel zum Hunger und zur Kriegsgefahr? Merkmale einer globalen Krise und ihre Lösungswege. Verdeutlicht werden soll hierbei der kausal- konditionale Zusammenhang ökologischer, sozialer und friedenspolitischer Probleme und zwar im globalen Ausmaß. Weitere Infos unter www.ifbgoettingen.de. noch bis zum 27.12. Caricatura (Kulturbahnhof), Ks Der ganze Gaymann Do/Fr 14.00-20.00 Uhr Sa/So 12.00-20.00 Uhr Eintritt: 3 Euro 26
Sa 03.10. / 20.15 Uhr Theater im OP (ThOP), Gö UNSCHULD: Premiere von Dea Lohers Werk, das sich um neun Menschen dreht, die sich ihrem Leben stellen müssen. Eintritt: 9 Euro, ermäßigt 6 Euro. So 04.10. / 16.30 Uhr Kulturzentrum Schlachthof, Ks Große Musik für kleine Menschen: Diego Jascalevic präsentiert Musik aus verschiedenen Genres; extra um arrangiert für Kinder im Alter von 2 bis 8 Jahren, Eintritt: 4 Euro So 04.10. / 20.00 Uhr Theater im OP (ThOP), Gö Poetry Slam: Jeder der möchte kann mitmachen! Voraussetzung ist ledig-
lich, dass das Werk selbst geschrieben ist. Für den Vortrag gibt es einen Zeitrahmen von sieben Minuten. Di 06.10. / 18.30-20.00 Uhr vhs (Wilhelmshöher Allee), Ks Im Wechselbad der Gefühle – Die Borderline-Persönlichkeit und ihre Mitmenschen Do 08.10. / 20.30 Uhr Kulturzentrum Schlachthof, Ks Jazzfest Kassel: Doppelkonzert Rusconi Trio (Nu Jazz) und Monoleben (Jazz/Rock/Fusion) VVK: 11 Euro, AK: 14 Euro Fr 09.10. / 20.00 Uhr Komödie, Ks Keinohrhasen Karten unter 0561/18383 oder unter www.komoedie-kassel.de Sa 10.10. / 16.00 Uhr Deutsches Theater (DT), Gö Schauspiel Workshop: Für Mitglieder des Jugendclubs, Anmeldung: 0551 - 496948. Treffpunkt ist der Bühneneingang. So 11.10. / 16.00 Uhr Junges Theater (JT), Gö Ein Schaf fürs Leben: Ein Schaf und ein Wolf. Das könnte doch für einen der beiden gefährlich sein? Familienstück mit Musik (ab 5 Jahren) Eintritt: 9 Euro, ermäßigt 6 Euro. So 11.10. / 19.30 Uhr Literaturbüro Nordhessen (Lasallestraße 15), Ks Leseland Hessen: Mathias Polityckni liest „Jenseitsnovelle“ Di 13.10. / 20.00 Uhr Deutsches Theater (DT), Gö I Hired a Contract Killer: Henry beauftragt einen Killer, der ihn selber töten soll, doch dann verliebt er sich in die Rosenverkäuferin Margaret. Eintritt: 5 Euro -11 Euro. Di 13.10. / 20.00 Uhr Kulturzentrum Schlachthof, Ks Once Upon A Time: ein Abend von TagesSatz
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KULTURT I P P S Helden für Helden: SolotheaterAbend mit Pianobegleitung VVK: 5 Euro, AK: 7 Euro
Filmforum Psyche: Requiem For A Dream
Kassel
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rochesterjazz.com
Mi 14.10. / 20.00 Uhr Kulturinitiative Werkstatt e. V. , Ks
Die Empfehlung
Fr 16.10. / 19.30 Uhr Musa, Gö Comedy Company: Benefiz für das Deutsche Zentrum für MS im Kindes- und Jugendalter. Die fünf-köpfige Truppe begeistert das Publikum mit sowohl ernstem Improvisationstheater als auch Impro-Comedy. Fr 16.10. / 20.30 Uhr Literarisches Zentrum, Gö Lampedusa: Schauspiel einmal anders: Die Aufführungen finden in einem Bus der Göttinger Verkehrsbetriebe statt. Los geht es an der Haltestelle Jüdenstraße, vor dem GÖVB-Kundenzentrum. Weitere Termine: 17., 18., 20., 21.10. gleiche Zeit, gleicher Ort. Eintritt: 8,50 Euro - 12,50 Euro.
All About Jazz In diesem Jahr findet nun bereits das 17. Jazzfest Kassel statt. Unter Anderem tritt die Band „Monoleben“ auf, deren Musik einem Trip zwischen Fantasie und Realität gleicht. Der englische Alt-Saxofonist Toni Kofi ist Autodidakt, hat sich also sein Wissen durch Abschauen und Erhören erarbeitet
So 18.10. / 20.00 Uhr Kulturzentrum Schlachthof, Ks
in sich haben. Von Bob Dylan bis zu den Stones ist viel Tolles dabei. Sorgen braucht man während des Auftritts übrigens keine zu haben, die Hot Docs sind nämlich allesamt echte Ärzte!
Lea Maria Becker: Singer-Songwriter aus Kassel VVK: 5 Euro, AK: 7 Euro
Di 27.10. / 20.30 Uhr Kulturzentrum Schlachthof, Ks
Di 20.10. / 19.00-22.00 Uhr Staatstheater (Opernhaus), Ks
Hattler (Clubsounds, Psychedelic Pop und Nu Jazz) VVK: 12 Euro, AK: 15 Euro
Kostprobe: South Pacific Do 22.10. / 17.00 Uhr Paulinerkirche, Gö Führung im Historischen Bibliotheksgebäude: Paulinerkirche und HeyneLesesaal. Teilnehmerzahl ist auf jeweils zwanzig begrenzt. Anmeldung unter Tel.: 0551 - 39 - 22 456. Eintritt ist frei. Do 22.10. / 20.30 Uhr Nörgelbuff, Gö
Mi 28.10. / 22.00 Uhr Jugendzentrum (Juzi), Gö Konzert mit Deadline und The Grit. Deadline gründeten sich 2001 in London und spielen Punk Rock vom Fein-
* HARALD WÖRNER MEHR ZUR EMPFEHLUNG: Folgende Auftritte finden statt: 03.10. / 20.00 Uhr Gleis 1: Lange Jazznacht 04.10. / 12.00 Uhr Gleis 1: The Hot Six 05.10. / 19.00 Uhr Kulturzentrum Schlachthof: Workshop & Konzert 07.10. / 20.15 Uhr Staatstheater/TIF: Talking Cows 08.10. / 20.30 Uhr Kulturzentrum Schlachthof: Rusconi Trio und Monoleben 09.10. / 20.00 Uhr Staatstheater/Schauspielhaus: Toni Kofi Quartett Karten bei: Förderverein Kasseler Jazzmusik e.V. c/o Kulturzentrum Schlachthof Mombachstr. 10-12, Kassel Tel: 0561/893305 oder per Kontaktformular unter www.jazzvereinkassel.de
sten. Nicht weniger laut sind The Grit, die mit ihrem zweiten Studioalbum ihre ganz eigene Art von „Punk ‘n’ Fuck ‘n’ Roll” haben. Fr 30.10. / 20.00 Uhr Theater der Nacht, Northeim Die italienische Nacht: „Rigoletto“ mit Leckereien vom italienischen Buffet und Musik vom Duo Raffaela Luna & Franco Morone. Eintritt: 40-46 Euro. Fr 30.10. / 20.15 & 21.45 Uhr Staatstheater (TIF), Ks Publikumsbeschimpfung (nach Peter Handke) ANZEIGE
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Improsant: Werkschau der Improtheatergruppe des ThOP. Sa 24.10. / 21.00 Uhr Nörgelbuff, Gö Hot Docs: Rock- und Popcover, die es TagesSatz
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K U LT U R G Ö TTINGEN
„Jeder kann eine Kinderperspektive einnehmen“
Seit September 2008 existiert das freie Theaterprojekt „Stille Hunde“. Im Zentrum des Projektes stehen kultur-, sozial-, bildungspolitische und persönlichkeitsbildende Themen. Der TagesSatz sprach mit den Gründern Christoph Huber und Stefan Dehler.
* KARL-HEINZ SAUER
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Stille Hunde
ls erstes wurden die Kinderstücke „Die kleine Raupe Nimmersatt“ sowie „Vom kleinen Maulwurf, der wissen wollte, wer ihm auf den Kopf gemacht hat“ inszeniert. Es folgten „Krabat“ und „Die Leiden des jungen Werthers“ von Goehte: „Wir haben viel gearbeitet… und die Arbeit hat Früchte getragen!“ Neben diesen Produktionen bieten die Theatermacher als zweites Standbein theaterpädagogische Workshops in Schulen zum Thema „Gefahren durch Internet“ an. Dabei wird mit dem Mittel der Jugendsprache und in Zusammenarbeit mit der Polizei Göttingen gearbeitet.
Und auch Lehrer-Weiterbildungen stehen auf dem Programm. Der nächste Kurs „Darstellendes Spiel“ beginnt Mitte 2010. Die Projekte beschränken sich aber keinesfalls nur auf Göttingen: Regional bewegen sich die „Stillen Hunde“ von Hessen bis Hamburg. Aber auch Gastspiele in der Schweiz und in München, wie auch in den neuen Bundesländern kommen vor. Über zuviel Freizeit können sich die Theatermacher nicht beklagen. „Wir haben gut zu tun: Sonntag ist Premiere, am Donnerstag ist wieder Premiere. Viele Anfragen und viele Interessenten halten uns in produktiver Bewegung. Januar bis März 2010 sind schon verplant.“ Bei ihren Projekten hat die Gruppe den Anspruch, politische und soziale Themen mit Relevanz anzusprechen: „Wir machen Projekt-Theater zur Förderung der Arbeitshaltung von jungen Menschen, um zusammen gemeinsame Ziele zu erreichen.“ Jeder habe so seine persönliche Art und auch Unarten, negative Muster – das Theaterspielen wirkt wie ein Spiegel dieser Muster: persönlichkeitsbildend! Von Kindern lernen, ist dabei ein Motto. „Jeder kann die Kinderperspektive einnehmen – und das ist nicht ganz ohne!“ Die Stücke sollen einfach und wirklichkeitsnah zugleich sein. Figuren entstehen, mit denen sich Kinder identifizieren. Sich über Tabus hinaus zu setzen sei lustvoll, sich „viehisch“ auszudrücken, so wie man es gerade erlebe! Das Stück vom kleinen Maulwurf sei daher ethisch begründet: „Was du nicht willst, das man dir
Theater ist viel mehr als bloße Unterhaltung
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tut, das füg´ auch keinem anderen zu! Wir wollen junge Menschen befähigen, ihren Weg zwischen Konvention und freiem Ausdruck zu finden. Wir wollen sensibilisieren für den Balanceakt zwischen sozialen Verhältnissen und individuellen Wünschen.“ Die Identifikation mit den Figuren ist deshalb besonders wichtig. Dass sie sich wie in einem Spiegel selbst sehen lernen, sowohl als Mitwirkende in unseren Stücken, wie auch als Zuschauer.“ Allerdings gelingt ein Projekt nur, wenn das Netz der Beziehungen so tragfähig ist, dass die Mitwirkenden mit Engagement bei der Sache bleiben und ihre Fähigkeiten und ihre Begeisterungsfähigkeit in die Projekte einbringen. Daher sei Selbstvertrauen eine Grundkompetenz für die Sicherheit im Umgang mit Anderen. Wer über einen längeren Zeitraum unter kompetender Anleitung spielt, könne dann auch Veränderungen an der Persönlichkeit bei sich und anderen erkennen. Theater, das in diesem Sinne viel mehr ist als bloße Unterhaltung, ist gesellschaftlich und sogar wirtschaftlich nutzbringend und steigert die Klarheit, den Sinn des eigenen Lebens durch die Spiegelungen der Blicke und Worte der Anderen zu empfinden und daran zusammen mit Anderen zu wachsen. Der Zukunft schauen die Akteure zuversichtlich entgegen. Die unterschiedlichen Standbeine ihrer Arbeit ermöglichen dem Team, Erfahrungen, die sie in einem Bereich sammeln, in den anderen Bereichen nutzbar zu machen.
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MEHR ZUM THEMA: www.stille-hunde.de TagesSatz
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KULTUR KA S S E L Angela Giorgi
nung mit einem Unbeschäftigten den Schirm in die andere Hand wechselt und sein Portemonnaie aus der Hosentasche fischt? Weshalb, würde sich ein zufälliger Beobachter fragen, weshalb wird dieser Businessman beim Anblick eines aus dem Erwerbsleben Geschiedenen plötzlich so nervös? Hat er etwas mit der Sache zu tun? Wahrscheinlich ist es am unverfänglichsten, wenn er den Mann übersieht. Nicht absichtlich. Einfach, weil er als Führungspersönlichkeit mit den Gedanken beim Job ist. Das könnte allerdings auch den Eindruck erwecken, er verdränge ein gesellschaftliches Problem. Doch Steffen ist kein Verdränger. Schon gar nicht von Problemen, die ihn persönlich nicht betreffen.
Decision Making In einer neuen Reihe veröffentlichen bekannte Autoren in den kommenden Monaten Auszüge aus ihren Texten im TagesSatz. Diesen Monat präsentieren wir Ihnen den schweizer Autor Martin Suter.
* PROSA VON MARTIN SUTER
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teffen sieht ihn von weitem. Er steht zwischen zwei Schaufenstern dicht an der Hauswand, trägt eine Schildmütze und hält eine Zeitschrift in der Rechten, die er den Passanten diskret entgegenhält, wenn sie auf seiner Höhe sind. Der Mann verkauft das Strassenmagazin. Ein Arbeitsloser. Steffen ist versucht, auf die andere Strassenseite zu wechseln. Nicht, weil ihn die fünf Franken reuen würden, er ist nicht knauserig. Doch die Begegnung hätte er ganz gerne vermieden. Nicht die mit dem Mann, die mit dem Phänomen. Aber das Reformhaus, in dem er für Rosemarie die Bachblüten abholen soll, liegt auf dieser Seite, zehn Meter nach dem Arbeitslosen. Jemand, der ihn dabei beobachtet, wie er eine verkehrsreiche Strasse zweimal überquert, nur um einem Strassenmagazinverkäufer aus dem Weg zu gehen, könnte daraus falsche Schlüsse ziehen. Zum Beispiel, dass er dem Thema aus dem Weg gehen wolle. Weil es für ihn eines sei. Oder werden könnte. TagesSatz
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Das wäre natürlich Unsinn, Steffen befindet sich in gefestigter Stellung im oberen Middlemanagement, zwar nicht gerade unkündbar, aber ziemlich unersetzlich. Er bleibt also auf Kurs. Am besten, er kauft eines. Damit würde er beweisen, dass das Thema ihn zwar berührt, aber nicht betrifft. Einfach kurz stehenbleiben, die Münze übergeben und das Magazin entgegennehmen. Die Abwicklung eines alltäglichen Geschäfts zwischen zwei normalen wenn auch ungleichen Handelspartnern. Vielleicht sollte er das Geld bereithalten, sonst verwickelt ihn der Handelspartner womöglich in ein Gespräch, während Steffen danach sucht. Er möchte lieber nicht dabei beobachtet werden, wie er auf einem von Berufstätigen bevölkerten Trottoir in ein Gespräch mit einem Arbeitslosen vertieft ist. Sonst sieht das so aus, als mache er sich mit dessen Situation vertraut. Nur: Wie wirkt es, wenn er im Gehen fünfzehn Meter vor der Begeg-
Er wird eines kaufen. Er wird stehenbleiben, sein Portemonnaie zücken und den Handel ganz unbefangen abschliessen. Allerdings müsste er es unmittelbar danach diskret entsorgen. Ein Strassenmagazin kaufen ist eine Sache. Mit einer Arbeitslosenfachzeitschrift unter dem Arm erwischt werden eine ganz andere. Vielleicht sollte er lieber den Kaufpreis aushändigen und auf das Produkt verzichten. In diesem Moment bleibt eine Frau beim Verkäufer stehen und beginnt in ihrer Handtasche zu kramen. Steffen beschleunigt den Schritt und geht vorbei. Schlange stehen, um eine Arbeitslosenzeitschrift zu kaufen, wäre dann doch etwas übertrieben. Schliesslich ist er ein – sorry, lieber Arbeitsloser – vielbeschäftigter Mann. Aus: Martin Suter Unter Freunde und andere Geschichten aus der Business Class © 2007 by Diogenes Verlag AG Zürich
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MEHR ZUM AUTOR: Martin Suter, geb. 1948 in Zürich, ist Schriftsteller, Kolumnist und Drehbuchautor. Zuletzt erschien der Roman «Der letzte Weynfeldt». Suter lebt mit Frau und Kindern in Spanien und Guatemala. 29
Clemens Eulig (JT)
H I N T E R D E N KULISSEN
Mutter wider Wissen „Die Marquise von O.“ im Jungen Theater Göttingen
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ie Marquise von O. – eine junge, verwitwete Adelige – wird während einer Belagerung vom Hauptmann der feindlichen Truppen gerettet. Wenig später ist sie schwanger ohne zu wissen, wer der Vater ist. Die Eltern der Marquise sind ihrer Tochter keine Hilfe in dieser Situation. Als die Marquise in einer Zeitungsannonce den unbekannten Vater auffordert sich zu melden, kehren die Eltern ihr den Rücken. Die Fassade der Bürgerlichkeit bricht in dem Moment zusammen, in dem die außergewöhnliche Schwangerschaft die romantischen Familienvorstellungen bedroht.
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* MALTE SCHILLER
* MALTE SCHILLER
TERMINE IM OKTOBER: 01.10., 06.10., 09.10., 10.10. jeweils um 20.00 Uhr
Als zweite Premiere der Spielzeit präsentiert das Junge Theater unter der Regie von Alexander Krebs die Geschichte einer Frau, deren Schwangerschaft in diametralen Widerspruch zu den gesellschaftlichen Normen ihrer Zeit gerät. Anne Düe spielt die Marquise in einer zunächst kindlichen, später immer verzweifelteren Haltung. Auch Thomas Hof glänzt in seiner Karikatur eines naiven Hauptmanns. Die Düe gleitet in ihrem Spiel jedoch immer wieder an ihren Mitspielern ab, deren Rollen – Agnes Giese als Mutter, Jan Reinartz als Vater – zwar glaubwürdig, jedoch in ihrer Anlage nicht zwingend sind. Die romantische Weltflucht der Mutter wird zu spät ersichtlich. Die Begründung der väterlichen Härte mit nationalen Verantwortungsbewusstsein wirkt im Stück
mehr konstruiert als etabliert. Warum um alles in der Welt an dieser Stelle einen Deutschland-Diskurs in die Geschichte zwingen wollen? Hier wäre es ratsam gewesen, bei der Kleist-Fassung zu bleiben und nicht der Bearbeitung von Ferdinand Bruckner zu folgen. Der Bruckner-Schluss hingegen verhilft der Marquise zu einer Eigenständigkeit, die das Original vermissen ließ. So kann die Marquise gegen Ende des Stückes noch in zementfester Entschlossenheit die emanzipierte Mutter geben. Ihr Auftritt ist ein Plädoyer für Ehrlichkeit und Verantwortung. Thomas Hof karikiert den Hauptmann und lässt den Weltmann naiv und ein wenig kitschig vielleicht, aber stark und glaubwürdig.
Jeannine Simon (DT)
„Alles geht arschwärts“ „Ich bin voller Hass –und das liebe ich“ (UA) im Deutschen Theater Göttingen
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egisseure werden sich um diese Geschichte reißen“, sagte einer der Attentäter von Columbine. Das Premierenpublikum ist jung. Die Protagonisten ebenso. Drei Tage alt erst die Meldung des Amoklaufs in Ansbach. Das dokumentarische Theaterexperiment des Jungen Schauspiels versucht, den Ablauf des Amoklaufs an der Columbine Highschool in Littleton, USA im Jahr 1999 zu rekonstruieren. Auf der Basis des gleichnamigen Romans von Joachim Gaertner bringt das Ensemble eine dichte Text- und Klangkollage mit hohem Spieltempo auf die Bühne. Texte werden souffliert, gelesen, gespielt, Plätze schnell gewechselt. Die Nähe
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* ANDREA TIEDEMANN
des Publikums zum Geschehen ist groß, die Betroffenheit deutlich spürbar. Columbine ist überall. Joachim von Burchard schafft eine rhythmische und weit-raumgreifend akustische Inszenierung mit einfacher Ausstattung (Jeannine Simon) und feinsinnigem Musikkonzept (Jan Exner). Immer wieder unterbricht er den Countdown zur Apokalypse, um an den dokumentarischen Charakter zu erinnern. Eine großartige Leistung des Ensembles (Imme Beccard, Dominik Bliefert, Lorenz Liebold, Anna-Katharina Philippi), das pointiert und energiegeladen spielt. Antworten auf drängende Fragen kann dieses Stück allerdings nicht geben. Warum? Wie hätte man es ver-
hindern können? Isolation, verletzte Herzen, verlorene Freunde, Entwurzelung, Depression. Es gibt viele Andeutungen, sichere Erkenntnisse kaum. Der Entwicklung der Protagonisten von Teenagern zu Mördern und der minutiösen Planung des Blutbades zu folgen, ist verstörend. Eine Verarbeitung bietet dieses Stück ebenso wenig wie Lösungsmodelle. Dieser Abend ist ein Mahnmal für das, was unsere Gesellschaft bewältigen muss. Eine Erinnerung an unsere Hilflosigkeit angesichts der Realität.
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TERMINE IM OKTOBER: 05.10., 09.10., 14.10. jeweils um 20.00 Uhr im DT-Studio
TagesSatz
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ZWISCHEN DEN ZE I L E N
Deutschland wird sechzig. Ein Grund zum Gratulieren? Was hat dieses Land erreicht? Wo liegen die Aufgaben für die nächsten sechzig Jahre? Drei Neuerscheinungen setzen sich mit dem Geburtstag der Bundesrepublik kritisch – aber nicht immer humorfrei – auseinander.
* DANIELE PALU Schattenwelt
Heiteres Jubiläum
Tödlicher Protest
Wird es in Deutschland bald Gesichtserkennungssysteme zur Erleichterung von Fahndungen geben? Ist ein „Mentorsystem“ an Universitäten vorstellbar, das die Überwachung von Studenten aus „Problemstaaten“ durch zuverlässige deutsche Kommilitonen vorsieht? Solche „Präventivmaßnahmen“ werden Recherchen des Staatsrechtlers und Journalisten Thomas Darnstädt zufolge hinter verschlossenen Türen von Politik und Sicherheitsexperten längst diskutiert. Fakt ist: Der Kampf gegen den Terror führt Polizei, Militär und Geheimdienste immer häufiger ins rechtliche Niemandsland. Darnstädt schildert, wie es einem Menschen ergeht, der unschuldig auf die schwarze Terrorliste der Europäischen Union gerät: Er verliert auf Jahre nahezu all seine Bürgerrechte. Doch der Autor beschränkt sich nicht auf eine Darstellung der bekannten Terrorbekämpfungsmethoden, sondern setzt sich zudem mit den Sicherheitskonzepten verschiedener Staatstheorien auseinander und überprüft diese auf ihre Vereinbarkeit mit dem Grundgesetz. Das ist mitunter ausschweifend, offenbart aber umso schonungsloser, wie der freiheitliche Rechtsstaat im Kampf gegen den Terror ins Wanken gerät.
Sechzig Jahre Bundesrepublik, sechzig Jahre Katastrophen, Unglücke und Skandale. Grund genug, um im Jahr 1979 das TITANIC-Magazin zu entwickeln, das sich mit dem Elend in unserem Lande auseinandersetzt – und zwar satirisch. Dieses Buch versammelt nicht weniger als die besten Geschichten, Cartoons und Fotowitze aus dreißig erfolgreichen Jahren: Tipps, wie man den Aufenthalt von Asylanten in Deutschland so kurz wie möglich gestalten kann, fehlen ebenso wenig, wie eine Retrospektive zur Ära Kohl. Außerdem gibt es ein Wiedersehen mit „Genschman“ und der „Zonen-Gaby“ und jenem Fresskorb, mit dem die Fußball-WM 2006 ins Land gelockt worden sein soll. Zahlreiche unveröffentlichte Originalbeiträge runden den rundum gelungenen Jubiläums-Band ab und machen „das Erstbeste aus 30 Jahren“ zum ultimativen Geburtstagsgeschenk an die Republik.
Deutschland, 1984. Florian Beutler macht sich auf, die Welt zu retten. Auch Jo Lendle ist – wie seine Romanfigur – im Wendland unterwegs, um gegen die Atommülltransporte zu protestieren. Der damals 16-jährige erlebt, wie sich das, was als politisches Engagement beginnt, immer mehr zu einem Katz-und-Maus-Spiel mit der Polizei entwickelt und wie sich bei den Protestlern schließlich ein Ohnmachtsgefühl einstellt, das den Wunsch nach härteren Mitteln schürt. Trotz der Parallelen ist „Mein letzter Versuch, die Welt zu retten“ aber kein autobiografischer Roman, denn Florian erzählt aus dem Jenseits: Rückblickend weiß er, dass die beiden Tage im Wendland seine letzten waren – am Ende des Ausflugs steht er vor dem Chaos dessen, was er und seine Freunde mit ihren guten Absichten angerichtet haben, und er muss dafür mit dem Leben bezahlen. Retrospektiv stellt er sich der Frage nach der Motivation: Sind er und seine Freunde tatsächlich im Dienst der guten Sache unterwegs, oder gefallen sie sich einfach nur in ihrer Rolle als streitbare Idealisten? In einem wunderbar feinfühligen, unaufdringlichen Tonfall reflektiert der Autor eines der strittigsten Kapitel bundesdeutscher Geschichte: Rechtfertigen die Vorteile Kernenergie auch deren Risiken? Und wie weit sollte man mit Protestbekundungen gehen? Lesenswert!
Thomas Darnstädt: Der globale Polizeistaat. DVA, 19,95 Euro. Hardcover, 352 Seiten
Titanic das endgültige Satirebuch: Das Erstbeste aus 30 Jahren. Rowohlt, 25 Euro. Hardcover, 400 Seiten
Jo Lendle: Mein letzter Versuch, die Welt zu retten. DVA, 19,95 Euro. Hardcover, 256 Seiten TagesSatz
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I N D E R N A H AUFNAHME Nazijäger in Frankreich, Aliens in Südafrika und der erste Nachkriegsfilm aus Deutschland. Der TagesSatz widmet sich interessanten Kinofilmen und einem Werk zum Titelthema.
outnow.ch
* CLIFFORD SPENCER
Inglourious Basterds
District 9
Die Mörder sind unter uns
R: Quentin Tarantino USA/D/F 2009, FSK: ab 16
R: Neill Blomkamp NZ/USA 2009, FSK: ab 16
R: Wolfgang Staudte D 1946, FSK: ab 6
Shosanna (Mélanie Laurent) ist dem sogenannten „Judenjäger“ Hans Landa (Christoph Waltz) entkommen und leitet unter neuer Identität ein Programmkino in Paris. Dort ist sie den Annäherungen des deutschen Kriegshelden Zoller (Daniel Brühl) ausgesetzt. Er sorgt dafür, dass die Premiere eines Propagandafilms über seine Taten in ihr kleines Kino verlegt wird – inklusive der gesamten NS-Führungsriege. Von diesem Plan erfährt auch die brutale amerikanische Spezialeinheit namens die „Basterds“(u.a. Brad Pitt und Til Schweiger). Auf dem Weg zum Kino pflastern Leichen ihren Weg. Wer hier einen Actionkracher der Marke “Das dreckige Dutzend” erwartet, wird enttäuscht sein. Stattdessen mixt Tarantino gekonnt italienische Western, französisches Arthouse Kino und vieles mehr zu einem wahnwitzigen Cocktail, wie es eben nur ein Tarantino kann. Er baut Spannung meisterhaft nur durch Dialoge auf und endlädt sie dann in kurzen aber umso heftigeren Gewaltexzessen. Auch visuell ist der Film ein Genuss, falls man denn viel Blut sehen kann. Schon wegen dem absurden wie furiosen Finale sollte sich kein Cineast diesen Film entgehen lassen.
In Johannesburg sind in den 80ern Aliens gestrandet und wurden prompt in Slums gesteckt. Jetzt sollen sie weit entfernt in ein neues Ghetto verlegt werden. Die Aktion wird geleitet vom Beamten Wikus (Sharlto Copley). Er ist der perfekte Bürokrat, so engstirnig und pflichtbewusst, dass selbst eine Greueltat wie das Abfackeln einer Hütte voll „illegaler“ Alienbabies sein Gewissen nicht belastet. Als durch einen Unfall Alien DNA in seine Blutbahn gelangt, wird aus dem Jäger plötzlich der Gejagte. Denn Wikus mutiert allmählich zum Alien. „District 9“ startet als allzu offensichtliche Parabel über Apartheid und Rassismus. Doch mit der Infektion des Anti-Helden Wikus verwandelt sich auch der Film. Regisseur Blomkamp entwickelt eine äußerst spaßige Mischung aus Sci-Fi-Action und blutspritzendem Monsterhorror, die Erinnerungen an „Die Fliege“ weckt. Während in „Die Fliege“ das Geschöpf immer mehr entmenschlicht wird, muss Wikus erst zum Monster werden, um seine Menschlichkeit zu finden. So ist „District 9“ trotz Aliens und Blutfontänen auf seine eigene bizarre Art ein hintergründiges Spektakel über Toleranz und Nächstenliebe.
Nach Kriegsende im Jahr 1945 liegt Berlin in Trümmern. Die junge Susanne (Hildegard Knef) kehrt aus einem Konzentrationslager in ihre alte Wohnung zurück. Ihr Apartement ist in schrecklichem Zustand und zudem noch besetzt von dem völlig traumatisierten Ex-Chirurgen Dr. Mertens (Ernst Wilhelm Borchert). Sie bietet ihm an, die Wohnung zu teilen und kümmert sich liebevoll um ihn. Als Mertens seinen ehemaligen Vorgesetzten Brückner (Arno Paulsen) trifft, brechen alte Wunden wieder auf. Denn im Gegensatz zum Lebemann Brückner kann Mertens die Vergangenheit nicht einfach vergessen. „Die Mörder sind unter uns“ ist der erste deutsche Nachkriegsfilm und kann diesen Titel mit Stolz tragen. Mitten im zerbombten Berlin gedreht, gibt der Film einen Einblick in die katastrophalen Zustände im Nachkriegsdeutschland. Es ist so erstaunlich wie angemessen, dass der erste deutsche Film nach den Nazimachwerken unbequeme Themen anpackt. Es geht um traumatisierte Soldaten und die deutschen Untaten. Es geht aber auch um die Hoffnungen der Deutschen für die Zukunft.
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TagesSatz
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DAS LE T Z T E
Mal ehrlich... * VIOLA WIEGAND
Viola Wiegand
...wie stark, glauben Sie, ist der Rassismus gegen Sinti und Roma in Göttingen verbreitet?
Impressum
Arend von Ilten Ich denke, vordergründig ist die Stadt eigentlich sehr liberal und in der Öffentlichkeit sind die Sinti und Roma hier weitgehend akzeptiert. Aber hintergründig, in den Gegenden, in denen sie leben und da, wo den Menschen das bewusst wird, existieren da noch Vorurteile. Und es gibt wenig Ambition sich mit der speziellen Lebenssituation der Sinti und Roma zu beschäftigen, hier in Göttingen. Jan-Frederik Metje Dazu kann ich gar nicht viel zu sagen. In den Kreisen, in denen ich mich bewege, ist gar kein Rassismus vorhanden.Vorurteile gibt es natürlich in Göttingen, die gibt es ja überall. Aber es gibt eben auch Leute, die sich dafür einsetzen, dass es weniger Vorurteile gibt. Maxie Putliz, Studentin Ich glaube, dadurch, dass hier viele Studenten sind, ist der Rassismus eigentlich nicht so stark verbreitet. Aber es gibt bestimmt einige Leute, die anderer Meinung sind, weil ja Gerüchte umgehen, dass Sinti und Roma klauen würden und so weiter. Vorurteile gibt es auf jeden Fall.
Jan-Hendrick Peinemann Der Rassismus ist stark verbreitet. Es gibt viele Vorurteile gegen die Sinti und Roma, weil sie halt staatenlos sind. Irina Fefler, wissenschaftl. Mitarbeiterin Ich würde schon sagen, dass der Rassismus verbreitet ist; wegen der Abschiebungen, aber auch allgemein. Gerhard Lange, an der Uni beschäftigt Ich habe den Eindruck dass es hier in Göttingen relativ wenig Rassismus gibt. Aber über die Abschiebungen bin ich zu wenig informiert. Thomas Brun, Reisebusfahrer Ich glaube es gibt in Göttingen schon viele Vorurteile gegen Sinti und Roma, weil in Göttingen einige große Familien von ihnen wohnen. Und da hat sich in der Nachkriegszeit bei den Älteren so ein bisschen eine Antipathie gegen die „Zigeuner“ entwickelt. Ich kann das beurteilen, weil ich in der Ecke aufgewachsen bin. Aber das ist nicht mehr stärker geworden, sondern jetzt sind sie etabliert, gehen einfach ihrer Arbeit nach. Das löst sich so langsam auf, glaube ich.
Jörg „Yogi“ Müller
Nächstes Mal
NOVEMber-Ausgabe 2009 In der kommenden Ausgabe beschäftigt sich der TagesSatz mit dem Thema „Hilfe zur Selbsthilfe“. Neben einer Auseinandersezung mit dem Grundgedanken dieses Prinzips nehmen wir die Kasseler Messie-Selbsthilfegruppe unter die Lupe. Außerdem porträtieren wir den Göttinger Künstler Albi und warten nun endlich mit dem lange versprochenen Artikel über Selbstorganisation und Grundsicherung auf. Sie dürfen gespannt sein! TagesSatz
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TagesSatz, das Straßenmagazin Herausgeber: TagesSatz e.V. 1. Vorsitzender: Hans Peter Pung Adresse der Redaktion Kassel: Westring 69, 34127 Kassel Telefon: 0561 - 861 58 43 Fax: 0561 - 861 58 61 E-Mail: kassel@tagessatz.de Mo-Fr: 10-12 Uhr Adresse der Redaktion Göttingen: Obere Karspüle 18, 37073 Gö. Telefon: 0551 - 531 14 62 E-Mail: goettingen@tagessatz.de Mo, Mi, Do, Fr: 10-13 Uhr Di: 14-16 Uhr Homepage: www.tagessatz.de Bankverbindung: Kasseler Sparkasse Kto.: 11 833 79 Blz.: 520 503 53 Sparkasse Göttingen Kto.: 505 815 11 Blz.: 260 500 01 Redaktionsleitung: Jascha Grewe, Malte Schiller (GÖ), Harald Wörner (KS) Pressesprecher: Jascha Grewe Vertriebsleitung: Kassel: Christian Piontek Tel.: 0561 - 861 58 18 Göttingen: Juliane Michael Tel./Fax: 0551 - 531 14 62 Anzeigenleitung: Werner Schneider (KS) Kassel: Tel.: 0561 - 861 58 43 Torben Guretzki (Gö) Göttingen: Tel.: 0551 - 531 14 62 Redaktion Kassel: Stefan Giebel, Trudi Kindl, Fritz Krogmann, Bianca Kuchenbrod, Nora Mey, Hans Peter Pung, Frank Stelljes Kultur KS: Fritz Krogmann Redaktion Göttingen: Torben Guretzki, Nora Hengst, Julia Krause, Jenny Lepies, Mike, Daniele Palu, Jörg Sanders, Karl-Heinz Sauer, Luan Seidel, Clifford Spencer, Melanie Swiatloch, Andrea Tiedemann, Viola Wiegand News GÖ: Nora Wetzel Lokales GÖ: Jascha Grewe Kultur GÖ: Kathleen Loock Illustration GÖ: Pilar Garcia Fotografie: Clemens Eulig, Jörg „Yogi“ Müller, u.a. Coverfoto: Jörg „Yogi“ Müller Layout: Dirk Mederer [plazebo.net] 0551-4899074, info@plazebo.net Druck: COLOR-Druck GmbH ViSdP: Harald Wörner TagesSatz erscheint zwölfmal pro Jahr (zweimal als Verkäuferausgabe) im Straßenverkauf in Kassel und Göttingen Auflage dieser Ausgabe: 3.000 Namentlich gekennzeichnete Beiträge geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion wieder. Die Redaktion behält sich vor, Leserbriefe in gekürzter Version zu veröffentlichen. Nachdruck, auch auszugsweise, nur mit Genehmigung der Redaktion.
Verkaufspreis: 2,00 EUR, davon geht 1,00 EUR direkt an den Verkäufer.
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W O H I N , W E NN Allgemeine Hilfen
EssenSAUSGABEN
Göttingen
Göttingen
Caritasverband Göttingen Allgemeine Lebens- und Sozialberatungsstelle Godehardstr. 18 37081 Göttingen 0551/999590
Die Göttinger Tafel Jakobikirchhof 1 37073 Göttingen Tel. 0551–51030
Opferhilfebüro Göttingen für Opfer von Straftaten Maschmühlenweg 11(Landger.) 37073 Göttingen 0551/5213883 Weißer Ring e.V. Hilfen für Opfer von Straftaten Ansprechpartner: Herr Bayer 0551/6338876 Sozialdienst für Migranten, RABaZ-Beratungs- & Vermittlungsstelle für ausländische Jugendliche Karspüle 16 37073 Göttingen 0551/57739 BONUS Freiwilligenzentrum Godehardstr. 18 37081 Göttingen 0551/9995917 Neue Arbeit Brockensammlung Levinstr.1 37079 Göttingen 0551/5067320 Pro Familia Rote Str.19 37073 Göttingen 0551/58627 Selbsthilfe Körperbehinderte Prinzenstr. 19 37073 Göttingen 0551/54733-0 Selbsthilfegruppe für Mobbing-geschädigte – Rainer Beutler 05602/1860 BürgerInnenberatung Stadt Göttingen Hiroshimaplatz 2 37083 Göttingen Kassel Kasseler Hilfe Opfer- und Zeugenhilfe e.V. Wilhelmshöher Allee 101 34121 Kassel 0561/282070 Weißer Ring e.V. Hilfen für Opfer von Straftaten Ansprechpartner: Hr. Holler 0561/6029458 Pro Familia Kassel Frankfurter Straße 133 a 34121 Kassel 0561/27413 Außenstelle Witzenhausen (Rathaus/EG/Raum 10) Am Mart 1/ Witzenhausen Arbeitslosenhilfe Göttingen Arbeiterwohlfahrt Hospitalstr. 10 37073 Göttingen 0551/50091-0 Mensch & Arbeit - Beratungsstelle für Arbeitnehmer und Arbeitslose Kurze Str. 13a 37073 Göttingen 0551/43373 Verein zur Erschließung neuer Beschäftigungsformen e.V. Lange Geismarstr. 2 37073 Göttingen 0551/485622 Kassel Beratungsstelle für Arbeitslose des DGB Kreis Kassel Spohrstraße 6-8 34117 Kassel 0561/7209536
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Mittagstisch St. Michael Turmstr. 5 37073 Göttingen 0551/5479540 Straßensozialarbeit Rosdorfer Weg 17 37073 Göttingen 0551/517980 Kassel Kasseler Tafel Holländische Straße 141 34127 Kassel 0561/23003 Suppentopf der Heilsarmee jeden Montag von 14-15 Uhr Martinsplatz Gesegnete Mahlzeit Diakonisches Werk Kassel Hermannstraße 6 34117 Kassel weitere Ausgabestellen: Neue Brüderkirche, Johanneskirche, Auferstehungskirche Frauen in Not Göttingen KORE e.V. - Sozialberat. f. Frauen Papendieck 24-26 (Hinterhof, EG) 37073 Göttingen 0551/57453 Frauen-Notruf e.V. Postfach 18 25 37008 Göttingen 0551/44684 Frauenhaus e.V. Göttingen Postfach1911 37009 Göttingen 0551/5211800 Kassel Übergangseinrichtung für wohnungslose Frauen Am Donarbrunnen 32 34132 Kassel 0561/43113 Karla 3 Aufenthalt und Beratung für wohnungslose Frauen Karlsplatz 3 34117 Kassel 0561/15532 Autonomes Frauenhaus 0561/898889 Frauen in Not 0561/9892929 Notruf für vergewaltigte Frauen Frauen gegen Vergewaltigung e.V. 0561/772244 Frauen informieren Frauen e.V. Beratung bei häuslicher Gewalt Westring 67 34127 Kassel 0561/ 89 31 36 Gesundheit Göttingen
Kassel Fahrende Ärzte Dr. Giesler/Dr. Moog Mo. von 14.00-15.30 Uhr auf dem Martinsplatz Do. von 20-24 Uhr in der Gießbergstraße
Deutsches Rotes Kreuz Zollstock 17 37081 Göttingen 0551/5096322 Ausgabe: Mo & Do 8.30-11h jeden 3. Mi im Monat 16-18h Kassel
Kabera e.V. Beratung bei Essstörungen Kurt - Schumacher Straße 2 34117 Kassel 0561/780505
Diakonisches Werk Kassel Sprungbrett & Sprungbrett spezial Steinweg 5 34117 Kassel 0561/572090
Gesundheitsamt Region Kassel Wilhelmshöher Allee 19-21 34117 Kassel 0561/10031920
Deutsches Rotes Kreuz Königstor 24 34117 Kassel 0561/7290441
Haftentlassene
Lebenskrisen
Göttingen
Telefonseelsorge für Jugendliche 0800/1110333
KIK – Kontakt in Krisen Königsallee 254 37079 Göttingen 0551/632977 Kassel Beratungsstelle für Haftentlassene Kölnische Straße 35 34117 Kassel 0561/787-5061oder 0561/70738-00
Göttingen Telefonseelsorge 0800/1110111 0800/1110222
Drogenhilfe Nordhessen e.V. Schillerstraße 2 34117 Kassel 0561/103641 Kontaktladen „Nautilus“ Erzberger Straße 45 34117 Kassel 0561/12115 SAM – Substitutionsfachambulanz Wilhelmshöher Allee 124 34119 Kassel 0561/711813 SAM 2 – Substitutionsfachambulanz Schillerstraße 2 34117 Kassel 0561/103878 WohnungslosenHilfe Göttingen
Telefonseelsorge 0800/1110111
Ambulante Hilfe für alleinstehende Wohnungslose Wiesenstr. 7 37073 Göttingen 0551/42300
PSKB Stadt & Landkreis Kassel 0561/1003-0 0561/787-5361
Göttingen
Notschlafstellen Göttingen Heilsarmee Untere Maschstr. 13b 37073 Göttingen 0551/42484
Diakonische Heime in Kästorf e.V. – Außenstelle Göttingen Wienstraße 4f 37079 Göttingen 0551/5053302 Straßensozialarbeit (Kleiderkammer) Rosdorfer Weg 17 37073 Göttingen 0551/517980
AIDS-Beratungsstelle Gesundheitsamt für die Stadt und den Landkreis Göttingen Theaterplatz 4 37073 Göttingen 0551/4004831
Kassel Soziale Hilfe e.V. / Panama (für alleinstehende Wohnungslose) Kölnische Straße 35 34117 Kassel 0561/70738-00
Bahnhofsmission Bahnhof, Gleis 4-5 37073 Göttingen 0551/56190
Kassel
Café Nautilus (f. Drogenabhängige) Erzberger Straße 45 34117 Kassel 0561/12115
Ambulante Hilfe für alleinstehende Wohnungslose Lange Str. 35 34346 Hann. Münden 05541/71034 / Fax: 05541/903210
Aids-Hilfe Kassel Motzstraße 1 34117 Kassel 0561/97975910 Beratungstelefon: 0561/19411
Rechtsberatung & Hilfe
Stadt Kassel – Gesundheitsamt AIDS-Beratungsstelle Obere Königsstraße 3 34117 Kassel 0561/787–5380
Kassel
Kinder & Jugendliche in Not
Verbraucherzentrale Hessen e.V. Bahnhofsplatz 1 34117 Kassel 0561/772934
Göttingen Omnibus - Beratungsstelle für Jugendliche & junge Erwachsene Goßlarstr. 23 37073 Göttingen 0551/392690 Kassel Deutscher Kinderschutzbund Siemensstraße 1 34127 Kassel 0561/899852 Verein zur Förderung der Erziehungshilfen in Nordhessen e.V. Wilhelmshöher Allee 32 a 0561/78449-0
Schuldnerberatung Gottschalkstraße 51 34127 Kassel 0561/893099
Göttingen Verbraucherzentrale Nds. Papendiek 24 37073 Göttingen 0551/57094 Suchtberatung: Alkohol Kassel Anonyme Alkoholiker 0561/19295 Blaues Kreuz Kassel Landgraf-Karl-Straße 22 34131 Kassel 0561/93545-0
Gesundheitsamt Sozialpsychiatrischer Dienst Am Reinsgraben 1 37085 Göttingen 0551/4004802
Stadt Kassel Sozialer Dienst des Jugendamtes Friedrich-Ebert-Straße 1 34117 Kassel 0561/787–5301
Frauengesundheitszentrum Göttingen e.V. Groner Straße 32/33 37073 Göttingen 0551/484530
Kleiderkammern
Suchtberatung: Drogen
Göttingen
Göttingen
Ev.-ref. Gemeinde – Kleiderkammer Untere Karspüle 12 37073 Göttingen 0551/5473717
DROBZ (Drogenberatungszentrum) Mauerstr.2 37073 Göttingen 0551/45033
Gesundheitszentrum Albanikirchhof 4-5 37073 Göttingen 0551/486766
Kassel
Kassel
Hilfe & Selbsthilfe bei AIDS
Göttinger AIDS-Hilfe Obere Karspüle 14 37073 Göttingen 0551/43735 werktags: 10-13 Uhr Beratung: 0551/19411
Beratungsstelle für Suchtkranke – Diakonieverband Schillerstr 21 37083 Göttingen 0551/72051
Suchtberatung Diakonisches Werk Goethestraße 96 34119 Kassel 0561/938950
Hann. Münden
Kassel Die Heilsarmee / Sozial Center Ks Eisenacher Straße 18 34123 Kassel 0561/570359-0 Beratungsstelle für Nichtsesshafte Sozialamt der Stadt Kassel Kölnische Straße 35 34117 Kassel 0561/787-5061 Beratungsstelle für alleinstehende Wohnungslose – Soziale Hilfe e.V. Kölnische Straße 35 34117 Kassel 0561/70738–00 Betreutes Wohnen Diakonisches Werk Kassel Hermannstr. 6 34117 Kassel 0561/7128829 Wohnungsprobleme Kassel Zentrale Fachstelle Wohnen Wohnungsamt (Rathaus) Obere Königsstraße 8 34112 Kassel 0561/787-6252 oder -6255 Deutscher Mieterbund Mieterverein Kassel u. U. e.V. Königsplatz 59 34117 Kassel 0561/103861 Wenn Ihre Einrichtung hier nicht enthalten, oder wir eine Korrektur durchführen sollen, schicken Sie bitte eine E-Mail mit den Daten an goettingen@ tagessatz.de!
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LESERB R I E F E
„Ich muss ehrlich zugeben ...“ In unreglmäßigen Abständen veröffentlichen wir auf dieser Seite Briefe und E-mails, die von unseren Lesern eingegangen sind.
Herzlichen Glückwunsch zur neuen Ausgabe! Nicht nur das „Bunte“ hats mir angetan, sondern auch die Artikelauswahl. Das ist es, was ich eigentlich in dieser Zeitung lesen will. Von der Studie von Dr. von Frieling hatte ich noch nie gehört, werde sie mir gleich herunterladen. Danke! Weiterhin Erfolg wünscht D. Fehsenfeld
Hallo Tagessatz-Team, seit ein paar Jahren lese ich selten (bin auch Hartz-IV Empfänger) mal den Tagessatz, so wie auch eure letzte Ausgabe. Ich muss ehrlich zugeben, dass ich den Tagessatz eigentlich nur aus Mitleid kaufe, denn der Inhalt spricht mich wenig an. Es liegt nach meinem Dafürhalten daran, das die Themen, die dort behandelt werden, eigentlich schon bekannt sind und ich dort selten etwas Neues lese. Vielleicht bedarf es mal ein paar kleine Anregungen von außen, um das Blatt ein wenig interessanter, auch inhaltlich, zu gestalten, um auch neue Leser anzusprechen!? Selbst wenn die Themen, die dort behandelt werden sehr ernst sind, könnte nach meiner Meinung der Tagessatz ein wenig mehr Pepp und Witz vertragen und vielleicht auch eine Seite, wo Leserbriefe und eigene Erfahrungen, z.B. mit der Stadt GÖ positiv/negativ abgedruckt werden. Oder startet doch mal eine Umfrage, wie sich die Leser den Tagessatz wünschen! Aber ganz sicher finde ich diese Zeitung sehr wichtig, denn sie ist auch ein Sprachrohr für Menschen in Not und ich finde es außerordentlich bemerkenswert, wie sich die Menschen in die Öffentlichkeit stellen und den Tagessatz zum Verkauf anbieten. Mit freundlichem Gruß, A. Schulze
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