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EDITO R I A L Liebe Leserinnen und Leser, ganz gemäß unseres Titels „Unter einem Dach“ dreht sich in dieser Ausgabe alles um das Zusammenleben in seinen unterschiedlichsten Formen. War früher die klassische Familie (Vater, Mutter, Kind) der Inbegriff des vorherrschenden Lebensmodells, so sind seit dieser Zeit die verschiedensten Entwürfe hinzugetreten und haben die Vorstellung, was eine Lebensgemeinschaft ausmacht, erweitert. Mit dem Leben in einer Alten-WG beschäftigt sich beispielsweise der Artikel von Carsten Seydlowsky auf Seite 8. Katharina Preuth wiederum wirft einen Blick auf eine ganz andere Art des Zusammenwohnens, das Leben von Dauercampern auf dem Campingplatz (Seite 10). Aus Kassel berichtet Sara Davin über das Leben in einer Kommune (Seite 12). Im Lokalteil werden die Vor- und Nachteile des WG-Lebens in Göttingen beleuchtet. Gerade zu Semesterbeginn dreht sich dort ja das Besetzungskarussell. Im TagesKlatsch erwartet sie diesmal der Jazz-Posaunist Nils Landgren. Und noch eine Anmerkung in eigener Sache: Im nächsten Monat wird es in Göttingen einen Wechsel innerhalb der Redaktionsleitung geben. Carsten Seydlowsky und Melanie Swiatloch übernehmen nun diese Aufgabe. Ansonsten bleibt natürlich alles beim Alten und wir wünschen Ihnen weiterhin viel Spaß beim Lesen!

Katharina Kretschmer (Redaktionsleitung Göttingen)

TagesSatz. Hilft sofort.

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Der TagesSatz wird von Menschen in sozialen Schwierigkeiten auf der Straße verkauft. Vom Verkaufspreis der Zeitung (2,00 Euro) behalten die VerkäuferInnen 1,00 Euro. Sie können damit ihre finanzielle Situation verbessern und sind nicht mehr auf Almosen angewiesen.

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Die Mitarbeit in Redaktion und Vertrieb des TagesSatz bietet arbeits- und wohnungslosen Menschen eine Aufgabe und die Möglichkeit, neue soziale Kontakte zu knüpfen und ermöglicht langfristig gesehen den Wiedereinstieg ins Berufsleben.

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TA G E S S AT Z VOR ORT

Hünstollen Open Air

Musiker rocken für krebskranke Kinder Die Tochter der in der KIMBU engagierten Familie Ronge und zwei Freundinnen wollten etwas für Jugendliche organisieren. So entstand die Idee, jungen Bands aus der Umgebung einen Auftritt zu ermöglichen und gleichzeitig eine soziale Organisation zu unterstützen.

* DETLEF „ROCKY“ BERNHARD UND OLIVER BARTH

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IMBU (Abkürzung für Kinderambulanz) ist ein häuslicher Pflegedienst der schwerkranke Kinder und Jugendliche rund um die Uhr in einem Umkreis von 90 Kilometern um Göttingen versorgt. Wegen des großen Versorgungsgebietes und der intensiven Pflege schwerkranker Kinder decken die Vergütungen der Krankenkassen die Kosten nicht voll ab, so dass KIMBU auf Spenden und Zuschüsse angewiesen ist.

Sieben Bands, darunter Wies geht, 3st (Dreist), Treehouse, Merry-goround, Midas Inc., Augen Auf und last but not least Fresh Up, heizten den circa 250 Zuschauern beim ersten Open Air Konzert auf dem Holzeröder Grillplatz ein. Helfer der Hol-

zeröder Spitzköppe e.V. und des TSV Holzerode e.V. versorgten die Besucher mit Speis und Trank und sorgten mit vereinten Kräften trotz Kälte und Regen für einen reibungslosen Ablauf der Veranstaltung. „Das Benefizkonzert Rock unterm Hünstollen war ein großer Erfolg und die häusliche Krankenpflege KIMBU kann sich nun über einen Scheck von 2000 Euro freuen“, berichtet Ulrike Ronge. „Eine tolle Idee und eine rundum gelungene Veranstaltung“, so auch unser Eindruck.

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MEHR ZUM THEMA: www.kimbu-goettingen.de

Detlef „Rocky“ Bernhard

Aus dem Gästebuch der Webseite www.rock-unterm-huenstollen.de stammt folgende Rückmeldung zur Veranstaltung:

„Hallo ihr Hünstollen-Rocker!

Wow, wie geil ist das denn! Ich habe eure Veranstaltung auf unserer Homepage verlinkt. Nicht nur ‘Biker fahren für krebskranke Kinder´sondern `Musiker rocken für krebskranke Kinder´, und das alles für das Elternhaus Göttingen beziehungsweise KIMBU. Hut ab!
Gruß vom Eichsfelder Bikertag Team“

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IN H A LT

UNTER EINEM DACH 8 10 11 12 14

Autonom im Alter von carsten Seydlowsky Die Dauercamper von katharina preuth Wohnen im „Käfighaus“ von viola wiegand Wir leben eine gemeinsame Utopie von sara davin Viele Talente ergeben ein ganzes von trudi kindl

tagesklatsch mit kaffeesatz

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Rubriken

mit NILS LANDGREN von ToBIAS RAUPACH

Göttingen 18 Putz das Bad! von helene dahlke 19 Wahre, edle und noble Rede von jörg „yogi“ müller 20 Alles für die Katz von jörg „yogi“ müller

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Kassel 22 Energiewende in Nordhessen von claudia alexandra rose und NORA MEY 23 Ein Tag in der Tafel von helga urban 24 Dilemma am Lutherplatz – TRA.FO von harald wörner

Kultur 28 Phosphoreszierende Tiger und rappende Antilopen von helene dahlke 29 Lyrisches von sabine parsunka

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Editorial TagesSatz vor Ort Der Stolperstein Paragraphenreiter Straßengeflüster Winkeladvokat Die Kochnische Kultur-Empfehlungen Zwischen den Zeilen In der Nahaufnahme Der Ticker Nächstes Mal Impressum Wohin, wenn

Bitte ausschneiden und zurücksenden an: TagesSatz e.V., Westring 69, 34127 Kassel

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Andrea Tiedemann

D A S G E S P R Ä CH

tagesklatsch mit kaffeesatz

„Ich steh‘ einfach auf Musik“ Bekannt wurde er mit seiner roten Posaune: Am 11. August trat der schwedische Jazz-Musiker Nils Landgren mit seiner Funk Unit im Kasseler Kulturzelt auf. Vor dem Konzert sprach Tobias Raupach mit ihm über sein Hilfsprojekt in Nairobi, sein Leben in Deutschland und seinen Musikgeschmack.

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ure Tour steht unter dem Motto „Funk for Life“ – das ist ein Hilfsprojekt, das du initiiert hast. Wenn Ihr gleich auf die Bühne geht, spielt Ihr dann eigentlich hauptsächlich für das Projekt? Wir spielen vor allem für das Publikum. Wenn die Leute im Publikum sich nicht eingeladen fühlen, dann passt es nicht. Für mich ist es superwichtig, dass wir alle zusammen Musik machen – wir und das Publikum. Sonst macht es keinen Sinn. Kannst du ein bisschen was zu Funk for Life sagen? Kann ich gerne machen. Also, jeder von uns hat sich gedacht: Was kann 6

* TOBIAS RAUPACH IM GESPRÄCH MIT NILS LANDGREN ich als Person für Leute tun, die sich in einer viel beschisseneren Situation befinden als ich? OK, wir sind keine Ärzte, wir sind keine LKW-Fahrer, wir sind keine Logistik-Experten – aber wir können vielleicht Musik machen. Wir arbeiten schon mit „Ärzte ohne Grenzen“ zusammen, seit die sich in Schweden etabliert haben. Und dann kamen die mit dem Vorschlag, ein Hilfsprojekt in Kibera zu realisieren – das ist ein Vorort von Nairobi. Was für ein Projekt war das? Die Idee war erstmal, eine Platte aufzunehmen, und pro verkauftes(?) Exemplar einen Euro zu spenden. Wir haben Ärzte ohne Grenzen 20.000 Euro garantiert. Wenn es mehr wird,

dann mehr – so lange die Platte sich überhaupt verkauft. Aber es ging nicht nur um Geld? Nein, außerdem wollten wir junge Leute mit Musikinstrumenten versorgen, damit sie damit vielleicht einen Weg aus ihrem Elend heraus finden. Denn Musik ist universell, mit Musik kann man was bewegen, mit Musik kann man sogar Geld verdienen. Wir wollten ihnen nicht zeigen, was für Musik sie spielen sollen; wir wollten ihnen nur die Werkzeuge geben. Wir haben so viele Instrumente mitgeschleppt, wie wir transportieren konnten. Und das ist auch sehr gut gelaufen. Wir haben zusammen einen unglaublichen Spaß gehabt! Und alle haben sofort verstanTagesSatz

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DAS GESP R Ä C H den, wie die Instrumente funktionieren: Alle haben auf allem gespielt. Im November wollt ihr wieder nach Kibera fahren – hat das Projekt eine Fortsetzung? Seitdem wir da waren, sammeln wir Instrumente – und jetzt haben wir richtig viele. Da müssen wir einen Container mieten, um alles mitnehmen zu können. Einige Schulen in Schweden haben auch ihren Bestand von Instrumenten inventiert und was nicht mehr benutzt wird, aber funktionstauglich ist, das haben sie uns geschenkt. Damit können wir jetzt mehrere Schulen bedienen – in Kibera gibt es fünfzig Schulen; da wohnen ja fast eine Million Einwohner. Also, da gibt es wahnsinnig viel zu tun…und das ist nur ein Stadtteil von Nairobi! Reines Wasser gibt es fast nicht und es gibt weder Strom noch Sanitäranlagen. In dem Cover zur Platte „Funk for Life“ schreibst Du, dass du die Projektidee mit deiner Frau diskutiert hast. Dein Privatleben bleibt der Öffentlichkeit weitgehend verborgen. Ist das eine bewusste Entscheidung oder ist es einfach schwierig, ein ausgedehntes Privatleben zu führen, wenn man dauernd auf Tour ist?

Ja, danke erstmal. Also, ich habe in der Schule Deutsch gelernt, aber das habe ich alles wieder vergessen. Dann habe ich 1991 angefangen, in Deutschland zu arbeiten. Am Anfang haben die Journalisten sich totgelacht, weil ich ja nicht wusste, was sie gefragt haben. Ich habe wahrscheinlich die falschen Antworten auf die falschen Fragen gegeben. Aber 1997 bin ich nach Hamburg gezogen und habe fünf Jahre in Hamburg gelebt – und da muss man das lernen.

Auf welchem Instrument?

Wenn ihr bestimmte Stücke seit einem Jahr jeden Abend live spielt, denkt ihr dann auch manchmal „Jetzt reicht’s?“

Eine junge Frau kommt an unseren Tisch und fragt: Habt ihr schon Karten?

Ja, schon – aber auf der anderen Seite spielen wir in diesem Jahr nicht so viele Konzerte wie im letzten Jahr. Außerdem macht es einen riesigen Spaß, diese Musik zu spielen. Wir sind eine ganz eingespielte Truppe und haben eine sehr gute Kommunikation. Des-

Ja, ich spiele später. Also ich brauche keine (lacht). Also, vorgestern habe ich Don Giovanni gesehen, ein Freund von mir hat die Hauptrolle gespielt. Auf alten Instrumenten und in einem alten Theater. Super, fantastisch. Ich steh einfach auf Musik.

Posaune! Die Posaune wurde ja 1355 erfunden. Sie gehört zu den Barockinstrumenten. Es gibt ziemlich viele Konzerte für Posaune. Ich habe sogar ein kleines Barockensemble. Wir sind fünf Leute, das ist ziemlich unorthodox. Posaune, Baritonsaxophon, Kontrabass, Gitarre und ein Sopransänger. Sonst höre ich gerne viel Jazzmusik, Miles Davis und John Coltrane sind meine Favoriten.

„Wir haben so viele Instrumente mitgeschleppt, wie wir transportieren konnten“

Meine Frau hat ihre eigene Karriere, sie ist Schauspielerin. Wir arbeiten auch ab und zu zusammen, aber sie hat mit der Funk Unit nichts zu tun. Wir sind seit 32 Jahren verheiratet – das ist eine lange Zeit. Aber natürlich ist es schwierig – ich bin ja wahnsinnig viel weg. Und wenn ich nicht weg bin, ist sie vielleicht weg…oder beide gleichzeitig. Aber ich liebe meine Frau und sie liebt mich und das ist eigentlich das, was zählt. Wir genießen jede Sekunde, wenn wir zusammen sind. Aber ich kann ja nicht die ganze Zeit zu Hause sein. Ich arbeite dort, wo die Nachfrage ist. In Deutschland ist die Nachfrage immer noch sehr gut. Woran liegt das eigentlich? Und warum kannst du überhaupt so gut Deutsch? TagesSatz

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halb macht es uns überhaupt nicht müde, die Musik zu spielen. Wie setzt sich die Funk Unit eigentlich zusammen? Meistens spreche ich Leute an, die ich gehört habe oder die mir empfohlen wurden. Einen meiner Saxophonisten habe ich in Stockholm getroffen – er stand allein in einer Hotelbar und spielte Saxophon auf einem Jazzfestival. Ich war ein bisschen betrunken und sagte: „Hey, willst du nicht in unserer Band mitspielen?“ Er sagte: „Ja klar, gern.“ Er dachte, das war nur ein bisschen betrunkener Schnickschnack. Seitdem ist er dabei. Was für Musik hörst du denn selber gern? Das ist sehr unterschiedlich. Ich bin ein großer Fan von Barockmusik. Das höre ich gern und ich spiele auch Barockmusik.

Wenn du so auf alle Sachen zurückschaust, die du mal gemacht hast – gibt es etwas, worauf du besonders stolz bist?

Alles war wichtig. Das gehört alles zu meiner Entwicklung und mit jeder neuen Platte versuchen wir, was Neues zu erreichen. Einige der Sachen, die ich gemacht habe, gefallen mir vielleicht etwas besser – unter anderem pflege ich mit den eher balladesken Platten ja auch meine romantische Seite. Die finde ich auch sehr gut, weil man sich die irgendwie immer anhören kann. Vielen Dank für das Gespräch!

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MEHR ZUM KÜNSTLER: www.nilslandgren.com Neues Balladen-Album: The Moon, the Stars and You (ACT) Nächster Auftritt in der Region: 23. Oktober 2011, Aula der Göttinger Universität: NDR Kultur Sachbuchpreis (Eintritt: 12 Euro)

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Carsten Seydlowsky

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Autonom im Alter

* CARSTEN SEYDLOWSKY Der Familie keine Last sein: Für viele alte Menschen bedeutet die Alternative immer noch den teilweisen Verlust der Selbstbestimmung in einem Altenheim. Eine immer älter werdende Gesellschaft braucht Alternativen zur sozialen Ausgrenzung von vermeintlich nicht mehr produktiven Mitgliedern. Dass es auch anders geht, zeigt die Göttinger Alten-WG Am Goldgraben.

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er Göttinger Osten gilt als eines der schönsten Viertel der Stadt. Hier reiht sich eine Gründerzeitvilla an die nächste. Die Mieten sind entsprechend hoch und so ist es nicht verwunderlich, dass sozial schwache Bürger weniger das Ostviertel bewohnen. Doch gibt es hier zumindest eine Ausnahme: Eine dreistöckige Villa beherbergt Niedersachsens erste selbstorganisierte Alten-WG. Ein Rückblick: Zwischen 1989 und 1991 organisierte der Verein Freie Altenarbeit Göttingen viele öffentliche Veranstaltungen zu Themen, die Lebenswelt und Sorgen älterer Menschen betrafen. Als besonders nachgefragt stellte sich das Thema ‚Wohnen im Alter‘ heraus. Es wurde die Frage gestellt, wie eine Heimunterbringung im Alter vermieden oder zumindest herausgezögert werden könnte. Um dieses Interesse zu bedienen, veranstaltete der Verein ein Planspiel mit dem Thema „Wir gründen ein selbstorganisiertes gemeinschaftliches Wohnprojekt“. Die zwanzig Interessenten organisierten sich in vier Teams zu den Themen Konzept, Finanzierung, rechtliche Fragen und Öffentlichkeitsarbeit. Die Arbeitsgruppen informierten sich ein halbes Jahr zu ihrem Thema, sprachen mit Kommunalpolitikern, ließen sich über die Rechtslage beraten und besuchten Modellprojekte in Dänemark und den Niederlanden. Nachdem die Ergebnisse des Planspiels veröffentlicht wurden, machte die Stadt Göttingen im Herbst 1991 aus dem Spiel Ernst und bot dem Verein eine Immobilie zur Umsetzung des Projekts an. Die Jugendstilvilla Am Goldgraben 14 erschien zwar bestens geeignet für ein derartiges Wohnprojekt, doch musste sie noch saniert und altengerecht umgebaut werden. Dies geschah, nachdem die Finanzierung durch Drittmittel gesichert war, im Jahr 1993. Anfang 1994 bezogen dann die ersten elf Bewohnerinnen das Wohnprojekt. Der Trägerverein befindet sich seitdem ebenfalls in dem Gebäude. Uta Berger wohnt heute seit fast drei Jahren in der Alten-WG. Damals war sie gerade Anfang siebzig. „Ein gutes Alter zum Reinwachsen“, findet sie. Mit steigendem Alter werde man unflexibel, wolle auch meist keinen Umzug mehr auf sich nehmen. Auf der anderen Seite seien Menschen mit Anfang sechzig oft zu jung und hätten andere Vorstellungen. „Wer im Beruf steht, kann sich nicht einbringen.“ Und einbringen muss man sich, denn das Konzept der Alten-WG basiert auf der Mitbestimmung aller Mitbewohnerinnen. Das Zusammenwohnen sei einerseits geprägt vom „Aufeinander-eingehen, andererseits vom Distanz-wahren“, erläutert Berger. Reflexionskompetenz sei ebenso eine Einzugsvoraussetzung wie Sozialkompetenz und größtmögliche Selbstständigkeit. Diese Eigenschaften TagesSatz

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TITELTH E M A werden bei den Bewerbern vorausgesetzt. Allerdings merken einige auch erst nach dem Einzug, dass das WGLeben nicht ihren Vorstellungen entspricht: „Es zieht immer mal jemand aus, weil es nicht passt.“ Uta Berger kam über das von der Freien Altenarbeit e.V. organisierte Zeitzeugenprojekt in Kontakt mit der Alten-WG. Sie hatte die besten Voraussetzungen: sie war alleinstehend, besaß kein eigenes Haus und war gern mit Menschen im Kontakt. Eine Freundin gab ihr dann den letzten Anstoß. Das Leben in der Wohngemeinschaft ist jedoch keineswegs ein Verlust der Privatsphäre. Jede Bewohnerin besitzt ihre eigene Wohnung. Der enge Kontakt in der kleinen Hausgemeinschaft entsteht durch die gemeinsame Gestaltung des Projekts. Jeder übernimmt verschiedene Verpflichtungen, die von der Einbindung in die Vereinsarbeit, Pressearbeit, Planung der Erzählcafés, über die Betreuung der hauseigenen Mediathek und die Organisation eines Flohmarkts, bis hin zu Gartenarbeiten reicht. Gemeinsame Gruppentermine, wie das wöchentliche Kochen und Essen schweißen die Gemeinschaft zusammen. Darüber hinaus führt und plant jede ihr eigenes Leben. Im Spannungsfeld von privatem und gemeinschaftlichem Leben entstand eine Lebensweise des Aufeinander-achtens. Allerdings muss jeder auch immer wieder an sich selbst arbeiten. Zwar solle man so lang es geht selbstständig bleiben, betont Berger, dennoch müssten alte Menschen auch lernen sich helfen zu lassen. Hilfe anzunehmen bedeutet immer auch ein wenig die Aufgabe der Privatsphäre, denn so lässt man eine andere Person die eigenen Schwächen erfahren. Gerade für alte Menschen ist dies eine große Überwindung. Doch der Gewinn ist das autonome Leben gestützt durch die Gemeinschaft im Haus.

schaft zu ziehen. Hinderungsgründe sind oftmals pflegebedürftige Partner oder der Besitz eines Hauses. „Eine Alten-WG ist keine Studenten-WG“, hebt Berger hervor, „Hier leben wir in unserer letzten Lebensphase.“. Tatsächlich ist der Umzug in eine AltenWG für viele der letzte Umzug. Vielleicht erschwert gerade dieser Umstand die Entscheidung. Viele würden sich eher für eine teure Nachrüstung des Hauses oder der Wohnung entscheiden, um im Alter dort wohnen bleiben zu können. Gerade auf dem Land seien große Hürden vorhanden, sein Leben zu ändern. Oft sei hier die eigene Unzulänglichkeit ein Tabuthema und die Bitte um Hilfe im Alltag werde durch Scham erschwert. Die Freie Altenarbeit Göttingen e.V. versucht gerade in dörflichen Gegenden mit der Mobilen Wohnberatung Aufklärungsarbeit zu leisten, Nachbarn zu Gesprächen zu bewegen und ein Netzwerk von nachbarschaftlicher Hilfe aufzubauen. Die Nachfrage zeigt, wie verbreitet die Probleme sind. Zudem berät der Verein bei der altengerechten Nachrüstung von Wohnungen.

Nicht allein und nicht ins Heim

Trotz der vielen Vorteile nehmen viele ältere Menschen Vereinsamung in Kauf, anstatt in eine WohngemeinTagesSatz

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Einen sicheren Schutz vor Vereinsamung stellt ein Projekt wie die AltenWG Am Goldgraben auf jeden Fall dar. Zudem ist die soziale Interaktion ein Mittel gegen Einzelgängerdasein. WGs sollen ja jung halten. Dies bestätigt Uta Berger: „Dennoch wollen wir lernen, das Altwerden zu akzeptieren.“ Durch vielfältiges Engagement, unter anderem in dem Verein Filmkunstfreunde Göttingen, widerlegt Frau Berger auch das Vorurteil, dass in Altenwohngemeinschaften die Impulse aus der Gesellschaft und die Integration in diese fehlen. Die AltenWG Am Goldgraben ist bis heute eine reine Frauen-WG. Man darf gespannt sein, wann die ersten emanzipierten Männer in die vielleicht älteste WG des Göttinger Ostviertels einziehen.

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MEHR ZUM THEMA: Freie Altenarbeit Göttingen e.V. Tel.: 0551-43606 www.freiealtenarbeitgoettingen.de

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Die Dauercamper Für einige ein besonderes Urlaubserlebnis ist der Campingplatz für andere zu einem festen Zuhause geworden. Dauercamper verbringen einen Großteil ihrer Zeit in einem Wohnwagen und das freiwillig. Nicht finanzieller Notstand ist hier Antrieb, sondern die Freiheit der Natur und das Wissen, Teil einer Gemeinschaft zu sein.

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uschräume, gemeinsame Toilettennutzung und die Nachbarn nur eine Buchsbaumhecke entfernt: der Alltag auf einem Campingplatz unterscheidet sich von einem Zwei-Zimmer-Küche-Bad-Leben in der Stadt. Der Campingplatz Am Hohen Hagen in Dransfeld liegt 15 Autominuten von Göttingen entfernt, idyllisch gelegen zwischen Wald und Wiesen. Am Eingang begrüßt den Besucher eine Holztafel mit Hinweis auf diverse Auszeichnungen, die den Platz als einen der besseren seiner Art präsentiert. Jutta und Bernd Lesser, das Besitzerehepaar, bieten dem Camper laut an der Rezeption ausgelegter Broschüre ein Sorglospaket, bestehend aus sanitären Einrichtungen, Versorgung für das leibliche Wohl, Veranstaltungen und Wellnessprogrammen. Insgesamt gibt es über dreihundert Standplätze, hundertfünfzig davon sind für Dauercamper reserviert.

res. Für die kalten Tage hat sie eine Mietwohnung in Göttingen. „Ende Februar saß ich mit gepackten Koffern in der Wohnung und habe darauf gewartet, dass die Nächte wärmer werden.“ Der Campingplatz ist zum Mittelpunkt des Lebens geworden, von hier ist sie zur Arbeit gefahren und der Sohn zur Schule. Ihr Zwanzigquadratmeter-Reich besteht aus dem Wohnwagen und einem Vorzelt. Im Wagen gibt es ein Wohn- und ein Schlafzimmer, die durch eine Plastikschiebetür getrennt werden können. Zwischen den beiden Räumen versteckt sich hinter einer Tür eine Waschkabine von der ungefähren Größe einer kleinen Dusche. Doch statt dieser kommt ein Waschbecken und ein Spiegel zum Vorschein. Die Sitzecke des Wohnzimmers kann samt Tisch zum Bett umfunktioniert werden. In der Ecke steht ein kleiner Röhrenfernseher. Das eigentliche Tagesgeschehen spielt sich aber in dem Vorzelt ab. Innen holzvertäfelt muss es von außen Zeltcharakter aufweisen- eine der Regeln des Platzes. Hier hat Christa Groß sich eine Kochnische eingerichtet mit Mikrowelle, einer Kochplatte und einer vom Sohn gebauten Spüle mit fließend Wasser. Früher gab es noch einen Back-

ofen, doch der ist jetzt kaputt. „So manches Sonntagsessen habe ich hier gekocht.“ Dann gibt es noch einen Tisch, ein paar Stühle und einen zweiten Fernseher. Stolz erzählt sie von den „zwanzig Mann“, die hier gefeiert haben und von den sieben für die ausreichend Platz zum Schlafen war. Nach mehr als einem Jahrzehnt wird die Sechzigjährige ihren Wohnwagen und den Campingplatz im nächsten Monat verlassen müssen- aus gesundheitlichen Gründen. Was sie vermissen wird? Die Grillfeste und das Kaffeetrinken mit den Nachbarn, die Natur, die Freiheit. Elisabeth Nebe kommt zusammen mit ihrem Mann Dieter seit fünfzig Jahren zum Dransfelder Campingplatz; zu Beginn mit dem Zelt, später mit eigenem Wohnwagen. Mittlerweile verbringt das Ehepaar das komplette Leben fern der Stadt inmitten der Natur. Die frische Luft nennt die 81-jährige Elisabeth Nebe als Vorzug. Selbst bei Schnee und Regen müsse man raus zur Dusche und auf die Toilette. Auch auf die Gemeinschaft der Camper will sie nicht mehr verzichten. Teppich auf dem Boden, Ölbilder im Goldrahmen an der Wand, dazu Fotos des Sohnes: Nebes haben sich ein Heim für den Lebensabend geschaffen.

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Katharina Preuth

Eine von ihnen ist Christa Groß. Seit elf Jahren lebt sie in ihrem Wohnwagen; am Anfang zusammen mit ihrem Sohn, mittlerweile die meiste Zeit alleine. Bis zu zwölf Monate verbringt sie auf dem Campingplatz, zumindest aber die wärmere Zeit des Jah-

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iele andere leben unter unangenehmeren Bedingugen. Einige westliche Medien haben bereits über die sogenannten „Käfighäuser“ berichtet. Es handelt sich um einen Wohnraum von etwa 2 Quadratmetern und 1,5 Meter Höhe, der mit Metall, hier meistens mit Holz abgegrenzt ist. Außerdem gibt es Hütten auf Hausdächern, die zwar größer sind, aber den Witterungen nicht gut Stand halten.

Wohnen im „Käfighaus“ Seit einem Jahr wohne ich in einer der meistbevölkerten Städte dieser Welt. Der Umzug aus dem Landkreis Göttingen nach Hongkong war ein großer Schritt. Nun wohne ich mit meiner Mitbewohnerin auf etwa 15 Quadratmetern. Trotzdem bin ich mit meinem Wohnplatz und seiner praktischen Lage zufrieden.

* VIOLA WIEGAND

Dem CIA World Factbook zufolge liegt Hongkong mit einer Bevölkerungsdichte von 6.452 Einwohnern pro Quadratkilometer weltweit weit vor Deutschland mit 229, ein hoher Wert innerhalb Europas. In Hongkong weichen die Einkommen und damit auch die Lebensverhältnisse der Bevölkerungsschichten stark voneinander ab. Es gibt einige Luxusgrundstücke am Rande, vor allem Ballungsgebiete, wo der Platz äußerst begrenzt ist. Obwohl die Stadt sehr auf Wirtschaftswachstum konzentriert ist, gibt es auch Stimmen, die sich um soziale Themen bemühen.

Finanziert wird SoCo von lokalen sowie internationalen Spenden, darunter von der deutschen katholischen Hilfsorganisation Misereor. Für individuelle Projekte gibt es Untersützung der Regierung, da zum Beispiel kostenloser Englischunterricht für Bedürftige organisiert wird. Chan sieht die Hauptaufgabe der OrganiTagesSatz

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Den Regierungsstatistiken zufolge würden etwa 100.000 Menschen in Hongkong in unangemessenen Behau-

sungen wohnen. Chan wohnt zur Zeit selbst für einige Monate unter derartigen Umständen. Erst hat er in einem „Käfig“ auf drei Quadratmetern gewohnt und dafür etwa 100 Euro monatliche Miete gezahlt. Vor kurzem ist er näher zum Zentrum gezogen. Der Platz sei noch kleiner, aber er bezahle jetzt etwa 120 Euro. Dazu kämen die Angst vor Ungeziefer und dem Verlust der Privatsphäre. Es ist paradox, dass diese Unterkünfte wegen des begrenzten Platzes häufig die höchsten Mietpreise pro Quadratmeter haben, sogar teurer als einige Luxusapartments. Hongkong ist eine Stadt der Gegensätze und oft fühle ich, dass ich zu der privilierteren Gruppe gehöre. Hoffentlich bessert sich die Lage der Betroffenen bald.

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Viola Wiegand

So auch die „Society for Community Organization“ (SoCo), die sich von anderen gemeinnützigen Organisationen durch ihr politisches Engagement unterscheidet. „Hongkong hat einen hohen finanziellen Überschuss. Niemand hier sollte unter solch schlechten Bedingungen leben müssen“, so Chan Siu Ming, Sozialarbeiter bei SoCo. „In der letzten Zeit hat die Regierung zwar einige Maßnahmen gegen Armut ergriffen, aber diese Zuschüsse gehen nur an jene, die bereits in subventionierten Wohnungen leben“. Die Bewohner inoffizieller oder unangemessener Behausungen würden trotz ihrer Bedürftigkeit nicht von derartigen Kampagnen beachtet.

sation jedoch darin, mit den Betroffenen Kontakt aufzunehmen und ihnen eine Stimme gegenüber der Regierung zu geben. SoCo helfe diesen Leuten auch, sich für subventionierte Wohnungen zu bewerben. In der Tat wohnen etwa die Hälfte der 7,1 Millionen Einwohner Hongkongs in öffentlich subventionierten Wohnungsblöcken. Aufgrund hoher Mieten und Immobilienpreisen bestehe dennoch großer Bedarf und die Warteliste sei lang. „Nur in dringenden Fällen, wenn die Betroffenen etwa geistig oder körperlich behindert sind, können wir schnell zu einer Wohnung verhelfen“, so Chan.

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Wir leben eine gemeinsame Utopie Die Kommune Niederkaufungen erprobt seit nunmehr 25 Jahren eine Gesellschaft ohne Ausbeu­tung und Hierarchien. Kollektive Unternehmen und Arbeitsplätze ermöglichen gemeinsames Leben ohne Macht- und Dominanzbeziehungen.

Sara Davin

* SARA DAVIN

Visionär: Hartmut Schmidt

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ls Hartmut Schmidt in den 1980ern sein Lehramtsstudium beendete, waren die Referendariatsplätze dünn gesät. „Da war die Kommune einfach schneller“, sagt der heute 58-Jährige bescheiden. Tatsächlich ist Hartmut selbst – man duzt sich – einer der Gründer der links-alternativen Kommune Niederkaufungen, die heute mit rund 80 Kommundarden und Kommunardinnen eine der größten in Deutschland ist. Aus linkem Politikverständnis heraus beschloss man: „Ich will nicht mehr konkurrieren, beziehungslos und vereinzelt durch die Welt laufen. Ich will nicht mehr unter den herrschenden Bedingungen meine Arbeitskraft, meine Gesundheit, meine Energie ausbeuten lassen. Ich will mich nicht mehr in der Kleinfamilie verkriechen […]. Ich will nicht mehr konsumieren und all meine unerfüllten Wünsche vergessen. Ich will heute und hier das alles verändern.“ (Grundsatzpapier 1983)

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Mit der Utopie, dass Gleichberechtigung durch Strukturen erreicht werden kann, wurde das Projekt ‚Kommune’ 1986 in die Tat umgesetzt. Linkes Politikverständnis, gemeinsame Ökonomie ohne Besitzunterschiede, Entscheidungsfindung im Konsens statt durch Mehrheit sowie der Abbau kleinfamiliärer und geschlechtsspezifischer Machtstrukturen – so lauten bis heute die fünf Grundsätze des gemeinsamen Lebens und Arbeitens. Das Verhältnis von bezahlter (produktiver) Arbeit und unbezahlter (Haus- und Erziehungs-)Arbeit ist aufgelöst, sodass auch Kinderbetreuung als Arbeitszeit anerkannt wird. Dennoch ist den Kommunarden bewusst, dass auf individueller Ebene weiterhin patriarchal-kapitalistische Mechanismen wirken. Vielen Menschen fällt es wegen ihrer Sozialisation schwer, eine Selbstdefinition aufzubauen, die nicht auf Geld basiert. Jedem Mitglied wird ein formales Einkommen berechnet, egal ob es in einem der dreizehn internen Arbeitsbereiche, von Kinderbetreuung bis Bauplanung, oder außerhalb tätig ist, in einem sozialen Beruf. Das Einkommen fließt aber – ebenso wie vorheriger Privatbesitz – in die gemeinsame Kasse, aus der nach Bedürfnis abgehoben wird. Auf einem Klemmbrett gilt es lediglich Name, Betrag und Kategorie, zum Beispiel „Theaterbesuch“, einzutragen. Hartmut selbst führt zusätzlich kein individuelles Kassenbuch, einige tun dies allerdings. Die Bedürfnisse der Kommunarden und Kommunardinnen sind durchaus unterschiedlich, aber in der Regel gibt es keine größeren Konflikte, da jeder mit sinnvoller Arbeit, die sich eben nicht am Profit orientiert, zum Gemeinwohl beiträgt. „Im Prinzip müsste man die Kommune nie verlassen. Wenn ich zum Beispiel eine Tüte Lakritzschnecken möchte, kann ich dies eintragen und bekomme sie beim nächsten Einkauf mitgebracht“, sagt Hartmut. Tatsächlich ist es aber Teil des Projekts keine „Insel“ zu sein. Zwar wird eine alternative Ökonomie gelebt, aber inzwischen ist die Kommune in die Gemeinde Kaufungen hervorragend integriert – über persönliche Freundschaften, aber auch wirtschaftlich. Bauaufträge kommen von außen. Es gibt umfangreiche Bildungsangebote. In der Tagespflege werden derzeit fünfzehn Personen aus der Umgebung betreut und auch die Kita „Die Wühlmäuse“ steht jedem offen. Die Zeiten, in denen Skepsis gegenüber den „langhaarigen Steinewerfern“ herrschte, sind vorbei. Schnell hatte man sich im ehemaligen Bauerndorf Niederkaufungen gerade über sichtbare Renovierungsarbeit integriert. Zwanzig Jahre war Hartmut selbst im Bau tätig und hat dann in die Obstmanufaktur gewechselt. TagesSatz

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TITELTH E M A Hartmut ist dem Projekt damals mit seiner Partnerin und seiner zweijährigen Tochter beigetreten. Bewusst hat sich das Paar für das Leben in der Großgruppe entschieden. Dreimal täglich kann an gemeinsamen Mahlzeiten teilgenommen werden. Begegnungen finden im Haus, beim Arbeiten, im Garten, beim Waschen statt – quasi überall, wenn gewollt. Kindern ermöglicht das Kommunenleben vielfältige soziale wie emotionale Kontakte auch abseits der Eltern; obwohl sie weiterhin individuell von ihren Eltern erzogen werden, machen Kinder beispielsweise mit anderen Mitgliedern der Kommune Urlaub. Heute leben Hartmut und Partnerin in einer konstanten Sechser-WG. „Da bin ich eher konservativ“, meint er lächelnd. Manche wechseln häufiger zwischen den unterschiedlichen Wohngruppen. Er selbst wohnt bereits seit achtzehn Jahren in der aktuellen Konstellation. Die inzwischen erwachsene Tochter hat studiert und die Kommune verlassen. Ausbildung und Studium fördert die Kommu-

ne, sodass jeder Jugendliche zunächst seinen eigenen Weg gehen kann. „Die Jugendlichen treten der Kommune nicht wieder bei, besuchen uns aber natürlich gern, haben zum Teil den Wunsch einmal eine eigene Kommune zu gründen.“

bearbeitet und schließlich der Gesamtgruppe präsentiert. Der (zeit-)aufwendige Diskussions- und Entscheidungsprozess ist notwendig, um Transparenz und Mitwirkung zu garantieren. Auch damit dieses Konsensprinzip weiter tragfähig bleiben kann, möchte die Kommune sich derzeit nicht weiter vergrößern – trotz zahlreicher Anfragen.

Wir wollen keine Insel sein

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Hartmut ist sich bewusst, dass die Kommune eher ein Lebensabschnitt ist. Dennoch handelt es sich um ein lebenslanges Projekt. „Die Kommune ist keine Hängematte, sondern eine Lebensaufgabe, die fordert, manchmal überfordert – auf positive Art“, betont Hartmut. In der Kommune bietet sich die Chance das eigene Umfeld aktiv mitzugestalten, „nur“ in der Aushandlung mit den Beteiligten. Laufend befindet man sich in Diskussionen, aber auch in innerer Auseinandersetzung. Hier kann man freier werden von den Zwängen der Gesellschaft und der eigenen Sozialisation. Ständig geht es darum, die eigenen Grenzen zu erkennen und nach Möglichkeiten der Erweiterung zu suchen. „Ich bin gar kein Diskutierer“, gibt Hartmut zu. Die sozialen Kompetenzen für kollektive Entscheidungen zu erwerben, sieht er als lebenslangen Prozess und benennt dies als Hauptunterschied zum Leben außerhalb. In der Kommune sollen Entscheidungen von allen gemeinsam getragen werden. In wöchentlichen Plenumssitzungen werden in Kleingruppen Themen

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MEHR ZUM THEMA: Die Kommune Niederkaufungen wurde 1986 als Realisationsversuch einer nicht-kapitalistischen Gesellschaft gegründet. Eine Gruppe von siebzehn Personen erwarb gemeinsam ein Stallgebäude im Dorf Kaufungen. Heute leben achtzig Personen in dreizehn unterschiedlich großen Wohngruppen auf dem Kommunengelände, jeweils bis zu acht Erwachsene und null bis vier Kinder. Bereits 1983 wurde ein Grundsatzpapier zur Orientierung des Projekts erarbeitet, um eine Grundlage für das gemeinsame Leben und Arbeiten zu schaffen. Jeder, der in den Betrieben der Kommune arbeitet, wohnt auch dort. Grundbedürfnisse kann die Kommune dank einer Vielzahl an Arbeitsbereichen selbstständig decken. Entscheidungen werden nach dem Konsensprinzip getroffen. Das Eigentum gehört dem Kollektiv. (Nähere Informationen unter www.kommune-niederkaufungen.de)

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T I T E LT H E M A

Viele Talente ergeben ein Ganzes Immer wieder gibt es Wohnprojekte, die sich von der Normalität gelebter Gemeinschaft abheben. Der TagesSatz sprach mit Bewohnerinnen eines solchen Projekts: das barrierefreie Haus „Anders wohnen an der Fulda“.

Privat

* TRUDI KINDL

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or über acht Jahren wurde ein freies Grundstück zwischen Leipziger Straße und Fulda angeboten. Der Architekt Eckehard Jochum verknüpfte mit der Nutzung die Idee, ein anderes Wohnprojekt aufzubauen und fand schnell einige Interessierte. Gemeinsam rührten sie die Werbetrommel, zum Beispiel mit einem Flyer in Kneipen. So bekam eine Anwesende den Flyer von einer Bekannten aus Melsungen in die Hand gedrückt und wurde gefragt, ob sie mitmachen wolle. Das betraf den Bau des Hauses und mögliche Finanzierungen ebenso wie die künftige Gestaltung der Innenräume. Zunächst informierten sie sich bei verschiedenen Wohnprojekten in anderen Städten. Wichtig war, Menschen zusammenzuführen, die den Mut hatten, nicht nur ein Haus zu bauen und eine eigene Wohnung zu bekommen, sondern auch Lust hatten, auf bautechnischer Ebene und im nachbarschaftlichen Bereich ein Miteinander zu entwickeln. Zur Umsetzung war es nötig, sich vier Jahre lang wöchentlich zu treffen, um die erforderliche Planung absprechen zu können. Hier wurde vom Klingelknopf bis zum Treppengeländer und dem Standort der Toilette alles ausgehandelt. Um Kosten zu sparen, wurde alles, was für Haus- und Wohnungsbau gebraucht wurde, gemeinsam beschafft. Das Haus wurde nach ökologischen Gesichtspunkten gebaut. Es besteht aus mehreren Komponenten: Auf der Fassade gibt es eine dreißig Zentimeter dicke Dämmung. Alle Fenster, Balkon- und Terrassentüren sind dreifach verglast. An der Außenfront sind Luftwärmetauscher, die die Luft alle zwei Stunden komplett austauschen. Bei Kälte werden sie so programmiert, dass die Wärme aus der Abluft mit elektrischer Energie die frische Zuluft auf eine angenehme Raumtemperatur bringt. So wurden in einigen Wohnungen bis heute keine Heizkörper genutzt. Sie wurden aber eingebaut, um sie in Notsituationen mit Strom zu heizen. Jede Wärme, die durch Kochen, Backen oder ein einfaches Stövchen entsteht, wird von den Wärmetauschern wiederverwendet. Im Sommer wiederum können sie so eingestellt werden, dass eine angenehme Temperatur in den Wohnungen gehalten wird, wenn Fenster und Türen geschlossen bleiben. So wird viel Energie eingespart: Kosten für Öl und Gas fallen ganz weg. Luftwärmetauscher und Warmwasserbereitung werden mit Strom betrieben, wobei die Kosten pro Monat rund zwanzig Euro betragen. Durch die gute Dämmung ist auch die verkehrsreiche Leipziger Straße kaum zu hören.

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TITELTH E M A Das Haus hat heute 32 barrierefreie Wohnungen, auch einige Sozialwohnungen. Bis auf wenige Ausnahmen bewohnen die Eigentümer ihre Wohnungen. Die größte Fluktuation gibt es in den vermieteten Wohnungen, weil dort oft jüngere Menschen leben, die aus beruflichen Gründen umziehen müssen. Hier wohnen Singles, Paare und Familien. Eine besonders große Familie lebt sogar mit mehreren Generationen in verschiedenen Wohnungen. Es gibt jedoch nur vier Kinder im Haus, das Jüngste ist zwei. Die älteste Bewohnerin ist neunzig Jahre alt. Die Eigentümer konnten ihre Wohnung nach eigenen Bedürfnissen bauen lassen, sodass jede Wohnung anders aussieht. Die meisten Bewohner sind Mitte vierzig oder älter. Viele haben auf dem Land mit Familie im eigenen Haus gewohnt. Die Kinder sind ausgezogen, und so wurde das Haus zur Belastung. Bevor es zu spät war und sie auf dem Dorf alleine alt wurden, wollten sie sich von dem Ballast lösen und in der Stadt ein Leben aufbauen, das auch im Alter Halt und Sicherheit geben kann. Mit fünfzig oder sechzig Jahren ist die dazu erforderliche Energie noch vorhanden. Alle wollen möglichst lang selbständig und selbstbestimmt leben können. Hier haben sie die Vision, die erforderliche Betreuung gemeinsam zu organisieren.

derfrisörclub

Im Haus gibt es einen Gemeinschaftsraum mit angegliederter Küche von 130 Quadratmetern, in dem die Bewohner ihre Hausversammlungen durchführen oder auch Geburtstage und andere Feste feiern. In einem Buch wird eingetragen, wer den Raum wann nutzen möchte. Neben

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wöchentlichen Sportveranstaltungen finden gemeinsame Frühstücke, Kino- und Videoabende statt. Künftig sollen mehr Vorträge und Lesungen angeboten werden. Mit Ortsvereinen aus dem Stadtteil wird eng zusammengearbeitet, um sich gemeinsam für besseren Klimaschutz einzusetzen: So versuchen sie mit Anderen gemeinsam Strom einzukaufen, um ihn für alle billiger zu machen. Die Bewohner kommen aus den unterschiedlichsten Berufen, was bei der Alltagsgestaltung positiv ist. Fehlen einfache Dinge im Haushalt, fragt man schon mal beim Nachbarn. Auch für handwerkliche Aufgaben gibt es Ansprechpartner. Ohne die Unterstüt-

Im Passivhaus ist jede Wohnung anders zung der Hausgemeinschaft hätte eine Anwesende ihren 65. Geburtstag auch nicht so toll feiern können. In unregelmäßigen Abständen werden Arbeitseinsätze zur Erledigung von handwerklichen Tätigkeiten im Haus durchgeführt. So mussten die Luftwärmetauscher an der Hausfassade neu gedämmt werden, weil die ersten dazu verwendeten Umhüllungen nicht ausreichten. Um eine ordentliche Straßenbefestigung zu bauen, kauften sie Split, der in mehreren Einsätzen ausgeschüttet wurde. Gemeinsam reinigen sie auch ihre Tiefgarage, was zusammen viel mehr Spaß macht. Durch das Pflegen ihres gemeinsamen Gartens, ihre grüne Oase, lernen sie sich näher kennen. Alle Wohnzimmer haben das Fenster zum Garten und so spielt die Leipziger Straße als ‚Blickfang‘ keine

Rolle mehr. Viele gehen gemeinsam aus, besuchen Veranstaltungen in der Stadt oder führen Wanderungen durch. Ideen dazu werden im Gemeinschaftsraum an einem schwarzen Brett ausgehängt, um Interessenten zu finden und um so die Umsetzung miteinander zu planen. Möchte eine Rollstuhlfahrerin mitmachen, suchen sie zusammen nach barrierefreien Lösungen. Ist jemand krank, wird er von den anderen unterstützt. Zur Sicherheit werden auch Schlüssel untereinander ausgetauscht. Das geht nur, weil sie zueinander starkes Vertrauen entwickelt haben. Da die Bau- und Planungsphase des Projekts allmählich abgeschlossen ist, haben sie jetzt mehr Zeit, ihr soziales Miteinander zu entwickeln: „Wir stehen erst am Anfang dieses Prozesses“, betont eine Anwesende. Da Menschen mit unterschiedlichsten Interessen zusammenwohnen, bleiben Konflikte nicht aus. Doch für alle ist es eine Herausforderung, sich den Auseinandersetzungen aktiv zu stellen. Es ist ein Übungsfeld für Toleranz, gegenseitigen Respekt, auch mal streiten zu können und sich danach wieder zu einigen. „Die Kommunikation ist nie abgebrochen“, betonen die Anwesenden. Die vielfältigen Talente von allen haben auch hier ihre positive Wirkung. Sie sind stolz auf ihr Wohnprojekt und raten Interessierten und Freunden, mit viel Mut und Selbstvertrauen ein ähnliches Projekt aufzubauen. Sie haben als Laien angefangen, und, wie man heute eindrucksvoll sehen kann, viel erreicht: Vor vier Jahren war da nur eine Wiese. Heute steht hier ein tolles Haus, das verkehrstechnisch gut angebunden ist. Es ist aus der Innenstadt nicht mehr wegzudenken.

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S T O L P E R S T EIN

Das Glück ist mit den Unvernünftigen * GLOSSE VON JULIA KRAUSE

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fall etwa. Vielleicht fährt man mal kurz in den Graben. Ein Schleudertrauma, vielleicht ein paar blaue Flecken, aber letztendlich ist es ein „die Kurve noch mal gekratzt“. Oder man karrt dabei jemand anderen an – und dann wird alles schrecklich kompliziert.

„Ja, ich will.“ Bis dass der Tod uns scheidet – oder bis ich die Onlinescheidung eingereicht habe. Aber nein. „Was Gott zusammengefügt hat, dass soll der Mensch nicht trennen“, heißt es. Gott scheint sich viel in Diskos zu tummeln – dort wo das Licht schummrig ist und das Bier ein Must-Have-Accessoire. Da schlägt er zu. Lässt Zungen ein „kann ich deine… Nummer – hicks – haben“ lallen und dann auch noch ein „Okay“ zurückkichern.

Liebe macht blind, sagt ein altes Sprichwort. Vielleicht macht sie auch taub. Entgegen aller Warnungen („sie wird Topfpflanzen auf deine Anlage stellen, bevor du dich einmal umschauen kannst“) feiern tausende Pärchen jedes Jahr den „ersten Tag vom Rest ihres Lebens“, nachdem sie in der Junggesellennacht das Kettenrasseln mehr oder weniger erfolgreich ignoriert haben. Warum? Der Schriftsteller George Bernhard Shaw soll im vergangenen Jahrhundert einmal gesagt haben: „Die Liebe ist die einzige Sklaverei, die als Vergnügen empfunden wird.“ Vom selben Mann stammt übrigens auch der Ausspruch: „Es gibt viele Dinge, die nicht vernünftig, aber doch ganz natürlich sind.“

Andrea Tiedemann

m vergangenen Jahr ist es 382.047 Paaren passiert: 764.094 Menschen haben 2010 ihr bestes gegeben, um den legendärsten Filmriss ihrer Geschichte zu produzieren – Hollywood-like. Nur ohne Tiger im Bad und vielleicht ohne Hochzeit in Vegas. Denn die eigentliche Ja-Sagerei kommt ja noch.

Und dann steht man dreizweiviertel Jahre später da. Mitten in der Hangover-Party seines Lebens. Liebevoll arrangierte Sangria-Eimer vor sich und in einem T-Shirt mit der Aufschrift „letzter Freigang“ über der Brust. Nach dem „Ja“ hat man ja eh nichts mehr zu sagen, meint die Clique. Lebenslänglich. Die Kumpel sprechen es aus wie ein Urteil. „Wenn alles gut geht“, sagen die Freundinnen, ganz so als handele es sich um etwas, dass außer Kontrolle geraten ist. Ein Verkehrsun-

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misterQM (photocase.com)

PARAGRAPHENR E I T E R

Im Namen des Volkes In dieser Ausgabe wollen wir uns wieder mit Entscheidungen der Sozialgerichte in Deutschland beschäftigen. Wie immer haben wir Datenbanken gesichtet und einige Urteile für Sie herausgesucht. Spannend bleibt, wie sich die Reform von Ministerin von der Leyen auf die Rechtsprechung auswirken wird.

Ein-Euro-Jobs Hier ist am 27.08.2011 eine wichtige Entscheidung des Bundessozialgerichtes (BSG) ergangen. Hierbei handelt es sich um eine Arbeitsgelegenheit mit Mehraufwandsentschädigung, aus der sich nach dem Willen des Gesetzgebers ausdrücklich kein Arbeitsverhältnis gründet. Diese Arbeitsgelegenheiten unterliegen besonderen Voraussetzungen (Gemeinnützigkeit / Zusätzlichkeit). Bereits in der Vergangenheit haben Sozialgerichte festgestellt, dass bei Verletzung dieser Voraussetzungen ein Anspruch auf Lohnerstattung erwachsen kann. Das BSG hat nun festgestellt, dass allein die ARGE (Jobcenter) dafür zuständig ist, zu prüfen, ob die Maßnahme im Sinne des Leistungsberechtigten zur Eingliederung geeignet ist. Dazu gehört auch die Prüfung der „Zusätzlichkeit“. BSG Urteil vom 27.08.2011 – B 4 AS 1/10 R

Anmerkung: In einem noch nicht veröffentlichten Urteil des BSG wurde festgestellt, dass unter bestimmten Umständen ein öffentlich-rechtlicher Erstattungsanspruch des Leistungsberechtigten nach dem SGB 2 gegen das Jobcenter in Betracht kommt, falls dieses einen rechtwidrigen Ein-EuroJob vermittelt hat. Konkret bedeutet dies: Die Jobcenter (ARGEN) müssen

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prüfen, ob Ein-Euro-Jobs den rechtlichen Voraussetzungen entsprechen. Die Agenturen sind für die Einhaltungen der Bestimmungen verantwortlich. Vermitteln sie in Jobs, die nicht den gesetzlichen Voraussetzungen entsprechen, wird die ARGE (Jobcenter) regresspflichtig und muss eventuell für die Nachzahlung des Tariflohns gerade stehen.

Erreichbarkeit Ein Arbeitsloser muss jederzeit in der Lage sein, auf Vorschläge der Arbeitsagentur zeit- und ortsnah zu reagieren. Es genügt nicht, einen Dritten zu beauftragen, der die Briefe der Arbeitsagentur an ihn weiterleitet. Ein Verstoß gegen diese Regelung kann zum Verlust des Arbeitslosengeldes führen. Sozialgericht Stuttgart Urteil vom 28.07.2011 – S 23 AL 5491/10

Mit Beginn eines ungenehmigten Auslandsaufenthaltes entfällt der Anspruch auf Arbeitslosengeld. Sozialgericht Stuttgart Urteil vom 18.10.2010 – S 19 AL 7177/09

Angemessener Wohnraum Ist ein Bezieher oder eine Bezieherin von Leistungen der Grundsicherung im Alter sehr stark sehbehindert und daher in ihrer Orientierungsfähigkeit

* HANS PETER PUNG eingeschränkt, ist ein Umzug in eine andere Wohnung nicht zuzumuten, auch wenn ihre monatliche Miete die zulässige Mietobergrenze um rund sechzig Euro überschreitet. Sozialgericht Stuttgart Urteil vom 20.06.2010 – S 7 SO 3292/09

Stromkostenerstattung Grundsätzlich sind auch Rückerstattungen von Vorauszahlungen aus Energielieferverträgen im Bedarfszeitraum als Einkommen und nicht als Vermögen zu berücksichtigen. Nach Sinn und Zweck des § 11 Abs 1 SGB II kann aber eine Rückzahlung von Kosten für Haushaltsenergie, die auf Vorauszahlungen aus Zeiträumen beruht, in denen Hilfebedürftigkeit bestand, nicht als Einkommen berücksichtigt werden, weil es sich bei den Zahlungen für Haushaltsenergie um eine Befriedigung eines der Regelleistung zuzuordnenden Grundbedarfs handelt. Einnahmen aus Einsparungen hinsichtlich der Regelbedarfe sind grundsätzlich über den jeweiligen Bezugszeitraum hinweg von der Berücksichtigung als Einkommen freistellen. BSG Urteil vom 23.08.2011 B 14 AS 185/10 R und B 14 AS 186/10 R

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GÖTTINGEN Helene Dahlke

Putz das Bad! Im Oktober beginnt das nächste Wintersemester. Die Zeit vor Semesterbeginn ist geprägt von Wohnungssuche und WG-Castings. Aber wie lebt eigentlich ein Großteil der Göttinger Studenten, was sind die Vor- und Nachteile von Wohngemeinschaften (WGs)? Ein Zustandsbericht.

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n Göttingen sind zur Zeit rund 25.000 Studenten an der Georg-August-Universität immatrikuliert. Der Wohnungsmarkt der Stadt hat sich mit gut 65.000 Ein- und Zwei-Zimmerwohnungen auf diese studentische Situation gut eingestellt. Mit diesem Angebot liegt man zehn Prozent über dem bundesdeutschen Durchschnittswert. In einer dieser Wohnungen lebt Moritz Dittmann. Seine „Entscheidung für das Alleinewohnen war keine Entscheidung gegen Wohngemeinschaften.“ Neben der zentralen Lage nahe des Botanischen Gartens, schätzt er besonders die Ruhe am Abend. Die dürfte bei den übrigen Studenten, die in Wohnheimen und privaten WGs wohnen, etwas seltener sein. Britta Lange, Lehramtsstudentin, wohnt im ATW, der größten studentischen Wohnanlage Göttingens. Hier leben rund 800 Studenten Tür an Tür. Viel Kontakt zu den übrigen Studenten hat Britta nicht. Die Apartments verfügen über Küche und Bad, über gemeinsame Wohnfläche dagegen kaum. Das Wohnheimleben spielt sich überwiegend in der Heimkneipe im Keller des Gebäudes ab. Einen Luxus möchte sie jedoch nicht missen: sind einmal die Glühbirnen defekt oder ein tropfender Wasserhahn nicht zu bändigen, ist der Hausmeister immer zur Stelle. Eine ganz andere Art von Luxus wird Jana Damm zuteil. Die 22jährige Studentin des Wirtschaftsingenieurwesens wohnt mit ihren Großeltern, Eltern und ihrem Bruder gemeinsam in einem Vorort Göttingens. „Ich habe das Glück, dass meine Eltern mir viel Freiraum lassen und ich wenig Aufgaben im Haushalt übernehmen muss.“ Gedanken an Putzpläne und Müllabfuhrtermine muss sie nicht verschwenden, sondern kann sich ganz auf ihr Studium konzentrieren. Davon träumen Anne Kessler und Christoph Sänger. In ihrer bunten Hausgemeinschaft, in der Doktoranden, Lebenskünstler, FSJler und eine Katze miteinander le-

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* HELENE DAHLKE ben, wird oft über Putzpläne und das Ausräumen der Geschirrspülmaschine diskutiert. In der 13er-WG nimmt man es aber eher gelassen: Kompromisse einzugehen, gehöre bei einer so großen Gemeinschaft eben dazu. Positiv vermerken beide, dass „immer jemand da“ sei, „mit dem man bei einem Glas Wein die Ereignisse des Tages reflektieren“ könne. Mitbewohner werden hier nicht als notwendiges Übel, sondern als Freunde und Familie verstanden. Eine besondere Wohnform stellen die zahlreichen Verbindungen Göttingens dar: Sebastian Weber (Name wurde von der Redaktion geändert) wohnt seit April im Haus der Corps Frisia. Keine Kündigungsfrist, geringe Mietkosten und der gute Zustand des Hauses waren für ihn ausschlaggebend. Putzpläne sucht man hier zwar vergeblich, doch beinhalten die Pflichten der Wohngemeinschaft regelmäßige Mitgliederversammlungen und gemeinsame sportliche Aktivitäten. Über Nacht verschlägt es ihn jedoch oft in die WG seiner Freundin, da es auf dem Haus abends „schon mal lauter werden kann.“ Auch die Hausordnung von 1915, die nur noch augenzwinkernd zitiert wird, besagt: „ab 21 Uhr hat der Damenbesuch das Haus zu verlassen.“ Die Beispiele zeigen, jeder Wohnungssuchende kann in Göttingen das Richtige finden und sich entscheiden, wo er sein Bad putzen will: im geordneten Chaos oder doch bei Mutti zuhause.

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MEHR ZUM THEMA: Genaue Zahlen und Fakten zu Studentenzahlen und Wohnraum gibt es beim Göttinger Statistischen Informationssystem unter www.goesis.goettingen.de. Auskunft über freie Wohnheimplätze erteilt das Studentenwerk der Uni Göttingen, WG-Gesuche findet man unter www.wg-gesucht.de. TagesSatz

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GÖTTI N G E N

Jörg „Yogi“ Müller

Wahre, edle und noble Rede * JÖRG „YOGI“ MÜLLER Wenn ich mit meinen Freunden darüber rede, ob sie mal wieder oder zum ersten Mal einen Meditationskurs besuchen möchten, höre ich häufig die gleichen Argumente, die ich auch mal meinem eigenen Meditationslehrer gesagt habe. Hier ist seine Antwort und ich hoffe damit andere zu inspirieren, doch einen Kurs zu besuchen.

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ch bin noch nicht bereit, mit Meditieren zu beginnen. Zu viel habe ich in meinem Kopf. Ich arbeite gerade an Problemen, die ich mit meiner Freundin habe, und ich muss erst einige Sachen bei meiner Arbeit regeln. Ich muss warten, bis mein Geist sich beruhigt hat, bis ich etwas Ruhe gefunden habe.“ Mein Meditationslehrer lächelte. „Im Laufe der Zeit werden diese Probleme vielleicht gelöst, aber neue werden entstehen, um sie zu ersetzen. Auf den Frieden zu warten, bevor man mit der Suche nach Wahrheit beginnt, ist, wie auf einen Universitätsabschluss zu warten, bevor man lesen gelernt hat. Wir sehen unser Leben durch eine dunkle Brille. Es ist nicht unser Leben, das gereinigt werden muss, sondern die Brille selber. Wir können ewig darauf warten, bis die Sonne uns kühlt, besser ist es einen breiten Hut zu tragen.“

Diejenigen, die wahre Rede praktizieren, sprechen die Wahrheit und sind fest verankert in Ehrlichkeit. Sie sind vertrauenswürdig, verlässlich und offen gegenüber anderen. Sie versöhnen die Streitenden und ermutigen die Vereinten. Sie freuen sich über Harmonie, streben nach Harmonie durch ihre Worte. Ihre Sprache ist sanft, wohlklingend, freundlich, herzerwärmend, höflich, angenehm und erfreut viele. Sie reden zur rechten Zeit, den Tatsachen entsprechend, immer daran orientiert, was hilfreich ist, was Dhamma (Gesetz der Wahrheit der Natur) und dem rechten Verhaltenskodex entspricht. Ihre Worte sind es wert, sie im Sinn zu behalten. Sie sind zur rechten Zeit gesprochen, gut durchdacht, gut gewählt und konstruktiv. Majjhima Nikaya Bevor du jemanden kritisierst, vergewissere dich, dass fünf Qualitäten in dir vorhanden sind: Zur rechten Zeit werde ich sprechen, nicht zur unrechten. Nur die Wahrheit werde ich sprechen, nichts Unwahres. Sanft werde ich sprechen, nicht hart. Zum Nutzen des Anderen werde ich sprechen, nicht zu seinem Schaden. Mit Wohlwollen werde ich sprechen, nicht mit Groll. Pitaka Sutta Diese Lehrreden helfen mir, mich daran zu erinnern, wie wichtig es ist, meine hohen Erwartungen an die verbale Kommunikation zu erfüllen. Ich bin natürlich nicht perfekt, aber ich kann täglich üben, um mich diesem Ideal anzunähern. Mögen alle Menschen wahre, edle und noble Rede üben.

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TagesSatz

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GÖTTINGEN

Jörg „Yogi“ Müller

GEDANKEN EINES TAGESSATZ-VERKÄUFERS

Alles für die Katz * JÖRG „YOGI“ MÜLLER

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enn sie ganz lieb ist, heißt sie Minosch. Wenn sie ganz böse ist und an die Tür geht und raus will, heißt sie Verdammte Katze.“ Frau Ruth Zierenberg ist eine Stammkundin von mir, die auch in der Nähe des Nabels in Göttingen wohnt. Sie ist 84 Jahre alt und seit ihr Mann vor fünfzehn Jahren verstorben ist, lebt sie mit ihrer Katze Minosch in einer sehr innigen Lebensgemeinschaft. Frau Zierenberg kam auf mich zu und fragte, ob ich ihren Umzug managen könnte. Man sagt ja, einen alten Baum verpflanzt man nicht. Keiner wollte auch die Katze Minosch einfangen und sie in die Transportkiste stecken, um sie dann in die neue Wohnung zu bringen. Frau Zierenberg hat mich sehr gelobt, mit welcher Umsicht ich mit ihrer Katze Minosch umgegangen bin.

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Trotzdem war für die Katze der Umzug und die neue Umgebung in der neuen Wohnung, mit sehr viel Stress verbunden und Frau Ziernberg macht sich sehr viel Sorgen um ihre Katze. „Oft am Abend und manchmal am Mittag unterhalte ich mich mit der Katze Minosch wie mit einem Menschen. Neulich hatte meine Katze Rastalocken Und ich habe extra eine neue Bürste gekauft um die verfilzten Haare auszukämmen. Die Katze hat mich völlig im Griff. Eigentlich ist sie der Boss! Sie hat mir schon viel verkratzt oder ins Bett gekotzt. Sie konnte ja nichts dafür, weil da war ja die Baustelle in der Wohnung und der Umzugsstress. Die Katze ist wie ein menschlicher Partner für mich: Du liebst ihn heiß und innig und manchmal könnte ich sie einfach... Ich rede immer mit der Katze,

aber im Sommer als es so heiß war, konnte ich mich kaum bücken, um sie zu streicheln. Da schwitze ich zu sehr. Dann schaut sie mich mit ihren großen Katzenaugen fragend an. Im Sommer schläft die Katze nicht bei mir im Bett. Ich will das auch nicht. Aber sonst macht sie was sie will. Wie schon gesagt: die ist der Boss!“ Wenn ich Frau Zierenberg am Nabel, wo ich ja den TagesSatz verkaufe, treffe, lädt sie mich oft in die nahe gelegenen Eisdiele, wo sie Stammgast ist und man sie „Mutti“ nennt und mit Kuss begrüßt, zum Eis oder Kaffee ein. Häufig ist dann auch ihre Katze Minosch das Thema. „Minosch ist noch meine größte Freude und Motivation weiter zu leben und jeden Morgen aufzustehen und ihr einen guten Tag zu wünschen und zu fragen wie sie geschlafen hat.“

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Detlef „Rocky“ Bernhard

GÖTTIN G E N

Straßengeflüster

Winkeladvokat

Es ist kein Geheimnis, dass soziale Aspekte in der Politik oft zu Gunsten finanzieller Überlegungen auf der Strecke bleiben. Diesem Prinzip ist kürzlich eine Initiative der gemeinnützigen Stiftung BISS zum Opfer gefallen. „Wir mussten erfahren“, so Ilsegard Henninger vom gleichnamigen Straßenmagazin, „dass Nachhaltigkeit, Zukunftsperspektiven und gesamtgesellschaftlicher Gewinn keine Rolle spielen, wenn schnelles Geld lockt“. Ziel des Projektes war die Umwandlung des alten Münchner Frauen- und Jugendgefängnisses Am Neudeck in ein Hotel, in dem etliche junge Menschen aus sozial prekärer Lage fest angestellt werden sollten. Nach der Ablehnung eines Freihandverkaufs an BISS war ein Bieterverfahren eingeleitet worden, aus dem die Stiftung letztendlich als Verlierer hervorging. Obwohl den CDU/FDP-Abgeordneten des Haushaltsausschusses neben einwandfreien Finanznachweisen auch Empfehlungsschreiben aus der Spitzen-Hotelbranche sowie von Vertretern etablierter Sozialprojekte vorgelegt werden konnten, entschieden

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* CHRISTOPH PENGEL

sie sich am Ende für einen kommerziellen Immobilieninvestor, dessen Offerte das BISS-Angebot um ein Vielfaches überstieg. Auch durch eine Petition, in der über 15.000 Unterzeichner den Zuspruch einer breiten Öffentlichkeit zum Ausdruck brachten, ließ sich keine Wende herbeiführen. In den Augen der Projektleiter war die Entscheidung vor allem insofern enttäuschend, als dafür eine Partei verantwortlich zeichnet, welche die Begriffe ’christlich’ und ,sozial’ in ihrem Namen trägt. Indessen geht die Suche nach alternativen Grundstücken weiter. Die konkrete Arbeit, das Engagement, die Spenden und die Begeisterung so vieler Menschen sollen nicht umsonst gewesen sein.

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Nicht jede Filmfigur ist auch ein Idol Dass man sich hin und wieder mit Stars & Sternchen und anderen berühmten Persönlichkeiten identifiziert, ist uns gemein. Und dass das auch nicht immer von Vorteil ist, sollte uns spätestens nach dem folgenden Fall bekannt sein. Ein italienischer Anwalt nahm es 2002 nämlich mit der Identifikation zu einer Fernsehfigur zu genau. Er verklagte die Produktionsfirma der Fernsehserie „Derrick“ auf Unterlassung und Schadensersatz, weil er sich in seinem Namens- und Persönlichkeitsrecht verletzt fühlte. In der italienischen Ausstrahlung der Folge „Da läuft eine Riesensache“, trug eine wenig rühmliche Figur einschließlich des Doktortitels, seinen Namen. Diese Filmfigur spielte, nach einer fiktiven Interpol-Meldung, einen Anwalt mit dem Namen des Klägers, der seine Lizenz verloren hatte, da er in Korruptionsfälle verwickelt war und zudem in Beziehung zur Mafia stand. Das Oberlandesgericht Koblenz, das in dieser Sache über die Revision zu entscheiden hatte, wies die Klage zurück. Die behauptete Rufschädigung und einen Schaden für die Erwerbsaussichten des Anwalts konnten nicht festge-

MEHR ZUM THEMA: www.biss-magazin.de

* SEMSIYE AYGIR

stellt werden. Die Landesrichter begründeten ihre Entscheidung damit, dass der Kläger zum Zeitpunkt der Erstausstrahlung weder Anwalt noch „Dr.“ gewesen sei. Angesichts der – nicht mehr ganz aktuellen – Ausstattung der Serie einschließlich der Bekleidung, sei für den Zuschauer erkennbar, dass es sich um eine 14 Jahre alte Sendung handle. Sie könne nichts mit einem Anwalt zu tun haben, der erst seit sieben Jahren als solcher zugelassen ist. Zudem seien Alter, Geburtsort und Wohnsitz zwischen Figur und Kläger verschieden, so dass eine Verwechslungsgefahr ausgeschlossen sei. Somit stand für das Oberlandesgericht Koblenz fest, dass auch der durchschnittliche Fernsehzuschauer in Italien keineswegs zwangsläufig einen Zusammenhang zwischen dem Kläger und der Filmfigur herstellen wird.

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KASSEL

Privat

Energiewende in Nordhessen

Dr. Thorsten Ebert, Vorstandsmitglied der KVV, stellte ein Konzept vor, wie die Region Nordhessen (Stadt Kassel, Landkreis Kassel, SchwalmEder-Kreis und Werra-Meißner-Kreis) mit insgesamt 730.000 Menschen die lokale Wende zu regenerativen Energien etwa zu neunzig Prozent aus der Region heraus leisten könnte.

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ie regionalen Umweltverbände hatten geladen. Der Saal im ausgelagerten Stadtmuseum (Wilhelmstraße) war beim Vortrag zur Energiewende in Nordhessen bis zum letzten Platz gefüllt. Möglichkeiten und Konzepte zur Abwendung bedrohlicher Zukunftsszenarien (Bevölkerungswachstum, Endlichkeit der leichter zugänglichen fossilen Energieträger, Klimawandel) existieren zwar, aber selten so direkt und lokal, wie sie Dr. Thorsten Ebert von der Kasseler Verkehrs- und Versorgungsgesellschaft (KVV) der Städtische Werke AG am 23. August vorstellte. Ziel dieser Energiewende sei die regionale und relativ unabhängige Versorgung mit Strom aus erneuerbaren Energien in lokaler Eigenproduktion. Zu dem Portfolio der Städtischen Werke AG (STW) gehören neben dem Einkauf von Strom aus Wasserkraftwerken von der norwegischen Statkraft die eigene Stromerzeugung aus Wasserkraft, fester Biomasse, Sonnenenergie, Biogas. Daran anknüpfend und in Zusammenarbeit mit dem Fraunhofer Institut für Windenergie und Energiesystemtechnik (IWES) wurde eine Vorstudie entwickelt, die innerhalb von fünfzehn Jahren die angestrebte Energiewen-

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* CLAUDIA ALEXANDRA ROSE UND NORA MEY

de machbar erscheinen lässt. Die Energieversorgung mit circa 3,6 TWh/a würde dabei etwa zu sechzig Prozent aus Windenergie, vierzehn Prozent aus Photovoltaik, fünf Prozent aus Biomasse, acht Prozent mit Gasturbinenkraftwerken und zu dreizehn Prozentmit Reststrom aus dem vorgelagerten Netz erfolgen. Der Anteil der Windkraft würde einen Ausbau mit zusätzlichen 250 großen Windkraftanlagen bedeuten, die 1,2 Prozent der Fläche Nordhessens benötigen. Die Energiegewinnung aus Biomasse soll in Zusammenarbeit mit lokalen Landwirten gestaltet werden. Eine Beteiligung der Bürger auf Augenhöhe sei bei der Umsetzung des Konzeptes wichtig: Aktive Mitsprache bei Standorten, Teilhabe an Investitionen und Nutzen seien wichtig. Das gesamte Investitionsvolumen wird sich über fünfzehn Jahre auf etwa 1,5 Milliarden Euro belaufen, der Anteil der STW soll dabei maximal fünfzig Prozent betragen. An kritische Fragen aus dem Kreis der anwesenden Umweltverbände mangelte es nicht. Ab der ersten Vortragsminute brannten den Zuhörern themen- und fachspezifische Fragen unter den Nägeln, so unter Anderem nach Energieeffizienz, Renditeerwartungen, einer

möglichen Fernwärme-Einspeisung und sogar der Helixturm von Konrad Zuse zur Windenergiegewinnung waren Thema. Trotzdem überwog nach einer Weile eine deutlich positive Resonanz auf das Konzept. Dies ist in erster Linie dem sehr umfassenden Ansatz geschuldet, mit dem sich die KVV Städtische Werke AG bundespolitisch mit an die Spitze bei der Energiewende setzen würde. Besonders hervorzuheben ist dabei, dass sowohl die Gelder für Investitionen, die Arbeitsplätze und die gesamte Wertschöpfungskette in der Region verbleiben würden. Nordhessen wäre zugleich weitgehend unabhängig in der Stromversorgung. In den folgenden zwölf Monaten soll das Szenario der Energiewende gemeinsam mit Fraunhofer IWES detaillierter ausgearbeitet werden. Dr. Ebert verwies wiederholt darauf, dass dieses ehrgeizige Projekt in Zusammenarbeit mit Kommunen und Bürgerorganisationen verwirklicht werden solle und weitere Diskussionsrunden zur Energiewende in Nordhessen folgen würden.

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MEHR ZUM THEMA: www.kvvks.de www.sw-kassel.de TagesSatz

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KA S S E L

Ein Tag in der Tafel

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s ist 9.30 Uhr, der Tafelladen wird geöffnet. Frau Meyer, meine erste Kundin, zahlt zwei Euro und ich streiche ihre Kundennummer ab: eine Person. „Frau Meyer, wie geht es Ihrem Sohn? Wohnt er wieder bei Ihnen?“ „Nein, noch nicht. Ich weiß nicht genau, wie es ihm geht. Er war das letzte Mal vor vier Wochen übers Wochenende bei mir. Er war weniger aggressiv. Die Erzieher meinen, er macht Fortschritte und in der Schule geht es auch besser.“ Meine nächste Kundin ist eine Frau aus Eritrea. Sie trägt Kopftuch und ihre Hände sind hennagefärbt. „Guten Morgen, hatten Sie in der Familie eine Hochzeit?“ „Ja, die Tochter meines Vetters. Es war schön. Wie immer kein Schweinefleisch, aber Pute und Hähnchen geht, auch Fisch.“

tet um rote Rüben, da er die für seine Borschtsch-Suppe braucht und Dill hätte er auch gern, wenn es welchen gibt. Im Nu ist es zwölf Uhr. Die Zeit ist so schnell vergangen. Nach der Arbeit ist der Austausch mit den Kollegen und Kolleginnen über das Erlebte wichtig. Heute gab es zum Beispiel Ärger, weil die wenigen Puten für Muslime oder größere Familien vorgesehen waren. Eine alleinstehende Person konnte diese Regelung nicht verstehen. Ihrem Wunsch nach einer Pute konnten wir leider nicht nachgeben und sie war traurig. Immer wieder versuchen wir, unseren Kunden klarzumachen, dass wir ihren Wünschen so weit wie möglich entgegenkommen. Wir sind aber leider kein Supermarkt, indem man die Ware auswählen kann. Heute hat mich der Ausspruch einer deutsch-russischen Kundin besonders betroffen gemacht: „Es ist so schön, wenn man mit Ihnen mal ein paar persönliche Worte reden kann.“ Wie viel Einsamkeit, Alleinsein und Nichtangekommensein steckt dahinter!

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MEHR ZUM THEMA: www.kasseler-tafel.de

* HELGA URBAN

OB Hilgen löst Wette ein Im Vorfeld des Bundes-Tafel-Treffens, das im Juni in Kassel stattfand, hatte Hilgen gewettet, dass mindestens elf Tonnen Lebensmittel zusammen kommen. Das Engagement von Bürgern, Schulklassen, Händlern und Großhandelsketten erbrachte das Ergebnis von respektablen 38 Tonnen. Hilgen löste am 5. August in der Kasseler Tafel sein Versprechen ein, beim Verteilen mit anzupacken. Bezüglich der Bemessungsgrundlage des Bundes betreffend die Hartz-IVRegelsätze ist er der Meinung, „...dass die Sätze ein Stück zu niedrig sind.“ Das zeigen die Kasseler Erfahrungen, auch und gerade in Einrichtungen wie der Tafel. Ein Sozialstaat sollte sich zudem um den innergesellschaftlichen Frieden bemühen. Dazu gehöre, Menschen, die ihr Leben nicht aus eigener Kraft bestreiten können, zu unterstützen. „Klar sollte aber sein, dass die Tafel-Angebote lediglich eine Ergänzung zur Haushaltsführung der Betroffenen sein können“, so Hilgen. Dass dies nicht in jedem Einzelfall zutreffe, sei ihm klar. „Wichtig ist mir bei allen Debatten, die man über Hartz IV, die Tafelangebote und anderes mehr führt, dass Beteiligte gegenseitige Regeln der Höflichkeit einhalten und Verständnis für die Position des Anderen aufbringen.“

Privat

Eine weitere Kundin, Frau Schultze, hat ein entzündetes Auge. „Frau Schultze, das sieht nicht gut aus. Sie müssen unbedingt zum Augenarzt gehen.“ „Das geht erst nächste Woche, ich habe die zehn Euro Praxisgebühr nicht. Nächste Woche kriegt mein Mann die Rente.“ Herr Löwe, ein älterer Herr, ist der Nächste. „Ich komme die nächsten vier Wochen nicht. Wir fahren zu meinen Eltern nach Kasachstan.“ Frau Fischer fragt nach Käsebrötchen, weil ihr Sohn die so gern isst. Ein deutsch-russischer Kunde bit-

Unsere Leserin Helga Urban arbeitet ehrenamtlich bei der Kasseler Tafel. Im Folgenden schildert sie ihre Erfahrungen.

TagesSatz

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KASSEL

Dilemma am Lutherplatz – TRA.FO Alkoholverbotszonen und Platzverweise, verordnet von Stadtpolitik und Kirchengemeinden, durchgesetzt vom Ordnungsamt, verschärfen die Lage an anderen Orten.

* HARALD WÖRNER

I

mit Stadtverwaltung, Drogenhilfe und Kirche, lange ohne Erfolg. Nun scheint Bewegung ins Geschehen zu kommen. Anfang August bei der „Dienstagsrunde Drogen“ - einem dreimonatlich tagenden Gremium aus Mitarbeitern von Stadtverwaltung, Polizei, Staatsanwaltschaft, Drogenhilfe und weiteren in diesem Bereich Tätigen - hatte Winnemuth Gelegenheit, die Lage aus Sicht der Kulturinitiative darzustellen. Hier und in einem weiteren Gespräch mit Bürgermeister Kaiser verabredeten die Teilnehmer, eine „AG Lutherplatz“ einzurichten, welche die Akteure, die konkret an der Verbesserung der Situation arbeiten wollen, zusammenbringt. Es geht um die Erarbeitung eines Konzeptes zur Prozessgestaltung, das über allgemeine Ratlosigkeit und pure Repression hinausgeht. Der TRA. FO-Betreiber hat einige Elemente benannt. Es wäre zum Beispiel wichtig, die Szene in Bewegung zu bringen und die Leute durch Teilnahme-Angebote in ihren Fähigkeiten zu fördern.

So möchte Winnemuth, der sich als Permakultur-Designer versteht und dessen lebendige Skulptur „plant“ seit 2005 hinter dem Trafohaus wächst, in Kürze einen Workshop anbieten, in dem vor Ort ein Hochbeet gebaut wird. Er hofft, das Material dafür kostenlos von der Stadt gestellt zu bekommen: „Durch Förderung der Stadt für unsere kulturell-kreativen Ansätze besteht die Chance - gerade im documenta-Jahr - die Lage am Lutherplatz zu wandeln. Bisherige Erfahrungen zeigten, dass Verbote und Platzverweise Probleme verlagern, aber nicht lösen.“ Hoffen wir, dass auch ein geplanter Trinkraum die Lage zu entspannen hilft. Die Stadt Kiel hat bisher gute Erfahrungen damit gemacht. Darüber werden wir in einer der folgenden Ausgaben berichten.

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MEHR ZUM THEMA: www.trafohaus.eu

Karsten Winnemuth

mmer wieder konzentriert sich an bestimmten Plätzen in der Stadt eine Trinker- und Drogenszene. Und ebenso oft wird sie von solchen „angestammten Orten“ (Martins-, Königs- und Friedrichsplatz) vertrieben. Exemplarisch kann man nun die Folgen dieses Handelns beobachten. Nicht nur den City-Kaufleuten, sondern auch vielen Bürgern der Stadt sind Suchtkranke, die Kassels „gute Stube“ verschandeln, ein „Dorn im Auge“, sie müssen aus dem Blickfeld. Aber wohin? Zur Zeit konzentriert sich diese Szene am TRA.FO-Häuschen auf einer Seite des Lutherplatzes. Die Wahl des Ortes folgt einerseits einer Eigendynamik, sie scheint aber auch im Interesse von Stadt und Polizei zu liegen. Die Szene selbst berichtet, wie das Ordnungsamt ertappte öffentliche Biertrinker direkt zum TRA.FO schickt. Diese „Alle-auf-einem-Haufen“-Taktik kommt der repressiven Ordnungspolitik (Razzien, Kontrolle des öffentlichen Raumes) entgegen. Gleichzeitig führt die Konzentration der „Unerwünschten“ zu steigendem Aggressionspotentialen untereinander sowie zu einem für die Öffentlichkeit schwer erträglichen Bild des Elends. „Konsum und Abhängigkeit sind ein Spiegel für die Gesellschaft, in den aber keiner gern sieht“, meint Karsten Winnemuth. Der Leiter der seit 2002 bestehenden Kunst-Initiative TRA.FO beklagt, wie die schwierige Lage „ohne Kommunikation“ auf den Kulturort abgewälzt wird. Ohne Hilfe sei die Situation schwer zu ertragen. „Es gibt bei der Stadt keine Streetworker, der Drogenhilfe-Verein klagt über mangelnde Kapazitäten. Wir baden eine verfehlte Drogenpolitik und Kürzungen durch die Koch-Regierung vor einigen Jahren aus.“ Monatelang suchte er das konstruktive Gespräch

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TagesSatz

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DIE KOCHNI S C H E

Kochen mit dem TagesSatz * HANS PETER PUNG & TEAM

Volker Stosberg (photocase.com)

Leckere Gerichte für Sie entdeckt

Pilzgerichte Herbstzeit ist Pilzzeit. Viele gehen in den Wald und suchen sich die Pilze selbst. Dies ist aber nur dann zu empfehlen, wenn man sich sehr gut auskennt, um Vergiftungen zu vermeiden. Eine weitere Gefahr bei wild wachsenden Pilzen ist die immer noch bestehende nukleare Belastung, die auf die Katastrophe in Tschernobyl zurück zu führen ist. Wer also ganz sicher gehen will, sollte auf Zuchtpilze aus dem Handel zurückgreifen.

Pilzpfanne mit Schupfnudeln (4 Portionen / ca. 2,00 Euro pro Portion)

500g Pilze (gemischt) nach eigener Wahl, 1 mittelgroße Zwiebeln, 1 Bund Lauchzwiebeln, 500g Schupfnudeln, 1 EL Mehl, 150g Crème fraîche, Salz, Pfeffer, Muskat, 250ml Wasser, Öl Pilze putzen, in mundgerechte Stücke schneiden. Zwiebel schneiden, halbieren, in feine Ringe schneiden. Lauchzwiebeln abziehen, schräg in Scheiben schneiden. Öl in einer Pfanne erhitzen und die Schupfnudeln von allen Seiten goldbraun anbraten, aus der Pfanne nehmen. Nochmals etwas Öl in die Pfanne geben, Pilze hinzufügen und anbraten, Zwiebeln dazu geben, andünsten. Lauchzwiebeln beigeben, kurz mitbraten. Alles mit Mehl bestäuben und anschwitzen. Wasser anTagesSatz

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gießen, etwa 5 Minuten köcheln lassen. Mit Salz, Pfeffer und etwas Muskat abschmecken. Crème fraîche einrühren, Schupfnudeln unterheben und nochmals kurz erwärmen.

ben enden. Saure Sahne mit Eigelb verrühren, mit Salz und Pfeffer würzen, Petersilie einrühren und alles über die geschichteten Kartoffeln geben. Im vorgeheizten Backofen bei 225 °C ca. 30 Minuten goldbraun backen.

Tipp: Dazu passt ein frischer Salat.

Pilz-Auflauf

Tipp: Dazu passt ebenfalls Salat.

(4 Portionen / ca. 2,50 Euro pro Portion)

Reispfanne

800g Kartoffeln, 400g Pilze (gemischt) nach Wunsch, 2 mittelgroße Zwiebeln, Öl, Salz, Pfeffer, 4 Eier, 1 Eigelb, 250g saure Sahne, 1 Bund Petersilie, Butter zum Einfetten der Auflaufform

(4 Portionen / ca. 2,00 Euro pro Portion)

Kartoffeln gründlich waschen, garen, etwas abkühlen lassen, pellen, in Scheiben schneiden. Pilze putzen, in Scheiben schneiden. Eier hart kochen, in Scheiben schneiden. Zwiebeln schälen, in feine Ringe schneiden. Petersilie waschen, trocknen, fein hacken. Öl in einer Pfanne erhitzen und die Pilze darin glasig dünsten. Feuerfeste Form mit Butter einfetten. Zuerst eine Schicht Kartoffeln einlegen, darüber eine Schicht mit den Eischeiben geben. Dann einen Teil der Pilze und danach einen Teil der Zwiebelringe darüber verteilen. Weiter in dieser Reihenfolge vorgehen bis alle Zutaten verbraucht sind. Mit einer Schicht Kartoffelschei-

500g Pilze (gemischt) nach Wahl, 300g Reis (z.B. Basmati), 1 Zwiebel, 2 Möhren, 1 kleine Porreestange, Öl, Salz, Pfeffer, 1 Packung gewürfelte Tomaten (ca. 375ml) Pilze putzen, in Scheiben schneiden. Zwiebel schälen, würfeln. Möhren waschen, schälen, in feine Scheiben schneiden. Den Porree gründlich waschen, in feine Ringe schneiden. Den Reis nach Vorschrift garen. Öl in einem Topf erhitzen, Zwiebel, Möhren und Porree in den Topf geben und anbraten. Bei geschlossenem Deckel ca. 5 Minuten garen lassen. Pilze unterheben, mit Salz und Pfeffer würzen. Alles kräftig anbraten. Den Reis und die Tomaten hinzufügen, nochmals abschmecken und heiß servieren. Tipp: Auch hierzu können Sie einen frischen Salat reichen.

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K U LT U RT I P PS

GÖTTINGEN

Agentur

Die Empfehlung

Von Fußball und Neandertalern „Wissenschaft beim Göttinger Literaturherbst“ Bereits zum fünften Mal treffen beim diesjährigen Literaturherbst renommierte Wissenschaftler in der Paulinerkirche aufeinander. Zur Eröffnung am 14. Oktober berichtet die Paläoanthropologin Katerina Harvati über Neandertaler und den modernen Menschen. Fußballinteressierte dürften sich

Sa 01.10. / 20.00 Uhr Kulturhaus Dock 4, Ks Flinntheater: Das A-Casting Eintritt: 12 Euro, erm. 8 Euro, Schülergruppen 6 Euro So 02.10. / 15.00 & 17.00 Uhr Kulturhaus Dock 4, Ks

* MELANIE SWIATLOCH

für Metin Tolan und sein Werk „So werden wir Weltmeister! Die Physik des Fußballs“ begeistern. Wer schon immer einmal wissen wollte, warum Menschen Blumen mögen, erfährt dies bei Josef H. Reichholf. Realistische Lösungsvorschläge für die Verringerung der Weltarmut hält dagegen Thomas Pogge parat. Viele weitere spannende Themen laden zum intensiven Nachdenken ein, vom Freitag, 14. bis Sonntag, 15. Oktober in der Paulinerkirche.

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MEHR ZUR EMPFEHLUNG: Wissenschaft beim Göttinger Literaturherbst 14. – 23. Oktober, jeweils 19 Uhr Paulinerkirche, Papendiek 14, 37073 Göttingen Eintritt: 10 bis 12 Euro www.literaturherbst.de

Prosa von der japanischen Lyrikerin, Essayistin, Theater- und Hörstückautorin, die 1979 mit der transsibirischen Eisenbahn nach Europa reiste. Fr 07.10. / 19.30 Uhr Kulturhaus Dock 4, Ks

Herr Müller und seine Band Eintritt: 6 Euro, Kinder 5 Euro

Martin Heckmann´s `Ein Mann kommt zur Welt` Eintritt: 10 Euro, erm. 6 Euro

So 02.10 / 21.30 Uhr Juzi, Gö

Fr 07.10. / 20.15 Uhr Apex, Gö

Barnstormer – Melodischer Punkrock aus Großbritannien.

Puppenauflauf – Schaumstoffkabarett Sarkastisch-satirische Puppenshow mit Hand- und Stabfiguren.

Di 04.10. / 20.30 Uhr Kulturzentrum Schlachthof, Ks Acoustic Bar: Eintritt frei! Mi 05.10 bis So 16.10. Alte Fechthalle, Gö 5. Göttinger Tanz-Kultur-Woche Do 06.10 / 20.00 Uhr Literarisches Zentrum, Gö Yoko Tawada – Abenteuer der deutschen Grammatik 26

Sa 08.10. / 19.00 Uhr Kulturfabrik Salzmann, Ks Das Untier von Samarkand (Musik und Tanz aus Nigeria) Eintritt: 10 Euro, erm. 5 Euro So 09.10. / ab 11 Uhr Deutsches Theater, Gö Theaterbrunch – Essen mit Einblicken in die Arbeit der Beteiligten von „Fest und Begräbnis“ sowie „Torquato Tasso“. Eintritt: 16,50 Euro

Mo 10.10. / 20.00 Uhr Kulturhaus Dock 4, Ks Ohrenkratzer e.V. : The Big Tamm Tamm Eintritt: 12 Euro, erm. 6 Euro (ALG2-Bezieher, Kinder und Jugendliche bis 16 Jahre haben freien Eintritt!) Mi 12.10. / 20.00 Uhr Werkstatt e.V., Ks Film-Forum Psyche: Schmetterling und Taucherglocke (siehe auch Empfehlung Kassel!) Do 13.10. / 20.00 Uhr Werkstatt e.V., Ks Vortrag von Roland Goldack: Soziokultur, was ist das? (anlässlich des bundesweiten Tages der Soziokultur) Do 13.10. / 20.15 Uhr Apex, Gö Christina Lux Soulfolk und sanfte Balladen Eintritt: 15,40 Euro, erm. 12,10 Euro Fr 14.10. / 20.00 Uhr Gleis 1 (KUBA), Ks Theater am Fluss: Diebe (Karten 10 Euro, ( erm.7 Euro) telefonisch unter 7664240 oder per E-Mail unter post@ theater-am-fluss.de bestellbar) Sa 15.10. & So 16.10. / 10.00-17. 00 Uhr Lokhalle, Gö Großer Antik & Trödelmarkt Mit mehr als 300 Standbetreibern Sa 15.10. / 20.00 Uhr Kulturhaus Dock 4, Ks ImproKS: Leuchtende Kürbisse, Stürme und Regen Eintritt: 6 Euro, erm. 5 Euro Sa 15.10. / 21.00 Uhr Nörgelbuff, Gö Aire Flamenco Flamenco aus Göttingen mit Sänger/ Gitarrist „El Caló“ So 16.10. / 15.00 &17.00 Uhr Staatstheater (TIF), Ks Oh, wie schön ist Panama (nach Janosch) TagesSatz

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KULTURT I P P S

Hattler – Psychedelic New Jazz Eintritt: VVK 17 Euro, AK 21 Euro Do 20.10. / 21.00 Uhr Musa, Gö Erdmöbel – Retrospektive Tour 2011 Das Beste aus 16 Jahren Kölner Bandgeschichte. Eintritt: VVK: 20 Euro, AK: 23 Euro Fr 21.10. / 20.00 Uhr Alter Kinosaal Wilhelmsplatz Mensa, Gö Mark Gillespie & Tom Drost „Real to Reel“ Tour: Rock, Soul und Groove Eintritt: 18 Euro, erm. 16 Euro Sa 22.10. / 20.00 Uhr Lokhalle, Gö Paul Kalkbrenner – Icke wieder Auf Europa-Tournee Eintritt: 41,94 Euro So 23.10. / 11.00 Uhr Kulturhaus Dock 4, Ks Theater Laku Paka: Serafina und der Löwenkönig Eintritt: Kinder 5 Euro, Erwachsene 6 Euro Di 25.10. / 19.30-22.00 Uhr Staatstheater (Schauspielhaus), Ks Leonce und Lena (nach Büchner) Mi 26.10. / 20.15 Uhr ThOP, Gö Das ThOP stellt sich vor

Die Empfehlung

* HARALD WÖRNER

Kassel

outnow.ch

Do 20.10. / 20.30 Uhr Kulturzentrum Schlachthof, Ks

Die Größe menschlichen Geistes „Schmetterling und Taucherglocke“ in der Kasseler Werkstatt Dieser Film basiert auf einem realen Ereignis. Protagonist Jean Dominique Bauby, Chefredakteur von „Elle“, erleidet 1995 einen Schlaganfall und fällt ins Koma. Als er daraus nach drei Wochen wieder erwacht, ist er am ganzen Körper gelähmt und kann nur noch ein Augenlid bewegen. Seine gei-

stigen Fähigkeiten haben sich uneingeschränkt erhalten. Ärzte sprechen hier vom „Locked-In-Syndrom“. Die Logopädin Durand erarbeitet mit ihm eine Kommunikationsmöglichkeit über eine Tafel, auf der die Buchstaben nach der Häufigkeit im französischen Alphabet gelistet sind. Sie liest es ihm vor und sobald der richtige Buchstabe gemeint ist, zwinkert er mit dem Auge. Er realisiert, dass er in Gedanken frei wie ein Schmetterling ist… Ein Film ohne Pathos, dafür aber mit Ironie.

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MEHR ZUR EMPFEHLUNG: Schmetterling und Taucherglocke Werkstatt e.V. Mi 12.10. / 20.00 Uhr Eintritt frei - Spende möglich Friedrich-Ebert-Str. 175 www.werkstatt-kassel.de

Mi 26.10. / 20.30 Uhr Kulturfabrik Salzmann, Ks

Fr 28.10 / 20.00 Uhr Stadthalle, Gö

Konzert mit Sick Of It All (Support: All For Nothing) Eintritt: VV: 17 Euro, AK 21 Euro

Subway to Sally – Schwarz in Schwarz Tour 2011 Eintritt: 31,75 Euro

Fr 28.10. / 15.00 Uhr Alter Botanischer Garten, Gö

Sa 29.10 / 20.00 Uhr Stadthalle, Gö

Hexenkraut und Druidenkessel Themenführung rund um magische Pflanzen im Wandel der Zeiten und Kulturen. Treffpunkt Haupteingang Eintritt: 4 Euro

Johann König – Total Bock auf Remmi Demmi Eintritt: 28,10 Euro

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TagesSatz

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K U LT U R G Ö TTINGEN

H

alb Literatur, halb Blog. Das ist das studentische Onlinemagazin Litlog. Gegründet von Dozenten des Seminars für Deutsche Philologie, versteht es sich als Ausbildungsangebot für Studenten, praktische Erfahrungen im feuilletonistischen Bereich zu sammeln. Man wollte dem studentischen Nachwuchs die Möglichkeit bieten, kulturphänomenologische und literaturkritische Beiträge für ein breiteres Publikum zu produzieren. Lilo Ruther, Studentin der Soziologie und Religionswissenschaft, hat vor einem Monat ihre erste Theaterrezension auf Litlog veröffentlicht. Sie betrachtet die neue Herausforderung als Weiterentwicklung des eigenen Schreibstils. Bisher haben rund hundert Autoren an die zweihundert Artikel für die Plattform geschrieben. Die meisten Klicks erhielt der Essay „Wir mögen euch trotzdem“. Darin thematisiert der Autor, wie die HipHop-Gruppe Die Antilopengang das Phänomen „Student“ beleuchtet und situiert es in den historischen Kontext gesellschaftskritischer Rockmusik. So eine lebhafte Diskussion würden sich die Gründer des Literatur-Blogs noch häufiger im Forum wünschen. Mit durchschnittlich rund 180 Klicks pro Tag, 170 TwitterVerfolgern und 220 konstanten Facebook-Besuchern hat sich das studentische eMagazin in die Göttinger Presselandschaft eingefügt.

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Im April 2010 ging das Göttinger eMagazin Litlog online. Gegründet am Seminar für Deutsche Philologie, soll es als Brückenfunktion zwischen angehenden Wissenschaftlern und Praktikern wie Lektoren, Kritikern und Verlegern dienen.

* HELENE DAHLKE te. Die Besprechungen über die zeitgenössischen Gedichte Daniel Falbs und Christoph Wenzels verbinden auf eindrucksvolle Weise den klassischen feuilletonistischen Text mit Live-Aufnahmen von Lesungen dieser Dichter. Finanziert wird das Projekt durch Studiengebühren und Fördermittel der Stiftung Niedersachsen. Die Organisatoren des Onlinemagazins erhielten außerdem den Stiftungspreis der Universität Göttingen. Die Fördergelder flossen in die Veranstaltungsreihe Literaturverteiler, die gemeinsam mit dem Literarischen Zentrum organisiert wird. Bereits zwei Podiumsdiskussionen zu den Themen Literaturvermittlung im Netz und Begebenheiten von Dichterlesungen fanden große Resonanz. Gesa Husemann, Redaktionsleiterin, und Peer Trilcke, Dozent am Seminar für Deutsche Philologie und Organisator des eMagazins von der ersten

Stunde an, zeigen sich sehr zufrieden mit der kulturkritischen Auseinandersetzung der Beiträge. In Zukunft soll die Medienkompetenz der Studierenden gestärkt und die Essays, wie beim phosphoreszierenden Tiger, webbasierter aufgebaut werden, um das Potential des Internet stärker nutzen zu können. Damit auch zukünftig in Göttingen weiter über Literatur gebloggt werden kann.

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MEHR ZUM THEMA: Auf der Seite www.litlog.de findet man die Rezension von Lilo Ruther „Abenteuer Auslandseinsatz“ über das Theaterstück Soldaten - ein szenisch-musikalischer Einsatzbericht in der Göttinger Saline und alle weiteren angesprochenen Artikel. Die nächste Veranstaltung aus der Reihe Literaturverteiler findet am 26. Januar im Literarischen Zentrum zum Thema „der Buchmarkt“ statt. Weitere Informationen unter www.literarisches-zentrumgoettingen.de.

litlog.de

Aufgeteilt sind die Beiträge in Belletristik, literarisches Leben und Wissenschaft. Die Reihe Der phosphoreszierende Tiger sammelt Lyrik-Essays zu Gedichten fernab klassischer Lehrbücher. Gedichte ausländischer Dichter wie des rumänischen Surrealisten Gellu Naums, dessen Gedicht Tigrul Fosforescent namensgebend war, aber auch deutsche Werke wie die Kassenbongedichte von Susann Körner werden besprochen. Dabei versuchen die Studenten, die besonderen Möglichkeiten des Internet gekonnt miteinzuarbeiten. Ausländische Gedichte gibt es per Klick als Originalversion oder in der deutschen Übersetzung. Die aktuellen Beiträge dieser Reihe zeigen, in welche Richtung sich das Onlinemagazin in Zukunft bewegen möch-

Phosphoreszierende Tiger und rappende Antilopen

TagesSatz

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KULTUR KA S S E L

Helene Dahlke

Lyrisches * SABINE PARSUNKA Familie Eine Mutter und ein Vater und drei Kinder. Eine Mutter und ein Vater und zwei Kinder. Eine Mutter und ein Vater und ein Kind. Eine Mutter und ein Kind. Ein Vater und ein Kind. Eine Frau und ein Mann. Eine Frau. Ein Mann.

Ein Kind bei Mutter und Vater und zwei Geschwistern. Ein Kind bei Mutter und Vater und einem Geschwisterkind. Ein Kind bei Mutter und Vater. Ein Kind bei Mutter. Ein Kind bei Vater. Ein Kind irgendwo.

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TagesSatz

* 10/11

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Clemens Eulig

H I N T E R D E N KULISSEN

Am Anschlag

„Gegen die Wand“ im Jungen Theater Göttingen

* REZENSIERT VON KATHARINA KRETSCHMER

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reiheit, Leben, Liebe, Wut und Trauer sind die Themen der Theaterfassung des Fatih Akin-Filmes „Gegen die Wand“. In einer insgesamt gelungenen, aber teilweise etwas bemühten Inszenierung gelingt es Regisseur Andreas Döring den mehrfach prämierten Film temporeich auf die Bühne zu bringen. Die junge Deutsch-Türkin Sibel (Franziska Beate Reincke) erträgt die Einschränkungen, die ihr durch die traditionelle Lebensweise ihrer Familie aufgezwungen werden, nicht und versucht, sich umzubringen. Sie überlebt und trifft im Krankenhaus Cahit (Dirk Böther), der ebenfalls einen Selbstmordversuch hinter sich hat. Er, der am Unfalltod seiner Frau verzweifelt und versucht, dies mit Alkohol zu betäuben, ist betrunken mit dem Auto gegen eine Wand gefahren. Auf der Suche nach Freiheit bittet Sibel ihn, mit ihr eine Scheinehe einzugehen, um so der Kontrolle ihrer Familie zu entgehen. Nach anfänglichem Zögern stimmt er zu. Während Sibel ihre neue Freiheit in vollen Zügen genießt, tanzt, trinkt und mit verschiedenen Männern ins Bett geht, beginnt Cahit sich jedoch in sie zu verlieben und erschlägt schließlich aus Eifersucht einen ihrer Liebhaber. Sibel, die sich nun auch ihre Gefühle für ihn eingesteht, verspricht ihm, auf ihn zu warten, bis er aus dem Gefängnis kommt. Von ihrer Familie verstoßen, geht sie nach Istanbul und betäubt ihren Schmerz mit Drogen und Alkohol. Als Cahit sie jedoch nach seiner Entlassung in Istanbul aufspürt, um mit ihr ein neues Leben zu beginnen, hat sie ihres bereits neu geordnet, eine neue Beziehung begonnen und ist Mutter einer Tochter. Vor die Wahl gestellt, mit Cahit fortzugehen oder nicht, muss sie sich nun zwischen ihrem alten und ihrem neuen Leben entscheiden. Intensiv ist das Spiel der Hauptdarsteller. So intensiv, dass die Tragik ihrer teilweise verzweifelten Suche nach dem Leben und ihrer Beziehung zueinander auch ohne viele Worte deutlich zum Vorschein tritt. Da ist zum einen Cahit, der sein Leben eigentlich bereits aufgegeben hat und erst durch die Begegnung mit Sibel ein wenig davon zurückzugewinnen scheint. In Sibel hingegen schreit von Beginn an alles nach Freiheit und Leben. Nachdem sie durch

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die Ehe mit Cahit nicht mehr der Kontrolle ihrer Eltern unterliegt, stürzt sie sich geradezu rauschartig hinein, ohne die Folgen ihres Handelns rechtzeitig zu bemerken. Das ungleiche Paar fährt mit rasender Geschwindigkeit immer wieder gegen titelgebende Wände und vermag zunächst das Netz aus Anziehung, Wut und Liebe, in dem es sich befindet, nicht zu lösen. Lediglich kleine leise Momente der Intimität entstehen zwischen den Beiden, die jedoch sogleich wieder durch die brüchige Verletzbarkeit beider und der damit verbundenen Abwehr des jeweils Anderen gebrochen werden. Der Einsatz von Musik spielt in diesem Zusammenhang eine wichtige Rolle. Mal laut und aggressiv, mal leise und melancholisch, mal fast grotesk wird das Stück immer wieder von Musik- und Gesangseinlagen der Darsteller, arrangiert vom Musiker Nermin Aljisani, unterbrochen, welche den schnellen Wechsel zwischen Anziehung und Abstoßung, lauten und leisen Szenen, untermalen. Generell gelungen, ist dieser Wechsel jedoch auch der Schwachpunkt der Inszenierung. Durch ihn entstehen mitunter Brüche in der Dramaturgie, die die verschiedenen Szenen in manchen Fällen zusammenhangslos oder zu gewollt wirken lassen und ihnen vereinzelt eine unfreiwillig komische Note verleihen. Ohne die Vorkenntnisse des Films erschließen sich die Geschehnisse dem Zuschauer nicht immer ohne Weiteres. Nichtsdestotrotz, auch dank der Leistung der anderen beteiligten Schauspieler sowie dem stimmigen, einfach gehaltenen Bühnenbild, bietet „Gegen die Wand“ ein durchaus unterhaltsames und sehenswertes Theatererlebnis.

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TERMINE IM OKTOBER: 05.10., 08.10., 12.10., 15.10., 18.10. & 27.10. TagesSatz

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ZWISCHEN DEN ZE I L E N

„Drum prüfe, wer sich ewig bindet! Mit den verschiedensten Aspekten ehelicher Gemeinschaften befassen sich die Neuerscheinungen dieses Monats.

* DANIELE PALU

Gemeinsam einsam

Ohne Frau

Männerliebe

„Eine glückliche Ehe ist eine, in der sie ein bisschen blind und er ein bisschen taub ist“, erklärte der legendäre Loriot das Geheimnis einer funktionierenden Ehe. Aber was macht eigentlich wirklich eine gute Ehe aus? Warum wirken manche Paare glücklich miteinander, während andere getrennt am glücklichsten sind? Und gibt es einen Weg, eine Ehe vor Stress, Negativität und Scheidung zu schützen? Die besten Beziehungsforscher aus aller Welt haben umfangreiche Datenmengen zusammen getragen und ausgewertet. Diese Forschungsergebnisse hat die Journalistin Tara Parker-Pope in erstaunlich praktische Ratschläge für Paare übersetzt. Sie widmet sich den unterschiedlichen Aspekten einer Partnerschaft, wie Monogamie, Liebe, Sex, Kinder, Geld, Hausarbeit und Konflikte. Charmant, glaubhaft und lebensnah.

Simon Carr ist nie um einen lockeren Spruch verlegen. Doch als seine Frau unter tragischen Umständen stirbt, bricht für den erfolgreichen Sportreporter eine Welt zusammen. Er leidet schwer unter dem Verlust und findet sich gleichzeitig in einer ungewohnten Rolle wieder: Er muss sich allein um seinen sechsjährigen Sohn Hugo und den rebellischen Teenager Alexander aus einer früheren Ehe kümmern. In dem Männerhaushalt ohne jeglichen weiblichen Einfluss versinkt der Alltag schon bald in totalem Chaos. Und während die drei immer haarscharf am Rande einer Katastrophe vorbeischlittern, muss jeder von ihnen auf seine eigene Weise versuchen, das Beste aus der Situation zu machen und ein Stück weit erwachsen zu werden. Simon Carrs Familiengeschichte pendelt bis zur letzten Seite zwischen sachlichem Bericht und lustiger Anekdotensammlung. Folglich kann er auch nur mit wenig Handlungssträngen aufwarten. Und dennoch gelingt es ihm immer wieder, den Leser zu berühren und ihn zum Lachen zu bringen.

Nichts ist mehr, wie es war, wenn ein Familienvater feststellt, dass er Männer liebt; wenn eine Ehefrau nach jahrzehntelangen heterosexuellen Beziehungen erkennt: Nur mit einer Frau kann ich wirklich glücklich sein. In diesem Buch erzählen Männer und Frauen im Alter zwischen 38 und 86 Jahren die vielleicht aufregendste Geschichte ihres Lebens. Viele haben das Gefühl, „zuhause angekommen“ zu sein. Solch ein spätes Coming-Out unterscheidet sich wesentlich von einem frühen, denn die Lebensumstände sind völlig verschieden. Menschen jenseits der Dreißig haben sich in einer heterosexuell geprägten Realität eingerichtet. Viele sind verheiratet, haben Kinder und ein gewachsenes, soziales Umfeld. Ein Outing innerhalb dieser fest gemauerten Welt kommt einem Erdbeben gleich. Kein Stein bleibt mehr auf dem anderen, alles muss neu sortiert, mühsam wieder aufgebaut werden. Neben Betroffenen schildern auch die Expartnerinnen und Expartner, Kinder, Freunde und Kollegen, wie sie diesen Prozess erlebt haben. Zudem kommen Berater und Therapeuten zu Wort, die von ihren Erfahrungen aus der Praxis berichten. Ein Anhang mit Literaturhinweisen und Adressen rundet diesen rundum gelungenen Ratgeber ab.

Tara Parker-Pope: In guten wie in schlechten Tagen. Rororo, 8,99 Euro. Taschenbuch, 352 Seiten

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Simon Carr: 2 1/2 Männer sind auch eine Familie. Goldmann, 8,99 Euro. Taschenbuch, 288 Seiten

Helga Boschitz: Es fühlt sich endlich richtig an! Ch. Links, 14,90 Euro. Taschenbuch, 200 Seiten

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I N D E R N A H AUFNAHME Liebe macht blind, so sagt man. Was aber, wenn man vor lauter Blindheit die große Liebe nicht erkennt? Damit befasst sich nicht nur eine neue Liebeskomödie, sondern auch unser Thementipp. Dumpfbacke Conan hat von solchen Dingen aber nicht die leiseste Ahnung.

DVD-Tipp

outnow.ch

* CLIFFORD SPENCER

Conan

Freunde mit gewissen Vorzügen

Das Appartement

R.: Marcus Nispel USA 2011; FSK 18

R.: Will Gluck USA 2011; FSK 12

R.: Billy Wilder USA 1960; FSK 16

Conan (Jason Momoa) ist ein ganz Harter. Geboren auf dem Schlachtfeld, ist er als Kind schon ein unbarmherziger Barbar. Als sein Dorf überrannt und sein Vater (Ron Perlman) von dem größenwahnsinnigen Feldherrn Khalar Zym (Stephen Lang) brutal ermordet wird, widmet Conan sein Leben der Rache. Es folgt eine lose Aneinanderreihung von Szenen und idiotischen Dialogen, die erfolglos so etwas wie eine Geschichte vorgaukeln sollen. Die eigentliche „Handlung“ sieht so aus: Männer werden enthauptet, Gliedmaßen werden abgehackt, Köpfe eingeschlagen, Gefangene gefoltert, ab und zu gibt es ein paar ansehnliche halbnackte Damen. In Büchern und Comics bietet „Conan“ seit knapp achtzig Jahren solide Fantasykost. Es ist unverzeihlich, dass die Filmemacher daraus nicht mehr als einen sadistischen Antihelden und einen farblosen Bösewicht destillieren konnten. Einziger Trost: Der Zuschauer erkennt nur die Hälfte des Elends, denn die extrem wackelige Kamera und die blitzschnellen Schnitte vertragen sich so gar nicht mit der mäßigen 3D-Optik des Films.

Jamie (Mila Kunis) hat eine weitere gescheiterte Beziehung hinter sich, genau wie Dylan (Justin Timberlake). Ihre Wege kreuzen sich, als sie ihn für ein großes Männermagazin in New York anwirbt. Sie verstehen sich auf Anhieb und werden schnell die besten Freunde. Bei einem gemeinsamen Filmabend kommen sie auf eine Idee. Warum nicht ganz unverbindlich Sex haben bis sie ihre Traumpartner gefunden haben? Schließlich sind sie ja nur gute Kumpel. Was die Beiden nicht wissen können: Sie sind die Stars einer romantischen Komödie und sie werden sich ineinander verlieben, ob sie nun wollen oder nicht. Nach dem Überraschungserfolg „Einfach zu haben“ spielt Regisseur Gluck erneut mit den Gepflogenheiten des Genres. Ironischerweise lässt er dabei selbst kaum Klischees aus. Klar, irgendwie hat man das alles schon irgendwo gesehen, zum Beispiel in „Freundschaft plus“ mit Natalie Portman. Die beiden Hauptdarsteller versprühen aber hier soviel Witz und natürlichen Charme, dass man das gern verzeiht. Smart, sexy, temporeich – diese Freunde haben wirklich gewisse Vorzüge.

C.C. Baxter (Jack Lemmon) macht oft unbezahlte Überstunden. Nicht ohne Grund, denn er kann abends kaum in seine eigene Wohnung. Er hat einen unfreiwilligen Deal mit seinen Vorgesetzten. Sie können in seinem Apartment ungestört ihren Seitensprüngen nachgehen, dafür darf er die Karriereleiter erklimmen – oder er wird gefeuert. Als seine Angebetete, die quirlige Fahrstuhlführerin Fran Kubelik (Shirley MacLaine), zur heimlichen Gespielin seines Chefs wird, ist die Sache schon längst nicht mehr unter seiner Kontrolle. Fran wird mit ihrer Situation nicht fertig und nimmt in Baxters Apartment eine Überdosis Schlaftabletten. „Das Appartement“ mischt auf einzigartige Weise sehr dunkle Themen mit einem leichtfüßigen Liebesfilm. Jack Lemmon spielt mit perfektem Timing den tragikomischen Jedermann, den einsamen Angestellten in einer zynischen Großstadt. Ihm gegenüber steht die nicht minder großartige Shirley MacLaine in einer ungewohnt ernsten Rolle. „Das Appartement“ gehört zu den besten Liebesfilmen aller Zeiten, ein Film über Einsamkeit und zugleich hoffnungslos romantisch.

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DAS LE T Z T E

DER TiCKER NACHRICHTEN AUF DEN LETZTEN DRÜCKER Impressum Literaturpreis für Müller und Mysliwski GÖTTINGEN – Den Samuel-Bogumil-Linde-Preis erhalten in diesem Jahr die Nobelpreisträgerin Herta Müller und der polnische Schriftsteller Wiesław Mysliwski. Der Literaturpreis wird gemeinsam von den Partnerstädten Göttingen und Torun (Polen) gestiftet und am 23. Oktober in Torun zum 16. Mal verliehen. (mns)

Neues Projekt für Alleinerziehende GÖTTINGEN – Alleinerziehende Frauen sollen bessere Aussichten auf eine Ausbildung oder einen Beruf haben – dieses Ziel verfolgt ein neues Projekt des Göttinger Netzwerks „Chancen und Wege“. Vertreter von Stadt und Landkreis sowie von Institutionen, Unternehmen und Projekten wollen in den nächsten zwei Jahren Perspektiven zu den Themen „Flexible Kinderbetreuung“ und „Verwaltungsvereinfachung“ entwickeln. (mns)

Tausende Tonnen Essen landen im Müll Kassel – Mehrere tausend Tonnen einwandfreie und genießbare Lebensmittel werden von Menschen im Kasseler Stadt- und Landkreis entsorgt. Dies geht aus einer Schätzung von Abfallexperten hervor, die im Stadtgebiet stichprobenartig die Abfalltonnen untersucht

haben. Durch sorglose Wegwerfmentalität werde immer mehr Nahrung verschwendet, hatte kürzlich Bundesverbraucherministerin Ilse Aigner beklagt. Diesen Befund kann auch Jörg Siepenkothen vom Witzenhausen-Institut nur bestätigen. „Den Leuten geht’s einfach zu gut“, so der Experte. Für eine Studie, die die Stadtreiniger Kassel in Auftrag gegeben hatten, hatte Siepenkothen im Jahre 2008 Kasseler Mülltonnen untersucht und dabei festgestellt, wie die prozentuale Verteilung des Hausmülls zusammengesetzt war. Seiner Schätzung nach wären drei bis fünf Prozent dessen, was im Hausoder auch Biomüll landet, „vom Zustand her noch gut konsumierbar.“ „Da packt einen das Grausen, was da alles weggeworfen wird“, so der Abfall-Analytiker. Seine Funde: eingeschweißter und noch drei Monate haltbarer Schinken, nicht aufgegessene Würstchen von der letzten Gartenfete, Molkereiprodukte weit diesseits des Mindesthaltbarkeitsdatums, jede Menge Brot und viel verpacktes, aber nur teilweise verzehrtes Essen. Dabei ist der Kunde „nur das letzte Glied“ in einer Vernichtungskette, so der Experte. Denn in Handel und Großgastronomie wird dieses Thema äußerst diskret behandelt. Bei der westfälischen Firma Refood, die nach eigenen Angaben Marktführer bei der Entsorgung von Lebensmittelresten ist, sind keine Angaben über deren Geschäftsbeziehungen im Raum Kassel zu erhalten. Die Kunden des Unternehmens hätten den dringenden Wunsch, nicht mit dem Wegwerfen von Lebensmitteln in Verbindung gebracht zu werden. (siehe hierzu auch den Artikel über die Lebensmitteltafel im Kasseler Lokalteil) (hw)

Vorlage: Jörg „Yogi“ Müller

Nächstes Mal

NOVEMBER-Ausgabe 2011 In der nächsten Ausgabe beschäftigt sich der TagesSatz mit dem Thema „Virtuelles Leben“. Das Internet durchdringt unseren Alltag zunehmend und prägt das reale Leben immer mehr. Künstliche Intelligenz, facebook und Co sind nur einige Stichwörter, um die es gehen wird. Im Tagesklatsch wird Sahra Wagenknecht Rede und Antwort stehen.

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TagesSatz

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TagesSatz, das Straßenmagazin Herausgeber: TagesSatz e.V. 1. Vorsitzender: Hans Peter Pung Adresse der Redaktion Kassel: Westring 69, 34127 Kassel Telefon: 0561 / 861 58 43 Fax: 0561 / 861 58 61 E-Mail: kassel@tagessatz.de Mo, Mi, Do & Fr: 17-19 Uhr Di: 15-17 Uhr Adresse der Redaktion Göttingen: Obere Karspüle 18, 37073 Göttingen Telefon: 0551 / 531 14 62 E-Mail: goettingen@tagessatz.de Mo, Di, Do, Fr: 10-13 Uhr Mi: 14-16 Uhr Homepage: www.tagessatz.de Bankverbindung: Kasseler Sparkasse Kto.: 11 833 79 Blz.: 520 503 53 Sparkasse Göttingen Kto.: 505 815 11 Blz.: 260 500 01 Redaktionsleitung: Katharina Kretschmer (GÖ), Harald Wörner (hw) (KS) Pressesprecher: Carsten Seydlowsky Vertriebsleitung: Kassel: Christian Piontek Tel.: 0561 / 861 58 18 Göttingen: Oliver Barth Tel./Fax: 0551 / 531 14 62 Anzeigenleitung: Oliver Barth Tel./Fax: 0551 / 531 14 62 E-Mail: calliopa@yahoo.de Redaktion Kassel: Sara Davin, Stefan Giebel, Nora Mey, Hans Peter Pung, Claudia Alexandra Rose, Katharina Schwarz Redaktion Göttingen: Helene Dahlke, Katharina Kretschmer, Jörg „Yogi“ Müller, Daniele Palu, Katharina Preuth, Tobias, Raupach, Clifford Spencer, Melanie Swiatloch, Viola Wiegand News GÖ: Melanie Swiatloch (mns) Illustration GÖ: Pilar Garcia Fotografie: Detlef „Rocky“ Bernhard, Helene Dahlke, Sara Davin, Jörg „Yogi“ Müller, Katharina Preuth, Carsten Seydlowsky, Andrea Tiedemann, Viola Wiegand, Karsten Winnemuth, photocase.com Umschlag: Dirk Mederer Layout: Dirk Mederer, PLAZEBO Werbeagentur, www.plazebo.net info@plazebo.net Druck: COLOR-Druck GmbH ViSdP: Katharina Kretschmer TagesSatz erscheint zwölfmal im Jahr im Straßenverkauf in Kassel und Göttingen. Auflage dieser Ausgabe: 2.500

Namentlich gekennzeichnete Beiträge geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion wieder. Die Redaktion behält sich vor, Leserbriefe in gekürzter Version zu veröffentlichen. Nachdruck, auch auszugsweise, nur mit Genehmigung der Redaktion.

Verkaufspreis: 2,00 EUR, davon geht 1,00 EUR direkt an den Verkäufer.

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W O H I N , W E NN Allgemeine Hilfen

EssenSAUSGABEN

Göttingen

Göttingen

Caritasverband Göttingen Allgemeine Lebens- und Sozialberatungsstelle Godehardstr. 18 37081 Göttingen 0551/999590

Die Göttinger Tafel Jakobikirchhof 1 37073 Göttingen Tel. 0551–51030

Opferhilfebüro Göttingen für Opfer von Straftaten Maschmühlenweg 11(Landger.) 37073 Göttingen 0551/5213883 Weißer Ring e.V. Hilfen für Opfer von Straftaten Ansprechpartner: Herr Bayer 0551/6338876 Sozialdienst für Migranten, RABaZ-Beratungs- & Vermittlungsstelle für ausländische Jugendliche Karspüle 16 37073 Göttingen 0551/57739 BONUS Freiwilligenzentrum Godehardstr. 18 37081 Göttingen 0551/9995917 Neue Arbeit Brockensammlung Levinstr.1 37079 Göttingen 0551/5067320 Pro Familia Rote Str.19 37073 Göttingen 0551/58627 Selbsthilfe Körperbehinderte Neustadt 7 37073 Göttingen 0551/54733-0 Selbsthilfegruppe für Mobbing-geschädigte – Rainer Beutler 05602/1860 BürgerInnenberatung Stadt Göttingen Hiroshimaplatz 2 37083 Göttingen Kassel Kasseler Hilfe Opfer- und Zeugenhilfe e.V. Wilhelmshöher Allee 101 34121 Kassel 0561/282070 Weißer Ring e.V. Hilfen für Opfer von Straftaten Ansprechpartner: Hr. Holler 0561/6029458 Pro Familia Kassel Frankfurter Straße 133 a 34121 Kassel 0561/27413 Außenstelle Witzenhausen (Rathaus/EG/Raum 10) Am Mart 1/ Witzenhausen Arbeitslosenhilfe Göttingen Arbeiterwohlfahrt Hospitalstr. 10 37073 Göttingen 0551/50091-0 Mensch & Arbeit - Beratungsstelle für Arbeitnehmer und Arbeitslose Kurze Str. 13a 37073 Göttingen 0551/43373 Ländliche Erwachsenenbildung (LEB) Weender Str. 87, 1. Stock 37073 Göttingen 0551/8207917 Mo, Di, Do & Fr 14.30 - 18.00 Uhr Kassel Beratungsstelle für Arbeitslose des DGB Kreis Kassel Spohrstraße 6-8 34117 Kassel 0561/7209536

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Mittagstisch St. Michael Turmstr. 5 37073 Göttingen 0551/5479540 Straßensozialarbeit Rosdorfer Weg 17 37073 Göttingen 0551/517980 Kassel Kasseler Tafel Holländische Straße 141 34127 Kassel 0561/23003 Suppentopf der Heilsarmee jeden Montag von 14-15 Uhr Martinsplatz Gesegnete Mahlzeit Diakonisches Werk Kassel Hermannstraße 6 34117 Kassel weitere Ausgabestellen: Neue Brüderkirche, Johanneskirche, Auferstehungskirche

Kassel Fahrende Ärzte Dr. Giesler/Dr. Moog Mo 14-15.30 Uhr auf dem Martinsplatz Do 20-24 Uhr in der Gießbergstraße

Deutsches Rotes Kreuz Zollstock 17 37081 Göttingen 0551/5096322 Ausgabe: Mo & Do 8.30-11 Uhr jeden 3. Mi im Monat 16-18 Uhr Kassel

Kabera e.V. Beratung bei Essstörungen Kurt - Schumacher Straße 2 34117 Kassel 0561/780505

Diakonisches Werk Kassel Sprungbrett & Sprungbrett spezial Steinweg 5 34117 Kassel 0561/572090

Gesundheitsamt Region Kassel Wilhelmshöher Allee 19-21 34117 Kassel 0561/10031920

Deutsches Rotes Kreuz Königstor 24 34117 Kassel 0561/7290441

Haftentlassene

Lebenskrisen

Göttingen

Telefonseelsorge für Jugendliche 0800/1110333

Anlaufstelle – Kontakt in Krisen e.V. Rosmarinweg 24 37081 Göttingen 0551/632977 Kassel Beratungsstelle für Haftentlassene Kölnische Straße 35 34117 Kassel 0561/787-5061 oder 0561/70738-00

Göttingen Telefonseelsorge 0800/1110111 & 0800/1110222 Kassel Telefonseelsorge 0800/1110111 PSKB Stadt & Landkreis Kassel 0561/1003-0 & 0561/787-5361

Hilfe & Selbsthilfe bei AIDS

Notschlafstellen

Frauen in Not

Göttingen

Göttingen

Göttingen

Göttinger AIDS-Hilfe Obere Karspüle 14 37073 Göttingen 0551/43735 werktags: 10-13 Uhr Beratung: 0551/19411

Heilsarmee Untere Maschstr. 13b 37073 Göttingen 0551/42484

AIDS-Beratungsstelle Theaterplatz 4 37073 Göttingen 0551/4004831

Soziale Hilfe e.V. / Panama (für alleinstehende Wohnungslose) Kölnische Straße 35 34117 Kassel 0561/70738-00

KORE e.V. - Sozialberat. f. Frauen Papendieck 24-26 (Hinterhof, EG) 37073 Göttingen 0551/57453 Frauen-Notruf e.V. Postfach 18 25 37008 Göttingen 0551/44684 Frauenhaus e.V. Göttingen Postfach1911 37009 Göttingen 0551/5211800 Kassel Übergangseinrichtung für wohnungslose Frauen Am Donarbrunnen 32 34132 Kassel 0561/43113 Karla 3 Aufenthalt und Beratung für wohnungslose Frauen Karlsplatz 3 34117 Kassel 0561/15532 Autonomes Frauenhaus 0561/898889 Frauen in Not 0561/9892929 Notruf für vergewaltigte Frauen Frauen gegen Vergewaltigung e.V. 0561/772244 Frauen informieren Frauen e.V. Beratung bei häuslicher Gewalt Westring 67 34127 Kassel 0561/ 89 31 36 Gesundheit Göttingen

Kassel Aids-Hilfe Kassel Motzstraße 1 34117 Kassel 0561/97975910

Café Nautilus (für Drogenabhängige) Erzberger Straße 45 34117 Kassel 0561/12115

Stadt Kassel – Gesundheitsamt AIDS-Beratungsstelle Obere Königsstraße 3 34117 Kassel 0561/787–5380

Rechtsberatung & Hilfe

Kinder & Jugendliche in Not Göttingen Deutscher Kinderschutzbund Nikolaistraße 11 37073 Göttingen 0551/7709844

Kassel Schuldnerberatung Gottschalkstraße 51 34127 Kassel 0561/893099 Verbraucherzentrale Hessen e.V. Bahnhofsplatz 1 34117 Kassel 0561/772934 Göttingen

Omnibus - Beratungsstelle für Jugendliche & junge Erwachsene Goßlarstr. 23 37073 Göttingen 0551/392690

AWO Schulden- & Insolvenzberatung, Kreisverband Göttingen e.V. Hospitalstraße 10 37073 Göttingen 0551/50091-0

Kassel

Verbraucherzentrale Niedersachen Papendiek 24 37073 Göttingen 0551/57094

Deutscher Kinderschutzbund Siemensstraße 1 34127 Kassel 0561/899852 Verein zur Förderung der Erziehungshilfen in Nordhessen e.V. Wilhelmshöher Allee 32a 0561/78449-0

Gesundheitsamt Sozialpsychiatrischer Dienst Am Reinsgraben 1 37085 Göttingen 0551/4004862

Stadt Kassel Sozialer Dienst des Jugendamtes Friedrich-Ebert-Straße 1 34117 Kassel 0561/787–5301

Frauengesundheitszentrum Göttingen e.V. Groner Straße 32/33 37073 Göttingen 0551/484530

Kleiderkammern

Gesundheitszentrum Albanikirchhof 4-5 37073 Göttingen 0551/486766

Kassel

Göttingen Ev.-ref. Gemeinde – Kleiderkammer Untere Karspüle 11 37073 Göttingen Kleiderladen Ausgabe: Do 9-12 Uhr 0551/5473717

Suchtberatung: Alkohol Kassel Anonyme Alkoholiker 0561/5108806 Blaues Kreuz Kassel Landgraf-Karl-Straße 22 34131 Kassel 0561/93545-0 Suchtberatung Diakonisches Werk Goethestraße 96 34119 Kassel 0561/938950 Suchtberatung: Drogen Göttingen DROBZ (Drogenberatungszentrum) Mauerstr.2 37073 Göttingen 0551/45033

Beratungsstelle für Suchtkranke – Diakonieverband Schillerstr 21 37083 Göttingen 0551/72051 Kassel Drogenhilfe Nordhessen e.V. Schillerstraße 2 34117 Kassel 0561/103641 Kontaktladen „Nautilus“ Erzberger Straße 45 34117 Kassel 0561/12115 SAM – Substitutionsfachambulanz Wilhelmshöher Allee 124 34119 Kassel 0561/711813 SAM 2 – Substitutionsfachambulanz Schillerstraße 2 34117 Kassel 0561/103878 WohnungslosenHilfe Göttingen Ambulante Hilfe für alleinstehende Wohnungslose Wiesenstr. 7 37073 Göttingen 0551/42300 Diakonische Heime in Kästorf e.V. – Außenstelle Göttingen Wienstraße 4f 37079 Göttingen 0551/5053302 Straßensozialarbeit (Kleiderkammer) Rosdorfer Weg 17 37073 Göttingen 0551/517980 Bahnhofsmission Bahnhof, Gleis 4-5 37073 Göttingen 0551/56190 Hann. Münden Ambulante Hilfe für alleinstehende Wohnungslose Lange Str. 35 34346 Hann. Münden 05541/71034 / Fax: 05541/903210 Kassel Die Heilsarmee / Sozial Center Ks Eisenacher Straße 18 34123 Kassel 0561/570359-0 Beratungsstelle für Nichtsesshafte Sozialamt der Stadt Kassel Kölnische Straße 35 34117 Kassel 0561/787-5061 Beratungsstelle für alleinstehende Wohnungslose – Soziale Hilfe e.V. Kölnische Straße 35 34117 Kassel 0561/70738–00 Betreutes Wohnen Diakonisches Werk Kassel Hermannstr. 6 34117 Kassel 0561/7128829 Wohnungsprobleme Kassel Zentrale Fachstelle Wohnen Wohnungsamt (Rathaus) Obere Königsstraße 8 34112 Kassel 0561/787-6252 oder -6255 Deutscher Mieterbund Mieterverein Kassel u. U. e.V. Königsplatz 59 34117 Kassel 0561/103861 Wenn Ihre Einrichtung hier nicht enthalten, oder wir eine Korrektur durchführen sollen, schicken Sie bitte eine E-Mail mit den Daten an goettingen@ tagessatz.de!

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DAS ALLERLETZTE

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© Basta, 09/2011

Urlaub wie im Paradies Entspannend wie ein langer Urlaubstag – Wellness und Gesundheit im neu gestalteten Saunapark des Badeparadieses. Genießen Sie Erholung pur in der romantischen Saunalandschaft: Dampfsaunen, Sanarium, AufgussArena, Salionarium, Doppel-Maa-Saunen, Kaltwasserbecken, Außenschwimmbecken mit Thermalsole, Naturbadeteich, Ruheräume, Außenterrasse, Ruhepavillon, Kaminecke, Fitnessbar, Massage & Shiatsu. Und vieles mehr ...

Windausweg 60, 37073 Göttingen, Tel.: 50 70 90, info@goesf.de Öffnungszeiten: Mo. – Fr.: 10 – 22.30 Uhr Sa, So und an Feiertagen: 9 – 22.30 Uhr 36

Bewegend. Erholsam. Erfrischend.

TagesSatz

Göttinger Sport und Freizeit GmbH & Co. KG

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