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EDITO R I A L Liebe Leserinnen und Leser, „Let me entertain you!“, rief der britische Sänger Robbie Williams erstmals 1997 seinem Publikum in dem gleichnamigen Song entgegen. Und Millionen Menschen nahmen die Aufforderung dankbar an. Unterhaltung hat einen besonderen Stellenwert in unserer Gesellschaft. Das Angebot an ihr ist riesengroß und omnipräsent. Doch was genau ist eigentlich Unterhaltung? Und was erfüllt sie für eine Funktion? Ist sie allein Zeitvertreib und als Gegenpol zum „ernsthaften“ Arbeitsleben zu sehen? Oder spiegelt sich in ihr nicht vielleicht das wirkliche Leben mehr als in den monotonen Arbeitsalltagen vieler Menschen wider? Ist nicht in Theaterstücken, Filmen, Büchern, Musik, Kunst, kurzum in allen Produkten der sogenannten Unterhaltungsbranche viel mehr von unserer Kultur, von unseren Wünschen und unserem Wissen enthalten, als in unserem Alltag? Und vielleicht ist es genau dieser Umstand, der uns so gerne in Unterhaltungswelten abtauchen lässt. Mit Unterhaltung beschäftigt sich auch der TagesSatz in diesem Monat und beleuchtet hierbei einige Gebiete dieses Themas. Der Artikel „Wozu Unterhaltung?“, auf den Seiten 8-10, gibt einen Einblick in das große Feld der Unterhaltung. Mit dem Thema Science-Fiction beschäftigt sich der Beitrag „Eine kleine Geschichte der Science-Fiction“ auf den Seiten 12-13. Ein Blick auf kulturelle Unterhaltungs-Events, wie Musikfestivals und Volksfeste wird auf den Seiten 14-15 geworfen. Auch über Göttingen als Filmstadt gibt es auf den Seiten 18-19 Interessantes zu lesen. Im TagesSatz-Interview haben wir diesmal mit der Schauspielerin und Tatort-Kommissarin Eva Matthes gesprochen. Wir wünschen Ihnen eine anregende und vor allem unterhaltsame Lektüre.

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Gudrun Huch

Jörg „Yogi“ Müller

TA G E S S AT Z INTERNATIONAL

Stadt zwischen Licht und Schatten In Mumbai lässt sich definitiv eine Menge über Kulturaustausch erfahren. Aber zunächst anders, als man es sich von Deutschland aus vielleicht immer noch vorstellt. Seit Jahrhunderten ist diese 18-Millionen-Einwohner-Metropole (im Jahr 2020 werden es 28 Millionen sein) ein Schmelztiegel der indischen Ethnien, Sprachen, Religionen.

* JÖRG „YOGI“ MÜLLER VOR ORT IN MUMBAI

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er innerindische Kulturaustausch erscheint einem da zunächst massiver als der zwischen Indien und dem Westen. Auch wenn die Galerienszene wächst und gedeiht, ein Symphonieorchester im Aufbau ist, die Subkulturen boomen und Bollywood sowieso Filme en masse auswirft: Die Kulturszene im engeren Sinne ist umgeben von einem beeindruckenden Culture Clash, der sich alltäglich auf den Straßen abspielt. Wer in Indien der heimatlichen Sozialkontrolle entfliehen wollte, der kam schon seit Jahrhunderten hierher, in die Hafenstadt und Wirtschaftsmetropole. Daraus erwächst ein Sozialdruck, der Mumbai teilweise zu Gotham City werden lässt. Der eine Teil der Zuziehenden wird reich oder arbeitet sich wenigstens in die Mittelklasse hinein. Der andere Teil landet in den Slums, den größten Asien, in denen bis zu 300.000 Menschen auf einem Quadratkilometer leben (Berlin: 3.800 Menschen pro Quadratkilometer). „Die größte Angst eines jeden Einwohners von Mumbai ist es, auf dem Bürgersteig zu landen“, schreibt Suketu Mehta in seinem so interessan-

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ten wie stellenweise erschreckenden Buch „Bombay - Maximum City“. Und während man beim Überqueren einer Straße über buchstäblich im Rinnstein schlafende Menschen steigen muss, möchte man Frank Sinatra widersprechen: Wenn du es in New York schaffen kannst, kannst du es noch lange nicht in Mumbai schaffen. Ich selber habe in Mumbai damals noch Bombay drei Nächte auf der Straße verbracht. Das war 1986 und ein Abenteuer für sich. Ich bin von einer Ratte gebissen worden und mehrmals bei der Suche nach einem Schlafpatz auf dem Bürgersteig davongejagt wurden. Und zwar von anderen Menschen die auf den Staßen Mumbais leben und schlafen und auch sterben. Ich hatte aus Unwissenheit einfach deren Platz auf der Straße zum schlafen ausgewählt, der schon „besetzt“ war. Danach bin ich immer wieder nach Mumbai/Bombay gefahren. Ich habe, außer einmal, nie wieder dort geschlafen. Ich bin immer sehr früh morgens mit dem Zug gekommen und spät abends oder in der Nacht wieder gefahren. Mieten und Hotelpreise sind

in Mumbai die teuersten auf dem ganzen Subkontienent. Die lichte Seite dieser innerindischen Migrationsströme ist aber: Mumbai ist eine Stadt, in der man unentwegt Menschen fotografieren möchte. Viele Gebäude sind eindrucksvoll. Victoria Station, malerisch verfallene Villen im Kolonialstil, wuchernde HochhausSkylines, postmoderne Hotelfassaden. Aber wer hier nur durch die Straßen läuft, kann sich mit der Diversität der Welt aufladen. So viele Gesichtsformen, modische Zeichensysteme, Kopfbedeckungen! 200 Sprachen werden in Mumbai gesprochen. Sobald man ankommt in dieser Maximum City raunt dir in Mumbai alles zu: Es gibt viele Indien. Es schwant einem halt inzwischen, dass in solchen Megastädten wie Mumbai über die Zukunft der Welt mindestens ebenso sehr entschieden wird wie in Washington, Brüssel, Tokio oder Moskau. Angetrieben von wirtschaftlicher Suche nach neuen Märkten ist diese Ahnung auch in der offiziellen Politik angekommen.

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Wozu Unterhaltung? KALLE SCHÖNFELD Jenseits von Langeweile und Exzess christoph pengel Eine kleine Geschichte der Science-Fiction Katharina schwarz Bunte Glitzerwelt hans peter pung

Rubriken 3 4 16 17 21 26 28 29 30 31 32 33 34

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mit EVA MATTES Helene dahlke

Göttingen 18 Abgedrehter Serienmörder sarah raymaekers 20 Der Comic wird erwachsen pilar garcia 21 Das Neueste vom Mars holger teichmann

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Kassel 22 Genossenschaften für die Energiewende nora mey 23 Ohne Herz ist alles nichts harald wörner 24 Die Gud Stubb IUSSUI 25 Ein Kessel Buntes harald wörner

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Editorial TagesSatz International Der Stolperstein Paragraphenreiter Der Cartoon Kultur-Empfehlungen Straßengeflüster Nahaufnahme Die Kochnische Hinter den Kulissen Zwischen den Zeilen Was es sonst noch gibt Der Ticker Nächstes Mal Impressum Wohin, wenn

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Tim Waage

D A S G E S P R Ä CH

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„Butterblume knallt einfach nicht.“

Eva Mattes steht bereits seit dem zwölften Lebensjahr vor der Kamera. Sie hat mit bedeutenden Regisseuren wie Rainer Maria Fassbinder und Werner Herzog zusammen gearbeitet, ist einem Millionenpublikum als Tatort-Kommissarin Klara Blum vom Bodensee bekannt. Mit uns sprach sie über ihre Anfänge als Schauspielerin und warum am Set vom Konstanzer Tatort kein Schuss mehr fällt.

* HELENE DAHLKE IM GESPRÄCH MIT EVA MATTES

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ie angsteinflößend ist mittlerweile das Wort „Butterblume“ für Sie?

weil Angst zu haben, nie gut ist. Man lebt freier ohne Angst und ich würde gerne frei sein.

Lacht laut. Das Wort Butterblume flößt mir keine Angst mehr ein. SCHUSS natürlich eher, das drückt ja genau das aus, das was knallt. Butterblume hingegen knallt einfach nicht.

Gibt es Mechanismen, um diese Angst dennoch positiv in den Alltag zu integrieren?

Woher kommt diese Angst vor lauten Geräuschen? Das weiß ich nicht. Das sitzt wohl ganz schön tief. Ich hab schon einiges unternommen, um diese Phobie zu überwinden, aber ich will es gerne noch mal hinkriegen, sie zu verlieren, 6

Das ist tatsächlich schwierig, vor allem bei Gewitter. Ich habe neulich einen Workshop besucht, bei dem die amerikanische Methode des method acting vorgestellt wurde. Marlon Brando und Robert de Niro zählen zu Vertretern dieser Schule. Vieles mache ich schon seit meiner Kindheit instinktiv. Bei diesem Workshop gab es Übungen, bei denen man sich sehr

stark auf zum Beispiel eine Tasse, die man in der Hand hält, konzentriert und zwar nicht visuell, sondern tatsächlich haptisch. Ich versuche also, diese Tasse zu spüren. Das ist eine derart starke Konzentration auf diesen einen Gegenstand und diesen einen Moment, dass ich tatsächlich bei einem Gewitter die Angst zum Teil verloren hatte. Das heißt also, wenn ich es schaffe, mich ganz auf einen beliebigen Gegenstand zu konzentrieren, dann müsste es eigentlich gehen. Sie haben nie eine Schauspielschule besucht. Haben Sie daher auch ein besonderes Interesse an Praktiken wie dem method acting? TagesSatz

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DAS GESP R Ä C H Vieles davon scheint mir offensichtlich. Als ich mit 13 Jahren einen meiner ersten Fernsehfilme machte, spielte ich ein kleines Mädchen, das ihren Hund verloren hatte. Ich sollte mich weinend aufs Bett schmeißen, aber kein Mensch sagte mir, wie ich das machen soll. Ich dachte, weinen ist weinen und ich konnte ja nicht einfach so tun, als ob ich weinte, sondern musste wirklich weinen. Ich habe mir dann vorgestellt meine Mutter sei tot und habe wirklich furchtbar geweint. Beim method acting denkt man sich ähnlich in eine Situation hinein, die dann das entsprechende Gefühl auslöst: Zack, ganz schnell, sozusagen auf Zuruf. Wie ist es während der eigenen Pubertät dem Publikum auf einer Bühne nackt gegenüber zu stehen? Das Arbeiten war für mich das Allergrößte, was ich mir vorstellen konnte. Mir war deswegen nichts zu viel, nichts zu wild, nichts zu anstrengend. Und wenn ich wie zum Beispiel in „Stallerhof“ nackt auf der Bühne stand, spielte ich kein sexy, kokettes Mädchen, sondern die 14-jährige, zurückgebliebene Bauerstochter Beppi, die vom 60-jährigen Knecht geschwängert wurde. Ich habe zu Hause trainiert, mit meinem eigenen Körper umzugehen und mich nicht für ihn zu schämen. Dabei entstand dann ein inszenierter, privater Moment auf der Bühne. Ich habe mir genau überlegt, wie steht denn die Beppi auf der Bühne, nicht hübsch, sexy oder kokett. Die ist anders, hat einen anderen Körper. Ich habe mich lange vor den Spiegel gestellt und meinen Körper so lange angeschaut, bis ich ihn selber angenommen habe, wie er war.

Meine Mutter sang ganz wundervoll, war Schauspielerin und Tänzerin. Ich habe in diesem Milieu viel mitgekriegt und bin in dieser Welt meiner Mutter groß geworden. Ich fand das immer so schön und wollte diesen Traum von ihr auch leben. Ihre Biografie trägt den Titel „Wir können nicht alle wie Berta sein“. Wer ist Berta? Das ist ein Zitat aus der „Wildente“ von Ibsen. Das war mein erstes Stück, das ich zusammen mit Peter Zadek gemacht habe. Ich habe die Hedvig gespielt. Deren Mutter Gina wird immer gesagt, wie gut Berta von den Nachbarn doch alles könne: bügeln, kochen, einfach die perfekte Hausfrau. Irgendwann hat Gina die Nase voll und sagt: „Weißt du das? Wir können nicht alle wie Berta sein.“ Das ist mein

Ich glaube, es sind sogar 45 Jahre, Wahnsinn. Das, was ich über meine Kindheit schreibe, war schon immer genauso in meinem Kopf. Das war relativ einfach. Bei anderen Dingen hatte ich eine ganz große Hilfe: meine Mutter hat alles, was über mich in der Zeitung stand, ausgeschnitten und in große Mappen geklebt. Da konnte ich alle Daten nachlesen. Wann war noch mal die Premiere vom „Othello“ oder von der „Jungfrau von Orleans“. Das war eine wunderbare Hilfe und Gedächtnisstütze. Können sich noch viele Zuschauer an Ihre Erfolge von früher erinnern oder werden Sie häufig als Kommissarin Blum angesprochen? Zu meinen Liederabenden kommt meistens ein spezielles und gebildetes Publikum. Darunter sind oft Zuschauer, die mir sagen, ich habe Sie damals in „Stallerhof“ gesehen oder wir waren damals in „Othello“ und fanden es ganz toll oder sind auch raus gegangen. Dann gibt es wiederum viele, die sagen, wir kennen Sie ja wirklich nur aus dem Tatort und finden es wunderbar, dass man jetzt erfährt, was Sie sonst noch alles gemacht haben.

„Mir war nichts zu wild.“

Woher kam diese Entschlossenheit, bereits mit 12 Jahren genau zu wissen, ich will Schauspielerin werden? Ich bin in einer Künstlerfamilie aufgewachsen. Mein Vater, Komponist und Dirigent, hat zwar die Familie verlassen als ich gerade zwei Jahre alt war, dennoch habe ich von ihm aus musikalischer Sicht eine Menge geerbt. TagesSatz

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Lieblingszitat. Ich finde es so passend. Man kann nicht jedem gerecht werden und ich mag Perfektion an sich gar nicht. Ich will mir das bisschen Unperfektheit, das ich habe, bewahren. Wenn ich das Gefühl habe, ich genüge jemandem nicht, dann denke ich mir, wir können nicht alle wie Berta sein. Versteht kein Mensch, aber ich mag es. War Perfektionismus ein Problem, mit dem Sie sich zu Beginn Ihrer Karriere auseinandersetzen mussten? Nein, gar nicht. Ich bin in eine Zeit hineingewachsen, in der ich genau der richtige Typ war. Es war gerade der Umbruch im Kinofilm: Weg vom Heimatfilm und Lausbubengeschichten, hin zum Neuen Deutschen Film. Regisseure wie Rainer Werner Fassbinder, Rainer Hauff und Volker Schlöndorff haben angefangen, andere Themen zu verfilmen und eine andere Ästhetik zu verfolgen. Da passte ich mit meinem anderen Körper, mit meiner anderen Präsenz genau rein. Sie haben nie Tagebuch geführt. Wie kann man 30 Jahre gelebte Erinnerungen so detailliert aufs Papier bringen?

Wi e e r k l ä r e n S i e s i c h d i e s e n Tatort-Hype? Menschen machen gerne was zusammen und wollen etwas gemeinsam teilen. Der Tatort ist ein Ritus, eine feste Einrichtung im Leben der Deutschen, jeden Sonntag um viertel nach Acht. Selbst wenn man fürs Wochenende wegfährt, ist man zum Tatort wieder zurück. Ich glaube, die Leute mögen das einfach und diese feste Komponente in ihrem Leben. Was passiert, wenn ich jetzt Butterblume sage? Dann freu ich mich, weil es keinen Knall gibt? Oder wollten Sie jetzt knallen? Nein. Frau Mattes, vielen Dank für das Gespräch.

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Lucie

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Wozu Unterhaltung? Was unterhält uns an Unterhaltung? Wie funktioniert sie? Was bezwecken die Macher von Unterhaltungsformaten? Und wozu brauchen wir sie eigentlich? Ein kurzer Abriss.

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arum lassen wir uns gerne unterhalten? Keine ganz abwegige Frage, wenn man sich vor Augen führt, wie viel Zeit wir darauf verwenden. Der Bereich Unterhaltung nimmt einen zentralen Platz im Alltag ein. In 96,2 Prozent aller deutschen Haushalte steht ein Fernseher. 2011 gab es 125 Millionen Kinobesuche und 20 Millionen Theaterbesuche. Wozu also der Aufwand? Die Psychologie unterscheidet eine ganze Reihe von Mechanismen, die Unterhaltungsformate dem Betrachter interessant erscheinen lassen. Die wichtigste Erklärung ist, dass wir mit den dargestellten Vorgängen mitfiebern und sie durch die so genannte emphatische Emotionsübertragung selbst nacherleben. Und egal ob der Balanceakt einer Seiltänzerin, das Beziehungsdrama einer Seifenoper oder das Quizshowfinale: Gute Unterhaltung ist so komponiert, dass sie Spannung erzeugt. Spannung baut sich beim Betrachter durch den ungewissen Ausgang auf. Wenn das gute Ende kommt, löst sich die Spannung auf und die Aufregung wandelt sich in ein Hochgefühl. Neben Spannung kann Unterhaltung noch vielfältige Emotionen erzeugen. Untersuchungen haben ergeben, dass Zuschauer je nach eigener Gefühlslage unterschiedliche Emotionen in Unterhaltungsformaten suchen. Sie verwenden sie zum „Stimmungsmanagement“. Traurige Menschen schauen sich beispielsweise lustige Tierclips an, um sich aufzuheitern. Eine Sendung über glückliche

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TITELTH E M A Hochzeitspaare in den Flitterwochen werden sie aber eher meiden, denn Unterhaltung dient auch dazu, sich mit anderen Menschen zu vergleichen und die eigene Position zu bestimmen. Und wenn das eigene Selbstwertgefühl bedroht ist, vergleicht man sich eher mit Menschen, die schlechter dran sind als man selber. Das erklärt auch den Erfolg von TV-Sendungen wie „Die Super Nanny“. Die von Harald Schmidt als „Unterschichten-TV“ geschmähten Formate werden keineswegs nur von sozial schwachen Zuschauern verfolgt, sondern dienen auch den Angehörigen der abstiegsbedrohten Mittelschicht, um sich ihrer eigenen Überlegenheit zu versichern. Aber nicht die Abgrenzung allein, sondern gerade die Identifikation mit den Darstellern ist ein weiteres Kernelement von Unterhaltung. Der Kasper im Puppentheater, der Lieblingsspieler im Fußballstadion oder der Serienheld, immer suchen wir uns einen Liebling, mit dem wir uns identifizieren, dessen Taten wir anfeuern und über den wir moralisch urteilen.

Unterhaltungsformen, die sich nach dem Krieg vor allem beim Fernsehens durchsetzten, wollte dagegen in der Regel nichts anderes, als vom Publikum konsumiert und bezahlt zu werden. Die Aufgabenteilung war, dass die Unterhaltung die Aufmerksamkeit der Zuschauer fesselte, die dann von der Werbeindustrie für ihre Botschaften aufgekauft wurde. Die Vordenker der 68er-Bewegung, Max Horkheimer, Theodor Adorno und die Philosophen der „Frankfurter Schule“ kritisierten diese Form der „Kulturindustrie“ als großen Schwindel: „Immerwährend betrügt die Kulturindustrie ihre Konsumenten um das, was sie immerwährend verspricht.“ Trotzdem hat sich die kommerzielle Unterhaltung mit dem Privatfernsehen bis heute weltweit durchgesetzt und verbindet die Menschen auf dem ganzen Globus. Lokal produzierte Sendungen des Erfolgsformates „Who wants

gebot an Unterhaltung zu binden, ist mittlerweile zu einer gewaltigen Herausforderung geworden. In der „Ökonomie der Aufmerksamkeit“, wie sie der Wissenschaftler Georg Franck beschreibt, ist die Aufmerksamkeit der Menschen zur knappen Ressource geworden, um die die Medienproduzenten in einem heißen Wettbewerb stehen. Die erprobte Strategie der Programmmacher in diesem Wettkampf lautet, die Instinkte der Zuschauer anzusprechen. Das Programm, in dem mit solch harten Bandagen gekämpft wird, verkommt zum „Affektfernsehen“. Promis baden im Dschungelcamp in Insekten, „Big Brother“Teilnehmer lassen sich bei Intimrasuren filmen und verhaltensgestörte Kinder verprügeln vor laufender Kamera ihre Eltern und nageln den Zuschauer so durch Ekel, Voyeurismus und Schadenfreude vor dem Apparat fest. Bei Unterhaltung, die nicht mehr den Alltag bereichern will, sondern als gewaltsamer Besatzer des Augenblicks auftritt, stellt sich die Frage nach ihrer Entbehrlichkeit. Während die Deutschen aktuell durchschnittlich 225 Minuten pro Tag vor dem Fernseher verbringen, ermittelte eine Umfrage des statistischen Bundesamtes, welche Aktivitäten die Menschen in ihrer Freizeit nicht durchführen. Unter den Freizeitbeschäftigungen, die „selten oder nie“ gewählt werden, war „sich selber künstlerisch betätigen“ mit 79 Prozent, „Karten oder Spiele mit der Familie spielen“ mit 68 Prozent, „Ausflüge oder Kurzreisen machen“ mit 67 Prozent und „Verwandte oder Familie besuchen“ immerhin noch mit 20 Prozent vertreten. Solche Zahlen lassen die Unterhaltungsverweigerung als eine echte Alternative zur Unterhaltung erscheinen. Beschert uns doch das Fehlen von Unterhaltung mit einer Erfahrung, die unter medialer Dauerberieselung selten geworden ist: die der Langeweile. Und Langeweile ist der Nährboden von Aktivität und eröffnet so die Chance, auch einmal mehr als nur Zuschauer zu sein.

Die Motive der Unterhalter

Gut gemachte Unterhaltung kann ihr Publikum vollkommen in den Bann zu schlagen. Die Unterhaltungsmacher nutzten diese allgemein bekannte Fähigkeit schon für die verschiedensten Zwecke. Die Dichter und Denker der Weimarer Klassik verfolgten vor etwa zweihundert Jahren das Ziel, mit ihren Gedichten, Romanen und Theaterstücken den Menschen zu den Idealen der Humanität zu erziehen. Schiller nannte diesen moralischen Bildungsauftrag „die ästhetische Erziehung des Menschen“. Franz Kafka wollte mit seinen Büchern seine Leser innerlich aufwühlen: „Ein Buch muß die Axt sein für das gefrorenen Meer in uns.“ Gegen die Ungerechtigkeit in der Gesellschaft richtete sich Berthold Brechts „episches Theater“, indem es die Zuschauer zur aktiven Veränderung der Verhältnisse aufforderte. Auch die Propagandafilme der Nazizeit transportierten ihre Ideologie immer in der Verpackung der guten Unterhaltung. Die kommerziellen

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to be a millionaire“, in Deutschland bekannt unter „Wer wird Millionär“ gibt es in über 100 Ländern weltweit, darunter Afghanistan, Island, China, Bangladesh, Moldavien und Singapur. Das Format „Big Brother“ kommt auf immerhin über 60 Länder, darunter Nigeria, Indien, die arabischen Länder, Tansania, Thailand und der Kosovo. Im Gegensatz zum Theater, zum Zirkus oder zum Kino, die ihre Hochzeit in einer reizärmeren Epoche hatten, in der ihr Besuch oft der Höhepunkt der Woche war, konkurrieren die Castingshows, die Dokusoaps und Sitcoms im Fernsehen rund um die Uhr um unsere Aufmerksamkeit. Anders als bei einem Theaterstück oder Spielfilm gibt es hier auch nie einen Anfang und ein Ende. Der Rattenschwanz der Staffeln schlängelt sich endlos fort und durch das „Zappen“ zwischen den Programmen lässt sich der Fernsehabend bis spät in die Nacht verlängern, ohne eine Sendung von vorne bis hinten angeschaut zu haben. Den Zuschauer bei so einem Überan-

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Jenseits von Langeweile und Exzess Was suchen Menschen eigentlich auf Festivals? Und wen trifft man dort alles? Ein Schnappschuss der aktuellen Festivallandschaft mit anschließender Charakterkunde.

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endrik verteilt politische Flugblätter in der Nähe eines Waldstücks bei Oldenburg. Er trägt eine Ballonmütze, sein Hemd ist kohleverschmiert, über den Schultern spannen sich altmodische Hosenträger. Urheber der Parolen, die der Student unter die Leute bringt, ist Peter Kropotkin, ein anarchistischer Schriftsteller des 19. Jahrhunderts. Es geht um Propaganda für die Arbeiterrevolution.

dung und passender Hintergrund-Geschichte. Das Resultat ist so etwas wie ein „improvisiertes Laienspiel“, bei dem unterschiedlichste Charaktere miteinander in Kontakt kommen. So können sich Handlungsabläufe spontan und ohne Zwang entfalten, frei nach dem Motto: „Du kannst, was du darstellen kannst“. Inszeniert wird dieses besondere LARP von Anhängern der Steam-Punk-Szene. Dabei handelt es sich um eine relativ junge Sub-Kultur und ästhetische Strömung, in der sich moderne und futuristische Phänomene mit Retro-Elementen verbinden. Nach Einschätzung Hendriks, der auf diesem Festival für seine Magister-These forscht, zieht es Menschen vor allem wegen der ungewöhnlichen Erfahrungen dorthin. Durch die ständige Interaktion mit Fremden biete ein LARP die Möglichkeit, „Facetten an sich selbst zu entdecken“, die im Alltag nicht zur Geltung kommen. „Obwohl ich von den wenigsten Menschen die realen Na-

men erfahren konnte, habe ich doch ein intensives Wochenende mit ihnen verbracht und sie in gewisser Weise kennen gelernt“, resümiert Hendrik. Ob sanfte Reggae-Akkorde oder fiese Metal-Riffs, ob spielerische Verkleidungen oder sonnenverbrannte Oberkörper, ob schwitzendes Teenie-Gedrängel vor ohrenbetäubenden Bühnen oder Yoga unter freiem Himmel – Festivals sind in allen sozialen Gruppen und Milieus angekommen. Nach einem Bonmot des Soziologen Wolfgang Lipp setzen sie „der Postmoderne die Lichter auf“. Über 1800 Festivals und Happenings jeder Art zählt der Online-Festival-Guide allein für den deutschen Bereich auf. Bei aller Vielfalt gibt es einen gemeinsamen Nenner: Festivals sind NichtAlltag. Sie erlauben es, gewohnte Verhaltensmuster und überkommene Strukturen für kurze Zeit über Bord zu werfen. Auf diese Weise entsteht zum einen ein Gefühl der Entlastung

Vincent Ebken

Was auf den ersten Blick wie eine weltanschaulich verwirrte, historisch verfehlte Aktion anmutet, ist in Wirklichkeit Teil eines Live-Rollenspiels mit Festival-Dimensionen. „Für ein Wochenende trittst du aus deinem Alltag heraus und kannst dich ausleben. Das alles jedoch ohne Saufgelage oder ekstatisches Tanzen, sondern in einem konzentrierten, dennoch lockeren, interaktiven Spiel“, erklärt Hendrik. In einem Live-Action-Role-Play, kurz: LARP, schlüpfen Leute in verschiedene Fantasie-Rollen, inklusive Verklei-

* CHRISTOPH PENGEL

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TITELTH E M A von alltäglichen Bürden, zum anderen aber auch Raum für Neues und Unerprobtes. Jenseits von Langeweile und Exzess können alternative Lebens- und Selbstentwürfe in den Vordergrund rücken. Diese Distanz zum Alltag gehört auch zur Idee des Antifee-Festivals, das seit 2009 auf dem Campus-Gelände der Uni Göttingen stattfindet. Anti-Sexismus, Anti-Rassismus sowie Nationalismuskritik bilden die ideologischen Eckpfeiler der Veranstaltung, die gleichzeitig „Kultur, Politik und Party“ beinhaltet. Neben Konzerten stehen auch Workshops, Vorträge, Lesungen, Podiumsdiskussionen, Filme und Ausstellungen auf dem Programm.

Die vier Festivaltypen

Die Frage nach dem Warum führt zur Frage nach dem Wer. Nicht jeder fährt mit der gleichen Einstellung auf Festivals. Mindestens vier psychologische Typen bevölkern die Campingplätze und Konzerthallen der Republik.

Ketchup-Sorten: normal, scharf und Diabetiker. In seinem Kofferraum steht ein Minzpflänzchen. Der Enthusiast Das Zelt ist noch nicht einmal ausgepackt, da stimmt er schon lauthals in das „Helllllgaaaaa“-Gebrüll ein und verbrüdert sich mit Gleichgesinnten. Nicht selten treffen ihn seine Freunde erst wieder, wenn sie das Zelt gerade abbauen. Er fühlt sich wie ein Fisch im Wasser und treibt es gern zu weit. Umso härter trifft ihn der emotionale Kater, sobald es nach Hause geht. Eine interessante Unterkategorie bildet der Selbstzerstörer. Der Beobachter Böse Zungen nennen ihn auch Langweiler. Doch damit tun sie ihm Unrecht. In der ruhigen Abgeschiedenheit seines etwas

Hand in Hand mit dem Außer-Alltäglichen gehen stets künstlerische und musikalische Einlagen. Wenn auch Konzepte und Normen variieren, so liefert doch allen voran die Musik den Kitt einer jeden Festival-Community. Viola etwa nutzt das Grand Hotel Van Cleef Festival auf der Trabrennbahn in Hamburg, um einmalige Gigs von Bands des gleichnamigen Labels zu bestaunen: „Tomte in Originalbesetzung – das hat es seit Jahren nicht gegeben.“ Zusammen mit ihren Freunden – allesamt große Fans – sei das „Ganze auf eine nette Art sehr familiär“.

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MEHR ZUM THEMA: Antifee: www.antifee.de Grand Hotel Van Cleef: www.ghvc.de

abseits stehenden Campingstuhls reifen messerscharfe Einsichten: „Warum stellen wir das Bier nicht einmal in den Schatten? Dann bleibt es vielleicht kühler.“ Seine Augen verströmen eine stille aber intensive Energie. Der Kritiker Oft als Nörgler missverstanden, unterzieht er alle Vorkommnisse dem notwendigen Vergleich mit früheren, meist irgendwie besseren Festivals. Er formuliert unentwegt Halbsätze wie „Amateure an der Sound-Anlage“, „schlampige Organisation“ oder „schon wieder ins Zelt geregnet“. Sein Selbstbild entspricht dem eines alten Hasen. In seltenen Fällen verbündet er sich mit dem Beobachter, um Dinge auszutauschen, von denen andere nichts verstehen. Niemand ist so gut gelaunt wie er, wenn endlich alles vorbei ist.

Viola Schröter

Der Organisator Er ist die gute Seele der Gruppe, das Salz des Festivalschlamms. Gewissenhaft kümmert er sich um Zeitplanung, Wettervorhersage und kleinere Schnittverletzungen am Zeigefinger. Auf einer Internet-Seite hat er gelesen, dass sich die Haut nur langsam an die erhöhte Sonneneinstrahlung gewöhnt. Daher cremt er sich mit Sonnenmilch unterschiedlicher Lichtschutzfaktoren ein – in absteigender Reihenfolge. Neben einer Reiseapotheke hat er alle Zutaten für einen Mojito dabei, sowie drei

Den Schwerpunkt des diesjährigen Antifees legen die Veranstalter auf feministische Gesellschaftskritik: „Als Festival mit einem explizit antisexistischen Selbstverständnis möchte das Antifee sowohl feministische Politik fördern und öffentlich machen, als auch eine Plattform für Debatten, Kontroversen und Diskussionen bieten.“ Ziel sei es, „den gesellschaftlichen Realitäten eine Praxis entgegenzusetzen“. Mit diesen Vorgaben kann sich auch Alex, einer der ehrenamtlichen Helfer, identifizieren. Zum wiederholten Male engagiert sich der Doktorand der Sozialwissenschaften am Info-Stand. Am Antifee schätze er insbesondere „die entspannte Atmosphäre“.

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Eine kleine Geschichte der

Science-Fiction

Science-Fiction ist ein wichtiger Bestandteil der Unterhaltungsindustrie. Immer wieder hat die Vorstellung von Zukunft die Menschen inspiriert und unterhalten. Dabei ist sie nicht etwa in Nischen anzutreffen – Blockbuster, Bestseller, Science-Fiction ist überall.

* KATHARINA SCHWARZ

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er Weltraum, unendliche Weiten ... Wir schreiben das Jahr 2200. Dies sind die Abenteuer des Raumschiffs Enterprise, das mit seiner vierhundert Mann starken Besatzung fünf Jahre lang unterwegs ist, um neue Welten zu erforschen, neues Leben und neue Zivilisationen. Viele Lichtjahre von der Erde entfernt dringt die Enterprise in Galaxien vor, die nie ein Mensch zuvor gesehen hat. Star Trek ist meist eine der ersten Serien, die einem in den Sinn kommen, wenn man über Science-Fiction als Genre spricht.

Science-Fiction ist also kein leicht zu fassendes und zu beschreibendes Gebiet, aber gerade diese Undeutlichkeit und Unklarheit des Genres sind das Kennzeichen ihrer Entwicklung und bezeichnend für die weit gefächerten Themen und Richtungen.

Katharina Schwarz

Doch was ist Science-Fiction eigentlich? Direkt übersetzt bedeutet es Wissenschaftsfiktion, wobei Fiktion generell eine erdachte Annahme oder Vorstellung bedeutet, also auch in anderen Bereichen vorkommt und nicht an Wissenschaftlichkeit gekoppelt ist. Am treffendsten scheint die Erklärung zu sein, dass in Science-Fiction versucht wird, etwas als Möglichkeit, die im Bereich der Wissenschaft erreichbar erscheint, darzustellen. Im Fantasy-Genre hingegen werden zumindest einige Elemente frei erfunden und geben sich auch meistens nicht den

Anschein, dass sie realistischerweise möglich sind. Um Fantasy handelt es sich also immer dann, wenn die gezeigten Elemente magischer oder spiritueller Natur sind, also keinen Bezug zur Wissenschaft haben. Allerdings gibt es Überschneidungen, wie zum Beispiel bei Star Wars. Während die Raumschiffe definitiv ein ScienceFiction Element sind, ist „die Macht“ doch eher etwas aus dem Bereich Fantasy. Sie wird nicht erklärt.

„Alles, was ein Mensch sich vorstellen kann, werden andere Menschen verwirklichen.“

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Jules Verne

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TITELTH E M A Am Ende des 19. Jahrhunderts begann in Europa die Zeit der eigentlichen Science-Fiction. Ihr Ursprung fällt also mit dem Beginn des industriell-technologischen Zeitalters zusammen. Wissenschaft sollte die Welt verändern, erweitern und verbessern. Parallel dazu gab es jedoch auch von Anfang an negative Begleiterscheinungen und damit eine gewisse Angst vor dem technischen Fortschritt. Diese Zwiegespaltenheit ist Kennzeichen der Entwicklung im 19. Jahrhundert und zeigt den Beginn des ambivalenten Verhältnisses, das wir zum Fortschritt haben. Genau diese Ambivalenz prägt auch Science-Fiction, die vor allem immer wieder die Auswirkungen der Technik auf den Menschen beschreibt. Klassischer Science-Fiction kann damit auch ein aufklärender Anspruch zugeschrieben werden. Zu ihren Vorläufern gehört vor allem auch Jules Verne, dessen Werke immer einen technisch- und gesellschaftskritischen Unterton haben. Das Kino entdeckte Science Fiction in den 50ern. Der Kalte Krieg animierte vor allem Autoren in den USA, die Ängste vor ihm und der Atombombe zu thematisieren. Ansonsten war dieses Thema größtenteils tabuisiert. Das Weltall war in diesen Vorstellungen durchdrungen von Diktaturen und Paranoia. Beliebt waren vor allem Filme wie „Der Tag an dem die Erde still stand“. Einen größeren Beliebtheits-Schub bekam Science-Fiction dann schließlich mit der tatsächlichen Eroberung des Weltalls, die 1957 mit dem Start des Sputniks begann. Das Genre wurde zum ersten Mal ernst genommen, da der thematisierte Inhalt nicht mehr so weit von der Realität entfernt zu sein schien. „Raumschiff Enterprise“, im Original „Star Trek“, erschien auf dem Höhepunkt dieses Weltraumfiebers. Es war die erste erfolgreiche Fernsehserie des Genres, wird jedoch zur Soft-Science-Fiction gezählt, da im Mittelpunkt humanitäre und gesellschaftskritische Aspekte stehen. Solche Soft-Science-Fiction befasst sich vor allem mit philosophischen, politischen und gesellschaftlichen Themen. TagesSatz

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Neben dem Fokus auf Soft- oder HardScience-Fiction gibt es auch noch die Spezialisierung auf Utopie, also einem positivem Zukunftsbild oder Dystopie, einem negativen Zukunftsentwurf. Klassische Utopien gehen meist von einem perfekten Staat aus, während Dystopien eher von zugespitzen Verhältnissen erzählen. Dystopien haben damit eher einen warnenden Effekt. Im Gegensatz dazu wollen Utopien eher belehrend und richtungweisend sein. Noch einen Schritt weiter als Dystopien gehen postapokalytische Szenarien. Dort wird die Zivilisation meist durch Krieg oder Katastrophen vernichtet. Solch dunkle Zukunftsvisionen finden sich vor allem in den Subgenres, die zum Beispiel Überwachungsstaaten (wie in Orwells Roman 1984) oder Herrschaft durch Maschinen (wie Matrix oder Terminator) thematisieren.

Bei Science Fiction ist vor allem auch das Fortschreiten der Zeit interessant. Betrachtet man die Geschichte, merkt man, dass sich einige Entwicklungen schneller, langsamer oder ganz anders als zum Entstehungszeitpunkt des Werkes entfalten. Der Kommunikator bei Star Trek war in den 60ern unerreichbar, ist heute aber mit dem Handy zum Relikt degradiert worden; während andere Techniken wie bemannte Raumschiffe und das Beamen eher visionär bleiben. So bleibt Science-Fiction immer ein Balanceakt zwischen zu starker und zu schwacher Entwicklungsabschätzung. Interessant wird es auch dann, wenn erzählte Zeitpunkte eintreten. Das Buch „1984“ hat mit dem Jahr 1984 kaum etwas gemeinsam. Aber auch „Zurück in die Zukunft“, ein Film der das Jahr 2012 beschreibt, ist weit entfernt von tatsächlichen Zuständen. Hoverboards, quasi fliegende Skateboards, sind heute natürlich nicht zu finden. Spannend ist jedoch auch, dass die Vorstellung, dass Computer alles kontrollieren, schon sehr nah an der heutigen Realität liegt.

An Subgenres mangelt es der ScienceFiction bei weitem nicht, dabei sind als bekannteste wohl Cyber- und Steampunk zu nennen. Während Steampunk die Geschichte in Form einer Alternativwelt erzählt, die dem Viktorianischen Zeitalter ähnelt, versetzt Cyberpunk die Handlung in ein Computerzeitalter, das vor allem auf virtueller Realität basiert. Hier fallen Filme wie Matrix aber auch Blade Runner ein.

Die meisten Science-Fiction-Welten sind recht weit von unserer Zeit entfernt, zeigen aber eine Option, eine Richtung, die wir einschlagen könnten. Es geht nicht nur um Fiktion und Unterhaltung, sondern auch darum, heutige wie zukünftige Entwicklungen zu analysieren. Science-Fiction wird damit nicht nur wegen knallharter Action immer beliebter, sondern auch wegen ihrer kritischen Haltung.

Der Fokus liegt auf den Charakteren und nicht auf den technischen Errungenschaften. Denen widmet sich hingegen eher der Hard Science-Fiction. Die Genauigkeit der Technik und Wissenschaft stehen hier im Vordergrund.

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Privat

T I T E LT H E M A

Bunte Glitzerwelt Um die 12.250 Volksfeste werden pro Jahr in Deutschland gefeiert. Über 178 Millionen Besucher zählen diese Kirmesse. Damit sind Jahrmärkte ein großer wirtschaftlicher Faktor. Doch woher kommt diese Nachfrage? Welche Tradition wird dabei verfolgt? Seit wann gibt es Volksfeste? Ein Blick in die Geschichte verrät uns mehr.

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ie Geschichte der Jahrmärkte lässt sich bis ins Mittelalter zurückverfolgen. Die Verleihung der Marktrechte war von entscheidender Bedeutung. Das Abhalten eines Marktes bedeutete wirtschaftliche Vorteile, zumal mit dem Marktrecht oftmals auch eine Steuer- und Handelsfreiheit verbunden war. So konnten alle Waren angeboten werden, ohne Rücksicht auf die örtlichen Zünfte nehmen zu müssen. Die Steuerfreiheit sorgte dafür, dass reisende Händler kamen. Die ersten Jahrmärkte waren reine Märkte zur Versorgung der Bevölkerung. Als typisches Beispiel kann hier der Freimarkt in Bremen genannt werden. Im Jahr 888 erhielt der Erzbischof von Bremen das Münz-, Zoll- und Marktrecht. Verliehen hatte dieses König Arnulf von Kärnten. Hier findet man eine weitere Gemeinsamkeit: Die Nähe zur Kirche. Viele Märkte wurden in Verbindung mit einem Kirchenfest abgehalten. In Paderborn kann man dies bis heute beobachten. Der Libori ist jetzt noch eine Mischung aus kirchlichem und weltlichem Fest. Zum ersten Mal erwähnt wurde der Libori im Jahr 836. Die Kirmes feiert man regelmä-

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TagesSatz

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TITELTH E M A ßig aber erst seit 1521. Gedacht wird hier übrigens an den heiligen Liborius, dem Schutzpatron des Doms, des Bistums und der Stadt. In Bad Hersfeld ehrt man den Bonifatius-Schüler Erzbischof Lull mit dem Lullusfest. Lull gilt als Gründer der Stadt Bad Hersfeld. Das Lullusfest wurde zum ersten Mal 852 erwähnt und gilt somit als ältestes Volksfest in Deutschland. Das Oktoberfest in München ist das größte Volksfest der Welt. Seine Geschichte beginnt im Jahr 1810 mit einem Pferderennen zu Ehren der Heirat von Ludwig von Bayern und Prinzessin Theresia von Sachsen-Hildburghausen. Echte Kirmesjunkies pilgern zum Cannstatter Volksfest (Wasen) nach Stuttgart. Kein anderer Festplatz bietet so viele Fahrgeschäfte wie der Wasen. Aus diesem Grund gilt dieser Markt als größtes Schaustellerfest der Welt. Seine Wurzeln liegen im Jahr 1817. Württembergs König Wilhelm I. und seine Frau Katharina wollten mit einem landwirtschaftlichen Fest die württembergische Wirtschaft wieder in Schwung bringen, die nach den napoleonischen Kriegen am Boden lag. In Kassel liebt man den Zissel. Seine Geschichte ist noch recht jung. 1926 wurde zum ersten Mal gemeinsam an der Fulda gefeiert. Zuvor feierte jeder Verein für sich. Man traf sich zum „Fulle-Feez“ oder zur „italienischen Nacht“. 1925 taten sich zum ersten Mal einige Vereine zusammen und feierten gemeinsam ein Fest. Ein Jahr später organisierten das Verkehrsamt der Stadt und die Vereine an der Fulda ein großes gemeinsames Fest. Der Name Zissel soll übrigens von einem Ausdruck stammen, den Walter Daume (ein Hauptakteur des „Fulle -Feez“) getätigt haben soll. Er soll die rückkehrenden Boote auf der Fulda beobachtet haben und dabei gesagt haben „Jetzt verzisseln sie sich“.

tung stand aber weiterhin im Hintergrund. Erst danach entwickelte sich das Schaustellergewerbe. Die fahrenden Unternehmer boten Verschiedenes dar: Seiltanz, Jonglieren, Zwerge, Riesen, starke Menschen, Frauen ohne Unterleib und manch andere Kuriosität. Karusselle sollten noch bis zum Beginn des 19. Jahrhunderts auf sich warten lassen. Die Herkunft des Wortes Karussell lässt sich nicht eindeutig klären. Man hat mehrere Theorien, die alle passen könnten: Aus dem französischen carouse (lautes Festgelage) oder carousel (Fest mit Reiterspielen). Aber auch das italienische Wort carusello (kleiner Krieg) könnte passen. Die Anfänge der Fahrgeschäfte werden jedoch den Reiterspielen bei Hofe im 17. und 18. Jahrhundert zugeschrieben. Caroussel hießen diese Veranstaltungen, bei denen Adlige ihre Reitkunst in einem sogenannten Ringrennen bewiesen. Dabei wurde ein kleiner Ring mittels einer Lanze aufgespießt. Die ersten Karusselle

der Besucher aktiv in die Handlung eingebunden. In den 70er, 80er und 90er Jahren wurden Fahrgeschäfte der Anziehungspunkt der Kirmes. „Höher, schneller, weiter“ hieß die Devise, mit der vor allem die Jugend angesprochen werden sollte. So manches Karussell ging mit seinen Fahreigenschaften bis an die menschlichen Belastungsgrenzen. Die Jahrmärkte wurden immer mehr zu einer Jugendveranstaltung. Inzwischen ist eine Trendwende erkennbar. Die hohen Kosten, die mit Großfahrgeschäften (Achterbahnen, Riesenräder…) verbunden sind und sinkende Umsatzzahlen zwangen Schausteller zum Umdenken. Nicht mehr die Größe soll beeindrucken. Familienfreundlichkeit soll heute die Besucher locken. Gefragt sind kleinere kompakte Fahrgeschäfte. Ein Beispiel hierfür könnte der neue Trend bei Achterbahnen sein. Die „Wilde Maus“ ist als Achterbahn schon über 50 Jahre bekannt. Die ersten Bahnen wurden noch aus Holz gebaut. In der Vergangenheit war sie aber deshalb in Vergessenheit geraten, weil Loopingbahnen sie vom Markt fast verdrängt hatten. Heute ist auch die „Wilde Maus“ eine Stahlkonstruktion, klein, kompakt und familienfreundlich. Übrigens, der Name „Wilde Maus“ kann wörtlich genommen werden. Die Fahrstrecke mit ihren engen Wendungen, Steigungen und Abfahrten soll dem Laufweg einer Maus nachempfunden worden sein.

Vom Krammarkt zum High-Tech-Fahrgeschäft

Das Gesicht eines Jahrmarktes hat sich im Laufe der Zeit stark verändert. Es begann als Markt zur Versorgung der Bevölkerung. Sicherlich gab es auch damals Musik und Tanz. Später wurden die Märkte um einen Viehmarkt erweitert, die UnterhalTagesSatz

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erinnerten stark an dieses Caroussel. Es bestand aus einem großen hölzernen Kreuz, das drehbar gelagert war. Darauf waren hölzerne Pferde montiert. Am Rande standen Stangen, auf denen Ringe befestigt waren, die mittels Lanze aufgespießt werden mussten. Menschliche Muskelkraft trieb dieses Gestell an. Transportabel wurden Fahrgeschäfte zu Beginn des 19. Jahrhunderts. Mitte des 19. Jahrhunderts kamen die ersten dampfgetriebenen Karusselle auf den Markt. Etwas später hielt dann der elektrische Antrieb Einzug in die Welt der Schausteller. Jetzt war man endgültig in der Lage, transportable Geschäfte herzustellen, die auch relativ leicht auf- und abgebaut werden konnten. Jahrmärkte veränderten daraufhin ihr Bild. Das Markttreiben geriet immer weiter in den Hintergrund. Im Vordergrund stand die Unterhaltung. Dabei wurde

Sogenannte Berg- und Talbahnen (Musikexpress) gehören ebenfalls zu den Traditions- Fahrgeschäften, die bis heute zum Bild einer Kirmes gehören. Auto-Scooter finden Besucher seit Jahrzehnten auf jedem Jahrmarkt, sie sind der klassische Treffpunkt der Jugend. Aber auch das Pferd ist bis heute erhalten geblieben. Meistens auf liebevoll restaurierten Kinderfahrgeschäften zu finden, stellt es immer noch einen Anziehungspunkt dar. Volksfeste werden auch weiterhin einen festen Platz in unseren Herzen finden. Ihr Gesicht wird sich wandeln, aber hier können wir unsere Kindheit noch einmal durchleben und genau dies macht die Kirmes so liebenswert.

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S T O L P E R S T EIN

Jungfrauen im Puff? * GLOSSE VON KHOA LY

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Tatjana Pfennig

nd während Anfang dieses Monats der deutsche Fernsehpreis verliehen wird, wird eines deutlich: Die Jurymitglieder des deutschen Fernsehpreises haben bis zum Redaktionsschluss dieser Ausgabe eines gemacht: 1.200 Programmstunden Fernsehen verfolgt. Ja, wohlgemerkt: 1.200 Stunden saß jeder der neun Jurymitglieder vor der privaten Glotze und wertete alle Vorschläge der deutschen Fernsehsender aus. Wie kann man sich das vorstellen? Mit Chips und Bier und in Jogginghose? Die Pressestelle des Deutschen Fernsehpreises war für Auskünfte dieser abstrusen Art nicht bereit. Natürlich darf man in diesem Fall dann Vergleiche anstellen, und wenn man das tut, dann ist der Blick in das Guinnessbuch der Rekorde eine ganz clevere Idee: Die Schwestern Joanne und Alanah Argyrou schauten vor zwei Jahren in einem Casino in Sydney 87 Stunden am Stück Übertragungen von der Fußball-WM in Südafrika. Nun gut, denken sich die weiblichen Leser, dass kann mein Mann doch auch. Allerdings durften die australischen Schwestern nicht mehr als fünf Sekunden am Stück ihren Blick vom Fernsehen abwenden. Durchschnittsmänner haben selten eine so gute Konzentration. Hingegen waren pro Stunde fünf Minuten Pinkelpause erlaubt. Mehr als fünf Tassen Kaffee pro Tag waren allerdings nicht drin - tut dem Harndrang sowieso nicht so gut. Stellen wir uns deshalb vor, dass Jurymitglied Annette Frier, einige werden die ulkige Dame aus der Wochenshow oder der Schillerstraße kennen, habe tatsächlich 1.200 Programmstunden hintereinander gesehen und pflichtbewusst ausgewertet. Das wären vierzehn Weltrekorde und 50 Tage am Stück. Heidewitzka! Wie Annette Frier sich danach gefühlt hat, wissen wir nicht genau. Erahnen kann man es wohl. Nein, nicht nur wegen der 50 Tage Dauerbeschallung, sondern, wenn die Mühe danach ganz umsonst wäre. Sie erinnern sich? Marcel Reich-Ranicki lehnte vor vier Jahren frustriert und mediengenial seinen Ehrenfernsehpreis ab, nachdem er sich die Preisverleihung nur vier Stunden angeschaut hatte und die deutsche Unterhaltungsindustrie dann niederkritisierte: „Ich nehme diesen Preis nicht an. Ich gehöre nicht in diese Reihen“. Der Zyniker Henryk M. Broder kommentierte daraufhin lapidar, dass man, wenn man in den Puff ginge, doch wissen müsse, dass man dort keine Jungfrauen finde. Marcel Reich-Ranicki also auf der Suche nach Jungfrauen im Puff? Wartet er tatsächlich auf die heilige Jungfrau, die noch nicht von der Unterhaltungsmaschinerie verdorben ist? Ein lustiges Bild. Da wir gerade von Unterhaltung reden: Thomas Gottschalk wird in diesem Monat Jurymitglied von der RTL-Megashow „Das Supertalent“.

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misterQM (photocase.com)

PARAGRAPHENR E I T E R

Im Namen des Volkes

Jubiläum mit Beigeschmack 10 Jahre Hartz Reformen, diesen unrühmlichen Geburtstag konnte man am 16. August 2012 feiern. Peter Hartz, VW-Manager und Berater von Ex-Bundeskanzler Gerhard Schröder, präsentierte am 16. August 2002 seine Vorstellungen über eine Arbeitsmarktreform. Wir ziehen eine kurze Bilanz.

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ie sogenannten Hartz Reformen wurden in mehrere Schritte unterteilt, von denen in der Zwischenzeit viele bereits Geschichte sind:

Hartz I Vermittlung von Arbeitslosen in Zeitarbeit mittels Personal Service Agenturen (PSA). Die Einführung der PSA können als Fehlschlag betrachtet werden. Trotz Änderungen führten sie nicht zum Erfolg. Diese Regelung wurde 2008 wieder abgeschafft.

Hartz II Einführung von Mini- und Midi-Jobs, sowie der Ich-AGs. Die Bilanz fällt ernüchternd aus: Mini-Jobs haben nicht im erwartenden Maße zu sozialversicherungspflichtigen Beschäftigungen geführt. Midi-Jobs wurden kaum bekannt. Die „Ich-AG“ wurde zum Unwort des Jahres 2002. Auch hier führte die Regelung nicht zum erwarteten Erfolg und wurde 2006 wieder abgeschafft.

Hartz III Der Umbau der Bundesanstalt für Arbeit (BA) in eine moderne Dienstleistungsgesellschaft. Der Gedanke „Hilfen aus einer Hand“ anzubieten, ist das positive Kernstück der Reform. Die Bildung der Jobcenter (Zusammenschluss aus BA und kommunaler Einrichtung) TagesSatz

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wurde jedoch 2007 vom Bundesverfassungsgericht als verfassungswidrig erklärt, weil das Gericht darin eine unzulässige Mischverwaltung von Bund und Kommune sah. Dies führte zu einer umfassenden Reform. Die Arbeit der Jobcenter wird jedoch kritisch gesehen, Sachbearbeiter wirken oft wenig kompetent und hilflos.

Hartz IV Die bekannteste aller Reformen, zugleich die Reform mit den stärksten Auswirkungen. Die Arbeitslosenhilfe wurde abgeschafft. Das neue Arbeitslosengeld II wurde eingeführt und erfasste jetzt auch Menschen, die bis dahin Sozialhilfe bezogen hatten und von Hilfen am Arbeitsmarkt weitgehend ausgeschlossen waren. Dieser Teil der Reform ist positiv zu betrachten. Auch der Gedanke des „Forderns und Förderns“ ist zu begrüßen. Allerdings ist die Umsetzung auch heute noch mangelhaft. Die Hartz IV Reform wollte folgende Ziele erreichen: Schnelle und passgenaue Vermittlung von Leistungsempfängern in Arbeit Ausreichende materielle Sicherung bei Arbeitslosigkeit in Abhängigkeit vom Bedarf Effiziente und bürgerfreundliche Verwaltung

Die genannten Ziele werden nur unzureichend durchgeführt. Die schnelle Vermittlung von Arbeitslosen findet nur in geringem Maße statt. Rund zwei Drittel der Arbeitssuchenden sind länger als ein Jahr arbeitslos. Wie effizient eine Verwaltung arbeitet, lässt sich nur schwer überprüfen. Bürgerfreundlichkeit kann man jedoch beurteilen, und würde man die Kunden fragen, würde das Urteil wohl negativ ausfallen: Klienten fühlen sich als Bittsteller, kaum Beratung, viel Druck und mangelnde Information sind Punkte, die immer wieder erwähnt werden. Eigentlich sind dies Punkte, die man unter Fördern zusammenfassen könnte. In den Behörden herrscht jedoch ein Klima des Forderns, erzählen Leistungsempfänger. Die materielle Absicherung ist ebenfalls unzureichend. 374 Euro erhalten Hartz IV Empfänger derzeit monatlich. Der Paritätische Wohlfahrtsverband hat in einer eigenen Studie 420 Euro als Existenzminimum errechnet. Es wird Zeit, dass dieser Staat seiner sozialen Verantwortung gerecht wird und Hilfeempfänger nicht länger zum Sündenbock dieser Gesellschaft stempelt. Arbeitslose brauchen eine faire Chance, sich wieder in die Gesellschaft zu integrieren. Weg mit Hartz IV und her mit einem gerechten und ausreichendem Existenzminimum.

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GÖTTINGEN

Abgedrehter Serienmörder Der Spielfilm hat in Göttingen eine lange Tradition. Im Jahr 1946 entstand mit Filmaufbau eine der bedeutendsten deutschen Filmproduktionsfirmen nach dem zweiten Weltkrieg. Maria Schell, Heinz Erhardt, Liselotte Pulver und viele mehr haben in dieser Stadt fast hundert Filme gedreht. Zurzeit wird mit „Harder und die Göre“, einem 90minütigen Krimi, an diese Tradition angeknüpft, um Göttingen als Filmstadt wieder attraktiver zu machen.

Sarah Raymaekers

* SARAH RAYMAEKERS

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n vielen Orten in Göttingen und Umgebung wuselten sie, zwischen Juni und August ertönte das eine oder andere „Ruhe bitte! Ton läuft! Kamera läuft!“ Regisseure, Schauspielerinnen, Kameraleute, Tonmänner und Lichtfrauen tourten von einem Set zum nächsten. HarderFilm hat sich großes vorgenommen und realisiert derzeit einen aufwendig produzierten und lang durchgeplanten Spielfilm. Seit August sind die Dreharbeiten abgeschlossen. Jetzt geht es an den Schnitt. Noch vor Weihnachten soll der Film in den Kinos Premiere feiern. „Göttingen war in der Nachkriegszeit bis in die Sechziger Jahre als Filmstadt bekannt und beliebt. Wir finden, man sollte diese Tradition wieder aufgreifen und wiederbeleben.“ ist auf der Filmwebsite zu lesen. Der Streifen handelt vom gelassenen Hauptkommissar Harder, der kurz vor seiner Pensionierung steht, und seiner jungen Kollegin Bergmann, die ihm mit neumodischen Ermittlungsmethoden gehörig auf die Nerven geht. Das Duo ist einem Serienmörder auf der Spur, der in der Stadt sein Unwesen treibt und viel Blut hinterlässt. Beim Drehbesuch in der Pathologie wurde deutlich, wie diszipliniert und professionell die Arbeit aller Beteiligten durchgeführt wird. Schauspieler wandeln umher, proben zum x-ten Mal ihren Text, während das Set in der Gerichtsmedizin für die Aufnahmen vorbereitet wird. Nicht unbeeindruckt vom klinischen Setting, das die meisten nur aus dem Fernsehen kennen, werden Kamera, Licht und Zubehör positioniert. Als offenes und transparentes Kulturprojekt wurde allen Interessierten die Möglichkeiten geboten, sich zu beteiligen. Der Film konnte durch öffentliche Gelder, aber besonders auch durch private Spenden realisiert werden. Das sogenannte Crowdfunding hat hierbei besonders gut funktioniert. Je nach Höhe des Betrages, konnten die Spender von T-Shirts bis zum Titel des Co-Produzenten verschiedene Arten der Anerkennung erhalten. Abgesehen von einer finanziellen Unterstüt-

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GÖTTI N G E N zung, haben viele fleißige Helfer aus Göttingen und Umgebung dazu beigetragen, diesen Film mitzugestalten. Die größte Herausforderung für „Harder und die Göre“ wird sein, eine überregionale Bekanntheit zu schaffen, wie sie zu Zeiten Heinz Erhardts, der zwischen 1946 und 1960 unzählige Filme drehte, bestand. Göttingens berühmtester Verkehrspolizist aus dem Film „Natürlich die Autofahrer“ (1959), als letztes Symbol der städtischen Filmgeschichte, steht heute an der Weender Straße und hat seinen eigens nach ihm benannten Platz.

wände projiziert werden konnten. Göttingen profitierte von dieser Entwicklung. Als kleine, kaum zerstörte und idyllische Stadt bot es eine perfekte Kulisse für die fröhlichen Heimatfilmchen. In dieser Zeit entstanden in Göttingen zwischen 1945 und 1955 neun Kinos. Auch weiter Filmprojekte aus jüngster Vergangenheit in Göttingen sollten erwähnt werden. Beispielsweise der Trashfilm „Das Biest vom Planeten Venus“ von Dennis L. Dellshow oder „Das letzte Hotel“, eine Produktion des SchwarzWeiß-Film e.V. Besonders für ein Publikum, das sich für originelle und unkonventionelle Filme begeistern lässt, sind diese geeignet.

Und Action!

Damals gründeten Hans Abich und Rolf Thiele die Filmaufbau GmbH in einer schwierigen Zeit, in der vieles zerstört war. Nach dem zweiten Weltkrieg war die deutsche Kinolandschaft weitestgehend verschwunden und Filmproduktionen so gut wie ausgestorben. Der überwiegende Teil der öffentlichen Filmmittel, Gelder und des Equipments wurde von den Alliierten beschlagnahmt. So hatten die Filmemacher anfangs finanzielle und technische Engpässe zu überwinden. Als der Spielfilm nach 1949/50 langsam wieder den Aufschwung schaffte und sich die Produktion an die breite Masse wendete, konnte die Göttinger Filmindustrie auf diesen Zug aufspringen. Krieg und Vertreibung hatte im aufstrebenden Nachkriegsdeutschland in den Kinos keinen Platz. Man sehnte sich nach einer heilen Welt, die an die Lein-

„Das letzte Hotel“ (2010), ebenfalls ein Krimi, ist ein stimmungsvoller schwarz-weiß Film und wurde zum großen Teil in einer alten Fabrikhalle in Göttingen gedreht. Als Vorlage diente den Produzenten die stilistischen Eigenarten des amerikanischen „Film noir“, seine typischen narrativen Komplexe, die Figurenkonstellationen und seine Filmsprache mit Motiven aus Erzählungen Franz Kafkas.

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MEHR ZUM THEMA: Harder und die Göre Regisseur: Oliver Clark Produktionsleiter: Daniel Bernhard Hauptkommissar Harder: Harry Baer Sylvia Bergmann: Paula Hans Dr. Marvin Steinmetz: Thomas Lehmann www.harderfilm.de

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Was ist Crowdfunding? Beim Crowdfunding wird ein Projekt gemeinsam von vielen Menschen finanziert. Der Begriff tauchte erstmals im Jahr 2006 auf, als es die Plattform sellaband.com Künstlern ermöglichte, ihr Album durch Fans vorfinanzieren zu lassen. Anders als beim Fundraising bekommen die Geldgeber beim Crowdfunding eine kleine Aufmerksamkeit oder Gegenleistung. Im Fall von „Harder und die Göre“, bekamen die Spender bei zehn Euro eine signierte Foto-Karte, für vierzig Euro eine Karte für die Premiere und für 2.500 Euro konnte man sich sogar den Titel des Co-Produzenten erwerben. Insgesamt haben die Filmemacher 7.500 Euro über startnext.de einnehmen können. Darüber hinaus erhalten Unterstützer oft zusätzlich eine emotionale Beteiligung am Projekt, Unterhaltung und Entertainment durch den Projektverlauf und einen Wissensvorsprung durch interne Informationen, die nur für Unterstützer bereitgestellt werden.

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GÖTTINGEN

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em Comic haftet heute noch der Ruf einer nicht ernst zu nehmenden Lektüre an, die uns mit einfachen Bildchen leichte Unterhaltung bietet. Tatsächlich ist das Wort „Comics“ die Kurzform des englischen Begriffs „comic strip“, etwa „komischer Bildstreifen“. Ursprünglich waren damit kurze Bildergeschichten heiteren Charakters gemeint, die zu Beginn des 20. Jahrhunderts in Zeitungen veröffentlicht wurden. Abgesehen von Ausnahmeautoren, wie Winsor McCay (1871 – 1934), mit seiner opulenten Serie „Little Nemo in Slumberland“, beschränkte sich das Angebot lange Zeit auf lustige Kurzgeschichten für die ganze Familie. Ein bisschen Abwechslung in diese heile Welt brachte der Superhelden-Boom aus den USA in den 50er Jahren. Erst in den 60er Jahren, unter dem Einfluss der Protestbewegung und der HippieÄra, befreit sich der Comic aus dem festen Rahmen einer Auftragsarbeit und entwickelt sich zum persönlichen Werk eines Autors. Es bildet sich eine Bewegung kreativer Zeichner, die Inhalt und Form ihrer an Erwachsene gerichtete Comics selbst bestimmen. Die Handlungen haben oft gesellschaftskritische oder autobiografische Züge und gehen, sehr im Laufe der Zeit, recht offen mit traditionellen Tabuthemen wie Drogenkonsum oder Sexualität um. Der Undergroundcomic ist geboren.

Der Comic wird erwachsen Die Anerkennung des Comics als anspruchvolle Ausdrucksform wird immer größer. Die Neubewertung klassischer Werke und die Entstehung neuer Gattungen etablieren und erneuern dieses umstrittene Medium.

rischem und literarischem Anspruch geschaffen. Spätestens mit der Verleihung des Pulitzer-Preises 1992 an Art Spigelman für sein biografisches Comicbuch „Maus - Die Geschichte eines Überlebenden“ ist der Comic als eigenständige Kunstform offiziell anerkannt worden.

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* PILAR GARCIA

MEHR ZUM THEMA: Ein paar persönliche Empfehlungen: Robert Crumb „Fritz the Cat“ (1965) Gilbert Shelton „The Fabulous Furry Freak Brothers“ (1968) Joe Sacco „Palästina“ (1996) Marjana Sartrapi „Persepolis“ (2004)

Der nächste erneuernde Trend kommt in den 90er Jahren mit dem japanischen Manga. Hauptsächlich an junges Publikum gerichtet, lassen sich vor allem Mädchen von den puppenhaften Figuren begeistern. Und während heute der Himmel des Mainstream-Comics von fliegenden Helden in engem Pyjama-Kostüm und Mangakinder bestimmt wird, etabliert sich der Autorencomic, unter dem etwas unscharfen Begriff „Graphic Novel“, als seriöse Lektüre. Mit der Wiederentdeckung der Klassiker aus der Zeit des Undergrounds, die Neubelebung der autobiographischen Erzählung und das Entstehen neuer, eigener Genres, wie etwa der Journalismuscomic, werden Comics mit hohem künstle20

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GÖTTIN G E N GEDANKEN EINES TAGESSATZ-VERKÄUFERS

NASA

Das Neueste vom Mars * HOLGER TEICHMANN

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ie wir alle wissen, landete vor Kurzem eine Sonde auf dem Mars. Na, die werden sich schön gefreut haben, die Bewohner. Vor nicht allzu langer Zeit las ich in einem esoterischen Buch, dass es die Marsbewohner wirklich geben solle, sie könnten sich sogar materialisieren. Sie sind demnach eine höhere Form von Wesen, falls das stimmt, na ja, es klingt unglaublich. Ebenso unglaublich ist aber auch, dass sich die USBürger zweieinhalb Milliarden vom Munde absparen um diese Mission

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zu ermöglichen, und das in der Wirtschaftskrise. Wie viele gute Taten hätte man mit dem Geld vollbringen können. Die Frage stellt sich: Was wird denn da gesucht? Die Oberfläche des Mars ist voller Krater und wüstenartig, die Temperaturen schwanken zwischen minus 90 Grad Celsius und dem Gefrierpunkt. Ohne Brennstoffe wird es da ungemütlich. Die Jahreszeiten und die Tageslänge sind zwar ähnlich wie auf der Erde, aber wir könnten da nicht leben, weil es wenig Sauerstoff gibt. Dieses war fast alles schon vor-

her bekannt, vor der neuesten Mission. Es muss also andere Gründe für den Flug zum Mars geben. Ich werde das Gefühl nicht los, dass es manchen Menschen zu eng wird hier auf der Erde. Bei schätzungsweise sieben Milliarden Menschen Erdbevölkerung ist dies auch kein Wunder. Eine Villa auf dem Mars wäre doch ein Refugium, da wäre man ungestört. Kein Lärm dort und endlose Weite. Und alles zahlt der Steuerzahler, na prima. So viel für heute.

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KASSEL

Wie kann man die Energiewende fördern und zugleich davon profitieren? Energie-Gen­os­sen­schaf­ten bieten eine gute Möglichkeit, etwas für die Region und für sich persönlich zu tun. Im Kasseler Umland und in der Stadt befinden sich mehrere in der Grün­dungs­pha­se.

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ie möchten kein Windrad in ihrem Garten? Verständlich. Sie möchten auf ihr Erspartes gerne fünf Prozent Zinsen? Mmm? Vielleicht steht das Windrad in fünf Kilometer Entfernung, Sie haben bei der Standortwahl mitbestimmt, sie können daran verdienen! Die „Ener­gie­ge­nos­sen­schaft Söh­re“ (EGS) ist in der Planungsphase am weitesten fortgeschritten. Dr. Thorsten Ebert, Vorstand bei den Städtischen Werken in Kassel, hatte im April dieses Jahres vor etwa 200 interessierten Bürgern ausführlich und an Beispielen über Genossenschaftsgründungen informiert, die Modalitäten und Chancen dargestellt. Nach­ dem sich auch die Bür­ger­meis­ter der drei Ge­mein­den Loh­fel­den, Fuldab­ rück und Söhre­wald da­für stark ge­ macht hat­ten, herrschte in der Versammlung Auf­bruchs­tim­mung, etwa 100 Personen waren spon­tan und aktiv be­reit, Mit­glie­der ei­ner Ge­nos­sen­schaft zu wer­den. In­zwi­schen zählt man 130. Wil­li Kamm­el­ter ist 2. Vor­sit­zen­der im 10-köp­fi­gen ehrenamtlichen Aufsichtsrat. Er gibt Aus­kunft über Mo­ti­ve, In­ te­res­sen, den Stand der Ent­wick­lung: Das Interesse an der Energiewende sei generell groß, so Kammelter, aber auch wirtschaftliche Überlegungen hätten einen hohen Rang. Mit vier bis fünf Prozent Rendite bei eigenen Geldanlagen – wenn das Geld über Sparkassen oder Raiffeisenbanken geliehen wird, natürlich weniger – würde man rechnen. Ein Anreiz in der gegenwärtigen Niedrigzinsphase. Als Motivation komme hinzu, dass Produktionsstätten und Arbeitskräfte in der Region profitierten und das technische Wissen hier weiterentwickelt würde…Eine beachtliche Anzahl von Personen mit besonderem Sachverstand habe man in der Ge22

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Gen­os­sen­schaf­ten für die Ener­gie­wen­de

* NORA MEY nossenschaft. Unter den Aufsichtsräten befänden sich pensionierte Ingenieure ebenso wie Finanzexperten und organisatorisch versierte Fachleute. Bei den alternativen Energien geht es insbesondere um Wind­kraft-An­la­gen. Sie haben das weitaus größte Leistungspotential für die Stromerzeugung und können am meisten dazu beitragen, die endlichen Energien zu ersetzen. Gleichzeitig treffen sie vor Ort nicht selten auf wenig Begeisterung bei den Bürgern. Die Beteiligung am Planungsprozess sowie am Ertrag kann die Akzeptanz erhöhen. „Außerdem“, so Kammelter, „können die von den gro­ßen Strom­ kon­zer­nen ge­plan­ten rie­si­gen Offs­ho­ re-An­la­gen im End­ef­fekt viel teu­rer für die Bür­ger werden, denn die Ri­si­ ken von Fol­ge­kos­ten bei Prob­le­men mit An­la­gen und Lei­tun­gen weit draußen auf See sind im­mens, bei klei­ne­ren Ein­ hei­ten an Land dagegen überschaubarer“. Ein ge­wich­ti­ges Ar­gu­ment, gerade wenn es darum geht, dass die Energiekosten nicht unkalkulierbar ansteigen sollen. „Zur Zeit“, so Willi Kammelter, „werden auf dem Warpel im Söhrewald Messungen getätigt. Dort sind vier bis fünf Windkraft-Anlagen der Drei-Megawatt-Klasse mit einer Gesamthöhe von 200 m vorgesehen, hauptsächlich auf Waldbruchflächen, die der Sturm „Kyrill“ verursacht hat“. Aktuell prüfe der Genossenschaftsverband den Antrag der Energie-Genossenschaft Söhre. Mit dem Abschluss des Genehmigungsverfahrens wird im kommenden Jahr gerechnet. An den von den Städtischen Werken geplanten großen Anlagen könnten sich die Genossenschaftsmitglieder dann bereits mit kleineren oder größeren Einlagen beteiligen.

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MEHR ZUM THEMA: www.energiegenossenschaftengruenden.de

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KA S S E L

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as Wichtigste ist der musikalische und menschliche Austausch. Jugendliche sollen sich wohlfühlen“, erfahre ich von Tim Kraus, Thorsten Amlung, Falk Jacob und Milan Velickovic. Denn einige von ihnen haben Schlimmes erlebt. Hier können sie einfach nur reden oder sich Tipps holen. Praktischer Rat ist gratis: „Bei Problemen mit der Schule oder den Eltern versuchen wir, zu vermitteln. Zur Not stellen wir auch Kontakt zu Ämtern her.“ Abseits vom Klischee versteht sich der Verein nicht als Bühne für Leute, die „auf dicke Hose machen“. Denn auch im Rap kann man Verletzlichkeit artikulieren, ohne Respekt einzubüßen: „Schwächen zugeben und zu ihnen zu stehen, das macht starke Menschen aus.“

Am Kasseler Kulturbahnhof befindet sich der Klangkeller e.V.. Er fördert die musikalische Jugendkultur.

* HARALD WÖRNER

Im Gegensatz zu diesem Ehrenamt erbitten sie bei Anfragen aus Schulen, et cetera einen kleinen Obolus, der in die Vereinsarbeit einfließt. Denn neben Probe- und Aufnahmeraum planen sie einen weiteren Ort für Schlagzeug-Aufnahmen. Dazu benötigt der Verein eine Mikrofon-Bestückung, für die noch Förderer gesucht werden. „Jugendliche drücken sich bei uns kreativ aus, anstatt ihre Gefühle sinnlos an Sachen oder Menschen auszulassen“, so ein Vereinsmitglied. „Es ist wichtig, dass die Kids sich nicht verbiegen. Wir wollen rauskitzeln, was in ihnen steckt. Einige drücken Probleme oder Wünsche später ja in Reimen aus. Hier erfahren sie Anerkennung. Eltern sind später stolz, wenn sie hören, was ihre Kinder bei uns selbst machen.“ Der Verein leistet nicht nur Kinderund Jugendarbeit. Er hat sich dieses Jahr an der Ausrichtung der Mai-Jam beteiligt. Das traditionelle Treffen, das in der Giesenallee stattfand, war trotz Schlechtwetter ein Erfolg. Besucher konnten sich über Graffiti und Breakdance informieren oder Live-Bands zuhören. Viele Künstler aus der ganzen „Rapublik‘‘ traten gratis auf . Ermöglicht wurde das durch Kooperation von Vereinen, Interessengemein-

schaften und Personen aus dem öffentlichen und privaten Bereich. Dass der Betrieb im momentanen Umfang stattfindet, ist auch der Verdienst von „Zahnärzte und Patienten helfen Kindern in Not e.V.“ sowie der „Well-Being-Stiftung“. Beide Einrichtungen fördern den Klangkeller aktiv. Um die Jugendarbeit auf ein breites Fundament zu stellen, ist der Verein Mitglied im Kasseler Jugendring, dem Kinder- und Jugend-Netzwerk und kooperiert mit dem Schlachthof und anderen Trägern. In der Arbeit mit anderen Menschen ist vor allem eins zentral: „Die Sache mit Herz machen, das ist uns wichtig“, so betonte ein Gesprächspartner, „denn ohne Herz ist alles nichts.“

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MEHR ZUM THEMA: Klangkeller e.V. Verein zur Förderung musikalischer Jugendkultur Franz-Ulrich-Straße 14 u (hinter dem KUBA Kassel) 34117 Kassel Tel.: 0561/506186760 E-Mail: info@klang-keller.de www.klang-keller.de Gitarre mit Stolle: Mi: 16.00-19.00 Uhr Offene Workshops: Di und Do: 16.00-20.00 Uhr

TagesSatz

Hier proben vier Bands verschiedenster Genres. „Da sehen wir eine Hauptaufgabe: Mittler zwischen den Musikstilen zu sein.“ Neben Workshops, in denen die Kids angeleitet werden, eigene Texte zu verfassen, können Interessierte vom Musiker Thomas „Stolle“ Stolkmann Gitarre erlernen. In offenen Workshops bietet Thorsten Amlung auch Unterstützung beim Aufnehmen und Abmischen von Audioproduktionen und generellen Erfahrungsaustausch an. Bei genügend Nachfrage sind weitere Workshops (u. A. Drums, analoge und digitale Produktion von Beats) geplant. „Wir begrenzen Gruppen auf zehn Personen. So hat jeder Raum, sich einzubringen und keiner bleibt außen vor.“

Ohne Herz ist alles nichts

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TagesSatz

KASSEL

E

rbaut wurde der Marstall auf Erlaß des Landgrafen Wilhelm IV. von 1591 – 1593 im Stile der Weserrenaissance. Damals waren hier die landgräflichen Pferde und Kutschen untergebracht. Zudem waren die Rüstkammer, die fürstliche Bibliothek, eine Kunstkammer und anderes mehr vorhanden. Das Kasseler Marktgeschehen fand bis dahin noch auf dem Königsplatz statt. Aufgrund des dort ansteigenden Verkehrsaufkommens und damit verbundener unzumutbarer hygienischer Bedingungen wurde bei den Fleischern Mitte der 20er Jahre der Ruf nach einer Markthalle laut. Zu der Zeit waren weder ein geeignetes Gebäude noch Geld vorhanden, so dass der Markt auch die nächsten Jahrzehnte auf dem Königsplatz verblieb. Während des Zweiten Weltkrieges brannte der Marstall dann bis auf die Grundmauern aus. Im Jahr 1955 überließ das Land Hessen der Stadt die Ruine kostenlos. Die hygienischen Zustände waren weiterhin problematisch. Anfang der Sechziger fiel dann die Entscheidung, den durch den Krieg zerstörten Marstall nach historischem Vorbild wiederaufzubauen und als Markthalle zu nutzen. Im Jahre 1962 erfolgte der Abriss der Ruine und der Wiederaufbau mit den hierbei anfallenden Natursteinen. Zwischen Martinskirche und Regierungspräsidium eingebettet liegt die Markthalle einen Steinwurf von der Fulda entfernt. Schon bei der Ankunft auf dem Vorplatz spürt man die geschäftige und lebendige Stimmung. Hier können Kunden Obst, Gemüse und Blumen bekommen. In der angrenzenden Gastronomie entspannen Besucher beim Kaffee und sehen dem geschäftigen Treiben zu. An drei Tagen (donnerstags, freitags und sonnabends)

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Die Gud Stubb Seit Mitte der 60er Jahre des letzten Jahrhunderts hat der Kasseler Wochenmarkt einen festen Platz im ehemaligen Marstall erhalten. Vorher fand er auf dem Königsplatz statt.

* IUSSUI

hat die Halle geöffnet. Die Händler im Parterre und im Untergeschoss bieten dann ihre Waren feil. Nett, zuvorkommend und auch preiswert. Fünfundneunzig Prozent der Erzeugnisse stammen aus eigener Herstellung. Hervorheben möchte ich hier die „Kitzbüheler Käsealm“, die von der schönen Petra geführt wird. Im beschaulichen Ambiente können die Kunden abseits vom Alltag alles erstehen, was ihr Herz begehrt. Im Parterre hört man Vincenco´s Stimme. Er verwöhnt seine Gäste mit Pizza, Tortellini, Cappuchino und anderen Leckereien. Auch exotische Schokolade oder Nüsse kann man bei ihm probieren und kaufen. Großwildjäger Mister Bernd und Johanna im Basement bieten Fleisch und Wurst von Viehzeug an, dass viele gar nicht kennen. Riesenwürste, Krokodil-Steaks. Alles probiert. Meist ist die Markthalle gerappelt voll. Jens, der Hausmeister, repariert fast alles und überwacht das Geschehen mit ArgusAugen. Ja, und der Chef vom Ganzen? Richtig; der Herr des Hauses heißt Andreas Mannsbarth. Nett, beschei-

den und kompetent hält er den Laden am Laufen. Im Erdgeschoß finden die Kunden vor allem Waren, die aus hygienischen Gründen verpackt werden müssen, wie etwa Fisch, Fleisch, Wurst oder Käse. Im Untergeschoss fällt sofort die Pralinen-Werkstatt auf, die handgemachte Süßigkeiten anbietet. Große Bedeutung besitzt auch der Vorplatz. Hier werden donnerstags und samstags Waren angeboten Die Händler stehen bei Wind und Wetter da, um Kunden zu verwöhnen. Das Flair zieht Arm und Reich an. Zeit für ein Nachbarschafts-Schwätzchen bleibt auch. Daher ist mein Resümee, dass Kassel ohne die Markthalle ein großes Stück ärmer wäre.

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MEHR ZUM THEMA: Markthalle Kassel Wildemannsgasse 1 34117 Kassel Öffnungszeiten Markthalle: Do. + Fr. 7.00 - 18.00 Uhr, Sa. 7.00 - 14.00 Uhr Freifläche: Do. 7.00 - 13.00 Uhr, Sa. 7.00 - 14.00 Uhr TagesSatz

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KASSEL

TagesSatz

Ein Kessel Buntes * HARALD WÖRNER

Anfang September lud das Staatstheater erneut zum großen Theaterfest ein. Neben den Erwachsenen standen Kinder und Jugendliche im Mittelpunkt.

W

ährend die Eltern im oberen Opernfoyer saßen und Auszügen aus Beethovens „Fidelio“ lauschten, konnten sich die Heranwachsenden von Maskenbildnern des Theaters in einen Dinosaurier, einen Tiger oder auch in die Comicfigur Spiderman verwandeln lassen. Diese Schmink-Aktion machte selbst vor den Mitarbeitern nicht halt und so sahen sich Orchesterdirektorin Insa Pijanka und der technische Leiter Georg Zingsem bald als Asterix und Obelix auf der Bühne wieder. Einen weiteren Höhepunkt bildete die Technik-Show, die auf der Bühne des Opernhauses stattfand. Zu allerlei Musikthemen wurden verschiedenartigste Hintergrund-Bilder auf einen weißen Hintergrundvorhang (Backdrop) projiziert. Neben der dazu passenden musikalischen Untermalung konnten die Zuschauer so sehen, wie mit relativ einfachen Mitteln leicht Stimmungen im Publikum erzeugt werden können. Zusätzliche Effekte wie Einzelspots oder Lichtkaskaden und auch Kunstnebel untermalten diese Darstellung eindrucksvoll. Anschließend rollten die Theaterleute eine kleine fahrbare Bühne herein, auf der allerlei Gerätschaften aufgebaut waren, die an eine AlchemistenKüche erinnerten. Aus allen mögliTagesSatz

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chen Apparaturen entwich Dampf, es zischte und blinkte an allen Ecken und gelegentlich entfuhr auch einmal eine Feuersäule gen Himmel. Das real vor sich zu sehen, war schon beeindruckend. In Kinofilmen wirken diese Effekte noch einmal ganz anders. Alles in allem war das natürlich vor allem für die Kinder ein Heidenspaß, doch auch die Erwachsenen hatten ihre Freude an den Darbietungen. Den absoluten Höhepunkt dieser Veranstaltung bildete dann eine kleine Flugeinlage. Die Mitarbeiter hatten vor Beginn des Theaterfestes nämlich, wie bei einer Schnitzeljagd, Zettel in den Sitzreihen versteckt, die es zu finden galt. Anschließend wurden aus den Dubletten, die das Theater einbehalten hatte, die Gewinner gezogen. Von der Decke des Opernhauses ließen die Techniker zwei Haltegurte herunter, in die Kinder mittels Karabinerhaken eingeklinkt werden konnten. Anschließend entschwanden die Gewinner in luftige Höhen und konnten so, aus ungewohnter Vogel-Perspektive, die anderen Besucher auf der Bühne und im Zuschauerraum betrachten. Was mir besonders auffiel und nicht nur den anwesenden Eltern Freude bereitete: Der ebenfalls auf der Opernbühne stehende Konzertflügel wurde von kleineren und größeren Theater-

Besuchern ausgiebig bespielt. So kamen wir in den Genuss von Beethovens „Für Elise“ (mit dem Ton-Schlenkerer). Zwischendrin wuselten immer drei bis vier Fantasiewesen herum, die durchaus dem „Herr der Ringe“ hätten entsprungen sein können. In ihren weißen Pluderhosen, Gesicht und Oberkörper fahl geschminkt, vollführten sie allerlei Späßchen und artistische Kunststücke, wie etwa Überschläge auf der Bühne und im Zuschauerraum. Die Kinder reagierten anfangs ein wenig vorsichtig auf sie, aber nachdem sie bemerkt hatten, dass diese Trolle nichts Böses tun, verloren sie ihre Scheu und ließen sich von ihren Eltern zusammen mit ihnen fotografieren. Es ist schön zu sehen, dass in Zeiten von Internet, Smartphones und allerlei anderen elektronischen Spielereien das Theater die Begegnung unter Menschen ermöglicht und Heranwachsende an die Künste heranführt. Dies auch vor dem Hintergrund, dass die Theaterstätten in Deutschland unter Mittelkürzungen zu leiden haben.

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MEHR ZUM THEMA: www.staatstheater-kassel.de

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K U LT U RT I P PS

GÖTTINGEN

* SARAH RAYMAEKERS

Stephan Drescher

Die Empfehlung

So 07.10. / 11 – 13 Uhr KAZ-Spiegelsaal, Gö Internationales Singen Menschen verschiedener Nationen bringen sich gegenseitig ihre Lieder bei. Keine Anmeldung, kostenfrei! So 07.10. / 14.30 – 16.30 Uhr Städtisches Museum, Gö

Musik, Tanz und Akrobatik Earl Mobilé Orquestra CD-Release Gala in der Musa Am Samstag, den 20. Oktober ab 20 Uhr feiert das Earl Mobilé Orquestra (EMO) aus Göttingen in der Musa ihre CD-Release-Party. Im Rahmen einer Gala zusammen mit Zirkusartisten spielt die siebenköpfige Band instrumentale Musik. Den MusikerInnen gelingt es mit einer

bis So 27.01.2013 Museum für Sepulkralkultur (Weinberg), Ks SCHWARZ – Jubiläums-Ausstellung zum 20jährigen Bestehen (siehe auch Artikel in der November-Ausgabe des TagesSatz!)

Besetzung aus Bläsern, Geige, Piano, Jazzgitarre, Bass und Schlagzeug eine mitreißende Mischung aus Gypsy, Swing, Balkan und Latin in die Gehörgänge des Publikums zu zaubern.

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MEHR ZUR EMPFEHLUNG: Earl Mobilé Orquestra Sa 20.10. / 20.00 Uhr Musa, Gö Karten: Flockhaus, Gotmarstr. 10 & Musa. VVK 5 Euro, AK 6 Euro www.facebook.com/emorquestra

Mi 03.10. / 20.15 Uhr Staatstheater(TIF), Ks

Do 11.10. / 20.00 Uhr Deutsches Theater, Gö

Fr 05.10. / 20.00 Uhr Staatstheater (Schauspielhaus), Ks 20.Jazzfest Kassel: Third Eye Orchestra und Toulic Farraoukh 6tett, Karten ab 20,50 Euro

Vortrag: Erdbeben und Tsunamis

Sa 06.10. / 20.15 Uhr Juzi, Gö

Di 02.10. / 20.30 Uhr Apex, Gö

Konzert mit 2nd District, Prima Donna (USA) und Saigoons Liveglamgaragepunkrock

Mein junges idiotisches Herz (Premiere) 26

Di 09.10. / 19.30 Uhr Rathaus (Bürgersaal), Ks

Do 04.10. / 20.00-22.00 Uhr Vhs (Wilhelmshöher Allee, Raum 304), Ks

LesBiSchwulen Kulturtage, versch. Veranstaltungen Eintritt je nach Veranstaltung 0 bis 20 Euro

Mi 03.10. / 20.15 Uhr ThOP, Gö

Computerspiel im Zimmer – schau hin, was dein Kind macht, Unkostenbeitrag 5 Euro

Vortrag von Prof. Dr. Götz W. Werner: 1000 Euro für Jeden: Freiheit-Gleichheit-Grundeinkommen

Hauptwerke der Philosophie: Immanuel Kant: Kritik der reinen Vernunft

Caroline Keating – Canada Is Good For You! Klavier und Gesang

Mo 08.10. / 18.30-21. 00 Uhr Vhs (WilhelmshöherAllee, Kleiner Saal), Ks

20. Jazzfest Kassel: GBL - GuerilliaJazz und Koi Trio, Karten 16,50 Euro

Do 18.10. bis Fr 16.11.2012 Jugendzentrum Innenstadt, Café Kabale, u. a.

Di 02.10. / 19.00 Uhr Naturkundemuseum (Steinweg), Ks

„Talkumpuder, Form und Zange“ Familienführung mit anschließender Aktion : Bei einem Rundgang durch das Geschichtskabinett und die Alte Posthalterei lernen Sie und Ihre Familie auf informative Weise historische Seiten des Göttinger Stadtlebens kennen. Eintritt 3 Euro

Sa 06.10. Altes Rathaus, Gö 10. Göttinger Gitarrennacht www.funk-wegener.de

Die Verwandlung (Premiere) von Franz Kafka Fr 12.10. / 21.00 Uhr Nörgelbuff, Gö Schmidt – Something beautiful Pop Noir: Verbindung aus CabaretJazz und modernen Pop-Elementen. Sa 13.10. / 19.45 Uhr Deutsches Theater, Gö Geister In Princeton (Premiere) von Daniel Kehlmann So 14.10. / 17.00 Uhr, Deutsches Theater, Gö Göttinger Literaturherbst Joseph Stiglitz „Der Preis der Ungleichheit. Wie die Spaltung der Gesellschaft unsere Zukunft bedroht“ (In englischer Sprache), Eintritt 12 Euro TagesSatz

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KULTURT I P P S

Theater-Rollwagen: Premiere: Zucker im Badewasser

Die Empfehlung

Do 18.10. / 19.00 Uhr Kulturfabrik Salzmann, Ks 25 Jahre Kulturfabrik Salzmann – Jubiläumsveranstaltung am Tag der Soziokultur, Eintritt 10 Euro, erm. 6 Euro Fr 19.10. / 21.00 Uhr Kulturzentrum Schlachthof, Ks Panzerballett: Metal Jazz, AK 12 Euro, VVK 9 Euro So 21.10. / 20.30 Uhr Apex, Gö We Invented Paris Indiepop So 21.10. / 20.30 Uhr Kulturzentrum Schlachthof, Ks Hattler: Psychedelic Pop und Nu Jazz, AK 18 Euro, VVK 15 Euro Di 23.10. / 19.00 Uhr Naturkundemuseum (Steinweg), Ks

Anzählen & zack! Henrik Freischlader & Band in der Kulturfabrik Salzmann Anstatt, wie früher mal, alle Parts alleine und nacheinander im Studio einzuspielen, zielte Henrik Freischlader bei „House In The Woods“ auf echtes Band-Feeling und Live-Flair. „Ich hatte richtig Lust drauf, was man auch hört. Wir trafen uns im Studio, bauten

VVK 20 Euro (Scheibenbeisser, Jenny B.´s Tattoo & Piercing ), AK 24 Euro (siehe auch Empfehlung Kassel!)

Vortrag: Die schottischen Highlands

So 28.10. / 10.00 Uhr Stadthalle, Gö

Mi 24.10. / 14.00 Uhr Altes Rathaus, Gö

Wir Besser-Esser mit Prof. Dr. Dietrich Grönemeyer Interaktive Bühnenshow für die ganze Familie Karte: 13 Euro

Chöttinger Stadtpatrullje 1854 - für Rollstuhlfahrer – Stadtführung Dauer: 90 Min., max. 10 Rollstuhlfahrer 8,50 Euro, je eine Begleitperson frei Fr 26.10. 21.00 Uhr Kulturfabrik Salzmann, Ks Henrik Freischlader Band: Tour 2012

* HARALD WÖRNER

Kassel

Privat

So 14.10. / 17.00 Uhr Karlshospital, Ks

Mo 29.10. / 20.30 Uhr Musa, Gö Kid Kopphausen Singer- Songwriter mit Gisbert zu

Verstärker und Drums auf, schlossen die Instrumente und mikrofonierten. Dann die Songs angezählt und: zack - aufgenommen. Die Songs bekamen aber nicht durch eine spätere Nachbearbeitung den Feinschliff, sondern direkt bei den ersten Proben. „Drums, Bass und Orgel, das muss alles ineinander haken.“ Die spätere Perfektionierung hätte den spontanen Charakter zerstört.

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MEHR ZUR EMPFEHLUNG: Henrik Freischlader/Band Fr , 26.10.2012 / 21.00 Uhr Kulturfabrik Salzmann Sandershäuser Straße 34 Eintritt: AK 24 Euro, VVK 20 Euro (evtl. Änderung: via Web, Presse oder VVK-Stellen informieren!)

Knyphausen und Nils Koppruch VVK 18 Euro, AK 21 Euro Di 30.10. / 19.30 Uhr Anthroposophisches Zentrum (Wilhelmshöhe), Ks Vortrag von Dr. Gabriele Rommel: Novalis – ein Romantiker Mi 31.10. / 19.00 Uhr Naturkundemuseum (Steinweg), Ks Nordhessische Saurier und Mammuts: Taschenlampenführung mit Voranmeldung tel. unter 0561/787-4066 oder unter www.naturkundemuesukassel.de ANZEIGE

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TagesSatz

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Jörg „Yogi“ Müller

A M S TA D T R AND

Straßengeflüster Mit einer gewagten Erstauflage von 14.000 Exemplaren feierte die Bremer „Zeitschrift der Straße“ im Februar 2011 ein doppeltes Debüt: Nicht nur erschien sie selbst zum ersten Mal, mit ihr wurde auch die erste hansestadteigene Straßenzeitung überhaupt Bestandteil des Bremer Alltags. Und genau diesen urbanen Alltag möchte sie portraitieren, womit sie gegenüber des Hannoverschen AsphaltMagazins und des Berliner Straßenfegers eine Bremen-interne Vormachtstellung für sich beansprucht. „Platz für zwei Obdachlosenzeitungen“, so räumte Bertold Reetz, Bereichsleiter der Wohnungslosenhilfe beim Verein für Innere Mission in Bremen, ein, gebe es auf Dauer wirklich keinen. Um diese Authentizität des Straßengeflüsters zu erzielen, thematisiert diese Zeitung alle acht Wochen einen anderen Stadtteil des Bundeslandes Bremen.

Nahaufnahme

Doch wer sind die Autoren? Primär Studierende aller Bremer Hochschulen, aber auch Nachwuchs-, oder ausgewachsene Autoren und Journalisten. Tatsächlich ist die

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The Hunger Games Die Tribute von Panem

* VIKTORIA ONG

Zeitschrift ein Gemeinschaftsprojekt der Hochschule für Künste, der Hochschule Bremerhaven und des Vereins für Innere Mission. Hierbei scheint die Beteiligung der HfK zu fruchten: medialer und gestalterischer Höhepunkt sind die drei Type Directors Club Awards: „Certificate of Typographic Excellence“, „Student Best of Show Award“ und „Judge‘s Choice“. Trotzdem hat sich die Auflage inzwischen auf nun mehr 13.000 Exemplare pro Ausgabe reduziert, die von Wohnungslosen oder anders Bedürftigen verkauft werden. Die Hälfte des Erlöses von 2 Euro pro Exemplar kommt ihnen dabei direkt zugute; wobei dies nicht nur den materiellen, sondern auch einen ideellen Zweck erfüllt.

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* CHRISTOPH PENGEL

R: Gary Ross, USA 2012, FSK 11 In großer Geste bereitet Katniss (Jennifer Lawrence) das Grab für die zwölfjährige Rue, die soeben vom Kontrahenten durch einen gezielten Pfeilschuss ums Leben gekommen ist. Hunderte von Kameras halten dabei jeden ihrer Schritte fest. Die Sympathien der Tausenden TV-Zuschauer hat sie auf ihrer Seite. The Hunger Games, der auf dem gleichnamigen Jugendbuch-Bestseller von Suzanne Collins beruht, charakterisiert die Castingshow von morgen. Seit einem Aufstand, den die Regierung brutal niederschlagen konnte, müssen alle zwölf Distrikte einmal im Jahr jeweils ein Mädchen und einen Jungen in die Hauptstadt schicken, um an einem mehrtätigen Gladiatorenspiel teilzunehmen. Am Ende gewinnt der, der seine 23 Konkurrenten überlebt: ein Mörder, Täter und Opfer gleichermaßen, vor den Augen aller TVZuschauer. Beste Chancen auf den Sieg hat

derjenige, der am schnellsten begreift, dass unter der ständigen Beobachtung jeder private Moment sofort öffentlich wahrgenommen wird. Wer dies geschickt einsetzt, bekommt die lebensrettende Aufmerksamkeit der Zuschauer. Nicht durch Anrufe, sondern durch Spenden und Erste-Hilfe-Pakete können diese sicherstellen, dass ihr Lieblingsteilnehmer das Teenager-Gemetzel länger überlebt. Die Klasse des Films entsteht durch die starke Leistung der Darsteller und das undurchschaubare Spiel der Hauptdarstellerin. Weiß Katniss, was sie tut? Was in ihr vorgeht, wissen wir nicht. Dass aber niemand diese Spiele um Leben und Tod als wirklicher Sieger beenden kann, ist der eindringlichste Appell dieses Films in Zeiten von DSDS und Popstars.

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DIE KOCHNI S C H E

Kochen mit dem TagesSatz * HANS PETER PUNG & TEAM

Andre Günther (photocase.com)

Leckere Gerichte für Sie entdeckt

Möhren Möhren gehören zur Familie der Doldenblütler. In Europa sind vor allem die Wilde Möhre und die Zuchtform Karotte bekannt. Möhren sind gut geeignet zur Ernährung von Kleinst- und Kleinkindern sowie für Diäten. Regional werden sie unterschiedlich bezeichnet, sie sind deshalb unter dem Namen Mohrrübe, Gelbe Rübe, Wurzel oder in der Schweiz als Rüebli bekannt. Wir wünschen Ihnen viel Spaß beim Nachkochen.

Möhreneintopf

und Pfeffer abschmecken. Auf Teller verteilen, mit Petersilie bestreuen und heiß servieren. Tipp: Achten Sie bitte darauf das Möhren und Kartoffeln in gleich große Stücke geschnitten werden, so haben sie in etwa die gleiche Garzeit.

Möhren mit Spaghetti (4 Portionen / ca. 1,00 Euro pro Portion)

500g Möhren, 500g Spaghetti, 6 Lauchzwiebeln, 300 ml Gemüsebrühe, 100ml Sahne, Salz, Pfeffer, Öl

(4 Portionen / ca. 1,50 Euro pro Portion)

500g Möhren, 500g Kartoffeln, 500g Hackfleisch gemischt, 2 Zwiebeln, 1 Knoblauchzehe, Salz, Pfeffer, 250ml Gemüsebrühe, Öl, Petersilie gehackt zum Dekorieren Möhren waschen, schälen, würfeln. Kartoffeln schälen, waschen, würfeln. Zwiebeln schälen, fein würfeln. Öl in einem Topf erhitzen, Hackfleisch darin krümelig braten. Zwiebeln und Knoblauch zufügen, glasig dünsten. Mit Salz und Pfeffer würzen. Kartoffeln und Möhren zugeben, glasig dünsten. Gemüsebrühe zufügen und bei mittlerer Hitze ca. 15 – 20 Minuten köcheln lassen. Nochmals mit Salz TagesSatz

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Möhren schälen, waschen, mit einem Sparschäler längs in dünne Streifen schneiden. Lauchzwiebeln schälen, in feine Ringe schneiden. Nudeln nach Vorschrift garen, abgießen, warm stellen. Öl in einem Topf erhitzen, Möhrenstreifen darin glasig anbraten. Zwiebeln zufügen, ebenfalls glasig braten. Brühe zufügen, um die Hälfte reduzieren. Sahne zugießen, aufkochen lassen. Mit Salz und Pfeffer abschmecken. Nudeln unterheben und heiß servieren.

Reduzieren der Brühe in den Topf und lassen ihn schmelzen. Heben Sie dann die Nudeln unter. Wenn Sie möchten können Sie auch noch Kräuter zufügen. Lassen Sie dazu einfach ihre Phantasie spielen.

Möhrensalat 500 g Möhren, 2 mittelgroße Orangen, ca. 20 Walnusskerne, 3 EL Öl, 3 EL Essig, 3 EL Orangensaft, Salz, Pfeffer Möhren waschen, schälen, grob raspeln. Orangen schälen, in grobe Würfel schneiden. Nüsse fein hacken. Zutaten in eine Schüssel geben und vermischen. Aus Öl, Essig und Orangensaft ein Dressing anrühren und über den Salat geben, unterheben. Mit Salz und Pfeffer abschmecken. Tipp: Reichen Sie dazu ein kräftig schmeckendes Brot mit etwas Butter. Essig und Öl sollte keinen zu starken Eigengeschmack haben, weil ansonsten die Aromen der Möhre und Orange überdeckt werden.

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Tipp: Sie können anstatt der Sahne auch ca. 150g Schmelzkäse verwenden. Geben Sie den Käse nach dem 29


Clemens Eulig

H I N T E R D E N KULISSEN

„Ich habe meinen Glauben!“ „Wie es euch gefällt“ im Junges Theater Göttingen

* REZENSIERT VON VIKTORIA ONG Das junge Theater (JT) feierte am 13. September 2012 die Premiere einer zeitgemäßen Inszenierung von William Shakespeares Komödie „Wie es euch gefällt“. Regisseur Andreas Döring stellt vor eine Wahl, die mehr Aktualität besitzt, denn je. Als Frederick (Dirk Böther) seinen älteren Bruder, den Herzog (Dirk Böther), entmachtet, flieht dieser in den Ardenner Wald und gründet dort eine Gegenkultur zur bestehenden. Orlando (Sascha Werginz), durch seinen älteren Bruder Oliver (Gintas Jocius) unterdrückt, beschließt, in die freie Welt zu fliehen. Oliver jedoch, beauftragt den Hofringer des neuen Herzogs (Philip Leenders), Orlando in einem Ringkampf niederzuschlagen. Nachdem Rosalinde (Constanze Passin), die Tochter des usurpierten Herzogs, und ihre Cousine Celia (Elisabeth-Marie Leistikow) Orlandos unerwarteten Sieg beobachten, verleiht Rosalinde ihren Gefühlen Ausdruck. Die Todesgefahr wird für Rosalinde, als Tochter des alten Herzogs und Orlando, als Sohn Sir Rowland de Boys, des besten Freundes des alten Herzogs, zunehmend reeller; weshalb sie im Ardenner Wald unabhängig voneinander Zuflucht suchen. Werden sie zueinander finden? Alles verrät die Rezensentin nicht. Hier scheint alles anders; das Bühnenbild, die Maske, die Hintergrundmusik,.... alles wirkt, als versuche das JT, sein Publikum für kurze Zeit in die Epoche von „love, peace and happiness“ zurück zu versetzen. Es wird mit Klischees gespielt. Dominierten den düsteren Machtbereich von Frederick Rockmusik, schwarze Kostüme und vor allem Gewalt und Brutalität, weiß das Publikum vor Farbfrohsinn nun nicht, wo es zuerst hinblicken soll. Es scheint wie ein Sog in

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eine andere Welt; eine Welt, die nicht echt ist, die nicht echt sein kann. Dazu sind wir Menschen nicht fähig. „Du bist ja Philosoph! Bist Du verheiratet?“ „Nein.“ „Dann kommst Du in die Hölle.“ Bemüht, die Zuschauer zu animieren, stürmt der alte, gestürzte Herzog, einen Liebe versprühenden Song schmetternd, auf die ersten Reihen zu. Es scheint in der Tat ein eher reserviertes Publikum zu sein, woran die Notwendigkeit für Aufputschmittel erkennbar ist. Gehen wir davon aus, dieses Publikum wäre der Spiegel der Gesellschaft, was es nicht ist, natürlich; - aber gehen wir einmal davon aus: Kommt die gewünschte Botschaft an? Die romantische Vorstellung der jederzeit möglichen Flucht in die Liebe, hier konkretisiert durch den Ardenner Wald. vielmehr die Befürwortung des emotionalen und tatsächlichen Eskapismus, welcher der Audienz als Ausweg vorgestellt wird, stehen jedem, so der Titel, selbst zur Wahl. Es steht dem Einzelnen auch zur Wahl, diesen (Aus-)Weg nicht wahrzunehmen. Tatsächlich wird im alten Herzog verkörpert, dass wir Menschen uns von materiellen, weltlichen Zwängen freimachen können, um unsere ideellen Träume zu verwirklichen.

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TERMINE IM OKTOBER: 03.10., 09.10., 12.10., 18.10., 27.10. & 30.10.

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ZWISCHEN DEN ZE I L E N

Unterhaltsame Alternativen Internet, Bücher, Fernsehen und Co regieren unseren Alltag: Entertainment ist Trumpf. Unsere Buchvorstellungen setzen sich mit diesem Phänomen auseinander – und verstehen dabei durchaus auch selbst zu unterhalten.

* DANIELE PALU Talkende Dauergäste

Lachen und heulen

Wer, wie, was

Ob Promi-Talk bei Beckmann, PolitTalk bei Jauch – oder eine Mischung aus beidem bei Lanz: Talk-Shows belagern beharrlich unsere Mattscheiben – was unter Umständen vielleicht sogar erträglich wäre, wenn nicht permanent die gleichen Gäste von Sendung zu Sendung gereicht würden. Wie gut tat es da, als kürzlich ein sympathischer Familienvater durch die Fernsehstudios zog und herzerfrischend offen von seinem Familien-Experiment erzählte: Einen Monat lang übergaben der Journalist Jochen Metzger und seine Frau ihren Kindern – Tochter Lara, 13, und Sohn Jonny, 10 – das Kommando in der Familie. Sie verwalteten die Familienkasse, entschieden, was es zu Mittag gibt und wann die Eltern fernsehen durften. Selbst Schule schwänzen war drin. „Endlich mal nicht immer nur die gleichen lahmen Geschichten“, schien sogar der abgebrühte Talkmaster Markus Lanz zu denken, angesichts dieses ungewöhnlichen Selbstversuchs. Was klingt wie ein wahr gewordener Kindertraum stellt mitunter gängige Erziehungsmodelle infrage, ohne belehrend zu sein. Metzger spickt seinen Erlebnisbericht mit zahlreichen aktuellen Studien, die das Experiment wissenschaftlich begleiten. Das Ergebnis ist intelligente, informative und einfach tolle Unterhaltung.

Darf man Witze über Hitler machen? Wie lustig ist das Papst-Cover der Titanic? Sollte man einen unterhaltsamen Roman über schwer an Krebs erkrankte Jugendliche schreiben? Während die ersten beiden Fragen heftig in den Feuilletons diskutiert werden, gibt es bei der letzten Frage derzeit keine zwei Meinungen. John Greens aktueller Bestseller wird mit Lobeshymnen nur so überhäuft – und zwar völlig zurecht! Mit seiner Geschichte über eine Gruppe krebskranker Heranwachsender erzählt Green von den Sorgen und Nöten seiner Figuren und rührt den Leser mehr als einmal zu Tränen – vor heulen, aber auch vor lachen! Im Zentrum steht die 16-jährige Hazel, der nicht mehr viel Zeit bleibt, weil sie Krebs hat. In ihrer Selbsthilfegruppe trifft sie auf Augustus – und verliebt sich in ihn. Was folgt ist eine zu Herzen gehende Komödie, ein wirklich schöner Liebesroman – und eine eindringliche Reflexion über die wahren Werte des Lebens. Ein Muss nicht nur für Jugendliche, sondern für alle, die tolle Geschichten lieben.

Wer heute Wissen sucht, hat Möglichkeiten wie noch nie: Vom Hörbuch bis zum Internet, vom Fernsehen bis zum Science Center – überall werden massenhaft Informationen angeboten. Doch wie zurechtfinden? Und welches Wissen brauchen wir überhaupt, um den komplexen Alltag zu bewältigen? SPIEGEL-Redakteure erörtern, was man heute über Politik, Geschichte, Naturwissenschaften, Wirtschaft, Kultur und Alltagsfragen wissen sollte. Dabei geht es den Autoren keineswegs um das Vermitteln von Wissen. Ihre Beiträge sind vielmehr als Kompass durch die gigantische Informationsflut in Zeiten immer neuer Kommunikations- und Unterhaltungsmedien zu verstehen. Ein großer Wissenstest rundet den wirklich gelungenen Ratgeber ab.

John Green: Das Schicksal ist ein mieser Verräter. Hanser, 16,90 Euro. Hardcover, 288 Seiten

Joachim Mohr, Norbert F. Pötzl, Johannes Saltzwedel (Hg.): Was wir heute wissen müssen. Spiegel Buchverlag, 8,99 Euro. Taschenbuch, 236 Seiten

Jochen Metzger: Alle Macht den Kindern. Patmos, 16,90 Euro. Broschiert, 180 Seiten

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WA S E S S O N ST NOCH GIBT

Mit „NDR 2“ aufgewachsen, schätzte ich in meiner vorpubertären Phase die „Internationale Hitparade“ auf HR3 beim Bad nach dem Sport. Als Teenie hielt ich mich weitestgehend fern vom Mainstream, während ich – volljährig geworden – während meiner Arbeitszeit (fast) täglich unfreiwillig mit den „geilsten Hits der 90er“ beschallt wurde.

Zur selben Zeit beteiligte ich mich an den damaligen Studentenstreiks und schlug vor, ein „Streikradio“ zu betreiben. Begeistert wurde diese Idee von einigen Mitstreikenden aufgenommen und uns vom „Freien Radio“ schnell ein Sendeplatz (statt Nachmittagswiederholungen) eingeräumt. Es war wahnsinnig aufregend und ein großer Spaß, mit aktuellen Veranstaltungshinweisen zum Streik, mehr Infos und „unserer“ Musik täglich live auf Sendung zu gehen!

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Aus dieser Gruppe ging meine nächste und schließlich meine übernächste WG hervor, die sich zunächst über einen Zugang zum „Freien Radio Kassel“ gefunden hatte.

Analog terrestrischer Empfang:

Mein Radio & ich

m Jahr 1998 sollte sich jedoch durch eine Brasilienreise eine Neugier auf das Radiohören entzünden: Dort dröhnten stets aufgeregte Moderatoren der lokalen Sender und Popmusik in lateinamerikanischem Stil an jeder Ecke aus den meist schäbigen Lautsprechern.

Eines Tages fragten mich die einheimischen Gäste einer Strandbar, wie der Sender meiner Stadt hieße und ob ich ihn mögen würde. Es war das „StadtRadio Göttingen“; doch obwohl ich schon fünf Jahre in Göttingen lebte, hatte ich diesen Sender noch nie gehört.

Wiebke Reupert

Damit erntete ich in dieser kleinen Bar ein großes Unverständnis (denn in Lateinamerika spielen lokale Sender eine enorme Rolle für das Liebesleben,

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die Koordination, Unterhaltung und manchmal sogar für das Überleben). Wieder zu Hause und auf Empfang des „StadtRadios“ geschaltet, gewann ich eine CD, denn ich hatte eine von drei schwierigen Fragen über die brasilianische Band „Sepultura“ beantworten können – und auch noch angerufen! Nachdem ich in Kassel gelandet war, entdeckte ich, dass dem hiesigen Lokalsender „Freies Radio Kassel“ eine Art Kultstatus anhaftete. So fand ich mich auch wieder in einer WG, deren Kücheninventar u.a. aus einem Röhrenradio bestand. Uralt und riesig war es mit einzigartig gutem Sound auf 105,8 MHZ „hängengeblieben“: „Freies Radio Kassel“ – oder Nichts.

Zwei von meinen „Mitbewohnis“ waren sogar am Bau der FRK-Studios maßgeblich beteiligt gewesen, und immer wieder gaben sie Anekdoten über ihre Erfahrungen zum Besten: vom abenteuerlichen Aufgabeln überholter Technik anderer Sender, dem Zerlegen und Verarbeiten von Euro-Paletten und dem Recycling sogar ihrer Nägel, den chaotischen Zuständen während des Baus, legendären Auftritten des „Rundfunktanzorchesters Kassels“. In unserer Küche lernte ich eine Moderatorin kennen, deren Stimme mir schon aus dem Röhrenradio bekannt war. Irgendwann lud sie mich als „Praktikantin“ in ihre Sendung ein, wobei ich dann eine Zeit lang regelmäßig mitmachte. Obwohl die Sendung, die von den Gästen einer Geburtstagsparty meiner Freunde gehört wurde und bis heute im kleinen Kreis als „legendär“ gilt, erreichten meine Gastauftritte im Rundfunk meinen populären Höhepunkt, als meine Stimme von unbekannten Gästen identifiziert worden war, nachdem ich ihre Bestellung (in dem Café, in dem ich damals arbeitete) entgegengenommen hatte.

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MEHR ZUM THEMA: www.stadtradio-goettingen.de oder auch 107,1 MHZ www.freies-radio-kassel.de oder auch 105, 8 MHZ

TagesSatz

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DAS LE T Z T E

DER TiCKER NACHRICHTEN AUF DEN LETZTEN DRÜCKER Impressum Pfandbons für Bedürftige spenden GÖTTINGEN – Ihre Pfandbons können bald Wunder bewirken. In den Filialen der real- und tegutMärkte in Göttingen kann das Pfandgeld für soziale Projekte in unserer Region gespendet werden. Gemeinsam mit den Jugendlichen der Ausbildungswerkstatt des offenen Jugendvollzugs Göttingen hat das Straßenmagazin TagesSatz vier Monate an einem Entwurf für eine Pfandbox getüftelt. Durch eine Spende der Carmelo-und-GiuseppaPapotto-Stiftung wird die Herstellung von insgesamt fünfzehn Pfandboxen ermöglicht. Die Spenden aus den Pfandboxen erreichen dann auf direktem Wege die Projektarbeit der Göttinger Tafel und das Straßenmagazin TagesSatz. Anfang November sollen die ersten Pfandboxen in den Supermärkten eingeweiht werden. Weitere Supermärkte in der Region Göttingen und Kassel werden noch gesucht. (kl)

Satt durch das Wochenende Kassel-Rothendtmold – Gemüse, Salat, Brot, Obst, Reis oder Nudeln, alles steht auf Tischen im Gemeindezentrum der Kirche St Joseph in Rothenditmold. Immer Samstags ab 14.30 Uhr können dort Bedürftige hinkommen, um sich mit Lebensmitteln einzudecken. „Manchmal sind es zwan-

zig, manchmal sind es vierzig Personen, die mit bepackten Rollis und Taschen nach Hause gehen“, so Petra Gaul, die die Lebensmittelhilfe ehrenamtlich unterstützt. Das Projekt existiert seit einem Jahr. „Immer wieder haben Menschen an unsere Pfarrhaustür geklopft, die über Hunger klagten und Essen brauchten“, so der Pfarrer Stefan Krönung „Wir haben ihnen gegeben, was sie brauchten: etwas zu essen.“ Auf Grund dieser Erfahrung hat man sich in der Gemeinde über die sozialen Belastungen im Stadtteil Gedanken gemacht und darüber, wie man als Kirche helfen kann. „Um die dreißig Prozent der Menschen leben unter der relativen Armutsgrenze. In den vergangenen Jahren konnten wir eine dramatische Abwärtsentwicklung beobachten. Wir erleben hier sehr viel Not“, so Krönung. Der Anstoß zum Projekt kam im Vorjahr durch einen Biomarkt, der Lebensmittel spendete. „Das waren Produkte, die zum Wochenende aussortiert wurden, weil sie montags nicht mehr für den Verkauf geeignet gewesen wären“, so der Pfarrer. „Die Spenden stammen aus mehreren Quellen. Es gibt private, oft anonyme Lebensmittel- und Geldspenden, mit denen wir einkaufen “, erläutert Gaul. „Wir achten darauf, den Bedarf an Grundnahrungsmitteln zu decken.“ Auf Nachfrage teilt Pfarrer Krönung mit, dass er die Essensausgabe gern mache, er aber auch der Auffassung sei, der Staat stehle sich hier aus seiner Verantwortung, den Menschen ein würdiges Leben zu ermöglichen. (Kontakt: Tel.: 0561783459, www.sankt-joseph-kassel.de, E-Mail: pfarrei@sankt-joseph-kassel.de) (hw)

Pia Zojer

Nächstes Mal

NOVEMBER-Ausgabe 2012 Wir durchleben unseren Tag und bemerken sie meist gar nicht – die kleinen Dinge des Alltages. Deswegen lautet das Motto der nächsten Ausgabe: „Gut, dass es das gibt“. Dabei wenden wir unseren Blick unter anderem auf die Ambulante Hilfe, werden aber auch kritisch, wenn es zum Beispiel um die Verhütung geht. Und gut, dass es vor allem noch den TagesKlatsch gibt: dieses Mal mit der Landtagsabgeordneten Gabriele Andretta.

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TagesSatz

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TagesSatz, das Straßenmagazin Herausgeber: TagesSatz e.V. 1. Vorsitzender: Hans Peter Pung Adresse der Redaktion Kassel: Westring 69, 34127 Kassel Telefon: 0561 / 861 58 43 Fax: 0561 / 861 58 61 E-Mail: kassel@tagessatz.de Mo, Mi, Do & Fr: 17-19 Uhr Di: 15-17 Uhr Adresse der Redaktion Göttingen: Obere Karspüle 18, 37073 Göttingen Telefon: 0551 / 531 14 62 E-Mail: goettingen@tagessatz.de Mo-Fr: 9-11 Uhr Homepage: www.tagessatz.de Bankverbindung: Kasseler Sparkasse Kto.: 11 833 79 Blz.: 520 503 53 Sparkasse Göttingen Kto.: 505 815 11 Blz.: 260 500 01 Redaktionsleitung: Robert Halagan, Carsten Seydlowsky (GÖ), Harald Wörner (hw) (KS) Pressesprecher: Kai Budler, Carolin Schäufele Vertriebsleitung: Kassel: Christian Piontek Tel.: 0561 / 861 58 18 Göttingen: Oliver Barth Tel./Fax: 0551 / 531 14 62 Anzeigenleitung: Oliver Barth Tel./Fax: 0551 / 531 14 62 E-Mail: anzeigen@tagessatz.de Redaktion Kassel: Iussui, Nora Mey, Hans Peter Pung, Wiebke Reupert, Katharina Schwarz Redaktion Göttingen: Helene Dahlke, Pilar Garcia, Khoa Ly, Jörg „Yogi“ Müller, Viktoria Ong, Daniele Palu, Christoph Pengel, Sarah Raymaekers, Kalle Schönfeld, Clifford Spencer, Holger Teichmann News GÖ: Jörg „Yogi“ Müller (jm) Illustration GÖ: Pilar Garcia Fotografie: Vincent Ebken, Jörg „Yogi“ Müller, Tatjana Pfennig, Sarah Raymaekers, Wiebke Reupert, Viola Schröter, Katharina Schwarz, Tim Waage, Pia Zojer, photocase.com Umschlag: Sarah Raymaekers Layout: Dirk Mederer PLAZEBO – Werbung für Gesundheit, Kultur & Soziales E-mail: info@plazebo.net www.plazebo.net Druck: COLOR-Druck GmbH ViSdP: Robert Halagan, Carsten Seydlowsky TagesSatz erscheint zwölfmal im Jahr im Straßenverkauf in Kassel und Göttingen. Auflage dieser Ausgabe: 4.000

Namentlich gekennzeichnete Beiträge geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion wieder. Die Redaktion behält sich vor, Leserbriefe in gekürzter Version zu veröffentlichen. Nachdruck, auch auszugsweise, nur mit Genehmigung der Redaktion.

Verkaufspreis: 2,00 EUR, davon geht 1,00 EUR direkt an den Verkäufer.

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W O H I N , W E NN Allgemeine Hilfen

EssenSAUSGABEN

Göttingen

Göttingen

Caritasverband Göttingen Allgemeine Lebens- und Sozialberatungsstelle Godehardstr. 18 37081 Göttingen 0551/999590

Die Göttinger Tafel Jakobikirchhof 1 37073 Göttingen Tel. 0551–51030

Opferhilfebüro Göttingen Maschmühlenweg 11(Landger.) 37073 Göttingen 0551/5213883 Weißer Ring e.V. Hilfen für Opfer von Straftaten 0551/6338876

Mittagstisch St. Michael Turmstr. 5 37073 Göttingen 0551/5479540 Straßensozialarbeit Rosdorfer Weg 17 37073 Göttingen 0551/517980 Kassel

Sozialdienst für Migranten, RABaZ-Beratungs- & Vermittlungsstelle für ausländische Jugendliche Karspüle 16 37073 Göttingen 0551/57739 BONUS Freiwilligenzentrum Godehardstr. 18 37081 Göttingen 0551/9995917 Neue Arbeit – Brockensammlung Levinstr.1 37079 Göttingen 0551/5067320 Pro Familia Rote Str.19 37073 Göttingen 0551/58627 Selbsthilfe Körperbehinderte Neustadt 7 37073 Göttingen 0551/54733-0 Selbsthilfegruppe für Mobbinggeschädigte – Rainer Beutler 05602/1860 BürgerInnenberatung Stadt Göttingen Hiroshimaplatz 2 37083 Göttingen Zukunfts-Werkstatt Hilfe für Migranten & Jedermann Haus der Kulturen – Hagenweg 2e 37081 Göttingen Kassel Kasseler Hilfe Opfer- und Zeugenhilfe e.V. Wilhelmshöher Allee 101 34121 Kassel 0561/282070 Weißer Ring e.V. Hilfen für Opfer von Straftaten 0561/6029458 Pro Familia Kassel Frankfurter Straße 133 a 34121 Kassel 0561/27413 Außenstelle Witzenhausen Am Mart 1/ Witzenhausen

Kasseler Tafel Holländische Straße 141 34127 Kassel 0561/23003 Suppentopf der Heilsarmee jeden Montag von 14-15 Uhr Martinsplatz Gesegnete Mahlzeit Diakonisches Werk Kassel Hermannstraße 6, 34117 Kassel weitere Ausgabestellen: Neue Brüderkirche, Johanneskirche, Auferstehungskirche Frauen in Not Göttingen KORE e.V. - Sozialberat. f. Frauen Papendieck 24-26 (Hinterhof, EG) 37073 Göttingen 0551/57453 Frauen-Notruf e.V. Postfach 18 25, 37008 Göttingen 0551/44684 Frauenhaus e.V. Göttingen Postfach 1911, 37009 Göttingen 0551/5211800 Therapeutische Frauenberatung e.V. Groner Straße 32/33 37073 Göttingen 0551/45615 Kassel Übergangseinrichtung für wohnungslose Frauen Am Donarbrunnen 32 34132 Kassel 0561/43113 Karla 3 Aufenthalt und Beratung für wohnungslose Frauen Karlsplatz 3 34117 Kassel 0561/15532 Autonomes Frauenhaus 0561/898889 Frauen in Not 0561/9892929

Göttingen

Notruf für vergewaltigte Frauen Frauen gegen Vergewaltigung e.V. 0561/772244

Arbeiterwohlfahrt Hospitalstr. 10 37073 Göttingen 0551/50091-0

Frauen informieren Frauen e.V. Beratung bei häuslicher Gewalt Westring 67, 34127 Kassel 0561/ 89 31 36

Mensch & Arbeit - Beratungsstelle für Arbeitnehmer und Arbeitslose Kurze Str. 13a 37073 Göttingen 0551/43373

Gesundheit

Arbeitslosenhilfe

Ländliche Erwachsenenbildung (LEB) Weender Str. 87, 1. Stock 37073 Göttingen 0551/8207917 Mo, Di, Do & Fr 14.30 - 18.00 Uhr Kassel Beratungsstelle für Arbeitslose des DGB Kreis Kassel Spohrstraße 6-8 34117 Kassel 0561/7209536

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Göttingen Gesundheitsamt Sozialpsychiatrischer Dienst Am Reinsgraben 1, 37085 Göttingen 0551/4004862 Frauengesundheitszentrum Göttingen e.V. Groner Straße 32/33 37073 Göttingen 0551/484530 Gesundheitszentrum Albanikirchhof 4-5 37073 Göttingen 0551/486766

Kassel

Kassel

Fahrende Ärzte Dr. Giesler/Dr. Moog Mo 14-15.30 Uhr auf dem Martinsplatz Do 20-24 Uhr in der Gießbergstraße

Diakonisches Werk Kassel Sprungbrett & Sprungbrett spezial Steinweg 5 34117 Kassel 0561/572090

Kabera e.V. Beratung bei Essstörungen Kurt - Schumacher Straße 2 34117 Kassel 0561/780505 Gesundheitsamt Region Kassel Wilhelmshöher Allee 19-21 34117 Kassel 0561/10031920

Deutsches Rotes Kreuz Königstor 24 34117 Kassel 0561/7290441 Lebenskrisen Telefonseelsorge für Jugendliche 0800/1110333 Göttingen

Haftentlassene

Telefonseelsorge 0800/1110111 & 0800/1110222

Göttingen

Kassel

Anlaufstelle – Kontakt in Krisen e.V. Rosmarinweg 24 37081 Göttingen 0551/632977

Telefonseelsorge 0800/1110111

Kassel

Notschlafstellen

Beratungsstelle für Haftentlassene Kölnische Straße 35 34117 Kassel 0561/787-5061 oder 0561/70738-00 Hilfe & Selbsthilfe bei AIDS Göttingen Göttinger AIDS-Hilfe Obere Karspüle 14 37073 Göttingen 0551/43735 werktags: 10-13 Uhr Beratung: 0551/19411 AIDS-Beratungsstelle Theaterplatz 4 37073 Göttingen 0551/4004831 Kassel Aids-Hilfe Kassel Motzstraße 1, 34117 Kassel 0561/97975910 Stadt Kassel – Gesundheitsamt AIDS-Beratungsstelle Obere Königsstraße 3 34117 Kassel 0561/787–5380 Kinder & Jugendliche in Not Göttingen Deutscher Kinderschutzbund Nikolaistraße 11, 37073 Göttingen 0551/7709844 Omnibus - Beratungsstelle für Jugendliche & junge Erwachsene Goßlarstr. 23, 37073 Göttingen 0551/392690 Kassel Deutscher Kinderschutzbund Siemensstraße 1, 34127 Kassel 0561/899852 Verein zur Förderung der Erziehungshilfen in Nordhessen e.V. Wilhelmshöher Allee 32a 0561/78449-0 Stadt Kassel Sozialer Dienst des Jugendamtes Friedrich-Ebert-Straße 1 34117 Kassel 0561/787–5301 Kleiderkammern Göttingen Ev.-ref. Gemeinde – Kleiderkammer Untere Karspüle 11, 37073 Göttingen Kleiderladen Ausgabe: Do 9-12 Uhr 0551/5473717 Deutsches Rotes Kreuz Zollstock 17, 37081 Göttingen 0551/5096322 Ausgabe: Mo & Do 8.30-11 Uhr jeden 3. Mi im Monat 16-18 Uhr

PSKB Stadt & Landkreis Kassel 0561/1003-0 & 0561/787-5361

Göttingen Heilsarmee Untere Maschstr. 13b 37073 Göttingen 0551/42484 Kassel Soziale Hilfe e.V. / Panama (für alleinstehende Wohnungslose) Kölnische Straße 35 34117 Kassel 0561/70738-00 Café Nautilus (für Drogenabhängige) Erzberger Straße 45 34117 Kassel 0561/12115 Rechtsberatung & Hilfe Kassel Schuldnerberatung Gottschalkstraße 51 34127 Kassel 0561/893099 Verbraucherzentrale Hessen e.V. Bahnhofsplatz 1 34117 Kassel 0561/772934 Göttingen AWO Schulden- & Insolvenzberatung, Kreisverband Göttingen e.V. Hospitalstraße 10 37073 Göttingen 0551/50091-0 Kostenlose Rechtsberatung Göttinger Tafel e.V. Jacobikirchhof 1 37073 Göttingen 0551 – 5 10 30 Unabhängige Patientenberatung Göttingen Albanikirchhof 4-5 37073 Göttingen 0551/488778-0 Verbraucherzentrale Niedersachen Papendiek 24 37073 Göttingen 0551/57094 Suchtberatung: Alkohol Kassel Anonyme Alkoholiker 0561/5108806 Blaues Kreuz Kassel Landgraf-Karl-Straße 22 34131 Kassel 0561/93545-0 Suchtberatung Diakonisches Werk Goethestraße 96 34119 Kassel 0561/938950

Suchtberatung: Drogen Göttingen DROBZ (Drogenberatungszentrum) Mauerstr.2 37073 Göttingen 0551/45033 Beratungsstelle für Suchtkranke – Diakonieverband Schillerstr 21 37083 Göttingen 0551/72051 Kassel Drogenhilfe Nordhessen e.V. Schillerstraße 2 34117 Kassel 0561/103641 Kontaktladen „Nautilus“ Erzberger Straße 45 34117 Kassel 0561/12115 SAM – Substitutionsfachambulanz Wilhelmshöher Allee 124 34119 Kassel 0561/711813 Schillerstraße 2, 34117 Kassel 0561/103878 WohnungslosenHilfe Göttingen Ambulante Hilfe für alleinstehende Wohnungslose Wiesenstr. 7 37073 Göttingen 0551/42300 Diakonische Heime in Kästorf e.V. – Außenstelle Göttingen Wienstraße 4f 37079 Göttingen 0551/5053302 Straßensozialarbeit (Kleiderkammer) Rosdorfer Weg 17 37073 Göttingen 0551/517980 Bahnhofsmission Bahnhof, Gleis 4-5 37073 Göttingen 0551/56190 Kassel Die Heilsarmee / Sozial Center Ks Eisenacher Straße 18 34123 Kassel 0561/570359-0 Beratungsstelle für Nichtsesshafte Sozialamt der Stadt Kassel Kölnische Straße 35 34117 Kassel 0561/787-5061 Beratungsstelle für alleinstehende Wohnungslose – Soziale Hilfe e.V. Kölnische Straße 35 34117 Kassel 0561/70738–00 Betreutes Wohnen Diakonisches Werk Kassel Hermannstr. 6 34117 Kassel 0561/7128829 Wohnungsprobleme Kassel Zentrale Fachstelle Wohnen Wohnungsamt (Rathaus) Obere Königsstraße 8 34112 Kassel 0561/787-6252 oder -6255 Deutscher Mieterbund Mieterverein Kassel u. U. e.V. Königsplatz 59 34117 Kassel 0561/103861

Wenn Ihre Einrichtung hier nicht enthalten, oder wir eine Korrektur durchführen sollen, schicken Sie bitte eine E-Mail mit den Daten an goettingen@ tagessatz.de!

TagesSatz

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TagesSatz

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© www.basta.de, 07/2012

Urlaub wie im Paradies Entspannend wie ein langer Urlaubstag – Wellness und Gesundheit im neu gestalteten Saunapark des Badeparadieses. Genießen Sie Erholung pur in der romantischen Saunalandschaft: Dampfsaunen, Sanarium, Salionarium, Doppel-Maa-Saunen, AufgussArena, Kaltwasserbecken, Außenschwimmbecken mit Thermalsole, Naturbadeteich, Ruhepavillon, Außenterrasse, Ruheräume, Kaminecke, Fitnessbar, Massage & Shiatsu. Und vieles mehr ...

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Bewegend. Erholsam. Erfrischend.

TagesSatz

Göttinger Sport und Freizeit GmbH & Co. KG

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