BEWEGUNG SEPTEMBER 2017
UNABHÄNGIGES MAGAZIN ZU DEN JUGENDPOLITIKTAGEN 2017, HERAUSGEGEBEN VON DER JUGENDPRESSE DEUTSCHLAND E.V.
Foto, Titelfoto: Charles Lother, Lucas Bäuml und Johannes Kolb
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EIN GESICHT IN DER MENGE 450 JUGENDLICHE AUS GANZ DEUTSCHLAND SIND FÜR DIE JUGENDPOLITIKTAGE NACH BERLIN GEREIST. MARIE ZERBE HAT EINE DER TEILNEHMENDEN BEGLEITET.
DIE JUGENDPOLITIKTAGE HABEN BERIT BARTHELMES (3. V.R.) BERÜHRT: „DIE STIMMUNG HIER LÖST EINE ART KRIBBELN IN MIR AUS.“ Foto: Anna Rakhmanko
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reitagmorgen: Berit Barthelmes hat schulterlange braune Haare und trägt eine schwarze Brille. In Jeans, schwarzer Jacke und kariertem Schal fügt sie sich unauffällig in die Gesamtheit der am Washingtonplatz versammelten Jugendlichen ein. An ihren Augen lässt sich die Müdigkeit ablesen: Die Hostel-Matratze war härter als von zuhause gewohnt. Trotzdem ist Berit gespannt auf die bevorstehende Eröffnungsveranstaltung der JugendPolitikTage. Auf den Bierbänken vor dem Veranstaltungszelt wartet sie mit ihren neuen Bekanntschaften auf den Einlass. Das Gespräch ist gelöst und unpolitisch. Bevor es losgeht, muss noch ein Gruppen-Selfie her.
KLEINE SPIELE, GROSSE FRAGERUNDE Zu den JugendPolitikTagen ist sie durch eine Freundin gekommen, die bei einem Bewerbungsaufruf an sie denken musste. Ursprünglich kommt Berit aus dem überschaubaren Bad Hersfeld in Hessen. Angereist ist die Jura-Studentin aus Mainz. Dort studiert die 19-jährige im 2. Semester. Ihr Interesse an der Politik wurde durch ihre Uni-Fachschaft geweckt, in der sie sich engagiert. Hier hat die 19-Jährige gelernt, dass sie etwas bewegen kann, wenn sie sich für ihre Meinung einsetzt. Berlin interessiert Berit auch: Sie denkt darüber nach, zum nächsten Wintersemester an die Humboldt Universität zu wechseln. Die Aussicht, an Diskussionen teilnehmen und die politischen Standpunkte anderer verfolgen zu können, hat sie letztendlich für die Veranstaltung begeistert. Endlich geht es los: Um 9:50 Uhr strömen die rund 450 Teilnehmenden ins Veranstaltungszelt. Zu Beginn gibt es ein Warm-up, mit kleinen Spielen und großen Fragerunden. Nebenbei werden Snapchat-Kontaktdaten ausgetauscht. Anhand
der Fragen stellt sich heraus: Berit hat noch nie eine Petition unterschrieben. Allerdings hat sie in der Kommentarspalte auf Facebook schon einmal heftig über Politik diskutiert. Als Ministerin Manuela Schwesig zur Tür hereinkommt, zücken alle erneut ihre Smartphones.
BILDUNG ALS HERZENSTHEMA Das Thema Bildung liegt der Nachhilfelehrerin besonders am Herzen. Daher hat sie sich für die Arbeitsgruppe (AG) zum Thema „Neue Kultur der politischen Bildung“ entschieden. Ein junges CDUMitglied, das im Arbeitskreis neben ihr sitzt, versucht Berit mit Broschüre und Flyern für seine Partei zu begeistern. Sie lehnt dankend ab, denn bislang hat sie sich gegen den Eintritt in eine politische Partei entschieden. Nach der InputPhase finden sich die AG-Teilnehmer und -Teilnehmerinnen in Kleingruppen zusammen. Berit und ihre sieben Mitstreiterinnen un Mitstreiter fragen sich, wie man politische Bildung der breiten Masse zugänglich machen kann. Bei der Erarbeitung der drei Thesen geht ihre Gruppe demokratisch vor. Im Gegensatz zu anderen in der AG wirkt diese Gruppe sehr engagiert. Scheinbar bringt sich jeder und jede mit ein. Am Ende kommt keine ihrer Forderungen zur weiteren Diskussion in die Themenwerkstatt. Für sie ist das verständlich. Andere Vorschläge seien konkreter und besser nachvollziehbar, so Berit. In den Foren hält sich Berit bewusst zurück, denn sie möchte die Standpunkte anderer aufnehmen. Sie finde es zwar schade, dass man häufig dieselben Stimmen zu Wort kommen lasse, erklärt es sich jedoch mit den stark ausgeprägten Ansichten eben dieser Personen. Die Diskussionen nutzt sie, um ihre eigene politische Meinung zu präzisieren. Die Themen findet sie mal mehr, mal weniger interessant, teilweise auch „etwas flach“.
Ortswechsel: Die Wiese vor dem Deutschen Bundestag am Samstagnachmittag. Im Hintergrund spielen die leisen Klänge eines fernen Straßenmusikers. Mit zwei ihrer neuen Freunde bespricht Berit den Plan für den Abend. Die bevorstehende Präsidentenwahl in Frankreich wird diskutiert. Man entscheidet sich für eine Cocktailbar und Macron wird favorisiert. Die Studentin hatte bereits Zeit für etwas Sightseeing gefunden: erkundet hat sie unter anderem den Alexanderplatz und das Brandenburger Tor. „Berlin hat etwas Anziehendes, es pulsiert“, findet sie. Am Sonntagmorgen sitzt Berit beim Frühstück im Hostel. Die JugendPolitikTage neigen sich dem Ende zu. Nur die Abstimmung in der Themenwerkstatt sowie die Abschlussveranstaltung stehen noch aus. Die 19-Jährige bedauert nicht, in die Hauptstadt gekommen zu sein. Sie lernte viele Formen der politischen Beteiligung kennen. Sie denkt über die Mitwirkung in einer Non-GovernmentOrganization nach. Die JugendPolitikTage haben sie berührt. „Jeder hier möchte, dass seine Stimme gehört wird, auch wenn es vielleicht nur in diesem kleinen Kreis geschieht. Die Stimmung hier löst eine Art Kribbeln in mir aus“, kommentiert sie die Veranstaltung. Eine fünfstündige Heimfahrt steht der Studentin bevor, doch Berlin hat Berit nicht zum letzten Mal gesehen.
EDI TOR I A L Liebe Leserinnen und Leser, „wer die Welt bewegen will, sollte erst sich selbst bewegen“: Wie Recht Sokrates mit dieser Aussage hatte, zeigt sich in dieser Ausgabe. Mitten in Berlin, in Sichtweite des Bundestages, kamen 450 junge Teilnehmende aus ganz Deutschland zusammen, um an drei Tagen insgesamt 18 Forderungen an die Politik zu stellen und nachhaltig etwas zu verändern. Das waren die JugendPolitikTage. „Etwas bewegen“, das wünschten sich viele der Teilnehmenden. Sie haben bewiesen, dass die junge Generation eben nicht politikverdrossen und desinteressiert ist. Die Jugendlichen haben sich mit Themen wie Extremismus, Bildungsungerechtigkeit oder Flucht und Migration auseinandergesetzt – und ihre Ergebnisse Jugendministerin Manuela Schwesig vorgestellt. Unsere engagierten Redakteurinnen und Redakteure haben das alles begleitet und blieben dabei, ganz im Sinne dieser Ausgabe, in Bewegung: Dank verschiedener Veranstaltungsorte und diverser Redaktionsräume, wurde es bei der Berichterstattung nie langweilig. Besonderen Anstoß brachte die (bis dato) größte politikorange-Redaktion aller Zeiten. Wir haben gefühlt alle Kanäle bespielt, die es gibt: Instagram, Snapchat, Twitter, Facebook, dazu Videos gedreht und den politikorange-Blog gefüllt. Doch wir haben auch ans Papier gedacht: Zwölf Redakteurinnen und Redakteure haben Tag und Nacht für diese Ausgabe geschuftet. Wir freuen uns, ein Heft zum Thema Jugendpartizipation zu präsentieren. Viel Spaß beim Lesen! Dilara Acik & Fabian Schäfer
I NHA LT
Nachwuchs? Es gibt sie doch, die Gemeinsamkeit unter allen Parteien: der hohe Altersdurchschnitt. Seite 6
Interviews Fragen zu Jugend und Politik an Caren Marks und Manuela Schwesig. Seiten 12 und 13
Wahlrecht Marie Zerbe 17, Krakow am See
Ab wann darf ich wählen? Welche Zahl bestimmt meine Möglichkeit zur Teilhabe? Seite 16
… bedankt sich bei der sympathischen Teilnehmerin für die schöne gemeinsame Zeit.
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EMPÖREN, PROTESTIEREN, VERÄNDERN
WIE MACHEN JUGENDLICHE POLITIK? VINCENT KRETSCHMER UND JOHANNES KÜHLE HABEN SICH MIT DEN POLITIKERN JULIUS ZUKOWSKI-KREBS UND PHILLIP HEISSNER DARÜBER UNTERHALTEN, WIE JUNGE MENSCHEN POLITISCH PARTIZIPIEREN KÖNNEN.
DEBATTENKULTUR: WIE FINDE ICH EINEN KONSENS?
PROTESTIEREN
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emonstrationen sind wie eine große platzende Seifenblase, in der sich viele kleine Seifenblasen versammelt haben und dann politische Energie entfalten. Das sagt der ehemalige LinksjugendBundesvorstand Julius Zukowski-Krebs Protestmärsche. Durch Demonstrationen könne ein Kollektiv von Menschen mit gemeinsamen Forderungen zu politischer Macht gelangen, glaubt er. „Für nachhaltige Politik sind Demonstrationen zumeist der falsche Weg“, entgegnet Philipp Heißner, Bundesvorstand der Jungen Union und Abgeordneter der Hamburger Bürgerschaft. Er sieht Demonstrationen als Form der politischen Artikulation kritisch, denn hier verschaffe sich zumeist nur eine Minderheit für ihre Probleme Gehör, ohne repräsentativ für die Gesellschaft zu stehen.
VERÄNDERN Stattdessen lohne sich Engagement in einer politischen Partei – auch als jugendlicher Mensch – betont Heißner hingegen. Er möchte mit einem Vorurteil aufräumen: Entgegen der Behauptung, dass es viele Hürden gäbe, um mit parteilichem Engagement tatsächlich etwas zu verändern, hätten dort auch junge Menschen Raum, um ihre Probleme zu äußern. Hier könne eine gesamtheitliche
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Politik entwickelt werden, die über ei- „Die Jugend ist die Zukunft“ – auch Phinen längeren Zeitraum mehr bewege als lipp Heißner schreibt der Jugend eine etwa Demonstrationen. wichtige Rolle zu und fordert sie auf, Zukowski-Krebs sieht das anders: klas- sich zu engagieren. Etwa dafür, dass „die sische Wege von politischer Teilhabe leh- schwarze Null steht“ und meint damit ne er ab. Die Teilnahme an nur alle paar einen ausgeglichenen Bundeshaushalt. Jahre stattfindenden Wahlen allein stelle Denn schließlich müsse die Jugend alle eine unzulängliche Form der politischen Schulden später zurückzahlen, oder auch Partizipation dar. Auch der Parlamenta- für angemessene Renten in der Zukunft, rismus, wie die heutige Bundesrepublik meint Heißner. ihn kennt, sei ihm „nicht wirkungsvoll genug“. Dabei würden andere Methoden INSPIRIEREN die Möglichkeit bieten, sich aus jeder sozialen Schicht heraus politisch zu betei- In dem 15. Kinder- und Jugendbericht der ligen: „Wir müssen eine direkte Demo- Bundesregierung heißt es, dass eine Bewekratie auf allen Ebenen etablieren, damit gung, die Jugendliche ansprechen will, sich durch Kreativität, Offenheit, Sichtbarkeit der Einzelne mehr Macht erhält.“ und Aussagekraft auszeichnen müsse. Auch die Teilnehmerinnen und TeilENGAGIEREN nehmer der AG „Neue und kreative poliIn einem Punkt sind sich die Politiker je- tische Beteiligungsprozesse“ bei den Judoch einig: die Bedeutung von Engage- gendPolitikTagen in Berlin erkannten, dass ment. Jegliches Engagement im eigenen für eine erfolgreiche Initiative insbesondere Interesse sei notwendig, um Verände- ein klares Anliegen sowie eine originelle rung zu bewirken, sagt Zukowski-Krebs. und kreative Gestaltung notwendig sind. Ihre zentrale Aufgabe als Jungpolitiker Enge Zusammenarbeit zwischen allen Besei es, durch aktive Verantwortungsü- teiligten ist selbstverständlich von Bedeubernahme Versäumnisse der Politik zu tung. Jede politische Initiative sollte realiverhindern, die ihnen in ihrem späteren sierbare Vorschläge unterbreiten, durch die Leben zur Last fallen können. Letztlich sich ihre Ideen nachhaltig umsetzen lassen. hält er politisches Engagement aber Für die junge Generation gelten diese Vonicht für eine Generationenfrage: „Da- raussetzungen im Besonderen, weil sie gefür kann und soll unabhängig vom Alter genüber der älteren regierenden Mehrheit jeder Einzelne Verantwortung überneh- ihre Meinungen und Forderungen verteidimen.“ gen muss.
Illustrationen: Icony by Freepik
Allerdings stellten die Jugendlichen auch Probleme fest: „Nur diejenigen, die über politische Bildung verfügen, kennen ihre Partizipationsmöglichkeiten“, lautete ein Befund. Eine andere Herausfordung sehen sie auch in einem anderen Punkt. Eine politische Aktion, sei es eine Straßendemonstration, eine Online-Petition, ein Vortrag oder aber auch parteiliches Engagement können zwar schnell Aufmerksamkeit erregen. Ob sie sich bei den Entscheidungsträgern und Entscheidungsträgerinnen durchsetzen können, ist damit aber noch lange nicht sicher. Wenn man diesen Maßstab setzt, hat die Jugend bisher, so scheint es bei den JugendPolitikTagen, kein wirklich einflussreiches politisches Instrument für sich ausfindig machen können.
Johannes Kühle 18, Paderborn Vincent Kretschmer 18, Konstanz … können nun verstehen, dass CDU und Linke nie gemeinsam regieren …
RAP GEGEN RECHTS
DER BERLINER RAPPER GIGO FLOW BEWEIST, DASS POLITISCHE BILDUNG ANDERS VERMITTELT WERDEN KANN, ALS WIR ES AUS DER SCHULE GEWOHNT SIND. MIT SEINEN TEXTEN SETZT ER SICH GEGEN RECHTS EIN UND NIMMT WAHLPROGRAMME AUSEINANDER. LEONIE DÜNGEFELD HAT IHN GETROFFEN.
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oodie, Cap und gern mal den Mit- deo wird auf YouTube veröffentlicht, die telfinger: Gigo Flow ist wohl nicht Produktionskosten trägt er. Die Fanbase das, woran man zuerst denkt, wenn es sei nicht riesig, erzählt er, „aber hundert um politische Bildung geht. In seinen Vi- bis tausend Leute zu erreichen, das ist deos rappt der 32-Jährige mal allein, mal schon was.“ mit anderen Künstlerinnen und Künstlern Mit der Musik möchte er vor allem gegen Rechts und vor allem über Rassis- seine Zuhörer und Zuhörerinnen zum mus. „Wer sie wählt, hat wirklich nichts kritischen Denken bewegen. „Viele reden aus der Geschichte gelernt, geht’s nach mit, aber keiner geht den Grund suchen der AfD, sollen Frauen wieder zurück an – keiner geht mal tiefer rein“, findet er. den Herd“, heißt es in einem der Texte – Politischer deutscher Rap ist keine neue ein politisches Statement aus einer Szene Idee, bereits in den frühen Neunzigerjahmit viel Vorbildpotential. ren rappten Advanced Chemistry und die Absoluten Beginner gegen Rassismus und Polizei-Gewalt. Gigo Flow geht in „Spuck ERFAHRUNGEN IM GEFÄNGNIS auf Rechts“ noch einen Schritt weiter und Mit guineischen Wurzeln im Osten Ber- analysiert das Wahlprogramm der AfD: In lins aufgewachsen, hatte Gigo Flow einfacher, gereimter Sprache klärt er auf. es aufgrund seiner Hautfarbe oft nicht Zum Beispiel über das Familienbild der leicht. Schnell kam er „mit dem Gesetz Partei und, dass sie gegen den Mindestin Konflikt“, wie er auf seiner Facebook- lohn und das Wahlrecht für Arbeitslose Seite schreibt, und verbrachte einige Zeit ist. im Gefängnis. Dort begann er, Texte zu schreiben und zu rappen. Als er die NSU- MIT MUSIK PROBLEME Morde an Migrantinnen und Migranten in AUFGREIFEN den Zweitausendern mitverfolgte, wurden diese Texte zunehmend politisch. Vor Rap als Form der Expression: Gigo Flow fünf Jahren rief er schließlich die Initia- möchte dies auch an Kinder weitergeben. In Workshops arbeitet er deshalb mit tive „Spuck auf Rechts“ ins Leben: Jede Woche rappt er in einem Feature mit ver- Schulklassen und Jugendgruppen. Meist schiedenen anderen Künstlerinnen und zum Thema Rassismus, manchmal auch Künstlern. „Jeder, der Bock hat, kann ei- über andere gesellschaftliche Probleme. nen Song gegen Rechts machen.“ Das Vi- „Der Punkt ist, über die Musik an die Pro-
lichen zusammen, beispielsweise in der Aktion „YouTuber gegen Nazis“. „Junge Menschen, die YouTube als Informationsquelle eine hohe Präferenz einräumen, schätzen ihre Stars als Personen. Diese emotionale Komponente spielt neben der informativen Ebene eine wichtige Rolle“, sagte Arne Busse von der bpb 2015 im Interview mit der Frankfurter Allgemeinen Zeitung. „Spuck auf Rechts“ kann man natürlich als Aufruf zu Gewalt sehen – doch der Name ist zweideutig. Das englische „to spit“, auf Deutsch „spucken“, ist auch ein Ausdruck für „rappen“, erklärt Gigo Flow auf den JugendPolitikTagen in Berlin. Mit „Spuck auf Rechts“ sei also eher „Rap gegen Rechts“ gemeint. Und der ausgestreckte Mittelfinger? Der gehört bei einem Rapper wohl einfach dazu. GIGO FLOW: RAPPENDES VORBILD
Foto: Anna Rakhmanko
bleme der Kinder heranzukommen“, erklärt er. Das funktioniert: Oft hat er schon erlebt, wie auch verschlossene Kinder sich öffneten und über ihre Sorgen rappten. Die Vorbildfunktion, die er für die Nachwuchs-Rapperinnen und -Rapper einnimmt, ist enorm. Aus diesem Grund arbeitet auch die Bundeszentrale für politische Bildung (bpb) seit einigen Jahren mit Stars von Kindern und Jugend-
Leonie Düngefeld 25, Berlin … rappt selbst gern gegen Rechts. Allerdings nur in der Dusche.
FRUCHTFLEISCH WIE INFORMIERST DU DICH?
Fotos: Anna Rakhmanko
»PARTEIEN«
»SOCIAL MEDIA«
»LANDTAGSABGEORDNETE«
MARA COELLE, 19, BERLIN
ERIC SCHLEICH, 22, MAINZ
HUDSON LUIS, 26, KÖLN
ICH NUTZE INTERNETSEITEN DER PARTEIEN
ÜBER DIE FACEBOOK- UND TWITTERKANÄLE DER BUNDESREGIERUNG.
ÜBER MEINE LANDTAGSABGEORDNETE, FÜR DIE ICH ARBEITE.
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JUNG PARTEI ERGREIFEN
57 JAHRE – SO ALT IST DER ODER DIE DURCHSCHNITTLICHE BUNDESTAGSABGEORDNETE. UNABHÄNGIG VON IHREN POLITISCHEN AUSRICHTUNGEN KANN ALLEN PARTEIEN DAS GLEICHE ATTESTIERT WERDEN: SIE HABEN EIN NACHWUCHSPROBLEM. GRETA SCHENKE FRAGT, WAS DAS FÜR JUNGE MENSCHEN BEDEUTET UND WAS SICH ÄNDERN MUSS.
unge Menschen sind in der Minder- „ALLE MACHT DEN MITGLIEDERN“ heit. Nur elf Prozent der Deutschen sind laut aktuellem Kinder-und Jugend- Der größte Missstand, was Generationenbericht der Bundesregierung zwischen gerechtigkeit in Parteien angeht, sei laut 15 und 25 Jahre alt. Schuld daran ist Yannick Haan das Gefühl der Jugenddie demographische Entwicklung der lichen und jungen Erwachsenen, nichts letzten Jahre. Im Bundestag ist diese verändern zu können und schlichtweg Minderheit gar nicht vertreten. Selbst nicht ernstgenommen zu werden. Die die jüngste Abgeordnete – Ronja Kem- Probleme einer Minderheit eben. In seimer von der CDU – ist 28. Insgesamt nem Positionspapier „Die generationensind nur 32 von 631 Abgeordneten un- gerechte Partei“ skizziert der 31-Jährige ter 35 Jahre alt. Dabei geht es in der in elf Punkten seine Forderung zur MoPolitik heute um Entscheidungen, die dernisierung der deutschen Parteienlanddiese Minderheit morgen betreffen. Kli- schaft. In erster Linie verlangt er: „Alle mawandel, Flüchtlingsthematik, Europa, Macht den Mitgliedern.“ Mehr MitspraBrexit, Digitalisierung: Neben wichtigen cherecht, basisdemokratische EntscheiThemen der Gegenwart entscheidet die dungsfindung und aktive Teilhabe an Ideenentwicklung und Positionierung Politik vor allem über die Zukunft. Wie kann man also die Interessen der jungen zu politischen Themen. Dabei könnten Minderheit durchsetzen, ein jugendge- Parteien viel von der Arbeitsweise von Nichtregierungsorganisationen (NGOs) rechtes Agenda-Setting betreiben? Die politischen Parteien in Deutschland, lernen. Parteien, die in der Regel eher auf also diejenigen, die gesellschaftliche In- dauerhafte Partizipation ausgelegt sind, teressen vertreten sollen und Entschei- seien nicht sehr attraktiv für die junge dungen treffen, leiden an Überalterung. Generation, findet er. „Wenn ich mich Sie repräsentieren die junge Generation engagiere, dann möchte ich auch direkt etwas entscheiden können und nicht erst zu wenig. 20 Jahre lang Plakate kleben.“ Nichtregierungsorganisationen mit einer weniger GENERATIONENGERECHT hierarchischen Struktur hingegen seien UND ZUKUNFTSFÄHIG gerade deshalb besonders für die Jugend Yannick Haan, selbst bei der SPD ak- attraktiv, weil sie ein temporäres, thementiv und Botschafter der Stiftung für spezifisches Engagement ermöglichen. die Rechte zukünftiger Generationen, sieht darin ein großes Problem. Zwar DIE INNERPARTEILICHE NGO gäbe es zahlreiche alternative Möglichkeiten, sich politisch zu engagieren, Mit diesem Ansatz wurde ein Wiener Unterbezirk der sozialdemokratischen doch seien nach wie vor die Parteien von größter politischen Relevanz, auch Partei SPÖ von jungen Menschen regelund vor allem für junge Leute. Schließ- recht „gekapert“. Yannick Haan stellt die Sektion Acht vor, die sich selbst als „solich haben diese – verglichen mit allen Strukturen zur politischen Partizipati- zialdemokratische NGO“ bezeichnet. Daon – die größte Entscheidungsmacht bei versucht sie sich als parteipolitischer und den entscheidendsten Einfluss Hybrid: eine offene, unmittelbare und inhaltlich innovative Plattform innerhalb auf Regierungshandeln. Haan kritisiert die Meinung, dass das ein Problem der bestehenden Strukturen einer Partei. der Jugend selbst sei, die sich einfach Das Konzept scheint zu funktionieren: mehr in Parteien engagieren und ein- Die Sektion Acht ist vor allem unter junbringen sollte. „Die Parteistrukturen, gen Menschen beliebt, verzeichnet stetig ihre Entscheidungsverfahren und ihre steigende Neumitgliederzahlen und geArbeitsweise sind nicht mehr zeitge- winnt damit mehrere Jahre in Folge die mäß. Damit die junge Generation ihre Auszeichnung als bester ParteimitgliederInteressen vertreten kann, braucht es werber in Wien. Zukunftsfähigkeit.“ Eindeutig seien für Überalterung und Unterrepräsentation JUGEND DURCH QUOTE? von jungen parteipolitischen InteresSeine elf Punkte hat Yannick Haan in sen die Parteien selbst verantwortlich. Zahlen der Shell Jugendstudie der Arbeitsgruppe „Parteien und Wahlaus dem Jahr 2015 stützen diese Posi- en“ der JugendPolitikTage 2017 in Bertion. Demnach ist das allgemeine Poli- lin vorgestellt. Dort werden die Fordetikinteresse der Jugend von 30 Prozent rungen jedoch auch kritisch gesehen. im Jahr 2002 auf 41 Prozent gestiegen. Die Idee eines Rotationsprinzips, woIm Hinblick auf politische Parteien je- nach Parteimitglieder nur eingeschränkt doch herrsche nach wie vor Desinte- wiederholt für ein politisches Mandat kandidieren dürfen, stößt auf geteilte resse und sogar Misstrauen.
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Illustration: Mikkel Sommer
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GANZ SCHÖN ALT: NUR 32 VON 631 ABGEORDNETEN IM BUNDESTAG SIND UNTER 35
Meinungen. Einen „frischen Wind“ und neue Ideen in den Parteien würden die Jugendlichen begrüßen. Ein Teilnehmer jedoch sorgt sich: „Wie stelle ich sicher, dass die Leute, die wirklich fit sind und wertvolle Erfahrung haben, nicht durch das Rotationsprinzip benachteiligt werden?“ Für den meisten Diskussionsstoff sorgt Haan, indem er eine parteiliche Nachwuchsquote fordert. Eine Teilnehmerin findet, dass eine Quote sich im ersten Moment zwar „traumhaft“ anhöre, aber einen „bitteren Beigeschmack“ hätte: „Wurde ich jetzt genommen, weil ich etwas kann, oder weil ich die Quote erfülle?“ Eine andere Teilnehmerin hält dagegen, dass die Interessen der Jugend so besser vertreten würden, auch wenn eine Quote nicht die beste Lösung sei.
Greta Schenke 19, Leipzig … ergreift selbst als potentielle Journalistin erst einmal noch nicht Partei.
WAS RADIKAL MACHT
RELIGIÖSER UND POLITISCHER EXTREMISMUS VERFOLGEN ÄHNLICHE STRATEGIEN, UM JUNGE MENSCHEN ANZULOCKEN. MARIE ZERBE UND LEYLA UZUN HABEN RECHERCHIERT, WESHALB DIESE SO ERFOLGREICH SIND.
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eutsche Jugendliche reisen nach Syrien, um für den sogenannten „Islamischen Staat“ zu kämpfen. Gleichzeitig zieht die AfD im März 2016 mit 24 Prozent in den Landtag Sachsen-Anhalts ein. Auch fremdenfeindliche Bewegungen wie Pegida bringen Tausende auf die Straßen. Die Radikalisierung in Deutschland scheint in die verschiedensten Richtungen zu gehen. Bei den JugendPolitikTagen fand eine ganze Themenwerkstatt zu Populismus und Extremismus statt. Sowohl in Arbeitsgemeinschaften als auch in Foren haben sich die Teilnehmenden mit beidem auseinandergesetzt. Dabei kam die zentrale Frage auf: Was bewegt Jugendliche dazu, sich radikales Gedankengut anzueignen?
„ISLAMISIERUNG DER RADIKALITÄT“ Philip Mohamed Al-Khazan, Präventionsbeauftragter einer Hamburger Stadtteilschule, war besonders wichtig, den Jugendlichen in der AG „…wenn Religion radikal wird“ zwei bestimmte Aspekte nahezubringen: Welche Voraussetzungen bestehen, wenn Jugendliche sich radikalisieren, und wie Islam radikalisiert wird. Einerseits seien es persönliche oder soziale Krisen, aus denen heraus sich Jugendliche nach Stetigkeit sehnen und Interesse für Alternativen entwickeln können. Andererseits biete ihnen Salafismus das Gefühl, verstanden zu werden. Im Gegensatz zu Politikerinnen und Politikern, deren Begriffe für Teenager selten fassbar oder transparent genug sind, beherrschten die „Streetworker“ der Fundamentalistinnen und Fundamentalisten oft vielmehr die Sprache der Jugend. Allerdings habe der Islam an sich nur wenig mit Fundamentalismus zu tun. „Gleichzeitig wird der Islam medial aufgebauscht“, meint Al-Khazan zum Thema. Die Religion des Islam werde von Extremistinnen und Extremisten radikalisiert. Es gebe auch andere Beispiele der Radikalität, denen anderen Ideologien zugrunde liegen. Etwa buddhistisch radikale Bewegungen in Myanmar oder erstarkender Rechtsextremismus in Deutschland.
DIE GEFAHR DES „RECHTEN UNTERGRUNDS“ Im Forum „Demokratie beginnt mit Reden“ wird klar, wie geschickt die rechtsextreme Szene Jugendliche umwirbt. Die Anzahl und Vielfalt der Propaganda nimmt kein Ende: von Sportangeboten über Blogs bis hin zu eigenen Kochshows. Nach Titus Simon, emeritierter Professor für Jugendarbeit und Jugendhilfeplanung in Magdeburg, entstehe dadurch eine vollständige Untergrund-Kultur, die nicht mehr zu überblicken sei. Sie agiere
ÄHNLICHER ALS GEDACHT: DIE JUGENDLICHEN SPRECHEN ÜBER RELIGIÖSEN UND POLITISCHEN EXTREMISMUS.
so subtil, dass sie oft nicht als radikalisierend erkennbar sei. Rechtsextremismus erscheine auf einmal attraktiv und harmlos. Ein gutes Beispiel dafür sei das Phänomen des sogenannten „Nipsters“. Die Zusammensetzung der Begriffe „Nazi“ und „Hipster“ verdeutliche, was es ausmache: Gekleidet in Second-HandKlamotten und ausgestattet mit Vollbart, wirkten sie wie Durchschnitts-Hipster. Keine Spur mehr von Springerstiefeln. Ihre Ausdrucksweise verstecke die politische Einstellung, nur manchmal finden sich völkisch angehauchte Parolen oder Hashtags unter den Bildern auf Instagram. Auf Social-Media-Kanälen, aber auch auf Musikveranstaltungen mischen sie sich dadurch leicht unter die Menge. Dort treffen mittlerweile oft politisch neutrale und
offen rechtsextreme Musikerinnen, Musiker und Fans aufeinander. Und das meist sehr harmonisch. Es entsteht eine gefährliche Art von Akzeptanz, die sehr leicht die Grenzen verwischen lässt. Haben die Fans der Musikbands kein Interesse mehr daran, sich mit den radikal Rechten auseinandersetzen? Wenn ein Neo-Nazi als Bekannter nicht problematisch erscheint, ist der Radikalisierung eine weitere Tür geöffnet.
GROSSE PARALLELEN Was allen extremistischen Richtungen gemeinsam ist: ihre Kritik an der Moderne und der existierenden Gesellschaftsordnung. Jugendliche suchen eine Alternative dazu und Ideologien bieten ihnen
Foto: Anna Rakhmanko
die Antwort auf die Frage nach Gut und Böse. Hinzu kommt dadurch ein Gefühl der Aufwertung. Extremisten und Extremistinnen versprechen ihnen, in ihrer simplen Welt sei alles besser.
Leyla Uzun 19, München Marie Zerbe 17, Krakow am See … wollten eigentlich alles anders machen, haben jetzt aber trotzdem einen Artikel.
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„WIR WAREN VIEL FREIER“
JUNGE MENSCHEN WACHSEN MIT UNSICHERHEITEN AUF. DIE ÖSTERREICHISCHE BILDUNGSFORSCHERIN VERONIKA LITSCHEL (47) FORDERT IM INTERVIEW MIT LISA PAUSCH BILDUNG FÜR ALLE. FRAU LITSCHEL, WAREN SIE ALS JUGENDLICHE POLITISCH INTERESSIERT UND AKTIV? In der Friedensbewegung habe ich mich engagiert. Damals haben wir die Bundeswehrstadt Wilhelmshaven als atomwaffenfreie Zone durchgebracht. Ich war in der Antifa und dann bei einer Frauenliste, die als erste Frauenpartei gegründet wurde.
VERSCHAFFT SICH DIE JUGEND IHRE STIMME HEUTE EHER IM ÖFFENTLICHEN PROTEST ALS IN PARTEIEN? Heutzutage passiert viel in parteinahen Jugendorganisationen. Ich habe aber manchmal das Gefühl, dass es dabei oft um Karriere geht. Das ist schade.
SIE FORSCHEN ZU BILDUNG UND SOZIALER UNGLEICHHEIT. DER ARMUTSBERICHT 2016 ZEIGT: DIE UNGLEICHHEIT IN DEUTSCHLAND STEIGT. WAS BEDEUTET DAS FÜR JUNGE MENSCHEN? Junge Menschen sind wesentlich stärker davon abhängig, aus welchem Elternhaus sie kommen. Als ich jung war, kam zum allerersten Mal eine Ungewissheit über die berufliche Zukunft auf. Aber ich glaube, wir waren viel freier.
FÜR GLEICHE CHANCEN NACH DER SCHULE SCHLAGEN SIE DIE AUSBILDUNGSGARANTIE VOR. WAS BEDEUTET DAS?
In Österreich haben wir gesetzlich festgeschrieben, dass allen Jugendlichen, wenn sie denn möchten, ein Ausbildungsplatz angeboten wird.
AUF DEM DEUTSCHEN AUSBILDUNGSMARKT GIBT ES AUSZUBILDENDE, DIE KEINE PASSENDE STELLE FINDEN UND UNTERNEHMEN, DIE HÄNDERINGEND NACH LEHRLINGEN SUCHEN. WIE KANN MAN BEIDE SEITEN ZUSAMMENBRINGEN? Ich glaube nicht, dass eine Ausbildung ohne Förderung funktioniert. Dazu muss der Staat die Betriebe und benachteiligte Jugendliche unterstützen. Für kleine Betriebe ist es schwierig, Lehrlinge auszubilden. Es ist interessant, dass wir in einer Marktwirtschaft arbeiten und dann Betriebe sagen können, sie fänden keine Lehrlinge. Soweit es kein Problem der Region generell ist, muss der Betrieb in einer Marktwirtschaft mehr Lohn anbieten.
AUSZUBILDENDE SIND MEIST JUNGE MENSCHEN OHNE ABITUR – DER AKADEMIKERANTEIL IM DEUTSCHEN BUNDESTAG LIEGT SEIT 2009 BEI ÜBER 90 PROZENT. FÄNGT CHANCENGLEICHHEIT ALSO NICHT SCHON VIEL FRÜHER AN? Ich bin sehr dafür, die Hochschulen zu öffnen. Der Staat sollte jedem Menschen zumindest eine Erstausbildung garantieren, also ein Studium oder eine Ausbildung. Bisher ist das System zu undurchlässig. Wenn ich mich mit 15 Jahren dazu entscheide, einen Beruf zu erlernen, dann muss ich meine Meinung mit 30 Jahren auf Staatskosten ändern und etwas Anderes machen dürfen. Jemand, der studiert, hat viel länger Zeit zu überlegen, was er oder sie beruflich möchte. Das Alter zwischen 15 und 18 Jahren ist nicht das Alter, in der man eine Lebensentscheidung trifft. Das ist der falsche Zeitpunkt.
AUCH DIE JUGENDPOLITIKTAGE SEIEN SOZIAL UNGERECHT, FINDET VERONIKA LITSCHEL.
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Foto: Anna Rakhmanko
NEHMEN WIR AN, DASS ALLE JUNGEN MENSCHEN AUSGEBILDET SIND UND ARBEIT SUCHEN. DAS BONNER INSTITUT ZUR ZUKUNFT DER ARBEIT (IZA) HAT 2016 EINE STUDIE VERÖFFENTLICHT, DIE ZEIGT, DASS ETWA MENSCHEN MIT MIGRATIONSHINTERGRUND ODER AUSLÄNDISCH KLINGENDEM NAMEN STATISTISCH EINE GERINGERE CHANCE AUF EINEN
JOB HABEN ALS MENSCHEN MIT TYPISCH DEUTSCHEM NAMEN. BEKÄMPFT DIE FÖRDERUNG VON BILDUNGSGLEICHHEIT NUR EIN SYMPTOM EINES GRUNDSÄTZLICHEN PROBLEMS? Ich glaube, dass die Ausbildungsgarantie keine Bekämpfung der Ungleichheit ist. Solange es ein Sozialsystem gibt, das auf formellen Abschlüssen beruht, muss ich es allen ermöglichen, diese zu bekommen. Es gibt mehr Arbeitskräfte als gebraucht werden, schwache Gewerkschaften und einen Arbeitsmarktkampf. Damit kann sich Diskriminierung durchsetzen. Trotzdem kann es mir nicht egal sein, ob die Leute eine Ausbildung haben oder Hilfsarbeiter sind. In dem Moment, in dem keine formelle Ausbildung vorliegt, bleibt nur Hilfsarbeit.
KANN DIE JUGEND AUF DEN JUGENDPOLITIKTAGEN POLITIK MITGESTALTEN? Wenn ihnen klar ist, dass im September Wahlen sind, schon. Ich finde es gut, dass es diesen großen Raum der Auseinandersetzung hier gibt. Das hier ist auch eine Veranstaltung der sozialen Ungleichheit. Die Jugendlichen, die hier sind, sind nicht die, die keine Ausbildungsplätze bekommen. Aber das ist okay, das ist keine Kritik. Man muss sich dessen nur immer wieder bewusst werden. Wir sind hier alle, mich eingeschlossen, zu einem gewissen Grade sehr privilegiert. Wenn wir das nicht vergessen, dann können wir hier sehr gute Politik machen – für alle Jugendlichen.
Lisa Pausch 23, Passau … glaubt an die politische Jugend.
SO POLITISCH IST KUNST
ANLÄSSLICH DES MALWETTBEWERBES DER JUGENDPRESSE DEUTSCHLAND ZU DEM THEMA „WAS FORDERT IHR VON POLITIK UND GESELLSCHAFT?“ HAT SICH ANNA STIEGELER MIT ZWEI GEWINNERINNEN ÜBER IHRE KUNSTWERKE UNTERHALTEN. JEDER MENSCH GEHÖRT DAZU“ Für die Schülerin zählt in politischer Hinsicht vor allem eines: Wer etwas verändern möchte, müsse zusammenhalten. Die pro-europäische Protestbewegung „Pulse of Europe“ war für sie somit auch die ausschlaggebende Inspiration für ihr Bild. „Europa ist eine Gemeinschaft und soll dies auch in Zukunft bleiben“, findet sie. Und dafür sollten sich ihrer Meinung nach auch alle, egal ob jung oder alt, einsetzen, denn das gehe alle etwas an. Ein anderes prämiertes Werk sticht besonders heraus: Die 18-jährige Christiane Seitz Muñoz, selbst Mitglied der Jugendpresse hat, anders als die anderen Siegerinnen und Sieger, eine Fotografie eingereicht. Ihr Kunstwerk, bunte Seifenblasen vor Wohnblöcken, stellt für sie Unbeschwertheit dar. Unbeschwertheit, die es im Moment für junge Menschen zu selten gebe.
tiert als die vorherigen Generationen und haben manchmal psychische Probleme, die nicht ernst genommen werden“, sagt sie. Die Abiturientin aus Oberursel im Taunus möchte mit ihrem Bild vor allem eines: Sie wünscht sich, wahrgenommen zu werden. Mehr Mitbestimmung von Jugendlichen würde, wie sie denkt, die Angst vor zukünftigen Krisen erheblich senken. Außerdem würden sich dann viele Jugendliche eher engagieren, da sie wirklich etwas bewirken könnten. „Wenn niemand etwas macht, ändert sich nichts.“
„IN DIESEM MOMENT WAR ALLES GUT“ IST DAS KUNST ODER KANN DAS POLTIK?
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in Gesicht in Europa: Das Gemälde zeigt die Künstlerin selbst. Es soll symbolisieren, dass auch die noch so kleinen und unbedeutendsten Menschen Europas dazugehören, erklärt Lina. Die 13-Jährige interessiert sich, seit sie denken kann, für Kunst – und durch ihre Eltern in letzter Zeit auch für Politik. Aufmerksam auf den
Foto: Anna Rakhmanko
Malwettbewerb der Jugendpresse Deutschland wurde die Lübeckerin über ihre Schule. Und trotz einer anfänglichen Angst, mit den überwiegend älteren Teilnehmerinnen und Teilnehmern nicht mithalten zu können, hat sie es geschafft. Sie ist eine der Gewinnerinnen und Gewinnern des Wettbewerbs.
Das Foto, an einem Sommerabend im Jahr 2016 aufgenommen, bedeutet für die 18-Jährige viel: „Ein Moment des Glücks. Ein friedlicher Abend mit Freundinnen und Freunden. Nicht an die politischen Krisen und Unglücke der Welt zu denken.“ Denn Seitz Muñoz ist der Meinung, dass gerade ihre Generation von den Problemen der jetzigen Zeit betroffen sei. Wir werden früher mit dem Leben konfron-
Anna Stiegeler 17, Memmingen … findet es interessant, wie unterschiedlich Politik mit Kunst verknüpft werden kann.
FRUCHTFLEISCH WO FÜHLST DU DICH VERWURZELT?
Fotos: Johannes Kolb
»SAUERLAND«
»EUROPA«
»WELT«
FELIX THOMETZEK, 18, MEINERZHAGEN
MAXIMILIAN GERSTER, 18, MAINZ
LENA ADAMS, 17, KOBLENZ
DIE WURZELN IN MEINEM HEIMATORT SIND MIR WICHTIG.
MAN KANN SICH AUSTAUSCHEN UND VIELE FREUNDE KENNENLERNEN.
DAS KONZEPT VON NATIONEN HALTE ICH FÜR FRAGWÜRDIG.
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DIE #JPT17 IN ZAHLEN
WOHN TEILN
GESCHLECHT
männlich weiblich
4 VON 5 MÄNNERN UND 3 VON 5 FRAUEN KÖNNEN
ES SICH VORSTELLEN, IN DER
POLITIK
ZU ARBEITEN.
14 PROZENT DER BEFRAGTEN GABEN AN, BEREITS AUF GRUND DER
HERKUNFT ODER HAUTFARBE
DISKRIMINIERT WORDEN ZU SEIN. VON DEN BETROFFENEN FÜHLTEN SICH ABER ÜBER 90
PROZENT ZUMINDEST EHER DEUTSCH, UND JEDE BZW. JEDER ZWEITE ALS KLAR
DEUTSCH.
Grafik: Louis Kniefs, Julian Kugoth und Samuel Grösch – Wohnorte der Teilnehmenden anhand der Postleitzahlen, g
VON
NORTE DER NEHMENDEN
78 BEFRAGTEN JUGENDLICHEN VERTRAUEN 44 JUGENDLICHE DARAUF, DASS DIE
#JPT17
ERNST FORDERUNGEN DER GENOMMEN WERDEN. DAS SIND
56 %
BESUCHST DU EIN GYMNASIUM ODER 80 STUDIERST DU? 70 60
Ja
50
Nein
40 30 20 10
0
10 5 1
18 PROZENT DER TEILNEHMENDEN SIND
PEOPLE OF COLOR (POC).
87 PROZENT
VON IHNEN GEBEN AN, BEREITS
DISKRIMINIERUNG ERFAHREN ZU HABEN.
18 PROZENT DER BEFRAGTEN EMPFANDEN, DASS SIE
NICHT AUSREICHEND GELD HABEN ODER ES MANCHMAL NUR KNAPP AUSREICHT.
gekürzt auf die ersten drei Stellen, in der Deutschlandkarte markiert.
»NIEMAND WIRD RADIKAL GEBOREN«
MANUELA SCHWESIG, BUNDESMINISTERIN FÜR FAMILIE, SENIOREN, FRAUEN UND JUGEND, SPRICHT MIT JOHANNES BOOKEN ÜBER DIE BEDEUTUNG JUNGER MENSCHEN IN DER POLITIK – UND WIE SIE DIE MEINUNG DER JUGENDLICHEN VERTRETEN WILL.
HAND AUFS HERZ, FRAU SCHWESIG: WAS IST IHRE GRÖSSTE JUGENDSÜNDE? Während einer Abschlussfahrt in der zehnten Klasse rauchte ich zum ersten Mal. Nur Zigaretten, aber drei Stück hintereinander und dazu hatte ich noch ein Bier getrunken. Seitdem rauche ich nicht mehr.
IM KINDER- UND JUGENDBERICHT WIRD DIE JUGENDGERECHTE GESELLSCHAFT ERWÄHNT. WIE SIEHT DIE KONKRET AUS UND KANN DIE IMMER ÄLTER WERDENDE GESELLSCHAFT ÜBERHAUPT JUGENDGERECHT SEIN? Ich halte nichts davon, die Generationen gegeneinander aufzubringen. Viele von uns haben tolle Omas und Opas und wollen doch nicht, dass es ihnen schlecht geht. Umgekehrt ist es genauso. Wichtig ist aber, dass man der Jugend mindestens eine genauso starke Stimme gibt wie der älteren Bevölkerung. Daher gehöre ich zu denjenigen, die das Wahlalter auf mindestens 16 Jahre senken wollen.
WAS MUSS IHRER MEINUNG NACH GETAN WERDEN, DAMIT DIE JUGENDPOLITIKTAGE ERNSTGENOMMEN WERDEN UND NACHHALTIG DIE ARBEIT DER BUNDESREGIERUNG BEEINFLUSSEN KÖNNEN? Das liegt gemeinsam an uns. Wir hoffen auf gute Ergebnisse der Jugendlichen und haben deshalb dieses Projekt auf die Beine gestellt – gerade weil uns die Meinung der jungen Menschen interessiert. Es wird mein Job als Jugendministerin sein, diese Forderungen, Vorstellungen und Ideen in die Politik weiter einzubringen.
WIE WOLLEN SIE DIE RADIKALISIERUNG JUNGER MENSCHEN VORBEUGEN, INSBESONDERE IM BEREICH RELIGION UND POPULISMUS? Niemand wird radikal geboren. Das Phänomen der angeblichen Schnellradikalisierung gibt es nicht. Wir wissen, dass es Ursachen für Radikalisierung gibt. Oft betrifft es junge Leute, die vielleicht keinen guten sozialen Alltag im Freundeskreis oder in der Familie haben und womöglich in der Schule als Loser bezeichnet werden. Deshalb haben wir auch Radikalisierungsprojekte geschaffen. Wir gehen beispielsweise mit jungen Studenten in Schulen und spre-
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ZWEI MIKROS, VIELE FRAGEN: DIE DAMALIGE BUNDESJUGENDMINISTERIN MANUELA SCHWESIG IM INTERVIEW.
chen mit den dortigen Jugendlichen über entsprechende Themen und versuchen, Vorurteile abzubauen.
WIE KANN DIE POLITISCHE BILDUNG VON JUGENDLICHEN VORANGETRIEBEN WERDEN UND WELCHE ROLLE SPIELEN FÜR SIE DABEI DIE JUGENDPOLITIKTAGE?
Dieses Projekt ist für mich eine konkrete Möglichkeit, jungen Menschen die Möglichkeit zu geben, sich zu beteiligen, mit uns Politikern ins Gespräch zu kommen und die Politik zu gestalten. Am Ende hängt es allerdings von den Jugendlichen und deren aufgestellten Forderungen ab. Insofern sind die JugendPolitiktage ein tolles Mitmachangebot. Mein Credo ist: Keine Entscheidung für Jugendliche ohne Jugendliche.
Foto: Lucas Bäuml
Johannes Booken 21, Emden … spricht sich für ein Wahlrecht ab einem Alter von 16 Jahren aus.
„DEMOKRATIE LERNT MAN IN DER KITA“
CAREN MARKS IST PARLAMENTARISCHE STAATSSEKRETÄRIN IM BUNDESMINISTERIUM FÜR FAMILIE, SENIOREN, FRAUEN UND JUGEND UND ALS SOLCHE FÜR DAS THEMA JUGEND ZUSTÄNDIG. WIE ES UM DIE DEMOKRATIE IN DEUTSCHLAND STEHT UND WIE UMSETZBAR DIE FORDERUNGEN DER JUGENDLICHEN VON DEN JUGENDPOLITIKTAGEN SIND, HAT MAXIMILIAN GERHARDS GEFRAGT.
VIELE FRAGEN AN STAATSSEKRETÄRIN CAREN MARKS: MAXIMILIAN GERHARDS UND JULIA BARTHEL HAKEN NACH.
FRAU MARKS, WIE SIND SIE POLITISCH GEWORDEN? Politisch geworden bin ich so mit dreizehn, vierzehn Jahren durch die AntiAtomkraft-Bewegung und durch Engagement gegen Rechtsextremismus. Ich war schon seit der 5. Klasse Schülervertreterin und habe mich ganz aktiv in der evangelischen Kinder- und Jugendarbeit beteiligt. Diese Grunderfahrungen sind für mich auch schon Politik. Ich habe noch nie eine einzige Wahl im Leben versäumt.
WIE UND WO KÖNNEN JUGENDLICHE DENN ÜBERHAUPT DEMOKRATIE LERNEN? Demokratie lernt man durch das Leben, durch demokratische Prozesse. Demokratie sollte man in einer Kita lernen, in den Schulen, in den Berufsschulen, an der Uni, im Arbeitsleben, da wo sich Menschen gesellschaftlich ehrenamtlich engagieren. Demokratie muss erlebbar, muss erfahrbar sein und zwar immer und überall. Lebendig wird die Demokratie durch die Menschen, die sie mit Leben füllen – nicht nur im Landtag, im Bundestag oder in den Kommunalparlamenten, sondern auch im Alltag.
Die meisten Teilnehmenden bei den Jugendpolitiktagen kommen aus höheren Bildungsschichten. Wie kann man Jugendliche aus sozial schwächeren Familien ermutigen, sich zu beteiligen? Da müssen alle, die so eine Veranstaltung aufstellen, sich immer wieder selbstständig prüfen. Das ist für uns ein wichtiges Thema, wenn es darum geht, wer an Jugendfreiwilligendiensten oder Jugendaustauschprogrammen teilnimmt. Wir stellen immer wieder fest, dass wir Jugendliche mit geringeren schulischen Qualifikationen häufig nicht erreichen. Ich glaube, das hat manchmal auch etwas mit Hürden zu tun, die schon im Kindesalter aufgebaut werden. Chancengleichheit beginnt bei den Kleinsten.
ES WURDE UNS VERSPROCHEN, DASS ALLE FORDERUNGEN DER JUGENDLICHEN IM MINISTERIUM WEITERBEARBEITET WERDEN. KÖNNEN SIE UNS ERKLÄREN, WIE ES JETZT DAMIT WEITERGEHT? Wir werden uns die Ideen konkret anschauen. Ich finde es wichtig, dass wir die Ergebnisse den Kommunen, den Bürgermeistern und Bürgermeisterinnen und den Kommunalpolitikern in die Hand geben, damit sie wissen, wie viele tolle
Ideen die jungen Leute eingebracht haben. Es ist auch ganz wichtig, dass das runtergebrochen wird – da wo das Leben der Jugendlichen vor Ort ist, in den Kommunen, da wo ihr zu Hause ist. Dort muss jedenfalls die Beteiligung der Jugendlichen viel stärker werden und dafür werben wir auch bei uns im Bundesjugendministerium.
Foto: Lucas Bäuml
Das hängt ganz von den politischen Mehrheiten ab. Die unterschiedlichen Ideen werden bei den verschiedenen Parteien auf unterschiedliche Art und Weise Zustimmung oder Ablehnung erfahren. Wahlrecht ab 16 ist zurzeit mit der CDU/CSU nicht durchzusetzen. Aber auch da gibt es ja manchmal Lernprozesse.
BEI VIELEN FORDERUNGEN DER JUGENDLICHEN MUSSTEN SIE SAGEN, DASS SIE NICHTS ÄNDERN KÖNNEN, WEIL ES DER RECHTLICHE RAHMEN NICHT HERGIBT. FRUSTRIERT SIE DAS? Nein. Ich hätte mich nicht wohlgefühlt, mich zu bestimmten Themen positiv zu äußern, weil dies durch eine gewisse Unehrlichkeit Frustration schaffen würde. Es gibt bestimmte Grenzen durch die Zuständigkeit, dass ich sagen muss, das Gesetz können wir nicht schreiben, weil es in einem anderen Ministerium liegt.
WIE VIELE FORDERUNGEN DER JUGENDLICHEN, DENKEN SIE, KÖNNEN DENN REALISTISCH UMGESETZT WERDEN?
Maximilian Gerhards, 19, Neef … findet, Jugendpolitik gehört in alle Ressorts.
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(K)EIN EHRENAMT IN ZEITEN EINER FORDERNDEN GESELLSCHAFT
JUNGE MENSCHEN STEHEN UNTER DRUCK: SIE MÜSSEN HEUTE VIEL ERFAHRUNG IN MÖGLICHST WENIG ZEIT SAMMELN. DA BLEIBT EIN EHRENAMT MANCHMAL AUF DER STRECKE. VIELE JUGENDLICHE FÜHLEN SICH DAVON ÜBERFORDERT. JOHANNES BOOKEN HAT EINIGE VON IHNEN GETROFFEN.
DIE ZEIT RENNT: DA BLEIBT WENIG ZEIT FÜRS EHRENAMT.
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und 60 Prozent der 12- bis 17-Jäh- gutes und selbstbestimmtes Zeitmanage- ster Stelle, danach erst kommen Familie, rigen engagieren sich laut der Studie ment im Alltag – dazu gehören Schule, Freunde oder ein Hobby. Das Ehrenamt „Aufwachsen in Deutschland: Alltags- Ausbildung, Studium, Engagement, Fami- rückt dabei oft lediglich an die letzte Stelwelten“ des Deutschen Jugendinstituts le. „Die Momente, in denen man rein gar lie, Freizeit – ist schwieriger geworden.“ ehrenamtlich. Diese Erhebung umfasst nichts zu tun hat, sind für mich leider allerdings das Ehrenamt außerhalb der „ZEIT ZU FINDEN IST sehr wertvoll und selten geworden“, sagt Schule oder Universität. Schülerschafts-, DER HAMMER“ David Berger. Der 19-Jährige studiert derAuszubildenden-, oder Studierendenverzeit in München und merkt beinahe tägtretungen werden nicht gewertet. Enga- Das Problem mit der fehlenden Freizeit lich, dass er an seine Grenzen stößt und gement zum Beispiel im Tierschutz, in sieht Tina Brandsch-Böhm hingegen sich deshalb mehr Zeit wünscht. diversen Vereinen oder Gewerkschaften an anderer Stelle. Ihrer Meinung nach waren ausschlaggebend für die Studie. komme es nicht nur auf den Willen des „JUGENDLICHE BENÖTIGEN Viele junge Menschen wollen gerne in jeweiligen Elternhauses an. „Die Gesell- AUSZEITEN“ diesen Bereichen aktiv sein – als Aus- schaft muss unbedingt lernen, sich zu gleich zu ihrem stressigen Alltag. Doch entschleunigen“, appelliert die 20-Jährige. Doch in einer Gesellschaft, die Wert auf Sie studiert Sport, Erlebnis und Bewe- Bildung legt, mag der Wunsch nach mehr sie haben meist dasselbe Problem: zu Freiraum als nicht so erstrebenswert gelgung an der Deutschen Sporthochschule wenig Zeit. ten. „Mit 16 Jahren Abitur, vier Jahre späin Köln. „Manche Dinge benötigen ihre Der 22-jährige Johannes Karl aus Köln stellt sich seit mehreren Monaten Zeit und Druck ist dabei ganz bestimmt ter den Bachelor und mit 22 Jahren den immer häufiger die entscheidende Frage: der falsche Weg“, sagt sie. Mehrere Jah- Master in der Tasche – da bleibt keine Zeit „Kann man sich überhaupt noch Zeit für re lang habe sie sich engagiert, unter mehr für wichtige Fragen wie ‚Was bin ich und was will ich überhaupt?‘“, erklärt sich selbst nehmen?“ Nils Rusche, Mitar- anderem in der Deutschen Sportjugend beiter der Koordinierungsstelle „Handeln und im Landessportbund in Nordrhein- Referent Rusche. Jugendliche brauchen für eine jugendgerechte Gesellschaft“ und Westfalen. Auch sie spüre den Druck der genügend Zeit, um ihre Persönlichkeit zu Referent in der Arbeitsgemeinschaft Eh- Gesellschaft. „Jeder möchte einerseits En- entwickeln. Eine ihrer zentralen Aufgaben renamt der JugendPolitikTage, meint die gagement, viele Praktika und Praxisnach- besteht darin, sich mit ihrer körperlichen Antwort zu kennen. „Es hängt ganz vom weise im Lebenslauf. Andererseits aber und psychosozialen Entwicklung auseinElternhaus ab, ob und wie viel Freizeit auch ein Studium in Regelstudienzeit anderzusetzen sowie in der Gemeinschaft mit Gleichaltrigen ihren Platz zu finden. Schülerinnen und Schüler und Studie- oder schneller“, sagt die Kölnerin. Für sie rende überhaupt haben.“ Viele Kinder ist dieser Zustand „ein absoluter Graus“. Rusche appelliert deshalb an die Bundesregierung: „Jugendliche benötigen akzepmüssten den Anforderungen ihrer Eltern Denn: „Man weiß einfach nicht, was man machen soll. Gleichzeitig noch Zeit für tierte Auszeiten und mehr Raum, um sich gerecht werden. „Die Eltern erzählen Familie und Freunde zu finden, ist der entfalten und um sich ihre Umgebung anden Kindern, dass man unbedingt eine eignen und sie mitgestalten zu können.“ Hammer“, resümiert die Sportstudentin. gescheite Ausbildung haben müsse, um Doch Bildung ist in Deutschland Während der JugendPolitikTage wird erfolgreich zu sein“, erklärt Rusche. Weiterhin stellt er fest: „Jugendliche sollen deutlich, dass viele der Teilnehmenden jeweils die Angelegenheit der Bundesheute in kürzerer Zeit mehr lernen und ein Problem mit ihrem Zeitmanagement länder. Das bedeutet im Detail: 16 Debathaben. Schule oder Uni stehen an er- ten über Ganztagsschulen, Universitäten neue Herausforderungen bewältigen. Ein
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Foto: pixabay, CC-lizensiert
und andere Bildungseinrichtungen. Doch ist es machbar, gleich so viele Debatten mit einem für die Jugend zufriedenstellenden Ergebnis zu führen? „Das ist eine sehr schwierige Sache“, sagt Rusche. Das wissen auch die Teilnehmenden in der Arbeitsgemeinschaft Ehrenamt. Für einen ersten Schritt in eine bessere Zukunft fordern die jungen Menschen deshalb von der Regierung eine bundesweite einfache Strukturförderung, einen „Ehrenamtstopf“. Der soll finanzielle Mittel sammeln und an ehrenamtliche Projekte ausschütten.
Johannes Booken 21, Emden … spricht sich für ein Wahlrecht ab einem Alter von 16 Jahren aus.
DIE ROTEN ENGEL
DIE TEILNEHMENDEN VON A NACH B BRINGEN, IHNEN HELFEN, AUF ALLE FRAGEN EINE ANTWORT WISSEN: 23 EHRENAMTLICHE TEAMENDE SIND FAST RUND UM DIE UHR BEI DEN JUGENDPOLITIKTAGEN (JPT) IM EINSATZ. FABIAN SCHÄFER HAT EINE VON IHNEN BEGLEITET.
A
m Freitagabend warten neben Staatssekretärin Caren Marks auch Cola, Crêpes und Cakepops in der Eventlocation „Tube Station“ auf die Teilnehmenden der JugendPolitikTage. Die Herausforderung: Die 450 Jugendlichen müssen gleichzeitig vom JPT-Gelände am Hauptbahnhof dorthin gebracht werden. „Kennst du diese Dokus über Schwertransporte? So wird das“, sagt Johanna Heegermann. Kaum ausgesprochen, muss sie über den Vergleich selbst lachen. Die 20-Jährige ist als Teilnehmendenbetreuerin (TNB) dafür verantwortlich, die Leute zu den richtigen Orten zu schleusen. Eine Viertelstunde, bevor es losgehen soll, treffen sich alle Teamenden für ein letztes Briefing. Es wird entschieden, wer die Gruppe führt und wer an ihrem Ende läuft. Ganz spontan ändern sie die Route: Statt die mehr als zwei Kilometer zu laufen, nehmen sie bis zum Brandenburger Tor die U-Bahn. „Ich bin an dem Tag schon 20 000 Schritte gegangen“, erzählt Johanna. „Und auch manche Teilnehmenden haben gesagt, dass sie nicht mehr laufen können.“ Da fiel die Entscheidung für die U-Bahn nicht schwer. Johanna engagiert sich seit September bei der Jungen Presse Hamburg. Sie hat beim Hamburger SchülerzeitungsKongress geholfen und wurde zum Finanzvorstand gewählt. So hat sie auch von den JugendPolitikTagen gehört: Als Delegierte hat sie an der JugendpresseMitgliederversammlung teilgenommen und erfahren, dass Betreuerinnen und Betreuer für die Veranstaltung gebraucht werden. Da hat sie nicht lange gezögert. „Es macht mir einfach Spaß, mit dieser Aufgabe dabei zu sein.“
Listen. Und die Dispo, eine ausgedruckte Excel-Tabelle, die minutiös und in sehr kleiner Schrift und bunten Farben jeden Punkt auflistet, an dem die Teamenden gebraucht werden. Dazu kommen noch die spontanen und unvorhersehbaren Einsätze. Am ersten Tag ist ein Koffer verloren gegangen, da hat Johanna beim Suchen geholfen. Dann wurde eine Teilnehmende krank, weshalb sie vom Zehner- in ein Zweier-Zimmer umgezogen ist. Auch da war Johanna zur Stelle. „Es sind die kleinen und großen Wehwehchen, für die wir zuständig sind.“ Dann springt sie mitten im Gespräch auf und sagt ein paar rauchenden Teilnehmenden, dass sie hier nicht rauchen dürfen. „Ich bin zwar kleiner als die, aber da muss ich eben mit Autorität und Bestimmtheit auftreten“, sagt sie, als sie zurück ist. Mit Erfolg: Die Rauchenden gehen in den dafür vorgesehenen Bereich. Es komme auf klare und einfache Botschaften an, erklärt sie. Nur so können alle 23 ehrenamtlichen Teilnehmenden-Betreuerinnen und -Betreuer geschlossen und souverän auftreten. „Das ist wie das Corporate Design einer Firma“, sagt die 20-Jährige, die im August eine Ausbildung beim NDR in Hamburg zur Mediengestalterin Bild und Ton beginnt. „Das schweißt auch zusammen. Und am Ende sind wir alle froh, wenn die Teilnehmenden glücklich und zufrieden wieder nach Hause fahren.“
GEGEN KURZE NÄCHTE HILFT NUR KOFFEIN Nach dem Briefing steht fest, dass Johanna ganz hinten läuft, damit niemand verloren geht. Für den Weg sind zehn Betreuerinnen und Betreuer eingeplant, drei von ihnen übernehmen die Führung an der Spitze. Ihr Erkennungszeichen: das dunkelrote T-Shirt. Sie stehen auf großen Steinquadern vor dem Hauptbahnhof und treiben die Leute zusammen. Der DA KANN DIESER GELBE AUTOMOBILCLUB EINPACKEN: EIN ROTER JPT-ENGEL Foto: Charles Lother Washingtonplatz füllt sich schnell. „Alle nach links“, rufen die drei abwechselnd, „Es lief echt gut“, sagt Johanna am TEAMENDE SIND WIE EIN doch so wirklich wollen die Teilneh- nächsten Morgen zurück auf dem JPTCORPORATE DESIGN menden nicht hören. Da hilft nur eins: Gelände. Sie hat nur fünf Stunden geMittel- und Ringfinger an den Daumen schlafen, die Nacht davor sogar noch Ob sie dafür Zeit hat, muss sie zuerst in ihrer Dispo schauen. Dafür holt sie einen pressen, Zeige- und kleiner Finger nach eine Stunde weniger. Trotzdem ist sie oben. Der Schweigefuchs. Und tatsächlich wach und aufgedreht. Ihr Geheimnis: dunkelgrünen Schnellhefter aus ihrer Takehrt Ruhe ein. „Los geht’s“, lautet die Energydrinks, Kaffee, Gummibärchen sche, der ihr ständiger Begleiter während klare Ansage. 450 Jugendliche und junge mit Koffein. „Und vielleicht später ein der JugendPolitikTage ist. Darin finden sich allerlei Anfahrtspläne, Karten und Erwachsene stürmen den Hauptbahnhof. Power Nap.“
Fabian Schäfer 23, Köln … möchte auf keinen Fall mit den Teamenden tauschen.
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DEB AT T E
WAHLRECHT AB GEBURT?
VIELE JUGENDLICHE WOLLEN UNABHÄNGIG VOM ALTER DIE ABGEORDNETEN WÄHLEN, DIE ÜBER IHRE ZUKUNFT ENTSCHEIDEN. MANCHE FORDERN DESHALB EIN WAHLRECHT AB DER GEBURT. IST DAS SINNVOLL? LEONIE DÜNGEFELD UND MAXIMILIAN GERHARDS BEZIEHEN STELLUNG.
EIN WAHLRECHT FÜR ALLE: QUENGELN IN DER WAHLKABINE?
PRO
Wahlrecht ab der Geburt, ein schlechter Aprilscherz? Säuglinge krabbeln zur Wahlurne? Nein. Natürlich sollen demnächst keine Erstklässlerinnen und Erstklässler über Steuerreformen mitentscheiden und keine Achtjährigen die Große Koalition abwählen. Jedoch soll jeder Mensch über Politik, die sein eigenes Leben und Umfeld beeinflusst, mitentscheiden dürfen. Universelles Wahlrecht heißt, auch jungen Menschen die Chance zur Mitbestimmung zu geben. „Ich bin eine starke Verfechterin davon, das Wahlalter zu senken“, verkündete die Familienministerin Manuela Schwesig auf den JugendPolitikTagen Anfang Mai. „Im Parlament sprechen wir über so viele Themen, die Kinder und Jugendliche betreffen, also warum sollen sie nicht mitreden können?“ Die Debatte um ein Wahlrecht auch unter 16 Jahren finde sie sehr spannend, betonte sie, habe sich aber noch keine feste Meinung gebildet. Das sollte sie schnell tun. 13 Millionen Kinder und Jugendliche leben derzeit in Deutschland. Das ist mehr als ein Sechstel der Bevölkerung. Ein Sechstel der Bevölkerung, über deren Bildung, Ausbildung und Freizeit andauernd in der Politik entschieden wird, die aber nicht mitentscheiden dürfen. Ein Sechstel der Bevölkerung, deren Interessen deshalb nicht berücksichtigt werden. Das ist nicht demokratisch. „Diese Diskriminierung müssen wir beenden“, schreibt Juso-Vorsitzende Johanna Uekermann in einem Gastbeitrag für die Tageszeitung Neues Deutschland. Im Gegensatz zum Deutschen Familienverband sagt sie: „Bei einem Wahlrecht ab der Geburt sollen allerdings nicht die Eltern für ihre Kinder wählen dürfen. Das sei nicht im Sinne der Selbstbestimmung von Kindern und Jugendlichen“. Das Wahlrecht ab der Geburt ermöglicht jedem Menschen, der sich dazu bereit fühlt, sich für eine Wahl zu registrieren und an ihr teilzunehmen. Warum sollte ein Kind, das sich für eine Geschwindigkeitsbegrenzung in seiner Straße einsetzen möchte, nicht wählen dürfen? Oder ein Kind, das
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Foto: Anna Rakhmanko
CONTRA
Ein Wahlrecht, für mehr Tier- und Umweltschutz eintritt? das von GeWarum haben bei Bildungsreformen die Meinungen der Schüler und Schülerinnen burt an gilt – klingt zunächst nach einer gukeinerlei Gewicht? Kinder und Jugendliche ten Idee, um der Stimme von Kindern und seien noch nicht reif und reflektiert genug, Jugendlichen in der Politik mehr Gewicht würden viel zu sehr von den politischen zu geben und das Problem einer zwangsMeinungen der Eltern beeinflusst, ist eines weise willkürlich festgelegten Altersgrenze der Gegenargumente. Das entspricht wahr- zu umgehen. Dem entgegen sprechen jescheinlich der Wahrheit. Doch muss man doch verfassungsrechtliche und praktische bedenken, dass Kinder in vielen Lebens- Bedenken. Das Wahlrecht besitzt eine herausrabereichen finanziell, religiös und kulturell unter dem direkten Einfluss ihrer Eltern ste- gende Bedeutung. Das Grundgesetz besagt: „Alle Staatsgewalt geht vom Volke aus.“ Mit hen. Dies ist kaum zu verhindern. Politik geht alle in der Gesellschaft an, ihrer Stimme üben Bürgerinnen und Bürger weil sie eben alle beeinflusst. Deshalb diese Staatsgewalt aus, sie nehmen Einfluss sollte jeder Mensch, der sich dazu bereit auf das politische Geschehen. Wahlen sind fühlt, wählen gehen können. Ob das mit die Basis von jeder Demokratie. Mit dem sechs, zehn oder zwanzig Jahren ist, sei Wahlrecht sollte man nicht leichtfertig umihm selbst überlassen. Vor einer solchen gehen. Wählen darf, wer das 18. LebensReform müsste sich im Bildungssystem na- jahr vollendet hat, auch das schreibt das türlich einiges ändern. In der Schule muss Grundgesetz vor. Zudem legt es die PrinPolitik schon früher eine Rolle spielen. Je- zipien der allgemeinen, unmittelbaren, freimand, der wählen geht, sollte wissen, wie en, gleichen und geheimen Wahl fest. Eine das funktioniert. Egal, wie alt er oder sie ist. Ausübung des Wahlrechts durch Dritte wird Dazu ist abzuwägen, auf welcher Ebene ein ausgeschlossen. Beginn des unbegrenzten Wahlrechts am sinnvollsten wäre. Viele Entscheidungen, ELTERN WÄHLEN FÜR IHRE die Kinder und Jugendliche direkt betreffen, KINDER zum Beispiel in der Bildungspolitik, werden auf Kommunal- und Länderebene verhan- Der Deutsche Familienverband fordert in delt. Was die Bundestagswahlen betrifft, seiner Kampagne „Nur wer wählt, zählt“ wäre es schon einmal ein richtiger Schritt, aktuell ein Familienwahlrecht. Eltern das Wahlalter auf 16 herabzusetzen. SPD sollen stellvertretend für ihre Kinder bis und Grüne gehen mit dieser Forderung in zu einem bestimmten Alter wählen dürden Wahlkampf, auch die Linke verlangt fen – im Sinne des Kindes. Das verstieße danach. Zeit, dass sich auch die übrigen jedoch gegen den Grundsatz der freien Wahl. Die Kinder träfen ihre Wahlentüberzeugen. scheidung nicht selbst. Eine solche Aufteilung würde zu einer ungleichen Machtverteilung in der Gesellschaft führen. Nicht der Einfluss junger Leonie Düngefeld Menschen in der Politik würde gestärkt, 25, Berlin sondern der junger Eltern. Frauen bekommen ihre Kinder in Deutschland im Schnitt … konnte in im Alter von 29 bis 34 Jahren. Das heißt, ihrem Heimatland Niedersachsen bereits eine ältere Generation würde mehr Stimmmit 16 wählen. gewalt bekommen, nicht die jüngere. Die Selbstbestimmung der Kinder würde nicht gestärkt, sondern geschwächt.
Viele rechtliche Fragen sind zudem offen: Wie wird das Wahlrecht aufgeteilt, wenn sich die Eltern scheiden lassen? Ein Viertel Wahlrecht für Eltern und Stiefeltern, wie ein Kuchen, den man verteilt? Was passiert, wenn die Eltern umkommen? Wie ist das bei minderjährigen Eltern? Ab welchem Alter dürfen Kinder selbst ihr Wahlrecht ausüben? Hier wäre nebenbei bemerkt doch wieder eine willkürliche Altersgrenze zu ziehen.
JUGENDLICHE SOLLEN SICH REGISTRIEREN Johanna Uekermann, Bundesvorsitzende der Jungen Sozialdemokraten, schlägt vor, alle Jugendliche unter 18 Jahren sollten wählen dürfen, wenn sie sich registrieren. Diese Idee erscheint nicht ganz durchdacht: Wie soll ausgeschlossen werden, dass Eltern ihre Kinder massiv in ihrer Wahlentscheidung beeinflussen? Wahlberechtigte erhalten bei Bundestagswahlen im Voraus der Wahl eine amtliche Wahlbenachrichtigung per Post. Warum sollten sich Minderjährige aktiv mit einer Registrierung für ihr Wahlrecht einsetzen müssen? Es ist gut, wenn sich junge Menschen für Politik interessieren. Es ist noch besser, wenn sie aktiv Politik gestalten wollen. Hierzu sind jedoch keine Wahlen notwendig. Auch in Jugendparlamenten, Jugendorganisationen oder bei Demonstrationen können sich Jugendliche unter 18 Jahren für ihre Interessen einsetzen.
Maximilian Gerhards, 19, Neef … ist auch von Walen begeistert.
DAS PRIVILEG DER „BILDUNGSELITE“
IST ES WAHR, DASS NUR TYPISCH PRIVILEGIERTE GYMNASIASTINNEN UND GYMNASIASTEN VERANSTALTUNGEN WIE DIE JUGENDPOLITIKTAGE BESUCHEN? ANNA STIEGELER HAT SICH UMGESCHAUT.
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uf den ersten Blick wirken die Jugendlichen auf den JugendPolitikTagen 2017 wie eine gut gemischte Gruppe. Teilnehmende, zusammengewürfelt aus ganz Deutschland mit den verschiedensten kulturellen Hintergründen und alle mit einer ganz individuellen Geschichte. Fragt man jedoch genauer nach, stellt sich heraus, dass fast alle der meist politisch engagierten Jugendlichen eine Gemeinsamkeit haben. Der Großteil der jungen Erwachsenen besucht ein Gymnasium oder studiert.
DIE SCHULD DES SCHULSYSTEMS? In vielen Fällen haben diejenigen, die zwölf oder dreizehn Jahre die Schule besuchen, ein anderes Bild auf politische Themen als diejenigen, die nach neun Jahren anfangen zu arbeiten. Allein der Lehrplan der unterschiedlichen Schulsysteme weist oft so große Differenzen auf, dass man niemandem, außer vielleicht dem jeweiligen Kultusministerium, verübeln kann, dass größtenteils Menschen der oberen Bildungsschicht jene Veranstaltungen besuchen. Der Kontakt zu politisch orientierten Events kommt so auch
meistens nur bei Jugendlichen an, die darauf aufmerksam gemacht werden. Und laut einigen befragten Teilnehmenden der JPT17, fehlt an Mittel- oder Realschulen die Förderung durch die Lehrerinnen und Lehrer. Sollte also das Schulsystem geändert werden um mit der Politik eine allgemeinere Zielgruppe anzusprechen? Nein, sollte es nicht.
GESELLSCHAFTLICHES UMDENKEN? MÜHSAM. Viel effektiver wäre es, wenn die Gesellschaft etwas an der momentanen Ausstrahlung des Begriffes Politik ändern würde. Denn sind wir mal ehrlich, eine Kombination aus „Jugend“ und „Politik“ wirft in vielen Köpfen das Bild eines Einser-Abiturienten auf, der mit Hemd und Brille zuhört und wie eine streng aussehende Person in Anzug monoton etwas über Steuererhöhung erzählt. Wirklich ansprechend wirkt das nicht. Die Gesellschaft sollte also das „Politik-Ding“ besser darstellen. Damit auch Personen, gerade die der jüngeren Generationen, ein Gefühl der Zugehörigkeit vermittelt bekommen. Im Sinne von „Hey, der ist wie ich. Der versteht mich. Da mach ich mit!“
Vielleicht sollte man sich sogar ein kleines Beispiel an der amerikanischen Gesellschaft in Bezug auf den Umgang mit der Politik nehmen. Dass wir einen Unternehmer mit fragwürdigen Ansichten als Bundeskanzler wählen sollten, ist damit nicht gemeint. Vielmehr sollte man kritisieren, dass unsere Parteien, anders als in den USA, fast immer nur strenge Anzugträger und Anzugträgerinnen als Aushängeschilder vorzeigen. Ein Anfang wäre es auch, wenn die deutschen Medien lockerer mit den hohen Tieren der Ministerien umgehen würden und sich auch einmal einen Spaß erlauben. Auch die Tatsache, dass über 90% der Abgeordneten einen akademischen Hintergrund besitzen, wirkt dem Ziel entgegen, ein allgemeineres Abbild der Gesellschaft in politischen Organisationen aufzubauen. Wenn man sich also in diesen Punkten ein bisschen an Amerika anpassen würde, könnte der Begriff „Politik“ auch andere Menschen erreichen. Menschen, die keine privilegierten Akademikerinnen und Akademiker sind. Menschen, die bisher der Ansicht sind, dass „einfache“ Leute wie sie keine Veränderungen bewirken können und auch
nicht in ehrenamtliche Organisationen passen würden. Dann könnten vermutlich Veranstaltungen wie die JugendPolitikTage 2017 auch ein gemischteres Bild der „Generation Y“ aufweisen und die vertretenen Meinungen würden nicht nur die Ansichten der typischen, privilegierten Gymnasiasten und Gymnasiastinnen widerspiegeln.
Anna Stiegeler 17, Memmingen … wünscht sich ein cooleres Image für den Begriff „JugendPolitik“.
WAS WÜNSCHT SICH DIE JUGEND VON DEN REGIERENDEN?
ZUM ABSCHLUSS DER JUGENDPOLITIKTAGE 2017 (JPT) ÜBERGABEN DIE TEILNEHMENDEN DER PARLAMENTARISCHEN STAATSSEKRETÄRIN CAREN MARKS EINEN UMFANGREICHEN FORDERUNGSKATALOG. DIE ERGEBNISSE FASST JOHANNES KÜHLE ZUSAMMEN.
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ls im Festzelt das Wahlrecht ab 16 beiterinnen beschäftigt werden. WeiterJahren vorgestellt wurde, stieg der hin drängen die Jugendlichen auf eine Lärmpegel unter den Jugendlichen deut- Vereinheitlichung der je nach Bundesland lich an – diese Forderung schien den variierenden Schulsysteme. Teilnehmenden der JPT ein besonderes Ein dritter Themenschwerpunkt ist Anliegen zu sein. Sie möchten sich außer- die politische Bildung. Die vier Säulen dem in „Proberäumen für Gesellschaft“ „ausführlich, neutral, differenziert und kreativ entfalten können. Das Konzept umfassend“ sollen eine Qualitätssteigeeiner jugendfreundlichen App mit dem rung bewirken, vor allem im Rahmen Arbeitstitel „PolitUnity“ soll in zwei ge- eines Politikunterrichts. Diese Säulen trennten Feeds objektive Informationen wollen die Jugendlichen in allen Bundesund personifizierte Einschätzungen über ländern ab Klasse 5 verpflichtend einfühpolitische Ereignisse liefern. ren. Zur Vorbeugung von Populismus und Extremismus fordern sie, „Hate Speech“ in sozialen Netzwerken unter Strafe zu HANDLUNGSBEDARF IM stellen. SCHULWESEN Ein weiterer Wunsch ist die EinDie Teilnehmenden sehen auch im Schul- richtung eines bundesweiten „Ehrenwesen großen Handlungsbedarf: Unab- amtstopfes“, der finanzielle Mittel samhängig von ihrer Leistungsfähigkeit sollen melt und an ehrenamtliche Projekte alle Schülerinnen und Schüler bis zur 10. ausschütten soll. Natürlich behandelt die Klasse in einem gemeinsamen Unterricht Diskussion auch die vorerst gescheiterte an Regelschulen lernen. Außerdem sollen Initiative der EU-Kommission, europaüberall Schulsozialarbeiter und -sozialar- weite Interrail-Tickets zum 18. Geburts-
tag zu verschenken. Wenigstens für die deutschen Jugendlichen solle die Bundesregierung Interrail-Ticket ermöglichen, fordern die JPT-Teilnehmenden. Darüber hinaus müsse der öffentliche Nahverkehr auf dem Land verbessert werden.
WAS PASSIERT MIT DEN FORDERUNGEN? Die Idee des Wahlrechts ab 16 habe die SPD bereits in Verhandlungen mit dem Koalitionspartner CDU eingebracht, bekräftigt die parlamentarische Staatssekretärin im Familienministerium Caren Marks. Auch die Forderungen nach besserer politischer Bildung zur Prävention von Populismus und „Hate Speech“ unterstütze sie. Bei der Schulpolitik dämpft die Politikerin den Reformwillen der Jugendlichen, denn sie meint, das liege in der Hand der Länder. Die Teilnehmenden der JPT dürfen aber darauf hoffen, dass ihr Forderungsprogramm auch außerhalb des zuständi-
gen Bundesministeriums Wirkung entfaltet. Marks versprach, auch auf Landes- und Kommunalebene die Ergebnisse der JPT17 publik zu machen. Wenn die Anliegen dort Gehör finden und umgesetzt würden, wo sie an die unmittelbaren Entscheidungstragenden im Umfeld der Jugendlichen gelangen, dann könnte das ein durchaus beachtenswerter Erfolg für die Jugendlichen sein.
Johannes Kühle 18, Paderborn … findet den Idealismus seiner engagierten Altersgenossen manchmal sehr naiv und meistens sehr sympathisch.
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EINE STUDIE IN ORANGE – WAS GESCHAH HINTER DEN KULISSEN?
LEYLA UZUN HAT SICH IN DIE WELT DER TEILNEHMENDEN BEGEBEN, UM HERAUSZUFINDEN, WIE BEI DEN JUGENDPOLITIKTAGEN (JPT) FORDERUNGEN DER JUGENDLICHEN AN DIE BUNDESREGIERUNG ENTWICKELT WURDEN.
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reitagvormittag, Berlin Hauptbahnhof: Menschen laufen hektisch über die Gänge, sie müssen ihren Zug erwischen. Dazwischen wuseln große Gruppen von jungen Leuten umher, die alle ein weißes Band mit Teilnahmeausweis tragen. Was geht da vor? Die Teilnehmenden der JugendPolitikTage warten darauf, zu ihren Themenwerkstätten geführt zu werden. Die Arbeitsgruppe 7 „Gleiche Chancen für alle?“ ist untergebracht in Arbeitsräumen nahe des Brandenburger Tors. Dort angekommen, packen die 23 Teilnehmenden ihre Schreibblöcke und Stifte aus und blicken gespannt die zwei Referenten vor der Leinwand an. Was wird heute auf sie zukommen?
EIN BISSCHEN INPUT, EIN BISSCHEN DISKUSSION… Begriffe wie „kompetenzorientierte Benotung“ werden thematisiert. „Chancengleichheit“ wird „Chancengerechtigkeit“ gegenübergestellt. Die Fragerunde ist eröffnet: Wenn ungleicher sozialer Status in der Schule ungleiche Chancen bedeutet, wieso wird keine gerechte Startsituation in der Grundschule geschaffen? Die Teilnehmenden können sich nach der halbstündigen Präsentation allerdings nur kurz besprechen. Nach dieser ersten AG-Phase wird beim Gespräch mit den Teilnehmenden anderer Arbeitsgemeinschaften erstaunt die Stirn gerunzelt. Ihr habt nichts selbst besprechen können? Ihr anderen habt ausschließlich diskutiert? Es wird deutlich: Alle sind hier aus Interesse und mit dem Willen gekommen, etwas zu bewirken.
ANDERE ARBEITSGEMEINSCHAFTEN Laut dem 15. Kinder- und Jugendbericht (15. KJB), der von einem Expertinnenund Experten-Gremium im Auftrag des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ) erstellt wurde, sind 15- bis 25-Jährige mit „elf Prozent [...] eine gesellschaftliche Minderheit“ in Deutschland. Das ist den Teilnehmenden der JPT17 bewusst. „Vorschläge und Anträge von uns werden regelmäßig abgelehnt“, meint Luiza, eine 19-Jährige Teilnehmerin aus Nürnberg. Sie habe sich schon oft für die Belange ihrer Schülerschaft eingesetzt. Um sie herum wird bei dieser Aussage kräftig genickt. Viele hatten ähnliche Erfahrungen als Landesjugendvertreter und -vertreterinnen, in Stadträten oder als junge Mitglieder in einer Partei. Deshalb erhoffen sie sich von den JugendPolitikTagen mehr konkrete Ideen für kommunale Initiativen oder Jugendausschüsse.
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JA, SIE WOLLEN: DIE FINALE ABSTIMMUNG ÜBER DIE FORDERUNGEN.
Mit diesem Hintergedanken im Kopf wird am Samstag auch ausgiebig von realisierbaren Forderungen gesprochen. Die zwei Überthemen in AG7 sind Schul- und frühkindliche Bildung. Nachdem alle ihre Ideen vorgetragen haben, stimmen sie darüber ab. Meist gibt es Detailfragen. Es entbrennt schnell wieder ein Wortgefecht. Die 19-jährige Nadia findet, das Bildungssystem werde teilweise zu oberflächlich kritisiert. Die Forderungen „beziehen sich weniger auf ein Gesamtbild, sondern auf einzelne gute Aspekte wie die Einführung von mehr Sozialarbeitsstellen an Schulen“. Interessant ist das Wahlsystem, was sich offenbar von AG zu AG unterscheidet. In AG7 können die Teilnehmenden drei Punkte auf die Forderungen verteilen, die sie am besten fanden.
WIEVIEL ZEIT BLEIBT DER JUGEND? Am Sonntagvormittag beschäftigt die Teilnehmenden eher die Frage, ob ein AG-Thema mehr als ein anderes zählen darf. Die „Ungleichheit & Bildungsgerechtigkeit“-Werkstatt kann sich auf die Forderung „kostenlose Bildung für alle“ einigen. Die Forderung
nach einem bundesweiten Schulsystem finden manche zu unerreichbar, zu groß. Sofort schießt eine Gegenfrage durch den Raum: Warum sollten wir denn nicht groß denken? Es bleibt wie schon am Vortag zu wenig Zeit, sich tiefer mit dieser Frage zu befassen. Die Moderatorinnen und Moderatoren wirken besorgt, keine Forderung festlegen zu können. Nach ihrem Wissensstand würde aber jeder protokollierte Vorschlag dem BMFSFJ übergeben. Schließlich durchläuft das Plenum gehetzt mehrere Formen der Wahlsysteme der JPT und packt so viel Inhalt in die drei Kernforderungen wie möglich.
Foto: Lucas Bäuml
in den kurzen Präsentationen, die komplexen Probleme von Schulpolitik aufzugreifen und Lösungswege zu verlangen. Jede Verkündung der Forderungen von AGs wird ergänzt durch begeisterte Teilnehmende. Die Präsentierenden haben Plakate aufgestellt oder tragen ihre Ziele im Stil eines Poetry Slams vor. Es gibt ungestümen Applaus von den jungen Menschen im Publikum. Darin schwingt Entschlossenheit mit. Gleichzeitig gibt es ein Wort, das in den letzten drei Tagen häufig zu hören war: vielleicht. Vielleicht wird das was.
HOFFENTLICH KEIN ENDSPURT Zurück in den Zelten beim Washingtonplatz treten zwei Personen pro AG auf die Bühne. Sie haben zwei Minuten, ihre Positionen vorzustellen und ihre Rechte als Jugendliche einzufordern. Dann dürfen zwei Teilnehmende aus der jeweiligen Themenwerkstatt für zehn Minuten mit Frau Marks besprechen, wie ihre Forderungen umgesetzt werden könnten. Die Themenwerkstatt „Ungleichheit & Gerechtigkeit“ lässt sich nicht beirren. Ihre Vertreterinnen und Vertreter versuchen
Leyla Uzun 19, München … konnte wegen Recherchen nicht immer bei Redaktionstreffen dabei sein, dafür aber viel in Berlin unterwegs.
F R I S CH , F R UC HTIG, S E L BS TGE P R ES S T – M IT M ACHEN @PO LIT IK O RAN G E.DE
I MPR ESSUM Diese Ausgabe von politikorange entstand während der JugendPolitikTage 2017, einem Projekt des BMFSFJ und der Jugendpresse Deutschland, vom 4. bis zum 7. Mai in Berlin. Herausgeber und Redaktion: politikorange c/o Jugendpresse Deutschland e.V., Alt-Moabit 89, 10559 Berlin, www.politikorange.de
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rintmagazine, Blog und Videos: politikorange erreicht sein Publikum über viele Kanäle und steht neuen We- gen offen gegenüber. Junge, kreative Köpfe berichten in wechselnden Redaktionsteams aus einer frischen Perspektive. Ob aktuelle Themen aus Politik und Gesellschaft oder die kritische Begleitung von Veranstaltungen – politikorange ist mittendrin.
POLITIKORANGE – DAS MULTIMEDIUM politikorange wurde 2002 als Veranstaltungszeitung ins Leben gerufen. Rund 130 Ausgaben wurden seither produziert. Seit Anfang an gehören Kongresse, Festivals, Parteitage und viele weitere Events zum Programm. 2004 kamen Themenhefte hinzu, die aktuelle Fragen aus einer jugendlichen Sichtweise betrachten. 2009 nahm politikorange Video und Blog ins Portfolio auf und präsentiert spannende Beiträge unter den Labels politikorange TV und blog.politikorange.de.
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