K u lt u r &   Kritik
Reichtum Formkrise Luxus Reisen Coolonialismus
Heft 5 Herbst 2014
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T o p o f t h e W o r l d # 3 , 2010 Š Christian Kryl
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POP . K u l t u r u n d K r i t i k Heft 5 Herbst 2014
www.pop-zeitschrift.de
POP . K u l t u r u n d K r i t i k Heft 5 Her bst 2014
INh a lt RUBRI K EN : Z u r Z e i t , E s s a y s u n d Forschungsbeiträge
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Zur Zeit Urs Stäheli / Annika Stähle Infrastrukturen des Tourismus
S. 10 Regine Buschauer Autos un d In for mation
S. 19 Lars Koch »Real Humans« – Überbietung des Menschen S. 24
Tom Holert I de ntitär es R ausch e n. Playlists des Populismus
S. 35
Christian Huck Luxus für alle! Die Leggings-Revolution
S. 40 Simon Bieling Arbeiten lassen. Handwerksmythen der Luxuswerbung
S. 46 Dietmar Kammerer Werbe-Stil
S. 52 Ole Petras Spiele-Apps
S. 57 Theo Röhle G am ification
S. 61 Aram Lintzel (M ix-)Tapes – di e ewig e Le i e r
S. 65 Mascha Jacobs » Th e r e i s n o s u c h t h i n g a s r e p e t i t i o n « . Sturtevant 1929 -2014
S. 70 Sonja Eismann Wer sind die Crowd-Reporter? Die R e pr äs e ntation s fr ag e
S. 77 Moritz Baßler / Heinz Drügh S u p e r W i r k l i c hk e i t
S. 81 Moritz Baßler / Christoph Rauen Diedrich Diederichsen – »Über Pop-Musik«
S. 87
ESSAYS Thomas Hecken R e i c h t u m u n d P o p k u lt u r
S. 98 Wolfgang Ullrich Bes itz e n statt r e z i pi e r e n. W i e d i e Ik o n o g r a f i e z e i t g e n ö s s i s c h e r Kunstsammler die Ideale moderner Kunst revidiert
S. 121 Diedrich Diederichsen Konzeptuelle Musik,konzeptuelle Popmusik
S. 130
FO r SC H UNGS BEITR ä G e Niels Werber F o r m k r i s e u n d K u lt u r k r i t i k . K a r l H e i n z B o h r e r u n d Ch r i s t i a n K r a c h t
S. 140 Konstantin Butz ›Coolonialismus‹. W i e d a s Sk a t e b o a r d n a c h Schleswig-Holstein kam
S. 162
Hinweis zu den Autorinnen und Autoren
S. 177 Impressum
S. 179
Consumption & Consequence
226 × 163 × 33 cm, Mixed media, Private collection, 2006 © James Hopkins
www.jameshopkinsworks.com
Collage, 2014 Š Shahin Zarinbal
SEITE 8 – 95
Zur Zeit Welche Ereignisse der letzten Zeit lohnen einen Rückblick? Was verdient eine kritische Zusammenfassung? Welche Analysen oder Kommentare zählen nicht zum Konsens der aktuellen Berichterstattung? Feste Autorinnen und Autoren geben darauf Antworten, in jedem Heft in den Bereichen Musik, Mode, Politik, Presse, Kunst, Internet, Multimedia, Technologie, Ökonomie, TV, Film, Marketing, Literatur. Die Artikel dieser Ausgabe wurden von Mai bis Juli 2014 geschrieben.
Ök o n o m i e
Infrastrukt u re n Touris mu s
d e s
Urs Stäheli / Annika Stähle
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L
ange Zeit wurde das Faszinosum des Tourismus mit Modellen erklärt, die den klassischen Paradigmen der Cultural Studies nahestanden: Die außeralltäglichen Erfahrungen – die sensationellen Highlights – interessierten besonders. Sie ließen sich als Spektakel des Sightseeings, als Attraktionen entziffern und mit semiotischen Mitteln decodieren. Der touristische Blick mit seiner Sehnsucht nach Authentizität geriet in den Mittelpunkt des Interesses (etwa bei John Urry und Dean MacCannell). Der Tourist wurde primär als sehendes Subjekt gefasst, das begierig eine Sensation durch die nächste ersetzen will und dadurch in eine tragische Steigerungsspirale gerät; ein Subjekt, das nach exotischen Bildern dürstet, um der eigenen Alltagstristesse zu entkommen. Die übliche Kritik an der Populärkultur und jene am Tourismus benutzen erstaunlich ähnliche Topoi: In beiden Bereichen wird der Eskapismus bedauert, werden die Akteure als kulturell ahnungslose, passive KonsumentInnen kritisiert, welche die Inszenierungen der Kultur- und Tourismusindustrie kaum durchschauen können und wollen. Diese Kritiken mögen alltagskulturell immer noch recht lebendig sein; glücklicherweise hat sich die Forschung aber zunehmend von solch einfachen Schablonen gelöst. Auch wenn inzwischen der Tourist als aktives Subjekt gesehen wird, wird der Kern der touristischen Erfahrungen aber auch heute noch als die außeralltägliche, visuelle Erfahrung gefasst. Zu sehr verbleibt das Denken über Tourismus im Korsett einfacher Kommunikationsmodelle gefangen: Der Tourist decodiert – möglicherweise sogar ›subversiv‹ – die Sehenswürdigkeiten (nicht unähnlich POP. Kultur und Kritik ◆ Heft 5 Herbst 2014 ◆ S . 10–18 ◆ © transcript
der Decodierung von Spielfilmen); er erscheint immer noch primär als ein sehendes und sinngenerierendes Subjekt. Man mag dann mit dem bewährten, aber inzwischen auch etwas faden begrifflichen Besteck der Cultural Studies ideologiekritisch auf machtvolle Verzerrungen hinweisen; etwa darauf, dass durch Exotisierung der Fremde zum Objekt eines westlichen Blicks gemacht wird; darauf, dass die touristischen Inszenierungen geschlechtsspezifische Klischees weitertransportieren etc. Solche Analysen haben gewiss ihre Berechtigung, sie verpassen aber gerade jene Erfahrungen, die sich nicht auf Repräsentationsprozesse reduzieren lassen. Wie aber ließe sich ein anderes Verständnis von touristischen Praktiken entwickeln? Wenden wir uns den AkteurInnen selbst zu. Vor kurzem hat eine/r der AutorInnen im Flugzeug das Gespräch zweier Männer über ihre letzte Urlaubsreise mitgehört. Die beiden haben nichts von den Sehenswürdigkeiten erzählt, die sie sich angeschaut haben. Umso ausführlicher wurde aber mit vielen Details von der Verspätung des Fluges in den Urlaub erzählt, von den Anschlussproblemen, die daraus entstanden sind, und wie all die logistischen Schwierigkeiten schließlich doch glücklich überwunden werden konnten. In dem kleinen Narrativ mit Happy End ging es buchstäblich ums Touren – also jener Praxis, die dem Touristen seinen Namen gegeben hat. Man mag selbst ein kleines Experiment durchführen und Freunde nach ihrem Urlaub fragen: Mit großer Wahrscheinlichkeit wird – neben einigen kulinarischen Genüssen, den teuren/billigen Preisen – von Transport- und Beherbergungsinfrastrukturen die Rede sein: von Flughäfen, von unkomfortablen Flügen, von schwierig erreichbaren Busstationen oder den erstaunlich guten Hotels. Ähnliches hat Edward Bruners ethnografische Studie »Culture on Tour« (2005) über Tourguides in Indonesien ergeben. Die in diesem Falle sehr gebildeten TourteilnehmerInnen unterhielten sich nicht so sehr über die einzigartigen Tempelanlagen oder die javanesischen Tänze, sondern vor allem über logistische Themen. Im Jahr 2013 starteten oder landeten allein auf deutschen Flughäfen insgesamt 201,6 (2012: 200,2) Millionen Fluggäste; über 410 Mio. Übernachtungen wurden in Deutschland 2013 gezählt – da gibt es viel zu berichten. Wir sollten also TouristInnen gut zuhören, wenn sie von ihrem Urlaub erzählen, und ihr Interesse für Transportinfrastrukturen nicht als bloße Verlegenheitserzählung abtun. Bereits ein Blick in Reiseführer hätte eigentlich schon genügen können, um zu sehen, dass dort zwar auch Sehenswürdigkeiten beschrieben werden. Diese werden jedoch – etwa in den frühen Baedeker-Reiseführern, die sich selbst in der Abfolge der Sehenswürdigkeiten am Eisenbahnnetzwerk orientierten – dominiert von logistischen Informationen: etwa über unterschiedliche Verkehrsmittel, Fahrpläne oder auch Hinweise auf Hotels. Das Interesse am Außeralltäglichen hat nicht zuletzt die Forschung blind gegenüber diesen als banal erscheinenden Infrastrukturen gemacht: Wie sollte
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Neuerscheinungen bei transcript www.transcript-verlag.de
Pop wird Geschichte - der Band vermisst ein neues Feld der Geschichtswissenschaft: die Popgeschichte. Er zeigt, dass neue Untersuchungsgegenstände neuer Konzepte und Methoden bedürfen. 174
Popgeschichte Band 1: Konzepte und Methoden
Alexa Geisthövel, Bodo Mrozek (Hg.), Oktober 2014, ca. 250 Seiten, kart., ca. 29,80 Euro, ISBN 978-3-8376-2528-8
Vorstellung, Imagination, Einbildung - ein Heft der ZfK über die Kraft innerer Bilder. Die Beiträge handeln von den Reliquien des Mittelalters über Rauminszenierungen der Moderne, dem frühen Amateurfilmdiskurs bis hin zur Techno Security. Vorstellungskraft Z e i t s c h r i f t f ü r K u lt u r w i s s e n s c h a f t e n , Heft 2/2014
Sieg fried Mattl, Christian Schulte (Hg.), November 2014, ca. 120 Seiten, kart., 14,99 Euro, ISBN 978-3-8376-2869-2
Fallstudien zur Popgeschichte - unentbehrlich, denn »Wer als Historiker die Geschichte des Pop nicht kennt, der ist nicht in der Lage, das 20. Jahrhundert zu verstehen.« (Thomas Lindenberger) Popgeschichte Band 2: Zeithistorische Fallstudien 1958-1988
Bodo Mrozek, Alexa Geisthövel, Jürgen Danyel (Hg.), Oktober 2014, ca. 350 Seiten, kart., zahlr. Abb., ca. 32,99 Euro, ISBN 978-3-8376-2529-5
Welche Kräfte wirken in der Popkultur? Ob Musik, Lifestyle oder Clubszene: Das Popgeschehen folgt kulturellen, politischen und ökonomischen Dynamiken, die dieses Buch rekonstruiert. Gravitationsfeld Pop W a s k a n n P o p ? W a s w i l l P o p k u lt u r w i r t s c h a f t ? Konstellationen in Berlin und anderswo
Uwe Breitenborn, Thomas Düllo, Sören Birke (Hg.), Januar 2014, 436 Seiten, kart., zahlr. Abb., 34,99 Euro, ISBN 978-3-8376-2451-9
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N at u r a l H i s t o r y M u s e u m , Esfahan, 2013 Š Sinaida Michalskaja
www.sinaidamichalskaja.com
A u t o r i n n e n
und
A ut o r en
◆ Moritz BaSSler ist Professor für schaftlicher Mitarbeiter am Institut Germanistik an der Universität für Medienwissenschaft an der UniMünster. versität Marburg. ◆ Simon Bieling ist akademischer ◆ Lars Koch ist Professor für MedienMitarbeiter an der HfG Karlsruhe. wissenschaft und Neuere deutsche Li◆ Regine Buschauer ist freie Medi- teratur an der TU Dresden. Diedrich Diederichsen ist Professor enwissenschaftlerin (Zürich). ◆ Aram Lintzel ist Referent für Kulfür Theorie, Praxis und Vermittlung ◆ Konstantin Butz ist künstlerisch- turpolitik der Bundestagsfraktion von Gegenwartskunst an der Akawissenschaftlicher Mitarbeiter an der von Bündnis 90/Die Grünen und demie der bildenden Künste Wien KHM Köln. freier Autor (Berlin). ◆ Diedrich Diederichsen ist Profes- ◆ Ole Petras ist wissenschaftlicher sor für Theorie, Praxis und VermittMitarbeiter am Institut für Neuere lung von Gegenwartskunst an der deutsche Literatur und Medien an der Akademie der bildenden Künste Wien. Universität Kiel. ◆ Heinz Drügh ist Professor für Ger- ◆ Christoph Rauen ist wissenschaftmanistik an der Goethe-Universität licher Mitarbeiter am Institut für Frankfurt. Neuere deutsche Literatur und Medi◆ Sonja Eismann ist Co-Chefredak- en an der Universität Kiel. teurin des »Missy Magazine«, freie ◆ Theo Röhle ist wissenschaftlicher Autorin und Kulturwissenschaftlerin Mitarbeiter am Institut für Medienforschung der HBK Braunschweig. (Berlin). ◆ Urs Stäheli ist Professor für Allge◆ Thomas Hecken ist Professor für Germanistik an der Universität Siegen. meine Soziologie an der Universität ◆ Tom Holert ist Gründungsmitglied Hamburg. der Akademie der Künste der Welt, ◆ Annika Stähle ist Promovendin an der Fakultät für Wirtschafts- und SoKöln. zialwissenschaft der Universität ◆ Christian Huck ist Professor für Kultur- und Medienwissenschaft am Hamburg. Englischen Seminar der Universität ◆ Wolfgang Ullrich ist Professor für Kunstwissenschaft und MedientheoKiel. rie an der HfG Karlsruhe. ◆ Mascha Jacobs ist freie Autorin (Berlin). ◆ Niels Werber ist Professor für Germanistik an der Universität Siegen. ◆ Dietmar Kammerer ist wissenWeitere Angaben zu den Autorinnen und Autoren finden Sie auf der Internetseite pop-zeitschrift.de in der Rubrik »Magazin/Archiv«.
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h a r l e m , 1977 Š Gerhard Vormwald
www.gerhard-vormwald.de
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POP . K u l t u r u n d K r i t i k Heft 5 Herbst 2014
www.pop- zeitschrift.de
Aus dem Inhalt
Tom Holert: Populismus Sonja Eismann: Repräsentationsfrage Niels Werber: Bohrer und Kracht
Aram Lintzel: Tapes Mascha Jacobs: Sturtevant Thomas Hecken: Reichtum und Popkultur
und 12 weitere Aufsätze
( D ) 16,80 EUR (A ) 17,30 EUR ( CH ) 22,90 CHF
Wolfgang Ullrich: Besitzen statt rezipieren
POP. Kultur und Kritik Heft 5 Herbst 2014 ISBN 978-3-8376-2797-8 ISSN 2194 - 6981
Diedrich Diederichsen: Konzeptuelle Musik