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Gestreamte Stars

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Einfach immer lächeln

Mike White (Enlightened) legt eine Miniserie vor, die’s in sich hat. Auf nach Hawaii, ins Luxusresort „The White Lotus“.

Der Trick sei, zu versuchen, so etwas wie Unschärfe, etwas Verschwommenes auszustrahlen. Das heißt: zurückhaltend sein, bloß nicht zu klar kontinuiert im Vordergrund stehen, man solle den Gästen einfach nicht auffallen. Nicht die Idylle zerstören, quasi. Es wird schwer sein, durch einen ResortManager wie Armond (eine reine Freude: Murray Bartlett, Looking) hindurchzuschauen, wird er doch während der Urlaubswoche, die Mike White (Enlightened) uns präsentiert, rückfällig und im Rausch recht ausfallend, um nicht zu sagen: ausladend. Schuld daran: ein eskalierender Kleinkrieg mit einem Gast.

The White Lotus führt in ein hawaiianisches Luxusresort. Im Blick der Gäste sollte sich eigentlich die wohlverdiente und teuer bezahlte Langeweile spiegeln, stattdessen erzählt der Gesichtsausdruck aller von Stress. Sei es, weil eine die Asche ihrer hassgeliebten Mutter im Handgepäck hat, aber noch nicht bereit ist, sie zu verstreuen (Jennifer Coolidge spielt grandios die betreuungsintensive Tanya McQuoid); oder weil eine andere (Alexandra Daddario) im Honeymoon der Gedanke kommt, dass sie mit dem eben erst gehauchten Ja womöglich den Fehler ihres Lebens gemacht hat. Mittendrin: eine Familie, die das gelebte Privileg der Weißen verkörpert (als Eltern eine Paarung aus Powerfrau und weinerlichem Mann: Connie Britton und Steve Zahn) – ein Privileg, das von allen Seiten hinterfragt wird.

POINTIERTE VERWÜSTUNG Abseitig und gewitzt wird man in dieser sechsteiligen Miniserie unterhalten, die von der hübschen Serien-Signation über den Sound, in dem stets das Unglück schwelt, bis zum bösen Schlusspunkt durch und durch gelungen ist. Was macht man in einer Serie, die sehr in der Wokeness des Heute verankert ist, mit der Figur des weißen Mannes? Und stimmt es überhaupt, dass nun die Stunde der Unterprivilegierten gekommen ist? Den Figuren entschlüpft oft Groteskes (die irrsten Dialogzeilen darf Steve Zahn, Reality Bites, sprechen), vorgeführt werden sie dennoch nicht, während sich jeden Urlaubstag das Paradies ein bisschen mehr dekonstruiert und in den Mitarbeitern der Hass wächst. Was – neben einer Spur der Verwüstung – nach einer Woche Südsee-Urlaub bleibt: eine satirische Tragödie, die das Thema auf den Punkt bringt.

Season 1 der HBO-Miniserie The White Lotus ist wahlweise im Original oder auf Deutsch auf Sky Atlantic zu sehen sowie auf Sky X und Sky Q auf Abruf.

THE WHITE LOTUS USA 2021–, CREATOR Mike White, MIT Connie Britton, Steve Zahn, Murray Bartlett, EPISODENLÄNGE je 60 Min.

Berühmte Affären

Ryan Murphys Anthologieserie „American Crime Story“ schlüpft ins Weiße Haus: „Impeachment“.

Nach dem Strafprozess gegen O. J. Simpson (The People v. O. J. Simpson, 2016) und dem Mord an Gianni Versace (2018) erzählt Ryan Murphy nun von einer Affäre, die 1998 amerikanische Geschichte schrieb: von der Affäre zwischen Monica Lewinsky, der 22-jährigen Praktikantin im Weißen Haus, und dem damals amtierenden, 27 Jahre älteren, verheirateten US-

Die Berechnungen besagen, dass der riesige Komet, der auf die Erde zurast, noch vor Eintritt in die Erdatmosphäre verglühen wird. Nur: Die Prognosen stimmen nicht, wie spätestens klar wird, als durch ein erstes Fragment des Kometen ganz Florida bereits Geschichte ist. Schon macht die Vermutung die Runde, dass nur ein elitärer Personenkreis in Sicherheit gebracht wird. Und tatsächlich: Ingenieur John Garrity (Gerard Butler) wird von der US-Regierung aufgefordert, sich sofort gemeinsam mit seiner Familie (Morena Baccarin, Roger Dale Floyd) zu einer Militärbasis Präsidenten. Clive Owen (Inside Man) wird als Bill Clinton in die Fernsehkamera lügen, dass er keine sexuelle Beziehung zu „dieser Frau“ pflege, und sich durch das erste Amtsenthebungsverfahren eines US-Präsidenten seit einem Jahrhundert winden. Dabei gibt allerdings nicht Clintons Perspektive den Ton an, sondern die der Frauen, die damals im Fokus standen: Linda Tripp (Sarah Paulson), die

zu begeben, um von dort aus nach Grönland geflogen zu werden. Hier soll das Überleben möglich sein. Doch plündernde Horden und panisch fliehende Menschen machen es gar nicht so leicht, diese Fahrt zu absolvieren – und da wäre ja auch noch immer dieser Komet … Ric Roman Waugh inszeniert den Überlebenskampf unter apokalyptischen Bedingungen. In Sachen Action haben er und sein Hauptdarsteller Gerard Butler bereits gemeinsam Erfahrung gesammelt: Nach Angel Has Fallen findet das Dreamteam wieder zusammen. „The sky is on fire!“ – Und der Bildschirm erst recht. Beamtin, die die Affäre öffentlich machte, Paula Jones (Annaleigh Ashford), die Clinton 1994 wegen sexueller Belästigung anzeigte, und natürlich Monica Lewinsky, in die sich Beanie Feldstein (Booksmart, Lady Bird) verwandelt. Lewinsky selbst war bei der Entstehung als Produzentin beteiligt. Sie stieg ein, als das Vorhaben, ihren Skandal im Serienformat zu erzählen, bereits verkündet wurde – auch um die Hoheit über die Narration zu bewahren: „Du gehst am Abend als Privatperson ins Bett – und am nächsten Tag stehst du in der Öffentlichkeit, und die ganze Welt hasst dich. Und du gehst vielleicht ins Gefängnis. Und du wirst deine Familie finanziell ruinieren. Und und und“, so Lewinsky. „Und auch wenn die Geschichte nicht die nächsten 20 Jahre in jeder Nachrichtensendung thematisiert wurde, hieß das nicht, dass sie 1998 endete: In den nächsten zehn Jahren konnte ich keinen Job an Land ziehen.“

Impeachment: American Crime Story ist ab 28.09. auf Sky Atlantic sowie auf Sky X und über Sky Q auf Abruf.

Große Katastrophen

Komet versus Erde. Mittendrin: Gerard Butler. – „Greenland“.

Greenland ist ab sofort auf Sky Cinema sowie on demand über Sky X und Sky Q verfügbar.

Wir treffen auf das Paar, als es für einen Zeitungsartikel interviewt wird: Johan und Marianne sollen als Vorzeigeehepaar porträtiert werden. Beide konstatieren, wie glücklich sie sind. Und doch ist es nur ein Wimpernschlag, bis die zehnjährige Ehe, die zwei Kinder hervorbrachte, in Trümmern liegt. Sie werden in ihren Bedürfnissen ambivalent bleiben, selbst noch zum Zeitpunkt, als die Scheidungspapiere auf dem Tisch liegen. Ingmar Bergman hat 1973 diese dialogreichen Szenen einer Ehe vorgelegt – dargestellt von Liv Ullmann und Erland Josephson –, die zum Welterfolg werden sollten.

Scenes from a Marriage (S1)

Auch Oscar Isaac und Jessica Chastain, die bereits in A Most Violent Year (2014) als Ehepaar zu sehen waren, werden nun bemerken, wie schnell sich diese Ungeheuerlichkeit auftut, dass es aus einer emotionalen Schieflage plötzlich kein Zurück mehr zu geben scheint. „Am Anfang einer Beziehung denkt man, nichts könne einen verletzen. Bis man bemerkt: Alles kann einen verletzen.“

Hagai Levi (The Affair) hat Szenen einer Ehe ins Heute getragen. Von der Komplexität der Liebe erzählt nun ein amerikanisches Paar, das zwischen Liebe und Überdruss changiert, Monogamie und Leidenschaft diskutiert und eine Scheidung in Betracht ziehen wird. Ab 12.09. bei Sky X und Sky Q. (Und ab 19.11. im Original sowie in deutscher Synchronisation auf Sky Atlantic.)

FOUNDATION (S1) Y: THE LAST MAN (S1) MIDNIGHT MASS (S1)

Isaac Asimovs SciFi-Romanreihe als Serienadaption. Das Galaktische Imperium, das sich über die gesamte Milchstraße erstreckt, steht vor dem Zusammenbruch. Ein Mathematiker (Jared Harris, Mad Men, Chernobyl) versucht, die 30.000 Jahre, bis sich ein neues Imperium formen kann, abzukürzen. Als Showrunner: David S. Goyer (The Dark Knight-Autor). Ab 24.09. bei Apple TV+. „This is a man‘s world“? Nicht mehr: Eines schönen Tages brechen alle männlichen Wesen tot zusammen. Bis auf einen: Yorick (Ben Schetzer) hat neben seinem Kapuzineraffen überlebt. Während er Antworten auf die rätselhaften Geschehnisse sucht, gibt es natürlich viele Interessen am einzigen überlebenden Mann … Nach der Comicbuchreihe von Brian K. Vaughan. Ab 22.09. bei Disney+. Eine Serie unerklärlicher Ereignisse sucht die kleine InselGemeinde Crockett Island heim, als Pater Paul (Hamish Linklater) hier eintrifft. Aber eigentlich ist es Mike Flanagan, der blutige Abgründe schafft und durch den der religiöse Eifer in der Gemeinde wächst: Der Mann hinter The Haunting of Hill House legt eine neue Serie vor. Ab 24.09. bei Netflix.

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