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Elvis

The King

Die weiblichen Fans sind in Ekstase, die Sittenwächter erzürnt, sein Manager hält die Taschen auf: Baz Luhrmann beschäftigt sich mit „Elvis“.

So einige sehen wohl mich als den Bösen in dieser Geschichte hier“, weiß Colonel Parker. Wenn Baz Luhrmann von Elvis Presley erzählt, dann ist der Manager des „King“ der Dreh- und Angelpunkt. Dieser Thomas Andrew „Colonel Tom“ Parker war ein Hochstapler. Seine niederländische Herkunft verwandelte der 1929 illegal in die USA eingewanderte Mann kurzerhand in „Huntington, West Virginia“, nach ein paar Jahren in der Armee begann er sich als Manager in der Musikbranche zu betätigen und vertrat vor allem CountryStars. Als er auf den schmächtigen Jungen, der auf der Bühne plötzlich zum Superhelden wurde – zum Mann mit wilden, ungestümen Tanzbewegungen –, traf, wusste er, dass er aus Elvis eine Marke machen wollte.

Über 50 Produkte mit Bezug zu Elvis Presley wurden mit der Zeit aufgelegt – Armbänder, Parfum, Turnschuhe, Lippenstifte … Parker wusste selbst mit ElvisHatern Gewinn zu machen, indem es auch Pins zu kaufen gab, auf denen Bekenntnisse wie „I hate Elvis“ zu lesen waren. Jede Art von Publicity ist gut, nicht wahr? So einige werden ihn wohl als den Bösen in dieser Geschichte hier sehen, ja. Nun trifft also dieser Manager, der sich erst 25%, später 50% der Netto-Einnahmen des Sängers vertraglich sicherte, auf der Leinwand auf den Musiker mit dem wild gewordenen Becken: Tom Hanks übt sich in Schlitzohrigkeit.

Zu Hanks‘ Gegenüber, seiner hoch talentierten Cash Cow, wird Austin Butler (Once Upon a Time in Hollywood, The Carrie Diaries), der sich gegen Mitbewerber wie Harry Styles, Miles Teller und Ansel Elgort durchgesetzt hat. BEREIT FÜR DIE GRÖSSTE SHOW Baz Luhrmann beleuchtet das Leben und die Musik von Elvis Presley im Kontext seiner komplizierten Beziehung zu seinem rätselhaften Manager – eine komplexe Dynamik, die 20 Jahre andauern sollte. Zwischen Aufstieg und Starkult wird auch vom Verlust der Unschuld in Amerika erzählt – als Präsident Kennedy und die große Bürgerrechtshoffnung Martin Luther King (in Elvis‘ Heimatstadt Memphis) ermordet werden. „Tragisch, aber das hat nichts mit uns zu tun“, meint Parker. Presley aber meint: „Das hat alles mit uns zu tun“ – und will sich klar positionieren.

Natürlich ist Baz Luhrmann ein großartiger Regisseur für die „größte Show auf Erden“. Mit großen Bildern kennt er sich aus, wie praktisch jeder Titel seiner Filmografie unterstreicht: Der aus dem Opern- und Musicalbereich kommende Regisseur machte Shakespeare poppig (mit Leonardo DiCaprio und Claire Danes als Romeo + Julia), sperrte eine fiktionale Variante des Varietés Moulin Rouge (mit Nicole Kidman und Ewan McGregor) auf und richtete für Der große Gatsby (Leonardo DiCaprio buhlt um Carey Mulligan) opulente Partys aus. Mit Elvis inszeniert er überlebensgroß: Er versucht, die Legende einzufangen – und die Wirkung, die der junge Musiker auf sein Publikum hatte. Er macht es mit toller Ausstattung, großen Emotionen und überwältigenden schillernden Bildern; Elvis‘ Songs tun das Ihre dazu. Seine Premiere wird die flirrende Arbeit in Cannes feiern. #elvisfilm

LEGENDEN

DER KING OF ROCK ‘N‘ ROLL Als der aus armen Verhältnissen stammende Elvis Presley (* 1935 in Mississippi) zum ersten Mal im nationalen Fernsehen auftrat, war das ein handfester Skandal: Er bewegte lasziv sein Becken – eine Legende war geboren und auch ein Spitzname: „Elvis the Pelvis“, also: Elvis, das Becken. Presley brachte „schwarzen“ Rhythm & Blues mit „weißem“ Country zusammen: ein Weißer, der wie ein Schwarzer sang.

Mit zehn Jahren gewann er einen Kinder-Talentwettbewerb, mit 11 hatte er seine erste Gitarre in der Hand. Zwei Jahre später zog die Familie nach Memphis. Nach seinem Schulabschluss 1953 verdingte er sich als Lkw-Fahrer. Ein Jahr später nahm er, ermutigt durch seine Mutter und die Plattenfirma von Sam Phillips, eine Demo-Platte (bei Sun Records) auf – eine Aufnahme, die alle Erwartungen übertraf und Elvis einen Vertrag einbrachte. Dann ging alles ganz schnell: Im Sommer 1954 war er zum ersten Mal im Radio zu hören, im Oktober folgten erste Konzerte, 1955 gab er bereits über 160 Konzerte, die zu seinem Durchbruch führten. Im März stand er das erste Mal für eine Fernsehübertragung vor der Kamera, im selben Jahr trat Colonel Parker auf den Plan. Der bewirkte, dass RCA (Radio Corporation of America) Sam Phillips den Plattenvertrag mit seinem Schützling Elvis abkaufte – für 35.000 US-Dollar. Im Jänner 1956 begannen die Aufnahmen mit RCA in Nashville – zu den ersten Arbeiten zählte „Heartbreak Hotel“, das ihm im selben Jahr mit fast einer halben Mio. verkaufter Tonträger den internationalen Durchbruch und seine erste Goldene Schallplatte einbrachte. Die Filmindustrie ließ nicht lange auf sich warten: Mit Paramount Pictures schloss er einen Siebenjahresvertrag ab – die Dreharbeiten zu „Love me Tender“, dem ersten von 33 Spielfilmen, starteten. 1957 kaufte er in Whitehaven bei Memphis sein Anwesen „Graceland“, im Dezember desselben Jahres wurde er zum Militärdienst einberufen, der ihn (bis 1960) nach Deutschland führte (wo er von Tausenden von kreischenden deutschen Fans in Empfang genommen wurde). 1959 lernte er in Wiesbaden die damals 14-jährige Priscilla Beaulieu kennen. 1967 wurde geheiratet, 1968 wurde Tochter Lisa Marie geboren. 1972 wurde die Trennung verkündet, 1973 die Scheidung abgewickelt.

Als Elvis 1960 aus der Armee entlassen wurde, bereitete man ihm einen pompösen Empfang: Durch die Fernsehshow „Welcome Home, Elvis“ führte Frank Sinatra.

Zu seinen Lebzeiten wurden 89 Alben veröffentlicht und über 500 Mio. Tonträger verkauft. 1977, mit nur 42 Jahren, wollte sein Herz nicht mehr. Davor wurde durch sein zunehmendes Gewicht spekuliert, welche Rolle Drogen und Medikamente in seinem Leben spielten.

ELVIS KINOSTART 24.06., USA/ Australien 2022, REGIE Baz Luhrmann, MIT Austin Butler, Tom Hanks, Olivia DeJonge, FILMLÄNGE 157 Min., © Warner Bros.

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