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Thor: Love & Thunder

Doppelter Thor

KONFLIKT

REICH

Der Donnergott kappt seine Wurzeln: „Thor: Love & Thunder“.

Es waren einmal Asgard, die güldene Heimat der göttlichen Asen, Midgard, das Reich der Menschen, und noch so allerlei andere Parallelwelten, die es anno dazumal zu retten galt – oder zumindest galt es, Ordnung und Gleichgewicht zu wahren. Hauptverantwortlich für diesen Job war stets Thor (Chris Hemsworth, Men in Black: International), Spross des Göttervaters Odin, der mit seinem Hammer Mjölnir über unermessliche Macht verfügt. Am Ende würde es aber auch egal sein, ob jetzt Thor, irgendwelche Eisriesen oder der immer zwischen den Stühlen herumlavierende Loki den scheinbar endlosen Kampf zwischen Gut und Böse für sich entscheiden würde. Wenn Ragnarök, die Götterdämmerung, hereinbricht, dann gehen sowieso alle Lichter aus.

So weit geht die nordische Sagenwelt mit dem konform, was wir in den bisherigen Thor-Filmen zu sehen bekommen haben, auch wenn sich Marvel einige dichterische Freiheiten genommen hat. Etwa ist in den Überlieferungen nichts über eine Meteorologin namens Jane Foster (Natalie Portman, Lucy in the Sky) bekannt, die in unserer geliebten Filmreihe das Love Interest des Hammergottes darstellt. Und doch ist die Thor-Trilogie, aus der nun eine Tetralogie wird, etwas, bei dem Mythologie-Fans voll auf ihre Kosten kommen.

HELD DER ERSTEN STUNDE Als der Donnergott 2011 als einer der ersten Helden eines sich noch im Welpenstadium befindenden Marvel Cinematic Universe vorgestellt wurde, hatte die Geschichte jede Menge Schöpfungsmythos, Scharen bekannter Götter wie Heimdall und Frigga sowie andere unverzichtbare Elemente wie die Regenbogenbrücke Bifröst mit im Gepäck.

Dass dieses Reich nur eines von neun speziellen ist, erfuhren Nicht-Sagenkundige spätestens in der Fortsetzung Thor: The Dark Kingdom. Wenn nämlich einmal alle gefühlt drei Bombastilliarden Jahre sämtliche Welten in einer überlappenden Reihe stehen –, der sogenannten Konvergenz – dann passiert allerhand Magisches, aber nicht nur Gutes. Aus dem finsteren Svartalfheim traten die Dunkelelfen auf den Plan, um das Universum in präexistenzielle Finsternis zu tauchen. Ein – gegenüber Teil eins gereifter – Thor wusste das zu verhindern.

Der für lange Zeit letzte Part der Saga Thor: Tag der Entscheidung deutete an, dass die Inhalte des germanischen Sagenbuchs als Inspirationsquelle bald ausgedient

THOR: LOVE AND THUNDER KINOSTART 06.07., USA 2022, REGIE Taika Waititi, MIT Chris Hemsworth, Natalie Portman, Tessa Thompson, Christian Bale, Chris Pratt, FILMLÄNGE 119 Min., © The Walt Disney Company

haben würden. Thor wurde auf eine knallbunte Odyssee durch den Weltraum geschickt, der sich deutlich am Setting der Guardians of the Galaxy anlehnte. In der Heimat wurde unterdessen Ragnarök eingeläutet, Hela, die Herrscherin der Unterwelt, entfesselt, der Fenris-Wolf von der Kette gelassen und der Feuerriese Surtur herbeigerufen, dessen Schicksal es ist, Asgard schließlich in Schutt und Asche zu legen. So geschah es.

An dieser Stelle – am Ende (fast) aller Dinge – machen die Erzählungen der nordischen Mythologie einen Punkt. Ja, es gibt da diese hoffnungsvolle Legende von Líf und Lífthrasir, die sich unter den Wurzeln des Weltenbaums verstecken – für den Fortbestand der Menschheit ist das durchaus relevant. Für die Herrscher des MCU bedeutete das, Thors Wurzeln endgültig zu kappen und den Helden der ersten Stunde ganz eigene Pfade beschreiten zu lassen. Als fixer Bestandteil der Avengers führte der verlustreiche Kampf gegen Thanos den Asen schließlich mit den Guardians of the Galaxy zusammen.

AUSGEBRANNT Obwohl Thor aus dem MCU nicht wegzudenken ist, liegt sein letzter Auftritt als Titelheld schon lange zurück. Der Tag der Entscheidung datiert im Jahr 2017. Der einst aus Asgard ausgezogene, vor Heldenmut überquellende Muskelprotz ist seit dem Zerfall der ursprünglichen Avengers-Formation um Iron Man und Captain America tendenziell auch eher ausgebrannt. Auf seiner Suche nach innerem Frieden wird er jedoch von einem neuen (Solo-) Abenteuer heimgesucht.

Es gibt sie nämlich immer noch: Götter. Mythologie-Freunde und jene, die es noch werden wollen, kommen auch in Thor: Love and Thunder auf ihre Kosten. Dass Asgard und Umgebung von der Bildfläche verschwunden sind, bedeutet nämlich nicht, dass man nicht einen Abstecher auf den griechischen Olymp unternehmen und Göttervater Zeus (Russel Crowe, The Nice Guys) einen Besuch abstatten kann. Der Fantasie sind in Marvelhausen echt keine Grenzen gesetzt. Und Gott sieht, dass es so gut ist. Denn niemand anderer als Thor vermag es, ausreichend Schutz vor dem selbsternannten Götterschlächter Gorr (Christian Bale, Le Mans 66 – Gegen jede Chance) zu bieten. Dabei tappt unser Hammerschwinger völlig im Dunkeln, wie man diesem mörderischen Feind beikommen kann. Auch dessen konkrete Beweggründe bleiben zunächst im Verborgenen. Klar ist nur: Gorr wird nicht ruhen, bis jedes göttliche Wesen vom Antlitz des Universums getilgt ist – egal, welcher polytheistischen Konfession es angehört.

Zum Glück ist Thor nicht allein. Neben Star-Lord (Chris Pratt, Jurassic World: Ein neues Zeitalter) und Co. erhält der Muskelprotz Hilfe von einer alten Bekannten/Geliebten, die ihm in puncto Aufmachung und Kampftechnik frappierend ähnlich sieht. Als Jane Foster auch noch unter dem Heldennamen „Mighty Thor“ den verloren geglaubten Hammer Mjölnir schwingt, besteht endgültig Klärungsbedarf.

NOCH NICHT AUSGEDIENT Phase vier des MCU steht im Zeichen der Transformation. Die Ereignisse in Avengers: Endgame (Ende Phase drei) haben die Hierarchie und Zusammensetzung des mittlerweile beträchtlichen Heldenensembles gehörig durcheinandergewürfelt. Neue Figuren (Shang-Chi, Eternals) wurden eingeführt, die ehemals zweite Reihe (Doctor Strange, Spider-Man) ins Rampenlicht befördert. Die neuen Kollegen in allen Ehren, aber hin und wieder tut es auch mal gut zu sehen, dass nicht alle Protagonisten, die den Erfolg des MCU vor über zehn Jahren begründet haben, ausgedient haben. #thorloveandthunder

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