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Dystopisches Set
Die ideenreiche Parabel „The Ordinaries” zieht ihr Ding durch.
Die 16-jährige Paula (Fine Sendel) lebt in einer Welt, die streng unterteilt ist in Haupt-, Nebenfiguren und Outtakes. Ihre Mutter arbeitet als Nebenfigur im Hintergrund, ihr Vater war eine heldenhafte Hauptfigur. Auch Paula will das perfekt ausgeleuchtete Leben mit einer Aura der Wichtigkeit. Sie hat das Zeug zur Hauptfigur, das muss sie jetzt nur noch beweisen. Immerhin ist sie Klassenbeste im Klippenhängen, sie beherrscht die Zeitlupe und natürlich auch das panische Schreien im Schlaf. Das Erzeugen emotionaler Musik will ihr noch nicht gelingen. Daran arbeitet sie noch. Dabei stößt sie auf eine Parallelwelt: Am Rand der Gesellschaft leben die verachteten Outtakes, die als Menschen mit Filmfehlern und Fehlbesetzungen ausgegrenzt werden; gebrochene Menschen mit echten Emotionen …
GEWITZTES DEBÜT
Den Zustand, sich wie eine Nebenfigur in seinem eigenen Leben zu fühlen, hat Sophie Linnenbaum in ihrem gewitzten Spielfilmdebüt äußerst experimentierfreudig und stilsicher umgesetzt. Was schnell zu theoretisch ausfallen könnte, gelingt ihr spielerisch. Sie gestaltet mit der streng hierarchisch geordneten Filmwelt eine detailreiche Parabel, die sich mit Klassenfragen und Diskriminierung beschäftigt. Premiere feierte die Filmdystopie beim Filmfest München, wo es gleich mehrere Auszeichnungen gab. www.theordinaries-film.com
THE ORDINARIES KINOSTART 14.04., D 2022, REGIE Sophie Linnenbaum, MIT Fine Sendel, Jule Böwe, Henning Peker, FILMLÄNGE 120 Min., © Polyfilm