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Die stillste Zeit des Jahres ... nicht
Man sagt ja, die Weihnachtszeit sei die stillste Zeit des Jahres. Ich sage: Mit zwei Kindern unter acht ist das Wort „still“ generell ein dehnbarer Begriff. In der Adventzeit trifft er bei uns aber sicher noch weniger zu als zu jeder anderen Jahreszeit.
von susanne holzer
So sehr ich mich auch jedes Jahr bemühe, die Wochen vor dem bemühe, die Wochen vor dem großen Fest besinnlich zu gegroßen Fest besinnlich zu gestalten, fühlen sie sich in der stalten, fühlen sie sich in der Realität eher an wie eine lange, neonbeleuchtete Achterbahnfahrt, während der die Kinder maximal für die letzte große Kurve aufgehyped werden. Wahrscheinlich mache ich einfach irgendwas falsch, ich einfach irgendwas falsch, und es wäre in Wahrheit ganz und es wäre in Wahrheit ganz einfach, dass wir alle vier zwieinfach, dass wir alle vier zwischen Jahresabschlussstress schen Jahresabschlussstress und Geschenke-Shopping harmonisch Weihnachtslieharmonisch Weihnachtslieder trällernd durch den Schnee hüpfen – aber unsere Vorweihnachtszeit gleicht meistens eher einer besonders ATV-tauglichen Folge von „Instagram vs. Reality“. Im Advent sieht es bei uns nämlich etwa so aus …
1. Die Weihnachtsstimmung Meine Vorstellung: Pünktlich mit dem 1. Dezember verwandelt sich unser Haushalt in einen Hafen der Harmonie und Besinnlichkeit. Ganz Besinnlichkeit. Ganz im Zeichen der im Zeichen der Nächstenliebe Nächstenliebe wird weder wird weder um das um das letzte Stück Lebkuchen noch über die Form des Frühdes Frühstückstoasts stückstoasts gestritten, und gestritten, und wir verbringen wir verbringen unsere Freizeit gemütunsere Freizeit gemütlich zu Hause im Schein des lich zu Hause im Schein des Adventkranzes damit, als Familie lustige Adventkranzes damit, als Familie lustige Brettspiele zu spielen. Brettspiele zu spielen.
Die Realität: Wir verbringen im Schein des Nachtlichts unsere Freizeit damit, abwechselnd am Bett eines kranken Kindes zu wachen und motzen uns gegenseitig an, wer vergessen hat, die aufgebrauchten Taschentücher nachzukaufen.
Während sowohl im Kindergarten als auch in der Schule und im Büro jeden Tag etwas anderes „Besonderes“ auf der Tagesordnung steht, verliert Mama den Überblick darüber, wer heute für alle Weihnachtskekse hätte mitbringen oder selbst einen Adventkranz hätte binden sollen. Da die Kinder zwischen Krampuslauf, Kinderpunsch und Adventfeier wie auf einem einzigen, 24 Tage langen Festival sind, wechseln sie minütlich zwischen himmelhochjauchzend und zu Tode betrübt. Statt Nächstenliebe zieht der Kleine den Großen an den Haaren, der Große sperrt den Kleinen aus dem Zimmer aus, Mama pfl aumt Papa an, weil der den Müll noch nicht hinausgetra Wir verbringen gen hat, und Papa würde sich im Schein des Nachtlichts am liebsten die restlichen 23 Tage im Keller einsperren.
den Müll noch nicht hinausgetragen hat, und Papa würde sich am liebsten die restlichen 23 Tage im Keller einsperren.
2. Die Weihnachtsdekoration
Meine Vorstellung:
Festlich geschmückt mit
Tannenzweigen, Kerzen Tannenzweigen, Kerzen und stilvollen Deko-Elemenund stilvollen Deko-Elementen, sieht unser Haus aus wie ten, sieht unser Haus aus wie
frisch aus der Weihnachtsedition von „Schöner Wohnen“. Durch den Duft des selbst gebundenen Adventkranzes und die Freude über die zuckersüßen, von den Kindern gebastelten Weihnachtsaccessoires stellt sich die accessoires stellt sich die weiter oben vermisste weiter oben vermisste Weihnachtsstimmung von ganz alleine ein.
Die Realität: Warum ich mich dieser Vorstellung jedes Jahr aufs Neue hingebe, ist mir selbst ein Rätsel. Jeder, der mich Rätsel. Jeder, der mich kennt, weiß: Ich bin komkennt, weiß: Ich bin komplett talentbefreit, wenn es ums plett talentbefreit, wenn es ums Basteln geht. Mehr als das: Ich hasse Basteln geht. Mehr als das: Ich hasse Basteln – und habe diesen unschönen Charakterzug zumindest teilweise auch an meine Kinder vererbt. Deswegen ist es auch vollkommen utopisch, dass ich selber einen Adventkranz binde (der wird fünf Minuten vor Ladenschluss beim Billa gekauft) oder das Haus mit etwas anderem auf Weihnachtsmodus trimme als mit einer leicht angedepschten Mandarine und ein paar Erdnüssen in der Obstschale. Bei meinem einzigen Versuch, gemeinsam mit den Kindern eine Art „Weihnachtsstrauch“ zu dekorieren, war ich nach zehn Minuten gänzlich unweihnachtlich damit beschäftigt, die Scherben der überteuerten Mini-Weihnachtskugeln mit dem Handstaubsauger aufzusaugen, die den Jungs beim ersten Versuch, sie auf einen krummen Ast zu pfriemeln, aus den Händen gerutscht waren. Vielleicht wäre die gebastelten Kerzenschein lassen auch die gewünschte Harmonie vermissen. Der Große verpasst sich, magisch vom heißen Kerzenwachs angezogen, regelmäßig selbst Ver-
Vielleicht wäre die Stimmung mit einem selbst gebastelten Adventkranz auch weihnachtlicher, aber weihnachtlicher, aber unsere Adventfrühstücke im nicht selbst gebastelten Kerzenschein lassen auch die gewünschte Harmonie vermissen. Der Große verpasst sich, magisch vom heißen Kerzenwachs angezogen, regelmäßig selbst Verbrennungen, der Kleine steckt beim Drüberbeugen halb seine Stirnfransen in Brand, und beide streiten sich während der gesamten Zeit, in der – Advent, Advent – ein Lichtlein brennt, darüber, wer die blöde Kerze am Schluss wieder ausblasen darf. Ihr ahnt es vielleicht Ihr ahnt es vielleicht bereits: Auch der bereits: Auch der Adventkalender Adventkalender wird in unserem wird in unserem Hause nicht (mehr) liebevoll selbst gebastelt. Das Jahr, in dem ich in Weihnachtsidylle verklärt idylle verklärt zweimal 24 Säckchen 24 Säckchen mit liebevoll ausgesuchten ausgesuchten Kleinigkeiten (die mich zusammengenommen etwa fünfmal so viel gekostet viel gekostet haben wie haben wie zwei gekaufte zwei gekaufte Adventkalender) Adventkalender) befüllt habe, nur um befüllt habe, nur um dann zu erleben, wie dem dann zu erleben, wie dem undankbaren Nachwuchs die süße undankbaren Nachwuchs die süße Weihnachtsfi gur in Säcken Nr. 7 zu Weihnachtsfi gur in Säcken Nr. 7 zu „uncool“ war, hat mich zu der desillusionierten Überzeugung gebracht, dass ein gekaufter Playmobil-Aventkalender mich wahrscheinlich auch nicht zu einer schlechteren Mutter macht. Selbst gebastelt ist dafür bei uns der Wunschzettel ans Christkind. Am liebsten schon im August werden mit Feuereifer Spielzeugkataloge durchforstet, mit Leuchtstift unterstrichen und mit Schere die gigantischsten Monstrositäten ausgeschnitten, um dem lieben Christkind ja klarzumachen, dass man sich dieses Jahr eine Lego-Special-Edition um Jahr eine Lego-Special-Edition um 2.300 Euro wünscht. 2.300 Euro wünscht. Dass das bereits im August ge Dass das bereits im August geschieht, ist insofern praktisch, schieht, ist insofern praktisch, als beide Omas spätestens als beide Omas spätestens im September voller Panik im September voller Panik anrufen und – während anrufen und – während du in der Arbeit in einer wichtigen Besprechung sitzt – genau JETZT wissen müssen, was die wissen müssen, was die Kinder sich dieses Jahr Kinder sich dieses Jahr zu Weihnachten wünschen. zu Weihnachten wünschen. Immerhin haben sie gelesen, Immerhin haben sie gelesen, dass es dieses Jahr Lieferengpäsdass es dieses Jahr Lieferengpäs-
se bei den Containern aus China gibt! Den Fehler, die Weihnachtsgeschenke tatsächlich nachtsgeschenke tatsächlich bereits vor dem Dezember zu besorgen, habe ich genau ein Mal gemacht. Zugegeben, die gefühlt zehn Minuten, in denen ich mir wie eine toporganisierte Supermum vorkam und allen Supermum vorkam und allen sagen konnte: „Ach, Weihnachtsgeschenke? Die hab ich nachtsgeschenke? Die hab ich alle schon besorgt!“, waren ein alle schon besorgt!“, waren ein Triumph. Weniger triumphiert Triumph. Weniger triumphiert habe ich, als mein Großer mir habe ich, als mein Großer mir drei Tage danach erö nete: „Mama, gute Nachrichten – ich wünsch mir jetzt doch was gaaaanz anderes vom Christkind!“
3. Weihnachtskekse backen Meine Vorstellung: Mit beschwingter Weihnachtsmusik im Hintergrund und lustigen Weihnachtsmützen am Kopf kneten, formen und bestreuen wir Weihnachtskekse, die wir beim nächsten harmonischen Familien-Adventfrühstück gemeinsam verzehren werden. Die Kekse sind nicht nur köstlich, gesund und nachhaltig, sondern werden die gesammelte Pinterest-Gemeinde in weihnachtlicher Ehrfurcht erstarren lassen.
Die Realität: Wer jemals die Vorstellung in die Welt gesetzt hat, dass lung in die Welt gesetzt hat, dass Kekse backen mit kleinen Kekse backen mit kleinen Kindern romantisch und entspannt sei, den möchte ich herzlich zu einem Backnachmittag mit meinen zwei Jungs einladen – aber bitte bei sich zu Hause! Denn seien wir doch mal ganz ehrlich: doch mal ganz ehrlich: Backen mit Kindern ist Backen mit Kindern ist die weihnachtdie weihnachtliche Hölle. liche Hölle. Innerhalb Innerhalb von zehn von zehn Minuten haben sich Küche, Vorraum Vorraum und jeder und jeder andere Raum andere Raum im Umkreis im Umkreis von 20 Metern in von 20 Metern in ein Schlachtfeld aus ein Schlachtfeld aus Mehl, Teigresten und ZuckerMehl, Teigresten und Zuckerperlen verwandelt. Nachdem die blöden perlen verwandelt. Nachdem die blöden Keksausstecher wie jedes Jahr nicht Keksausstecher wie jedes Jahr nicht ordentlich funktionieren, und die Zacken aller Sterne sofort abbrechen, während der mühsam zubereitete Mürbteig von Sekunde zu Sekunde seinem Exodus entgegenschmilzt, motzen die Kinder nach fünf Minuten, dass sie viel lieber verzieren als ausstechen möchten. Während du noch verzweifelt im Akkord versuchst, Teig auszurollen und wenigstens vier Kekse herzustellen, die man beim Adventfrühstück dann auch essen kann, verteilen deine Kinder schon mal bunte Schokostreusel, Perlen und Nüsse gleichmäßig über den Boden und das Ceranfeld. Wenn du nicht hinschaust, kippen sie sich die Hälfte davon selbst in den Mund, türmen die andere Hälfte haushoch auf ein einziges Keks und werfen dabei den Topf mit Schokoguss von der Anrichte. mit Schokoguss von der Anrichte. Die eigentlichen Weihnachts Die eigentlichen Weihnachtskekse wirst du also allein um kekse wirst du also allein um 23 Uhr backen, wenn die Kin23 Uhr backen, wenn die Kinder im Bett sind, da sie ihre eider im Bett sind, da sie ihre eigenen verbrannten, mit drei genen verbrannten, mit drei Kilo Zuckerperlen bepappten Kunstwerke danach auf keinen Fall essen werden wollen. Wenn du willst, kannst du dabei aber gerne kannst du dabei aber gerne eine lustige Weihnachtsmüteine lustige Weihnachtsmütze tragen und beschwingte ze tragen und beschwingte Weihnachtsmusik hören! Weihnachtsmusik hören! Und trotzdem Ich bin mir sicher, dass viele Weihnachtsprofi -Mamas jetzt abfällig den Kopf schütteln werden. Und ganz ehrlich: Ich bewundere euch, dass ihr das alles so auf die Reihe bekommt, wie ich das in meinen kühnsten Adventträumen gerne hätte. Aber es gibt bestimmt auch einige Mamas, die sich grad fl uchend den Keksteig aus den Haaren klauben und sich denken: Ich bin nicht allein! Und das Schöne daran ist ja: Egal, auf welcher Seite von „Instagram vs. Reality“ eure Adventzeit mit Kind steht – wenn am Heiligen Abend der Christbaum strahlt, alle bei „O Tannenbaum“ schief singen und die Kinderleins vor Freude auf und ab hüpfen, ist Weihnachten trotzdem immer irgendwie perfekt.
Susanne Holzer ist freie Autorin aus Salzburg. Gemeinsam mit Sybille Maier-Ginther schreibt sie im ehrlichen Mama-Blog und Buch „Hand aufs Herz“ darüber, wie das Leben mit Kind wirklich ist. Mehr von den beiden gibt’s auf www.facebook.com/handaufsherzblog.