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Zurück in die Kindheit Ein Besuch
Zurück in die Kindheit!
Im „Kindergarten für Erwachsene“ ist endlich wieder Zeit zum Blödeln: In der Volkshochschule Mariahilf können wir für ein paar Stunden der Realität entfliehen. Erstaunlich viele Erwachsene wollen wieder in ihre Kindheitstage eintauchen. von heidrun henke
Jutta rennt kreischend durch den Saal, sie wird von Franziska, einer Giftspinne, verfolgt, die auf allen Vieren durch den Raum jagt. Anna sucht Schutz bei Armin, einer Prinzessin mit goldenem Kleid und blonder Perücke, die sich wiederum den König angeln will. Jutta, Anna, Franziska und Armin sind alle über 30 und die Initiatoren dieses ungewöhnlichen Projektes, das sofort meine kindliche Neugier weckte. Auch ich besuche einen Tag lang diesen Kindergarten und versuche, mich intensiv in meine Kindheit zurückzuversetzen. Dabei beginnt mein inneres Kind zu jubeln und zu tanzen ...
Als ich damals, Anfang der 80er-Jahre, den Kindergarten besuchte, sagte ich noch Tante zur Pädagogin und spielte Cowboy und Indianer. Für mich heute als zweifache Mutter scheint diese Zeit extrem fern. Doch an diesem Tag „im Kindergarten“ der Volkshochschule merke ich, dass sie näher ist, als ich vermutete. Mein kindliches Wesen hat sich nie wirklich verabschiedet, sondern wartet nur auf Momente wie diese. Im Rahmen der Veranstaltung kommt langsam meine Erinnerung wieder, und es sprudeln längst vergessene Spiele und Verhaltensweisen aus mir heraus. Zuerst erinnert sich mein Körper und genießt offensichtlich und intuitiv die Rolle der 5-Jährigen: Beim Toben, Hüpfen, Tanzen, Raufen, Kreischen oder am Boden Rutschen fühle ich mich wieder in meinem kindlichen Element. Allmählich folgt auch der Geist und gibt sich infantilen Fantasiereisen und kreativem Nonsense hin. Mit der passenden Verkleidung geht das Reisen in die Kindheit wie von selbst. Schnell stülpe ich mir eine grüne Perücke über und zwänge mich in ein rosa Spitzenröckchen. „Ach, wie sehr ist mir das abgegangen“, denke ich, während ich mich wie ein Wirbelwind durch den Raum drehe, bis mir
Die Volkshochschule in Mariahilf bietet allen, die wieder Kind sein wollen, eine große Bühne.
schwindelig ist. Dann die andere Richtung. Die Arme sind weit vom Körper weggestreckt, frei wie ein Vogel, verrückt wie ein Derwisch.
» Alle Menschen sollten ihre Kindheit von Anfang bis Ende mit sich tragen. «
Astrid Lindgren
Jutta Niederstätter ist unsere „Kindergartentante“, zu der man petzen geht, wenn einer schubst. Sie ist die Gründerin des Projektes „Kindergarten für Erwachsene“). Gemeinsam mit ihrem pädagogischen Team (Blumenkind Anna, Spinne Franziska und Prinzessin Armin) zeigt sie uns vor, was wir im Laufe der Zeit verlernt haben: Blödeln – unverblümt, unzensuriert, intuitiv und wild.
Seit Kurzem wird der Kindergarten für Große, den es in dieser Form noch nie gegeben hat, in der Volkshochschule Mariahilf angeboten. Der Andrang ist groß, viele Erwachsene sehnen sich offenbar danach,
wieder Kind zu sein und zu spielen. „Beim Spiel entfalten wir unsere Lebendigkeit, und es entstehen neue Verknüpfungen im Gehirn“, erklärt Jutta. Sie ist ausgebildete Clownin und arbeitet als Veranstalterin, Freizeitpädagogin und kreativer Kopf im selbst gegründeten Verein „Das o ene Wohnzimmer“, in dem sie bereits 2020 Kindergartentage für Große angeboten hat. Seit Anfang des Jahres gibt es den Kindergarten für Erwachsene auch in Kooperation mit der Volkshochschule. „Hier verschmelzen Freizeitpädagogik, Elementarpädagogik und Erwachsenenbildung“, erzählt mir Youn Ji, Kommunikationsbeauftragte der Wiener VHS. Jutta hat die Idee geboren und gemeinsam mit ihrem Team das kreative Konzept entwickelt. So ist ein einzigartiges und sehr o enes Format entstanden, das auch mediale Wellen schlägt. Die Kuriosität der Idee ist für viele ein gefundenes Fressen. Auch RTL hat zwei Leute geschickt, die heute mit anderen großen Kindern im Kreis tanzen und mit ihrer Kamera die Ausgelassenheit dieses Tages festhalten. Wir sind an die 15 Teilnehmer und Teilnehmerinnen und kennen uns noch nicht. Unser Kindergartentag beginnt mit einem klassischen Morgenkreis und Kennenlernspielen: „Warum seid ihr heute hierher gekommen? An was erinnert ihr euch noch aus eurer Kindergartenzeit?“ Diese und ähnliche Fragen müssen wir in Zweiergruppen beantworten. „Ich wollte wissen, wie sich meine eigenen Kinder fühlen, wenn ich sie täglich im Kindergarten abliefere“, erzählt eine Mutter. „Ich möchte mich gern wieder so frei fühlen wie damals, ohne Struktur und Termine“, erzählt ein Mann, der im Arbeitsleben Förderanträge bewilligt.
Nach dem Kennenlernen gehen wir zum spielerischen Teil über: keine Vorgaben und Regeln, freies Spiel nach Lust und Laune. Es sind einzelne Stationen im Raum aufgebaut, wo man, je nach Bedürfnis, verweilen und ausprobieren kann: Malstation, Lese- und Kuschelecke, Brettspiele, ein großer Ko er mit Verkleidungen und zahlreiche Musikinstrumente.
Spinne Franziska beim Jagen. Hier darf man sein, wie und wer man will – Hauptsache kindisch.
» Der Mensch ist nur da ganz Mensch, wo er spielt! «
Friedrich von Schiller
Während der erste Teil noch recht strukturiert ist und das Denken die Oberhand hat, gleicht der zweite Teil einem fl ießenden Zauberteppich, auf dem man dahingleiten kann und immer wieder Neues entdeckt. Zuerst kommt man bei der Malstation vorbei und kleckst beim Gemeinschaftsbild mit, dann wieder knotzt man sich in die Leseecke und schaut sich „Die Raupe Nimmersatt“ an oder beobachtet die Lichtrefl exionen am Fenster. Dann wieder lässt man sich bei der Bastelstation nieder und faltet mit den anderen ein Segelboot. Es ist herrlich befreiend, denn es geht um nichts.
Der GMT LIGHT ist in verschiedenen Designs erhältlich und kann individuell mit Klettverschluss-Stickern verziert werden. Um je € 159,–.
Auf die leichte Schulter
Treue Begleiter ab dem ersten Schultag: Die Schultaschen von GMT For Kids sind besonders leicht und schonen den Rücken der Taferlklassler.
Eine gute Schultasche sollte Kindern den Schulalltag so leicht wie möglich machen – im wahrsten Sinne des Wortes. Der Meinung sind auch Lina und Anne aus Norwegen, die nach etlichen Jahren Entwicklung und Hunderten Tests schließlich eine besonders leichte Schultasche auf den Markt brachten: Der GMT LIGHT ist mit nur 750 Gramm ein echtes Fliegengewicht. Für weitere Entlastung des Rückens sorgt der patentierte Wirbelsäulenschutz, der den Druck auf den gesamten Rücken verteilt. Diese Konstruktion hilft den Kindern, ihren Rücken gerade zu halten und schützt die Wirbelsäule so vor Verkrümmungen. Bequem ist der GMT LIGHT außerdem: Der S-förmige gepolsterte Schultergurt und ein verstellbarer Brustgurt an der Vorderseite sorgen für die perfekte Passform – auch wenn die Kinder springen oder laufen. Und dank der durchdachten Aufteilung in mehrere Fächer bleibt auch alles ordentlich, übersichtlich und leicht zugänglich.
verteilt. Diese Konstruktion hilft den
Nur um die Tätigkeit an sich, ohne Bewertung, ohne Zweck. Es ergeben sich auch immer wieder Interaktionen mit den anderen. „Willst du mit mir Mikado spielen?“, fragt mich eine graumelierte Frau, 55 plus, halb schüchtern, halb scherzend. Gelegentlich verfällt man spontan in ein Rollenspiel: die gute Fee und der verwunschene König oder der Kampf um den güldenen Umhang. Dann lässt man sich wieder treiben und geht zur nächsten Szenerie. Intuitiv und lustvoll, wie eine Biene, die von Blume zu Blume fliegt und sich überall den Nektar holt.
Armin, einer der Teamleiter, vergleicht das freie Spiel mit einem Dschungel: „Es ist ein großes Abenteuer. Zunächst ist das Chaos unheimlich … welchen Weg gehe ich? Mal ist es eng, dann wieder weitet sich der Raum, und man streckt seine Flügel aus. Dann beginnt man zu genießen und zu spielen.“
» Man muss noch Chaos in sich haben, um einen tanzenden Stern gebären zu können. «
Friedrich Nietzsche Mixiwixer, Wichimisker ... wir prusten los oder bechen in hysterisches Gelächter aus. Andere Richtung, neuer Versuch: Wachsmaske, Maskenwachs, Waxmaxke, Was Maske?? Ich hab schon lange nicht mehr so viel gelacht und herumgeblödelt, aber es hat richtig gutgetan. Und es war befreiend – egal, was die anderen von einem denken.
Vor sich hin träumen, gestalten, kreieren, interagieren. Im „Kindergarten für Erwachsene“ bekommt man einen Raum, in dem man sich ausprobieren kann – intuitiv und lustvoll.
Die Zeit vergeht im Nu, wie auch als Kind, wenn man viel Spaß hatte oder so tief in etwas versunken war, dass man Raum und Zeit vergisst.
Ich nehme wahr, wie schön die Begegnungen mit Menschen sind, wenn man sich, wie Kinder, auf einer anderen Ebene nähert: spielerisch, ohne den Kopf einzuschalten, ohne zu bewerten – sondern einfach auf den Bauch hören und den Körper sprechen lassen. Obwohl man weniger vom anderen weiß, kommt man sich im Spiel trotzdem schneller näher. An diesem Kindergartentag entstehen für mich echte Begegnungen des Herzens.
Wir finden uns wieder im Kreis zusammen und spielen Stille Post, indem wir Bewegungen statt Worte nachahmen. Irgendwann enden wir alle als Zombies, die durch den Raum irren. Für manche dann doch eine Spur zu viel. „Das ist mir jetzt zu blöd, ich geh wieder malen!“, sagt ein Teilnehmer und folgt instinktiv seiner Laune. Auch gut, aber hätte er sich das als Kind auch schon getraut, frage ich mich?
Am Ende mein absolutes Lieblingsspiel: Wir stehen wieder im Kreis und müssen Zungenbrecher aufsagen, reihum im Kreis. Bei „Messwechsel“ erfolgt Richtungswechsel und ein anderes unaussprechliches Wort. Schnell und ohne Lachen, ist die Vorgabe. Whiskeymixer,
Kindergarten für Erwachsene
Einen Tag lang frei inneren Impulsen folgen und der kreativen Ausdruckskraft Raum geben. Anspruch und Bewertungsdrang dürfen draußen bleiben. Nach dem Einstiegskreis gibt es freie Zeit, Materialien und Impulse, um der eigenen kreativen Spur nachzugehen – für sich alleine oder in der Begegnung mit anderen. Ziel ist es, Menschen in einer angenehmen Atmosphäre spielerisch neue Themen und Aktivitäten näherzubringen sowie Begegnung zu ermöglichen. • Veranstalter: Freizeitpädagogin Jutta Niederstätter, angehende Maltherapeutin
Anna Schmidt vom Verein „Das offene Wohnzimmer“ sowie Franziska Koppensteiner (Trainerin, Künstlerin) und Armin Mohebbi (Lebens- und Sozialberater) • Nächste Termine: 30.4., 14.5., 28.5., 4.6. 2022, jeweils Samstag 10–15 Uhr • Kursort: Veranstaltungszentrum Mariahilf Königseggasse, Königseggasse 10, 1060 Wien • Kosten: € 33,50 plus € 10,– Materialkosten, die von der Kursleitung vor Ort eingehoben werden • Anmeldungen unter: mariahilf@vhs.at, Tel.: +43 1 89 174 106 000, www.vhs.at