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Und dann geht alles sehr schnell
Eine Erkrankung durch Meningokokken kommt plötzlich und kann verheerende Folgen haben – selbst für die, die es überleben. Die gute Nachricht: Es gibt Impfungen. Es empfi ehlt sich allerdings, aktiv und konkret beim Hausarzt nachzufragen, denn die Thematik bekommt selten die Aufmerksamkeit, die sie verdient. von peter zirbs
Caro war damals 17 Jahre alt, und die Osterferien hatten gerade begonnen. Bislang hatte sie außer ein paar Sportverletzungen keinerlei Krankheiten gehabt – doch am zweiten Ferientag wachte sie mit leichten Grippesymptomen auf: Gliederschmerzen und leicht erhöhte Temperatur. Sie dachte sich nichts dabei und blieb im Bett, um sich auszukurieren. Ihre Eltern gingen wie gewohnt zur Arbeit, doch als die Mutter heimkam, fand sie ihre Tochter bereits in einem deutlich schlechteren Zustand: Das Fieber war gestiegen, die Gliederschmerzen waren wesentlich stärker, und Caro war bereits geistig etwas abwesend. Der sofort hinzugezogene Hausarzt diagnostizierte eine Grippe und verschrieb Schmerz- und fi ebersenkende Mittel. Bis zum Abend wurde es zwar nicht besser, aber vorerst auch nicht schlimmer – und so beschloss die Familie, die Nacht abzuwarten.
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Caro

Caro hat es überlebt. Jetzt hilft sie mit, Bewusstsein für die Impfung zu scha en: Ab dem Alter von 8 Wochen kann man sein Kind gegen den Meningokokken-B-Stamm schützen. Und dann begann für Caro die Hölle. Innerhalb weniger Stunden wurden die Schmerzen so stark, dass sie gar nicht mehr lokalisierbar waren; das immer noch steigende Fieber pulsierte in ihrem Kopf. Doch Caro dachte sich: „Stell dich nicht so an. Der Arzt hat gesagt, es ist eine Grippe. Schlaf ein paar Stunden, dann wird es wahrscheinlich schon wieder viel besser gehen.“ Allerdings klappte das mit dem Schlafen nicht, und als sie am Morgen ihre letzte Kraft zusammennahm, um auf die Toilette zu gehen, brach sie nach zwei Schritten bewusstlos zusammen. Dabei hatte sie noch Glück im Unglück: Im Fallen riss sie ihre Stereoanlage zu Boden, was so einen Krach machte, dass ihre Eltern aufwachten und sie am Boden liegend vorfanden. Schnell wurden Notarzt und Hausarzt gerufen; Caros Mutter bemerkte zu diesem Zeitpunkt bereits die für die Krankheit typischen Flecken der Einblutungen, die sich auf Armen und Beinen gebildet hatten. „Die sehen aus wie Pestbeulen; als würde der Körper von innen verfaulen – und ehrlich gesagt, fühlte es sich zu diesem Zeitpunkt auch so an“, schildert Caro ihren Leidensweg. „Und dann kam der Moment, als Mama zu Papa sagte: Du, ich glaub, unser Fieberthermometer ist kaputt – es zeigt 41,6 °C!“ Kurz darauf war bereits das Rettungsteam da, hatte Caro auf eine Trage gelegt und durchs Stiegenhaus getragen. Daran kann sich Caro bis heute im Detail erinnern, denn jede einzelne Stufe war in diesem Zustand äußerst schmerzhaft. Ab der Hälfte der Treppe wurde sie ohnmächtig. Im Spital dauerte ihr Kampf mit dem Tod drei Tage – und das ist für eine Meningitis sogar relativ kurz. Doch sie hat ihn gewonnen. Der Krankheitsverlauf war damit aber noch nicht ausgestanden: Vier weitere Monate musste Caro im Spital verbringen, wo sie unterschiedliche Therapien zur physischen und psychischen Wiederherstellung durchmachte. „Schlussendlich ist es für mich wirklich glimpfl ich ausgegangen“, ist Caro jetzt, nach 18 Jahren, immer noch erleichtert.
Wenn es einen erwischt, ist es fatal Glimpfl ich deshalb, weil nicht nur eine von zehn Personen trotz bester medizinischer Versorgung daran stirbt, sondern weil bis zu 20 % der Betro enen dauerhafte Folgeschäden wie Amputationen, Hirnschäden oder großfl ächige Vernarbungen erleiden. Was bei Caro, die mittlerweile selbst Mutter von drei Kindern ist, geblieben ist: ein großer Respekt vor dieser Krankheit, die Babys, Kinder und Jugendliche so plötzlich und wie aus dem Nichts tre en kann. Auch deshalb ist sie mit ihren Erfahrungen an die Ö entlichkeit gegangen – um zu warnen, und um Eltern zur Vorsorge durch die Impfung zu animieren. Was ihr noch geblieben ist von der Krankheit, sind taube Innenseiten ihrer Finger,

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Narben sowie ein Nierenleiden, das sie mit Medikamenten im Gri hat. Und Caro ist nur eines von mehreren Beispielen, bei denen die Erkrankten gerade noch mal Riesenglück gehabt haben. „Es gibt zwei Altersgruppen, bei denen es zu Peaks der Erkrankung kommt, nämlich Babys und Jugendliche“, weiß Kinder- und Jugendfacharzt Dr. Michael Sprung-Markes. „Es handelt sich dabei um eine Tröpfcheninfektion; sie wird also etwa durch Husten und Sprechen übertragen. Mehr oder weniger so, wie wir es von Corona kennen. Und gerade Jugendliche haben viel Kontakt durch Schule und Freizeitgestaltung wie etwa Sport oder Lokalbesuche“, führt er aus. „Diese Erkrankung ist ein bisschen das Schreckgespenst der Pädiatrie, denn fast jeder Kinder- und Jugendarzt kennt Geschichten, bei denen eine Infektion mit Meningokokken anfangs unerkannt geblieben ist. Ich arbeite in Ottakring in Wien in einer großen Gruppenpraxis, in der teilweise bis zu 150 kranke Kinder sind. Viele davon haben hohes Fieber; vor allem in der Grippezeit müssen wir Ärzte daher sehr kurzfristig entscheiden, ob eine Krankheit nun gefährlich ist oder nicht. Es ist daher die große Sorge eines jeden Kinderarztes, eine Meningitis zu übersehen.“ Diese Sorge ist berechtigt: Fast jeder Kinderarzt kennt einen Todesfall im Säuglingsalter durch Meningokokken. Mit ein Grund, warum er in seiner Ordination die Impfung empfi ehlt. Denn auch wenn es im Jahr nur an die rund 50 Fälle invasiver Meningokokken-Erkrankungen gibt: Wenn es jemanden erwischt, ist die Gefahr groß, dass es fatale Folgen hat.
Die Impfung wirkt Daher setzt sich Dr. Michael Sprung-Markes auch für die wichtige Au lärung der Eltern ein. „Die Impfung wird im Österreichischen Impfplan des Impfgremiums empfohlen – und zwar die Meningokokken-B-Impfung mit acht Wochen“, erklärt er. „Darüber sollten eigentlich alle Kinderärzte informieren, allerdings ohne Druck bei den Eltern zu machen.“ Eine wichtige Frage ist die nach den Nebenwirkungen der Impfung. Wie sieht es da aus? „Bei dieser Impfung handelt es sich um einen Totimpfsto ; das heißt, dass es am ersten oder zweiten
Wie erkenne ich die Erkrankung?
Die Symptome einer MeningokokkenErkrankung ähneln zunächst den Symptomen einer Grippe. Sie verschlimmern sich allerdings sehr schnell: Die häufi gsten Symptome einer Meningitis (Hirnhautentzündung) sind ein steifer Nacken, hohes Fieber, Lichtsensibilität, Verwirrung, Kopfschmerzen und Erbrechen. Bei Kleinkindern können diese Symptome schwer zu erkennen sein oder sogar vollkommen fehlen. Sie erscheinen dann oft träge oder reizbar, erbrechen oder haben keinen Appetit. Eine schwerere Form der Meningokokken-Erkrankung ist die Sepsis (Blutvergiftung), welche durch einen dunkelvioletten Hautausschlag und eine schnelle Schädigung des Blutkreislaufs und von Organen gekennzeichnet ist. Dr. Michael Sprung-Markes

Tag zu einer Reaktion wie etwa einer geröteten Einstichstelle oder einer Immunantwort, die man spürt, kommen kann. Also etwa Fieber oder Schmerzen – das ist bei dieser Art der Impfung durchaus möglich, und das nimmt man auch problemlos in Kauf. Gestorben ist daran allerdings noch niemand“, sagt der Kinder- und Jugendfacharzt. Interessant ist auch, dass es verschiedene Stämme der Meningokokken gibt: „Es gibt etwa A, B, C, W, Y – im Ende ekt lösen sie alle die gleiche Krankheit aus. In westlichen Ländern herrscht der B-Stamm vor; in afrikanischen Ländern dominieren A und C. Das Impfgremium spricht sich bei uns also für eine Impfung mit dem dem B-Stamm ab acht Wochen aus, weil er mit 70 % am häufi gsten vertreten ist. Ab dem ersten Lebensjahr wird eine Meningokokken-C-Impfung empfohlen – und ab dem zehnten Lebensjahr empfi ehlt sich der Kombinationsimpfsto mit A, C, W und Y. Das ist übrigens auch der einzige Impfsto , bei dem die Kosten übernommen werden“, erläutert Dr. Michael Sprung-Markes. Und wer älter und nicht geimpft ist: Man kann sich auch mit 40 noch gegen Meningokokken impfen lassen, was beispielsweise auch dann sinnvoll ist, wenn man in irgendeiner Form im Gesundheitswesen tätig ist. Was sich also auf jeden Fall auszahlt, ist, mit dem Hausarzt darüber zu reden – und sich eingehend über die Möglichkeiten sowohl zum Selbstschutz als auch zu dem der eigenen Kinder zu informieren. Denn die Fälle der Erkrankten, die wir im Zuge dieses Artikels kennenlernen durften, machen betro en – und hätten durch eine Impfung verhindert werden können. Wer sich für das Thema interessiert, fi ndet auf meningokokkenerkrankung.at weiterführende Information. Empfehlenswert sind
FAKTEN
• Meningokokken-Infektionen sind selten, aber gefährlich: Sie können innerhalb von 24 Stunden zum Tod führen. • Meningokokken-Erkrankungen können jeden tre en. Das größte Risiko haben aber
Säuglinge, Kinder bis 5 Jahre und Jugendliche. • Bis zu 20 % der Überlebenden erleiden dauerhafte Folgeschäden wie Amputationen, Hirnschäden oder großfl ächige Vernarbungen. • Etwa 1 von 10 erkrankten Personen stirbt trotz bester medizinischer Versorgung. • Es gibt Impfsto e gegen die 5 Gruppen, die die allermeisten Erkrankungen verursachen – nämlich A, B, C, W und Y.
auch die Instagram-Live-Talks und mehr – siehe @meningokokkenjazumschutz auf Instagram.
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Kennst du den Impfstatus deines Kindes? Ist dein Kind bestmöglich gegen Meningokokken geschützt?
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Wenn so ein kleines Wesen auf die Welt kommt ist man überglücklich, aber auch ängstlich. Es gibt so viele Krank- heiten, so viele Gefahren und oft weiß man nicht, was man tun soll. Alle Eltern wollen ihre Babys beschützen. Du kannst dein Kind nicht vor allen Widrigkeiten des Lebens schützen - gegen Meningokokken-Erkrankungen schon! Informiere dich bei deinem Arzt über die Schutzmöglichkeiten!

Alles begann am Silvesterabend. Die damals 11 Monate alte Elisabeth bekam hohes Fieber und hörte nicht mehr auf zu weinen. Ihre Mutter Cathrin* fuhr am nächsten Tag, da die Kleine noch immer fieberte, das erste Mal ins Krankenhaus. Sie wurde dieses und auch ein weiteres Mal nach Hause geschickt, da die Symptome des Babys einem grippalen Infekt ähnelten und weitere Tests keine Ergebnisse brachten. Das Fieber stieg weiter an und als Elisabeth nur mehr flach atmete und sich dunkle Flecken auf ihrer Haut zeigten, fuhr die verzweifelte Mutter zum dritten Mal ins Krankenhaus. Zu diesem Zeitpunkt wussten die Ärzte sofort: Es war kein normaler Infekt, sondern eine lebensbedrohende Infektion mit Meningokokken, die binnen weniger Stunden zum Tod führen kann. Elisabeth war zusätzlich zu einer bakteriellen Meningitis (Hirnhautentzündung) auch an einer Sepsis (Blutvergiftung) erkrankt.
Bei einer Meningokokken-Erkrankung zählt jede Sekunde.
Elisabeth bekam Bluttransfusionen, musste aufgrund von Organversagen an die Dialyse und wurde über 20-mal an ihrem rechten Bein operiert. Nach langen 85 Tagen konnten Elisabeths Eltern ihr Baby endlich nach Hause bringen. Diesen Moment werden sie nie vergessen, denn es war das größte Glück ihres Lebens. Elisabeth überlebte, jedoch mit schweren Folgeschäden. Sie hat heute noch immer eine Ernährungssonde und kann nicht schlucken. Ob ihr stark vernarbtes Bein amputiert werden muss oder ob es gerettet werden kann, ist noch unsicher. Trotz allem hat Elisabeth ihr fröhliches Gemüt nicht verloren. Sie ist eine Kämpferin.
Säuglinge, Kleinkinder und Jugendliche sind am meisten von MeningokokkenErkrankungen betroffen.
Elisabeths Eltern erfuhren erst im Nachhinein, dass es verschiedene Schutzimpfungen gegen die unterschiedlichen Gruppen von Meningokokken (A,B,C,W und Y) gibt.**
Fragen Sie Ihren Arzt frühzeitig, ob Ihrem Kind eine Schutzimpfung fehlt!
Nähere Informationen unter:
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